Nichtwässrige Nano-Kolloide : Halbleiter-, Metall

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Nichtwässrige Nano-Kolloide
Halbleiter-, Metall- und Kompositpartikel aus
Metallorganischen Precursoren
Inaugural-Dissertation
Vorgelegt von
Diplom-Chemikerin Julia Hambrock
2003
Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der
Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität
Bochum
vorgelegt von
Diplom-Chemikerin Julia Hambrock
aus Hannover
Mündliche Prüfung: April 2003
Gutachter:
Prof. Dr. R. A. Fischer
Prof. Dr. M. Epple
Dem Mann meiner Träume
Die vorliegende Arbeit entstand unter der Leitung von Prof. Dr. R. A. Fischer in der Zeit von Mai
1999 bis April 2003 am Institut für Anorganische Chemie II, Organometallics & Materials
Chemistry, der Ruhr-Universität Bochum.
Meinem hochverehrten Lehrer und Mentor
Herrn Professor Dr. Roland Augustinus Fischer
danke ich von ganzem Herzen für die außergewöhnliche Aufgabenstellung und die im gleichen
Zuge zu ihrer Durchführung bereitgestellten wissenschaftlichen und finanziellen Freiheiten. Sein
Interesse und seine immerwährende Ansprechbarkeit, die fruchtbaren Diskussionen und
Denkanstöße und nicht zuletzt die Möglichkeit, an bedeutenden Konferenzen teilzunehmen,
waren für mich von unschätzbarem Wert. Ich danke ihm insbesondere für das entgegengebrachte
Vertrauen und die Atmosphäre knisternder Motivation, die dieser Arbeit ihren Rahmen gegeben
und sie über weite Strecken zu einem Vergnügen haben werden lassen.
Mein Dank gilt ferner...
... den Kolleginnen Sabine Bendix, Uschi Bossek, Dr. Anjana Devi, Ursula Fischer, Cornelia
Gregorec, Silvia Grum, Heike Kampschulte, Eva Maile, Sabine Masukowitz, Dr. Nicola
Oberbeckmann, Urmila Patil, Helga Rudack, Dr. Ulrike Weckenmann, Dr. Barabara Wehner,
Dr. Dana Weiß, Dr. Pia Wennek, Eliza Gemel und den Kollegen Arne Baunemann, Ralf
Becker, Rhagunandan Bhakta, Dr. Qingmin Cheng, Mirza Cokoja, Rolf Deibert, Dr. Holger
Fölsing, Dr. Christian Gemel, Stephan Hermes, Frank Hipler, Dr. Holger Hoffmann, Thorsten
Johann, Jayaprakash Khanderi, Heinz-Jürgen Klußmann, Dr. Lianhai Lu, Dr. André Manz,
Dr. Jens Müller, Harish Parala, Dr. Wolfram Rogge, Matthias Ruttert, Rainer Schäffer, Dr.
Oliver Segnitz, Stephan Spöllmann, Dr. Oliver Stark, Frank Stowasser, Tobias Steinke, Dr.
Jurij Weiß, Dr. Holger Winkler, Dr. Carl Winter und Andreas Wohlfart. Die überaus
angenehme Arbeitsatmosphäre und nahezu uneingeschränkte Hilfsbereitschaft haben
maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.
... Marie Katrin Schröter und Christian Schirrmacher, die sich unermüdlich den
Schwierigkeiten der Kolloidchemie gestellt und durch ihre praktische Arbeit einen
außerordentlich wertvollen Beitrag geleistet haben. Nana wünsche ich viel Glück und Erfolg
bei der Fortsetzung dieses hochinteressanten und (fast) nie langweiligen Themas!
.... Dr. Alexander Birkner nicht nur für die Einführung in die Transmissionselektronenmikroskopie, ohne die diese Arbeit schlichtweg nicht möglich gewesen wäre, sondern darüber
hinaus für zahlreiche und fruchtbare Diskussionen zur Interpretation von TEM-Egebnissen.
... Prof. Drieß, Dr. Klaus Merz und Robert Schönen (Anorganische Chemie I) für die
Zusammenarbeit auf dem Gebiet der ZnO-Kolloide.
... Prof. Winter, Dr. Gerd Gebauer und Thomas Galka (Institut für Experimentalphysik) für
die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Mie-Ellipsoemtrie.
... Prof. Muhler, Lamy Khodeir, Dr. Wilma Busser und Dr. Elke Löffler (Technische Chemie)
für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der CO-Adsorption von Kupfer-Kolloiden.
... dem Graduiertenkolleg „Dynamische Prozesse an Festkörperoberflächen“ für die
zweijährige finanzielle Unterstützung während dieser Arbeit und all seinen Mitgliedern für
ihre Offenheit, die schönen gemeinsamen Stunden und (nicht zu vergessen) die Musik.
... den ungezählten Mitarbeitern der Institute und Werkstätten der Ruhr-Universität Bochum,
die mich bei dieser Arbeit unterstützt haben.
I
... und nicht zuletzt meinen Eltern, Rosi Simon und meinem wundervollen Mann für ihre
Geduld mit meinen Zweifeln und ihre uneingeschränkte Unterstützung in den weniger
leichten Momenten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... IV
1
Einleitung ..........................................................................................................................1
2
Theoretische Aspekte .......................................................................................................5
2.1 Grundlegende Prinzipien in der Synthese von Nanopartikeln........................................ 5
2.1.1 Metallische Nanopartikel.................................................................................... 6
2.1.2 Halbleiter-Nanopartikel...................................................................................... 8
2.2 Optische und physikalische Eigenschaften von Nanopartikeln...................................... 9
2.2.1 Grundlagen ......................................................................................................... 9
2.2.2 Halbleiter .......................................................................................................... 11
2.2.3 Metalle .............................................................................................................. 13
2.3 Methoden der Charakterisierung .................................................................................. 14
2.3.1 UV/VIS Spektroskopie ....................................................................................... 15
2.3.2 Photolumineszenz (PL) ..................................................................................... 16
2.3.3 Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) ................................................... 18
3
CdSe-Nanopartikel .........................................................................................................20
3.1 Einleitung und Aufgabenstellung ................................................................................. 20
3.2 Etablierung einer Syntheseroute für CdSe-Nanopartikel.............................................. 22
3.2.1 Stand der synthetischen Forschung .................................................................. 22
3.2.2 Synthese der Edukte und Vorbereitung der Thermolyse................................... 25
3.2.3 Thermolytische Synthese von CdSe-Nanopartikeln .......................................... 26
3.3 Alternative Precursoren für die Synthese von CdSe-Nanopartikeln durch
Thermolyse von organometallischen Verbindungen .................................................... 28
3.3.1 Einleitung.......................................................................................................... 28
3.3.2 Beschreibung und Synthese der Precursoren und ihre Thermolyse in
Trioctylphosphinoxid ........................................................................................ 29
3.3.3 Charakterisierung der CdSe-Nanopartikel....................................................... 31
3.4 Oberflächenmodifizierung von TOPO-gecappten CdSe-Nanopartikeln ...................... 34
3.4.1 Einleitung.......................................................................................................... 34
3.4.2 Austausch von oberflächengebundenem Trioctylphosphinoxid gegen 2Naphtylthiol....................................................................................................... 36
3.5 Zusammenfassung ........................................................................................................ 40
4
Zinkoxid-Nanopartikel...................................................................................................42
4.1 Stand der Forschung und Aufgabenstellung................................................................. 42
I
4.2 Synthese von ZnO-Nanopartikeln durch Thermolyse von organometallischen
Precursoren ................................................................................................................... 44
4.2.1 Auswahl der Precursor ..................................................................................... 44
4.2.2 Thermolyse von [MeZnOSiMe3] 4 bei niedrigen Temperaturen ........................ 46
4.2.3 Thermolyse von [MeZnOSiMe3] 4 bei hohen Temperaturen.............................. 50
4.2.4 Thermolyse von [Zn(OCH(Me)CH2NMe2)2]..................................................... 51
4.3 Zusammenfassung ........................................................................................................ 53
5
Kupfer-Nanopartikel......................................................................................................55
5.1 Metallische Nanopartikel: ein Überblick...................................................................... 55
5.2 Stand der Forschung und Aufgabenstellung................................................................. 58
5.3 Synthese von Kupfer-Nanopartikeln durch Thermolyse des organometallischen
Precursors [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] ........................................................................ 60
5.3.1 Vorstellung des Precursors............................................................................... 60
5.3.2 Thermolyse........................................................................................................ 62
5.3.3 Analytische Charakterisierung ......................................................................... 63
5.3.4 Variation der Reaktionsparameter ................................................................... 67
5.4 Oberflächenmodifizierung von HDA-gecappten Cu-Nanopartikeln............................ 70
5.4.1 Einleitung.......................................................................................................... 70
5.4.2 Verhalten gegenüber Wasser und Sauerstoff.................................................... 71
5.4.3 Verhalten gegenüber Thiolen............................................................................ 73
5.4.4 Verhalten gegenüber Carbonsäuren................................................................. 75
5.4.5 Verhalten gegenüber Kohlenmonoxid............................................................... 76
5.5 Untersuchungen zum Wachstumsmechanismus: Mie-Ellipsometrie ........................... 78
5.6 Zusammenfassung ........................................................................................................ 81
6
Palladium-Nanopartikel.................................................................................................85
6.1 Stand der Forschung und Aufgabenstellung................................................................. 85
6.2 Synthese von Palladium-Nanopartikeln unter Verwendung des organometallischen
Precursors [(Cp)(Allyl)Pd] ........................................................................................... 88
6.2.1 Precursor .......................................................................................................... 88
6.2.2 Thermolyse von (η5-Cyclopentadienyl)(η3-Allyl)Pd......................................... 89
6.2.3 Oberflächenmodifizierung von Palladium-Nanopartikeln ............................... 96
6.3 Synthese von Palladium-Nanopartikeln unter Verwendung des organometallischen
Precursors [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2]......................................................................... 97
6.3.1 Vorstellung des Precursors............................................................................... 97
6.3.2 Thermolyse von [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] .................................................. 101
6.4 Zusammenfassung ...................................................................................................... 102
II
7
Nickel-Nanopartikel .....................................................................................................104
7.1 Stand der Forschung und Aufgabenstellung............................................................... 104
7.2 Synthese von Nickel-Nanopartikeln unter Verwendung des organometallischen
Precursors [Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2]....................................................................... 106
7.2.1 Vorstellung des Precursors............................................................................. 106
7.2.2 Pyrolyse........................................................................................................... 109
7.3 Zusammenfassung ...................................................................................................... 111
8
Modellsysteme für den Cu/ZnO Katalysator in der Methanolsynthese..................112
8.1 Einleitung und Aufgabenstellung ............................................................................... 112
8.2 Cu und ZnO in räumlicher Trennung: Imprägnierung von ZnO mit KupferNanopartikeln.............................................................................................................. 113
8.3 Cu und ZnO in räumlicher Nähe: Mischungen von Cu- und ZnO-Kolloiden ............ 114
8.4 Inniger Kontakt zwischen Kupfer und Zink: Coating von Kupfer-Nanopartikeln mit
Zink 115
8.4.1 Precursor und Synthese .................................................................................. 116
8.4.2 Analytische Charakterisierung ....................................................................... 118
8.4.3 Elektronenmikroskopie (TEM)........................................................................ 119
8.4.4 Elektronenbeugung (SAED und XRD) ............................................................ 120
8.5 Zusammenfassung ...................................................................................................... 122
9
Zusammenfassung ........................................................................................................124
10
Experimenteller Teil.....................................................................................................128
10.1 Allgemeine Arbeitsvorschriften.................................................................................. 128
10.2 Charakterisierung........................................................................................................ 128
10.3 Chemikalien ................................................................................................................ 130
10.4 Synthesen .................................................................................................................... 131
10.4.1 Vorschriften zum Kapitel Cadmiumselenid .................................................... 131
10.4.2 Vorschriften zum Kapitel ZnO ........................................................................ 134
10.4.3 Vorschriften zum Kapitel Kupfer .................................................................... 134
10.4.4 Vorschriften zum Kapitel Palladium............................................................... 135
10.4.5 Vorschriften zum Kapitel Nickel ..................................................................... 136
10.4.6 Vorschriften zum Kapitel Cu/ZnO-Systeme .................................................... 136
11
Literaturverzeichnis .....................................................................................................138
12
Anhang.............................................................................................................................. V
12.1 Publikationen, Vorträge, Posterbeiträge ........................................................................ V
12.2 Lebenslauf....................................................................................................................VII
III
Abkürzungsverzeichnis
AOT
AAO
Bipy
CVD
DLS
DMAP
EDX
en
ES
FAB
FK
HDA
IR
MS
NAC
OPR
PL
PVP
SAED
SAM
Schmp.
SSP
TBP
TEM
THF
TOAB
TOPO
UV/VIS
vdW
XRD
(2-Ethylhexyl)sulfosuccinat
Anodisches Aluminiumoxid
2,2’-Bipyridin
Chemical Vapour Deposition (chemische Dampfabscheidung)
Dynamische Lichtstreuung
Dimetyhlaminopyridin
Energy-dispersive X-Rays
Ethylendiamin
Electrospray
Fast atom bombardement
Festkörper
n-Hexadecylamin
Infrarot
Mass spectrometry
Non-aqueous colloid
Oberflächen-Plasmonen-Resonanz
Photolumineszenz
Polyvinylpyrrolidon
Selected Area Electron Diffraction
Self Assembled Monolayer
Schmelzpunkt
Single-source Precursor
Tributylphosphin
Transmission electron microscopy
Tetrahydrofuran
Tetraoctylammoniumbromid
Tri-n-octylphosphinoxid
Ultraviolett/Visible
van-der-Waals
X-Ray diffraction
Einige englische Begriffe wurden (teilweise zum besseren Verständnis) unübersetzt
übernommen, da sie meist auch im deutschen Sprachraum so verwendet werden:
bandgap, biological labelling, bottom-up, coating, core-shell, dangling bond, deep und
shallow traps, grid, nanowire, onset, precursor, quantum confinement, shift, top-down.
Sie werden im Text kursiv hervorgehoben.
IV
1 Einleitung
“I imagine experimental physicists…”, and I might add, chemists as well, “…must often look
with envy at men like Kamerlingh Onnes, who discovered a field like low temperature, which
seems to be bottomless and in which one can go down and down. Such a man is then a leader
and has some temporary monopoly in a scientific adventure. Percy Bridgman, in designing a
way to obtain higher pressures, opened up another new field and was able to move into it and
to lead us all along. The development of ever higher vacuum was a continuing development of
the same kind.
I would like to describe a field, in which little has been done, but in which an enormous
amount can be done in principle. This field is not quite the same as the others in that it will
not tell us much of fundamental physics (in the sense of, ``What are the strange particles?'')
but it is more like solid-state physics in the sense that it might tell us much of great interest
about the strange phenomena that occur in complex situations. Furthermore, a point that is
most important is that it would have an enormous number of technical applications.
What I want to talk about is the problem of manipulating and controlling things on a small
scale…”[1]
Diese visionären Worte sind der Beginn eines Vortrags, den der Physiker Richard Feynman
vor mehr als 40 Jahren bei dem Jahrestreffen der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft
gehalten hat. Der Vortrag trug den Titel „There`s Plenty of Room at the Bottom“, nicht etwa
nur „There`s Room at the Bottom”, denn der spätere Nobelpreisträger rechnete seinen
Zuhörern vor, dass die Gesamtheit der Encyclopedia Brittanica in einen Stecknadelkopf passt,
wenn man nur einen Weg findet, die Buchstaben um das 25.000-fache zu verkleinern. Und er
führte aus, dass das im Grunde nur noch eine Frage der Zeit sein sollte.
Auch wenn dieser Vortrag fast ein halbes Jahrhundert zurückliegt – Nanopartikel und
Nanomaschinen begleiten die Menschheit, seit sie angefangen hat zu existieren: Zellen lesen
und schreiben Informationen im Nanometermaßstab, sie erzeugen Energie, Wärme und neues
Material. Daher kann zu Recht behauptet werden, dass Nanotechnologie schon seit 3.5
Milliarden Jahren existiert. Aber auch anorganisches, nanoskaliges Material wurde von Menschen verwendet, ohne dass es ihnen bewusst war. Beispielsweise in Autoreifen. Beispielsweise in der heterogenen Katalyse. Dass es ihnen nicht bewusst war, lag aber lediglich daran,
dass sie es einfach nicht sehen konnten. Erst im 20. Jahrhundert zündete eine entscheidende
Idee den Boom, der mit dem Wort nano verknüpft ist. Louis de Broglie postulierte, dass
Elektronen als Wellen aufgefasst werden können, wobei ihre Wellenlänge um ein Vielfaches
kürzer ist als die des Lichts. Damit sollte es möglich sein, wesentlich kleinere Abstände aufzulösen und es dauerte nicht lange, bis die Anwendung von Elektronen in einem ElektronenMikroskop vorgeschlagen wurde. Der kritische Punkt zur Realisierung des Elektronenmikroskops war die Erfindung eines Analogons zu der im Lichtmikroskop zur Fokussierung
Einleitung / 1
und Defokussierung verwendeten Linse, und die Entwicklung der elektromagnetischen Linse
wurde später (1986) mit dem Nobelpreis an Ruska belohnt. Seitdem weiß der Mensch von der
Nanowelt und seitdem träumt er von ihren unbegrenzt erscheinenden Anwendungsmöglichkeiten.
Der größte Traum der Nanotechnologen, von vielen eher als Utopie belächelt, ist es,
einzelne Atome willentlich und mit System anzuordnen. Natürlich nur in sinnvoller Art und
Weise, nicht so, dass sie chemisch instabil sind. Eine Vielfalt neuer Materialien könnte dadurch entstehen oder auch nur eine Vielzahl neuer Eigenschaften von bereits bekannten
Materialien. Selbst wenn man Materialien, die wir bereits kennen, Atom für Atom zusammenbauen würde, wäre der Gewinn enorm: es entstünde kein Abfall, weil 100% der „Edukte“ genutzt würden, demzufolge wäre die Umweltbelastung minimal bzw. nicht vorhanden und die
Herstellung wäre billig, denn es gäbe keine Nebenprodukte, die abgetrennt und entsorgt
werden müssten. Zum heutigen Zeitpunkt existiert zwar ein fundiertes Wissen über Selbstorganisation von Systemen, also die Anordnung von großen Anzahlen an Atomen, wir
können einzelne Atome manipulieren und es ist sogar möglich, im Nanometer-Maßstab zu
„schreiben“, doch der gezielte Aufbau von makroskopischen, dreidimensionalen Gegenständen liegt in weiter Ferne. Ganz zu schweigen von den Nanomaschinen, die diese Aufgabe
erledigen sollten...
Etwas höher auf der Realitäts-Skala lassen sich die Versuche ansiedeln, die Bauteile eines
Computers zu verkleinern. Einige Vorschläge sind dazu gemacht worden, z. B. die Verwendung von Nanopartikeln als SETs (single electron transistor), wobei die Zustände 1 und 0
durch die An- oder Abwesenheit eines Elektrons auf diesem Partikel realisiert werden
können. Oder die Anordnung von Nanoröhrchen in Gittern, wobei jeder Knotenpunkt in zwei
Konfigurationen vorliegen und damit 1 und 0 darstellen kann. Die Funktionsweise beider
Vorschläge ist bereits bewiesen worden, aber die Frage nach der Adressierung der einzelnen
Funktionselemente und ihrer Verknüpfung zu geordneten Strukturen ist ein nach wie vor
ungelöstes Problem. Gelänge es, dafür eine Lösung zu finden, wäre der Gewinn zugegebenermaßen gigantisch.
Nanopartikel sind jedoch nicht nur für die Realisierung von SETs interessant, sie haben
auch andere außergewöhnliche Eigenschaften, die bereits zu realen Anwendungen in verschiedensten Bereichen des täglichen Lebens geführt haben.
•
Beispielsweise können Schichten aus Nanopartikeln extrem hart und kratzfest sein, da
die Haftkraft und Bindung zu anderen Partikeln direkt mit der Größe der Oberfläche zusammenhängt und das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen für Nanopartikel extrem
groß ist. Dies ermöglicht die Herstellung kratzfester Lacke.
•
Sonnencremes schützen die Haut vor der schädlichen Einwirkung von UV-Licht durch
den Zusatz von organischen Molekülen als UV-Filter. Diese schützen die Haut jedoch
nicht gleichmäßig, da sie beim Auftragen in die Hautfalten abfließen und sie rufen teilweise Allergien hervor. ZnO oder TiO2 filtern das UV-Licht ebenso, aber leiden nicht
2 / Einleitung
•
•
•
•
•
unter den oben genannten Nachteilen. Mikrometer große Partikel erscheinen jedoch auf
der Haut weiß und waren daher zu Beginn ein sozusagen kosmetisches Problem.
Verringert man jedoch die Größe in den Nanometerbereich, werden die Partikel für
sichtbares Licht durchlässig und können als kosmetisch unbedenklicher UV-Schutz verwendet werden.
Schon lange ist bekannt, dass Tumore absterben, wenn sie erhitzt werden. Bislang war
es jedoch nicht möglich, tiefer sitzende Geschwülste zu behandeln, da die Wärme nicht
weit genug in den Körper eindringt bzw. nicht präzise steuerbar ist. An der Charité in
Berlin werden nun (bereits in der ersten klinischen Studie!) Eisenpartikel benutzt, die
direkt in einen Tumor eingespritzt und dann über ein elektrisches Feld erhitzt werden
können. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass je nach Krebsart ein jeweils anderes
Nanopartikel mit einer speziellen Oberflächenstabilisierung am besten wirkte.
Schering verwendet Nanopartikel als Kontrastmittel, da ihre Oberfläche so modifiziert
werden kann, dass sie sich an ganz bestimmten Orten im menschlichen Körper
sammeln.
Roche Diagnostics verwenden magnetische Nanopartikel für die Untersuchung von Erbmaterial in Blutproben. Die Quantum Dot Corporation benutzt in ähnlicher Weise halbleitende Nanopartikel für verschiedenste Untersuchungen von biologischen Proben.
Gilead Sciences benutzt Nanopartikel als Träger für Arzneimittel. Darüber hinaus führt
allein die Formulierung von Medikamenten in nanopartikulärer Form zur Löslichkeit im
Blutstrom, was insbesondere für die Pharmazie ungeahnte Möglichkeiten bietet, da über
50 % der neuen Medikamente aufgrund von Löslichkeitsproblemen nie auf den Markt
gebracht werden.
Degussa beschichtet Papier mit nanopartikulären Oxiden und ermöglicht somit den
Druck mit strahlenden Farben.
Dies ist nur eine relativ kleine Auswahl an Beispielen, die aber deutlich macht, dass Nanopartikel ein breites Anwendungsspektrum und darüber hinaus enorme ökonomische Perspektiven aufweisen. Es dürfte auch klar sein, dass nanostrukturierte Materialien größtenteils synthetische Chemikalien sind und dass ihre Synthese allem anderen, auch ihrer Anwendung,
vorausgeht. Begonnen hat die Synthese von Nanopartikeln mit bottom-up Methoden, d. h. zunächst mit Studien an kleinen Aggregaten von Metallatomen, die durch Verdampfung von
Metallen erzeugt wurden, bevor dann die chemischen Methoden so weit fortgeschritten
waren, dass die Synthese von kleinen Partikeln durch die Reduktion von Metallsalzen und
später dann die Synthese von Nanopartikeln nahezu jeden Materials möglich wurde.
Aufgabe der Chemiker, insbesondere der anorganischen (und physikalischen) Chemiker, ist
es also, synthetische Wege für die Herstellung von nanostrukturiertem Material zu eröffnen.
Dieser Zugang sollte so beschaffen sein, dass er eine Kontrolle über die Eigenschaften der
Partikel ermöglicht und Partikel mit genau definierter Größe, Form und einheitlichen Eigenschaften liefert. Dies ist nicht nur Voraussetzung für ihre Anwendung, sondern auch für die
Einleitung / 3
Klärung von grundlegenden physikalischen Fragen. Die Organometallchemie bietet (eine der)
Möglichkeiten, genau diese Anforderungen zu erfüllen, da sie es ermöglicht, Precursoren mit
Hilfe ihrer Liganden maßzuschneidern, und die vorliegende Arbeit hatte zur Aufgabe, genau
dieses Wissen der Chemie in die Synthese von Nanopartikeln einzubringen.
Die einzelnen Kapitel dieser Arbeit beschäftigen sich mit jeweils einem Materialssystem,
zunächst mit halbleitenden Materialien (CdSe und ZnO), nachfolgend mit metallischen
Partikeln (Kupfer, Nickel, Palladium) und schließlich mit ihrer Koexistenz (Cu/ZnO). Jedes
dieser Systeme bietet einen besonderen Anlass für die Verwendung von organometallischen
Precursoren, z. B. den Ersatz von toxischen und zusätzlich sicherheits-gefährdenden
Precursoren durch einfach handhabbare Substanzen oder das Design von Precursoren, die
keiner weiteren Zusätze bedürfen oder die Etablierung von organometallischen Verbindungen, die die Synthese von nicht-wässrigen Kolloiden, sogenannten NACs (non-aqueous
colloids) ermöglichen. Einleitend zu jedem Kapitel finden sich daher eine materialspezifische
Motivation und ein Überblick über bereits veröffentlichte Arbeiten. Die wichtigsten theoretischen Aspekte werden in Kapitel 2 angesprochen, d. h. prinzipielle Aspekte der Synthese, mit
der Größe der Partikel verbundene spezielle optische und physikalische Eigenschaften sowie
relevante Einzelheiten der Analytik. Eine spezielle Einleitung zu metallischen Nanopartikeln
wird stellvertretend für Kupfer, Nickel und Palladium in Kapitel 5 gegeben.
4 / Einleitung
2 Theoretische Aspekte
2.1
Grundlegende Prinzipien in der Synthese von Nanopartikeln
Im Prinzip lassen sich Nanopartikel als sehr kleine Ausschnitte aus dem Gitter eines
Festkörpers verstehen. Sie können deshalb auf dieselbe Weise hergestellt werden wie der entsprechende Festkörper auch. Der Haken dabei ist jedoch, dass Atome bzw. Ionen, die sich an
der Oberfläche befinden, eine ungesättigte Koordinationssphäre haben und deshalb dangling
bonds aufweisen (siehe die auf zwei Dimensionen projizierte Darstellung eines Kristallgitters
in Abb. 1a). Die Konsequenz ist die Reaktion mit einem weiteren Atom oder Ion, das die Bindungen absättigt und nach weiterem Wachstum schließlich zur Ausbildung eines Festköpers
führt. Für die Herstellung von Nanopartikeln muss also das Wachstum eines Festkörpers bei
einer Größe von wenigen Nanometern gestoppt werden, indem die Oberflächenatome elektronisch abgesättigt oder aber sterisch vor einer weiteren Anlagerung geschützt werden. In der
Praxis sind diese beiden Strategien jedoch oft nicht unterscheidbar, da sie sich meistens
gegenseitig bedingen.
(a)
(b)
L L
K e rn
H ü lle
Abb. 1: Schematische Darstellung der (a) unterschiedlichen Koordinationssphären von Volumen- und Oberflächenatomen und (b) der Situation in Nanopartikeln.
Synthetisch arbeitende Naturwissenschaftler haben dafür im Laufe der letzten Jahrzehnte
eine Reihe von Lösungsansätzen gefunden und Nanopartikel hergestellt, die wie in Abb. 1b
dargestellt ganz allgemein als ein System aus Kern und Hülle verstanden werden können. Der
Kern besteht aus einem nanometergroßen Ausschnitt eines Festkörpers – das kann ein Metall
sein, aber auch ein Halbleiter oder ein Isolator – und enthält zwischen wenigen hundert bis
mehreren tausend Atome oder Ionen. Um den Kern herum befindet sich eine Hülle, die die
notwendige elektronische oder sterische Abschirmung des Kerns gegenüber einem weiteren
Wachstum gewährleistet. Die Abkürzung L steht für organische Liganden und ist die am
häufigsten verwendete „Hülle“. Es handelt sich dabei um Moleküle mit einer Kopfgruppe, die
über freie Elektronenpaare an Atome auf der Oberfläche der Partikel koordinieren kann, und
einem Rest, der entweder eine zusätzliche sterische Abschirmung bewirkt (lange Alkylketten)
Theorie / 5
oder weitere Funktionalitäten aufweist. Typische Beispiele sind langkettige Amine und Phosphine, Lösungsmittelmoleküle wie Tetrahydrofuran, Polymere oder Tenside. Dabei führen
lipophile Schutzmoleküle zu Partikeln, die in organischen Medien löslich sind, während
hydrophile Agentien wasserlösliche Partikel ergeben. Eine andere Möglichkeit der Abschirmung ist die elektrostatische Stabilisierung. Sie basiert auf der Coulombschen Abstoßung
zwischen zwei benachbarten Partikeln, die durch die durch adsorbierte Ionen und ihre Gegenionen gebildete elektrische Doppelschicht hervorgerufen wird. Diese Methode wird häufig bei
metallischen Partikeln angewandt und arbeitet typischerweise mit Citraten oder quartären
Ammoniumionen. Eine ganz andere Art von Hülle bietet sich bei der Verwendung von strukturierten Materialien als „Nanoreaktoren“ an. Das Wachstum des Kerns dauert gerade so
lange an bis die Hohlräume des Gastgebers, z. B. sphärische Poren oder längliche Kanäle, angefüllt sind und die Wände der Kavität das Wachstum stoppen.
Dieses Syntheseprinzip wird auch als bottom-up Methode bezeichnet, da die Materialien
aus einzelnen Atomen bzw. Ionen bis zur gewünschten Größe aufgebaut werden. Genauso
lassen sich aber auch top-down Methoden anwenden, bei denen die Größe eines ausgedehnten
Festkörpers durch z. B. mechanische Einwirkung bis zu nanoskaligen Dimensionen verkleinert wird. Da diese Methoden jedoch meist aufwändige Apparaturen erfordern, sind die
aufbauenden Synthesen wesentlich weiter verbreitet. Für die Stabilisierung dieser Nanopartikel gelten indes dieselben Prinzipien wie für die bottom-up Methoden. Beide Methoden
können zu nanometergroßen Dimensionen in verschiedenem Ausmaß führen und werden
folgendermaßen benannt:
• Festkörper sind in alle drei Raumrichtungen ausgedehnt und werden daher als dreidimensionale 3-D Objekte bezeichnet
•
Liegt die Ausdehnung einer der Raumrichtungen im Bereich von Nanometern, spricht
man von 2-D Objekten oder quantum wells
•
Reduktion der Größe in zwei Dimensionen führt zu Objekten, die nur noch in eine
Raumrichtung ausgedehnt sind. Sie werden mit der Bezeichnung 1-D versehen und
heißen quantum wires oder Nanodrähte
•
Dreidimensional auf den Nanometerbereich eingeschränkte Objekte werden mit 0-D
bezeichnet und heißen quantum dots oder Quantenpunkte
2.1.1 Metallische Nanopartikel
Metallische Nanopartikel lassen sich ganz allgemein durch die chemische oder elektrochemische Reduktion von Metallionen in Gegenwart von Stabilisatoren herstellen. Diese Methode wurde bereits 1857 von Faraday publiziert[2] und ist seitdem die am weitesten verbreitete und für viele Bereiche leistungsfähigste Methode. Die ersten reproduzierbaren synthetischen Protokolle wurden von Turkevich für die Herstellung von Goldkolloiden durch Reduktion von HAuCl4 mit Natriumcitrat veröffentlicht.[3-5] In seinen Veröffentlichungen hat
6 / Theorie
Turkevich postuliert, dass die relativen Raten von zwei entscheidenden Vorgängen die Größe
der (Metall-)Partikel beeinflussen: Nukleation und Wachstum (als dritter Schritt ist die Terminierung des Wachstums zu ergänzen). Dieses Postulat ist bis heute weitgehend akzeptiert und
wird zur Erklärung der Effekte von Reaktionsparametern herangezogen. Nukleation und
Wachstum sind jedes für sich genommen extrem komplizierte Prozesse, die nur für wenige
Fälle genauer beleuchtet worden sind.[6-9] Demnach sind geladene Dimere die ersten
Zwischenprodukte, die gebildet werden. Nach der Bildung eines stabilen Nucleus, dessen
Größe unter einem Nanometer, abhängig von der Stärke der Metall-Metall-Bindung, vermutet
wird, sind verschiedene Mechanismen für das weitere Wachstum denkbar: Zum Beispiel eine
Art oberflächenkatalysiertes Wachstum, bei dem Atom für Atom an den Nukleationskeim angelagert wird, oder aber eine Agglomeration durch Kollision von instabilen Anhäufungen von
Metallatomen (siehe Schema 1).
Schema 1: Bildung von Metallkolloiden nach der Reduktion des Metallkations.[10]
In der Theorie wird das Wachstum homogen verteilter Nukleationskeime von zwei gegenläufigen energetischen Faktoren bestimmt: auf der einen Seite nimmt die Festköperenergie ab
und favorisiert somit ein Wachstum der Nukleationskeime, auf der anderen Seite nimmt jedoch die Oberflächenenergie zu, was ein Schrumpfen der Kristallite zur Folge hat:
û* = 4ŒU 2
s −l
−
4Π3
r û
3
s −l
⋅n
Gleichung 1: Zusammenhang zwischen der freien Energie und dem Radius von sphärischen Kristalliten
∆G ist die freie Energie für einen sphärischen Kristallit, r der Radius, γ die freie Energie der
Kristall-Flüssigkeit interface pro Flächeneinheit, ∆µ die Differenz zwischen flüssigem und
festem chemischen Potential und n die Zahl der Partikel im Kristallit. Wachstum ist demnach
energetisch erst dann möglich, wenn eine kritische Größe rc erreicht ist. Das Maximum der
obigen Gleichung gibt den Radius dieses kritischen Nukleus an: rc = 2γ /(∆µn) (Gleichung
2). Trotz seiner Wichtigkeit ist seine Größe jedoch weder experimentell gemessen noch
Theorie / 7
theoretisch berechnet worden. In der klassischen Nukleationstheorie wird angenommen, dass
die Form der Nukleationskeime wegen ihrer Oberflächenspannung sphärisch ist, eine experimentelle Bestätigung dieser Annahme existiert jedoch nicht. Lediglich bei der Bildung von
kolloidalen Kristallen ist bekannt, dass die Oberfläche rauh und die Oberflächenspannung
demzufolge geringer ist. Zusätzlich wurden während der Kristallisation nicht-sphärische
Kristallformen beobachtet, deren Verhältnis zwischen kürzester und längster Achse selbst bei
größeren Kristalliten 0.65 ± 0.15 nicht überstieg.[11]
2.1.2 Halbleiter-Nanopartikel
Auch für Nanopartikel, die aus halbleitendem Material bestehen, haben sich die ersten veröffentlichten Methoden als die bis heute gebräuchlisten herausgestellt. Die schwer löslichen
Halbleiter wie CdSe, CdS u. a. lassen sich sehr einfach durch Fällungsreaktionen in Gegenwart von Stabilisatoren herstellen, während Oxide durch Dehydratisierung der kolloidalen
Hydroxide zugänglich sind. Im englischen Sprachgebrauch bezeichnet man diese Methoden
als arrested precipitation oder kinetic trapping.
Im Falle der halbleitenden CdSe-Nanopartikel sind eine Reihe von Fakten über den Wachstumsprozess bekannt. Die Gruppe um Alivisatos hat sich mit der zeitlichen Entwicklung der
Größenverteilung beschäftigt. Abb. 2 zeigt, dass die
Größenverteilung der Partikel zu Beginn bei einer
Standardabweichung von etwa 20 % liegt. Nach der
Injektion der Precursor (Me2Cd und Tributylphosphinselenid) folgen zwei verschiedene kinetische Bereiche:
Während der ersten 22 Minuten steigt der Partikeldurchmesser rasch von 2.1 auf 3.3 nm an und die Standardabweichung wird von 20 % auf 8 % fokussiert.
Anschließend wachsen die Partikel wesentlich langsamer von 3.3 auf 3.9 nm und die Größenverteilung
verbreitert sich wieder. Eine weitere Injektion steigert
die Wachstumsrate und fokussiert die Größenverteilung erneut. Während der Fokussierung und Defokussierung ändert sich die Anzahl der Partikel nicht,
während die Monomerkonzentration durch die
Fokussierung abnimmt und während der Defokussierung konstant bleibt.
Abb. 2: Die mittlere Größe (oben) und die Größenverteilung (unten) von CdSe-Nanopartikeln als Funktion der
Zeit. Pfeile indizieren Injektionen der Precursoren Me2Cd und TBPSe.[12]
Daraus ergibt sich das folgende Bild: Die Nukleation von CdSe erfolgt sehr kurz nach der
Injektion und endet, sobald die Temperatur und die Monomerkonzentration unter einen
8 / Theorie
kritischen Wert fallen. Wie oben beschrieben gibt es für jede gegebene Monomerkonzentration einen kritischen Radius. Nanokristallite, deren Größe darunter liegt, haben negative
Wachstumsraten, d. h. sie lösen sich auf, während Partikel mit r > rc größer werden. Eine Fokussierung der Größenverteilung tritt dann ein, wenn die vorhandenen Nanokristallite alle
eine Größe haben, die etwas über dem kritischen Radius liegt. Dann nämlich wachsen die
kleineren Kristallite schneller als die größeren. Wenn allerdings die Monomerkonzentration
aufgrund des Wachstums erschöpft ist, übersteigt die kritische Größe die mittlere Partikelgröße und es beginnt eine Defokussierung, weil sich Partikel mit r < rc beginnen aufzulösen,
während Partikel mit r > rc wachsen. Dieser Bereich der Defokussierung wird auch Ostwald
ripening genannt. Die Verteilung wird erneut fokussiert, wenn die Monomerkonzentration
durch eine weitere Injektion ansteigt, weil dann die kritische Größe wieder auf einen kleineren Wert fällt. Dass Fokussierung und Defokussierung empfindlich von den Reaktionsparametern abhängen, zeigt die Beobachtung, dass in dem System Trioctylphosphinoxid (TOPO)
– Hexadecylamin (HDA) – Trioctylphosphin (TOP), also durch Zugabe von Aminen, eine
wesentlich schnellere Fokussierung und nahezu keine Defokussierung erfolgt.[13]
2.2
Optische und physikalische Eigenschaften von Nanopartikeln
2.2.1 Grundlagen
Mie-Theorie
Die Zusammenhänge zwischen Teilchengröße und Streulichtintensität sind sehr komplex und
von sehr vielen Faktoren abhängig. Zu diesen Faktoren gehören die Wellenlänge des
einfallenden Lichts, der Winkel zwischen einfallendem und gestreutem Licht, die Form der
Teilchen und die physikalischen Eigenschaften des dispergierten Stoffs. Insgesamt werden
drei Abhängigkeitsbereiche zwischen Streulichtintensität und Teilchengröße unterschieden.
Zur Abgrenzung der verschiedenen Bereiche wird der sogenannte Mie-Parameter α (siehe
Gleichung 3) herangezogen.
α=
2πr
λ
Gleichung 3: Definition des Mie-Paraemters α mit r = Teilchenradius und λ = Wellenlänge des einfallenden
Lichts.
Das Streulichtverhalten kleiner, sphärischer Teilchen wurde 1871 von Rayleigh beschrieben, wobei der entsprechende Rayleigh-Bereich bis zu einem Mie-Parameter von α §
gilt. In diesem Größenbereich ist die Streulichtintensität proportional zur zweiten Potenz des
Teilchenvolumens (bzw. sechsten Potenz des Teilchendurchmessers), weswegen Streulichtmessungen zur Bestimmung des Molargewichts hochverdünnter makromolekularer Lösungen
Theorie / 9
herangezogen werden. Bei größeren Teilchen kommt es hingegen zur Abschwächung des
Streulichts durch Interferenzerscheinungen bis hin zur destruktiven Interferenz. Die führt
dazu, dass die Intensitäten in Vorwärtsrichtung sehr viel höher sind als in Rückwärtsrichtung,
was häufig als Mie-Effekt bezeichnet wird. Mit größer werdendem Teilchendurchmesser
werden die Unterschiede immer größer, was messtechnisch in der Mehrwinkelanalyse der
Photonenkorrelationsspektroskopie ausgenutzt wird. Mie entwickelte 1908 eine für sphärische
Teilchen allgemeingültige Streulichttheorie (die später von Gans und Möglich auf dreiachsige
Ellipsoide erweitert wurde). Die Streulichtintensität ist für Teilchen mit einem Mie-Parameter
> 0.5 proportional zur zweiten Potenz des Teilchendurchmessers. Dieser Bereich wird auch
Mie-Bereich genannt und ist zugleich der Gültigkeitsbereich der geometrischen Optik.
Zwischen den beiden beschriebenen Bereichen gibt es einen nicht monotonen Übergangsbereich, der messtechnisch schwerer zugänglich ist.
Die grundsätzlichen Vorstellungen der Interferenz- oder Mie-Theorie bestehen darin, dass
die streuenden Teilchen durch eine Anzahl von elektrischen und magnetischen Oszillatoren
steigender Ordnung ersetzt werden, die sich im Mittelpunkt des Teilchens befinden. Die
Interferenzerscheinungen bei der Lichtstreuung an großen Partikeln werden durch eine
Streufunktion P(θ) berücksichtigt. Das Streulicht wird mit wachsendem Beobachtungswinkel
q geschwächt. Infolge der Interferenzwirkung ist P(θ) für θ > 0° kleiner als 1 und wird für θ =
0° gleich 1. Weiterhin besteht eine Abhängigkeit der Streufunktionen von den Winkeln und
von der lokalen Anordnung bzw. molekularen Zusammensetzung der als selbständige Dipole
wirkenden Volumenelemente. Letztlich steckt dahinter die Geometrie und der chemische
Aufbau der Teilchen.
Der gesamte Extinktionskoeffizient von kleinen Metallpartikeln ist in der Mie-Theorie als
Summe über alle elektrischen und magnetischen Mulitpol-Oszillationen gegeben, die zur
Absorption und Streuung beitragen. Bei Nanopartikeln, deren Größe sehr viel kleiner als die
Wellenlänge des eingestrahlten Lichts ist, wird angenommen, dass nur der Dipolterm zur
Absorption beiträgt (dipole approximation). Der Extinktionskoeffizient κ für N Partikel mit
dem Volumen V ist dann durch die folgende Gleichung gegeben:
κ=
18πNVε m
3/ 2
⋅
ε2
(ε1 + 2ε m )2 + 2ε 2 2
Gleichung 4: Extinktionskoeffizient κ für kleine (< 25 nm) Partikel. λ = Wellenlänge des absorbierten Lichts, εm
= Dielektrizitätskonstante des umgebenden Mediums, ε1 und ε2 = realer bzw. imaginärer Teil der Dielektrizitätskonstante des Materials.
In Übereinstimmung mit Gleichung 4 ist die Plasmonen-Absorption innerhalb der DipolAnnäherung also unabhängig von der Teilchengröße. Lediglich experimentell konnte
festgestellt werden, dass eine gewisse Abhängigkeit zwischen der Teilchengröße und der
10 / Theorie
Bandbreite besteht: je kleiner der Radius r, desto größer die Bandbreite der entsprechenden
Absorptionsbande.
Für größere Partikel beobachtet man einen Shift des Absorptionsmaximums zu größeren
Wellenlängen bzw. kleineren Energien, da die höheren Multipol-Terme nicht mehr
vernachlässigt werden können. Dieser Zusammenhang ist jedoch theoretisch sehr schwer zu
beschreiben und die Ansätze führen sogar zu widersprüchlichen Ergebnissen für die
Abhängigkeit des Absorptionsmaximums von der Teilchengröße.[14]
Plasmonen
Plasmonen sind kollektive Anregungen der quantisierten Schwingungen von Elektronen in
einem Metall. Man unterscheidet zwischen Volumen- und Oberflächenplasmonen.
Polaritonen
Polaritonen entstehen, wenn des Feld der elektromagnetischen Strahlung und das des Excitons
überlappen. Wenn die Energien ähnlich sind, beeinflussen sich Licht und Exciton und es
kommt durch quantenmechanische Überlagerung zu neuen, unterschiedlichen Objekten. Diese
„Objekte“ werden Polaritonen genannt.
2.2.2 Halbleiter
In einem halbleitenden Festkörper führt die große Anzahl von Atomen zur Ausbildung von
Bändern, dem Valenzband und dem Leitungsband, die durch eine energetische Lücke (Bandlücke) voneinander getrennt sind. Bei 0 K ist das Valenzband mit Elektronen gefüllt, während
das Leitungsband unbesetzt ist. Bei höheren Temperaturen können die Elektronen des Valenzbandes durch thermische Energie über die Bandlücke hinweg in das Leitungsband hinein angeregt werden. Das angeregte Elektron im Leitungsband bildet mit dem zurückgebliebenen,
positiv geladenen Loch im Valenzband ein sogenanntes „Elektron-Loch-Paar“. Bei ausreichender räumlicher Nähe können diese Ladungsträger einen gebundenen Zustand ausbilden.
Ein gebundenes Elektron-Loch-Paar wird Wannier-Exciton genannt und ist über den Festkörper delokalisiert. Der Bohrsche Radius des Festkörper-Excitons ist durch Gleichung 5
gegeben:
aB =
h2ε
e2
 1
1 


+
 me mh 
Gleichung 5: Bohrscher Radius des Excitons im Festkörper. ε = optischer Dielektrizitätskoeffizient des
Festkörpers, e = Elementarladung, me bzw. mh = effektive Massen des Elektrons bzw. Lochs.
Halbleiter-Nanokristallite unterscheiden sich in zwei Punkten von Festkörpern: (1) das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen ist größer und (2) die Größe der Partikel ist so klein, dass
der Bohrsche Radius der Excitonen unterschritten wird und die Ladungsträger auf die drei
Dimensionen des Partikels beschränkt werden: quantenmechanisch entspricht diese Situation
Theorie / 11
der des „Teilchens-im-Kasten“, auch quantum confinement genannt. Die resultierenden
Effekte nennt man quantum size effects. In Nanopartikeln sind also Elektron und Loch näher
beieinander als im Festkörper. Deshalb kann die Coulomb-Wechselwirkung zwischen ihnen
nicht mehr vernachlässigt werden und sie haben eine höhere kinetische Energie. Mit Hilfe der
EMA (effective mass approximation) kann die größenabhängige Energie des ersten excitonischen Übergangs unter Verwendung von folgender Gleichung berechnet werden:
h2π 2  1
1  1.8e 2

−
∆E ≅
+
2 R 2  me mh  εR
Gleichung 6: Energieunterschied zwischen Grundzustand und erstem angeregten Zustand.
Aus Gleichung 6 kann man erkennen, dass der Coulomb Term den ersten angeregten
Zustand mit R-1 zu niedrigeren Energien, während der erste Term ihn mit R-2 zu höheren
Energien verschiebt. Das heißt, der erste excitonische Übergang bzw. die Bandlücke wächst
mit abnehmendem Partikelradius. Diese Vorhersage ist in vielen Experimenten bestätigt worden und optisch besonders eindrucksvoll an fluoreszierenden Lösungen von CdSe-Partikeln
zu sehen (Abb. 3). Die links abgebildete blaue Lösung enthält kleine Partikel mit großer
Bandlücke, während die aufgrund ihres größeren Durchmessers und einer dadurch kleineren
Bandlücke rot emittierenden Partikel am rechten Ende der Skala zu finden sind.
Abb. 3: Fluoreszierende Lösungen von CdSe-Nanopartikeln mit von links nach rechts zunehmender Partikelgröße bzw. abnehmender Bandlücke (Felice Frankel, MIT, 1998).
Die Größe der Bandlücke ist jedoch nicht die einzige Eigenschaft, die sich ändert, wenn die
Größe der Halbleiter-Partikel verringert wird. Je kleiner die Partikel werden, desto größer
wird auch das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. Dieser sogenannte Volumeneffekt ist
neben dem quantum confinement der zweite wichtige Effekt, der bei der Reduktion der Größe
auftritt. Die Folge ist, dass sich ein größerer Teil der Gesamtzahl an Atomen an der Oberfläche befindet und dort aufgrund der Oberflächenspannung eine höhere potentielle Energie
besitzt. So befinden sich beispielsweise in 50 nm großen Partikel etwa 6 % der Atome an der
Oberfläche, für 2-3 nm große Partikel sind es bereits 50 % und bei einem Durchmesser von
1.5 nm schließlich 75 % aller Atome. Oberflächenatome bzw. -ionen mit höherer Energie
lassen sich wesentlich leichter bewegen oder gar aus dem Verbund entfernen. Die makro12 / Theorie
skopische Konsequenz dieses Sachverhalts ist ein Absinken der Schmelztemperatur mit sinkendem Partikeldurchmesser. Beispielsweise hat der Halbleiter CdS im Festkörper einen
Schmelzpunkt von TSchmp. = 1678 K. Für ein Partikel mit 4 nm Durchmesser liegt er bei
TSchmp. (4 nm) = 1200 K und für 1.5 nm große Partikel ist der Übergang von fester zu flüssiger
Phase bereits mehr als 1000 K niedriger als beim Festkörper (TSchmp. (1.5 nm) = 600 K).[15]
Der Volumeneffekt wirkt sich außerdem auf die chemischen Eigenschaften der Partikel
aus. Dadurch, dass sich ein Großteil der Atome an der Oberfläche befindet, befinden sich
auch eine hohe Anzahl von Liganden in der Hülle um den Halbleiterkern. Da diese Liganden
die chemischen Eigenschaften der Partikel im Verhältnis zur Umgebung bestimmen, kann
ihre Auswahl gezielt zur Variierung des chemischen Verhaltens ausgenutzt werden, z. B. für
die Löslichkeit in einem bestimmten Medium oder um sie durch Knüpfen einer Bindung an
einer bestimmten Stelle zu verankern.
2.2.3 Metalle
Diese beiden Effekte, Volumen- und Größenquantisierungseffekt, gelten nicht nur für
Halbleiter, sondern auch für Metalle. Auch hier kommt es mit abnehmender Größe zu einer
Vergrößerung der Bandlücke, wobei jedoch der Effekt nicht so ausgeprägt ist, da Valenz- und
Leitungsband im makrokristallinen Material noch überlappen. Erst bei sehr kleinen Partikeln
ist das Anwachsen der Bandlücke so weit fortgeschritten, dass halbleitende Eigenschaften beobachtet werden können. Die auffälligsten Merkmale von metallischen Nanopartikeln seien
im Folgenden kurz genannt. Aus denselben Gründen wie bei halbleitenden Partikeln sinkt der
Schmelzpunkt ebenfalls mit abnehmendem Partikeldurchmesser. Für 2-nm-Goldpartikel ist
ein Schmelzpunkt von ca. 500 °C berechnet worden, der damit fast 600 °C unter dem für
einen makrokristallinen Verbund liegt.[16] Sehr auffällig sind die intensiven Farben einiger
metallischer Nanopartikel. Sie beruhen jedoch nicht auf der Absorption durch Anregung von
Elektronen vom Valenz- in das Leitungsband, sondern auf der Anregung des Elektronengases.
Diese sogenannte Oberflächenplasmonenresonanz tritt prinzipiell immer auf, ist jedoch in
einem Festkörper nicht zu sehen, da der Anteil der Oberfläche im Verhältnis zum Volumen
sehr gering ist.
Eine weitere typische Eigenschaft von metallischen Festkörpern ist ihre elektrische
Leitfähigkeit, die auf der freien Beweglichkeit der Elektronen im Leitungsband beruht. Bei
einer Verkleinerung der Partikel ändert sich aber die Bänderstruktur, und aufgrund des Ausbildens von diskreten energetischen Niveaux ist auch das Ohmsche Gesetz nicht mehr gültig.
Viele Forschungsgruppen haben deshalb kleine Partikel zwischen zwei Elektroden platziert
und ihre Strom-Spannungskurven untersucht. Normalerweise, d. h. in einem Festkörper,
würde das Tunneln eines Elektrons von der Elektrode auf das Partikel unbemerkt vonstatten
gehen. Im Falle eines Nanopartikels ist damit jedoch eine beträchtliche Energieänderung verbunden, nämlich EC = e2 / 2C (C ist die Kapazität des Partikels; durch ihre geringe Größe, die
im Bereich von aF liegt, wird der Nenner sehr klein und damit EC groß). Im Falle eines neuTheorie / 13
tralen Partikels ist eine externe Spannung von e/2C erforderlich, bevor Strom, d. h. ein erstes
Elektron, fließen kann. Für jedes weitere Elektron muss die Spannung um weitere e/C erhöht
werden. Das Ergebnis ist eine stufenartige Strom-Spannungs-Kurve. In der Realität wird
meist nur die erste Stufe beobachtet, da (1) der Widerstand und die Kapazität für die zwei
Verbindungen zu und von dem Partikel gleich sind, d. h. das Elektron tunnelt mit derselben
Geschwindigkeit durch die Verbindungen und die Rückkopplung mit der Spannung geht verloren. Außerdem wird (2) durch thermische Effekte ebenfalls das Tunneln von Elektronen angeregt und damit werden mit steigender Temperatur die einzelnen Stromstufen herausgewaschen bzw. ein Ohmscher Verlauf in der I-V-Kurve beobachtet. Das Tunneln von einem
Elektron durch ein nanometergroßes metallisches (oder auch halbleitendes) Nanopartikel ist
die logische Operation eines single electron transistors (SET), eine der am vielversprechendsten Möglichkeiten, die Größe von elektronischen Bauteilen weiter zu verkleinern.
Mit den heutigen Transistoren ist dies noch nicht möglich, da ein typischer Transistor eine
Kapazität von etwa 10-12 F hat. Wenn man einen solchen Transistor mit einem einzigen
Elektron beladen wollte, müsste man ein Potential von V = e/2C, also etwa 10-8 Volt anlegen.
Darüber hinaus müsste der Transistor, um thermische Effekte zu vermeiden, bei einer Temperatur von 0.0005 K arbeiten, damit 10-8 > kT erfüllt ist. Normale Spannungen liegen aber bei
etwa 100 mV, d. h. es würde nicht eines, sondern q = CV = 106 Elektronen auf den Transistor
übergehen.
2.3
Methoden der Charakterisierung
Grundsätzlich sind Nanopartikel zunächst allen Methoden der Festkörperanalyse zugänglich,
wie z. B. der Elektronenmikroskopie oder der Röntgenbeugung, die die Untersuchung des
Partikelkerns zum Ziel haben. Darüber hinaus sind Partikel, die mit organischen Liganden
funktionalisiert sind, auch in organischen Solventien löslich, d. h. sie sind auch den traditionellen Methoden der organischen Chemie zugänglich. Je nach Art der Untersuchungsmethode
werden so entweder Informationen über den anorganischen Kern oder über die meist organische Hülle erhalten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Schwerpunkt auf Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), Elektronenbeugung (SAED), Dynamische Lichtstreuung
(DLS), Absorptionsspektroskopie (UV/VIS) und Fluoreszens (PL) gelegt. Einige dieser
Methoden sollen daher in den folgenden Unterkapiteln kurz vorgestellt werden, wobei der
Fokus auf die für Nanopartikel relevanten Einzelheiten gerichtet ist.
14 / Theorie
2.3.1 UV/VIS Spektroskopie
Aufgrund der optischen Eigenschaften von halbleitenden Nanopartikeln, die in Kapitel 2.2
beschrieben worden sind, liefert die Absorptionsspektroskopie wichtige Informationen über
die untersuchten Kolloide, die am Beispiel von CdSe erläutert seien. (1) Die Lage der lokalen
Maxima entspricht jeweils einem bestimmten Übergang von einem Loch- in einen
Elektronenzustand. Die beiden deutlich sichtbaren Banden des UV/VIS-Spektrums von CdSeNanopartikeln (Abb. 4) können Übergängen in den niedrigsten elektronischen Zustand 1Se
aus zwei verschiedene Lochzuständen 1S3/2 und 3S3/2 heraus zugeordnet werden.[17] Der Übergang mit der geringeren Energiedifferenz, 1S3/2 – 1Se, entspricht dabei der langwelligeren
Bande. Die Lage dieser Übergänge gibt (2) Aufschluss über die Dimension des entstandenen
Materials. Material mit Abmessungen über dem Bohrschen Excitonradius weist dieselbe
Absorption auf wie der Festkörper, während Partikel, die auf Größen unterhalb dieses Radius
beschränkt sind, dem quantum confinement unterliegen, d. h. eine Aufweitung der Bandlücke
erfahren, und daher eine Blauverschiebung in der Absorption zeigen. Aus der Extrapolation
des steilen Anstiegs (siehe Abb. 4) erhält man (3) die genaue Lage der Bandkantenabsorption
und damit die Größe der Bandlücke. Der Zusammenhang zwischen der Bandlücke und dem
Radius der Partikel erlaubt es (4) auch, aus der UV/VIS-Absorption die Größe der Partikel zu
berechnen. Die entsprechende Formel und ihre Anwendung ist in den Kapiteln über CdSe und
ZnO zu finden.
1
(
Absorption [a. u.]
1P e
E le ktronisc he
Z ustä nd e
1S e
1S 3 /2
Absorption der Bandlücke
im Festkörper
400
500
600
2S 3 /2
3S 3 /2
1P 3 /2
L oc h zu stän de
700
W ellenlänge [nm]
Abb. 4: Optische Absorptionskante von nanodispergiertem CdSe in Toluol, extrapoliert an einen direkten Übergang.
Aus der Halbwertsbreite der Absorptionsbande lässt sich (5) abschätzen, ob die Größenverteilung der in der Probe enthaltenen Partikel schmal oder breit ist. Angenommen, eine Probe
besteht aus Partikeln, die einen kontinuierlichen Größenbereich abdecken: Jedes Partikel wird
dann aufgrund der Abhängigkeit der Größe der Bandlücke vom Radius ein etwas anderes Absorptionsmaximum aufweisen. Da diese Absorption genau wie die Größenverteilung kontinuierlich ist, wird sie nicht aufgelöst, und die Folge ist eine Verbreiterung der entsprechenden Bande im Vergleich zur monodispersen Probe.
Theorie / 15
Die UV/VIS-Spektroskopie an metallischen Nanopartikeln erlaubt nicht ganz so viele
Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Partikel. Zunächst einmal wird die Absorption von
Licht nicht durch Anregung von Elektronen über die Bandlücke verursacht. Der physikalische
Ursprung der Lichtabsorption liegt vielmehr in der durch Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld angeregten kohärenten Oszillation der Elektronen im Leitungsband. Diese
Resonanzen sind als Oberflächen-Plasmonen bekannt und treten vor allem bei Kupfer, Silber
und Gold auf, nicht jedoch bei Metallen mit gefüllten Schalen. Die energetische Lage, Breite
und Amplitude der OPR (Oberflächenplasmonenresonanz) wird von der Dielektrizitätskonstante des konstituierenden Materials und der Umgebung bestimmt. Wenn die Partikel sphärisch sind und klein im Vergleich zur Wellenlänge des Lichts, d. h. etwa 3 bis 20 nm, und
zudem getrennt voneinander in Lösung vorliegen, gibt es keine starke Abhängigkeit des
Absorptionsspektrums von der Größe, da die höheren Terme der Mie-Theorie nicht mit eingehen, sondern nur der sogenannte Dipol-Term, der nicht von der Partikelgröße abhängt. Ist
das Verhältnis der Achsen größer als 1 (wie z. B. bei nanorods), treten zwei verschiedene Resonanzen auf, die in der Regel als (1,0) Mode (Anregung entlang der kurzen Achse) und (1,1)
Mode (Anregung in Richtung der längeren Achse) bezeichnet werden. Das Auftreten der OPR
ist jedoch in jedem Fall ein Effekt kleiner Partikel, da sie weder in einzelnen Atomen noch im
Festkörper beobachtbar ist. Damit erlaubt das UV/VIS-Spektrum eines Nanometalls folgende
Informationen: (1) ist eine OPR sichtbar, liegt nanopartikuläres Material mit einem Radius
< 25 nm vor. (2) Die Anzahl der Banden erlaubt Rückschlüsse auf die Form der Partikel: besteht das Spektrum aus einer einzigen Bande, liegen sphärische Partikel vor. Sind mehrere
Banden sichtbar, ist die Morphologie anisotrop, d. h. es könnten sich z. B. Stäbchen gebildet
haben.
2.3.2 Photolumineszenz (PL)
Die Absorption von elektromagnetischer Strahlung durch Nanokristallite ist relativ geradlinig
und umkompliziert. Ihr Lumineszenzverhalten ist dagegen wesentlich komplizierter und noch
lange nicht vollständig verstanden. Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Vorgänge jedoch zumindest qualitativ skizziert werden.
Folgende Prozesse laufen während der PL in einem Halbleiter ab (siehe Schema 2): Zunächst wird durch Absorption von Licht der geeigneten Wellenlänge ein Elektron aus dem
Valenz- in das Leitungsband angeregt.
Das entstehende Elektronen-Loch-Paar bildet ein
- +
Wannier-Exciton aus, ein gebundenes e -h -Paar.
Nach einer bestimmten Zeit, die durch
die Lebensdauer des angeregten Zustands bestimmt wird, relaxiert das Elektron zurück in das
Valenzband und emittiert dabei ein Photon. Da die Energie des emittierten Photons der
Energielücke zwischen den Bändern entspricht, wird diese Emission Bandkantenlumineszenz
genannt. Zwischen den Bandkanten existieren aber weitere Energieniveaux, sowohl nahe an
den Bändern (shallow traps) als auch weiter weg (deep traps). Man nimmt an, dass shallow
traps durch Oberflächendefekte entstehen, z. B. durch dangling bonds, aber auch durch die im
16 / Theorie
Vergleich zum Inneren des Kristalls stark gestörten Bindungsverhältnisse, während deep traps
von Kristalldefekten stammen. / Ein Elektron kann strahlungslos oder unter Abgabe eines
Lichtquants in eines dieser Energieniveaux und von dort aus zurück in das Valenzband
relaxieren, wobei auch hier der Übergang strahlend oder strahlungslos erfolgen kann (dies gilt
sinngemäß natürlich auch für Löcher).
L eitu n g sb and
B an d lü ck e
e
-
sh a llo w trap
d eep tra p
1
2
h
e
3
4
5
+
-
Valen zb an d
Schema 2: Schematische Darstellung der während der Photolumineszenz ablaufenden Prozesse.
Im Wesentlichen charakterisieren vier Merkmale die Eigenschaften der Partikelemission:
Helligkeit, Farbe, Reinheit der Farbe und Stabilität der Emission. Da die Bandlücke aufgrund
des quantum confinements vergrößert ist, wird auch die Emission kontinuierlich von rot nach
blau verschoben. In der Regel ist die Emission von Nanopartikeln im Vergleich zur Absorption zu höheren Wellenlängen verschoben. Dieser Shift ist das Ergebnis von zwei
Effekten, nämlich der Relaxation in shallow traps und der Größenverteilung, und wird StokesShift genannt. Die Größenverteilung beeinflusst darüber hinaus die Linienbreite der Emission:
Die typische Halbwertsbreite der Emission von CdSe-Nanopartikeln beträgt 27-40 nm und ist
damit aufgrund von inhomogener spektraler Verbreiterung beträchtlich breiter als die eines
einzelnen Partikels (< 20 nm). Die Reinheit der Farbe ist aufgrund der starken Abhängigkeit
der Emission von der Größe sehr von der Größenverteilung der Partikel abhängig: je schmaler
die Größenverteilung, desto reiner die Emissionsfarbe. Die Helligkeit geht einher mit der
Quantenausbeute. Es wird angenommen, dass eine hohe Quantenausbeute ein Merkmal von
Kristalliten mit wenigen elektronischen Defekten ist, da die Quantenausbeute um ein Vielfaches gesteigert wird, wenn statt koordinierender organischer Liganden eine anorganische
Hülle verwendet wird (core-shell Partikel), die eine bessere Passivierung der Oberflächenzustände gewährleistet, so dass Verluste aufgrund von strahlungsloser Emission verhindert werden. Insgesamt gibt ein Emissionsspektrum also Auskunft über:
•
•
•
die Lage der Bandlücke bzw. Farbe der Partikel
die Größenverteilung der Partikel
die Qualität der Partikel in Bezug auf elektronische und strukturelle Defekte.
Theorie / 17
2.3.3 Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)
Die Prinzipien der Transmissionselektronenmikroskopie sind in guten Lehrbüchern (siehe
z. B. [18]) bereits eingehend beschrieben worden und werden hier nicht weiter behandelt.
Stattdessen wird die Auswertung der Real- und Beugungsbilder kurz erläutert.
Die Realbilder sind eine direkte Abbildung des Leuchtschirms, auf dem die Elektronen die
Struktur der Probe abgebildet haben, auf einen Photofilm. Die belichteten Negative werden
im Photolabor entwickelt und ihr Positiv dient zur Auswertung. Dadurch, dass es sich um eine
direkte Abbildung handelt, sind die auf dem Positiv gemessenen Distanzen direkt proportional
zu den Distanzen der Probe. Um den realen Wert zu erhalten, wird der auf dem Positiv gemessene Wert zunächst um die Nachvergrößerung (Negativ zu Positiv) korrigiert und dann
durch den geeichten Wert für die Vergrößerung dividiert. Dieser berechnet sich aus dem Produkt der aus der Messung bekannten, nominellen Vergrößerung und des Eichfaktors, der anhand von Asbest und dem Kreuzgitter von Plano berechnet worden ist.
Die Auswertung der Beugungsbilder erfolgt anhand von einfachen geometrischen Überlegungen, die in Schema 3 dargestellt sind. Auf das rechtwinklige Dreieck, das durch die
Kameralänge L, den Abstand R zwischen dem ungebeugten Strahl und dem Reflex, und den
Winkel 2Θ aufgespannt wird, lässt sich der tangens-Satz (Quotient aus Gegen- und Ankathete
entspricht dem Winkel zwischen diesen Seiten des Dreiecks) anwenden. Damit erhält man:
R/L = 2Θ. Da der Winkel Θ mit etwa 0.5° sehr klein ist, wird dies angenähert zu R/L §
2Θ. Über die Bragg-Bedingung lässt sich nun eine Beziehung zu den Netzebenenabständen
herstellen: λ/d = 2 sin Θ §2Θ, wobei auch hier aufgrund des kleinen Winkels angenähert
werden kann. Kombiniert man nun diese beiden Gleichungen für 2Θ miteinander, so erhält
man die Beziehung λL = Rd.
K a m eralän g e L
d
2Θ
B ild sch irm
R
M ittelp u n k t
R e flex
Schema 3: Schematische Darstellung zur Berechnung der Ebenenabstände aus dem Beugungsbild einer Probe
im Elektronenmikroskop.
R entspricht dem Reflexabstand vom Mittelpunkt des Beugungsbildes (im Negativ, nicht
im Positiv!). Die Kamerakonstante L ist aus der Messung bekannt und wird zusätzlich durch
einen Eichfaktor korrigiert. Die Wellenlänge λ von Elektronen mit einer Beschleunigungs18 / Theorie
spannung von 200 kV beträgt 2.507 pm. Damit lassen sich die Netzebenenabstände dhkl des
Materials relativ einfach berechnen.
Zusammenfassend erhält man aus den elektronenmikroskopischen Messungen folgende
Informationen:
• Größe der Partikel
• Form der Partikel
• Größenverteilung
• Ordnung
• Existenz von kristallinen Phasen
• Material (aus Gitterabständen)
• Zusammensetzung des Partikelkerns (aus EDX und Auswertung SAED)
Theorie / 19
3 CdSe-Nanopartikel
3.1
Einleitung und Aufgabenstellung
Zu Beginn unserer Arbeiten auf dem Gebiet der Nanopartikel wurde das System CdSe ausgewählt. Es bietet für „Neulinge“ auf diesem Gebiet eine Reihe von Vorteilen: (1) seine physikalischen und chemischen Eigenschaften sind sorgfältig untersucht worden und können mit
den eigenen Ergebnissen verglichen werden. Im Vergleich dazu ist die Synthese von CdTeoder CdS-Partikeln lange nicht so fortgeschritten, z. B. gibt es keine Methode, die es erlaubt,
die Form dieser Partikel gezielt zu variieren. (2) Es ist analytisch gut zugänglich, da CdSe als
II-VI Halbleiter mit einer Bandlücke von 716 nm und vor allem CdSe-Nanopartikel mit einer
Bandlücke <716 nm UV/VIS-aktiv sind und es wegen seiner elektronenreichen atomaren Bestandteile (34Se und 48Cd) einen guten Kontrast im Elektronenmikroskop zeigt. Darüber
hinaus sind die Partikel nur geringfügig luftempfindlich. Die erste Aufgabe war daher, eine
geeignete Syntheseroute für CdSe-Nanopartikel zu etablieren. Dieser Teil der Arbeit wird in
Kapitel 3.2.1 beschrieben.
Eine Reihe von möglichen, aber auch bereits realisierten Anwendungen haben CdSe-Nanopartikel zudem industriell interessant gemacht. Allen voran das biological labeling, das 1998
von Alivisatos[19] und Nie[20] publiziert wurde und heute von der Quantum Dot Corporation
(homepage: www.qdots.com) kommerziell genutzt wird. Bei der biologischen Markierung
wird der Oberflächeneffekt und die Modifizierbarkeit der Partikeloberfläche ausgenutzt, um
die Partikel an chemisch definierte Orte in einer Zelle zu dirigieren. Die anschließende Lokalisierung erfolgt über laserangeregte, ortsaufgelöste Detektion der (sichtbaren) Lichtemission
der Partikel.
Abb. 5: Durchschnitt durch eine zweifach markierte Probe von 3T3 Fibroplasten einer Maus. Bildbreite: 84 µm.
Grün fluoreszierende Partikel haben einen Durchmesser von 2nm und sind mit Acetatgruppen modifiziert (aufgrund der Hydrophilie Affinität zum Zellkern). Die größeren (d = 4 nm) Partikel fluoreszieren rot und haben eine
Biotin modifizierte Oberfläche (Affinität zu den mit Streptavidin markierten Filamenten).
20 / CdSe
Durch Verwendung von unterschiedlich großen Partikeln, die wegen ihrer größenabhängigen, schmalen Emissionsbanden voneinander unterschieden werden können, können
simultan mehrere Umgebungen durch Anregung mit nur einer Wellenlänge abgefragt werden
wie in Abb. 5 am Beispiel der oben zitierten Arbeit gezeigt ist.
Großes Interesse besteht an der Anwendbarkeit von CdSe-Nanopartikeln als Single
Electron Transistoren (SET). SETs sind eine mögliche Antwort auf die Frage nach einer Fortführung des empirisch von Moore gefundenen Gesetzes: die Größe von Transistoren verringert sich alle 12-18 Monate um den Faktor zwei. 1997 konnte von der Gruppe um McEuen
erstmals ein solcher Einzelelektronen-Transistor mit nasschemisch synthetisierten, ca. 5 nm
großen CdSe-Nanokristalliten verwirklicht werden[21, 22] (siehe Abb. 6).
Abb. 6: Schematischer Aufbau eines Einzelelektronen-Transistors. Ein CdSe-Nanoteilchen befindet sich
zwischen zwei Golddrähten (entnommen aus [22]).
Auf eine elektrisch leitende Silicium-Oberfläche, die mit einer isolierenden Schicht SiO2
bedeckt ist, werden zwei Golddrähte so aufgebracht, dass ihre Enden nur etwa 10 nm voneinander entfernt sind. Auf diese Oberfläche wird eine Lösung aus CdSe-Partikeln getropft,
deren Oberfläche mit Dithiolen modifiziert wurde. Durch die freie Thiolfunktion binden die
Nanokristallite an die Golddrähte. Natürlich wird dadurch die Gesamtheit der Goldoberfläche
mit CdSe-Partikeln bedeckt, doch in etwa 1 von 20 Fällen befinden sich einige von ihnen
direkt in der Lücke zwischen den Golddrähten, und es ist möglich, den Strom zu messen, der
in Abhängigkeit von der Spannung durch die Halbleiter-Nanopartikel fließt. Aufgrund der
Coulomb-Blockade und des quantum confinements wird wie erwartet eine treppenartige
Strom-Spannungs-Chrarakteristik erhalten, wobei allerdings aus physikalischen Gründen nur
die erste Stufe zu erkennen ist.
Aufgrund des Anwendungspotentials dieser Halbleiterpartikel besteht seitens der Industrie
ein großer Bedarf an sicheren synthetischen Zugängen. Die in Kapitel 3.2 eingeführte Syntheseroute arbeitet jedoch mit Dimethylcadmium, das diesem Anspruch in keinster Weise genügt wie später ausgeführt wird. Die sich an die Etablierung der Synthese anschließende Aufgabe war es daher, mit Hilfe der organometallischen Chemie alternative Precursoren zu
finden, die ein sichereres Arbeiten ermöglichen. Die Ansätze und ihre Ergebnisse für die Synthese von CdSe-Nanopartikeln werden in Kapitel 3.3 vorgestellt. Nach der Etablierung und
Verbesserung des synthetischen Zugangs zu CdSe-Nanopartikeln sollte der Fokus konsequenterweise auf den zweiten Bereich gerichtet werden, der für die meisten der oben beCdSe / 21
schriebenen Anwendungsfelder relevant ist und in dem die Kenntnisse der Chemie gefordert
sind: die Modifizierung der Partikel-Oberfläche. Das Konzept und die dafür ausgewählten Liganden werden zusammen mit den Ergebnissen dieser Arbeit in Kapitel 3.4 beschrieben.
3.2
Etablierung einer Syntheseroute für CdSe-Nanopartikel
3.2.1 Stand der synthetischen Forschung
Über einen Forschungszeitraum von inzwischen über einem Jahrzehnt sind eine Vielzahl von
Synthesen für CdSe- und CdS-Halbleiterpartikel vorgestellt worden (siehe Tabelle 1). Nanopartikel-Synthesen müssen einer Reihe von Kriterien genügen: Die Formulierung „high
quality colloids oder quantum dots“ könnte etwa wie folgt definiert sein:
•
•
•
•
•
Einheitliche, möglichst durch Reaktionsparameter steuerbare und vor allem reproduzierbare Partikelgröße und –form über einen möglichst weiten Bereich
Schmale Größenverteilung (Monodispersität)
Kristalline Materialien mit wenigen Defekten und Verunreinigungen (insb. für
Quantenausbeute bei der Anwendung als optische Bauteile wichtig)
Stabilisierung der Nanokristallite gegen Agglomeration
Löslichkeit in gebräuchlichen Lösungsmitteln („Kolloide“), d. h. eine Oberfläche mit
den gewünschten Eigenschaften
•
Verwendung von möglichst einfach handhabbaren und ungiftigen Edukten
•
Unkomplizierte Reaktionsbedingungen und Verfahren
Allen Methoden ist gemeinsam, dass das Wachstum der Halbleiter-Partikel auf der Stufe
von nanopartikulärem Material beendet wird. Wässrige Methoden gehören zu den am
weitesten verbreiteten synthetischen Zugängen, da das Wachstum durch die Nukleationskinetik oder durch Stabilisatoren kontrolliert werden kann. Es handelt sich bei diesen Methoden
um eine arrested precipitation (gehinderte Fällung) von Cd2+ mit Se2- (bzw. S2-) in der
Gegenwart von Stabilisatoren wie Thiolen, Aminen, Phophinoxiden oder geeigneten Lösungsmittelmolekülen. Dabei kann das Anion sehr elegant in-situ erzeugt werden, indem z. B. Thioharnstoff mit Mikrowellen bestrahlt wird (Bildung von S2-) oder Selen in Tetralin gelöst wird
(Bildung von Se2-). Bei der Verwendung von elementarem Selen bzw. Schwefel muss der
Lösung zusätzlich ein Reduktionsmittel beigefügt werden. Andere Methoden verwenden begrenzte Reaktionsräume wie sie in reversen Mizellen, Zeolithen oder porösem Aluminiumoxid vorliegen. Reverse Mizellen sind Wasser-in-Öl Tropfen, deren Größe durch das Verhältnis von Wasser zu Tensid bestimmt wird. Das am häufigsten benutzte Tensid ist AOT
(Natriumdiethylsulfosuccinat oder Aerosol OT). Innerhalb des polaren Kerns kann Wasser gelöst werden, so dass im Prinzip dieselben Reaktionen wie oben beschrieben ablaufen können.
Bei Matrices mit strukturell vorgegebenen Poren wird das Wachstum durch die Porenwände
22 / CdSe
gestoppt, wobei die begrenzte Auswahl an Porengrößen die Zugänglichkeit der möglichen
Partikelgrößen limitiert.
Tabelle 1: Auswahl an Synthesemethoden für II-VI-Halbleiter.
Methode
Verwendete Precursoren
Ligand
Literatur
[23]
Elektrochemische Abscheidung
Cd(ClO4)2 2H2O, Se in DMSO
Gasphasensynthese
Me2Cd, H2Se
Pyridin
[24]
Metathese
[Cd(N(SiMe3)2)2], Se=C=NR
TOPO
[25]
Mikrowellenunterstütze Fällung
Cd(OAc)2, Thioharnstoff
DMF
[26]
Photoetching Technique
CdS
Thiophenol
[27]
Pyrolyse
Me2Cd, TBPSe
TOPO
[28]
Pyrolyse
Me2Cd, TOPSe
TOPO
[29]
Pyrolyse
CdO, Phosphonsäuren, TBPSe
TOPO
[30]
Pyrolyse
[Cd(CH2CMe3)2]
TOPO
[31]
Pyrolyse
Me2Cd· Bipy
TOPO
[31]
Pyrolyse
[Cd(CH2CH2CH2NEt2)2]
TOPO
[31]
Single-Source-Precursor
Cd(SCNHNH2)2Cl2
TOPO
[32]
Single-Source-Precursor
Cd[Se2CN-Me(C6H13)]2
TOPO
[33]
Single-Source-Precursor
[Cd(Se2CN(C2H5)2)2]2
4-Ethylpyridin
[34]
Solventothermal
CdC2O4, Se
en
[35]
Solvothermal
Cd-Stearat, Se/Tetralin
Dodecanthiol
[36]
CdCl2, Se, KBH4
en
[37]
Cd(ClO4)2, Se(TMS)2
thf
[38]
Organosilicat Sol-Gel Matrix
Cd-Ethoxyacetat, (Me3Si)2Se
Polymer
[39]
Reverse Mizellen
Cd2+, Se(TMS)2
AOT oder Ph
[38]
Polymer Matrix
2-Pyridylpolybutadien, Me2Cd, H2Se
Polymer
[40]
MCM-41 Matrix
Cd2+-Ionenaustausch, H2S
[41]
MCM-41 Matrix
Me2Cd, TBPSe
[42]
Al2O3 Matrix
CdSO4, SeO2, H2SO4
[43]
SiO2 Sol-Gel Matrix
Cd(OAc)2, SeO2
[44]
Matrices
Eine der am weitesten verbreiteten Methoden und die Methode der Wahl für die vorliegende Arbeit benutzt die Thermolyse von Metallalkylen in heißen, koordinierenden
Lösungsmitteln, im Falle von CdSe die Injektion von Lösungen von Me2Cd und TBPSe in
heißes TOPO. Diese Methode wurde ursprünglich von Bawendi[29] und Alivisatos[28] für CdSe
entwickelt und führt zu qualitativ hochwertigen Nanopartikeln im Sinne der oben genannten
Kriterien, d. h. nahezu einkristallinen Partikel mit einer Größenverteilung < 5 %, die durch die
Koordination von TOPO sowohl geschützt sind als auch die Löslichkeit in Solventien wie
CdSe / 23
Toluol ermöglichen. Außergewöhnlich hochwertige Partikel entstehen, wenn das koordinierende Lösungsmittel aus einer Mischung von HDA und TOPO besteht.[13] State of the art ist
die synthetische Kontrolle über die Partikelmorphologie, bei der die Anisotropie der WurtzitStruktur von CdSe ausgenutzt wird. Bei langsamem Wachstum, d. h. bei einer niedrigen Konzentration an Monomer, ist das Wachstum auf allen Flächen gleich und es entstehen nahezu
sphärische, aber immer noch facettierte Partikel. Wird die Wachstumsrate jedoch erhöht, d. h.
das System mit einer hohen Monomerkonzentration übersteuert, dann ist das Wachstum entlang der c-Achse höher und das Ergebnis sind stäbchenartige Partikel.[45, 46] Eine Variation der
Monomerkonzentration in Kombination mit zusätzlichen Injektionen an Monomer ermöglicht
auch die Synthese von Partikeln in Form eines Pfeils oder einer Träne oder von vierarmigen
CdSe-Nanokristalliten (tetrapods), von denen einige in Abb. 7 gezeigt sind.[47]
Abb. 7: TEM Bilder von CdSe-Nanopartikeln, deren Form gezielt durch die Synthese beeinflusst wurde. Links:
Tetrapods, Mitte: Stäbchen; Rechts: pfeilförmige Partikel.[47]
Diese Prinzipien können ohne weiteres auf andere Systeme angewendet werden wie z. B. in
einer kürzlich veröffentlichen Studie von Jinwoo Cheon[48] an Bleisulfid PbS, das in einer
völlig symmetrischen Kochsalz-Struktur kristallisiert. Reaktionsparameter wie Temperatur
und Monomerrate bestimmen das Wachstum von zwei unterschiedlichen Oberflächen, der
(100)-Oberfläche mit hoher Oberflächenenergie und der (111)-Fläche mit niedriger Energie in
Gegenwart von starken Adsorbatmolekülen, so dass sogar die Ausbildung von sternförmigen
Partikeln oder isotropen Kuben möglich wird. Andere Beispiele sind Nickel[49] Cobalt[50] oder
Indium[51].
Die Synthese von elongierten oder anders geformten CdSe-Nanopartikeln ist jedoch nicht
nur von akademischem Interesse: werden 7x60 nm große Stäbchen in ein konjugiertes Polymer, Polyhexylthiophen, eingebettet, entsteht so etwas wie eine Solarzelle aus Plastik.[52] Normalerweise ist die Beweglichkeit von Elektronen in einem Polymer sehr gering. Durch die
Kombination des Polymers mit anorganischen Halbleitern wird jedoch die Ladungstransferrate sehr hoch und damit der Ladungsverlust durch Rekombination reduziert. CdSe ist ein solcher Halbleiter, der sich aufgrund seiner (steuerbaren) Bandlücke im sichtbaren Bereich eignet. Aufgrund der nanoskaligen Natur der Lichtabsorption werden Nanopartikel von CdSe
verwendet, wobei elongierte Partikel gegenüber sphärischen bevorzugt sind: sie haben einen
natürlichen, gerichteten Weg für den elektrischen Transport. Ihre Länge kann an die Dicke
24 / CdSe
des Bauteils angepasst werden, die letztendlich die optimale Absorption des einfallenden
Lichts bestimmt. Die beiden Komponenten, die zusammen etwa 200 Nanometer dick sind,
können wie Farbe auf fast jede beliebige Unterlage aufgetragen werden. Zwar ist der Wirkungsgrad dieser Solarzelle bisher noch sehr gering (2 %), doch sie lässt sich wesentlich einfacher herstellen als herkömmliche anorganische Solarzellen: ohne Hochvakuum und ohne
Reinraumbedingungen.
3.2.2 Synthese der Edukte und Vorbereitung der Thermolyse
Dimethylcadmium, eine extrem giftige Substanz mit einem hohen Dampfdruck (78 Torr bei
52 °C) dient sowohl bei der Herstellung von Nanopartikeln als auch bei CVD-Prozessen als
organometallische Cd-Quelle. Die farblose Flüssigkeit (Schmp. –4 °C) ist thermisch instabil,
bildet innerhalb von Minuten elementares Cadmium, wenn sie Tageslicht ausgesetzt wird,
raucht bei Luftkontakt und zersetzt sich in Wasser. Auch wenn Me2Cd nicht pyrophor ist,
detoniert es doch spontan bei Temperaturen über 90 °C. Es ist für einen Preis von etwa 500
pro 25 g käuflich erwerblich, aber auch leicht synthetisch zugänglich durch die GrignardReaktion von wasserfreiem CdCl2 mit MeMgI in Diethylether. Aufgrund seiner Lewisacidität
bildet es mit dem Lösungsmittel das Addukt Me2Cd 2 Et2O, das wegen des Freisetzens von 2
Äquivalenten Ether nicht in die bei hohen Temperaturen durchgeführte Pyrolyse eingesetzt
werden kann. Lösemittelfreies bzw. Lösemittel-reduziertes Me2Cd lässt sich auf zwei alternativen Wegen erhalten: durch Abdestillieren des Lösungsmittels bei Temperaturen über der
Zersetzung des Addukts (120 °C) oder durch Bildung des kristallinen 2,2’-Bipyridin-Addukts,
das bei Erwärmen im Vakuum Dimethylcadmium freisetzt. Der Ethergehalt nach Destillation
beträgt etwa 4 % (1H NMR), das nach der Pyrolyse des Bipy-Addukts aufgefangene Me2Cd
ist lösemittelfrei.
Für die Herstellung der Cd-Stammlösung werden 7 mmol Me2Cd in 10 g trockenem Tri-nbutylphosphin (TBP) gelöst. Das 31P-Signal des Tributylphosphins in d6-Benzol wird bei
Zugabe von 0.5 Äq. Me2Cd nicht verschoben. TBP bildet also im Gegensatz zu Diethylether
kein Lewis-Säure-Base Addukt mit dem Metallkation aus, so dass Dimethylcadmium in der
Vorratslösung unverändert voliegt. Als Selenquelle dient eine Lösung von 5 mmol elementarem Selen in 10 g trockenem TBP, wobei durch Reduktion des Selens der organometallische
Precursor Tributylphosphinselenid (TBPSe) entsteht.
Im Gegensatz zur Literaturvorschrift wurden die Lösungen getrennt voneinander unter
Argon bei 0 °C im Dunklen aufbewahrt und erst kurz vor der Reaktion miteinander vermischt,
da die Mischungen wegen der Niederschlagsbildung nicht über einen längeren Zeitraum gelagert werden können. Mittels 31P NMR wurde überprüft, ob sich in Lösung ein Säure-BaseAddukt ausbildet, das dann als Single-Source-Precursor verwendet werden könnte. Die
Lösung aus 1 Äq. Me2Cd, 2 Äq. Selen und 3 Äq. TBP zeigte jedoch keine Verschiebung des
31
P-Signals im Vergleich zu TPB-Selenid, so dass man von Me2Cd und TBP-Selenid als
organometallischen Precursoren in der Pyrolyse ausgehen kann.
CdSe / 25
Als koordinierendes Lösungsmittel diente Tri-n-octylphosphinoxid (TOPO), eine bei
Raumtemperatur wachsartige, weiße Substanz mit einem Schmelzpunkt von 50-54 °C. Die
Koordination des TOPOs erfolgt über die freien Elektronenpaare des Sauerstoffs an die CdIonen an der Oberfläche der Nanokristallite. Dadurch sind sowohl die Metallkationen elektronisch stabilisiert als auch die Partikel durch die langen Alkylketten des Phosphinoxids sterisch
gegen Agglomeration geschützt. Reines TOPO (•97 %) koordiniert relativ schwach an Cd2+.
Diese Tatsache limitiert die Konzentration an Precursor in der Pyrolyse auf 0.4 mL
Stammlösung pro 6 g TOPO und macht damit eine Synthese von größeren Mengen an CdSeNanopartikeln unhandlich.
3.2.3 Thermolytische Synthese von CdSe-Nanopartikeln
Absorption [a. u.]
Für die Synthese von hoch kristallinen Partikeln einer bestimmten Größe und Größenverteilung sind definierte Reaktionsparameter ausschlaggebend (siehe Kapitel 2.1). Einer der
wichtigsten Parameter sind die exakten hohen Temperaturen bei der Injektion der organometallischen Precursor und während des Wachstums der Partikel. Um reproduzierbare Reaktionen zu ermöglichen, wurde daher mit einem Heizpilz gearbeitet, der durch Temperaturkontrolle mit einem 1/10-DIN Platin-Temperaturfühler über einen taktenden Temperaturregler
gesteuert wurde. Die Pyrolyse erfolgt durch Injektion der organometallischen Precursor in
TOPO bei 350.0 °C. Dabei ist darauf zu achten, dass die Injektion sehr schnell erfolgt (< 1s)
1
und durch schnelles Rühren
eine homogene Vermischung
der Reaktionspartner gewährleistet ist. Beendet wird die
Reaktion durch Entfernen des
Heizpilzes und Abkühlen auf
JH-12a λ =524nm
JH-12b λ =502nm Raumtemperatur. Abb. 8 zeigt
JH-12c λ =495nm
JH-12d λ =514nm die UV/VIS-Spektren einer
λ =531nm
JH-12f
Reaktionsreihe, bei der die
0
Reaktionsparameter
exakt
400
500
600
700
W ellenlänge [nm]
eingehalten wurden.
Abb. 8: UV/VIS-Spektren einer Reihe von CdSe-Nanopartikel-Lösungen, hergestellt durch Pyrolyse von 0.4 mL
Stammlösung in 6 g TOPO (97 %). Reaktionsparameter: TInjektion = 350.0 °C, t = 1.0 Min.
Das Maximum der Absorptionsbande ist wegen seiner Abhängigkeit von der Größe und der
Größenverteilung (siehe Kapitel 2.1) ein empfindliches Maß für einen Vergleich der synthetisierten CdSe-Partikel. Trotzdem dieselben Reaktionsparameter eingehalten wurden, wiechen die Maxima der Absoptionskurven voneinander ab. Die Abweichung beträgt 5 %.
(Weitere Charakterisierung von CdSe-Nanopartikeln siehe Kapitel 3.3).
26 / CdSe
Die so hergestellten Partikel haben ein mittleres Absorptionsmaximum von 520 nm, was
einem Durchmesser von etwa 2.8 nm entspricht. Die Größe der Partikel lässt sich durch eine
längere Wachstumszeit einfach variieren. Um dies zu testen, wurden über einen Zeitraum von
1 h 20 Proben aus der Reaktionsmischung (Parameter siehe unten) entnommen und im
UV/VIS-Spektrometer vermessen (siehe Abb. 9). Nach einem anfänglich starkem Anstieg des
UV/VIS-Maximums und damit einem starken Größenwachstum, flacht die Kurve merklich ab
und es ist abzusehen, dass sie einem Maximalwert zustrebt. Nach 60 Minuten ist das Absorptionsmaximum von anfänglich 520 nm auf 540 nm gestiegen, was einem Partikelwachstum
von 2.8 nm auf etwa 3.2 nm entspricht. Um die Größe merklich zu steigern, wurde der
Reaktionsmischung durch Injektion von kleinen Mengen Stammlösung weitere Cd- und SePrecursoren zugeführt (markiert durch Pfeile). Jede Injektion hat einen merklichen Anstieg
des Absorptionsmaximums zur Folge und führt nach weiteren 1.5 h (entsprechend 8 0.2 mL =
1.6 mL Stammlösung) zu Partikeln mit λmax = 600 nm. Damit konnte der Durchmesser der
Partikel insgesamt von 2.8 auf 4.6 nm erhöht werden.
620
Absorption [nm ]
600
580
560
540
520
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Zeit [M in.]
Abb. 9: Entwicklung des UV/VIS-Absorptionsmaximums von CdSe-Nanopartikeln während der Synthese.
Reaktionsparameter: 4 g TOPO (technisch), 0.7 mL Stammlösung, TInjektion = 350 °C, TWachstum (Soll) = 332 °C. Die
Pfeile indizieren eine weitere Injektion von jeweils 0.2 mL Stammlösung in die Reaktionsmischung.
In den ersten, oben beschriebenen Synthesen sind pro 6 g TOPO (97 %) 0.2-0.4 mL
Stammlösung in die Reaktion eingesetzt worden. Das entspricht, wenn man von einer
vollständigen Umsetzung der Precursor in Nanopartikel ausgeht, einer Masse an CdSe in den
gecappten Nanopartikeln von etwa 11 mg (für 0.2 mL). Der Reaktionsansatz lässt sich zwar
problemlos verdoppeln, doch für eine Synthese von einer (industriell gesehen immer noch
kleinen) Menge von 1 g CdSe müssten 20 mL Stammlösung in die 100-fache Menge an
TOPO, also 600 g, injiziert werden. Neben dem apparativen Aufwand stellt dies ein erhöhtes
Gefahrenpotential und einen übermäßig hohen Anfall von Nebenprodukten (überschüssiges
TOPO) dar. Deshalb sollte nach der erfolgreichen Implementierung der CdSe-Synthese
versucht werden, die Menge an Nanomaterial pro Reaktion zu erhöhen. Wie in Abb. 10 zu
erkennen ist, lässt sich dies nicht durch simples Erhöhen der Precursorkonzentration
erreichen. Das UV/VIS-Spektrum der Pyrolyse von 2.4 mL Stammlösung in 4 g TOPO
CdSe / 27
(untere Kurve) zeigt nur eine leichte Schulter im Bereich von etwa 650 nm. Dies deutet auf
das Entstehen von größeren Nanopartikeln (Lage der Absorptionsbande) mit einer breiten
Größenverteilung (Breite der Absorption) hin und lässt sich durch die unzureichende
Koordination des Trioctylphosphinoxids an die Oberfläche der Nanopartikel erklären.
Erhöht man die Menge an TOPO bei gleichbleibender Menge an Stammlösung (mittlere
Kurve), ist eine gute Koordination wieder gewährleistet und man erhält ein UV/VISSpektrum mit einer ausgeprägten und schmalen Bande bei 562 nm. Auf diese Weise lässt sich
also keine signifikante Erhöhung der Precursorkonzentration erreichen. Nach mündlichen
Informationen durch Prof. A. P. Alivisatos (später publiziert im Zusammenhang mit der
Formkontrolle von CdSe Nanokristalliten[45]) kann die Koordination des Lösungsmittels an
die Partikel verbessert werden, indem TOPO von technischer Qualität verwendet wird. Der
Unterschied zu reinem (97 %) TOPO besteht darin, dass es Verunreinigungen von Alkylphosphonsäuren und Phosphinsäuren enthält, die eine stärkere Koordination zu Cd2+ eingehen.
Trägt man dieser Tatsache Rechnung, lässt sich die Menge an verwendetem TOPO
erheblich verringern: die Injektion von 20 mL Stammlösung in 40 g TOPO (techn.) ergibt
CdSe-Nanopartikel, die eine ähnlich ausgeprägte und schmale Bande im UV/VIS-Spektrum
zeigen wie die in 97 % TOPO synthetisierten Proben (Abb. 10, obere Kurve).
Absorption [a. u.]
4
3
2
1
JH-29a
JH-19f
0
JH-19c
500
600
700
800
W ellenlänge [nm]
Abb. 10: UV/VIS-Spektren von CdSe-Nanopartikeln. Unten: 4 g TOPO (97 %), 2.4 mL Stammlösung (JH-19c);
Mitte: 25 g TOPO (97 %), 2.4 mL Stammlösung (JH-19f); Oben: 40 g TOPO (technisch), 20 mL Stammlösung
(JH-29a).
3.3
Alternative Precursoren für die Synthese von CdSe-Nanopartikeln
durch Thermolyse von organometallischen Verbindungen
3.3.1 Einleitung
Die Synthese von CdSe-Nanopartikeln durch die Injektion von organometallischen Precursoren in heiße Lösungsmittel muss wegen der Verwendung von Dimethylcadmium, einer
flüchtigen und hoch giftigen Verbindung, unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen durch28 / CdSe
geführt werden. Zwar lässt sich dies umgehen, wenn man Einkomponeten (Single-Source)
Precursoren verwendet, doch diese sind nicht käuflich erwerblich und erfordern den Umgang
mit ebenfalls hochgiftigen und flüchtigen Selenverbindungen wie CSe2 während ihrer Synthese. Systematische Studien über die Verwendung von alternativen Cadmium-Quellen sind
in der Literatur allerdings rar und es gibt nach wie vor Bedarf an bequemeren präparativen
Methoden für die Synthese von CdSe-Partikeln unter Verwendung von einfach zugänglichen
Precursoren. Daher wurden eine Reihe von Sauerstoff-freien organometallischen Cd-Verbindungen auf ihre Eignung als alternative und sicherere Precursoren für die Synthese von CdSeNanopartikeln getestet: Dineopentylcadmium (Np2Cd), Bis(3-diethylaminopropyl)cadmium
(RN2Cd) und (2,2’-Bipyridin)dimethylcadmium (BipyCd) (s. Schema 4).
Me
Cd
Me
Cd
Me
Et2N
Cd
Me
Cd
NEt2
N
N
Schema 4: Alternative organometallische Cadmium-Quellen für Me2Cd in der Synthese von CdSe-Nanopartikeln durch Pyrolyse in koordinierenden Lösungsmitteln.
3.3.2 Beschreibung und Synthese der Precursoren und ihre Thermolyse in
Trioctylphosphinoxid
Dineopentylcadmium ist eine Dimethylcadmium vergleichbare Alkyl-Cadmium-Verbindung,
die jedoch einige Vorteile gegenüber letzterem aufweist. Der Neopentylrest wird wegen seines sterischen Anspruchs und des tertiären β-C-Atoms, das eine β-Eliminierung verhindert,
häufig zur Stabilisierung von Metall-Alkyl-Verbindungen eingesetzt. Dineopentylcadmium
hat konsequenterweise einen wesentlich höheren Schmelzpunkt als Me2Cd (40 °C im Vergleich zu –4 °C), kann ohne Zersetzung destilliert werden und ist wesentlich weniger flüchtig
(3 Torr bei 78 °C im Vergleich zu 78 Torr). Die erhöhte thermische und photolytische Stabilität vereinfacht sowohl die Lagerung der Verbindung als auch deren Handhabung und die
Sicherheitsvorkehrungen. Eine andere Möglichkeit, die Cadmium-Quelle chemisch zu stabilisieren, eröffnet sich durch intramolekulare Addukt-Stabilisierung mit N,N-Dialkylaminopropyl-Resten. Dieser Typ Ligand wird häufig für organometallische Precursoren verwendet,
die für die Abscheidung von dünnen Metall- oder Halbleiter-Filmen und -Schichten in der
MOCVD (metalorganic chemical vapour deposition) geeignet sind, da sie zu weniger emCdSe / 29
pfindlichen, gegenüber Hydrolyse stabileren und einfacher handhabbaren Verbindungen mit
einer guten Abgangsgruppe führen. Bis(3-diethylaminopropyl)cadmium ist im Gegensatz zu
Me2Cd ein farbloses Öl mit einer geringen Flüchtigkeit. Es kann ebenfalls ohne Zersetzung
destilliert werden, ist aber instabiler gegenüber Licht und Wärme als Dineopentylcadmium.
Als dritter Precursor wurde (2,2’-Bipyridin)dimethylcadmium ausgewählt. Das Lewis-Base
Addukt ist ein gelber, kristalliner Feststoff (Schmp. 75-78 °C) und immer noch sehr luftempfindlich wie die Farbveränderung von gelb nach weiß (freie Base) innerhalb von Minuten
bei Luftkontakt zeigt. Im Vergleich zu den anderen Cadmium-Quellen zeigt es die geringste
Flüchtigkeit und ist in Bezug auf Handhabung und Sicherheit der am besten geeignete
Precursor.
Aus Studien an CdTe OMVPE (organometallic vapor-phase epitaxy) unter Verwendung
von Dimethylcadmium und Dimethyltellurid weiß man, dass die Abscheidung des Films über
einen radikalischen Mechanismus abläuft. Dabei laufen Reaktionen an der Oberfläche ab, die
zu Alkylradikalen in der Gasphase führen. Wenn keine Oberfläche vorhanden ist, wird davon
ausgegangen, dass der thermische Zerfall des Dampfes sowohl heterolytisch als auch homolytisch abläuft und verschiedene Produkte wie elementares Cadmium, Alkane (Methan,
Ethan) und Alkene (Ethylen) gebildet werden. Da die Cd-C Bindungsdissoziationsenergie D0
nur 281 kJ/mol beträgt, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch der erste Schritt nach Injektion
des Cd-Precursors bei hohen Temperaturen in Trioctylphosphinoxid der Cd-C-Bindungsbruch
ist. Die vorgestellten Precursoren haben alle eine Cd-C-Bindung, manche mit weiteren Liganden, die aber über eine schwächere koordinative Bindung gebunden sind. Dies führte zu der
Annahme, dass die Reaktion unabhängig von der Wahl des Precursors ist und eine Vermeidung des Dimethylcadmiums ermöglicht.
Für den Vergleich der Precursoren wurde besonderer Wert auf die Konstanz der Reaktionsparameter gelegt, da bereits kleine Abweichungen die Eigenschaften des Produkts verändern
(s. oben). In allen Fällen wurden 7 mmol des Precursors in 10 g trockenem TBP gelöst und
das Verhältnis Cadmium:Selen konstant gehalten. Die Injektion der Precursor (0.4 mL)
erfolgte in 350.0 °C heißes TOPO (4 g, technische Reinheit), das Wachstum erfolgte über
10.0 Minuten bei einer Temperatur von 315 °C. Nach der Aufarbeitung wurden die strukturellen und optischen Eigenschaften der CdSe-Nanopartikel mit Hilfe von UV/VIS, PL, IR,
MS und TEM miteinander verglichen. Die Bezeichnungen wurden entsprechend der verwendeten Precursoren gewählt, d. h. Me2Cd-CdSe, Np2Cd-CdSe, (RN)2Cd-CdSe und BipyCdCdSe.
30 / CdSe
3.3.3 Charakterisierung der CdSe-Nanopartikel
UV/VIS-Spektroskopie
Die Absorptionsspektren der aus der Pyrolyse der vier verschiedenen Cd-Precursor erhaltenen
CdSe-Nanopartikel sind in Abb. 11 gezeigt. Alle Absorptionsmaxima sind deutlich blauverschoben im Vergleich zur Absorption des Festkörpers (1.74 eV bzw. 713 nm) und zeigen
dadurch eindeutig den Effekt des quantum confinements. Dies ist bereits der erste Hinweis
darauf, dass alle Precursor zu Nanopartikeln führen. Da im Falle von Halbleiter-Nanoparti-
Absorption [a. u.]
keln die Absorption von sichtbarem bzw. ultraviolettem Licht von der Breite der Bandlücke
und wegen des quantum confinements demzufolge auch von der Größe der Partikel abhängt,
kann man aus der Lage des Absorptionsmaximums sowohl die Bandkante als auch die Größe
der Partikel berechnen.
0,5
a
b
c
0,0
d
400
500
600
W ellenlänge [nm]
Abb. 11: UV/VIS-Spektren der verschiedenen Lösungen der Nanopartikel: (a) Me2Cd-CdSe, (b) Np2Cd-CdSe,
(c) (RN)2Cd-CdSe und (d) BipyCd-CdSe.
Die optische Bandlücke Eg erhält man durch Anpassen der Absorptionsdaten an einen direkten Übergang durch lineare Regression und anschließende Extrapolation (siehe Kapitel
2.3.1). Daraus lässt sich dann mit Hilfe von Gleichung 7[53] die Partikelgröße berechnen. In
Tabelle 2 sind die so erhaltenen Daten für die einzelnen Proben zusammengestellt. Man kann
erkennen, dass die Lage des Absorptionsmaximums für die verschiedenen Proben leicht
variiert. Dies liegt daran, dass es unter den gegebenen apparativen Bedingungen sehr
schwierig ist, alle relevanten Reaktionsparameter exakt konstant zu halten:
Tabelle 2: Lage des Absorptionsmaximums und der berechneten Werte für die Bandkante und den Durchmesser
der verschiedenen CdSe-Nanopartikel-Proben.
λmax [nm]
Bandkante [nm]
Bandkante [eV]
Durchmesser [nm]
Me2Cd-CdSe
560
617 ± 1 nm
2.01 ± 0.005
3.72 ± 0.03
Np2Cd-CdSe
568
624
1.99
3.87
(RN)2Cd-CdSe
545
602
2.06
3.42
BipyCd-CdSe
567
621
2.00
3.80
CdSe / 31
û( g =
h2
8a 2
 1
1

+
 me mh



Gleichung 7: Beziehung zwischen ∆Eg (Verschiebung der Bandkante im Vergleich zum Festkörper) und dem
Partikeldurchmesser a. me bzw. mh sind die effektiven Massen der Elektronen bzw. Löcher; mh = 0.13 m0, mh =
0.44 m0 (Daten des Festkörpers CdSe) mit m0 = 9.1095 10-31 kg als Elektronenruhemasse.
Die ersten Arbeiten mit Me2Cd als Precursor, die in Kapitel 3.2.3 vorgestellt wurden, haben
bereits gezeigt, dass die Lage der Absorptionsmaxima trotz gleicher Reaktionsparameter
leicht voneinander abweichen. Im Vergleich zu der dort beobachteten Abweichung von 5 %
ist die Abweichung der hier vorgestellten Absorptionsmaxima mit 2.5 % wesentlich geringer.
Trägt man dieser Tatsache Rechnung, ist es ganz offensichtlich so, dass die Wahl des CdPrecursors keinen Einfluss auf die Größe der CdSe-Nanokristallite hat. Darüberhinaus ist die
Halbwertsbreite der Banden für alle vier Spektren vergleichbar, was darauf hindeutet, dass die
Größenverteilung der Partikel ähnlich ist.
Partikel-Oberfläche
Wie in Kapitel 2.1 bereits beschrieben worden ist, wird die Bildung von Nanopartikeln erst
durch die Koordination von Liganden an die Atome bzw. Ionen an der Oberfläche der Partikel
möglich. Die Koordination eines Liganden wird sich vor allem in der Bindungsordnung der
beteiligten Bindung niederschlagen, weswegen (neben NMR, MS u. a.) meist die IRSpektroskopie zur Charakterisierung der Oberfläche herangezogen wird.
90
Transmission [%]
a
b
d
80
c
70
P-O-Streckschwingung
-1
(1093 cm )
60
3000
2000
1000
-1
Frequenz [cm ]
Abb. 12: IR-Spektren der verschiedenen Proben, aufgenommen als KBr-Presslinge: (a) Me2Cd-CdSe, (b)
Np2Cd-CdSe, (c) (RN)2Cd-CdSe, (d) BipyCd-CdSe
Alle IR-Spektren (Abb. 12) zeigen dieselben Absorptionen in Bezug auf Wellenzahl und
Intensität und weisen damit darauf hin, dass auch die Oberflächenbedeckung der Partikel
unabhängig vom verwendeten Cd-Precursor ist. Die P-O-Streckschwingung des Trioctylphosphinoxids (ν = 1147 cm-1) ist deutlich zu kleinern Wellenzahlen (ν = 1093 cm-1) verschoben.
Die Ursache für diese Verschiebung liegt in der Koordination des Sauerstoffs an die Oberfläche der Nanopartikel, was eine Verringerung der Elektronendichte in der benachbarten
32 / CdSe
Bindung zwischen Phosphor und Sauerstoff zur Folge hat. Da ν proportional zur Bindungsordnung ist, nimmt somit auch die Absoprtionsfrequenz ab. Im Bereich von 2800 bis
3000 cm-1 sind die C-H-Streckschwingungen der Octylreste des TOPOs zu erkennen, jedoch
können keine aromatischen C-H-Streckschwingungen (> 3000 cm-1) detektiert werden, d. h.,
bei Verwendung von Me2Cd Bipy als Precursor findet keine Koordination durch Bipyridin
statt. Demnach besteht die Ligandenhülle der Nanopartikel im Wesentlichen aus TOPO, was
auch durch Massenspektrometrie der Proben bestätigt werden konnte: Die FAB-Spektren aller
Nanopartikel zeigen ein Signal für TOPO, jedoch keine Signale für 2,2’-Bipyridin oder
Diethylpropylamin.
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)
Die TEM-Aufnahmen der Nanopartikel (Abb. 13) illustrieren ebenfalls die Ähnlichkeit der
vier Proben. Die gebildeten Nanopartikel sind einheitlich in Größe und Größenverteilung, sie
haben eine sphärische Form und einen mittleren Durchmesser von etwa 4 nm. Dies stimmt
mit den Werten überein, die aus der UV/VIS-Absorptionsspektroskopie mit Hilfe von
Gleichung 7 erhalten wurden. Trotz des einfachen Modells ist die Übereinstimmung mit den
experimentellen Daten erstaunlich gut und legt diese Methode als eine einfache Alternative
für die Abschätzung der Partikelgröße nahe.
Abb. 13: TEM- und EDX-Aufnahmen der verschiedenen Proben: (a) Me2Cd-CdSe (inset 8.2 nm2), (b) Np2CdCdSe (inset 14.8 nm2), (c) (RN)2Cd-CdSe (inset 16.6 nm2), (d) BipyCd-CdSe (inset 12.1 nm2). Skalierung =
56 nm
Die TEM-Aufnahmen in höherer Vergrößerung (siehe Insets von Abb. 13) zeigen für jede
Probe eindeutig die (100)- oder (002)-Netzebenen von hexagonalem CdSe und bestätigen
damit nicht nur die kristalline Struktur, sondern auch das Vorliegen von CdSe. Letzteres wird
durch die EDX-Analyse untermauert (beispielhaft für Np2Cd-CdSe im Inset von Abb. 13(b)
CdSe / 33
gezeigt). Die zusätzlichen Signale für P, O, Cu und C stammen von koordiniertem TOPO,
dem verwendeten Kupfer-Grid bzw. dem Kohlenstofffilm, mit dem das Grid überzogen ist.
3.4
Oberflächenmodifizierung von TOPO-gecappten CdSeNanopartikeln
3.4.1 Einleitung
Neben dem rein wissenschaftlichen Interesse gibt es im Wesentlichen zwei Gründe, die Oberfläche von Nanopartikeln zu modifizieren. Erstens, um eine Affinität zu bestimmten Moleküle
zu erreichen: bei der Verwendung von Nanopartikeln als biologische Marker kann die Oberfläche beispielsweise mit Biotin-Molekülen modifiziert werden, damit eine Bindung an
Streptavidin-reiche Bereiche einer Zelle erfolgt. Ist ein Nanosensor das Ziel, muss die Oberfläche chemisch so modifiziert sein, dass sie die Zielmoleküle, z. B. DNA, bindet. Der zweite
Grund für eine Oberflächenmodifizierung ist die Anordnung von Nanopartikeln in geordnete
Strukturen, die für viele technische Anwendungen erforderlich ist. Dafür sind sowohl
bifunktionelle Liganden verwendet worden, die an zwei verschiedene Partikel binden können
(z. B. Dithiole[54]), als auch Liganden, die in einer nachfolgenden Reaktion mit dem Liganden
eines zweiten Partikels reagieren[55]. Das Ergebnis sind Di- und Oligomere oder ein zweibzw. dreidimensionales Netzwerk. Daneben sind Oberflächenmodifizierungen vorgenommen
worden, um die chemischen Eigenschaften zu steuern (Löslichkeit in hydro- bzw. lipophilen
Lösungsmitteln[56]) oder um die Oberfläche besser zu passivieren (anorganische Hüllen, vor
allem für die Steigerung der Quantenausbeute bei Halbleitern[19, 20, 57, 58]). Im Prinzip hängt
also die Verwendung von Nanopartikeln, egal in welchem Bereich der Nanotechnologie, ganz
entscheidend von der Möglichkeit ab, erstens die chemischen Eigenschaften ihrer Oberfläche
gezielt zu modellieren und sie dann zweitens mittels dieser Eigenschaften an spezifische
Stellen zu binden.
Angenommen, das Ziel sei ein Partikel, dessen Oberfläche mit der Funktionalität B bedeckt
ist, dann kann die Modifizierung dieser Oberfläche grundsätzlich auf drei Wegen erfolgen
(siehe Schema 5). Da die Liganden erstmals während der Synthese eingeführt werden, kann
schon dort durch Wahl eines anderen Liganden, HY-B anstatt HY-A, Einfluss auf die Oberflächenbedeckung genommen werden (Schema 5A). Eine weitere Möglichkeit besteht darin,
den primär gebundenen Liganden zu modifizieren. Dies ist in der Regel dann möglich, wenn
er eine zweite funktionelle Gruppe aufweist (hier mit A bezeichnet), die den gängigen organischen Reaktionen zugänglich ist (Schema 5B). Die dritte Möglichkeit ist der postsynthetische
Austausch. Dies setzt voraus, dass der Ligand, der das Partikelwachstum in der Synthese terminiert, keine starke Bindung zu den Oberflächenatomen ausbildet, sondern möglichst
koordinativ oder ionisch gebunden ist. Dann nämlich kann er in einem nachfolgenden, also
34 / CdSe
postsynthetischen, Reaktionsschritt durch einen stärker koordinierenden Liganden ausgetauscht werden, typischerweise durch Ausbildung einer kovalenten Bindung (Schema 5C).
P re cu rsor
+ Z u sä tze
HX
A
HY
A
B
A
A
A
A
B
A
A
A
B
B
A
A
A
B
B
A
P re cu rsor
+ Z u sä tze
+ HX
A
B
B
A
A
P re cu rsor
+ Z u sä tze
+ HX
A
A
A
A
A
B
A
A
Z
B
HY
B
B
B
A*
A*
B
B
B
B
A*
B
B
B
B
B
A*
A*
A*
B
B
A*
A*
A
A
A
B
A
B
B
$
%
&
Schema 5: Prinzipien der Oberflächenmodifizierung. (A) in der Synthese, (B) Modifizierung des Liganden, (C)
Postsynthetischer Ligandaustausch.
Die von uns verwendete synthetische Methode liefert bereits hochwertige, kristalline Nanopartikel mit einer schmalen Größenverteilung, die koordinativ mit Trioctylphosphinoxid bedeckt sind. Da bei der Wahl eines neuen Liganden für die Synthese (Weg A) die Reaktionsparameter immer wieder neu optimiert werden müssen und sich die Alkylketten, die durch
Verwendung von TOPO die Oberfläche terminieren, nicht für nachfolgende Reaktionen
eignen (Weg B), wurde Weg C für eine Oberflächenmodifizierung der CdSe-Nanopartikel
ausgewählt. Dieser Weg eignet sich auch deshalb gut, weil TOPO koordinativ an die Oberfläche der Partikel bindet. Dadurch sollte es möglich sein, das Phosphinoxid durch einen
Liganden zu ersetzen, der eine kovalente Bindung zu den Cadmiumionen ausbildet, z. B.
durch ein Thiol. Für den Austausch des gebundenen TOPOs wurde der neue Ligand so ausgewählt, dass der Austausch analytisch einfach zu verfolgen ist: Bei einem Austausch von Trioctylphosphinoxid gegen 2-Thionaphtol sollte im IR-Spektrum eine Abnahme bzw. ein
kompletter Verlust der Alkyl-C-H-Schwingungen des TOPOs (2960, 2926 und 2856 cm-1)
CdSe / 35
und eine Zunahme der aromatischen C-H-Schwingungen des Thiols (3054 cm-1) zu beobachten sein.
3.4.2 Austausch von oberflächengebundenem Trioctylphosphinoxid gegen 2Naphtylthiol
Die für die Reaktionen (Übersicht siehe Tabelle 3) verwendeten TOPO-gecappten CdSeNanopartikel wurden nach ihrer Synthese standardmäßig gewaschen, um überschüssiges,
nicht gebundenes Trioctylphosphinoxid zu entfernen. Analog wurde mit den nach der Austauschreaktion erhaltenen Lösungen bzw. Niederschlägen verfahren, um freigewordenes
TOPO bzw. ungebundenes Naphtylthiol abzutrennen. Werden die CdSe-TOPO-Nanopartikel
nach dem Waschen in trockenem Pentan aufgenommen und mit einem Überschuss Naphtylthiol versetzt, so lässt sich eine allmähliche Entfärbung der roten Lösung und schließlich die
Bildung eines Niederschlags beobachten (Reaktion A). Das IR-Spektrum dieser Partikel
(siehe Abb. 14) zeigt in den Bereichen der C-H-Schwingungen und der P-OStreckschwingung Banden bei 2960, 2927 und 1138 cm-1. Die ersten beiden Banden können
den C-H-Schwingungen des Trioctylphosphinoxids zugeordnet werden.
Tabelle 3: Übersicht über die Reaktionen zum Austausch von TOPO gegen Thionaphtylthiol an CdSeNanopartikeln.
Lösungsmittel
Temperatur
Zeit
Thiol
A
Pentan
RT
4d
20 mg
Nd, Aufarbeitung
B
Pentan + 0.1 mL RT
1d
20 mg
Nd, Aufarbeitung
Pyridin
C
Pyridin
RT
4d
16 mg
Lösung, Aufarbeitung
D
Pyridin
70 °C
15 h
-
Lösung, Aufarbeitung
Pyridin
70 °C
4d
30 mg
Lösung, Aufarbeitung
D* (nicht in Pyridin
60 °C
15 h
20 mg
Lösung, Aufarbeitung
Abb. 14)
Pyridin
60 °C
15 h
20 mg
Lösung, Aufarbeitung
E
Pyridin
60 °C
1d
18 mg
Lösung, Aufarbeitung
Dies weist zusammen mit dem Fehlen einer Bande über 3000 cm-1, die bei einer Koordination von Naphtylthiol zu erwarten wäre, darauf hin, dass kein Austausch gegen das Thiol
stattgefunden hat. Die dritte Bande (1093 cm-1) stammt von der P-O-Streckschwingung des
koordinierten TOPOs. Sie ist sowohl im Vergleich zu den dazugehörigen C-H-Schwingungen
als auch im Vergleich zu unbehandelten CdSe-TOPO-Nanopartikeln schwach ausgeprägt,
d. h. nur ein Teil der Alkylgruppen stammt von den Octylresten des TOPOs. Becerra et al.
haben durch 31P NMR Untersuchungen zeigen können, dass nach der Synthese von CdSeNanopartikeln unter Verwendung von TOPO und TOP (Trioctylphosphin) die Oberfläche
36 / CdSe
sowohl mit TOPO als auch mit TOP bedeckt ist, wobei TOPO an Cd2+ koordiniert und TOP
als TOP-Se vorliegt [59].
1000
3000
-1
W ellenlänge [cm ]
Abb. 14: Ausschnitte aus den IR-Spektren der oberflächenmodifizierten CdSe-Nanopartikel. Die Reaktionen A
bis E sind von oben nach unten dargestellt. Die markierten Wellenlängen entsprechen von links nach rechts
3048, 2960, 2927, 1093 und 1071 cm-1. Für keine der Proben wurden S-H-Schwingungen bei ~ 2600 cm-1
beobachtet.
In der von uns verwendeten Synthesevorschrift wird anstelle von Trioctylphosphin Tributylphosphin (TBP) verwendet, das durch Reaktion mit elementarem Selen TBPSe bildet.
Diese Spezies kann analog zu TOPSe an der Oberfläche der Partikel vorliegen. Offensichtlich
ist also durch die Reaktionsbedingungen ein Teil des TOPOs entfernt worden, ohne dass
Thiol diesen Platz eingenommen hat, und die beobachteten C-H-Schwingungen stammen
sowohl von TOPO als auch von TBP.
Aufgrund der bekannten Säureempfindlichkeit von CdSe-Nanopartikeln[60], die möglicherweise zu dem beobachteten Verlust von TOPO geführt hat, wurde die obige Reaktion zur
Aufnahme von frei werdenden H+-Ionen in Gegenwart von 0.1 mL Pyridin durchgeführt
(Reaktion B). Wie in der oben beschriebenen Reaktion wird ein Niederschlag gebildet. Die
IR-Banden der Partikel unterscheiden sich jedoch leicht: es sind deutliche Banden für die CH-Schwingungen des TOPOs bei 2960 und 2927 cm-1 zu erkennen, zusätzlich ist aber die PO-Streckschwingung bei 1093 cm-1 im Vergleich zu Reaktion A wesentlich ausgeprägter.
Demnach wird die Oberfläche auch nach der Reaktion noch von Trioctylphosphinoxid koordiniert. Dies wird durch das Verhalten der Nanopartikel bestätigt: Die gewaschenen Partikel
sind im Gegensatz zu denen aus Reaktion A teilweise in Toluol löslich und das UV-Spektrum
dieser Lösung weist eine um etwa 10 nm zu höheren Wellenlängen verschobene Absorption
auf, d. h. die Partikel sind leicht gewachsen. Demnach ist zwar ein Verlust an koordiniertem
CdSe / 37
TOPO eingetreten (und damit ein Verlust an sterischer Stabilisierung, was Niederschlagsbildung und geringfügige Agglomeration zur Folge hat), ein Rest an Löslichkeit kann jedoch
erhalten werden. Darüber hinaus deutet sich eine sehr schwache Bande bei 3048 cm-1 an, d. h.
es könnte eine geringe Menge Naphtylthiol an die Oberfläche koordiniert haben. Insgesamt
lässt sich also die Reaktion in Bezug auf die Stabilität der Partikel durch Zugabe von Pyridin
zwar verbessern, aber das Ziel, ein kompletter Austausch, kann auf diese Weise nicht verwirklicht werden. Die Stabilisierung lässt sich auf der einen Seite durch die basischen Eigenschaften des Pyridins erklären, aber es ist zusätzlich auch denkbar, dass Pyridin über das freie
Elektronenpaar an die Oberfläche koordiniert: Alivisatos et al.[28] konnten zeigen, dass TOPOgecappte CdSe-Nanopartikel, die aus Pyridin auf einer Oberfläche abgeschieden und im
Vakuum getrocknet wurden, in ihren XPS-Spektren keinen Stickstoffpeak und nur noch einen
sehr kleinen Anteil an Phosphor aufweisen. Das heißt, ein Großteil des Phosphors kann durch
Auflösen in Pyridin entfernt werden und nur ein kleiner Anteil bleibt auf der Oberfläche
zurück (die Abwesenheit des Stickstoffpeaks kam durch Entfernen des Pyridins im Vakuum
zustande). Darüber hinaus ist aus 1H NMR-Untersuchungen an CdS-Nanopartikeln, die mit
Thiophenol und Pyridin gecappt sind, bekannt, dass Pyridin höchstwahrscheinlich mit der
Nanokristall-Oberfläche assoziiert ist und rasch ad- und desorbiert (die ortho-, meta-, und
para-Resonanzen entsprechen denen des reinen Pyridins).[61]
Da Pyridin die Partikel offensichtlich stabilisiert, wurde die Base in Reaktion C als einziges
Lösungsmittel verwendet. Während des mehrtägigen Rührens bei Raumtemperatur wird nun
im Gegensatz zu Reaktionen A und B im Reaktionsverlauf kein Niederschlag mehr gebildet.
Die Partikel können ausgefällt, gewaschen und anschließend in Pyridin oder Chloroform
gelöst werden. Das IR des Reaktionsprodukts zeigt sowohl die C-H-Schwingungen des
TOPOs bei 2960 und 2927 cm-1 als auch die des Naphtylthiols bei 3048 cm-1. Auf diese
Weise kann also erstmals ein zumindest partieller Austausch des TOPOs gegen Naphtylthiol
erreicht werden. In Übereinstimmung dazu findet sich im niederfrequenten Bereich des IRSpektrums eine deutliche Bande des Naphtylthiols bei 1071 cm-1. Das Vorliegen von freiem
Naphtylthiol durch ungenügendes Waschen kann ausgeschlossen werden, da weder in den
Reaktionen A und B, in denen die Aufarbeitung auf analogem Weg erfolgte, C-HSchwingungen des Thiols beobachtet noch S-H-Schwingungen im Bereich ~ 2600 cm-1 detektiert werden konnten.
Um das Ausmaß des Austauschs weiter zu steigern, wurden verschiedene Strategien ausgewählt (Reaktionen D, D* und E). Zunächst wurde die Reaktionstemperatur von Raumtemperatur auf 60-70 °C erhöht (Reaktion E). Der Reaktionsverlauf ist analog zu Reaktion C, d. h.
es wird kein Niederschlag gebildet. Die im IR-Spektrum sichtbaren CH-Schwingungen des
TOPOs (2960 und 2927 cm-1) und des Naphtylthiols (3048 cm-1) belegen, dass auch hier ein
Austausch des TOPOs stattgefunden hat. Allerdings ist hier erstmals der Anteil von Naphtylthiol größer als der des TOPOs. Das Verhältnis der Banden bei 1093 cm-1 (TOPO) und 1071
cm-1 (Thionaphtol) bestätigt diesen Befund. Offensichtlich kann also der Anteil an Thio38 / CdSe
naphtol auf der Oberfläche der CdSe-Nanopartikel durch eine höhere Temperatur erfolgreich
vergrößert werden, wobei die Wärme vermutlich die Dissoziation des koordinativ gebundenen
TOPOs von der Oberfläche erleichtert. Unter der Annahme, dass der Austauschprozess
möglicherweise durch das nach der Dissoziation in Lösung befindliche TOPO zu einem
Gleichgewicht führt, wurde der Austausch sukzessive durchgeführt (Reaktionen D und D*).
Dafür wurden die Partikel in einem Zwischenschritt aufgereinigt und ein weiteres Mal in die
Austauschreaktion eingesetzt, wobei in Reaktion D das Ziel war, zunächst TOPO gegen
Pyridin und dann gegen das Thiol ausgetauscht werden sollte und in Reaktion D* in beiden
Reaktionen Thiol anwesend war. Die IR-Spektren der aus diesen Reaktionen erhaltenen
CdSe-Nanopartikel sind praktisch identisch (Abb. 14 zeigt daher nur das IR-Spektrum von
Reaktion D). In beiden Reaktionen hat ein Austausch stattgefunden, der Anteil an Thionaphtol konnte jedoch im Vergleich zu Reaktion E nicht gesteigert werden.
Die Partikel aus der im Sinne eines kompletten Austauschs erfolgreichsten Reaktion E
wurden neben der IR-Spektroskopie weiteren analytischen Methoden unterzogen. Vergleicht
man das UV/VIS-Spektrum der Edukt-Partikel (CdSe-TOPO) mit den nach dem Austausch
erhaltenen Partikeln (CdSe-Naphtylthiol/TOPO) (Abb. 15), so erkennt man, dass das Absorptionsmaximum zu etwas höheren Wellenlängen verschoben und die Bande verbreitert worden
ist. D. h., die Partikel sind während der Reaktion minimal gewachsen und haben eine breitere
Größenverteilung bekommen. Die dazu gehörigen elektronenmikroskopischen Aufnahmen
zeigen zunächst, dass sowohl vor als auch nach der Reaktion Nanopartikel mit einem Durchmesser von etwa 3 nm vorliegen. Sie bestätigen außerdem den Befund der UV/VIS-Spektren,
verdeutlichen aber durch ihre Ähnlichkeit auch, dass dieser Effekt sehr gering ist.
4
Absorption [a. u.]
3
2
CdSe-TOPO
CdSe-Naphtylthiol/TOPO
1
0
500
600
700
CdSe-TOPO
CdSe-SNaph
W ellenlänge [nm]
Abb. 15: UV/VIS-Spektren von CdSe-TOPO Nanopartikeln vor (oberer Graph bzw. linkes TEM-Bild, bar = 30
nm) und nach (unterer Graph bzw. rechtes TEM-Bild, bar = 27 nm) der Oberflächen-Modifizierung unter den
Reaktionsbedingungen E.
CdSe / 39
3.5
Zusammenfassung
Nach der Etablierung der Synthese von CdSe-Nanopartikeln durch die Thermolyse von
Me2Cd und TBPSe konnte gezeigt werden, dass Me2Cd als die am häufigsten in der CdSeSynthese verwendete Cd-Quelle erfolgreich durch andere organometallische Precursor ausgetauscht werden kann. Die unter Verwendung von Dineopentylcadmium, Bis(3-diethylaminopropyl)cadmium und (2,2’-Bipyridin)dimethylcadmium hergestellten TOPO-bedeckten
CdSe-Nanopartikel zeigen keinerlei Qualitätsverlust im Vergleich zur Standardreaktion.
Weder die Größe der Partikel noch ihre Größenverteilung, Oberfläche oder Kristallinität
hängen von der Cd-Quelle ab. Dies ermöglicht das Arbeiten mit weniger giftigen, stabileren
und kristallinen Cd-Precursoren. Insbesondere (2,2’-Bipyridin)dimethylcadmium ist einfach
zugänglich und am besten für die Substitution von Dimethylcadmium geeignet.
Kurz nach Abschluss dieser Arbeiten erschien eine Arbeit von Peng et al., in denen die
Bildung von qualitativ hochwertigen CdSe-Nanopartikeln unter Verwendung des maximal
einfachen Precursors CdO beschrieben wird. Die in-situ Reaktion des Cadmiumoxids mit
Hexylphosphonsäure (HPA) oder Tetradecylphosphonsäure (TDPA) führt zur intermediären
Bildung eines HPA/TDPA-Cadmium-Komplexes, der mit dem durch Injektion zugeführten
Selenprecursor zu nahezu monodispersen CdSe-Partikeln und –Stäbchen reagiert. Die
Reaktion ist durch eine langsame Nukleation nicht nur gut reproduzierbar, sondern auch bei
niedrigeren Temperaturen durchführbar und hängt darüber hinaus nicht von der Injektionsdauer ab. Diese Methode erfüllt somit alle Kriterien für eine einfache Synthese von hochwertigen CdSe-Nanopartikeln und wird von unseren Ergebnissen natürlich nicht übertroffen.
Dennoch stellen die hier durchgeführten Arbeiten einen wichtigen Beitrag zur Variation der
organometallischen Cd-Quelle dar und sind darüber hinaus für die Substitution von Me2Cd in
CVD-Prozessen (insbesondere für die Gasphasensynthese von CdSe-Partikeln) von
Bedeutung, in denen CdO wegen seiner geringen Flüchtigkeit nicht als Precursor verwendet
werden kann.
Die Versuche zum Austausch der nach der Reaktion an die Oberfläche der Nanokristallite
koordinierten TOPO-Moleküle haben gezeigt, dass ein kompletter Austausch der Oberfläche
weder durch erhöhte Temperaturen noch durch wiederholten, sukzessiven Austausch noch
über die Zwischenstufe des schwach koordinierenden Pyridins erreicht werden kann. Von
ähnlichen Ergebnissen ist in der Literatur bereits berichtet worden. ES-MS Untersuchungen
von Bowmaker[62] zum Ligandaustausch an dem definierten CdS Nanocluster
[S4Cd17(SPh)28]2- haben gezeigt, dass in fast allen Fällen nur ein partieller Austausch der
Thiophenolatliganden gegen andere Thiole, Dithiole oder Thioalkohole stattfindet. Darüber
hinaus entstehen keine Cluster mit einer festen Anzahl n an ausgetauschten Liganden, sondern
immer eine Verteilung [S4Cd17(SPh)28-n(SR)n]2- mit einem Wertebereich für n. Bawendi et
al.[63] berichten, dass sie die Oberfläche von CdSe-TOPO-Nanopartikeln nicht komplett gegen
4-Picolin, 4-(trifluoromethyl)thiophenol oder Tris(2-Ethylhexyl)phosphat austauschen
konnten: die Festkörper NMR-Spektren aller Proben zeigten restliche Alkylprotonen des
40 / CdSe
TOPOs. Der Anteil der ursprünglich koordinierten Liganden wurde aufgrund der NMRIntensitäten mit 10-15 % angegeben. In Kapitel 3.4.2 wurde außerdem bereits auf den Restgehalt an Phosphor in SAMs von CdSe-Nanopartikeln verwiesen. Die Gruppe um Brus
konnte dieses Ergebnis bestätigen und zudem den Anteil an TOPO nach Ligandaustausch mit
Pyridin auf 11 % angeben.[64]
Der komplette Austausch der Oberfläche ist aufgrund von Resten an sehr fest gebundenem
TOPO und möglicherweise aufgrund von weiteren Oberflächenspezies, die neben
Cd←O=PR3 vorliegen, nicht möglich. Eine plausible Spezies ist das aus der Literatur bekannte Selenid Se=PR3. Dennoch konnten wir zeigen, dass man erstens eine Base benötigt,
um bei der Koordination von Thiol freiwerdende Protonen zu binden und zweitens höhere
Temperaturen, um eine Dissoziation des TOPOs von der Oberfläche zu erreichen. Aufgrund
dieser Ergebnisse wurde in Erwägung gezogen, vergleichende Austausch-Experimente durchzuführen, um eine Aussage darüber machen zu können, mit welchen Liganden wieviel der
Oberfläche modifiziert werden kann und welchen Einfluss die Größe der Partikel auf den
Austausch hat. Die Voraussetzung für solche Experimente ist allerdings, dass die EduktPartikel immer die gleiche Größe und Größenverteilung aufweisen müssen. Eine exakte Reproduktion dieser Eigenschaften ist jedoch nicht möglich (siehe Ergebnisse aus Kapitel 3.2.3)
und daher wurde dieser Ansatz nicht weiter verfolgt.
CdSe / 41
4 Zinkoxid-Nanopartikel
4.1
Stand der Forschung und Aufgabenstellung
Wenn Zink-Aquaionen durch Hydroxidionen in wässriger Lösung gefällt werden, wird Zinkhydroxid gebildet, das im kolloidalen Zustand nicht dehydratisiert werden kann. Die freie
Bildungsenthalpie lässt sich unter Verwendung der thermodynamischen Daten der beteiligten
Substanzen gemäß Zn(OH)2 (s) → ZnO (s) + H2O (l) zu ∆Gf0=-0.39 kJ/mol berechnen. D. h.
die Dehydratisierung von Zn(OH)2 in Wasser ist praktisch thermoneutral bei Raumtemperatur, weswegen die Synthese von ZnO-Nanopartikeln in nicht-wässrigen Medien durchgeführt
werden muss. 1985 gelang Henglein und Mitarbeitern[65] erstmals die Synthese von ZnOKolloiden durch die Fällung von Zn(ClO4)2 mit NaOH in Methanol bzw. i-PrOH unter Ausnutzung der dehydratisierenden Wirkung von Alkoholen. Es entstanden sehr kleine Partikel
(Ø< 2.5 nm), die durch kleine Mengen an Polyphosphat stabilisiert wurden. Zwei Jahre später
berichteten Bahnemann et al.[66] über die Synthese von ZnO-Kolloiden aus Zinkacetat in 2Propanol, Wasser und Acetonitril nach Zugabe von NaOH. Durch die Verwendung von Zinkacetat wird das Acetatanion als Ligand für die ZnO-Oberfläche direkt in die Synthese eingeführt. Verwendet man andere Salze wie Zinkperchlorat, Zinkchlorid oder Zinknitrat wird ZnO
in Form von Aggregaten gebildet, da keine geeigneten Stabilisatoren für die Oberfläche
anwesend sind. Dies ist seitdem eine weit verbreitete Methode, die mit leichten
Modifizierungen[67-70] standardmäßig für die Herstellung von ZnO-Kolloiden zu physikalischen Untersuchungen verwendet wird. Neben Acetatgruppen sind Stabilisatoren wie Hexametaphosphat[65], Propionsäure[69], Thiole[71] oder Octadecylphosphonsäure[71] verwendet
worden.
ZnO ist ein Standardmaterial in der Halbleiter-Elektrochemie und Photochemie, aber auch
in der Katalyse. Außerdem wurden ZnO-Dispersionen benutzt, um chemische Reaktionen mit
Licht zu katalysieren (Photokatalyse). Dabei wird von der Bandlücke des ZnO Gebrauch gemacht, deren Größe wie oben beschrieben im UV-Bereich liegt. Die aufgenommene Energie
kann dann in einem zweiten Schritt an weitere Moleküle abgegeben werden. Auf diese Weise
kann z. B. Cu(II) in Lösung zu metallischem Kupfer reduziert werden[72] oder metallisches
Silber aus einer AgNO3-Lösung abgeschieden werden[73] oder H2O2 aus einer mit Sauerstoff
gesättigten wässrigen Dispersion von ZnO synthetisiert werden[74].
Die physikalischen Eigenschaften von ZnO-Kolloiden sind in der Literatur eingehend
untersucht worden.[65-69, 75-81] Wie CdSe ist auch ZnO ein Halbleiter, dessen Ladungsträger bei
abnehmender Partikelgröße eingeengt werden (quantum confinement). Die Folge sind
energiereichere Excitonen und eine größere Bandlücke im Vergleich zum Festkörper: Die
Absorption von FK-ZnO beginnt bei 372 nm bzw. 3.3 eV[67], kleine ZnO-Partikel absorbieren
hingegen bei etwa 310 nm. Die Fluoreszenz von ZnO sollte demnach im UV-Bereich liegen,
42 / ZnO
insbesondere angesichts der Anwendungsfelder für Zinkoxid, doch die ersten Kolloide[65]
zeigten blau-grüne Fluoreszenz bei λ = 460 nm, die sich durch Alterungsprozesse noch zu
grün und schließlich gelb-grün (540 nm) verschiebt und nur eine schwache Emission im
Bereich der Bandkante (λ=370 nm). Die beiden Emissionen haben unterschiedliche Lebenszeiten von τ = 10 ns für die sichtbare Emission und τ < 1 ns für die UV-Emission und die
geringe Quantenausbeute lässt außerdem darauf schließen, dass die Emission durch
strahlungslose Rekombination der Ladungsträger begleitet wird.[66] Da die Intensität der sichtbaren Emission durch Zugabe von Zn2+-Ionen erhöht wird[65] bzw. Anionen wie Iodid, Thiocyanat oder Sulfid diese quenchen[76] geht man davon aus, dass die sichtbare Emission durch
Anionen-Vakanzen verursacht wird. Man nimmt an, dass Anionen-Vakanzen V02+ Elektronen
aus dem Valenzaband aufnehmen können, wobei V0+ und ein Loch h+ entstehen. V0+-Niveaux
fungieren als deep traps für die Leitungsbandelektronen und erhöhen damit die Wellenlänge
des emittierten Lichts vom UV in den sichtbaren Bereich. Die Dominanz der sichtbaren
Emission gegenüber der wünschenswerten UV-Emission wird für nahezu alle ZnO-Kolloide
beschrieben, insbesondere solche, die durch Fällung hergestellt wurden und mit Acetatgruppen stabilisiert werden. Dies gilt ausdrücklich nur für Kolloide, denn von auf Saphir
gewachsenen nanowires aus ZnO wurde kürzlich über die Anwendung als UV-Nanolaser
berichtet.[82]
Zhou et al. konnten zeigen, dass mit Acetatgruppen gecappte ZnO-Partikel aus einem ZnO
Kern und einer Zn(OH)2 Hülle bestehen.[83, 84] Sie vermuten, dass die schwache Bandgapemission mit der Anwesenheit von Zinkhydroxid zusammenhängt, da Annealing
(T > 125 °C), das die Zersetzung von Zn(OH)2 auf der Oberfläche zu ZnO bewirkt, zu einer
verstärkten UV-Emission führt. Dieser Vermutung wird dadurch verstärkt, dass ZnO-Kolloide
mit einer verringerten OH-Bedeckung, die durch die oben beschriebene Fällungsmethode
unter Verwendung von Polyvinylpyrrolidon als Oberflächenligand hergestellt wurden, ebenfalls eine wesentlich verstärkte UV-Lumineszenz zeigen.[81, 85, 86]
Insgesamt konzentrieren sich trotz zahlreicher Veröffentlichungen über Zinkoxid-Kolloide
die meisten auf eine einzige Methode, und zwar die Fällung von Zink(II) Salzen mit Alkalihydroxiden. Nur wenige Gruppen berichten über alternative Methoden, die intrinsisch die Bildung von Zinkhydroxid auf der Oberfläche bzw. Sauerstoffdefizienz zu vermeiden suchen,
wie zum Beispiel die elektrochemische Synthese in Acetonitril/THF mit Tetraoctylammoniumbromid (TOAB) sowohl als Elektrolyt als auch als Ligand.[87] Obwohl bekannt ist,
dass sich organometallische Precursor hervorragend für die Synthese von sowohl metallischen[50, 51, 88, 89] als auch nicht-metallischen[28, 59] Nanopartikeln in nicht-wässrigen Medien
eignen, gibt es nur drei Veröffentlichungen, die davon Gebrauch machen: (1) die Hydrolyse
von Zinkbuthanolat in reversen Mizellen[90] (2) die Thermolyse von Diethylzink in TOPO[91]
und (3) die Oxidation von Zinknanopartikeln, die durch Pyrolyse von [Zn(C6H11)2] hergestellt
wurden[92]. Methode (1) leidet unter Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung der Additive. Bei
Methode (2) wird Sauerstoff durch Einleiten von O2 in das Lösungsmittel für Diethylzink
ZnO / 43
zugeführt, wobei die entstehenden Partikel vermutlich aufgrund von Sauerstoffdefizienz
hauptsächlich sichtbar emittieren. Methode (3) liefert qualitativ hochwertige ZnO-Nanokristallite, wenn auch methodisch etwas unbefriedigend in zwei Schritten.
Über einen definitiv nicht-hydrolytischen Weg zu ZnO-Kolloiden unter Verwendung eines
maßgeschneiderten Einkomponentenprecusors (single-source precursor, SSP) ist bisher nicht
berichtet worden. Ziel dieser Arbeit war es daher, unter bekannten organometallischen Zn-OVerbindungen, die unter anderem im Arbeitskreis von Prof. M. Drieß hergestellt werden,
einen geeigneten SSP auszuwählen und ihn unter optimierten Bedingungen zu ZnO-Kolloiden
umzusetzen.
4.2
Synthese von ZnO-Nanopartikeln durch Thermolyse von organometallischen Precursoren
4.2.1 Auswahl der Precursor
In der Arbeitsgruppe Drieß der Ruhr-Universität Bochum wurden drei verschiedene Zinksiloxide 1-3 hergestellt (siehe Schema 6).
Me3Si
Me
O
Me
Zn
Zn
O
SiMe3
Me
Zn
O
O
Me
1
SiMe3
Me3Si
SiMe3
O
I
O
Zn
Zn
Zn
O
O
SiMe3
SiMe3
I
O
I
Zn
O
SiMe3
Zn
O
n
Zn
Me3Si
SiMe3
2
O
Me3Si
SiMe3
Zn
3
I
Schema 6: Zinksiloxide als mögliche Precursoren für die Synthese von ZnO-Kolloiden
Das Konzept für diese Art von Precursoren ist die Verwendung von Me3Si- bzw. Me3SiOals leicht flüchtige, chemisch inerte Abgangsgruppen. Sie stabilisieren einerseits die oligomere Struktur der Verbindungen und erhöhen auf der anderen Seite sowohl die Löslichkeit in
organischen Solventien als auch die Flüchtigkeit der entsprechenden Verbindung. 1 und 2
sind über eine Brønsted Säure/Base Reaktion zwischen Dimethylzink und HOSiMe3 zugänglich, 3 kann durch die Reaktion von 1 mit Iod erhalten werden.[93]
Aus der Festkörper-Pyrolyse von 1[94] ist bekannt, dass es zwei verschiedene, klar getrennte
und erstaunlich saubere Reaktionskanäle gibt: bei niedrigen Temperaturen (160 °C) entsteht
wie erwartet ZnO (Weg A in Schema 7), erhöht man die Temperatur jedoch auf etwa 300 °C,
ist die Bildung von elementarem Zink bevorzugt (Weg B in Schema 7). Obwohl nicht klar ist,
ob der Zerfall sowohl nach A als auch nach B uni- oder höher molekular verläuft, ist jedoch in
jedem Fall eine formale 1,2-Eliminierung von SiMe4 gegenüber einer 1,1-Eliminierung von
Me3SiOMe kinetisch bevorzugt. Das stimmt gut mit der Hypothese überein, dass der Abbau
des Cubangerüsts, wie er im Falle einer 1,1 Eliminierung (Weg A) stattfinden muss, sehr
44 / ZnO
wahrscheinlich eine höhere Aktivierungsenergie benötigt. Außerdem müssen drei Zn-O-Bindungen gebrochen werden, im Gegensatz zu nur Zn-C und Si-O auf Weg B.
Me3Si
Me
Zn
A
ZnO
Me
O
Me
- Me4Si
Zn
O
Zn
O
O
SiMe3
B
SiMe3
- Me3SiOMe
Zn
Zn
Me3Si
Me
1
Schema 7: Zerfallswege für [MeZnOSiMe3]4 1.
Die polymere Verbindung [Zn(OSiMe3)2]n (2) verhält sich ähnlich: bei langsamem Erwärmen auf moderate Temperaturen (80 - 230 °C innerhalb von 7 h) wird ZnO gebildet, während
schnelles Erhitzen zur Bildung von elementarem Zink führt. Durch Verfolgen des Zerfallsprozesses mit MS weiß man, dass [MeZnOSiMe3]4 und (Me2SiO)n entstehen, und es wird
folglich angenommen, dass der Zerfallsprozess von 2 über das tetramere Zinksiloxid 1 verläuft (siehe Schema 8). Aufgrund der intermediären Bildung von 1 bietet Verbindung 2 daher
keinen Vorteil gegenüber 1, zumal die Verbindung eine sehr schlechte Löslichkeit in organischen Solventien aufweist und sich daher schlecht für die Thermolyse in heißen, koordinierenden Lösungsmitteln eignet.
SiMe3
SiMe3
O
O
∆
Zn
Zn
O
- (Me2SiO)n
O
[(MeZnOSiMe3)4]
SiMe3
- Me3SiOMe
B
n
SiMe3
Zn
A
1
- Me4Si
ZnO
2
Schema 8: Zerfallsweg von [Zn(OSiMe3)2]n 2.
Eine thermogravimetrische Analyse des Iod-substituierten Kubans 3 schließlich zeigte, dass
sich die Verbindung in einem zweistufigen Prozess zu ZnO zersetzt, wobei der größte
Massenverlust bei Temperaturen zwischen 320 und 400 °C auftritt. Für eine Thermolyse in
einem Lösungsmittel ist diese Zerfallstemperatur eindeutig zu hoch, weswegen sich Verbindung 3 als Precursor nicht eignet.
Aus den Untersuchungen zur Festkörper-Pyrolyse der Verbindungen 1-3 wird klar, dass
sich nur eine der drei möglichen Verbindungen, nämlich Kuban 1, für eine nass-chemische
Thermolyse zu ZnO-Kolloiden eignet.
Darüber hinaus haben wir einen weiteren Zinkoxid-SSP untersucht, der sich aus der Systematik der in den Kapiteln zu Kupfer, Nickel und Palladium beschriebenen Precursor ergeben
hat, nämlich [Zn(OCH(Me)CH2NMe2)2] 4 (Schema 9). Obwohl diese Art von Precursor ursprünglich entworfen wurde, um das zentrale Metallatom durch die Koordination von
ZnO / 45
Reduktionsmitteln, nämlich HO-CH(Me)CH2NMe2, von der Oxidationsstufe +II in den
elementaren Zustand zu reduzieren, ist es interessant zu wissen, ob Metalle, die in der
Spannungsreihe unter den unedlen Metallen zu finden sind, ebenso reagieren oder ob nicht
vielmehr die Affinität für Sauerstoff den Zerfallsprozess dominiert. In den folgenden Unterkapiteln werden die Thermolysen der Verbindungen 1 und 4 in heißen koordinierenden
Lösungsmitteln sowie ihre Analytik beschrieben.
Me3Si
Me
O
Me
Zn
Zn
O
SiMe3
Me
Zn
O
O
Zn
Me3Si
Me2
N
O
Zn
SiMe3
O
N
Me2
Me
1
4
Schema 9: Untersuchte SSP aus den Reihen [MeZnOSiMe3]n und M(OR)2.
4.2.2 Thermolyse von [MeZnOSiMe3]4 bei niedrigen Temperaturen
[MeZnOSiMe3]4 muss sublimiert oder umkristallisiert verwendet und unbedingt mit MS und
H NMR auf Reinheit überprüft werden, da die Ergebnisse der Pyrolysen sonst nicht reproduzierbar sind. Die Synthese der ZnO-Kolloide erfolgte durch Lösen des Precursors in n-Octylamin und Injektion dieser Lösung in 160 °C heißes Hexadecylamin. Nach einer Wachstumszeit von 30 Minuten ließ man die Reaktionsmischung auf Raumtemperatur abkühlen, arbeitete
die Partikel durch Waschen mit Methanol auf und löste sie schließlich in Toluol. Die klare,
farblose Lösung ist über Wochen stabil, d. h. es ist keine Bildung eines Niederschlags zu
beobachten.
Das UV/VIS-Spektrum der in Toluol gelösten Partikel (Abb. 16) zeigt ein lokales
Maximum bei einer Wellenlänge von λ = 310 nm (4.0 eV). Der onset ergibt sich durch Extrapolieren des steilen Teils des Anstiegs zu 340 nm (3.65 eV) und liegt damit eindeutig bei
niedrigeren Wellenlängen als der von makrokristallinem ZnO (372 nm bzw. 3.3 eV). Die
Blauverschiebung von 32 nm spiegelt einen Anstieg der Bandlücke wieder und kann dem
Auftreten von quantum confinement Effekten zugeschrieben werden. Da diese Effekte bei
ZnO nur für Partikel mit einem Durchmesser ≤ 6 nm beobachtet werden[65], kann aus dem
UV/VIS Spektrum bereits auf das Vorhandensein von nanoskaligem Material geschlossen
werden. Da die Größe der Partikel auch die Größe der Bandlücke und damit die Lage der
Absorptionsbande bestimmt, kann man umgekehrt aus dem onset der Kurve die Partikelgröße
berechnen. Im Fall von ZnO ergibt sich unter Verwendung von Gleichung 7 eine Partikelgröße von 2.4 nm, was deutlich unter dem oben genannten Wert für den Bohrschen Radius
liegt. Obwohl sowohl die hier verwendete Methode für die Bestimmung der Bandlücke[Trindade, 1997 #287] als auch die Verwendung von Gleichung 7[Winkler, 1999
#74][Éfros, 1982 #285][Weller, 1993 #286] publiziert worden sind, hat einer der Referees
unserer Veröffentlichung[Hambrock, 2002 #56] ihre Gültigkeit angezweifelt. Die Existenz
1
46 / ZnO
eines quantum confinements lässt sich jedoch auch unabhängig davon nachweisen: erstens ist
das Absorptionsmaximum unserer kolloidalen Lösung (λ = 310 nm) im Vergleich zur
Absorption von makrokristallinem ZnO (λ §
QP GHXWOLFK EODXYHUVFKREHQ XQG ]ZHLWHQV
wird für alle bereits publizierten ZnO-Nanopartikel im Bereich des quantum confinements (≤
6nm) ein Absorptionsmaximum im Bereich von 300-325 nm beobachtet.
1,5
4x10
5
382 nm (3.18 eV)
3x10
1,0
0,5
2x10
1x10
5
5
5
Intensität [cps]
Absorption [a. u.]
Fluoreszenz
Absorption
300
350
400
450
500
550
0
600
Wellenlänge [nm]
Abb. 16: Links: UV/VIS Spektrum (links) und Photolumineszenz (rechts, Anregung bei 250 nm) von
gewaschenen ZnO-Kolloiden in Toluol, hergestellt durch Pyrolyse von 1 in HDA. Rechts: Zum Vergleich
dieselben Spektren von ZnO-Kolloiden, die durch Fällung von Zn(OAc)2 mit NaOH ohne bzw. mit PVP (Polyvinylpyrrolidon) erhalten wurden.[85]
Wie in Kapitel 4.1 beschrieben, besitzt nanokristallines ZnO ein charakteristisches
Fluoreszenzspektrum mit einem Maxima im sichtbaren und einem zweiten im UV-Bereich.
Das Emissionsspektrum der kolloidalen ZnO-Lösung in Abb. 16 zeigt eine breite Emission
mit einem Maximum bei 382 nm (3.18 eV), das der Bandkantenemission zugeordnet werden
kann. Im Vergleich zur Absorption ist die Emission zu höheren Wellenlängen verschoben
(Stokes Shift) und shiftet darüber hinaus zu höheren Wellenlängen mit steigender Anregungswellenlänge. Diese Charakteristika können einer breiten Partikelverteilung (siehe Diskussion
TEM) bzw. Defektniveaus des ZnO (siehe SAED, XRD und Kapitel 4.1) zugeordnet werden,
da angenommen wird (siehe z. B. [68] bzw. Kapitel 2.3.2), dass Lichtabsorption ElektronenLoch-Paare erzeugt, die sehr schnell in shallow und deep traps eingefangen werden. Diese
Ladungsträger können zueinander tunneln und dabei entweder strahlungslos unter Kopplung
zu Gitterphononen oder strahlend unter Emission eines Lichtquants rekombinieren.
Elektronen-Loch Paare in shallow traps emittieren dabei Photonen mit einer höheren
Wellenlänge als solche in deep traps. Je breiter nun die Größenverteilung der Partikel ist,
desto breiter ist auch die Verteilung der traps und damit auch der Emission. Zum Vergleich ist
in Abb. 16 rechts ein Spektrum aus der Literatur abgebildet. Man kann deutlich erkennen,
dass die mit Acetat bedeckten ZnO-Partikel eine breite Emissionsbande im sichtbaren Bereich
zeigen, während die Anwesenheit von PVP eine bessere Oberflächenpassivierung und damit
eine erhöhte Emission im UV-Bereich ermöglicht. Letzteres dürfte der state of the art für
ZnO-Kolloide sein. Die Emissionsbande der von uns hergestellten Kolloide liegt damit zwar
ZnO / 47
im Bereich der PVP-modifizierten Kolloide von Yang et al., weist aber eine wesentlich
größere Halbwertsbreite auf.
Die TEM-Aufnahmen, die in Abb. 17a gezeigt sind, lassen separierte, sphärische Partikel
mit einem Durchmesser von 2-3 nm erkennen. Die Größe stimmt sehr gut mit dem
Durchmesser überein, der aus den Daten des Absorptionsspektrums erhalten wurde.
Allerdings ist der Kontrast sehr gering und die entsprechende SAED zeigt nur schwache und
diffuse Reflexe. Es ist daher anzunehmen, dass die Kristallinität der ZnO-Kolloide niedrig ist,
was aufgrund des Emissionsverhaltens bereits vermutet wurde.
Abb. 17: TEM-Aufnahmen von ZnO-Nanopartikeln in Toluol, erhalten durch die Pyrolyse von 1 in HDA. (a)
nach Aufarbeitung mit Methanol, Balken = 66 nm; (b) nach Trocknen bei 80 °C, Balken = 117 nm.
4
2,0x10
4
1,5x10
4
1,0x10
4
5,0x10
3
(103)
(110)
(102)
(200, 112, 201)
(100)
(002)
Intensity [a. u.]
(101)
2,5x10
0,0
20
30
40
50
60
70
2 Theta [°]
Abb. 18: Pulver XRD von ZnO Nanopartikeln nach Trocknen der gewaschenen Partikel bei 80 °C. Die Partikel
entstanden durch Pyrolyse von 1 in HDA.
Proben für die Röntgenbeugung wurden durch Trocknen der Partikel bei 80 °C im
Trockenschrank unter Normaldruck erhalten. Das Beugungsmuster (siehe Abb. 18) des so
erhaltenen Pulvers entspricht hexagonalen ZnO-Partikeln mit einer Größe von etwa 8 nm, die
sich aus der Halbwertsbreite der Reflexe über die Scherrer-Gleichung abschätzen lässt. Das
Anwachsen der Partikelgröße ist unerwartet, da sowohl Spanhel[68] als auch Eychmüller[95]
48 / ZnO
berichtete, dass Änderungen von Oberflächenkomposition und Teilchendurchmesser erst bei
einer Temperatur über 300 °C beobachtet wurden. Wir nehmen an, dass unsere davon
abweichende Beobachtung durch die Verwendung eines anderen Liganden stammt. Im
Gegensatz zu den aufgrund von ionischen Wechselwirkungen fest bindenden Acetatgruppen
wie sie in Eychmüllers Arbeiten verwendet wurden, bindet HDA nur schwach durch koordinative Wechselwirkung an die ZnO-Oberfläche unserer Partikel und ermöglicht dadurch
wesentlich leichter Änderungen in Größe und Kristallinität der Partikel. Wie später ausgeführt
wird (Seite 49) ist anzunehmen, dass die Partikeloberfläche auch nach dem Trocknungsprozess mit HDA oder anderen hydrophoben Resten bedeckt ist, da sich das Pulver komplett
in Toluol auflösen lässt. Die TEM-Aufnahmen dieser Lösung (Abb. 17b) zeigen Partikel mit
einer Größe von 7-8 nm, was gut mit der Abschätzung aus der Röntgenbeugung übereinstimmt. Im dazugehörigen SAED sind klare Beugungsringe zu erkennen, die (von unten nach
oben) den Gitterebenen (100), (002/101), (102), (110), (103) und (112) von Zinkoxid entsprechen. Der erhöhte Kontrast im Realbild lässt sich einer verbesserten Kristallinität
zuordnen bzw. bestätigt, dass die qualitativ schlechteren Aufnahmen der ungetrockneten Partikel wahrscheinlich durch einen niedrigeren Kristallinitätsgrad bedingt sind.
Die Veränderung der Partikelmorphologie wirkt sich auch auf die optischen Eigenschaften
der Lösung aus. Die Maxima der UV/VIS Absorption bzw. Photolumineszenz verschieben
sich zu 340 bzw. 420 nm. Der onset der Absorption liegt nun bei 378 nm (3.3 eV) und entspricht damit dem von makrokristallinem Zinkoxid, d. h. es sind keine quantum confinement
Effekte mehr zu beobachten. Dies zeigt eine Partikelgröße an, die über dem Bohrschen
Radius, d. h. > 6 nm liegt, und entspricht damit den Ergebnissen aus XRD und SAED.
ZnO-Pulver
100
ZnO-Nanopartikel
(nach Aufarbeitung)
Absorption [a. u.]
-1
3408 cm
50
-1
-1
3328 cm
3165 cm
-1
3249 cm
0
4000
ZnO-Nanopartikel
(nach Trocknen)
-1
2919 cm 2852 cm
3000
-1
2000
1000
-1
W ellenzahl [cm ]
Abb. 19: IR-Spektren von ZnO-Pulvern. Oben: durch Fällung hergestelltes ZnO-Pulver, Mitte: ZnO-Kolloide
durch Thermolyse von 1, Unten: dieselben ZnO-Kolloide nach Behandlung im Trockenschrank.
ZnO / 49
Um zu untersuchen, ob die von uns verwendete Syntheseroute tatsächlich das Auftreten
von OH-Gruppen an der Oberfläche vermeidet, wurden drei verschiedene Proben mittels IRSpektroskopie untersucht: (1) ZnO-Pulver, das durch alkalische Fällung hergestellt wurde, (2)
die von uns synthetisierten ZnO-Kolloide und (3) dieselben Kolloide nach Trocknen bei
erhöhten Temperaturen. Das IR-Spektrum (Abb. 19) zeigt für das durch Fällung hergestellte
ZnO-Pulver, das stellvertretend für OH-bedeckte Nanopartikel steht, eine deutliche Bande bei
3408 cm-1, die der Schwingung von OH-Gruppen zuzuordnen ist. Aus der Literatur[83, 84] ist
eine ähnliche Schwingungsfrequenz (ν = 3400 cm-1) für die OH-Gruppen auf ZnO-Nanopartikeln bekannt, so dass das verwendete Pulver als Vergleich geeignet ist.
Das IR-Spektrum der von uns über die Thermolyse von 1 in HDA synthetisierten Kolloide
ist in der Mitte der Abbildung zu sehen. Es zeigt drei Schwingungsbanden oberhalb und zwei
unterhalb von 3000 cm-1, die alle von koordiniertem Hexadecylamin stammen. Es liegen eindeutig keine Schwingungsbanden bei 3400 cm-1 vor, so dass davon ausgegangen werden
kann, dass die Kolloide in der Tat keine (d. h. keine nachweisbaren) OH-Gruppen an der
Oberfläche aufweisen. Durch das Erhitzen während des Trocknungsvorgangs scheint jedoch
die Aminfunktion des koordinierten HDAs beeinflusst zu werden wie das Fehlen von Banden
im Bereich von 3100 bis 3300 cm-1 im darunter abgebildeten Spektrum belegt. Dies beruht
offensichtlich nicht auf einer Desorption von intaktem HDA, denn die C-H-Schwingungen
der Alkylkette (< 3000 cm-1) sind nach wie vor zu sehen. Eine mögliche Erklärung für diesen
Sachverhalt kann das Auftreten eines C-N-Bindungsbruchs sein, wobei die Alkylketten auf
der Oberfläche verbleiben und damit wahrscheinlich für die Löslichkeit in Toluol verantwortlich sind (und nicht HDA wie zunächst angenommen). Über den Verbleib der Aminofunktion
kann bislang keine Aussage gemacht werden. Denkbar wären jedoch ein Entweichen als
Ammoniak oder aber ein Einbau von Stickstoff in die Oberfläche der ZnO-Nanopartikel.
4.2.3 Thermolyse von [MeZnOSiMe3]4 bei hohen Temperaturen
Die Durchführung der Thermolyse bei höheren Temperaturen führte wie die Ergebnisse der
Festkörperpyrolyse von 1 bereits erwarten ließen zu einem unterschiedlichen
Reaktionsverhalten. Bei der Injektion der Precursors bei 300 °C bildete sich ein grauer
Niederschlag. Nach dem Waschen mit Methanol kann das Material zwar in Toluol fein
dispergiert werden, aber es entsteht keine klare Lösung.
Die TEM-Aufnahmen des Materials erklären dieses Verhalten: es sind Stäbchen mit einer
Länge von ungefähr 1µm bzw. 50 nm Breite entstanden, die sich aufgrund ihrer Dimensionen
selbstverständlich nicht mehr lösen lassen. Die Stäbchen bestehen aufgrund der
Röntgenbeugung aus elementarem Zink: Abb. 20 zeigt die (002), (100), (101) und (102) von
hexagonalem Zink. Die Bildung des Metalls stimmt hervorragend mit der Bildung von Zink
in der Festkörperpyrolyse von 1 überein. Das recht ähnliche Verhalten von 1 in der Festphase
und „in Lösung“ legt nahe, dass es sich bei dem Zerfall von 1 sehr wohl um einen unimolekularen Prozess handeln kann. Die Kolloidsynthese wird in hoch verdünnter Lösung durchge50 / ZnO
führt, unter Bedingungen also, unter denen ein Methyltransfer zwischen zwei Kubanen sehr
unwahrscheinlich ist.
1000
(002)
800
(101)
400
200
(102)
(100)
Intensity [a. u.]
600
0
30
35
40
45
50
55
60
2 Theta [°]
Abb. 20: TEM Aufnahme (links, Balken = 300 nm ) und XRD von Zinkstäbchen aus der Pyrolyse von 1 in HDA
bei 300 °C.
Die Injektion von [MeZnOSiMe3]4 in HDA bei hohen Temperaturen könnte auch,
insbesondere in Anwesenheit eines Lewis-basischen, Zink koordinierenden Lösungsmittels
wie HDA, zu einer Deoligomerisierung von 1 in Dimere oder sogar Monomere führen. Dieser
Mechanismus würde konsequenterweise eine geminale 1,1 reduktive Eliminierung von
Me3SiOMe bevorzugen und elementares Zink als Produkt liefern.
4.2.4 Thermolyse von [Zn(OCH(Me)CH2NMe2)2]
Das Zinkalkoxid 4 ist ein zähflüssiges, farbloses Öl, das analog zur Literatur synthetisiert
wurde.[96] Da die thermischen Eigenschaften inklusive ihrer Zersetzungstemperatur nicht
bekannt waren, wurde eine thermogravimetrische Analyse durchgeführt, um eine
Reaktionstemperatur für eine Thermolyse in HDA zu ermitteln.
100
TG [%]
80
60
40
20
0
100
200
300
400
500
Temperatur [°C]
Abb. 21: TGA von 5.5 mg [Zn(OCH(Me)CH2NMe2)2] von RT bis 600 °C in einer Argonatmosphäre. Die
Heizrate betrug 10 K/Min.
ZnO / 51
Aus Abb. 21 ist zu erkennen, dass zunächst ein geringer, aber kontinuierlicher
Gewichtsverlust stattfindet, der dann von einem zweistufigen Gewichtsverlust zwischen 150
und 275 °C gefolgt wird. Die Restmasse liegt bei 26.5 % der Einwaage und somit etwas unter
dem theoretisch berechneten Rückstand von Zinkoxid (30 %). Dies wird vermutlich durch
einen Verdampfungsverlust des Precursors im Temperaturbereich bis 150 °C verursacht. Aus
der TG-Kurve wurde die Temperatur für die Thermolyse auf 300 °C festgesetzt.
Der Precursor wurde in n-Octylamin gelöst und bei 300 °C in die heiße Lösung aus
Hexadecylamin injiziert. Nach einer Wachstumszeit von 30 Minuten bei etwas verringerter
Temperatur wurde die Reaktionsmischung abkühlen gelassen. Durch Zugabe von Methanol
konnte ein weißer Feststoff ausgefällt werden, der durch Zentrifugation abgetrennt, mit
Methanol gewaschen wurde und schließlich in Toluol gelöst wurde.
1,5
4x10
5
382 nm (3.18 eV)
3x10
1,0
0,5
2x10
1x10
5
5
5
Intensität [cps]
Absorption [a. u.]
Fluoreszenz
Absorption
300
350
400
450
500
550
0
600
Wellenlänge [nm]
Abb. 22: Links: UV/VIS-Spektrum und Photolumineszenz von ZnO-Kolloiden in Toluol nach Thermolyse von
4 in heißem HDA; Rechts: Zum Vergleich dieselben Spektren aus der Thermolyse von 1 in heißem HDA.
Das UV/VIS Spektrum dieser toluolischen Lösung ist in Abb. 22 gezeigt. Man erkennt
deutlich eine Schulter, die bei λ = 310 (4.0 eV) nm liegt. Der onset ergibt sich durch
Extrapolieren des steilen Teils des Anstiegs zu 342 nm (3.64 eV), d. h. im Rahmen der
Messgenauigkeit sind die Absorptionseigenschaften identisch mit denen der Kolloide aus der
Thermolyse von 1 und können folglich analog interpretiert werden: es liegt nanoskaliges
Material mit einem nach Gleichung 7 zu 2.4 nm berechneten Durchmesser vor. Auch das
Emissionsspektrum unterscheidet sich nicht von dem aus der Thermolyse von 1 erhaltenen:
wie dort wird ein Stokes Shift beobachtet sowie ein Shiften des Maximums mit der
Anregungswellenlänge, d. h. auch hier muss von einer breiten Partikelverteilung wie auch
Defektleveln ausgegangen werden.
Wie nicht anders zu erwarten spiegelt sich die Ähnlichkeit in den optischen Eigenschaften
auch in den elektronenmikroskopischen Untersuchungen wider. Die in Abb. 23 gezeigten
Partikel sind annähernd sphärisch, deutlich voneinander separiert und haben einen
Durchmesser von etwa 3 nm. Die SAED zeigt hingegen etwas intensivere Reflexe, d. h. die
untersuchten Partikel weisen einen höheren Grad an Kristallinität auf und lassen damit eine
eindeutige Zuordnung zu ZnO zu. Die erhöhte Kristallinität lässt sich möglicherweise auf eine
52 / ZnO
höhere Temperatur während Injektion und Wachstum zurückführen und erklärt auch den
etwas höheren Kontrast des Realbildes im Vergleich zu den Aufnahmen aus der Thermolyse
von 1.
Abb. 23: TEM Aufnahme (links, Balken = 66 nm) und Elektronenbeugung (rechts) von ZnO-Kolloiden.
4.3
Zusammenfassung
Es wurden drei verschiedene Zinksiloxide als SSP für ZnO untersucht. Für eine Synthese von
kleinen Zinkoxid-Kolloiden bei niedrigen Temperaturen (aber auch für die Herstellung von
ZnO Pulver mit extrem hoher Oberfläche, siehe Arbeiten des AK Drieß[94]) ist das tetramere
Zinksiloxid [MeZnOSiMe3]4 am besten geeignet. Der Zerfall von 1 kann selektiv durch die
Temperatur gesteuert werden: bei hohen Temperaturen wird metallisches Zink in Form von
mikrometer großen Stächen gebildet, während bei niedrigen Temperaturen kolloidales, mit
HDA stabilisiertes Zinkoxid entsteht. Ganz offensichtlich ist die Konkurrenz von Silicium
und Zink um den Sauerstoff der Grund für das ambivalente Verhalten des Zinksiloxids.
Im Gegensatz zu 1 kann das Zinkalkoxid 4 auch bei hohen Temperaturen zu ZnOKolloiden thermolysiert werden, wobei sich die Eigenschaften der aus beiden Precursoren
erhaltenen Kolloide im UV/VIS, PL, TEM oder SAED nicht voneinander unterscheiden. Die
höhere Zersetzungstemperatur von 4 ist allerdings für die Synthese von Cu/ZnO-Systemen
(siehe Kapitel 8) unter Verwendung von M(OR)2 mit M=Cu, Zn von Vorteil, da sich Cu(OR)2
erst ab 200 °C zersetzt und schmale Größenverteilungen noch höhere Temperaturen
benötigen. Bei diesen Temperaturen würde das Zinksiloxid sich jedoch nicht zu ZnO, sondern
zu Zink zersetzen. Bei der Verwendung des Alkoxids 4 können die Precursor jedoch
gleichzeitig bei derselben Temperatur zu ZnO und Cu zersetzt werden. Interessant ist, dass es
in der Reihe der M(OR)2-Precursoren einen Bruch gibt, wenn von edlen Metallen wie Cu, Ni
oder Pd zu unedlen Metallen wie Zink übergegangen wird. Während erstere sauber zu
metallischen Partikeln thermolysiert werden, ist im Falle von Zink das Reduktionspotential
von HO-CH(Me)CH2NMe2 nicht ausreichend bzw. die Bildung des Oxids offensichtlich
energetisch wesentlich günstiger.
ZnO / 53
Der „Beitrag der (Organometall-) Chemie zur Synthese von Nanopartikeln“ wie er in der
Einleitung dieser Arbeit als Anspruch formuliert wurde, ist hier in mehreren Aspekten gezeigt
worden. Im Vergleich zu den Standardmethoden für die Präparation von Zinkoxid-Kolloiden
wurden in dieser Arbeit bei beiden Precursoren die konstituierenden Elemente über einen
Einkomponenten-Precursor, kombiniert mit einem nicht-hydrolytischen Ansatz eingeführt.
Dadurch wird auf der einen Seite die Bildung von hydroxylierten Oberflächen von vornherein
vermieden wie durch IR-Spektroskopie gezeigt werden konnte und auf der anderen Seite die
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Sauerstoffdefizienz minimiert. Dass dieser Zugang
über die Organometallchemie erfolgversprechend ist, konnte an den Emissionsspektren der
ZnO-Kolloide in Lösung gezeigt werden: im Vergleich zu Kolloiden, die aus Zn(OAc)2 in
Ethanol hergestellt wurden, liegt die Emission hier nahe des UV-Bereichs. Aufgrund der
großen Halbwertsbreite der Emissionsbande ist jedoch anzunehmen, dass die Kristallinität der
Partikel (noch) sehr gering ist und weitere Experimente erforderlich sind, um die
Reaktionsbedingungen so zu optimieren, dass die Partikel weniger Baufehler aufweisen. Ein
weiterer Vorteil der von uns hergestellten Partikel ist der, dass sich der Durchmesser der als
Pulver isolierten Partikel schon bei Erhitzen auf etwa 80 °C vergrößert. Bei der Herstellung
von Schichten aus Acetat-gecappten Partikeln (für optische Bauteile) werden Temperaturen
von 300 °C benötigt, um dies zu erreichen, was die Auswahl an möglichen Substraten auf
diejenigen beschränkt, die unter solch hohen Temperaturen stabil bleiben. Diese Bedingung
könnte durch Verwendung der von uns hergestellten Kolloide, die durch wesentlich
schwächer und koordinativ bindende Amindonoren stabilisiert sind, umgangen werden.
54 / ZnO
5 Kupfer-Nanopartikel
5.1
Metallische Nanopartikel: ein Überblick
Die Forschung an metallischen Partikeln im Größenbereich von Nanometern verfolgt im
Wesentlichen zwei Interessen: (1) mögliche Anwendungen in der Nanotechnologie und (2)
das fundamentale Interesse an den metallischen Eigenschaften während des Übergangs vom
Molekül zum Festkörper (von G. Schmid treffend mit dem Schlagwort „embryonale Metalle“
belegt worden). Die Einleitung dieses Kapitels umfasst zunächst die Gesamtheit der metallischen Nanopartikel, stellvertretend für alle in den Kapiteln 5 bis 7 behandelten Metalle
(Kupfer, Palladium und Nickel). Im nächsten Abschnitt wird dann auf die speziellen Synthesemethoden für Kupfer-Nanopartikel eingegangen.
Eine sehr charakteristische Eigenschaft von Nanopartikeln, darunter auch einigen metallischen, ist ihre spezifische, intensive Farbe. Seit der Antike werden deswegen z. B. Goldpartikel für die Färbung von Gläsern verwendet. Das aus Kirchenfenstern bekannte rubinrote
Glas (ruby glass) enthält fein verteilte Goldkolloide, die während der Glasherstellung erzeugt
werden. Bis heute gibt es keine großen Änderungen in der Herstellung von roten Gläsern, nur
die Farbpalette ist seitdem wesentlich erweitert worden.
Aus Gründen, die in Kapitel 2 ausführlich behandelt worden sind, ist vorauszusehen, dass
metallische quantum dots für die Nanoelektronik eine große Rolle spielen werden: sie können
einzelne Elektronen speichern. Liganden-stabilisierte Nanopartikel können mit einem
Elektron aufgeladen werden, das solange auf dem Partikel bleibt, bis die entsprechende
Spannung an der Gegenelektrode angelegt wird, um es wieder zu entfernen. Das heißt, diese
Partikel verhalten sich wie miniaturisierte Transistoren.
Abb. 24: Rechts: SEM-Bild eines 17 nm großen, mit H2N-C6H4-SO3Na stabilisierten Palladiumpartikels
zwischen zwei Platinspitzen. Links: Strom-Spannungs-Kurve.[97]
In Abb. 24 ist dies für ein Palladiumpartikel mit 17 nm Durchmesser gezeigt. Bei Raumtemperatur verhält sich dieses Partikel zwar noch wie der entsprechende Festkörper, d. h. es
zeigt das lineare Ohmsche Verhalten, bei 4.2 K jedoch kann eine deutliche CoulombKupfer / 55
Blockade von ~ 55 mV beobachtet werden. Für noch kleinere Partikel, wie z. B. Phosphinstabilisierte Au55-Cluster mit einem Durchmesser von 1.4 nm, kann dieses Verhalten sogar bei
Raumtemperatur beobachtet werden.[98] Bis zur Verwendung von solchen Einelektronentransistoren in elektronischen Bauteilen ist jedoch noch ein weiter Weg zurückzulegen, da bisher
weder die Problematik der Addressierbarkeit der einzelnen Partikel noch die der Verknüpfung
der Minitransistoren zu geordneten Strukturen gelöst worden ist. Die gewaltige Leistungssteigerung, die zu erwarten ist, rechtfertig allerdings die intensiven Forschungen auf diesem
Gebiet.
Metallische Partikel eignen sich aufgrund ihrer Farbigkeit und ihres hohen Kontrasts im
Elektronenmikroskop außerdem hervorragend zur Markierung von z. B. DNA-Molekülen.
Modifiziert man Gold-Nanopartikel mit zwei verschiedenen, nicht-komplementären DNASträngen, und vereinigt sie miteinander, so liegen sie getrennt in Lösung vor und die Lösung
ist rot gefärbt (siehe Abb. 25, links). Gibt man nun ein DNA-Stück dazu, das zwei sticky ends
hat, die jeweils komplementär zu den zwei verschiedenen DNA-Strängen an den Goldpartikeln sind, so findet eine Basenpaarung statt und die Lösung zeigt einen Farbumschlag von rot
nach blau, wobei die Goldpartikel agglomerieren und ausfallen. Dies bietet nicht nur eine
Möglichkeit, metallische Partikel mit Hilfe von DNA zu ordnen, sondern ist außerdem ein
empfindlicher Nachweis für den entsprechenden DNA-Strang und kann damit für die
Analytik von Erbmaterial verwendet werden (siehe Abb. 25, rechts und ganz rechts).[99-101]
Abb. 25: Links: Strategie der Anordnung von Gold-Nanopartikeln mittels DNA.[99] Rechts: Weiterentwicklung
dieser Strategie zum Nachweis von Anthrax oder einzelnen Basen.
Das wohl eindeutig vielversprechendste Anwendungsfeld für nanopartikuläres metallisches
Material ist die Katalyse, sowohl heterogen als auch homogen. Je kleiner nämlich die Partikel
werden, desto größer wird der Anteil der Oberfläche im Verhältnis zum Volumen, d. h. je
kleiner die Partikel, desto mehr Atome sind dem katalytischen Prozess zugänglich, was zur
Folge hat, dass die katalytische Effizienz pro Atom mit abnehmender Größe der Partikel
ebenfalls zunimmt. Unter den Oberflächenatomen sind diejenigen, die an Kanten und Ecken
platziert sind, aktiver als die auf Flächen. Der Prozentsatz von solchen Ecken- und Kanten56 / Kupfer
atomen steigt mit zunehmender Krümmung der Oberfläche und deshalb sind sehr kleine
Metallpartikel bevorzugte Katalysatoren. Die Wahrscheinlichkeit für eine Aggregation der
Partikel steigt allerdings ebenfalls mit abnehmender Größe. Das Ausmaß kann aber effektiv
reduziert werden, indem man die Oberflächenenergie durch Adsorption von Liganden
verringert oder aber die metallischen Partikel auf einem Träger verankert. Die katalytische
Aktivität selber beruht auf der Übertragung und anschließenden Speicherung von Elektronen
auf den gelösten Partikeln. Die gespeicherten Elektronen können durch MultielektronTransferprozesse Substanzen in Lösung reduzieren. Grundsätzlich hängt die Aktivität von der
Partikelgröße, der Partikelmorphologie und von der Art der verwendeten Stabilisatoren ab.
Deshalb ist eine wesentliche Anforderung an die Synthese von Metall-, aber auch allen
anderen Nanopartikeln, diese Eigenschaften gezielt zu steuern. Nanopartikel, deren
Oberfläche nicht durch Liganden stabilisiert wird, sind zwar durch Trägerung der heterogenen
Katalyse zugänglich, für die homogene Katalyse sind sie jedoch aufgrund von Agglomeration
ungeeignet. Stabilisierte Partikel hingegen sind (wie in Kapitel 2 ausgeführt worden ist) in
organischen oder anorganischen Solventien löslich und können daher für die homogene
Katalyse genutzt werden. Eine Ligandenhülle kann allerdings auch ein Nachteil sein, da die
Liganden katalytisch aktive Zentren besetzen. Auf der anderen Seite können stabilisierte
Partikel aber auch dazu benutzt werden, den Katalysator in Bezug auf seine Selektivität zu
optimieren. Da Ligandenmoleküle nie die gesamte Oberfläche eines Partikels bedecken, gibt
es genug Kanäle, die es Reaktanden und Produktmolekülen erlaubt, die Metalloberfläche zu
erreichen bzw. von ihr zu desorbieren. Beispielsweise sind Palladium-Nanopartikel für die
katalytische Hydrierung von 1-Butenyltrimethylammoniumbromid[102] Allylalkohol[103],
Styrol[104] (hier ist die katalytische Aktivität der mit TOAB gecappten Pd-Nanopartikel 35
Mal höher als 10%Pd/C), Isopropylacrylamid[105] und in der Suzuki-Reaktion[106] als Katalysatoren verwendet worden.
Weitere Aufmerksamkeit erhalten Metallpartikel schließlich (analog zu ihren halbleitenden
Kollegen), wenn es um die Erforschung der „vernachlässigten Dimension“, den Nanometerund Subnanometer-Bereich, geht. Auch im metallischen Bereich interessiert die Fragestellung
nach dem Übergang von Molekül- zu Festkörpereigenschaften: 1981 konnte Henglein zum
Beispiel zeigen, dass eine der metallischen Eigenschaften, nämlich die
Oberflächenplasmonenresonanz, schon bei Clustern mit nur 15 Atomen auftritt.
Kleine Metallpartikel sind grundsätzlich wesentlich schwieriger zu handhaben als
Halbleiter-Nanopartikel, da sie (mit Ausnahme der Edelmetalle) im Allgemeinen extrem
empfindlich gegenüber Sauerstoff sind. Die meisten Effekte, die von den Halbleitern bekannt
sind, gelten aber auch für Metallpartikel. So werden z. B. auch Metalle durch Anwachsen der
Bandlücke schließlich zu Halbleitern, allerdings erst bei sehr kleinen Durchmessern von
wenigen Nanometern.
Kupfer / 57
5.2
Stand der Forschung und Aufgabenstellung
Fast alle Synthesemethoden (mit Ausnahme der physikalischen Techniken, die in der Regel
nicht in kondensierter Phase ablaufen) beruhen auf einem Reduktionsprozess von
Metallkationen durch verschiedenste Reduktionsmittel. Die verwendeten Lösungsmittel
reichen von Wasser bis hin zu unpolaren Medien, je nach Polarität des verwendeten
Metallsalzes bzw. Metallkomplexes. Die Art des verwendeten Edukts bestimmt auch das dazu
gehörige chemische Reduktionsmittel. Wasserstoff, anorganische Hydrid-Überträger, organische Reduktionsmittel wie Alkohole, aber auch Photoreduktion, Ultraschall und radiolytische
Methoden sind in den Synthesen von Metallpartikeln verwendet worden. Analog zu Halbleiterpartikeln müssen auch bei Metallpartikeln Liganden vorhanden sein, die das Wachstum
bei einer Größe im Nanometerbereich terminieren. Solche Reduktionen in Gegenwart von stabilisierenden Liganden werden unter dem Begriff controlled chemical reduction[107, 108] oder
auch kinetic trapping verstanden. Im Folgenden werden einige nasschemische und physikalische Methoden, sowie Templatmethoden für die Synthese von Kupfer-Nanopartikeln
vorgestellt.
Nasschemische Methoden. Eine der typischen Reduktionsmittel für die Synthese von
metallischen Nanopartikeln sind Borhydride. Bönnemann hat auf diese Weise eine Vielzahl
von Metallpartikeln hergestellt, im Falle von Kupfer geht man dabei von
[N(octyl)4]2[CuCl2Br2] in Toluol aus und reduziert mit Li[BEt3H].[109] Die entstehenden, etwa
5-10 nm großen Partikel werden durch das als Gegenion der Kupferquelle eingeführte NR4+
stabilisiert. Durch Hexanthiol stabilisierte Kupfer-Nanopartikel können durch eine ähnliche
Reduktion von wässrigem Kupfernitrat mit LiEt3BH in Gegenwart eines Gemischs aus Tetraoctylammoniumbromid (TOABr) und Hexanthiol synthetisiert werden.[110] Die Partikel sind
anfangs sphärisch mit einem Durchmesser von 1-2 nm, können aber durch thermisches
Annealing auf >10 nm wachsen, wobei sich u. a. dreieckige Formen und rods von Cu2O
herausbilden. Der Nachteil, mit zwei möglichen Stabilisatoren zu arbeiten (TOABr und
Hexanthiol), lässt sich sehr elegant vermeiden, wenn das Thiol selber als Reduktionsmittel
verwendet wird. Dies ist für die Reduktion von Kupfernitrat in superkritischem Wasser
gezeigt worden.[111] In Abwesenheit des Thiols entstehen oxidische Partikel, während in
seiner Anwesenheit die Oberfläche wirksam bei einer Größe von 7 nm stabilisiert wird.
Oft werden auch Polymere, insbesondere Polyvinylpyrrolidon (PVP) zur Stabilisierung von
Metall-Nanopartikeln herangezogen. So kann Kupferacetat in Gegenwart von PVP durch
Hydrazin zu 7 – 23 nm großen Kupfer-Nanopartikeln reduziert werden. Die Menge des PVPs
bestimmt dabei sowohl die Größe als auch die Größenverteilung der Metallpartikel.[112] Die
Reduktion von Kupferacetat durch Ethanol in Gegenwart von PVP führt hingegen zur Bildung von Kupferoxiden. Metallische Partikel entstehen nur, wenn Magnesium als Katalysator
anwesend ist, sind stark agglomeriert und weisen eine breite Größenverteilung auf (20100 nm).[113] Neben PVP eignet sich auch Polyvinylalkohol als Stabilisator, während Polyethylenglycol keine stabilisierenden Eigenschaften aufweist und in Gegenwart von Polyacryl58 / Kupfer
amid keine Reduktion der Kupferkationen möglich ist.[114] Von der Verwendung von Polyvinylsulfat, Dextrin, Amylopektin, Methylamylopektin, Methylcellulose, Ethylcellulose und
2-Hydroxyethylcellulose wird ebenfalls berichtet.[115] Kupfer-Nanopartikel können durch
thermische Reduktion (80 °C) von Cu(N2H3-COO)2 2H2O hergestellt werden. Diese Methode
macht Gebrauch von dem autokatalytischen, exothermen Zerfall von Metall-Hydrazin-Carboxylaten, liefert aber große, agglomerierte Partikel mit einer sehr breiten Größenverteilung
(200-300 nm). Die Reduktion der Kupfer-Hydrazin-Carboxylate kann ebenso durch Behandlung mit Ultraschall erfolgen, wobei man annimmt, dass in situ gebildete Wasserstoffradikale
als Reduktionsmittel fungieren. In diesem Fall entstehen kleinere Partikel (50 nm), die aber
ebenfalls eine Größenverteilung aufweisen, agglomeriert sind und darüber hinaus Cu2O enthalten.[116] Setzt man der Reaktion ein zwitterionisches Tensid bei, nämlich Cetyltrimethylammonium p-Toluolsulfonat, findet ein Übergang von sphärischen zu elongierten Partikeln
statt, da die Tenside während der Reaktion fadenartige Mizellen bilden, die als Formvorlage
für die Partikel dienen (s. Templatmethoden).[117] Wesentlich reinere Partikel entstehen, wenn
an Stelle des Ultraschalls Gammastrahlen als Reduktionsmittel verwendet werden. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass das Reduktionsmittel ein solvatisiertes Elektron mit
einem sehr niedrigen Redoxpotential ist und keine oxidischen Verunreinigungen entstehen
können. Die Partikel, die mit dieser Methode aus Kupferacetat oder -chlorid hergestellt
wurden, sind stabile, mit PVP, PVA, Cetyltrimethylammoniumbromid, Natriumdodecylsulfat
oder Polyether gecappte, kristalline Cu-Nanopartikel mit einem Durchmesser von 17 bis
80 nm.[118]
Physikalische Methoden. Auch physikalische Methoden sind verwendet worden, um
Kupferpartikel herzustellen, wie z. B. die gepulste Laserdeposition, die sich gut für die
Herstellung von Cu-Al2O3-Filmen eignet[119] oder die Inertgas-Kondensation mit in-situ
Wärmeverdichtung[120]. Bei letzterer Technik werden zunächst Nanopartikel durch die
Verdampfung von Kupfer bei hohen Temperaturen und 400 Pa Argondruck hergestellt
(Inertgas-Kondensation) und dann bei 200 °C unter einem Druck von 1.0 GPa verdichtet (insitu Wärmeverdichtung).
Templat-Methoden. Ebenso eignen sich Templat-Methoden für die Synthese von
nanostrukturiertem Material. Es sind Arbeiten bekannt, in denen Dendrimere, DiblockCopolymere, reverse Mizellen oder Kohlenstoff Nanotubes als „Nano-” oder „MikroReaktoren“ dienen. Als Dendrimer wurde PAMAM (Poly(amidoamin)) verwendet. Die
Methode beruht darauf, Metallkationen in das Innere der Dendrimere einzubringen und dort
mit NaBH4 oder Hydrazin zu reduzieren. Dabei kann die Größe der entstehenden
Metallpartikel durch die chemische Struktur und Größe der Dendrimere gesteuert werden.[121,
122]
Nach einem ähnlich Prinzip verläuft die Synthese von Cu-Partikeln in DiblockCopolymeren: Das Polymer, bestehend aus polymerisiertem Methyltetracyclododecen und
Norbornendicarbonsäure) wird mit Cu-Kationen (Cu(OAc)2) beladen, wobei ein Ionenaustausch mit den Carboxylatgruppen der Netzwerkstruktur stattfindet. Nach Reduktion mit
Kupfer / 59
H2 findet man Kupfercluster mit einer breiten Größenverteilung von 4 bis 12 nm Durchmesser
eingebettet in den Polymerfilm.[123] In reversen Mizellen können Kupfer-Nanopartikel mit
einer schmalen Größenverteilung durch die Reduktion von Cu(AOT)2 synthetisiert
werden.[124] Hierbei lassen sich Größe (2 bis 10 nm) und Form der Partikel (sphärisch oder
zylindrisch) durch die Wahl des Reduktionsmittels (Hydrazin oder NaBH4), den WasserGehalt oder die Konzentration an Cu(AOT)2 steuern. Ist der Wassergehalt zu hoch, werden
jedoch Kupferoxid-Partikel gebildet. M. Pileni et al. konnten in einer weiteren Arbeit zeigen,
dass sich die Form der Partikel auch durch die Anwesenheit von verschiedenen Salzen steuern
lässt.[125] Höhere Wachstumsraten lassen sich erzielen, wenn man mit Mizellen in komprimierten Gasen oder überkritischen Flüssigkeiten arbeitet.[126] Bei der Verwendung von
Kohlenstoffröhrchen als Templat führt die Reduktion von Kupfersalzen durch Wasserstoff
augrund des Durchmessers der Röhrchen zu einer Größenkontrolle der sphärischen Cu-Nanopartikel im Bereich von wenigen bis 35 nm. Die Partikel können im Gegensatz zu anderen
Templatsynthesen sehr einfach durch Ultraschall von den Kohlenstoff Nanotubes abgelöst
werden. Erhöht man den Anteil des Kupfersalzes, werden die Nanoröhrchen mit einer dicken
Kupferschicht überzogen und es lassen sich gezielt metallische Fäden herstellen.[127]
Trotz der vielen Arbeiten über die Synthese von Kupfer-Nanoapartikeln, gibt es einen
großen Bedarf an nicht-wässrigen und chemisch einfachen Systemen, die wenige Reagenzien
benötigen, insbesondere im Hinblick auf Zusätze zur Reduktion und zur Stabilisierung, die
keine zusätzliche technische Ausrüstung erfordern und die vor allem keine Salze oder andere,
schwer zu entfernende Nebenprodukte liefern wie sie bei der Verwendung von Mizellen oder
Hydriden als Reduktionsmittel anfallen. Ziel unserer Arbeiten auf dem Gebiet der nanopartikulären Kupferpartikel war es daher, mit Hilfe des anorganisch-chemischen Wissens einen
Precursor zu finden, der mit möglichst wenigen (oder gar keinen) Zusätzen zu Nanokristalliten führt, die nicht wie in vielen der oben beschriebenen Arbeiten agglomerieren, eine
breite Größenverteilung aufweisen oder mit Kupferoxiden verunreinigt sind. Analog zu den
Arbeiten mit CdSe-Nanopartikeln sollte dann versucht werden, die chemischen Eigenschaften
der Oberfläche durch eine Oberflächenmodifizierung der Partikel zu steuern.
5.3
Synthese von Kupfer-Nanopartikeln durch Thermolyse des
organometallischen Precursors [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2]
5.3.1 Vorstellung des Precursors
Das Know-how für die Precursorchemie lässt sich in einem scheinbar entfernt verwandten
Bereich finden: der chemischen Dampfabscheidung (CVD). Dort werden die Eigenschaften
von Precursoren für die Abscheidung von dünnen Metallfilmen maßgeschneidert, z. B. ihre
Flüchtigkeit, kinetische und thermische Stabilität und Zersetzung zu Metallatom bzw. –ion
60 / Kupfer
und einfachen Abgangsgruppen. Da Kolloide auf der anderen Seite oft als „Oberfläche in
Lösung“ bezeichnet werden, ist es vernünftig, die Konzepte der Precursor-Entwicklung in der
CVD auf die Synthese von Metallpartikeln in Lösung zu übertragen. So sollte es möglich
sein, das Reduktionsmittel zur Bildung von nullwertigem Metall aus Metallkationen bereits in
den Precursor einzubauen und es zudem so zu wählen, dass einfache, möglichst gasförmige
Produkte entstehen. Die Verbindung sollte ferner kristallin, einfach zugänglich sein und bei
erhöhten Temperaturen das Metall freisetzen. Der Vorteil bei der Verwendung solcher metallorganischer Verbindungen ist, dass sie sich prinzipiell in ein bereits bekanntes und gut
kontrollierbares System einsetzen lassen, das gleichzeitig Lösungsmittel und Stabilisator ist:
hochsiedende, langkettige Alkane mit einer zur Koordination befähigten Kopfgruppe (Amin
oder Phosphinoxid) wie ursprünglich für die Synthese von II-VI Halbleitern entwickelt (siehe
Kapitel 3). Damit ist eine Kontrolle über beide Parameter, die die Eigenschaften der entstehenden Nanopartikel bestimmen, möglich: das Ausgangsmaterial (Precursor und verwendetes Lösungsmittel) und das Reaktionssystem (Temperatur, Zeit, Konzentration).
Unseres Wissens nach sind in der Literatur bislang keine metallorganischen Precursor für die
Synthese von Kupfer-Nanopartikeln verwendet worden.
Als Precursor für die Synthese von metallischen Kupfer-Nanopartikeln wurde die organometallische Kupferverbindung [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] ausgewählt. Sie ist bereits als
CVD-Precursor bekannt[128, 129], einfach zugänglich durch eine Alkohol-Austausch-Reaktion
von Kupfermethanolat mit dem entsprechenden Aminoalkohol[130] und lässt sich durch Sublimation bei 55 °C im Vakuum (10-2 mbar) als violetter Feststoff in hoher Reinheit erhalten.
Die kristalline Substanz ist einfach handhabbar und nur wenig licht- und luftempfindlich und
entspricht somit den oben genannten Kriterien. Es ist bereits gezeigt worden, dass die
Pyrolyse von [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in einer Stickstoffatmosphäre bei Normaldruck laut
XRD metallisches Kupfer als einziges Produkt ergibt.[130] Young et al. haben die Thermolyse
des Kupfer-Precursors mit Hilfe von IR-Spektroskopie untersucht und fanden, dass die Bildung des Kupfers von der Entwicklung von 1-Dimethylaminopropanol und 1-Dimethylaminopropan-2-on im Verhältnis 1:1 begleitet wird.[131] Auch bei der Verwendung dieses Precursors
zur chemischen Dampfabscheidung konnten die oben genannten Verbindungen mittels 1H
NMR als einzige flüchtige Produkte identifiziert werden.[129]
Der erhebliche Vorteil dieser Verbindung liegt also in den koordinierten Liganden: der
Alkohol kann ganz offensichtlich zum Keton oxidiert werden und damit als Reduktionsmittel
für Cu(II) dienen. Das hat für die Synthese von metallischen Nanopartikeln durch Reduktion
der entsprechenden Metallkationen einen großen Vorteil: der Synthese müssen keine
zusätzlichen Reduktionsmittel zugefügt werden, was das System beträchtlich vereinfacht:
•
Jedem Kation steht ein Reduktionsmittel in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung, d.
h. die Probleme der exakten Zugabe und anschließenden homogenen Verteilung entfallen,
Kupfer / 61
•
im Gegensatz zu der Reduktion von Metallsalzen mit beispielsweise Hydridüberträgern
ist die Reduktion hier unimolekular, d. h. die Nukleation ist unabhängig von der Konzentration der Edukte,
alle Kationen werden bei Erreichen der kritischen Temperatur gleichzeitig reduziert,
d. h. weder die Dauer einer Injektion noch Inhomogeneitäten in der Konzentration
beeinflussen die Nukleation und das Wachstum, und
das Oxidationsprodukt 1-Dimetyhlaminopropan-2-on wird durch seine Flüchtigkeit und
die hohen Temperaturen schon während der Reaktion entfernt, d. h. aufwändige Reinigungsschritte wie bei der Verwendung von Mizellen oder bei Salzfracht entfallen.
•
•
5.3.2 Thermolyse
Als Reaktionsmedium wurde Hexadecylamin (HDA) ausgewählt, eine bei 45-48 °C schmelzende, wachsartige Substanz, die sich bis zu Temperaturen > 300 °C ohne Zersetzung erhitzen
lässt. HDA dient gleichzeitig als Lösungsmittel und Stabilisator, sowohl elektronisch durch
die Koordination des freien Elektronenpaars am Stickstoff an Metallatome der Oberfläche als
auch sterisch durch die dann nach außen weisenden Alkylketten. Die Pyrolyse wurde unter
Schutzgas bei Temperaturen zwischen 200 und 300 °C durch Injektion einer Lösung von
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in n-Octylamin durchgeführt. Für die Auswahl der Reaktionstemperatur während der Thermolyse in HDA wurden Daten aus TG/DTA herangezogen (siehe
Abb. 26, Messung Ralf Becker[129]). Der Gewichtsverlust erfolgt in einem einzigen Schritt,
wobei der Massenrückstand von 18 % aufgrund von teilweiser Verdampfung des Precursors
etwas unter dem theoretisch berechneten Anteil an Kupfer liegt. Das exotherme Signal der
DTA entspricht der Zersetzung von [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2], die damit bei einem Wert
von 185 °C liegt und die Mindesttemperatur für die Thermolyse festlegt. Die idealen Eigenschaften dieses Precursors, d. h. seine scharf definierte Zersetzung, eröffnen darüber hinaus
lohnenswerte Perspektiven für weiteres Liganden-Egineering mit dem Ziel, die Zersetzungstemperatur weiter zu senken.
100
TG
Masse [%]
80
60
DTA
40
20
50
100
150
200
250
300
Temperatur [°C]
Abb. 26: TG/DTA von ~ 20 mg [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in einer Argonatmosphäre. Die Heizrate betrug
5 K/min. in einem Temperaturbereich von RT bis 350 °C.[129]
62 / Kupfer
Bei Temperaturen < 200 °C liegt der Cu(II)-Komplex entgegen der mittels TG/DTA ermittelten Zersetzungstemperatur unzersetzt in HDA vor, eine Erhöhung der Temperatur bzw.
eine Injektion bei Temperaturen > 200 °C führt hingegen zur sofortigen Gasentwicklung und
tiefroten Verfärbung der Reaktionsmischung innerhalb von einer Minute. Die Gasentwicklung
wird durch die bei diesen Temperaturen flüchtigen Nebenprodukte (Alkohol und Keton) verursacht, während die rote Farbe auf die Entstehung von Kupferpartikeln bzw. deren Oberflächenplasmonenresonanz (siehe UV/VIS) zurückzuführen ist. Nach einem Wachstumsprozess von 30 Minuten wurde die Reaktion beendet, indem sie auf Raumtemperatur
abkühlen gelassen wurde. Die Zugabe von Toluol zum festen Rückstand ergibt tiefrote
Lösungen, die extrem empfindlich gegen Sauerstoff sind (Verfärbung von rot nach blau innerhalb weniger Minuten). Das Entfernen von überschüssigem HDA gelingt durch Zugabe von
Methanol, Zentrifugation und Waschen der ausfallenden Nanopartikel. Die gereinigten Partikel können wieder in Toluol gelöst werden und sind über Monate bei Raumtemperatur und
Abwesenheit von Luft stabil.
5.3.3 Analytische Charakterisierung
Die analytische Charakterisierung wurde an Partikeln durchgeführt, die unter den folgenden
Bedingungen synthetisiert wurden: 322 mg (1.2 mmol) Precursor in 4 mL Octylamin (c = 0.3
mol/L), injiziert bei T = 300 °C in 7 g HDA und bei T = 225 °C für t = 30 Min. wachsen
gelassen. Dies ist wichtig für den Vergleich mit Pyrolysen aus Kapitel 5.3.4.
Das UV/VIS Spektrum der roten Lösungen in Toluol (c §
µmol/mL, Molalität §
0.01 µmol/mg) zeigen eine ausgeprägte Absorptionsbande bei 558 nm (Abb. 27). Diese Resonanz wurde von anderen Gruppen ebenfalls für die Absorption von Kupferpartikeln gefunden
(siehe z. B. [109, 116, 132, 133]) und kann der Anregung von „plasmon polaritons“ (siehe Kapitel
2.2.1) zugeordnet werden, d. h. Oszillationen des Elektronengases durch Wechselwirkung mit
dem elektromagnetischen Feld; allgemein werden sie als Oberflächen-Plasmonen-Resonanz
(OPR) bezeichnet.
Absorption [a. u.]
2
mit Aufarbeitung
558 nm
ohne Aufarbeitung
1
566 nm
0
400
500
600
700
Wellenlänge [nm]
Abb. 27: UV/VIS-Spektrum von aufgereinigten (oben) und nicht aufgereinigten, d. h. mit Überschuss HDA
(unten) Cu-Nanopartikeln in Toluol.
Kupfer / 63
Im Vergleich zur Absorption von Festkörper-Kupfer (600 nm) ist die Absorption um 42 nm
blauverschoben und liefert damit einen ersten Hinweis darauf, dass nanoskaliges Material entstanden ist: OPR kann an Festkörpern aufgrund des geringen Anteils der Oberfläche vernachlässigt werden, bei Nanopartikeln ist das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen jedoch
so groß, dass sie zum charakteristischen Merkmal wird. Genau diese Eigenschaft hat zur
schon Eingangs erwähnten Verwendung von Goldpartikeln zur Färbung von Gläsern geführt.
Eine Verschiebung der energetischen Lage der OPR lässt sich in zwei Fällen beobachten:
(1) bei der Aufarbeitung und (2) bei Kontakt mit Luftsauerstoff (siehe Kapitel 5.4.2). Wenn
die Partikel ohne weitere Aufarbeitung direkt nach der Reaktion, d. h. mit einem Überschuss
an Hexadecylamin, in Toluol gelöst und UV-spektroskopisch vermessen werden ist die Lage
des Absorptionsmaximums im Vergleich zu aufgearbeiteten Partikeln um 8 nm auf 566 nm
rotverschoben (siehe Abb. 27). Eine Ursache dafür könnte das Vorliegen von großen Partikeln, d. h. größer als 25 nm, sein, da ab dieser Größe eine Verschiebung der Absorption zu
erwarten ist. Wird jedoch das Reaktionsprodukt ohne Aufarbeitung in Toluol gelöst und auf
ein TEM-Grid aufgebracht, lassen sich im Elektronenmikroskop erstens keine Partikel dieses
oder größeren Durchmessers finden und zweitens lässt sich kein Unterschied zu den aufgearbeiteten Partikeln feststellen, d. h. die Verschiebung im UV/VIS Absorptionsspektrum lässt
sich nicht auf Veränderungen der Eigenschaften der Partikel durch den Prozess der Aufarbeitung zurückführen. Während der Aufarbeitung wird jedoch durch Waschen mit Methanol der
Überschuss an HDA entfernt. Da die Absorption sowohl durch die Dielektrizitätskonstante
der Partikel als auch durch die des sie umgebenden Mediums bestimmt wird, ist anzunehmen,
dass die Dielektrizitätskonstante des HDAs für die Verschiebung der OPR in Proben mit
einem Überschuss an HDA verantwortlich ist.
Das Vorliegen von nanoskaligem Material wird durch die elektronenmikroskopischen Aufnahmen der Probe bestätigt (siehe Abb. 28). Auf dem gesamten Netz sind wohldefinierte,
sphärische Partikel von etwa 7.5 nm Durchmesser zu sehen.
Abb. 28: TEM-Aufnahme von Cu-Nanopartikeln, bar = 110nm. Die Vergrößerung zeigt die Tendenz der
Partikel, sich in hexagonalen Netzwerken selbst zweidimensional anzuordnen.
Sowohl Größe als auch Form der Partikel sind sehr einheitlich und die einzelnen Partikel sind
von ihren Nachbarn aufgrund der Alkylketten ihrer Liganden etwa 2 nm entfernt. Die Teilver64 / Kupfer
größerung in Abb. 28 zeigt, dass die schmale Größenverteilung der Partikel offensichtlich
auch zur Bildung eines regelmäßigen hexagonalen 2-D Netzwerks aus freistehenden
Kolloiden führt. Dennoch scheinen die Partikel bei höherer Vergrößerung (> 300 k) instabil
zu sein, denn es gelingt nicht, Gitterauflösung zu erreichen.
Die zugehörige SAED ist in Abb. 29 links gezeigt. Man erkennt klar getrennte Beugungsringe, die den Gitterebenen (111), (200), (220) und (311) des Kupfers in der kubisch dichtesten Packung zugeordnet werden können. Demnach liegen nicht einfach aggregierte nullwertige Kupfer-Atome vor, sondern eine geordnete Kugelpackung wie sie in metallischen Festkörperstrukturen ausgebildet wird. Neben den scharfen Beugungsringen von metallischem
Kupfer, zeigt die Probe weitere, diffuse Reflexe. Diese können aufgrund ihrer Lage den
Oxiden des Kupfers zugeordnet werden, d. h. den (111) und (220) Netzebenen des CuO bzw.
den (-111) und (-113) Ebenen von Cu2O. Da die Probe vor der Untersuchung im Elektronenmikroskop in Kontakt mit Luftsauerstoff war, ist nicht eindeutig klar, ob die Oxide schon
während der Synthese der Partikel oder erst durch Luftoxidation gebildet werden.
Abb. 29: Elektronenbeugung (SAED) der Kupfer-Nanopartikel aus Abb. 28. Links nach Luftkontakt, rechts
unter Luftausschluss, realisiert durch die Präparation in einer Glovebox und Benutzung eines VakuumtransferDoppelkipphalters.
Um dies zu klären, wurde die Probe unter Argonatmosphäre präpariert und mit Hilfe eines
Vakuumtransfer-Doppelkipphalters unter Schutzgas transportiert. Das resultierende SAEDMuster zeigt nun keine Beugungsringe mehr für oxidisches Kupfer. Wird diese Probe für etwa
10 Minuten Luftkontakt ausgesetzt, beobachtet man dieselben Oxidringe wie oben beschrieben. Daraus kann geschlossen werden, dass die synthetisierten Partikel aus metallischem Kupfer bestehen und dass ihre Oberfläche durch Luftkontakt leicht oxidiert wird,
wodurch diffuse Beugungsringe neben den intensiven und scharfen Reflexen des intakten
Cu(0)-Kerns entstehen. Die Existenz der oxidischen Beugungsringe weist darauf hin, dass die
Oxidschicht nicht amorph ist, sondern bereits Festkörperstrukturen ausbildet. Dass es sich um
eine Oxidation der Oberfläche handelt, wird außerdem durch die SAED Aufnahmen von
Partikeln verschiedener Größe bestätigt: je größer die Partikel sind, desto geringer ist die
Intensität der oxidischen Reflexe relativ zu der der metallischen Reflexe. Dies korreliert ausgezeichnet mit der Tatsache, dass das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen mit steigendem
Partikelradius kleiner wird.
Kupfer / 65
Unabhängig von der Elektronenbeugung bestätigt das EDX-Spektrum der Nanopartikel die
Zusammensetzung der Probe. Neben dem dominierenden Signal für Cu sind Signale für C, N
und Au sichtbar, die vom koordinierenden Lösungsmittel bzw. dem verwendeten Kohlenstoffbeschichteten Goldgrid stammen.
Die Lösung der Partikel in Toluol wurde zudem mittels Dynamischer Lichtstreuung (DLS)
vermessen (Abb. 30). Im Gegensatz zur Elektronenmikroskopie, die immer nur einen Ausschnitt aus einer Probe analysiert, wird in der DLS die Streueigenschaft der gesamten Probe
vermessen. Sie liefert den gemittelten hydrodynamischen Radius durch Fitten der experimentell erhaltenen Korrelationsfunktion an eine theoretische Funktion, die die Diffusionskonstante D und über die Stokes-Einstein-Gleichung den Radius r enthält. Die Verteilungsfunktion
zeigt einen einziges Signal bei r = 5 nm, wobei die Beiträge von größeren Partikeln aufgrund
ihres geringen Streubeitrags (Gewichtung 10-9 bis 10-14) vernachlässigt werden können. Das
heißt, der Durchmesser der Partikel ist im Vergleich zu dem aus den TEM-Aufnahmen ermittelten um 2.5 nm größer. Da in der DLS hydrodynamische Radien bestimmt werden, kann
diese Differenz den Liganden (HDA) zugeordnet werden, die den metallischen Kupferkern
umgeben. Die Differenz stimmt sehr gut mit den im Elektronenmikroskop beobachteten Abständen zwischen zwei benachbarten Partikeln überein.
7
Intensität [a. u.]
1x10
2.11 nm
0
3
4
5
6
7
8
9
10
Radius [nm]
Abb. 30: Lichtstreuung von Kupfer-Nanopartikeln in Toluol. Das Modell des Hexadecylamins wurde mit
Molecular Mechanics 2 berechnet (Farbkennzeichnung: Kohlenstoff dunkelgrau, Wasserstoff hellgrau, Stickstoff
blau, freies Elektronenpaar rot).
Berechnet man mit Hilfe eines einfachen Modelling-Programms die Struktur des langkettigen Amins, kann seine Länge zu 2.11 nm abgeschätzt werden. Daraus ergibt sich der maximal
mögliche Abstand zwischen zwei Partikeln zu 4.2 nm. Da der tatsächlich beobachtete Abstand (2.5 nm) weit unter dem maximal möglichen liegt, kann davon ausgegangen werden,
dass (1) die Moleküle nicht in der oben abgebildeten Konformation, sondern zumindest teilweise in cis-Konformation vorliegen und/oder (2) zwischen den Ketten Verzahnungen vorliegen, die durch vdW-Wechselwirkungen stabilisiert werden.
66 / Kupfer
5.3.4 Variation der Reaktionsparameter
Da Größe und Form von Nanopartikeln einen Einfluss auf ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften haben (siehe Kapitel 2.2), ist es ein erklärtes Ziel von synthetischen Zugängen, diese Charakteristika zu steuern. In dem von uns gewählten System ist dies durch
Variation von Precursor und Reaktionsparametern möglich. [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] ist
durch seine Kristallinität, Reinheit, reduzierenden Liganden und Zerfallstemperatur und –mechanismus bereits hervorragend für die Synthese von Kupfer-Nanopartikeln geeignet. Daher
wurde das Augenmerk auf die Variation der Reaktionsparameter, nämlich die Wahl von
Lösungsmittel, Temperatur, Zeit und Konzentration, gelegt.
Variation des Lösungsmittels
Führt man die Reaktion in TOPO an Stelle von Hexadecylamin unter ansonsten identischen
Bedingungen durch, beobachtet man die Bildung eines dunklen Niederschlags, der nicht in
Toluol löslich ist. Die zugehörigen TEM-Aufnahmen (Abb. 31 links) zeigen größere, meist
sphärische Partikel mit einer breiten Größenverteilung von 50 nm bis 3.7 µm. Die Elektronenbeugung (nicht abgebildet) bestätigt die Bildung von metallischem Kupfer. Das heißt, die
Verwendung von TOPO führt zu einem Anwachsen der Partikel um mindestens den Faktor 10
im Vergleich zur Reaktion in HDA. Dies erklärt auch die beobachtete Unlöslichkeit in Toluol.
Abb.
31:
TEM-Aufnahmen
von
unlöslichen
Kupfer-Partikeln.
Links:
durch
Pyrolyse
von
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in 6 g TOPO (Bedingungen bis auf die Verwendung von TOPO wie in Kapitel
5.3.3). Bar = 200 nm. Rechts: durch Pyrolyse von 4 mL 0.3-M [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] (in TBP) in 5 g
TOPO (JH-88a). Bar = 950 nm.
Es spielt jedoch nicht nur die Wahl des koordinierenden Lösungsmittel eine Rolle, sondern
auch die des Lösungsmittels für den Precursor. Wird die obige Reaktion unter Verwendung
von Tributylphosphin (TBP) an Stelle von Octylamin durchgeführt, sinkt der Radius der Partikel und verschiedenste Formen können in den TEM-Aufnahmen (Abb. 31 rechts) beobachtet
werden: sphärische, ovale und überraschenderweise auch Stäbchen und Zylinder. Die Größe
reicht von 8 bis 60 nm für die sphärischen und von 15-40 nm (kurze Achse) und 50-100 nm
(lange Achse) für die länglichen Partikel. Auch hier bestätigt die Elektronenbeugung die Bildung von metallischen Kupfer-Partikeln.
Kupfer / 67
Variation der Zeit
Um den Einfluss der Wachstumszeit auf Größe und Form der gebildeten Partikel zu prüfen,
wurde die Reaktion aus Kapitel 5.3.3 bereits nach 10 statt nach 30 Minuten durch Entfernen
des Heizpilzes beendet. Die Lösung der aufgearbeiteten Partikel in Toluol absorbiert im Bereich des sichtbaren Lichts mit einem Absorptionsmaximum von λmax = 558 nm (Spektrum
nicht abgebildet) und ist damit identisch mit der Reaktion, die 30 Minuten wachsen gelassen
wurde. Dies war zu erwarten, da die Lage der Absorption für Partikel kleiner 20 nm nicht von
der Größe abhängt. Die TEM-Aufnahme der Partikel (Abb. 32) zeigt jedoch, dass die Länge
der Wachstumszeit durchaus einen Einfluss hat: die Größenverteilung ist wesentlich breiter
bzw. bimodal mit kleinen Partikeln von 3-4 nm und etwa doppelt so großen Partikeln von 67 nm im Durchmesser. Die Partikel bestehen aus kristallinem Kupfer mit den bereits oben beschriebenen zusätzlichen Reflexen durch CuxO der an Luft oxidierten Oberfläche (SAED
nicht abgebildet). Das heißt, die Partikel, die nach einer Reaktionszeit von 10 Minuten in der
Lösung vorhanden sind, unterscheiden sich nicht in ihrer Zusammensetzung, Kristallinität
oder Form, sondern lediglich in ihrer Größe von den nach 30 Minuten erhaltenen, sehr einheitlichen Partikeln.
Abb. 32: Links: TEM-Aufnahme von Cu-Nanopartikeln, erhalten durch Pyrolyse von 4 mL 0.3-M
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] (in Octylamin) in 7 g HDA (JH-92b) nach einer Wachstumszeit von t = 10 Minuten.
Bar = 45 nm. Rechts zum Vergleich dieselbe Reaktion mit einer Wachstumszeit von 30 Minuten. Bar = 65 nm.
Sie stellen vielmehr einen Ausschnitt dieser Reaktion kurz nach der Injektion der Precursor
dar und es ist daher anzunehmen, dass hier ein früher Zeitpunkt des Wachstums abgebildet ist.
Die großen Partikel in Abb. 32 haben bereits nahezu die Größe der fertigen Partikel (7-8 nm),
während die kleineren Partikel am Ende der Reaktion nicht mehr vorhanden sind. Da die Monomerkonzentration zu diesem Zeitpunkt sehr niedrig ist, ist aufgrund der Wachstumskinetik
von Halbleiterpartikeln, die am System CdSe intensiv erforscht worden ist und in Kapitel 2.1
vorgestellt wurde, anzunehmen, dass der kritische Radius für ein Auflösen der Partikel zwischen dem der großen und dem der kleinen Partikel liegt, d. h. 3 nm < rc < 7 nm. In Folge
dieser Konstellation tritt ostwald ripening ein, d. h. die kleineren Partikel lösen sich auf und
68 / Kupfer
das Material lagert sich an die vorhandenen größeren Partikel an. Dieser Effekt der Instabilität
von kleinen Partikeln, d. h. die Abhängigkeit der Energie des Metallatoms in einem
Nanopartikel von der Größe des Partikels, ist sogar noch weitaus stärker als bisher
angenommen wie Campbell et al.[134] durch kalorimetrische Messungen der
Adsorptionswärme in dem System Pb/MgO (110) zeigen konnten. Bis zu einer Größe von
etwa 2.5 nm ist beispielsweise die Stabilität von Bleipartikeln auf MgO (110) vergleichbar der
des Festkörpers (die Adsorptionswärme nimmt nur um etwa 7 kJ/Mol zu 188 kJ/Mol ab).
Verringert sich die Größe jedoch weiter, nimmt die Adsorptionswärme und damit die
Stabilität der Partikel drastisch ab. Für ein Bleipartikel mit einem Durchmesser von 1 nm
beträgt sie nur noch etwa 130 kJ/Mol und liegt damit um ein Drittel niedriger als die des Festkörpers. Weitere Untersuchungen dieses Wachstumsprozesses werden in Kapitel 5.5
vorgestellt.
Variation der Temperatur
Der Einfluss der Temperatur wurde durch Ausführung der Reaktion aus Kapitel 5.3.3 bei Injektionstemperaturen von 200 °C und 250 °C beleuchtet. Die Reaktionen verlaufen analog zu
der oben beschriebenen, wobei jedoch eine Injektion der 25 °C kalten Kupfer-Lösung bei
200 °C zu einer Absenkung der Temperatur unter 200 °C führt und der Precursor so lange unzersetzt in Lösung vorliegt bis die Temperatur wieder 200 °C erreicht hat. In allen Fällen entstanden rote, in Toluol lösliche Partikel mit einer UV/VIS Absorption von λ = 558 nm. Die
dazugehörigen TEM-Bilder (nicht abgebildet) zeigen alle sphärische separierte Partikel, deren
Elektronenbeugung metallisches Kupfer mit einer oxidierten Oberfläche zeigt. Der Unterschied jedoch liegt in der Größenverteilung der entstandenen Partikel. Während die Injektion
bei hohen Temperaturen, d. h. bei 250 - 300 °C, zu hoch monodispersen, etwa 8 nm großen
Partikeln führt, entstehen bei niedrigen Temperaturen Partikel in einem Größenbereich von
etwa 3 bis 8 nm. Die Beobachtungen aus der Wachstumskinetik bei unterschiedlichen
Wachstumszeiten haben bereits darauf hinweisen, dass ostwald ripening in den Wachstumsprozess hin zu der erwünschten schmalen Größenverteilung involviert ist und dass es eine
Funktion der Wachstumszeit ist. Ganz offensichtlich bestimmt also auch ein anderer
Reaktionsparameter, nämlich die Temperatur, in welchem Maß die Größenverteilung
fokussiert wird. Es sind Temperaturen zwischen 250 bis 300°C erforderlich, um den Materialtransfer von kleinen zu großen Partikeln zu aktivieren. Es ist allerdings auch denkbar, dass
ostwald ripening bei niedrigeren Temperaturen nur mit einer geringeren Geschwindigkeit
abläuft. Um dies zu überprüfen, wurde die Injektion bei 200 °C durchgeführt und die
Reaktionsmischung für etwa 4 Stunden bei dieser Temperatur gehalten. Das Ergebnis sind
Kupfer-Nanopartikel mit einer wesentlich schmaleren Größenverteilung, die der der bei 250
oder 300 °C gewachsenen Partikel entspricht (nicht abgebildet). Das heißt, ostwald ripening
ist im Falle des Wachstums von Kupfer-Nanopartikeln in HDA sowohl eine Funktion der
Temperatur als auch der Zeit.
Kupfer / 69
Variation der Konzentration
Führt man die Reaktion aus Abb. 31, rechts, mit einem Zehntel der Menge an Precursor unter
ansonsten konstanten Bedingungen durch, wird ebenfalls ein dunkler Feststoff gebildet, der in
Toluol unlöslich ist. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen (Abb. 33) zeigen im Gegensatz zu der Reaktion mit hoher Konzentration an Precursor keine elongierten Partikel mehr.
Die Partikel haben vielmehr eine einheitliche, leicht ovale Form in einem Größenbereich von
30-60 nm. Die Bildung von elongierten Partikeln bei erhöhten Konzentrationen an Monomer
ist ein bei II-VI-Halbleiterpartikeln wohl bekanntes Phänomen (siehe Kapitel 3.2.1). Es wird
davon ausgegangen, dass bei einer hohen Konzentration an Monomer die Reaktivität der verschiedenen Oberflächen zum Tragen kommt, so dass das Wachstum anisotrop verläuft.
Abb. 33: Links: TEM-Aufnahmen von Kupfer-Nanopartikeln, hergestellt durch Pyrolyse von 0.4 mL 0.3-M
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] (in TBP) in 6 g TOPO. Bar = 130 nm. Rechts zum Vergleich eine TEM-Aufnahme
der Reaktion aus Abb. 31 rechts. Bar = 950 nm.
Dieses Konzept lässt sich offensichtlich auf die Synthese von Kupfer-Nanopartikeln übertragen, denn eine Erniedrigung der Konzentration führt offensichtlich zur Ausbildung von
Partikeln mit kleineren Seitenverhältnissen (aspect ratios). Aufgrund der Tatsache, dass sich
die Partikel bei hoher Vergrößerung als instabil erweisen, ist es jedoch nicht möglich gewesen, die bevorzugte Wachstumsrichtung bzw. reaktive Oberfläche mittels TEM zu bestimmen.
5.4
Oberflächenmodifizierung von HDA-gecappten Cu-Nanopartikeln
5.4.1 Einleitung
Nach der Synthese liegen die Kupfer-Partikel umgeben von einer Hülle aus koordiniertem
Hexadecylamin vor. Wie in Kapitel 3.4.1 beschrieben, eignen sich koordinierende Liganden
für den Austausch mit Liganden, die ihrerseits eine kovalente Bindung zu den Oberflächenatomen der Partikel ausbilden können. In der Literatur sind zwar Kupferpartikel mit den verschiedensten Oberflächenbedeckungen synthetisiert worden, jedoch ist bislang nichts über die
70 / Kupfer
postsynthetische Oberflächenmodifizierung von Kupfer-Nanopartikeln berichtet worden. Es
sei hinzugefügt, dass sich die meisten der bekannten Systeme für solche Untersuchungen auch
nicht eignen, da die Nanokristallite z. B. in Polymeren oder Mizellen vorliegen (siehe Kapitel
5.1). Das Ziel dieser Arbeit war es daher, die Oberflächenreaktivität der Kupfer-Kolloide zu
untersuchen und möglicherweise für eine Oberflächenmodifizierung auszunutzen. Mit Hilfe
von geeigneten Modifizierungen wäre es dann möglich, die chemischen Eigenschaften (wie z.
B. die Löslichkeit) gezielt zu steuern.
Viele Gruppen berichten über eine starke Oxidationsempfindlichkeit der Kupferpartikel wie
wir sie in der SAED beobachtet haben.[110, 112, 115, 122] Aufgrund der extremen Sauerstoff-Empfindlichkeit der Partikel war ein weiteres Ziel dieser Austauschexperimente der bessere
Schutz der Kupferkristallite vor Oxidation. Wir haben daher zunächst die Reaktivität gegenüber Wasser und Sauerstoff näher untersucht und dann aufgrund der starken Wechselwirkung
von Thiolatgruppen mit Übergangsmetallen, die bis zur Ausbildung einer kovalenten M-SBindung führt, Thiole für Untersuchungen zum Austausch des koordinativ gebundenen Hexadecylamins ausgewählt.
5.4.2 Verhalten gegenüber Wasser und Sauerstoff
Setzt man eine Lösung von Kupfer-Nanopartikeln in Toluol dem Kontakt mit Luft aus und
verfolgt die Veränderungen mittels UV/VIS-Sepktroskopie, beobachtet man eine kontinuierliche Rotverschiebung von 558 nm auf 599 nm innerhalb von mehreren Stunden (Abb. 34).
2
45 Min. (585 nm)
Absorption [a. u.]
0 Min. (559 nm)
4 h (599 nm)
2d (ca. 613 nm)
1
0
500
550
600
650
700
Wellenlänge [nm]
Abb. 34: Verlauf des UV/VIS-Spektrums von Kupfer-Nanopartikeln nach Kontakt mit Luftsauerstoff.
Dabei lassen sich drei Phasen unterscheiden: in den ersten 45 Minuten nimmt die
Absorption bei gleichzeitiger Verschiebung des Absorptionsmaximums um 24 nm auf 585 nm
zunächst zu und fällt dann im Laufe der nächsten Stunden wieder ab, wobei das
Absorptionsmaximum nur noch um 14 nm verschoben wird und mit einer sichtbaren
Verbreiterung der Bande verbunden ist. Nach zwei Tagen schließlich ist keine Absorption
mehr detektierbar. Der gesamte Vorgang wird begleitet von einer Farbänderung von rot nach
Kupfer / 71
blau. Aufgrund der Elektronenbeugung (SAED), die an luftoxidierten Partikeln durchgeführt
worden ist (siehe Kapitel 5.3.3), ist bekannt, dass (1) die Kupferoberfläche leicht durch
Luftsauerstoff oxidiert wird, (2) dieser Prozess sehr schnell abläuft (wenige Minuten) und (3)
die entstehende Oxidschicht als kristalline Festkörperstruktur vorliegt.
Es ist anzunehmen, dass die erste Phase des Luftkontakts der Lösung ebenfalls mit einer
Oxidation der Kupferoberfläche einhergeht. Die dabei beobachtete Rotverschiebung wird
daher auf die Bildung von CuxO zurückgeführt. Da das Oxid als kristalline Schicht vorliegt,
tragen seine Absorptionseigenschaften signifikant zum UV/VIS Spektrum bei: CuO ist ein
Halbleiter mit einer Bandlücke von 1.85 eV (670 nm, Festkörper), die aufgrund des quantum
confinements mit abnehmendem Radius anwächst. Für 6 nm-Partikel wurde eine Bandlücke
von 2.18 eV (568 nm) gemessen.[135] Die Absorption der nanopartikulären Lösung von 8 nm
großen Kupfer-Nanopartikeln in Toluol verschiebt sich zu Anfang sehr rasch zu höheren
Wellenlängen, nähert sich dann jedoch einem Maximum bei 599 nm an. Diese Absorption
kann CuO-Partikeln bzw. Kupferpartikeln mit einer CuO-Schicht zugeordnet werden, denn
die literaturbekannte Absorption von 570 nm ist für 6 nm gemessen worden und müsste für 8
nm rotverschoben sein.
Nach vier Tagen ist abgesehen von einer sehr breiten Bande zwischen 550 und 700 nm
keine Absorption mehr zu erkennen. Dies lässt darauf schließen, dass die Partikel nicht über
einen längeren Zeitraum in Lösung stabil sind, und lässt sich durch eine TEM-Untersuchung
bestätigen. Allerdings gilt diese Aussage nur für verdünnte Lösungen, denn konzentriertere
Lösungen von Cu-Nanopartikeln, die an Luft oxidiert worden sind, bestehen nach wie vor aus
Partikeln wie elektronenmikroskopische Aufnahmen bewiesen haben. Dabei ist auffällig, dass
weder die Größe der Partikel sich während der Oxidation verändert hat noch die Intensität der
oxidischen Reflexe von denen der in Abb. 29 gezeigten abweicht. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Absorption bei λ = 599 nm Kupferpartikeln mit einer Kupferoxidschicht
entspricht und dass die Absorption aufgrund der Anregung von Elektronen über die Bandlücke des Halbleiters zustande kommt. Die Absorption kann nicht von metallischem Kupfer
stammen, da sich die Größe der Partikel nicht geändert hat und sie damit nach wie vor ein
Absorptionsmaximum von λ = 558 nm aufweisen müssten, wenn man davon ausgeht, dass die
Oberfläche der Partikel mit der elektromagnetischen Strahlung wechselwirkt, um die
entsprechenden Oberflächenplasmonen anzuregen.
Versetzt man eine toluolische Lösung von aufgearbeiteten Kupfer-Nanopartikeln hingegen
mit dem gleichen Volumen an entgastem Wasser, so ist keinerlei Veränderung zu verzeichnen. Selbst nach Wochen liegen eine klare wässrige Phase und eine rote organische Phase
nebeneinander vor. Die die Partikel umgebende, hydrophobe Schicht aus Alkylketten verhindert also wirkungsvoll den Kontakt von Wassermolekülen mit der ansonsten extrem reaktiven Kupfer-Oberfläche.
72 / Kupfer
5.4.3 Verhalten gegenüber Thiolen
Die Untersuchungen in dieser Reihe wurde mit Hilfe einer Stammlösung von Kupfer-Nanopartikeln in Toluol durchgeführt, um die Menge an benötigtem Thiol möglichst genau abschätzen zu können (siehe Experimentalteil). Die Kolloidlösung wurde mit einem leichten
Überschuss des Thiols versetzt und bei Raumtemperatur unter Schutzgas rühren gelassen. Als
Thiole wurden tert-Butylthiol, Naphtylthiol und Octadecanthiol verwendet.
Bei der Verwendung von tert-Butylthiol beobachtet man eine Farbveränderung von rot
nach blau innerhalb von wenigen Minuten. Die Lösung ist in dieser Form über Wochen stabil,
d. h. es wird kein Niederschlag gebildet. Die optischen Eigenschaften der Lösung unterscheiden sich deutlich von denen des Edukts: die Oberflächenplasmonenresonanz des Kupfers bei
λ = 558 nm ist nicht mehr detektierbar und es ist keine neue Absorptionsbande entstanden.
Das bedeutet, dass zumindest an der Oberfläche der Partikel keine Kupfer-Atome mehr vorliegen und dass kein Material mit einer definierten Absorption entstanden ist wie zum Beispiel Nanopartikel von Cu2S, die bei einer vergleichbaren Größe von 7 nm Licht der Wellenlänge 620 nm absorbieren sollten.[136] Nicht auszuschließen ist zunächst jedoch die Bildung
von nanopartikulärem CuS, das eine charakteristische Absorption bei λ = 900 nm zeigt[136]
und damit außerhalb des von uns messbaren Bereichs liegt. Aus der elektronenmikroskopischen Untersuchung geht allerdings hervor, dass die blaue Lösung keine Nanopartikel mehr
enthält, d. h. auch die Bildung von CuS kann ausgeschlossen werden. Man kann also (1) aufgrund der fehlenden OPR von Kupfer davon ausgehen, dass tert-Butylthiol zur Oberfläche der
Partikel vordringen und dort mit Kupfer reagieren kann. Es ist darüber hinaus anzunehmen,
dass dies (2) aufgrund der Abwesenheit von Partikeln im TEM zu einem Auflösen der CuPartikel führt und dass am Ende dieses „Ätz-Prozesses“ mit hoher Wahrscheinlichkeit
molekulare Kupferverbindungen vorliegen.
Bei der Verwendung von Naphtylhiol beobachtet man an Stelle eines Farbumschlags die
Bildung eines Niederschlags nach etwa 30 Minuten. Dieser wurde durch mehrmaliges
Waschen gereinigt und elektronenmikroskopisch untersucht. Die TEM-Aufnahmen (Abb. 35
rechts) zeigen agglomerierte Partikel, mit einem Durchmesser von 5 bis 13 nm. Der Vergleich
mit der Aufnahme vor der Oberflächenmodifizierung (Abb. 35 links) zeigt, dass die Größenverteilung der Partikel durch die Reaktion breiter geworden ist.
Das Beugungsbild (SAED) der modifizierten Partikel (nicht abgebildet) bestätigt, dass es
sich um kristalline Kupferpartikel handelt, d. h. die Zusammensetzung der kristallinen Phase
hat sich durch die Reaktion mit Naphtylthiol nicht verändert. Darüber hinaus ist festzustellen,
dass keine zusätzlichen Reflexe gefunden wurden. Das bedeutet, dass (1) keine kristallinen
Phasen von CuxS entstanden sind und (2) die Oberfläche im Gegensatz zu den nicht-modifizierten Partikeln nicht oxidiert worden ist. Nach der Behandlung mit Naphtylthiol liegen also
nach wie vor Kupfer-Partikel vor, aber die Oberfläche muss sich definitiv verändert haben. Da
im Beugungsbild keine Oxide zu sehen sind, heißt das, dass die Oberfläche besser gegen
Oxidation geschützt ist. Aus der Tatsache, dass die Partikel trotz geschützter Oberfläche einen
Kupfer / 73
Niederschlag ausbilden, lässt sich aber schließen, dass kein Naphtylthiolat die Oberfläche terminiert.
Abb. 35: Links: TEM-Aufnahme der Kupfer-Nanopartikel vor der Oberflächenmodifizierung (stabilisiert durch
HDA), bar = 125 nm. Rechts: TEM-Aufnahmen des Niederschlags aus der Reaktion dieser Nanopartikel mit
Naphtylthiol. Bar = 68 nm.
Ganz ähnliche Beobachtungen wurden bei der Behandlung von HDA-bedeckten Kupferpartikeln mit Octadecanthiol gemacht. Auch hier bildet sich innerhalb von etwa 30 Minuten
ein dunkler Niederschlag, der im Elektronenmikroskop aggregierte Partikel mit einer im Vergleich zu den Eduktpartikeln verbreiterten Größenverteilung (6-19 nm) zeigt. Ebenso wie bei
der Behandlung mit Naphtylthiol liegen nach Behandlung mit Octadecanthiol kristalline
Kupferpartikel vor, deren SAED weder oxidische noch andere zusätzliche Reflexe aufweist.
Wie oben ist also die Oberfläche verändert worden, jedoch nicht durch Terminierung mit
Octadecanthiolat, da die Partikel nach außen weiterhin mit einer Alkylkette terminiert und
damit in Toluol löslich sein müssten.
Abb. 36: Links: TEM-Aufnahme der Kupfer-Nanopartikel vor der Oberflächenmodifizierung (stabilisiert durch
HDA). Bar = 77 nm. Rechts: TEM-Aufnahmen des Niederschlags aus der Reaktion dieser Nanopartikel mit
Octadecanthiol. Bar = 80 nm.
Aus den Arbeiten mit Alkanthiolen auf definierten (100)-, (110)- und (111)- Kupferoberflächen, die von S. Vollmer aus der Gruppe um Ch. Wöll durchgeführt wurden[137, 138] ist be74 / Kupfer
kannt, dass die Bedeckung und Zusammensetzungen von Alkanthiolat-Monolagen auf Cu
(110) empfindlich von der Temperatur abhängt. Alkanthiole HS-(CH2)n-1-CH3 der Kettenlängen n = 1-10 bilden bei niedrigen Temperaturen (< 200 K) eine (2 x 2) Thiolatschicht auf
Kupfer (100) aus. Die Sättigung der Oberfläche bei Raumtemperatur führt hingegen zu einer
dichter gepackten c(6 x 2) Thiolatmonolage. Dieser Film ist metastabil und lagert sich bei
Raumtemperatur durch partielle Desorption von Alkylketten in einen stabilen Thiolat-SulfidFilm um, der ebenfalls c(6 x 2)-strukturiert ist. Die Bildung von Sulfid beginnt bei Temperaturen um 250 K und endet bei etwa 400 K, wenn die Alkylketten komplett desorbiert sind.
Oberhalb von 500 K findet eine Schwefel-induzierte Rekonstruktion der Oberfläche statt. Der
Grund für diesen Prozess liegt in der starken Cu-S-Wechselwirkung, die für identische Strukturen der Monolagen unabhängig von der Kettenlänge des Thiols verantwortlich ist, während
die Wechselwirkung von benachbarten Ketten eine untergeordnete Rolle spielt. Aus früheren
Arbeiten mit Alkanthiol-Filmen auf polykristallinem Kupfer[139] ist außerdem bekannt, dass
längeres Einwirken des Alkanthiols auf die Kupferoberfläche zu einer Reaktion des Thiols
mit der Oberfläche und zur Bildung von Kupfersulfid führt. Aufgrund dieser Arbeiten liegt
die Vermutung nahe, dass bei der Behandlung von Cum(HDA)n mit Thiolen zwar zunächst ein
Austausch stattfindet (der wahrscheinlich auch für die Verbreiterung der Größenverteilung
verantwortlich ist), dann jedoch der Kohlenwasserstoff-Rest des Thiols desorbiert und es zur
Ausbildung von CuS kommt.
Gegen diese Vermutung spricht, dass weder EDX-Spektren noch SAED einen direkten
Nachweis für die Anwesenheit von CuS erbrachten. Auf der anderen Seite ist diese Tatsache
nicht erstaunlich, da (1) nicht zu erwarten ist, dass eine kristalline Sulfid-Phase ausgebildet
wird und (2) die Dicke der Schicht aufgrund der geringen Menge an Thiol (pro OF-Atom Cu
wurde ein Molekül Thiol zugegeben) wesentlich schmaler sein wird als z. B. eine Oxidschicht. Darüber hinaus kann (3) die Abwesenheit von oxidischen Reflexen als indirekter
Nachweis gedeutet werden, denn auch eine dünne Schicht an CuS kann die Partikeloberfläche
vor der Oxidation durch Sauerstoff schützen.
5.4.4 Verhalten gegenüber Carbonsäuren
Da die Behandlung von HDA-geschützten Kupferpartikeln mit Thiolen aufgrund der starken
Cu-S-Bindung bzw. der im Vergleich dazu schwachen S-C-Bindung wahrscheinlich zur Ausbildung von Oberflächen-Kupfersulfid führt, wurde getestet, ob sich Carbonsäuren für eine
Oberflächenmodifizierung eignen. Als Vertreter dieser Verbindungsklasse wurde Ölsäure ausgewählt, da sie in der Literatur häufig zur Stabilisierung von metallischen Nanopartikeln verwendet wird.[50] Im Gegensatz zu den obigen Reaktionen wurde kein Niederschlag ausgebildet, sondern eine langsame Entfärbung der Lösung beobachtet. Die elektronenmikroskopischen Untersuchungen bestätigen das, was die fehlende OPR von Kupfer bzw. jeglicher
Farbigkeit bereits impliziert: es sind keine Partikel mehr vorhanden. Neben dem kurzkettigen
Thiol HS-C(CH3)3 führt also auch die Einwirkung von Ölsäure zu einer Auflösung der
Kupfer / 75
Kupferpartikel und zur Ausbildung von molekularen Strukturen. Allerdings besteht ein farblicher Unterschied zwischen den mit t-Butylthiol und mit Ölsäure behandelten Proben. Erstere
bildet blaue Lösungen aus, letztere farblose. Es ist jedoch bekannt, dass Cu(II) je nach Ligand
blaue oder grüne und Cu(I) farblose Lösungen ergibt. Dies legt die Vermutung nahe, dass die
metallischen Cu-Kolloide je nach zugegebenem Liganden in unterschiedlichem Maße oxidiert
werden. Bei der Zugabe von Thiol demnach zu Cu(II) und bei Zugabe von Ölsäure zu Cu(I).
5.4.5 Verhalten gegenüber Kohlenmonoxid
Aus den bisherigen Untersuchungen ist zu schließen, dass kleine Moleküle wie O2 und tertButylthiol leicht bis zur Oberfläche der Partikel vordringen und mit ihr entsprechend ihrer
Reaktivität reagieren können. Dies führt damit zwar auch zu einer Oberflächenmodifizierung,
aber nicht im Sinne eines Austauschs, sondern einer Reaktion. Unter Verwendung eines zwar
kleinen, aber weniger reaktiven Moleküls wie z. B. Kohlenmonoxid könnte es aber dennoch
möglich sein, einen Austausch oder zumindest eine Adsorption auf der Oberfläche zu
erreichen.
Abb. 37: Aufbau zur IR-Spektroskopie von Cu-Kolloiden in Toluol (Apparate der Technischen Chemie der
Ruhr-Universität Bochum, Wilma Busser und Lamy Khodeir). 1 = Gaszufuhr (Argon oder CO), 2 = Reaktor für
kolloidale Cu-Lösung, 3 = Pumpe, 4 = ATR-Messzelle (Circle Cell der Firma Sensir, Modell: Dura Sampl IR II,
die in einen FTIR-Spektrometer der Firma Nicolet eingebaut wurde).
Dafür werden etwa 25 mL einer toluolischen Lösung mit einer vergleichsweise hohen
Konzentration von 24 mmol/L an HDA-gecappten Kupfer-Nanopartikeln hergestellt und unter
Luftausschuss in den geschlossenen Kreislauf eines ATR-Messgeräts integriert (siehe Abb.
37). Die kolloidale Lösung befindet sich in einem Glasgefäß, wird von dort mit Hilfe einer
Pumpe über PVC-Schläuche zur Messzelle gesaugt und fließt anschließend wieder zurück in
das Vorratsbehältnis. Die unveränderte weinrote Farbe der kolloidalen Lösung zeigt an, dass
keinerlei Luftkontakt stattgefunden hat. Die Lösung wurde etwa eine Stunde unter Argon
76 / Kupfer
zirkulieren gelassen, um den Diamantkristall in der ATR-Zelle vollständig zu benetzen. Nach
einer Stunde wird das System unter einen CO-Druck von circa 5 bar gesetzt, wobei die
Lösung der Kupferpartikel weiterhin zirkuliert, und mittels IR-Spektroskopie die
Veränderungen des Systems verfolgt. Die Vermischung der Lösung mit Kohlenmonoxid wird
durch das verwendete Mikropumpsystem gewährleistet, dessen Pumpenkopf aus zwei
ineinander greifenden Zahnrädern aufgebaut ist.
102
100,0
nach 1 min
99,8
Transmission [%]
nach 30 min
Transmission [%]
101
nach 60 min
100
nach 90 min
99,6
99,4
2160
99,2
2045
1967
99,0
nach 120 min
2200
2150
2100
2050
2000
1950
1900
-1
Wellenzahl [cm ]
99
2600
2500
2400
2300
2200
2100
2000
1900
-1
Wellenzahl [cm ]
Abb. 38: Infrarotspektren von Kupfer-Kolloiden in Toluol (c §
PPRO / EHL 5DXPWHPSHUDWXU XQWHU HLQHP
Druck von 5 bar Kohlenmonoxid (Background ist die kolloidale Lösung vor der Zudosierung von CO). Die
Messungen erfolgten in einem Messbereich von 6000 – 400 cm-1 und einer Auflösung von 4 cm-1. Die Apertur
betrug 92 %. Weiterhin wurde eine Verstärkung von 4 eingestellt. Die Erfassung der Analytik erfolgte über ein
OMNICE.S.P. 5.2-Programm der Firma Nicolet. Die Messungen wurden in Zusammenarbeit mit Lamy Khodeir
(Technische Chemie, Prof. Muhler) durchgeführt.
In Abb. 38 unten ist das Schwingungsspektrum der kolloidalen Lösung gezeigt. Nach etwa
einer Stunde erscheinen im Bereich der CO-Schwingungen drei Banden bei 2160, 1953 bzw.
2044 cm-1. Die Carbonyle von Cu2+-Kationen sind instabil und absorbieren bei tiefen Temperaturen oder unter hohem CO-Druck zwischen 2236 und 2160 cm-1. Cu+-Kationen bilden
wesentlich stabilere Carbonyle, deren CO-Banden zwischen 2160 und 2130 cm-1 liegen.[140]
Die von uns beobachtete, hochfrequente Bande bei 2160 cm-1 weist damit auf die Anwesenheit von kationischen Kupferatomen hin. Dies bedeutet entweder, dass die Nanokristallite
nicht vollständig reduziert vorliegen oder aber, dass trotz vorsichtiger Überführung der
kolloidalen Lösung in das ATR-System ein Kontakt mit Luftsauerstoff stattgefunden hat, der
zur Oxidation der Kupferatome zu Cu1+/2+ geführt hat. Aufgrund der SAED-Messungen an
Kupferpartikeln ohne Kontakt mit Sauerstoff (siehe Kapitel 5.3.3) bzw. aufgrund der Tatsache, dass eine Oxidation der Oberfläche sehr schnell abläuft (siehe Kapitel 5.4.2), ist
letztere Möglichkeit jedoch wahrscheinlicher. Die Schwingungsfrequenz von auf metallischem Kupfer adsorbiertem CO kann Werte bis hinunter zu 2070 cm-1 annehmen[141],
Kupfer / 77
während die Schwingungsfrequenzen von terminal gebundenem CO in der metallorganischen
Chemie einen Bereich von 2120 bis 1850 cm-1 abdecken[142]. Demnach sollten die von uns
beobachteten Banden terminal gebundenem CO entsprechen, wobei allerdings die Frage
entsteht, warum zwei Banden in diesem Bereich liegen. Knözinger et al. berichten ebenfalls
von zwei Banden (bei 2045 und 2018 cm-1), die sie nach Absorption von CO auf einem reduzierten Cu/SiO2-Katalysator beobachten und einem geminalem Cu0(CO)2-Komplex (2045 cm1
) bzw. einem linearen Cu0-CO (2018 cm-1) zuordnen.[140] Unter der Annahme, dass die von
uns hergestellten Partikel einen größeren Durchmesser aufweisen als die in der dort verwendeten Cu/SiO2-Probe, könnte man annehmen, dass die CO-Schwingungsfrequenz aufgrund
einer stärkeren Elektronendonierung (größere Anzahl von nullwertigen Metallatomen) zu
niedrigeren Wellenzahlen verschoben wird. Allerdings beobachten die Autoren nach Reduktion ihrer Probe bei höheren bzw. niedrigeren Temperaturen (wobei höhere Temperaturen
größere und niedrigere Temperaturen kleinere Partikel erzeugen) eine Verschiebung von nur
+ bzw. -10 cm-1. Da die von uns beobachteten Banden jedoch 100 cm-1 auseinander liegen
und zudem gleichzeitig und nicht nacheinander auftauchen, liegt es näher, zwei Spezies mit
unterschiedlicher Verbrückung anzunehmen und die höherfrequente Bande einem terminal
gebundenem CO bzw. die niederfrequente Bande einem verbrückenden CO zuzuordnen.
Normalerweise liegt die Schwingungsfrequenz für verbrücktes CO auf Kupfer wesentlich
niedriger (1835 bis 1814 cm-1)[143], aber es wurde auch schon eine Absorption von 2003 cm-1
für verbrücktes CO in einem Cu/Al2O3-Katalysator berichtet[141]. Darüber hinaus sind verbrückte Carbonyle weder typisch für Kupfer noch exisitieren Berichte über CO-Adsorption
auf Kupferkolloiden in der Literatur, so dass ein Vergleich mit Ergebnissen anderer Gruppen
schwierig ist. Es ist jedoch über die CO-Absorption auf wohl charakterisierten NickelKolloiden berichtet worden: die Autoren berichten unabhängig von der Größe der Partikel (!)
über Schwingungsbanden bei 2140 cm-1 (im verwendeten LM gelöstes CO), 2030 cm-1 (terminales CO) und 1915 cm-1 (verbrückendes CO). Diese Ergebnisse sind sehr konsistent mit den
von uns beobachteten Schwingungsbanden.
5.5
Untersuchungen zum Wachstumsmechanismus: Mie-Ellipsometrie
Die ersten Schritte in der Synthese von Metall-Kolloid-Partikeln durch Reduktion von
Metallkationen mit Bildung von metallischen Nukleationskeimen und anschließender
Agglomeration, die zu Metallclustern mit wachsender Nuklearität führen, sind immer noch
Spekulation. Mit Hilfe von in-situ X-Ray Absorptions-Untersuchungen (XANES) bei der
Bildung von Cu-Kolloiden mit Tetraalkylammoniumsalzen als Stabilisator wurde erstmals
Licht auf diese ersten Schritte geworfen. Demnach wird in einem ersten Schritt vierfach
koordiniertes, quadratisch-planares Cu(II) zu einem linearen, zweifach koordinierten Cu(I)Komplex reduziert. Diesem schnellen Schritt folgt ein langsamerer Prozess der
Agglomeration durch weitere Reduktion unter Ausbildung von Cu-Cu-Bindungen. Nach der
78 / Kupfer
Reaktion ist der metallische Charakter vorherrschend und nur für die Oberflächenatome wird
noch ein Oxidationszustand ungleich Null vermutet.[109]
Eine weitere Untersuchung beschäftigt sich mit der Reduktion von Cu2+ durch COO-. Dazu
wurden wässrige Lösungen von Cu(ClO4)2 und Natriumformiat einer Pulsradiolyse
unterzogen und Änderungen in der optischen Absorption und Leitung aufgezeichnet. Drei
verschiedene Abläufe können voneinander unterschieden werden: (1) Bildung und Auflösen
von ersten Intermediaten (CuCO2 und Cu2+) innerhalb von etwa 100 ms. (2) Bildung von
Nukleationskeimen innerhalb von Millisekunden bis Sekunden und (3) plötzliche Bildung von
größeren Aggregaten im Sekundenbereich; zu Beginn ist nur eine Absorption im UV-Bereich
zu sehen, wahrscheinlich durch nichtmetallische Oligomere, später zeigen die größeren
Partikel Absorption im sichtbaren Bereich.[144]
Innerhalb der physikalischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum gibt es eine weitere
Messmethode, die sich sehr gut eignet, Wachstumsprozesse zu untersuchen: Partikel werden
mit Laserlicht einer definierten Polarisationsrichtung bestrahlt und das von den Partikeln
gestreute Licht unter einem festen Winkel gemessen. Die Veränderung des
Polarisationszustandes des gestreuten Lichts wird unter Anwendung der Mie-Ellipsometrie
analysiert. Die Mie-Ellipsometrie wurde erstmals 1994 von Hayashi und Tachibana[145] zur insitu Partikeldiagnostik in Plasmen vorgeschlagen Unter Verwendung dieses Ansatzes wurde
von Gebauer[146] dieses Verfahren an der Ruhr-Universität Bochum für die in-situ Diagnostik
der Partikelgrößenverteilung weiterentwickelt.
Der ursprünglich für eine Plasmakammer entwickelte Aufbau wurde für die Untersuchung
des Wachstums von Kupfer-Nanopartikeln in Lösung leicht modifiziert. Das von einem
Argon-Ionen-Laser erzeugte kohärente Licht mit einer Wellenlänge von 488 nm wird
zunächst durch einen Polarisator in einen definierten Polarisationszustand gebracht und
anschließend in ein rechteckiges Glasgefäß mit den Maßen 4 cm x 4 cm x 10 cm eingestrahlt,
das als Reaktionsraum diente. Das Glasgefäß war mit zwei NS14.5-Schliffen und einem
Stickstoffhahn ausgestattet, so dass es wie in der Standardreaktion (Kapitel 5.3) mit
Rückflusskühler und Temperaturfühler versehen werden konnte. Statt eines Heizpilzes, der
sich für rechteckige Gefäße nicht eignet, wurde ein Heizdraht verwendet, mit dem das
Glasgefäß umwickelt wurde. Dabei wurden Ein- und Austrittsöffnungen für das eingestrahlte
Laserlicht bzw. das gestreute Licht freigelassen. Die Synthese der Kupfer-Nanopartikel
erfolgte durch Injektion von [CuOCH(Me)CH2NMe2)2] (gelöst in n-Octylamin) in HDA bei
T=200 °C. Es wurden die ellipsometrischen Winkel Ψ und ∆ während des Entstehens und
Anwachsens der Nanopartikel gemessen.
Die Messwerte sind in Abb. 39 als Funktion der Zeit aufgetragen. Man erkennt, dass die
Messwerte bis zur Injektion des Precursors stabil sind. Nach der Injektion des Precursors
ändert sich der Messwert von Ψ innerhalb von 40 Sekunden von 23° auf einen Minimalwert
von 7°. Der Messwert steigt dann auf einen Wert von 9° an (1 Minute) und anschließend
innerhalb von 20 Minuten linear bis auf einen Wert von 11.5°, wobei ein lokales Minimum
Kupfer / 79
durchlaufen wird. Der Winkel ∆ ändert sich nach Injektion des Precursors ebenfalls
sprunghaft von 355° auf 325° (45 Sekunden) und läuft dann nach einer kurzen Phase mit sehr
geringer Steigung (1 Minute) asymptotisch auf einen Wert von ca. 260° zu, der nach etwa 32
Minuten konstant bleibt. Nach der Messung wurde die erkaltete Reaktionsmischung in der
Glovebox aufgearbeitet und im TEM vermessen. Wie in den Messungen ohne
Lasereinstrahlung sind kristalline, sphärische und wohl separierte Kupfer-Nanopartikel
entstanden.
400
22
380
20
360
Psi [grad]
18
340
16
320
14
12
300
Psi
10
Delta [grad]
24
280
Delta
8
260
6
0
20
40
Zeit [min]
Abb. 39: Gemessener zeitlicher Verlauf von Ψ und ∆ in HDA. Der Pfeil bezeichnet den Zeitpunkt der Injektion
von [CuOCH(Me)CH2NMe2)2]. Diese Messungen wurden in Zusammenarbeit mit Thomas Galka und Gerd
Gebauer (Experimentalphysik II, Prof. Winter) an der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt.
Die Entwicklung einer Theorie zur quantitativen Beschreibung der Messwerte und ihrer
physikalischen
Ursachen
ist
Gegenstand
der aktuellen Forschung unserer
Koorperationspartner in der Experimentalphysik II der Ruhr-Universität Bochum (Gerd
Gebauer, Prof. Winter). Eine Aussage lässt sich aber auch schon zum jetzigen Zeitpunkt
machen: nach der Injektion laufen zwei bis drei verschiedene Prozesse von unterschiedlicher
Zeitdauer ab, zunächst ein oder zwei sehr schnelle von etwa 40 Sekunden (bis Punkt 1), bzw.
60 Sekunden (bis Punkt 2) und dann ein langsamer Prozess, der nach etwa 30 Minuten
abgeschlossen ist (Punkt 3). Nach 30 Minuten sind sowohl für Ψ als auch für ∆ konstante
Werte erreicht, d. h. das System ändert seine optischen Eigenschaften nicht mehr.
Ein separat durchgeführtes Experiment, bei dem sofort nach der Injektion des Precursors
eine kleine Probe der Reaktionsmischung entnommen wurde, liefert einen Hinweis darauf,
welchen Charakter der erste Schritt haben könnte: die entnommene Probe löst sich vollständig
in Methanol auf und die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt separierte Partikel mit
einer Größe von 4-8 nm. Aufgrund der Löslichkeit in Methanol gehen wir davon aus, dass die
Oberfläche noch nicht mit HDA bedeckt ist (die Alkylkette des HDAs bewirkt in Methanol
eine Niederschlagsbildung der Kupferkolloide). Ein Möglichkeit, die Löslichkeit in Methanol
zu erklären ist es anzunehmen, dass die Partikel mit noch in dem System anwesenden
Liganden des Precursors, HO-CH(Me)CH2NMe2, bedeckt sind. Dies wird durch die
80 / Kupfer
Beobachtung unterstützt, dass die Partikel keine Wechselwirkung miteinander eingehen: im
Gegensatz zu dem sonst beobachteten Abstand von etwa 2 nm zwischen zwei benachbarten
HDA-bedeckten Kupferpartikeln sind die Partikel mindestens 5 nm voneinander entfernt.
Eine nach 2 Minuten entnommene Probe bildet bei Zugabe von Methanol sofort einen
Niederschlag. Die TEM-Aufnahmen zeigen separierte Partikel mit einem Abstand von 2 nm.
Dies weist auf eine Koordination mit einem Liganden hin, der Wechselwirkungen mit dem
Liganden der ihm benachbarten Partikel eingehen kann, also auf HDA, dessen Alkylketten
über vdW-Kräfte miteinander wechselwirken. Die Verteilung der Partikelgrößen ist etwas
breiter als bei der direkt nach der Injektion entnommenen Probe.
Eine nach 5 Minuten entnommene Probe schließlich zeigt die bereits auf Seite 68
beschriebene Charakteristik: die Partikel liegen nach wie vor mit einem minimalen Abstand
von etwa 2 nm vor, weisen jedoch eine bimodale Größenverteilung mit 4 bzw. ≥ 8 nm auf.
Diese Charakteristik ändert sich während der nächsten Stunde nicht wesentlich, erst nach
mehreren Stunden wird eine allmähliche Fokussierung der Größenverteilung beobachtet.
Somit scheinen drei Prozesse eine Rolle zu spielen: zunächst die Nukleation von Kupfer,
die zur drastischen Veränderung des Messsignals bis Punkt 1 führt. Daran anschließend die
Bedeckung der Partikel mit dem koordinierenden Lösungsmittel HDA, die möglicherweise
den leichten Anstieg zu Punkt 2 verursacht, und schließlich der länger andauernde Prozess des
Ostwald-Ripenings, der zu der bimodalen Verteilung führt (Punkt 3). Die Erhöhung der
Reaktionszeit (besser noch der Temperatur) führt schließlich zu einer einheitlichen
Partikelverteilung wie sie in Kapitel 5.3.3 gezeigt worden ist. Es sei angemerkt, dass die
externe Messung bei sehr viel höheren Konzentrationen durchgeführt worden ist, da die
entnommene Probenmenge ansonsten nicht für eine TEM-Untersuchung ausgereicht hätte.
Die Konzentrationen entsprechen dabei denen des Kapitels 5.3.3, während die in der MieEllipsometrie etwa um den Faktor 100 kleiner sind. Die extern beobachteten Zeiten für die
unterschiedlichen Prozesse liegen demnach wesentlich niedriger als die mit Hilfe der MieEllipsometrie bestimmten.
5.6
Zusammenfassung
Unter der Ausnutzung des anorganisch-chemischen Wissens über maßgeschneiderte Precursor
ist die organometallische Kupferverbindung [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] als Edukt für die
Synthese von metallischen Kupfer-Nanopartikeln eingeführt worden. Durch Thermolyse
dieses Precursors in Hexadecylamin konnten nicht-wässrige Kolloide (non-aqueous colloids,
NACs) mit nahezu monodisperser Größenverteilung hergestellt werden. Die sphärischen
Partikel sind gut voneinander separiert und neigen zur Anordnung in zweidimensionalen,
hexagonalen Mustern aus freistehenden Kolloiden. Eine solche Selbstordnung ist unseres
Wissens nach in der Literatur bislang nicht für Kupferpartikel beschrieben worden. Der
Vorteil dieses Precursors liegt darin, dass keine weiteren Zusätze, insbesondere von
Kupfer / 81
Reduktionsmitteln, benötigt werden, da die koordinierenden Liganden das Zentralatom
während des Zerfallsprozesses reduzieren. Darüber hinaus ist die Verbindung leicht und
kostengünstig zugänglich. Aufgrund der Verwendung dieses organometallischen Precursors
sind als Reaktionsmedium hochsiedende organischen Lösungsmittel (HDA, TOPO etc.)
zugänglich, die gleichzeitig als Stabilisator fungieren. Dies reduziert nicht nur das System um
einen weiteren Zusatz, sondern ermöglicht auch das Arbeiten unter Schutzgas in einem nichtwässrigen System. Die auf diese Weise hergestellten Nanopartikel weisen daher keinerlei
oxidische Verunreinigungen auf.
Es konnte gezeigt werden, dass die Reaktion sehr stark vom verwendeten Lösungsmittel
abhängt. TOPO ist zwar ein ähnlich hochsiedendes Lösungsmittel wie HDA und wie dieses
zur Koordination über freie Elektronenpaare befähigt, in allen Experimenten wurde jedoch
Material mit Abmessungen erhalten, die weit über den in HDA beobachteten Werten liegen.
Trotz des sauerstoff-haltigen Lösungsmittels wurde jedoch metallisches Kupfer gebildet und
nicht eines seiner Oxide, wie aufgrund der leichten Oxidierbarkeit des Kupfers durchaus
denkbar wäre. Das heißt, die Bildung von metallischen Agglomeraten und ihr Wachstum
verlaufen in TOPO wesentlich schneller als in HDA, was darauf zurückzuführen ist, dass
TOPO metallisches Kupfer wesentlich schlechter stabilisiert. Falls TOPO für Kupfer ein
schlecht koordinierendes Lösungsmittel ist, muss die Konzentration an Metall-Nanopartikeln
geringer sein, um Stabilisierung zu erreichen. Die Injektion von weniger Stock-Solution (0.4
mL statt 4 mL) des Precursors (als Lösung in Tributylphosphin) führt zu einer einheitlicheren
Formverteilung der resultierenden Kupfer-Partikel, aber nach wie vor zu Agglomeration. Die
entstandenen Partikel haben jedoch wesentlich kleinere Abmessungen, so dass die Annahme,
dass die Stabilisierung durch TOPO schwächer ist, bestätigt werden konnte. Somit eignet sich
TOPO zwar für die Synthese von Kupferpartikeln, erfüllt aber nicht die
Qualitätsanforderungen in Bezug auf Monodispersität, Größensteuerung und Schutz der
Oberfläche. Da bei der Verwendung von HDA jedoch keine Partikel hergestellt werden
können, die größer als etwa 15 nm sind, eröffnet die Verwendung von TOPO die Möglichkeit,
größere metallische Partikel herzustellen.
Im Laufe der Arbeiten zur Oberflächenmodifizierung hat sich ein klares Bild der
Reaktivität von ligandbedeckten Kupfernanopartikeln ergeben. Kleine Moleküle wie CO und
O2 können durch die Ligandenhülle hindurch bis zur Oberfläche der Partikel durchdringen
und dort entsprechend ihrer Reaktivität mit der Oberfläche reagieren. Sauerstoff bewirkt eine
Oxidation der Oberflächenatome und führt zur Ausbildung von core-shell Cu/CuxO-Partikeln,
die in höher konzentrierten Lösungen als HDA-stabilisierte Kolloide vorliegen. Die
ausgebildete Oxidschicht schützt die Partikel dabei vor einer weiteren Oxidation. Da der
Oxidationsprozess bereits kurz nach Luftkontakt beginnt, weisen die von uns hergestellten
metallischen Partikel eine extrem reaktive Oberfläche auf. Kohlenmonoxid reagiert als
reduktiv wirkendes Molekül natürlich nicht mit metallischem Kupfer, sondern wird auf der
Oberfläche der Partikel adsorbiert. Die entsprechenden Schwingungsbanden konnten in-situ
82 / Kupfer
durch ATR-Spektroskopie beobachtet werden und wurden terminal und verbrückend
gebundenem CO zugeordnet. Die Beobachtung der CO-Adsorption auf HDA-bedeckten
Kupferpartikeln hat erhebliche Bedeutung für katalytische Prozesse, z. B. für die
Methanolsynthese mit einem Cu/ZnO/Al2O3-Katalysator. Es ist oft argumentiert worden, dass
die für die Stabilisierung nötigen Liganden die Nutzung der Oberfläche eines Nanopartikels
für einen katalytischen Prozess verhindern und dass deshalb Kolloide keine guten Modelle für
einen Katalysator darstellen. Hiermit konnte gezeigt werden, dass diese Argumentation nicht
richtig ist, da CO (und auch O2) durch die Ligandenhülle hindurch an die Oberfläche gelangen
können. Kleine, aber sehr polare Moleküle wie H2O können hingegen nicht zur Oberfläche
vordringen, da sie von den hydrophoben Alkylketten, die die Partikel umgeben, abgestoßen
werden.
Bei der Zugabe von Ölsäure bzw. tert-Butylthiol wird eine dritte Reaktionsmöglichkeit
beobachtet: die Partikel werden in einer Art Ätzprozess aufgelöst und liegen in einer
(molekularen) Form vor, die mit Hilfe des Elektronenmikroskops nicht mehr aufzulösen sind.
Die Zugabe von Naphtylthiol bzw. Octadecanthiol führen schließlich zur Bildung eines
Niederschlags, wobei wir annehmen, dass analog zu einkristallinen Kupferoberflächen
zunächst eine Thiolschicht auf der Oberfläche gebildet wird, dann aber unter den
Reaktionsbedingungen eine C-S-Bindungsspaltung erfolgt und die Oberfläche durch eine
dünne Schicht Kupfersulfid bedeckt wird. Da die Beugungsbilder dieses Materials keine
CuxO-Reflexe mehr zeigen, ist es auf diese Weise gelungen, die Partikel vor Oxidation durch
Luftsauerstoff zu schützen. Für die Bewertung dieser Ergebnisse lohnt sich auch ein
Vergleich mit Goldoberflächen: Es gibt eine Reihe von Untersuchungen zur Ausbildung von
SAMs (Self Assembled Monolayers) auf Goldoberflächen und es problemlos möglich, GoldNanopartikel mit Thiolen zu modifizieren. Alkanthiole auf Goldoberflächen haben sich sogar
zu dem Standardsystem für selbstordnende Monolagen entwickelt. Der Grund dafür liegt in
der relativ inerten Reaktivität des Edelmetalls, wodurch Präparation und Analytik von SAMs
ohne Schutzgasatmosphäre möglich ist. Die Wechselwirkung zwischen Gold und Schwefel
wird aufgrund der Bindungsenergie Eb(S-Au(111)) ≈ 1.6 eV[147] als schwach bezeichnet und
die Ausbildung von SAMs auf Gold daher der vdW-Wechselwirkungen von benachbarten
Alkylketten zugeschrieben. Warum also lassen sich diese Ergebnisse nicht auch bei
Verwendung mit Kupfer erhalten? Im Vergleich zu dem Edelmetall Gold sind andere
Übergangsmetalle wie z. B. Kupfer wesentlich reaktiver. Die Folge ist, dass die meisten
organischen Substanzen dissoziativ absorbiert werden und verschiedene absorbierte Spezies
bilden.[148] Daher kann man nicht davon ausgehen, dass Experimente mit Gold repräsentativ
für die Ausbildung von SAMs sind und auf andere Systeme wie Kupfer übertragen werden
können. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies auch für die Oberflächenmodifizierung von
Nanopartikeln gilt.
Kupfer / 83
M e2
N
O
Cu
N
M e2
O
N uk leatio n
OH
Cu
M e 2N
K oo rd inatio n vo n H D A
Cu
H 2N
13
O stw ald-R ip en ing
O stw ald-R ip en ing
Obwohl es wegen der zahlreichen Reaktionsparameter sehr schwer ist, einen allgemeingültigen Reaktionsmechanismus für die Entstehung der Kupferkolloide aufzustellen, liefern
die zur Abhängigkeit von der Zeit und der Konzentration durchgeführten Experimente sowie die
Mie-ellipsometrischen Messungen Anhaltspunkte für einen möglichen Ablauf, der in
Schema 10 dargestellt ist. Wir nehmen an, dass
die Reduktion des Cu(+II) zu nullwertigem
Kupfer sehr rasch verläuft und zur sofortigen
Bildung von kleinen Nukleationskeimen führt.
Diese sind – wie die Löslichkeit in Methanol vermuten lässt – von noch nicht entwichenen Liganden umgeben. Nach dem Austausch dieses
Liganden gegen das in hohem Überschuss vorliegende und nicht flüchtige HDA beginnt ein Reifungsprozess (Ostwald Ripening), bei dem
Material von größeren zu kleineren Partikeln
übertragen wird. Er führt zur Ausbildung einer
bimodalen Verteilung mit großen und sehr
kleinen Partikeln. Bei sehr langen Reaktionszeiten oder höheren Temperaturen führt dieser
Prozess schließlich zu einer homogenen Partikelgrößenverteilung.
Schema 10: Postulierter Wachstumsmechanismus für die Bildung von Kupferkolloiden durch Injektion von
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in heißes Hexadecylamin.
84 / Kupfer
6 Palladium-Nanopartikel
6.1
Stand der Forschung und Aufgabenstellung
Die Forschungsinteressen an Palladium-Kolloiden sind wie in Kapitel 5 bereits beschrieben
auf der einen Seite das Interesse an fundamentalen Eigenschaften beim Übergang Molekül –
Cluster – Festkörper und auf der anderen Seite die möglichen technischen Anwendungen, vor
allem in der Katalyse. Aufgrund des weitaus edleren Charakters des Palladiums eignen sich
Palladium-Nanopartikel insbesondere für die Realisierung von miniaturisierten Bauteilen. In
der Einleitung zu metallischen Nanopartikeln in Kapitel 5.1 ist bereits ein solcher Einelektronentransistor beschrieben worden.
Kleine Edelmetall-Nanopartikel werden oft mit der Bezeichnung giant clusters belegt. Dies
beruht auf massenspektroskopischen Untersuchungen, die gezeigt haben, dass die Bindungsenergie von Metallnanopartikeln mit weniger als 1000 Atomen
aufgrund des Größenquantisierungseffekts periodisch variieren.
Im Fall der Edelmetalle sind diejenigen mit sogenannten magic
numbers stabil, d. h. dichtest hexagonal oder kubisch gepackte
Cluster mit n Schalen um ein Zentralatom und damit Cluster mit
einer abgeschlossenen äußeren Form. In Abb. 40 ist ein
typischer Cluster mit n=5 Schalen gezeigt.
Abb. 40: Idealisiertes Modell des giant clusters § phen§ OAc§ .[149]
Tabelle 4: Übersicht über giant cluster mit n = 1 bis 8 Schalen.
Cluster mit n = 1 bis
6 Schalen.
Anzahl Schalen
Anzahl Atome
1
1 + 12 = 13
2
13 + 42 = 55
3
55 + 92 = 147
4
147 + 162 = 309
Beispiel
Größe [nm]
Au55(PPh3)12Cl6 [150]
1.4
Pt309phen*36O30+10 [151]
1.8
Pd561phen36O200
[152]
5
309 + 252 = 561
2.44
6
561 + 362 = 923
7
923 + 492 = 1415
Pd1415phen60O~1100 [152]
3.15
8
1415 + 642 = 2057
Pd2057phen84O~1600 [152]
3.6
Palladium / 85
Die Zahl der Atome pro Schale berechnet sich nach der Summe über 10n2 + 2. In Tabelle 4
ist die Gesamtzahl der Atome im Metallkern für eine bis acht Schalen berechnet. Daraus ergeben sich (angenäherte) Summenformeln für die entsprechenden Partikel, was dazu geführt hat,
dass sie eher den Clustern zugeordnet worden sind als Nanopartikeln, die im Allgemeinen
eine Größenverteilung aufweisen.
Die Herstellung dieser Materialien kann analog zum Kupfer-System auf verschiedenen
Wegen erfolgen, nämlich durch physikalische Techniken, durch Reduktion des Metallsalzes
mit den verschiedensten Reduktionsmitteln oder durch Verwendung von Templaten. Zum
Schutz vor Agglomeration werden die Partikel in Gegenwart von Stabilisatoren hergestellt.
Hierzu zählen Polymere, Thiole und Alkylammoniumsalze. Einige Beispiele seien kurz
vorgestellt.
Physikalische Techniken. Reetz und Mitarbeiter[153-155] stellten Palladium-Cluster auf
elektrochemischem Wege her. Dabei werden anodisch aus einem Palladiumblech Metallkationen erzeugt, die zur Kathode wandern (Platin) und dort zu elementarem Palladium
reduziert werden. Die Elektrolytlösung enthält Tetraoctylammoniumbromid (TOAB) oder
andere quartäre Ammoniumsalze, die die entstehenden Cluster stabilisieren. Da der kritische
Radius von Clustern umgekehrt proportional zur Überspannung ist, lässt sich durch Variation
der Stromdichte die Größe der Partikel in einem Bereich von 1.4 bis 3.1 nm einstellen.
Ebenfalls sehr kleine Partikel im Bereich von 1 bis 3 nm lassen sich durch Elektronenstrahlverdampfung und anschließender Kondensation zusammen mit organischen Lösungsmitteln
als Stabilisatoren herstellen.[156]
Reduktion der Metallsalze. Die Verwendung von Wasserstoff als Reduktionsmittel für
Palladiumacetat wurde 1993 von Schmid publiziert.[152] Als Stabilisator wird Phenanthrolin
verwendet und es entstehen Palladiumcluster mit 5, 7 und 8 Schalen, d. h. idealisierte
Zusammensetzungen mit 561, 1415 bzw. 2057 Palladiumatomen, die einen Durchmesser von
2.5-4 nm aufweisen. Typisch chemische Reduktionsmittel sind hingegen Borhydride.
Reduziert man allerdings Metallsalze mit Trialkylborhydriden in organischen Medien, ohne
dass stabilisierende Liganden anwesend sind, entstehen amorphe Metallpulver, z. B. für
Palladium mit Partikeln von 12-28 nm Größe.[157] Erst die Reduktion in Gegenwart von kationischen lipophilen Tensiden wie Tetralkylammoniumsalzen R4NX führt zu MetallKolloiden.[158] Dabei können Reduktionsmittel und Tensid entweder separat oder als kombiniertes Ammoniumborat NR4(BR3H) zugegeben werden oder aber Metallsalz und NR4X zu
NR4MXn gekoppelt werden. Dieses Prinzip lässt sich auch auf wasserlösliche Liganden übertragen wie z. B. Betaine.[159] Thiol-stabilisierte Palladium-Partikel sind von mehreren
Gruppen synthetisiert worden. Ulman et al.[160] reduzierten Palladiumacetat in einem einphasigen System (THF) in der Gegenwart von Octadecanthiol mit LiEt3BH4 und erhielten 2.25 nm
große kristalline Pd-Partikel. Chen et al.[161] hingegen synthetisierten Palladiumpartikel mit
einer Größe zwischen 1 und 5 nm in einem zweiphasigen Wasser-Toluol System. Dazu wird
zunächst PdCl2 aus der salzsauren wässrigen Phase mittels Tetraoctylammoniumbromid in die
86 / Palladium
organische Phase transferiert, dort mit Octanthiol versetzt und schließlich mit NaBH4 reduziert. Die Autoren beobachten in den ersten 15 Minuten die schnelle Bildung von großen
Partikeln, die dann im Laufe der nächsten 60 Minuten zu kleineren und stabileren Partikeln
zerfallen. Nach 90 Minuten Reaktionszeit sind im Elektronenmikroskop, wahrscheinlich aufgrund von vollständigem Zerfall, keine Partikel mehr zu sehen. Die sehr milde Thermolyse
von Pd(NO3)2 durch Tetraalkylammoniumcarboxylate, die gleichzeitig als Reduktionsmittel
und Liganden dienen, macht die größenselektive Synthese von Palladiumpartikeln (2.5 bis
6.8 nm) abhängig von der elektronischen Natur des Carboxylats möglich. Elektronenziehende
Substituenten erniedrigen beispielsweise das Reduktionsvermögen der Carboxylate, was eine
langsame Nukleation und daher große Partikel zur Folge hat.[162] Bei der Reduktion von PdCl2
durch Alkohole[163] in Gegenwart des zur Stabilisierung weit verbreiteten Polymers PVP kann
die Größe der Partikel (1.7 bis 3 nm) durch die Menge des Polymers und die Art bzw. Konzentration des verwendeten Alkohols gesteuert werden. Beim Wechsel von Methanol über
Ethanol zu 1-Propanol wächst die Größe der Partikel, wenn auch der Bereich sehr klein ist
(diese Abhängigkeit trifft ebenso für Platin zu, doch für Rhodium wurde genau die umgekehrte Beobachtung gemacht). Größere (>3 nm) Partikel können durch schrittweises Wachstum erhalten werden. PdCl2 kann auch durch Erzeugung von Radikalen in einer mit
Ultraschall behandelten wässrigen Lösung des Salzes zum Metall reduziert werden.[164, 165] In
Gegenwart eines Stabilisators, z. B. SDS oder einem wässrigen Polymer, werden stabile
Palladiumpartikel gebildet, deren Radius mit Hilfe des Stabilisators und der Konzentration an
Pd(II)-Ionen gesteuert werden kann. In der Literatur wird dazu folgender Mechanismus angenommen: Durch die Einwirkung der Schallwellen entstehen in wässriger Lösung kleine
Bläschen, die wachsen und schließlich kollabieren. Das Innere dieser Bläschen ist durch
extrem hohe Temperaturen (mehrere tausend °C) und Drücke (mehrere hundert atm) charakterisiert, so dass Wasser sonolytisch in H- und OH-Radikale gespalten wird. Diese reagieren mit
den Stabilisatoren zu sekundären, reduzierenden Radikale, die schließlich die Reduktion der
Metallkationen bewirken. Ebenfalls durch Ultraschall, aber unter Verwendung von Pd(OAc)2
als Pd(II)-Quelle und einem quartären Ammoniumsalz als Stabilisator/Reduktionsmittel
haben Gedanken et al.[166] Pd-Nanopartikel mit einem Durchmesser von 10-20 nm synthetisiert. Daneben ist es auch möglich, zunächst PdO-Nanopartikeln aus Pd(NO3)2 herzustellen
und sie in einem nachfolgenden Schritt vollständig durch Ethanol zu reduzieren.[167]
Obwohl eine Vielzahl von organometallischen Palladium-Precursoren inklusive (!) ihrer
Anwendung zur Abscheidung von metallischen Filmen in CVD-Prozessen bekannt ist, gibt es
kaum Berichte über ihre Verwendung als Precursoren für Nanopartikel. Giorgio und seine
Mitarbeiter berichteten zwar über die Verwendung von Palladiumacetylacetonat, jedoch nur
im Zusammenhang mit der Zersetzung auf MgO Mikrokristalliten.[168] Darüber hinaus wurde
von der Verwendung von Allyl(cyclopentadienyl)palladium, CpPd(Allyl), berichtet, das mit
Hilfe von Wasserstoff zu Palladiumclustern reduziert wurde.[169] Doch auch hier ist die Synthese mit Hilfe eines Templats, dem Zeolith NaY, durchgeführt worden und es sind Partikel
Palladium / 87
mit einer sehr breiten Größenverteilung entstanden. Unseres Wissens existiert in der Literatur
kein Bericht über die Verwendung von organometallischen Precursoren zur Herstellung von
Liganden-stabilisierten, freistehenden Pd-NACs. Das Ziel war daher, einen geeigneten und
einfach zugänglichen Precursor zu synthetisieren und ihn mittels Thermolyse in einem dafür
besonders geeigneten System, nämlich einem heißen koordinierenden Lösungsmittel, zu
Nanopartikeln umzusetzen.
6.2
Synthese von Palladium-Nanopartikeln unter Verwendung des
organometallischen Precursors [(Cp)(Allyl)Pd]
6.2.1 Precursor
Für die Synthese der metallischen Nanopartikel wurde zunächst eine organometallische, bereits als CVD-Precursor bekannte Verbindung, nämlich Cyclopentadienyl(allyl)palladium,
verwendet. Die Synthese dieser Verbindung erfolgte in zwei Schritten über (1) die Umsetzung
von Tetrachloropalladat mit Allylchorid zum Allylpalladiumchlorid-Dimer und (2) die Umsetzung des Dimers mit NaCp. Cp(Allyl)Pd ist eine leicht flüchtige Verbindung mit einem
Dampfdruck von 25 torr bei 100 °C[170], die bei Raumtemperatur in Form von dunkelroten
Kristallen vorliegt. Ihre Kristallinität und auch ihre relativ hohe Stabilität gegenüber Feuchtigkeit und Luft erleichtern die Handhabung des Precursors und führten erstmals 1988 zur
Anwendung als CVD-Precursor für Palladiumschichten.[171] Die Zersetzung von Cp(Allyl)Pd
bei 250°C und 10-4 Torr in Abwesenheit eines reaktiven Gases wie Wasserstoff ergab
amorphe Palladiumschichten, die mit etwa 5% Kohlenstoff verunreinigt waren. War bereits
elementares Palladium in Form von Nukleationskeimen vorhanden, so fand der Precursorzerfall bei niedrigeren Temperaturen statt, was dafür spricht, dass es sich bei der Zersetzung
um einen autokatalytischen Prozess handelt. Als Nebenprodukte entstanden neben geringen
Mengen Hexadien in erster Linie Propen und Cyclopentadien, die auf einen radikalischen Zerfallsmechanismus hinweisen.[171] Bei Zusatz von Wasserstoff lässt sich die Abscheidungstemperatur auf 30-60°C (bei 60 torr) erniedrigen und des weiteren der Reinheitsgrad der Schicht
deutlich verbessern (< 1% Verunreinigungen), da in diesem Fall die Liganden in einem wahrscheinlich konzertiert ablaufenden Reaktionsmechanismus zu den entsprechenden gesättigten
Kohlenwasserstoffen hydriert werden und vollständig von der Oberfläche desorbieren.[172]
Pd
250 °C
10-4 Torr
Pd (0)
+
+
+
43 %
38 %
-4
Schema 11: Zerfall von (Cyclopentadienyl)(Allyl)Pd bei 250 °C und 10 Torr.
88 / Palladium
< 1%
[171]
6.2.2 Thermolyse von (η
η3-Allyl)Pd
η5-Cyclopentadienyl)(η
Thermolyse in Hexadecylamin
Für eine Thermolyse unter Bedingungen analog zu denen der erfolgreichen Präparation von
Kupfer-Nanopartikeln wurde eine 0.33-M Stammlösung des Precursors in Octylamin hergestellt. Bei der Injektion von 4 mL dieser Stammlösung in trockenes, O2-freies Hexadecylamin bei einer Temperatur von 100 °C wurde ein sofortiger Farbumschlag nach
braun/schwarz beobachtet. Die Reaktionsmischung wurde für weitere 30 Minuten bei dieser
Temperatur gehalten, bevor sie abkühlen gelassen wurde und die Partikel durch Waschen mit
Methanol aufgearbeitet wurden. Im Gegensatz zu den Kupfer-Nanopartikeln war das aus
(Cp)(Allyl)Pd hergestellte Material nicht in Toluol löslich. Dies deutet bereits darauf hin, dass
in diesem Fall keine mit organischen Molekülen, d. h. mit HDA, geschützten Partikel entstanden sind, denn die langen Alkylketten des Amins würden eine Löslichkeit der Partikel in
organischen Solventien gewährleisten.
Die TEM-Aufnahmen dieses Materials bestätigen den ersten Befund: der Großteil des
Materials liegt in großen, etwa 0.5 µm großen, annähernd sphärischen Agglomeraten vor
(siehe Abb. 41 links). Bei einer höheren Vergrößerung zeigt sich jedoch, dass diese Agglomerate sich aus einzelnen Partikeln zusammen setzen, deren Durchmesser im Bereich von Nanometern liegt (etwa 3-4 nm mit einer relativ schmalen Größenverteilung). Die einzelnen Partikel sind kaum, und wenn, dann nur in Bereichen von geringer Konzentration, z. B. an den
Rändern solcher Agglomerate, voneinander getrennt, d. h. eine Koordination von HDA an die
Oberfläche der Partikel kann aufgrund einer fehlenden sterischen Abschirmung ausgeschlossen werden. Durch Röntgenbeugung (nicht abgebildet) konnte nachgewiesen werden,
dass die Partikel aus kristallinem Palladium bestehen.
Agglomerat
Kolloidales
Material
Abb. 41: TEM-Aufnahmen von Palladiumpartikeln durch die Pyrolyse von (Cp)(Allyl)Pd in HDA. Länge der
Bars von links nach rechts: 460 nm, 78 nm, 36 nm, 23 nm.
Aus der Breite der Reflexe konnte ihre Größe mit Hilfe der Scherrer-Formel zu etwa 3 nm
bestimmt werden, was sehr gut mit dem im Elektronenmikroskop gefundenen Wert übereinPalladium / 89
stimmt. Ein sehr geringer Teil des Materials wurde abseits der Agglomerate in Form von teilweise separierten und teilweise (scheinbar) agglomerierten Partikeln gefunden (Abb. 41
rechts). Die agglomerierten Partikel erweisen sich jedoch bei höherer Vergrößerung ebenfalls
als einzelne Partikel, wenn auch mit einer von der sphärischen Form abweichenden Morphologie, die sich am ehesten als elongiert oder wurmartig beschreiben lässt. Die Größenverteilung dieser Partikel reicht von 3 bis 7 nm.
Der für die Präparation von Pd-Partikeln in HDA gefundene hohe Grad an Agglomeration
lässt sich durch eine schwache Wechselwirkung zwischen Amin und nullwertigem Edelmetall
erklären. Aus Arbeiten, die sich mit der Bildung von SAMs von Dodecylamin auf Goldoberflächen beschäftigen, weiß man, dass sich Aminfilme nur unter ganz bestimmten Bedingungen ausbilden und auch dann nur für wenige Stunden unter Stickstoff stabil sind.[173]
Dass sich trotz der schwachen Gold-N-Bindung SAMs ausbilden, wird den zusätzlichen vdWWechselwirkungen der Alkylketten untereinander zugeschrieben. Diese Stabilisierung ist jedoch auf einer gekrümmten Oberfläche wie sie Nanopartikel aufweisen wesentlich schwächer
ausgeprägt und führt zu thermodynamischer und/oder kinetischer Instabilität von beispielsweise Gold-[174] oder Platin-[175] Nanopartikeln. Die Bildung von wurmartigen Formen ist in
der Literatur der metallischen Nanopartikel nicht unbekannt. Chaudret[176] berichtet über derartig geformte Ruthenium-Partikel, sobald die Hydrierung des Precursors [(COD)(COT)Ru]
in Gegenwart von unverzweigten Aminen mit einer Kettenlänge von 12 und mehr Kohlenstoffatomen durchgeführt wird, und erklärt diese Beobachtung mit einem schnellen Aminaustausch auf der Oberfläche der Partikel, in Übereinstimmung mit der oben beschriebenen
schwachen Wechselwirkung.
Wenn jedoch HDA nur schwach an die Partikeloberfläche koordiniert, sollte es möglich
sein, das Amin als intermediären Liganden zu verwenden und ihn gegen andere Liganden
auszutauschen, die stärkere Wechselwirkungen mit Palladium eingehen können wie z. B.
Thiole. Die direkte Verwendung von Thiolen, beispielsweise als Zusatz zu HDA, ist aufgrund
der Reaktivität des Precursors nicht möglich: (Cp)(Allyl)Pd reagiert mit Thiolen zu
(Allyl)(Thiolato)Palladium-Dimeren[177], d. h. die Zugabe von Thiol kann erst nach der Zersetzung des Precursors erfolgen. Dafür wurde der Palladium-Precursor zunächst wie oben beschrieben in HDA zersetzt, dann jedoch wurde kurz vor Beginn des Abkühlens die Reaktionsmischung mit Dodecanthiol versetzt. Im Gegensatz zu dem ohne Thiolzusatz synthetisierten
Material ist nun ein Großteil des gewaschenen Materials in Toluol löslich. Die TEM-Aufnahmen in Abb. 42 zeigen, dass das Metall in diesem Fall in deutlich voneinander separierten
Partikeln mit einer relativ breiten Größenverteilung von 2 bis 5 nm vorliegt. Im Gegensatz zu
HDA ist Dodecanthiol aufgrund einer stärkeren Pd-S-Wechselwirkung zur Stabilisierung der
edelmetallischen Partikel offensichtlich wesentlich besser geeignet und führt durch sterische
Abschirmung gegenüber benachbarten Partikeln zu freistehenden Kolloiden. Auffällig ist,
dass die Größenverteilung ähnlich breit ist wie die der wenigen freistehenden Partikeln aus
der Präparation mit HDA ohne Zusätze. Da dies jedoch in beiden Fällen nur Partikel betrifft,
90 / Palladium
die durch Liganden stabilisiert werden (HDA oder Dodecanthiol), scheint die Koordination
der Oberfläche eine Voraussetzung für das Auftreten eines ripenings bzw. einer Defokussierung der Größe zu sein.
HS
N
N
Abb. 42: TEM-Aufnahmen von Palladium-Nanopartikeln, die in Gegenwart von Dodecanthiol (links, bar = 75
nm) und Phenanthrolin (rechts, bar = 83 nm und ganz rechts, bar = 26 nm) unter Verwendung von HDA als
intermediärem Liganden synthetisiert wurden.
Partikel, die nicht koordiniert werden, agglomerieren beim Abkühlen und weisen einen
kleineren Durchmesser mit einer schmaleren Größenverteilung auf. Da der Reaktionsverlauf
bis kurz vor Beginn des Abkühlens identisch ist, heißt das aber auch, dass die Partikel, bevor
es zu einer Koordination kommt, in dieser Form vorliegen müssen und erst durch Zusatz von
Thiol einer Defokussierung unterliegen.
Die ersten Palladium-Cluster, die isoliert wurden (giant cluster, siehe Einleitung) wurden
durch Phenanthrolin, einen Stickstoff-Donor, stabilisiert. In der Annahme, dass die stabilisierenden Fähigkeiten auf noch größere „Cluster“, nämlich Palladium-Nanopartikel übertragen
werden kann, wurde die für Dodecanthiol beschriebene Syntheseroute unter Verwendung von
Phenanthrolin durchgeführt. Ähnlich jedoch wie bei primären Aminen als Stabilisator reicht
die Donor-Kapazität bzw. die Stärke der Wechselwirkung zwischen Stickstoff und Palladium
nicht aus, um freistehende Kolloide zu erzeugen (siehe Abb. 42 rechts). Die TEM-Aufnahmen
zeigen, dass ähnlich wie dort 3-4 nm große Partikel entstehen, die hochgradig agglomeriert
vorliegen, auch wenn die Agglomerate etwas weniger dicht gepackt sind und mit einem
Durchmesser von 30-50 nm etwas kleinere sphärische Strukturen ausbilden als dort.
Thermolyse in Toluol
In der Regel liegen die Zersetzungstemperaturen von organometallischen Verbindungen in
einem Bereich, der weit über den Siedetemperaturen von typischen organischen Lösungsmitteln liegt. Z. B. zersetzt sich [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] ab einer Temperatur von 200 °C
und kann daher nur zusammen mit hochsiedenden Lösungsmitteln, die bei RT fest sind und
erst weit über 300 °C sieden, verwendet werden (HDA, TOPO etc.). Dies führt zwar zu qualitativ hochwertigen Partikeln mit einer perfekten Schutzhülle gegenüber Agglomeration, erfordert jedoch eine etwas aufwändigere Aufreinigung, nämlich das Entfernen des Feststoffs
Palladium / 91
durch Abzentrifugation unter Schutzgasatmosphäre, als z. B. das einfache Abdestillieren eines
niedrig siedenden Lösungsmittels. (Cp)(Allyl)Palladium hat jedoch eine wesentlich niedrigere
Zersetzungstemperatur (100 °C in Hexadecylamin, in der Gegenwart von SAMs aus Thiolen
sogar schon bei 60 °C oder RT). Daher sollte es möglich sein, die Synthese von PalladiumNanopartikeln in organischen Lösungsmitteln durchzuführen.
Dazu wurden 0.5 Äquivalente eines Stabilisators (siehe Abbildungstexte) in Toluol gelöst
und auf 50 °C erhitzt. In diese Mischung wurde eine toluolische Lösung von (Cp)(Allyl)Pd
injiziert und bei derselben Temperatur rühren gelassen. Im Gegensatz zur Injektion in HDA
tritt kein Farbumschlag ein, der eine Zersetzung des roten Precursors anzeigen würde. Auch
nach mehreren Stunden ist noch keine Farbveränderung zu beobachten und erst nach 24 h bildet sich ein schwarzer Film an der Glaswand des Reaktionsgefäßes. Entfernt man das
Lösungsmittel und analysiert den Rückstand mittels 1H NMR, erhält man ein sehr sauberes
Spektrum des unzersetzten Precursors neben den Signalen des Stabilisators. Die Bildung eines
metallischen Films deutet jedoch darauf hin, dass zumindest ein Teil des Precusors zersetzt
worden sein muss. Um zu überprüfen, ob es zur Bildung von Nanopartikeln gekommen ist,
wurden Lösung und Niederschlag getrennt voneinander im Elektronenmikroskop untersucht.
Der Niederschlag besteht eindeutig aus Agglomeraten, die sich ihrerseits aus 2-3 nm großen
Partikeln zusammensetzen. Die SAED dieser Partikel zeigt in Übereinstimmung mit der
Größe verbreiterte Ringe, die den (111), (200), (220) und (311) Netzebenen von Palladium
entsprechen (nicht abgebildet). Die überstehende Lösung scheint auf den ersten Blick zunächst keine Partikel zu enthalten. Erst bei hoher Vergrößerung (120 bis 400 k) lassen sich
Partikel erkennen, die einen sehr kleinen Durchmesser von etwa 1-3 nm haben.
Agglomerat
Kolloidales
Material
Abb. 43: TEM-Aufnahmen von Palladium-Nanopartikeln aus der Thermolyse von Cp(Allyl)Pd in Toluol in Gegenwart von TOPO als Stabilisator. Links: Niederschlag (bar = 65 bzw. 40 nm), rechts: Lösung (bar = 78 nm).
Demnach ist also eine Temperatur von 50 °C nicht ausreichend, um eine komplette Zersetzung des Precursors zu erreichen. Wird die Reaktion jedoch in siedendem Toluol durchgeführt, finden sich dieselben Charakteristika, sowohl im Reaktionsverlauf als auch in der
Analyse des Materials: Die Reaktion läuft zwar schneller ab, angezeigt durch die Abscheidung eines metallischen Films nach wenigen Stunden, doch der Precursor liegt laut 1H NMR
nach wie vor unzersetzt in der Lösung vor. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen be92 / Palladium
stätigen, dass der Niederschlag aus metallischen Pd-Nanopartikeln besteht, die größere
Agglomerate ausbilden, und auch bei dieser Reaktion liegen in der Lösung sehr kleine Partikel mit einem Durchmesser ≤ 3 nm vor.
Neben der Auswahl des Stabilisators ist die Temperatur des Lösungsmittels ein entscheidender Parameter, der die Form und Größe der entstehenden Partikel beeinflusst. Beispielsweise führt die Injektion bei hoher Temperatur zu einer sofortigen Zersetzung des gesamten
Materials und ermöglicht damit die Bildung von Agglomeraten, sofern kein geeigneter
Stabilisator anwesend ist, um dies zu verhindern (vgl. Thermolyse in HDA). Da hier, bei der
Verwendung von Toluol als LM, jedoch nach Beendigung der Thermolyse unzersetztes
(Cp)(Allyl)Pd nachgewiesen werden konnte, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass
die Reaktion sehr langsam abgelaufen ist, d. h. dass nur nach und nach Palladium freigesetzt
und eine Agglomeration durch zu hohe Konzentrationen vermieden worden sein muss. Durch
diese optimalen Bedingungen war es möglich, kolloidale Nanopartikel mit einem sehr kleinen
Durchmesser herzustellen. Dass dennoch Agglomerate gebildet worden sind, weist darauf hin,
dass nicht (nur) die Temperatur bzw. die Reaktionsgeschwindigkeit der entscheidende Faktor
für die Agglomeration ist, sondern die Auswahl des Stabilisators.
Dass die Größe der kolloidalen Partikel im unteren Nanometerbereich liegt, weist darauf
hin, dass auf diese Weise eher giant cluster mit etwa 5 ± 2 Schalen hergestellt werden. Diese
in der Literatur veröffentlichten Cluster dieser Art konnten durch Koordination eines eher
schwachen Stabilisators (phen), der in unseren Experimenten, d. h. bei Zusatz zu HDA, keine
Stabilisierung bewirkte, erhalten werden. Es scheint also, als ob schwache, koordinierende
Stabilisatoren nur dann wirkungsvoll stabilisieren können, wenn (1) die Partikel klein sind
und (2) die Bildung von Palladiumatomen sehr langsam erfolgt.
Thermolyse in höhersiedenden organischen Lösungsmitteln (HDA < Sdp. > Toluol)
Um die Hypothese zu überprüfen, dass niedrige Temperaturen bzw. eine langsame Zersetzung
erforderlich sind, um eine Stabilisierung zu erreichen, wurde dieselbe Reaktion statt in Toluol
in höher siedenden Lösungsmitteln, nämlich o-Dichlorbenzol (Sdp. 181 °C) und Ethylenglycol (Sdp. 196-198 °C) durchgeführt. In beiden Fällen trat sofort nach der Injektion ein Farbumschlag nach braun/schwarz ein und das nach der Reaktion isolierte Material war nicht in
Toluol löslich. Im Falle der in Ethylenglycol synthetisierten Partikel war allerdings eine kurzfristige Löslichkeit in Methanol zu beobachten.
Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen zeigen durchweg agglomerierte Partikel, wobei sich die Form der Agglomerate nach der Art des verwendeten Lösungsmittels richtet.
Jedes der Agglomerate ist aus kleinen Partikeln mit einem Durchmesser von 3 ± 1 nm aufgebaut und keine der Proben weist kolloidale, also freistehende Partikel auf. Das heißt zunächst
einmal, dass bei höheren Temperaturen in der Tat keine Stabilisierung der Partikel erfolgt.
Durch Vergleich mit den analogen Thermolysen bei niedrigeren Temperaturen kann vermutet
werden, dass die Ursache hierfür eine zu hohe Konzentration an Palladiumatomen durch Zersetzung des Precursors direkt nach der Injektion ist. Das heißt aber auch, dass weder der StaPalladium / 93
bilisator noch das Lösungsmittel einen Einfluss auf die Größe/Morphologie dieser Partikel
haben.
Ethylenglycol /
TOPO
Dichlorbenzol /
HDA
Ethylenglycol /
HDA
Dichlorbenzol /
TOPO
Dichlorbenzol /
Ölsäure
Abb. 44: TEM-Aufnahmen von Palladium-Nanopartikeln. Angabe des Lösungsmittels / des Stabilisators in den
jeweiligen Aufnahmen.
Um diese Überlegung zu erhärten, wurde (Cyclopentadienyl)(Allyl)Palladium in Substanz
erhitzt und der Rückstand elektronenmikroskopisch untersucht. Die Realbilder des Pyrolyserückstands zeigen Partikel mit genau derselben Charakteristik wie die Partikel, die aus der
Thermolyse von Cp(Allyl)Pd in HDA erhalten wurden: es sind circa 3 nm große Partikel entstanden, die sich zu Mikrometer großen Agglomeraten zusammenlagert haben. Ähnliche
Beobachtungen wurde auch für ein anderes Edelmetall, nämlich Platin gemacht. Pyrolysiert
man [(cod)PtMe(N3)] durch Erhitzen in einer inerten Atmosphäre (TGA-Experiment)[178] und
analysiert den Rückstand im TEM, so findet man Agglomerate, die sich aus kleinen, etwa 1.5
bis 4 nm großen metallischen Partikeln zusammensetzen. Es ist interessant, dass beide
organometallischen Verbindungen dieser Edelmetalle auch ohne die Anwesenheit eines Stabilisators zu nanopartikulärem Material führen. Auch wenn die durchgeführten Experimente
keinerlei statistisches Gewicht haben, ist es möglicherweise ein allgemein gültiges Phänomen,
dass über (wahrscheinlich radikalische) Zerfallsmechanismen nanopartikuläres Material entsteht. Die Ursache für dieses Verhalten ist in der Stabilität von metallischen Partikeln zu
sehen: Partikel mit einer bestimmten Anzahl an Atomen (oder auch einer bestimmten Ladung)
weisen eine erhöhte Stabilität auf und die Addition eines weiteren Atoms führt zu einem Anstieg der potentielle Energie, die diesen Prozess thermodynamisch ungünstig macht.
94 / Palladium
Thermolyse in Gegenwart von kationischen Stabilisatoren
Unter der Annahme, dass ein Zerfallsmechanismus, der von unpolaren Medien unbeeinflusst
verläuft, möglicherweise ionische bzw. polare Zwischenstufen bildet, wurde die Reaktion in
o-Dichlorbenzol, dem 1 Äquivalent Tetraoctylammoniumbromid zugesetzt wurden, durchgeführt. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen dieses Materials sind in Abb. 45 gezeigt.
Die Größe der Partikel beträgt zwischen 20 und 40 nm, wobei die Formen der einzelnen Partikel sehr unregelmäßig sind. Dennoch lässt sich festhalten, dass hier erstmalig Partikel gebildet
worden sind, die einen Durchmesser von deutlich über 3 nm aufweisen.
(111 )
(2 0 0 )
(2 2 0 )
(3 11 )
Abb. 45: TEM-Aufnahme (bar = 87 nm) und SAED von Palladium-Nanopartikeln durch Pyrolyse von
(Cp)(Allyl)Pd in HDA in Gegenwart von R4NBr. Rechts zum Vergleich eine Thermolyse in HDA in Abwesenheit des Ammoniumsalzes (bar = 43 nm).
Da der Unterschied der Synthesen lediglich in der zusätzlichen Anwesenheit von R4NBr
besteht, muss das Ammoniumkation auch die Ursache für diese Beobachtung sein, d. h. in
diesem Fall ist eine Wechselwirkung zwischen dem Stabilisator und den Partikeln möglich.
Eine denkbare Erklärung wäre die, dass die gebildeten Palladiumpartikel auf ihrer Oberfläche
eine Schicht von positiv geladenem Palladium ausbilden bzw. eine positive Ladung über das
gesamte Partikel verteilt ist. Auch in Anbetracht eines fehlenden Reduktionsmittels ist es sehr
gut denkbar, dass nicht alle Palladiumionen zum Metall reduziert werden. (Über die Abscheidung von Pd2+ bei der Bedampfung von SAMs aus Dithiolen mit Cp(Allyl)Pd ist bereits
berichtet worden[177]). Besteht das Reaktionsmedium lediglich aus HDA bzw. anderen, nur
koordinativ bindenden Molekülen, ist die Wechselwirkung zwischen Partikeloberfläche und
Stabilisator relativ gering. Darüber hinaus werden sich annähernde Palladiumionen von der
gleichnamigen Ladung abgestoßen. Die Folge ist, dass die Partikel nur eine geringe Größe
erreichen, die von einer maximalen Ladung pro Partikel bestimmt wird und nicht von den
Reaktionsbedingungen. Anders in der Anwesenheit von R4NBr: Hier ist die Ausbildung einer
elektrischen Doppelschicht gemäß Pdδ+ - Br¯ (- R4N+) möglich. Sich annähernde Ionen
werden durch die Anwesenheit von negativ geladenen Bromidionen nicht mehr abgestoßen
und die Partikel können bis zu den beobachteten Größen wachsen, die etwa um den Faktor 10
über denen liegen, die ohne ein quartäres Ammoniumsalz synthetisiert worden sind.
Palladium / 95
6.2.3 Oberflächenmodifizierung von Palladium-Nanopartikeln
Aufgrund der oben beschriebenen Thermolyse-Experimente mit und ohne Zugabe eines ionischen Stabilisators gehen wir davon aus, dass der Zerfall von Cp(Allyl)Pd zu geladenen Partikeln führt. Falls diese Annahme richtig sein sollte, müsste es möglich sein, Partikel, die zunächst ohne einen ionischen Stabilisator synthetisiert worden sind, postsynthetisch so zu
modifizieren, dass sie in einem Solvens löslich sind, d. h. kolloidal vorliegen. DMAP
(Dimethylaminopyridin) ist eine Verbindung, die eine tertiäre, stark basische Aminogruppe in
Konjugation zu einer elektronenschiebenden (schwach basischen) Gruppe enthält, weswegen
folgende mesomere Grenzstrukturen denkbar sind:
N
N
N
N
Aufgrund dieser Eigenschaften gelang es Caruso et al., TOAB-bedeckte Palladium-Partikel
mit Hilfe von DMAP aus der organischen in die wässrige Phase zu transferieren.[56] Die aus
unseren Thermolysen in HDA o. ä. erhaltenen Partikel liegen zwar nicht stabilisiert vor, doch
wenn ihre Oberfläche eine positive Ladung trägt, kann das partiell negative Stickstoffatom
des Pyridinrings durch elektrostatische Wechselwirkung an die Oberfläche koordinieren. Die
positive (Teil)Ladung der Dimethylaminogruppe sollte dann eine Löslichkeit in hydrophilen
Solventien wie Wasser ermöglichen.
Abb. 46: TEM-Aufnahmen der wässrigen Phase (0.1-M Lösung von DMAP) nach Überschichten mit einer
toluolischen Dispersion aus Palladium-Nanopartikeln. Bar = 52 nm.
Überschichtet man eine 0.1-molare Lösung aus DMAP in Wasser mit einer toluolischen
Dispersion aus Palladium-Nanopartikeln, so beobachtet man bereits nach etwa 15 Minuten
eine Entfärbung der organischen Phase und eine intensive Verfärbung der wässrigen Phase.
Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen der wässrigen Lösung zeigen kleine, zwischen 2
96 / Palladium
und 4 nm große Partikel, die separiert voneinander vorliegen (siehe Abb. 46). Die EDX-Analyse dieser Partikel bestätigt, dass es sich dabei um Palladium handelt (neben Signalen für
Gold und Kohlenstoff, die von dem als Träger verwendeten C-beschichteten Goldgrid
stammen).
Auf diese Weise ist es nicht nur gelungen, agglomerierte Palladium-Nanopartikel kolloidal
in Lösung zu bringen. Es konnten außerdem die Eingangs beschriebenen Schlussfolgerungen
aus den Thermolysen bestätigt werden. Wenn nun die Ursache für das Vorliegen von geladenen Partikeln tatsächlich eine unvollständige Reduktion der Palladiumkationen während der
Zersetzung von (Allyl)(Cp)Pd ist, sollte es möglich sein, mit Hilfe der organometallischen
Chemie einen Precursor maßzuschneidern, der dieses Problem umgeht. Dieser Ansatz wird im
nächsten Kapitel verfolgt.
6.3
Synthese von Palladium-Nanopartikeln unter Verwendung des
organometallischen Precursors [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2]
6.3.1 Vorstellung des Precursors
Als zweiter Precursor wurde das Alkoxid [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] verwendet. Der Aufbau
dieser Verbindung aus einem 2-wertigen Metallkation und zwei oxidierbaren, N,O-chelatisierten Liganden hat sich bereits für die Herstellung metallischer Kupfer-Nanopartikel (siehe
Kapitel 5) bewährt. Aufgrund der Neigung des Palladiums, quadratisch-planare Komplexverbindungen mit der Oxidationsstufe II zu bilden, sollte die zum Kupfer analoge, jedoch in der
Literatur unbekannte Verbindung [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] ebenfalls leicht herzustellen
sein und ähnliche Vorteile für die Herstellung von metallischen Nanopartikeln aufweisen.
Me2
N
O
Pd(OAc)2
+
K2CO3
2
HO
*
Pd
Toluol, RT
NMe2
*
N
Me2
O
Schema 12: Synthese des Palladiumprecursors [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] 2.
Die Synthese gelingt in einem Syntheseschritt und guten Ausbeuten durch Umsetzen von
Palladiumacetat mit 2 Äquivalenten des entsprechenden Aminoalkohols in Gegenwart einer
Base. Die gelben Kristalle lassen sich aufgrund des edlen Charakters des Metallkations nicht
mehr unzersetzt sublimieren wie die analoge Kupfer-Verbindung, da das Standardpotential
von Palladium mit E = 0.99 V wesentlich positiver ist als das von Kupfer oder Nickel (ECu =
0.34 V und ENi = -0.22 V), d. h. die Reduktion zum Metall ist aufgrund des Zusammenhangs
∆G = -nFE thermodynamisch begünstigt. Sie werden stattdessen mit Pentan gewaschen und
Palladium / 97
aus Toluol kristallisiert. [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] wurde durch Elementaranalyse, 1H und
13
C NMR, FAB und TGA charakterisiert und seine Struktur mittels Röntgenbeugung
bestimmt.
Aus der Röntgenstrukturanalyse geht hervor, dass das Metallzentrum durch zwei N,O-chelatisierende Aminoalkoholat-Liganden umgeben ist und eine nahezu quadratisch-planare
Koordination mit O-Pd-N-Winkeln von etwa 90° annimmt. Die Anordnung der 5-gliedrigen
Chelatringe ist derart, dass sich die anionischen Sauerstoffatome, und demzufolge auch die
beiden Stickstoff-Donoratome trans zueinander befinden. Solche trans-Anordnungen werden
häufig in Palladiumkomplexen mit anionischen O-Donoren und zwei monodentaten Aminliganden gefunden wie z. B. in [Pd(OAc)2(Et2NH)2].[179] Die C-O-Bindungslänge (1.420 Å) ist
bedeutend länger als die C-O-Bindungslängen in Alkoxid-Komplexen von Platin und Iridium
(1.33-1.37 Å)[180, 181]. Wiberg hat gezeigt, dass bei Alkoxiden von späten Übergangsmetallen
eine Wechselwirkung zwischen dem freien Elektronenpaar am Sauerstoff des
Alkoxidliganden und der C-H-Bindung einer benachbarten CH3- oder CH2R-Gruppe zur
Verkürzung des C-O-Abstandes führt.[182] Die Methylgruppe eines Methoxids kann sich
beispielsweise so anordnen, dass es zu einer maximalen Wechselwirkung der beteiligten
Orbitale kommt, die im Extremfall zu O-C-Bindungslängen im Bereich einer Doppelbindung
führen können wie in [Pt(Me)(OMe)(dppe)] mit d(O-C) = 1.258 Å.[183] Ist der Sauerstoff
jedoch Teil eines Rings wie in [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2], wird diese Wechselwirkung
wesentlich kleiner sein, da sich die C-H-Bindungen eclipsed zu den freien Elektronenpaaren
anordnen.
Abb. 47: Röntgenstruktur des quadratisch-planaren [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2].
Tabelle 5: Ausgewählte interatomare Distanzen [Å] und Winkel [°] für [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2].
Bindungslängen
Bindungswinkel
Pd-O1
1.9849(16)
O1-Pd1-N2
94.54(7)
Pd-N1
2.0505(18)
O1-Pd1-N1
85.46(7)
O1-C1
1.420(4)
N1-Pd1-N2
179.2(6)
98 / Palladium
Die koordinierenden Aminoalkohole haben ein stereogenes Zentrum, das in Schema 12 mit
* gekennzeichnet ist, weswegen 2 in drei verschiedenen stereoisomeren Formen vorliegt,
nämlich (R,S)-2, das aufgrund der C2-Symmetrie identisch mit dem (S,R)-Isomeren ist, und
dem dazu diastereomeren Enantiomerenpaar (R,R)-2 und (S,S)-2. Da der Aminoalkohol als
Racemat eingesetzt wurde, sollte 2 bei statistischer Verteilung, d. h. im Fall, dass die Stereoisomere sich sowohl thermodynamisch als auch kinetisch wenig voneinander unterscheiden,
im Verhältnis 2:1:1 = (R,S):(R,R):(S,S) vorliegen. NMR-spektroskopisch unterscheidbar sind
prinzipiell nur Diastereomere, d. h. (R,R) bzw. (S,S) ist von (R,S) bzw. (S,R) unterscheidbar,
sofern die magnetische Umgebung der jeweiligen Kerne von der Stereochemie beeinflusst ist.
Betrachtet man das NMR-Spektrum in Abb. 48, sind zwei Signale, nämlich die des Protons an
C-2 und die der Methylgruppe C-1 nur einfach vorhanden, d. h. in diesem Fall sind die Verschiebungen für beide Diastereomere identisch. Die übrigen Signale sind jedoch von der
räumlichen Orientierung der C-1 Methylgruppe beeinflusst und scheinen daher doppelt vorzuliegen. Für die diastereotopen Methylgruppen am Stickstoff sind insgesamt vier Signale zu
finden. Jeweils zwei der peaks gehören zu einem Diastereomer, wobei die chemische Verschiebung davon abhängt, ob sie cis oder trans zur 1-Methylgruppe steht. Aufgrund der
Signalverhältnisse lassen sich die innen liegenden Singuletts zu einem der Diastereoisomere
und die außen liegenden dem anderen zuordnen. Die in Abb. 48 vorgenommene absolute Zuordnung zu A oder B wurde willkürlich gemacht. Eine Integration von A-5 und B-5 ergibt ein
Verhältnis der Diastereomere in Lösung von 1.0:1.1.
A/B-1
A-4
A-5
1
B-4
B-5
Me 2
N
O
*
2
Pd
3
N
4
5
A: (R,R) oder (S,S)
A/B-3a
A/B-3b
A/B-2
O
1
Me 2
N
O
*
2
Pd
3
}
}
X
4
3
N
Y
2
1
Shift [ppm]
4
O
5
B: (R,S) oder (S,R)
Abb. 48: 1H NMR Spektrum von [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] in C6D6.
Für die diasterotopen Protonen an C-3 sind ebenfalls vier Signalgruppen zu finden. Man
könnte annehmen, dass ähnlich zur Situation der NMe2-Gruppe zwei mal zwei Signale vorliegen, doch eine Betrachtung der Kopplungskonstanten schließt diese Interpretation aus. Die
mit X bezeichnete Signalgruppe besteht aus einem dd mit Kopplungskonstanten von 4 und 10
Palladium / 99
Hz, während die Signalgruppe Y (in dieser Auflösung) aus einem td mit 2 und 11 Hz besteht.
Die größere der beiden Kopplungskonstanten kann der geminalen Kopplung zum zweiten
Proton an C-3 zugeordnet werden, d. h. es liegen nicht 2x2 Signale, sondern 2x1 Signal vor.
Für die Zuordnung der kleineren Kopplungskonstanten ist es hilfreich, das Kopplungsmuster
des C-2 Multipletts zu betrachten. Es handelt sich um ein ddquar, das aber aufgrund der identischen Kopplungskonstante eines Dubletts mit dem Quartett ein pseudo-dquin ist. Die Kopplungskonstanten betragen 2 Hz (d) bzw. 5 Hz (d und q). Das C-2 Proton weist also zwei verschiedene Kopplungskonstanten zu den benachbarten diastereotopen Protonen an C-3 auf,
wobei die größere Kopplungskonstante dem trans-angeordneten Proton und die kleinere dem
cis-Proton zugeordnet werden kann. Demnach besteht die X-Gruppe aus den Signalen der
jeweils zum C-2 Proton trans stehenden Protonen beider Diastereoisomere, während die YGruppe aus denen der cis stehenden Protonen ebenfalls beider Isomere besteht. Die Feinaufspaltung dieses Protons kommt vermutlich durch 1,4-Kopplung der zu diesem Proton trans
stehenden C-1-Methylgruppe zustande.
Die thermischen Eigenschaften von [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] wurden mit Hilfe von
TG/DTA (siehe Abb. 49) näher untersucht. Die TG-Kurve zeigt zunächst einen schwachen
Gewichtsverlust bei etwa 75 °C an, begleitet von einem endothermen Signal der DTA-Kurve,
und fällt in einem Temperaturbereich zwischen 120 und 140 °C steil ab. Die Restmasse von
34 % stimmt sehr gut mit dem theoretischen Gewichtsanteil des Palladiums von 34.4 %
überein. Daraus ergibt sich, dass für die Thermolyse eine Reaktionstemperatur 150 bis 200 °C
gewählt werden sollte.
12
100
10
8
6
60
4
DTA [µV]
TG [%]
80
2
40
0
20
0
50
100
150
200
250
300
350
Temperatur [°C]
Abb. 49: TG/DTA von [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] unter Argonatmosphäre von RT bis 400 °C mit einer Heizrate von 10 K/Minute.
Die Massenspektroskopie bestätigt die Bildung von Palladium durch eine schrittweise
Abspaltung von einem der chelatisierenden Liganden und Palladium. Ausgehend vom
Molpeak (m/z = 311) ist ein Massenverlust von ∆m = 103 zu beobachten, der zu einem
Palladiumfragment mit nur einem Liganden führt (m/z = 208). Die Massendifferenz zu einem
der intensiven peaks des Spektrums (m/z = 102) entspricht mit ∆m = 106 einer Abspaltung
100 / Palladium
von Palladium, wobei davon auszugehen ist, dass das Metall neutral ist, da der peak bei m/z =
106 in der Größenordnung des Rauschens liegt. Die Abspaltung von NMe2 schließlich führt
zum Basispeak des Spektrums mit m/z = 58.
Me2
N
O
Me2
N
Pd
N
Me2
Me2N
Pd
C3H6O
m/z = 58
O
OH
m/z = 311
O
m/z =208
O
Pd
∆m = 106
m/z = 102
NMe2
∆m = 44
NMe2
∆m = 103
Schema 13: Postulierter Zerfallsmechanismus für [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] nach Elektronen-Stoß-Ionisation
bei 70 eV im Massenspektrometer.
6.3.2 Thermolyse von [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2]
Die Thermolyse des Alkoxidprecursors wurde unter Bedingungen durchgeführt, die analog zu
der entsprechenden Synthese von Kupfer-Nanopartikeln gewählt wurden. Dazu wurde eine
0.33-M Stammlösung des Precursors in Octylamin hergestellt und bei T = 200 °C in HDA
injiziert. Nach der Injektion war eine sofortige Schwarzfärbung zu beobachten, gefolgt von
einer deutlichen Gasentwicklung, was auf eine Zersetzung des Precursors bzw. die Bildung
von metallischem Material hinweist.
(111 )
(2 0 0 )
(2 2 0 )
(3 11 )
Abb. 50: TEM- und SAED-Aufnahmen des Thermolyseprodukts von Pd(OR)2 in HDA (bar = 98 bzw. 110 nm).
Zum Vergleich rechts dieselbe Thermolyse unter der Verwendung von (Cp)(Allyl)Pd (bar = 43 nm).
Abb. 50 zeigt die elektronenmikroskopischen Real- und Beugungsbilder des aufgearbeiteten Materials. Sowohl SAED als auch EDX (nicht abgebildet) weisen darauf hin, dass nachweislich metallisches Palladium gebildet worden ist, angezeigt durch (1) die Beugungsreflexe
des SAEDs, die den (111), (200), (220) und (311)-Netzebenen von Palladium entsprechen und
(2) einem Signal für Palladium in der EDX-Analyse, die von Signalen des Grids (Kupfer) und
des Probenhalters (Aluminium) begleitet werden. Die Partikel, die im Realbild zu erkennen
sind, haben eine Größe von etwa 8 nm. Sie sind eindeutig voneinander separiert, wobei die
Palladium / 101
Distanz zwischen zwei benachbarten Partikeln durch die Hülle der organischen Liganden
(HDA) bedingt ist. Ein Teil der Partikel liegt jedoch auch in Form von größeren Partikeln
bzw. Agglomeraten vor (siehe mittleres Bild).
Vergleicht man diese Ergebnisse mit der Thermolyse des (Cyclopentadienyl)(Allyl)Palladiums, die in Abb. 50 rechts abgebildet sind, so wird der Unterschied sehr deutlich: Hier
stabilisierte, separierte, ca. 8 nm große Partikel und dort Agglomerate aus 3 nm großen,
„nackten“ Partikeln. Wir nehmen an, dass die Ursache für diese Beobachtung die bereits erwähnte unvollständige Readuktion der Palladiumionen des Cp(Allyl)Pd während der Thermolyse ist, während die Palladiumkationen des Alkoxids durch das Ligandendesign eine vollständige Reduktion erfahren. Dies führt zum Wachstum von neutralen Partikeln (im Gegensatz zu einer Aufladung im Falle von [Cp(Allyl)Pd] ), die analog den Kupfer-Nanopartikeln
durch HDA stabilisiert werden.
6.4
Zusammenfassung
Es sind – unseres Wissens nach erstmals – Palladium-Nanopartikel und kolloidales Palladium
(NACs) unter Verwendung von organometallischen Precursoren hergestellt worden. Beide in
dieser Arbeit vorgestellten Precursor, sowohl [(η3-Allyl)(η5-Cyclopentadienyl)Palladium] als
auch [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2], sind leicht zugänglich, kristallin und zerfallen bei moderaten Temperaturen zu metallischem Palladium, wobei flüchtige Nebenprodukte entstehen, die
leicht zu entfernen sind. Setzt man die Verbindungen durch Injektion thermolytischen
Bedingungen aus, d. h. erhöhten Temperaturen und hochsiedenden, koordinierenden Lösungsmitteln, kommt es zur Abscheidung von Palladium in Form von nanopartikulärem Material.
Die Entstehung von Kolloiden bzw. nicht-stabilisierten Nanopartikeln hängt ganz entscheidend von dem verwendeten Precursor und den gewählten Reaktionsbedingungen ab:
•
In unpolaren Reaktionsmedien und bei Pyrolyse zerfällt Cp(Allyl)Pd völlig unabhängig von Reaktionsmedium und Stabilisator zu kleinen, 3-4 nm großen Partikeln,
die sich in Form von Agglomeraten organisieren. Die Wahl des Lösungsmittels beeinflusst die Form dieser Agglomerate.
•
[Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] hingegen bildet bei Thermolyse in HDA 8 nm große
Partikel, die durch das Amin stabilisiert sind.
•
Sehr kleine kolloidale Partikel lassen sich bei Verwendung von Cp(Allyl)Pd nur
durch Thermolyse bei niedrigen Temperaturen in Gegenwart eines schwach koordinierenden Stabilisators herstellen.
•
Größere kolloidale Partikel entstehen bei Zusatz eines kovalent bindenden Ligandens (Thiol) nach der Wachstumsphase bzw. vor dem Abkühlvorgang der Thermolyse von Cp(Allyl)Pd
Größere kolloidale Partikel entstehen außerdem, wenn der Thermolyse von
Cp(Allyl)Pd ionische Liganden (quartäres Ammoniumsalz) zugesetzt werden.
•
102 / Palladium
•
Der Zusatz von ionischen Liganden bewirkt hingegen keine Veränderungen in der
Thermolyse von [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2]
Aus dem unterschiedlichen Verhalten der Precursor wird auf folgenden Mechanismus geschlossen: Direkt nach der Injektion kommt es (in Abhängigkeit von der Temperatur) mehr
oder weniger schnell zur Zersetzung des organometallischen Precursors und der Reduktion
des Palladium-Kations. Im Falle des Palladiumalkoxids ist für jedes Palladium-Kation ein
Äquivalent Reduktionsmittel vorhanden, so dass in einer Redoxreaktion aus jedem Pd2+
metallisches Pd0 entsteht. Im Falle von Cp(Allyl)Pd ist jedoch kein Reduktionsmittel vorhanden und es ist anzunehmen, dass unter den Reaktionsbedingungen ein Teil der Palladiumionen
nicht zum Metall reduziert wird. In den nun folgenden Schritten der Nukleation und des
Wachstums lagern sich die Metallatome bzw. –ionen zusammen. Sind nur Pd(0)-Atome vorhanden, verlaufen diese Prozesse bis zum Erreichen des kritischen Radius bzw. bis zur Terminierung des Wachstums durch Koordination von (neutralen) Liganden. Werden jedoch Pd2+Ionen in diese Prozesse mit einbezogen, wächst mit zunehmender Größe die positive Partialladung der Partikel. Dies schützt die Partikel vor weiterem Wachstum und führt zu Partikeln,
die aufgrund ihrer gleichnamigen Ladung voneinander separiert sind. Setzt man dieser Reaktion R4NBr zu, kann die Ladung ausgeglichen werden und das Wachstum wird erst zu einem
wesentlich späteren Zeitpunkt terminiert.
Hier konnte die organometallische Chemie einen wesentlichen Beitrag zur Synthese von
Nanopartikeln leisten. Durch den maßgeschneiderten Precursor [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2] ist
es möglich, ohne den Zusatz von Reduktionsmitteln (im Falle von CH-Liganden typischerweise Wasserstoff) zu arbeiten, und dennoch eine vollständige Reduktion des zentralen
Metallatoms zu gewährleisten. Durch den gesamten Reaktionsaufbau wird den Reduktionsmethoden von Pd-Salzen in wässrigen Lösungen ein einfacher Zugang zu nicht-wässrigen
Palladium-Kolloiden an die Seite gestellt.
Palladium / 103
7 Nickel-Nanopartikel
7.1
Stand der Forschung und Aufgabenstellung
Die Gründe für das große Interesse an metallischen Nanopartikeln sind bereits in Kapitel 5.1
ausführlich vorgestellt worden. An dieser Stelle sei deshalb nur auf die Synthesemethoden
speziell für Nickel-Nanopartikel eingegangen. Wie bei allen Synthesen von Nanopartikeln
kann man auch hier zwischen nasschemischen, physikalischen und Templatmethoden unterscheiden.
Templatsynthesen. Die meisten Methoden konzentrieren sich auf die Herstellung von
metallischen Drähten im Nanometerbereich und beruhen auf der direkten Imprägnierung von
mesoporösen Materialien mit Precursormolekülen oder –ionen und anschließender thermischer oder chemischer Reduktion, sind aber bislang nur für edelmetallische nanowires verwendet worden. Dai et al. haben aufbauend auf dieser Methodik eine neue Strategie entwickelt, indem sie zunächst Palladium in den Poren von SBA-15 abgeschieden haben, das in
Form von Nanopartikeln in den Kanälen vorliegt. Diese Partikel dienen anschließend als
Katalysatoren für die stromlose Abscheidung von Nickel aus Ni(NO3)2 in Form von sehr
schmalen (wenige Nanometer) Nanodrähten.[184] Wesentlich größere Poren entstehen bei der
Anodisierung von Aluminiumoxid (d > 30 nm). Nickelstäbe mit einem Durchmesser von
50 nm sind durch elektrochemische Abscheidung in den Poren von anodischem Aluminiumoxid (AAO) synthetisiert worden.[185] Modifiziert man die Wände der Poren vor der Abscheidung des Nickels mit einem organischen Amin, z. B. Methyl-γ-diethylentriaminopropyldimethoxysilan, führt die Affinität von Nickel zur Aminogruppe zur bevorzugten Abscheidung
des Metalls an den Porenwänden, so dass keine soliden Drähte, sondern Röhrchen entstehen.[186] Abhängig von den Reaktionsbedingungen beträgt der Durchmesser solcher Nanoröhren z. B. 160 nm, ihre Länge 20 µm und ihre Wanddicke 30 nm. Darüber hinaus sei die
Abscheidung von Nanodrähten mit nur 4 nm Durchmesser in dem Hohlraum von Kohlenstoffnanoröhrchen erwähnt.[187] Analog zur oben beschriebenen Pd-katalysierten Abscheidung
wird auch hier die poröse Struktur von AAO ausgenutzt, und zwar durch thermischen Zerfall
von Propen, der zur einheitlichen Bedeckung der Poren mit Kohlenstoff führt. Die sich
anschließende Abscheidung von Nickel wurde durch MOCVD von Nickelocen realisiert.
Nach Auflösen des AAO mit Hilfe von NaOH erhält man Kohlenstoffröhrchen mit einem
Durchmesser von etwa 30 nm, die einen einzelnen metallischen Nanodraht von 500 nm Länge
und 4 nm Durchmesser enthalten.
Physikalische Methoden. Nickelpartikel sind bei tiefen Temperaturen durch die Kodeposition von Nickeldampf und verschiedenen organischen Lösungsmitteln synthetisiert worden.[188] Die meisten der so hergestellten Kolloide sind aufgrund der nur schwach koordinie-
104 / Nickel
renden Lösungsmittel wie Aceton oder Ethanol sehr instabil. Stabile Kolloide mit einem
Durchmesser von 19 nm entstehen nur bei der Verwendung von 2-Methoxyethanol.
Reduktive Methoden. Zwischen den physikalischen und den reduktiven Methoden sind
zunächst zwei elektrochemische Methoden zu nennen.[153, 154, 189] Die erste Methode verläuft
analog zu der von Reetz publizierten Synthese von Palladiumpartikeln. Aus einem Nickelblech werden anodisch Metallkationen erzeugt, die zur Kathode wandern (Platin) und dort zu
elementarem Nickel reduziert werden Auch hier werden die enstehenden Cluster durch
TOABr stabilisiert, das gleichzeitig als Elektrolyt dient. Bei der zweiten Methode, der „H2
coevolution method“ wird Nickel unter gleichzeitiger Bildung von Wasserstoff auf einer
Graphitoberfläche abgeschieden. Die Bildung von Wasserstoff und Nickel läuft bei jedem
Potential < -1.2 V parallel ab, da die abgeschiedenen Nickelpartikel sofort als Katalysatoren
für die Bildung von Wasserstoff dienen. Die entstehenden Partikel weisen eine schmale
Größenverteilung im Bereich von 50 bis 100 nm auf und ihre Morphologie kann durch die
Abscheidungsspannung gesteuert werden.
Rein chemische reduktive Methoden sind bei der Synthese von Nickelpartikeln durch die
Reduktion von NiCl2 mit Hydrazin in der Gegenwart von Cetyltrimethylammouniumbromid[190] oder bei der Reduktion von NiCl2 mit NaBH4 in superkritischem Ethanol[191] angewendet worden. Triphenylphosphin-stabilisierte Nickel-Kolloide sind durch die Reduktion
von Nickelacetylacetonat mit Et2AlH in der Gegenwart von PPh3 hergestellt worden.[192]
Auch wenn die reduktiven Methoden zweifelsohne das größte synthetische Potential haben,
da sie weder auf die Verfügbarkeit von geeigneten Templaten angewiesen sind noch den Einschränkungen von rein physikalischen Methoden unterliegen, leiden sie doch unter dem
Nachteil, dass die Zugabe von Reduktionsmitteln nötig ist und damit Nebenprodukte gebildet
werden, die die Aufarbeitung stören oder die Oberfläche der entstehenden Partikel kontaminieren können. Dies kann durch die Verwendung von nullwertigen organometallischen Precursoren mit flüchtigen Abgangsgruppen wie z. B. Biscyclooctadiennickel, [(COD)2Ni], umgangen werden. De Caro und Bradley[193] haben durch Zersetzung dieser Verbindung in
Methylenchlorid in der Gegenwart von PVP polymergeschützte Nickel-Kolloide hergestellt,
während Chaudret[194] die Zersetzung in THF in der Gegenwart von Wasserstoff durchgeführt
hat. Vor kurzem wurden von derselben Gruppe auf diese Weise nanoskalige Nickel-Stäbchen
hergestellt.[49]
In der vorliegenden Arbeit wurde ein Ansatz verfolgt, der die reduktiven Methoden mit der
Verwendung von organometallischen Precursoren verbindet. Bei der Synthese von Kupferund Palladiumpartikeln ist bereits ein Strukturelement verwendet worden, dass sich außerordentlich gut eignet, zweiwertige Kationen durch eine koordinierte Alkoholfunktion zum
entsprechenden Metall zu reduzieren: [M(OCH(Me)CH2NMe2)2] mit M = Cu, Pd. Insbesondere für das Kupfer-System können durch Verwendung dieser Verbindung hochwertige,
nahezu monodisperse Nanopartikel erhalten werden, ohne dass weitere Zusätze erforderlich
sind.
Nickel / 105
7.2
Synthese von Nickel-Nanopartikeln unter Verwendung des
organometallischen Precursors [Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2]
7.2.1 Vorstellung des Precursors
Der Precursor [Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2] 1 ist bereits literaturbekannt und wurde von HubertPfalzgraf et al. durch die Reaktion von Nickelchlorid mit dem entsprechenden Natriumsalz
des Aminoalkohols hergestellt.[195, 196] Diese Synthese wurde von uns leicht modifiziert (siehe
Schema 14). Der zeitaufwändige erste Schritt lässt sich wesentlich verkürzen, wenn statt elementarem Natrium Natriumhydrid verwendet wird. Darüber hinaus kann die Aufreinigung
statt durch Kristallisation bei –15 °C über Nacht durch Sublimation im Vakuum bei 65 °C
innerhalb von wenigen Stunden erfolgen. Die IR-Schwingungen[195] und die Kristallstrukturdaten[196] dieser Verbindung sind von der Gruppe um Hubert-Pfalzgraf bereits veröffentlicht
worden. Im experimentellen Teil der vorliegenden Arbeit sind ergänzend dazu die 1H NMR
und MS Daten von 1 angegeben.
N
+
NaH
- H2
Me2
N
O
ONa
OH
N
+ 0.5 eq NiCl2
Ni
- NaCl
N
Me2
O
Schema 14: Synthese des verwendeten Nickel-Precursors [Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2] 1.
Um den Zerfall von 1 und damit seine Eignung für die Freisetzung von nullwertigem
Nickel zu analysieren, wurden Daten der Massenspektroskopie und TG/DTA verwendet. Der
Molpeak des Massenspektrums liegt bei m/z = 262. Berechnet man jedoch das Isotopenmuster von [Ni(C5H12ON)2] (siehe Tabelle 6) und vergleicht die Werte mit den beobachteten,
stellt man fest, dass sie nicht übereinstimmen. Insbesondere die Intensität bei m/z = 263 liegt
mit 88 % relativer Intensität wesentlich höher als der berechnete (12 %). Geht man jedoch
davon aus, dass neben M auch M+H gebildet wird, wird die Intensität bei m/z = 263 erhöht.
Tabelle 6: Berechnete und beobachtete Isotopenmuster. Der erste Wert gibt die Masse (in g/mol) an, der zweite
die relative Intensität (in %).
NiC10H24N2O2
NiC10H24N2O2
1 eq NiC10H24N2O2 (M)
Beobachtete Werte
(M)
(M+H)
+ 0.8 eq NiC10H24N2O2 (M+H)
Massenspektrum
262: 100.0
262: 100
262: 100.0
263: 11.9
263: 100.0
263: 92
263: 88
264: 39.2
264: 11.9
264: 49
264: 53
265: 6.2
265: 39.2
265: 38
265: 36
266: 5.7
266: 6.2
266: 11
266: 13
106 / Nickel
Bei einer Gewichtung von 1 : 0.8 = M : M+H werden die beobachteten Werte gut widergegeben. Ausgehend von diesen beiden Signalen wird der folgende Zerfall sehr kompliziert:
Das nächste intensive Signal bei m/z = 161 setzt sich aus mindestens 3 Verbindungen
zusammen (NiC5H11ON, NiC5H12ON, NiC5H13ON), die durch einen Massenverlust von ∆M =
101-104 zustande kommen können. Eine Gewichtung dieser Komponenten von 0.7 : 0.4 : 0.7
reproduziert die beobachteten Intensitätswerten recht gut (siehe Tabelle 7). Eine Zuordnung
dieser Werte zu Strukturfragmenten oder die Postulation eines Zerfallsschemas lässt sich auf
dieser Grundlage jedoch nicht aufbauen.
Tabelle 7: Beobachtete und berechnete Isotopenmuster für den ersten Massenverlust beim Zerfall von
[Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2]. Der erste Wert gibt die Masse (in g/mol) an, der zweite die relative Intensität (in %).
NiC5H11ON
NiC5H12ON
NiC5H13ON
Berechneter Wert
(A)
(B)
(C)
mit A : B : C = 0.7 : 0.4 : 0.7
159: 100.0
Beobachete Werte
159: 70
159 73
160: 44
160 39
160: 5.9
160: 100.0
161: 38.5
161: 6.0
161: 100.0
161: 99
161 100
162: 3.8
162: 38.5
162: 6.0
162: 22
162 18
163: 5.2
163: 3.8
163: 38.5
163: 32
163 31
Die thermogravimetrische Analyse des Precursors zeigt im Temperaturbereich von 120 bis
190 °C einen relativ steilen Gewichtsverlust in einem einzigen Schritt. Der Masserest von
16 % entspricht einem kompletten Umsatz von 1 in metallisches Nickel und flüchtige
Nebenprodukte (berechneter Rückstand: 22 %). Der etwas kleinere Wert im Vergleich zu dem
berechneten könnte auf eine teilweise Verdampfung des Precursors zurückzuführen sein. Ein
starkes und zwei schwache endotherme Signale der DTA begleiten die Zersetzung von 1,
wobei das scharfe Signal bei 147 °C der Zersetzungstemperatur der Verbindung zugeordnet
wird.
6
100
4
2
80
-2
-4
40
DTA [µV]
TG [%]
0
60
-6
20
-8
0
0
100
200
300
400
-10
500
Temperatur [°C]
Abb. 51: TG/DTA von 10.4 mg [Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2] in einer Argonatmosphäre. Die Heizrate betrug
5 K/min. in einem Temperaturbereich von RT bis 500 °C.
Nickel / 107
Des weiteren wurde 1 bei erhöhten Temperaturen im Vakuum einer geschlossenen Apparatur zersetzt und die nach Abkühlen flüssigen Rückstände der Zersetzung von 1 in CDCl3 gelöst und mittels 1H (siehe Abb. 52)und 13C NMR (nicht abgebildet) untersucht. Der Vergleich
mit den Resonanzen von 1-Dimethylamino-propan-2-ol und 1-Dimethylaminopropan-2-on[197]
zeigt, dass diese Verbindungen entstanden sind und der Zerfall von 1 auf reduktivem Weg erfolgt.
5/8
3
OH
O
N
1
2
4
N
5
6
7
8
1
3
6
7
4
2
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
Shift [ppm]
1
Abb. 52: H NMR der Rückstände aus der thermischen Zersetzung von 1.
Vergleicht man jedoch die Integrale der Signale für die Positionen Nr. 1 (Alkohol) und 7
(Keton) stellt man fest, dass die Verbindungen nicht wie erwartet im Verhältnis
Alkohol:Keton = 1:1, sondern 2:1 enstanden sind. Der Unterschuss des Ketons kann entweder
durch eine Zersetzung bei den hohen Temperaturen erklärt werden oder weist auf eine unvollständige Reduktion der Nickelkationen zu Nickel hin. Da die Nanopartikel, die wie später gezeigt wird aus dieser Verbindung durch Thermolyse erhalten werden können, jedoch
metallisch sind und kein NiO enthalten, ist anzunehmen, dass Ersteres der Grund für den
beobachteten Unterschuss ist. Dies Annahme wird durch die braune Verfärbung der Flüssigkeit, die bereits auf eine Zersetzung hindeutet, unterstützt. Darüber hinaus berichten Davi et
al.[131] von der Bildung eines weiteren Produkts bei der Zersetzung von [Cu(OCHCH2NMe2)2]
bei hohen Temperaturen, das sie zwar nicht identifizieren konnten, jedoch auf thermische Zersetzung der primären Nebenprodukte (Alkohol und Keton) zurückführen. Unterstützende
GC/MS-Untersuchungen, die auf die Entstehung von Bruchstücken hinweisen könnten, wurden nicht durchgeführt. Aufgrund dieser Daten wird angenommen, dass 1 gemäß Schema 15
zerfällt. Das heißt, dass auch hier keine zusätzlichen Reduktionsmittel erforderlich sind und
das Reaktionssystem auf die gleiche Weise wie in Kapitel 5.3.1 bereits beschrieben vereinfacht wird. Es sei hinzugefügt, dass Schema 15 keine Aussage über den Reaktionsmechanismus impliziert.
108 / Nickel
Me2
N
O
∆T
Ni
N
Me2
OH
Ni (0)
+
O
N
+
N
O
Schema 15: Zerfall von 1 zu elementarem Nickel, 1-Dimethylaminopropanol und 1-Dimethylaminopropanon.
7.2.2 Pyrolyse
Für die Pyrolyse von 1 in heißen koordinierenden Lösungsmitteln wurde HDA als Lösungsmittel verwendet. Während starke π-Donor-Liganden ein Zusammenbrechen der Magnetisierung zur Folge haben, ist für σ-Donor-Liganden wie Amine zunächst angenommen[198],
später aber auch bewiesen worden[49], dass sie die Oberflächenmagnetisierung nicht reduzieren. Die qualitativ besten Nickelpartikel (bezogen auf die Monodispersität der Partikel)
lassen sich durch Verwendung von 7 g HDA, in das bei 180 °C Ölbadtemperatur eine 0.3-M
Lösung von 1 in Octylamin injiziert wird, herstellen. Nach der Aufarbeitung erhält man eine
gold-braune Lösung in Toluol, die unter Schutzgas über Wochen hinweg stabil ist und sogar
an Luft einige Tage ohne Bildung eines Niederschlags aufbewahrt werden kann.
Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen der kolloidalen Lösung sind in Abb. 53 gezeigt. Man erkennt sphärische Partikel mit einem Durchmesser von 6.5 nm. Die Größe und
die Form der Partikel sind sehr einheitlich und die einzelnen Partikel sind deutlich von den
benachbarten Teilchen getrennt. Der Abstand wurde zu 2.5 nm bestimmt und kann der Hülle
aus Liganden zugeordnet werden, die den metallischen Kern umgeben.
(111 )
(2 0 0 )
(2 2 0 )
(3 11 )
1 .4 8 A
Abb. 53: Links: TEM-Aufnahme von Nickel-Nanopartikeln. Die Probe wurde durch Auftropfen der toluolischen
Lösung auf ein mit einem Kohlenstofffilm bedecktes Goldnetz präpariert (Bar = 84 nm). Rechts: SAED der links
abgebildeten Partikel.
Die Vergrößerung zeigt, dass die schmale Größenverteilung ganz offensichtlich zu einer
Selbstanordnung von freistehenden Kolloiden in zweidimensionale, hexagonale Gitter führt.
Die dazugehörige SAE Beugung ist in Abb. 53 rechts abgebildet. Die hellen, klaren Reflexe
können den (111), (200), (220) und (311) Netzebenen von kubischem Nickel zugeordnet
Nickel / 109
werden. Zusätzlich lässt sich bei manchen Beugungsbildern ein zusätzlicher sehr schwacher
Reflex bei einem Netzebenenabstand von 1.48 Å beobachten, der von Nickeloxid verursacht
wird. Da dieser Reflex (1) nur für kleine Partikel auftritt und (2) bei Präparation und
anschließendem Transport unter Schutzgas (Vakuum-Transfer-Doppelkipphalter) nicht beobachten lässt, wird angenommen, dass Nickeloxid wie bei Kupfernanopartikeln durch oberflächliche Oxidation nach Kontakt mit Luftsauerstoff entstehen. Die einzelnen Beugungsringe
der Nickelkolloide weisen außerdem Punkte mit Intensitätsmodulation auf. Punkte entstehen,
wenn eine begrenzte Anzahl an Partikeln vorliegen und sind bei einer statistischen Anordnung
der Partikel normalerweise gleichmäßig verteilt. Die Intesitätsmodulation weist daher auf ein
bestimmtes Maß an Ordnung hin und stimmt damit mit der im Realbild beobachteten Selbstordnung überein.
Im Gegensatz zu der deutlich sichtbaren OPR von Kupferkolloiden sind für Nickelkolloide
keine definierten Absorptionsbanden zu erkennen, d. h. Nickel zeigt keine OPR im sichtbaren
Bereich der elektromagnetischen Strahlung (Spektrum nicht abgebildet). In der Literatur wird
deswegen auch selten über die Absorptionseigenschaften dieses Nanomaterials berichtet, ähnlich für die schwereren d10-Elemente Palladium und Platin. Ausnahme bildet eine theoretische
Berechnung aus dem Jahre 1981[199], die eine Absorption von 235 nm für sphärische Partikel
von 10 nm Durchmesser in wässrigem Medium vorhersagt. Die Lösung in Toluol zeigt jedoch
keinerlei Absorption in diesem Bereich.
Führt man die Reaktion bei höheren Temperaturen durch, wird im Gegensatz zu der
Thermolyse von [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2], bei der bei höheren Temperaturen eine
Fokussierung der Größenverteilung eintritt, beobachtet, dass die Bildung von Stäbchen und
Quadern begünstigt ist. Bei einer Injektionstemperatur von 250 °C ist zwar die Mehrheit der
Partikel sphärisch, aber die Größenverteilung ist verbreitert (8-15 nm) und es entstehen Stäbchen mit 7-10 nm Breite und 15-25 nm Länge. Die Anwesenheit von Partikeln anderer
Morphologie stört darüber hinaus auch die Selbstordnung in zweidimensionale Reihen.
Injektion bei 300 °C erhöht den Anteil von Stäbchen und viereckigen Nickelpartikeln.
Abb. 54: : TEM Aufnahmen von Nickel-Nanopartikeln, erhalten durch die Thermolyse von 1 bei (links) 250 °C
(Balken = 85 nm) und (rechts) 300 °C (Balken = 76 nm).
110 / Nickel
7.3
Zusammenfassung
Der organometallische Precursor [Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2] wurde über eine vereinfachte
Syntheseroute hergestellt, mittels MS und NMR charakterisiert und thermogravimetrisch
untersucht. Durch die Thermolyse dieser Verbindung in HDA konnten qualitativ hochwertige
metallische Nickel-Nanopartikel synthetisiert werden. Wie im Falle von Kupfer und
Palladium gewährleisten die Liganden, die an das Zentralatom des organometallischen
Precursors koordiniert sind, eine Reduktion des zweiwertigen Metallions, während das
Lösungsmittel koordinierende Funktion übernimmt und die entstandenen Partikel vor
Agglomeration schützt. Die kolloidalen Partikel tendieren aufgrund ihrer sehr schmalen
Größenverteilung zu einer Selbstordnung in ein hexagonales Muster. Auf diese Weise konnte
mit Hilfe der organometallischen Chemie ein kristalliner, einfach herstellbarer Precursor für
die Synthese von Nanopartikeln entwickelt, der im Gegensatz zu den meisten literaturbekannten Verfahren keines Zusatzes an Reduktionsmittel bedarf. Die Qualität der hierdurch
zugänglichen Partikel kann sich mit den besten aus der Literatur messen.
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] ist eine Verbindung, die ursprünglich für die Abscheidung von
Kupfer in einem CVD-Prozess verwendet worden ist. Durch unsere Arbeiten ist gezeigt worden, dass dieser, aber auch andere organometallische CVD-Precursoren für Metalle unter den
geeigneten Bedingungen ebenso als Precursoren für Nanopartikel geeignet sind. Umgekehrt
sind nun Untersuchungen gestartet worden, um zu zeigen, dass die analoge Ni-Verbindung
[Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2] als Precursor für metallische Nickelpartikel geeignet ist und folgerichtig ebenso für die Abscheidung von dünnen Nickelfilmen in der chemischen Dampfabscheidung verwendet werden kann. Die ersten Versuche zeigten bereits eine Abscheidung von
amorphem Nickel (als Schicht bzw. als Kugeln), es sind jedoch weitere Untersuchungen
nötig, um die Versuchsbedingungen zu optimieren und die Ergebnisse zu validieren.
Nickel / 111
8 Modellsysteme für den Cu/ZnO Katalysator in der
Methanolsynthese
8.1
Einleitung und Aufgabenstellung
Kohlenmonoxid und Wasserstoff können, je nach Katalysator, zu Methan, Kohlenwasserstoffen, Methanol, höheren Alkoholen, Aldehyden, Säuren oder auch zu Kohlenstoff und
Wasser reagieren. Die Synthese von Methanol ist insbesondere im Hinblick auf den zukünftig
vielleicht möglichen Ersatz von Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren interessant.
Heute wird der meiste Teil noch als Lösungsmittel oder gasoline extender (Streckmittel für
Benzin) verwendet und ist Ausgangschemikalie für viele Chemikalien wie z. B. Formaldehyd,
Methyltertbutylether, Essigsäure, Methylmetacrylat und Dimethyltherphtalat. Weltweit wurde
Methanol 1995 in einer Menge von 27 Mio. Jahrestonnen produziert, Tendenz steigend, und
liegt damit unter den Top-10 Chemikalien. Die Synthese wurde bereits 1923 von der
BASF[200] kommerzialisiert, damals noch unter hohen Temperaturen und Drücken aus Synthesegas unter Verwendung eines ZnO-Cr2O3 Katalysators. Obwohl schon kurze Zeit später bekannt war, dass Kupfer ein extrem reaktives Metall für die katalytische Produktion von
Methanol ist, insbesondere in Kombination mit ZnO und Al2O3, dauerte es bis 1966, bevor
ICI[201-203] eine Katalyse einführte, die bei niedrigen Temperaturen und Drücken unter Verwendung eines heterogenen Cu-ZnO Katalysators arbeitet. Dabei liegt metallisches Kupfer
feinverteilt auf einem gemischten Trägermaterial aus Al2O3 und ZnO vor, eine Kombination,
die seitdem nahezu ausschließlich verwendet wird.
Einige mechanistische Details des Katalyseprozesses konnten bereits geklärt werden:
Durch Experimente, in denen eine kleine Menge CO2 einem stationären Gasstrom an CO und
H2 zugegeben wurde, ist bekannt, dass Methanol aus CO2 wesentlich schneller gebildet wird
als aus CO. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die Oberfläche des Metalls während der
Synthese nicht mit atomarem Sauerstoff bedeckt ist. Eine ganze Reihe von Fragen werden
jedoch immer noch kontrovers diskutiert, wie z. B. die Natur der aktiven Spezies oder die
Rolle des Zinkoxids und anderer Bestandteile des Katalysators. Angesichts dieser Uneinigkeit
in der Literatur über solch zentrale Aspekte besteht nach wie vor ein Bedarf an Untersuchungen, die diese Fragen klären. Da sich Realkatalysatoren aufgrund ihrer Komplexität
nicht zur Untersuchung und Charakterisierung von Metall-Substrat-Wechselwirkungen
eignen, spielen Modellsysteme für das Cu/ZnO/Al2O3-System eine wichtige Rolle. Genau
dies, nämlich die Entwicklung von Modellsystemen mit dem Ziel, die Wechselwirkungen, die
in diesem System auftreten, zu verstehen, ist Thema des Sonderforschungsbereichs 558
„Metall-Substrat-Wechselwirkungen in der heterogenen Katalyse“. Im Verbund der unterschiedlichen Teilprojekte dieses SFBs ist es Aufgabe der anorganischen Chemie, metallorganische Precursor-Routen für die Katalysator-Präparation zu entwickeln. Insbesondere sollten
112 / Messing
kolloid-, photo- und sonochemische Ansätze für nanopartikuläre Metall/Substrat-Komposite
in den SFB eingebracht werden. Das von uns bearbeitete und in diesem Kapitel vorgestellte
Projekt über nanopartikuläre Metall/Substrat-Komposite zielt darauf ab, die offenbar entscheidende Cu/ZnO-Grenzfläche gewissermaßen in einem freistehenden (oberflächenstabilisierten)
Kompositpartikel "heraus zu präparieren" und in Lösung "handhabbar zu machen". Um dieses
Ziel zu realisieren, wurden basierend auf precursor- und kolloidchemischen Methoden drei
verschiedene Wege für die Präparation von Cu@ZnO-Nanokompositen untersucht. Diese
werden in den folgenden drei Kapiteln vorgestellt.
8.2
Cu und ZnO in räumlicher Trennung: Imprägnierung von ZnO mit
Kupfer-Nanopartikeln
Nachdem es gelungen ist, qualitativ hochwertige kolloidale Kupfer-Partikel zu synthetisieren,
ist es denkbar, eine Cu/Zn(O)-Grenzfläche zu realisieren, indem eine einkristalline ZinkoxidOberfläche mit stabilisierten Kupferpartikeln imprägniert wird. Die Imprägnierung wurde
durch einfaches Versetzen einer Suspension von Zinkoxid-Pulver (Alpha) in trockenem
Toluol mit einer Lösung von 8 nm großen kolloidalen HDA-stabilisierten Kupfer-Nanopartikeln in Toluol realisiert. Die entstehende Suspension wurde auf ein mit Kohlenstoff
bedecktes Goldgrid getropft und elektronenmikroskopisch untersucht. Die beiden Bilder in
Abb. 55 zeigen zwei mögliche Situationen für dieses System: die Kupferpartikel können sich
entweder auf den im Vergleich wesentlich größeren ZnO Partikeln absetzen oder räumlich
von ihnen getrennt vorliegen.
8 nm
ZnO
ZnO
380 nm
95 nm
Cu
Abb. 55: TEM-Aufnahme von Zinkoxidpulver nach Impregnation mit kolloidalen Kupferpartikeln.
Die links abgebildete Konstellation ließ sich nur durch Einwirken von Ultraschall auf die
Cu/ZnO-Suspension erreichen, wobei der Anteil von Cu@ZnO immer noch sehr gering war.
Man kann klar Partikel von etwa 8 nm Durchmesser erkennen, die sich auf einem
380 x 95 nm2 großen Stäbchen befinden. Die kleinen Partikel bestehen aus Kupfer, ihre Größe
hat sich durch die Impregnation nicht geändert. Die großen rechteckigen Partikel sind
oxidisches Material wie aus separaten Messungen des verwendeten ZnO-Pulvers bekannt ist.
Die überwiegende Mehrheit der Partikel befindet sich jedoch in der rechts abgebildeten
Messing / 113
Situation, also ohne Kontakt zwischen Kupfer und Zinkoxid. Auch hier lassen sich aufgrund
von Größe und Morphologie die Zuordnungen zu Kupfer bzw. Zinkoxid leicht treffen.
Ganz offensichtlich ist die Wechselwirkung zwischen der Oberfläche des Zinkoxids und
den Alkylketten, die die Kupfer-Nanopartikel umgeben, so gering, dass die Impregnationsmethode nicht zu dem gewünschten Cu@ZnO-System führt. Die HDA-Stabilisierung wird
nur durch sonochemischen Einfluss und nur sehr unvollständig aufgebrochen. Möglicherwiese ist das Anhaften der Kupferpartikel auf ZnO im sonochemischen Experiment durch teilweisen Verlust der HDA Schutzhülle zurückzuführen.
8.3
Cu und ZnO in räumlicher Nähe: Mischungen von Cu- und ZnOKolloiden
Nachdem offenbar die Stabilisierung des Kupfers mit organischen Liganden die Impregnation
von Mikrometer großen ZnO-Partikeln mit HDA-stabilisiertem nano-Kupfer verhindert,
wurde in einem zweiten Ansatz versucht, die Cu/ZnO-Grenzfläche in core-shell Cu/ZnOPartikeln zu erzeugen. So sollte es möglich sein, zunächst ZnO-Partikel herzustellen (diese
Arbeiten wurden bereits in Kapitel 4 vorgestellt) und diese dann als Keime für das Aufwachsen von Kupfer zu verwenden. Praktisch wurde dies durch eine 2-Stufen Synthese realisiert, indem zunächst ZnO-Partikel durch Injektion von [EtZn(OiPr)][204] in 170 °C heißes
HDA hergestellt wurden. In dieser Reaktionsmischung wurde anschließend bei etwas höheren
Temperaturen (200 °C) eine äquimolare Menge [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] thermolysiert.
Die TEM-Aufnahmen dieser Reaktion sind zusammen mit der Elektronenbeugung in Abb. 56
gezeigt.
(11 2 )
(1 0 3 )
(11 0 )
(1 0 1 )/
(0 0 2 )
(1 0 0 )
(111 )
(3 11 )
(2 2 0 )
(3 11 )
Z nO
K u p fe r
Abb. 56: TEM Aufnahme (links, bar = 78 nm) und SAED (rechts) von Kupfer- und Zinkoxid-Nanopartikeln
durch Pyrolyse von [EtZn(OiPr)3] und [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in HDA.
Das Realbild lässt klar eine bimodale Partikelverteilung mit kleineren (Ø = 4 nm) und
größeren (Ø = 12 nm) Partikeln erkennen. Die einzelnen Partikel haben sphärische Formen
und sind mit einem Abstand von etwa 4 nm voneinander separiert. Das Beugungsmuster
dieser Probe weist eine hohe Anzahl von Reflexen auf, die sich den in Abb. 56 rechts aufge114 / Messing
listeten Gitterebenen von Kupfer und ZnO zuordnen lassen, d. h. es sind separate metallische
und oxidische Phasen entstanden. Demnach lässt sich vermuten, dass die oben beschriebene
Synthesemethode nach der Zersetzung von [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] zu Kupferatomen entweder zu einem Wachstum von Kupfer auf bereits vorhandenen Zinkoxidpartikeln oder zu
einer separaten Nukleation geführt hat. Die Tatsache, dass eine bimodale Verteilung in der
Partikelgröße vorliegt, lässt allerdings Letzteres wahrscheinlicher sein.
Um diese Annahme zu überprüfen, wurden Pyrolyseexperimente mit den einzelnen
Precursoren durchgeführt. Während bei der Pyrolyse von [EtZn(OiPr)] ZnO-Partikel mit
einem Durchmesser von 3-4 nm entstehen, bildet [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] Cu-Kristallite
mit einem Durchmesser ≥ 8 nm. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden die kleinen Partikel in
Abb. 56 Zinkoxid zugeordnet bzw. die größeren Partikel Kupfer. Insgesamt ist damit ein
System realisiert worden, in dem Kupfer und Zink bzw. Zinkoxid mit einem minimalen
Abstand von 4 nm zueinander vorliegen, jedoch keine Cu/Zn-Grenzfläche ausbilden. Dieses
Verhalten weicht deutlich von der eigentlichen Vorstellung ab, dass die primär vorliegenden
ZnO-Partikel als Nukleationskeime für Kupfer dienen. Damit aber eine Nukleation von
Kupfer auf ZnO möglich ist, müsste das an die Oberfläche der ZnO-Partikel koordinierte
HDA desorbieren, damit eine Annäherung des Kupfer-Precursors gewährleistet ist. Dies
scheint nun definitiv nicht der Fall zu sein. Offenbar sind die ZnO-Partikel stark durch HDA
geschützt. Diese Interpretation wird durch die Tatsache gestützt, dass die HDA-ZnO-Partikel
vergleichsweise klein sind. Im Größenbereich von 2-3 nm sind ca. 30-40% aller Atome
Oberflächenatome. Es liegt daher nahe, eine starke Adsorption des HDAs an den Lewisaciden Zn2+-Zentren der Oberfläche bzw. auch Wasserstoff-Brücken zu den O2--Zentren zu
vermuten.
8.4
Inniger Kontakt zwischen Kupfer und Zink: Coating von KupferNanopartikeln mit Zink
Da die zweistufige Thermolyse von erst [EtZn(OiPr)]n und dann [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2]
zu separaten Kupfer- bzw. ZnO-Partikeln führt, muss für die Realisierung eines direkten Kontakts zwischen Cu und Zn ein anderer Weg eingeschlagen werden. Aus der Beobachtung, dass
primär erzeugte HDA-stabilisierte ZnO-Partikel nicht als Keime für die Nukleation von
Kupfer-Partikeln dienen bzw. so keine Cu@ZnO core-shell Kompositpartikel herstellbar sind,
ist abzuleiten, dass die Bildung von Kompositartikeln durch weniger unterschiedliche
Adsorptionsenergien des Stabilisators auf verschiedenen Partikeloberflächen begünstigt
werden sollte. So entstand die Idee, eine entsprechende Synthese von Cu/Zn-Legierungspartikeln zu versuchen, da HDA auf Kupfer bzw. Zink als Metalloberflächen wahrscheinlich
weniger unterschiedlich stark adsorbiert als auf ZnO- versus Kupfer-Oberflächen. Wir vermuteten außerdem, dass der Energiegewinn durch eine Legierungsbildung zwischen Kupfer und
Zink eine zusätzliche Triebkraft für die Bildung von Cu/Zn-Nanokompositen sein kann.
Messing / 115
8.4.1 Precursor und Synthese
Als Quelle für elementares Zink wurde Et2Zn ausgewählt. Um seine Eignung, Zink freizusetzen, zu testen, wurde es in Octylamin gelöst und in heißes HDA injiziert. Es bildet sich
ein grauer Niederschlag, der sich genau wie das Material aus der Thermolyse von
[MeZnOSiMe3]4 nicht in Toluol lösen lässt. XRD-Messungen bestätigten die Bildung von
metallischem Zink (die Abbildungen und weitere Analytik sind in den Kapiteln 8.4.2 bis 8.4.4
zu finden) und somit die Tauglichkeit von Et2Zn als Zinkquelle.
Für die Untersuchung von gemischten Cu/Zn Systemen wurden fünf verschiedene molare
Verhältnisse von Kupfer zu Zink in den Vorratslösungen ausgewählt, nämlich Cu/Zn = 100/0,
90/10, 50/50, 30/70 und 0/100. Die Synthese von Cu/Zn 100/0 und 0/100 erfolgte wie in
Kapitel 5 bzw. oben beschrieben. Für das System mit dem geringsten Zinkanteil wurden
zunächst Kupferpartikel synthetisiert und ohne Aufarbeitung auf 180 °C erhitzt. Die entsprechende Menge Et2Zn wurde tropfenweise zugegeben und die Reaktionsmischung nach
einer Reaktionszeit von weiteren 10 Minuten abgekühlt und standardmäßig aufgearbeitet. Für
die äquimolare Mischung wurden die Precursor vor der Zugabe in Octylamin gelöst,
miteinander vermischt, und dann in heißes HDA injiziert. Die Reaktionsmischung wurde
analog zur Versuchsvorschrift für Kupfernanopartikel 30 Min. bei dieser Temperatur
gehalten, dann abkühlen gelassen und aufgearbeitet. Das Zink-reiche System wurde auf
dieselbe Art und Weise präpariert. Es kann auch analog zum 90/10 System hergestellt werden,
wobei weder in der Partikelmorphologie noch in der Beugung eine Veränderung zur
erstgenannten Methode zu bemerken ist, so dass die beiden Methoden wahlweise verwendet
werden können. Alle Systeme (mit Ausnahme von Cu/Zn 0/100) bilden nach Aufarbeitung
mit Methanol und Zentrifugation rot gefärbte Lösungen in Toluol.
116 / Messing
558
Absorption [a. u.]
2
1
0
400
500
600
700
Wavelength [nm]
Abb. 57: (a) UV/VIS (b) TEM (bar = 110 nm) und (c) SAED der Lösung des Cu/Zn = 100/0 Systems in Toluol.
4
557
Absorption [a. u.]
3
2
1
0
400
500
600
700
Wavelength [nm]
Absorption [a. u.]
564
Abb. 58: (a) UV/VIS (b) TEM (bar = 130 nm) und (c) SAED der Lösung des Cu/Zn = 90/10 Systems in Toluol.
0,5
400
500
600
700
Wavelength [nm]
Absorption [a. u.]
Abb. 59: (a) UV/VIS (b) TEM (bar = 116 nm) und (c) SAED der Lösung des Cu/Zn = 50/50 Systems in Toluol.
1
400
500
600
700
Wavelength [nm]
Abb. 60: (a) UV/VIS (b) TEM (bar = 175 nm) und (c) SAED der Lösung des Cu/Zn = 70/30 Systems in Toluol.
1000
800
(002)
(101)
400
200
(102)
(100)
Intensity [a. u.]
600
0
30
35
40
45
50
55
60
2 Theta [°]
Abb. 61: (b) TEM (bar = 500 nm) und (c) XRD des Systems Cu/Zn = 0/100.
Messing / 117
8.4.2 Analytische Charakterisierung
Zusammensetzung (EDX)
Wie nicht anders zu erwarten, zeigt die EDX-Analyse der 100/0 und 0/100-Systeme neben
den vom Grid stammenden Signalen (Gold, Kohlenstoff) nur Signale für Kupfer bzw. Zink.
Bei den gemischten Systemen sind jedoch durchweg Signale für beide Metalle, Kupfer und
Zink, zu sehen. Da die Proben vor der Messung aufgereinigt worden sind und deshalb jegliches mikrokristallines Material, das (wie später gezeigt wird) durch eine separate Nukleation
von Zink entstehen würde, abgetrennt worden ist, kann man davon ausgehen, dass in allen
Fällen gemischte Cu/Zn-Systeme gebildet worden sind.
Das Verhältnis von Kupfer zu Zink, das in den Proben mit Cu/Zn = 90/10, Cu/Zn = 50/50
bzw. Cu/Zn = 30/70 gemessen wurde, betrug Cu/Zn = 95/5 (±10%), Cu/Zn = 70/30 (±10%)
bzw. Cu/Zn = 35/65 (±10%). Die in die Synthese eingebrachten Verhältnisse liegen damit (bis
auf Cu/Zn = 50/50) innerhalb der Messgenauigkeit einer EDX-Analyse, sind aber tendentiell
etwas niedriger als die in den fertigen Komposit-Partikeln gefundenen. In der folgenden Beschreibung wird jedoch die alte Systematik beibehalten, um keine Verwirrung zu erzeugen.
UV/VIS Absorption
Reine, metallische Kupfer-Nanopartikel zeigen eine definierte Oberflächenplasmonenresonanz (OPR), die auch die intensive rote Farbe ihrer Lösungen erzeugt. Sie liegt bei
λ = 558 nm und ist bis zu einer Partikelgröße von etwa 25 nm größenunabhängig und damit
charakteristisch für nanoskaliges Kupfer (siehe Abb. 57a).
Das UV/VIS Spektrum des 90/10-Systems ist in Abb. 58a gezeigt. Das (lokale)
Absorptionsmaximum liegt bei λ = 558 nm, d. h. bei demselben Wert wie das reine Kupfersystem. Das heißt, dass ein geringer Anteil an Zink die Oberflächeneigenschaften von Kupferpartikeln nicht beeinflusst. Natürlich kann dieses Verhalten auch durch völlige Abwesenheit
von Zink entstehen, doch die oben beschriebenen Ergebnisse der EDX-Messungen widerlegen
diese Möglichkeit.
Wenn das Verhältnis von Kupfer zu Zink auf 1.0 erhöht wird, zeigt das UV/VIS-Spektrum
der entsprechenden toluolischen Lösung eine Absorptionsbande bei λ = 564 nm (Abb. 59a).
Im Vergleich zu reinen Kupferpartikeln ist der Wert damit klar zu höheren Wellenlängen verschoben. Die Rotverschiebung von 6 nm zeigt, dass die OPR nicht länger ausschließlich von
Kupfer verursacht wird, sondern dass zusätzliche Effekte eine Rolle spielen. Da die Liganden
aufgrund der synthetischen Bedingungen dieselben sind wie im 100/0 System und aus EDXMessungen bereits bekannt ist, dass die Partikel zu 30% aus Zink bestehen, kann dieser Effekt
der Anwesenheit von Zinkatomen zugeschrieben werden.
Bei einem Anteil von 70 mol-% Zink schließlich wird keine OPR mehr im UV/VISSpektrum beobachtet (Abb. 60a). Das heißt, es ist offenbar ein neues System mit veränderten
118 / Messing
charakteristischen Eigenschaften entstanden, das keine Oberflächenelektronen mehr für die
Wechselwirkung mit sichtbarem oder UV-Licht zur Verfügung stellt. Es ist festzuhalten, dass
die Injektion von Et2Zn in heißes HDA Material ergibt, das nicht in Toluol löslich ist. Das
heißt, wenn die Thermolyse von Et2Zn zu Zinkpartikeln führen würde, ohne dass mit den
ebenfalls vorhandenen Kupferpartikeln oder Kupferatomen eine Reaktion eingegangen würde,
würde das Material durch die Aufarbeitung abgetrennt werden und die UV/VIS Absorption
nicht beeinflussen. Es ist also anzunehmen, dass die beobachteten optischen Eigenschaften
aus den gemischten Cu/Zn-Systemen stammen und nicht von separaten Kupfer- und ZinkPartikeln.
8.4.3 Elektronenmikroskopie (TEM)
Wie aus Kapitel 5 bekannt ist, bildet Kupfer nach der Thermolyse von
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in HDA sphärische, gut voneinander separierte und hoch monodisperse Partikel von etwa 8 nm aus, die in Abb. 57b zum Vergleich gezeigt sind. Am anderen
Ende des Systems bildet das 100% Zinksystem Material mit einer ganz anderen Morphologie.
Et2Zn entwickelt nach der Thermolyse in HDA unregelmäßige Stäbchen mit einer Länge von
etwa 1 µm und einer Breite von 50 nm aus (Abb. 61b). Da keine der TEM-Aufnahmen der gemischten Systeme (Abb. 58b bis Abb. 60b) die Anwesenheit von Stäbchen zeigt, kann davon
ausgegangen werden, dass Zink, wenn es im System vorhanden ist, wahrscheinlich in Form
einer Legierung mit Kupfer vorliegt.
Abb. 58b zeigt die elektronenmikroskopischen Aufnahmen des Cu/Zn 90/10 Systems.
Auch hier liegen klar voneinander separierte Partikel vor, wenn auch mit einer wesentlich
breiteren Größenverteilung zwischen 5 und 10 nm. Die höhere Dispersität kommt durch die
Verwendung von bereits breiter verteilten Kupferpartikeln als Augangsmaterial zustande und
hängt somit nicht mit der Zugabe des Zinks zusammen. Die EDX Analyse dieser Probe zeigte
ein Spektrum mit Signalen für Kupfer und Zink, was beweist, dass in der Tat beide Elemente
vorhanden sind. Allerdings ergab die quantitative Analyse der Kα Linien von Kupfer bzw.
Zink, dass das Verhältnis größer ist als angenommen, nämlich Cu/Zn = 95/5.
Für das System mit äquimolaren Mengen Cu und Zn werden ebenfalls sphärische Partikel
mit einem Durchmesser von etwa 10 nm beobachtet, die jedoch facettiert sind, eine breite
Größenverteilugn aufweisen und zum Teil dreieckige Formen annehmen wie Abb. 59b zeigt.
Auch hier ist der Anteil an Zink niedriger als die zugegebene Menge, d. h. Cu/Zn = 70/30.
Bei einem Anteil an Zink von 70 % werden wieder sphärische Partikel ausgebildet (Abb.
60b), wobei keine dreieckigen Formen zu beobachten sind. Die Partikel haben eine Größe von
10 nm und sind wie aufgrund ihrer Löslichkeit in Toluol zu erwarten, voneinander separiert.
Die Zusammensetzung wurde mittels EDX zu 35/65 = Cu/Zn bestimmt.
Messing / 119
8.4.4 Elektronenbeugung (SAED und XRD)
Unter Schutzgas präparierte und mit Hilfe eines Vakuumtransferhalters transportierte
Kupferpartikel zeigen ein Beugungsmuster, dessen Reflexe eindeutig den (111), (200), (220)
und (331) Reflexen von kubischem Kupfer zugeordnet werden können. Aus Beugungsbildern,
die nach Kontakt dieser Proben mit Luft aufgenommen wurden, ist bekannt, dass die Oberfläche des Kupfers sehr leicht oxidiert wird, was zur Folge hat, dass zusätzliche Reflexe auftreten, die den Gitterebenen von Cu(I)- und Cu(II)oxid zugeordnet werden können. Es konnte
bereits gezeigt werden (Kapitel 5.4.2), dass nur die Oberfläche oxidiert wird und nicht die
gesamten Partikel, da (1) die intensiven Reflexe von metallischem Kupfer bestehen bleiben
und die zusätzlichen Reflexe schwach und diffus erscheinen und (2) die oxidischen Reflexe
auch für größere Partikel beobachtet werden, dort jedoch aufgrund des abnehmenden
Oberflächen-Volumen Verhältnisses wesentlich schwächer in ihrer Intensität sind.
Die Anwesenheit von 10 % Zink im System hat das in Abb. 58c gezeigte Beugungsbild zur
Folge. Die den Reflexen entsprechenden Gitterabstände sind in Tabelle 8 angegeben und
lassen sich eindeutig den (111), (200), (220) und (331) Ebenen von metallischem Kupfer
zuordnen. Obwohl die Probe nach der Präparation in der Glovebox Kontakt zu Luftsauerstoff
hatte, zeigt sie keinerlei Reflexe für oxidisches Kupfer. Da von reinen Kupferkolloiden bekannt ist, dass die Oberfläche oxidiert wird, kann hier davon ausgegangen werden, dass die
Kupferoberfläche eines Systems durch die Legierung mit Zink effektiv vor der Oxidation geschützt ist. Das Vorliegen von einzig kristallinem Kupfer stimmt gut mit der Beobachtung
überein, dass die OPR dieser Lösung im Vergleich zum reinen Kupfersystem nicht
verschoben ist.
Auf den ersten Blick sieht auch das Beugungsbild des 50/50 Systems (Abb. 59) nach
metallischem Kupfer ohne CuxO aus. Eine genauere Untersuchung der Reflexe deckt jedoch
fünf zusätzliche Beugungsringe mit geringer Intensität auf, nämlich bei Gitterabständen von
2.35, 1.61, 1.37, 1.21 und 1.16 Å (jeweils ± 0.02 Å). Durch Vergleich mit Literaturwerten
kann die Existenz von kristallinem Zink bzw. Zinkoxid, was eine durchaus wahrscheinliche
Form für anwesendes Zink wäre, ausgeschlossen werden, da mindestens zwei der dafür
charakteristischen Reflexe fehlen (siehe Tabelle 8). Anstatt separate Phasen auf den
Kupferpartikeln zu bilden, kann Zink jedoch auch – wie ursprünglich beabsichtigt – mit
Kupfer legieren. Die Gitterabstände für verschiedene Cu/Zn Legierungen sind in Tabelle 8
angegeben, aber einzig die Reflexe von CuZn2, Danbait, passen zu den Daten aus der SAED.
Dies führt zu der Vermutung, dass der größte Teil der Nanokristallite aus elementarem Kupfer
bestehen, mit einer zusätzlichen Phase aus CuZn2. Dies würde also einem heterogen
zusammengesetzten Nanokomposit entsprechen. Ein Vorliegen von Kupfer neben CuZn2
kann hingegen ausgeschlossen werden, da separat vorliegendes Kupfer (wie aus dem System
Cu/Zn = 100/0 bekannt ist) oxidische Reflexe im SAED-Muster zeigen müsste. Da (1) die
Oberflächenplasmonenresonanz dieser Partikel zu höheren Wellenlängen verschoben ist und
120 / Messing
(2) keine Reflexe für CuxO detektiert wurden, kann darüber hinaus vermutet werden, dass
CuZn2 zumindest teilweise an der Oberfläche lokalisiert ist.
Das Beugungsbild des Kupfersystems mit 30/70 Cu/Zn zeigt ein völlig neues
Beugungsmuster. Während reine Kupfersysteme und solche mit einem geringen Anteil an
Zink vier charakteristische Reflexe für Kupfer zeigen, weist das SAED in Abb. 60 zwei
Reflexe mit sehr hoher Intensität (2.09 und 1.21 Å), einen mit mittlerer, aber dennoch scharfer
Intensität (1.48 Å) und mehrere diffuse und schwache Signale auf.
Tabelle 8: Gemessene und theoretische Gitterabstände (Intensitäten in Klammern) für unterschiedliche Cu/Zn
Systeme (in Å bzw. %).
100/0a
2.09
90/10
2.09
50/50
30/70
2.35
diffuse
Reflexe (b)
2.10
2.09 (b)
Kupfer
Zink
2.47 (53)
2.31 (40)
2.09 (100)
Zinkoxid
2.81 (57)
2.60 (44)
2.48 (100)
2.09 (100)
Cu5Zn8
2.09 (100)
1.91 (23)
1.81
1.80
1.80
1.82
1.61
1.63
1.48
1.38
1.81 (46)
Messing
2.12 (100)
2.06 (17)
1.83 (35)
CuZnb
CuZn2c
2.35 (50)
2.16 (40)
2.09 (100) 2.08 (100)
1.69 (28)
1.37
1.62 (32)
1.48 (29)
1.38 (23)
1.59 (30)
1.47 (15)
1.37 (40)
1.34 (25)
1.33 (21)
1.28
1.28
1.27
1.21
1.16
1.10
1.28
1.21
1.28 (20)
1.21 (10)
1.20 (29)
1.23 (30)
1.16 (30)
1.10
1.09 (17)
1.09
1.09
(b) = breit
Fett gedruckte Zahlen entsprechen Reflexen mit hoher Intensität;
Für die Vergleichsmaterialien sind nur Intensitäten > 5% (für CuZn2 > 10%) angegeben;
a
kein Kontakt mit Luftsauerstoff; bZhangengite, cDanbaite
Aufgrund fehlender Reflexe kann die Existenz von Zink und Zinkoxid ausgeschlossen
werden und das Vorliegen einer Cu-Zn-Legierung angenommen werden. Cu5Zn8 passt sehr
gut zu den gefundenen Gitterabständen, da es lediglich zwei Reflexe mit hinreichender Intensität besitzt (2.09 und 1.21 Å). Allerdings besitzt der Reflex bei 1.21 Å nur eine Intensität von
10 % im Vergleich zu 100 % für den Reflex bei 2.09 Å. Die tatsächlich gefundene Intensität
bei 1.21 Å ist jedoch wesentlich größer, d. h. es muss einen weiteren Beitrag an dieser Stelle
geben. Die Verbindung, die dafür in Frage kommt, ist CuZn, das mit einer relativen Intensität
von 29 % zu dem Reflex beiträgt und darüber hinaus den Reflex bei 1.48 Å erklärt. Messing
selber (CuZn) kann hingegen ausgeschlossen werden, weil es einen Reflex bei 1.83 Å mit
einer relativen Intensität von 35 % aufweisen sollte. Es gibt zwar einen Reflex bei 1.82 Å,
aber im Gegensatz zu dem bei 2.09 Å, der aufgrund seiner Breite die theoretischen Reflexe
bei 2.12 und 2.06 Å einschließt, ist er kaum ausgeprägt und diffus. Die schwachen Reflexe bei
1.82 und 1.28 Å können einem kleinen Anteil an kristallinem Kupfer zugeordnet werden.
Messing / 121
8.5
Zusammenfassung
Unter Ausnutzung der synthetischen Kenntnisse zur Herstellung von stabilisierten, freistehenden Kolloiden ist es uns gelungen, mehrere Systeme aufzubauen, in denen Cu und Zn bzw.
ZnO in unterschiedlichen Konstellationen vorliegen. Dabei führen sowohl die Impregnation
von ZnO-Pulver mit kolloidalem Kupfer als auch die sequentielle Thermolyse von Kupferund ZnO-Precursoren zu separat vorliegenden Cu- und ZnO-Systemen. Ein inniger Kontakt
zwischen Kupfer und Zink kann auf diese Weise nicht realisiert werden.
Die Herstellung von Systemen, die Kupfer und Zink enthalten, gelingt jedoch, wenn man
die Entstehung von ZnO-Partikeln, die sehr effektiv durch organische Liganden stabilisiert
werden können, vermeidet und statt dessen einen Zink-Precursor verwendet. Auf diese Weise
konnte nicht nur der Stabilisierungseffekt umgangen werden, sondern dem System ein
zusätzlicher Weg zur Stabilisierung, nämlich der der Legierungsbildung, eröffnet werden. Es
konnte mittels EDX gezeigt werden, dass die entstandenen Partikel sowohl Zink als auch
Kupfer enthalten. Bei einem geringen Anteil an Zink wird weder die OPR noch die
Kristallinität der Partikel beeinflusst, aber es konnte beobachtet werden, dass die Partikel
wesentlich besser gegen Oxidation durch Luftsauerstoff geschützt sind als reine
Kupferpartikel. Dies weist auf eine Legierungsbildung zwischen Kuper und Zink hin, da aus
Studien des Oxidationsmechanismus von Messing bekannt ist, dass bei einer Oxidation
zunächst Zink oxidiert wird und dann erst Kupfer[205] und analog bei einer Reduktion einer
oxidierten Cu-Zn-Legierung zuerst CuO reduziert wird und dann erst ZnO[206]. Bei einem
höheren Anteil an Zink entstehen (neben kristallinem, metallischen Kupfer) in den
Beugungsmustern der Partikel erkennbare Cu-Zn-Phasen, nämlich CuZn2 (Danbait), Cu5Zn8
und CuZn (Zhangengite). Diese Daten lassen schließen, dass Kupfer in innigem Kontakt mit
Zink vorliegt und dass es somit gelungen ist, eine Cu-Zn-Grenzfläche zu erzeugen.
Ob und wie die so hergestellten Cu/Zn-Systeme für die Präparation von heterogenen
Katalysatoren nützlich sind, ist noch offen. Katalytische Testreaktionen sind (noch) nicht
durchgeführt worden, sind aber Bestandteil der aktuellen Forschung im Sonderforschungsbereich (SFB) 558 „Metall-Substrat Wechselwirkungen in der heterogenen Katalyse“ der
Ruhr-Universität Bochum, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Arbeitskreisen von Prof.
Muhler und Prof. Schüth. Es ist für Kupfer zwar bereits gezeigt worden, dass trotz der
Schutzhülle Kohlenmonoxid an die Oberfläche vordringen kann, aber es besteht natürlich die
Frage, ob und wie die organischen Stabilisatoren die katalytische Aktivität beeinflussen.
Jedoch erscheint die Hinwendung zu kolloidchemischen Ansätzen für Metall/SubstratSysteme nicht nur aus grundlegender Sicht, sondern auch aus verfahrenstechnischer
Perspektive interessant. So bietet die dreiphasige Methanolsynthese (kommerzieller Prozess
LPMEOH), wobei der feste Katalysator als feines Pulver in einem Lösungsmittel dispergiert
ist ("Slurry-Reaktor"), gegenüber dem zweiphasigen gas-fest Prozess einen zusätzlichen
Freiheitsgrad (z.B. Wahl des Lösungsmittels usw.).[207, 208]
122 / Messing
Abgesehen von der Realisierung eines Modellkatalysators, in dem Kupfer und Zink direkt
nebeneinander vorliegen, ist auf diesem Wege auch die Synthese von bimetallischen Cu/Zn
Partikeln gelungen. Bimetallische Partikel stehen im Fokus des wissenschaftlichen Forschungsinteresses, sowohl im akademischen Bereich als auch in der Industrie. Akademische
Forscher sind im wesentlichen an der Abhängigkeit der optischen, physikalischen und strukturellen Eigenschaften von der Zusammensetzung interessiert, während sich die Industrie auf
potentielle Anwendungen konzentriert, insbesondere die Katalyse (nicht nur die MethanolSynthese durch Cu-ZnO) und zukünftige Datenspeichersysteme (magnetische Nanolegierungen). Die meisten Veröffentlichungen beziehen sich jedoch auf mehr oder weniger
edle Metalllegierungen bzw. metallische core-shell Strukturen wie z. B. Pd/Ni[209], Au/Pd[210, 211],
Au/Pt[212], Co/Pt[88, 213, 214], Pd/Cu[215], Pt/Ru[216], Fe/Pt[217, 218], Ag/Au[219], and Ag/Pd[211] (diese Aufzählung berücksichtig nur Kolloide, d. h. lösliche Nanopartikel). Aufgrund ihrer Stellung in
der Spannungsreihe sind diese Metalle wesentlich stabiler gegenüber der Oxidation mit Luftsauerstoff, was ihre Synthese und Analyse wesentlich vereinfacht. Unseres Wissens nach gibt
es praktisch keinen Bericht über kolloidale Legierungen, die aus mindestens einem reaktiven
Metall bestehen. Die hier vorgestellten Cu/Zn-Kolloide stellen somit den ersten Zugang zu
kolloidalen Messing-Phasen dar und es ist gut vorstellbar, dass es in der Fortsetzung dieser
Arbeit (Marie-Kathrin Schröter) möglich ist, durch gezielte Oxidation auch Cu/ZnO-Kolloide
herzustellen.
Messing / 123
9 Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit ist in enger Zusammenarbeit mit dem Sonderforschungsbereich 558
„Metall-Substrat-Wechselwirkungen in der heterogenen Katalyse“ entstanden. Der SFB 558
beschäftigt sich mit dem Cu/ZnO/Al2O3-Katalysator, der für die großtechnische Synthese von
Methanol verwendet wird. Die wesentliche Fragestellung, die hinter den zahlreichen
Forschungsarbeiten steht, ist, wie Aktivität, Selektivität und Stabilität von Metall/MetalloxidKatalysatoren von der Art der Metall-Substratwechselwirkung abhängen. Bei der
Katalysatorpräparation muss ein inniger, chemischer Kontakt zwischen Metall und Substrat
und eine optimale Dispersion des Metalls erreicht werden. In diesem Sinne handelt es sich
also um spezielle Nanokomposite. Genau diesen Zugang zu nanopartikulärem Material für
den SFB 558 zu erschließen, war Aufgabe der anorganischen Chemie und im Besonderen
Aufgabe dieser Arbeit. Das Ziel, das dadurch erreicht werden sollte, war die Präparation von
nanokompositären Cu/Zn(O)-Systemen, die einen innigen Kontakt der beteiligten Metalle,
Kufer und Zink, aufweisen sollten. Dabei sollte insbesondere das Wissen der (organometallischen) Chemie über das Design von molekularen Precusoren ausgenutzt und die Synthese von
nicht-wässrigen Kolloiden, sog. NACs (non-aqueous colloids), ermöglicht werden.
Um diesen Zugang zu Nanopartikeln und Kolloiden, also in einem Lösungsmittel
dispergierten Nanopartikeln, zu eröffnen, wurde mit einem System begonnen, das in der
Literatur wohlbekannt und im Hinblick auf Stabilität und Oxidationsempfindlichkeit
vergleichsweise leicht zu handhaben ist: dem II-VI-Halbleiter Cadmiumselenid.
Me
Cd
Me
+ Se
P
3
Me
Cd
Me
TOPO
∆T
CdSe
O
P
Cd
T O P O /T B P S e
T O P O /T B P S e
T O P O /T B P S e
E t2N
Cd
N E t2
7
T O P O /T B P S e
Me
Me
Cd
N
N
Abb. 62: Synthese von CdSe-Nanopartikeln unter Verwendung von verschiedenen organometallischen
Precursoren. Bar der TEM-Aufnahmen = 56 nm.
124 / Zusammenfassung
Neben der Einarbeitung in die Synthese von Nanopartikeln war es Ziel dieser Arbeiten, den
weit verbreiteten, jedoch extrem toxischen und darüber hinaus sicherheitsgefährdenden Cadmiumprecursor Me2Cd durch weniger flüchtige, möglichst kristalline organometallische Verbindungen zu ersetzen. Um dies zu erreichen, wurden drei verschiedene Konzepte der anorganischen Chemie angewendet: die Verwendung von sterisch anspruchsvollen Liganden Dineopentylcadmium, das Ausnutzen von intramolekularer Stabilisierung Bis(3-diethylaminopropyl)cadmium und die Bildung von Addukten (2,2’-Bipyridin)dimethylcadmium. In allen
Fällen entstehen weitaus stabilere und damit ungefährlichere Verbindungen, im Falle des Bipyridin-Addukts sogar in kristalliner Form. Die Verwendung der neuen Precursor führt zu
Nanopartikeln, die sich qualitativ nicht von denen aus der Standardreaktion mit Me2Cd als
Precursor unterscheiden.
Mit der Erfahrung, die damit über den Halbleiter CdSe vorlag, haben wir uns dem ebenfalls
halbleitenden Zinkoxid zugewandt, das einer der Bestandteile des relevanten Cu/ZnO/Al2O3Systems ist. Zinkoxid ist (im Gegensatz zu CdSe) in seiner nanopartikulären Form in der Regel durch toxikologisch eher unbedenkliche Precursoren zugänglich. Allerdings führt die weit
verbreitete Synthese durch Dehydratisierung von kolloidalem Zinkhydroxid zu Partikeln, die
aufgrund von Sauerstoffdefizienz unbefriedigende optische Eigenschaften aufweisen (Lichtemission im sichtbaren statt im ultravioletten Bereich). Erstaunlicherweise wurden bislang
jedoch nicht über die Verwendung von Einkomponentenprecursoren berichtet, mit denen
dieser Nachteil vermieden werden kann. Hier greift wieder die Precursorchemie, die unter
anderem auf ein ausgedehntes Wissen darüber zurückgreifen kann, wie Metall und Sauerstoff
in einer molekularen Verbindung miteinander verknüpft werden können.
Me3Si
Me
O
Me
Zn
Zn
O
SiMe3
Me
Zn
O
O
HDA
SiMe3
Me3Si
ZnO
∆T
Zn
H 2N
15
Me
1
5
2,5x10
4
(101)
5,0x10
4
3
(200, 112, 201)
0
1,0x10
4
(103)
A bsorption
5
1,5x10
(102)
1x10
5
4
(100)
2x10
2,0x10
Intensity [a. u.]
1
(002)
5
Intensität [cps]
Absorption [a. u.]
3x10
(110)
4x10
Fluoreszenz
0
300
350
400
450
500
550
W ellenlänge [nm]
600
650
0,0
20
30
40
50
60
70
2 Theta [°]
Abb. 63: Synthese von Zinkoxid-Kolloiden unter der Verwendung des Zinksiloxids 1. Bar (TEM) = 48 nm.
Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich aus dem von der Arbeitsgruppe
Prof. Drieß zur Verfügung gestellte Zinksiloxid [ZnOSiMe3]4, aber auch aus dem Zinkalkoxid
Zusammenfassung / 125
[Zn(OCH(Me)CH2NMe2)2] durch Thermolyse in HDA Zinkoxid-Kolloide herstellen lassen,
deren Emission nahe der Bandkante liegt.
Metallische Nanopartikel werden in der Literatur hauptsächlich durch die Reduktion von
Metallsalzen synthetisiert, wobei das Reduktionsmittel dem Reaktionssystem zusätzlich zugeführt werden muss und nach der Synthese als Salzfracht vorliegt. Auch hier bietet die Organometallchemie einen neuen Lösungsansatz: Metallkationen lassen sich mit Liganden so stabilisieren, dass das Reduktionsmittel bereits im Precursor vorhanden ist. Aminoalkohle sind
solche Liganden und die entsprechenden Komplexe M(OR)2 bewiesen sich in dieser Arbeit
als hervorragend geeignete Precursoren für die Synthese von metallischen Nanopartikeln.
Me2
N
O
HDA
∆T
M
O
Metall
H2N
15
N
Me2
M = Cu, Pd, Ni, Zn
Kupfer
Nickel
Palladium
Zinkoxid
Abb. 64: Synthese von metallischen Nanopartikeln unter der Verwendung von organometallischen Precursoren
der Form [M(OCH(Me)CH2NMe2)2]. Bar (Kupfer) = 110 nm. Bar (Palladium) = 98 nm. Bar (Nickel) = 138 nm.
Bar (Zinkoxid) = 57 nm.
Sie liefern durch Thermolyse in hochsiedenden organischen Lösungsmitteln nicht nur
qualitativ hochwertige Kupfer-Nanopartikel, die den zweiten Bestandteil des im Fokus
stehenden Cu/ZnO-Systems ausmachen. Das Prinzip lässt sich darüber hinaus auch auf andere
Metalle wie Nickel, Palladium und Zink übertragen. Dabei werden die Alkoxide der edleren
126 / Zusammenfassung
Metalle zum nullwertigen Metall reduziert und bilden, insbesondere im Fall von Kupfer und
Nickel, extrem hochwertige, wohl definierte und nahezu monodisperse Nanopartikel. Das
Alkoxid des wesentlich unedleren Zinks wird hingegen zu Nanopartikeln des entsprechenden
Oxids thermolysiert, deren Eigenschaften denen der aus [ZnOSiMe3]4 synthetisierten Partikel
entsprechen.
Nachdem nun fundierte Kenntnisse über die einzelnen Komponenten des Cu-/ZnO-Katalysators vorlagen, wurde begonnen, ein gemischtes System zu präparieren. Es stellte sich jedoch
heraus, dass dies nicht wie ursprünglich geplant durch einfaches Zusammensetzen der beiden
Komponenten möglich ist, sondern dazu führt, dass Kupfer und Zinkoxid bevorzugt getrennt
voneinander in Form von Kolloiden vorliegen. Das heißt, sie bilden keine Grenzfläche aus, in
der Kupfer und Zink in innigem Kontakt miteinander existieren. Deshalb wurde die Neigung
der beteiligten Metalle, Legierungen zu bilden, ausgenutzt und die Synthese so gestaltet, dass
ein Precursor für metallisches Zink anstelle eines Zinkoxid-Precursors verwendet werden
konnte. In diesem Fall scheint die Bildung einer Legierung energetisch vorteilhafter zu sein
als die Ausbildung von getrennten Zink- und Kupferpartikeln, die sich durch Koordination
von organischen Liganden stabilisieren. Es konnte nachgewiesen werden, dass die entstandenen, kolloidal gelösten Partikel sowohl aus Zink als auch aus Kupfer bestehen und ihr Beugungsbild auf die Existenz von verschiedenen CuxZny-Verbindungen hinweist. Damit ist ein
Schritt in Richtung auf die Erzeugung definierter Cu/ZnO-Grenzflächen in freistehenden,
kolloidal-stabilisierten Nanopartikeln gelungen.
Im Hinblick auf die katalytischen Eigenschaften solcher Partikel konnte darüber hinaus
bewiesen werden, dass die nach der Synthese auf der Oberfläche der Partikel koordinativ verankerten Liganden die Oberfläche für den Zutritt kleiner Moleküle nicht vollständig abschirmt: Kohlenmonoxid, eine der Schlüsselverbindungen in der Methanolsynthese, kann
durch die Liganden zur Oberfläche gelangen und dort physisorbiert werden. Dies ist nicht nur
erstmals für Kupferkolloide gezeigt worden, sondern bietet darüber hinaus die Möglichkeit,
die CO-Wechselwirkung getrennt vom Substratmaterial zu beobachten, was mit geträgerten
Materialien prinzipiell nicht möglich ist. Des Weiteren sind die Grundlagen gelegt worden,
diese Ergebnisse mit denen der anderen Komponenten zu vergleichen: es sind ZnO-Kolloide
mit derselben Oberflächenbedeckung (HDA) synthetisiert worden, es ist ein System realisiert
worden, in dem sowohl Cu- als auch ZnO-Kolloide vorliegen und es wurden Kolloide hergestellt, in denen Cu und Zn in innigem Kontakt vorliegen, also in einer Situation, die gemeinhin für den Cu/ZnO-Katalysator angenommen wird. Somit ist es nun prinzipiell möglich,
die Beiträge der Komponenten am Beispiel der CO-Adsorption voneinander zu separieren.
Im Rahmen der synthetischen Arbeiten konnten außerdem Kenntnisse bezüglich des
Wachstumsmechanismus (am Beispiel von Kupfer und Palladium) und der Oberflächenreaktivität von Kolloiden (am Beispiel von CdSe und Kupfer) gewonnen werden. Dem
geneigten Leser seien daher zusätzlich die Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel auf den
Seiten 40f, 53f, 81ff, 102f, 111 und 122f nahegelegt.
Zusammenfassung / 127
10 Experimenteller Teil
10.1 Allgemeine Arbeitsvorschriften
Alle Synthesen der Nanopartikel durch Pyrolyse von organometallischen Precursoren (Überschreitung der Flammpunkte!) sowie die meisten präparativen Arbeiten wurden unter Inertgasatmosphäre in ausgeheizten Glasgeräten durchgeführt (Schlenck-Rohr-Techniken, GloveBox, 4.9 Argon (Reinheit > 99.998 Vol-%) mit Kupferkatalysator und Molsieb). Die für die
Synthesen verwendeten Lösungsmittel wurden nach gängigen Methoden getrocknet, mit
Argon gesättigt und über Molekularsieb aufbewahrt (Restwassergehalt < 3ppm, Karl-Fischer).
Lösungsmittel, die für die Reinigung der Nanopartikel verwendet wurden, wurden ohne
Molekularsieb aufbewahrt und im Falle von Kupfer-Nanopartikeln zusätzlich durch EinfrierAuftau-Zyklen entgast. Die Aufarbeitung erfolgte in der Regel durch Ausfällen der Nanopartikel mit Methanol und Zentrifugation (Hettich, EBA 8). Dieser Waschvorgang wurde drei
Mal durchgeführt, wobei die agglomerierten Partikel vor der nächsten Zentrifugation mit
Hilfe von Ultraschall (Branson, 2210) in frischem Methanol aufgeschlämmt wurden.
Anschließend wurden die Partikel je nach Analytik oder folgenden Syntheseschritten entweder in Toluol gelöst oder im Vakuum getrocknet.
10.2 Charakterisierung
1
H und
13
C NMR-Spektren wurden an einem Bruker DPX 200 gemessen. Die Bezeichnungen werden wie folgt abgekürzt: s, Singulett, d, Dublett, t, Triplett, q, Quartett, quin,
Quintett, m, Multiplett, b, breit.
IR-Spektroskopie. IR-Spektren wurden als KBr-Presslinge mit einem Perkin Elmer FT-IR
1720 X Spektrometer aufgenommen. Proben von Nanopartikeln wurden entweder durch
Verreiben der gewaschenen und getrockneten Partikel in KBr oder durch Imprägnierung von
KBr mit einer toluolischen Lösung der Partikel und anschließendem Trocknen im Vakuum
präpariert. Die Lage der Banden wird in cm-1 angegeben. Die Intensitätsangaben werden wie
folgt abgekürzt: w, schwach, m, mittel, s, stark, vs, sehr stark; sh, scharf, b, breit.
UV-VIS-Spektroskopie. Für die optische Spektroskopie wurde ein Perkin Elmer Lambda
9 UV/VIS/NIR Spektrophotometer verwendet. Nanopartikuläre Proben wurden in Toluol
gelöst und in Küvetten aus optischem Spezialglas mit 1 cm Pfadlänge vermessen. Die
Spektren wurden, wenn nicht anders vermerkt, gegen Luft gemessen, da die Absorption des
Lösungsmittels nicht im Bereich der Absorption der Proben lag.
Photolumineszenz. PL-Spektren wurden mit Hilfe eines Fluoro Max-2 Instruments mit
einer kontinuierlichen Ozon-freien Xenon-Lampe (150 Watt) und einem R928P Photomultiplier aufgenommen. Die Breite der slits betrug 2.5 nm und die Integrationszeit 1 s. Die Proben
128 / Experimenteller Teil
wurden als toluolische Lösungen in Küvetten aus optischem Spezialglas und 1 cm Pfadlänge
vermessen. Die Anregungswellenlänge variierte zwischen 250 und 350 nm und zu den
einzelnen Spektren angegeben.
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM). TEM-Untersuchungen wurden an einem
Hitachi H-8100 Raster- und Transmissionselektronenmikroskop mit LaB6 Filament durchgeführt, das mit einer Beschleunigungsspannung von 200 kV betrieben wurde. EDX (energydispersive X-ray) Spektren wurden mit einem Oxford Link System mit einem Si(Li) Kristall
und ultradünnem Fenster ATW 2 aufgenommen. Für die Probenpräparation wurden die Nanopartikel in Toluol entweder gelöst oder suspendiert und auf ein mit einem Kohlenstofffilm
überzogenes Gold- oder Kupfergrid getropft. Die Proben wurden einen Tag vor der entsprechenden Messung präpariert, um eine vollständige Trocknung des Grids in der Glove-Box
oder an Luft zu gewährleisten (dies reduziert einerseits die Kontamination der Probe während
der Messung und ermöglicht andererseits eine Selbstordnung der Partikel während des langsamen Trocknungsvorgangs).
Massenspektrometrie. Die massenspektroskopischen Untersuchungen wurden an einem
VG Instruments AutoSpec durchgeführt. Als Matrix für die Pulverproben wurde m-Nitrobenzylalkohol verwendet.
Dynamische Lichtstreuung. Die Lösungen der Partikel (in der Regel in Toluol) wurden
mit Hilfe eines He-Ne Lasers (Uniphase, 22 mW) in einem ALV PhotonenkorrelationsSpektrometer (ALV/DLS/SLS/5000E Goniometer-System der ALV Laser Vertriebsgesellschaft mbH Lagen, Deutschland) vermessen und über einen ALV-5000E Korrelator ausgewertet.
Röntgenpulverdiffraktometrie. Die Diffraktogramme wurden mit CuK.-Strahlung ( =
1.541Å) auf einem Bruker-AXS D8-Diffraktometer aufgenommen.
Einkristallröntgenstrukturanalyse. Die Einkristall-Röntgenstrukturanalysen wurde von
Dr. Klaus Merz an einem Bruker-axs-SMART 100 Diffraktometer der Firma Bruker AXS
unter Verwendung von Mo-K.-Strahlung ( = 71.07 pm, Graphit-Monochromator) durchgeführt.
Thermogravimetrische Analysen. Thermogravimetrische Messungen wurden von Silvia
Grum, Urmila Patil und Harish Parala auf einem TG/DTA6200/SII EXSTAR6000-Gerätes
der Firma Seiko Instruments durchgeführt.
Experimenteller Teil / 129
10.3 Chemikalien
Chemikalie
Hersteller
Aufbewahrung/Reinigung
(CH3)3CCH2MgBr
Standard-Synthese
Schutzgasatmosphäre, TK-Truhe
2,2’-Bipyridin
unbek.
Sublimiert, Glovebox
2-Thionaphtol 99 %
Aldrich
Für OF-Modifizierung 30 Min. bei RT im Vakuum
3-Chlor-1-brompropan 99 %
Acros
-
Allylchlorid 98 %
Aldrich
-
Cadmiumchlorid, wasserfrei
Sigma
Glovebox
Diethylamin (für die Synthese)
Merck
-
Diethylzink
Strem
Glovebox
Kaliumcarbonat (p. A.)
Riedel-de Haen
-
Kupferchlorid, wasserfrei
Glovebox
Lithium-Pulver
unbek.
Glovebox
Lithium-Stäbe
unbek.
Schutzgasatmosphäre
MeMgI 3-M in Et2O
Fluka
Kühlschrank
N,N-Dimethylamino-2-propanol
Aldrich
Getrocknet über Molsieb, destilliert, Argon
NaCp
U. Weckenmann
Schutzgasatmosphäre
Natriumhydrid
Fluka
-
n-Hexadecylamin 90 %
Acros
Getrocknet und entgast bei 100 °C im Vakuum
Nickelchlorid
Aldrich
Schutzgasatmosphäre
N-Tributylphosphin 96 %
Acros
Destilliert, Schutzgasatmosphäre, TK-Truhe
Octylamin 99+ %
Acros
Getrocknet
99+ %
über
Molsieb,
destilliert,
entgast,
Schutzgasatmosphäre, TK-Truhe
Ölsäure 99+ %
Aldrich
Entgast im Vakuum
Palladiumacetat
unbek.
-
Palladiumchlorid
unbek.
-
Pyridin (z. A.)
Merck
Destilliert (NaOH), Schutzgasatmosphäre
Selen Pulver
Merck
Glovebox
tert-Butylthiol
Aldrich
Destilliert, Argon, TK-Truhe
Trioctylphosphinoxid 90 %
Fluka
Getrocknet und entgast bei 100 °C im Vakuum
ZnO 99.9995 %
Nanotek
Entgast im Vakuum
130 / Experimenteller Teil
10.4 Synthesen
10.4.1 Vorschriften zum Kapitel Cadmiumselenid
Dimethylcadmium (modifiziert nach [220])
In eine kräftig gerührte Suspension von 12.0 g CdCl2 in 60 mL Diethylether wurden 50 mL
Methylmagnesiumiodid (~ 3M in Et2O) getropft, so dass ein stetiger Rückfluss eintrat. Nach
Beenden des Zutropfens wurde eine weitere Stunde zum Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen
der Reaktionsmischung wurde die Lösung von den entstandenen Salzen abkanüliert und
destilliert. Dabei war darauf zu achten, dass zunächst bei Normaldruck auf 120 °C erhitzt
wurde, um das in etherischer Lösung gebildete Addukt CdCl2 2 Et2O zu spalten. Dadurch ließ
sich der Anteil an Diethylether im Produkt auf <4 % reduzieren. Anschließend wurde das Produkt bei etwa 50 °C unter leichtem Vakuum als farblose, klare und luftempfindliche Flüssigkeit destilliert und bei 0 °C im Dunklen aufbewahrt. Ausbeute: 7.83 g (84 %).
H NMR (C6D6): δ = -0.43 (s) und Signale für Et2O
C NMR (C6D6): δ = -2.5 (s)
Alternativ lässt sich Dimethylcadmium durch die Pyrolyse von (2,2’-Bipyridin)-dimethylcadmium herstellen (s. dort).
1
13
(2,2’-Bipyridin)-dimethylcadmium[220]
6.1 g 2,2’-Bipyridin in 20 mL Et2O wurden zum Sieden erhitzt und langsam mit
Me2Cd 2 Et2O (hergestellt aus 7.2 g CdCl2) versetzt. Es entstand eine klare, gelbe Lösung, die
langsam auf –80 °C gekühlt wurde. Durch Kühlen für 1.5 h bei dieser Temperatur könnte das
Produkt komplett kristallisiert werden. Die überstehende, farblose Lösung wurde abkanüliert
und die gelben Kristalle mit –80 °C kaltem Ether gewaschen. Nach Trocknen im Vakuum
wurden das Produkt bei 0 °C im Dunklen aufbewahrt. Ausbeute: 8.15 g (70 %).
1
H NMR (d8-Toluol): δ = -0.54 (s, 6H, CH3), 6.75 (m, 2H, Bipy), 7.22 (m, 2H, Bipy), 8.54
(m, 2H, Bipy), 8.67 (m, 2H, Bipy)
Freisetzen von Dimethylcadmium: 1 g Me2Cd Bipy wurden im Vakuum auf 60 °C erhitzt und
das entstandene Dimethylcadmium als klare, farblose Flüssigkeit aufgefangen. Eventuelle
gelbe Verunreinigungen durch Sublimation des Addukts lassen sich durch wiederholte flaskto-flask Destillation entfernen. Das Produkt ist im Gegensatz zur Synthese mit anschließender
Destillation (etwa 4 % Et2O) völlig lösemittelfrei. Ausbeute: 0.5 g (84 %).
1
H NMR (C6D6): δ = -0.44 (s), keine Signale für Et2O
Dineopentylcadmium (modifiziert nach [221])
Zu einer Suspension von 1.68 g (9.16 mmol) CdCl2 in 20 mL Et2O wurden bei Raumtemperatur tropfenweise 21 mL (CH3)3CCH2MgBr (1.08-M in Et2O) gegeben. Die Reaktionsmischung wurde 14 h rühren gelassen. Danach wurde die Lösung vom Niederschlag abkanüExperimenteller Teil / 131
liert und im Vakuum eingeengt. Aus dem zurückbleibenden Feststoff wurde das Produkt
durch Sublimation als kristalliner, weißer, luftempfindlicher Feststoff erhalten. Ausbeute:
1.5 g (64 %).
1
H NMR (C6D6): δ = 0.94 (s, 9H), 1.21 (s, 2H).
Masse: 256 (M+1), 241 (M-CH3), 185 (M-Neopentyl), 114 (M-2xNeopentyl).
3-(Diethylamino)propyllithium
Zu einer Lösung von 250 g 3-Chlor-1-brompropan in 100 mL Diethylether wurden unter
leichter Kühlung (Wasserbad) 312 mL Diethylamin getropft und bei Raumtemperatur über
Nacht rühren gelassen. Es bildete sich ein weißer Niederschlag, der abfiltriert und mit Ether
gewaschen wurde. Die organische Phase wurde im Wasserstrahl-Vakuum eingeengt und anschließend mit 400 mL 2-n HCl ausgeschüttelt. Die entstandene wässrige Phase wurde abgetrennt und vorsichtig mit 100 g KOH versetzt, um 3-(Diethylamino)-1-chlorpropan als farblose, klare Flüssigkeit freizusetzen (130 g). Zur Lithiierung wurden während 1 Stunde 50 g 3(Diethylamino)-1-chlorpropan in 100 mL Et2O in eine Suspension von 5.0 g Lithium Pulver
in 200 mL trockenem Diethylether getropft (Rückflusskühlung, Schutzgasatmosphäre). Die
Reaktion dauerte noch ca. 1 Stunde nach Ende der Zugabe an und wurde anschließend 3 h bei
Raumtemperatur rühren gelassen. Die Lösung wurde von entstandenem LiCl abkanüliert und
im Vakuum eingeengt. Der weiße Feststoff wurde in ca. 200 mL trockenem Hexan gelöst,
nochmals von LiCl abkanüliert und die Lösung auf die Hälfte ihres Volumens eingeengt.
Durch Kühlen auf –20 °C kristallisierte das Produkt als weißer Feststoff aus. Ausbeute: 21.5 g
(53 %).
1
H NMR (C6D6): δ = -0.61 (t, 2H, 1-CH2), 0.92 (t, 6H, N-CH2-CH3), 2.34 (m, 2H, 2-CH2),
2.56 (t, 2H, 3-CH2), 2.57 (q, N-CH2-CH3)
Bis(3-diethylaminopropyl)cadmium (modifiziert nach [222])
Zu einer Suspension von 0.54 g CdCl2 (2.95 mmol) in Et2O (25 mL) wurde bei Raumtemperatur tropfenweise eine Lösung von 0.71 g 3-(Diethylamino)propyllithium (5.86 mmol) in 25
mL Et2O gegeben. Die Reaktionsmischung wurde 5 h zum Rückfluss erhitzt und bei Raumtemperatur über Nacht rühren gelassen. Danach wurde die Lösung vom Niederschlag abkanüliert und im Vakuum eingeengt. Destillation (Turbomolekularpumpe) ergab 0.76 g (76%)
eines farblosen Öls.
1
H NMR (C6D6): δ = 0.52 (t, 2H, CdCH2), 0.89 (t, 6H, N-CH2-CH3), 2.03 (m, 2H,
CdCH2CH2), 2.25 (m, 2H, CH2NEt2), 2.37 (q, 4H, N-CH2-CH3).
13
C NMR (C6D6): δ = 11.1 (s, NCH2CH3), 12.5 (s, CdCH2), 27.3 (s, CdCH2CH2),
46.6 (s, N-CH2-CH3), 57.9 (s, CH2NEt2).
Herstellung der Vorratslösungen für die Synthese von CdSe-Nanopartikeln
0.4 g elementares Selen (5 mmol) und 7 mmol Me2Cd (Menge abhängig vom Ether-Gehalt)
wurden in jeweils 10 g n-Tributylphosphin gelöst. Im Gegensatz zur Literatur wurden die
132 / Experimenteller Teil
Lösungen nicht vereinigt, sondern getrennt in dunklen Gläsern bei 0° C in der Glove-Box aufbewahrt. Dadurch konnte ein Verlust an Precursor durch Bildung von Niederschlag vermieden werden.
Synthese von CdSe-Nanopartikeln[28, 29]
4 g Trioctylphosphinoxid (TOPO, 90 %) wurden im Vakuum bei etwa 200 °C getrocknet und
entgast. Nach Abkühlen wurde der 100 mL 2-Hals-Schlenckkolben mit einem mit Überdruckventil verschlossenen Rückflusskühler und einem Septum versehen. Der Rückflusskühler
diente dem Rückfluss von n-Tributylphosphin und zum Zurückhalten von TOPO im Argonstrom. Über das Septum wurde ein Temperaturfühler (GTF 601 Pt100 1/10-DIN) in den Kolben eingeführt. TOPO wurde unter Normaldruck und Argonatmosphäre erhitzt und die Temperatur mit Hilfe eines über einen taktenden Temperatur-Regler (GIR 1002 / Pt 100 T) gesteuerten Heizmantels auf 350.0 °C eingestellt. Jeweils 0.2 mL der Se- und Me2Cd-Vorratslösungen wurden vereinigt und in die heiße Lösung injiziert. Dabei war darauf zu achten, dass
die Injektion möglichst schnell erfolgte (< 1s) und die Lösung heftig gerührt wurde. Durch die
Injektion sank die Temperatur ab und wurde für 10 Min. auf 315 °C gehalten. Die Reaktion
wurde durch Entfernen des Heizpilzes beendet und unter Argonstrom auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Durch Zugabe eines Überschusses an trockenem Methanol (ca. 20 mL)
wurden die Nanokristallite ausgefällt und durch Zentrifugation abgetrennt. Überschüssiges
TOPO wurde durch mehrmaligem Waschen und Zentrifugieren mit Methanol entfernt, wobei
die Suspension vor der Zentrifugation mit Hilfe von Ultraschall aufgeschlämmt wurde. Nach
der Reinigung wurden die Nanopartikel in Toluol gelöst.
Anmerkung: Bei der Verwendung von reinem TOPO (• %) wurden pro 6 g TOPO 0.2 mL
Vorratslösung verwendet (jeweils 0.1 mL Cd- und Se-Lösung).
Oberflächenmodifizierung von CdSe-TOPO-Nanopartikeln
Für die Austauschexperimente an CdSe-TOPO-Nanopartikeln wurden grundsätzlich mit
Methanol gewaschene Partikel verwendet.
Austausch von TOPO gegen Naphtylthiol in Pyridin: Die gewaschenen Partikel wurden in
Toluol gelöst, filtriert (200 µm Filter) und die Hälfte der Lösung für die Analyse des Edukts
abgetrennt. Die andere Hälfte wurde getrocknet, gewogen (40 mg) und in trockenem Pyridin
gelöst. Nach Zugabe von 15 mg Naphthylthiol wurde die Lösung 1 Tag lang auf 70 °C
(Ölbadtemperatur) erwärmt. Die Aufarbeitung erfolgte durch Ausfällen der Partikel mit Pentan, Zentrifugation und mehrmaligem Waschen mit Pentan. Die aufgearbeitetn Partikel waren
nicht mehr in Toluol löslich.
Für den Austausch von TOPO gegen sukzessive Pyridin und Naphtylthiol wurden die gewaschenen Partikel in absolutem Pyridin aufgenommen und über Nacht auf 70 °C (Ölbadtemperatur) erhitzt. Nach Ausfällen und wiederholtem Waschen mit Pentan wurden die Nanokristallite erneut in trockenem Pyridin aufgnommen, mit 15 mg Naphtylthiol versetzt und über
Experimenteller Teil / 133
einen Zeitraum von 4 Tagen auf 70 °C erhitzt. Die Aufarbeitung erfolgte durch Ausfällen und
Waschen mit Pentan.
10.4.2 Vorschriften zum Kapitel ZnO
Synthese von ZnO-Nanopartikeln
7 g Hexadecylamin wurden bei 100 °C im Vakuum während 30 Min. getrocknet und entgast.
Der Aufbau erfolgte analog zur Synthese von CdSe-Nanopartikeln. 224 mg [ZnOSiMe3]4[93]
wurden in 4 mL Octylamin gelöst und in 180 °C (Ölbad) heißes HDA injiziert. Nach 30
Minuten bei dieser Temperatur wurde die Reaktion abkühlen gelassen und das
Thermolyseprodukt mit Methanol ausgefällt. Die Partikel wurden zentrifugiert, mit Methanol
gewaschen und in Toluol aufgenommen.
Für die Synthese von Zinkstäbchen wurde die Reaktion bei T=300 °C unter ansonsten analogen Bedingungen durchgeführt.
Bei der Verwendung von [Zn(OCH(Me)CH2NMe2)2] wurden 324 mg des Precursors in
4 mL Octylamin gelöst und bei 300 °C in HDA injiziert.
10.4.3 Vorschriften zum Kapitel Kupfer
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] (modifiziert nach [130]
0.48 g Lithium wurden bei Raumtemperatur in 30 mL Methanol gelöst und die entstandene
Lösung mit einer Lösung von 4.84 g CuCl2 in 30 mL Methanol versetzt. Der Niederschlag
wurde abfiltriert, drei Mal mit Methanol gewaschen und im Vakuum getrocknet. (Bei unzureichender Reinigung wurde die nachfolgende Reaktion durch Chloridionen gestört). Das getrocknete Cu(OMe)2 wurde in 30 mL Toluol suspendiert und mit 11 mL N,N-Dimethylamino2-propanol versetzt. Dabei entstand eine tief violett gefärbte Lösung, die etwa 0.5 h bei
Raumtemperatur rühren gelassen und dann im Vakuum eingeengt wurde. Die Sublimation des
trockenen Rückstandes bei 65 °C Ölbadtemperatur ergab das Produkt als dunkle, violette
Kristalle.
Synthese von Cu-Nanopartikeln
7 g n-Hexadecylamin (HDA) wurden bei etwa 100 °C Ölbadtemperatur während 0.5 h getrocknet und entgast. Analog zur Synthese der CdSe-Nanopartikel wurde der Schlenck-Kolben mit Rückflusskühler und Septum versehen. 322 mg des Precursors
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] wurden in 4 mL n-Octylamin gelöst und bei 300 °C unter kräftigem Rühren in HDA injiziert. Es trat eine heftige Gasentwicklung ein und die farblose Aminlösung verfärbte sich dunkelrot. Nach 30-minütigem Rühren bei 225 °C wurde die Reaktion
durch Entfernen des Heizpilzes gestoppt und im leichten Argonstrom auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Die Reinigung der Partikel erfolgte analog zu CdSe. Wegen der Oxidations134 / Experimenteller Teil
empfindlichkeit der Kupfer-Partikel wurde sie jedoch in der Glove-Box und mit entgasten
Lösungsmitteln durchgeführt. Die Reaktionsbedingungen für die anderen Synthesen sind in
den einzelnen Kapiteln angegeben.
Oberflächenmodifizierung von Cu-Nanopartikeln
Das Reaktionsprodukt einer Pyrolyse von 322 mg [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] (siehe obige
Vorschrift), wurde komplett durch Waschen mit Methanol gereinigt und in 50.0 mL Toluol
gelöst. Unter der Annahme, dass ein vollständiger Umsatz des Precursors zu Kupfer-Nanopartikeln stattgefunden hat, ist diese Lösung 0,024-M, 1 mL enthält 1.5 mg Kupfer. Bei einer
durchschnittlichen Größe von 8 nm im Durchmesser haben die einzelnen Partikel eine Oberfläche von 201 nm2, was bei einer Oberfläche von 0.15 nm2 pro Cu-Atom 1333 Kupferatomen
entspricht. Mit Hilfe der Dichte des Festkörpers lässt sich daraus die Menge an OberflächenCu-Atomen zu 1.4 µmol pro mL berechnen. Dies entspricht der maximalen Menge an OF-CuAtomen, da erstens aufgrund von während der Reaktion gebildeten Kupferfilmen die Pyrolyse
offensichtlich nicht vollständig zu Nanopartikeln führt und zweitens aus sterischen Gründen
nicht jedes Cu-Atom mit HDA koordiniert und damit in einen Austausch involviert sein wird
Für die Reaktionen zur Oberflächenmodifizierung wurden 1.0 mL der Stammlösung mit
1.4 µmol, d. h. einem leichten Überschuss, des neuen Liganden versetzt und unter Schutzgas
bei Raumtemperatur rühren gelassen. Die nachfolgende Analytik orientierte sich am Verlauf
der Reaktion und ist aus Kapitel 5.4.3 ersichtlich.
10.4.4 Vorschriften zum Kapitel Palladium
[Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2]
0.5 g (2.2 mmol) Palladiumacetat in 50 mL Toluol wurde mit 0.44 g Dimethylaminopropanol
(4.4 mmol) sowie dem 10-fachen Überschuss an Kaliumcarbonat versetzt und bei Raumtemperatur einen Tag rühren gelassen. Dabei trat ein Farbumschlag von orange nach gelb ein. Die
gelbe Suspension wurde filtriert und das Filtrat im Vakuum getrocknet. Der zurückbleibende
Feststoff wurde 3 Mal mit Pentan gewaschen (je 10 mL) und im Vakuum getrocknet. Das
Produkt entstand als gelber Feststoff mit einer Ausbeute von 81 %.
1
H NMR (C6D6): δ = 1.37 (d, 3H, 1-CH3), 1.82 (td, 1H, 3-CH2), 2.40 (dd, 1H, 3-CH2), 2.45,
2.49, 2.59, 2.60 (s, 6H, N-CH3), 4.33 (m, 1H, 2-CH). Zuordnung zu den Isomeren siehe Seite
97.
13
C NMR (C6D6): δ = 47.6 (s, 1-CH3), 51.6, 52.0 (s, N-CH3), 71.3 (s, 2-CH), 76.6 (s, 3-CH2)
Masse: Siehe Seite 97.
Cp(Allyl)Pd
Die Synthese wurde nach Literaturvorschrift durchgeführt.[223, 224]
Experimenteller Teil / 135
Synthese von Palladium-Nanopartikeln
Siehe Synthese von Kupfer-Nanopartikeln. Für die Thermolyse wurden 7 g Hexadecylamin
verwendet. 250 mg des Precursors wurden in 2 mL Octylamin suspendiert und bei T = 200 °C
in HDA injziert. Die Reaktionszeit betrug 30 Minuten.
10.4.5 Vorschriften zum Kapitel Nickel
[Ni(OCH(Me)CH2NMe2)2] (modifiziert nach [195, 196]
10 mL trockenes N,N-Dimetylamino-2-propanol wurden in 50 mL Toluol gelöst und vorsichtig mit 2.2 g Natriumhydrid versetzt. Nach Ende der Zugabe wurde für 30 Minuten bei Raumtemperatur rühren gelassen und anschließend das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Der
Feststoff wurde mit 50 mL THF und 6.2 g Nickelchlorid (wasserfrei) versetzt und für 2 Stunden zum Rückfluss erhitzt. Nach Entfernen des Lösungsmittels erhielt man einen grünen Feststoff, der durch Sublimation im Vakuum (65 °C) gereinigt wurde. Ausbeute: 30 %.
H NMR (C6D6): δ = 1.02 (d, 3H, 1-CH3), 1.32 (td, 1H, 3-CH2), 1.85 (m, 1H, 3-CH2), 1.93,
1.96, 2.53 mit Schulter (s, 6H, N-CH3), 3.60 (m, 1H, 2-CH).
13
C NMR (C6D6): δ = 46.2 (s, 1-CH3), 49.6, 50.1 (s, N-CH3), 67.9 (s, 2-CH), 75.5 (s, 3-CH2)
Masse: siehe Kapitel 7.2.1.
1
Synthese von Nickel-Nanopartikeln
Siehe Synthese von Kupfer-Nanopartikeln. Für die Thermolyse wurden 7 g Hexadecylamin
verwendet. 320 mg des Precursors wurden in 4 mL Octylamin suspendiert und bei T = 180 °C
in HDA injziert. Die Reaktionszeit betrug 30 Minuten.
10.4.6 Vorschriften zum Kapitel Cu/ZnO-Systeme
Imprägnierung von ZnO mit Kupfer-Nanopartikeln
Etwas eine Spatelspitze kommerzielles ZnO (Nanotek) wird unter Schutzgasatmosphäre mit
3 mL einer Lösung von Cu-HDA-NACs in Toluol versetzt. Zur besseren Verteilung des unlöslichen ZnO wird die Mischung 15 Minuten im Ultraschallbad behandelt und anschließend
bei Raumtemperatur rühren gelassen. Nach wenigen Stunden ist ein Farbumschlag von rot
nach grau eingetreten. Für die Präparation der TEM-Probe wurde die Suspension gut durchmischt und ein Tropfen auf ein Kohlenstoff-beschichtetes Kupfergrid gegeben.
Pyrolyse von Et2Zn
7 g Hexadecylamin wurden im Vakuum bei 100 °C Ölbadtemperatur getrocknet und entgast
und mit Hilfe eines Heizpilzes auf 325 °C geheizt. 150 mg Et2Zn wurden in 4 mL Octylamin
gelöst und rasch in die heiße Lösung injiziert. Dabei fiel die Temperatur auf knapp unter
300 °C und wurde für 30 Minuten bei diesem Wert gehalten. Direkt nach der Injektion wurde
ein Farbumschlag von farblos nach gelb beobachtet. Die Reaktionsmischung wurde im Laufe
136 / Experimenteller Teil
der Reaktion dunkler und nahm schließlich eine graue Farbe an. Die Reaktion wurde durch
Entfernen des Heizpilzes beendet und unter leichtem Argonstrom auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Das Reaktionsprodukt wurde durch Zugabe von Methanol, Zentrifugation
und mehrmaligem Waschen mit Methanol an Luft aufgereinigt. Der graue Rückstand löste
sich nicht in Toluol.
Synthese von Cu/Zn-Material (Methode A)
7 g im Vakuum bei 100 °C getrocknetes und entgastes HDA wurden unter Schutzgasatmosphäre auf 250 °C erhitzt. In diese Lösung wurden 320 mg [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in
4 mL Octylamin injiziert. Nach 10 Minuten wurden über einen Tropftrichter langsam 4 mL
einer Lösung von 1.3 g Et2Zn in 10 mL Toluol zugetropft (Cu/Zn = 30/70). Alternative: Nach
obiger Vorschrift aus 320 mg Precursor synthetisierte Cu-HDA-NACs wurden (inklusive des
nach der Synthese vorhandenen überschüssigen HDAs) auf 200 °C erhitzt und über eine
Spritze langsam (8 Minuten) mit 14 mg Et2Zn in 0.5 mL Octylamin (Cu/Zn = 90/10) versetzt.
Nach weiteren 10 Minuten wurde die Reaktion durch Entfernen des Heizpilzes beendet und
unter leichtem Argonstrom auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Die Aufarbeitung erfolgte
in der Glovebox durch Zugabe von Methanol, Zentrifugation des Rückstandes und mehrmaliges Waschen mit Methanol. Die gereinigten Partikel wurden in Toluol gelöst.
Synthese von Cu/Zn-Material (Methode B)
7 g HDA wurden bei 100 °C im Vakuum getrocknet und entgast und unter Schutzgasatmosphäre auf 250 °C erhitzt. Zu einer Lösung von 320 mg [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in 3.0 mL
Octylamin wurden 147 mg Et2Zn in 1 mL Octylamin gegeben. Bei Zugabe entfärbte sich die
dunkle Lösung des Cu-Precursors und es bildete sich ein gelblich-weißer Niederschlag.
Dieser wurde in das heiße Hexadecylamin injiziert. Kurz nach der Injektion konnte ein Farbumschlag von farblos nach dunkelrot beobachtet werden und die Temperatur fiel auf 230 °C.
Nach weiteren 30 Minuten dieser Temperatur wurde die Reaktion durch Entfernen der Heizquelle beendet und unter leichtem Argonstrom auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Die
Aufarbeitung erfolgte analog zu Methode A in der Glovebox.
Synthese von Cu/Zn-Material (Methode C)
7 g HDA wurden durch Erhitzen im Vakuum getrocknet und entgast. Nach Erhitzen unter
Normaldruck (Argon) auf 250 °C erhitzt, wurden 320 mg [Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2] in 4 mL
Octylamin injiziert. Nach 10 Minuten wurden bei T = 230 °C 1.12 mg (2,2’-Bipyridin)Diethylzink in 3 mL Octylamin über einen Zeitraum von 10 Minuten zugetropft. Nach
weiteren 10 Minuten wurde die Reaktion durch Entfernen des Heizpilzes beendet und unter
leichtem Argonstrom auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Die Aufarbeitung erfolgte analog zu Methode A in der Glovebox.
Experimenteller Teil / 137
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12 Anhang
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[2] J. Hambrock, R. Becker, A. Birkner, J. Weiss, R. A. Fischer
„A non-aqueous organometallic route to highly monodispersed copper nanoparticles using
[Cu(OCH(Me)CH2NMe2)2]”
Chem. Commun. 2002, 69.
[3] R. Pietschnig, T. Langkau, R. Neuser, F. Hipler, J. Hambrock, S. Schäfer
"Synthesis, Characterization and AC Impedance Properties of a Novel Ion Conducting
Polymer"
Macromol. Rapid Commun., 2003, 24, 303.
[4] J. Hambrock, S. Rabe, K. Merz, A. Birkner, A. Wohlfart, R. A. Fischer, M. Drieß
„Low-temperature approach to high surface ZnO nanopowders and a non-hydrolytic synthesis
of ZnO colloids using the single-source precursor [MeZnOSiMe3]4 and related zinc siloxides”
Zur Publikation angenommen von J. Mater. Chem.
[5] J. Hambrock, M. K. Schröter, A. Birkner, Ch. Wöll, R. A. Fischer
„Nano-Brass: Bimetallic Cu/Zn colloids by a non aqueous organometallic route”
Eingereicht an Chem. Mater.
[6] A. Wohlfart, J. Khanderi, A. Devi, J. Hambrock, A. Birkner, R. A. Fischer
„Controlled growth and characterization of ordered and disordered GaN nanostructures using
Bisazido(dimethylaminopropyl)gallium as single molecule precursor“
Eingereicht an J. Cryst. Growth
[7] M. K. Schröter, J. Hambrock, L. Khodeir, W. Busser, E. Löffler, M. Muhler, R. A. Fischer
„Study of CO adsorption on copper, zinkoxide and mixed Cu/Zn colloids in solution“
In Vorbereitung
[8] J. Hambrock, M. K. Schröter, A. Birkner, R. A. Fischer
„Synthesis of non-aquoeus palladium colloids using the organometallic precursors
[Cp(Allyl)Pd] and [Pd(OCH(Me)CH2NMe2)2]
In Vorbereitung
Anhang / V
Vorträge
[1] „Synthese und Oberflächenmodifizierung von Nanopartikeln“
Zukunftsperspektiven in der Anorganischen Chemie, Symposium der Universitäten Dortmund
und Bochum, Ruhr-Universität Bochum, 31.5.-1.6.2001.
[2] Vortragsreihe über Nanotechnologie, Nanopartikel, CVD und Selbstordnung
Februar bis April 2002
King Mongkuts Institute of Technology, Faculty of Applied Science, Bangkok, Thailand.
Konferenzen und Poster
[1] MRS Fall Meeting
Boston, USA, 26.-30.11.1999
[2] 38th Tutzing Symposion, „Chemical Nanotechnology – From Visions to Products
Tutzing, 6.-9.2.2000
[3] 3. Materialwissenschaftlicher Tag an der Ruhr-Universität Bochum
Posterbeitrag: H. Parala, J. Hambrock, A. Birkner, M. Kolbe, R. A. Fischer, „CdSe:
Mesoskopische Komposite und oberflächenmodifizierte Kolloide“
Bochum, 28.4.2000
[4] MRS Fall Meeting
Boston, USA, 27.11.-1.12.2000
[5] Dechema Nanotechnology Talks II
Posterbeitrag: J. Hambrock, H. Parala, A. Birkner, R. A. Fischer, „Synthesis of Metal and
Semiconductor Nanoparticles via a non-aqueous organometallic route“
Frankfurt, 8.-9.10.2001
VI / Anhang
12.2 Lebenslauf
Persönliche Daten
Name
Geburtsdatum
Geburtsort
Nationalität
Julia Hambrock
21.01.1974
Hannover
Deutsch
Ausbildung
1980/81
1981-83
1983/84
1984-93
15.6.1993
Grund- und Hauptschule Elze, Niedersachsen
Österfeldschule, Stuttgart, Baden-Württemberg
Martinusschule, Mainz, Rheinland-Pfalz
Rabanus-Maurus-Gymnasium, Mainz, Rheinland-Pfalz
Abitur
1993-95
25.8.1995
1995-98
30.9.1998
Chemiestudium an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
Vordiplom
Chemiestudium an der Ruprecht-Kars-Universität, Heidelberg
Diplom. Diplomarbeit bei Prof. Dr. G. Helmchen, „Palladiumkatalysierte allylische Aminierung und ihre Anwendung in der
Synthese von chiralen Carbonukleosiden
Seit 1999
Promotion bei Prof. Dr. R. A. Fischer an der Ruhr-Universität
Bochum
Stipendien
9/1998
5/1999 – 6/2001
Seit 4/2002
Stipendium für hervorragende Studienleistungen aus den Mitteln
des Dr.-Sophie-Bernthsen-Fonds
Stipendium im Rahmen des Graduierten Kollegs „Dynamische
Prozesse an Festkörperoberflächen“
Stipendiatin von e-fellows.net
Anhang / VII
Ich erkläre hiermit, dass ich die voliegende Dissertation selbst verfasst und mich dabei keiner
anderen als den von von mir ausdrücklich bezeichneten Quellen und Hilfen bedient habe. Ich
erkläre hiermit, dass ich an keiner anderen Stelle ein Prüfungsverfahren beantragt bzw. die
Dissertation in dieser oder anderer Form bereits anderweitig als Prüfungsarbeit verwendet
oder einer anderen Fakultät als Dissertation vorgelegt habe.
Julia Hambrock.
VIII / Anhang
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