DIE KLINISCHE BIOCHEMIE DES KOHLENHYDRATSTOFFWECHSELS PRÄVALENZ DES DIABETES MELLITUS 1995-2010 26.5 32.9 14.2 17.5 24% 23% 84.5 132.3 9.4 14.1 57% 50% 15.6 22.5 44% 1.0 1.3 World 2000=151 million 2010=221 million Increase: 46% 33% Glucose: primärer Brennstoff für ZNS & ERY • ZNS/Gehirn – Abhängig von Glukose als primäre Quelle von Brennstoff • Verwendet wird ~ 120g Glucose /Tag von insgesamt 160-200 g/Tag • ERY – Abhängig von Glucose – Es gibt keine Mitochondrien Insulinsignal im Muskel und Fettgewebe: Glucose-Homöostase wird durch Insulin teilweise durch die Translokation von intrazellulären Glucosetransporter 4 an die Plasmamembran in Muskel- und Fettzellen gesteuert. DIE WIRKUNG DES INSULINS IN DEN ZELLEN: ERNÄHRUNGSZUSTAND UND STEUERUNG DES METABOLISMUS Biochemische Wirkungen des Insulins Insulin Pre-pro-inzulin → pro-inzulin → (A+B) inzulin + C-peptid Regulierung des Blutzuckerspiegels Insulin Anabolische Reaktion auf Hyperglykämie • Leber – Stimuliert Glykogen Synthese, Glykolyse und Fettsäuresynthese • Muskel – Stimuliert Glykogen Synthese • Fettgewebe – Stimuliert Lipoproteinlipase die die Aufnahme von Fettsäuren aus Chylomikronen und VLDL resultiert – Stimuliert Glykolyse für Glycerinphosphat Synthese (Vorläufer von Triglyceriden) ANTWORT AUF DIE HYPERGLYKÄMIE: INSULINSEZERNIERUNG HYPOGLYKÄMIE: < 2.2 mmol/L LEBENSGEFAHR: < 1 mmol/L Symptome • Schwäche • Ataxie • Krämpfe • Koma Ursachen • Lebererkrankungen (Zirrhose) • Überdosierung von Insulin / oralen Antidiabetika • Tumorbedingte Hyperinsulinämie • Speicherstörungen bei Glykogen • Hypophyseninsuffizienz, M. Addison • Sepsis • Hunger • Uremie • Schwangerschaft • Laborfehler (Das Serum ist auf der Erythrozytenmasse geblieben) ANTWORT AUF DIE HYPOGLYKÄMIE Regulierung des Blutzuckerspiegels Glucagon • Anabolische Reaktion auf Hypoglykämie • Leber – Aktiviert Glucagon Degradation, Gluconeogenese • Fettgewebe – Stimuliert die Lipolyse und die Freisetzung von Fettsäuren KOMPLEXE REGELUNG 11 ß HSD1 Kortison Kortisol (Inaktiv) (Aktiv) • Es kann eine gesteigerte Expression in den viszeralen Fettspeichern beobachtet werden. • Die in den Fetzellen stattfindende gesteigerte Expression kann zu einer Insulinresistenz, zu Dyslipidämie und Hypertension, das heißt zu einem metabolischen Symptomkomplex führen. PRÄVALENZ DES DIABETES MELLITUS • Der Symptomkomplex wird von gesunkenem oder fehlendem Insulin bzw. der gesunkenen Wirkung des im Kreislauf befindlichen Insulins (Insulinresistenz) verursacht. • Typisch ist eine Hyperglykämie. • Geht mit dem “westlichen Lebensstil” einher. • Die größte Herausforderung ist für das Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert. • Jährlicher Anstieg von 8 %. PEOPLE WORLDWIDE WITH DIABETES m i l l i o n 300 250 200 150 100 50 0 1985 1998 2025 Diabetes Mellitus Von Insulin-Insuffizienz verursachte multiorgankatabolische Reaktion • Muskel – Protein Katabolismus für Glukoneogenese • Fettgewebe – Lipolyse für die Freisetzung von Fettsäuren • Leber – Ketogenese von Fettsäureoxidation – Glukoneogenese von AS und Glycerol • Niere – Ketonurie und Kationenausscheidung • Renale Ammoniagenese Glucose Toxizität Diabetische Komplikationen • Glykierte Proteine – Non-enzymatische Reaktion von Glukose an Aminogruppe von AS – Kann zu pathologischen Veränderungen in Auge, periphere Nerven, Nieren zusammenhängen – Glykierte Hämoglobine(HbA1c) • Polyol Bildung – Sorbitol Bildung mit Hilfe von Aldol-Reductase – Akkumulation von Sorbitol resultiert osmotische Veränderungen und führt zu Katarakt Klassifikation des Diabetes Mellitus I. Diabetes Typ I. II. Diabetes Typ II. III. Sonstige Typen A) genetische Defekt der β-Zell-Funktion (z.B. MODY) B) genetische Defekt der Insulinwirkung (z.B.Typ A Insulinresistenz) C) Erkrankungen des exokrinen Pankreas (z.B. Hämochromatose) D) Endokrinopathien (z.B. Phäochromozytom, Cushing) E) von Medikamenten oder anderen chemischen Stoffen verursachte Erkrankungen (z.B. Neuroleptika, Glukokortikoide) F) Infektionen (z.B. Zytomegalievirus) G) Seltene Formen der immunmedierten Diabetes H) Sonstige genetische Syndrome, die manchmal mit Diabetes einhergehen (z.B. Down, Turner-Syndrom) IV. Diabetes mellitus in der Schwangerschaft (GDM) DIABETES VOM TYP I.: DIE ROLLE DER REIHENUNTERSUCHUNG IST FRAGLICH • • • AUTOIMMUNERKRANKUNG DIE LYMPHOZYTISCHE INFILTRATION DER INSELZELLEN EXISTENZ VON ANTIKÖRPERN, DIE GEGEN DIE PROTEINEPITOPE PRODUZIERT WERDEN – – – – Inselzellen-AK (ICA), Glutamat-Dekarboxylase AK (GAD), IA-2 (tyrosinphosphatase AK) Insulin (IAA). • • • NICHT EINDEUTIG FESTGELEGTE GRENZWERTE KEINE ÜBEREINKUNFT: WAS GILT ALS POSITIV? DIE INZIDENZ BEIM TYP I. IST SEHR NIEDRIG: DIE AUSBILDUNGSSTADIEN DES DIABETES TYP I. (?auslösende Faktoren) Betazellen-Masse Genetische Prädisposition Offensichtliche Immunologische Abweichungen Progressiver Rückgang Normale der InsulinInsulinsekretion sekretion Normaler Blutzuckerspiegel Alter (Jahre) Eindeutig Diabetes Das CPeptid ist noch nachweisbar Kein C-Peptid Geerbte Anfälligkeitloci LOCUS IDDM1 IDDM2 IDDM3 IDDM4 IDDM5 IDDM6 IDDM7 IDDM8 IDDM9 IDDM10 IDDM11 IDDM12 IDDM13 IDDM14 IDDM15 IDDM16 IDDM17 OTHERS CHROMOSOME 6p21 11p15 15q26 11q13 6q24-27 18q12-q21 2q31 6q25-27 3q21-25 10p11-q11 14q24.3-q31 2q33 2q34 ? 6q21 ? 10q25 CANDIDATE GENES or MICROSATELLITES HLA-DQ\DR INS VNTR D15s107 MDU1, ZFM1, RT6, FADD/MORT1, LRP5 ESR, MnSOD D18s487, D18s64, JK (Kidd locus) D2s152, IL-1, NEUROD, GALNT3 D6s264, D6s446, D6s281 D3s1303 D10s193, D10s208, D10s588 D14s67 CTLA-4, CD28 D2s137, D2s164, IGFBP2, IGFBP5 NCBI # 3413 D6s283, D6s434, D6s1580 NCBI # 3415 D10s1750-D10s1773 BESTÄTIGTE MUTATIONEN: MODY MODY (maturity-onset diabetes of the young): spezieller Typ des Diabetes Typ II. mit rein autosomalischer dominanter Vererbung • MODY1: Gen des Nuklearfaktors der 4-alpha Hepatozyt • MODY2: Gen des Transkriptionsfaktors der Glukokinase oder des 1-er Hepaticus • MODY3: Gen des Transkriptionsfaktors des 1-er Hepaticus • MODY4: Gen des Promoterfaktors des 1-er Insulins • MODY5: Gen des Transkriptionsfaktors des 2-er Hepaticus Die Pathogenese des Diabetes Typ II. DM und METABOLISCHES SYNDROM HAUPTRISIKOFAKTOREN DES DIABETES TYP II. • Diabetische Familienanamnese (Eltern oder andere nahe Verwandte sind Diabetiker). • Übergewicht (≥ 20 % über dem erwünschten Körpergewicht oder BMI ≥ 27 kg/m2). • Körperliche Inaktivität. • Rasse/Ethnikum (z. B. Afro-Amerikaner) • Früher erkanntes IFG oder IGT. • Hypertension (≥ 140/90 Hgmm bei Erwachsenen). • HDL-Cholesterin ≤ 0,90 mmol/l und oder Triglyzerid ≥2,82 mmol/l. • Schwangerschaftsdiabetes oder Säugling mit mehr als > 4,5 kg Geburtsgewicht. • Polyzystisches Ovarium. DIE DIAGNOSTISCHEN KRITERIEN DES DIABETES MELLITUS Die Symptome des Diabetes und Postprandialer PG ≥ 11,1 mmol/l. Zu den klassischen Symptomen des Diabetes gehören die Polyurie, die Polydipsie und plötzlicher Gewichtsverlust. oder NÜCHTERN PG ≥ 7,0 mmol/l. Hunger: mindestens 8 Stunden vor der Blutentnahme ist es zu keiner Nahrungsaufnahme gekommen. oder 2-h PG ≥ 11,1 mmol/l während OGTT. Die Untersuchung muss gemäß der Beschreibung der WHO erfolgen (3 tägige Ernährung mit > 150 g KH/die, 10-16 Std Nahrungskarenz, 75 g Glukose in 250 ml Wasser aufgelöst und eingenommen werden muss, Blutentnahme bei 0 und 120 Min) FASTING PLASMA GLUCOSE >7.0 mmol/l 10,0 8,0 6,0 6.1-7.0 <6.1 4,0 2,0 0,0 NORMAL IFG DM ORAL GLUCOSE TOLERANCE (2 h) 15,0 <7,8 7,8-11,1 >11,1 10,0 mmol/l 5,0 0,0 NORMAL IGT DM DIE ENTWICKLUNG DER DIAGNOSTISCHEN KRITERIEN METABOLIC DISORDER NDDG/WHO 1980 NDDG/WHO 1985 ADA 1997 DIABETES MELLITUS FPG OGTT CASUAL PG >8.0 >11.0 >7.8 >11.1 >7.0 >11.1 >11.1 IMPAIRED GLUCOSE TOLERANCE FPG OGTT >8.0 8.0-11.0 >7.8 7.8-11.1 6.1-6.9 (IFG) 7.8-11.1 SCREENING DES DIABETES TYP II. IN DER GEFÄHRDETEN POPULATION: BLUTZUCKERSPIEGEL AUF NÜCHTERNEN MAGEN • FPG: SCHNELL; EINFACH; BILLIG; KANN VOM PATIENTEN LEICHT TOLERIERT WERDEN • PROBEENTNAHME AUS DER VENE • ENZYMATISCHE BESTIMMUNG • DAS HBA1C SCREENING WIRD NICHT EMPFOHLEN! • LABORSCREENING DER SYMPTOMFREIEN POPULATION? NEIN • SCREENING DER POPULATION NICHT KOSTENEFFEKTIV UNTER DEM ASPEKT EINER SENKUNG DER MORBIDITÄT UND MORTALITÄT SELBSTKONTROLLE DES BLUTSPIEGELS - EIGENES GERÄT • MODIFIZIERTE BEHANDLUNG: • DIAGNOSTISCHE REVOLUTION NOCH HÄUFIGERE • IST BESONDERS WICHTIG BEI KONTROLLE INSULINBEHANDELTEN PATIENTEN MIT DIABETES TYP I. • PLASMA • HÄUFIGKEIT: BLUTZUCKERSPIEGEL: – TYP I.: 3-4 x TÄGLICH UM 10-15% HÖHER ALS – TYP II.: INDIVIDUELL FESTLEGBAR. MUSS WIRKSAM GENUG SEIN, UM DEN DER AUS DEM GESAMTEN ENTSPRECHENDEN GLUKOSESPIEGEL ZU BLUT GEMESSENE ERREICHEN BLUTZUCKERSPIEGEL SELBSTKONTROLLE AM KRANKENBETT IN DER KLINIK • BESTIMMUNG AUS KAPILLARBLUT • SCHNELLE THERAPEUTISCHE ENTSCHEIDUNG, KÜRZERER KLINIKAUFENTHALT • ENTSPRECHEND ANLERNBAR • KLARE ADMINISTRATIVE VERANTWORTUNG FÜR DIE TÄTIGKEIT • GUT FESTGELEGTE LEITPRINZIPIEN, METHODENBESCHREIBUNGEN • INDIVIDUELLES ANLERNPROGRAMM • QUALITÄTSKONTROLLE • REGELMÄßIGE WARTUNG DER MESSINSTRUMENTE LANGFRISTIGE ÜBERWACHUNG GLYKIERTER PROTEINE Das ist der häufigste Bindungspunkt Glykierung des Hämoglobin 1 ß-Kette Gluc Val . 1. . Gluc 16 α- Kette Lys ... . 2. . Gluc 66 ß- Kette Lys ... . 3. . Gluc 17 ß- Kette ... 1 α- Kette Gluc 4 Lys Val ... ... 5 ... Hämoglobine und glykierte Hämoglobine • HbA (95–97 % ges. Hb) Hämoglobin A (2α - 2β) • HbA0 (90 % ges. Hb) Non-glykierte HbA Fraktion • HbA1 (5-8 % ges. Hb) glykiertes Hämoglobin A0 – HbA1a glykiertes HbA1 Fruct-1,6-DP, Glucose-6-P – HbA1b glykiertes HbA1 mit unbekanntem Monosaccharid – HbA1c glykiertes HbA1 D-Glucose (75-80% HbA1) ca. 3-6 % des Gesamthämoglobins 39 GLYKIERUNG: KONTINUIERLICH 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 HBA1C AND RETINOPATHY 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 FPG (mmol/l) SCHÄDIGUNG: SCHWELLE RETINOPATHY (%) HBA1C (%) FPG AND HBA1C 20 15 10 5 0 0 1 2 3 4 5 6 HBA1C (%) 7 8 9 10 GLYKIERTE SERUMPROTEINE (ALBUMIN, IgA, usw.): FRUKTOSAMIN TEST • VERKÜRZTE HALBWERTZEIT: • STÄNDIGE DISKUSSION: MUSS 14-20 TAGE DER SERUMPROTEINSPIE-GEL • IN DEN ZUSTÄNDEN, IN KORRIGIERT WERDEN? DENEN DAS HbA1C NICHT • WIRD ER SELBST GEMESSEN, MESSBAR IST: HÄMOLYTISCHE MUSS ER MONATLICH ANÄMIE KONTROLLIERT WERDEN • VARIANTEN (!): – AKUTE SYSTEMISCHE ERKRANKUNG – LEBERERKRANKUNG HbA1C - Glukose-Mittelwerte Zeitraster der diagnostischen Möglichkeiten bei Hyperglikämie Diabetische Komplikationen Retinopathie (Blindheit?) Nephropathie (Nierenprobleme ) Ulcus cruris und / oder Amputationen Hypertonie Hyperlipidämie (Cholesterin?) Erectile Dysfunction Schwangerschafts-Diabetes (während der Schwangerschaft) • Diabetes und HIV • • • • • • • Labordiagnostik bei Kohlenhydratstoffwechsel • Glucose im Blut (u.a. Blutzuckertagesprofil) Plasma kapillär > Vollblut kapillär ≥ Plasma venös > Vollblut Glucose im Urin Oraler Glucosetoleranztest Glykierte Proteine Sonstige diagnostische Verfahren (Ketonkörper, Insulin, C-Peptid, Auto-AK, Laktat, Albumin im Urin) • Lipidstoffwechsel Parameter • • • • venös HYPERGLYKÄMISCHE KRISEN • ANFÄNGLICHE LABORUNTERSUCHUNGEN: PLASMAGLUKOSE KARBAMID, KREATININ KETONKÖRPER IM SERUM ELEKTROLYTEN (ANION GAP) OSMOLALITÄT URINUNTERSUCHUG KETONKÖRPER IM URIN PARAMETER DER ARTERIELLEN BLUTGASE – HbA1C (AKUTE EPISODE?) – – – – – – – – • MORTALITÄTSRATE: – KETOAZIDOSE (DKA): 5% – HYPEROSMOLARER HYPERGLYKÄMISCHER ZUSTAND (HHS): 15% Differentialdiagnose akuter Komplikationen des DM EIN JAHRHUNDERT IN DER NUßSCHALE • TYP I. • 1898: ÜBERLEBEN ZWISCHEN 3-18 MONATEN NACH DER DIAGNOSE • 2001: FAST NORMALE LEBENSDAUER • KEINE MÖGLICHKEIT ZUR VORBEUGUNG • TYP II. • CHRONISCHE, ZU HOHE NAHRUNGSAUFNAHME • FÜHRT ZU TOD ODER INVALIDITÄT • KÖNNTE BEI DER POPULATION VORGEBEUGT WERDEN, ABER GENAU DAS GEGENTEIL PASSIERT