J. M E I X N E R und meiner Werte bei MgS0 4 mußte nach dieser theoretischen Überlegung dadurch herbeigeführt worden sein, daß in beiden Fällen Wasser verwendet worden war mit etwa gleicher Verunreinigung durch denselben Nichtelektrolvten. Es war anzunehmen, daß das Wasser durch längeres Stehen mit Luft gesättigt war und so eine Verfälschung des Kurvenverlaufes der Funktion ig (V c) entstand. Erneute Versuche mit frisch destilliertem, entlüftetem Wasser ergaben jetzt in der Tat statt der s-förmigen xp ( k / c)-Kurven die bekannten Jones-Dole-Geraden. F ü r MgS0 4 sind die Werte in Abb. 4 eingezeichnet. Abb. 4. Die Funktion xp(V c) bei MgS0 4 . O Messungen von C o x und W o l f enden 2 , und(X)-Werte des Verfassers. Elektrolyten mit hohem B-Koeffizienten auf. Daher sind Elektrolyte höheren Valenztyps besonders empfindlich gegen nichtelektrolvtische Verunreinigungen des Lösungsmittels. Die Übereinstimmung der Cox-Wolfendenschen Es soll damit nicht gesagt sein, daß es keine echten s-förmigen xp {V c)-Kurven gibt. Da der BKoeffizient ein Maß für den Hvdratationszustand eines Ions ist, kann eine echte s-förmige ip (V r)Kurve mit konzentrationsabhängigem B - Wert dann auftreten, wenn z. B. Wassermoleküle in einer inneren Sphäre komplex gebunden werden, und die Anzahl dieser Moleküle sich mit der Verdünnung ändert, wie das beim Cr 3 +-Ion der Fall ist, wo sich dieser V o r g a n g in einem Farbwechsel der L ö s u n g zeigt. Thermodynamik und Relaxationserscheinungen Von JOSEF MEIXNER Aus dem Institut für theoretische Physik der Technischen Hochschule Aachen (Z. N a t u r f o r s c h g . 4 a. 594—600 [104«)]; e i n g e g a n g e n a m 18. Mai 1940) Herrn Prof. Dr. W. Ger lach zu seinem 60. Geburtstage gewidmet Es wird gezeigt, daß man die Relaxationserscheinungen in beliebigen homogenen Systemen nicht nur mit kinetischen Methoden, sondern auch thermodynamisch-phänomenologisch in einfacher Weise behandeln kann. Dabei ergeben sich auch einige allgemeine Aussagen über die Abhängigkeit der Relaxationszeiten von den äußeren Bedingungen des Systems. D as Studium der Relaxationserscheinungen ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Erforschung atomarer Eigenschaften und Vorgänge. So gewinnt man beispielsweise aus Messungen der Schallabsorption und -dispersion, die auf der akustischen Relaxation beruhen, darüber Aufschluß, wieviel Stöße ein angeregtes Molekül in einem Gas überlebt, ehe seine Anregungsenergie in Translationsenergie umgewandelt wird. Eine allgemeine Theorie solcher Relaxationserscheinungen auf kinetischer Grundlage hat K r ö n i g 1 gegeben. Nun kann man aber bei der Untersuchung der Relaxationserscheinungen zwischen der experimentellen Methode und den gemessenen Größen einerseits, der Deutung der Meßergebnisse andererseits unterscheiden. Die gemessenen Größen sind etwa die Frequenzabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit und Absorption bei der akustischen Relaxation und der Dielektrizitätskonstanten bzw. magnetischen Permeabilität bei der dielektrischen bzw. paramagnetischen Relaxation. 1 R. de L. K r o n i g , Physik. Z. 39, 823 [1938], Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. THERMODYNAMIK UND RELAXATIONSERSCHEINUNGEN Es handelt sich also durchwegs um phänomenologische Größen und um Meßmethoden aus dem Bereich der phänomenologischen Physik. Solange man von einer atomtheoretischen Deutung der Meßergebnisse absieht, sollte also auch eine phänomenologische Beschreibung des den Messungen zugrunde liegenden V o r g a n g s möglich sein. Man muß aber von vornherein abgrenzen, was man in diesem Sinne unter einer atomtheoretischen Deutung verstehen will. AVenn man eine chemische Reaktionsgleichung anschreibt, so stecken in Unnatürlich auch gewisse atomphysikalische Kenntnisse. Sie bestehen darin, daß die Reaktionsgleichungen ganzzahlige Koeffizienten haben, wenn man die umgesetzten Mengen in den Größen mißt, die man als Mole bezeichnet. Doch ist dieser Umstand nicht notwendig für eine phänomenologische Theorie; er kann hier vielmehr als zufällig betrachtet wrerden. Im übrigen können wir uns die umgesetzten Mengen der einzelnen Reaktionspartner auch in Gramm ausgedrückt denken, dann ist diese Ganzzahligkeit in den Reaktionsgleichungen latent geworden. Daß überhaupt Reaktionsgleichungen mit bestimmten Koeffizienten existieren, ist aber eine phänomenologische Erfahrung, ebenso wie die Tatsache, daß es chemische Reaktionen gibt. Etwas schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob man die Prozesse der Dissoziation, Ionisation und Anregung, welche sich ja alle formal durch chemische Reaktionsgleichungen beschreiben lassen, phänomenologisch erfassen kann. A u c h hier ist zu unterscheiden zwischen dem, wTas man unter diesen Prozessen atomtheoretisch versteht, und der Frage, ob sich solche Prozesse in phänomenologischen Untersuchungen äußern. Z u r Klärung der letzten Frage brauchen wir aber nur ein einziges Beispiel anzuführen, nämlich die Umwandlung zwischen Para- und Orthowasserstoff, die, atomtheoretisch gesehen, im Übergang von A\7asserstoffmolekülen mit geraden Rotationsquantenzahlen in solche mit ungeraden besteht. A u c h wenn man keine Atomtheorie hätte, könnte man durch phänomenologische Untersuchungen eine Umwandlung des AVasserstoffs feststellen, z. B. aus der Änderung der spezif. AA'ärmen bei gewissen Operationen, und für diese Umwandlung eine Reaktionsgleichung mit einer wohldefinierten Reaktionswärme aufstellen. Bei der Analyse der möglichen Reaktionen eines gegebenen Systems wird man auf atomtheo- 595 retische Überlegungen nicht verzichten können. 1st jedoch der Mechanismus, der einem beobachteten Relaxationsvorgang zugrundeliegt, nicht bekannt, so kann eine thermodynamische Analyse unter Ansatz einer oder mehrerer, zunächst nicht näher präzisierterReaktionen vonNutzen sein und für die kinetische Deutung einen Fingerzeig geben. Auch bei Systemen, die nicht aus näherungsweise unabhängigen Teilsystemen bestehen, und für welche die Theorie von Kronig in der gegebenen Form daher nicht mehr anwendbar ist (kooperative Phänomene), läßt sich das thermodynamische Verfahren unverändert durchführen. Schließlich sind auch, wTorauf wir aber hier nicht näher eingehen wollen, Systeme mit Konvektion. AVärmeleitung und Diffusion, aber auch Systeme mit mehreren Phasen (etwa Relaxation der Verdampfung) der thermodynamischen Behandlung zugänglich. Unser Ziel wird also sein, eine thermodynamisch-phänomenologische Theorie der Relaxationserscheinungen als Gegenstück zur kinetischen Theorie von Kronig zu entwickeln. Dabei beschränken wir uns auf homogene Substanzen, in welchen beliebige Reaktionen ablaufen können. Unter Reaktionen verstehen wir die eigentlichen chemischen Reaktionen, Dissoziation, Assoziation, Ionisation und Anregung, also Übergänge zwischen verschiedenen Energieniveaus der einzelnen Molekülarten uswr. Der Aggregatzustand kann ein beliebiger sein; doch nehmen wir ihn der Einfachheit halber isotrop an. 1. D i e t h e r m o d y n a m i s c h e n lagen Grund- AVir betrachten also ein homogenes System, in welchem n voneinander unabhängige Reaktionen ablaufen können. Das Volumen pro Gramm sei F, der Druck p, die Temperatur T. Der chemische Zustand sei durch die Reaktionslaufzahlen y 1 , y 2 , . . . y„ beschrieben; sie geben an, wie oft jede der einzelnen Reaktionen von einem fest gewählten, von V und T unabhängigen Bezugszustand aus abgelaufen ist. V o n einem Materieaustausch des Systems mit der Umgebung sei abgesehen. U und S seien die innere Energie und die Entropie pro Gramm. Dann gilt für ihre Differentiale bei einer infinitesimalen Zustandsänderung M dU = LTdT + (Kv+1/) dV+ £ i -1 (K' + L)d7i, (1) J. M E I X N E R 596 TdS = LTdT+Lv dV + ^Vdy.. (2) «=i Die Arbeitskoeffizienten K und die Wärmekoeffizienten L hängen von den Veränderlichen V, T,y1, y 2 , . . . yn und im übrigen von den Parametern, welche den Bezugszustand charakterisieren, ab. Da die Veränderlichen Arbeitskoordinaten sind, so konnten wir KT = 0 setzen. Ferner ist K (3) — —P • Die Bedingungen für das chemische Gleichgewicht folgen etwa aus der Minimumseigenschaft der freien Energie F=U — TS mit den Nebenbedingungen dT = 0, dV = 0. Sie lauten: Ä ' ( 7 \ V; , . . . , yn) = 0 (i= 1,2,...,») Form in den yt— y., d.h. in den Abweichungen der Reaktionslaufzahlen vom Gleichgew r ichtswert gegeben. W i r wollen annehmen, daß das chemische Gleichgewicht für alle T, V stabil ist und daß alle Reaktionen wirklich ablaufen, also keine Hemmungen vorliegen. Dann ist die quadratische Form in (8) positiv definit, da im stabilen Gleichgewicht die freie Energie ein absolutes Minimum hat. A u s (5) folgt, daß man die yk — yk auch linear durch die K' ausdrücken kann; wir setzen n 7, - 7,. = ^ B, k Kk k= 1 (1 = 1 , 2 , . . . , » . ) , wobei die B i k ebenfalls die Eigenschaft (4) B und stellen n Gleichungen zur Bestimmung der Gleichgewichtswerte yä der yj in Abhängigkeit von T und V dar. In der Nähe des Gleichgewichts können wir daher die K { in folgender Weise durch die ersten Glieder einer Taylor-Reihe darstellen: ik=Bki </,A-= 1 . 2 , . . . , « ) F(T,g; yL , . . . y ) (11) n k= 1 gewichtswerte Yj einzusetzen sind. A u s den Differentialbeziehungen (1) und (2) folgt übrigens die (G) und wenn wir diese Größen für den Gleichgewichtsfall mit bik(T,V) abkürzen, so gilt also = hki («,*= 1,2,..,»). (7) Ebenso können wir die freie Energie bei festem T,V in der Umgebung des Gleichgewichts in einer Taylor-Reihe nach den yk — yk entwickeln; wregen dF = ZK1 dyt bei festem T, V folgt mit Hilfe von (5): F(T,V; yl,..., + Yn) = F (T,V;y n n i =l k- 1 u i=l jfc=l wobei in dem Koeffizienten dK'/dyk die Gleich- hik <10) besitzen. Man kann daher die freie Energie in der Umgebung des chemischen Gleichgewichts auch nach den Arbeitskoeffizienten Kl entwickeln und erhält auf ähnliche Weise wie oben n dKl (9) ..., yj (8) Die Abweichung der freien Energie vom Gleichgewichtswert ist also durch eine quadratische Die Abweichung der freien Energie vom Gleichgewichtswert ist hier durch eine quadratische Form in den Arbeitskoeffizienten K{ ausgedrückt. Auch diese quadratische F o r m ist positiv definit. Dieser quadratischen F o r m für die freie Energie stellen wir nun eine andere quadratische Form für die lokale Entropieerzeugiing bzw. Energiedissipation gegenüber. A u s (1) und (2) folgt für die zeitliche Änderung der Entropie « TdS/dt = dU/dt +pdV/dt — £ K' dy./dt. i=i (12) Die Entropie im System ändert sich also durch die Energiezufuhr von außen, abzüglich der Volumenarbeit, und durch die im System verlaufenden chemischen Reaktionen. Der letzte A n teil hat die Gestalt einer Summe von Produkten aus Arbeitskoeffrzient und zugehöriger Reaktionsgeschwindigkeit. Bei geringen Abweichungen vom chemischen Gleichgewicht läßt sich jede Reaktionsgeschwindigkeit als lineare Funktion aller Arbeitskoeffizienten ausdrücken mit Koeffi- THERMODYNAMIK zienten aiV UND R E L A X A TI 0 N S E R S C H E I N U N G E N 597 welche nur von T und V abhängen. cl y (« = 1 , 2 , . . , » ) , " (17) k=\ worin die y , aik und B jk nun Konstanten sind. Nach Elimination der y i erhält man hieraus wobei das Prinzip der mikroskopischen Reversibilität, oder, in der Sprache der Chemiker, das Prinzip des detaillierten chemischen Gleichgewichts verlangt, daß die Onsagerschen Reziprozitätsbeziehungen aik = aki (*» * = 1 , 2 , . . , n) (14) gelten 2 . Dieser lineare Ansatz gilt immer, gleichgültig. ob es sich um Reaktionen erster oder höherer Ordnung handelt, und ob die zugrundegelegten Reaktionen unabhängige Elementarreaktionen oder irgendwelche unabhängige Kombinationen von solchen sind. Setzt man (13) in (12) ein, so ergibt sich als Energiedissipation pro Gramm ( = lokale Entropieerzeugung pro Gramm multipliziert mit T), welche durch die chemischen Reaktionen hervorgerufen wird. i=l < i'=l i 5 > Sie ist nach dem zweiten Hauptsatz positiv und verschwindet, falls keine Hemmungen vorliegen, nur, wenn alle Kl verschwinden, d. h. im chemischen Gleichgewicht. A l s o ist auch diese Energiedissipation eine positiv definite quadratische F o r m der Arbeitskoeffizienten K>. 2. I s o t h e r m e R e l a x a t i o n b e i stantem Volumen K k (*'=!,2,..,n), (16) Vgl. zu (13) und (14) J. M e i x n e r , Z. physik. Chem., Abt. B 53, 235 [1943], Ann. Physik (5) 43, 244 [1943]. Dort findet sich auch weitere Literatur. j.rk U ('=1.2,..,«). (18) Dies ist ein System von n unabhängigen linearen Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten. Letztere gehören zu zwei positiv definiten quadratischen Formen (11) und (15) und besitzen die Symmetrieeigenschaften (10) und (14). Statt die Gin. (16) und (17) in ihrer allgemeinen Form zu integrieren, kann man versuchen, sie durch eine Transformation der Reaktionsgleichungen in eine einfachere Form zu bringen. Man kann ja die Reaktionsgleichungen miteinander linear kombinieren, so daß neue Reaktionsgleichungen mit den Reaktionslaufzahlen « V,i='ESitVt' d e t i U * ° (*' = 1 , 2 , . . , n) (19) entstehen. Sie sind zur Beschreibung des V o r ganges ebenso gut geeignet wie die ursprünglichen. Die £4fc können hierbei willkürliche reelle Koeffizienten sein. Die n unabhängigen Reaktionen, wrelche zu den y- gehören, brauchen dabei keine unmittelbar anschauliche Bedeutung im chemischen Sinne von Elementarreaktionen zu haben. F ü r die neuen Arbeitskoeffizienten K v und Wärmekoeffizienten Lv gilt dann n kon- W i r setzen jetzt als äußere Bedingungen für den Ablauf der Reaktionen voraus, daß das Volumen und die Temperatur festgehalten werden; letzteres erfordert, daß die entstehende Reaktionswärme in geeigneter Weise abgeführt wird. F ü r den zeitlichen Ablauf der Reaktionen gilt dann nach (9) und (13): - dy - - ä r = Z,ai* &=i H = n = (20) wie man leicht aus den für konstante T, V geltenden Beziehungen 2 K'dy/ = 2K[' dy] und 2 L ' dy{ = 2L1' dy\ folgern kann 3 . Es läßt sich nun stets eine Transformation der ursprünglichen Reaktionen, d.h.ein Koeffizientenschema finden, so daß in den neuen Reaktionslaufzahlen die Gin. (16) und (17) die besonders einfache Gestalt = Y 2 3 K ''' y l - h = Ki ' <«=i.2,..,»)(21) J. M e i x n e r, Ann. Physik (5) 43, 244 [1943]. J. M E 1 X X E R 598 haben. Wie P r i g o g i n e 4 bemerkt hat. ist eine solche Transformation mit konstanten Koeffizienten l j k im allgemeinen nicht möglich; sie werden von der Temperatur und vom Volumen abhängig sein. d. h. die transformierten Reaktionsgleichungen sind bei jeder Temperatur und bei jedem Volumen andere. Doch hat dies auf unsere Überlegungen. bei denen T und V konstant angenommen werden, keinen Einfluß. Die Transformation, welche auf die einfachen Gin. (21) führt, ist, mathematisch gesprochen, nichts anderes als die gleichzeitige Hauptachsentransformation der beiden positiv definiten quadratischen Formen (11) und (15). Sie gehen dabei über in n n 1 / 2 2 K' i 1 bzw. K' Yj R i i=-1 • (") Da sie auch in der transformierten Form positiv definit sein müssen, folgt unmittelbar, daß alle 7, reell und positiv sind. Die %i lassen sich als "Wurzeln der Determinantengleichung det — ra.J (23) . 1k 1 ki= 0 \ / berechnen. Die Integration der Differentialgleichungen (21) ist nun sehr einfach und liefert . y\ - = OY - 0 • " l i (»"=1.2..,»). (24) Jede der transformierten Reaktionslaufzahlen y\ nähert sich also exponentiell mit einer ihr eigenen Relaxationszeit r, ihrem Gleichgewichtswert y\. Wegen (19) gilt dann für die ursprünglichen Reaktionszahlen yi. daß jedes yt — y) ein W JAggregat von n Exponentialfunktionen e 'mit reellen Koeffizienten ist. Daraus folgt nach allgemeinen Sätzen über solche Aggregate von Exponentialfunktionen 5 , daß bei beliebiger Wahl der unabhängigen Reaktionsgleichungen und bei beliebigen Anfangsbedingungen (welche aber nicht zu weit von den Gleichgewichtswerten liegen dürfen) jedes y, höchstens (n — l)-mal durch seinen Gleichgewichtswert hindurchgeht und höchstens n — 1 Extremalwerte annimmt. — Dieser Satz wurde zusammen mit dem oben gewonnenen Satz, daß die Relaxationszeiten reell und positiv sind, mit etwas anderen Überlegungen von J o s t 0 für Systeme von Reaktionen erster Ordnung und für gewisse Systeme mit Reaktionen erster und zweiJ. P r i g o g i n e , (5) 32.30 ll946|. 4 Bull. Acad. rov. Sei. Belgique ter Ordnung bewiesen. Unser Beweis gilt für Systeme mit Reaktionen beliebiger Ordnung in der Umgebung des chemischen Gleichgewichts. 3. A d i a b a t i s c h e R e l a x a t i o n bei k o n s t a n t e m V o l u m e n W i r setzen jetzt als äußere Bedingungen für den Ablauf der Reaktionen voraus, daß das Volumen festgehalten wird und kein Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Dann bleiben die Beziehungen (13) und (14) für die Reaktionsgeschwindigkeiten bestehen. A u s (1) folgt wegen dU = 0,dV = 0 dT _ _ dt A A"' + Jj dr i _ _ A 2J ' jT (ft ~ Ij Lr dy^ dt ' ' Hierin können wir K' 0 setzen, da wir wieder geringe Abweichungen vom chemischen Gleichgewicht voraussetzen, und daher die K i klein gegen die L' sind. Infolge des verhinderten Wärmeaustausches mit der Umgebung wird die Temperatur nicht konstant bleiben, aber sich bei den vorausgesetzten geringen Abweichungen vom chemischen Gleichgewicht auch nur wenig ändern. Sie wird also stets in der Nähe einer festen Temperatur bleiben, die wir mit T 0 bezeichnen wollen. Dann können wir statt (5) entwickeln K' (T, V; , . . . , yn) = i j hkV0< k=i n [7k- (26) y,(T0, V)] + dfT ( T - 70) . Nun ist nach den thermodynamischen Differentialbeziehungen dK'/dT — L ' / T . Daher ergibt sich aus (13) und (26) " dy _ I" " (7 — 7'0)J (1 = 1 . 2 . . , » » ) . (27) Diese Gleichungen zusammen mit (25) sind ) i + l Differentialgleichungen zur Bestimmung von y1,...,yu.T als Funktionen der Zeit. In den Koeffizienten air bkl und in den L ' kann in un5 Vgl. G. P o l y a u. G. S z e g ü , Aufgaben und Lehrsätze aus der Analysis, 2. Bd., S. 48. Berlin 1925. « W. J o s t , Z. Naturforschg. 2a, 159 [1947], UND R E L A X A T I O N S E R S C H E I N U N GE N THERMODYNAMIK serer Näherung für T die Temperatur T 0 eingesetzt werden. Zur Integration dieser Differentialgleichungen nehmen wir wieder an, daß als Reaktionslaufzahlen die zu T{), V gehörigen Reaktionslaufzahlen y. des letzten Abschnittes gewählt sind. Dann werden alle bkl = 1 für k = l und = 0 für k =1= l und au — 1/r,, aik = 0 für i 4= k. Somit geht (27) über in = - T 0 ). (28) Eine Lösung von (25) und (28) ist zeit unabhängig und stellt die Gleichgewichtswerte = + ^ (T-T0) = 7 i (T,n (29) zu irgendeiner von T etwas verschiedenen Temperatur T dar. Alle anderen Lösungen klingen exponentiell ab. W i r finden spezielle solche L ö sungen durch den Ansatz 7; - 9i ( 7 0, V)]^ y'i(10, n = [7; (i = • , 1,2,..,«) (30) und erhalten durch Elimination der Temperatur aus (25) und (28) das homogene Gleichungssystem (y; - 91) + i j= l v (yj 1 yj) = o> (31) Die Determinante dieses Gleichungssystems muß verschwinden. Ihre Ausrechnung gibt für o die Gleichung /= i V L' 1 l j 1 1 - = 0 . 1 o (32) Dies ist, nach Beseitigung aller Nenner, eine Polynomgleichung in o. W i r wollen zunächst voraussetzen, daß alle xi voneinander verschieden sind. Dann hat diese Polynomgleichung den Grad n und daher ^Relaxationszeiten o1, o0,..on als Lösungen. F ü r sie gilt, wenn alle oL und ti nach wachsender Größe geordnet sind. 0 < ai < ti < Oo < t2 batischer Relaxation bei konstanter Dichte nehmen alle Relaxationszeiten ab. Zum Beweis hat man nur zu zeigen, daß in jedem der Intervalle (0, r ^ , ( r 1 , r 2 ) . . . , (r„ _ , , ein Vorzeichenwechsel von f (o) eintritt. Das ist aber sofort einzusehen. Am oberen Ende jedes dieser Intervalle wird f (o) — — o o , am unteren Ende dagegen beim ersten Intervall / (ö) — 1. bei den übrigen f (o) —- + o o . Vorausgesetzt ist dabei die selbstverständliche Eigenschaft LT' >0. — Derselbe Satz läßt sich auch für isotherme und adiabatische Relaxation bei konstantem Druck beweisen. Zu jeder Relaxationszeit Ö, gehört ein Anfangszustand, der genau exponentiell mit dieser Relaxationszeit abklingt; der Reaktionsverlauf zu einem beliebigen Anfangszustand läßt sich als Summe aus einer Konstanten und einem Aggregat von Exponentialfunktionen mit den Exponenten — //öj, . . . —t/on darstellen, und auch hier gilt wieder: Es gibt für jedes y t (nicht nur für jedes y . ) höchstens n — 1 Durchgänge durch den endgültig erreichten Gleichgewichtswert und höchstens n — 1 extreme Werte. Dasselbe gilt für die Temperatur T. Sind nicht alle r, voneinander verschieden, so sind in (33) an den entsprechenden Stellen Gleichheitszeichen einzuführen; zu einer m-fachen Relaxationszeit r i gehört eine ihr gleiche (m — l)-fache Relaxationszeit o r Die Zahl der Nulldurchgänge und der Extreme ist dann höchstens gleich der Zahl der verschiedenen o- weniger Eins. J j (t= 1,2,..,«). " Ö99 < on<vn. (33) Das heißt beim Übergang von isothermer zu adia- 4. R e l a x a t i o n u n d ä u ß e r e wirkungen Ein- Während wir bisher nur die Einstellung des chemischen Gleichgewichts untersucht haben, setzen wir nun voraus, daß das Gleichgewicht durch eine periodische äußere Einwirkung f = f0-e'()l gestört wird, f kann etwa eine elektrische oder magnetische Feldstärke bedeuten. Dann tritt zu dU bzw. TdS in (1) und (2) noch ein Term (.Kf + Lf)df bzw. Udf hinzu. Alle Arbeits- und Wärmekoeffizienten, somit auch die Lage des chemischen Gleichgewichts, werden im allgemeinen von f abhängen. Die Gin. (13) bleiben bestehen, doch sind auch die aik jetzt im allgemeinen von f abhängig; wir brauchen dies aber nicht zu berücksichtigen, wenn f hinreichend klein ist. W i r entwickeln die rechte Seite von (13) in der Umgebung von F 0 , T0 und von f = 0. Dann wird. THERMODYNAMIK 600 UND RELAXATIONSERSCHEINUNGEN wenn wir nur die Glieder niedrigster Ordnung berücksichtigen: nr + " S t t 0 " ( V - To) + ( « = 1 , 2 . . , »). ) (34) Die sind die Gleichgewichtswerte der yL für T — T0, V = V0, f = 0. Dieses Gleicliungssystem enthält n + 2 Unbekannte, T—T0,V—V0 und die yi — y\; wir brauchen also zu den w Gin. (34) noch zwei weitere. Sie werden durch die äußeren Bedingungen gegeben, unter denen die Reaktionen ablaufen. Sei beispielsweise das Volumen konstant gehalten und der Wärmeaustausch des Systems mit der Umgebung unterbunden, dann ist V—V0 = 0 und dS/dt = 0. Die letzte Bedingung ist zwar nicht genau richtig, da ja bei dem irreversiblen Reaktionsablauf die Entropie zunimmt. Doch ist die dadurch bedingte Entropiezunahme pro Zeiteinheit — 2 Kl dyjdt von zweiter Ordnung klein und kann in unserer Näherung vernachlässigt werden. Die L ö s u n g dieses Systems von linearen Differentialgleichungen mit praktisch konstanten Koeffizienten läßt sich aus der erzwungenen Schwingung mit der Frequenzabhängigkeit e'on der Unbekannten und der allgemeinen Lösung der homogenen Differentialgleichungen mit f — 0 aufbauen. Letztere haben wir in Abschn. 4 untersucht; sie ist eine Summe von abklingenden Exponentialfunktionen mit den Relaxationszeiten o1, o 2 , . . . , on. Nach hinreichend langer Zeit bleibt nur die erzwungene Schwingung übrig. Eine Analyse der Differentialgleichung (34) liefert für die erzwungene Schwingung Ausdrücke der Form k^l Ein ähnlicher Ausdruck ergibt sich für die Temperaturschwankungen. Die Cik hängen nur von T () und F ab und lassen sich ebenso wie die Relaxationszeiten ok durch die Arbeits- und Wärmekoeffizienten und die phänomenologischen Koeffizienten aik ausdrücken. Hätten wir als äußere Bedingungen etwa konstante Temperatur und konstantes Volumen gewählt, so würden sich für die yi — 7ii Ausdrücke von derselben Struktur wie (35) ergeben, aber mit anderen Werten der Koeffizienten Ct uK n d mit den zu diesen äußeren Bedingungen gehörenden Relaxationszeiten r x , r 2 , . . . , r„ des Abschnitts 3. Etwas anders liegen die Verhältnisse bei der akustischen Relaxation. Dort ist f — 0, und die äußere Einwirkung beeinflußt direkt eine der Zustandsgrößen des Systems. Man setzt etwa V — F 0 proportional zu e'b)l und hat in (34) zusammen mit der Bedingung dS/dt = 0 gerade n + 1 Gleichungen zur Berechnung von T — T0 und der y i — y r A u s der Zustandsgleichung des Systems ergibt sich dann die Druckschwankung p — p 0 . ausgedrückt durch V — F 0 , und für das Quadrat der komplexen Schallgeschwindigkeit v erhält man schließlich in bekannter Weise r2 ' _ - y-2 w _ p'2 P Po y^Vo' { } F ü r ein System, in welchem nur eine einzige Reaktion, gleich welcher Art, abläuft, ergibt sich so . v* = vl + (rj — t d V d + ' V o n der Wiedergabe der Einzelheiten der Rechnung sehen wir ab. In (37) ist M f ),,•• (38) In den Differentialquotienten von p und K ist nach Ausführung der Differentiation der Gleichgewichtswert y(T ,V ) für y einzusetzen. a ist der phänomenologische Koeffizient, welcher die Reaktionsgeschwindigkeit bestimmt, und welcher nach (13) durch dl = - a ( T , V)K(T,V,y) (39) definiert ist. Bei K und y haben wir den Index weggelassen, da wir nicht mehr verschiedene Reaktionen zu unterscheiden brauchen. Damit ist die komplexe Schallgeschwindigkeit tatsächlich durch rein thermodvnamische und phänomenologische Größen ausgedrückt.