Marchring Fürstbistum Basel 30. August und 2. September 2017 Dr. Max Stierlin Übersicht 1 Voraussetzungen für die Herrschaftsbildung. 3 2 Das Fürstbistum Basel: Entstehung. Gebiete: Herrschaften, Klöster, Propsteien und Städte.. 5 3 Das Fürstbistum Basel im 14. und 15. Jahrhundert. 10 4 In der Reformation verliessen Bischof und Domkapitel die Stadt Basel. 11 5 Reform und Neuordnung durch Fürstbischof Christoph Blarer von Wartensee. 14 6 Absolutismus und Aufstände im 18. Jahrhundert – Hinwendung zu Frankreich. 17 7 République Rauracienne, Départements du Mont Terrible und Haut-Rhin. 16 8 Wiener Kongress: Vereinigung mit dem Kanton Bern. 17 9 Grenzbesetzungen, Widerstände und Gründung des Kantons Jura. 18 Liste der Fürstbischöfe von Basel 999-1828. 19 Wichtigste Jahreszahlen 999 König Rudolf III. von Burgund übergibt Moutier-Grandval und St. Imier dem Bischof. 1006/32 Kaiser Heinrich II. gliedert Basel ins Reich ein. Um 1225 Bau der mittleren Brücke über den Rhein bei Basel. 1283 König Rudolf I. anerkennt Pruntrut als Reichsstadt. 1348 Grosse Pest. 1356 Das Erdbeben von Basel verwüstet die Stadt und viele Burgen. 1431-49 Das Konzil tagt mit Unterbrüchen in Basel. 1460 Gründung der Universität. 1478 Die Stadt Biel mit ihrem Gebiet wird selbständig und Zugewandter Ort. 1501 Die Stadt Basel tritt als Ort der Eidgenossenschaft bei. 1527/29 Fürstbischof und Domherren verlassen in der Reformation die Stadt Basel. 1579 Fürstbischof Blarer: Bündnis mit der Eidgenossenschaft, Zugewandter Ort. 1634-50 Im 30jährigen Krieg verwüsten fremde Armeen die nördlichen Täler. 1659 Das Domkapitel zieht von Freiburg iBr. nach Arlesheim und baut den Dom. 1726ff Landesstroublen. Die Bevölkerung wehrt sich gegen das absolutistische Regiment. 1739 Französische Truppen schlagen den Aufstand nieder. Bündnisvertrag mit Frankreich. 1780 Beistandsvertrag mit Frankreich. Gegenseitige Unterstützung. Soldregiment. 1792 Besetzung des Nordens des Fürstbistums durch französische Truppen. Republik Rauracienne, dann Departement du Mont Terrible. 1797 Besetzung der Südtäler. 1798 Helvetische Republik. 1815 Der Wiener Kongress vereinigt das frühere Fürstbistum mit dem Kanton Bern. 1828-30 Neubildung des Bistums Basel mit früher konstanzischen Bistumsgebieten. 1979 Gründung des Kantons Jura. (9. August 2017) Das Fürstbistum Basel Vortrag Dr. Max Stierlin, Marchring am 30. August in Lachen 1 Voraussetzungen für die Herrschaftsbildung Die bewaldeten Juratäler und –höhen waren Rodungsgebiete mit Weiden und nur wenig Ackerbau. „Jura“ bedeutet keltisch „Waldland“. Die engen Täler erlauben nur wenig Ackerbau und auf den Höhen ist nur Weideland vorhanden. Der Jura war ein Rodungsgebiet mit nur wenig landwirtschaftlichem Ertrag. Die Erschliessung des Hochplateaus begann im 7. Jahrhundert ausgehend von den Klöstern Saint-Ursanne und Saint-Imier, um Sömmerungsweiden für das Vieh zu gewinnen. Durch eine Schenkung Rudolfs III. von Burgund wurde das Gebiet im Jahr 999 dem Bischof von Basel unterstellt. Die Siedler in den Freibergen erhielten besondere Rechte und Steuerfreiheit. Am 17. November des Jahres 1384 stellte der damalige Fürstbischof Imer von Ramstein einen Freibrief für die bislang immer noch kaum besiedelte Region aus. Damit erhielten Einwanderer und ihre Nachkommen aussergewöhnliche Freiheiten, denn sie sollten für alle Zeiten von Zinsen und Zehnten auf ihrem gerodeten Grund und Boden befreit sein. Dadurch bekam das Gebiet den Namen Franches Montagnes (‚Freiberge‘). In der Folge liessen sich hier vor allem Siedler aus Saint-Ursanne, aus dem Val de Ruz und dem Burgund nieder. Sie rodeten das Gebiet, machten es urbar und gründeten nach und nach die heutigen Dörfer. Die Bevölkerung der Freiberge hatte verschiedentlich Hungersnöte zu leiden, insbesondere während des Dreissigjährigen Krieges, als die Dörfer von schwedischen Truppen geplündert und gebrandschatzt wurden. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert waren die Freiberge Zufluchtsorte für Täuferfamilien aus dem Emmental. Zuwanderung und Wirtschaftsförderung sind auch heute noch eine Daueraufgabe. Die Juratäler galten als „Armenhaus“ der Eidgenossenschaft. Neben den Anreizen zur Zuwanderung konnte nur gesteuerte Wirtschaftsförderung die Bevölkerung ernähren. Fürstbischöfliche Wirtschaftsförderung: Bergwerke, Hochöfen, Metallverarbeitung. Das Eisen, das die wirtschaftliche Bedeutung der Gegenden um Delsberg und Moutier steigerte, wurde bereits im Mittelalter in genügender Menge auch für den Export produziert. Von den Basler Fürstbischöfen tatkräftig unterstützt, entwickelte sich vom 16. Jh. an die Metallverarbeitung. Unter Fürstbischof Christoph Blarer wurden die Hochöfen von Undervelier, Courrendlin und Bellefontaine gebaut. Die unter strenger Staatskontrolle stehende Eisenindustrie bildete eine der wichtigsten Einnahmequellen im Aussenhandel. Dank finanzieller und technischer Hilfe von Ausländern entstanden an den Wasserläufen Fabriken. Glasherstellung und Töpferei siedelten sich in bewaldeten Regionen an. Im 14. Jh. sind Glashütten in La Heutte belegt; später finden sie sich in der ganzen Gegend. Da sie stärker vom Brennmaterial (Holz) als vom Rohstoff (Quarzsand) abhängig waren, wurden sie in der 2. Hälfte des 17. Jh. in abgelegenen Waldgegenden errichtet. Wie beim Eisen waren auch hier die Pioniere deutscher Herkunft. Vom 15. Jh. an blühte in Bonfol die Töpferei, nach 1760 in Cornol die Steingut-Herstellung. Der riesige Verbrauch an Holz zerstörte den Wald nach und nach. Mit der Waldverordnung von 1755 - einer europäischen Pionierleistung auf diesem Gebiet - begann man, diesem Raubbau Einhalt zu gebieten. Die Jurapässe waren begehrte Übergänge. Im Jura bildeten sich Pass-Staaten. Die Pässe und Klusen im Jura hatten eine hohe Bedeutung für den Handel und den militärischen Durchmarsch, und brachten Erwerb und Einkünfte durch Transportleistungen. Daher strebten die Anlieger an, möglichst die Übergänge beherrschen zu können. Viele Städte und Herrscher versuchten, ihre Herrschaft in die Juratäler auszuweiten: Burgunder, Habsburger, Grafen im Elsass, Basel, Solothurn, Biel und Bern, Frankreich. Auch die Schweiz ist als Pass-Staat um die Alpenpässe entstanden. Beispiele aus den Alpen sind: das Wallis über den Simplon, die Eidgenossen in den Tessin und ins Val Ossola, Zürich und das Fürstbistum Chur mit den Bündnerpässen, Savoyen, Oesterreich-Tirol. In den Pyrenäen Navarra, Andorra und Katalonien. Das Bestreben der französischen Könige, nach der Besetzung der Freigrafschaft Burgund 1668 weiter über den Jura zur Aare und den Seen am Jurafuss als Grenze vorzustossen, besiegelte 1792 das Ende des Fürstbistums. Im Fürstbistum wurde deutsch und französisch gesprochen. Die Mehrheit sprach französisch, allerdings in regionalen Dialekten (Patois). Nur die Ämter Zwingen, Pfeffingen, Birseck, Biel und die drei rechtsrheinischen Gebiete waren deutschsprachig. Deutsch war auch die Verwaltungssprache des sich nach dem Reich orientierenden bischöflichen Hofs. Im 19. Jhd. begann der Nationalismus zur Identifikation eine einheitliche Sprache durch zusetzen. Früher sprach oft die herrschende Schicht anders als die Untertanen (z.B. Bern, Neuenburg, Freiburg, Wallis, Waadt, Tessin, Veltlin etc.). Die Verwaltungssprache der Tagsatzung der Alten Eidgenossenschaft war bis 1798 deutsch. Nur in den Gemeinen Herrschaften und Zugewandten Orten sprach man französisch oder italienisch. Das Fürstbistum zeigte eine Form der Staatenbildung, die sich in der Schweiz bis heute erhalten hat. Die Drei-Länder-Ecke am Rheinknie. Der Rhein war schon bei den Römern die Reichsgrenze. Das Bistum Basel hatte seine Grenze am Rhein, damit gehörte Kleinbasel zum Bistum Konstanz. Der Rhein nördlich von Basel mit seinen Auen und Sumpfgebieten in der Rheinebene sowie der Hardwald trennten den Schwarzwald von den Vogesen. Zwischen Konstanz und Strassburg gab es nur eine Brücke bei Rheinfelden. 1244 erwähnt eine Urkunde erstmals die mittlere Brücke in Basel. Damit wollte der Fürstbischof den Durchgangsverkehr nach Basel ziehen, was der Bevölkerung Arbeit und Verdienst brachte. Im Elsass, dem Schwarzwald und im Aargau bildete sich die habsburgische Herrschaft heraus. Graf Rudolf von Habsburg belagerte vor seiner Wahl zum deutschen König 1273 die Stadt Basel, denn diese sollte Zentrum der habsburgischen Herrschaften werden. Kulturell orientierte sich Basel nach den oberrheinischen Städten Strassburg, Mülhausen, Freiburg, Colmar. Die burgundische Pforte - ein wichtiger Durchgang vom Elsass nach Burgund. Diesen versuchten die benachbarten Mächte zu beherrschen und damit die Handelsstrasse zu sichern. Die burgundische Pforte wurde unter Ludwig XIV. von Vauban gesichert (Festungen Belfort, Besançon, Saint-Louis, Neuf-Brisach, Burg Landskron). Der Wiener-Kongress wollte die Umgehung durch deutsche oder französische Truppen über das Birstal und den Col des Rangiers sperren. Als neutraler starker Staat kam nur Bern in Frage. Daher wurde ihm der Jura zugeteilt. Im 1. Weltkrieg war hier die Kriegsfront. Heute führen Autobahn, RheinRhone-Kanal und TGV-Strecke durch. 3 Das Fürstbistum Basel: Entstehung, Herrschaften, Klöster / Propsteien und Städte Die Entstehung des Bistums Basel: Bistum und weltliche Herrschaft. Der Bischofssitz wurde um 400 von der Colonia Augusta Raurica (Kaiseraugst, St. Gallus-Kirche) nach Basel verlegt. Der Bischof wird Landesherr (Fürstbischof). 999 schenkte der kinderlose König Rudolf III. von Burgund dem Basler Bischof die Abtei MoutierGrandval, das Stift St-Ursanne und das Münstertal. Ein wichtiger Förderer war Kaiser Heinrich II. (9371024), Mitpatron des Bistums. Die größte Ausdehnung hatte die weltliche Herrschaft unter Bischof Burkard (1072–1107), der in der Gunst Kaiser Heinrichs IV. stand. Später gingen Gebiete verloren, neue kamen dazu: die Zugänge zum Hauensteinpass, sowie außerhalb der Diözese: Kleinbasel, die Herrschaft Pruntrut, Gebiete am Bielersee und die Landvogtei Schliengen mit Istein am Rhein. Die Stadt Basel war Mittelpunkt des (Fürst)Bistums. Die Stadt war über Jahrhunderte bischöfliche Residenzstadt und zog viele Kleriker, Mönche und Gelehrte an. Das Münster, die Pfalz und die Domherrenhäuser bildeten eine eigene Stadt. Der Hof (Verwaltung) des Bischofs gaben vielen Handwerkern und Beamten Arbeit, die sich um den Münsterplatz nieder liessen. König Rudolf trat 1006 Basel als Pfand an seinen Neffen, Kaiser Heinrich II. ab. Dieser gliederte das Gebiet des Fürstbistums – bis dahin zu Hochburgund gehörig – in das Heilige Römische Reich ein. Heinrich II. förderte den Bau des Basler Münsters. Heinrich II. vergab die hohe Gerichtsbarkeit über Basel und das Münzrecht an Bischof Adalbero. Obwohl Urkunden fehlen, wird davon ausgegangen, dass der Bischof um die Jahrtausendwende die vollständige geistliche und weltliche Herrschaft über die Stadt Basel erlangt hatte. Der römisch-deutsche König Friedrich II. verlieh der Stadt das Recht, einen von bischöflicher Wahl oder Genehmigung unabhängigen Rat zu bestimmen. Allerdings wurde dieses Recht auf Protest des Bischofs Heinrich von Thun von Reichsfürsten und König 1218 wieder aufgehoben. Das nach dem Erdbeben von Basel 1356 erneuerte Münster Gleichwohl erlangten die Bürger in der Folgezeit schrittweise die Selbstverwaltung. 1263 gab Bischof Heinrich von Neuenburg der Stadt eine Verfassung. 1273 wurde aus der bischöflichen Stadtvogtei eine Reichsvogtei. Geldnöte brachten spätere Bischöfe dazu, ihre Herrschaftsrechte nach und nach der Stadt gegen Darlehen zu verpfänden, so dass 1386 die tatsächliche Herrschaft des Bischofs über die Stadt erlosch. Formal leistete die Stadt dem Bischof allerdings noch bis zur Reformation (1521) einen jährlichen Treueid. Die Abtei Moutier-Grandval hatte eine überregionale Bedeutung wie St. Gallen. Gründung des Klosters im Grand Val durch Boten von Columban um 640. Erster Abt war der heilige Germanus (St. Germain) aus Trier. Das Kloster erreichte bald überregionale Bekanntheit. St. Germain erlitt 675 zusammen mit seinem Gefährten Randoald den Märtyrertod. Ab dem 9. Jahrhundert wurde die Benediktinerregel eingeführt. Ein wichtiges Werk aus der Zeit um 800-850 ist die reich illustrierte Bibel von Moutier-Grandval, die im Kloster Marmoutier bei Tours geschrieben und danach der Abtei Moutier-Grandval geschenkt wurde. Sie gehört heute dem Britischen Museum in London. Im Musée du Jura in Delsberg wird der Abtstab von St. Germain als Reliquie aufbewahrt. Die Abteigebäude sind heute verschwunden. Nur die Kapelle in Charlière mit ihren Fresken gibt einen Eindruck von der Pracht der romanischen Stiftskirche. Im Jahr 968 kam das Kloster an König Konrad von Burgund. Weil dessen Sohn, König Rudolf III. an den Weltuntergang im Jahr 1000 glaubte, vermachte er die Abtei mit dem zugehörigen Besitztum 999 dem Hochstift von Basel. 1079 wurde das Kloster in ein Chorherrenstift umgewandelt. Während des Mittelalters erlebte das Kloster eine grosse Blütezeit und war ein wichtiges religiöses Zentrum im Jura. Als 1533 die Reformation eingeführt wurde, übersiedelten die Chorherren zuerst nach Solothurn und 1534 nach Delsberg. Dort verblieben sie bis 1793 und hielten ihre Gottesdienste in der Kirche St. Marcel. Die Stadt Biel löste sich vom Bischof und wurde Zentrum eines Herrschaftsgebietes im Jura. Vom 13. Jh. An kann man Biel als Stadt betrachten. Entscheidend war die Verleihung des Freiheitsbriefs durch den Basler Fürstbischof im Jahre 1275. 1296 übergab Fürstbischof Peter Reich von Reichenstein der Stadt eine auf beiderseitiger Übereinkunft beruhende Handfeste, die, 1352 erweitert, bis 1798 in Kraft blieb. Durch Burgrechtsverträge verband sich Biel mit anderen Städten wie Bern, Solothurn, Freiburg und Murten. Biel entwickelte eine eigene städtische Verwaltung und auch ihre Unabhängigkeit ihrem Herrn – dem Fürstbischof von Basel – und der Berner Schutzmacht gegenüber. In den südlichen Juratälern baute Biel eine städtische Herrschaft auf. Die „Burg“ ist der Kern der Altstadt. Im 15. Jahrhundert bekam die Stadt das Recht, Truppen vor allem im Sankt-Immer-Tal auszuheben. Sie nahm an verschiedenen Kriegszügen der Eidgenossenschaft teil. Seit 1478 war sie – als Folge der Teilnahme an den Burgunderkriegen – als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft mit zwei Abgeordneten an deren Tagsatzungen vertreten. Nach den Burgunderkriegen gelang es aber Biel nicht, im Gegensatz zu Solothurn und Freiburg, als eidgenössischer Ort aufgenommen zu werden. Die Reformation begann in Biel mit dem Wirken des Leutpriesters Thomas Wyttenbach, der spätestens ab 1523 offen im reformatorischen Sinn zu predigen begann. Die Einführung der Reformation erfolgte 1528. Bis zum Ende des Ancien Régime bildete sich in Biel wie in anderen Städten eine deutliche Aristokratisierung der im Stadtregiment herrschenden Familien. 1798 wurde Biel Teil der Ersten Französischen Republik. Die Stadt war Hauptort des Kantons Biel, der zunächst zum Département Mont-Terrible gehörte. Ab 1800 waren Stadt und Herrschaft (Kanton) Biel Teil des Arrondissements Delsberg im französischen Département Haut-Rhin. Im Wiener Kongress 1815 wurde die Stadt dem Kanton Bern zugesprochen und von diesem dem Amtsbezirk Nidau zugeteilt. Ansicht der Stadt Biel in der Topographia Helvetiae von Matthäus Merian, 1642 Die Propstei von St. Imier im Tal der Schüss geht auf den heiligen Himerius zurück, einen Eremiten, der sich um 600 in dieser damals unbewohnten Gegend nieder liess. Auf seinem Grab wurde eine Kapelle errichtet und ein Benediktinerkloster gegründet. Die Siedlung entwickelte sich bald zu einem Wallfahrtsort. Im Jahr 999 kam Saint-Imier durch Schenkung an den Bischof von Basel. Das Kloster wurde anfangs des 12. Jhds. in ein Chorherrenstift umgewandelt. Es unterstand zwar dem Bistum Lausanne, die Gerichtsbarkeit übte aber der Fürstbischof von Basel aus. 1335 schloss Saint-Imier ein Burgrecht mit Biel, was den Beginn der Einflussnahme auf die Herrschaft im Vallon de Saint-Imier bedeutete. Biel führte 1530 die Reformation ein. Während des Dreissigjährigen Krieges wurde Saint-Imier schwer in Mitleidenschaft gezogen. Von 1797 bis 1815 gehörte die Gemeinde zu Frankreich und war anfangs Teil des Départements Mont-Terrible, 1800 des Départements Haut-Rhin. Durch Entscheid des Wiener Kongresses kam Saint-Imier 1815 an den Kanton Bern. Das Städtchen La Neuveville am Bielersee mit einem kleinen Herrschaftsgebiet wurde 1312 vom Basler Fürstbischof Gérard de Vuippens als neue Stadt nahe der Grenze zur Grafschaft Neuenburg gegründet. Erste Stadtrechte erhielt der Ort im Jahr 1318, ein Friedensbündnis wurde 1342 unterschrieben. Das Städtchen schloss 1388 einen Burgrechtsvertrag mit der Stadt Bern und 1395 einen Pakt mit Biel, weil es seine Eigenständigkeit gegenüber Neuenburg sichern wollte. Das Städtchen Laufen gab dem Tal der Birs seinen Namen und wurde 1141 als Dorf Loufen erstmals erwähnt. 1295 gründete Peter Reich von Reichenstein das Städtchen Laufen. 1637–1639 wurde Laufen in den Dreissigjährigen Krieg hineingezogen. Protestantische Schweden griffen den Bischof an, welcher zugleich Reichsfürst war, und verwüsteten das Tal. Zusammen mit anderen Untertanen rebellierten im 18. Jahrhundert einige Laufener gegen den Fürstbischof. Burg und Dorf Zwingen auf einer Insel in der Birs wurden erstmals am 1194 erwähnt, als dieser Besitz von Papst Coelestin III. dem Kloster Beinwil zugesichert wurde. Ab 1312 lag es als Lehen bei den Herren von Ramstein. Ab 1459 gehörte das Dorf dem Bischof von Basel und bildete bis 1792 die Vogtei Zwingen. Von 1573 bis 1673 war der Judenacker in Zwingen Begräbnisstätte für im Bistum Basel wohnhafte Juden. Die Stadt Delsberg erwarb im Delsberger Becken eine kleine Herrschaft und war im 12.Jahrhundert Teil der Herrschaft Pfirt, die 1271 durch Kauf an den Fürstbischof von Basel ging. Es bekam durch einen Freibrief des Fürstbischofs Peter Reich von Reichenstein am 6. Januar 1289 das Stadtrecht. Es war von 1289 bis 1793 Hauptort der Herrschaft Delsberg und schloss 1407 einen Burgrechtsvertrag mit der Stadt Basel ab. Während Jahrhunderten war Delsberg die Sommerresidenz der Basler Fürstbischöfe. Die Reichsstadt Pruntrut in der Ajoie am Rand des Juras zur Burgundischen Pforte gelegen gehörte zur Grafschaft Montbéliard und kam 1271 an das Fürstbistum Basel. König Rudolf I. von Habsburg erhob Pruntrut 1283 zur freien Reichsstadt. Wegen finanzieller Schwierigkeiten musste der Fürstbischof 1386 die Ajoie mit Pruntrut an die Herren von Monbéliard verpfänden. 1461 kam sie wieder an das Fürstbistum zurück. In der Reformation zog der Fürstbischof 1527 nach Pruntrut. Im Dreissigjährigen Krieges wurde Pruntrut und die Ajoie, ein fruchtbares Ackerland, 1634-1650 mehrmals belagert, besetzt und geplündert. Die Propstei und Herrschaft von St. Ursanne im Clos-du-Doubs. Oberhalb des heutigen Saint-Ursanne findet sich die Einsiedelei, in welcher der Legende nach von 612 bis 619 der Eremit Ursicinus, ein Gefährte des heiligen Kolumban, gewirkt hatte. 849 wird erstmals ein Kloster erwähnt. Im 11. Jhd. wurde die Abtei neu gebaut und im 12. Jhd. in ein Chorherrenstift umgewandelt, das 1210 dem Fürstbischof unterstand. Einer der interessantesten archeologischen Zeugen im Jura ist die Stiftskirche von Saint-Ursanne mit dem gut erhaltenen Kreuzgang mit Teilen aus dem 10. Jhd. In der Krypta befinden sich die Reliquien des Hl. Ursicinus in einem Steinsarg aus gallorömischer Zeit. Das Südportal (um 1200) gehört zu den bedeutendsten Portalen der burgundischen Gotik in der Schweiz. Die Einsiedelei oberhalb des Städtchens wurde in der Barockzeit als Wallfahrtsort eingerichtet. Das um das Kloster entstandene mittelalterliche Städtchen erhielt 1338 Marktrechte. Das Erdbeben von 1356 richtete auch in SaintUrsanne grosse Schäden an. In der Verwaltung des Fürstbistums Basel bildete Saint-Ursanne mit dem Clos-du-Doubs eine Landvogtei (Seigneurie). Die Bahnlinie Glovelier – Porrentruy befreite Saint-Ursanne 1877 aus seiner Isolation. Eine wenig bedeutende Industrialisierung setzte ausserhalb der Stadtmauern ein. Die Prämonstratenserabtei Bellelay wurde wahrscheinlich auf Veranlassung von Bischof Adalbero III. an der Südwestgrenze des Bistums gegründet und aus dem Grundbesitz der Abtei MoutierGrandval herausgelöst. Das Kloster wird 1142 erstmals schriftlich erwähnt. Das Kloster besass weit verstreuten Grundbesitz und war Mutterkloster mehrerer Priorate und Abteien. Historische Ansicht des Klosters Bellelay vom Juni 1755 Bellelay stand unter der Oberhoheit des Fürstbistums Basel, schloss aber Burgrechtsverträge ab mit Bern und Solothurn (spätestens 1414) sowie mit Biel (1516). Die Verträge mit Solothurn wurden bis zur französischen Revolution regelmässig erneuert, weshalb das Kloster zum eidgenössischen Teil des Fürstbistums Basel gerechnet wurde. Der Abt übte über den Ort Bellelay und das umliegende Gebiet die niedere Gerichtsbarkeit aus, und zwar in weltlichen wie in kirchlichen Belangen. Am Konzil von Konstanz erhielt der Abt 1414 das Recht, den Ring, die Mitra und das Kreuz zu tragen. Während des Schwabenkrieges im Jahr 1499 wurden die Klostergebäude gebrandschatzt. Von den Auswirkungen des Dreissigjährigen Krieges blieb das Kloster wegen seines Vertrages mit Solothurn verschont. Es erlebte vor allem im 18. Jahrhundert eine Blütezeit als weitherum angesehenes Bildungszentrum für Söhne des europäischen Adels. 1772 wurde ein Pensionat gegründet. Aus bescheidenen Anfängen entfaltete es sich dank der Anstrengungen der Chorherren, die moderne Lehrmethoden einsetzten und auch die exakten Wissenschaften lehrten. Die Pläne der Abtei, eine Schule und ein Arbeitshaus für Mädchen aus der Region ins Leben zu rufen, scheiterten allerdings. Im Jahr 1797 wurden die Gebäude von französischen Truppen besetzt und das Kloster säkularisiert. 1815 fiel Bellelay durch Beschluss des Wiener Kongresses an den Kanton Bern. Heute ist in Bellelay die psychiatrische Klinik für den Kanton Jura und den französischsprachigen Berner Jura untergebracht. Kloster, Kirche und Orgel sind renoviert worden. Die Kirche wird als Aula und Museum genutzt. Die Altäre sind verkauft worden. Die Zisterzienserabtei Lützel (Lucelle) im Lützeltal hatte eine überregionale Bedeutung. Im 12. Jahrhundert erhielten die aus der Freigrafschaft Burgund stammenden Grafen von Montfaucon (Falkenberg) Land in der Gegend des späteren Lützel und nahmen es vom Bistum Basel zu Lehen. 1124 stifteten die Grafenbrüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon das Kloster Lützel. Richard von Montfaucon hatte 1119 durch Stiftungen bereits an der Gründung des Zisterzienserklosters Bellevaux in der Franche-Comté mitgewirkt. Lützel befand sich zur Zeit der Gründung im Einflussbereich der Grafschaft Pfirt, in der es eine relative Selbstständigkeit genoss. Lützel gründete sieben Tochterklöster. Sowohl im 12. als auch den nachfolgenden Jahrhunderten erfolgte der Ausbau und die Sicherung von zahlreichen Rechten und Besitzungen (Herrschaftsrechte, Güter, Nutzungsrechte, Pfarreien, Nonnenkonvente) sowohl im unmittelbar umgebenden Territorium als auch in anderen Orten. Dieser Prozess war begleitet von Konflikten mit konkurrierenden Gemeinden und Adelsherrschaften. Der Besitz wurde in Grangien gegliedert und unter anderem von Prioraten aus verwaltet. In der Umgebung von Lützel erfolgte der Aufbau eines eigenen Territoriums, in dem einige Höfe gegründet wurden. Zwischen 1270 und 1278 fielen die Ajoie (Vogtei Porrentruy) und der bis dahin pfirtische Sornegau (Herrschaft Delémont) an das Fürstbistum Basel, Damit erfolgte die Zerschneidung nicht nur des umgebenden Klosterterritoriums, sondern sogar des befestigten Klosterbezirks selbst in zwei Teile. Die klösterlichen Hauptgebäude kamen jedoch geschlossen im Pfirtischen zu liegen. 1324 fiel Pfirt an Habsburg, und Lützel wurde ein landsässiges Kloster Vorderösterreichs. Kloster Lucelle um 1776. Maler François Ignace Tavanne. 1526 erwarb das Kloster das benachbarte Territorium Löwenburg und verdoppelte damit sein unmittelbares Herrschaftsgebiet. Im Streit mit dem Fürstbistum um landesherrliche Rechte im Territorium Löwenburg konnte sich der Bischof durchsetzen. Als Folge des Dreissigjährigen Krieges war Lützel 1632–1657 verlassen. Löwenburg lag im Gegensatz zum Abteigelände im eidgenössischen Hilfskreis (das Fürstbistum war Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft) und bildete daher einen wichtigen Zufluchtsort. 1648 fielen die habsburgischen Gebiete des Elsass an Frankreich, Lützel wurde damit königlich-französische Abtei. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden wieder Rodungen durchgeführt und mehrere neue Höfe und Mühlen gegründet. Die beginnende Frühindustrialisierung brachte Eisenverhüttung und Köhlerei in das kleine Klosterterritorium. Nach dem Grossbrand von 1699 wurde von 1703 bis 1730 eine neue Abtei gebaut und die stehen gebliebene gotische Abteikirche barockisiert. Nach Beginn der Französischen Revolution wurden die Besitztümer der Abtei Lützel 1789 beschlagnahmt und zum nationalem Eigentum erklärt, 1791 verkauft. Am 2. Oktober 1792 wurden der Abt und die letzten Mönche aus Lützel verwiesen. Heute stehen von der verlassenen Abtei noch einige wenige Nebengebäude. Die Burg Landskron war eine Grenzfestung und wurde 1297 erstmals erwähnt. Vermutlich im frühen 11. Jahrhundert erbaut ging sie durch die Hände lokaler Adelsgeschlechter, 1504 an die Markgrafen von Baden. Um 1515 wurde sie zu einer Festung ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten 1639 die Schweden die Burg und gaben sie an die verbündeten Franzosen weiter. Merianstich 1640 Ab 1690 wurde die Landskron von Vauban zu einer Grenzfestung und zum Staatsgefängnis für politische Häftlinge ausgebaut. 1813 wurde sie in den Befreiungskriegen von bayerischen und österreichischen Truppen erobert, durch einen Brand weitgehend zerstört und anschließend gesprengt. Nach 1988 wurde die Burg gesichert. 3 Das Fürstbistum im 14. und 15. Jahrhundert Der Fürstbischof verlor an Einfluss und Macht gegen Aussen und Innen. Bei den verstreuten und verschiedenartigen weltlichen Besitztümern und Rechten des Fürstbistums setzte nach einer längeren Zeit der Stagnation langsam ein Zerfall ein, indem der Bischof den mit Erfolg ihre Herrschaft ausbauenden Habsburgern, aber auch den mit Beharrlichkeit ihre Autonomie anstrebenden Basler Bürgern und ihren Zünften immer stärkeren Einfluss auf die Stadtregierung zugestehen musste. Die ehemals bischöflichen Städte Breisach, Neuenburg am Rhein und Rheinfelden wurden eine Beute der Habsburger und fielen zurück ans Reich. Auch im Elsass und in Basel selbst machte sich von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der habsburgische Einfluss in starkem Masse geltend. Darum richtete nun konsequenterweise der Bischof seine Territorialpolitik auf den Jura aus. In der Pest von 1348 starb gegen die Hälfte der Einwohner. Die Pest traf das ganze Fürstbistum und wütete vor allem in den dicht besiedelten Städten. Von da an trat alle 10-15 Jahre eine Pestwelle auf. Die frühere Bevölkerungszahl wurde allerdings jeweils bald wieder erreicht, weil nur ein kleiner Teil der erwachsenen Einwohner heiraten konnte. Nun bekamen überlebende Geschwister die Chance die Gewerbebetriebe und Bauernhöfe zu übernehmen und Familien zu gründen. Damit brachten die Pestepidemien auch einen Wechsel in Gewerbe und Politik mit sich. Das Erdbeben von Basel 1356 war das grösste Beben in der Geschichte von Mitteleuropa. Im Umkreis von etwa 50 km von Basel stürzten die aus Stein gebauten Burgen und Kirchen teilweise ein. Holzhäuser hielten zwar dem Beben stand, wurden aber ein Raub der Flammen, weil das Feuer aus den wenig geschützten Öfen und Herden auf die Häuser übergriff. In Basel flüchteten die Bewohner fluchtartig nach dem ersten Erdstoss aus der Stadt und mussten dann machtlos zusehen, wie diese in Schutt und Asche sank. Sie blieben am Leben, verloren aber ihre Habe. Der Wiederaufbau der zerstörten Kirchen, Stadtmauern, Burgen und Häuser dauerte viele Jahre. Wie viele andere Burgen und Kirchen stürzten auch der Chor und die Gewölbe des Münsters ein und musste neu (nun gotisch) aufgebaut werden. Die Bischofsstadt Basel: Konzil, Universität, Humanisten. Das Basler Konzil tagte zwischen 1431 und 1449. 1436 wurde in Basel ein Papst gewählt (Felix V.). Ans Konzil reisten Kirchenfürsten, Abgesandte von Königen und Fürsten und Gelehrte. Ein Konzil brauchte Schriften und Bücher. Papiermühlen im St. Albantal entstanden. Druckereien arbeiteten mit Gelehrten zusammen. Basel wurde ein europäisch bedeutendes Zentrum des Humanismus und des Buchdrucks. Das Konzil war auch der Anstoss zur Gründung der Universität 1460. Freiburg iBr. war damit bereits 1457 voraus gegangen. Der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam gab 1516 bei Mit dem Bau des Rathauses und der Fresken Johann Froben eine kritische lateinische Übersetzung des griechischen Neuen Testamentes heraus. Damit übersetzten Luther machte Basel die erreichte Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft deutlich. und Zwingli die Bibel ins Deutsche. Der Maler Holbein d.J. arbeitete mit Erasmus als Illustrator zusammen. 1501 Basel wurde als 11. Ort in die Eidgenossenschaft aufgenommen. Nach dem Schwabenkrieg 1499 sicherte die Eidgenossenschaft die Nordgrenze am Rhein. Schaffhausen und Basel wurden als eidgenössische Orte aufgenommen. Basel blieb allerdings weiterhin stark nach den oberrheinischen Städten und dem Elsass orientiert. Basel war und blieb bis ins 19. Jhd. die grösste Stadt in der Eidgenossenschaft und überregional bedeutend in Wirtschaft, Handel, Kultur und Wissenschaft. 4 In der Reformation verliessen Bischof und Domkapitel die Stadt Basel In der Stadt Basel wurde die Reformation von den Handwerkern und Zünften bestimmt. Die Reformation wurde in Basel sehr zurückhaltend eingeführt. Zwar kam es am 9. Februar 1527, am Fasnachtsdienstag, im Basler Münster zu einem Bildersturm. Aber Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam blieben in Basel und setzten sich für eine Kirchenreform statt einer Abspaltung ein. Sie lehnten die kirchlichen Streitereien und gewalttätigen Auseinandersetzungen um den rechten Glauben ab. So blieb etwa die Kartause in Kleinbasel bis zum Tod des letzten Kartäusers 1567 als Kloster erhalten. Der Dombezirk mit den Domherrenhäusern verlor seine Bedeutung. Auch viele Adlige verliessen die Stadt, was die wirtschaftliche und politische Stellung der Zünfte stärkte. Das Birstal und der Süden des Bistums nahm die Reformation an. Unter dem Einfluss von Basel traten das Birstal und unter Führung von Bern und Biel der ganze Süden des Fürstbistums (Erguel, die Herrschaft Moutier und La Neuveville) zum neuen Glauben über. Das Chorherrenstift Saint-Imier und Moutier-Grandval wurden aufgehoben. Die Chorherren von MoutierGrandval zogen nach Delsberg, wo die Stadtkirche St. Marcel vom Pfarrklerus und den Chorherren neben einander genutzt wurde. In dieser Kirche sind die Reliquien der Gründer der Abtei Moutier erhalten. Ende des 16. Jh. gelang dem Fürstbischof die Rekatholisierung des Birstals, nicht aber der südlichen Vogteien des Fürstbistums und der Herrschaft Biels. Allerdings behielt der Fürstbischof in zahlreichen reformierten Kirchen weiterhin das Recht den Pfarrer zu ernennen und die Pfründe zu verwalten (Kollaturrecht). Die Schloss in Pruntrut wurde nun Residenz. Der Bischof und sein Hof verliessen 1527 die Stadt Basel und zogen nach Pruntrut, wo sich der Fürstbischof schon früher aufgehalten hatte. Pruntrut war eine Reichsstadt und das Nebeneinanderleben von Reichsfürst und Reichsstadt musste sich erst einspielen. Es gab für den Fürstbischof keine eigene Kirche, nur eine Schlosskapelle. Die Jesuitenkirche wurde später bischöfliche Begräbnisstätte. Pruntrut lag im Gebiet des Bistums Besançon. Der Basler Bischof war hier nur Gast und musste damit vor kirchlichen Handlungen jeweils eine Genehmigung einholen. Das wurde erst 1779 mit einem Gebietsabtausch geregelt. Am Turm des Schlosses von Prunturt sieht man den roten Hahn im Wappen von Bischof Christoph Blarer, der das Schloss zur Residenz ausbauen liess. Das Basler Domkapitel ging nach Freiburg iBr. ins Exil. Die Domherren verliessen 1529 Basel und zogen nach Freiburg iBr. Damit verlor die Stadt ein Zentrum der süddeutschen Adelshäuser, wo Ritterturniere und Fürstenversammlungen stattgefunden hatten. Freiburg gehörte allerdings nicht zum Bistum Basel, die Basler Domherren waren nur Gäste im Bistum Konstanz. 1529 schloss das Domkapitel mit der Stadt einen Vertrag über die rechtlichen und steuerlichen Belange, den Erwerb von Häusern, Kapitel- und Amtshaus sowie die Benützung des Freiburger Münsters für Gottesdienst und Chorgebet. Die Domherren besassen den „Basler Hof“ gleich neben dem Münster. Das Offizialat (bischöfliches Gericht) zog ins elsässische Altkirch. Damit waren die verschiedenen bischöflichen Behörden und Gerichte weit voneinander getrennt in verschiedenen Regionen angesiedelt. Man kann fast von einer Auflösung des Basler (Fürst)Bistums sprechen. 5 Reform und Neuordnung durch Fürstbischof Christoph Blarer von Wartensee Der Reformbischof Christoph von Wartensee (Bf. 1575-1608) stammte aus einer Familie im Bodenseeraum die über mehrere Generationen Bischöfe, Äbte und Stiftsdamen stellen konnte, die zu kirchlichen Reformen und zur Neuordnung von Herrschaften befähigt waren. Christoph Blarer gilt als der Restaurator des darniederliegenden Basler Fürstbistums und als einer der profiliertesten Vertreter der katholischen Reform in der Schweiz. Zugehörigkeit zum Reich und Burgrechte mit eidgenössischen Orten. Fürstbischof Blarer traf auf eine verwirrliche staatsrechtliche Situation. Der Norden gehörte zum Heiligen Römischen Reich und bildete mit dem württembergischen Mömpelgard (Montbéliard) eine Reichsexklave zwischen Frankreich und der Schweiz. Die südlichen Ämter dagegen waren mit verschiedenen eidgenössischen Orten verburgrechtet. So war die Stadt Biel mit Bern, Freiburg i. Ü. und Solothurn eng verbunden und galt deshalb als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Der Fürstbischof war hier nur noch nominelles Stadtoberhaupt. Das Städtchen La Neuveville und die Propstei Moutier-Grandval waren mit Bern verburgrechtet, die Prämonstratenserabtei Bellelay und das Chorherrenstift Moutier-Grandval (mit Sitz in Delsberg) waren mit Solothurn verbündet. Blarer suchte zuerst Rückhalt und Unterstützung bei den katholischen Eidgenossen. Fürstbischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee verbündete sich als Gegengewicht zum Einfluss des reformierten Bern im Südjura 1579 mit den sieben katholischen Orten der Alten Eidgenossenschaft. Nach Verhandlungen und mit Unterstützung der päpstlichen Nuntien wurde 1579 in Luzern ein gegenseitiger Beistandspakt unterzeichnet und 1580 in Pruntrut feierlich beschworen. Damit war die Ausgangsbasis für Blarers Ziele geschaffen: Rekatholisierung der Untertanen, Verhinderung weiterer und Abschaffung bestehender Burgrechte, Rückgewinnung versetzter Herrschaften inner- und ausserhalb der Stadt Basel sowie Restitution des Kapitelbesitzes. Der Fürstbischof wurde ein Zugewandter Ort der katholischen eidgenössischen Orte. Da das Bündnis von 1579 bis 1735 immer wieder erneuert wurde, galt das Fürstbistum als Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Eine Aufnahme als 14. Ort der Eidgenossenschaft scheiterte jedoch am Widerstand der reformierten Orte. Eine Schweizergarde schützte den bischöflichen Hof. Blarer begann mit der Rekatholisierung der deutschsprachigen Vogteien. Diese waren teils mit Basel verburgrechtet. Der dadurch entstandene Konflikt zwischen der Stadt Basel und Blarer wurde vor einem eidgenössischen Schiedsgericht ausgetragen und 1585 im Vertrag von Baden beigelegt. Darin wurden die Burgrechtsverträge Basels mit dem Laufen- und dem Delsbergertal sowie den Freibergen de facto aufgelöst. Die Stadt hatte für ehemals bischöfliche Besitzungen eine hohe Entschädigung (200'000 Gulden) zu zahlen, und in Glaubensangelegenheiten galt fortan der Grundsatz cuius regio, eius religio. Bereits 1590 waren die deutschsprachigen Vogteien wieder katholisch. Die Rekatholisierung der südlichen Täler gelang nicht. Ein ähnlicher Vertrag kam 1599 mit Bern zustande (Bieler Tauschhandel): Biel sollte an Bern abgetreten werden, dafür wollte Bern u.a. auf das Burgrecht mit der Propstei Moutier-Grandval verzichten. Die Durchführung scheiterte am Widerstand der katholischen Orte. Erst im Vertrag von 1606 wurden die Probleme mit Biel beigelegt: Die Stadt leistete den Treueeid, ihr Einfluss in der Herrschaft Erguel wurde auf das Mannschaftsrecht eingeschränkt und der Burgrechtsvertrag mit der Abtei Bellelay aufgehoben. Kirchliche Reformen. Berufung der Jesuiten, Urselinen und Kapuziner. Die gezielte Reform des Klerus begann Blarer 1581 mit der Verkündigung neuer Diözesanstatuten auf der Synode in Delsberg. Zwei Visitationsreisen (1586-90, 1601-04) hatten die Feststellung und Behebung von Missständen in den Pfarreien zum Ziel. Zur Rekrutierung und Ausbildung neuer Priester gründete Blarer in Pruntrut 1591 ein Jesuitenkolleg und 1606 ein Priesterseminar. Die Urselinen in Delsberg und Pruntrut setzten sich in der Mädchenbildung ein. Von 1595 an unternahmen die Jesuiten des Kollegs mit grossem Erfolg Volksmissionen in der Diözese. Dabei wurden sie von den Kapuzinerklöstern in Dornach, Delsberg und Pruntrut unterstützt. Finanzpolitik und Wirtschaftsförderung. Der Vertrag von Baden hatte zur Sanierung der zerrütteten wirtschaftlichen Lage des Fürstbistums beigetragen. Nun suchte Blarer mit straffer Nutzung seiner Herrschaftsrechte einer erneuten Verschuldung vorzubeugen. Mit der Wiederinbetriebnahme und dem Ausbau der Bergwerke und Eisenschmieden schuf er neue Einnahmequellen. Fürstbischof Blarer begann eigene Münzen zu prägen. In diesem Zusammenhang erlaubte der Fürstbischof einzelnen Juden sich in seinem Gebiet nieder zu lassen. Er bestätigte ihnen die Nutzung eines eigenen Friedhofs beim Städtchen Zwingen. Die kirchliche (Bistum) und die weltliche Herrschaft (Fürstbistum) waren nicht deckungsgleich. Das geistliche Bistum, die Diözese, hatte eine grössere Ausdehnung als das weltliche Bistum und erstreckte sich weit über das Fürstbistum hinaus, umfasste es doch auch Teile des Elsass, das österreichische Fricktal und grosse Teile des Kantons Solothurn. Der grösste Teil des Fürstbistums gehörte zwar kirchlich zur Diözese Basel. Die Ajoie mit Pruntrut, dem Sitz des Basler Fürstbischofs, unterstand jedoch geistlich dem Erzbischof von Besançon. So musste der Basler Bischof für alle kirchlichen Amtshandlungen in seiner Residenzstadt zuerst die Bewilligung des zuständigen Besançoner Bischofs einholen. Erst 1779 wurde im Rahmen eines Gebietsabtausches die Ajoie kirchlich zum Bistum Basel geschlagen. Der Süden, südlich des Pierre-Pertuis, war Teil der Diözese Lausanne. Die rechtsrheinischen Gebiete mit der Landvogtei Schliengen gehörten zum Bistum Konstanz. Truppendurchzüge und Verheerungen im Dreissigjährigen Krieg. Die Bevölkerung im Birstal und den Freibergen musste Einquartierungen und Durchzüge fremder Armeen erleben. Besonders die Ajoie litt unter den Verwüstungen der französischen und vor allem der schwedischen Truppen. Diese brannten 1634 Alle, Fontenais und Courtedoux nieder. 1635 fiel das von kaiserlichen Truppen besetzte Pruntrut in die Hände der Franzosen, die erst 1650 wieder abzogen. Damit waren Hungersnöte, Seuchen und Plünderungen verbunden. Für die Winterquartiere wurden Häuser und Lebensmittel beschlagnahmt. Nur mit Mühe erholte sich das Fürstbistum von den Kriegsfolgen. Im Westfälischen Frieden wurde nur der Süden als eidgenössisches Gebiet anerkannt. Der Basler Bürgermeister Wettstein vertrat die Interessen seiner Stadt, aber auch jene der Eidgenossenschaft. Er erreichte die Unabhängigkeit der Schweiz vom Reich (Reichskammergericht). Damit waren die mit eidgenössischen Orten verbündeten Gebiete des Südjuras als Teil des Reichsgebiete anerkannt, nicht jedoch der Norden. Das sollte später bei der Besetzung des Fürstbistums durch französische Truppen eine Rolle spielen. Das Basler Domkapitel liess sich in Arlesheim nieder. Mit der Besetzung von Freiburg iBr. und des Elsass durch die Franzosen verloren Weihbischof und Domkapitel ihre Einkünfte. Sie zogen nun ins kleine Bauerndorf Arlesheim, das nahe bei Basel und dem Elsass liegt, und wo das Bistum beachtliche Güter besass. Unter Bischof Johann Konrad von Roggenbach erfolgte 1679-1681 der Bau einer Kathedrale (Pläne von Franz Demess) und der Domherrenhäuser (Architekten: Gebrüder Engel aus dem Misox). 1759-1761 wurde der Dom umgebaut und mit einem strahlend-feierlichen Innenraum im Rokoko-Stil erneuert. Architekt: Franz Anton Bagnato, Bauherr des Deutschen Ordens. Der Stuck und der Hochaltar von Francesco Pozzi. Giuseppe Ignazio Appiani malte das Deckengemälde und die Fresken. Die Holzarbeiten (Kanzel, Chorgestühl, Türen) stammen vom Rheinfelder Peter Schacherer. Der Orgelbauer Johann Andreas Silbermann lieferte 1761 die Orgel, die 1998 und 2005 in den ursprünglichen Zustand zurück gebaut wurde. Frankreich besetzte die Freigrafschaft Burgund und stiess an die Nordgrenze des Fürstbistums vor. Zwischen Habsburg und den Eidgenossen war 1512 die Neutralisierung der Freigrafschaft vertraglich festgelegt worden. Die Eidgenossen übernahmen deren militärischen Schutz. Für die Eidgenossen war das Gebiet ein Pufferstaat und wirtschaftlich enorm wichtig wegen der Salz- und Metallimporte. Wegen der inneren Zerstrittenheit und ihrer Abhängigkeit von Frankreich kam die Eidgenossenschaft ihren Verpflichtungen gegenüber der Freigrafschaft jedoch nicht nach, als diese im Dreissigjährigen Krieg geplündert wurde, und als Ludwig XIV. sie im Devolutionskrieg 1668 und im Holländischen Krieg 1674 militärisch besetzte. Vauban baute und erweiterte Festungen im neu eroberten Gebiet: Besançon, Belfort, St. Louis bei Hüningen nahe Basel und die Burg Landskron. Damit wurde das Fürstbistum zum umstrittenen Grenzgebiet zwischen den oft verfeindeten Mächten Frankreich und dem Reich (Habsburg). 6 Absolutismus und Aufstände im 18. Jahrhundert – Hinwendung zu Frankreich Aufnahme der aus dem Elsass ausgewiesenen Wiedertäufer. Nachdem Ludwig XIV. 1712 die Täufer aus dem Elsass ausgewiesen hatte, fanden die Auswanderer vor allem Zuflucht im Gebiet des Fürstbistums Basel, dem heutigen Kanton Jura. 1743 wurde im Kanton Bern die TäuferKammer aufgehoben. Damit wanderten Täufer auch in die südlichen Täler des Fürstbistums ein. Mit dem Bau des Schlosses in Delsberg stellten sich die Fürstbischöfe als absolute Herrscher dar. Das jetzige Schloss steht an der Stelle einer mittelalterlichen Burg. Von 1716-1721 liess Fürstbischof Johann Konrad von Reinach-Hirtzbach vom Hofbaumeister Pierre Racine aus Renan (Berner Jura) ein Palais als geräumige Sommerresidenz bauen. Das Schloss ist im französischen Stil “entre cour et jardin“ angelegt. Es ist das grösste Barockschloss der Schweiz, enthielt aber aus Geldmangel keine entsprechende Inneneinrichtung. Einige Teile des Gebäudes dienen heute als Kindergarten und Primarschule. Le Palais des Princes-Evêques in Delsberg Die „Landestroublen“ – Aufstände gegen Zentralismus und Absolutismus. Pierre Péquignat. Die Unruhen im Fürstbistum zwischen 1726 und 1740 ergaben sich aus den Spannungen zwischen dem bis anhin vorherrschenden Gewohnheitsrecht und der Absicht des Fürstbischofs Johann Konrad von ReinachHirzbach, die Verwaltung seines Staats im Geiste des aufgeklärten Absolutismus zu modernisieren. Der auf eine Zentralisierung zielende Erlass "pour la régie des affaires" von 1726 führte neue Räte und Kommissionen ein und wurde zum Kristallisationspunkt der Unzufriedenheit der Bevölkerung im Norden des Fürstbistums. Die Landgemeinden wählten Abgeordnete, die Commis, die von Pierre Péquignat angeführt wurden, der später zum Volkshelden wurde. Zu ihren Forderungen gehörten die Aufhebung des Erlasses von 1726, die Aufrechterhaltung der alten Privilegien, eine Steuersenkung und eine zurückhaltendere Anwendung der Hoheitsrechte. Die Vermittlungsversuche und die Ermahnungen des Kaisers 1732 und der katholischen Orte 1734 blieben erfolglos. Es gab zu viel Widerstand gegen die Umwandlung des lockeren Konglomerats von einzelnen Herrschaften mit verschiedener Sprache und Konfession in einen zentral geleiteten modernen Staat. Niederschlagung des Aufstandes mit Unterstützung durch Frankreich und Allianzvertrag von 1739. Der Nachfolger von Fürstbischof Johann Konrad, Jakob Sigismund von Reinach-Steinbrunn, wandte sich schliesslich an den französischen König Ludwig XV. um Hilfe und schloss mit diesem 1739 einen Allianzvertrag. Französische Truppen stellten im April 1740 die Ordnung im Fürstbistum wieder her. Die Commis wurden gefangen genommen und zu Galeerenstrafen und zum Tod verurteilt. Die Stadtbürger und die involvierten Geistlichen mussten hohe Strafen bezahlen, einige wurden ihres Amtes enthoben. Die Niederschlagung der Landestroublen ermöglichte es den Fürstbischöfen, die Verwaltung ihres in der Einflusssphäre Frankreichs stehenden Staates im Sinne des aufgeklärten Absolutismus umzugestalten. Der Fürstbischof stellte ein Soldregiment im Dienst des französischen Königs. Dis bisherige Schweizergarde wurde 1744 durch eine Kavallerieeinheit und 1758 durch ein Soldregiment von 1000 Mann in französischen Diensten ersetzt. Dieses sollte zur Hälfte im Fürstbistum stationiert sein, um Unruhen zu verhindern. Es wurde aber später in ein Garderegiment umgewandelt, vor allem in Frankreich eingesetzt und nach dem Tuilierensturm von 1792 aufgelöst. Das Fürstbistum wurde nun ein von Frankreich abhängiger Vasallenstaat. 1780 bestätigte und präzisierte ein Verteidigungsbündnis den Allianzvertrag von 1739. Damit war das Fürstbistum ein Puffer- oder Vasallenstaat Frankreichs geworden. Das ermöglichte der französischen Revolutionsarmee im April 1792, den Norden des Fürstbistums rechtmässig zu besetzen. 7 République Rauracienne, Départements du Mont Terrible und Haut-Rhin Die französische Revolution und die Eroberungskriege erreichten das Fürstbistum. Die Ideen der französischen Revolution fanden im Jura Anhänger und Gegner. Am 20.4.1792 erklärte Frankreich Kaiser Franz II. den Krieg. Daraufhin marschierten französische Truppen, gestützt auf das Bündnis von 1780 in den Norden des Fürstbistums Basel ein. Die südlichen Vogteien und die Abtei Bellelay kamen vorläufig in den Genuss der eidgenössischen Neutralität. Die freie und unabhängige Republique Rauracienne konnte sich kaum drei Monate halten. Die vom geflohenen Fürstbischof für die Zeit seiner Abwesenheit eingesetzten Regentschaftsräte konnten den Ausbruch von Unruhen nicht verhindern. In Pruntrut wurde am 17.12.1792 die Raurachische Republik ausgerufen, die sich aber nicht als handlungsfähig erwies. Das Departement du Mont Terrible umfasste 1793 den Norden, seit 1797 auch den Süden. Am 23.3.1793 wurde unter dem Namen Mont-Terrible das 87. Department der Französischen Republik gebildet. Auch damit kehrte keine Ruhe ein, Anhänger und Gegner der neuen Ordnung bekämpften sich weiter. Nach dem Frieden von Campoformio besetzte Frankreich am 15.12.1797 auch die südlichen Gebiete des Fürstbistums und schloss sie dem Department du Mont Terrible an. Widerstand gegen die Massenaushebungen und die allgemeine Wehrpflicht von 1797. Trotz Desertionen, Dispensationen und der Möglichkeit, einen Ersatzmann zu stellen, wog der Blutzoll schwer. 2'000 Männer aus dem Fürstbistum (Gesamtbevölkerung rund 60'000) fanden den Tod. Zuteilung zum Departement Haut-Rhin mit dem Hauptort Colmar. Die Reorganisation des Konsulats löste 1800 das Department du Mont-Terrible auf. Der Präfekt des Departments Haut-Rhin verwaltete nun von Colmar aus die beiden Arrondissements im Jura. Die letzte noch verbliebene rechtsrheinische Herrschaft Schliengen wurde 1803 aufgelöst und durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1802 der Markgrafschaft Baden angeschlossen. Damit hatte das Fürstbistum Basel als Reichsstand zu bestehen aufgehört. Der Basler Weihbischof Johann Baptist Joseph Gobel wurde konstitutioneller Erzbischof von Paris. Gobel stammte aus dem elsässischen Beamtenadel. Mit 14 Jahren Chorherr der Abtei Moutier-Grandval in Delsberg. Dr. Theol, 1750 Priesterweihe, 1755 Domherr, 1763 Generalvikar. 1772 Weihbischof. Als Abgeordneter des Klerus der Distrikte Belfort und Hüningen vermittelte er an den Generalständen in Paris zwischen Klerus und dem drittem Stand. Nach dem Bürgereid auf die neue Kirchenverfassung wurde er 1791 zum konstitutionellen Erzbischof von Paris ernannt. Er trat den Jakobinern bei und wurde im März 1792 deren Vizepräsident. 1792 und 1793 beteiligte er sich an der Besetzung des Nordens des Fürstbistums durch französische Truppen, an der Errichtung der Raurachischen Republik und an deren Angliederung an Frankreich. Gobel wurde ein Opfer des Terrors und am 13. 4. 1794 wegen Verschwörung gegen die Republik mit der Guillotine enthauptet. Der letzte Fürstbischof Franz-Xaver de Neveu verlor die weltlichen Herrschaften des Fürstbistums und fast alle geistlichen Gebiete des Bistums Basel. Franz Xaver von Neveu wurde 1749 als dritter Sohn des fürstbischöflichen Obervogts im Birseck geboren. Mit der Familie Roggenburg war er eng verwandt. Er besuchte in Pruntrut das Jesuitenkolleg und das Priesterseminar, dann Pfarrer in Offenburg. 1792 wurde er Domherr. 1794 wählten ihn die Domherren im Exil in Freiburg iBr. zum Fürstbischof. De Neveu hatte wenig Erfahrungen in der Leitung von Diözese und Fürstbistum. Er führte die Geschäfte von Konstanz aus, ab 1796 von St. Urban, und nach 1797 von Wien. Dann zog er sich auf die letzte Besitzung des Fürstbistums, das rechtsrheinische Schliengen, zurück. Dieses wurde wie alle geistlichen Herrschaften 1802 säkularisiert. Damit war die weltliche Herrschaft des Fürstbistums beendet. Er erhielt wie die Domherren eine grosszügige Pension und kehrte nach Offenburg zurück, wo er vor der Bischofswahl Pfarrer gewesen war, und wo die Familie beheimatet war. Er versuchte ohne Erfolg das Fürstbistum zu erhalten und verwaltete die wenigen Restgebiete des Bistums südlich des Rheins. 8 Zuteilung an den Kanton Bern am Wiener Kongress Truppendurchmarsch der oesterreichischen und russischen Armeen durch das Birstal. Im Dezember 1813 und Frühjahr 1814 überschritten mit Erlaubnis der Tagsatzung die Armeen der Koalition gegen Napoleon die Schweizergrenze und zogen über die Rheinbrücken zwischen Schaffhausen und Basel, durch das Birstal und den Pass von Les Rangiers nach Frankreich. Die europäischen Mächte kannten damit die Bedeutung des Birstals und der Ajoie für den Durchmarsch von Armeen aus eigener Anschauung. Für die betroffenen Gebiete bedeutete dieser Durchmarsch und die anschliessende Besetzung durch grosse Armeeeinheiten im Winter eine schwere Notlage, auch wenn die Tagsatzung die Mächte aufgefordert hatte, für den Durchmarsch den Besitz und das Wohlergehen der Bevölkerung zu schonen. Die französischen Arrondissements wurden vom Baron d’Andlau verwaltet. Der Einmarsch der Koalitionstruppen am 22.12.1813 in Delsberg und am 24.12. in Pruntrut beendete die französische Verwaltung. Von Ende Januar 1813 bis zum 30.5.1814 verwaltete der alliierte Generalgouverneur Konrad Karl Friedrich von Andlau in Vessoul (F) auch die Gebiete im Jura. Die Versuche des letzten Fürstbischofs, einen Kanton „Jura“ zu bilden, scheiterten. Fran-Xaver de Neuveu hatte sich beim Kaiser und beim Wiener Kongress vergeblich dafür eingesetzt, die weltliche Herrschaft wieder zu erhalten. Man wollte keine geistlichen Herrschaften mehr zulassen, denn alle andern früheren Fürstabteien und –bistümer waren bereits 1802 aufgehoben worden. Zudem gab man einem kleinen selbständigen Kanton nur wenig Chancen, sich im umstrittenen Gebiet zu halten. Der Wiener Kongress vereinigte 1815 das Gebiet des Fürstbistums Basel mit dem Kanton Bern. Der Wiener Kongress gab der Eidgenossenschaft eine neue Einteilung und neue Grenzen. Die Bedingung dazu war die Sicherung der Nordgrenze des Juras. Das Birstal und der Col des Rangiers konnten nur durch einen starken Staat mit einer grossen Armee gesichert werden, und dafür kam nur Bern in Frage, das den Jura übernehmen musste. Dabei verlor Bern seine landwirtschaftlich ertragreichen Gebiete in der Waadt (Wein) und im Aargau (Korn), bekam aber das Oberland zurück. Früher hatte Bern einen grossen Teil des Mittellandes vom Rhein bis zum Genfersee beherrscht, nun musste es das gegen arme Berggebiete eintauschen. Der Wiener Kongress ordnete die Schleifung der Festung St. Louis in Hüningen an. Damit fiel diese Bedrohung der Stadt Basel und die Kontrolle der Schiffahrt auf dem Rhein durch die nur etwa 5 km unterhalb der Stadt gelegene von Vauban erbaute Festung weg. 9 Widerstände und Gründung des Kantons Jura Neugründung des Bistums Basel 1828/30 in der Nachfolge des Bistums Konstanz. Das Fürstbistum Basel hatte 1802 alle seine weltlichen Herrschaften und Einkünfte verloren. Das geistliche Bistum Basel war auf einige wenige Restgebiete im Berner Jura und im Kanton Solothurn geschrumpft, die zu klein für ein selbständiges Bistum waren. Der vertriebene Fürstbischof Franz-Xaver de Neuveu starb 1828 im Exil in Offenburg. Damit konnte das Basler Bistum neu geordnet werden. Die Abtrennung der schweizerischen Gebiete vom Bistum Konstanz 1814 erforderte eine Neueinteilung der Bistümer in der Schweiz. Die Kantone Luzern, Bern, Solothurn und Zug gründeten 1828/30 daher ein neues Bistum mit Sitz in Solothurn, das die Bezeichnung „Basel“ übernahm. Später traten die Kantone Aargau, Thurgau, Schaffhausen und Basel diesem bei. Die Stiftskirche St. Ursen in Solothurn ist seit 1828 Kathedrale des Bistums Basel. Von Anfang an Spannungen und Widerstände zwischen dem Berner Jura und Deutschbern. Der Anschluss der jurassischen Gebiete an den Kanton Bern war als von Aussen auferlegter Entscheid von beiden Seiten nicht gewünscht worden. Die bernisch-reformierte und die französisch-katholische Tradition waren zu verschieden. Der Widerstand zeigte sich vor Allem im katholischen Norden des Berner Juras. Im Kulturkampf 1872-1877 mussten einzelne Gemeinden militärisch besetzt werden. Der Kulturkampf begann mit der Absetzung des Basler Bischofs Eugene Lachat, der aus dem Jura stammte. Als 97 Geistliche im katholischen Jura dagegen protestierten, wurden sie von der Berner Regierung abgesetzt und, nachdem Unruhen in einzelnen Gemeinden durch militärische Besetzung unterdrückt werden mussten, im Januar 1874 ausgewiesen. Diese Massnahme musste der Kanton Bern 1875 zurück nehmen. Die Erinnerung an diese Jahre der Verfolgung und Unterdrückung belasteten noch lange das Verhältnis zum Kanton Bern. Bahnlinie Delle-Delsberg – Die Eisenbahnerstadt Delsberg wurde fast zur Hälfte deutschsprachig. Die deutsche Annexion des Elsasses unterbrach die Verbindung Basel-Paris. Daher wurde als Umfahrung 187277 die Linie Delle-Pruntrut-Delsberg erstellt. Pruntrut an der Transitlinie wurde einer der wichtigsten Bahnhöfe der Schweiz. In Delsberg zählte man bald 40% deutschsprachige Einwohner (Eisenbahnpersonal). Im 1. Weltkrieg wurde die Nordgrenze um die Ajoie von der schweizerischen Armee besetzt. Es ging um die Sicherung des Passes von Les Rangiers. Nördlich der Ajoie stiess die deutsch-französische Front an die Schweizergrenze. Der Film „Gilberte de Courgenaye“ erinnert an die hier stationierten Truppen. Die Gründung des Kantons Jura am 1. 1. 1979 hat noch viele Fragen und Spannungsfelder offen gelassen. Die Jurafrage entzündete sich mit der „Moeckli-Affäre“. 1947 verweigerten deutschsprachige Berner Politiker dem neu gewählten, aus dem Berner Jura stammenden Regierungsrat Möckli die Führung des Baudepartements, weil dieses «zu wichtig» sei, um es dem einzigen französischsprachigen Regierungsrat zu übergeben. Nun erhob sich im Jura Protest und die Forderung nach Trennung vom Kanton Bern. Es kam zu Kundgebungen und Protestaktionen des Rassemblement jurassien und des Front pour la Libération du Jura (FLJ). Am 24. September 1978 ratifizierte das Schweizer Volk mit 71 Prozent Ja-Stimmen die Schaffung des Kantons Jura. Damit wurde der Nordjura am 1. Januar 1979 ein selbständiger Kanton. Der bisher letzte Schritt war die Volksabstimmung über den Übertritt der Gemeinde Moutier zum Kanton Jura am 20. Mai 2017. Liste der Fürstbischöfe von Basel 999 - 1828 999 1025 Adalbero II. 1025 1040 Ulrich II. 1041 1055 Theodorich 1055 1072 Berengar 1072 1107 Burkhard von Fenis 1107 1122 Rudolf V. von Homburg 1123 1133 Berthold von Neuenburg 1133 1137 Adalbero III. 1137 1164 Ortlieb von Frohburg 1164 1179 Ludwig II. von Frohburg, genannt Garewart 1179 1180 Hugo von Hasenburg 1180 1191 Heinrich I. von Horburg 1191 1213 Lüthold von Aarburg 1213 1215 Walther von Rötteln 1216 1238 Heinrich II. von Thun 1238 1248 Lüthold II. von Rötteln (als Herr von Rötteln Lüthold I.) 1248 1262 Berthold II. von Pfirt (Haus Scarponnois) 1263 1274 Heinrich III. von Neuenburg 1274 1275 Peter I. Reich von Reichenstein, Wahl Domkapitel, vom Papst nicht anerkannt 1275 1286 Heinrich von Isny (anschliessend Erzbischof von Mainz) 1286 1296 Peter I. Reich von Reichenstein 1297 1306 Peter II. von Aspelt (anschliessend Erzbischof von Mainz) 1306 1309 Otto von Grandson vorher Bischof von Toul 1309 1325 Gerhard von Wippingen (1302–1309 Bischof von Lausanne) 1325 1328 Hartung Münch (gewählt vom Domkapitel, Wahl vom Papst nicht anerkannt) 1325 1328/35 Johann I. von Chalon-Arlay (1325 vom Papst ernannt, ab 1328 Bf vonLangres) 1335 1365 Johann II. Senn von Münsingen 1365 1382 Johann III. von Vienne ab 1378 Avignonenser Obödienz (1355–1361 Erzbf von Besançon, 1361–1365 Bf von Metz) 1378/81 1385 Wolfhard von Ehrenfels römische Obödienz, 1387 Administrator, 1381 Bischof 1382 1392 Werner Schaler Avignonenser Obödienz, resignierte 1392 († 1409) 1382 1391 Imer von Ramstein römische Obödienz, resignierte 1391, († 1395) 1391 1393 Friedrich von Blankenheim (1375–93 Bischof Straßburg, 1393–1423 Bf Utrecht) 1393 1395 Konrad Münch von Landskron vom Domkapitel gewählt, resignierte 1395 († 1402) 1393 1399 Wilhelm von Coudenberghe vom Papst ernannt (1385–91, 1399–1401 Bf Tournai) 1395/99 1418 Humbert von Neuenburg, 1395 vom Domkapitel gewählt 1417 1418 Konrad Elye 1418 1422 Hartmann Münch von Münchenstein 1423 1436 Johann IV. von Fleckenstein 1437 1451 Friedrich zu Rhein 1451 1458 Arnold von Rotberg 1458 1478 Johann V. von Venningen 1479 1502 Kaspar zu Rhein 1502 1527 Christoph von Utenheim 1527 1553 Philipp von Gundelsheim 1554 1575 Melchior von Lichtenfels 1575 1608 Jakob Christoph Blarer von Wartensee 1608 1628 Wilhelm Rinck von Baldenstein 1628 1646 Johann Heinrich von Ostein 1646 1651 Beatus Albrecht von Ramstein 1651 1656 Johann Franz von Schönau 1656 1693 Johann Konrad I. von Roggenbach 1693 1705 Wilhelm Jakob Rinck von Baldenstein 1705 1737 Johann Konrad II. von Reinach-Hirtzbach 1737 1743 Jakob Sigismund von Reinach-Steinbrunn 1744 1762 Josef Wilhelm Rinck von Baldenstein 1762 1775 Simon-Nicolas de Montjoie-Hirsingue (auch von Froberg genannt) 1775 1783 Ludwig von Wangen-Geroldseck 1782 1794 Sigismund von Roggenbach 1794 1828 Franz Xaver von Neveu