DIPLOMARBEIT Frühkomplikationen nach einer Sinusliftoperation mit autologem Knochen vom Beckenkamm eingereicht von Biljana Milicevic zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der Zahnheilkunde (Dr. med. dent.) an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Klinische Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie unter der Anleitung von Priv.-Doz. Dr med. dent. Dr.med.univ Matthias Feichtinger Univ.-Ass. Dr.med.dent. Dr.med.univ. Knut Reinbacher Graz, Februar 2015 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz, am 24.02.2015 Biljana Milicevic, eh I Danksagung Für die Anregung zur Erstellung dieser Arbeit sowie die Betreuung während dessen möchte ich mich bei Priv.Doz. DDr. Matthias Feichtinger und OA DDr. Knut Reinbacher bedanken. Danke für die Unterstützung und geduldige Hilfsbereitschaft! Ein großer Dank gilt meiner Familie und meinen Freunden für Ihre Zeit und Unterstützung während meines Studiums. Ebenso möchte ich mich bei meinem Ehemann für die wertvolle Unterstützung beim Abschluss meines Studiums bedanken. II Zusammenfassung Titel Frühkomplikationen nach einer Sinusliftoperation mit autogenem Knochen vom Beckenkamm Einleitung Ein erfolgreiche ausreichendes orale Knochenlager Rehabilitation mit ist Grundvoraussetzung Implantaten. Bei für eine fortgeschrittener Alveolarkammatrophie, zumeist bedingt durch langjährige Zahnlosigkeit, bedarf es daher primär einer Anhebung des Kieferhöhlenbodens, um die notwendige vertikale Knochenhöhe zu erreichen. Die Sinusbodenaugmentation gilt als etablierte Methode zur Korrektur des vertikalen Knochendefizits, um eine erfolgreiche Insertion von Implantaten zu ermöglichen. Autogene Knochentransplantate gelten dabei nach wie vor als Goldstandard für die Knochenaugmentation. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden diese dem Beckenkamm entnommen. Zielsetzung Trotz hoher Erfolgssicherheit der Sinusbodenaugmentation können bei einem operativen Eingriff Komplikationen niemals gänzlich ausgeschlossen werden. Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde das Auftreten von Frühkomplikationen nach einer Sinusbodenaugmentation genau untersucht. Methode Im Zeitraum zwischen 2009 und 2013 wurden an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Graz, Klinische Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, 19 Sinusbodenaugmentationen durchgeführt. Auftretende Frühkomplikationen (Häufigkeit, Erscheinungsform, Behandlungsmethode) wurden bei allen Patienten genau dokumentiert und statistisch erfasst. Ergebnisse Bei den untersuchten Patienten wurden in 5 Fällen Frühkomplikationen beobachtet. In einem Fall ist es zu Spätkomplikationen gekommen und in zwei Fällen kam es zu einem Transplantatverlust. Bei allen Fällen waren vordergründig patientenspezifische Charakteristika ursächlich für den Auftritt von Komplikationen. In den übrigen 2 Komplikationsfällen hatte dies keine Auswirkung auf das Behandlungsresultat. III Schlussfolgerung Die Erfolgsrate bei der Sinusbodenaugmentation entspricht rund 90%. Postoperative Frühkomplikationen lassen sich durch adäquate Patientenselektion und Kooperation, bei Berücksichtigung aller technischer Operationsdetails und geeigneter medikamentöser Behandlung, minimieren. IV Abstract An edentulous posterior maxilla alveolus faces a continuous resorption of the alveolar ridge. The insufficient residual bone height, due to a severe atrophy, requires a bone augmentation before any placement of dental implants. Sinus elevation is considered a highly predictable augmentation procedure to reconstruct an atrophic maxilla and consequently being one of the most reliable procedures in preprosthetic surgery. For sinus lifting procedures autogenous bone is still considered to be the gold standard. Its popularity is based on its inherent osteconductive, osteoniductive and ostegenic properties. Bone harvesting from extraoral sites is primarily done so from the iliac crest, which provides a variable bone composition and satisfies without difficulties the voluminous needs. However, no surgical procedure is entirely riskless, thus also grafting of the maxillary has potential complications which are specific and non-specific for this procedure. Although the general complication rate is low, some cases might require additional surgery and might affect the outcome of the oral rehabilitation. The symptoms of a normal postoperative patient’s response to sinus surgery should resolve gradually with three weeks leading to full recovery. Early complications occurring within six weeks postoperatively require a careful examination and can be easier managed if promptly diagnosed. A pharmacological therapy is advised in all circumstances, but the patient’s response in terms of recovery speed and general condition might require close monitoring and eventually a multidisciplinary approach in scenarios where sinus complications appear. Early complications occurring after sinus grafting procedures are infrequent and generally efficiently resolved. V Inhaltsverzeichnis EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG I DANKSAGUNG II ZUSAMMENFASSUNG III ABSTRACT V INHALTSVERZEICHNIS VI 1. ZIELSETZUNG 1 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 1 2.1. GESCHICHTE 2.2. ANATOMISCHE GRUNDLAGEN 2.2.1. MAXILLA 2.2.2. SINUS MAXILLAE 2.2.3. BECKENKAMM 2.3. ENTWICKLUNG 2.4. AUGMENTATION 2.4.1. DEFINITION UND ALLGEMEINES 2.4.2. INDIKATION UND KONTRAINDIKATION 2.4.3. PRÄOPERATIVE DIAGNOSTIK 2.4.4. PRÄIMPLANTOLOGISCHER KNOCHENAUFBAU 2.5. AUGMENTATIONSMATERIALIEN 2.5.1. AUTOGENER KNOCHEN 2.5.2. KNOCHENERSATZMATERIALIEN 2.6. BECKENKAMMTRANSPLANTAT 2.7. EINHEILUNGSPROZESS UND RESORPTION DES FREIEN TRANSPLANTATES 1 2 2 3 4 4 5 5 6 8 8 13 14 15 17 17 3. KOMPLIKATIONEN 19 3.1. INTRAOPERATIVE KOMPLIKATIONEN 3.2. POSTOPERATIVE KOMPLIKATIONEN 3.2.1. SINUSLIFT 3.2.2. DONORREGION 20 21 21 22 VI 4. STUDIE 24 5. MATERIAL UND METHODEN 27 5.1. 5.2. 5.3. 27 28 32 PATIENTENGUT INDIKATION UND OPERATIONSVERFAHREN DATENERFASSUNG 6. ERGEBNISSE 33 7. DISKUSSION 40 8. SCHLUSSFOLGERUNG 44 9. LITERATURVERZEICHNIS 46 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 50 VII 1. Zielsetzung Ziel dieser retrospektiven Studie war es, das Auftreten von Frühkomplikationen nach einer Sinusbodenaugmentation zu untersuchen. Als Frühkomplikationen gelten nach klinischem Konsens an der Universitätsklinik Graz jene Komplikationen, welche postoperativ innerhalb von sechs Wochen auftreten. Diese wurden beim inkludierten Patientenkollektiv protokolliert und statistisch erfasst. 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Die Technik Geschichte der Sinusbodenelevation zur Alveolarkammerhöhung hat das therapeutische Spektrum der Implantologie bedeutend erweitert und folglich gilt die Augmentation des Sinusbodens, als präimplantologische und implantationsbegleitende Maßnahme, heute als wissenschaftlich fundierte und etablierte Methode. Das erstmals 1980 von Boyne und James (1) beschriebene Verfahren wurde 1986 von Tatum (2) modifiziert indem die Sinusbodenelevation über ein laterales Fenster durchgeführt wurde. Das Ursprungsverfahren hat zwischenzeitlich, je nach situativer Notwendigkeit, eine Vielzahl von Adaptationen erfahren u.a. Summers (33) – die sogenannte „interne oder indirekte Sinusbodenelevation“ (ISME) als minimal invasive Osteotomtechnik oder mikroinvasive Ballon assistierte Sinsubodenelevation (BalloonLift-Control-Verfahren) nach Benner und Heuckmann (2005) (47) usw. Insgesamt betrachtet stellt die Sinusbodenelevation ein bedeutendes Forschungsfeld dar, sodass nach 30-jähriger Forschung durch Kliniken und Wissenschaftler inzwischen mehr als 1000 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht wurden (3). 1 2.2. Anatomische Grundlagen Abbildung 1: knöcherne Struktur der Nasennebenhöhlen Der zahntragende Teil der Maxille (processus alveolaris) und die Kieferhöhle (sinus maxillaris) befinden sich in unmittelbarer Nähe und werden lediglich durch eine knöcherne Lamelle voneinander getrennt. 2.2.1. Maxilla Die Maxilla bildet den Oberkiefer, der vom Os palatinum (Gaumenbein), dem Procesus pterygoideus (Flügelfortsatz) und dem Os sphenoidale (Keilbein) morphologisch und funktionell zum Oberkieferkomplex ergänzt wird (4). Der Oberkiefer ist ein paariger Knochen, der in dieser Region der größte ist und im Oberkieferkomplex eine zentrale Lage besetzt. Klinisch betrachtet stellt die Maxilla den wichtigsten Knochen des Gesichtes dar. Sie ist an dem Aufbau mehrerer wichtiger anatomischer Strukturen beteiligt wie z.B.: Orbita, Cavitas nasi, Cavitas oris, Fossa Infratemporalis und Fossa pterygopalatina. Die Maxilla selbst besteht aus einem Schaft 2 (Corpus maxillae) und vier Fortsätzen (Processus frontalis, zygomaticus, palatinus und alveolaris). Das Corpus maxillae könnte man mit einer dreiseitigen Pyramide vergleichen, wobei Facies nasalis der Basis der Pyramide entspricht, die Spitze nach vorne gerichtet ist und auswärts ins Processus zygomaticus fortgesetzt wird. Die drei Seiten entsprechen der oberen (Facies orbitalis), der vorderen (Facies anterior) und der hinteren (Facies infratemporalis) Seitenfläche der Pyramide. Facies nasalis ist quadratisch und ist der größte Teil der äußeren Wand der Nasenhöhle. Facies orbitalis ist eine dreieckige Oberfläche, die sehr dünn und glatt ist, und den größten Teil des Orbitabodens darstellt. Facies infratemporalis ist leicht aufgewölbt und ist nach hinten und außen gerichtet. Facies anterior schaut nach vorne und außen. Ihre Grenzen sind: oben Margo infraorbitalis, vorne Incisura nasalis, hinten Crista infratemporalis. Auf dem caudalen Teil der Facies anterior befinden sich senkrecht gerichtete Auswölbungen, Juga alveolaria, die den Zahnwurzeln entsprechen. Der Teil der Maxilla wird weiter nach caudal durch Processus alveolaris fortgesetzt. Entlang des unteren freien Randes des Processus alveolaris, des sogenannten Arcus alveolaris, ragen Alveoli dentales hinein. Die Alveolen sind durch Septa interalveolaria voneinander getrennt, wobei die Molarenalveolen zusätzlich durch Septa interradicularia geteilt werden (33). 2.2.2. Sinus maxillae Der Innenraum des Corpus maxillae wird vom Sinus maxillae gebildet. Der Sinus maxilae ist ein weiter Hohlraum, welchen man sich auch wie den Schaft als eine dreiseitigen Pyramide vorstellen kann. Dabei entsprechen die Seiten und die Spitze des Hohlraums denen des Corpus maxillaris. Der Sinus maxillaris ist mit der Schleimhaut 3 ausgekleidet und das Flimmerepithel steht durch Hiatus maxillaris in Verbindung mit der Nasenhöhle (33). Die Ausdehnung dieses Hohlraumes ist sehr variabel und so auch der Abstand zwischen dem Sinusboden und dem Alveolarfundus verschiedener Zähne. Dabei ist über der Wurzelspitze des ersten Prämolaren die Knochenlamelle etwa 2mm dick, über den Spitzen der anderen Molaren noch dünner (12). 2.2.3. Beckenkamm Das Darmbein Os illium umfasst den oberen Teil des Acetabulums und den darüber gelegenen größeren Teil des Os coxae. Es besteht aus dem Corpus ossis ilii und der Ala ossis ilii. Die Crista iliaca bildet dabei den oberen äußeren Rand der Ala ossis ilii und besteht aus dem Labium externum und Labium internum. Zwischen diesen beiden Knochenlippen befindet sich die Linea intermedia (33). Für die Sinusbodenelevation bietet sich das Spendeareal des Beckenkammes insbesondere aufgrund der leichten Zugänglichkeit an. Daneben verfügt der Beckenkamm über die erforderliche Menge an Corticalis und Spongiosa, deren anteilige Proportionalität gute Voraussetzungen für die Stabilität und den Abheilungsprozess des Transplantates sind. 2.3. Entwicklung Der Oberkieferwulst entsteht aus dem ersten Schlundbogen des Viszerokraniums, aus dem Mandibularbogen. Durch desmale Ossifikation entsteht in dem mesenchymalen Gewebe des Oberkieferwulstes der Oberkiefer. Während der Entwicklung vom Neugeborenen zum Erwachsenen erlebt die Maxilla, vor allem ihr proportionaler Anteil 4 des Gesichtsschädels, eine starke Änderung. Die starke Metamorphosis der Maxilla entsteht erstens durch das ausgeprägte Größenwachstum, zweitens durch die Ausbildung des Kieferkammes. Gleichzeitig vollzieht sich auch die Ausgestaltung des Sinus maxillaris, das in den letzten Fetalmonaten als eine Schleimhautausstülpung existiert. Nach dem Wechsel des Milchgebisses nimmt die Kieferhöhle an Größe zu und mit dem Pubertätabschluss erreicht sie ihre definitive Dimension (5). „In der Folge auftretender Zahnverlust bewirkt letztlich nicht nur eine Reduktion des Processus alveolaris, sondern es kommt an diesen Stellen auch zu einer Absenkung des Sinusbodens, sodass nur eine dünne Knochenlamelle als Abschluss verbleibt“ (4). 2.4. Augmentation 2.4.1. Definition und Allgemeines Augmentation als terminus technicus der zahnärztlichen Chirurgie umschreibt verschiedene Knochenaufbaumethoden bei Kieferndefekten und wird sinngemäß als Synonym für Knochenaufbau verwendet. Knochenaufbau bedeutet das Einbringen bzw. Hinzufügen von Material zur Volumenvergrößerung eines Knochenabschnitts. Die im Rahmen dieser Arbeit beschriebene Sinusbodenaugmentation wird dabei als präprothetische Maßnahme durchgeführt. Grundsätzlich kann noch festgehalten werden, dass eine Aufbauplastik aus prothetischen Gründen im Unterkiefer seltener erforderlich ist, als im Oberkiefer. Im Zuge des Ausheilungsprozesses ist die Knochenregeneration auf verschiedene biologische Mechanismen(6) zurückzuführen, abhängig vom verwendeten Augmentationsmaterial: Osteogenese – Knochenbildung durch die im Transplantat überlebenden Osteoblasten. 5 Osteokonduktion – Einsprossung von Gefäßen und Knochenneubildung aus dem Knochenlager, wobei das eingebrachte Transplantat als Leitstruktur der Knochenbildung dient. Osteoinduktion – Einfluss wachstumsinduzierender Knochenproteine (z.B. Knochenmodulierendes Protein – engl.: Bone morphogenetic protein – BMP) auf pluripotente Mesenchymzellen, indem die Differenzierung unreifer mesenchymaler Vorläuferzellen in Osteoprogenitor-Zellen und Osteoblasten mit nachfolgender Osteogenese gefördert wird (18). 2.4.2. Indikation und Kontraindikation Eine ausreichende Knochenmenge und -qualität ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche orale Rehabilitation mit Implantaten (7). Eine fortgeschrittene Resorption des Kiefers kann jedoch die gewünschte Versorgung mit Implantaten erschweren, da es an dem benötigten Knochenvolumen mangelt, um eine lange Verweildauer der Implantate zu garantieren. Dies kann eine Vielzahl von Ursachen haben: Zahnlosigkeit, Parodontitis marginalis profunda, Zysten, Traumata, Fehlbildungen, Tumoren und unzureichender Zahnersatz (7). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf der altersbedingten Alveolarfortsatzatrophie. Diese funktionsbedingte Involution des Knochens ist meistens durch die pathologische Druckatrophie beschleunigt, welche wiederum auf schleimhautgetragenen Zahnersatz zurückzuführen ist (8). 6 Abbildung 2: Resorptionsklassen nach Cawood und Howell Klasse 1: bezahnt Klasse 2: unmittelbar nach der Extraktion Klasse 3: gut gerundeter Kieferkamm mit adäquater Höhe und Breite Klasse 4: messerscharfe Kammform mit adäquater Höhe und inadäquater Breite Klasse 5: flacher Kieferkamm mit inadäquater Höhe und Breite Klasse 6: hochatrophe Kammform mit teilweise negativen Kieferkämmen Die Dicke eines intakten und ortständigen Knochens, der sich um ein (zukünftiges) Implantat befinden sollte, beträgt mindestens 0,5-1 mm und die Höhe mindestens 1011mm. Andernfalls kann man nicht über eine günstige und langzeitige Prognose reden. Im Ergebnis indiziert ein insuffizientes Knochenlager als präimplantologisch- chrirugische Maßnahme eine Knochenaugmentation, um die angedachte Implantation überhaupt zu ermöglichen bzw. dessen Überlebensrate zu gewährleisten. In der Prämolaren- und Molaren-Region des Oberkiefers wird das erforderliche Knochenvolumen durch die Elevation des Bodens vom Sinus maxilaris erreicht. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff ist ebenso bei der Sinusbodenelevation eine vorsorgliche Überprüfung der Kontraindikationen unerlässlich. Kontraindikativ für eine Sinusbodenaugmentation sind bestrahlte Patienten (Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich), eine intravenöse Anwendung von Bisphosphonaten und eine vorausgegangene radikale 7 Kieferhöhlenoperation nach Caldwell-Luc, da bei dieser die Schneider‘sche Membran vollkommen entfernt wurde (9). 2.4.3. Präoperative Diagnostik Jede augmentative Maßnahme erfordert eine präzise präoperative Diagnose, welche die nachfolgende prothetische Planung ermöglicht. Dazu gehören eine allgemein medizinische Anamnese sowie eine klinische und röntgenologische Untersuchung. Letztere umfasst neben der Panoramaschichtaufnahme zwingend eine 3D- Visualisierung (Computertomographie bzw. digitale Volumentomographie). Diese veranschaulicht die Lagebeziehung des Kieferkamms zum Kieferhöhlenboden und ermöglicht die quantitative Einschätzung des zu transplantierenden Augmentationsmaterials. Im Zuge der präoperativen Planung erfolgt ebenso eine detaillierte Information des Patienten mittels eines Aufklärungsbogens (10). 2.4.4. Präimplantologischer Knochenaufbau Unterschiedliche operative Verfahren, durch die das bestimmte Knochenvolumen im Kieferbereich zu erreichen ist, sind: Augmentation in der Kombination mit Guided Bone Regeneration, Onlay-artige Augmentation (externe Augmentation), Inlay-artige Augmentation (interne Augmentation oder Sinusbodenelevation) und Bone-splitting. 2.4.4.1. Guided Bone Regeneration Die geführte Knochenregeneration (Guided Bone Regeneration -GBR) wurde als Verfahren zur Regeneration parodontaler Defekte entwickelt. Die Knochenneubildung soll ermöglicht werden indem das Wundgebiet mittels einer membranartigen Folie abgedeckt bzw. separiert wird (11). Dadurch soll das schnellwachsende Weichgewebe 8 vom neu zu bildenden Knochen getrennt werden, die Form des aufzubauenden Knochenareals erhalten, und gleichzeitig die Proliferation der gewünschten Gewebeart gefördert werden (8). Zur Anwendung kommen dabei sowohl resorbierbare Membranen – xenogener oder synthetischer Herkunft – als auch nichtresorbierbare Membranen aus Polytetrafluorethylen und Titanfolien. 2.4.4.2. Auflagerungsosteoplastik Ein niedriger oder vollkommen atrophierter Alveolarfortsatz im Oberkiefer und Unterkiefer, welcher gleichzeitig zu einem vergrößerten interokklusalem Abstand führt, indiziert die Onlay-artige Augmentation. Dabei kann mittels der Auflagerungsosteoplastik neben der vertikalen auch die horizontale Kieferdimension wiederhergestellt werden, sog. Anlagerungsosteoplastik. Meistens verwendet man dabei für das großflächige Transplantat Knochen aus der Beckenkammschaufel. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist die Passgenauigkeit zwischen dem Transplantat und dem ortsständigen Knochen(11). Zur Sicherung der Primärstabilität wird das Knochentransplantat folglich mit Minischrauben am Primärknochenlager befestigt oder auch mit Osteosyntheseplatten fixiert. Ebenfalls kann eine simultane Implantation erwogen werden, wobei dann das Transplantat direkt mit ImplantatsSchrauben befestigt wird. Das einzeitige Verfahren führt zwar zu einer Verkürzung der Behandlungsdauer, jedoch garantiert das zweizeitige Verfahren eine präzisere funktionelle Implantatpositionierung und mindert das Risiko einer prothetischen Fehlpositionierung (8)(12). 2.4.4.3. Sandwichosteomie Eine Kombination aus verlagernder und aufbauender Maßnahme nimmt die Sandwichosteotomie ein. Dabei wird der Alveolarfortsatz des Unterkiefers Regio 36 bis 46 oberhalb der Foramina mentalia und des Nervus abgelöst. Der obere periostgestillte 9 Knochenanteil wird in weiterer Folge angehoben bis die ursprüngliche vertikale Kieferdimension wiederhergestellt ist. Der horizontale Knochenspalt wird durch Zwischenlagerung von autogenen Knochentransplantaten oder (meistens) alloplastischem Knochenersatzmaterial gestützt. Das Fragment wird durch Mini- oder Mikroplattenosteosynthese fixiert (8). 2.4.4.4. Bone-splitting/ Bone-spreading Bone spreading- bzw. Bone splitting-Techniken dienen im Wesentlichen dazu, einen für die Aufnahme von Zahnimplantaten zu schmalen Kieferkamm, auf eine entsprechende Breite zu erweitern (13). Die Implantatversorgung größerer zahnloser Abschnitte indiziert die Bone-Splitting Methode, da dabei der gesamte Kieferkammbereich aufgedehnt wird (13). Dies erfolgt durch eine Längsspaltung des Alveolarfortsatzes und einer Trennung der bukkalen von der lingualen Knochenlamelle. Durch die Erweiterung des entstandenen Zwischenraums können nun die Implantate eingebracht werden (11). Die restlichen einwändigen Defekte werden anschließend augmentiert und können gegebenenfalls mit einer Membran (GBR-Technik) abgedeckt werden (8). Entscheidender Vorteil dieser Methode, ist dass das im Knochenspalt entstehende Koagulum leicht nach den Regeln der Knochenregeneration umgebaut wird, da eine Knochenheilung vom spongiösen Bereich heraus erwiesenermaßen besser ist als von kortikalen Bereichen. Präoperativ gilt es zu berücksichtigen, ob genügend spongiöser Anteil vorhanden ist, andernfalls bei einem sehr kompakten Knochen (Zusammenschmelzung des lingualen und bukkalen Corticalis) es zum Bruch der Lamellen kommen kann (8) (11). 2.4.4.5. LeFort-I-Osteotomie Indikation für diesen Eingriff ist der größtenteils resorbierte, zahnlose mikrognathe Oberkiefer, wenn es erforderlich ist, die Oberkieferrücklage zu korrigieren und gleichzeitig die ursprüngliche Mittelgesichtshöhe herzustellen. Der Oberkiefer wird in 10 der LeFort-I-Ebene osteotomiert, danach wird er nach vorne in die gewünschte intermaxilläre Position mobilisiert und, falls erforderlich auch nach kaudal verlagert, um die angemessene vertikale Dimension wiederherzustellen. Das mobile Segment wird mittels Miniplatten fixiert. Die LeFort-I-Osteotomie kann mit einer Sinusbodenelevation und einer Auflagerungsosteoplastik sowie simultaner Implantation im frontalen Oberkieferbereich kombiniert werden (12). 2.4.4.6. Sinusbodenelevation Augmentation) (Inlay-artige/interne Die interne Augmentation (Sinusbodenelevation) ist eine spezielle Maßnahme für den Oberkieferseitenzahnbereich. Über Jahre hin bestehende Zahnlosigkeit führt zu einer konstanten Ausbreitung des Sinus maxillaris in kaudaler Richtung (Pneumatisation) und einer zeitgleich erfolgenden Alveolarkammatrophie. Im Ergebnis verschmilzt mit der Zeit die dünne Kompakta des Sinusbodens mit derjenigen des Alveolarbogens (12). Durch die insuffiziente Restknochenhöhe ist eine erfolgsversprechende Implantatinsertion unmöglich. Es besteht zwar noch die Möglichkeit der Verwendung kürzerer Implantate, allerdings auf Kosten eines ungünstigen Wurzel-Krone Verhältnisses (11). Eine vertikale Knochengewinnung durch die Sinusbodenelevation ist in diesen Fällen die effektivere Lösung, wodurch auch ausreichend lange Implantate eingesetzt werden können, um die Kaukräfte in diesem Bereich zu bewältigen. 2.4.4.6.1. Als Sinusbodenaugmentation bezeichnet man Interne Sinusbodenaugmentation jenes Verfahren, bei dem die Kieferhöhlenschleimhaut angehoben wird, wodurch ein Hohlraum zwischen der Schneider’schen Membran und dem Kieferhöhlenboden geschaffen wird. Je nach situativer Notwendigkeit (größere zahnloser Abschnitt bzw. Einzelzahnlücke) gibt es zwei unterschiedliche Zugänge: Transkrestaler Zugang und das laterale Fenster in der fazialen Sinuswand (8). 11 Bei dem transkrestalen Zugang wird nach der Kieferkammschnittführung und entsprechender Entlastung, der Knochen freipräpariert. Mit dem Pilotbohrer wird die Primärbohrung der Achse und Länge so festgelegt, dass der Kieferboden im Zuge der Bohrung nicht perforiert wird. Anschließend wird in das Bohrloch ein Osteotom eingeführt, dabei vorsichtig die übrig gebliebene Knochenlamelle nach kranial geschoben und die Kieferhöhlenschleimhaut schonend abgelöst. Nachdem die Schleimhaut ausreichend abgehoben wurde, wird der entstandene Hohlraum mit autogenem Knochen oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Diese Methode ist besonders für Einzelimplantate gut geeignet (8) (11). Wenn noch genügend Restknochenhöhe vorhanden ist (mindestens 4-6mm), kann das Implantat zeitgleich mit der Knochenaugmentation eingesetzt werden, da in diesem Fall immer noch eine optimale primäre Stabilität des Implantats gewährleistet werden kann. Die dargestellte Vorgehensweise wird als ein einzeitiger Sinuslift bezeichnet. Im Gegensatz dazu, wird beim zweizeitigen Sinuslift im Zuge des ersten Eingriffs alleinig die Anhebung des Sinusbodens durchgeführt und bei dem zweiten Eingriff das Implantat in den neu gebildeten Knochen eingesetzt. Eine ausreichende Primärstabilität von mindestens 35 Ncm ist für die Osseointegration der Implantate sehr wichtig - indem Kleinstbewegungen ausbleiben, wird die zügigere Ausheilung begünstigt. Das Prinzip der Knochenheilung im periimplantären Gewebe entspricht der normalen Knochenheilung nach Fraktur oder Extraktion eines Zahnes. Damit die Heilungsphasen vom Blutkoagel bis zum Geflechtknochen ungestört verlaufen können, sind ein stabiles Blutkoagel und Infektionsfreiheit unumgänglich. Zusätzlich kann die Osseointegration durch Implantatgröße, und -form sowie Oberflächendesign verbessert werden (14). 2.4.4.6.2. Externe Sinusbodenelevation Die Sinusbodenelevation über ein Knochenfenster in der lateralen Sinuswand wurde wie bereits eingangs erwähnt erstmalig von Boyne und James beschrieben (8): Nach 12 einer Alveolarkamm- oder vestibulären Schnittführung wird die laterale Kieferhöhlenwand freipräpariert. Mit rotierenden Bohrinstrumenten wird ein ungefähr 2x3 cm großes Feld vorsichtig abgetragen, ohne dass es zur Schleimhautperforation kommt, oder ein kranial gestillter fensterartiger Deckel osteotomiert. Der Deckel wird nach kranial in die Kieferhöhle luxiert und die Schleimhaut vom Sinusboden abpräpariert. Im Ergebnis entsteht wiederum ein Hohlraum, welcher mit eigenem Knochen oder Knochenersatzmaterial auszufüllen ist (12). Abhängig davon, welches Material verwendet wurde, wird bei einem zweizeitigen Eingriff drei bis sechs Monate nach der Sinusbodenelevation die Implantation durchgeführt, wobei die Verwendung von eigenem Knochen, eine Implantatversorgung eher ermöglicht, da eigener Knochen an sich eine kürzere Resorptionszeit inne hat (8). 2.5. Augmentationsmaterialien Betrachtet man die Entwicklung der Forschung bzw. die Literatur zu den Operationspraktiken der Sinusbodenelevation, wird man vor allem hinsichtlich der unterschiedlichen Augmentationsmaterialien und Transplantationsmöglichkeiten eine Vielzahl von Darstellungen finden. Grundsätzlich zeigen dabei sowohl autogenes Gewebe als auch die alloplastischen und xenogenen natürlichen Knochenmineralien vorhersagbar gute Ergebnisse (17). In der jüngsten Vergangenheit, gerade bei ausgedehnter und mittelgradiger Restknochenhöhe, haben sich ebenso mit synthetischen Knochenersatzmaterialien vergleichbare Ergebnisse erzielen lassen (17). Ungeachtet der Wahl des Materials, ist die Voraussetzung für den anzustrebenden Knochenaufbau die Resorption des Aufbaumaterials bei Erhaltung der Stabilität simultan zur körpereigenen Knochenneubildung, wodurch sich folgende Anforderungen an ein optimales Knochenaufbaumetrial ergeben (19): - Ausreichende Verfügbarkeit - Hohe Erfolgsrate 13 - Fehlendes Infektionsrisiko, Ausschluss einer Übertragung von Bakterien, Viren, Prionen oder anderen pathogenen Krankheitserregern - Kein Risiko einer Allergisierung oder Abstoßung - Keine Entnahmemorbidität - Osteokonduktivität - Osteoinduktivität - Stabilität - Resorbierbarkeit 2.5.1. Autogener Knochen Der aktuellen Literatur lässt sich entnehmen, dass bei vielen Anwendern in der Praxis, besonders in Kliniken, als Augmentationsmaterial der autogene Knochen heute weiterhin den Goldstandard darstellt (18). Einer aktuellen Übersichtsarbeit ausgewählter Vergleichsstudien zu Folge gilt autogener Knochen aufgrund seiner osteokonduktiven, osteoinduktiven und osteogenen Eigenschaften als das am besten geeignete Transplantationsmaterial für Kiefernaugmentationen bei Patienten mit stark resorbiertem Kiefer (7) (21). Der Knochenersatz kann durch Blöcke (vaskularisiert und nicht vaskularisiert), kortikospongiöse Knochenspäne und Spongiosachips erfolgen (12). Zu beachten gilt jedoch, dass die Verfügbarkeit des autogenen Knochens je nach Entnahmestelle limitiert ist. Bei kleineren Defekten im Kieferbereich bietet sich die Entnahme von Knochengewebe aus den intraoralen Regionen an (18). Ein benötigter Knochenblock kann im Kinnbereich, Kieferwinkel, Unterkieferrand und Retromolarraum entnommen werden. Knochenspäne lassen sich in der Tuberregion, zahnlosen Kammabschnitten und Implantatbohrstollen entnehmen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber, dass die Patientenakzeptanz (insbesondere bei einer Entnahme aus dem Kinn) gering ist, da seitens der Patienten schwerwiegende ästhetische Vorbehalte bestehen, dass es zu einer Veränderung der Kinnform kommt (7). 14 Wie bereits erwähnt, sind für die plastische und rekonstruktive Gesichtschirurgie die Ressourcen am Schädel oft nicht ausreichend, so dass zusätzlich Knochen aus dem Becken, vom Wadenbein, Tibiakopf oder anderen Spenderregionen wie den Rippen, der Schädelkalotte oder dem Schulterblatt gewonnen werden können (18). Knochenmenge und –qualität sowie eine gute Vorhersehbarkeit der Einheilung in den Empfängerregionen sind wichtige Gründe, sich für autogenen Knochen zu entscheiden. Voraussetzung für eine ungestörte Einheilung ist dabei neben der guten Vaskularisation des Transplantatbettes auch die mechanische Ruhe im Knochentransplantat und im angrenzenden Lagerknochen sowie ein enger Kontakt zwischen Knochenoberfläche und anliegenden Weichteilen. Nach der primären Einheilung ist eine zeitlich nahe funktionelle Belastung unerlässlich für den Volumenerhalt, andernfalls verfällt das autogene Knochentransplantat innerhalb kurzer Zeit der absoluten Resorption (12). Hinsichtlich der Vorhersagbarkeit ist allerdings hervorzuheben, dass selbst bei größeren Augmentationen im stark resorbierten Kiefer, Erfolgsraten von über 95% erreicht werden (7). Hinzu kommt die Risikofreiheit des autogenen Knochentransplantates was die Übertragung von inhärenten Bakterien, Viren, Prionen oder anderen pathogenen Krankheitserregern betrifft, sowie der Vorteil, dass allergische Reaktionen ausgeschlossen sind (18). Allerdings kann die Knochenentnahme potentiell auch zur Morbidität der Donorregion führen, weswegen viele Patienten diesbezüglich Bedenken haben. Deshalb stellen inzwischen zahlreiche Knochenersatzmaterialien eine Alternative zu autologen Knochentransplantaten dar (20). 2.5.2. Knochenersatzmaterialien Die begrenzte Verfügbarkeit, nicht genau berechenbare Resorption der Transplantate und die Notwendigkeit eines Eingriffs an einer zusätzlichen Stelle bei autogener Knochenentnahme als inhärente Nachteile haben die Suche nach Knochenersatzmaterialien beflügelt. Diese werden heute als eine sinnvolle Alternative 15 beschrieben, um den Augmentationseingriff zu vereinfachen und dienen hauptsächlich als Füll- und Gerüstsubstanzen vor allem zur Osteokonduktion während des Knochenheilungsprozesses (21). Obwohl klinische Untersuchungen darauf hindeuten, dass Knochenersatzmaterialien alleinig durchaus erfolgreich für die Augmentation verwendet werden können (22), kommt keines den osteoinduktiven Eigenschaften von autogenem Knochen gleich (21). [bezüglich der Verwendung von Knochenersatzmaterialien zur Kieferaugmentation liegen zahlreiche, aber qualitativ sehr heterogene Veröffentlichungen vor…] Es gibt eine Vielzahl von Knochenersatzmaterialien, die sich nach unterschiedlichen Gesichtspunkten klassifizieren lassen. Grundsätzlich kann eine Einteilung nach Herkunft vorgenommen werden, bei welcher man natürliche von synthetischen Materialien abgrenzen kann. Erstere lassen sich wiederum in allogene (von einem anderen Individuum der gleichen Spezies - gefroren und getrocknet) und xenogene (von einem individuum einer anderen Spezies - deproteinisiert) Materialien unterteilen. Chemisch betrachtet, Hydroxylapatit. bestehen Synthetisch die natürlichen hergestellte Materialien Materialien sind überwiegend aus Tricalciumphosphate, synthetisch hergestelltes Hydroxylapatit und die bioaktiven Gläser (17) (21). Wünschenswert sind jedenfalls zwei Reaktionsmöglichkeiten des Körpers auf ein nichtvitales keramisches Knochenaugmentat: Ossäre Organisation d.h. Umbau in vitales Knochengewebe mit vollständiger Resorption des Knochenersatzmaterials, und Ausbildung eines keramo-ossären Regenerates d.h. knöcherne Einscheidung des Knochenersatzmaterials, wobei die (langsame) Resorption im Zuge des natürlichen Remodellings geschieht (17). Die Knochenersatzmaterialien sind als Granulate, Blöcke und seit geraumer Zeit auch in Pastenform erhältlich. Sie können alleine oder gemischt mit autogenen Knochenchips angewendet werden und führen zu vorhersagbaren Ergebnissen (23). 16 2.6. Beckenkammtransplantat Die Wahl der Spenderregion ist abhängig von der Struktur des benötigten Transplantates sowie der benötigten Knochenmenge. Intraoral (alveolär, retromolar und mental) gewonnener Knochen ist nur in beschränkter Menge verfügbar, weswegen eine ausgeprägte Atrophie oder ein anderweitig entstandener ausgedehnter Knochendefekt die Knochenentnahme am Beckenkamm indiziert. Vor allem aufgrund des großen hochwertigen Knochenangebotes ist der Beckenkamm die primäre Wahl für eine autologe Knochenentnahme aus der extraoralen Region (24). Hinzu kommt noch die Möglichkeit der variablen Transplantatgestaltung: Je nach Bedarf können monokortikale Knochenspäne, spongiöses Material und kortikospongiöse Blöcke (mono- oder bikortikal) in ausreichendem Umfang gewonnen werden. Die Entnahme des Beckenkammtransplantates kann aus dem vorderen (anterior) und auch aus dem hinteren (posterior) Beckenkamm durchgeführt werden, wobei jene aus dem hinteren Beckenkamm geringere postoperative Beschwerden zur Folge hat. Die Transplantatgewinnung aus dem vorderen Beckenkamm kann über zwei verschiedene Zugänge erfolgen: perkutan und offen. In der Gesamtbetrachtung ist der perkutane Zugang mittels Trepan erfahrungsgemäß mit den geringsten postoperativen Schmerzen (Wundempfindlichkeit, allgemeine Gehschmerzen) und Sensibilitätsstörungen (oberflächliche Empfindungsstörungen der Haut) verbunden (7). 2.7. Einheilungsprozess Transplantates und Resorption des freien Bei der Auswahl des adäquaten Augmentationsmaterials ist neben der bereits erwähnten Herkunft und Verfügbarkeit auch die Resorbierbarkeit als Entscheidungskriterium zu berücksichtigen. Anatomisch gesehen, sind jedenfalls die Voraussetzungen für die Transplantatregeneration (bei der Sinusbodenelevation) besonders günstig, da der dabei geformte Raum, zwischen der Schneider’schen Membran und dem knöchernen Kieferhöhlenboden einen vier-wandigen Knochendefekt 17 darstellt und die betroffene Region während der Einheilphase nicht mechanisch beansprucht wird (18). Allgemein dient die Knochenstruktur des (autogenen) Transplantates quasi als Leitschiene, wobei es im Laufe der Zeit vom ortsständigen Knochen aus zu einem schleichenden Ersatz kommt (sog. creeping substitution) (25). Nach der erfolgten Transplantation sorgt das Absterben der zellulären Knochenelemente und die zeitgleiche Resorption, durch die Einwanderung der Osteoklasten und Makrophagen über die einsprossenden Gefäße, für eine Stimulation des Knochenneubaus. Spezifische osteoinduktive Faktoren werden bei der Transplantatresorption aus dessen Grundsubstanz freigesetzt und führen zu einer Aktivierung von knochenbildenden Zellen (25). Besondere Bedeutung haben dabei die knochenbildenden Proteinkomplexe (bone morphogenic proteins - BMPs), indem Sie für die Neubildung des Knochens durch Förderung osteogenetischer Stammzellen und Osteoblasten sorgen, wodurch das Transplantat schlussendlich inkorporiert wird (18) (27). Spongiosatransplantate stellen hinsichtlich ihres Aufbaus mit guter Vaskularisation und höheren Zellenanteilen eine ideale Struktur zum Knochenersatz dar. Kortikaler Knochen hat aufgrund der geringeren Vaskularisation und ebenfalls geringer zellulärer Anteile ein reduziertes osteogenes Potential und eine erhöhte Resorptionsanfälligkeit, zugleich aber dank der hohen Dichte eine bessere osteokonduktive Wirkung (28). Zusammengenommen sorgt aufgrund der genannten Faktoren ein kortiko-spongiöses Transplantat für die ideale Balance zwischen schneller Einheilzeit und niedriger Resorption bzw. benötigter Stabilität: Die Zuwendung des spongiösen Anteils zum Transplantatbett fördert die Vaskularisation, Osteoinduktion und Osteokonduktion. Zugleich ist im kortikalen Anteil aufgrund der hohen Knochendichte, im Hinblick auf die Implantatsetzung, dessen Primärstabilität eher zu erreichen (26). Eine baldige Versorgung mit Implantaten ist jedenfalls unbedingt notwendig, da andernfalls, in Ermangelung der mechanischen Belastung, eine zügige Resorption des Transplantates droht. Der ideale Zeitpunkt der Implantatsetzung nach erfolgter Augmentation ist in der Praxis nach wie vor ein Diskussionsthema. Ein zweizeitiges Verfahren hat durch die erfolgte Vaskularisierung des Transplantates eine höhere 18 Primärstabilität sowie Osseointegration des Implantates zur Folge, was letztendlich eher zu zufriedenstellenden ästhetischen Ergebnissen führt (29). Ebenso diskutabel ist die Dauer der Einheilzeit welche den idealen Zeitpunkt zwischen Knochenneubildung und Knochenresorption darstellt. Im Hinblick darauf die Behandlungsdauer möglichst kurz zu halten und dabei trotzdem eine hohe Erfolgsrate zu erzielen, zeigen mehrere Studien (30)(29), dass drei Monate Wartezeit zwischen Augmentation und Implantation langfristig betrachtet zu den erwünschten Ergebnissen führen. 3. Komplikationen Die Sinusbodenelevation und –augmentation wird seit nunmehr 35 Jahren, mit einigen Modifikationen in der Operationstechnik, äußerst effektiv und erfolgreich durchgeführt. Mit der zunehmenden Verbreitung des Eingriffs sind, trotz der hohen Erfolgssicherheit, auch die möglich auftretenden Komplikationen zu berücksichtigen. In der Literatur herrscht hierbei Übereinstimmung, dass eine Sinusbodenelevation jedenfalls einer gründlichen präoperativen Planung bedarf, um das Risiko sowohl intra- als auch postoperativer Komplikationen Patientenselektion von zu mindern fundamentaler (36-38). Bedeutung Dabei (37). ist Durch bereits die Studium der Krankengeschichte, Anamnese und entsprechender klinischer Untersuchung ist es im Vorfeld besonders wichtig sichere Kontraindikatoren gegen den Sinuslift zu erfragen. Diese umfassen Radiatio, Immunsuppression, maligne Erkrankungen im Bereich der Kieferhöhlen und systemische Erkrankungen mit Beteiligung des Immunsystems (38, 39). Zudem sollte ein digitale Volumentomografie oder eine Niedrigdosis-CT des Oberkiefers und der Nasennebenhöhlen vor jedem Sinuslift angefertigt werden, um mögliche weitere Gefahrenquellen zu erkennen (38). Das Risiko von (potentiellen) Komplikationen ist ehestmöglich zu minimieren, da auftretende Probleme mit einem Krankenhausaufenthalt, längerer Behandlungsdauer und unter Umständen zusätzlichen Eingriffen verbunden sind (39). Wie man der Literatur übereinstimmend entnehmen kann, ist die Morbiditäts- und Komplikationsrate bei Sinusaugmentationen eher niedrig (15,16, 36). Sollte es dennoch 19 dazu kommen gilt es hierbei zwischen intraoperativen und postoperativen Komplikationen zu unterscheiden 3.1. Intraoperative Komplikationen Die (vorsichtige) Loslösung der Schneider’schen Membran erfordert größtmögliche Sorgfalt und ist ein äußerst heikler Vorgang während der Sinusbodenaugmentation. Die am häufigsten auftretende intraoperative Komplikation ist dabei die Perforation der Sinusschleimhaut, welche bei 7%-44% der Operationen auftritt (39, 41,42). Entsteht dabei bloß ein geringer Durchbruch der Membran (≤ 2mm), so ist grundsätzlich keine weitere Intervention erforderlich, wenn sich der Defekt eigenständig d.h. durch die Faltung der abgehobenen Mucosa abdecken lässt. Darüber hinausgehende Perforation ist primär zuzunähen und anschließend mit einer resorbierbaren Collagen-Membran abzudecken, um dem Verlust des Augmentationsmaterials und sekundärer Komplikationen (Sinusitis) vorzubeugen (16, 41). Bei einer großen Perforation (≥ 10 mm) wird von einigen Autoren auch der Abbruch der Operation nahegelegt, vor allem dann, wenn als Augmentationsmaterial Granulat oder Chips verwendet werden (15). Eine erneute Durchführung des Eingriffs wird nach vollständiger Regenerationsphase der Membran (6-9 Monate) empfohlen (41). Insgesamt gilt es bei einer Perforation der Kieferhöhlenschleimhaut den Eintritt jeglichen Fremdkörper in den Sinus zu unterbinden, um eine initiale Pathologie der Kieferhöhle zu verhindern (15). Das Auftreten der Komplikation, insbesondere im Zusammenhang der Perforation der Schneider’schen Membran, lässt sich jedoch im Zuge der präoperativen Diagnostik minimieren, da vor allem die Restknochenhöhe dabei entscheidend ist. Ein übereinstimmender statistischer Zusammenhang besteht insofern, da eine Restknochenhöhe von 3mm drei- bis viermal häufiger eine Beschädigung der Schneider’schen Membran zur Folge hat, als eine Restknochenhöhe von 6mm. Auf die Überlebensrate des Implantates hat dies hingegen keinerlei Auswirkungen (15). 20 Präoperativ ist zudem ein eventuelles Vorhandensein von Underwood-Septen zu beachten, welche die Kieferhöhle von bukkal nach palatinal hin unterteilen, und folglich den Sinuslift komplizierter gestalten können. In diesem Fall wird das Septum entweder mit einem Meißel vom Sinusboden abgetrennt, oder, wenn das Septum sehr hoch ist und unter Umständen die Kieferhöhle in zwei komplett getrennte Räume teilt, sind zwei Zugänge zu wählen (8, 41). Intraoperativ ist außerdem darauf zu achten den durch die Anhebung der Schneider’schen Membran geschaffenen Hohlraum nicht mit Augmentationsmaterial zu überfüllen, da es dadurch zu einer Blockade des Ostiums kommt, was für Unbehagen beim Patienten sorgt und eventuell einen zweiten Eingriff erfordert um das überschüssige Material zu entfernen (41). Ebenso gilt es beim Einbringen des Transplantates zu vermeiden, dass dieses mit Speichel kontaminiert, um etwaigen postoperativen Komplikationen vorzubeugen (36). 3.2. Postoperative Komplikationen 3.2.1. Sinuslift Die Unversehrtheit der Schneider’schen Membran ist wesentlich um sinusale Erkrankungen zu vermeiden und eine normale Funktionsweise der Kieferhöhle beizubehalten (40). Eine unbemerkte Sinusmembranperforation ermöglicht eine Migration des Transplantatmaterials in die Kieferhöhle, was zu einer akuten Transplantatinfektion führt und woraus sich als schwerwiegende Komplikation eine akute Sinusitis entwickeln kann (43). Zu dieser kommt es, wenn orale oder nasale Krankheitserreger die an sich sterile Kieferhöhle besiedeln und der dorsal gerichtete mukoziliare Transport durch einen Verschluss des Ostiums unmöglich wird, beispielsweise durch eine postoperative Schwellung der Schleimhaut in diesem Bereich oder eben durch den Eintritt von Transplantatpartikeln (38, 40). An sich hat die Sinusschleimhaut eine hohe Selbstheilungskraft solange eine mukoziliare Clearence möglich ist. Deswegen ist eine Anamnese in Bezug auf Nasenatmungsbehinderungen, 21 eine chronische Sinusitis oder Polyposis nasi präoperativ von äußerster Wichtigkeit (38). Viel häufiger als die beschriebene Sinusinfektion kommt es zu einer Infektion des Transplantates im subantralen Raum (36). In derartigen Fällen kommt es zu einer auffälligen Pus-Entleerung, welche ein näheres Monitoring während der nächsten Tage erfordert, kombiniert mit einer entsprechenden Medikation und lokaler Desinfektion. Sollte keine Besserung ersichtlich sein, muss eine Revision des Transplantates erwogen werden, um weitere Beeinträchtigung zu vermeiden. Pus-Entleerung, Schwellungen, Hämatome und Schmerzen sind regelmäßig auftretende Komplikationen aller nasennebenhöhlenrelevanten Eingriffe. Eine pharmakologische Therapie mit schmerzstillender und abschwellender Wirkung sowie eine zusätzliche Kryotherapie sind in der Regel ausreichende Maßnahmen gegen diese Symptome. Nach einer Sinusbodenaugmentation kommt es grundsätzlich zu keiner permanenten Blutung, da es sich um keinen offenen Wundbereich handelt, sondern ein primärer Wundverschluss vorliegt. Kleinere Blutmengen, welche, vermischt mit Speichel, für den Patienten eventuell besorgniserregend sein können, stellen hierbei keine Komplikation dar. Allerdings ist postoperativ auf einen regelrechten Wundverschluss zu achten, welcher zugleich dicht und spannungsfrei sein sollte. Die Verwendung einer Membran zur Abdeckung des lateralen Fensters führt eher zu Wunddehiszenz, aufgrund des höheren Volumens unter dem Mukoperiostallappen beim Wundverschluss (41). Durch Periostschlitzung lässt sich dem erfahrungsgemäß vorbeugen. 3.2.2. Donorregion Wie bereits dargestellt, erfordert ein erhebliches Knochendefizit ein ausgedehntes augmentatives Verfahren und dabei ein zuverlässiges Augmentat in ausreichender Menge. Körpereigener Knochen (dank seiner osteokonduktiven, osteoinduktiven Eigenschaften und Osteogenese), insbesondere aufgrund der mengenmäßigen Verfügbarkeit und Formbarkeit dem Beckenkamm entnommen, gilt nach wie vor zu 22 Recht als Goldstandard im Zuge der Sinusbodenaugmentation (44-46). Die Entnahme autologen Knochens erfordert einen zusätzlichen Eingriff in der Donorregion und birgt daher auch ein weiteres Morbiditätsrisiko (45,46). Bei der Knochenentnahme aus dem Beckenkamm sind jedenfalls kurzzeitige Schmerzen bei der Mobilisation in unterschiedlichem Ausmaß zu erwarten (46), welche subjektiv unterschiedlich empfunden werden und im Wesentlichen aus der Traumatisierung der bedeckten Muskel und Fettschicht resultieren (45). Dies kann ebenfalls zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung beim Gehen führen (44,46). Bei sauberer Operationstechnik und guter Blutstillung können Hämatome und Serome meist vermieden werden, was jedoch vom Bindegewebstyp des Patienten abhängig ist (45). Folglich treten diese bei älteren Patienten mit lockeren und fragilen Bindegewebe öfter auf. In sehr seltenen Fällen werden Schädigungen des Nervus cutaneus femoris lateralis superficialis mit Störung der Sensibilität an der Oberschenkelaußenseite, Ureterverletzungen und Frakturen der Crista iliaca berichtet (45). 23 4. Studie Die am häufigsten vorkommende Komplikation für einen Implantologen, der im Oberkiefer Seitenzahnbereich Implantate einsetzen möchte, ist eine unzureichende (Rest-)Höhe des Alveolarknochens. Durch eine über längere Zeit bestehende Zahnlosigkeit im Oberkiefer atrophiert der Kieferkamm nach kranial. Zusätzlich senkt der Sinusboden nach kaudal. Ein stabiles Knochenlager ist allerdings unerlässlich, um in der Implantologie befriedigende Ergebnisse (vor allem eine langfristige Implantatstabilität) zu erzielen. Um diese Unzulänglichkeit zu korrigieren hat sich die Augmentation des Sinusbodens als DAS chirurgische Verfahren etabliert, durch welches sich eine bessere Ausgangslage für die nachfolgenden Behandlungsschritte erzielen lässt. Diese Technik, erstmals im Jahr 1980 von Boyne und James (1) beschrieben und 1986 von Tatum (2) sowie 1994 von Summers (33) modifiziert, führt zu einer Erhöhung des Knochenniveaus, so dass die Platzierung von Implantaten mit herkömmlichen Längen möglich ist (34). Das Konzept dieser Operation ist zunächst, als regenerative Maßnahme, die Anhebung der Kieferhöhlenschleimhaut und die Füllung des dadurch entstandenen Hohlraumes durch die Einlagerung einer Knochenmatrix. Nach wie vor stellt die Entnahme der patienteneigenen Knochen (u.a. von den Rippen, Mandibula oder Beckenkamm) den Goldstandard dar, obwohl sich in jüngerer Vergangenheit ebenso die Verwendung von Knochenersatzmaterialien im Zuge der Behandlung bewährt und zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt hat. Diese hat den Vorteil, dass es keines zweiten Operationsareals an einer Donorregion bedarf, jedoch verfügt nur der autogene Knochen über osteokonduktive und osteoinduktive Eigenschaften. Unabhängig vom gewählten Augmentationsmaterial besteht in der Literatur ein weitgehender Konsens, dass der Sinuslift eine etablierte Methode von hoher Zuverlässigkeit und Vorhersagbarkeit darstellt (36, 39, 41, 42). Selbiges gilt auch für die Implantatüberlebensrate: Sowohl in ein- als auch in zweizeitigen Verfahren, wobei die 24 Vorgehensweise anhand der Ausgangsknochenhöhe bestimmt wird, konnten ähnliche Erfolgsraten wie in ortsständigen Knochen nachgewiesen werden (41). Trotz der Tatsache, dass es sich bei der Sinusbodenaugmentation um ein erfolgssicheres Verfahren handelt, haftet trotzdem jedem operativen Eingriff ein immanentes Risiko an. Im Vergleich zur alleinigen Implantatsetzung ist dieses, in Kombination mit der Sinusbodenaugmentation, ein komplexeres Verfahren, bei welchem es sowohl zu intra- als auch zu postoperativen Komplikationen kommen kann (42). Die häufigste intraoperative Komplikation ist die Perforation der Schneider’schen Membran, welche in 20% bis 44% der durchgeführten Sinuslifts auftritt (39, 41, 42). Neben besonderer Rücksichtnahme und Vorsicht während des Eingriffs, liegt es am Operateur die spezifischen anatomischen Strukturen (Dicke der Kieferhöhlenwand, Winkel zwischen lateraler und medialer Kieferhöhlenwand, Vorhandensein von Septen, Membranstärke) präoperativ zu evaluieren, um das Risiko einer Perforation zu minimieren (40). Allerdings lassen sich kleine Einrisse gewöhnlich durch Überlappung, nähen oder Überdeckung mit einer Kollagen-Membran noch intraoperativ beheben (40,42). Bei großflächigen Perforationen sollte der Abbruch der Operation erwogen werden, da sich andernfalls das Risiko postoperativer Komplikationen erhöht. Selbiges gilt auch falls eine kleine Perforation unbehandelt bleibt oder übersehen wird. Eine angemessene Behandlung, zumeist mittels einer resorbierbaren Collagen-Membran, gilt erfahrungsgemäß als ausreichend, um postoperative Komplikationen zu vermeiden (39). Entscheidend für den Erfolg einer Sinusbodenaugmentation ist das Ausbleiben von postoperativen Komplikationen. Eine normale postoperative Patientenreaktion umfasst Schwellung, Nachblutungen und milde bis moderate Unannehmlichkeiten während der ersten paar Tage, die jedoch innerhalb der ersten 3 Wochen abklingen sollten. Dies wird als gewöhnlicher postoperativer Verlauf erachtet. Üblicherweise verspürt der Patient auch keine spontanen Schmerzen im Operationsgebiet. Ein Auftreten von solchen sollte ein Hinweis für die Notwendigkeit nachfolgender Untersuchungen sein. Ein Anhalten der genannten Symptome über den Zeitraum von 3 Wochen hinaus 25 erfordert jedenfalls eine gründliche Untersuchung und Monitoring des Patienten. Ein CT-Scan ist geboten, um die Kieferhöhle zu begutachten. Unter Umständen sollte eine Endoskopie durchgeführt werden (36). Treten Postoperative Komplikationen auf, wird primär eine zeitbezogene Unterteilung getroffen: Als peri-operativ (oder Frühkomplikationen) werden an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund-, Kieferheilkunde des Landeskrankenhauses Graz jene Komplikationen bezeichnet, die innerhalb der ersten 6 Wochen auftreten. Nach diesem Zeitraum werden Sie als reguläre postoperative Komplikationen betrachtet. Die zuvor bereits erwähnte perforierte Schneider’sche Membran kann für eine Vielzahl von Frühkomplikationen ursächlich sein. Die Verbindung zwischen subantralem Raum und der Kieferhöhle ermöglicht das Eindringen von Transplantatpartikeln in diese, was zu einer akuten Entzündung der Sinushöhle führen kann (Sinusitis). In diesem Fall ist ein multidisziplinärer entgegenzuwirken. Die Zugang geboten, funktionelle um der endoskopische entstanden Komplikation Nasennebenhöhlenoperation (FESS) ist das gängigste Operationsverfahren zur Behandlung auftretende chronischer Infektionen der Nasennebenhöhle und sollte vor einer erwogenen Revision des Transplantates durchgeführt werden (36,38). Bei einer gänzlich intakten Membran, wo das gesamte Transplantat subantral enthalten ist, können ungeachtet dessen trotzdem Komplikationen auftreten. Wundschmerzen sind grundsätzlich eine sehr subjektive Empfindung, und die Wahrnehmung von Schmerzen ist bei Patienten unterschiedlich ausgeprägt. Antientzündlich wirkende Schmerzmittel sind empfehlenswert, da diese zeitgleich für Schmerzausschaltung sorgen und einen schwellungshemmenden Effekt haben. Daneben kann es zu Entzündungen oder Eiterungen kommen, welche mit Antibiotika und lokaler Spülung zu behandeln sind (41). Komplikationen, die infolge jedes operativen Eingriffs auftreten können, sind Schwellung, Hämatome und Pus-Entleerung. Letzteres könnte der Hinweis für eine Infektion sein, weswegen umfassendes Monitoring von Nöten ist. Grundsätzlich sollte jedoch eine konservative Behandlung in allen drei Fällen ausreichend sein d.h. 26 intermittierende Kältezufuhr, schwellungshemmende Medikation, Antibiotika und lokale Spülung. Intraoperativ ist beim Wundverschluss außerdem noch auf einen dichten und drucklosen Wundverschluss zu achten, da ein spannungsfreier Mukoperiostlappen das Risiko für eine auftretende Wunddehiszenz mindert (41). Es besteht weitgehende Übereinstimmung, dass die Sinusbodenaugmentation als ein erfolgssicheres Verfahren gilt. Mögliche Komplikationen stellt vor allem die Perforation der Schneider’schen Membran dar sowie eine Vielzahl postoperativ auftretender Komplikationen. Unter besonderer Betrachtung der postoperativen Komplikationen wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit der Fokus auf das Auftreten von Frühkomplikationen gelegt, also jenen, welche innerhalb der ersten 6 Wochen post-OP auftreten. Bei den Patienten wurde die Häufigkeit des Auftretens genau protokolliert und untersucht. 5. Material und Methoden 5.1. Patientengut Im 4-jährigen Untersuchungszeitraum zwischen 2009 und 2013 wurden im Zuge der vorliegenden retrospektiven Studie die Daten von 19 Patienten untersucht. Bei allen eingeschlossenen Patienten wurden an der Zahnklinik des Universitäts-Krankenhauses Graz Sinusliftoperationen durchgeführt. (Anzumerken ist, dass die nachfolgenden Implantationen allerdings nicht alle klinisch durchgeführt wurden, einige Patienten entschieden sich für die externe Durchführung der weiteren Behandlungsschritte.) Von den 19 teilnehmenden Patienten waren 11 weiblich und 8 männlich mit einem Durchschnittsalter von 55,2 Jahren. Die Altersspanne reichte von 34 bis 71 Jahren. Alle Patienten wiesen präoperativ ein insuffizientes Knochenlager mit einer Restkammhöhe von durchschnittlich 3,9 mm (niedrigster Wert: 1,2; höchster Wert: 7,8) auf, weswegen eine konventionelle Implantation nicht möglich war. Bei der weiteren präoperativen Untersuchung wurde bei den Patienten eine vielfältige Anamnese 27 aufgenommen. So hatte nahezu die Hälfte der Patienten (n=8) Voroperationen in der Oberkieferregion durchführen lassen: Kieferhöhlenrevision (n=4, 2 beidseitig und 2 links und davon je ein Patient mit Rehrmannplastik), Radikalsanierung in Intubationsnarkose (Serien-Ex) bei 3 Patienten und bei einem Patienten eine Gaumennahterweiterung. 5.2. Indikation und Operationsverfahren Bei allen Patienten war vorab eine fortgeschrittene Alveolarkammatrophie im Oberkieferseitenzahnbereich bei bestehender vollkommener Zahnlosigkeit, Schaltlücken sowie ein/beidseitiger Freiendsituation gegeben. Bei 17 Patienten wurde eine beidseitige Sinusbodenelevation durchgeführt, bei den restlichen beiden nur links. Im Zuge dessen wurde als Augmentationsmaterial ausschließlich autogener Knochen verwendet, welcher aus dem vorderen Beckenkamm gewonnen wurde; einmal linksseitig, sonst in allen Fällen von der rechten Seite. Alle Operationen wurden unter Vollnarkose durchgeführt. Der Operationsverlauf vollzog sich dabei immer nach dem gleichen Schema: Zu Beginn der Operation wurde über eine Schnittführung an der Mukogingivalen Grenze oder als Zahnfleischrandschnitt mit trapezförmiger Entlastung in reg. 3 bzw. 7, die faciale Kieferhöhlenwand durch Abschieben des Mukoperiostlappens freipräpariert. Danach wurde mit der Diamantkugelfräse vorsichtig ein Fenster in die Kieferhöhlenwand präpariert bzw. geschliffen. Anschließend folgte der heikle Teil der Operation bei dem die im Bereich der Schleiffurche freigelegte und erhaltene Kieferhöhlenschleimhaut weiter am Boden, zu beiden Seiten und an der Rückwand von der knöchernen Wand abgelöst wurde. Bei diesem Operationsschritt ist stets auf die Unversehrtheit der Kieferhöhlenschleimhaut und des natürlichen Ostiums zum mittleren Nasengang zu achten. Der faciale Knochen wurde gestillt an der Kieferhöhlenschleimhaut um 90° ins Lumen nach kranial hineingeschwenkt, so dass sich ein entsprechender Hohlraum für das Transplantat ergab. 28 Nach der Vorbereitung des Transplantatbettes folgte die Operation in Regio ossis ilii. Hierbei wurde aus dem Beckenkamm ein möglichst passender Knochenblock freigelegt und osteotomiert. Die Wunde wurde adäquat versorgt und das Transplantat in der Zwischenzeit in physiologischer Flüssigkeit gelagert. Je nach situativer Notwendigkeit, vor allem hinsichtlich des Knochenbedarfes (abhängig von der Restknochenhöhe) wurden unterschiedliche Arten des Knochenmaterials entnommen: bikortikal (n=12), monokortikal (n=6, davon 2 mit zusätzlich abgeschabtem Spongiosaanteil). In einem Fall wurden Knochenstücke entnommen. Nun konnte der vorbereitete Knochen, der zuvor aus dem Beckenkamm entnommen worden ist, ins Transplantatbett eingebracht werden. Der knöcherne Block wurde zuerst angepasst, wobei der anfallende Restknochen mittels Mühle zerkleinert wurde. Das dadurch entstandene Knochenmehl wurde anschließend zur Feinmodellation im Augmentationsbereich verwendet. Auch hierbei entscheidet der Operateur abhängig von der Ausgangssituation im Transplatantatbett, wobei im Zuge der vorliegenden Studie bei 12 Patienten als Knochenblock, bei 5 Patienten als Knochenmehl transplantiert und in 2 Fällen eine Kombination von beiden gewählt wurde. Zusätzlich wurden in 2 Fällen die Knochenblöcke mit Minischrauben fixiert. Abschließend wurde der Mucoperiostallappen in die Ursprungsposition geklappt und dicht zugenäht. 29 Ausgangssituation: Die Freiendsituation im Zweiten Quadranten sollte mit Implantaten versorgt werden. Die unzureichende Restknochenhöhe von 5 mm machte eine Sinusbodenaugmentation erforderlich. Geplant war eine Augmentation mit einem autogenen Knochenblock aus dem Beckenkamm. Darstellung der fazialen Kieferhöhlenwand nach krestal erfolgter Schnittführung und Entlastungen 23 (mesial) und 26 (distal). Der mucoperiostal-Lappen wurde dabei trapezförmig abpräpariert.(ggstdl. multiple Perforation der KH-Wand vorliegend) Vorbereitung des Transplantatbettes, samt Präparation des lateralen Fensters und Abhebung der Schneider’schen Membran (in Abbildung nicht sichtbar). Vorzeichnung der geplanten Schnittführung am rechtsseitigen Beckenkamm für die Transplantatentnahme. Graphische Darstellung zur Verdeutlichung der betreffenden Körperregion und der Längendimension des Schnittes. Nach der Zugangspräparation wurde der Knochenblock (in benötigter Dimension) mittels Sagittalsäge und Meißel präpariert. 30 Entnahme des kortikospongiösen Blockes. Platzierung des angepassten d.h. situationsbedingt (Größe und Kontur) geformten Transplantates in seiner Endposition im eingangs vorbereiteten Transplantatbett. Die im Zuge der Transplantatformung angefallenen Knochenreste werden gemahlen und die Knochenspäne rund um das Transplantat zur Feinkorrektur ergänzend eingebracht. Dichter Verschluss des Operationsfeldes mittels Einzelknopfnähten. 31 5.3. Datenerfassung Nach präoperativer Diagnostik wurde das operative Vorgehen geplant. Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die Messungen der Restknochenhöhe immer an der niedrigsten Stelle des Alveolarkammes erfolgten. Zur Diagnose wurden CT-Scans von allen untersuchten Patienten angefertigt. Die Computertomographie wurde in axialer Ebene mit einem Schichtintervall von 1,5mm durchgeführt. Anschließend wurden die gesammelten Datensätze auf das Navigationsgerät Medtronic stealthstation® treon® als standardisierte DICOM-Datei übermittelt und ausgewertet. Die Einsicht in Patientenakten hinsichtlich der Krankengeschichte, der Röntgenaufnahmen und des Operationsprotokolls diente der Datenerfassung und der postoperativen Verlaufskontrolle. Letztgenannte beschränke sich darauf das Vorkommen bzw. die Häufigkeit eines etwaigen Auftretens von Frühkomplikationen festzustellen. Im Zuge der vorliegenden Untersuchung wurden nachfolgende Datensätze erhoben, katalogisiert und statistisch ausgewertet: - Geschlechter und Alter - Operationsdatum - Entnahmestelle des Transplantates - Sinuslift (einseitig oder beidseitig) - Art des Knochenmaterials - Art des Transplantatmaterials - Voroperationen - Intraoperative Besonderheiten (Fixierung) - Alveolarfortsatz präoperativ (rechts/links) und postoperativ (rechts/links) - Postoperative Verwendung eines Beckengurtes - Postoperative Schmerzen - Wundheilstörung - Revision (Zeitraum zur Primäroperation, Art) - Hypästhesie 32 - Provisorium - Komplikationen - Prothetik - Implantatverlust Patient Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 Alter/ Geschlecht 34 - W 55 - W 62 - M 45 - W 61 - M 51 - M 64 - W 65 - M Voroperationen Knochenentnahme Transplantat (immer Beckenkamm) Kieferhöhlenrevision li. Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock Gaumennahterweiterung Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock Kieferhöhlenrevision bds. Li. – monokortikal Bds. - Knochenblock Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock Radikalsanierung in ITN Re. – monokortikal Bds. - Knochenblock Re. – monokortikal & Bds. - Knochenblock,-Mehl Spongiosa 9 61 - M Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock 10 71 - W Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock 11 37 - M Re. – monokortikal Li. – Knochenmehl 12 55 - M Kieferhöhlenrevision bds. Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock 13 71 - W Re. – bikortikal Bds. - Knochenmehl 14 41 - W Kieferhöhlenrevision li. Re. – bikortikal Li. – Knochenblock 15 53 - W Serienextraktion Re. – bikortikal Bds. - Knochenmehl 16 58 - W Re. – monokortikal & Bds. - Knochenblock,-Mehl Spongiosa 17 51 - W Re. – bikortikal Bds. - Knochenblock 18 60 - M Serienextraktion Re. – monokortikal Bds. - Knochenmehl 19 53 - W Re. – Knochenstücke Bds. - Knochenmehl Tab. 2: Patientenkollektiv mit Voroperationen, Entnahmestelle und Art des Transplantates 6. Ergebnisse Die Sinusbodenaugmentation wurde beim gesamten Patientenkollektiv, bis auf zwei Fälle (nur links), beidseitig durchgeführt. Die Ausgangshöhe des Alveolarknochens, im Mittelwert 3,9 mm, wurde auf 15,7 mm (Oberkiefer rechts) bzw. auf 15,8 mm (Oberkiefer links) angehoben. Die Messungsspanne reichte dabei von 10,7 mm - 22,5 mm (rechts) sowie 10,0 mm – 24,1 mm links. 33 In 21 % der untersuchten Fälle gab es eine Perforation der Schneider’schen Membran. Genauer gesagt war bei zwei Patienten (Pat. #4 und #14) bereits eine perforierte Schleimhaut präoperativ gegeben. In einem Fall (Pat. #14) aufgrund periapikalentzündlicher Prozesse, die zu einer radikulären Zyste führten und operativ entfernt werden mussten (Zystektomie). Bei einer anderen Patientin zeigte sich im 1. Quadranten eine Lücke in der Schleimhaut aufgrund der verwachsenen, entzündeten Zähne und ebenfalls eine bestehende Fistel über die Schleimhaut in die Kieferhöhle im zweiten Quadranten. Die umfassende einschlägige Patientenvorgeschichte führte insgesamt dazu, dass es auch aufgrund weiterer Komplikationen zur Revision und Transplantatentfernung gekommen ist. Jene Patientin, wo bereits zuvor die Zystektomie durchgeführt worden war, klagte über Schmerzen in der Kieferhöhle, die nahezu ein Jahr andauerten. Klinisch konnten jedoch keine Anhaltspunkte für eine Kieferhöhlenentzündung festgestellt werden und folglich wurde drei Monate nach der Sinusliftoperation planmäßig implantiert. Die Patientin wurde nach einem Jahr auch subjektiv beschwerdefrei. Die weiteren zwei Durchbrüche (Pat. #3 und #8) ereigneten sich im Zuge der Abpräparierung während des Eingriffs. In allen genannte Fällen wurde die Schleimhaut durch Naht adaptiert und mit einer Bio-Guide Membran abgedeckt. Die intraoperativ entstandenen Perforationen hatten keine nachfolgenden Komplikationen zu Folge. Intraoperativ wurde bei einer Patientin außerdem ein Underwood-Septum festgestellt und komplikationslos entfernt ohne dass es zu einer Beschädigung der Schneider’schen Membran gekommen ist. Postoperativ wurden alle Patienten einer standardisierten Medikation während ihres stationären Aufenthaltes unterzogen: Antibiotika: - Augmentin (bei Penicillinallergie: Dalacin) intravenös Antiflogistika: - Neodolpasse intravenös - Novalgin per Os 34 - Parkemed Ergänzend: - Nexium (Magenschutz) - Glucocorticoide (als abschwellendes Mittel) - Lovenox, Fragmin (Thromboseprophylaxe) Patient Nr. # 1 Frühkomplikationen Spätkomplikationen Behandlung Wundheilstörung beidseitig und Infektion - 2 3 4 Wundheilstörung beidseitig Mundatrumfistel Entfernung Transplantates: 1 Monat post OP Entfernung Transplantates: 4 Monate post OP Kontrolle MAV-Verschluss - 5 6 7 Hämatom Donorregion 8 9 Mundantrumverbindung 10 11 12 Subjektives Unbehagen 13 14 Schmerzen 15 16 17 18 19 Gesamt (%) 5 (26%) 2 (10,4%) Tab. 3: Aufgetretene Früh bzw. Spätkomplikationen und deren Handhabe des des Spontanes Abklingen Medikamentös - Bei allen Patienten war diese Schmerztherapie ausreichend, sodass kein Umstieg zu Opioiden notwendig war. Wundschmerzen sind eine sehr subjektive Empfindung, verliefen im eigenen Patientenkollektiv einer allgemeinen postoperativen Reaktion entsprechend und nicht weiter auffällig. In den ersten Tagen postoperativ wurde die 35 medikamentöse Therapie mit einer Kryotherapie begleitet. Zusätzlich wurde noch für die Dauer von 3-4 Wochen ein Schnäuzverbot erteilt, nur der Verzehr von weicher Nahrung empfohlen und Prothesenkarenz verschrieben. Hinsichtlich der Donorregion, welche bei allen Patienten der Beckenkamm war, wurde das Tragen eines Beckengurtes vorgeschrieben. Eine anfänglich eingeschränkte Mobilität ist bei der Knochenentnahme vom Beckenkamm unumgänglich, was allerdings durch konsequente Aktivität (vorgeschriebene Bewegung) nach kurzer Zeit überwunden wurde. Eine Hypästhesie, die als prozedurspezifische Komplikation bei Sinusliftoperation auch auftreten kann, wurde bei keinem der untersuchten Patienten beobachtet. Hinsichtlich der Frühkomplikationen, deren Auftreten für einen maßgeblichen Zeitraum von 6 Wochen beobachtet wurde, konnten diese in einer relativ niedrigen Zahl, präzise in 5 von 19 Fällen (26%), beobachtet werden. Eine Patientin (#14) klagte über Schmerzen in der Kieferhöhle, welche über einen Zeitraum von einem Jahr anhielten. Wie bereits oben dargestellt, hatte die Patientin eine einschlägige Vorgeschichte hinter sich. Schließlich war sie nach einem Jahr auch subjektiv beschwerdefrei. Bei einer Patientin (#7) kam es zur Hämatombildung in der Donorregion in der Größe von 9x5 cm, ohne weitere Entzündungszeichen. Die Patientin wurde postoperativ mehrmals einer Kontrolle unterzogen um Hypervaskularisationszeichen im Sinne von Abszessformationen, also eine Infektion des Hämatoms, auszuschließen. Schlussendlich kam es zu einem spontanen Abklingen des Hämatoms. Gleichwohl ist bei besagter Patientin auch die spezifische Vorgeschichte zu berücksichtigen, da ein Status post Insult ein Jahr vor der Operation sowie 20 Jahre zuvor gegeben war. Aus diesem Grund hat die Patientin regelmäßig Thrombozytenaggregationshemmer eingenommen. Diese wurden 10 Tage präoperativ bis 3 Tage postoperativ vorübergehend abgesetzt und stattdessen Lovenox verschrieben. Aus diesem Grund ist die Hämatombildung anhand unsauberer Operationstechnik auszuschließen und diese wohl auf die ThromboASS Therapie zurückzuführen. 36 Im Zuge einer beidseitigen Sinusliftoperation verspürte ein Patient (#12) bei der Kontrolle nach drei Monaten ein Ziehen im linken Oberkiefer wobei sich die Region als klinisch unauffällig zeigte. Die weitere Behandlung (Implantation und prothetische Versorgung) war bei der Hauszahnärztin geplant und der Patient wurde nicht mehr an der Zahnklinik hierorts vorstellig. Bei einem Patienten (#9) verlief intra- und postoperativ der Eingriff komplikationslos und dieser wurde am fünften postoperativen Tag in die häusliche Pflege subjektiv beschwerdefrei mit blanden Wundverhältnissen entlassen. Drei Monate post-OP klagte der Patient über immerwährende Schmerzen im Oberkiefer links und es wurde zur eingehenden Untersuchung eine Digitale Volumen Tomographie (DVT) durchgeführt, wobei eine Mund-Atrum-Verbindung (MAV) im zweiten Quadranten diagnostiziert wurde. Mittels konservativer Behandlung (Spülung und Streifen) wurde die Ausgangslage für den nachfolgenden Eingriff zum operativen Verschluss geschaffen, wonach eine dichte Kieferhöhle ohne weitere Komplikationen gegeben war. Danach erfolgte die Weiterbehandlung beim Hauszahnarzt. Bei zwei Patientinnen (Pat. #1 und #4) kam es nach beidseitiger Sinusliftoperation zu Wundheilstörungen und Transplantatinfektionen, weswegen in weiterer Folge eine Revision mit totaler Transplantatentfernung unvermeidbar war. Präoperativ konnte bei beiden Fällen ein Misserfolg nicht ausgeschlossen werden, da patientenspezifische Vorgeschichten und Voroperationen im Oberkiefer und der Kieferhöhle gegeben waren. Aufgrund der Besonderheit der Fälle werden diese nachfolgend zur Illustration detailliert beschrieben. Eine 33-jährige Patientin (#1) kam bereits etwa eineinhalb Jahre vor dem Eingriff mit Schmerzen zur Untersuchung. Drei Jahre zuvor wurde der Zahn 23 beim Hauszahnarzt extrahiert und danach (zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt) an selbiger Stelle implantiert sowie prothetisch versorgt. Die Patientin klagte über Schmerzen im linken Oberkiefer. Es wurde eine Lockerung (Status post Unterfütterung der Prothese) und massive Stomatitis diagnostiziert. Nach primärer Versorgung mit Spülung und Rezeptverschreibung (Antibiotikum und Schmerzmittel) wurde die Patientin zur Behandlung zum Hauszahnarzt entlassen. 37 17 Monate danach wurde die Patientin erneut vorstellig und klagte über rezidivierende Schmerzen. Das Orthopantomogram zeigte einen generalisierten Knochenabbau und eine Beherdung der Wurzelspitze. Es wurde eine chronische Sinusitis und Osteomyelitis diagnostiziert, weswegen eine Revision der linken Kieferhöhle, inklusive Entnahme eines histologischen Präparates und Nasentamponade, durchgeführt wurde. Während der Operation zeigte sich eine chronisch entzündlich verklebte Kieferhöhlenschleimhaut und wurde der entzündete Alveolarknochen abgefräst. Die Patientin wurde danach mit Standardmedikation versorgt und am zweiten postoperativen Tag subjektiv beschwerdefrei mit blanden Wundverhältnissen in die ambulante Behandlung entlassen. Im Zuge der Nachkontrollen wurde zudem der vorletzte Zahn (27) im Oberkiefer extrahiert und der Wunsch der Patientin nach einer Implantatversorgung, verbunden mit der dafür notwendigen Sinusbodenaugmentation, erörtert. Der zwischenzeitlich ergangene histologische Befund zeigte eine mittelgradige chronische Sinusitis mit residualem Fremdmaterial, Fremdkörperreaktion, schollige Verkalkung und eine knotige Fibrose. Aufgrund des niedrigen Alters wollte die Patientin unbedingt eine Implantatversorgung im Oberkiefer, trotz des expliziten Hinweises, dass aufgrund der bereits fehlgeschlagenen Sinusliftoperation ein hohes Risiko eines Misserfolges bei einem neuerlichen Sinuslift bestand. Aufgrund des chronischen Nikotinabusus wurde die Patientin ebenso mit Nachdruck hingewiesen, dass das Komplikationsrisiko bei Rauchern deutlich erhöht ist. Die Operation verlief an sich komplikationslos und die Patientin konnte vier Tage nach dem Eingriff subjektiv beschwerdefrei und mit blanden Wundverhältnissen (enoral und regio coxae dext) in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden. Vier Wochen postoperativ wurde die Patientin erneut vorstellig, da eine deutliche Wunddehiszenz aufgetreten war. Nach dem Scheitern der konservativen Behandlung (Spülung, Schleimhautwundverband, Schmerzmittel und Antibiotika) wurde zwei Monate nach dem Sinuslift aufgrund der Dehiszenz der Schleimhaut, verursacht durch exogene Noxen und der damit zusammenhängenden Transplantatinfektion, erneut eine Revision durchgeführt bei der das gesamte eingebrachte Transplantat herausgenommen wurde. 38 Bei der zweiten Patientin (#4) wurde zunächst nach jahrelang bestehender chronischer Sinusitis eine Revision beider Kieferhöhlen durchgeführt, wobei im Rezessus alveolaris eine Schleimhaut-Schwellung im Sinne einer Polyposis festgestellt werden konnte. Die Kieferhöhle wurde im Zuge dessen saniert und beidseits ein Polyp selektiv entfernt. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos und die Patientin konnte am dritten postoperativen Tag nach Hause entlassen werden. Ein halbes Jahres später wurde die geplante Sinusliftoperation durchgeführt, bei welcher eine vorbestehende Sinusbodenaugmentation Mund-Antrum-Fistel verlief komplikationslos, zum über Vorschein den kam. Defekt Die der Sinusbodenhöhle wurde zur Abdeckung eine Membran gelegt. Aufgrund der chronischen Sinusitis maxillaris wurde vier Monate später eine Kieferhöhlenrevision und eine situationsbedingte Implantation durchgeführt. Im Zuge dessen wurde allerdings eine massive entzündliche Veränderung der Kieferhöhle mit ausgeprägten Mocozelen festgestellt. Es erfolgte eine Umschneidung der Fistel. Zudem wurde das mobile nekrotische Transplantat beidseits entfernt und die hypertrophe Schleimhaut auskürettiert. Ebenso wurden drei Implantate in Position 22, 23 und 12 eingesetzt. Aufgrund der persistierenden Mund-Atrum-Verbindung wurde weitere drei Monate danach eine Revision der Kieferhöhle samt einer Fistelexzision und Ausräumung der Nasennebenhöhlen durchgeführt. Die histologische Untersuchung diagnostizierte eine sinusale Schleimhautpolyposis und chronische Rhinosinusitis. Nachdem die postoperative-konservative Therapie mit konstanter Kieferhöhlenspülung die Pus-Entleerung stoppte, konnte weitere drei Monate später die Kieferhöhle verschlossen werden. Für die Implantatsetzung war beim gesamten Patientenkollektiv (bis auf einen Patienten) ein zweizeitiges Vorgehen geplant. Es erfolgte eine Aufklärung der Patienten hinsichtlich des postoperativen Verhaltens, welches den Heilungsprozess bestmöglich unterstützen sollte. Es wurde eine Prothesenkarenz für 1 bis 3 Wochen verordnet, um das Wundgebiet nicht zu belasten und eine Wunddehiszenz zu vermeiden. Die verbliebene Zeit trugen die Patienten, wiederum bis auf eine Ausnahme, eine 39 provisorische Oberkiefer-Totalprothese. Dabei verwendeten die Patienten grundsätzlich ihre alten Prothesen, welche entsprechend den aktuellen Gegebenheiten adaptiert wurden. Nach einer Einheilzeit von ungefähr drei bis vier Monaten wurden die Patienten mit Implantaten und anschließend prothetisch versorgt. Wie bereits oben dargestellt, musste bei zwei Patientinnen das eingebrachte Transplantat aufgrund von Infektionen herausgenommen werden, wobei bei einer Patientin eine situationsbedingte Kompromisslösung (Versorgung mit drei Implantaten) erreicht werden konnte. Die 18 letztendlich versorgten Patienten erhielten Implantatkronen (vier Fälle) oder einen Oberkiefer Steg, in Kombination mit einer Oberkiefer Stegprothese oder fix zementierte Brücken. Insgesamt betrachtet, konnte weder geschlechts- noch altersspezifisch ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Komplikationen beobachtet werden. Im Rahmen der vorliegenden Studie führten vor allem patientenspezifische Gegebenheiten sowohl zu Früh- als auch zu Spätkomplikationen. Diese waren ein chronischer Nikotin-abusus, mangelnde Mundhygiene, Vorerkrankungen in der Kieferhöhle (Polyposis und zystische Veränderungen) und medikamentös bedingt (ThromboASS Therapie). Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist die klinische Erfahrung des Operateurs bei der Durchführung des gesamten Eingriffs. 7. Diskussion Im Zuge der präprothetischen Planung wurde bei allen behandelten Patienten eine ausgeprägte Alveolarkammatrophie des Oberkiefers diagnostiziert. Der Wunsch nach einer festsitzenden prothetischen Versorgung erforderte, wegen der niedrigen Restknochenhöhe, dabei in allen Fällen primär eine Knochenaugmentation. Im posterioren Oberkiefer stellt die Sinusbodenaugmentation ein gängiges chirurgisches Verfahren zur Schaffung eines ausreichenden Knochenlagers dar (11, 34). Wie unzählige Studien zeigen, zählt diese Operationstechnik, heute in zahlreichen Modifikationen durchgeführt, als eine sichere, effektive und erfolgreiche Technik, um ein 40 implantationsfähiges Lager im atrophierten Alveolarkamm zu schaffen (17, 36, 39, 41, 42, 47, 49). Als entscheidender Faktor für den Erfolg eines Eingriffes gilt gemeinhin das NichtAuftreten von Komplikationen. Zu diesen kann es im Rahmen einer Sinusliftoperation sowohl intra- als auch postoperativ kommen. Die am häufigsten beobachtete prozedurspezifische Komplikation ist die Verletzung der fragilen Schneider’schen Membran bei der Abpräparierung von der knöchernen Struktur. Zur Perforation der Schneider’schen Membran kommt es, verschiedenen Studien zufolge, in 7% bis 44% der Fälle (39, 41, 42, 48). Im Rahmen der vorliegenden Studie kam es zu zwei Perforationen, was einem prozentuellen Anteil von 10,5% entspricht. Bei einer entsprechenden Behandlung - situationsbedingt entweder vernähen der Schleimhaut mit resorbierbarem Nahtmaterial oder Abdecken mit einer Collagenmembran – sind allerdings keine negativen Auswirkungen auf den Erfolg der Behandlung zu befürchten. Bei einer unmittelbaren Reparatur, kann das nachfolgend eingebrachte Augmentationsmaterial nicht in die Sinushöhle wandern, wodurch schwerwiegende postoperative Komplikationen (akute sinusitis) unterbunden werden. Im Allgemeinen besteht dann keine Zusammenhang zwischen der Membranperforation und postoperativen Komplikationen (15, 16, 39,). Postoperative Komplikationen nach eine Sinusbodenaugmentation treten grundsätzlich selten auf, und wenn, dann lokal, lassen sich jedoch auch bereitwillig beheben (36, 39). Komplikationen, die dabei Auftreten können, sind Wenddehiszenz, Infektion oder Verlust des Transplantatmaterials, akute Sinusitis und Oroantrale Fisteln (41, 42). Im Hinblick auf die gewöhnliche postoperative Patientenreaktion, kann es zu Schwellungen, Nachblutungen und einem subjektiven Unbehagen kommen, die jedenfalls innerhalb der ersten drei Wochen konsequent abklingen sollten (36). Ein Weiterbestehen der Symptome erfordert jedenfalls eine eingehende Untersuchung. Da das Auftreten von Frühkomplikationen, also jener Komplikation, die gemäß dem Konsensus der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Graz innerhalb der ersten sechs Wochen zu beobachten sind, sich unbestritten besser behandeln 41 lassen je eher man damit beginnt, wurde im Zuge der vorliegenden Studie, die Häufigkeit, deren Erscheinungsform und Ursachen der Entstehung untersucht. Bei den im Zeitraum zwischen 2009 bis 2013 19 durchgeführten Sinusbodenaugmentationen waren 5 (26%) mit Frühkomplikationen verbunden. Es zeigt sich dabei angesichts der untersuchten Patienten die Wichtigkeit der patientenspezifischen systematischer präoperativen Vorerkrankungen, Ausgangslage, Pathologie der vor allem Kieferhöhle hinsichtlich und allfälliger Risikofaktoren. Zu einer Revision samt Verlust des Transplantates kam es bei den behandelnden Patienten in zwei Fällen (10,5%), welche aufgrund der Krankengeschichte (chronische Sinusitits, Polyposis Nasi, Osteomyelitis) besagter Risikogruppe angehörten. Die Studie von Vazquez et al. (39) worin die Komplikationsrate von 200 durchgeführten Sinusbodenaugmentationen analysiert wurde, kommt hierbei ebenso zum Schluss, dass die Risikominimierung am besten gewährleistet ist, wenn die Operation von mit dem Eingriff gänzlich vertrauten und geübten Operateuren durchgeführt wird, eine einzelfallabhängige Planung gemacht wird und die Risikofaktoren einkalkuliert werden. Bei Letztgenannten sind die pathologischen Zustände mit Auswirkungen auf die Heilung zu berücksichtigen, also systematische Erkrankungen und die Vorgeschichte hinsichtlich der Kieferhöhle. Im Ergebnis soll dadurch die Komplikationsrate reduziert werden und im Falle des Auftretens deren Schweregrad niedrig gehalten werden. Zu dieser Erkenntnis kommen ebenso Valentini et al. (37), die eine genaue Erfassung der anatomischen Besonderheiten sowie eine genaue Diagnosis des Zustandes der Kieferhöhle präoperativ als unerlässlich betrachten. Für die Patientenselektion ist die Berücksichtigung der gesamten Krankengeschichte notwendig und gegebenenfalls die Zuziehung eines HNO-Arztes. Die Vermeidung eines möglichen Auftretens von Komplikationen ist wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Sinusliftoperationen. Aus der Sicht eines HNO-Arztes beschreibt Jungehülsing (38) die Notwendigkeit einer genauen Anamnese mit der Erhebung nasennebenhöhlenrelevanter Befunde. Operativ und medikamentös beeinflussbare Kontraindikatoren zum Sinuslift können dann rechtzeitig behandelt werden. Im Vorfeld erscheint es umso wichtiger anamnestisch sichere Kontraindikationen gegen den Sinuslift zu erfragen. 42 Bei den durchgeführten Eingriffen wurde das Transplantat immer aus dem vorderen Beckenkamm entnommen. Für eine großvolumige Augmentation stellt diese Donorregion nach wie vor den Goldstandard dar, da stets ein Knochenangebot in ausreichender Menge vorhanden ist und Komplikationen selten auftreten. Bei den untersuchten Patienten kam es in einem Fall (5,6 %) zu einer Hämatombildung, die drei Monate postoperativ bei regelmäßigen Kontrollen sonographisch (Doppler Untersuchung - Farbdoppler) beobachtet wurde und ohne weitere Entzündungszeichen abklang. Das jedenfalls verschriebene Tragen eines Beckengurtes hat sich als eine zuverlässige Prävention einer Beckenfraktur erwiesen und wirkte insgesamt unterstützend bei der Genesung. Gleiche Erkenntnisse gewannen Lazar & Steup (45) bei Ihrer Untersuchung augmentativer Verfahren vor einer Implantatversorgung. Für Sie gilt der Beckenknochen als unübertroffen aufgrund der mengenmäßigen Verfügbarkeit und der Formbarkeit. Schwerwiegende Komplikationen, bis auf vorübergehende Gangstörungen, wurden bei dem eigenen Patientenkollektiv (56 Patienten) nicht erlebt. Die von Nkenke und Neukam (7) im Rahmen einer systematischen Literaturübersicht aus retrospektiven Studien erstellte Analyse zur Morbidität bei der Entnahme autogener Knochentransplantate ergab, dass ungeachtet der unmittelbaren postoperativen Nachwirkungen (v.a. lokales Hämatom) Patienten generell eine Transplantatgewinnung aus dem Beckenkamm und die nachfolgende Rekonstruktion weniger beschwerlich als erwartet empfanden. Selbiges konnte im Zuge der vollzogenen Behandlungen beobachtet werden. Im Rahmen der Vorliegenden Untersuchung war der Nikotinkonsum der Patienten kein statistisch erhobener Parameter. Der chronische Nikotinabusus einer Patientin zeigte allerdings, dass dieser ursächlich für die aufgetretene Wundheilstörung war, die dann zur Infektionen des Transplantates und letztendlich zur Entfernung desselben führte. Die Patientin wurde explizit über das erhöhte Risiko und die mögliche Gefahr für das Gelingen des Sinuslifts aufgeklärt, hielt sich jedoch nicht an die erteilte Anweisung. Bei Berücksichtigung ihrer Nebendiagnose (rezidivierende Depression) muss insgesamt ein 43 geplanter Eingriff psychisch kranker und labiler Patienten in jedem Fall kritisch überdacht werden. Anhand der durchgeführten Untersuchung konnte gezeigt werden, dass die laterale Sinusliftoperation mit autogenem Knochen ein effektives und erfolgssicheres präimplantologisches Augmentationsverfahren mit einer beobachteten Erfolgsrate von 89% ist. Voraussetzung dafür ist allerdings eine adäquate Kooperation der Patienten, insbesondere wenn patientenspezifische Risikofaktoren vor dem Eingriff diagnostiziert und bei der Patientenaufklärung besprochen wurden. Frühkomplikationen lassen sich dann, sofern sich das Transplantat im geschlossenen subantralen Raum befindet, in allen Fällen mit standardisierter medikamentöser Therapie behandeln. Das Konsilium der Universität Mailand (36) zu allen klinischen Fragen hinsichtlich der Sinusbodenaugmentation, kam dabei zum gleichlautenden Ergebnis, dass die hohe Erfolgsrate bei Sinusbodenaugmentationen dadurch erreichbar ist, dass Komplikationen selten auftreten und sich bei einer strengen Patientenauswahl vermeiden lassen. Wenn diese dennoch auftreten, hat eine angemesse und unverzügliche Behandlung zumeist keine Auswirkungen auf den Behandlungserfolg. In einer retrospektiven Betrachtung von Šimůnek et al (49) – nach tausend durchgeführten Sinusliftoperationen – halten Sie den Eingriff in der Dentalimplantologie, trotz der größeren Ansprüche für den Operateur und Patienten, für unersetzlich. Das Risiko schwerwiegender Komplikationen ist gering, und „die Frequenz sonstiger Komplikationen ist dem Charakter des Eingriffs entsprechend und für den Patienten sowie den Chirurgen annehmbar.“ 8. Schlussfolgerung Die Sinusliftoperation gilt erwiesenermaßen als ein zuverlässiges Verfahren zur Knochenaugmentation im atrophierten Oberkiefer. Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es auch hier ein immanentes postoperatives Früh-Komplikationsrisiko, welches allerdings bei angemessener präoperativer Diagnose und Planung, sauberer 44 Operationstechnik, adäquater postoperativer Medikation und Kooperation des Patienten nur in seltenen Fällen verwirklicht wird. 45 9. Literaturverzeichnis 1. Boyne PJ, James RA. 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