Zusammenfassung 6 109 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen In der vorliegenden Arbeit wird ein innovativer Prozess beschrieben, bei dem CO2-haltige Abgase, z.B. aus einem Kraftwerk, durch gezielte chemische Absorption gereinigt werden können. Als Ersatz für die klassischen Waschflüssigkeiten (MEA/DEA + Wasser) werden langkettige primäre Monoamine (Hexadecylamin, Dodecylamin) vorgeschlagen. Um den Wirkungsgrad des Absorbers zu erhöhen, und die Löslichkeit der langkettigen Amine zu verbessern werden organische Flüssigkeiten, wie Methanol oder Isopropanol als Lösungsmittel eingesetzt. In Analogie zu den bekannten Absorptionsverfahren liegt dem Prozess eine Reaktion zur Herstellung von Carbamat ausgehend von CO2 und Amin nach CO2 + R-NH2 → RNH+COO- + H+ zugrunde. Dank seiner spezifischen Molekularstruktur weist das Reaktionsprodukt tensidische Eigenschaften auf. Im Gegensatz zu den wässrigen Lösungen, wo das Reaktionsprodukt thermisch instabil und löslich ist, lässt sich das feste Tensidprodukt durch einfache Filtration aus dem Reaktionsgemisch abtrennen. Es kann als Prekursor für weitere chemische Synthesen oder direkt als Waschmittelzusatz verwendet werden. Da bei der Reaktion entstehende Produkte fest sind, wird als Absorptionsapparat eine Blasensäule bevorzugt. Sie hat die Vorteile: - einfaches Bauprinzip und nicht komplizierte Steuerung, - die Feststoffe fließen problemlos durch die Kolonne, - längere Flüssigkeitsverweilzeit im Vergleich zu Füllkörperkolonnen. Zur Bestimmung der chemischen Kinetik wird eine bezüglich beider Phasen batchweise arbeitende Rührzelle benutzt. Mit Ausnahme der flüssigen Grenzschicht verhalten sich die beiden Phasen ideal durchmischt. Die chemische Reaktion zwischen dem CO2 und dem eingesetzten Amin läuft in der flüssigen Phase ab, was zu einer Druckabnahme im Reaktor führt. Die Druckänderung mit der Zeit ist Ausgangspunkt für die Bestimmung der unbekannten Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten. Ein reaktionskinetisches Modell beschreibt dieses dynamische Verhalten und berücksichtigt die folgenden Vorgänge: - Stoffbilanz in der Gasphase, - Stofftransport durch den flüssigen Grenzschicht, - chemische Reaktion in der Grenzschicht, - chemische Reaktion in Kern der flüssigen Phase. Dieses Modell wurde erfolgreich zur Bestimmung der Reaktionsgeschwindigkeitskonstante einer bekannten Reaktion (CO2/MEA) angewendet. Die kinetischen Ansätze für die Stoffsysteme CO2/Dodecylamin und CO2/Hexadecylamin in Methanol bei 20°C wurden ebenfalls ermittelt. Die im Gas/Flüssig-Reaktor durchgeführten Untersuchungen zeigen: - eine Erhöhung der Hexadecylaminkonzentration führt nicht unbedingt zu höheren Absorptionsgeschwindigkeiten. Grund dafür sind die entstehenden Feststoffen, die den Stofftransport zwischen den Gas- und flüssigen- Phasen teilweise blockieren. Bei dem Dodecylamin dagegen steigt die Absorptionsrate mit zunehmender Aminkonzentration Zusammenfassung 110 - Zusatz von Wasser in Lösungsmittel verursacht eine Verringerung der Absorptionsraten in allen untersuchten Konzentrationsbereichen und Stoffsystemen. Grund dafür sind die niedrigere CO2-Löslichkeit in wasserhaltigen organischen Medien und die auftretenden zusätzlichen chemischen Reaktion, die teilweise das Amin verbrauchen nach: R-NH2 + H2O ↔ R-NH3+ + OH- Andere sauere Gasen, die normalerweise in Abgasen in niedrigen Konzentration vorhanden sind, wie beispielsweise SO2, werden schnell mit den untersuchten Aminhaltigen Lösungen absorbiert. Das SO2 löst eine konkurente Reaktion aus. - Die CO2-Absorptionsrate ist proportional zum CO2-Gehalt in der Gasphase. In der für die Durchführung der Arbeit aufgebauten Blasensäule wurden zahlreiche Untersuchungen unter verschiedensten Betriebsbedingungen durchgeführt. Bei einer Höhe von 1.4m ist die Kolonne in der Lage CO2 aus einem Gasstrom mit Effektivität von bis zu 99.9% zu entfernen und gleichzeitig in einem Tensidprodukt umzuwandeln. Dabei zeigen die beiden untersuchten Aminen – DDA und HDA ähnliche Ergebnisse. Es wurde beispielsweise festgestellt, dass der Absorptionswirkungsgrad der Blasensäle größer ist, wenn Methanol und nicht Isopropanol als Lösungsmittel eingesetzt wird. Falls SO2 im Feedgas vorhanden ist, wird es praktisch komplett absorbiert. Eine chemische Analyse stellte fest, dass der Schwefel in gebundener Form im Feststoff verbleibt. Die Anwesenheit von Wasser in Waschflüssigkeit oder in der Gasphase verursacht eine Reduzierung der Kolonnenleistung. Ein rigoroses Modell zur Beschreibung der Prozessvorgänge Stoffaustausch und Reaktion in der Blasensäule wurde entwickelt. Es basiert auf das Zellenmodell mit Rücklauf, und berücksichtigt die flüssige Rückvermischung, chemische Reaktionen in Kern und in der Grenzschicht der Flüssigkeit, Stoff- und Enthalpiebilanz über die Kolonnenlänge für die beiden Phasen, sowie den Stoffaustausch zwischen den Phasen. Mit diesem Modell wurde eine Parameterstudie durchgeführt, die als Basis für eine zukünftige Optimierung der Anlage dienen kann. Mittels Daten-Regression und unter Anwendung des Modells lassen sich der Stoffaustauschkoeffizient βL, der Dispersionskoeffizient Deff und die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante k ermitteln. Als Potential für eine weitere Entwicklung des Prozesses können die folgenden Punkte betrachtet werden: - Um den Dampfdruck der Waschflüssigkeit zu reduzieren, sollte ein anderes Lösungsmittel gefunden werden. Das Methanol hat viele Vorteile, weist aber einen relativ hohen Dampfdruck bei 20°C. Alternativ könnte man den Prozess bei niedrigeren Temperaturen fahren. Jedoch wirken sich dabei die tiefen Temperaturen auf die chemische Kinetik negativ aus. - Einsatz chemisch wirkender Stoffe, die selektiv die prozessstörenden Begleitkomponenten, wie H2O und SO2 effektiv absorbieren können. - Abschätzungen der Investitions- und Betriebskosten sowie Überlegungen zur Marktfähigkeit des erzeugten Produktes.