MO/IS/Hg IS 1 IS. Schaltungstechnik analoger integrierter Schaltungen IS.1 Allgemeines • Für analoge integrierte Schaltungen eignet sich sowohl die Bipolar- als auch die MOS-Technik. Bei besonderen Anforderungen an Robustheit und bessere Reproduzierbarkeit wird die Bipolartechnik, bei höheren Integrationsgraden die MOS-Technik vorgezogen. Die jeweiligen Vorteile können durch eine Kombination aus Bipolar- und MOS-Technik zusammen gefasst werden. ----> BiCMOS_Technologie. Es werden im weiteren in erster Linie Bipolarschaltungen besprochen aber auch entsprechende Schaltungen in MOS-Technik angegeben. • Integrierte Ω-Widerstände haben ungünstige Eigenschaften: Hohe absolute Wertetoleranzen, begrenzte Widerstandswerte, großer Platzbedarf insbes. bei hohen Ω-Werten. Deshalb sind Schaltungen ohne bzw. mit nur wenigen Ω-Widerständen zu bevorzugen. • Wenn Einsatz von Widerständen unvermeidlich, dann Schaltungen verwenden, in denen Widerstandsverhältnisse die Eigenschaften bestimmen. (Relative Toleranzen der integrierten Widerstände sind erheblich kleiner als die absoluten.) IS.2. Grundmodule Es werden nur die wichtigsten Grundschaltungen der analogen IS behandelt. Die Analysen beschränken sich auf das zum Verständnis unbedingt notwendige Maß. IS.2.1 Stromquellen, Stromspiegel Stromspiegel sind häufig eingesetzt zur A.P.-Einstellung (circuit biasing), als aktive Last von Verstärkern, Ladestromquellen für Kapazitäten und als platzsparender Ersatz für Ω-Widerstände. Sie lassen sich durch geeignete Schaltungstechnik rel. unabhängig von Temperatur und Versorgungsspannung machen. IS.2.1.1 Einfacher Stromspiegel Ucc R Iref IC 2 S Ic1 Q1 IB1 IB2 Q2 UBEa Abb. IS1: Einfachster Stromspiegel Unter den Voraussetzungen • Sperrströme vernachlässigbar • Ausgangswiderstand v. Q2 ---> ∞ IC1 IC2 gilt: UBE1 = UT ln = UBE2 = UT ln = UBEa IS1 IS2 IC1 IS1 = IC2 IS2 IC1 IC2 Is1 . 1 IC2 Knoten S :Iref = IC1+ + IC2 1+ + = BF BF BF BF Is2 Iref IC2 = IS1 1+ 1 + 1 BF BF Is 2 Für identische Transistoren und unter Vernachlässigung der Ausgangsleitwerte wird IC1 = IC2 . Iref BF IC2 = ≈ Iref = Iref 2+ BF 2 1+ BF BF IC2 = −−−> 1 Spiegelverhältnis: S = Iref 2+ BF FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller (IS1) (IS2) (IS2a) (IS3) 11.2002 MO/IS/Hg IS 2 Es ist möglich, durch unterschiedliche Emitterflächen Spiegelverhältnisse im Bereich 1/5....5 einzustellen. Für kleine Werte von IC2 ist die Widlar-Schaltung gem. IS.2.1.4 vorzuziehen. Der dynamische Ausgangswiderstand Ro ist ein wichtiges Gütemerkmal für eine Stromquelle . Da hier Q2 ohne Emittergegenkopplung betrieben wird, ist der Ausgangswiderstand der Quelle unmittelbar gleich dem Z2 des Transistors Q2 . Mit der Definition der Earlyspannung I C wird: U BEa Ic2 UAF+ UCE2 UAF ≈ (IS4) IC2 IC2 Denkt man sich die Stromquelle durch ihre Spannungsersatzschaltung ersetzt, kann die Earlyspannung als die Leerlaufspannung der Ersatzspannungsquelle aufgefaßt werden. rce -UAF UCE2 ro = Z2 = rce = U CE Abb. IS2: Ausgangswiderstand d. einfachen Stromspiegels Für ein IC2 = 1 mA und eine typische UAF = 100V ist ro ≈ 100 kΩ abschätzbar. Grenzfrequenz siehe Kap. IS 4.3.1 IS.2.1.2 Verbesserter Stromspiegel Insbesondere bei kleinen Stromverstärkungen der Transistoren (z.B. laterale PNP-Transistoren) erzeugen die Basiströme von Q1 und Q2 eine deutliche Abweichung vom Spiegelverhältnis 1. • Der Einfluß der Basiströme wird durch den Emitterfolger Q3 verringert. Ucc Iref Q3 R I B3 Ic1 Q1 Ic2 Der Basisknoten liefert: IC1 IC2 2IC2 + IE3 = IB1+ IB2 = = BF BF BF Q2 weiter gilt: IE3 = IB3( 1+ BF) 2IC2 IB3 = BF(1+ BF) IE3 IB1 I B2 (IS5) daraus: Summenpunkt am Kollektor v. Q1 (Q1 , Q2 gleich): Abb. IS3: Verbesserter Stromspiegel Iref = IC1+ IB3 = IC2+ IC2 = 1+ 2IC2 2 BF+ BF = IC2 1+ 2 BF+ B2F (IS6) Iref 2 (IS7) BF+ B2F • IC2 und Iref unterscheiden sich jetzt nur mehr um einen Fehler in der Größenordnung 1 B2F . Erweiterung auf mehrere unabhängige Ausgänge: Bei gleichen Emitterflächen gilt Ik1= Ik2= Ikn . Ucc R Ik1 Ik2 Ucc Ikn R Ik1,2,n Abb. IS4: Mehrfachstromquelle/spiegel FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller Abb. IS4a: Ausführung mit Multikollektor-Transistor 11.2002 MO/IS/Hg IS 3 IS.2.1.3 Kaskadierter Stromspiegel Iref T3 T1 Io Zur Erhöhung des Ausgangswiderstands kann das Kaskode-Prinzip angewendet werden. Transistor T4 arbeitet in Basis-Schaltung und vergrößert den Ausgangswiderstand von T2 . T4 Allerdings weicht das Spiegelverhältnis S etwas mehr vom Idealwert 1 ab als beim einfachen Stromspiegel nach IS.2.1.1. Io = T2 Iref 1 4 = Iref ≈ Iref 1− 2 4 4 B 1+ 2 1+ + 2 B B BF (IS8) Abb. IS5: Kaskadierter Stromspiegel Exemplarisches Lehrbeispiel zur Herleitung des Ausgangswiderstands: Man untersucht das Kleinsignalverhalten in Abhängigkeit der Ausgangsgrößen io und uo. 1 = re < < rbe < < rce ensteht das Ergm satzbild IS7. Da alle Transistoren ca. den gleichen IC ziehen, werden für alle Ts. gleiche rbe und gleiche rce angenommen. ube4 Unter Anwendung der Relationen: io 1/gm rbe rce Aus Abb. IS7 ist abzuleiten: uce2 re uce2 uce2 ube2 = re ≈ = gm.rbe rbe+ (2re) rbe uce2 rbe ≈ − uce2 ube4 = − rbe+ (2re) u be2 1/gm rce rbe und Abb. IS6: Kleinsignalmodell d. kask. Bei Vernachlässigung des rce2 wird: Stromspiegels g m u be4 io rce rbe 1/gm u be4 1/gm u be2 rbe g u ce2 rce u m be2 Abb. IS7: Abhängigkeiten von Ausgangsgrößen g i r m o ce r be 2 rce io uo u ce2 io = uce2 uce2 uce2 uce2 + ube2.g m = + = 2. rbe4 rbe rbe rbe und die Steuerspannung für Ts.4: rbe ube4 = − uce2 = − io . ; dies ist die wesentliche Rückwirkung des Aus2 gangs auf den Transistor 2. uce2 . Damit steuert sich die rbe Stromquelle mit ihrer eigenen Ausgangsspannung, weshalb sie nach außen Die Stromquelle des Ts.2 wird g m ube2 = 1 darstellt. rbe Nach Umformung der Stromquelle g m ube4 in eine Spannungsersatzquelle kann direkt aus dem untersten Bild abgelesen werden: rbe rce.rbe.g m + io rce + io uo = io 2 2 einen Leitwert von der Größe ro = uo rbe + rce 1+ = 2 io β β ≈ rce 2 2 (IS9) rbe 2 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 4 IS.2.1.4 Einfacher Stromspiegel mit MOS-FET Die Gatespannungen der MOSFET sind gleich. UGS1 = UGS2 = UGSa = UDS1 Udd R I D2 Iref Bei gleichen Prozeßparametern der MOSFET gilt dann: M1 M2 L1 W2 1+ λUDS2 ID2 = Iref W1 L2 1+ λ UDS1 UGSa Häufig ist die Kanallängenmodulation vernachlässigbar. Durch die W/L -Verhältnisse der MOSFET kann das Spiegelverhältnis eingestellt werden. Abb. IS8: Stromspiegel mit MOSFET ID U U R GS = ID GS UDS 5V Abschnürgrenze 4V M1 M2 3V U I D1 2V U 3V DSa 4V U GSa GSa 2V Arbeitsbereich 1V 1V (IS10) UDS 5V U DD UGSa - UTo UDS Abb. IS9: Arbeitspunkte beim MOS-Stromspiegel Die möglichen Arbeitspunkte vom M1 liegen auf der Linie UGS = UDS. Der Drainwiderstand R legt zusammen mit UDD den Arbeitspunkt ID1 und UGSa fest. Die gleiche Gatespannung UGSa am Gate von M2 bestimmt die Strom-Spannungs-Charakteristik der Stromquelle. (rechtes Bild). Beachte: Die kleinstmögliche UDS2 wird durch die Abschnürgrenze von M2 vorgegeben: UDS2 ≥ UGS2− UTo Damit wird der Arbeitsbereich der Stromquelle eingeengt. (Vergleiche die wesentlich kleinere Kollektorsättigungsspannung eines BJT!) IS.2.1.5 Widlar-Stromquelle Für die in analogen IS vorkommenden häufig sehr kleinen Ströme müßte der Widerstand für den Referenzstrom 5V = 500 kΩ liegen. Solch Iref in der Größenordnung Ucc 10µA hohe Widerstandwerte sind schwer zu realisieren. R1 Iref IC2 • Abhilfe durch Schaltung nach Widlar. Q1 UBE1 Q2 UBE Aus IC = IS e UT − 1 entsteht: R2 IC UBE = UT ln IS UBE2 Abb. IS10: Stromquelle nach Widlar (IS11) IS = Sperrsättigungsstrom UT = Temperaturspannung n= 1 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 5 Die Basismasche liefert bei Vernachlässigung der Basisströme: UBE1− IC2R2− UBE2 = 0 IC2 IC1 UT ln − UT ln − IC2 R2 = 0 IS2 IS1 bei identischen Transistoren (IS1 = IS2 ) ensteht: UT ln IC1 = IC2 R2 IC2 (IS12) Diese transzendente Gleichung ist nach IC2 durch Iteration zu lösen. Meist sind IC1, IC2 vorgegeben, womit sich das notwendige R2 leicht berechnen läßt. Beispiel: Bei einem Widlar-Stromspiegel sind Iref = 1 mA und R2 = 10 kΩ . Wie groß ist IC2 bei vernachlässigbaren Basisströmen? (T = 300K ). 1mA = IC2 10kΩ IC2 Annahme, daß IC2( 1) = 10 µA (Startwert) mV 1mA ln 1. Iteration: IC( 1) = 26 = 11.97 µA 10kΩ 10µA mV 1mA ln = 11.506 µA 2. Iteration: IC( 2) = 26 10kΩ 11.97µA mV 1mA ln = 11.608 µA 3. Iteration: IC( 3) = 26 10kΩ 11.506µA mV 1mA ln = 11.58 µA 4. Iteration: IC( 4) = 26 10kΩ 11.608µA Der letzte Wert kann als genügend genau angesehen werden. 26 mV ln Ausgangswiderstand der Widlarquelle: b c rbe2 re1 rce2 e R2 ic2 re <<rbe g u cm m u be rbe2 rce2 g u be rce2 m ic2 u cm R2 Za Abb. IS11: Zur Berechnung des Z2 der Widlar-Schaltung Berechnung anhand eines einfachen Kleinsignalmodells für tiefe Frequenzen: ucm = ic2 (rce2+ R2| | rbe2)+ g m rce2 ueb 2 = ic2 (rce2+ R2| | rbe2)+ g m rce2 ic2 (R2| | rbe2) rbe2 R2 ucm für rce> > R2| | rbe2 = (rce2+ R2| | rbe2)+ gm rce2 (R2| | rbe2) = rce2 1+ g m rbe2+ R2 iC2 Hierbei werden leicht Werte im MΩ-Bereich erzielt. Za = (IS13) • Hauptnachteil der Widlarquelle: IC2 ist von absoluter Toleranz des R2 abhängig. FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 6 IS.2.1.6 Wilson-Stromquelle/spiegel Ucc Iref R IC3 IB3 • Die Stromquelle nach Wilson weist einen besonders hohen Ausgangswiderstand auf. • Dies wird durch eine stromabhängige Stromgegenkopplung von IE3 über den Stromspiegel auf Iref erreicht. Eine Erhöhung von IC3 bewirkt eine Erhöhung von IC2 und der Basisspannung von Q2 und Q1. Dies steigert IC1 und vermindert IB3. ---> Der Erhöhung von IC3 wird entgegengewirkt. Wegen der Verstärkung in Q1 ist die "Stabilisierungswirkung" besonders hoch. Q3 IC1 IB1+I B2 I E3 IC2 Q1 Q2 Abb. IS12: Wilson-Stromspiegel DC-Analyse: Alle Ts. seien identisch, UAF ≈ ∞ . Stromknoten am Emitter von Q3 : IC2 IC1 + BF BF wegen identischer Transistoren gilt: IC1 = IC2 2 IE3 = IC2 1+ BF IE3 = IC2+ IB2+ IB1 = IC2+ (IS14) (IS15) Der Kollektorstrom von Q3 wird dann: BF 2 BF = IC2 1+ IC3 = IE3 BF 1+ BF 1+ BF umgestellt: IC3 und IC1 = IC2 IC2 = 1+ 2 BF BF 1+ BF Am Kollektorknoten von Q1 gilt: IC3 = IC2 IC1 = Iref − IB3 = Iref − BF Aus (IS17) und (IS18) findet man: 1+ BF IC3 = IC3 Iref − 2+ BF BF und nach Ausmultiplizieren: IC3 = Iref B2F+ 2BF (+ 2− 2) 2 BF+ 2BF+ 2 = Iref 1− 2 B2F+ 2BF+ 2 (IS16) (IS17) (IS18) (IS19) (IS20) • Der Ausgangs-und Referenzstrom differieren nur mehr um einen Betrag in der Größenordnung von 2 B2F ! Kleinsignalanalyse des dyn. Ausgangswiderstands: Wegen der Gegenkopplung gilt: Za = Z2( 3) p = rce3 p Der Gegenkopplungsgrad p ergibt sich aus der Schleifenverstärkung: βib1 βie3 ic1 β( 1+ β) kvu ≈ ≈ ≈ β und p = 1+ β ≈ β ≈ ≈ 2+ β ib3 i b3 ib3 (2+ β) Za ≈ rce3 β (IS21) Eine genauere Analyse unter Einbeziehung der endlichen Ausgangswiderstände von Q1 und Q2 liefert nach [1]: β β Za = rce und für die Ersatzleerlaufspannungsquelle: U0a = UAF (IS22) 2 2 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 7 MOS-Version der Wilson-Stromquelle Udd Udd Iout Iref Iref Iout M3 M4 M1 M2 M3 M2 M1 Abb. IS13: MOS-Wilsonquelle Die Funktion ist identisch mit der Bipolarversion. Da βbip − − − > ∞ wird Iout = Iref bei identischen MOSFET. Ausgangswiderstand: (gem. Abb. IS13 ) Abb. IS14: Verbesserter MOS-Wilson-Stromspiegel Durch M3 werden die Drainspannungen von M1 und M2 angeglichen und damit eine bessere Symmetrie des Spiegels aus M1 und M2 erreicht. lt. [1] Ro ≈ ro 3 ( 2+ g m3 ro 1) (IS23) IS.2.1.7 Kaskadierter MOS-Stromspiegel Udd Iref Iout M3 M4 Auch bei MOS-Schaltungen bewirkt die Kaskodeschaltung eine erhebliche Vergrößerung des Ausgangswiderstands gegenüber der einfachen MOS-Stromspiegelschaltung in Abb. IS8. Der in Gateschaltung arbeitende M4 vergrößert den rds von M2. Nach [1] wird: ro = rds 4 [1+ rds 2(g m4 + gmb 4)] + rds 2 M1 M2 (IS24) gmb ist die Bodysteilheit, sie berücksichtigt die Substratsteuerung von M4. Abb. IS15: Kaskadierter MOS-Stromspiegel IS.2.1.8 UCC-unabhängiger Referenzstrom Die einfache Referenzstromerzeugung durch einen Widerstand R an UCC bwirkt eine starke Abhängigkeit des Iref von UCC. Die vollrelative Empfindlichkeit des Ausgangsstroms Ik auf eine Änderung von UCC beträgt dIk UCC dIk Ik SUIkCC = = (für die einfache Schaltung) (IS24) = 1 dUCC Ik dUCC UCC Einen von UCC weitgehend unabhängigen Iref erhält man, wenn der Referenzstrom aus einer stabilisierten Spannung gewonnen wird. Zur Erzeugung einer stabilen Spannung verwendet man • die Durchlaßspannung eines pn-Übergangs (TK = -2 mV/K ) • die Durchbruchspannung eines pn-Übergangs, Z-Dioden (hohes Rauschen im Durchbruchsbereich) FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 8 • die Turn-on-Spannung eines FET (pos. TK) • die Temperaturspannung UT (meist als Band-Gap-Referenz, sehr stabil) Von der Vielzahl der möglichen Schaltungen werden nur einige typische behandelt. Ucc .1 Modifizierte Wilson-Quelle. Die Durchlaßspannung der BE-Diode des Q1 wirkt als "Spannungsreferenz". Der Ausgangsstrom Ik stellt sich so ein, daß bei Vernachlässigung der Basisströme und Verwendung von Gln. (IS8) gilt: UBE1 IC1 UT Iref 1 Ik = UT ln ln (IS25) = = IS1 R2 IS1 R2 R2 Wegen der endlichen Steilheit der Durchlaßkennlinie der BE-Strecke von Q1 ist diese sehr einfache Schaltung immer noch leicht von UCC abhängig. Iref = R1 Iref Ik Q2 Q1 R2 UCC− 2UBE . Damit hängt Ik von ln(Ucc) ab. R1 Abb.IS16: I-Quelle mit reduzierter Ucc-Abhängigkeit .2 Verbesserte "selbsteinstellende" UBE-Referenz für Bipolar Der Referenzstrom wird nicht durch einen an UCC liegenden Widerstand gewonnen, sondern über einen Stromspiegel Q3,Q4 vom schon stabilisierten Ausgangsstrom Ucc der Stromquelle selbst. Q4 Q3 Q5 (--> Bootstrap-Bias-Technik). Ik I C2 Iref Ik Q2 Q1 Q6 • Q5 (und optional Q6 ) treiben einen von UCC weitgehend unabhängigen Strom. • Die Schaltung benötigt meist einen "Power-up"-Zusatz, um beim Einschalten von UCC hochfahren zu können. • Der Temperaturkoeffizient des Ausgangsstrom Ik beträgt: R TKIk = U BE konstant Abb. IS17: UBE-stabilisierte Stromquelle 1 dUBE1 1 dR − R dT UBE1 dT (IS26) • Wegen des unterschiedlichen Vorzeichens der TK’s von UBE und R besteht keine Möglichkeit zur Kompensation. .3 Selbsteinstellende UTo-Referenz für MOSFET Die Schaltung ähnelt sehr der von Abb. IS17. Es gilt bei Vernachlässigung von Bodysteuereffekt und Kanallängenmodulation: Vdd M3 M4 M5 1 ID 2 ID . R = UGS1 = UTo1 + β = 1 ID ID Ik M2 M1 R Abb. IS18: UTo-stabilisierte Stromquelle 2 2ID = UTo1 + (IS27) W kp L 1 Für kleine ID (uA-Bereich) und großes W/L-Verhältnis des MOSFET ist der 2. Term klein gegen UTo1. Dann kann man vereinfacht schreiben: Ik ≈ UTo1 R FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller (IS28) 11.2002 MO/IS/Hg IS 9 IS.2.2 Temperaturstabile Spannungsreferenz Temperaturkompensierte Z-Dioden sind ausgezeichnete Spannungsreferenzen, eigenen sich jedoch weniger für integrierte Schaltungen, da sie • relativ stark rauschen, • nur für Spannungen > 5....6V herstellbar sind. Für kleine Spannungen hat sich die sog. Band-Gap-Referenz durchgesetzt. Prinzip der Band-Gap-Referenz : pn-Übergänge haben eine Durchaßspannung mit negativem TK, dessen Wert geringfügig von der Stromdichte in der Sperrschicht abhängt. (typ. Wert: -2.2 mV/K ) Bildet man die Differenz der Flußspannungen zweier pn-Übergänge mit unterschiedlicher Stromdichte (Stromdichteverhältnis ca. 10), so entsteht eine kleine Spannung mit positivem TK. Durch Addition dieser pos. temperaturabhängigen Spannung mit der neg. temperaturabhängigen Spannung eines weiteren pn-Übergangs, erhält man bei geeigneter Dimensionierung eine temperaturunabhängige Referenzspannung. IS.2.2.1 Band-Gap-Referenz nach Widlar Die in Durchlaß gepolte Basis-Emitterspannung eines BJT ist nahezu linear von der Temperatur abhängig. Näherung in der Umgebung von To: IC T T T + UBE0 UBE( Ic,T) ≈ UT ln (IS29) + UG0 1− + mUT0 1− IC0 T0 T0 T0 T0 = Bezugstemperatur (hier 300K) UTo = Temperaturspannung = 26mV bei 300K UG0 = Bandabstandsspannung ( ∆ W des verbotenen Bandes) = 1.205V (Silizium bei 0K) UBE0 = UBE bei Bezugstemperatur m = bauteilabhängiger Faktor, meist 2.0....2.5 Für IC = IC0, T0 = 300K, UBE0 = 0.6V und 50K Temperaturerhöhung (T= T0 + 50K) ergibt sich: 350 350 350 ) + 2.2 . 26mV (1− ) = 0.7V− 0.2V − 8.7mV = 0.49V + 1.205V ( 1− UBE( 350K) = 0.6V 300 300 300 Das Zahlenbeispiel zeigt den Beitrag der einzelnen Terme. (IS30) Das Prinzip einer Bandgap-Referenz besteht darin, daß der Durchlaßspannung eines PN-Übergangs die entsprechend verstärkte Differenz der Durchlaßspannungen von zwei weiteren PN-Übergängen hinzu addiert wird. Diese Differenz wird dadurch erzeugt, daß die PN-Übergänge mit unterschiedlichen Stromdichten betrieben werden. In der Schaltung von Abb. IS19 wird Q1 mit deutlich höherer Stromdichte als Q2 betrieben. Dies wird durch geeignete Wahl der Widerstände R1 und R2 oder durch unterschiedliche Emitterquerschnitte der Transistoren erreicht. Die Differenz der Basis-Emitterspannungen von Q1 und Q2 erscheint am R3. IC1 IS2 S1 = UT ln (IS31) UR3 = UBE1− UBE2 = UT ln IS1 IC2 S2 R2 R1 Icc UR2 (S = Stromdichte) IC2 IC1 Q3 Bei Vernachlässigung des Basisstroms von Q2 und Q3 ist der Q2 Strom duch R2 und R3 gleich. Es gilt: Uref UR2 UR3 UBE3 IC2 = = IE2 = bzw. Q1 R2 R3 R2 UR3 UBE1 R3 (IS32) UR2 = UR3 R3 Q3 regelt die Ausgangsspannung Uref so ein, daß sie gleich UBE2 der Summe von UBE3 und UR2 ist. Abb. IS19: Widlar Band-Gap-Referenz FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg R2 kT S1 T T T + UG0 1− + mUT0 1− + ln( ) T0 T0 R3 e S2 T0 Die Differentiation dieser Gleichung nach der Temperatur liefert: UT0 R2 k S1 UBE30 UG0 dUref = + ln( ) − − m T0 T0 dT T0 R3 e S2 dUref Temperaturunabhängigkeit ergibt sich für = 0 dT UBE30 UG0 UT0 R2 k S1 | .T0 = + m − ln( ) T0 T0 T0 R3 e S2 R2 S1 UG0 + mUT0 = UBE30 + UT0 ln( ) R3 S2 Uref = UBE3+ UR2 = UBE30 IS 10 (IS33) (IS34) (IS35) Bei Erfüllung dieser Gleichung ist Uref temperaturunabhängig! Für Uref entsteht mit Gln. (IS33) bei T = T0 R2 S1 Uref = UBE30 + UT ln( ) = UG0 + mUT0 = 1.205V+ 2.2 . 0.026V ≈ 1.26V R3 S2 • Die Ausgangsspannung der Referenzschaltung ist etwas größer als die Bandgap-Spannung UG0. (IS36) Nachteil der einfachen Schaltung gem Abb. IS19: Die Referenzspannung ist unmittelbar von UBE3 abhängig und damit von der Stromverstärkung von Q3. Außerdem wird Q2 nahe der Sättigungsgrenze betrieben (UBE3 ≈ UBE1), wodurch seine Stromverstärkung stark abnimmt. Damit sind die Basisströme IB2 und IB3 nicht mehr vernachlässigbar, und Gln. (IS29) gilt nicht mehr in dieser einfachen Form. IS.2.2.2 Verbesserte Bandgap-Referenz Durch Verwendung eines hochverstärkenden O.P. läßt sich eine präziser reproduzierbare Bandgap-Referenz aufbauen. Der O.P regelt seine Eingangsdifferenzspannung auf 0 Volt. R2 R3 I2 R1 I1 I1 R1 = I2 R2 Die unterschiedlichen Ströme in Q1 und Q2 werden mit R1,R2 eingestellt. U R3 UBE2 I1 R2 = Uref I2 R1 UBE1 Q2 (IS37) Q1 Abb.IS20: Bandgap-Referenz mit O.P. Die Differenz der Basisspannungen der als Dioden geschalteten Transistoren ist gem. (IS28): I1 IS2 R2 IS2 = UT ln UR3 = UBE1 − UBE2 = UT ln I I S1 2 R1 IS1 Für gleiche Transistoren: IS1 = IS2 Durch R2 fließt der gleiche Strom wie durch R3: R2 R2 R2 UR2 UR3 = − − − > UR2 = UR3 = UT ln R2 R3 R3 R3 R1 Wegen (IS34) ist UR1 = UR2 und die Ausgangsspannung der Referenz wird Uref = UBE1 + UR1 = UBE10 (IS37a) R2 R2 T T T UT ln + UG0 1− + m.UT0 1− + T0 R3 T0 R1 T0 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller IS(38) (IS39) (IS40) 11.2002 MO/IS/Hg IS 11 Eine ähnliche Berechnung wie in Kap. IS.2.2.1 liefert als Bedingung für Temperatur-Unabhängigkeit: R2 R2 UT0 ln R1 R3 = und Uref = UG0+ mUT0 UG0− UBE10+ m UT0 (IS41) Berechnungsbeispiel: I1= 1 mA ; I2 = 0,1 mA; IS1 = IS2 = 5 10-16 A ; UTo = 26 mV (T0 = 300K) I1 UBE10 = UT ln = 736mV IS I1 1.257V− 0.736V 5210Ω 26mV ln10 1mA = 521 Ω ; R2 = R1 = 521 Ω = 5210 Ω; R3 = R1 = = 598 Ω 1mA 100µA 1.257V− 0.736V I2 Eine weitere viel verwendete Schaltung ist in Abb (IS17) wiedergegeben: Basisströme vernachlässigt. R1 R2 IC2 IC1 Ua Ra Q1 Q2 UBE2 R3 UR3 R4 UR4 UBE1 Uref Rb Abb. IS21: Bandgap-Referenz für größere Ausgangsspannung Wegen des virtuellen Kurzschluß am Eingang des O.P. gilt IC1 R2 = IC2 R1 Am R3 liegt die Differenz der Basis-Emitterspannungen: IC1 IS2 R2 IS2 = UT ln UR3 = UBE1 − UBE2 = UT ln IS1 IC2 R1 IS1 für gleiche Transistoren: R2 UR3 = UT ln R1 UR3 außerdem gilt auch: UR3 = IC2 R3 − − − > IC2 = R3 Der Strom durch R4 wird: IR4 ≈ IC1 + IC2 = IC2(1+ R2 ) R1 wieder: (IS42) (IS42a) (IS43) (IS44) Damit die Spannung an R4: UR3 R2 R4 R2 R2 R2 ) = R4 (1+ ) = UT0 (1+ ) ln( ) R1 R3 R1 R3 R1 R1 Die Referenzspannung ist wieder die Summe aus UR4 (mit pos. TK) und UBE1 (mit neg. TK) R2 R4 R2 Uref = UBE1 + UT0 (1+ ) ln( ) R3 R1 R1 Mit der Bedingung für Temperaturunabhängigkeit: UG0+ mUT0 = UR4+ UBE10 UR4 = R4 IC2 (1+ Die Schaltung liefert auch eine höhere temperaturstabile Referenzspannung: Ra Ua = Uref 1+ Rb (IS45) (IS46) (IS46a) (IS47) Auch hier kommen Widerstandwerte nur im Verhältnis vor, welches in integrierten Schaltkreisen genauer als Absolutwerte zu realisieren ist. FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 12 IS.2.3 Gleichspannungs-Pegelverschiebung In gleichstromgekoppelten Verstärkern ergibt sich häufig die Notwendigkeit, Gleichspannungspegel zu verschieben, um sinnvolle Arbeitspunkte einstellen zu können, ohne jedoch das Wechselspannungssignal zu beeinflussen. +Ub IS.2.3.1 Diodenstrecken Ik a) Dioden in Flußrichtung gepolt D1 D2 Dn Uout Uout ist um nUF negativer als Uin. Zwischen Ein- und Ausgang liegt Uin UF UT UF UF Ik der dyn. Durchlaßwiderstand der Dioden RF = n rF ≈ n Ik -Ub • Für kleine Spannungsverschiebungen geeignet Abb. IS25: Pegelverschiebung m. Dioden • Mit Ik kann RF gesteuert werden --> Abschwächeranwendung. b) Z-Diode Für größere Pegelverschiebungen sind Z-Dioden besser geeignet. Z-Dioden sind jedoch schlecht integrierbar, wenn man von der BE-Strecke eines BJT absieht, dessen Durchbruchspannung bei ca. 7V liegt. Uz UCE1 UBE2 Abb. IS22: Z-Diode zur Pegelverschiebung IS.2.3.2 UBE -Vervielfacher (UBE-Schaltung) Diese Schaltung wird häufig zur Einstellung des Arbeitspunkts von Gegentakt-Endstufen eingesetzt. Da die erzeugte Spannungsverschiebung von einem Widerstandsverhältnis abhängt, fällt der Einsatz von 2 Widerständen nicht sehr als Nachteil ins Gewicht. I I2 I Steilanstieg d. e-Funktion Ic R2 UCE R1 UBE Neigung v. R1+R2 I1 Abb. IS23: UBE-Multiplier UCE UBE(1+R2/R1) Ts. gesperrt Ts. aktiv leitend Abb. IS24:I-U-Kennlinie der UBE-Schaltung FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg Bei vernachlässigtem Basisstrom gilt: I1 = I2 R1 R1+ R2 = UCE UBE R2 UCE = UBE 1+ R1 UBE IS 13 "unbelasteter Teiler" (IS48) (IS49) UCE R1 Kollektorstrom: IC = IS e UT = IS e ( UT R1+ R2) Gesamtstrom: I = IC+ I2 = UCE R1 IS e ( UT R1+ R2) + (IS50) UCE R1+ R2 (IS51) Dies ergibt die I-U-Charakteristik in Abb. IS25. UCE • Wenn in Gln. (IS48) klein gegen den 1. Term ist, dann entspricht die Kennlinie ungefähr der einer R1+ R2 R2 Z-Diode, deren Durchbruchspannung UCE = UBE 1+ durch das Widerstandsverhältnis einstellbar ist. R1 IS.2.3.3 Pegelshifter mit Widerstand und Stromquelle Die Schaltung in Abb. (IS26) besteht aus 2 Emitterfolgern Q1 und Q3. +Ub Uin Q2, R2 und Uk bilden eine Stromquelle,die einen konstanten Strom Ik durch R1 treibt. Damit ist auch der Spannungsabfall an R1 konstant. Der Ausgang wird gegen den Eingang verschoben um die Spannung Q1 Ik R1 Q3 Q2 Uk Ush = UBE1+ UBE3+ Ik R1 Uout (IS52) Die "Spannungsverstärkung" der Schaltung wird bei vernachlässigtem Ausgangsleitwert der Stromquelle: rce1 Uout = 1− (IS53) Uin ( 1+ β1) [ R1+ rce3+ (1+ β3)R3] R3 R2 -Ub Abb. IS26: Pegelshifter mit Widerstand • Durch Treiben eines Konstantstroms durch einen Widerstand wird eine konstante Pegelverschiebung erreicht. Schaltbeispiel: +Ub Uin Uin Ik Rv Iref Rref Rv Uout Uout -Ub Abb. IS22a: Pegelverschiebung mit Widerstand Die Belastung am Ausgang muß gering gehalten werden, ggf. Emitterfolger einsetzen. FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 14 IS.3 Verstärkerstufen • Kein grundsätzlicher Unterschied zu den in der Vorlesung BE (4. Sem.) und SC (5. Sem.) vorgestellten Grundschaltungen und deren Berechnung. • Als Kopplungsart kommt nur Gleichstromkopplung in Frage. Wenn kapazitive oder transformatorische Kopplung unabdingbar ist, müssen die Koppelelemente außerhalb des IC liegen. Da der Differenzverstärker die wichtigste und häufigste Verstärkerschaltung in analogen integrierten Schaltkreisen (AIS) ist, werden die im Fach SC gewonnenen Erkenntnisse kurz wiederholt bzw. ergänzt. IS.3.1 Differenzverstärker IS.3.1.1 Bipolare Grundschaltung mit Kollektorwiderständen Großsignalverhalten: Annahmen: REE − − − > ∞ , rce > > RC +Ucc Rc Eingangsmasche: − Ue1+ UBE1− UBE2+ Ue2 = 0 Rc Uad Ic1 Ic2 Ua1 u a1 u e1 Ua2 Q1 Q2 IEE R u e2 mit UBE1 , UBE2 > > UT (26mV) gilt: IC1 UBE1 = UT ln IS1 I u a2 UBE2 = UT ln C2 IS2 Abb. IS27: Differenzverstärker-Grundschaltung Summe der Emitterströme bei BF> > 1 IEE IC1 = U bzw. AF ≈ 1 : Udiff Ue1− Ue2 IC1 = e = e UT UT IC2 mit Udiff = Ue1− Ue2 IEE = IC1+ IC2 diff IC2 = (IV1b) für "gleiche " Transistoren ist IS1 = IS2 EE -Uee 1+ e− UT IEE (IV1a) (IV2) (IV3) (IV4a) Aus IV2 und IV3 Udiff (IV4b) 1+ e+ UT Die Ausgangsspannungen errechen sich aus der Kollektormasche: Ua1 = Ucc − IC1RC Ua2 = Ucc − IC2RC (IV5a) (IV5b) Ausgangsdifferenzspannung: − Udiff Uad = Ua1− Ua2 = IEE RC tanh (IV6) 2 UT Der Zusammenhang in Gln. (IV6) stellt die Übertragungskennlinie des Differenzverstärkers dar. (Abb. IS27). FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 15 • Ganz typisch geht ein bipolarer Differenzverstärker bei einer Eingangsdifferenzspannung von 2...3 UT in die Sättigung. Uad Rc IEE aktiver Bereich Sättigung 3 UT Udiff -3 UT • Eine Erweiterung des linearen Übertragungsbereichs ("Scherung") erreicht man durch Einfügen von Emitterwiderständen RE in die Emitterleitungen der Transistoren. Seriengegenkopplung! mit EmitterWiderstaenden -Rc I EE Sättigung Abb. IS28: Übertragungskennlinie Kleinsignalverhalten: Die Betrachtungen erfolgen am einfachsten nach dem Halb-Schaltungs-Konzept: u ue1 u a1 C1 rcb Rc rce g u m be E1 diff r diff ue2 B1 B2 r be r be 2RE 2RE rcb u a2 C2 Rc rce E2 Bei reiner Differenzansteuerung liegt der gemeinsame Emitterknoten auf festem Potential bzw. wechselstrommäßig auf Masse. Dann kann eine Analyse mit nur einer Schaltungshälfte seitlich der Symmetrielinie erfolgen und es entsteht gemäß Vorlesung Schaltungstechnik, Kap.V.4.2.4 : Udiff = Ue1− Ue2 Udiff Udiff Ue1 = ; Ue2 = − 2 2 g u m be Abb. IS29: Kleinsignalanalyse des Diff.-Verst. Unter den Voraussetzungen: rce > > RC ; Rgenerator < < rbe ; β0 > > 1 wird ohne Herleitung angegeben: uad = − g m RC udiff ua1 ua2 g mRC = = Gleichtaktverstärkung: vCM = 1+ gm REE u u 2 CM CM udiff Differenzeingangswiderstand: rdiff = = 2 rbe = 2re( 1+ β0) ib uCM Gleichtakteingangswiderstand je Transistor: rCM = = rbe + 2β0REE ib ICa Steilheit: g m = UT Differenzverstärkung: vd = FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller (IV7a) (IV7b) (IV7c) (IV7d) 11.2002 MO/IS/Hg IS 16 IS.3.1.2 Differenzverstärker mit FET FET-Verstärker haben einen besonders hohen Differenzeingangswiderstand und besonders kleine Input-Bias-Ströme, wobei J-FET gegenüber BIMOS- oder CMOS-Schaltungen den Vorteil geringeren Rauschens bei niederen Frequenzen aufweisen. Großsignalverhalten des J-FET-Verstärkers +Udd RD u a1 Id1 Id2 Vereinfachende Annahmen: RSS − − − > ∞ ; rds > > RD RD Bei symmetrischem Aufbau des Verstärkers gilt für die Gatemasche: u ad u e1 J1 u a2 u e2 J2 (IV9) wobei: RSS Iss − Ue1+ Ugs1− Ugs2+ Ue2 = 0 1 IDa 2 Ugs = Up 1− IDss und Ue1− Ue2 = Udiff -Uss Abb. IS30: JFET-Differenzverstärker (IV10) (IV10) in (IV9) liefert: 1 ID1 2 1 ID2 2 Ue1− Ue2 + = − Up IDSS IDSS (IV11) Sourceknoten: ID1+ ID2 = ISS (IV12) nach Lösung der quadrat. Gln. erhält man: 1 2 ISS Udiff 2IDSS UDiff IDss 2 1+ ID1 = − UP ISS 2 UP ISS (IV13a) 2 ISS Udiff 2IDSS UDiff IDss 2 ID2 = 1− − UP ISS 2 UP ISS (IV13b) 1 Wenn bei großen Eingangsspannungen ein FET völlig sperrt, muß der andere den gesamten ISS übernehmen. Der maximale Drainstrom ist jedoch IDSS. Es muß also die Bedingung gelten: ISS ≤ IDSS Für die Eingangsspannung gilt demnach: 1 Udiff ISS 2 < UP IDSS d .h. Udiff < | Up| ISS ≈ Up √ IDSS (IV14) Außerhalb diese Bereichs geht der Differenzverstärker in die Sättigung. Gln. (IV13a,b) gelten nur unter der Bedingung (IV14)! Die Ausgangsdifferenzspannung Uad = Ua1− Ua2 ist gegeben durch die Masche über RD: Uad = − ID1RD+ ID2RD = − RD ( ID1− ID2) (IV15) mit Gln. (IV13a,b) entsteht: 1 2 Udiff 2IDSS UDiff IDss 2 Udiff ≈ − ISS RD 2 √ − Uad = − ISS RD UP ISS U I Up P SS FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller (IV16) 11.2002 MO/IS/Hg IS 17 MOS-Differenzverstärker: Die Analyse für den MOS-Verstärker erfolgt in ähnlicher Weise. Bei Vernachlässigung des Bodysteuereffekts und Verwendung der Drainstromgleichung für den Abschnürbereich gilt +Udd RD u a1 Id1 Id2 RD u ad u e1 M2 M1 u e2 u a2 I = β (U − U ) 2 . D n gs To RSS Iss -Uss Mit βn = (IV17) kp W µn Cox W = L 2 L 2 errechnet sich die Ausgangsdifferenzspannung: Abb. IS31: MOS-Differenzverstärker 1 2Iss 2 Uad = − RD βn Udiff β − U2diff n (IV18) Damit beide MOSFET im Abschnürbereich arbeiten, muß gelten: 1 ISS 2 | Udiff | ≤ β n (IV19) Beachte: • Bei FET-Differenzverstärkern wird der aktive Aussteuerbereich durch die Sourcestromquelle Iss und die Bauteiledimensionen festgelegt. Er kann durch geeignete Wahl der Werte größer als beim bipolaren Differenzverstärker gemacht werden. • Beim bipolaren Differenzverstärker ist der Aussteuerbereich ca. 2...3 UT und praktisch unabhängig von Emitterstromquelle und Transistordimensionen. Eine Vergrößerung des Bereichs kann bestenfalls durch zusätzliche Gegenkopplungswiderstände im Emitterkreis erreicht werden. Kleinsignalverhalten : Da das Kleinsignalmodell der FET sehr ähnlich dem des BJT ist, können die Kleinsignaleigenschaften mit kleinen Änderungen vom BJT übernommen werden: uad = − gm RD udiff ua1 ua2 gm RD RD = = ≈ Gleichtaktverstärkung: vCM = R u u 1 2 g 2R + CM CM m SS SS Differenzverstärkung: vd = (IV20) (IV21) Differenz- und Gleichtakteingangswiderstand: ---> ∞ Steilheit: JFET: g mJFET = − 1 2IDSS UGSa 2 1− I I = Da DSS 2 | Up | UP UP (IV22) 1 W W IDa 2 = √ (UGSa− UTo ) = 2kp 4βm IDa (IV23) L L • Die Steilheit eines FET ist im Vergleich zu einem bei gleichem Arbeitspunkt betriebenen BJT sehr viel kleiner, typisch um einen Faktor von ca. 40 , weshalb die erreichbare Differenzverstärkung wesentlich kleiner wird. Da aber die Gleichtaktverstärkung nahezu unabhängig von der Steilheit ist, haben FET-Differenzverstärker eine ca. um den Faktor 40 schlechtere Gleichtaktunterdrückung. MOSFET: g mMOSFET = kp FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 18 IS.3.1.3 Unsymmetrien im Differenzverstärker .1 Bipolarer Differenzverstärker Unsymmetrien im Differenzverstärker durch Streuung der passiven und aktiven Elemente bewirken einen Spannungs- bzw. Strom-Offset. Offsetspannung: Rc Rc Uos Ua Uos − UBE1+ UBE2 = 0 IC2 IC1 IS2 IC1 − ln Uos = UT ln = UT ln IS1 IS2 IC2 IS1 Damit Ua = 0 wird , muß gelten: IC1 RC2 = IC1RC1 = IC2RC2 − − − > IC2 RC1 Ios 2 IEE symmetrischer Verst. (IV24) (IV25) (IV26) Die Offsetspannung wird: Uos = UT ln RC2 IS2 RC1IS1 (IV28) Abb. IS32: Offsetgrößen beim Diff. Verstärker Für die Parameteränderungen schreiben wir: RC1+ RC2 ∆ RC = RC1− RC2 ; RC = 2 IS1+ IS2 ∆ IS = IS1− IS2 ; IS = 2 Daraus: ∆RC RC1| 2 = RC ± 2 ∆IS IS1| 2 = IS ± 2 Beachte: ∆X kann positiv oder negativ sein! (IV29a) (IV29b) (IV29c) (IV29d) Unter der Bedingung kleiner rel. Änderungen (∆X < < X ) und mit einer nach dem linearen Glied abgebrochenen Taylorentwicklung ergibt sich für die Offsetspannung des bipolaren Diff.-Verstärkers: ∆ RC ∆IS Uos bip = (− )UT + (IV30) IS RC ∆RC ∆ IS ≈ 0.01 und Für typische Abweichungen der für die Unsymmetrie ursächlichen Parameter ≈ 0.05 RC IS errechnet sich die typische Offsetspannung zu: Uos ≈ 26mV . 0.06 ≈ 1.6mV . Offset-Strom: Ios = IB1− IB2 = IC1 IC2 − BF1 BF2 (IV31) wie vorher gilt: ∆IC 2 ∆BF BF1| 2 = BF ± 2 IC1| 2 = IC ± FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller (IV32a) (IV32b) 11.2002 MO/IS/Hg Bei Vernachlässigung quadratischer Glieder wird: IC ∆ IC ∆BF − Ios = BF IC BF Bei Vergrößerung des Kollektorwiderstands sinkt der Kollektorstrom: ∆RC ∆IC = − IC RC Somit ergibt sich der Offsetstrom: ∆BF IC ∆RC + Ios = (− ) BF RC BF IS 19 (IV33) (IV34) (IV35) Bei einer typischen Streuung der Stromverstärkung von 10% und der Widerstände von 1% erhält man z.B. IC 0.11 = (− ) 0.11 IB Ios = (− ) BF .2 J-FET-Differenzverstärker Ohne Herleitung wird angegeben: ID ∆ID ∆IDSS ∆UP √ Uos JFET = ∆UP − UP √ IDSS 2ID − 2IDSS + UP (IV36) ID abhängig und kann durch Wahl eines kleinen IDa vernachlässigbar klein Der 2. Term von Gln. (IV36) ist von √ gemacht werden. In der Praxis wird deshalb bei JFET--Diff.-Verstärkern der Arbeitspunkt auf einen möglichst kleinen Wert des IDa eingestellt. Daraus folgt: Uos ≈ ∆ UP mit (IV37) 2 W e0 ND (W= Kanalbreite, siehe Bauelemente) (IV38) 8 εsi UP dUP 2W e0 ND W = (IV39) = 2 dW 8 εsi W W ∆W ∆UP = 2UP (IV40) W Zahlenbeispiel: ∆W = 1% ; UP = 2V ; − − − > ∆UP = 40 mV W Die Offsetspannung von JFET-Diff.-Verstärkern ist wesentlich größer als von BJT-Verstärkern. Nur mit hohem ∆W deutlich unter 1% gedrückt werden. technologischen Aufwand (Ionenimplantation) kann die Breitenstreuung W UP = .3 MOS-FET-Differenzverstärker Ohne Herleitung wird angegeben: W ∆ UGS− UTo ∆RD L + Uos MOS = ∆UTo − (IV41) 2 W RD L In dieser Gleichung ist die Abweichung von UTo nicht berücksichtigt! Sie kann durch einen sorgfältigen MOS-Herstellungsprozess auf die Größenordnung von ca. ± 2mV begrenzt werden. • Grundsätzlich ist Uos von MOS-Differenzverstärkern ein Vielfaches der Offsetspannung eines bipolaren Diff.-Verstärker bei sonst gleichen Streuungen der Prozessparameter. Maßgebend ist hierfür der Faktor UGS− UTo , der wesentlich größer ist als UT beim bipolaren Differenzverstärker. Vgl. Gln. (IV30). 2 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 20 IS.3.2 Verstärker mit aktiver Last IS.3.2.1 Emitterschaltung mit Stromquelle Stromquellen stellen sehr hochohmige Lasten dar und erlauben deshalb hohe Spannungsverstärkungen. Dies ist besonders bei Verstärkern mit FET wichtig, da diese nur eine geringe Steilheit besitzen. IC1 Ucc T3 T2 Ik Iref Ue U CC -UCE1 U BE = Param. A T1 Kennlinienfeld v. T1 I C U CE1 A.P. UBE1a IC1a I-U-Kennl. v. T2 Abb. IS33: Emitterschaltung mit Stromspiegel als Last .1 Arbeitspunkt: Wie aus Abb. IS34 ersichtlich, müssen T1 und T2 im aktiven Bereich betrieben werden. Bei Berücksichtigung der Ausgangswiderstände der Transistoren kann man schreiben: UCE1a UCE1 UCC Abb. IS34: Stromquelle im Ausgangskennlinienfeld Ue UCE1a IC = IS1 e UT 1+ (Earlyspannungen als Beträge eingesetzt) UAF1 | UCE2a| IK = Iref 1+ (Spiegelverhältnis S= 1 vorausgesetzt) UAF2 Bei fehlender Last an A gilt: IC = IK Ue UCC− UCE1a UCE1a IS1 e UT 1+ = Iref 1+ UAF1 UAF2 (IV42) (IV43) (IV44) Ue Ue muß so eingestellt werden, daß IS1 e UT = Iref . Dann wird: UCE1a UCC− UCE1a 1+ = 1+ bzw. UAF1 UAF2 UAF1 UCE1a = UCC UAF1+ UAF2 Bei kleinen UCC ist auch die Basis-Emitterspannung von T2 zu berücksichtigen. Dann entsteht: UAF1 UCE1a = (UCC− UBE2) UAF1+ UAF2 Iref Wobei : Ue = UT ln IS1 UCC . • Für gleiche Earlyspannungen (Ausgangswiderständen) wird UCE1a ≈ 2 (IV45) (IV45a) (IV46) Zahlenbeispiel: UAF1 = UAF2 = 80V; UCC = 5V; IS1 = IS2 = 10-15A; IC = 100uA. Berechne Ue und UCE1a. Ue = 658mV, UCE1a = 2,17V FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 21 .2 Kleinsignalverstärkung: Wechselstrommäßig liegen die Ausgangswiderstände von T1 und T2 parallel. Ohne externe Belastung kann die Kleinsignalverstärkung unmittelbar aus Abb. IS35 angegeben werden: e r be2 0 r ce2 b u c e r u u g e m1 rce1 be1 a Vumax = − g m1 rce1 rce2 ua = − g m1 (rce1 // rce2) = rce1+ rce2 ue (IV47) ICa UAF und rce = so entsteht: UT ICa UAF1 UAF2 Abb. IS35: Kleinsignalersatzschaltung ICa ICa ICa 1 UAF1 UAF2 der Emitterschaltung mit Stromquelle Vumax = − = − UT UAF1 UAF2 UT UAF1+ UAF2 + ICa ICa Vumax = − Ersetzt man g m = 1 1 = −η+η 1 2 UT UT + UAF1 UAF2 (ohne externe Last) (IV48) UT wird als "Early-Faktor" bezeichnet. UAF Beispiel: Man berechne die Kleinsignalverstärkung einer Schaltung gem. Abb. IS33 für UAF1= 100V, UAF2= 50V, 1 Vumax = − = − 1282 UT= 26 mV. 0,026V 0,026V + 100V 50V Der Ausdruck η = IS.3.2.2 Source-Schaltung mit aktiver Last. UDD M3 Diese Schaltung arbeitet sehr ähnlich der von Abb. IS33. M2 Wenn M1 und M2 gleichzeitig im Abschnürbereich arbeiten, gilt: Iref u u e M1 − gm1 a Vu max = ua = − gm1 ( rds 1 // rds 2) = ue g ds1+ g ds2 βm IDa mit: g ds = λ IDa und g m = 2√ (IV49) 1 βm 2 2 wird: Vu max = − (λ + λ ) . 1 2 IDa (IV49a) Abb. IS36: Sourceschaltung m. Stromspiegel als Last UDD M2 u a M1 u e Ein selbstleitender FET (Depletion-type), dessen Gate mit Source verbunden ist, arbeitet ebenfalls als Stromquelle. Ohne Body-Steuereffekt (wenn z.B. M2 ein diskretes Bauelement ist ): Vu max = g m1 ua = − ue g ds 1+ g ds2 (IV50) Abb. IS37: Depletionlast ohne Bodysteuereffekt FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 22 Mit Body-Steuereffekt: UDD D M2 -u g a mb2 B g S u ds2 u i a ug a u M1 g e ds1 u Z a u e u g e m1 Abb. IS39: Berücksichtigung der Bodysteilheit Abb. IS38: Depletionlast mit Bodysteuereffekt u m Z= u u 1 = = i u gm gm Abb. IS40: Selbstgesteuerte Stromquelle Body (Substrat) von M2 liegt auf Masse und wird gegen Source von M2 mit der Ausgangsspannung ua angesteuert. Definiert man die Steuerwirkung des Body durch die Bodysteilheit id dID gmb = = (IV51) dUBS ubs dann wird die Kleinsignalverstärkung gemäß Abb IS35: gm1 ua g m1 Vu max = deutlich geringer als in Gln.(IV50)! (IV52) = − ≈ − ue g ds 1+ g ds2+ g mb2 g mb2 Anmerkung: Eine Stromquelle, die von der an ihr anliegenden Spannung gesteuert wird,wirkt wie ein Leitwert.(Abb. IS40) IS.3.2.3 BJT-Differenzverstärker mit Stromspiegel Grundsätzlich ist es möglich beim Differenzverstärker beide Verstärkertransistoren mit einer Stromquelle gem. Abb. IS33 zu beschalten. Diese Anordung hat jedoch schlechte Gleichtakteigenschaften, so daß sich die Schaltung mit Stromspiegel etabliert hat. Ucc T4 T3 I C3 IC3 Ua IC1 Udiff/2 T1 IC2 T2 I I C2 A.P. C3 I C2 -Udiff/2 I EE Uee UCE3 UCE2 UCC Abb. IS42: Ausgangskennlinien von T2 und T3 Abb. IS41: Diff.-Verstärker mit Stromspiegel FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 23 .1 Großsignalanalyse: Die Herleitung ist rel. aufwendig. Vereinfachte Berechnung im Anhang zu diesem Kapitel, genaue Ableitung in [1]. Die Großsignalübertragungscharakteristik lautet: Udiff Ua = UCC− UBE4+ 2 UAFeff tanh 2UT (IV53) UAFp UAFn UAFp + UAFn wobei UAFp = Earlyspannung der npn-Transistoren, UAFn = Earlyspg. der pnp-Transisoren. mit UAFeff = Ua Ucc Ucc - UBE4 Ua ist unsymmetrisch bezüglich der Steuerspannung Udiff und geht bei UCC und UBEsat2 in die Sättigung. Mit den Marken für + /-UT wird angedeutet, wie klein der Aussteuerbereich von Udiff ist. UT U CBsat2 Udiff UT Abb. IS43: Großsignalcharakteristik des Diff.-Verstärkers Typisch ist auch der Ruhearbeitspunkt Ua = UCC - UBE4 bei Udiff = 0. Erklärung: Der Kollektor von T1 liegt um die UBE von T4 unter UCC. Wenn T1 und T2 "identisch" sind, gleiche Basisspannungen haben und gleiche Kollektorströme führen, müssen auch die Kollektorspannungen gleich sein. .2 Kleinsignal-Differenzverstärkung g udiff m1 2 g - udiff 2 - udiff m2 2 Es genügt die Betrachtung der rechten Hälfte von Abb. IS41. Es entsteht ein Kleinsignalersatzbild wie in Abb. IS44. Die von den Stromquellen erzeugten Ströme fließen über die Parallelschaltung der Ausgangswiderstände rce und Ra . rce3 Ra r o ua rce2 Abb. IS44: Zur Ermittlung der Kleinsignalverstärkung g m1 udiff − g m2 − udiff Ra| | rce2| | rce3 = ua 2 2 (IV54) Für gleiche Verstärker-Transistoren wird gm1 = gm2 = gm und damit: Vd = ua = g m rce2| | rce3| | Ra udiff (IV55) Ohne Last, mit der Umformung wie bei Gln. (IV48) wird die maximale Differenzverstärkung: ua UT 1 Vd max = = η + η ; η= (IV56) 2 3 udiff UAF .3 Kleinsignal-Ausgangswiderstand udiff − udiff Die Quellen gm1 und gm2 sind unter Anwendung eines einfachen Transistormodells ohne Rückwir2 2 kungsparameter vom Ausgang unabhängig. Somit kann der Ausgangswiderstand unmittelbar aus Abb. IS44 abgelesen werden: ro = rce2| | rce3 (IV57) 1 mit rce = wird (IV58) η gm 1 1 1 ro = = (IV59) η2 gm2 + η3 g m3 g m ( η2 + η3) FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg Zahlenbeispiel: Man berechne die Leerlaufverstärkung vd = IS 24 ua udiff und den Ausgangswiderstand ro einer Differenzverstärkerstufe mit Stromspiegel gem. Abb. IS41. Geg.: IEE = 200 µA , UAFp = 80 V (npn), UAFn = 40 V (pnp), T = 300 K. ICa 100µA 26mV 26mV mA = 3.25 . 10− 4 ; η3 = = 3.84 η2 = = 6.5 . 10− 4 ; g m = = 26mV V 80V 40V UT 1 Vd max = = 1025 9.75 . 10− 4 1 = 267 kΩ ro = . − 3. 3.84 10 9.75 . 10− 4 Zusammenfassung: • Der Differenzverstärker mit Stromspiegel ist bestens zur Umsetzung eines symmetrischen Signals auf ein unsymmetrisches geeignet. • Um hohe Spannungsverstärkung zu erreichen, muß die nachfolgende Stufe einen hohen Eingangswiderstand aufweisen. Häufig wird hierzu ein Impedanzwandler (Emitterfolger) verwendet. IS.3.2.4 MOS-Differenzverstärker mit Stromspiegel UDD M3 M4 ID3 ID1 Udiff/2 Ua .1 Großsignalanalyse: ID2 M1 Der abgebildete Differenzverstärker wird in CMOS-Technologie hergestellt. M3, M4 als PMOS-FET auf N-Substrat, M1, M2 als NMOS-FET in einer P-Wanne im Substrat. M2 Ra -Udiif/2 Annahme: M1 und M2 sind gleich und arbeiten im Abschnürbereich. Eingangsmasche: UGS1 ISS UGS2 Uss Abb: IS45: MOS-Diff.-Verstärker m. MOS-Stromspiegel 1 1 ID1 2 ID2 2 Udiff = UGS1− UGS2 = β + UTo − β − UTo m m ISS = ID1+ ID2 (IV60) (IV61) Gln. (IV60) und (IV61) liefern: 1 ISS ISS 2βm U2diff β2m U4diff 2 ID1| 2 = ± − (IV62) 2 2 ISS I2SS Wenn Spiegelverhältnis S= 1, dann gilt auch: ID3 = ID1. Die Differenz von ID3 und ID2 liefert den Ausgangsstrom Ia, der in Ra die Ausgangsspannung Ua erzeugt. Nimmt man zur Vereinfachung den Ausgangsleitwert von M2 und M3 als vernachlässigbar gegen Ra an, wird sofort: 1 2β U2 β2m U4diff 2 m diff = Ra ISS √ X − Ua = ( ID3− ID2) Ra = (ID1− ID2) Ra = Ra ISS ISS I2SS Für den Leerlauffall (Ra − − > ∞ ) liefert eine ähnliche Rechnung wie für die Bipolarversion 1 X ) 2 (1+ λ UDD)− 1 − UGS2 Ua ≈ λ ( 1+ √ (IV63) (IV64) Für verschwindendes Udiff wird der Ausdruck X= 0, und es ergibt sich eine Ausgangsspannung Ua ≈ UDD − UGS2 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 25 .2 Kleinsignalanalyse: Unter der Annahme der Schaltungssymmetrie liegen die Sourceanschlüsse von M1....M4 wechselstrommäßig auf Masse. Schaltung Abb. IS45 liefert das Kleinsignalersatzbild Abb. IS46. s4 g g s3 ds4 m4 Ca g d4,g4 -g ds3 Cb d1 Ra d3 d2 g u diff u diff m1 2 ds1 g 2 s1 ua -udiff ds2 s2 2 u diff u diff -g m1 2 m2 2 Abb. IS46: Zur Kleinsignalanalyse d. MOS-Diff.-Verst. g Zur Vereinfachung wird g m> > g ds für alle MOSFET angenommen. Zunächst werden die Kapazitäten Ca und Cb nicht berücksichtigt. Leerlaufverstärkung: Die von M2 und M3 erzeugten Signalströme fließen durch die Ausgangsleitwerte gds2 und gds3. − gm2 udiff g m1 udiff 1 − ua = − 2 2 g ds2+ g ds3 ua g m1+ g m2 1 vud max = = gds2+ g ds3 udiff 2 ua g md vud max = = udiff g ds2+ g ds3 (IV65) (IV66a) (IV66b) mit gmd = Steilheit der Differenztransistoren M1, M2. Bei einem Lastwiderstand Ra wird die Differenzverstärkung g md 1 ≈ g md Ra (für < < Ra ) vud = 1 g ds gds2+ gds3+ Ra (IV67) Verwendet man für den Ausgangsleitwert und die Steilheit Modellparameter, so wird ISS W W und g m = √ 2kp ID = √ kp ISS ( ) g ds = λID = λ L 2 L und es geht Gln. (IV66b) über in: vud max = kp1 W ua 2 ( ) = λ+λ 2 3 ISS L d udiff √ Index "d" = für FET im Diff.Verst. (IV68) Berücksichtigung der Frequenzabhängigkeit: Die Kapazitäten Ca und Cb setzen sich bei niederohmiger Steuerung aus den Transistorkapazitäten wie folgt zusammen: (IV69a) Ca = Cgd1+ Cbd 1+ Cbd4+ Cgs4+ Cgs3+ Cgd3 (1− vu3( p) ) Die auf den Gate-Source-Eingang von M3 per Millereffekt transformierte Kapazität Cgd3 ist von der Frequenzabhängigkeit der Spannungsverstärkung an M3, vu3( p) , abhängig ---> vu3( p) wird von Cb bestimmt und hat einen rel. niedrig liegenden Pol. ---> Millereffekt wirkt für Cgd3 im interessierenden Freq.-Bereich unwesentlich, ( zudem ist die Substrat-Kapazität meist um den Faktor 5...10 größer als die MOS-Kapazität Cgd. Cb = Cgd2+ Cbd 2+ Cbd3+ Cgd3 (IV69b) Die überwiegenden Kapazitätswerte sind Substrat- und G-S-Kapazitäten. FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002 MO/IS/Hg IS 251 Bei Vernachlässigung der Kapazität zwischen Drain1 und Drain2 ergibt die Analyse: pT2 1+ 1 udiff udiff g md 1 2 + ua ≈ = udiff ( 1+ pT1)( 1+ pT2) g ds2+ g ds3 1+ pT2 2 2 1+ pT1 Ca 1 mit: T2 = ω = 2 g m4 und (IV70) Cb 1 T1 = ω = 1 g ds2+ g ds3 Man erkennt, dass die 2. Polstelle teilweise durch die Nullstelle "kompensiert" wird. Ca und Cb liegen in der gleichen Größenordnung. Da meist gm > > 2gds und damit auch ω2 > > ω1 ist, kann der höherfrequente Pol ω2 (der ohnehin teilweise kompensiert ist) vernachlässigt werden , und die Übertragungsfunktion der Verstärkung erhält einen dominanten Pol bei ω1 . vud( p) = 1 ua( p) g md = Udiff( p) gds2+ gds3 1+ pT1 (IV71) Gilt die Annahme einer niederohmigen Steuerung durch Udiff nicht mehr, muss zusätzlich der sich durch die Eingangskapazitäten und den Generatorwiderstand ergebende Pol untersucht werden! Zahlenbeispiel: Cbd2 = Cbd1 = 11 fF; Cbd3 = Cbd4 = 32 fF; gds3 = 2 µS; gm1-4 = 0,2 mS; Cgd2 = Cgd1 = 1,5fF; Cgd3 = Cgd4 = 4,5fF; gds2 = 1µS; Cb = (1,5+ 11+ 32+ 4,5) fF = 49 fF; ---> f1 = 3µ Cgs3 = Cgs4 = 8 fF. S = 9,75 MHz 2π 49fF Ca = (1,5+ 11+ 32+ 8+ 8+ 4,5 x 2) fF = 69,5 fF (| Vu3| = 1 angenommen). ---> f2 = 0,2mS = 458 MHz 2π 69,5fF Überprüfung, ob die Annahme eines minimalen Millerefekts zu vertreten ist: Bei tiefen Frequenzen: vu30 = − g m4 − 0,2mS = − 33,3 = 6µS 2(g ds2+ g ds3) ⁄2 458 2 ) Bei 458 MHz hat Vu3 den Wert vu3( 458MHz) ≈ vu30 1+ ( = − 33,3 x 47 = − 0,7 9,75 • dh. Vu3 ist im interessierenden Frequenzbereich noch kleiner als angenommen, die Vernachlässigung des Millereffekts auf Cgd3 ist zulässig. − 1 FH Regensburg, FB Elektrotechnik, Prof. Haggenmiller 11.2002