Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Das Ziel dieser Zusammenfassung ist es, den Fisch Keratozyten vorzustellen, und das aufgestellte einfache Modell seiner Fortbewegung zu erklären. Dabei habe ich mich entschieden der Theorie den Vorrang vor der Mathematik zu geben, da die Mathematik in diesem Modell einfach ist. Im Anhang befindet sich eine Auflistung aller Formeln und Variablen. Christoph Flamm Eine kurze Zusammenfassung der Arbeit: A MINIMAL MODEL OF LOCOMOTION APPLIED TO THE STEADY GLIDING MOVEMENT OF FISH KERATOCYTE CELLS (Ein minimales Modell der Fortbewegung angewandt auf die Bewegung von Fisch Keratozyt Zellen) verfasst von: A. Mogilner, E. Marland und D. Bottino 0. Kurzer Auszug In der Arbeit geht es um die Analyse der Mechanismen der Fortbewegung von Fisch Keratozyt Zellen. Es wird versucht den komplexen Prozess der Bewegung in einfachere mechanische Phänomene zu unterteilen, und es wird ein eindimensionales mathematisches Modell der Bewegung von Fisch Keratozyten aufgestellt. 1.Einführung Sehr viele tierische Zellen haben die Fähigkeit zu kriechen, diese Fähigkeit ist essentiell für das Leben. Bevor man das Bewegungsverhalten ganzer Zellpopulationen betrachtet , wird zuerst versucht das Verhalten einer individuellen Zelle zu verstehen (Das Erstere wäre ein vollkommen anderer Zugang). Trotz großen Fortschritten in der Biologie, Biochemie und Biophysik wird die Bewegung von Zellen immer noch nicht vollständig verstanden. In dieser Arbeit werden verschiedene Zugänge erklärt und diskutiert. Im Weiteren werden nun direkt FK (=Fisch Keratozyten) untersucht werden. Das Bewegungsverhalten dieser Zellen wird gern untersucht, weil ihre Bewegung „relativ“ simpel ist. Außerdem neigen sie zu spontanen Bewegungen wenn sie auf einer Oberfläche abgesetzt werden. Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten Membranprotein PDE in der Zellbiologie Bewegungsrichtung Verbindungsprotein Actinfilamenet Lamellopodium Zellkörper Abbildung 1 Schematische Darstellung eines Fisch Keratozyten Das Lamellopodium ist sehr flach und durchzogen von einem Netz aus Actinfilameneten. Diese Filamente sind durch Proteine miteinander verbunden, die so eine festes Netzwerk erzeugen. Es ist weit verbreitet und akzeptiert, dass das Lamellopodium die Basis für die Bewegung des Keratozyten darstellt. Die Zelle selbst scheint nur mitgeschleift zu werden, und ist passiv. Die Bewegung des FK kann in drei Schritte unterteilt werden: Zuerst führt das Wachstum des Actin Netzwerks zu einer Ausdehnung der vorderen Front der Zelle. Zweitens wird eine graduierte Verankerung zum Substrat entwickelt, sodass die Haftung des Lamellopodiums vorn viel größer als im hinteren teil der Zelle ist. Danach zieht sich das Cytoskelett des Lamellopodiums zusammen und bewirkt so eine Bewegung nach vorne . Nach diesen drei Grundmechanismen ist diese Arbeit gegliedert, und sie werden in folgender Reihenfolge besprochen werden: Kapitel 2. Vorstrecken Kapitel 3. Vorwärtsbewegung Kapitel 4. Adhesion (Haftung) Die eben genannten Grundmechanismen arbeiten effektiv zusammen und erzeugen somit einen höchst effizienten Bewegungstyp (für Zellen). Weiters müssen sie hoch koordiniert sein, um die Aufrechterhaltung der einfachen Form des Lamellopodiums zu gewährleisten. Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie 2. Das Vorstrecken der Zelle In diesem Kapitel wird betrachtet wie die treibende Kraft des Vortreckens generiert wird. Ein Hauptbestandteil des Lamellopodiums ist Actin als Monomer und Polymer. Bei der Polymerisierung der Actinmonomere wird ATP in ADP hydrolisiert (Energieverbrauch). Diese Polymere sind hoch polarisiert und wachsen an den + Enden schneller. 2.1. Struktur des Actin Cytoskeletts des Lamellopodiums Die Actin Fasern bilden ein feines Netzwerk. Die meisten dieser Fasern zeigen mit ihren + Enden zur vorderen Front der Zelle, also wachsen die Filamente vorwiegend gegen die innere Oberfläche der vorderen Front. Die Actinfilamenete sind verteilt über Winkel zwischen +60° und -60° im Bezug auf die Fortbewegungsrichtung. 2.2. Vorstreckende Kraft durch die Polymerisation von Actin Es stellt sich nun die Frage, wie genau die Kraft für das Vorstrecken erzeugt wird. Es gibt verschieden Theorien dafür. Durch Experimente wurde aber festgestellt, dass die Actin Polymerisation alleine die notwendige Kraft für das Vorstrecken erzeugt. Die Energie der Polymerisation kann benutzt werden, um die Kraft für das Vorstrecken zu erzeugen. Wenn sich eine lange Actin Faser, die im Netzwerk des Lamellopodiums fest verankert ist, und vorne die Membran berührt, biegt, wird eine elastische Kraft zum Vorstrecken erzeugt. Das Filament unterliegt auch einer Biegung durch thermische Wellenbewegungen, dabei schlüpfen Actin Monomere sofort in die dadurch frei gewordene Lücke. Dieser gesamte Mechanismus führt zu einer Vorbewegung der vorderen Front. Nach kurzen Überlegungen kann die Rate des Vorstreckens angegeben werden durch: (2.1) V p = cos k on M e − f cos / k B T −k off (Alle Variablen im Anhang erklärt!) Die Richtungen der Filamente sind lokal stark korreliert. Die Fasern, die parallel zur vorderen Front verlaufen, tragen nicht zum Vorstrecken bei. Filamente, die normal zur vorderen Front wachsen, sind effektiv steif, und können sich nicht genügend biegen, um Kraft zu erzeugen. Daraus folgt,dass nur Filamente zwischen bestimmten Winkeln Kräfte erzeugen. ( 0 und c ) c erhält man aus V p = V 0 cos c Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Also c = arccos V p /V 0 (2.2) Indem man die Kraft eines Filaments über die auftretenden Winkel integriert, erhält man die Kraft des Vorstreckens (2.3) Fp = kBT c ∫d 0 nV p , cos ln cos cos c Der Widerstand zum Vorstrecken wird durch zwei Mechanismen erzeugt: • Durch die Oberflächenspannung der Membran und • Durch die Verbindung des Actin mit der Membran: beim Vorstrecken brechen die Verbindungen des Actin mit der Membran und dissipieren dabei Energie. Also bewirkt nur ein Teil der freien Actin Spitzen das Vorstrecken, und gebundene Spitzen verhindern dieses sogar. Zwischen der Kraft des Vorstreckens und der ihr entgegenwirkenden Kraft herrscht Gleichgewicht, also F p V p = F r Am Schluss wird diese Gleichung nach V p aufgelöst werden 3. Vorwärtsbewegung der Zelle Der nächste Schritt im Modell nach der Ausdehnung der vorderen Front und der Adhesion zum Substrat, ist die Vorwärtsbewegung des Zellkörpers selbst. Oder, unter der Annahme dass der zellkörper nur passive Fracht ist, die Traktion des Lamellopodiums(Ziehen, Zusammenziehen des Lamellopodiums ) 3.1. Traktion des Lamellopodiums (Ziehen, Zusammenziehen des Lamellopodiums) Folgende Frage steht nun im Raum: Ist es möglich, dass sich die Zelle nur durch das Vorstrecken der vorderen Front fortbewegt? Diese Frage wäre mit Ja zu beantworten, wenn die Membran ein nicht dehnbarer Sack wäre. Aber die Membran ist sehr verformungsfähig, deshalb ist dieser Umstand auszuschließen. Die Membran selbst spielt aber keine aktive Rolle bei der Traktion. Durch Experimente wurde die Unabhängigkeit des Vorstreckens und der Traktion herausgefunden. Die Hauptaufgabe der Traktion mag nicht die Fortbewegung sein, sondern die Deformation und Remodellierung der Zelle. (Eine interessante Nebenbemerkung: Durch Experimente wurde der interessante Umstand herausgefunden, dass die Traktionskräfte die gleiche Größenordnung wie die Vorstreckkräfte haben.) Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Wie funktioniert also die Traktion? Die erste Idee wäre, sie durch bereits bekannte Elemente zu beschreiben wie das Actin. Die Actin Filamente depolymerisieren im hinteren Teil des Lamellopodiums, deshalb wird der Abstand zwischen den Verbindungsproteinen größer und die frei gewordene Energie bewirkt eine Anziehung der Proteine und dadurch die Traktion. Es wurde aber durch Experimente herausgefunden, dass im FK und in anderen tierischen Zellen Myosin die treibende Kraft für die Traktion ist. In Muskeln sind Actin Filamente hoch ausgerichtet, und das Myosin zieht diese maximal effektiv zusammen. Im Lamellopodium gibt es aber diese strenge Anordnung nicht. Wie funktioniert die Traktion also? 3.2. 1D Modell für die dynamische Kontraktion des Actomyosin Netzwerks Fortbewegungsrichtung Adhesions protein Actinbündel Verbindungs protein Actinfilament Myosin Zellkörper „t> 0 “ „t= 0 “ Abbildung 2 Der dynamische Actomyosin Kontraktions Mechanismus In Abbildung 2 wird die Funktionsweise des Actomyosin dargestellt: Myosin Cluster bilden sich auf dem Actin Netzwerk. Dieses Myosin versucht, zu den + Enden der Actin Filamente (vorne) zu wandern, bei erzeugen sie ein Drehmoment. Vorne üben sie noch nicht genug Drehmoment aus, um etwas zu bewirken, aber im hinteren Teil tragen sie dazu bei, die Minus Enden in ein paralelles Bündel zusammenzuziehen. In dieser gebündelten Form kann das Myosin das Actin effektiv zusammenziehen. Es ist noch zu bemerken, dass während des gesamten Vorgangs die Actin Filamente an der Front weiterwachsen und sich am hinteren Teil auflösen. Die Lage der Spitzen der Actin Filamente im Bezug zur vorderen Front ändert sich dabei (seitlicher Fluss). Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Vordere Front x x=0 Abbildung 3 Lage der x-Achse, Längsschnitt durch das Lamellopodium In diesem Abschnitt gibt es drei wichtige Gleichungen: für die Dichte des polymerisierten Myosin und die Längendichten des Actin Netzes und der Actin Bündel. Diese drei Gleichungen sind alle Erhaltungsgleichungen und ähneln sich in ihrer Form. Alle drei sind parabolische PDE. t ist hier die Zeit. Abbildung 3 soll erklären wie die x- Achse liegt. Diese Dichten stellen also eindimensionale Verteilungen des Stoffes über er Weite des Lamellopodiums dar. Die Gleichung für die Dichte des polymerisierten Myosin (3.1) ∂m ∂m ∂ = k a m−k vm d m−V p ∂t ∂x ∂x Ein Zusammenhang zwischen dem unpolymersierten und dem polymerisierten Myosin ist gegeben durch L (3.2) m L∫ m dx = M 0 Gleichung für die Längendichte des Actin-Netzwerks (3.3) ∂ Ln ∂ Ln ∂ Ln = − L n −V p v ∂t ∂x ∂x Gleichung für die Längendichte der Actin-Bündel (3.4) ∂ Lb ∂ Lb ∂ Ln ∂ = − L b −V p v vL b ∂t ∂x ∂x ∂x Christoph Flamm (3.5) Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie =m /m max für mm max =1 für mmmax Man erhält eine konstitutive Gleichung für die Rate der Vorwärtsbewegung des Myosinclusters v durch folgende Überlegungen: Zuerst stellt man einen Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit und den Kräften her, dann stellt man eine Gleichung für das Gleichgewicht der auftretenden Kräfte auf, und löst diese nach der Geschwindigkeit auf. Das Ergebnis lautet: (3.6) v = V m 1− 1− b1 Ln b 2 i v m Für (3.1), (3.3) und (3.4) gelten folgende Randbedingungen: (3.7) m 0 = 0, L b 0 = 0, L n 0 = L Im nächsten Abschnitt werden V p , i v und L berechnet, um so das Modell abzuschließen. 4. Minimales eindimensionales Modell der Fortbewegung In diesem Kapitel wird das Modell komplettiert und das Vorschieben der Zelle besprochen. Besonderes Augenmerk wird gerichtet auf: • Die Bildung von neuen Actin Filamenten • Die Adhesion(Haftung) zwischen dem Cytoskelett (Actin Netzwerk) und dem Substrat (Untergrund) Um sich zu bewegen, muss es zu einer Kraftübertragung zwischen der Zelle und dem Substrat kommen. Daher ist die Adhesion essentiell. Damit sich die Zelle fortbewegen kann, muss also die nach vorn gerichtete Traktion an der Front größer sein als die Reibung im hinteren Teil der Zelle. Eine Möglichkeit so eine graduierte Traktion zu entwickeln, ist die assymetrische Kontraktion der Zelle. Ein anderer Weg ist es, die Assymetrie in die Adhesion zu geben. FK sowie andere tierische Zellen verwenden beide Mechanismen. 4.1. Graduierte Adhesion Integrin und Talin sind die hauptverantwortlichen Proteine für die Verbindung des Actin Netzwerks mit der extrazellulären Umgebung. Dabei kommt es zu einer stark assymetrischen Adhesion an der Unterseite der Zelle. In diesem Modell wird der Verkehr von polarisierten Rezeptoren als Hauptgrund für die beobachtete Assymetrie in den Vordergrund gestellt. Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten Actinnetzwerk Talin PDE in der Zellbiologie Myosin Integrin Abbildung 4 Der graduierte Adhesions Mechanismus Die Actin Filamente werden an der Führungsfront polymerisiert und durch Proteine vernetzt. Talin (gebogene Stäbe), lokalisiert an der Führungsfront durch deren Krümmung, verbindet sich mit dem Integrin (Stäbe), und stellt dabei eine Verbindung zwischen dem Actin Netwerk und dem Untergrund her (sogenannte Adhesionskomplexe). Nach dem Vorschieben der Zelle werden diese Verbindungen gelöst (dadurch kommt des zur stark assymetrischen Adhesion der Zelle). Dieser Vorgang läuft sehr schnell ab, und damit er funktioniert muss eine hohe Integrin Dichte an der Führungsfront gewährleitet sein. Das hat zur Folge, dass die Verbindungen sehr schnell rezykliert werden müssen. Das entbundene Integrin wandert von der Unterseite an die Oberseite, und wird dort von dem, zu den Plus Actin Enden wanderndem, Myosin nach vorne transportiert. Für das Modell wurden folgende Annahme getroffen: Es gibt keine freien Integrin Moleküle an der Unterseite. Daraus folgt, dass alle Integrin Moleküle an der Unterseite gebunden sind. Dieses Integrin stellt also eine Verbindung zwischen dem Substrat und dem Cytoskelett her. Es ist also statisch im Bezug auf das Substrat (es bewegt sich also mit V p von der Führungsfront weg). Das Modell wird durch folgende Gleichungen beschrieben: Hauptsächlich geht es wieder um zwei Stoffdichten. Gleichung für die Integrindichte an der Unterseite des Lamellopodiums (4.1) ∂iv ∂i = −V p v − i v ∂t ∂x Die Driftrate des Integrin an der Oberseite ist gegeben durch V t −V p Gleichung für die Integrindichte an der Oberseite (4.2) ∂ id ∂ i v2 ∂i = D V t −V p v i v 2 ∂t ∂x ∂x Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Unter der Annahme dass die meisten Integrinmoleküle an der Front in den Adhesionskomplexen gebunden sind, findet man stationäre Lösungen für (4.1) und (4.2). Mit den gegebenen Werten der Modellparameter lässt sich eine stationäre Verteilung der Integrine an der Unterseite approximieren durch : x (4.3) − I Vt V iv ≃ −1e Vt V p p 4.2. Bildung von Actin an der vorderen Front Eine der Hauptfragen der Ausdehnung der vorderen Front ist es, wie genau das Actin Netzwerk für diese Ausdehnung verantwortlich ist. Eine Möglichkeit ist, dass die Verlängerung bereits existierender Actin Filamente das Vorstrecken bewirkt, eine andere Möglichkeit ist, dass die Bildung und die Freigabe kurzer Filamente die Führungsfront ausdehnt. Wiederum wirken beide Mechanismen gemeinsam. Nach neuesten Forschungsergebnissen findet die neue Bildung von Filamenten auf Proteinen statt, die an bereits existierenden Fasern hängen: Talin und Integrin sind solche Proteine. Zusätzlich zur Funktion als Actin Verbindungsprotein ist Talin auch ein Actin Bildungsprotein.Also könnten die Talin- Integrin-Adhesionskomplexe auch zur Bildung von neuem Actin beitragen, was die Polymerisation vor Allem an der Vorderfront erklären würde. Die Gleichungen für das Modell: Die jetzt angeführten Gleichungen schließen das gesamte Modell in sich ab. Die Rate der Seitwärtsbewegung der Actin Spitzen ±V p tan Die Gleichung für die Dichte der Actin-Polymer-Spitzen (Achtung diese Gleichung ist nicht über der Weite des Lamellopdiums, sondern über der vordere Front zu sehen!) (4.4) ∂ n y , t ∂ n y , t = ±V p tan N V p , ∂t ∂y Auf einem Stück der vorderen Front der Länge l , auf dem nichts neues gebildet wird, liefern Lösungen dieser Gleichung konstante stationäre Dichten der Polymerspitzen (4.5) n V p , = l N V p , cot /V p Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Nun wird angenommen, dass die Bildungsrate neuer Actin-Spitzen proportional zur Integrindichte an der vorderen Front ist (siehe 4.2. 2 Absatz). Der Term auf der rechten Seite kommt von der Approximation aus (4.3) (4.6) N V p , = i v 0 ≃ I /V t V t /V p Wir setzen (4.6) in (4.5) ein und das Ergebnis in (2.3). Nach einer asymptotischen Entwicklung (ähnich Taylor-Entwicklung) des Integrals in (2.3) und numerischer Integration, erhält man folgende Gleichung für V p in dimensionloser Form (4.7) Vt Vt V F V V −1ln 0 ≃ s , s = r t t Vp Vp Vp k BT l l I Numerische Lösung von (4.7) liefert V p . Durch Verwendung von (2.2-3) kann n 0 (Dichte des Actinnetzwerks an der vorderen Front ) bestimmt werden. Die zugehörige Schätzung für die Längendichte ergibt (4.8) l2 I V t L ≃ −1 V tV p V p Das liefert die Randbedingung für (3.3) 4.3. Ergebnisse Kern des Modells ist ein System von parabolischen PDE, für die dynamische Verteilung des Actin und Myosin über die Weite des Lamellopodiums. Das Traktionsmodell wird komplettiert von (2.23,4.4-7), die den Vorstreckmechanismus beschreiben und Gleichung (4.1-3), die die Adhesion beschreiben. Alle diese Gleichungen haben die gleiche Zeitskala (also müssen sie numerisch gleichzeitig gelöst werden). Natürlich können auch noch einige andere Vereinfachungen getroffen werden. Qualitatives Ergebnis: Vorhersage einer endlichen Breite des Lamellopodiums in der richtigen Größenordnung Quantitatives Ergebnis: Abstand der vorderen Front zur Vorderkante des dichten Actin Bündels Weite der Myosin Bündel Verhältnis zwischen Netzwerk und gebündeltem Actin Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Dichte 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 3 0.8 1 0.6 2 0.4 0.2 0 0 5 10 15 20 25 Abstand [µm] Abbildung 5 Resultate des numerischen Modells In Abbildung 5 sieht man die numerische Lösung des mathematischen Modells. Die Kurven zeigen asymptotisch stabile stationäre Verteilungen der Stoffe über dem Lamellopdium : Kurve 1: Längendichte des Actin Netzwerks Kurve 2: Längendichte der Actin Bündel (beide auf die Anfangskonzentration des Actin Netzwerks skaliert) Kurve 3: Dichte des polymerisierten Myosin (skaliert so, dass m max = 2 ist) 5. Zusammenfassung Das Modell bescheibt quantitativ die stetige Fortbewegung des Lamellopodiums nach dem folgenden Szenario: Die Polymerisation des Actin Netzwerks an der vorderen Front bewirkt die Kraft für das Vorstrecken und ist verantwortlich für die Ausdehnung. Die Polarisierung des Actin Netzwerkes und des Myosin bewirkt den Transport und die hohe Konzentration von adhesionsstärkenden und actinbildenden Proteinen im Bereich der vorderen Front. Dichte Myosin Cluster im hinteren Teil der Zelle kollabieren das Actin Netzwerk in ein Bündel und das daraus resultierende muskelartige Zusammenziehen führt zu einer Vorwärtsbewegung des Zellkörpers und komplettiert den Zyklus der Bewegung. Natürlich gibt es auch einen Ausblick auf eine Erweiterung des Modells auf 2D. Ein Miteinbeziehen von winkelabhängigen temporären Dichten der vorkommenden Größen führen auf ein System von nichtlinearen Integrodifferentialgleichungen über ein Gebiet mit bewegenden Grenzen. Abschließend ist noch zu sagen, dass es auf diesem Forschungsgebiet noch sehr viel zu tun gibt. Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie In der Arbeit vorkommende Variablen: (in der Reihenfolge des Auftretens) f Fp W k on k off M e −W /k B T kBT Vp V0 0≃10 °−15 ° c Fp nV p , Fr m t ka kd m = const. L M v Ln Lb m max Vm iv id D b1 b2 L Widerstandskraft – Kraft des Vorstreckens Kraft des Vorstreckens Hälfte der Länge eines Actin Monomers Neigungswinkel zwischen Actin und Bewegungsrichtung Arbeit des Vorstreckens Polymerisationskonstante für den Actin Zusammenbau Polymerisationskonstante für die Actin Zersetzung lokale Konzentration von polymerisierbaren Actin Monomeren Boltzmann Faktor Thermische Energie Rate des Vorstrecken Rate des Actin Zusammenbaus Winkel, durch elastische Eigenschaften des Actin bestimmt Abschnittwinkel Totale Kraft des Vorstreckens geschwindigkeitsabhängige Winkelfilamenetdichte pro Länge dem Vorstrecken entgegenwirkende Kraft Dichte des polymerisierten Myosin Zeit Rate für den Zusammenbau von Myosin in Cluster Rate für die Zersetzung von Myosin in Cluster Dichte der unpolymerisierten Myosin-Molküle (glm. über das Lam.) Weite des Lamellopodiums Gesamtmenge an Myosin im Lamellopodium Rate der Vorwärtsbewegung des Myosinclusters Längendichte des Actin-Netzwerks Längendichte des Actin-Bündels Rate der Actin Depolymerisation relative Fläche der Myosincluster Dichte des polym. Myosin, bei der Alles von Myosin bedeckt ist Geschwindigkeit des gleitenden Myosin Integrindichte an der Unterseite des Lamellopodiums Integrindichte an der Oberseite seitlicher Diffusionskoeffizient des Integrin Verbindungs + Reibungskoeffizient Verbindungs + Adhesionskoeffizient Dichte des Actinnetzwerks an der vorderen Front Christoph Flamm D Vt I n y ,t y N V p , l Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Rate der Auflösung der Integrin-Adhesions-Komplexe Seitliche Diffussionsrate des Integrin Rate des Integrinverkehr an der Oberseite Gesamtmenge an Integrin Dichte der Actin-Polymer-Spitzen Koordinate entlang der vorderen Front Bildungsrate des Actin Rate der Actinbildung pro Intgrinmolekül Länge des zentralen Bereichs der vorderen Fronnt Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie In der Arbeit vorkommende Formeln W = f cos Arbeit des Vorstreckens V 0 = k on M Rate des Actin Zusammenbaus Nettorate des Actin Zusammenbaus k on M e −W /k B T −k off Durch kurze Überlegungen erhält man die Rate des Vorstreckens: (2.1) V p = cos k on M e − f cos / k B T −k off V p = V 0 cos c Es gilt Daraus folgt c = arccosV p /V 0 (2.2) Ein einzelnes Filament erzeugt folgende Kraft f ≃ kBT ln cos cos c Daraus folgt die gesamte Kraft des Vorstreckens (2.3) Fp = kBT c ∫d 0 nV p , cos ln cos cos c Zwischen der Kraft des Vorstreckens und der ihr entgegenwirkenden Kraft herrscht Gleichgewicht, also F p V p = F r Am Schluss wird diese Gleichung nach V p aufgelöst werden Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Gleichung für die Dichte des polymerisierten Myosin ∂m ∂m ∂ = k a m−k vm d m−V p (3.1) ∂t ∂x ∂x Die Gesamtmenge des Myosin L (3.2) m L∫ m dx = M 0 Dichte der Auflösungspunkte des Actin Netzwerks − ∂ Ln ∂x Gleichung für die Längendichte des Actin-Netzwerks (3.3) ∂ Ln ∂ Ln ∂ Ln = − L n −V p v ∂t ∂x ∂x Gleichung für die Längendichte der Actin-Bündel (3.4) ∂ Lb ∂ Lb ∂ Ln ∂ = − L b −V p v vL b ∂t ∂x ∂x ∂x (3.5) =m /m max für mm max =1 für mmmax Man erhält eine konstitutive Gleichung für die Rate der Vorwärtsbewegung des Myosinclusters v durch folgende Überlegungen: Zuerst stellt man einen Zusammnehang zwischen der Geschwindigkeit und den Kräften her, dann stellt man eine Gleichung für das Gleichgewicht der auftretenden Kräfte auf, und löst diese nach der Geschwindigkeit auf. Das Ergebnis lautet: (3.6) v = V m 1− 1− b1 Ln b 2 i v m Für (3.1), (3.3) und (3.4) gelten folgende Randbedingungen: (3.7) m 0 = 0, L b 0 = 0, L n 0 = L Im nächsten Abschnitt werden V p , i v und L berechnet, um so das Modell abzuschließen. Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Integrindichte an der Unterseite des Lamellopodiums ∂iv ∂i = −V p v − i v ∂t ∂x (4.1) Driftrate des Integrin an der Oberseite V t −V p Integrindichte an der Oberseite (4.2) ∂ id ∂i 2 ∂i = D v2 V t −V p v i v ∂t ∂x ∂x Unter der Annahme dass die meisten Integrinmoleküle an der Front in den Adhesionskomplexen gebunden sind, findet man stationäre Lösungen für (4.1) und (4.2). Mit den gegebenen Werten der Modellparameter lässt sich eine stationäre Verteilung der Integrine an der Unterseite approximieren durch : x (4.3) − I Vt V iv ≃ −1e Vt V p p Rate der Seitwärtsbewegung der Actin Spitzen ±V p tan Gleichung für die Dichte der Actin-Polymer-Spitzen (4.4) ∂ n y ,t ∂n y ,t = ±V p tan N V p , ∂t ∂y Auf einem Stück der vorderen Front der Länge l , auf dem nichts neues gebildet wird, liefern Lösungen dieser Gleichung konstante stationäre Dichten der Polymerspitzen (4.5) n V p , = l N V p , cot /V p Die Bildungsrate neuer Actin-Spitzen ist proportional zur Integrindichte an der Front: (4.6) N V p , = i v 0 ≃ I /V t V t /V p Christoph Flamm Bewegungsmodell des Fisch Keratozyten PDE in der Zellbiologie Wir setzen (4.6) in (4.5) ein und das Ergebnis in (2.3). Nach einer asymptotischen Entwicklung des Integrals in (2.3) und numerischer Integration, erhält man folgende Gleichung für V p in dimensionloser Form (4.7) Vt Vt V F V V −1ln 0 ≃ s , s = r t t Vp Vp Vp k BT l l I Numerische Lösung von (4.7) liefert V p . Durch Verwendung von (2.2-3) kann n 0 (Dichte des Actinnetzwerks an der vorderen Front ) bestimmt werden. Die zugehörige Schätzung für die Längendichte ergibt (4.8) l2 I V t L ≃ −1 V tV p V p Das liefert eine Randbedingung für (3.3)