mit präsenz, klarheit und wertschätzung führen

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MIT PRÄSENZ, KLARHEIT
UND WERTSCHÄTZUNG FÜHREN
Sprache ist ein zentrales Beratungsinstrument. Sprache wirkt auf Kunden – und sie wirkt
auf den Sprecher oder die Sprecherin selbst. Nur wer sich der vielfältigen Wirkung der
­Sprache bewusst ist, kann Sprache für Beratungsgespräche gezielt einsetzen.
Wir leben in einer Zeit vielfältiger Kommunikation.
Täglich verwenden wir unsere Sprache. Wir haben
sie als Kinder gelernt und zum Teil nie mehr hinterfragt. Oft sind wir uns kaum bewusst, dass unsere individuelle Sprache Teil unserer Persönlichkeit ist und sich wesentlich von der Sprache
anderer Menschen unterscheiden kann. Die Sprache unseres Umfelds beeinflusst uns lebenslang.
Wir nehmen Wörter und Satzkonstruktionen aus
unserer Umgebung auf und machen sie uns zu
­eigen.
«Das muss ich
schnell im Lager
holen.»
«Das haben
wir im Lager.
­
Ich hole es für
Sie.»
Kennen Sie Ihre Floskeln?
Im Laufe der Jahre haben wir uns viele Floskeln
angewöhnt. So gilt als normal zu sagen: «Das
weiss ich leider nicht», «Könnten Sie bitte schnell
herkommen?», «Da muss ich die Kollegin fragen».
Die meisten Menschen in unserem Umfeld sprechen so. Die wenigsten sind sich bewusst, dass
Floskeln aus Kindheit und Jugend sie daran hindern, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Denn eine Persönlichkeitsentwicklung ohne die
Entwicklung der eigenen Sprache ist ein Ding der
Unmöglichkeit.
Bewusstes und achtsames Sprechen verhilft zu
­Präsenz und Klarheit. Verbunden mit einer Wertschätzung des Gegenübers schaffen wir so eine
wohlwollende und positive Atmosphäre im Verkaufsgeschäft, die uns hilft, Beratungsaufgaben gut
wahrzunehmen.
Manchmal begegnen wir Menschen, denen wir gerne zuhören und deren Sprache angenehm auf uns
wirkt. Ihre Aufträge erfüllen wir gern, ihren Erzählungen folgen wir mit Interesse. Meist achten diese Sprechenden darauf, ihren Gesprächspartnern
mit Wertschätzung zu begegnen. Oftmals erkennen
wir nicht sofort, woran es liegt, dass wir uns gesehen und angesprochen fühlen. Denn Sprache wirkt
subtil.
Jedes Wort wirkt
Während wir uns oft an die Inhalte von Gesprächen gut erinnern können, haben wir kaum ein
Sensorium für die sprachliche Form von Gesprächen. Wir bemerken zwar, wenn jemand «ohne
Punkt und Komma» spricht. Wir werden ungeduldig, wenn unser Gegenüber jeden Satz
abbricht und einen neuen Satz beginnt. Doch
meist erkennen wir nicht auf Anhieb, warum uns
die Sprechweise einer Person irritiert. Die Satzkonstruktionen entgehen unserer Aufmerksamkeit. Auch auf den Wortschatz, den jemand verwendet, achten wir oft nicht. Doch jedes Wort
wirkt, immer.
Neurowissenschaftler erforschen seit Längerem die
Wirkung von Sprache und entdecken dabei Erstaunliches: Nicht nur Wörter, selbst Laute wirken
und bewirken, dass wir Wörter als angenehm oder
unangenehm empfinden. Sprache erzeugt Emotionen, positive und negative. Wir können die Wirkung von Sprache bis zu einem gewissen Grad
selbst steuern, indem wir bewusst und gezielt einen angenehmen Wortschatz und einen wohltuenden Satzbau wählen.
«Müssen» und «schnell»
Kennen Sie Menschen, die in jedem zweiten Satz
«müssen» und «schnell» verwenden? Kennen Sie
Sätze wie diese: «Ich muss jetzt schnell ins Lager
und dann muss ich noch die Bestellung machen»?
Vielfach sind sich Sprechende nicht bewusst, welchen Druck sie sich selbst mit solchen Sätzen machen und wie viel Gehetztheit aus diesen Worten
spricht.
Menschen machen nicht nur sich selbst, sondern
auch ihrem Umfeld mit «müssen» das Leben
schwer. Dabei wäre es so einfach. Statt «Das muss
ich schnell im Lager holen» kann die Formulierung
lauten: «Das haben wir im Lager, ich hole es für
Sie.» Damit entfällt der Druck des «müssen» zugunsten einer klaren Aussage. Die Sprecherin wirkt
überlegt und gelassen statt gehetzt und vom Kunden unter Druck gesetzt.
«Müssen» und «schnell» verursachen nämlich nicht
nur bei Sprechenden Druck und Hetze, sondern
auch bei Gesprächspartnern. Wer hört schon gern,
was er tun «muss». Mitarbeiter mit den Worten
«Das müssen Sie bis heute Abend erledigt haben»
anzutreiben, verursacht unnötigen Widerstand.
Wie viel angenehmer ist es, einen Auftrag zu erfüllen. Gibt der Vorgesetzte hingegen den Auftrag
«Heute ist eine grosse Lieferung eingetroffen, bitte
räumen Sie alles bis heute Abend ins Lager ein»,
wird Mitarbeitenden klar, was
sie warum bis zu welchem Zeitpunkt zu tun haben. Sie fühlen
sich damit ernst genommen und
DIE AUTORIN
wertgeschätzt.
Sprachliche Präsenz und Klarheit
verhilft uns dazu, mit unseren
Gesprächspartnern gewinnend
EVA WOODTLI
zu kommunizieren. Kleine VerWIGGENHAUSER
änderungen in der Sprache bewirken Grosses.
Eva Woodtli Wiggenhauser, lic.
phil. I, ist Germanistin und Dozentin für das Sprach- und Kommunikationskonzept Lingva
Eterna®. Sie bietet als Kommunikationstrainerin Workshops,
Vorträge und Einzelcoachings
für Unternehmen und Institutionen an.
Nächster Workshop in Benken
ZH: Samstag, 2. April 2016, Auskunft und Anmeldung:
[email protected],
www.wiggenhauser.ch
Sprache neu lernen
Es ist eine Herausforderung, die
eigene Sprechweise zu entdecken und zu verändern. Wie bei
vielen Aspekten unseres Lebens
beginnt die Veränderung mit Bewusstwerdung. Es geht darum,
systematisch auf den Gebrauch
von Wörtern und Satzkonstruktionen zu achten. Als Einstieg
hilft es, bei sich selbst ein paar
wenige sprachliche Gewohnheiten und «Lieblingswörter» zu
«Das weiss ich
leider nicht.»
«Das weiss ich
nicht. Ich kläre
es gerne für
Sie ab.»
bemerken. «Müssen» und «schnell» zum Beispiel
sind eng miteinander verbunden. Beginnen Sprechende, auf «müssen» zu achten, verschwindet
meist auch das «schnell» aus ihrer Sprache. Damit
steigern sie ihre Klarheit und Präsenz wesentlich.
Kunden werden das Auftreten und die Kommunikation als angenehm empfinden.
Sprache im Drogeriealltag
Drogistinnen und Drogisten nutzen Sprache, um
Kundinnen und Kunden zu beraten. Da ist es
zweckdienlich, wenn sie ihren Wortschatz und
ihre Satzkonstruktionen gezielt und bewusst
wählen. Sie verschaffen sich dadurch mehr Präsenz. Eine als angenehm empfundene Kommunikation mit der Drogistin oder dem Drogisten
wirkt sich auf den Verlauf des Kundengesprächs
positiv aus.
Für viele ist es neu, auf Wörter und Satzbau in der
eigenen Sprache zu achten. Viele haben zwar mal
in einem Kommunikationsworkshop gehört, dass
«müssen» auf Mitmenschen unangenehm wirken
kann. Doch sie haben nie gelernt, «müssen» in ihrer
eigenen Sprache zu hören. Viele kennen auch ihre
«Lieblingswörter» und wiederkehrenden Floskeln
nicht. Sie merken zwar, dass ein Gespräch nicht gut
verlief. Doch sie können sich nicht erklären, woran
es liegt.
Die Sprache achtsam für Kundengespräche einzusetzen, lässt sich lernen. Vom Bemerken zum Verändern ist es allerdings ein gutes Stück Weg. Wer
den ersten Schritt tut und sich mit den eigenen
sprachlichen Gewohnheiten auseinandersetzt, ist
oft erstaunt, was sich in Kürze alles tut. Kleine Änderungen bewirken viel. Denn in der Sprache liegt
eine enorme Kraft – eine Kraft, die wir im Alltag
zu unserem Nutzen einsetzen können.
| Eva Woodtli Wiggenhauser
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