Das StaubTM-Cranial-System – Reliabilität der Messpunkte zur

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Aus der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau –
Abteilung Poliklinik für zahnärztliche Prothetik
Das StaubTM-Cranial-System –
Reliabilität der Messpunkte
zur Rekonstruktion der Zahnstellung
im zahnlosen Kiefer
INAUGURAL-DISSERTATION
zur
Erlangung des Zahnmedizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg im Breisgau
Vorgelegt 2003
von Panagiotis Lampropoulos
geboren in Athen/ Griechenland
Dekan: Prof. Dr. rer. nat. Martin Schumacher
1. Gutachter: Priv.-Doz. Dr. med. dent. J. C. Türp
2. Gutachter: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. R. Schmelzeisen
Jahr der Promotion: 2003
1.
Einleitung
2.
Literaturübersicht
2.1
2.2
Die Referenzpunkte am Kiefermodell
2.1.1
Oberkiefer
2.1.2
Unterkiefer
Mathematische Berechnung der Staubschen Penta-Ebene
2.2.1
Inzisalpunkt
2.2.2
Eckzahnabstand
2.2.3
Seitenzahnverlauf
2.2.4
Die dreidimensionale Zuordnung des Inzisalpunkts
2.3
Entwicklung des Staubschen Systems
2.4
Prinzip der Streifenprojektion
3.
Material und Methode
4.
Ergebnisse
5.
Diskussion
5.1
Reliabilität der anatomischen Referenzpunkte
5.2
Rekonstruktion von Zahnpositionen
5.3
Auswertung mit Hilfe des Prinzips der Streifenprojektion
5.4
Medianachse nach Staub in Vergleich mit bisherigen Definitionen
5.5
Einschränkungen des Staub™-Cranial-Systems
6.
Fazit / Klinische Relevanz
7.1
Zusammenfassung
7.2
Summary
7.3
Περίληψη (Griechische Zusammenfassung)
8.
Literaturverzeichnis
9.
Anhang
9.1
Bilder: der Modellpaare, der Vorgehensweise beim 1. Versuch und der
Bestimmung der Conclusionslinie
9.2
Herstellung von Totalprothesen unter Verwendung des Staub™Cranial-Systems
10.
Danksagung
11.
Lebenslauf
-1-
1.
Einleitung
Mit Hilfe des Analyse- und Fertigungssystems Staub™-Cranial (Staub 2002) soll es
möglich sein, die Lage der ehemaligen (verloren gegangenen) natürlichen Zähne eines
komplett zahnlosen oder teilbezahnten Patienten anhand spezifischer anatomischer
Gegebenheiten zu rekonstruieren. Entsprechend wird eine Anwendung dieses Systems
bei der Neuanfertigung von festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz, ferner
zur Analyse von Modellen und bestehendem Zahnersatz empfohlen (Staub 2002).
Nach den Verfechtern dieses Systems soll der Patient dadurch einen qualitativ
hochwertigen Zahnersatz bekommen, und die Anzahl der Reklamationen für das
zahntechnische Labor soll drastisch gesenkt werden (Zalizniak 1998).
Obwohl das StaubTM-Cranial-System seit 1983 auf dem Markt ist und mit seiner Hilfe
Zahnersatz hergestellt wird, gibt es bislang keine Beurteilung des wissenschaftlichen
Hintergrunds des Systems.
Ziel dieser Dissertation ist es:
(1) die interindividuelle Reliabilität (bzw. die Variabilität) bei der Auffindung
spezifischer (systemeigener) anatomischer Referenzpunkte des StaubTMCranial-Systems zu bestimmen und
(2) die Fähigkeit des Systems zu überprüfen, die frühere Position verloren
gegangener Zähne im zahnlosen Kiefer zu rekonstruieren.
-2-
2. Literaturübersicht
2.1 Die Referenzpunkte am Kiefermodell
Das Staub™-Cranial-System basiert auf definierten anatomischen Referenzpunkten
am Kiefermodell. Diese sollen an jedem Modell vorhanden und in ihrer Lage
unveränderbar sein. Dadurch soll in einem teil- oder unbezahnten Kiefer eine exakte
Angabe über die frühere Position der natürlichen Zähne ermöglicht werden.
2.1.1 Oberkiefer
Am Oberkiefer werden nach Staub (2002) insgesamt vier Punkte (rechter und linker
Direktionspunkt, vorderer und hinterer Induktionspunkt) und zwei Linien (linke und
rechte Conclusionslinie) unterschieden (Abb.1).
Abb. 1: Die Referenzpunkte am Modell eines teilbezahnten Oberkiefers (Staub 2002).
Die Direktionspunkte (A; B) der Maxilla legen die Richtungsänderung in der
Verlaufskurve des Hamulus pterygoideus fest; sie sind beidseits der Medianen
angeordnet (Abb. 1). In ihrer topographischen Anordnung sollen sie stabil sein
-3(Carlson 1993, Saxer 1997, Staub 2002), d.h. ihre topographische Position soll auch
bei Knochenresorptionsvorgängen (z. B. nach Zahnextraktionen) beibehalten werden
(Singer 1965, Schreinemakers 1979).
Die Direktionspunkte werden wie folgt ermittelt: Die abgeformten Bereiche des
Hamulus pterygoideus und eines Teiles der Raphe pterygomandibularis werden mit
einer Bleistiftlinie durch tischparalleles Anlegen einer verlängerten Bleistiftmine auf
das Gipsmodell des Oberkiefers markiert. Diese Linie wird anschließend mit dem
Bleistift vorsichtig nachgefahren. Der Schnittpunkt der sich dabei ergebenden
Richtungsänderung wird anschließend mit einem Querstrich markiert und mit A
(rechte Seite) bzw. B (linke Seite) bezeichnet (Abb. 2). Der Anwender sollte in
Betracht ziehen, dass die Direktionspunke A und B nicht immer am tiefsten Punkt
hinter den Tubera maxillaria liegen, aber sich spiegelbildlich über die Medianachse
des Oberkiefers verhalten (Staub 2002).
Abb. 2: Manuelle Ermittlung der Direktionspunkte A und B (Staub 2002).
Der Induktionspunkt C1 ist als Schnittpunkt der rückwärtigen Umrisslinie der
Papilla incisiva mit der Medianachse des Oberkiefers definiert. Dieser wird ebenfalls
als ein topographisch unveränderlicher Punkt angesehen (Carlson 1993, Saxer 1997,
Staub 2002). Mit den beiden Direktionspunkten A und B soll er ein gleichschenkliges
Dreieck bilden (Staub 2002).
Der Induktionspunkt C ist der Schnittpunkt der vorderen Umrisslinie der Papilla
incisiva mit der Medianachse des Oberkiefers. Dieser kann im Gegensatz zu C1 in
seiner Lage individuell veränderlich sein und außerhalb der Medianachse liegen. In
-4einem solchen Fall wird der Punkt dadurch auf die Medianachse übertragen, dass ein
Kreis um den hinteren Induktionspunkt C1 mit dem Radius C1C geschlagen wird (Abb.
3).
Abb. 3: Übertragung des Punkts C auf die Medianachse (Staub 2002).
Die Conclusionslinie ist beidseits der Medianen angeordnet. Auch sie soll in ihrer
anatomischen Anordnung unveränderbar sein (Staub 2002). Sie liegt auf der
Grenzlinie zwischen beweglicher und unbeweglicher Schleimhaut und legt die
Richtungsänderung in der Verlaufskurve der labialen Umschlagfalte fest. Diese Linie
definiert den Übergang von der konkav in die konvex verlaufende Form der labialen
Umschlagfalte. Rechte und die linke Conclusionslinie des Oberkiefers (CR und CL)
verlaufen parallel zur Verbindungslinie der beiden Direktionspunkte A und B (Abb.
4).
Die Conclusionslinie wird wie folgt ermittelt (am Beispiel der rechten
Conclusionslinie): Der Minenbleistift wird rechts neben dem Lippenband vom
Kieferkamm kommend in die Umschlagfalte geführt. Dieser Vorgang wird mehrmals
wiederholt, bis eine Richtungsänderung der von dem Stift gefahrenen Verlaufskurve
bemerkt wird. Diese Änderung wird mit einem Querstrich markiert. Mit dem gleichen
Verfahren werden mehrere Linien mit einem Abstand von 3-5 mm distal der mesialen
Linie gezogen. Die Richtungsänderung wird immer mit einem Querstrich markiert.
Die Verbindung aller Striche, die auf einer Höhe verlaufen sollten, ergibt die rechte
Conclusionslinie (s. Abb. 33a bis 33f im Anhang). Mit dem gleichen Verfahren wird
-5die linke Conclusionslinie bestimmt. Beide Linien sollten sich nach Staub auf der
gleichen Höhe befinden.
Abb. 4: Parallelität der Conclusionslinie mit der Verbindungslinie der beiden
Direktionspunkte A und B (Staub 2002).
Die Medianachse des Oberkiefers wird im Staubschen Konzept als die Senkrechte
auf den Mittelpunkt der Strecke AB definiert ( AB = Verbindungslinie von rechtem
und linken Direktionspunkt). Sie trifft exakt den Conclusionspunkt C1, der damit
immer auf der Medianachse des Oberkiefers liegt (Abb. 5).
Abb. 5: Oberkiefer-Medianachse (Staub 2002).
Direktionspunkte und Conclusionslinien im Oberkiefer können auch elektronisch
festgelegt werden (Abb. 6a und Abb. 6b: KUM-Graphiken1, Solution Software, Carl
Zeiss, D-Oberkochen).
1
Kurvenmessung mit unbegrenzten Möglichkeiten
-6-
Abb. 6a und b: Elektronische Darstellungen (KUM-Graphik) der Direktionspunkte (li.)
und Conclusionslinien (re.). („Industrie für Messverfahren“, Fa. ZEISS, D - Aalen,
Dezember 1999. Aus: Staub 2002).
-7-
2.1.2 Unterkiefer
Am Unterkiefer werden zwei Direktionspunkte und zwei Conclusionslinien
unterschieden.
Als Direktionspunkte (A´; B´) der Mandibula werden Punkte definiert, die am
distalen Ende des Trigonum retromolare die Richtungsänderung der mesio-distalen
Verlaufskurve
des
Kieferkamms
festlegen
(Abb.
7).
Die
Ermittlung
der
Direktionspunkte des Unterkiefers erfolgt durch tischparalleles Anlegen einer
verlängerten Bleistiftmine und Markieren des höchsten Punkts des Kieferkamms. Am
Trigonum retromolare einer Kieferhälfte wird auf der Kammlinie der Minenbleistift
mit seiner Spitze von mesial nach distal geführt. Am Ende des Trigonums retromolare
erfolgt eine Richtungsänderung der Verlaufskurve. Diese Stelle wird mit einem
Querstrich markiert und Direktionspunkt B´ genannt. Auf die gleiche Weise wird der
Direktionspunkt der anderen Kieferhälfte (A´) bestimmt.
C´
Abb. 7: Die Direktionspunkte und die Conclusionslinie des Unterkiefers (Staub 2002).
Die Conclusionslinie des Unterkiefers (C´) liegt auf der Grenzlinie zwischen
beweglicher und unbeweglicher Schleimhaut. Sie legt die Richtungsänderung in der
Verlaufskurve der labialen Umschlagfalte fest. In ihrer anatomischen Anordnung soll
sie unveränderbar sein. Für ihre Ermittlung wird am Gipsmodell eine Bleistiftmine
mehrmals auf einer Kieferhälfte neben der Medianachse vom Kieferkamm kommend
in die Umschlagfalte geführt, bis eine spürbare Richtungsänderung der Mine erfolgt.
Weitere Linien werden einige Millimeter seitlich der ersten in gleicher Weise
nachgezogen. Die Richtungsänderung wird erneut festgestellt. Das gleiche Vorgehen
wird auf der anderen Kieferhälfte angewendet. Die Richtungsänderungen der Linien
-8werden zu einer waagrechten Linie verbunden. Diese Linie wird als Conclusionslinie
des Unterkiefers (C´) bezeichnet (Abb. 7).
Die Unterkiefer-Direktionspunkte sollen nach Staub mit jedem gleichen Punkt der
Medianachse ein gleichschenkliges Dreieck bilden (Abb. 8).
Die rechte und die linke Conclusionslinie des Unterkiefers C´R und C´L verlaufen
parallel zur Verbindungslinie der beiden Direktionspunkte A´ und B´ (Staub 2002).
Abb. 8: Unterkiefersymmetrie (Staub 2002).
2.2 Mathematische Berechnung der Staubschen Penta-Ebene
Bei der Staubschen Penta-Ebene bzw. Pentafläche handelt es sich um eine kranial
zugeordnete Kauebene, in der die Lage der Zähne und der Inzisalpunkt räumlich zum
Gesichtsschädel bzw. Oberkiefer festgelegt sind. Übergeordnete Referenzebene für
die Festlegung der Penta-Ebene ist der Oberkiefer.
Nach der Bestimmung der Direktionspunkte, Induktionspunkte und Conclusionslinien
(vgl. Kap. 2.1) wird die Staubsche Penta-Ebene nach mathematischen Kriterien wie
folgt festgelegt:
Die
Verbindungslinien
der
beiden
Direktionspunkte
A
und
B
mit
den
Induktionspunkten C und C1 ergeben jeweils ein gleichschenkliges Dreieck mit der
Strecke AB als Hypothenuse (Abb. 9). Diese Strecken sind die Parameter, aus denen
die sog. Staubsche Penta-Ebene errechnet wird, welche im StaubTM-Cranial-System
als Okklusionsebene definiert wird und für die Rekonstruktion der Zahnstellung
-9notwendig ist (Staub 2002). Im Weiteren werden folgende Punkte und Strecken
bestimmt, die zur Bestimmung der Penta-Ebene (DFIGE) in Abb. 9 führen:
-
Inzisalpunkt I
-
Eckzahnabstand FG
-
Seitenzahnverlauf DE
Abb. 9: Berechnung der Staubschen Penta-Ebene (DFIGE) aus AB , BC , BC1 (Staub
2002).
A = rechter Direktionspunkt, B = linker Direktionspunkt, C1 = hinterer
Induktionspunkt, C = vorderer Induktionspunkt, I = Inzisalpunkt, F = rechter
Eckzahnpunkt, G = linker Eckzahnpunkt, D = rechter Seitenzahnpunkt, E = linker
Seitenzahnpunkt, FG = Eckzahnabstand, DF = rechter Seitenzahnverlauf, EG =
linker Seitenzahnverlauf, DE = transversale Begrenzungslinie des Seitenzahnverlaufs
- 10 -
2.2.1 Inzisalpunkt
Zur Rekonstruktion der Zahnstellung wird zunächst die zweidimensionale Lage des
Incisalpunkts I bestimmt. Dafür wird die Strecke BC um 90° geschwenkt und in die
Medianachse des Oberkiefers gelegt, und man erhält die Strecke NI . Dabei entspricht
der Anfangspunkt N der Strecke NI dem Schnittpunkt der Medianachse mit der
Strecke AB (Abb. 10).
Damit ergibt sich die Gleichung:
NI = BC
Abb. 10: Inzisalpunkt I (Staub 2002).
Grüne Linie = NI , rote Linie = AB , blaue Linie = BC
2.2.2 Eckzahnabstand
Der Eckzahnabstand FG wird wie folgt berechnet (Abb. 11):
FG =
2BC
3
Als Voraussetzung gilt, dass FG parallel zur AB und FG < AB ist. Die Strecke FG
verläuft genau durch die Mitte der Papilla incisiva.
- 11 -
C
F
G
B
A
Abb. 11: Eckzahnabstand FG (Staub 2002).
Grüne Linie = FG , rote Linie = AB , blaue Linie = BC
2.2.3 Seitenzahnverlauf
Die Punkte D und E sind die hinteren Punkte der Strecken FD und GE . Diese
Strecken geben die zukünftige Position der bukkalen Höcker der Ersatzzähne an (Abb.
9). An Punkt X läuft die Strecke DE senkrecht durch die Medianachse (Abb. 12).
Für die Berechnung der Strecke PX gilt die Gleichung:
PX = BC x 0,55
C
P
E
D
B
A
Abb. 12: Berechnung des Seitenzahnverlaufes (Staub 2002).
Die transversale Begrenzungslinie des Seitenzahnverlaufs DE ergibt sich aus der
Summe der Strecken XD und XE , wobei die Länge dieser Strecken identisch ist
(Abb.13).
- 12 -
D
X
E
Abb. 13: Die transversale Begrenzungslinie für die Seitenzähne (Staub 2002).
Da XD =
BC
BC
+ 2 mm und DE = 2 XD , folgt: DE = 2 x [
+2 mm ], d.h.
2
2
DE = BC + 4 mm
2 mm auf jede Kieferhälfte ist eine aufgrund empirischen Beobachtungen von Staub
festgelegte Konstante, die für Patienten aus dem mitteleuropäischen Raum gilt (Staub
2000).
2.2.4 Die dreidimensionale Zuordnung des Inzisalpunkts
Die Punkte D, F, I, G, E ergeben zusammen die Staubsche Penta-Ebene. Dieser wird
jeweils im Ober- und Unterkiefer eine mathematische Konstante zugeordnet, die den
Inzisalpunkt dreidimensional festlegt. Die Konstante ist definiert als der Abstand von
der Conclusionslinie zum Inzisalpunkt und beträgt im Oberkiefer 19 mm, im
Unterkiefer 17 mm. Die Zuordnungsgrößen von 19 mm im Oberkiefer und von 17
mm im Unterkiefer sind Werte, die zwischen 1981 und 1987 von Staub an über 3.000
bezahnten Modellen gemessen wurden (Staub 2002). Die 19 mm-Konstante des
Oberkiefers steht in Korrelation zu den Punkten N (= Mittelpunkt von AB ) und Z (=
Mittelpunkt von CLCR) und bestimmt mit der mathematisch ermittelten Staubschen
Penta-Ebene den Inzisalpunkt I im Raum (Abb. 14). Die Strecke NY = 5 mm
entspricht einem aufgrund empirischer Beobachtungen von Staub festgelegten
Mittelwert, der als Abstand vom rechten oder linken Oberkiefer Direktionspunkt zum
jeweils gegenüberliegenden Unterkiefer Direktionspunkt definiert ist (Staub 2002).
- 13 Die 17 mm-Konstante des Unterkiefers ist als der Abstand vom Mittelpunkt der
Conclusionslinie des Unterkiefers zu seinem Inzisalpunkt definiert.
Abb. 14: Die Zuordnung der Penta-Ebene bzw. Pentafläche zum Oberkiefer (Staub
2002).
2.3 Entwicklung des Staubschen Systems
Im Folgenden wird die Entwicklung des Staubschen Systems vorgestellt. Grundlage
dafür ist ein Gespräch mit Karl Heinz Staub, Zahntechnikermeister aus Neu-Ulm und
Entwickler des StaubTM-Cranial Systems, welches im November 2002 stattfand.
„Ein zahnloser Patient lässt sich von vier verschiedenen Zahnärzten eine totale Oberund Unterkieferprothese fertigen und erhält vier in sich verschiedene Prothesenpaare.
Der Zahnbogen, die Zahngröße und die Kauebene sind gänzlich verschieden. Der
Patient hatte doch nur einen Zahnbogen, eine Zahngröße und einen Verlauf der
Kauebene. Da die Natur klar geordnet, logisch und informativ ist, sollte also auch der
zahnlose Kiefer so sein. Ich möchte wissen, wo die Zähne am zahnlosen Kiefer
gestanden haben um nicht mein ganzes Leben Zahnersatz zwischen Versuch und
Irrtum
zu
machen.“
Diese
im
1981
nach
einer
Teilnahme
an
zwei
Fortbildungsveranstaltungen für Totalprothetik geäußerten Gedanken Staubs waren
der Beginn der Entwicklung des nach ihm benannten StaubTM-Cranial Systems.
Ausgangspunkt seiner Ideen war die Analyse eines Oberkiefermodells. Staub suchte
an Kiefermodellen nach Punkten, die im Laufe der Zeit keine Veränderungen erfahren
und immer vorhanden sind. Die Papilla incisiva und die Tuberregion mit dem
Flügelfortsatz zum Keilbein schienen Bereiche zu sein, die ihre topographische
Position während der Knochenresorption beibehalten. So behauptet Schreinemakers
(1979): „Die Anhaftungsstelle des Ligamentum pterygomandibulare [sic] (unmittelbar
- 14 lateral vom hinteren Teil des Tuberculum retromolare für die untere und der Hamulus
pterygoideus für die obere feste Verbindung) sind, solange die daran inserierenden
Muskeln ihre Funktion aufrechterhalten dem selben Gesetz unterworfen wie die
Insertionsstellen und -linien im Mundboden, die ihre topographischen Position
während der Resorption beibehalten.“ Staub bemerkte, dass sich beim Abfahren der
Kammverbindungslinie im Bereich der Tuberregion Richtung Modellende mit einer
Bleistiftmine die sich ergebende Verlaufskurve einem „Schlenker“ ergab, obwohl
keine Gipsblasen oder dergleichen am Modell vorhanden waren. Es stellte sich heraus,
dass der „Schlenker“ bei gezieltem und intensivem Nachfahren immer auftrat, aber,
abhängig vom Modell in seinem Ausmaß, verschieden stark ausgeprägt war (Abb. 2).
Staub betrachtete am Oberkiefer-Modell auch die Papilla incisiva. Sie weist palatinal
eine auf Richtung Raphe mediana weisende Spitze (Abb. 5).
Staub fiel auf, dass die Anordnung der Punkte hinter der Tuberregion sowie der
Papilla incisiva die Form eines gleichschenkligen Dreiecks ergab. Dieses war nach
mehrmaliger Kontrolle mittels Zirkel reproduzierbar. Staub vermutete intuitiv, dass
das Dreieck, welches jedes Modell, unabhängig vom Zahnzustand, aufweisen soll, die
Informationen beinhaltet, aus den die Zahnposition ermittelt werden kann.
Die exakte Übertragung der Zähne und des Zahnbogenverlaufs anhand bezahnter
Modellen auf das Millimeterpapier sowie die genaue Einzeichnung von Dreieck,
Papille und Medianachse führten dazu, dass sich beim Suchen mit dem Zirkel an
bestimmten, genau definierbaren Stellen der gezeichneten Zähne Schnittpunkte
bildeten. Mit Hilfe dieser Schnittpunkte sowie der Einzeichnung von Dreieck, Papille
und Medianachse gelang es an teil- bzw. unbezahnten Modellen, die genaue
Zahnposition zeichnerisch zu reproduzieren. Ab 1983 begann die praktische
Umsetzung dieses Konzeptes bei Patientenarbeiten. Zu diesem Zweck wurden die
Zähne einer totalen Oberkieferprothese gemäß der nach den definierten Punkten
gebildeten Konstruktionszeichnung aufgestellt. Allerdings zeigte sich, dass das
System handwerklich umständlich war, was die häufigste Ursache für den Abbruch
der praktischen Umsetzung darstellte. Als Folge entstand die Idee, bestimmte
Standardpositionen in mechanischen Spannvorrichtungen zu fixieren.
In den Jahren 1984 bis 1988 wurden daher entsprechende Geräte entwickelt.
Grundüberlegung hierzu war, das Oberkiefermodell dreidimensional zur Kauebene
auszurichten und diese Position in ein Gerät einzubringen, dem die Kauebene
zugeordnet werden kann. Es entstanden über mehrere Versuche mit einfachsten
- 15 Hilfsteilen und Behelfen die Geräte Ortho 1 (Ausrichtungsgerät), Ortho 2
(Fixiergerät), Ortho 3 (Cranialstativ). Diese Geräte wurden dann einmalig als
Prototypen im Maschinenbau hergestellt. 1999 wurden sie durch Karl Heinz Staub in
der heutigen Form weiterentwickelt und bekamen die Namen Ortho 1A, Ortho 2A und
Ortho 3A (Abb. 15).
Abb. 15: Ortho 2A, Ortho 1A und Ortho 3A (von links nach rechts)
Für die Bestimmung der Zahnlänge wurden die vom Zahnarzt auf den Wachswällen
markierte Lachlinie und Lippenschlusslinie sowie die mit dem Papillameter®
(Candylor, CH-Zürich) gemessene Oberlippenlänge zu Hilfe genommen. Staub
glaubte, dass in der Region zwischen Inzisalpunkt und Umschlagfalte auch ein fester
anatomischer Punkt für die Bestimmung der ursprünglichen Zahnlänge des Patienten
vorhanden sein sollte. Deshalb fuhr er diese Region an vollbezahnten Modellen mit
dem Bleistift ab. Auf diese Weise stieß er in der labialen Umschlagfalte links und
rechts vom Lippenbändchen auf mehrere fixe Punkte, die auf einer Linie verlaufen
(die spätere Conclusionslinie). Die Messungen zwischen Inzisalpunkt und
Conclusionslinie senkrecht zur Kauebene ergaben oft den Wert 19 mm. Die
praktische Umsetzung an Patientenarbeiten bestätigten diesen Abstand.
Aufgrund weiterer Messungen stellte Staub fest, dass die Zahnreihen von Zahn 15 bis
Zahn 25 auf einer Ebene – der Staubschen Penta-Ebene – verlaufen, wenn von der
Conclusionslinie 19 mm und vom Punkt hinter den Tubera ein Abstand von 5 mm
eingehalten wird (Abb. 14).
Nachdem der Zahnbogen über mehrere Jahre zeichnerisch dargestellt wurde, kam die
Überlegung, die Darstellung mit moderneren und schnelleren Mittel zu fertigen. Frau
- 16 Dr. Martina Mayer (Informatikerin, D-Neu-Ulm) entwickelte im Jahre 1992 die
Software für die mathematische Berechnung der Staubschen Penta-Ebene.
Staub erhielt im Jahre 2000 für sein Analyse- und Fertigungssystem für den gesunden
Zahnersatz „StaubTM-Cranial“ den Innovationspreis „Sörder-Werk“ der Volksbank
Ulm an der Industrie- und Handwerkskammer Ulm.
- 17 -
2.4 Prinzip der Streifenprojektion
Bei der Streifenprojektionstechnik handelt es sich um ein dreidimensionales
Messverfahren, das die Möglichkeit einer schnellen und flächenhaften Erfassung
großer Oberflächenbereiche mit hoher Ortsauflösung bietet.
Bei diesem sog. Triangulationsverfahren wird ein Streifenmuster (Gittermuster), das
aus parallelen äquidistanten Linien besteht, unter einem bestimmten Winkel auf eine
zu messende bzw. zu erfassende Oberfläche projiziert. Die Auslenkung der Streifen
ist ein Maß für den Verlauf des vorhandenen Oberflächenprofils (Abb. 17) (GFMesstechnik 1999). Das Streifenbild wird anschließend unter einem anderen Winkel
(Triangulationswinkel) beobachtet bzw. mit der CCD-Kamera aufgenommen (Abb.
16) (Frankowski 1999).
CCD-Kamera
Projektor
α
System-Nullpunkt
D
Abb.16: Funktionsprinzip der Linien- bzw. Flächentriangulation.
D = Projektions- bzw. Messfeld, α = Projektionswinkel
- 18 -
Abb. 17: Projektion des Gittermusters auf ein Objekt.
Abb. 18: Unbearbeitetes Streifenbild.
Auf dem Streifenbild können mit einem dafür speziell entwickelte SoftwareProgramm (z. B.: Topoline; Institut für Lasertechnologien in der Medizin und
Meßtechnik, D-Ulm) verschiedene Messungen durchgeführt werden. Mit einem
solchen Software-Programm lassen sich z. B. die x/y/z-Koordinaten und Abstände
von zwei ausgewählten Punkten bestimmen, die Fläche einer Wunde auswerten oder
die Tiefe eines Objektes messen.
- 19 -
3.
Material und Methode
Versuch 1
Von 60 vollbezahnten und 40 vollständig zahnlosen Probanden wurden mit
modifizierten Rim-Lock-Löffeln (Orbilock®, Orbis-Dental, D-Offenbach) und einer
Alginat-Abdruckmasse (Palgaflex®, Espe, D-Seefeld) 100 Oberkiefer-Abformungen
durchgeführt. Alle Abformungen wurden mit Hartgips Typ III ausgegossen. Die
Gipsmodelle wurden anschließend mit einer Polyäther-Gummi-Abformmasse
(REPROGUM®, Espe, D-Seefeld) dubliert und jeweils dreimal mit Hartgips Typ III
ausgegossen. Auf dieser Weise wurden drei Gruppen von jeweils 100 dublierten und
identischen Oberkiefer-Modellen hergestellt.
Die Überprüfung der interindividuellen Variabilität erfolgte durch drei Beurteiler,
einen Experten („Goldstandard“) und 2 angelernte „Untersucher“. Als Experte
fungierte Zahntechnikermeister Karl-Heinz Staub (Neu-Ulm), Entwickler des
StaubTM-Cranial Systems. Die beiden anderen Beurteiler, ein Zahnarzt sowie der
Verfasser der Dissertation (im Folgenden als „Untersucher 1“ und „Untersucher
2“ bezeichnet) waren von dem Experten vor Beginn der Messungen anhand
gesonderte Gipsmodelle in die Theorie und Praxis des StaubTM-Cranial-Systems
eingeführt worden; anhand praktischer Übungen hatten die Untersucher unter
Aufsicht des Experten (K.-H. Staub) das Auffinden der entsprechenden Messpunkte
gelernt.
Die beiden Untersucher bestimmten unabhängig voneinander die Lage der
Direktionspunkte A und B und der Induktionspunkte C und C1 auf den 100 Modellen.
Diese waren zuvor durch kurzes Eintauchen in ein Gefäß mit kaltem Wasser
befeuchtet worden, um die Oberfläche des Modells zu säubern und glätten. Für die
Bestimmung der Punkte wurden ein durchsichtiges Lineal (Nr. 533/30; Milan, D), ein
Zirkel (Milan, D) und ein Bleistift (TK-Fine 1306; Durchmesser der Mine: 0,5 mm;
Faber-Castell, D-Stein) verwendet. Die Direktionspunkte A und B wurden bestimmt
und markiert. Die abgeformten Bereiche des Hamulus pterygoideus und eines Teiles
der Raphe pterygomandibularis wurden mit einer Bleistiftlinie durch tischparalleles
Anlegen einer verlängerten Bleistiftmine markiert. Diese Linie wurde anschließend
mit dem Bleistift vorsichtig nachgefahren, um die Richtungsänderung des Hamulus
pterygoideus zu spüren. Der Punkt der Richtungsänderung wurde anschließend
markiert und mit A (rechte Seite) bzw. B (linke Seite) bezeichnet. Falls auf der
- 20 eingezeichneten Linie mehr als eine Richtungsänderung zu spüren war, wurden alle
Punkte zunächst markiert und mit den Punkten der Gegenseite verglichen; in einem
solchen Fall wurde nur derjenige Punkt markiert, der unter Verwendung eines Zirkels
vom hinteren Induktionspunkt C1 den gleichen Abstand zu beiden Seiten aufwies.
Anschließend wurden mit Hilfe eines Zirkels und eines Lineals die Strecken AB , BC
und BC1 gemessen (s. Abb. 32a bis Abb. 32k im Anhang).
Die Messwerte wurden von den Beurteilern tabellarisch aufgezeichnet. Die
Abweichungen der Messwerte der beiden Untersucher vom Experten wurde jeweils
bestimmt
und
statistisch
ausgewertet.
Die
zu
tolerierende
Übereinstimmungsgenauigkeit wurde auf ± 2 mm festgelegt.
Versuch 2
Von 20 vollbezahnten und kieferorthopädisch unbehandelten freiwilligen Probanden
(Studierende der Zahnmedizin) wurden jeweils zwei Oberkiefer-Abformungen mit
modifizierten Rim-Lock-Löffeln (Orbilock®; Orbis-Dental, D-Offenbach) und einer
Alginat-Abdruckmasse
(Palgaflex®;
ESPE,
D-Seefeld)
durchgeführt.
Alle
Abformungen wurden mit Hartgips Typ III ausgegossen. 20 Gipsmodelle dienten als
Kontrollgruppe. Bei den übrigen 20 Modellen wurden sämtliche Zähne mit einer
Gipsfräse radiert. Zusätzlich wurde der Alveolarfortsatz befräst, bis er die typische
Form eines unbezahnten Kiefers aufwies. Dabei wurde darauf geachtet, dass die
beiden Direktionspunkte A und B, die Induktionspunkte C und C1 und die
Conclusionslinien CR und CL erhalten blieben. Die bearbeiteten Modelle wurden dem
Experten (K.-H. Staub) zugeschickt. Dieser fertigte bei allen 20 Oberkiefer-Modellen
nach den Prinzipien des Staub™-Cranial-Systems jeweils eine Zahnaufstellung
(sowie die verlorengegangenen Teile des Kieferkamms) an, ohne dass ihm die
jeweilige Ausgangssituation bekannt war. Für die Zahnaufstellung wurden KunststoffZähne
verwendet
(Vitapan®;
Vita
Zahnfabrik,
D-Bad
Säckingen).
Die
wiederhergestellte dentale Situation wurde anschließend mit den Ausgangsmodellen
verglichen. Dieser Vergleich erfolgte im April 2002 in Zusammenarbeit mit dem
Institut für Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik an der Universität Ulm
mit Hilfe des Verfahrens der Streifenprojektion, einer berührungslos arbeitenden
Methode zur flächenhaften Erfassung von Oberflächenkonturen. Zu diesem Zweck
wurden die 20 rekonstruierten Modelle zunächst mit einem Kontrastmittel (Diffu-
- 21 Therm®; H. Klump KG, D-Harten) besprüht, um die Protheseoberflächen für die
CCD-Kameras besser erkennbar zu machen. Anschließend wurden die 40
Messobjekte (Modelle) mit einer Weißlichtquelle mittels Gittermuster strukturiert
beleuchtet. Durch Projektion des Musters auf die Modelloberfläche erfuhren die
Streifenlinien entsprechend der Gestalt des Modells eine Verformung. Das Ausmaß
der Verformung wurde mit Hilfe von drei CCD-Kameras registriert, die unter
definierten Winkeln auf die beleuchtete Oberfläche gerichtet waren. Ein
angeschlossener Personalcomputer errechnete über Triangulationsalgorithmen aus
dem aufgenommenen Streifenbild einen Datensatz mit Informationen über die
dreidimensionale Anordnung der Zahnreihen.
Auf allen Streifenbildern wurden die Abstände zwischen den mesiobukkalen
Höckerspitzen des Zahnes 16 und des Zahnes 26 sowie die Abstände zwischen den
Eckzahnspitzen der Zähne 13 und 23 erfasst (Abb. 19). Auf einem zweiten
Streifenbild wurde jeweils der Abstand zwischen der Schneidekante des Zahnes 11
und dem höchstem Punkt des Gingivalsaums bestimmt (Abb. 20). Die Messung
erfolgte am Computer mit einem dafür speziell entwickelte Software-Programm
(Topoline; Institut für Lasertechnologien in der Medizin und Meßtechnik, D-Ulm).
Eine der Funktionen des Topoline-Programms ist die x/y/z-Koordinaten von zwei
selektierten Punkten zu bestimmen, sowie deren Abstand zu messen.
Abb. 19: Messung zwischen den Zähnen 16 und 26 am reproduzierten Modell 3. Jeder
Messpunkt ist durch drei Werte im Raum definiert (x-, y-, z-Achse).
- 22 -
Abb. 10: Messung des Abstands zwischen der Schneidekante und dem höchstem
Punkt des Gingivalsaums am originalen Modell 7.
Die Abweichungen der Messwerte der 20 rekonstruierten Modelle von den 20
Modellen der Kontrollgruppe wurden bestimmt und statistisch ausgewertet. Dazu
wurden auf den originalen Modellen jeweils die Durchschnittswerte der gemessenen
Strecken erfasst. Anschließend wurde die Zahl der reproduzierten Modelle bestimmt,
die außerhalb einer Abweichung von ≥ 5% von den ermittelten Durchschnittswerten
lagen.
- 23 -
4. Ergebnisse
Versuch 1
Strecke AB : Bei 95 der 100 Oberkiefer-Modellen konnte der Experte die Strecke AB
berechnen. Bei den restlichen 5 Modellen war diese Strecke AB wegen Fehlern im
Gipsmodell (Blasen) nicht beurteilbar.
Strecke BC war bei 96 Modellen beurteilbar, Strecke BC1 bei 97 Modellen.
Die Anzahl der Übereinstimmungen zwischen dem Experten und den beiden
Untersuchern im Rahmen des vorgegebenen Toleranzbereichs von ± 2 mm (Radius 1
mm) ist für jede der drei Strecken in Tabelle 1 aufgeführt.
U1
U2
BC1
BC
AB
innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb innerhalb außerhalb
89
6
81
15
78
19
95
0
95
1
95
2
Tab. 1: AB : Abstand der Direktionspunkte A und B; BC : Abstand zwischen
Direktionspunkt B und vorderem Induktionspunkt C; BC1 : Abstand zwischen
Direktionspunkt B und hinterem Induktionspunkt C1; innerhalb/außerhalb:
innerhalb/außerhalb des vorgegebenen Toleranzbereichs; U1: Untersucher 1; U2:
Untersucher 2.
Die prozentuelle Übereinstimmung zwischen dem Experten und den beiden
Untersuchern im Rahmen des vorgegebenen Toleranzbereichs von ± 2 mm (Radius 1
mm) ist für die drei Strecken ( AB , BC und BC1 ) in Tabelle 2 aufgeführt.
Gesamte Anzahl
%
innerhalb
außerhalb
außerhalb
288
248
40
86,11 %
13,88 %
288
285
3
98,95 %
1,04 %
der Messungen
U1
U2
%
innerhalb
Tab. 2: Gesamte Anzahl der Messungen: Gesamte Anzahl der Messungen für die
Strecken AB , BC und BC1 ; innerhalb/außerhalb: innerhalb/außerhalb des
vorgegebenen Toleranzbereichs; % innerhalb/% außerhalb: prozentuelle
Übereinstimmung innerhalb/außerhalb des vorgegebenen Toleranzbereichs; U1:
Untersucher 1; U2: Untersucher 2.
- 24 Die interindividuelle Übereinstimmung bei der Auffindung der spezifische
(systemeigener) anatomischer Referenzpunkte war: 86% bzw. 99% der Messungen (1.
bzw. 2.Untersucher) lagen im vorgegebenen Toleranzbereich.
Die genaue Verteilung der Abweichungen von den vom Experten ermittelten Werten
sind in Tabelle 3 aufgeführt.
mm
-11,5
-10
-9
-8,5
-7
-6,5
-3,5
-3
-2,5
-2
-1,5
-1
-0,5
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
Untersucher 1
AB BC BC1
n
n
n
Untersucher 2
AB BC BC1
n
n
n
1
1
1
1
1
1
2
1
2
3
1
16
22
21
13
8
3
1
3
4
7
12
11
12
15
9
8
1
4
1
1
4
2
1
4
1
2
5
8
11
21
12
9
1
9
7
1
2
2
1
1
1
8
6
45
16
19
11
3
30
9
35
3
3
1
2
9
9
42
8
20
2
2
1
Tab.3: Ausmaß und Anzahl der Abweichungen der durch die Untersucher 1 und 2
gemessenen Strecken AB , BC und BC1 (in mm) von den Werten des Experten
(= goldener Standard). Gelb schraffierte Zellen = Toleranzbereich von ±2 mm
- 25 -
Versuch 2
Die Durchschnittswerte der gemessenen Strecken (Abstände) sind in Tabelle 4
angegeben. Die Toleranzwerte, um die reproduzierte Modelle als akzeptabel ansehen
zu können, lagen im Falle des Abstands zwischen den Eckzahnspitzen der Zähne 1323 bzw. den mesiobukkalen Höckerspitzen der Zähne 16-26 bei ≤ 1,7 mm bzw. ≤ 2,6
mm. Für den Abstand zwischen der Schneidekante des Zahnes 11 und dem höchstem
Punkt des Gingivalsaums (Höhe) betrug der Toleranzbereich ≤ 0,5 mm.
Abstand 13-23 Abstand 16-26 Höhe Zahn 11
34,21 mm
51,74 mm
9,48 mm
Durchschnittswert
1,71 mm
2,58 mm
0,47 mm
5% des Durchschnittswertes
Tab. 4: Durchschnittswerte der Abstände auf den originalen Modellen.
Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben lagen 7 der 20 Modelle im jeweiligen
vorgegebenen Toleranzbereich (Tab. 5; nächste Seite).
- 26 In Tabelle 5 sind die Ergebnisse der Messungen und die Differenzen zwischen
originalen und reproduzierten Modellen aufgelistet.
Messung
Abstand
Differenz R zu O
Nr.
R/O
13-23
16-26
Höhe
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
5.
5.
6.
6.
7.
7.
8.
8.
9.
9.
10.
10.
11.
11.
12.
12.
13.
13.
14.
14.
15.
15.
16.
16.
17.
17.
18.
18.
19.
19.
20.
20.
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
R
O
32,02
32,51
34,7
35,5
33,54
33,54
32,76
32,92
33,95
34,62
32,16
34,26
34,34
33,23
33,61
34,34
32,78
34,69
34,6
35,68
33,9
34,06
30,82
30,59
34,97
37,1
33,53
37,15
32,19
30,04
34,15
35,66
31,82
34,59
34,95
35,05
34,34
35,57
34,03
33,25
49,49
50,63
50,35
54,07
49,48
51,62
48,63
53,78
51,93
52,79
47,4
50,44
49,8
51,51
51,53
51,82
48,69
49,89
49,79
47,59
51,24
49,51
50,92
50,6
53,54
53,5
49,56
55,62
47,31
45,18
53,55
53,04
47,03
51,93
53,24
52,12
53,24
55,88
52,62
53,31
8,38
8,81
8,8
9,26
9,52
10,51
9,56
9,79
9,56
10,18
9,68
8,88
9,42
8,99
10,47
10,05
8,50
8,57
9,16
9,89
10,94
10,87
9,29
9,93
9,45
9,92
9,31
9,68
9,21
8,19
8,77
8,68
8,17
8,54
9,89
9,48
10,31
9,95
9,93
9,62
13-23
16-26
Höhe
0,49
1,14
0,43
0,80
3,72
0,46
0,00
2,14
0,99
0,16
5,15
0,23
0,67
0,86
0,62
2,10
3,04
-0,8
-1,11
1,71
-0,43
0,73
0,29
-0,42
1,91
1,20
0,07
1,08
-2,20
0,73
0,16
-1,73
-0,07
-0,23
-0,32
0,64
2,13
-0,04
0,47
3,62
6,06
0,37
-2,15
-2,13
-1,02
1,51
-0,51
-0,09
2,77
4,90
0,37
0,10
-1,12
-0,41
1,23
2,64
-0,36
-0,78
0,69
-0,31
Tab. 5: Messergebnisse der Unterschiede zwischen originalen und reproduzierten
Modellen. Nr. = Modellnummer, R = reproduziertes Modell, O = originales Modell.
Abstände und Höhe gemessen in mm, gelb schraffierte Zellen = Abweichung R von O
außerhalb der tolerierte Übereinstimmungsgenauigkeit. Maximal tolerierbare
Differenzen sind in Tab. 4 angegeben.
- 27 Die geschätzten Raten, mit der eine Zahnposition unter Berücksichtigung der drei
Messstrecken mit keiner, einer, zwei bzw. drei Abweichungen von der originalen
Zahnposition reproduziert werden kann, sind Tabelle 6 zu entnehmen. Bei 80% der
Modelle ließ sich die Zahnpositionen mit keiner bis maximal einer Abweichung
reproduzieren (KI [95%] = 56%-94%).
Anzahl der Abweichungen
0
1
2
3
7/20
9/20
3/20
1/20
Anzahl der Modelle
35%
45%
15%
5%
Geschätzte Rate
95% Konfidenzintervall (KI) [15%-59%] [23%-68%] [3%-38%] [0,1%-25%]
Tab. 6: Geschätzte Raten und 95% Konfidenzintervalle unter Berücksichtigung der
Anzahl der Abweichungen der drei Messstrecken.
- 28 -
5.
Diskussion
5.1 Reliabilität der anatomischen Referenzpunkte
Die Überprüfung der interindividuellen Variabilität bei der Auffindung der
spezifischen (systemeigenen) anatomischen Referenzpunkte erschien vor allem
deshalb notwendig, weil die Direktionspunkte A und B sowie die Induktionspunkte C
und C1 die Strecken AB , BC und BC1 bilden, aus denen anschließend die Staubsche
Penta-Ebene – die Okklusionsebene des Staub™-Cranial-Systems – konstruiert wird.
Die Auffindung dieser Referenzpunkte als theoretische Basis des Staub™-CranialSystems
ist
demnach
ausschlaggebend.
Die
zu
tolerierende
Übereinstimmungsgenauigkeit wurde auf ± 2 mm festgelegt, da nach einer
persönlicher Mitteilung von Staub bis zu einem Radius von 2,5 mm um den
jeweiligen Direktionspunkt keine signifikante Unterschiede bei der anschließenden
Konstruktion der Staubschen Penta-Ebene auftreten.
Es konnte gezeigt werden, dass – nach Schulung und Üben bezüglich des Auffindens
der Referenzpunkte an gesonderten Modellen – die Übereinstimmung zweier
Untersucher bei der Auffindung der spezifischen (systemeigenen) anatomischen
Referenzpunkte sehr hoch ist: 86% bzw. 99% der Messungen (1. bzw. 2.Untersucher)
lagen im vorgegebenen Toleranzbereich (vgl. Tab. 1 und 2). Auch Knußmann (1988)
weist bezüglich der Durchführung anthropometrischer Messungen darauf hin, dass
neben der exakten Definition der Punkte eine gründliche Schulung Voraussetzung ist.2
Erst eine ausreichende Übungsphase, während der Kontrollmessungen unter
Anleitung durch einen Experten (in der vorliegenden Studie: K. H. Staub)
durchgeführt und eventuelle Abweichungen von den „wahren“ Werten geklärt werden,
gewährleistet ein hohes Maß an Reproduzierbarkeit der Messungen. Die Anzahl der
Übereinstimmungen war in der vorliegenden Studie für den zweiten Untersucher
2
„... für die Durchführung anthropometrischer Messungen [ist] eine gründliche Schulung unbedingte
Voraussetzung. Diese Schulung bezieht sich sowohl auf das Auffinden der Messpunkte als auch auf die
richtige Handhabung der Meßinstrumente. Erst diese Anleitung sowie danach eine ausreichende
Übungsphase, während der Kontrollmessungen durch den Anleiter durchgeführt und eventuelle
Abweichungen in den Meßwerten geklärt werden, gewährleisten ein hohes Maß an Reproduzierbarkeit
der Messungen.“ (Knußmann 1988, 135)
- 29 aufgrund längerer Beschäftigung mit dem Staub™-Cranial-System höher als die für
den ersten.
Grundsätzlich lassen sich modellbedingte von untersucherbedingten Fehlerquellen
unterscheiden. Erstere können z.B. aufgrund von Abformfehlern entstehen, letztere
aufgrund von Fehlern beim Aufsuchen der Referenzpunkte am Modell. Nach einer
persönlichen Mitteilung von Staub (2000) werden unter Abformfehler nicht (sauber)
abgeformte Bereiche des Oberkiefers bzw. Unterkiefers verstanden, in denen sich die
(systemeigenen) anatomischen Referenzpunkte befinden. Auch Blasen bzw.
Unregelmäßigkeiten am Modell gehören zu modellbedingten Fehlerquellen. Zur
Erleichterung des Auffindens der Referenzpunkte sollten die Modelle immer durch
kurzes Eintauchen in ein Gefäß mit kaltem Wasser befeuchtet werden. Ferner muss
die Bestimmung der Punkte genau erfolgen (wie im Kapitel Material und Methode
beschrieben und in den Abbildungen 32a-32k im Anhang gezeigt). Laut Hersteller
wird derzeit ein Abtastgerät entwickelt, das die anatomischen Referenzpunkte des
Staub™-Cranial-Systems automatisch auffindet. Damit sollen untersucherbedingte
Fehlerquellen verringert werden.
5.2 Rekonstruktion von Zahnpositionen
In der prothetischen Literatur wird gefordert, dass die Lage der rekonstruierten
Okklusionsebene nahezu identisch mit der ursprünglichen Okklusionsebene des
Patienten vor Verlust der natürlichen Zähne ist (Boucher 1964, Monteith 1985,
Sinobad 1988, Celebic 1995). Im zahnärztlichen Schrifttum sind unterschiedliche
kephalometrische Referenzpunkte beschrieben worden, die verschiedene Definitionen
der rekonstruierten Okklusionsebene zur Folge haben. Nach der verbreitetsten
Definition ist die Okklusionsebene eine gedachte Ebene, die durch den approximalen
Berührungspunkt der unteren mittleren Schneidezähne und die Spitze der distobukkalen Höcker der zweiten unteren Molaren gebildet wird (Maschinski et al. 2002).
In dem Glossary of Prosthodontic Terms (The Academy of Prosthodontics 1999) wird
die Okklusionsebene als die Ebene definiert, die aus den inzisalen und den okklusalen
Flächen der Zähne gebildet wird. Sie ist keine Fläche im eigentlichen Sinne, sondern
repräsentiert die Haupt-Kurvatur der Flächen.
- 30 Nach Aussage vieler Autoren verläuft die Okklusionsebene parallel zur Campersche
Ebene (Ala-Tragus Linie) (Monteith 1985, Karkazis et al. 1986, Karkazis und Polizois
1987, Pretti und Koller 1992, Kazanoglou 1992, Santana-Penin 1998). Die
Campersche Ebene ist die gedachte Ebene am menschlichen Schädel, die durch drei
Punkte definiert ist: Spina nasalis anterior (= Subnasale) und oberer Rand der
knöchernen Gehörgänge (= Tragion) rechts und links. Sie verläuft annähernd parallel
zur Okklusionsebene. Sie kann daher bei der Erstellung von Totalprothesen zur
Rekonstruktion der Okklusion verwendet werden (Maschinski et al. 2002).
Nach Hartono (1967), Karkazis et al. (1986), Koller et al. (1992) und Sinobad (1996)
kann die Definition der Camperschen Ebene als die gedachte Ebene durch die Spina
nasalis anterior und die untere Begrenzung des Meatus acusticus externus beschrieben
werden, da diese Position fast parallel mit der natürlichen Okklusionsebene ist.
Im Laufe der Zeit wurden in der zahnärztlichen Literatur verschiedene weitere
Modifikationen der ursprünglichen Definition der Camperschen Ebene vorgestellt
(Beispiele in Tabelle 7). Dementsprechend treten zwischen Okklusionsebene und
Camperscher Ebene verschiedene Winkelabweichungen auf (Tab. 8).
Anterior
Ala, unspezifizierter
Punkt
Ala, unterer Rand
Posterior
Porus acusticus externus,
unspezifizierter Punkt
Tragus bzw. Porus acusticus externus,
oberer Rand
Tragus bzw. Porus acusticus externus,
Mitte
Tragus bzw. Porus acusticus externus,
unterer Rand
Autor
Augsburger 1953
Boucher 1964
Bojanow et al.
1972
Hartono 1967
Tab. 7: Punkte, die in der zahnärztlichen Literatur für die Definition der Campersche
Ebene benutzt worden sind.
- 31 -
Autor
Meyer 1929
Müller 1934
Augsburger 1953
Hümmerich 1956
Schönherr 1967
Káan 1968
Rintala und Wolf
1969
Reuter 1970
Bojanow et al. 1972
Wolf und Pürto 1972
Schwindling und Bähr
1974
Anzahl der
Untersuchungen
100
40
200
70
100
170
20
302
111
Abweichung der
Okklusionsebene in Grad
+ 1,5°
± 5,6°- 8,3°
± 3,23°- 7,88°
± 3,5°- 5°
± 1°- 5° bei 66%
± 6,6°
± 9°- 10°, bzw. 3°- 4° bei
Kinder
± 8,8°
± 3,92°- 5,08°
± 8°
100
± 2°- 3°
883
Tab. 8: Literaturangaben über Winkelabweichungen von Okklusionsebene und
Camperschen Ebene (Hofmann 1979).
In der zahnmedizinischen Fachliteratur wurden darüber hinaus weiteren Lagen einer
künstlichen Okklusionsebene vorgeschlagen:
i)
Die Okklusionsebene steht in bezug auf einige kephalometrische Kriterien
(Augsburger 1953, L`Estrange und Vig 1975, Monteith 1985 a, b, Sinobad
1988, Kollmar 1990).
ii)
Die Okklusionsebene sollte auf Höhe der Bukkalrinne (Merkeley 1954,
Lundquist und Luther 1970) bzw. der Lippenkommissuren (Lundquist und
Luther 1970) liegen.
iii)
Die künstliche Okklusionsebene sollte parallel und mittig zwischen den
Kieferkämmen liegen (Boucher 1964).
iv)
Posterior sollte sie nach dem oberen Drittel des retromolaren Kissens
orientiert werden (Ismail und Bowman 1968, Celebic et al. 1995).
v)
Die
künstliche
Okklusionsebene
sollte
3,3
mm
kaudal
vom
Ausführungsgang der Glandula parotis liegen (Foley 1985).
Das Staub™-Cranial-System ist nicht das erste System in der Geschichte der
Zahnmedizin mit dem Versprechen, die individuelle Position der Okklusionsebene bei
der Herstellung von prothetischen Arbeiten zu rekonstruieren. Lundenhausen (1968)
stellte an Hand eines Patientenfalles das aufwändige Dental-Libellen-System zur
- 32 individuellen Fixierung der Lagebeziehung der Kiefer zum Schädel vor. Leider ist
keine Studie für dieses System bekannt.
Monteith (1985) berichtete, dass wenn der auf einem Fernröntgenseitenbild
gemessene
Porion-Nasion-Spina-nasalis-anterior-Winkel
(PoNANS)
in
eine
mathematische Gleichung eingesetzt wird, einen anderen Winkel ergibt, der die
Inklination der Okklusionsebene in Bezug zu Frankfurter Horizontale angibt. Die
Gleichung lautet:
Y = 83,4307 – (0,9907 x X)
Der Wert des PoNANS-Winkels substituiert X in der Gleichung; die Gleichung wird
dann nach Y aufgelöst. Das Ergebnis gibt die Inklination der Okklusionsebene in
Bezug zu Frankfurter Horizontale an. Monteith (1985) entwickelte einen Fixiertisch
für den Hanau-Artikulator (Model XP-117, Teledyne Hanau, Buffalo, N.Y.), was
diesen gewonnen Winkel auf den Artikulator überträgt.
Karkazis und Polyzois (1991) wandten Monteiths Gleichung bei zwei Gruppen an:
bezahnte Probanden (10 Männer, 12 Frauen) mit guten okklusalen Verhältnissen
sowie Totalprothesenträger (22 Männer, 22 Frauen). Die erhaltenen Ergebnisse
konnten Monteiths Gleichung nicht bestätigen.
Das Accu-LinerTM-System von Carlson (1993) benutzt die HIP-Ebene, die aus den
beiden Hamuli pterygoidei und der Papilla incisiva gebildet wird, zum Einartikulieren
von Oberkiefer-Modellen. Die HIP-Ebene soll parallel zur Horizontalebene und
Camperschen Ebene liegen (Abb. 21).
Abb. 21: HIP-Ebene (Carlson 1993).
- 33 -
Carlson (1993) benutzt die Definition für die Campersche Ebene als die gedachte
Ebene durch die Spina nasalis anterior und die Mitte des Porus acusticus externus.
Sein System könnte als der direkte Konkurrent des Staub™-Cranial-Systems
angesehen werden, da ähnliche Ergebnisse und Anwendungen vom Hersteller
versprochen werden.
Karkasis und Polyzois (1991) überprüften die Parallelität der HIP-Ebene zur
Okklusionsebene und fanden, dass zwischen den beiden Ebenen ein durchschnittlicher
Winkel von 4,31° gebildet wird. Nach einer persönlichen Mitteilung von Staub (2002)
würde der direkte Vergleich zwischen der HIP-Ebene des Accu-LinerTM-Systems und
der Penta-Ebene des Staub™-Cranial-Systems zu Gunsten letzteren ausfallen, da die
Grundeinstellung des Accu- LinerTM-Systems wegen der absoluten Parallelität mit der
Horizontalebene für normale Platzverhältnisse beim Aufstellen bzw. Modellieren von
Ersatzzähne nicht geeignet sei. Diese Aussage muss allerdings durch eine Studie
verifiziert werden.
Nach Kato (1990) zeigt die HIP-Ebene im Vergleich zur Okklusionsebene in der
Sagittalen eine leichte Steigung; in der Frontalen liegt sie fast parallel zur
Okklusionsebene. Falls die HIP-Ebene im Artikulator des Accu-LinerTM-Systems so
ausgerichtet wird, dass genügend Platz für das Aufstellen des Ersatzfrontzahnes
vorhanden ist, würden die ersetzten Seitenzähne im Vergleich zum Oberkiefer zu tief
aufgestellt. Dementsprechend gilt, dass, wenn die HIP-Ebene im Artikulator des
Accu- LinerTM-Systems so ausgerichtet wird, dass genügend Platz für das Aufstellen
der Ersatzseitenzähne vorhanden ist, die Ersatzfrontzähne im Vergleich zum
Oberkiefer zu hoch aufgestellt würden. Dieses Problem wird bei der Anprobe der
prothetischen Arbeit überwunden, wenn die Höhe für den Ersatzfrontzahn vom
Zahnarzt individuell ausgerichtet wird, so dass die Seitenzähne einen harmonischen
Verlauf bekommen. Eine solche Situation soll nach Staub (persönlichen Mitteilung
2002) beim Staub™-Cranial-System nicht vorkommen.
Ein Kernelement des Staub™-Cranial-Systems besteht in der Rekonstruktion der
früheren Position verlorengegangener Zähne. Die Ergebnisse des 2. Versuchs zeigen,
dass die Fähigkeit der Staubschen Methode, die frühere Position verloren gegangener
Zähne im zahnlosen Kiefer zu rekonstruieren, erstaunlich gut ist. Bei engem
Toleranzbereich (vgl. Tab. 4) ließen sich 80% der Modelle mit keiner bis maximal
- 34 einer von drei möglichen Abweichungen reproduzieren. Lediglich 5% der Modelle
wurden mit drei Abweichungen reproduziert (vgl. Tab. 6). Demnach wird die
Behauptung von Staub, dass die ursprüngliche individuelle Zahnposition und somit
die individuelle Okklusionsebene durch mathematische Berechnung rekonstuiert
werden kann, durch die vorliegende Untersuchung bestätigt.
Vergleichbare Untersuchungen zur Rekonstruktion von Zahnpositionen unter
Berücksichtigung der weiter oben genannten Okklusionsebenen liegen nach Kenntnis
des Autors nicht vor.
5.3
Die
Auswertung mit Hilfe des Prinzips der Streifenprojektion
Auswertung
des
zweiten
Versuchs
erfolgte
nach
dem
Prinzip
der
Streifenprojektion. Die Erfassung der in drei Ebenen des Raumes bestimmten Werten
birgt den Vorteil, dass auf rechnerischer Basis eine Vielzahl von Merkmalen ermittelt
werden kann. Knußmann (1988) weist auf das Prinzip der elektronischen
Digitalisierung für die Erfassung von Skelettmaterial hin. Die Streifenprojektion
bietet unzweifelhaft eine sehr präzise Erfassung dreidimensionaler Strukturen. Der
Ablesefehler ist sehr gering, da das Abstandsmaß zwischen zwei Punkten auf dem
Streifenbild durch den Computer und das entsprechende Software-Programm auf zwei
Stellen hinter dem Komma bestimmt und digital angezeigt wird. Daher sind derartige
Messsysteme potentiell auch für zahnmedizinische Fragestellungen von Interesse.
Die
in
der
vorliegenden
Studie
gewonnenen
Ergebnisse
waren
trotz
„strenger“ Auswertung erstaunlich gut. Bei Auswertung mit Hilfe eines Stiftes, eines
Zirkels und eines Lineals waren die erhaltenen Resultate weniger präzise als mit den
aufgenommenen Streifenbildern. Dies überrascht nicht, zumal die Ergebnisse immer
auf- bzw. abgerundet werden mussten und auf keinem Lineal Werte bis zu zwei
Stellen hinter dem Komma abgelesen werden können. Der zeichnerischhandwerkliche Faktor tritt bei der Nutzung der Streifenbilder nicht auf, da das
Verfahren berührungslos ist.
- 35 -
5.4 Medianachse nach Staub in Vergleich mit bisherigen
Definitionen
Nach Staub (2002) wird die Medianachse des Oberkiefers wird als die senkrechte
Linie auf den Mittelpunkt der Strecke AB definiert. Sie trifft exakt den
Conclusionspunkt C1, der damit immer auf der Medianachse des Oberkiefers liegt
(Abb. 5). Daraus folgt, dass das Lot von C1 auf AB als zweite Kontrolle der
Richtigkeit der Position der Direktionspunkte A und B angesehen werden kann. (Die
erste Kontrolle erfolgt mit Hilfe eines Zirkels beim Bestimmen der Direktionspunkte,
da der Abstand C1-A gleich mit C1-B sein soll.)
Die Staubsche Definition der Medianebene ist neu für die Zahnmedizin. Nach Körbitz
(1909) ist die Raphe mediana eine gebogene Linie und bestimmt die Ebene, in der sie
verläuft – die Median-Ebene des Oberkiefers3.
Nach Oppler (1928) und McCoy (1956) ist für die Bestimmung der Median-Ebene der
Simonsche Symmetrograph notwendig (Abb. 22). Dafür wurden auf dem Modell zwei
möglichst weit voneinander entfernte Punkte der Raphe mediana markiert. Das
Modell wird anschließend im Symmetrographen ausgerichtet, so dass ein Stahlstift
eine Linie – die Medianlinie – durch die zwei markierte Punkten ritzt.
Abb. 22: Der Simonsche Symmetrograph (McCoy 1956).
3
„Für die korrekte Betrachtung des Oberkiefers ist uns nämlich in der Raphe eine Richtlinie gegeben,
die den Zahnbogen in zwei symmetrische Hälften zerlegt und daher einem kritischen Vergleich der
einen mit der anderen Seite als Grundlage dienen kann. Da die Raphe eine gebogene Linie ist, so
bestimmt sie die Ebene, in der sie verläuft, die Median-Ebene.“ (Körbitz 1909, 27)
- 36 Schwarz (1951), Häupl (1957) und Schulze (1975) behaupten, dass als vorderster
verlässlicher Punkt (X in Abb. 23) der wahren Kiefermitte die Mitte der Raphe
mediana zwischen den beiden mittleren Gaumenfalten und als hinterer verlässlicher
Punkt (▲ in Abb. 23) das dorsale, am Modell noch sicher eindeutig erkennbare Ende
der Raphe mediana, möglichst nahe der Grenze zwischen harten und weichen
Gaumen, anzusehen sind (und entsprechend markiert werden sollen) (Abb. 23).
Abb. 23: Die für die Festlegung der Oberkiefermitte maßgebenden Einzelheiten des
Gaumens. P = Papilla incisiva; I, II, III = die drei Gruppen der queren Gaumenfalten;
R = Raphe Mediana; G = Grübchen am Übergang zum weichen Gaumen; U =
Gaumenzäpfchen; bei X vorderer, bei ▲ hinterer verläßlicher Anhaltspunkt für die
Gaumenmitte; T–T = distale Berührungsgerade der Mahlzähne, annähernde Grenze
zwischen hartem und weichem Gaumen (Schwarz 1951).
Hotz (1954) formuliert, dass die Raphe-Medianebene (Medianachse) durch den
hinteren Teil der knöchernen Gaumennaht gegeben ist, die einer Medianebene
entspricht4.
4
„ Die Raphemedianebene ist gegeben durch den hinteren Teil der knöchernen Gaumennaht, die
praktisch einer Medianebene entspricht, sofern nicht äußerlich sichtbare Formveränderungen der
basalen Kieferteile vorhanden sind.“ (Hotz 1954, 52)
- 37 Nach Brückl (1956) ist für die Bestimmung der Raphe-Medianebene der Punkt, der in
Höhe der zweiten queren Gaumenfalte liegt, und der Übergang vom harten zum
weichen Gaumen in der Nähe der Spina nasalis posterior notwendig.
Laut Stockfisch (1965) sollen für die Bestimmung der Raphe-Medianebene drei
Punkte auf der Raphe palatina verwendet werden. Der vorderste Punkt soll nicht
unmittelbar hinter den oberen Schneidezähne liegen, sondern in Höhe der ersten
Prämolaren. Der zweite und der dritte Punkt sollen dorsal vom ersten eindeutig auf
der Raphe palatina gesetzt werden. Die Verbindungslinie der drei Punkte ergibt die
Raphe-Medianebene an.
Die meisten Autoren (Schwarz 1951, Brückl 1956, Häupl 1957, Stockfisch 1965,
Schulze 1975) benutzen die Papilla incisiva und ihre nähere Umgebung für die
Bestimmung der Median-Ebene nicht, da sie nach Zahnwanderungen ihre Lage
verändert.
Staub (2002) behauptet, dass der hintere Teil (Induktionspunkt C1) unverändert bleibt
und deswegen für die Bestimmung der Median-Ebene benutzt werden kann. Nur die
topographische Lage des vorderen Teils der Papilla incisiva wird durch mechanische
Irritation verändert (wo sich der Induktionspunkt C befindet). Die Papilla incisiva
liegt oberhalb des Foramen incisivum (Maschinski et al. 2002). Durch das Foramen
incisivum läuft die Sutura palatina media, die die Raphe mediana im Oberkiefer
entspricht. Der Teil der Sutura palatina media, der anterior des Foramen incisivum
liegt, gehört zum Alveolarknochen und ist deswegen instabil (Schulze 1975). Deshalb
gilt der Induktionspunkt C als topographisch instabil und sollte nach Staub (2002) bei
Abweichung von der Medianachse auf diese übertragen werden, indem ein Kreis um
den hinteren Induktionspunkt C1 mit dem Radius C1C geschlagen wird. Der Teil der
Sutura palatina media, der posterior des Foramen incisivum liegt, gehört zu der
Maxilla und ist deswegen stabil. Demnach scheint die Behauptung von Staub richtig:
Der hintere Induktionspunkt C1 kann als topographisch stabiler Punkt angesehen
werden.
- 38 -
5.5 Einschränkungen des Staub™-Cranial-Systems
Bei Tumorpatienten nach Resektion am Oberkiefer im Bereich der (systemeigenen)
anatomischen Referenzpunkte und bei Patienten, die eine Trümmerfraktur am
Oberkiefer erlitten haben, fehlen eventuell die notwendigen anatomischen
Informationen. Die Anwendbarkeit des Staub-Systems ist in diesen Fällen naturgemäß
eingeschränkt. Der erfahrene Anwender des Staub™-Cranial-Systems könnte dieses
aufgrund der Parallelität der Conclusionslinie zur Strecke AB möglicherweise aber
auch in solchen Fällen anwenden. Voraussetzung dafür wäre, dass eine Seite des
Oberkiefers nach der Resektion erhalten geblieben ist. Die Anwendbarkeit des
Systems in solchen Fällen ist durch künftige Studien noch zu belegen.
Nicht feststellen bzw. rekonstruieren kann das Staub™-Cranial-System ehemalige
Lücken oder Engstände im Zahnbogen. Statt dessen stellt es das passende
Zahnmaterial zur Kiefergröße fest. Auf diese Weise können bei der Reproduktion
Abweichungen vom ehemaligem Ist-Zustand vorkommen. Im Folgendem wird
versucht, einige der in der vorliegenden Studie aufgetretenen Abweichungen anhand
von Vergleichsfotos der jeweiligen Modellpaare zu interpretieren:
Bei Modellpaar 4 (Abb. 24, nächste Seite) liegt die gemessene Abweichung der
Strecke zwischen den mesiobukkalen Höckerspitzen der Zähne 16-26 zwischen dem
originalen und dem reproduzierten Modell bei 5,15 mm (vgl. Tab. 5). Der
Toleranzbereich für die Strecke beträgt 2,6 mm. Somit weicht der Abstand um 2,55
mm über dem Toleranzbereich ab. Auf dem Vergleichsfoto wird beim Originalmodell
ein frontaler Engstand 1. Grades beobachtet. Die Seitenzähne des zweiten Quadranten
sind nach mesial und bukkal gewandert. Auf dem reproduzierten Modell ist die
Zahnreihe harmonisch aufgestellt; die ehemaligen Fehlstellungen sind aufgehoben.
- 39 -
Abb. 24: Vergleich vom Modellpaar 4.
Modellpaar 6 ist das einzige Modell der Gruppe, das nach der Zahnaufstellung drei
Abweichungen aufweist. Auf dem Vergleichsfoto (Abb. 25) ist auf dem
Originalmodell ein Engstand 3. Grades zu beobachten. Auf dem reproduzierten
Modell sind passende Ersatzzähne zur Kiefergröße gewählt; sämtliche Fehlstellungen
wurden aufgehoben. Aus diesem Grunde sind die drei Abweichungen zustande
gekommen.
Abb. 25: Vergleich vom Modellpaar 6
Auf dem Vergleichsfoto von Modellpaar 9 (Abb. 26, nächste Seite) sind auf dem
Ursprungsmodell beide Eckzähne stark abradiert, so dass die Eckzahnspitzen nicht zu
erkennen sind. Die Mitte der jeweilige Abrationsfläche wurde für die Messung der
- 40 Strecke zwischen den Eckzahnspitzen der Zähne 13-23 benutzt. Die gemessene
Abweichung von 1,91 mm (vgl. Tab. 5) übersteigt deshalb um 0,21 mm den
Toleranzbereich von 1,7 mm.
Abb. 26: Vergleich vom Modellpaar 9
Beim Originalmodell 14 (Abb. 27) ist eine lückige Frontzahnposition festzustellen.
Das Zahnmaterial ist im Vergleich zur Kiefergröße zu klein. Deswegen wurden bei
der Reproduktion größere Erzatzzähne gewählt, was für dieses Modellpaar zu
erhöhten Werten geführt hat. Die gemessene Abweichung von 3,62 mm (bzw. 6,06
mm) für den Abstand 13-23 (bzw. 16-26) übersteigt deshalb um 1,92 mm (bzw. 3,46
mm) den Toleranzbereich von 1,7 mm (bzw. 2,6 mm) (vgl. Tab. 5).
Abb. 27: Vergleich vom Modellpaar 14
- 41 Bei Modellpaar 19 (Abb. 28) betrug die gemessene Abweichung der Strecke zwischen
den mesiobukkalen Höckerspitzen der Zähne 16-26 zwischen dem Original- und dem
reproduzierten Modell 2,64 mm (Tab. 5). Der Toleranzbereich für die selbe Strecke
beträgt 2,6 mm. Somit übersteigt der Abstand den Toleranzbereich um lediglich 0,04
mm. Auf dem Vergleichsfoto wird beim Originalmodell ein frontaler Engstand 1.
Grades beobachtet. Die Seitenzähne des ersten Quadranten sind nach mesial und
bukkal gewandert. Auf dem reproduzierten Modell ist die Zahnreihe harmonisch
aufgestellt, wodurch die ehemaligen Fehlstellungen aufgehoben sind.
Abb. 28: Vergleich vom Modellpaar 19
- 42 -
6. Fazit / Klinische Relevanz
Die vorliegende Studie setzt sich erstmals mit der wissenschaftliche Fundierung des
Staub™-Cranial-Systems auseinander. Es wurde gezeigt, dass die Reliabilität der
Auffindung wichtiger anatomische Referenzpunkte sehr hoch und die Fähigkeit des
Systems, die frühere Position verloren gegangener Zähne zu rekonstruieren,
erstaunlich gut ist.
Künftige Studien sollten sich u.a. folgende Fragen widmen:
1. Können mit der Staubschen Methode Totalprothesen und andere Arten von
Zahnersatz schneller und effizienter als mit den herkömmlichen Methoden
hergestellt werden?
2. Können mit der Staubsche Methode die Platzverhältnisse von Kieferkämmen
überprüft und mit Vorteil Bohrschablonen für Implantationen hergestellt
werden?
3. Kann
die
Staubsche
Penta-Ebene
bei
der
Modellanalyse
in
der
Kieferorthopädie behilflich sein?
4. Können mit der Staubschen Methode bei Patienten mit teilreseziertem
Oberkiefer Obturatoren/Prothesen hergestellt werden?
5. Kann das Staubsche System als diagnostisches Hilfsmittel bei Okklusions- und
Funktionsstörungen eingesetzt werden?
- 43 -
7.1 Zusammenfassung
Einleitung: Das Staub™-Cranial-System basiert auf definierten anatomischen
Referenzpunkten am Kiefermodell. Dadurch soll in einem teil- oder unbezahnten
Kiefer eine exakte Angabe über die frühere Position der natürlichen Zähne ermöglicht
werden. Ziele dieser Studie waren, (1) die interindividuelle Variabilität bei der
Auffindung spezifischer (systemeigener) anatomischer Referenzpunkte zu überprüfen
und (2) die frühere Position verlorengegangener Zähne im zahnlosen Kiefer zu
rekonstruieren.
Material und Methode: (1) Die Überprüfung der interindividuellen Variabilität
erfolgte durch drei Beurteiler (1 Experte, 2 angelernte Untersucher). Die
Abweichungen der Messwerte der beiden Untersucher vom Experten wurde jeweils
bestimmt und statistisch ausgewertet. (2) Für die Rekonstruktion der früheren Position
verloren gegangener Zähne wurden bei 20 vollbezahnten Modellen alle Zähne radiert.
Darauf fertigte ZTM Karl-Heinz Staub (Neu Ulm) jeweils eine Zahnaufstellung an.
Nachfolgend wurden die Abstände zwischen den mesiobukkalen Höckerspitzen des
Zahnes 16 und 26, zwischen den Eckzahnspitzen des Zahnes 13 und 23 und zwischen
der Schneidekante des Zahnes 11 und dem höchstem Punkt des Gingivalsaums
gemessen. Die Messungen erfolgten mit Hilfe des Prinzips der Streifenprojektion und
unter Verwendung einer speziell entwickelten Software. 20 Kontrollmodelle mit der
wahren Zahnstellung wurden auf gleiche Weise vermessen. Anschließend wurde die
Zahl der rekonstruierten Modelle bestimmt, deren Messstrecken außerhalb einer
Abweichung von 5% von den Durchschnittswerten der jeweiligen Messstrecken der
20 Kontrollmodelle lagen.
Ergebnisse: (1) Die interindividuelle Übereinstimmung bei der Auffindung der
spezifische (systemeigener) anatomischer Referenzpunkte war sehr hoch: 86% bzw.
99% der Messungen (1. bzw. 2.Untersucher) lagen im vorgegebenen Toleranzbereich.
(2) Die Fähigkeit des Systems, die frühere Position verlorengegangener Zähne im
zahnlosen Kiefer zu rekonstruieren, war sehr gut. Bei einem engen Toleranzbereich
von 5% ließen sich 80% der Modelle mit keiner bis maximal einer Abweichung
reproduzieren.
Fazit: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie waren erstaunlich gut. Auf unseren
Ergebnissen aufbauende klinische Studien sind wünschenswert.
- 44 -
7.2 Summary
Introduction: The “Staub™ Cranial System”, inaugurated by master dental
technician Karl-Heinz Staub, Neu-Ulm/Germany, is based on defined anatomical
reference points on casts of both jaws. With this information, the former position of
natural teeth in an edentulous or partly dentulous jaw is supposed to be reconstructed.
The aim of this study was (1) to check interindividual variability of the localization of
the specific anatomical reference points of the system; (2) to reconstruct the former
position of lost teeth in edentulous jaws.
Materials and methods: (1) Interindividual variability was checked by 3 evaluators
(1 expert, 2 trained investigators). The deviations of the measured values between the
two investigators and the expert were compared and evaluated statistically. (2) To
reconstruct the former position of lost teeth, all teeth were erased in casts of 20 full
dentitions. Thereafter, K.-H. Staub made a set-up. Distances were then measured
between the mesio-buccal cusp tips of tooth 16 and 26, between the canine tips of
tooth 13 and 23, and between the incisal edge of tooth 11 and the highest point of the
gingival margin. Measurements were made using the principle of stripe projection
with a specially developed software. Twenty control casts with the real tooth positions
(= gold standard) were measured in the same way. The number of those reconstructed
models was determined whose distances measured deviated more than 5% from the
mean values of the distances measured for the 20 control casts.
Results: (1) With regard to the identification of the specific anatomical reference
points of the system, a high interindividual correspondence could be found: 86% and
99% of measurements (1st and 2nd investigator, respectively) lay in the prescribed
tolerance range. (2) Similarly, the ability of the system to reconstruct the former
position of lost teeth in the edentulous jaw was very good. With a narrow tolerance
range of 5%, 80% of the models could be reproduced with no or one deviation.
Conclusion: The results of this study were surprisingly good. Clinical studies are
desirable to examine other features of the Staub™ Cranial System.
- 45 -
7.3 Περίληψη
Εισαγωγή:
Το
σύστηµα
„StaubTM-Cranial-System“
βασίζεται
σε
ορισµένα
(οριοθετηµένα) ανατοµικά σηµεία αναφοράς ενός εκµαγείου γνάθου. Στόχος του
συστήµατος είναι να δώσει ακρίβη στοιχεία για την αρχική θέση των φυσικών
δοντιών σε µια µερικώς ή ολικώς νωδή γνάθο. Στόχοι της µελέτης ήταν (1) να
εξακριβώσει την µεταξύ των ατόµων µεταβλητότητα στην ανεύρεση των
συγκεκριµένων σηµείων αναφοράς και (2) να αναπαράγει την αρχική θέση
απολεσθέντων δοντιών σε νωδή γνάθο.
Υλικά και µέθοδοι: (1) Η εξακρίβωση της µεταξύ των ατόµων µεταβλητότητας
επετεύχθει δια µέσου τριών κριτών (1 ειδικός, 2 εκπαιδευµένοι ερευνητές). Η
απόκλιση των τιµών που βρέθηκαν από τους δύο ερευνητές σε σχέση µε τις τιµές του
ειδικού καθορίστηκαν και εκτιµήθηκαν στατιστικά. (2) Για την αναπαραγωγή της
αρχικής θέσης απολεσθέντων δοντιών σε νωδή γνάθο κόπηκαν σε 20 εκµαγεία
ατόµων µε πλήρη οδοντικό φραγµό όλα τα δόντια. Σε αυτά τα εκµαγεία συνέταξε ο
οδοντοτεχνίτης ZTM Karl-Heinz Staub (από τη Neu-Ulm) τα δόντια. Επακόλουθα
µετρήθηκαν οι αποστάσεις µεταξύ των κορυφών των εγγύς-παρειακών φυµάτων των
δοντιών 16 και 26, µεταξύ των κορυφών των κυνοδόντων 13 και 23 και µεταξύ του
κοπτικού χείλους του δοντιού 11 και του υψηλότερου σηµείου της παρυφής των
ούλων του. Οι µετρήσεις διεκπεραιώθηκαν µε τη βοήθεια της αρχής προβολής
λωρίδων και µε τη χρήση ενός ειδικά σχεδιασµένου λογισµικού. Σε 20 εκµαγεία
ελέγχου φέροντα την αληθή σύνταξη των δοντιών πραγµατοποιήθηκαν οι ίδιες
µετρήσεις. Κατόπιν προσδιορίστηκε ο αριθµός των αναπαραχθέντων εκµαγείων, των
οποίων οι αποστάσεις βρίσκονταν εκτός µιας 5% απόκλισης από τις µέσες τιµές των
αντιστοίχων αποστάσεων των 20 εκµαγείων ελέγχου.
Αποτελέσµατα: Η µεταξύ των ατόµων συµφωνία στην ανεύρεση των συγκεκριµένων
σηµείων αναφοράς ήταν πολύ υψηλή: 86% και 99% των µετρήσεων για τον πρώτο
και δεύτερο ερευνητή αντίστοιχα βρίσκονταν µέσα στη προκαθορισµένη περιοχή
αποδεκτών τιµών. (2) Η ικανότητα του συστήµατος να αναπαράγει την αρχική θέση
απολεσθέντων δοντιών σε νωδή γνάθο είναι πολύ καλή. Σε µια περιορισµένη περιοχή
της τάξεως του 5% µπόρεσαν να αναπαραχθούν 80% των εκµαγείων µε καµία ως το
πολύ µια απόκλιση.
Συµπέρασµα: Τα αποτελέσµατα της παρούσας έρευνας ήταν εντυπωσιακά καλά.
Κλινικές έρευνες βασιζόµενες στα αποτελέσµατα µας είναι επιθυµητές.
- 46 -
8.
Literaturverzeichnis
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- 49 -
9. Anhang
9. 1 Bilder: der Modellpaare, der Vorgehensweise beim 1.
Versuch und der Bestimmung der Conclusionslinie
Abb. 29: Ansicht der in der vorliegenden Studie verwendeten 20 Originalmodelle
Abb. 30: Ansicht der in der vorliegenden Studie verwendeten 20 reproduzierten
Modelle.
- 50 Abb. 31a-31t: Vergleich der jeweiligen Modellpaare
Abb. 31a: Modellpaar 1
Abb. 31b: Modellpaar 2
- 51 -
Abb. 31c: Modellpaar 3
Abb. 31d: Modellpaar 4
- 52 -
Abb. 31e: Modellpaar 5
Abb. 31f: Modellpaar 6
- 53 -
Abb. 31g: Modellpaar 7
Abb. 31h: Modellpaar 8
- 54 -
Abb. 31i: Modellpaar 9
Abb. 31j: Modellpaar 10
- 55 -
Abb. 31k: Modellpaar 11
Abb. 31l: Modellpaar 12
- 56 -
Abb. 31m: Modellpaar 13
Abb. 31n: Modellpaar 14
- 57 -
Abb. 31o: Modellpaar 15
Abb. 31p: Modellpaar 16
- 58 -
Abb. 31q: Modellpaar 17
Abb. 31r: Modellpaar 18
- 59 -
Abb. 31s: Modellpaar 19
Abb. 31t: Modellpaar 20
- 60 Abb. 32a- 32k: Vorgehensweise bei Versuch1.
Abb. 32a: 1. Schritt: Bestimmung des hinteren Induktionspunkts C1.
Abb. 32b: 2. Schritt: Bestimmung des vorderen Induktionspunkts C.
- 61 -
Abb. 32c: 3. Schritt: Bestimmung des Direktionspunkts A.
Abb. 32d: 4. Schritt: Bestimmung des Direktionspunkts B.
- 62 -
Abb. 32e: 5. Schritt: Markierung der Strecke AC mit Hilfe eines Zirkels.
Abb. 32f: 6. Schritt: Markierung der Strecke BC , Kontrolle mit Hilfe eines Zirkels,
ob AC = BC .
Abb. 32g: 7. Schritt: Messung der Strecke AC bzw. BC mittels Zirkel.
- 63 -
Abb. 32h: 8. Schritt: Markierung der Strecke AB , mit Hilfe eines Zirkels.
Abb. 32i: 9. Schritt: Messung der Strecke AB mittels Zirkel.
- 64 -
Abb. 32j: 10. Schritt: Markierung der Strecke BC1 mit Hilfe eines Zirkels.
Abb. 32k: 11. Schritt: Messung der Strecke BC1 mittels Zirkel.
- 65 Abb. 33a-33f: Das Bestimmen der rechten Conclusionslinie im Oberkiefer.
Abb. 33a: 1. Schritt: Der Minenbleistift wird rechts neben dem Lippenband vom
Kieferkamm kommend in die Umschlagfalte geführt.
Abb. 33b: 2. Schritt: Die Richtungsänderung in der Verlaufskurve wird mit einem
Querstrich markiert.
- 66 -
Abb. 33c: 3. Schritt: Wiederholung des Vorgangs wie in Abb. 5a.
Abb. 33d: 4. Schritt: Erneute Markierung der Richtungsänderung.
- 67 -
Abb. 33e: 5. Schritt: Dritte Wiederholung des Vorgangs wie in Abb.5a.
Abb. 33f: 6. Schritt: Aus den drei Querstrichen kann die rechte Conclusionslinie
konstruiert werden.
- 68 -
9.2 Herstellung von Totalprothesen unter Verwendung des
StaubTM-Cranial-Systems
Sofern aus der Anamnese und Befunderhebung heraus keine spezielle Vorbehandlung
indiziert ist, findet im Ober- und Unterkiefer eine Situationsabformung statt. Die
Bereiche hinter der Tubera maxillae im Oberkiefer, die Trigona retromolaria im
Unterkiefer sowie die vestibuläre Umschlagsfalte im Ober- und Unterkiefer müssen
vollständig abgeformt sein. Nach der Modellherstellung, dem Anzeichnen der
Kammlinie und der Festlegung der Cranialen Referenzpunkte auf dem hergestellten
Oberkiefermodell aus Gips werden mit dem Zirkel (in mm) am Modell die Strecken
AB, BC und BC1 bestimmt und gemessen. Wenn die drei Strecken in ein speziell
entwickeltes Computerprogramm (Staub®-Cranial Kieferplot, Staub, D-Neu Ulm)
eingegeben werden, erhält man den Ausdruck einer individuellen Penta-Ebene. Auf
diesen sind die patientspezifischen Angaben zu Inzisalpunkt, Eckzahnabstand und
Seitenzahnverlauf erhalten (Abb. 33).
Das Ausrichten des Oberkiefermodells zur Pentaebene erfolgt in einer speziellen
Gerätereihe. Diese besteht aus drei Geräten. Der Positionierer bzw. das
Ausrichtungsgerät Ortho 1A (Abb. 34) ist ein eigenständiges Gerät und für das
eigentliche
Ausrichten
des
Oberkiefermodells
zur
Penta-Ebene
notwendig.
Einbaustativ bzw. Fixiergerät Ortho 2A (Abb. 37) ist eine Fixierhilfe für das
Oberkiefermodell, um dieses in ein gängiges Artikulatorsystem einzuartikulieren.
Cranialstativ Ortho 3A ist für die Zusammenführung der Penta-Ebene mit dem
Oberkiefermodell, für die Analyse und Fertigung notwendig. Ortho 3A wird ebenfalls
in alle gängigen Artikulatorsysteme eingesetzt.
- 69 -
Abb. 33: Ausdruck einer Penta-Ebene am Beispiel eines Patienten.
Das Oberkiefermodell wird im Ortho 1A dreidimensional zur Penta-Ebene (Kauebene)
ausgerichtet. Dabei werden die beiden Direktionspunkte so an die Geräteskala
angelegt, dass die Medianachse des Oberkiefermodells durch den Nullpunkt der
Geräteskala verläuft. Das Oberkiefermodell wird zusätzlich an der Conclusionslinie
stabilisiert (Abb. 35).
0
Abb. 34: Positionierer (Ortho 1A)
Abb.
35:
Ausrichten
Oberkiefermodells im Ortho 1A
des
- 70 -
Danach wird das Modell unter Verwendung einer Heißpistole mittels eines Adapters
im Ortho 1A fixiert. Durch Lösen der Fixierschrauben des Ortho 1A wird das
Patientenmodell mit dem Adapter aus dem Gerät entfernt (Abb. 36). Der Adapter mit
Modell wird auf den Ortho 2A gesteckt. Der Ortho 2A (Abb. 37) ist mit allen
gängigen Artikulatorsysteme kompatibel. Er wird mit dem Kiefermodell auf den
Fixierteil des Unterkiefers im Artikulator eingeklinkt, und das Oberkiefermodell wird
einartikuliert (Abb. 38).
Abb. 36: Im Ortho 2A eingespanntes
Abb. 37: Ortho 2A mit Einbaustativ.
OK-Modell.
Abb. 38: Einartikuliertes OK-Modell.
Anschließend wird die maßgenaue Wiedergabe der Penta-Ebene überprüft. Die im
Ausdruck angegebene Linie (Abb. 33, rot umrandete Linie) muss genau 1 cm
entsprechen. Das ist die Kontrolle, dass das StaubTM-Cranial Systems immer noch
kalibriert ist. Mit einem Geodreieck wird am unteren Ende des Ausdrucks der
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Medianachse im rechten Winkel eine Querlinie gezogen. Diese Linie ist die
Direktionslinie. Die beiden Seitenschenkel werden bis zur Direktionslinie verlängert.
Die Papilla wird auf dem Ausdruck eingezeichnet. Die Länge der Papilla ist die
Differenz aus BC zu BC1 (z.B. 57 mm - 52 mm = 5 mm). Medianachse und
Eckzahnverbindungslinie kreuzen sich in der Mitte der Papilla. Die Penta-Ebene wird
entlang der äußeren Begrenzungslinien exakt ausgeschnitten (Abb. 39).
Abb. 39: Ausgeschnittener Ausdruck der Penta-Ebene. Rot umrandete Linie = Papilla
incisiva.
An der Direktionslinie und der Mittellinie wird jeweils eine kleine Kerbe
ausgeschnitten. Mit einem Klebestift oder Wachs wird der Ausdruck (Penta-Ebene)
auf den Cranialtisch geklebt. Die Medianachse muß genau eingehalten werden. Die
Direktionslinie entspricht exakt dem Ende des Cranialtisches (Abb. 40).
Abb. 40: Eingeklebte Penta-Ebene auf dem Cranialtisch Ortho 3A.
- 72 -
Der Cranialtisch wird in den Artikulator zurückgestellt, bis die Vorderkante des
Tisches mit der Papilla incisiva eine senkrechte Linie bildet. In dieser Stellung wird
der Abstand von der Conclusionslinie zum Cranialtisch (Konstante von 19 mm)
kontrolliert (Abb. 41).
Abb. 41: Kontrolle der 19 mm-Konstante zur Conclusionslinie.
Dann wird der Tisch wieder in seiner Ausgangsbasis gestellt (Nullstellung). Eine
kleine Menge Plastilin wird auf Höhe des oberen zentralen Schneidezahns auf den
Cranialtisch gegeben. Der betreffende Ersatzzahn wird mit seiner mesialen Kante an
die Spitze der Penta-Ebene aufgestellt. Der Artikulator wird geschlossen. Aus der
Frontalansicht muß der tiefste Punkt der Papilla incisiva mit dem Halsabsatz in der
Medianachse des Frontzahnes eine Ebene bilden. Der in der Höhe passende Erzatzahn
wird ausgewählt (Abb. 42).
Abb. 42: Kontrolle der Platzverhältnisse.
- 73 -
Mit Plastilin wird auf die Ecke der Penta-Ebene aus derselben Zahngarnitur der
Eckzahn platziert. Der seitliche Schneidezahn wird in einem Bogen zwischen die
beiden Zähne eingefügt. Ist die Lücke zu klein, so sind die ausgewählten Zähne zu
breit; ist die Lücke zu groß, so sind die Zähne zu schmal. Das Auswahlverfahren wird
in gleicher Weise wiederholt, bis eine geeignete Zahnform gefunden wird. Ist dies der
Fall, wird der mittlere Schneidezahn erneut mit Plastilin an die Spitze der Pentaebene
gesetzt. Seine Labialfläche wird senkrecht zum Cranialtisch angeordnet. Eckzahn und
seitlicher Schneidezahn werden wieder in Plastilin plaziert. Der seitliche
Schneidezahn
braucht
nicht
den
Cranialtisch
zu
berühren.
Das
andere
Zahnbogensegment wird in gleicher Weise ergänzt (Abb. 43), und die
Platzverhältnisse werden im geschlossenen Artikulator kontrolliert.
Abb. 43: Aufgestellte Oberkieferfront.
Die zu den Frontzähnen passende Seitenzahngarnitur wird nach Angaben des
Herstellers der Erzatzzähne ausgewählt. Mit einer Bleistiftmine wird über die
bukkalen Höckerspitzen eine Linie gefahren. Diese Linie berührt bei der Aufstellung
die Begrenzungslinie der Pentafläche. Ein Plastilinstreifen wird fest auf den
Cranialtisch gedrückt. Die Begrenzungslinie wird dabei freigehalten. Der erste
Prämolar wird senkrecht auf den Cranialtisch gestellt. Die bukkale Höckerspitze läuft
parallel zur seitlichen Fläche der Penta-Ebene. Der zweite Prämolar wird ebenfalls
mit der bukkalen und palatinalen Höckerspitze senkrecht auf den Cranialtisch gestellt.
Der mesio-palatinale Höcker des ersten Molaren wird so plaziert, so dass die mesiobukkale Höckerspitze 1 mm außerhalb der Pentabegrenzung steht und sich – im
Gegensatz zu den distalen Höckern – nur gering von der Pentaebene abhebt. Die
Platzverhältnisse im Artikulator werden geprüft und die Zähne ggf. basal
eingeschliffen. Die Zahnaufstellung einer Kieferhälfte ist abgeschlossen (Abb. 44).
- 74 -
Abb. 44: Aufgestellte obere Seitenzähne und Kontrolle der Platzverhältnisse.
Nachdem die Zahnaufstellung der anderen Seite mit den gleichen Kriterien
durchgeführt wurde, wird mit einem Spitzzirkel am Kreuzungspunkt der Pentaebene
eingestochen. Die Länge zum bukkalen Zahnhals wird in der Mitte des ersten Molaren
hergestellt und mit dem gegenüberliegenden ersten Molar an denselben Zahnpunkt
verglichen. Wenn die Abstände identisch sind, sind auch die Zahnpositionen gleich
(Abb. 45). Die Zahnpositionen werden nur bei Bedarf nachkorrigiert. Die Position
von Zahn 23 mit der Position von Zahn 13 werden ebenfalls überprüft.
Abb. 45: Kontrolle der Zahnpositionen der oberen ersten Molaren.
Die Zähne werden am Cranialtisch mit der Heißpistole oder Klebewachs fixiert und
der palatinale Anteil des Zahnes mit Plastilin soweit bedeckt, dass nur noch 1 mm
vom Zahnhals zu erkennen ist.
Das Oberkiefer-Modell und die aufgestellten Zähne werden anschließend gegen
Kunststoff isoliert, und auf die Zähne wird eine Basisplatte aus Kunststoff gestempelt.
- 75 -
Die Basisplatte wird maschinell ausgearbeitet. Die Zähne werden mit Wachs an der
Basisplatte fixiert. Auf dem Unterkiefer-Modell wird eine Kunststoff-Basisplatte
hergestellt, die mit Wachs zu einer Registierschablone komplettiert wird.
In der Totalprothetik beinhaltet die Staubsche Modellanalyse bereits nach der ersten
Situationsabformung durch den Zahnarzt eine OK-Aufstellung in Kunststoff mit
zwölf Zähnen sowie eine UK-Registierschablone mit Wachs. Diese dienen zugleich
als Bissnahme und Funktionslöffel für die definitiven Abformungen. Die OberkieferAufstellung wird zu diesem Zeitpunkt ebenfalls anprobiert; eventuelle Änderungen
können durch den Zahnarzt vorgenommen werden. Nach der funktionellen
Ausformung
am
Patienten
werden
die
Meistermodelle
erstellt
und
das
Oberkiefermodell ggf. mit Gesichtsbogen einartikuliert. Der zweite Molar im
Oberkiefer wird mit einer harmonischen Neigung zur Spee-Kurve aufgestellt. Der
Unterkiefer wird mit Hilfe der Registierschablone in Bezug zum Oberkiefer gebracht
und ebenfalls einartikuliert. Am Unterkiefermodell werden Conclusionslinie und
Direktionspunkte eingezeichnet. Im Frontbereich wird Plastilin in gleichmäßigem
Abstand zu den Oberkiefer-Frontzähnen fest auf und hinter den Kieferkamm gedrückt
(Abb. 46).
Abb. 46: Ausgangssituation für die Unterkieferaufstellung.
Der zentrale Schneidezahn wird in Plastilin aufgestellt (Abb. 47).
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Abb. 47: Aufgestellter mittlerer Schneidezahn.
Der Artikulator wird geschlossen und die Zahnposition eventuell korrigiert.
Nach Öffnen des Artikulators wird der Zahn auf die Höhe von 17 mm von der
Unterkiefer-Conclusionslinie überprüft. Ist dies der Fall, so werden der Reihe nach
auf der linken und rechten Seite die seitlichen Schneidezähne und die Eckzähne
ergänzt (Abb. 48).
Abb. 48: Aufgestellte Unterkieferfront.
Im Seitenzahnbereich empfiehlt es sich, die Aufstellung mit den ersten Molaren zu
beginnen, da dieser die größtmögliche Verzahnung aufweist. In der Folge werden der
zweite Prämolar, der erste Prämolar und der zweite Molar ergänzt (Abb. 49).
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Abb. 49: Aufgestellte Unterkieferseitenzähne.
Auf der gegenüberliegenden Seite wird in gleicher Weise verfahren.
Die Zahnreihen sind nun komplett aufgestellt. Die Zahnreihe wird gegen die
Oberkieferzahnreihe geklebt, der Artikulator geöffnet und die basale Plastilin entfernt.
Die am Oberkiefer befestigten Zahnreihen werden lingual mit Plastilin soweit bedeckt,
dass nur 1 mm vom Zahnhals sichtbar bleibt (Abb. 50).
Abb. 50: Die fixierte Unterkieferaufstellung.
Das Gipsmodell und die Zähne werden gegen Kunststoff isoliert und in ein
Kunststoffmaterial gestempelt (Abb. 51).
- 78 -
Abb. 51: Die gestempelte Unterkieferbasis.
Mit einer Kunststofffräse wird die Basis maschinell korrigiert. Die Zähne werden mit
Wachs in den „Alveolen“ befestigt. Die Aufstellung kann nun als Gesamtanprobe in
die Praxis gegeben werden. Die Fertigstellung nach Anprobe kann mit jedem
Verfahren erfolgen.
- 79 -
10. DANKSAGUNG
Herrn Priv.-Doz. Dr. med. dent. J. C. Türp gilt besonderer Dank für die Überlassung
des Themas und die professionelle Unterstützung bei der Verfassung dieser
Dissertation.
Meinen Dank möchte ich Herrn Prof. Dr. med. Dr. med. dent. R. Schmelzeisen für die
zweite Korrektur des Manuskripts.
Mein spezieller Dank gilt Herrn ZTM K. H. Staub für das zahlreiche Bildmaterial und
die Diskussion spezieller Fragestellungen.
Das Gefühl der Dankbarkeit empfinde ich bei Herrn Dr. T. Gerds im Institut für
medizinische Biometrie
und medizinische Informatik der Albert Ludwigs-
Universität Freiburg für seine statistische Betreuung.
Die Messungen des 2. Versuchs erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik an der Universität Ulm mit Hilfe
des Verfahrens der Streifenprojektion.
Ich bedanke mich bei meinen Kommilitonen für die zahlreichen Abformungen und
besonders bei meinen Eltern für ihre Unterstützung in jeder Hinsicht.
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11. LEBENSLAUF
Persönliche Daten:
Name:
Lampropoulos Panagiotis
Geburtstag:
02.06.77 in Athen/Griechenland
Schulische Ausbildung:
Sep 1984- Jun 1989: Grundschule in Ellinogermaniki Agogi in Athen
Sep 1989- Jun1995: Gymnasium in der Deutschen Schule Athen
Studium:
18 September 1995: Immatrikulation im Studiengang der Zahnheilkunde in der
Albert-Ludwig Universität Freiburg
24 September 1996: Naturwissenschaftliche Vorprüfung
29 März 1999:
Zahnärztliche Vorprüfung
12 August 2002:
Staatsexamen im Studiengang Zahnmedizin mit der Gesamtnote
„gut“.
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