Kapitel 14 GEOMETRISCHE OPTIK Die geometrische Optik ist die erste Näherung zur Wahrheit. Lichtstrahlen definiert man als dünne Bündel von Licht, die sich in isotropen Medien geradlinig ausbreiten, normal zur Phasenfläche. Anschaulich, aber auf Grund von Beugungse↵ekten nicht richtig für den Rand der Lichtbündel. ! " # $ %& $ '( ) %*+ , -& + %. / 0 1 # 2 $ & %*3 4 5 & 6 & --& $ / ) %*+ 2 & / 1 & %. *3 4 5 & ( ) %*+ Die G.O. ist eine gute Näherung, solange das Strahlbündel groß ist gegen . Man ordnet dem Lichtstrahl bestimmte Welleneigenschaften zu Wellenlänge, Phasengeschwindigkeit, Intensität, Polarisation, und verwendet die Postulate der geometrischen Optik: 1) Lichtstrahlen verlaufen in einem homogenen Medium als Gerade. 2) Das Medium ist durch den reellen Brechungsindex n 1 charakterisiert. Die Laufzeit für die Strecke d ist d n/c. Das Produkt d n bezeichnet man als die optische Weglänge. RB 3) In einem inhomogenen Medium ist die optische Weglänge A n(~r)ds. Überkreuzende Strahlenbündel beeinflussen sich nicht (Interferenz ist Teil der Wellenoptik). 4) Das Prinzip von Fermat gilt für Strahlen die von A nach B laufen: Die Laufzeit ist ein Minimum d.h. die Variation der optischen Weglänge ist Z B n(~r) ds = 0 . (14.1) A 5) Daraus folgt, dass an Grenzflächen die Strahlen dem Brechungsgesetz von Snellius folgen bzw. dass Einfallswinkel und Ausfallswinkel gleich sind. ! "# $% &&' ( ) ( # ( * + , - % &( ! " # $ % &' ! ! ! ! . / "( 0 ( &1 + ) ( , $&2 3 4 ( 133 134 KAPITEL 14. GEOMETRISCHE OPTIK 14.1 Optische Abbildung ! " $ # ! # % " d0 = Spiegel a+b d a ! " ! ebener Spiegel Lochkamera ! " ! ! ! " # 2 y = 2px x2 + y 2 = R 2 parabolischer Spiegel elliptischer Spiegel sphärischer Spiegel Paraxialstrahlen (achsennahe) im sphärischen Hohlspiegel Für kleine Winkel ' gilt '1 + '2 = 2 '0 , wobei '0 ⇡ tan '0 = y/R ! ! ' 1 1 2 + ⇡ z1 z2 R ! # ! * % " In dieser Näherung ist die Brennweite des Spiegels " " $ # ) " % & ' f = R/2 . ' ( Abbildung mit konkavem sphärischen Spiegel in Paraxialnäherung # ! $ %& $ '( $ ) " ! " * # + %& + '( + ) Reelle bzw. virtuelle Bilder. Abbildungsmaßstab: ! " y2 /y1 = z2 /z1 14.2. GRENZFLÄCHEN 14.2 135 Grenzflächen Ebene Grenzflächen Siehe Seite 128. Für Paraxialstrahlen gilt die Näherung n1 '1 ⇡ n2 '2 . Für n2 < n1 tritt Totalreflexion auf, wenn '2 ! 90o . Der Grenzwinkel für Totalreflexion ist sin 'g = n2 /n1 . Prisma Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes, wenn normale Dispersion vorliegt (dn/d < 0) und das Prisma ein Medium mit höherem Index ist als die Umgebung ist (z.B. konventionelles Glasprisma in Luft). Die kleinste Ablenkung erfolgt bei symmetrischem Strahlengang ↵1 = ↵2 . = ↵1 + ↵2 ! # " = ↵1 + ↵2 ! min # " " " ! $ +, +( $ ' +, +* ." # $ = 2↵ % &' " ! " ! # $ ! Die Effizienz von Strahlteilern wird durch den Brechungsindexsprung an den Grenzflächen, bzw. über optische Beschichtung mit /4 bzw. /2 Schichten bestimmt. Die Effizient hängt von Wel! " lenlänge und Polarisationszustand, s oder p ab.# $ % & ' ( ) ) ( $ ) $ # * ! " ! " Sphärische Grenzflächen werden auf Grund der einfachen Herstellung oft für Spiegel, Linsen verwendet. Für paraxiale Strahlen ist das Gesetz von Snellius näherungsweise gleich n1 ↵ ⇡ n2 ! " ! # $ %! " & # & $ %) In dieser Näherung ist die Brennweite *" ' ( ' "+ ' f2 = R ( Für dünne Linsen ist der Abstand zwischen den Grenzflächen klein gegen die Brennweite. (im Beispiel: bikonvex mit gleichen Krümmungsradien). Die Abbildungsgleichung ist 1 1 1 + = . g b f n2 n2 n1 ' + !" # $% # & ( !" , $% , & ! )* 136 KAPITEL 14. GEOMETRISCHE OPTIK ! "# $ % & ' ( ) Typen von Linsen : * +, & # $ % & ' ( ) $ % & ' ( ) # $ % & $ , ' ! "# $ % & $ , ' * +, & # $ % & $ , ' Für dicke Linsen führt man Hauptebenen ein. An diesen verhalten sich einfallende Strahlen wie in der Näherung für dünne Linsen. ! ! " , - * . / 0 "- 1 . " # # & # & $ $ " $ $ ! % 14.3 & % % # $ Linsenfehler Die chromatische Abberation (Ort des Fokus ist wegen der Dispersion für unterschiedliche Farbe verschieden) kann durch Achromate verhindert werden. Mit sphärischer Abberation bezeichnet man den Umstand, dass der Ort des Fokus wegen der Kugeloberfläche für achsenferne Strahlen anders liegt als für achsennahe. ! ! ! " # $ # % &# ' #& ' " #$ % ! $# ( ) ! % ( % ) * + , #& - . ' Auf Grund des Astigmatismus werden Gegenstandspunkte, die weit von der Achse liegen, verzerrt abgebildet. Die einfallenden Strahlen sehen sagittal bzw. meridional andere Krümmungsradien und werden an unterschiedlichen Brennpunkten fokussiert. Der Einfluß ist größer, je schiefer das Lichtbündel einfällt. " ! Bildfeldwölbung 14.4. LICHTLEITER 14.4 137 Lichtleiter funktionieren mit Linsen oder Spiegeln, aber mit geringsten Verlusten unter Verwendung von Glasfasern. Letztere nutzen die Totalreflektion ! " ! # Die numerische Apertur einer optischen Faser beschreibt den maximalen Winkel unter dem ein Lichtstrahl in eine Faser eintreten kann, um der Totalreflexion zu unterliegen: q N A = sin ✓a = n21 n22 Typisch für Glasfasern sind Werte n1 = 1.475 und n2 = 1.460. Daraus folgt ein Wert von N A = 0.2, bzw. ✓a = 12o . ! ! " # % &! "# "! ! ' ! "# "! ! % ! " ! * $ ! % ! ! ! ( ' )" $ % &&' $ % In Graded-Index Optiken (GRIN) liegt eine kontinuierliche Variation von n(r) vor. Damit folgen die Lichtstrahlen gekrümmten Trajektorien. 14.5 Geometrische Optik der Erdatmosphäre Da die atmosphärische Dichte ⇢ mit der Höhe abnimmt, und in guter Näherung n 1 / ⇢ = ⇢0 exp( r/8.3km) ist, verhält sich die Atmospäre wie ein GRIN Medium. Der Fehler in der Position des Sternes nimmt mit dem Winkel vom Zenith zu. Ebenfalls auf Grund der Dichteabnahme mit der Höhe über dem Erdboden erfolgt eine Erweiterung der Sichtweite. Fata Morgana Ein starker Temperaturgradient in Bodennähe verkrümmt den Strahlengang und das gesehene Objekt erscheint an anderer Stelle. Da Wellenfronten Punkte gleicher Phase verbinden und der Ausbreitungsvektor senkrecht auf die Wellenfront liegt, kann man folgenden Ansatz für den Krümmungsradius der Lichtbahn ! "# $ %& %' ( $ ) machen: Eine Bahn verläuft in einem Bereich mit Brechungsindex n über eine Wegstrecke r d'. Ein benachbarter Bereich hat den Brechungsindex n + dn dr dr. Diese Bahn * "+ ,! - .%,"& %,"/ ,0 1 2 + / / 3 $ + ,4 3 ' 5 + ' durchquert zwischen zwei Phasenflächen die Strecke (r + dr) d'. Da zwischen benachbarten Phasen-flächen die optischen Wegstrecken gleich sind, muss gelten: 138 n r d' = (n + dn dr) · (r + dr) d' . dr In der Näherung, dass der Term mit dr2 vernachlässigbar ist, ergibt sich für den Krümmungsradius n r= . dn/dr ( * ! +,- . % * ! ) ( ' $ % " $ & $ % ! # " ! # & $ ! Im homogenen Fall wird also der Radius 1. Regenbogen Beim Durchgang eines Lichtstrahls durch ein Wassertröpfchen in der Nähe des geometrischen Zentrums kommt es zu einer geringen Stahlablenkung. In diesem Bereich wird Licht im wesentlichen in Vorwärtsrichtung gestreut. Mit steigendem Abstand vom Zentrum erhöht sich die Ablenkung und gleichzeitig steigt der beim Austritt ins Tröpchen zurückreflektierte Anteil der Strahlung. Strahlen, die nach einmaliger Reflexion aus dem Tröpchen austreten, konzentrieren sich im wesentlichen um Ablenkwinkel von 180o 42o , nach zweimaliger Reflexion (und auf Grund des zusätzlichen Reflexionsverlustes schwächer) um Ablenkwinkel von 180o 51o . Der exakte Winkel hängt auf Grund der Dispersion des Wassers von der Farbe ab. Unter diesen Winkeln sehen wir (vorausgesetzt die Sonne steht hinter uns) zwei Regenbögen. Die Dispersion erscheint in den beiden Bögen entgegengesetzt, innen rot. Eine genauere Behandlung (Airy 1838) zeigt, dass in die Erscheinung des Regenbogens auf Grund von Beugung die Größe des Tröpchens eingeht und die Interferenz der austretenden Strahlen berücksichtigt werden muss. # ! ( ) * * + * , -./ 0 1 2 " ( ) * * + * , -./ 0 1 " ! # $ % & $ % & $ ' & Im Bild ist die Intensität jedes einzelnen gebrochenen Strahles als gleich angenommen. In Wirklichkeit betonen die Fresnelschen Bedingungen (siehe Seite 127) die Konzentration von intensiven Strahlen in den Ablenkbereich von 40-420 noch stärker, als es bereits durch die Kaustik geschieht. $ ' & Caustics Caustic 42o Kapitel 15 WELLENOPTIK Die Grenzen zwischen geometrischer Optik (G.O.) und Wellenoptik zeigen sich bei der Beleuchtung einer große Blende mit einem Parallelstrahl. Die Schattenfunktion projiziert im Sinne der G.O. ein Bild, das die Kontour der Blende relativ genau nachzeichnet. Verringert man die Blendenö↵nung, dann verkleinert sich anfänglich der Lichtfleck, bis die Helligkeitsverteilung wieder größer wird und auf Grund von Interferenze↵ekten eine räumliche Modulation zeigt, die nicht im Sinn der G.O. zu verstehen ist: Licht erscheint unter Winkeln, die nach der geometrischen Optik nicht zugänglich sind. Poissons Punkt: Licht, wo es nach der geometrischen Optik, und nach der ursprünglichen Korpuskeltheorie des Lichtes nicht sein dürfte. Die skalare Fresnel-Kircho↵ ’sche Beugungstheorie ist ein Ansatz zum Verständnis dieser Beobachtungen. Man führt eine skalare Funktion ein, die Wellenfunktion U , die der Wellengleichung (11.3) genügt. Die genaue physikalische Bedeutung von ~ oder B ~ Feldes beschreiben. U ist nicht spezifiziert, U könnte Komponenten des E Das Ziel der Wellenoptik ist es die Welleneigenschaften und Strahleigenschaften in einem einfachen Konzept zu vereinigen. Die geometrische Optik ist der Grenzfall der Wellenoptik für ! 0 und basiert auf folgenden Postulaten. - Im homogenen, durchsichtigen Medium genügt eine einzige Konstante, der reelle Brechungsindex n, wobei uph = c/n . (15.1) - Die optische Welle wird durch die skalare Funktion U beschrieben, die der linearen Wellengleichung genügt, U= 1 @2U . u2ph @t2 (15.2) - Die Superposition von Teilwellen gilt, da eine lineare Wellengleichung vorliegt. Sind U1 (~r, t) und U2 (~r, t) Lösungen für optische Wellen, dann ist eine weitere Lösung: U (~r, t) = U1 (~r, t) + U2 (~r, t) (15.3) 139 140 KAPITEL 15. WELLENOPTIK - An Grenzflächen zwischen unterschiedlichen Medien ändert sich U , in einer Weise, die vom Brechungsindex abhängt. Wie diese Änderung ist, hängt von ~ und der spezifischen Bedeutung von U ab, Die Tangentialkomponenten von E ~ ~ ~ H sind stetig, Die Normalkomponenten von D und B sind stetig. - In inhomogenen Medien kann man n(~r) und uph (~r) einführen, wenn die Änderung des Brechungsindex über einen räumlichen Bereich erfolgt, der viel größer ist als . Die Verbindung der Funktion U mit (leicht) meßbaren Größen erfolgt über • die optische Intensität [W/m2 ] I(~r, t) = |U|2 (~r, t) . (15.4) Das zeitliche Mittel wird über ein Zeitintervall genommen, das viel größer ist als die inverse optische Frequenz (bei 600 nm ist die Periode 2 fs ). • die optische Leistung [W] ist die über eine Fläche Z P (t) = I(~r, t) dS (15.5) S integrierte Intensität. S liegt senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. • die optische Energie [J] ist die über die Zeit integrierte Leistung. 15.1 Monochromatische Wellen sind unendlich ausgedehnt und werden durch eine wohldefinierte Frequenz !, eine Amplitude a(~r) und eine Phase '(~r) bestimmt: U (~r, t) = a(~r) cos (!t + '(~r)) . (15.6) Eine Vereinfachung ergibt sich durch die komplexe Darstellung U (~r, t) = a(~r) ei!t ei'(~r) , (15.7) bzw. nach Einführung der komplexen Amplitude u(~r) = a(~r) ei'(~r) U (~r, t) = u(~r) ei!t . (15.8) In der komplexen Ebene rotiert der Zeiger u(~r) (im Englischen ”phasor”) mit der optischen Frequenz. Sein Argument gibt die Phase, sein Betrag die Amplitude. Mit diesem Ansatz wird aus der Wellengleichung die Helmholtz-Gleichung + k 2 u(~r) = 0 , (15.9) wobei wir die Wellenzahl, k = ! n/c, verwendet haben. Die optische Intensität ist dabei I(~r) = |u(~r)|2 . (15.10) 15.2. ELEMENTARWELLEN 15.2 141 Elementarwellen Wir untersuchen einfache Lösungen der Helmholtz-Gleichung (15.9). Ebene Welle Mit der komplexe Amplitude A schreiben wir u(~r) = A e i~ k·~ r = Ae i(kx x+ky y+kz z) . (15.11) Damit die Helmholtz-Gleichung erfüllt ist, muss für den Wellenvektor gelten kx2 + ky2 + kz2 = k 2 . Die Intensität der Welle ist überall gleich I = |A|2 , sie trägt unendlich hohe Leistung. Die Wellenfronten (Flächen konstanter Phase) sind Ebenen senkrecht zu ~k. Sphärische Welle Mit r als Abstand von der Punktquelle schreiben wir u(~r) = A e r ikr . (15.12) Die Wellenfronten sind konzentrische Kugeln um die Punktquelle. Paraboloidale Welle Licht kann in Strahlen gebündelt, scheinbar räumlich lokalisiert und nahezu divergenzfrei sich ausbreiten. Ebene und sphärische Wellen sind gerade das Gegenteil von Einengung der Divergenz und von räumlicher Lokalisation. Eine Näherung zur beobachteten Bündelung stammt von von Fresnel. Sie gilt für eine sphärischen Welle in Gebieten, in denen ✓2 = (x2 + y 2 )/z 2 ⌧ 1 erfüllt ist, r= p x2 + y 2 + z 2 = ⇡ ✓ ◆ ✓2 ✓4 1 + ✓2 = z 1 + + + ... 2 8 ✓ ◆ 2 2 2 ✓ x +y z 1+ =z+ . 2 2z z p (15.13) So folgt aus (15.12) u(~r) ⇡ A exp ( ikz) exp z ✓ ik x2 + y 2 2z ◆ . (15.14) Diese Näherung ist eine ebene Welle A e ikz , deren Wellenfronten durch den Faktor in paraboloidische Wellenfronten, (x2 + y 2 )/z = const. gebogen werden. Der Ursprung der Welle liegt bei z = 0, die Amplitude nimmt mit 1/z ab. sphärisch paraboloidisch eben 142 KAPITEL 15. WELLENOPTIK Diese Welle erfüllt die Helmholtz Gleichung in der paraxialen Näherung. Diese Näherung gilt, wenn die ortsabhängige Amplitude A(~r) in einer Umgebung der Größe etwa konstant ist, @A A ⌧ @z @2A A ⌧ 2. 2 @z und (15.15) Die Normalen zur Wellenfront sind paraxiale Strahlen, die einhüllende Welle ändert sich langsam über eine Distanz . Mit dem Ansatz u(~r) = A(~r) exp( ikz) 2 in der Wellengleichung 15.2 unter Vernachlässigung des Terms @@zA2 ergibt sich die paraxiale Helmholtz-Gleichung r2T A i2k @A =0 @z r2T = wobei @2 @2 + 2. 2 @x @y (15.16) In der Praxis wichtige Lösungen dieser Näherung sind Gaußsche Strahlen. Die Strahlintensität eines Gaußschen Strahles konzentriert sich in einem kleinen Bereich um die Strahlachse, eine idealisierte Beschreibung eines Strahlenbündels mit gaußförmigem Intensitätsverlauf in der Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Dazu wird die z-Koordinate in der Amplitude (15.14) durch z i z0 ersetzt, wobei der reelle Wert z0 die Position eines Minimums in der Strahltaille beschreibt. Im Gaußschen Strahl ergibt sich die optische Intensität als eine p Funktion des Abstandes von der Strahlachse ⇢ = x2 + y 2 und der axialen Position z, I(⇢, z) = I0 W0 W (z) 2 exp 2⇢2 . W 2 (z) (15.17) Für alle Werte z ist der Strahl eine Gauß-Funktion mit dem Maximum bei ⇢ = 0. Die Krümmung der Wellenfront verschwindet im Fokusbereich. Die gesamte optische Leistung im Strahl ist Z 1 P = I(⇢, z) 2⇡⇢ d⇢ = I0 (⇡W02 ) . (15.18) 2 Die radiale Strahltaille ist definiert als der Wert von ⇢ bei dem die Intensität auf den Wert von 1/e2 abgesunken ist, mit dem Fokusdurchmesser 2W0 , s z2 W (z) = W0 1 + 2 , (15.19) z0 Für z z0 ist die Strahldivergenz ⇥0 = ⇡ W0 . Die Raleigh-Länge (konfokaler 15.3. KOHÄRENZ 143 Parameter , Fokustiefe) 2z0 = 2⇡ W02 . (15.20) Phasenflächen eines Gaussschen Strahls, der von links auf eine konventionelle Linse bzw. eine GRIN-Linse tri↵t. Die kürzere Laufzeit der Welle durch den Randbereich der Linse ist Ursache für die Krümmung der Wellenfronten rechts von der Linse. 15.3 Kohärenz Für Interferenz müssen die interferierenden Teilwellen eine gewisse räumliche und zeitliche Kohärenz aufweisen. Kohärenz beschreibt hier die Güte mit der man zwei Wellenzüge als praktisch identisch ansehen kann. Nahezu monochromatisches Licht wird von angeregten Atomen ausgesandt, die einen Übergang zwischen zwei diskreten Energieniveaus (E2 E1 = h⌫) machen. Der Übergang ist aber nicht wirklich scharf, denn mit der endlichen Lebensdauer (⌧ ) des angeregten Zustandes ist eine natürliche Energieunschärfe ( E = h ⌫) verbunden, wobei ⌫ = ⌧ 1 ist. Damit enthält das Licht Beiträge bei unterschiedlichen Wellenlängen (endliche Linienbreite), sodass nur quasimonochromatische Strahlung vorliegt. Im realen Fall wird diese Breite noch weiter verschmiert, und zwar über den Doppler-E↵ekt und Energieverschiebungen durch die Wechselwirkung mit benachbarten Atomen. Im Normalfall emittieren Atome unabhängig voneinander (statistisch), sodass keine feste Phasenbeziehung der Beiträge unterschiedlicher Atome zur Lichtwelle vorliegt. Eine Ausnahme bildet ein Laser. Zeit E2 Atom 1 E2 räumliche Kohärenz !" Raum E1 zeitliche Kohärenz Atom 2 E1 Zur Beobachtung der Interferenz ist eine Beobachtungsdauer t notwendig und damit besteht die Forderung, dass während der Zeit t sich die Phasenbeziehung zwischen den interferierenden Wellen nicht wesentlich ändert. Es ist also eine zeitliche Kohärenz notwendig. Die Kohärenzzeit ist mit der Unschärfe der Frequenz der Welle verbunden. Wenn mehrere Frequenzen in Bereich ⌫ vorhanden sind, dann ergibt sich nach einer Zeit t die Phasendi↵erenz ' = 2⇡ In der Zeit ⌫ t. (15.21) tcoh = 1/ ⌫ wächst die Phasendi↵erenz auf 2⇡. Während dieser 144 KAPITEL 15. WELLENOPTIK Zeit läuft der Strahl über die Kohärenzlänge Lcoh = c · tcoh . (15.22) Interferenzstrukturen können nur über ein Volumen entsprechend der Größe der Kohärenzlänge beobachtet werden. L1 L2 L1 Interferenzfähige Teilwellen aus nur einer punktförmigen Lichtquelle können über Spiegel erzeugt werden. Identische Kopien der Lichtquelle gehen von den virtuellen Quellen L1 und L2 aus. Im Fall rechts ist eine erheblich größere Kohärenzlänge erforderlich, um Interferenz am Punkte P sichtbar zu machen. Spiegel L L P P 15.4 Interferenz Interferenz tritt auf, wenn zwei Wellen gleichzeitig am gleichen Ort sind. Die gesamte Wellenfunktion ist gleich der Summe der einzelnen Wellenfunktionen. Es kommt zur Superposition der komplexen Amplituden. Das gilt natürlich auch für mehr als zwei Wellen (Vielstrahlinterferenz). Wir untersuchen zwei monochromatische Wellen u(~r) = u1 (~r) + u2 (~r) der Gesamtintensität I = 2 2 2 |u1 + u2 | = |u1 | + |u2 | + u⇤1 u2 + u1 u⇤2 . Mit den Definitionen p u1 = I1 ei'1 und u2 = ergibt sich die Interferenzgleichung p I = I1 + I2 + 2 I1 I2 cos ' , p (15.23) I2 ei'2 (15.24) (15.25) wobei ' = '1 '2 ist. Die Abhängigkeit der Intensität von ' untersuchen wir mit einem Zeigerdiagramm der Superposition. Für I1 = I2 erreicht die Gesamtintensität Maxima der vierfachen Einzelintensität, dazwischen liegt destruktive Interferenz vor. 4 u1 3 u2 , 2 u u2 1 M 4 S 2 S 0 M 2S 4S u1 M2 M1 15.4. INTERFERENZ 145 Interferenz ebener Wellen unter kleinem Winkel Bei Fresnel’scher Spiegelversuch (Seite 144) erzeugen zwei Spiegel oder ein Biprisma zwei kohärente, virtuelle Lichtquellen. Breite Bereiche der Wellenfront werden so überlagert und erzeugen lichtstarke Interferenz. In einer vereinfachten Beschreibung nehmen wir zwei ebene Wellen in der x-z Ebene: p I0 e ikz , u1 = p I0 e ik(z cos ✓+x sin ✓) . (15.26) u2 = x x ✓ ✓ z z In der Ebene z = 0 ist die Phasendi↵erenz in (15.25) ' = kx sin ✓ und die Intensität |u1 + u2 |2 = 2 I0 [1 + cos(kx sin ✓)] . (15.27) Ein Interferenzmuster erscheint entlang der x-Achse mit einer Periode, die größer ist als die Wellenlänge , nämlich ⇤ = /sin ✓ . (15.28) Die Periode kann über den Winkel ✓ kontrolliert werden. Das ist eine Methode um feine Linien photolithographisch zu drucken; z.B. Brechungsgitter. Mit einem Laser (kohärente Lichtquelle) und Strahlteilern ist diese Interferenz präzise über große Raumbereiche realisierbar. Interferenz an planparalleler Platte Der Gangunterschied zwischen reflektierten Teilstrahlen beträgt p s = 2d n2 sin2 ↵ (15.29) " # ! und ihre Phasendi↵erenz '= 2⇡ s. (15.30) Beträgt die Phasendi↵erenz ein ganzahliges Vielfaches von 2⇡ dann verstärken sich die Amplituden und erzeugen ein Interferenzmuster. Analog ist die Interferenz an einer keilförmigen Platte (in Reflexion oder Transmission) zu verstehen, sowie die Farbgebung bei den sogenannten Newtonschen Ringen wie sie bei den nicht parallellen Glasplatten, bei Ölfilmen oder bei Seifenlamellen beobachtet werden.. ! " % &' ( ! $ % &' ( # 146 KAPITEL 15. WELLENOPTIK Mach-Zehnder Interferometer Die Überlagerung zweier ebener Wellen nach Durchlaufen unterschiedlich langer Arme z und z d p u1 = I0 e ikz p u2 = I0 e ik(z d) (15.31) " ' & # & führt bei Veränderung der optischen Weglänge d zu einer Intensitätsmodulation 2⇡d |u1 + u2 |2 = 2 I0 1 + cos( ) . (15.32) & ' " # % & $ % ! Analoges gilt für das Michelson und Jamin Interferometer. % &' ( ) &' **+ ' ) $ * + , - .$ / / 0 * $ * & 1 .$ 2 $ % ( ' $ Michelson Interferometer " ( " # $ %%$ ! & Jamin Interferometer 7 9$ + 4$ * & 1 .$ 2 $ % 8 " # $ ! 3 $ 4$ 5 46 * % &' ( ) &' **+ Sagnac-Interferometer Dieses Interferometer erlaubt es Rotationsgeschwindigkeiten sehr exakt zu vermessen (technische Bedeutung als optisches Gyroskop für die Navigation). Zwei Teilstrahlen laufen ringförmig um ein Zentrum mit einem Radius R (z.B. in einer Glasfaser). Der optische Weg für einen Umlauf ist L = 2R⇡. Die tangentiale Geschwindigkeit ist v = R ⌦, wobei ⌦ die Rotationsgeschwindigkeit ist. Für ⌦ = 0 ist die Umlaufszeit ⌧= 2⇡R . c (15.33) Im rotierenden Fall haben rechtsund links-umlaufende Strahlen einem um s± = R ⌦ ⌧± geringeren bzw. längeren Weg umzulaufen, nämlich c+ ⌧+ = L + R ⌦⌧+ und c ⌧ = L R ⌦⌧ , also ist . %/ 0 1 $ " # $ %%$ ! , , & ⌧+ = ⌧ = L c+ R ⌦ L c +R⌦ ' $ ($ ) (* + Nach dem relativistischen Additionstheorem für Geschwindigkeiten c+ = c+v 1 + v/c c = c v 1 v/c (15.34) 15.4. INTERFERENZ 147 ist die Zeitdi↵erenz ⌧ = ⌧+ ⌧ = 2LR⇡⌦ 4⇡R2 ⌦ ⇡ . 2 2 R ⌦ c2 (15.35) c2 Die Zeitdi↵erenz ist also proportional zur Rotationsfrequenz und zur eingeschlossenen Fläche A = ⇡R2 . Diese Zeitdi↵erenz kann in eine Phasenverschiebung umgesetzt werden. Das Gyroskop verwendet die Lichtfrequenz !, damit ist die Phasenverschiebung '=! ⌧ = 2⇡c 4⇡R2 ⌦ . c2 (15.36) Mit einer analogen Anordnung hat Fizeau 1859 die Lichtgeschwindigkeit in strömendem Wasser vermessen. Vielstrahl-Interferenz Wenn wir M Wellen gleicher Amplitude und gleicher Phasendi↵erenzen p um = I0 ei(m 1)' (15.37) überlagern, addieren sich die Beiträge m = 1, 2, ...M mit der Abkürzung h = ei' zur Gesamtamplitude X um = m ! ! ! ! p p 1 hM I 0 1 + h + h2 + h3 + . . . = I 0 . 1 h ! I0 I0 I0 I0 I0 ! (15.38) Die Gesamtintensität ist dann I = I0 sin2 M '/2 . sin2 '/2 (15.39) Bei der Bragg-Reflektion an einem Kristall hat man M parallele reflektierende Netzebenen. Der Abstand d der Ebenen kontrolliert über den Eingangswinkel die Phasenverschiebung zwischen benachbart reflektierten Strahlen, '. An jeder Netzebene wird ein nur sehr kleiner Anteil reflektiert, damit ist die Primärintensität in jeder Ebene etwa gleich. Interferenz von Wellen progressiv kleinerer Intensität Bei Vielfachreflexion überlagern sich unendlich viele Wellen mit immer kleiner werdender Amplitude und konstanter Phasendi↵erenz, sodass h = r ei' ist. Dann wird X p um = I0 m 1 1 h = p I0 1 woraus sich die Gesamtintensität als 1 r ei' 148 KAPITEL 15. WELLENOPTIK I = I0 r)2 (1 1 1 = I0 . 2 + 4r sin '/2 1 + (2F/⇡)2 sin2 '/2 (15.40) ergibt. Die Finesse F ist definiert als p F = ⇡ r/(1 r) . (15.41) Dieser Fall tritt beim Fabry-Perot-Interferometer bzw bei einem Laserresonator auf. Die Transmission zeigt periodische Resonanzen. Die Kombination dreier solcher Interferometer findet z.B. Anwendung zur präzisen Wellenlängenbestimmung. 1 10!3 0.8 r$0.2 0.6 Finesse # 0.4 10!2 0.5 0.2 10!1 0.7 0.9 0 0 Π 2Π 3Π 4Π 0.5 0.6 0.7 " 0.8 0.9 1 r Antireflexbeschichtung Auf einem Substrat mit Brechungsindex n3 ist eine dünne dielektrische Schicht mit Brechungsindex n2 der Dicke d aufgebracht. Auf die dünne Schicht tri↵t ein Lichtstrahl, der an der ersten und zweiten Grenzfläche teilweise reflektiert wird. Der Unterschied der optischen Weglängen der beiden reflektierten Wellen ! # ! " ! # ! " s = 2n2 d ! # ! " führt zur destruktiven Interferenz, wenn ! $ '= 2⇡ 0 s = (2m + 1)⇡ also n2 d = % & ' ( )*+ ) 0 4 Die Auslöschung des reflektierten Lichtes optimiert, wenn auch die Amplituden der Strahlen (1) und (2) gleich groß sind. Dazu muß man beachten, daß 1 viele Reflexionen (mit progressiv kleinerer Intensität) zu den Strahlen (1) und (2) beitragen. Die Amplituden berechnet man aus den Fresnel’schen Gleichungen. p Optimiert ist die dünne Schicht, wenn n2 = n1 n3 ist. Für ein Substrat aus Glas n3 = 1.5 und den Übergang aus Luft n1 = 1 ergibt sich n2 = 1.225. Umgekehrt kann man die Reflexion optimieren, in dem man periodische Mehrschichtsysteme verwendet für dielektrische Spiegel (oder Filter) mit sehr hoher Reflektivität (Transmission) in einem schmalen Wellenlängenbereich. ! " 4 Dazu eignen sich im sichtbaren Bereich die Ma! 01 0$ 23 3 # + ' ,$ terialien MgF2 (n = 1.38) und TiO2 (n = 2.40), & % $ ,+ wobei bis zu 20 Doppelschichten aufgetragen wer# den. Der Reflexionskoeffizient kann dann in einem * $ ,% ) bestimmten Wellenlängenbereich, für bestimmten ( $ ,* Einfallswinkel(bereich) und Polarisation auf Wer' " te von R = 99.99 % gebracht werden. % $ $ & $ $ # $ $ ! "-. / 15.4. INTERFERENZ 149 Interferenz zwischen zwei sphärischen Wellen Zwei sphärische Wellen entstehen phasengleich von den Orten S1 und S2 und interferieren auf einem Schirm, z.B. in einer Ebene parallel zu den Quellen. Wenn die zwei Punktquellen in Phase emittieren entstehen Intensitätsmaxima im Raum, wenn immer die Abstandsdi↵erenz zu den Quellen r1 r2 ein Vielfaches von 2⇡/ ist. Diese Bedingung r1 r2 = m 2⇡/ ist die Erzeugende für Hyperboloide, die wir nach der Zahl m klassifizieren können. Gezeigt ist der Fall in dem der Abstand d der beiden Punktquellen 5 < d < 6 beträgt. 5 Hyperboloide auf denen die Phasendi↵erenz der Wege |r1 r2 | = m ein ganzzahliges Vielfaches m der Wellenlänge beträgt zeigenkonstruktive Interferenz. Zwei sphärische Wellen gleicher Intensität starten von den Orten {±a, 0, 0} und interferieren in der Ebene z = d. In der parabolischen Approximation gilt ✓ = 2a/d und für die Intensitätsverteilung 2⇡x ✓ I(y, x, d) = 2 I0 1 + cos( ) . (15.42) Intensitätsmaxima erscheinen mit der Periode x = /✓. Weisslichtinterferenz Diese Interferenz entsteht auch aus 2 kohärenten Quellen von weißem Licht. Wenn die jeweiligen Farbbeiträge zueinander eine feste Phasenbeziehung haben, interferieren Rot mit Rot, Blau mit Blau. Es resultiert ein weißes Interferenzmuster (verwaschen). Kohärente Lichtquellen können auch über Beleuchtung zweier Ö↵nungen mit einer inkohärenten Lichtquelle erreicht werden. Diese inkohärente Lichtquelle habe die Größe b ⇥ b. Die einzelnen Flächenelemente dieser Quelle emittieren Licht mit statistisch verteilten Phasen. Solange diese Schwankungen bei den Ö↵nungen S1 und S2 synchron ankommen, liegt eine feste Phasenbeziehung vor und die aus S1 und S2 ausgehenden Wellen können miteinander interferieren. Ein Strahl aus dem Zentrum der Quelle läuft gleich weit bis S1 und S2. Dieser Beitrag liefert eine feste Phasenbeziehung. Strahlen von R1 nach S1 und von R1 nach S2 haben Gangunterschied , $ # s = b sin ↵ = b a/D & ' ! ! Phasenkorrelierte Beleuchtung beider Ö↵nungen durch eine inkohärente Quelle liegt vor, wenn: $ ! # " % )* ! ! ( , 2a D ⌧ b + bisher: Interferenz von ebenen Wellen, Strahlen bzw. Punktquellen, in der Folge: Interferenz von ausgedehnten Quellen (Beugung) % 150 KAPITEL 15. WELLENOPTIK 15.5 Beugung Damit bezeichnen wir die Ablenkung eines Lichtstrahls an begrenzenden Ö↵nungen. Schon sehr früh beschrieben, Grimaldi 17. Jht.”di↵ractio”, Maraldi 18.Jht, Arago 1820. Dieser E↵ekt ist Schallwellen, Lichtwellen und Materiewellen gemeinsam. Er tritt immer auf, wenn ein Teil der Wellenfront irgenwie behindert wird. Der E↵ekt ist besonders stark bemerkbar, wenn das Hindernis (oder die Ö↵nung) in der Größenordnung der Wellenlänge ist. Zum Beispiel gehen Schallwellen um große Hindernisse (500 Hz entsprechen 68 cm). Eine anschauliche Beschreibung gibt das Fresnel-Huygens’sche-Prinzip: Jeder Punkt der eingeschränkten Wellenfront ist Urspung sphärischer Wellen (sekundäre Elementarwellen). Die Interferenz dieser Elementarwellen ergibt das Beugungsmuster. Die landläufige Definition beschreibt die Überlagerung einer überschaubaren Zahl von Teilwellen als Interferenz. Bei Beugung überlagern sich sehr viele Wellen aus einem kontinuierlichen Gebiet. Beugung ist wichtig, weil optische Elemente immer nur einen Teil der Wellenfront verwenden. Die damit verbundene Beugung beschränkt das Auflösungsvermögen optischer Instrumente. Fraunhofer-Beugung: beugendes Element ist sehr klein im Vergleich zum Abstand zum Beobachtungspunkt (dieser ist im Unendlichen). Fresnel-Beugung: Beobachtung in der Umgebung des beugenden Elementes (Nahfeldbereich). Beugungsmuster am Einzelspalt Eine ebene Welle tri↵t auf einen Schirm mit spaltförmiger Ö↵nung der Breite D. Jeder Punkt im Spalt ist eine Quelle für eine sekundäre Elementarwelle. p Für m kohärente Quellen im Abstand d, von denen jede die Amplitude I0 /m aussendet, ist die Intensität unter dem Winkel ↵ durch die Gleichung (13.8), Seite 121) gegeben. Mit d = m · d wird daraus ⇥ ⇤ I0 sin2 ⇡ d sin ↵ I0 sin2 x ⇥ ⇤ I(↵) = 2 = (15.43) 2 d m sin ⇡ m m2 sin2 [x/m] sin ↵ Lassen wir m ! 1 gehen, erhalten wir sin[x/m] ⇡ x/m, wobei x = sin ↵ k d/2 ist. Mit der sinc Funktion, sinc x = sinx x , ist das Beugungsmuster lim I(↵) = I0 m!1 sin2 x = I0 sinc2 x . x2 (15.44) 1 ! "# $% sinc2 x 0.8 ! ! " 0.6 0.4 ! ! ! 0.2 0 !3Π !2Π # $ % &' ( !Π 0 x Π 2Π 3Π 15.5. BEUGUNG 151 Beugung an einer Kante Mathematischer Hintergrund: Cornu’sche Spirale Beugung an kreisförmiger Ö↵nung Für eine kreisförmige Ö↵nung (Durchmesser d) tritt anstelle der Sinusfunktion die Besselfunktion erster Ordnung, J1 (x), auf (AiryMuster ). Wenn ebene Welle auf einen Schirm mit kreisförmiger Ö↵nung vom Durchmesser D tri↵t, entsteht ein Beugungsbild mit einem zentralen Maximum. Das zentrale Maximum liefert eine Scheibe hoher Intensität (Airy-Scheibe). Die erste Nullstelle von J1 (x) tritt bei x = 3.83 und liefert den Radius der AiryScheibe als ⇢1 = 1.22 f· . d (15.45) Die Airy Scheibe stellt eine fundamentale Grenze für die Schärfe einer Abbildung durch Beugung dar. Die Schärfe steigt mit dem Durchmesser d der Linse. Sie ist umso besser, je kleiner Wellenlänge und Brennweite sind. Werden zwei Lichtpunkte (Sterne) mit einer Linse abgebildet, dann erzeugt jeder Punkt ein Airy-Muster. Am Beobachtungsschirm sind die beiden Airy Scheibchen noch trennbar, wenn der Abstand zwischen ihren Zentren dmin 2.44 f · /d (15.46) ist, also ihr Winkelabstand ↵min = dmin /(2 f ) = 1.22 /d (15.47) nicht unterschreitet. Bei diesem Winkelabstand hat die Überlagerung der zwei Besselfunktionen noch ein erkennbares Minimum. Beugungsgitter Jetzt untersuchen wir N parallele Spalte in der Ebene z = 0. Die Einzelspaltbreite ist d, Abstand der Spalte ist G. In jedem Spalt tritt Beugung auf. Die gebeugten Lichtbündel aus den N Spalten interferieren miteinander, ⇥ ⇤ I0 sin2 ⇡ G sin ↵ sin2 x ⇥ ⇤ I(↵) = 2 · , (15.48) N sin2 ⇡ N G sin ↵ x2 wobei x = sin ↵ k d/2. Das entspricht dem Signal durch die Interferenz der N Spalte mal dem Beugungsmuster am Einzelspalt. 152 KAPITEL 15. WELLENOPTIK 4 4 3 3 2 2 1 1 & ( ! ! ! 0 40 20 0 20 Mikrometer 40 0 150 100 50 0 50 Mikrometer 100 150 & ! "# $% "! ' Maxima treten auf, wenn der Gangunterschied aus benachbarten Spalten ein Vielfaches der Wellenlänge ist: s = d · sin ↵ = m · (15.49) Wie groß diese Maxima werden hängt vom ersten Faktor ab. Die Beugung (der zweit Faktor) ist dafür verantwortlich, daß überhaupt Licht in die Richtung abgelenkt wird, um zu interferieren. Ein solches Gitter ist realisierbar in Transmission durch N Spalte, bzw. in Reflexion an N kleinen Flächen eines Gitters Beugung am Vielfachspalt wurde auch mit Materiewellen gezeigt: Mit Neutronen (1975), He-Atomen (1991), He3 -Molekülen (1997), und mit einem Bose-Einstein Kondensat (1998). Gezeigt ist hier das Ergebnis des Experimentes aus Konstanz (Kurtsiefer, Pfau und Mlynek, Nature 386, 150, 1997) in dem das zeitliche Anwachsen des Interferenzmusters in Folge des Auftre↵ens einzelner Atome deutlich sichtbar wird. ) * + ! ' ! " # $ %& ' ( %2 3 , - .( " ) ( & - /0 " ( 0 /" " 1 Zonenplatte Wir teilen eine sphärische Wellenfront in kreisförmige Zonen, die entstehen, wenn wir sie mit Kugeln schneiden, deren Zentrum bei einen Beobachter in P liegt, und deren Radien sich gera" $ ! de um den Wert von /2 unterscheiden. Die erste Kugel berührt die Wel" $ ! %& lenfront im Abstand r0 . Die nächste " ! Schnittfläche erfolgt für den Radius von r0 + /2, u.s.w. Die dabei entstehenden ringförmigen Zonen auf der Wellenfront heissen Fresnelzonen. Für jede Punktquelle in einer Fresnelzone, gibt es einen in der benachbarten Zone, dessen Abstand von P gerade um /2 größer ist. Jede Quelle aus einem ringförmigen Flächenelement innerhalb einer Zone liefert konstruktiven Beitrag der sekundären Elementarwellen beim Punkt P . Beiträge aus benachbarten Fresnelzonen neigen dazu, sich auszulöschen, da ein Gangunterschied um /2 vorliegt. Deckt man jede zweite Fresnelzone ab, so ergibt sich eine konstruktive Überlagerung (Linsenwirkung) bei P . # # # 15.6. HOLOGRAPHIE 153 Wenn die Quelle ins Unendliche rückt, kann man eine ebene Wellenfront ebenfalls in Fresnelzonen einteilen. Die Radien der Zonen sind p p rm = m r0 + m2 2 /4 ⇡ m r0 . Damit entsteht eine Linse der Brennweite r0 . Entweder deckt man jede zweite Zone ab, oder man führt ein Stufenmuster ein, sodass benachbarte Zonen einen optischen Gangunterschied von ⇡ beim Durchlaufen der Zonenplatte erreichen. Fresnel-Linse: eine konventionelle Linse, in der die Kugelkalotte durch Stufen analoger Krümmung ersetzt ist. Sie realisiert eine großflächige dünne Linse. 15.6 Holographie In der Photographie wird die 3D-Welt in 2D übersetzt. Am Film kommt es zur punktweisen Aufzeichnung des Quadrates der elektrischen Feldstärke. Beobachtet wird die Intensität. Bei der konventionellen Photographie wird jeder Objektpunkt auf einen Bildpunkt hin abgebildet. Die Phaseninformation geht verloren, sie ist bei inkohärentem Tageslicht im Normalfall ohne Bedeutung. In der Holographie (holos=ganz ) wird die Phaseninformation aufgezeichnet. Diese Aufzeichnung erlaubt die spätere 3D-Rekonstruktion des Objektes. Erfunden von Denis Gabor (1947). Aufnahme des Hologramms: 7 ' 8' #' - * 0 "#$ % & ! "# $ % &"' (&' # Eine Laserlichtquelle mit Strahlteiler und Teleskop gibt 2 große Strahlen zur Beleuchtung des Objektes und zur Beleuchtung des holographischen Films. Der zweite Strahl, 6 $ 0 ' # die Bezugswelle, wird direkt auf eine Photoplatte gerichtet. Der erste $ ) * + ) (&, ' - , ' # Strahl beleuchtet das Objekt. Das . ' / ' - 0 "$ - , vom Objekt ausgehende Wellenfeld . ' / ' - 0 "$ - , 0 5 0 "#$ % & ist in der räumlichen Verteilung sei) ' &(1 % "' "' 2 % 3 "3 / # $ 2 % (0 1 % ' ner Amplituden und Phasen geprägt 4 &$ ""' durch die Struktur des Objektes. Vom Objekt gestreute Wellenfeld tri↵t als Gegenstandswelle auf dieselbe Photopatte. Mehr noch: Die gesamte, vom Objekt ausgehende Streustrahlung wird auf der Photoplatte registriert. Das Interferenzmuster der beiden Strahlen wird an jedem Punkt der Photoplatte aufgezeichnet1 . Auf Grund der geometrischen Ausdehnung des Objektes treten erhebliche Gangunterschiede zwischen den interferierenden Lichtfeldern auf. Darin steckt die Phaseninformation des 3-D Bildes. Um diese Phaseninformation zu erhalten muss die Lichtquelle möglichst kohärent (monochromatisch) und phasenstabil sein. Auch muss jede Bewegung des Objektes bzw des Filmes wähernd der Aufnahme des Holograms unterbunden werden. 1 Aus diesem Grund kann man eine holographische Aufzeichnung zerschneiden und erhält aus jedem Bruchstück ein gleiches, wenn auch unschärferes Bild. 154 KAPITEL 15. WELLENOPTIK Die Referenzwelle tri↵t direkt auf die Photoplatte (bei r~0 = {x, y, 0}) i~ k0 ·~ r0 u 0 = A0 e . (15.50) Die Gegenstandswelle hat auf der Photoplatte die ortsabhängige Amplitude ug = Ag (x, y) ei'g (x,y) . (15.51) Die Reaktion des Filmes ist proportional zur lokalen Intensität I(x, y) = = 2 |u0 + ug | = u20 + u2g + u0 u⇤g + u⇤0 ug A20 + A2g + 2A0 Ag cos ('0 (15.52) 'g (x, y)) . (15.53) Die relative Phase zwischen den beiden Strahlen an einem Punkt (x, y) der Photoplatte hängt vom zusätzlichen Weg der Gegenstandswelle über alle Objektpunkte ab, die zu diesem Punkt (x, y) auf der Photoplatte hin abstrahlen. Jetzt wird der Film so entwickelt, dass die Transmission des (durchsichtigen) Filmes T (x, y) gerade der lokalen Intensität entspricht, unter anderem T (x, y) / u0 u⇤g + u⇤0 ug . (15.54) ' 1 )2 &. # ' +)' 3 / " )" 4 ( - 3 / &% . / ' 5 +- ))' 67 8 " +" 4 ( - 9 9 : * ' )(- . / )' ( Hologramm Rekonstruktion : Die im Hologramm steckende Information kann in ein Bild des Objektes zurücktransformiert werden, wenn ein Rekonstruktionsstrahl, !" # $ % % &' ( )' % * &+, u r = Ar e 0 &( )$ ' ++' % * &+, i~ kr ·~ r0 , (15.55) mit den gleichen Eigenschaften wie bei der Aufnahme am Hologramm gebeugt wird. Dabei entstehen drei Wellenfronten: die ungebeugte Welle, ein virtuelles Bild des Phasengitters und ein reelles Bild. Die durch das Hologramm transmittierte Amplitude des Rekonstruktionsstrahls, ut = T (x, y) ur , (15.56) ist wegen (15.54) proportional zu ut / ur u0 u⇤g +ur u⇤0 ug . Sie enthält also neben der geschwächten Rekonstruktionswelle auch Anteile mit ur u0 u⇤g ur u⇤0 ug = = Ar A0 Ag (x, y)e Ar A0 Ag (x, y)e i(~ kr +~ k0 )·~ r0 i(~ kr ~ k0 )·~ r0 e e i'g (x,y) i'g (x,y) , , (15.57) (15.58) also Wellen, die in die Richtung ~kr ± ~k0 gebeugt werden. Diese entsprechen den Richtungen unter denen das reelle bzw. virtuelle Bild entsteht. SS 2014 ENDE