KR AMPFADERN, VARIKOSE ■ Allgemein Krampfadern (Varizen) sind defekte, erweiterte und oft geschlängelte, wie «Knoten» imponierende Venenabschnitte unter der Haut, deren Klappenfunktion (Rückschlagventile) nicht mehr schlussfähig sind. Sind die Venenklappen in ihrer Funktion geschädigt, fliesst venöses Blut in die entgegengesetzte Richtung (venöse Insuffizienz, Abb. 4b). ■ Häufigkeit von Krampfadern Krampfadern sind ein weit verbreitetes Problem und werden fälschlicherweise oft als rein kosmetisches Problem verkannt. Ungefähr jeder sechste Mann und jede fünfte Frau leiden an medizinisch bedeutsamen Krampfadern, welche zur Verhinderung von Spätkomplikationen möglichst frühzeitig therapiert werden sollten. ■ Ursachen von Krampfadern Krampfadern sind in den allermeisten Fällen vererbt (primäre Varikose). Nur selten treten Krampfadern als Folge einer tiefer Beinvenenthrombose (sekundäre Varikose) oder einer angeborenen Gefässmissbildung (Angiodysplasie) auf. ■ Schwangerschaft und Krampfadern Frauen mit genetischer Veranlagung und einer Schwangerschaft sind besonders früh vom Krampfaderleiden betroffen. Während der Schwangerschaft drückt die wachsende Gebärmutter immer stärker auf die Beckenvenen (venöse Hypertonie). Zusätzlich erweitern die weiblichen Hormone die Venen. Die Folge sind rasch auftretende Krampfadern, welche während der Schwangerschaft erheblich an Grösse zunehmen können. In der Regel nehmen diese sogenannten Schwangerschaftskrampfadern einige Wochen bis Monate nach der Schwangerschaft wieder ab. Grundsätzlich sollte vor einer nächsten Schwangerschaft das Krampfaderleiden abgeklärt und therapiert werden. Dadurch können Beschwerden und auch die Gefahr von Komplikationen während der nächsten Schwangerschaft verhindert werden. ■ Symptome von Krampfadern Beschwerden wie schwere, müde, unruhige Beine, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz, geschwollene Beine usw. sind typische Symptome von einem Krampfaderleiden. In vielen Fällen verursachen selbst grosse und ausgedehnte Krampfadern keine Beschwerden. Auch diese Krampfadern sollten frühzeitig therapiert werden, um deren möglichen Komplikationen zu verhindern. 4 ■ Komplikationen von Krampfadern Ein undichter Klappenapparat führt bei aufrechter Körperhaltung vor allem am Unterschenkel, besonders in der Knöchelregion, zu einem stark erhöhten Innendruck der Krampfader und mit der Zeit zu Komplikationen (chronisch venöse Hypertonie, Abb. 5 ). In den häufigsten Fällen sind Krampfadern bis zur ersten Komplikation wie zum Beispiel einem Hautekzem, einem lokale Hautpilz, spontanen Krampfaderblutung oder einem «offenen Bein» (lat. Ulcus cruris) schmerzfrei. Erst die Komplikation führt zu Schmerzen. Wandert eine oberflächliche Venenthrombose in das tiefe Beinvenensystem, besteht die Gefahr einer lebensgefährlichen Lungenembolie. ABKL ÄRUNG VOM KR AMPFADERLEIDEN Krampfadern, Venenthrombosen, «offene Beine», Beinschmerzen usw. werden heutzutage mit der Farbultraschall Untersuchung abgeklärt. Diese Untersuchung ist schmerzlos, frei von Gefahren und in der Praxis durchführbar. In den Händen des Spezialisten (Phlebologe) wird die Diagnose anhand der klinischen und apparativen Farbultraschalluntersuchung in einem Arbeitsschritt gestellt. Abb. 4b Venöse Insuffizienz = Krampfader. Ist der Klappenapparat nicht schlussfähig, fliesst venöses Blut in die falsche Richtung, zurück in das Bein. Die ehemals gesunde geradlinig verlaufende Vene wird ausgeweitet und verläuft geschlängelt. 5 Abb. 5 Ein erhöhter Venen Innendruck in den Krampfadern presst die roten Blutkörperchen aus den Venenporen unter die Haut. Das in den roten Blutkörperchen gespeicherte Eisen führt mit der Zeit zu einer Braunverfärbung der Haut (Hyperpigmentation) und zunehmender Hautverhärtung (Induration, Ekzem) mit der Spätkomplikation von einem «offenen Bein» (Ulcus cruris). Krampfadern THER APIE VON KR AMPFADERN ■ Allgemein Grosse und ausgedehnte Krampfadern sollten zur Verhinderung von Komplikationen auch bei Beschwerdefreiheit frühzeitig therapiert werden. ■ Aktuelles Therapie Angebot beim Venenleiden Das Therapieangebot zur Behandlung von Krampfadern ist vielfältig. Der optimale Wahlentscheid ist abhängig von der Ausdehnung, Grösse und Typ der Krampfadern, früher durchgemachten Komplikationen, ehemaligen Operationen, Alter des Patienten usw. ■ Konservative Therapie vom Venenleiden Konservative Massnahmen mit medizinischen Kompressionsstrümpfen, Tabletten, Salben, Kneipkuren usw. lindern in vielen Fällen die Symptome vom Krampfaderleiden. (Bsp. Schwellungsneigung, Müdigkeits,- Schweregefühl, Wadenkrämpfe usw.). Eine Abheilung der Krampfadern oder Verzögerung des weiteren Verlaufs wird kaum erreicht. OPER ATION VON KR AMPFADERN ■ Allgemein Das Prinzip der operativen Sanierung wurde vor mehr als 100 Jahren entwickelt. Auch heute noch werden die krankhaft veränderten Anteile (Krampfadern) des oberflächlichen Venensystems mittels Stripping der oberflächliche Stammvene und der Phlebectomie (Häckelmethode) der Seitenäste entfernt. In den letzten 20 Jahren wurde das chirurgische Verfahren mit feineren Techniken und Instrumenten deutlich verbessert (minimal invasiv chirurgischer Eingriff). Kurz vor dem chirurgischen Eingriff werden die Krampfadern und deren Füllungsquellen mit der Farbultraschall Untersuchungen lokalisiert und eingezeichnet. Dies erleichtert dem Chirurgenteam den Eingriff mit kleinsten Hautschnitten durchzuführen und optimiert zusätzlich das chirurgische als auch gute kosmetische Resultat. ■ Stripping Methode, Phlebectomie (Häckeln) Über einen kleinen Schnitt in der Leiste (Vena saphena magna) oder in der Kniekehle (Vena saphena parva) werden die Hauptstämme der oberflächlichen Krampfadern und deren Seitenäste übersichtlich freigelegt und die Einmündung (Füllungsquelle) der Stammvenen in das tiefe Venensystem mit einem Faden verschlossen (Ligatur, Abb 6 ). In die eröffnete Stammvene wird ein feiner Stripper eingeführt und 6 dieser in der Stammvene Richtung Fuss geleitet. Zur Behandlung stehen verschiedene Stripper zur Verfügung wie zum Beispiel der PIN- Stripper (feiner Metallstab), Einmalstripper, Kryostripper (Kältestripper) usw. Ist die krankhafte oberflächliche Stammvene vollständig sondiert, wird diese in ihrer ganzen Länge herausgezogen (Stripping Methode). Die verbleibenden Seitenastkrampfadern werden über kleinste Hautschnitte mit dem Häckchen entfernt (Phlebectomie). MODERNE VERFAHREN: ENDOVENÖSE K ATHETERTHER APIE , L ASER , R ADIOFREQUENZ , KLEBER , USW. Bei der endovenösen Kathetertherapie (Laser- und Radiowellentherapie (VNUSClosure)) wird mittels Ultraschallüberwachung ein Katheter selektiv in die erkrankte oberflächliche Stammvene (Vena saphena magna/ parva) eingeführt und kurz vor der Füllungsquelle platziert. Mit einem externen Generator wir Energie (Wärme) in den Katheter geleitet und dieser langsam zurückgezogen. Der Katheter überträgt die Wärme kontinuierlich auf die Venenwand, welche daraufhin schrumpft und über die Monate vom Körper vollständig abgebaut wird ( Abb. 7 ). Bei der Kleber Methode wird ein endovenöser Katheter in die Stammvene gelegt und der Kleber über den Katheter in die oberflächliche Stammvene appliziert. Der Kleber führt zu einer irreversiblen, sofortiger Vernichtung der Venenwand und somit der krankhaften Stammvene. Abb. 6 Bei der chirurgischen Entfernung von Krampfadern werden die oberflächlichen Stammvenen (Vena saphena magna, parva) in ihrer Länge herausgezogen (Stripping Methode) und die verbleibenden Seitenäste mit einem Häcklein (Phlebectomie) entfernt. 7 Abb. 7 Bei den Kathetermethoden wird ein Katheter in die erkrankte Stammvene (Vena saphena magna/parva) eingeführt und mit Wärme verschlossen. Die verbleibenden Seitenäste werden mit der Häckelmethode (Phlebectomie) oder einer Schaumverödung therapiert. Krampfadern GENÜGENDER VENÖSER RÜCKFLUSS NACH EINER KR AMPFADER THER APIE Grundsätzlich können alle oberflächlichen Venen, ob erkrankt oder nicht, entfernt werden. Das oberflächliche Venensystem liegt zwischen der Haut und der Muskulatur und transportiert höchstens 5-10 % der gesamten Blutmenge vom Bein in Richtung Herz. Der venöse Rückstrom erfolgt im tiefen Beinvenensystem (90-100 %). Dieses könnte auch bei kompletten Fehlen vom oberflächlichen Venensystem die Gesamtkapazität vom venösen Rückstrom problemlos übernehmen. Mit wenigen Ausnahmen können deshalb alle oberflächlichen Krampfadern bedenkenlos entfernt werden ( Abb. 8 ). Abb. 8: Querschnitt Oberschenkel. Bei der Therapie von Krampfadern werden immer nur die oberflächlichen Venen tangiert, welches oberflächlich zwischen der Haut und der Muskulatur verläuft. Das tiefe Beinvenensystem in den Muskeln bleibt in allen Fällen erhalten und hat genügend Kapazität, den gesamten venösen Rückstrom, auch ohne das oberflächliche Venensystem, sicher zu stellen. WIEDER AUFTRETEN VON KR AMPFADERN – REZIDIV VARIKOSE ■ Erneute Krampfadern nach chirurgischen und nicht chirurgischen Eingriffen (Rezidivvarikose) Nach jeder primär erfolgreichen Krampfadertherapie können früher oder später neue Krampfadern (Rezidiv Varikose) auftreten. Dieser Verlauf ist normal, denn bei jeder Krampfadertherapie werden nur die momentan erkrankten Venenabschnitte und deren Füllungsquellen entfernt. Die zahlreichen gesunden oberflächlichen Venen werden belassen. Aufgrund der genetischen Disposition können heute gesunde Venen in Zukunft ebenfalls eine Klappenschwäche aufweisen und als Krampfadern erscheinen. Die Rückfallrate aller heute etablierten Therapiemethoden liegt innerhalb von zwei Jahren zwischen 2- und 10 %. ■ Therapie bei erneut aufgetretenen Krampfadern (Rezidivvarikose) Bei frühzeitiger Diagnose kann die Rezidivvarikose in den meisten Fällen durch einfache, ambulante Therapiemethoden wie zum Beispiel der Phlebectomie (Häckelmethode), Sklerosierungstherapie (Schaumverödung, Mikrosklerotherapie, usw.) therapiert werden. Je früher wiederauftretende Krampfadern bekämpft werden, desto geringer der therapeutische Aufwand. 8 ■ Verlauf und Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen und nicht chirurgischen Eingriffen an Krampfadern Jeder Eingriff an der Haut kann eine Hautentzündung verursachen. Bleiben diese klein und an Ort (lokal), heilen diese mit der Zeit folgenlos ab. Bei Ausdehnung vom Hautinfekt mit Überwärmung, Schmerzen, Rötung und Fieber muss eine antibiotische Therapie eingeleitet oder der Entzündungsherd entfernt werden. Nach jedem chirurgischen Eingriff (Bsp. Stripping, Phlebectomie) mit kleinsten Hautschnitten verbleibt Restblut unter der Haut, welches innerhalb der folgenden Tage zunehmend verfestigt und an Volumen zunehmen kann. Sicht- und spürbare Hämatome sind die Folge und werden innerhalb mehrerer Wochen und Monate vollständig abgebaut. Die kleinen Narben als auch länger verbleibenden Blutergüsse werden braun (Hyperpigmentation). Je nach genetischer Disposition können die Braunverfärbung über Monate andauern. Sonnenschutz und das Tragen von Kompressionsstrümpfen beschleunigen die Abblassung. Durch die Entfernung von Krampfadern können kleine Lymphgefässe geschädigt werden. Als Folge tritt Lymphflüssigkeit aus den noch offenen Hautschnitten über die Haut (=Lymphfistel). Austretende Lymphflüssigkeit reizt die Haut und kann diese innerhalb weniger Tage schädigen (= mazerieren). Lymphfisteln sind zudem Eintrittspforten von Bakterien und können deshalb rasch zu ausgedehnten, schwerwiegenden Entzündungen führen (bakterielle Infektion). Deshalb müssen Lymphfisteln desinfiziert und baldmöglichst durch den Spezialarzt durch gezielten Druck, Hautfolien und in hartnäckigen Fällen mit Hautkleber verschlossen werden. Werden kleine Hautnerven geschädigt, sind umschriebene Hautareale nicht mehr spürbar oder Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen usw. treten während Wochen bis Monaten. Die Missempfindungen sind über Wochen und Monate nachlassend ( Abb. 9 ). Abb.9: Komplikationen nach Krampfader Operationen. (a) Hautinfekt, ( b) Blutkoagel verbleiben unter der Haut. Diese imponieren als Blauverfärbung und zum Teil harte strangförmige Verhärtungen, welche mehrere Wochen verbleiben und mit den Monaten vollständig abgebaut werden. (c) Braunverfärbungen, (d ) Lymphfistel, (e) Lymphozele, (f ) Hautnerven 9 Krampfadern BESENREISER- / RETIKUL ÄRE KR AMPFADERN ■ Ursachen und Häufigkeit von Besenreiserund Retikulären Krampfadern Besenreiser sind kleinste, erweiterte Venenabschnitte (Krampfäderchen) in der Haut und deshalb gut sichtbar. Die etwas grösseren, knapp unter der Haut gelegenen kleinen Krampfadern, werden als Retikuläre Krampfadern bezeichnet. Oft treten beide Formen kombiniert nach der Pubertät, während der Schwangerschaft oder zunehmend im Alter auf. Deren Ursache ist hauptsächlich genetisch bedingt und ein rein kosmetisches Problem. Im Vergleich zu den kosmetisch störenden Besenreiser - und Retikulären Krampfadern, können diese auch Folge von grösseren oberflächlichen Krampfadern entstehen. Deshalb sollte vor jeder erstmaligen Therapie kosmetisch störender Besenreiser eine phlebologische Grundabklärung erfolgen. VERÖDUNGSTHER APIE VON KR AMPFADERN ■ Sklerosierungstherapie, Microsklerotherapie, Schaumverödung (Foam Therapie), Bio-Verödung Verschiedene Verödungsmittel stehen zur Verfügung wie zum Beispiel Aethoxysklerol, Variglobin, Scleremo, Kochsalzlösung (Bio Verödung) usw. Alle gängigen Verödungstechniken entfalten ihre Wirkung ähnlich, indem mit einer feinen Nadel eine wässerige Lösung des jeweiligen Verödungsmittels in die kleinen Krampfadern injiziert wird. Alle Sklerosierungmittel lösen an der Innenwand der Vene (Intima) eine entzündliche Reaktion aus. Nach erfolgter Sklerosierungstherapie werden die entzündeten Venenwände mit einem Druckverband aufeinander gepresst, verkleben miteinander und sind im Idealfall mit der Zeit nicht mehr sichtbar. ( Abb. 10a) Bei der Bio-Verödung wird eine hochkonzentrierte (27% «biologische Kochsalzlösung») verwendet. Die entzündliche Wirkung auf die Venenwand ist dieselbe wie bei allen oben genannten Verödungsmitteln. Abb. 10a: Verödungstherapie. Das Verödungsmittel löst eine Entzündung der Venenwände aus. Ein Kompressionsstrumpf führt zu einer Verklebung. 10 ■ Schaumsklerosierung (Foam Therapie) von Besenreisern, Krampfadern Bei der Schaumsklerosierung (Foam Therapie) wird das Verödungsmittel (Aethoxysklerol) mit Luft kräftig durchmischt und ein feinblasiger Schaum (Mikroschaum) erzeugt. Im Vergleich zur allein wässrigen Lösung entfaltet der Schaum eine deutlich stärkere Wirkung, indem das Schaumvolumen das Blut in den Krampfadern verdrängt und damit das Sklerosierungsmittel eine verstärkte Wirkung an den Venenwänden erzeugt ( Abb. 10b). Abb. 10b Anstelle dem flüssigen Verödungsmittel wird das Verödungsmittel als feinblasiger Schaum (Mikroschaum) in die Venen gespritzt. ■ Ultraschall gesteuerte Sklerosierungstherapie Mit Hilfe der Farbultraschall Untersuchung kann die Nadel exakt in die nicht sichtbaren oberflächlichen Füllungsquellen von oberflächlichen Krampfadern platziert und diese mit dem Verödungsmittel gezielt verschlossen werden. VERL AUF/KOMPLIK ATIONEN DER VERÖDUNGSBEHANDLUNG ■ Hautverfärbung nach Verödungstherapie Treten wenige Tage nach der Verödungstherapie grösserer Besenreiser-, Retikulären- und Seitenast Krampfadern im Bereich der behandelten Krampfader eine Braunverfärbung der Haut auf und ist Folge nicht verklebter Wandanteile gefüllt mit Blutkoageln. Das in den Blutkörperchen enthaltene Eisen verfärbt die Haut braun, ähnlich einer Tätowierung. Sind diese dunklen, linienförmigen Areale (Hämosiderinablagerung) innerhalb von zwei Wochen nicht deutlich rückgängig, müssen diese mit einer feinen Nadel angestochen und das koagulierte Blut möglichst restlos ausgepresst werden ( Abb. 11 ). Ansonsten ist mit monatelangen, kosmetisch störenden Verfärbungen zu rechnen. Bis zur Abblassung müssen diese Areale vor Sonnenlicht geschützt werden. Abb. 11 Bleibt koaguliertes Blut zwischen nicht verklebten Venenanteilen zurück, muss dieses mit feinen Nadeln angestochen und ausgepresst werden. Ansonsten muss mit monatelangen kosmetisch störenden, gut sichtbaren Braunverfärbungen gerechnet werden. 11 Krampfadern ■ Narben nach Verödungstherapie In circa einem Promille tritt wenige Tage nach der Sklerosierungstherapie eine schmerzhafte Blasenbildung und Entzündung auf (Nekrose, Abb. 12a). Die Abheilung zur Narbe dauert oft mehrere Wochen bis Monate. Je grösser die Nekrose, desto eher die Wahrscheinlichkeit einer sichtbaren Narbe. Diese Komplikation tritt auch bei langjährig geübten und erfahrenen Spezialisten auf. Die Gründe dafür sind vielfältig wie zum Beispiel einer Allergie-, Unverträglichkeit auf das Verödungsmittel, eine zu starke Reaktion der kleinen Krampfadern, eine zu stark gewählte Konzentration des Verödungsmittels, eine unsachgemässe Injektion des Verödungsmittels, eine Gefässanomalie (AV Fistel) usw. Abb. 12a: Verödungstherapie. Auftreten einer schmerzhaften entzündlichen Hautnekrose nach Verödungstherapie. ■ «Mattings» nach der Verödungstherapie Gelegentlich treten in der Umgebung der verödeten Areale kleinste rote Hautäderchen auf (Mattings). Diese können trotz mehrmaligen Nachverödungen hartnäckig zurückbleiben und verblassen erst nach Monaten ( Abb. 12b). Abb. 12b Nach einer Verödungstherapie Auftreten von kosmetisch störenden kleinsten Hautäderchen in der Umgebung der Verödungsbehandlung. L ASERTHER APIE VON KR AMPFADERN Zur Entfernung von Besenreiser- und Retikulären Krampfadern an den Beinen führt keine Laseranwendung zu den gewünschten kosmetisch optimalen Ergebnissen. Die Lasertherapie zur Behandlung oberflächlicher Stammvenen Krampfadern (moderne endovenöse Kathetertherapie, vgl. oben) und die Therapie von Couperose im Gesicht, Decolltee sind etablierte Therapiemethoden mit guten Resultaten. 12 THROMBOSE ■ Oberflächliche Venenthrombose Oberflächlich thrombosierte Krampfadern führen zu den typischen Beschwerden wie Schmerzen, Rötung und Verhärtung (Induration) derselben und sind gefahrlos, sofern die oberflächliche Thrombose nicht in das tiefen Beinvenensystem fortschreitet. Die Inzisionen der frischen oberflächlichen Venenthrombose und Auspressen derselben führt zu einem raschen Rückgang der Beschwerden. Gleichzeitig, oder in einem zweiten Schritt, sollte die befallene Krampfader als auch deren Füllungsquelle therapiert werden, um ein Wiederauftreten einer erneuten Thrombosierung zu verhindern (Rezidivprophylaxe). ■ Tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose Im Gegensatz zur oberflächlichen Thrombose bedeutet eine tiefe Beinvenenthrombose eine ernsthafte Gefahr. Tiefe Bein- und Beckenvenenthrombosen treten in den meisten Fällen durch eine verminderte oder eingeschränkte Beweglichkeit der Beine ein (z. B. bei Flugreisen, Bettlägerigkeit, Gipsbehandlungen usw.) mit vermindertem venösem Blutfluss. Grundkrankheiten wie hohes Fieber, Tumorerkrankung, genetisch bedingte Thromboseneigung usw. verstärken die Gefahr einer tiefen Beinvenenthrombose. Sind ausgedehnte Teile der tiefen Hauptvenen durch den Thrombus verschlossen, wird das periphere venöse Blut gestaut. Dies führt zu den typischen Symptomen von plötzlich ausgeprägter, schmerzhafter Beinschwellung und bläulich livider Hautverfärbung. Sind nur wenige tiefe Beinvenen verschlossen und ein guter Umgehungskreislauf (Kollateralen) vorhanden, können Symptome über Wochen diskret auftreten. ■ Lungenembolie als Komplikationen der tiefen Beinvenenthrombose Werden Anteile vom Thrombus abgelöst (Emboliequelle) gelangen diese über die rechte Herzkammer in die Lungengefässe und verstopfen diese. Der Sauerstoffaustausch von Lunge und Blutbahn ist unterbrochen und führt zu einer lebensgefährlichen Situation ( Abb. 13a). Abb. 13a Blutkoagel (Thrombus) in einer tiefen Beinvene. Werden Anteile vom Thrombus abgelöst und in die Lungenvenen transportiert, ist der Sauerstoffaustausch gefährdet. 13 Krampfadern ■ Lokaler Klappenschaden vom tiefen Beinvenensystem nach tiefer Beinvenenthrombose Verbleibt der Thrombus über Wochen und Monaten in der tiefen Beinvene, wächst dieser nach wenigen Tagen mit der Venenwand zusammen (Organisation). Die Wiedereröffnung vom Thrombus (Rekanalisation) dauert in der Regel Monate bis Jahre. Die ehemals zarten Venenklappen im Bereich des ehemaligen Thrombus werden durch den Thrombus narbig verändert (Fibrosierung), undicht oder fehlen gänzlich ( Abb. 13b). Das Fehlen vom tiefen Venenklappenapparat führt hauptsächlich bei stehenden Tätigkeiten zu einem stark erhöhten Veneninnendruck (chronisch venöse Hypertonie) der distal gelegenen Venenabschnitte. Die typischen Symptome sind Schwellungsneigung Schweregefühl, Müdigkeitsgefühl, Blauverfärbung der Unterschenkelhaut. Treten zusätzlich Hautveränderungen wie Rötung, Allergie, Braunverfärbung, Hautverhärtung, und spontane Hautdefekte (offenes Bein, Ulcus cruris) auf, ist der Klappenapparat im tiefen Beinvenensystem massiv geschädigt. Abb. 13b Links normaler funktionsfähiger Klappenapparat: Rechts defekter, schlussunfähiger Klappenapparat nach einer venösen Thrombose. ■ Häufigkeit einer tiefen Beinvenenthrombose Verlässliche Angaben zur Häufigkeit von tiefen Beinvenenthrombosen liegen nicht vor. Schätzungsweise sind jährlich ungefähr eins bis zwei Promille der Normalbevölkerung betroffen. ■ Farbultraschall Abklärung bei Verdacht einer tiefen Beinvenenthrombose Ist der Verdacht einer tiefen Beinvenenthrombose gestellt, muss dieser in jedem Fall mit einem bildgebendem Verfahren (Farbultraschall) bestätigt werden, um eine unnötige Blutverdünnung mit gefährlichen Nebenwirkungen zu vermeiden. 14 ■ Labortest bei Verdacht einer tiefen Beinvenenthrombose (D-Dimer) Zum Ausschluss einer tiefen Beinvenenthrombose bzw. Lungenembolie ist die D-Dimer Bestimmung hilfreich. D-Dimer ist ein Eiweiss, welches beim Abbau vom Thrombus gebildet wird. Ein D-Dimer Wert im Normbereich schliesst eine tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolie aus und weitere Abklärungen sind nicht notwendig. Umgekehrt bedeutet ein positiver D- Dimer Test keine sichere Diagnose einer tiefen Beinvenenthrombose oder Lungenenembolie. Ein positiver D-Dimer Wert ist zwar spezifisch betreffend einer Venenthrombose oder Lungenembolie, aber der D-Dimer Wert kann bei vielen weiteren Erkrankungen erhöht sein, wie zum Beispiel bei Tumorerkrankung, arteriellen Gefässverschlüssen, Schwangerschaft, nach Operationen, Leber-, Herz-, Bluterkrankungen usw. Bei positivem D-Dimer Test muss zur Diagnosesicherung einer tiefen Venenthrombose immer eine bildgebende Untersuchung (Farbduplex Sonographie) folgen (vgl. oben). ■ Kontrastmittel Untersuchung (Phlebographie) bei Verdacht auf tiefe Beinvenenthrombose Ist die Farbultraschall Untersuchung nicht eindeutig und der Verdacht einer tiefen Beinvenenthrombose weiterhin bestehend, wird eine Röntgenkontrastmittel Untersuchung (Phlebographie) durchgeführt. ■ Risikofaktoren einer tiefen Beinvenenthrombose Die häufigsten Risikofaktoren einer tiefen Beinvenenthrombose sind erblich bedingte (genetisch, familiär) Blutgerinnungsstörungen, die Einnahme oraler Kontrazeptiva (Anti-Baby-Pille), weibliche Hormonpräparate, Rauchen kombiniert mit der Anti-Baby-Pille, bereits früher erlittene tiefe Bein-Beckenvenenthrombosen, Schwangerschaft, Tumorerkrankungen, Immobilisation (Gips, Bettlägerigkeit, Reisen), verminderte Flüssigkeitszufuhr, hohes Fieber, Krampfadern, Gefässverletzungen, Gefässentzündungen usw. 15 Krampfadern THROMBOSE PROPHYL A XE ■ Konservative Thrombose Prophylaxe Die natürlichste Methode zur Verhinderung einer tiefen Beinvenenthrombose ist die Aktivierung der Beinmuskeln und deren Gelenke. Der dadurch deutlich vermehrte Venenfluss verhindert die Bildung von einem Thrombus. Genügend Flüssigkeitszufuhr dämmt ein Verdicken vom venösen Blut ein. Bequeme Kleidung und optimale Sitzposition ermöglichen eine bessere Beweglichkeit der Beine. Auch kann mittels Kompressionsstrümpfen das Volumen der Beine reduziert, der venöse Blutfluss bei aktiver Bewegung verbessert und eine Schwellungsneigung der Beine während längerem Sitzen und Stehen verhindert werden ( Abb. 14 ). Abb. 14 Die einfachste Methode der Thrombose Prophylaxe ist die Aktivierung von Muskeln und Gelenken. Dies erhöht den venösen Blutfluss und verhindert eine Blutgerinnung in der tiefen Beinvene (Thrombose). ■ Reisethrombose Fälschlicherweise wird die Gefahr von Thrombosen vorwiegend mit Flugreisen assoziiert. Ebenso gefährlich zur Entstehung einer tiefen Beinvenenthrombose sind längere Car- und Autofahrten. Prinzipiell ist bei allen Reisen mit verminderter Beweglichkeit die Gefahr von venösen Thrombosen gegeben. ■ Aspirin als venöse Thromboseprophylaxe Aspirin (Acetylsalicylsäure) ist in Studien als Prophylaxe arterieller Embolien (Schlaganfall, Herzinfarkt, Arterienverschlüsse) belegt, nicht aber als Prophylaxe venöser Thrombosen und Lungenembolien. ■ Medikamentöse Thrombose Prophylaxe Fanden in der Vergangenheit tiefe Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien statt, bzw. sind genetische Blutungsneigungen bekannt, muss eine medikamentöse Thromboseprophylaxe mittels Spritzen (niedermolekulare Heparine) oder Tabletten (Bsp. Xarelto) durchgeführt werden. Die medikamentöse Prophylaxe ist bis heute die sicherste Methode der Thromboseprophylaxe, wobei deren zum Teil schweren Nebenwirkungen vermehrter Blutungsneigung berücksichtigt werden muss. 16 THER APIE DER TIEFEN BEINVENEN THROMBOSE Zur Verhinderung von Früh- als auch Spätkomplikationen von tiefen Beinvenenthrombosen muss das Blut unmittelbar verdünnt (Antikoagulation) oder der venöse Thrombus chirurgisch entfernt werden. Bei der medikamentösen Therapie wird der Thrombus belassen und nur sein Fortschreiten verhindert, bei der chirurgischen Therapie wird der Thrombus entfernt. ■ Moderne Therapie der tiefen Beinvenenthrombose (lokale Thrombolyse, Thrombus Entfernung) Der frische Thrombus wird medikamentös aufgeweicht und der verbleibende Anteil mittels Katheter entfernt. Die sofortige Entfernung vom Thrombus verhindert eine Vernarbung der zarten Klappen, welche in ihrer Funktion (Schlussfähigkeit) erhalten bleiben. ( Abb.15 ). Das chirurgische Vorgehen ist nur bei frischen, ausgedehnten Thromben und jüngeren Patienten sinnvoll. Je früher der Eingriff erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Klappenapparat in seiner Funktion erhalten bleibt und Folgeschäden ausbleiben. Abb. 15 Chirurgische Entfernung einer tiefen Beinvenenthrombose. Der Thrombus wird mit einem thromboseauflösenden Medikament teilweise aufgelöst und die nicht aufgelösten Anteile mit dem Ballonkatheter entfernt. ULCUS CRURIS ■ Allgemein In 70– 90 % ist das Ulcus cruris durch eine chronisch venöse Erkrankung verursacht, sei dies aufgrund genetisch bedingten oberflächlichen Krampfadern (primäre Varikose) oder nach einer tiefen Beinvenenthrombose (sekundäre Varikose). In 5–15% ist das Ulcus cruris Folge einer arteriellen Durchblutungsstörung. Bei den restlichen Fällen sind seltene Erkrankungen wie zum Beispiel Gefässentzündungen (Vasculitis), Ekzeme, chronische Hautkrankheiten, Lymphödem usw.) die Ursache. 17 Krampfadern ■ Therapie vom Ulcus cruris In allen Fällen gilt, die Ursache spezialärztlich abzuklären und die zugrunde liegende Ursache zu beheben. Verschiedene moderne Wundauflagen stehen zur Verfügung. Reichen diese nicht aus, wird der Hautdefekt chirurgisch verschlossen wie zum Beispiel einer Hauttransplantation (Thiersch, Abb. 16 ) einer Lappenplastik ( Abb. 17 ), einer Operation nach Palma ( Abb. 18 ), einer Klappenrekonstruktion, einem Klappentransfer ( Abb. 19 ) oder einem venösen Kunststoff Bypass. Abb.16 : Thiersch. Gesunde Haut wird in der Regel vom Oberschenkel entnommen und diese mit einer speziellen Maschine maschenförmig geschnitten und auf den vorbereiteten, gesäuberten Hautdefekt (Ulcus cruris) gelegt. Abb.17 Mit einem vom Rücken entnommenen Hautlappen mit all seinen Gefässen wird der Hautdefekt am Bein überdeckt und die feinen Gefässe des Lappens mit den Unterschenkelgefässen verbunden. Abb.18 : Operation nach Palma. Ein Verschluss der Beckenvenenstrombahn wird über die Gegenseite umgeleitet. 18 Abb.19: Klappentransfer. Eine intakte, schlussfähige Klappe vom gesunden Bein wird in das kranke Bein transferriert und umgekehrt. ■ Kompressions Therapie beim venös bedingten Ulus cruris Sind chirurgische oder moderne Katheterverfahren zur Therapie vom Ulcus cruris ausgeschöpft, muss eine konsequente Kompressionstherapie mittels Kompressionsstrümpfe oder Verbänden durchgeführt werden. PROPHYL A XE VOM KR AMPFADERLEIDEN Das Krampfaderleiden wird vererbt. Keine Prophylaxe kann das Entstehen oder Wiederauftreten von Krampfadern verhindern. Schwangerschaften, stehende oder sitzende Tätigkeiten, Saunagänge, warme Bäder, Sonneneinwirkung, Übergewicht, usw. können die Entwicklung von Krampfadern zwar begünstigen und beschleunigen, aber sind nie der primäre Grund vom Krampfaderleiden. 19