Physikalische Chemie Ia Diplomstudium Chemie (Universität Stuttgart) Verfasser: Oliver Martin Dozent: Prof. Dr. Helmut Bertagnolli (im SS 2006) 1. Auflage 2006 Impressum: © 1. Auflage, Dezember 2006 Alle Rechte auf das vorliegende Werk inklusive aller graphischen Abbildungen sind dem Verfasser vorbehalten. Oliver Martin Böblinger Straße 224 70199 Stuttgart Tel.: 0711 / 23 72 434 E-Mail: [email protected] © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Inhaltsverzeichnis Thermodynamik 1. Aufgaben der Thermodynamik 1 2. Thermodynamische Grundbegriffe 2.1 Thermodynamische Systeme 2.2 Zustandsvariablen 2.2.1 Extensive Eigenschaften 2.2.2 Intensive Eigenschaften 2.2.3 Bestimmung der Zustandsgrößen 2.2.4 Nullter Hauptsatz der Thermodynamik 2.2.5 Chemische Zusammensetzung 2.3 Thermische Zustandsgleichung des idealen Gase 2.3.1 Gesetz von Boyle-Mariott 2.3.2 Gesetz von Gay-Lussac 2.3.3 Das ideale Gasgesetz 2.3.4 Molmassenbestimmung mit Hilfe des idealen Gasgesetzes 2.4 Die Zustandsbeschreibung realer Gase 2.4.1 Virialgleichung 2.4.2 Van-der-Waals-Gleichung 2.4.3 Andere Zustandsgleichungen für reale Gase 2.5 Arbeit 2.5.1 Kompressions- und Expansionsarbeit 2.5.2 Expansion ins Vakuum 2.5.3 Expansion gegen einen konstanten Druck 2.5.4 Reversible Expansion 2.6 Wärme 2.7 Innere Energie 1 1 2 2 2 2 2 3 3 3 4 5 5 3. Erster Hauptsatz der Thermodynamik 3.1 Definition 3.2 Zustandsfunktionen 3.2.1 Änderung der Inneren Energie – Zustandsfunktion und totale Differentiale 3.2.2 Enthalpie als Zustandsfunktion und ihre Änderung 3.3 Zusammenhang zwischen Cp und CV 3.4 Volumenabhängigkeit der Inneren Energie 3.4.1 Zusammenhang zwischen Cp und CV für ein ideales Gas 3.5 Joule-Thomson-Effekt 3.6 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf ideale Gase 3.6.1 Isotherme, reversible Volumenänderung 3.6.2 Adiabatisch-reversible Expansion 3.7 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf Phasenumwandlungen reiner Stoffe I 6 6 8 10 10 11 11 11 12 13 13 14 14 14 15 16 17 18 19 20 21 21 22 23 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 3.8 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf Reaktionen zwischen reinen Phasen 3.8.1 Die Reaktionswärmen ∆RU und ∆RH 3.8.2 Hess’scher Satz 3.8.3 Standard-Bildungsenthalpien chemischer Verbindungen 3.8.4 Berechnung von Reaktionsenthalpien aus den Standardenthalpien 3.8.5 Bestimmung der Standard-Bildungsenthalpien aus den Verbrennungswärmen 3.8.6 Temperaturabhängigkeit der Reaktionsenthalpien 4. Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik 4.1 Carnot’scher Kreisprozess 4.1.1 Wirkungsgrad 4.1.2 Überlegungen von Carnot 4.2 Carnot’scher Wirkungsgrad 4.2.1 Wirkungsgrade 4.3 Wärmepumpen 4.4 Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik 4.4.1 Joul’scher Expansionsversuch 4.4.2 Formulierung des 2. Hauptsatzes 4.5 Der ideale Wirkungsgrad 4.5.1 Interpretation 4.6 Der Begriff der Entropie 4.6.1 Carnot-Prozess: Zustand des Gases im Kreisprozess 4.6.2 Definition von Clausius 4.7 Die Entropie 4.7.1 Spezialfall eines idealen Gases 4.8 Freie Energie und Freie Enthalpie 4.8.1 Freiwilligkeit von Vorgängen ausgedrückt durch die Änderung der Freien Energie bzw. Freien Enthalpie 4.8.2 Eigenschaften der Freien Enthalpie 4.8.3 Temperaturabhängigkeit der Freien Enthalpie 4.8.4 Druckabhängigkeit der Freien Enthalpie 4.9 Guggenheim-Schema 5. Phasengleichgewichte 5.1 Einführung des chemischen Potentials 5.1.1 Bedingung für chemisches Gleichgewicht 5.1.2 Chemisches Potential reiner Phasen 5.2 Bedingung für das Gleichgewicht zwischen Phasen 5.3 Gibbs’sche Phasenregel 5.3.1 Phasendiagramme für Einkomponentensysteme 5.4 Klassifikation von Phasenübergängen 5.5 Mischphasen 5.5.1 Abhängigkeit des chemischen Potentials von der Zusammensetzung 5.5.2 Gleichgewichte zwischen Lösungen und reinen Phasen des Lösungsmittels 5.5.3 Beliebige Zweistoffsysteme II 24 24 25 25 26 27 27 28 28 29 29 30 31 31 32 33 34 34 34 35 35 36 38 40 41 42 43 44 44 45 45 45 46 47 48 48 49 52 53 53 54 60 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 6. Chemische Reaktionen 6.1 Gleichgewicht zwischen idealen Gasen 6.1.1 Temperaturabhängigkeit der Gleichkonstanten 6.1.2 Druckabhängigkeit der Gleichkonstanten 6.1.3 Berechnung der Gleichgewichtskonstanten 6.1.4 Homogene Gasgleichgewichte 6.2 Gleichgewichte in nicht-idealen Systemen von Gase 6.3 Gleichgewichte für Mischphasen 6.4 Qualitative Diskussion des chemischen Gleichgewichts 6.5 Anwendung des chemischen Gleichgewichts 6.5.1 Berechnung der Ausbeute 6.5.2 Dissoziationsgrad eines Stoffes 6.6 Chemisches Gleichgewicht in Mehrphasensystemen 6.6.1 Lösung von Gasen in Flüssigkeiten 64 64 65 67 68 69 70 70 71 72 72 74 75 75 7. Dritter Hauptsatz der Thermodynamik 7.1 Untersuchung von Festkörperreaktionen von Nernst 7.2 Formulierung des 3. Hauptsatzes der Thermodynamik 7.3 Nullpunktsentropie 77 77 77 77 Anhang I: Formelsammlung Thermodynamik 79 Anhang II: Übungen mit Lösungen III Thermodynamik © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Thermodynamik 1. Aufgaben der Thermodynamik Die Thermodynamik ist eine phänomenologische Theorie. Der Zustand eines Systems wird durch Zustandsgrößen beschrieben. Beispiele für Zustandsgrößen: • Druck • Temperatur • Volumen • Zusammensetzung Die Zustandsgrößen können miteinander über Zustandsfunktionen verknüpft werden. Der Begriff "Zeit" kommt in der klassischen Thermodynamik nicht vor! 2. Thermodynamische Grundbegriffe 2.1 Thermodynamische Systeme Materie, die durch gedachte oder physikalische Wände gegen die Umgebung abgegrenzt ist, bildet ein thermodynamisches System. Systeme: Dampf Dampf Gas beweglicher Stempel Bodenkörper Flüssigkeit Flüssigkeit Unterscheidung der Systeme - isoliertes oder abgeschlossenes System: kein Energie- und Materie-/Massenaustausch Bsp.: verschlossene Thermosflasche - geschlossenes System: Energieaustausch, aber kein Massenaustausch möglich Bsp.: Schnellkochtopf 1 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage - offenes System: sowohl Energie- als auch Massenaustausch möglich Bsp.: Kochtopf (ohne Deckel) 2.2 Zustandsvariablen 2.2.1 Extensive Eigenschaften Sie hängen von der Masse ab. Sie sind additiv. - Beispiele: Masse, Volumen - große Symbole, Ausnahme: Masse 2.2.2 Intensive Eigenschaften Sie hängen nicht von der Masse ab. Sie sind nicht additiv. - Beispiele: Temperatur, Dichte, Viskosität, Brechungsindex - kleine Symbole, Ausnahme: Temperatur 2.2.3 Bestimmte Zustandsgrößen Druck: Symbol p mit [p] = 1 N · m-2 Volumen: Symbol V mit [V] = 1 m3 Temperatur: Symbol T mit [T] = 1 K 2.2.4 Nullter Hauptsatz der Thermodynamik Alle Systeme, die sich mit einem gegebenen System im thermischen Gleichgewicht befinden, stehen auch untereinander im thermischen Gleichgewicht. Die Systeme haben eine Eigenschaft gemeinsam: Die Temperatur. Schmelzpunkt Eis: Siedepunkt Wasser: p = 1.013 bar p = 1.013 bar H2O Eisenblock 2 T = 273,15 K T = 373,15 K © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Gasthermometer Der Druck eines Gases bei konstantem Volumen wird als Funktion der Temperatur gemessen. T≡ϑ p (ϑ) V = const. p (h h) [bar] absoluter Nullpunkt -273,15 - 200 - 100 0 100 200 300 h [°C] Absoluter Nullpunkt: T = 0 K bzw. ϑ = - 273.15 °C (Umrechnung entsprechend) in der Thermodynamik wird die absolute Temperatur in [K] verwendet 2.2.5 Chemische Zusammensetzung - Stoffmengenanteil (bzw. Molenbruch): n xi = k i ∑ nj j =1 2.3 Thermische Zustandsgleichung des idealen Gases Einkomponentensystem gesucht: p = f(V,T) oder V = g(p,T) 2.3.1 Gesetz von Boyle-Mariott Druckabhängigkeit bei konstanter Temperatur (isotherm): T = const. p ~ 1/V V ~ 1/p p · V = const. für T = const. 3 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage p [bar] Isothermen T = 200 K T = 100 K V [l] Dreidimensional: T [K] p [bar] V [l] Daraus folgt: p · V = c für c = Konstante (Gleichung einer Isothermen) p · dV + V · dp = 0 prozentualen Änderungen: dV dp =− V p 2.3.2 Gesetz von Gay-Lussac Temperaturabhängigkeit des Volumens bei konstantem Druck bzw. des Druckes bei konstantem Volumen 4 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage p ~ T mit V = const. (isochor) p T = p0 T0 V ~ T mit p = const. (isobar) V T = V0 T0 2.3.3 Das ideale Gasgesetz V = f (p, T) V ist direkt proportional zu T und indirekt proportional zu p T V = ⋅R p mit R: universelle Gaskonstante diese Beziehung gilt für 1 Mol eines idealen Gases für n-Mole: p·V=n·R·T mit R: 8,314 J/K · mol Für ein Mol bei 1,013 bar (entspricht 1 atm) und T = 273,15 K Daraus ergibt sich das Molvolumen bei Standardbedingungen zu: 22,413 l. Proportionalitäten n und R sind konstant p~T V ~ 1/p V~T 2.3.4 Molmassenbestimmung mit Hilfe des idealen Gasgesetzes n= Masse[ g ] m = g Molmasse[ mol ] M m ⋅ R⋅T M Bei bekannter Einwaage kann bei bekanntem Druck, Volumen und bekannter Temperatur M bestimmt werden. p ⋅V = 5 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 2.4 Die Zustandsbeschreibung von realen Gasen p ⋅V R = lim p→ 0 n⋅T Das ideale Gasgesetz ist ein Grenzgesetz und gilt nur unter bestimmten Voraussetzungen/Annahmen: 1.) Anziehungskräfte zwischen den Molekülen sind vernachlässigbar. 2.) Das Eigenvolumen der Gasmoleküle wird nicht berücksichtigt. 2.4.1 Virialgleichung Ein Mol eines Gases n = 1 p ⋅V R⋅T ideales Gas 1 HCl NH3 0 0,5 1,0 p [bar] 1,5 p ⋅V = 1+ B ⋅ p R⋅T p ⋅V R⋅T 1 0 ideales Gas Boyle-Punkt 500 1.000 p [bar] Virialentwicklung p ⋅V = 1 + B ⋅ p + C ⋅ p2 + D ⋅ p3 R⋅T mit B: Zweiter Virialkoeffizient 6 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Boyle-Punkt: Reales Gas verhält sich wie ein ideals Gas an diesem Punkt. Verlauf des zweiten Virialkoeffizienten B [ml/mol] 10 0 Boyle-Temperatur - 10 0 100 200 T [K] 300 Berechnung des zweiten Virialkoeffizienten Folgt aus der statistischen Mechanik. zwischenmolekulare Wechselwirkung: u(r) 4 r r r=F real: u(r) Abstoßung F F’ keine Wechselwirkung r Anziehung 7 F © Oliver Martin 2006, 1. Auflage ohne Beweis: π ∞ − uk(⋅Tr ) 2 B = −2 ∫ e − 1 ⋅ r dr k ⋅T 0 mit k: Boltzmannkonstante (k = R/NA) u(r ) = 0 ⇒ r > σ u(r ) = ∞ ⇒ r ≤ σ − uk(⋅Tr ) B = −2 − 1 ⋅ r 2 dr e ∫ k ⋅T 0 B = −2 π σ π ∞ k ⋅ T σ∫ π 2 − 1 ⋅ r dr = 2 k ⋅T ⋅ σ3 3 n p ⋅V ⋅ R⋅T → = 1+ B ⋅ p V R⋅T π ∞ − uk(⋅rT) 2 B = −2 ⋅ ⋅ ∫e − 1 ⋅ r dr k ⋅T 0 ∞ π σ − uk(⋅rT) 2 − uk(⋅rT) B = −2 ⋅ ⋅ ∫e − 1 ⋅ r dr + ∫ e − 1 ⋅ r 2 dr k ⋅T 0 σ p ⋅V = n ⋅ R ⋅ T ⇒ p = B = −2 ⋅ B = 2⋅ π k ⋅T σ ∞ ⋅ ∫ − 1 ⋅ r dr + ∫ 0 ⋅ r 2 dr 2 σ 0 σ π σ3 r 3 ⋅ = 2⋅ ⋅ k ⋅ T 3 0 k ⋅T 3 π Volumen Kugel: 3 4 σ VKugel = ⋅ π ⋅ 2 3 VKugel = B= π 6 ⋅σ 3 1 ⋅ 4 ⋅ VKugel k ⋅T 2.4.2 Van-der-Waals-Gleichung Videal Videal - n · b mit (n · b): Eigenvolumen der Teilchen (molares Kovolumen) n⋅ R⋅T p= V − n ⋅b 8 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Berücksichtigung der attraktiven Wechselwirkung: Einführung eines Binnendrucks pbinnen 2 2 n n pbinnen ~ ⇒ pbinnen = a ⋅ V V 2 2 n⋅ R⋅T n n p= − a ⋅ ⇔ p + a ⋅ ⋅ (V − n ⋅ b) = n ⋅ R ⋅ T V V V − n⋅b p n=1 T zunehmend V (flüssig) V (Gas) V eingezeichnete „Parabel“: Maxwellkonstruktion. Sie gibt den ZweiPhasenbereich flüssig-gasförmig an. Am kritischen Punkt (Wendepunkt mit waagerechter Tangente) gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen flüssig und gasförmig. Beide Phasen gehen in eine homogen Phase über. Oberhalb des kritischen Punktes ist keine Verflüssigung des Gases mehr möglich. Das Gas ist überkritisch, andernfalls handelt es sich um Dampf. dp =0 dV T k d 2 p 2 =0 dV T k Vk 3 9 a = ⋅ R ⋅ Vk ⋅ Tk 8 mit Vk: kritisches Volumen; Tk: kritische Temperatur b= Einsetzen der kritischen Größen Tk, pk, Vk in die Van-der-WaalsGleichung: pk ⋅ Vk 3 = kritischer Koeffizient R ⋅ Tk 8 9 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Theorem der übereinstimmenden Zustände: p ⋅V Real 0,25 ≤ k k ≤ 0,30 R ⋅ Tk 2.4.3 Andere Zustandsgleichungen für reale Gase Nach Berthelot: R⋅T a p= − Vm − b T ⋅ Vm 2 Nach Dieterici: a R ⋅ T ⋅ exp − R ⋅ T ⋅ Vm p= Vm − b 2.5 Arbeit Ist die Arbeit oder Wärme positiv, so wird dem System Energie zugeführt. Ist die Arbeit oder Wärme negativ, so wird vom System Energie abgegeben. Mechanische Arbeit: w, δw Arbeit = Kraft · Weg z F(z) ze dz za δw = - F(z) · dz ze ze za za ∫ δw = − ∫ F ( z) dz Wenn F(z) unabhängig von z, dann gilt: F(z) = F = const. ze w = − F ⋅ ∫ dz = − F ⋅ ( ze − za ) za 10 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Ve Va pext Fläche A Druck = Kraft/Fläche pext = F ( z) ⇔ F ( z) = pext ⋅ A A 2.5.1 Kompressions- und Expansionsarbeit δw = - F(z) dz δw = - pext · A · dz A · dz = dV δw = - pext · dV Ve w = − ∫ pext dV Va Ve pext = const . ⇒ w = − pext ⋅ ∫ dV = − pext ⋅ (Ve − Va ) Va Bei der Berechnung der Volumenarbeit ist stets der äußere Druck einzusetzen! 2.5.2 Expansion ins Vakuum pext = 0 ⇒ w = 0 2.5.3 Expansion gegen einen konstanten Druck pext = const. (bereits abgeleitet) w = - pext · (Ve - Va) 11 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Arbeit als Fläche im p-V-Diagramm p pext Va Ve V 2.5.4 Reversible Expansion reversibel: In jedem Moment umkehrbar. Durchlaufen von vielen Gleichgewichtszuständen. Bedingung für Reversibilität: pinnen = pextern Isotherme Expansion bzw. Kompression reversibel w=? T = const. δw = - pext dV = - pinnen dV Aber: pinnen bzw. pbinnen ändert sich mit V Für n = 1: p ⋅ V = R ⋅ T ⇔ p = R⋅T V T V δw = − R ⋅ dV We Ve Wa Va T ∫ δw = − ∫ R ⋅ V dV V w = − R ⋅ T ⋅ [lnV ]Vea V w = − R ⋅ T ⋅ ln e Va 12 eines Gases, aber © Oliver Martin 2006, 1. Auflage p reversibel pext Va Ve V Maximale Arbeit ist nur bei reversibler Prozessführung möglich. Die Arbeit ist abhängig von der Art und Weise, wie der Prozess geführt wird. 2.6 Wärme Symbol: q oder δq Änderung der Wärmeenergie δq ~ dT mit dT: Temperaturdifferenz mit der Umgebung δq = C’ dT mit C’: Proportionalitätsfaktor C’ ~ m mit m: Masse C’ = c · m bezogen auf ein Mol M CM = c · M mit CM: Molwärme δq = CM · dT 2.7 Innere Energie Symbol: U, ∆U, dU Innere Energie gibt die Fähigkeit der Materie an, Energie zu speichern. Energie kann in Bindungen, Translationen, Rotationen, Vibrationen der 13 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Moleküle und in zwischenmolekularen Wechselwirkungen gespeichert werden. 3. Erster Hauptsatz der Thermodynamik 3.1 Definition geschlossenes System dU = δw + δq mit δ: Symbol für Größen, die vom Weg abhängig sind 1. Hauptsatz = Energieerhaltungssatz Indirekter Beweis, dass die innere Energie nicht vom Weg abhängt. Annahme: Innere Energie sei wegabhängig: Weg 1 V1, p1, T1 V2, p2, T2 Weg 2 U1 U1' U2 U1 = U1’, andernfalls entstünde Energie aus dem nichts Perpetuum mobile 1. Art Die innere Energie ist vom Weg unabhängig. Sie ist nur vom Anfangsund Endzustand des Systems abhängig. Für derartige Größen wird die infinitesimale Änderung mit dem Symbol d bezeichnet. 3.2 Zustandsfunktionen Ue ∆U = ∫ dU = U e − U a Ua mit ∆U: endliche Änderungen 14 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Exkurs: Vollständiges Differential Ein vollständiges Differential ist die Summe aus den partiellen Ableitungen aller Variablen, von denen f abhängt. also: z = f(x,y) ∂ f ( x, y) ∂ f ( x, y) dz = dx + dy ∂ x y ∂ y x dU ist ein vollständiges (totales) Differential, da U eine Zustandsfunktion ist. δq ist ein unvollständiges Differential, da δq vom Weg abhängig ist. 3.2.1 Änderung der inneren Energie - Zustandsfunktion und totale Differentiale Änderung der inneren Energie, wenn Volumen bzw. Temperatur geändert werden? T V ∂U ∂U dU = dT + dV ∂ T V ∂V T U = f (T ,V ) p = R⋅ dU = δq + δw V = f (x1,T) ∂V ∂V dV = dx1 + dT ∂ x1 T ∂ T x1 mit xi: Molenbruch U = f(T,V,x1,x2) ∂U ∂U ∂U ∂U dU = dT + dV + dx1 + dx2 ∂ T V ,x1 ,x2 ∂ V T ,x1 ,x2 ∂ x1 V ,T ,x2 ∂ x2 V ,T ,x1 ∂U ∂U dU = dT + dV ∂ T V ∂V T für konstante Zusammensetzungen 1. Hauptsatz dU = δq + δw dU = δq - p · dV 15 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Bestimmung der Änderung der inneren Energie dV = 0 ⇒ dU = δq also isochore Prozessführung Für einen isochoren Prozess gilt: ∂U dU = dT ∂ T V dU = δq Wärme: δq = CM · dT für ein Mol Volumen konstant: δq = CV · dT CV ist die Molwärme bei konstantem Volumen dU = CV · dT für dV = 0 ∂U dU = dT ∂ T V ∂U CV = ∂ T V Die Änderung der inneren Energie ist bei einem isochoren Prozess gleich der mit der Umgebung ausgetauschten Wärmeenergie. 3.2.2 Enthalpie als Zustandsfunktion und ihre Änderung Bei den meisten Prozessen ist der Druck konstant: dp = 0 dU = δq + δw δw = - p · dV Endliche, nicht differentielle Beträge. ∆U = ∆q + ∆w Ve Ve Va Va ∆w = − ∫ p dV = − p ⋅ ∫ dV = − p ⋅ (Ve − Va ) = − p ⋅ ∆V ∆U = Ue - Ua in 1. Hauptsatz eingesetzt: Ue - Ua = ∆q - p · Ve + p · Va (Ue + p · Ve) - (Ua + p · Va) = ∆q (Ue + p · Ve) Zustandsfunktion H=U+p·V mit H: Enthalpie Die Enthalpie ist eine Zustandsfunktion. 16 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage V = const. innere Energie p = const. Enthalpie H = f(T,p) ∂ H ∂ H dH = dT + dp ∂Tp ∂ pT isobar: dp = 0 ∂ H dH = ⋅ dT ∂Tp Zugeführte Wärmemenge δq bei konstantem Druck ist die Änderung der Enthalpie δq = Cp · dT ∂ H dH = dT T ∂ p ∂ H ∂Tp Cp = mit Cp: Molwärme bei konstantem Druck Die Änderung der Enthalpie ist bei isobaren Prozessen gleich der mit der Umgebung ausgetauschten Wärmemenge. 3.3 Zusammenhang zwischen Cp und CV ∂ H Cp = ∂Tp ∂U CV = ∂ T V Cp bzw. CV über einen größeren Temperaturbereich ∂ H dH Cp = = C p ⇔ dH = C p ⋅ dT ⇒ dT ∂Tp T T ∫ dH = ∫ C p dT T0 T0 T H (T ) − H (T0 ) = ∫ C p dT T0 17 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Ohne Beweis: Berechnung von CV bei mittleren Temperaturen CV = f · (R/2) mit f: Zahl der Freiheitsgrade Freiheitsgrad f Translation: f = 3 Rotation: f = 2 (linear) f = 3 (nicht-linear) Vibration: f = 3 · N - 3 (Translation) - 2/3 (Rotation) - pro Schwingung ist der Freiheitsgrad f = 2 Zahl der Schwingungen 3 · N - 5 (linear) bzw. 3 · N - 6 (nich-linear) mit N: Zahl der Atome H=U+p·V dH = dU + d(p · V) dH = dU + p · dV + V · dp U = f(V,T) ∂U ∂U dU = dT + dV ∂ T V ∂V T ∂U ∂U dH = dT + dV + p ⋅ dV + V ⋅ dp ∂ T V ∂V T p = const. ∂ H ∂U ∂U ∂V ∂V = + ⋅ + p⋅ +0 ∂ T p ∂ T V ∂V T ∂ T p ∂ T p ∂ U ∂V C p = CV + + p ⋅ ∂V T ∂ T p 3.4 Volumenabhängigkeit der Inneren Energie Klassischer Versuch von Joule Expansion eines Gases in ein Vakuum 18 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Thermometer H2O pgas p=0 Experiment: Messung der Temperaturänderung dT = 0 dT = 0 δq = 0 δw = - pext dV pext = 0 ⇒ δw = 0 1. Hauptsatz dU = δq + δw dU = 0 U = f(V,T) ∂U ∂U dU = dT + dV ∂ T V ∂V T dT = 0 0=0+0 damit : dV ≠ 0 ∂U =0 ∂V T Joule konnte keinen Temperatureffekt messen, da unter den Bedingungen, bei denen er den Versuch durchführte, die Näherung des idealen Gases zutrifft. 3.4.1 Zusammenhang zwischen Cp und CV für ein ideales Gas ∂ U ∂V C p − CV = + p ⋅ ∂V T ∂ T p ∂V C p − CV = p ⋅ ∂ T p 19 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage V = R⋅ ∂V T R ⇒ = p ∂ T p p C p − CV = p ⋅ R p Cp - CV = R Ohne Beweis ∂U ∂ H = 0∧ =0 ∂V T ∂ pT Für ein ideales Gas gilt: 3.5 Joule-Thomson-Effekt - Verflüssigung von Gasen, reale Systeme Diaphragma (z.B. Glasfritte) V1, p1, T1, U1 p1 = const. p2 = const. V2, p2, T2, U2 adiabatische Prozessführung: *q = 0 1. Stempel 2. Stempel dU = δw δw = δw1 + δw2 0 V2 δw1 = − p1 ⋅ ∫ dV und δw2 = − p2 ⋅ ∫ dV V1 0 δw1 = - p1 · (-V1) und δw2 = - p2 · V2 dU = U2 - U1 U2 - U1 = p1 · V1 - p2 · V2 Entspannung eines Gases durch eine Fritte (Diaphragma oder Drossel) U1 + p1 · v1 = U2 + p2 · V2 H1 = H2 Isenthalpischer Prozess Berechnung, ob Gase sich bei der Entspannung abkühlen oder erwärmen. 20 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage dH = 0 H = f(T,p) ∂ H ∂ H dH = dT + dp = 0 ∂Tp ∂ pT ∂ H ∂ pT ∂T =− =− ∂p H ∂ H ∂T p ∂ H ∂ pT Cp ∂ H ∂T Ideales Gas: = 0⇒ = 0 ∂p H ∂ pT kein Effekt Reales Gas Entspannung dp = pe - pa < 0 Abkühlung dT = Te - Ta < 0 ∂ H ∂T <0 >0 ∂p H ∂ pT ∂ T Das Vorzeichen von entscheidet, ob sich ein Gas abkühlt oder ∂ p H ∂ T erwärmt bei der Entspannung. ist der Joule-Thomson-Koeffizient. ∂ p H Die Temperatur, bei der kein Temperatureffekt auftritt, ist die Inversionstemperatur. 3.6 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf ideale Gase 3.6.1 Isotherme, reversible Volumenänderung dT = 0 ∂U =0 V ∂ T dU = CV · dT dU = 0 reversibel: pext = pintern dU = δq + δw 21 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage δw = - p · dV 0 = δq + δw δq = - δw δw = - p · dV T V T δ w = − R ⋅ dV ∫ V Ve T ∫ δq = − ∫ R ⋅ V dV Va δw = − R ⋅ dV V w = − R ⋅ T ⋅ ln e Va V p q = + R ⋅ T ⋅ ln e = R ⋅ T ⋅ ln a Va pe 1 da V ~ /p 3.6.2 Adiabatisch-reversible Expansion Adiabatisch: δq = 0 (kein Wärmeaustausch) reversibel: pext = pintern = pGas dU = δq + δw dU = δw CV · dT = - p · dV Variablen T, p, V sind nicht gleichzeitig unabhängig voneinander veränderbar p = R⋅ T V CV ⋅ dT = − R ⋅ T dV V dT dV = −R⋅ T V Te Ve dT dV ∫ CV ⋅ T = − R ⋅ ∫ V Ta Va CV ⋅ T V CV ⋅ ln e = − R ⋅ ln e Ta Va Trick R = Cp - CV 22 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Cp CV =κ C − CV T V ln e = − p ⋅ ln e CV Ta Va T V ln e = −(κ − 1) ⋅ ln e Ta Va Te Ve = Ta Va −( κ −1) pe ⋅ Ve Va = pa ⋅ Va Ve V = a Ve κ −1 κ −1 pe · Veκ = pa · Vaκ Gleichung der Adiabate p p · V = const. p · V6 = const. 6>1 V 3.7 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf Phasenumwandlungen reiner Stoffe U = f(T,V) H = f(T,p) Bei mehreren Phasen mit den Mengenanteilen n1, n2: U = f(T,V,n1,n2) H = f(T,p,n1,n2) mit n1 und n2: Zahl der Mole in der jeweiligen Phase 23 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage ∂ H ∂ H ∂ H ∂ H dH = dT + dp + dn1 + dn2 ∂ T p ,n1 ,n2 ∂ p T ,n1 ,n2 ∂ n1 T , p ,n2 ∂ n2 T , p ,n1 Phasenumwandlungen finden bei konstantem Druck und konstanter Temperatur statt. dT = 0 und dp = 0 Wenn anfangs nur eine Phase existiert, die sich umwandelt, so gilt: dn2 = 0 ∂ H dH = dn1 ∂ n1 T , p ,n2 Es muss eine bestimmte Wärmemenge zugeführt oder abgegeben werden, um die Phasenumwandlung zu erzeugen dq dH = dq dH ∂ H = dn1 ∂ n1 T , p fest flüssig flüssig gasförmig fest gasförmig Schmelzenthalpie ∆SmH ≈ ∆SmU Verdampfungsenthalpie ∆VH Sublimationsenthalpie ∆SubH ∆SubH = ∆fusH + ∆VH 3.8 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf Reaktionen zwischen reinen Phasen 3.8.1 Die Reaktionswärmen ∆RU und ∆RH aA+bBcC+dD Änderung der inneren Energie ∆RU = c · UC + d · UD - (a · UA + b · UB) Änderung der Enthalpie ∆RH = c · HC + d · HD - (a · HA + b · HB) ∆RH > 0 endotherm ∆RH < 0 exotherm 24 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 3.8.2 Hess’scher Satz Weg 1 Zustand I Weg 3 Zustand II Weg 2 Zustand III Die Reaktionsenthalpie ist gleich der Summe der Reaktionsenthalpien, in die die betreffende Reaktion zerlegt werden kann. Die Reaktionsenthalpie ist damit unabhängig vom Weg. Beispiel 1.) CGraphit + ½ O2 CO Messbar: CGraphit + O2 CO2 CO + ½ O2 CO2 ∆H3 = ? ∆H1 = - 393,7 kJ/mol ∆H2 = - 283,1 kJ/mol )H1 CO2 C + O2 )H3 CO )H2 CO + 1/2 O2 ∆H1 = ∆H2 + ∆H3 ∆H3 = - 110,6 kJ/mol 2.) COCl2 + 2 H2S 2 HCl + H2O + CS2 Zerlegung in bekannte Reaktionen: ∆H1 = - 78,7 kJ/mol COCl2 + H2S 2 HCl + COS COS + H2S H2O + CS2 ∆H2 = + 3,4 kJ/mol COCl2 + 2 H2S 2 HCl + H2O + CS2 ∆H = -75,3 kJ/mol 3.8.3 Standard-Bildungsenthalpien chemischer Verbindungen C + 2 H2 CH4 ∆RH Bildungsenthalpie Standardzustand: Gase bei T = 298 K, feste und flüssige Stoffe: Zustand der reinen Phase bei p = 1 bar 25 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Die molare Standard-Bildungsenthalpie einer Verbindung ist die Reaktionsenthalpie, die bei der Synthese der Verbindung aus den Elementen auftreten würde. Die Standard-Bildungsenthalpien der Elemente im stabilen Zustand ist Null. Beispiel: ∆H°(NO2) = 33,47 kJ/mol ½ N2 + O2 NO2 3.8.4 Berechnung von Reaktionsenthalpien aus den StandardBildungsenthalpien Beispiel: NH3 + HCl NH4Cl ∆H°(NH3) = - 46,02 kJ/mol ∆H°(HCl) = - 91,63 kJ/mol ∆H°(NH4Cl) = - 319,24 kJ/mol Summe der Standard-Bildungsenthalpien der Produkte minus der Summe der Standard-Bildungsenthalpien der Edukte, multipliziert mit den jeweiligen stöchiometrischen Faktoren, ergibt die Reaktionsenthalpie. NH3 + HCl - 46,02 kJ/mol - 91,63 kJ/mol ∆RH° = - 181,69 kJ/mol NH4Cl - 319,24 kJ/mol Beispiel Verläuft die Hydrierung von Ethen zu Ethan exo- oder endotherm? C2H4 + H2 C2H6 ∆H° (C2H4) = + 52,58 kJ/mol ∆H° (H2) = 0 ∆H° (C2H6) = - 84,48 kJ/mol ∆RH° = + 137,06 kJ/mol 26 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 3.8.5 Bestimmung der Standard-Bildungsenthalpien aus den Verbrennungswärmen )T = Messgröße H2O O2 zu bestimmende Substanz Sind die Verbrennungswärmen der Elemente bekannt, so ergibt sich die Standard-Bildungsenthalpie aus der Summe der Verbrennungsenthalpien der Edukte vermindert um die Verbrennungsenthalpien der Produkte. Beispiel: Bildungsenthalpie von Ethanol Grundgleichung: 2 C + 3 H2 + ½ O2 C2H5OH ∆RH° = ? C + O2 CO2 H2 + ½ O2 H2O C2H5OH + 3 O2 2 CO2 + 3 H2O - 393,7 kJ/mol - 241,8 kJ/mol - 1.235,15 kJ/mol 2 C + 3 H2 + 7/2 O2 2 CO2 + 3 H2O 2 · (- 393,7 kJ/mol) + 3 · (- 241,8 kJ/mol) = - 1.512,8 kJ/mol C2H5OH + 3 O2 2 CO2 + 3 H2O - 1.235,15 kJ/mol 2 C + 3 H2 + 7/2 O2 C2H5OH + 3 O2 gesuchte Bildungsenthalpie - 1.512,8 kJ/mol = ∆H°(C2H5OH) - 1.235,15 kJ/mol ∆H°(C2H5OH) = - 277,65 kJ/mol (flüssiger Zustand) 3.8.6 Temperaturabhängigkeit der Reaktionsenthalpie Einfacher Fall: A + B C + D 27 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage T2: Ausgangsstoffe )RH(T2) Endprodukt Wärmezufuhr T1: Ausgangsstoffe )RH(T1) Endprodukt Beide Wege sind energetisch gleich. T2 T2 ∂ H dH = C p ⇒ ∫ dH = ∫ C p dT = Cp ⇒ dT ∂Tp T1 T1 H(T2) - H(T1) = Cp · (T2 - T1) Ausgangsstoffe auf T2 erwärmt. HAusg.(T1) + (Cp,A + Cp,B) (T2 - T1) + ∆RH(T2) = EWeg1 Ausgangsstoffe reagieren bei T1: HAusg.(T1) + ∆RH(T1) + (Cp,C + Cp,D) (T2 - T1) = EWeg2 Gleichsetzung beider Energien und Umordnen: EWeg1 = EWeg2 ∆RH(T2) = ∆RH(T1) +(Cp,C + Cp,D - Cp,A - Cp,B) (T2 - T1) ∆ R H (T2 ) = ∆ R H (T1 ) + ∫ ∆ R C p ⋅ dT Kirchhoff’sches Gesetz Die Änderung der Reaktionsenhalpie mit der Temperatur ist gleich der Differenz der Molwärmen von Produkten und Edukten multipliziert mit der Temperaturdifferenz. 4. Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik 4.1 Carnot’scher Kreisprozess Gas, T2 mechanische Arbeit Hitze Gas, T1 mit Wasserdampf als Gas: Dampfmaschine (Watt 1769) 28 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 4.1.1 Wirkungsgrad für eine Wärmekraftmaschine η= mechanischeArbeit aufgenommeneWärme 4.1.2 Überlegungen von Carnot Was ist der maximale Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine? δw = - pext. · dV maximale Arbeit bei reversibler Prozessführung Berechnung der maximalen Nutzarbeit bei reversibler Prozessführung: *q2, T2 *w *q1, T1 Energieerhaltungssatz gilt: δq2 = δw + δq1 Arbeitsmedium: ideales Gas p V1 T2 Isotherme p · V = const. Adiabate p · V6 = const. V2 V4 T1 V3 V Isotherme und reversible Expansion von V1 auf V2 bei der Temperatur T2 dU = 0 V2 V1 δw1 = − R ⋅ T2 ⋅ ln δw1 = - δq2 29 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Adiabatische Expansion von V2 auf V3 mit Abkühlung auf die Temperatur T1 δq = 0 δw2 = dU = CV · (T1 - T2) Isotherme und reversible Kompression von V3 auf V4 bei Temperatur T1 V dU = 0 δw3 = − R ⋅ T1 ⋅ ln 4 δw3 = - δq1 V3 Adiabatische Kompression von V4 auf V1 mit Erwärmung von T1 auf T2 δq = 0 δw4 = dU = CV · (T2 - T1) Änderung der inneren Energie dU = CV ⋅ (T1 − T2 ) + CV ⋅ (T2 − T1 ) = 0 Geleistete Arbeit: 4 δw = ∑ δwi i =1 V2 V + CV ⋅ (T1 − T2 ) − R ⋅ T1 ⋅ ln 4 + CV ⋅ (T2 − T1 ) V1 V3 δw = − R ⋅ T2 ⋅ ln V2 V − R ⋅ T1 ⋅ ln 4 V1 V3 Gleichung der Adiabate (siehe frühere Ableitung) δw = − R ⋅ T2 ⋅ ln T2 V3 = T1 V2 κ −1 T V bzw. 2 = 4 T1 V1 κ −1 ⇒ V3 V4 = V2 V1 V4 V1 = V3 V2 V2 V V V − R ⋅ T1 ⋅ ln 1 = − R ⋅ T2 ⋅ ln 2 + R ⋅ T1 ⋅ ln 2 V1 V2 V1 V1 δw = − R ⋅ T2 ⋅ ln V2 V1 δw = − R ⋅ (T2 − T1 ) ⋅ ln 4.2 Carnot’scher Wirkungsgrad η= η= geleistete Arbeit aufgenommeneWärme V − R ⋅ (T2 − T1 ) ⋅ ln 2 V1 δq2 = V − R ⋅ (T2 − T1 ) ⋅ ln 2 V1 V R ⋅ T2 ⋅ ln 2 V1 30 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage T2 − T1 T2 sehr wichtig! η= Moderne Dampfprozesse: Temperatur: 540 °C bei Drücken von etwa 250 bar 4.2.1 Wirkungsgrade - Ottomotor: 20 % - Dieselmotor: 30 % - Turbinen bei Luftstrahltriebwerken: 40 % TVerbrennung ≈ 1.000 °C Es gelingt nicht, mit einer periodisch arbeitenden Maschine Wärme vollständig in mechanische Arbeit umzuwandeln. 4.3 Wärmepumpen *q2, T2 p V1 *w T2 Maschine V2 V4 T1 V3 *q1, T1 V Wirkungsgrad der Wärmepumpe bei der höherenTemperatur abgegebeneWärmemenge β= Arbeit δq β= 2 δw β= β= V − R ⋅ T2 ⋅ ln 2 V1 V − R ⋅ (T2 − T1 ) ⋅ ln 2 V1 T2 T2 − T1 31 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Beispiel - Außentemperatur: 273 K - Heizkörper: 333 K T2 = 333 K und T1 = 273 K δq T2 333K β= 2 = = = 5,55 δw T2 − T1 60 K δq + δw β= 1 δw δw = 1 kJ δw ⇒ Heizung δw ⇒ 1 kJ Wirkungsgrad der Kühlmaschine demkälteren Re servoir entzogeneWärmemenge β'= Arbeit T1 β '= T2 − T1 4.4 Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik T2 T2 q2 q2 q1 *w T1 T1 reversibel spontan T2 T2 > T1 Bei Kontakt Temperaturausgleich T1 - Betrachtung von zwei gleichschweren Metallstücken Energiebetrachtung: - vor dem Kontakt: U (T2 ) = CV ⋅ T2 U (T1 ) = CV ⋅ T1 - nach dem Kontakt: T1 + T2 2 32 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage - Gesamtenergie: (T1 + T2 ) T + T2 U 1 = 2 ⋅ CV ⋅ 2 2 - vor dem Kontakt: U ges = CV ⋅ (T2 + T1 ) - nach dem Kontakt: U ges = CV ⋅ (T2 + T1 ) 4.4.1 Joul’scher Expansionsversuch V1 V2 Druckausgleich Alle in der Natur verlaufenden spontanen Prozesse laufen in einer bestimmten Richtung ab. In welcher Richtung laufen die Prozesse ab? Expansion ins Vakuum spontan: δwVakuum = 0 V reversibel: δwreversibel = − R ⋅ T ⋅ ln 2 V1 δwVakuum = δwirreversibel δwirreversibel < δwreversibel Wasserbad Gewicht Heizung Stromgenerator 33 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 4.4.2 Formulierung des 2. Hauptsatzes Prinzip von Thomson Es ist unmöglich, eine zyklisch arbeitende Maschine zu konstruieren, die keinen anderen Effekt produziert als die Entnahme von Wärme aus einem Behälter und Verrichtung des gleichen Betrages an Arbeit. Prinzip von Clausius Es ist unmöglich, eine zyklisch arbeitende Maschine zu konstruieren, die keinen anderen Effekt produziert als die Übertragung von Wärme von einem kälteren auf einen wärmeren Körper. 4.5 Der ideale Wirkungsgrad δw T2 − T1 Arbeit = = T2 δq2 aufgenommeneWärme Annahme: η’’ > η’ η= T2 *q2'’ Maschine’’ 0’’ *w *q2'’ Maschine’ 0’ *q1'’ T2 > T1 *q1’ T1 Wärmekraftmaschine Wärmepumpe δw δw > ⇒ δq2 '' > δq1 ' δq2 '' δq1 ' aber laut Schema: δq2 '' < δq1 ' δq2 '' > δq1 '' δq1 '' < δq1 ' Widerspruch 4.5.1 Interpretation Es wird mehr Wärme vom kälteren zum wärmeren Reservoir gepumpt als die Wärmekraftmaschine abgibt. Widerspruch zum Zweiten Hauptsatz. Idealer Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine ist der Carnot-Wirkungsgrad. 34 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 4.6 Der Begriff der Entropie Gibt es eine Zustandsfunktion, die bei reversiblen Zustandsänderungen konstant bleibt? 4.6.1 Carnot-Prozess: Zustand des Gases im Kreisprozess δq2 ,rev δq1,rev V − R ⋅ T2 ⋅ ln 2 V1 = V − R ⋅ T1 ⋅ ln 4 V3 V4 V1 = V3 V2 δq2 ,rev δq δq T = − 2 ⇒ 2 ,rev + 1,rev = 0 T1 T2 T1 δq1,rev δqrev : reduzierte Wärme T δq ∑ Trev = 0 Für einen Kreisprozess: δq ∫ Trev = 0 Irreversible Teilschritte im Carnot-Prozess p V1 T2 V2 V4 isochor T1 V3 V 1.) Identisch mit Carnot-Prozess: δq2 ,rev V = − R ⋅ ln 2 T2 V1 2.) Isochore Abkühlung von T2 auf T1 Die Wärme δq3 wird bei T1 abgegeben 35 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage δq3 T1 = CV ⋅ (T1 − T2 ) ⋅ 1 T1 3.) Identisch mit Carnot-Prozess: δq1,rev V = − R ⋅ ln 4 T1 V3 4.) Isochore Aufheizung von T1 auf T2 Die Wärme δq4 wird bei T2 aufgenommen δq4 1 = CV ⋅ (T2 − T1 ) ⋅ T2 T2 δq ∫T V V 1 1 = − R ⋅ ln 2 + CV ⋅ (T1 − T2 ) ⋅ − R ⋅ ln 4 + CV (T2 − T1 ) ⋅ T1 T2 V1 V3 1 1 = CV ⋅ (T2 − T1 ) ⋅ − < 0 T2 T1 Für einen Kreisprozess mit irreversiblen Teilschritten gilt: δq ∫T <0 Kontrolle bei Carnot-Prozess: δq2 ,rev δq1,rev + =0 T2 T1 Die Gesamtwärme wird wieder abgegeben: δq1,rev ≡ δq2 ,rev δq2 ,rev T2 − δq2 ,rev T1 1 1 = δq2 ,rev ⋅ − < 0 T2 T1 4.6.2 Definition von Clausius δqrev = dS T Änderung der Entropie: Reversibel ausgetauschte Wärmemenge dividiert durch die Temperatur Die Entropie ist eine Zustandsgröße. Um Entropieänderungen eines Systems berechnen zu können, muss, unabhängig von der Art und Weise, wie die Zustandsänderung durchgeführt wurde (reversibel oder irreversibel), der Prozess behandelt werden, bei dem die Zustandsänderung reversibel durchgeführt wurde. Anders als bei 36 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage sämtlichen Energien bzw. Enthalpien kann die Entropie auch als Absolutwert angegeben werden. Wann läuft ein Prozess spontan ab? Spontaneität = Irreversibilität Kreisprozess, aber mit irreversiblen Teilschritten δq ∫ Tirrev < 0 → dS < 0 irreversibel, spontan 1 2 reversibel ∫ 1 ∫ 2 2 ∫ 1 δqirrev T δqrev T δqirrev T 2 = ∫ δqirrev 1 2 = −∫ 1 T δqrev T 1 + ∫ δqrev T 2 <0 2 = − ∫ dS = −( S2 − S1 ) 1 < ( S2 − S1 ) Annahme: Isoliertes System kein Energieaustausch mit der Umgebung Für dieses isolierte System gilt: 2 δq ∫ Tirrev = 0 1 0 < ( S2 − S1 ) ⇒ spontaner Prozess findet dann statt, wenn die Entropie des Endzustands des Systems größer ist als die des Anfangszustands. S1 < S2 Gilt nur für das isolierte System! Beispiel der Wärmeübertragung - zwischen zwei Metallstücken 37 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage U2, T2 U2 - dU2, T2 *w = 0 U1, T1 *q = dU2 U1 + dU2, T1 Vor dem Kontakt: Svor = S1 + S2 Nach dem Kontakt: dU 2 dU 2 Snach = S1 + + S2 − T1 T2 1 1 dS = Snach − Svor = dU 2 ⋅ − > 0 T1 T2 Beispiel: Expansion eines Gases ins Vakuum - isotherm dU = 0 δq = 0 δw = 0 notwendig: Suche des reversiblen Ersatzprozesses isotherme, reversible Expansion dU = δq + δw dU = δqrev + δwrev = 0 δqrev = −δwrev V2 V1 δwrev = − R ⋅ T ⋅ ln V2 V1 δqrev = + R ⋅ T ⋅ ln V = R ⋅ ln 2 T V1 V2 > V1 ⇒ dS > 0 S2 > S1 dS = δqrev 4.7 Die Entropie 1 S1 = R ⋅ ln w1 S2 > S1 2 S2 = R ⋅ ln w2 w2 > w1 38 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Reversible, isotherme Expansion eines Gases: - vom Volumen V1 auf V2 V dS = R ⋅ ln 2 V1 Die Entropie ist eine Zustandsfunktion. Dann gelten für die Änderungen, dass sie als totales Differential darstellbar sein müssen. Für ein Gas gilt dann: S = S (T , p) oder S = S (T ,V ) S = S (T ,V ) : dS = δqrev T ∂ S ∂ S = dT + dV ∂ T V ∂V T S = S (T , p ) : dS = δqrev T ∂ S ∂ S = dT + dp ∂ T p ∂ p T 1. Hauptsatz: dU = δqrev − p ⋅ dV δqrev = dU + p ⋅ dV δq dU + p ⋅ dV 1 dS = rev = = ⋅ (dU + p ⋅ dV ) T T T ∂U ∂U dU = dT + dV ∂ T V ∂V T dS = ∂U 1 ∂U ⋅ dT + dV + p ⋅ dV T ∂ T V ∂V T ∂ U 1 ⋅ CV ⋅ dT + + p ⋅ dV T V ∂ T isochorer Prozess dV = 0 C dS = V ⋅ dT T dS = Fall S = S (T , p) δq dS = rev T dU = δqrev − p ⋅ dV Strategie: Da p als Variable auftritt, Einführung der Enthalpie. H = U + p ⋅V 39 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage dH = dU + p ⋅ dV + V ⋅ dp dU = dH − p ⋅ dV − V ⋅ dp dU = δqrev − p ⋅ dV Gleichsetzung: dH − p ⋅ dV − V ⋅ dp = δqrev − p ⋅ dV dH − V ⋅ dp = δqrev dH − V ⋅ dp 1 dS = = ⋅ (dH − V ⋅ dp) T T dH ist ein totales Differential: ∂ H 1 ∂ H dS = ⋅ dT + dp − V ⋅ dp T ∂ T p ∂ pT ∂ H 1 C p ⋅ dT + − V ⋅ dp T ∂ p T Bei konstantem Druck gilt: dp = 0 Cp dS = ⋅ dT T dS = 4.7.1 Spezialfall eines idealen Gases ∂U =0 ∂V T C p dS = V ⋅ dT + ⋅ dV T T CV R dS = ⋅ dT + ⋅ dV T V C dS = V ⋅ dT + R ⋅ d lnV T T = const. dS = R ⋅ d lnV S2 V2 S1 V1 ∫ dS = R ⋅ ∫ d lnV S2 − S1 = R ⋅ ln V2 V1 ∂ H =0 ∂ pT Cp V dS = ⋅ dT − ⋅ dp T T 40 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage dS = Cp T ⋅ dT − R ⋅ d ln p 4.8 Freie Energie und Freie Enthalpie dU = δq + δw Einschränkung: dU = δqrev + δwrev δqrev = dS ⇒ δqrev = T ⋅ dS T dU = T ⋅ dS + δwrev für T = const. T ⋅ dS = d (T ⋅ S ) für T = const. dU = d (T ⋅ S ) + δwrev δwrev = dU − d (T ⋅ S ) ⇒ dA = d (U − T ⋅ S ) ⇒ A = U − T ⋅ S mit A: Freie Energie Helmholtz-Funktion: A=U − T ⋅S Maximale Nutzarbeit δwrev kann aufgeteilt werden in Volumenarbeit und irgendeine andere Form der Arbeit: elektrische Arbeit oder Oberflächenarbeit usw. δwrev = − pext ⋅ dV + dwe Bei konstantem Druck gilt: pext ⋅ dV = d ( pext ⋅ V ) = d ( pext ⋅ V ) Maximale Nutzarbeit bei konstantem Druck: d (U − T ⋅ S ) = − d ( pext ⋅ V ) + δwe d (U + pext ⋅ V − T ⋅ S ) = δwe T = const., p = const. d ( H − T ⋅ S ) = δwe Freie Enthalpie oder Gibbs-Funktion: G = H −T⋅S Bei isothermen Prozessen ist die Änderung der Freien Energie bzw. der Freien Enthalpie gleich der maximalen Nutzarbeit. 41 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 4.8.1 Freiwilligkeit von Vorgängen ausgedrückt durch die Änderung der Freien Energie bzw. Freien Enthalpie T2, q2 q1,irr, T1, q1,rev wirrev < wrev q1,irrev > q1,rev Beim reversiblen Prozess gilt: q1,rev q1,rev δqrev = 0 bzw. + =0 ∫ T T2 T1 Beim irreversiblen Prozess gilt: q2 ,irrev q1,irrev δqirrev < 0 bzw. + <0 ∫ T T2 T1 Einführung der Entropie: δqrev = dS ⇒ δqrev = T ⋅ dS T δqirrev < dS ⇒ δqirrev < T ⋅ dS T Annahme: Keine Volumenarbeit δw = 0 dU = δq Für einen reversiblen Prozess gilt: dU = δqrev = T ⋅ dS Für einen irreversiblen Prozess gilt: dU = δqirrev δqirrev < T ⋅ dS ⇒ dU < T ⋅ dS Freiwilligkeit von Prozessen: Annahme: dU = 0 0 < T ⋅ dS ⇒ dS > 0 Entropie strebt einem Maximum zu. dS = 0 dU < 0 Innere Energie strebt einem Minimum zu. Änderung der Freien Energie: dA = dU − T ⋅ dS da dU ≤ T ⋅ dS dA ≤ 0 42 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Bei einem spontanen Prozess ist die Freie Energieänderung negativ. Im Gleichgewicht gilt: dA = 0 Für die Freie Enthalpie gilt: dG = dH − T ⋅ dS Im Gleichgewicht gilt: dG = 0 Ein Prozess läuft freiwillig ab, wenn das System in der Lage ist, Arbeit zu verrichten. ∆G < 0 ∨ ∆A < 0 4.8.2 Eigenschaften der Freien Enthalpie G=H–T·S ∂ H = Cp ∂Tp H(T) ∂G = −S ∂T p T·S T G(T) Frage: Wie hängt G von T und p ab? dG = dH − T ⋅ dS − S ⋅ dT dH = dU + p ⋅ dV + V ⋅ dp dU = T ⋅ dS − p ⋅ dV dG = T ⋅ dS − p ⋅ dV + p ⋅ dV + V ⋅ dp − T ⋅ dS − S ⋅ dT dG = V ⋅ dp − S ⋅ dT Frage: Wie hängt A von V ab? dA = dU − T ⋅ dS − S ⋅ dT dA = T ⋅ dS − p ⋅ dV − T ⋅ dS − S ⋅ dT dA = − p ⋅ dV − S ⋅ dT 43 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage dU = T ⋅ dS − p ⋅ dV U = f ( S ,V ) dH = T ⋅ dS + V ⋅ dp H = f ( S , p) dA = − p ⋅ dV − S ⋅ dT A = f (V , T ) dG = V ⋅ dp − S ⋅ dT G = f ( p, T ) 4.8.3 Temperaturabhängigkeit der Freien Enthalpie dG = V ⋅ dp − S ⋅ dT Trick: Ausgangspunkt G = H – T · S G (Planck-Funktion) und Ableitung nach der Temperatur Bildung von T ∂ G G T ⋅ −G ∂ ∂T −T⋅S −G H T = = =− 2 2 2 ∂T T T T p 4.8.4 Druckabhängigkeit der Freien Enthalpie ∂ G = V ⇒ dG = V ⋅ dp ∂ p T p für T = konstant p ∫ dG = ∫ V ⋅ dp ⇒ G( p) − G( p0 ) = V ⋅ ( p − p0 ) p0 p0 wenn V unabhängig von p Gilt in etwa für Flüssigkeiten Bei idealen Gasen gilt: V = R ⋅T p p p p R⋅T dp G( p) − G( p0 ) = ∫ dp = R ⋅ T ⋅ ∫ = R ⋅ T ⋅ ln p p p0 pp pp 44 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 4.9 Guggenheim-Schema Für U: S U H p V A G T „Schon unter Taschenrechner“ Varus hatten alle progressiven Germanen Die Größe ist eine Funktion der Variablen die sie flankieren. Daraus folgen die fundamentalen Gleichungen: dU = T · dS - p · dV dG = - S · dT + V · dp dH = T · dS + V · dp dA = - p · dV - S · dT ∂A ∂A dA = dT + dV ∂T V ∂V T 5. Phasengleichgewichte 5.1 Einführung des chemischen Potentials Homogenes System, eine Phase p, V, T Phase: einheitliche physikalische Größen Phasengrenze: sprunghafte Änderung von physikalischen Größen Möglichkeiten der Änderung: Brechungswinkel, Leitfähigkeit etc. Thermisches Gleichgewicht (beide Stoffe haben die gleiche Temperatur) Bezeichnung der jeweiligen Phasen mit α, β, …: Tα = Tβ Mechanisches Gleichgewicht (der Druck muss in beiden Phasen gleich sein): δw = p α dV − p β dV = 0 ⇒ p α = p β 45 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 5.1.1 Bedingung für chemisches Gleichgewicht Beispiel: Osmotische Zelle Diffusion: p = const. V = const. H2O Entfernen der Trennschicht Zuckerlösung Osmotische Zelle: semipermeable Membran Reversible Verdünnung Nutzarbeit Das Lösungsmittel kann durch die semipermeable Membran dringen und die Zuckerlösung weiter verdünnen. Durch das zuströmende Lösungsmittel erhöht sich der Druck innerhalb der osmotischen Zelle und die Wassersäule baut einen hydrostatischen Druck auf. Arbeit kann somit verrichtet werden. Beispiel: Elektrochemische Zelle Zn-Stab p = konstant T = konstant 2+ Cu Zn2+ Cu2+-Lösung 46 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Oder das Daniell-Element: Cu-Stab Zn-Stab Cu2+ Zn2+ CuSO4-Lösung ZnSO4-Lösung Stromschlüssel (Lösung von KNO3) Obwohl p = konstant und T = konstant ist, läuft ein Prozess freiwillig ab dG < 0 Aber: dG = V ⋅ dp − S ⋅ dT G = f (T , p, n1 , n2 ,...) ∂G ∂G ∂G dG = − SdT + Vdp + dn1 + dn2 + dn3 ∂ n ∂ n ∂ n 1 n2 ;n3 ;...;T ; p 2 n1 ;n3 ;...;T ; p 3 n2 ;n1 ;...;T ; p 144 42444 3 144 42444 3 144 42444 3 µ1 µ2 µ3 Gibbs’sche Fundamental Gleichung: dG = Vdp − SdT + ∑ µ i dni ⇒ für T und p = konstant, folgt dG = ∑ µ i dni i i Das chemische Potential gibt an, wie sich die Freie Enthalpie einer Mischung ändert, wenn bei konstanter Temperatur, konstantem Druck und unveränderlichen Mengen aller anderen Bestandteile eine infinitesimale Menge einer Substanz hinzugefügt wird. Infinitesimale Menge = dn1 dG = µ1 · dn1 5.1.2 Chemisches Potential reiner Phasen Angenommen, es liegt nur eine Komponente vor d.h. n1 dG = µ1 dn1 ⇒ µ1 = dG dn1 (sehr wichtig: Bei Einkomponentensystemen ist das chemische Potential identisch mit der Freien Enthalpie pro mol) 47 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage dG = − SdT + VdT + ∑ µ i dni = 0 Phasengleichgewicht: dG = 0 i T = konstant; p = konstant dG = ∑ µ i dn i = 0 (eine Phase) i - mehrere Phasen, bezeichnet mit α, β, …: dG = ∑ µ i dni + ∑ µ i dni + ... = 0 α α i β β i 5.2 Bedingung für das Gleichgewicht zwischen Phasen Annahme: Eine Komponente; zwei Phasen dG = µ1α dn1α + µ1β dn1β = 0 Geschlossenes System: dn1α = − dn1β µ1α dn1α − µ1β dn1β = 0 µ1α = µ1β ∂ G ∂ n1 n = µ1 2 ,n3 ,...,ni , p ,T µα = µ β µα ≠ µ β ⇒ µα − µ β = dG dn Bei i Komponenten gilt: µi α = µi β 5.3 Gibbs’sche Phasenregel Beschreibung von Phasengleichgewichten. Bedingung für Gleichgewicht: Das chemische Potential jeder einzelnen Komponente muss in allen Phasen gleich sein. Achtung: Es gilt nicht µ1α = µ2α Allgemeines System, bestehend aus c Komponenten, indiziert mit 1, 2, 3, … c und p Phasen, indiziert mit α, β, γ, … ω. Chemisches Potential der Komponente i muss in allen Phasen gleich sein. Komponente 1: µ1α = µ1β = µ1γ =... µ1 p (p - 1) Gleichungen Komponente 2: µ2α = µ2 β = µ2 γ =... µ2 p (p - 1) Gleichungen Komponente c: µcα = µc β = µc γ =... µc p (p - 1) Gleichungen c · (p - 1) Gleichungen 48 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Frage: Zahl der Variablen Phase α: x1α, x2α, x3α … xcα Es gilt: x1α + x2α + x3α + … xcα = 1 Phase β: x1β, x2β, x3β … xcβ Es gilt: x1β + x2β + x3β + … xcβ = 1 Zusammensetzung: p · (c – 1) + 2 (Druck und Temperatur) Beispiel: solidus: x1s, x2s liquidus: x1l, x2l x1s + x2s = 1 x1l + x2l = 1 Zahl der Variablen – Zahl der Gleichungen = Freiheitsgrade des Systems p · (c – 1) + 2 – c · (p - 1) = f Gibbs’sche Phasenregel: p+f=c+2 5.3.1 Phasendiagramme für Einkomponentensysteme Bei Einkomponentensystemen ist das chemische Potential identisch mit der Freien Enthalpie pro Mol. c=1p+f=3 p = 1 f = 2 bivariantes System p = 2 f = 1 univariantes System (Druck o. Temperatur frei wählbar) p = 3 f = 0 invariantes System (Druck und Temperatur festgelegt) Darstellung eines Phasendiagramms - Darstellung als p,T-Diagramm für konstantes Volumen p fest flüssig kritischer Punkt gasförmig Tripelpunkt T 49 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Thermodynamische Berechnung der Grenzlinie flüssig-gasförmig - Dampfdruckkurve - Betrachtung von einem Mol: µ = Gm ∂ µ ∂ Gm = = −S ∂ T p ∂ T p S U V H A p G T : :(s) :(l) :(g) T ∂ µ ∂ G = = Vm ∂ p T ∂ p T Vm :(s) Vm dn = Vm dp Vm (l) :(s) p’ > p p < p’ T(p) T(p’) T (l) Vm T(p’) T(p) abhängig vom molaren Volumen der Phasen Phasenbedingung: µ g = µl dµ g = dµl dGm, g = dGm,l G = f ( T , p) − Sm, g ⋅ dT + Vm, g ⋅ dp = − Sm,l ⋅ dT + Vm,l ⋅ dp dp Sm,g − Sm,l ∆Sm,V = = dT Vm,g − Vm,l ∆Vm 50 T © Oliver Martin 2006, 1. Auflage qrev , g − qrev ,l ∆V H T T mit ∆VH: Verdampfungsenthalpie ∆SV = = Clapeyron’sche Gleichung: dp ∆STrans dp ∆HTrans = oder = dT ∆V dT T ⋅ ∆V Betrachtung: Vg − Vl ≈ Vg ∆V H dp ∆ V H = = dT T ⋅ Vg T ⋅ R ⋅ T p p T 0 0 dp ∆ V H dT ⇒∫ = ⋅∫ 2 p R p T T ln p ∆V H 1 1 = ⋅ − p0 R T0 T1 Clausius-Clapeyron’sche Gleichung: ∆V H 1 1 ⋅ − p R T0 T1 =e p0 Der Dampfdruck nimmt mit der Temperatur exponentiell zu! Verdampfungsentropie von Flüssigkeiten wird angenommen: ∆ H J ∆ V S = V ≈ 85 TV K ⋅ mol Trouton’sche Regel: gilt für unpolare Systeme als konstant Thermodynamische Grenzlinie fest-flüssig Ersetze g durch s! ∆ Sm H dp = dT TSm ⋅ ∆V Thermodynamische Berechnung der Grenzlinie fest-gasförmig Ersetze l durch g! p ∆ Sub H 1 1 ln = ⋅ − p0 R T0 T Beruht auf den gleichen Näherungen wie flüssig-gasförmig. 51 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 5.4 Klassifikation von Phasenübergängen V : Phasenübergang Unstetigkeit: )V V T T0 T0 Siedepunkt H T S Unstetigkeit: )VH Unstetigkeit: )VS T T0 T0 T ∂ µ ∂ µ V = −S= ∂ p T ∂ T p Die erste Ableitung des chemischen Potentials, zeigt einen Sprung, ist also unstetig. Man bezeichnet solche Übergänge als Phasenübergänge 1. Ordnung. Die erste Ableitung des chemischen Potentials ist unstetig. Phasenübergänge höherer Ordnung: V H T0 T T Bsp.: Übergang von nicht rotierenden zu rotierenden Molekülen im Festkörper. HCl bei tiefen Temperaturen: H Cl H Cl H Cl H Cl 52 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Rotation um die H-Cl-Bindung Ordungs-Unordnungs-Umlagerung 5.5 Mischphasen 5.5.1 Abhängigkeit Zusammensetzung des chemischen Potentials von der Druckabhängigkeit der freien Enthalpie (bereits hergeleitet): p G( p) = G( p *) + R ⋅ T ⋅ ln p* Für reine Komponenten gilt: G = n⋅µ bzw. für n = 1 G=µ p µ = µ * + R ⋅ T ⋅ ln p* p µ( p) = µ * ( p *) + R ⋅ T ⋅ ln p* Für eine Mischung gilt: p µi ( pi ) = µi * ( p *) + R ⋅ T ⋅ ln i p* pi = xi ⋅ p * µi = µi * + R ⋅ T ⋅ ln xi sehr wichtig! Bei realen Systemen Berücksichtigung der Wechselwirkung. Einführung des Aktivitätskoeffizienten: ai = γ i ⋅ xi µi = µi * + R ⋅ T ⋅ ln ai µi* ist das chemische Potential der reinen Phase im gleichen Aggregatzustand, bei gleichem Druck und bei gleicher Temperatur wie in der Mischung. Achtung: µi* ist also abhängig von Druck und Temperatur! 53 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 5.5.2 Gleichgewichte zwischen Lösungen und reinen Phasen des Lösungsmittels Raoult’sches Gesetz der Dampfdruckerniedrigung Gasphase Lösung µ1 g = µ1l Gasphase ist eine reine Phase, nur eine Funktion von p und T Flüssigphase ist eine Mischphase, also abhängig von ai bzw. xi, p und T Da Flüssigkeiten nahezu inkompressibel, nur abhängig von xi und T Frage: Wie ändert sich der Dampfdruck in Abhängigkeit von der Konzentration bei konstanter Temperatur? Annahme T = const., so gilt: µ1 *g ( p) = µ1l (ai ) = µ1 *l + R ⋅ T ⋅ ln a1 mit *: reine Phase Wie ändert sich der Druck, wenn die Zusammensetzung geändert wird? dµ1 * g ( p) = dµ1l (a1 ) ∂ µ1 *g ( p) dp = R ⋅ T ⋅ d (ln a1 ) ∂p ∂ Gm,1 *g ( p) dp = R ⋅ T ⋅ d (ln a1 ) ∂p V g ⋅ dp = R ⋅ T ⋅ d (ln a1 ) R⋅T Vg = p dp = d (ln a1 ) p p a dp 1 ∫ p = ∫ d (ln a1 ) p 1 0 p = ln a1 p0 Daraus folgt das Raoult’sche Gesetz: p = a1 ⋅ p0 ln 54 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Siedepunktserhöhung µ1 *g = µ1l µ1l = µ1 *l + R ⋅ T ⋅ ln a1 µ1 *g = µ1 *l + R ⋅ T ⋅ ln a1 Frage: Wie ändert sich der Siedepunkt (also T), wenn die Zusammensetzung geändert wird bei konstantem Druck? Trick: Temperaturabhängige Terme auf eine Gleichungsseite bringen! µ1 *g − µ1 *l = R ⋅ ln a1 T Gm,1 *g − Gm,1 *l = R ⋅ ln a1 T Gm,1 *g − Gm,1 *l ∂ T ⋅ dT = R ⋅ d (ln a1 ) ∂T ∂ Gm G − Gm d m T ⋅ T ∂T T ⋅ Sm − Gm = = − dT T2 T2 G = H −T⋅S g Hm,1 − Hm,1l − ⋅ dT = R ⋅ d (ln a1 ) T2 ∆ H − V 2 m ⋅ dT = R ⋅ d (ln a1 ) T Verdampfungsenthalpie sei temperaturunabhängig: ∆ V Hm T dT a1 ∆ H 1 1 − ⋅ ∫ 2 = ∫ d (ln a1 ) ⇒ − V m ⋅ − = ln a1 R R T0 T T0 T 1 ( ) ∆ V Hm T − T0 ⋅ T - T0 > 0 T > T0 R T ⋅ T0 Daraus folgt eine Siedepunktserhöhung Siedepunktserhöhung kann direkt aus dem Verlauf des chemischen Potentials abgeleitet werden. ln a1 = − µ M = µl + R ⋅ T ⋅ ln a1 a1 < 1 a1 ≡ x1 55 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Verlauf des chemischen Potentials: : :s :l :g T T0 T0T T Weitere Umformung: ∆ H ∆T − V m⋅ = ln x1 R T ⋅ T0 ln x1 = ln(1 − x2 ) mit x2: Molenbruch des gelösten Stoffes ln(1 − x2 ) ≈ − x2 Oder Taylor-Entwicklung: ∆ V Hm ∆ T ⋅ = x2 R T ⋅ T0 T ≈ T0: ∆ V Hm ∆T ⋅ 2 = x2 R T0 Umformung von x2: n2 n x2 = ≈ 2 n1 + n2 n1 n1 und n2: die Zahl der Mole oder Stoffmenge: m n1 = 1 M1 mit m1: Einwaage des Lösungsmittels; M1: Molare Masse des Lösungsmittels 56 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage m2 M2 mit m2: Einwaage gelöster Substanz; M2: Molare Masse gelöster Substanz n2 = Bezogen auf 1.000 g Lösungsmittel: m1 = 1000 . g ∆ V H ∆T m2 ⋅ M1 m2 R ⋅ T0 2 ⋅ M1 ⋅ = ⇒ ∆T = ⋅ R T0 2 1000 . g ⋅ M2 M 2 1000 . g ⋅ ∆V H R ⋅ T0 2 ⋅ M1 : Ebullioskopische Konstante – besteht aus nur 1000 . g ⋅ ∆V H vom Lösungsmittel abhängigen Größen Möglichkeit der Molmassenbestimmung bei bekannter Einwaage an gelöster Substanz. Typische Werte für die ebullioskopische Konstante: 0,514 K · kg · mol-1 H2O Benzol 2,67 K · kg · mol-1 Aceton 1,67 K · kg · mol-1 Achtung: Die Siedepunktserhöhung hängt nur von der Zahl der gelösten Teilchen ab (zumindest gilt dies für verdünnte Lösungen). Es liegt eine kolligative Eigenschaft vor. Gefrierpunktserniedrigung (Kryoskopie) Rechnung analog zu Ebullioskopie aber: Verdampfungsenthalpie durch Schmelzenthalpie ersetzen! m2 R ⋅ T0 2 M1 ∆T = ⋅ M 2 1000 . g ⋅ ∆ Sm H Typische Werte für die kryoskopische Konstante: - 1,855 K · kg · mol-1 (etwa - 2 °C pro mol) H2O - 5,12 K · kg · mol-1 Benzol Campher - 40,00 K · kg · mol-1 57 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Gleichgewicht zwischen Lösung und Lösungsmittel: Osmotischer Druck Lösung Lösungsmittel semipermeable Membran: Nur durchlässig für Lösungsmittel µ 1* reine Phase = µ 1 Mischphase In der Mischphase wird das chemische Potential kleiner sein als das der reinen Phase gemäß: µ1 = µ1 * + R ⋅ T ⋅ ln x1 . Dies kann nur kompensiert werden durch Druckänderung: µ1 * ( p) = µ1 ( p + π , a1 ) µ1 ( p + π , a1 ) = µ1 * ( p + π ) + R ⋅ T ⋅ ln a1 p +π µ1 * ( p + π ) = µ1 * ( p) + ∫ V1dp p p +π µ1 * ( p) = µ1 * ( p) + ∫ V1dp + R ⋅ T ⋅ ln a1 ⇒ − R ⋅ T ⋅ ln a1 = V1 ⋅ π ü lna1 ≈ − a2 ⇒ V1 ⋅ π = a2 ⋅ R ⋅ T a2 ≈ x2 ≈ n2 n ≈ 2 n1 + n2 n1 ⇒ V1 ⋅ n1 = V Osmotischer Druck: V ⋅ π = n2 ⋅ R ⋅ T mit V: Volumen der Flüssigkeit n n2 π = 2 ⋅ R⋅T = c molare Konzentration (Volumenmolalität) V V Molmassenbestimmung: m n2 = 2 M2 m R⋅T π= 2 ⋅ M2 V 58 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Messung des osmotischen Drucks π für eine bestimmte Konzentration m2 . V M2 (üblich in der makromolekularen Chemie) Größe des Effektes: Für eine einmolale Lösung bei 300 K ist der osmotische Druck π ≈ 25 bar. Anwendungen: - Dialyse - alkoholfreies Bier - Plasmolyse - isotonische Lösung )p < )B )p > )B Sole Wasser Wasser fließt in die Sole Sole Wasser Wasser fließt aus der Sole Osmose Umkehrosmose (Meerwasserentsalzung) Löslichkeit eines Stoffes in einem Lösungsmittel Beispiel für die Betrachtung des chemischen Potentials des gelösten Stoffes und nicht das des Lösungsmittels. :2l Mischphase :2*s reine Phase µ 2 *s = µ 2 l µ2 *s = µ2 *l + R ⋅ T ⋅ ln xi 59 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Trennung der Variablen: µ2 *s − µ2 *l = ln x2 R⋅T Für ein Mol und reine Phase gilt: µ ≡ G Gm,2 s − Gm,2 l R⋅T G2 s − G2 l ∂ R⋅T ∂T = ln x2 dT = d ln x2 Ganz analog zur Gefrierpunktsserniedrigung: ∆ H 1 1 − Sm m − = ln x2 R T T0 Möglichkeit der Berechnung der idealen Schmelzwärme und dem Schmelzpunkt. Löslichkeit aus der 5.5.3 Beliebige Zweistoffsysteme Bisher wurden Systeme betrachtet, bei denen eine Komponente keinen Dampfdruck besitzt. Jetzt wird diese Einschränkung fallen gelassen. Freie Mischungsenthalpie na na · :a*l nb nb · :b*l Überlegung: µ = µ * + R ⋅ T ⋅ ln x G Anfang = na ⋅ µa *l + nb ⋅ µb *l ( ) ( GEnde = na ⋅ µa *l + R ⋅ T ⋅ ln xa + nb ⋅ µb *l + R ⋅ T ⋅ ln xb ∆G M = GEnde − G Anfang ∆G M = na ⋅ R ⋅ T ⋅ ln xa + nb ⋅ R ⋅ T ⋅ ln xb Bezug auf Gesamtstoffmenge na + nb: na nb ∆G M = (na + nn ) ⋅ R ⋅ T ⋅ ln xa + ln xb na + nb na + nb ∆G M = R ⋅ T ⋅ ( xa ⋅ ln xa + xb ⋅ ln xb ) na + nb 60 ) © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Bezogen auf ein Mol: na + nb = 1 Molare Freie Mischungsenthalpie: ∆ M Gm = R ⋅ T ⋅ ( xa ⋅ ln xa + xb ⋅ ln xb ) Allgemein: ∆ M Gm = R ⋅ T ⋅ ∑ xi ⋅ ln xi i Da xi < 1 ⇒ ln xi < 0 ⇒ ∆MG < 0 Für eine ideale Mischung gilt: ∆MH =0 ∆ M Gm = ∆ M Hm − T ⋅ ∆ M Sm ideale Mischungsentropie ∆ M Gm = − T ⋅ ∆ M Sm ∆ M Sm = − R ⋅ ∑ xi ⋅ ln xi i Für ideale Mischungen: ∆MS > 0 Reale Systeme: Wechselwirkung zwischen Teilchen ∆MH ≠ 0 Kriterien für Mischbarkeit: ∆MH − T ⋅∆MS < 0 ∆MH < T ⋅∆MS • ∆ M H > 0 endotherm ∆ M S > 0 , die Entropie muss zunehmen • ∆ M H < 0 exotherm ∆MH < T ⋅∆MS ∆MS kann positiv sein, aber auch abnehmen, aber nur bis Ungleichung noch erfüllt ist Exzess-Funktionen: ∆ M G Ex = ∆ M G real − ∆ M G ideal Abweichung von der Idealität - Begriff der regulären Mischung: Definition: ∆ M S Ex = 0 ∆ M H Ex ≠ 0 Mischung von flüchtigen Flüssigkeiten Beide Komponenten sind flüchtig. Unbegrenzt mischbare Flüssigkeiten - ideale Systeme: - Raoult’sches Gesetz: p1 = x1 ⋅ p10 p2 = x2 ⋅ p2 0 61 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage p1 p2 p1 0 p2 0 Darstellung einer p, xi-Isothermen T = const. x2 0 1 Unbegrenzt mischbare Flüssigkeiten - reale Systeme: p1 = a1 ⋅ p10 p2 = a2 ⋅ p2 0 a1 = f 1 ⋅ x1 a2 = f 2 ⋅ x2 f1 und f2 sind die Aktivitätskoeffizienten. f1 > 1 positive Abweichung f2 < 1 negative Abweichung von Idealität Charakteristische Beispiele: p [bar] p [bar] 1,0 0,45 0,5 0,25 0 x(CS2) 1 0 Mischung CS2-Aceton T = 352 °C f>1 x(CHCl3) 1 Mischung CHCl3-Aceton T = 35,2 °C f<1 62 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Ideale Mischung: T Kondensationskurve T10 T20 Konnode Siedekurve 0 1 x2 T,x-Isobare Konnode ist die Linie im Phasendiagramm einer Mischung, die ein Paar koexistenter Phasen miteinander verbindet. Beispiele: T T 55 °C 61°C azeotroper Punkt 46°C 55 °C 0 x(CS2) Aceton, CS2 1 0 x(CHCl3) CHCl3, Aceton 1 Begrenzt mischbare Flüssigkeiten, Mischungen und Mischungslücken: Mischbarkeit: ∆ MG < 0 Keine Mischbarkeit: ∆ MG > 0 Begrenzte Mischbarkeit: ∆ MG R⋅T Phase 1 Phase 2 mit gegebener Zusammensetzung 0,25 0,5 0,75 ∆ MG R⋅T xa komplette Mischbarkeit 0,25 Mischbarkeit 63 0,5 0,75 xa © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 6. Chemische Reaktionen A B Differentielle Menge von A reagiere zu B − dna = dnb Bei p und T = const., Berechnung von: dG = µa ⋅ dna + µb ⋅ dnb dna = − dn dnb = dn dG = − µa ⋅ dn + µb ⋅ dn G dG <0 dn dG >0 dn dG =0 dn n Zunahme von B: dG = − µ a + µb dn dG = − µ a + µb dn µa > µb µa < µb Im Gleichgewicht gilt: µ a = µb ∆ R G = µb − µ a Gleichgewichtsbedingung: ∆ R G = 0 !!! ∆ RG < 0 exergonischer Prozess; spontane Reaktion ∆ RG > 0 endergonischer Prozess; nicht-spontane Reaktion 6.1 Gleichgewicht zwischen idealen Gasen A B A und B sind perfekte Gase p µ = µ * + R ⋅ T ⋅ ln p* mit µ * : chemisches Potential beim Druck p* und T* Standardzustand: p* = 1bar und eine Standardtemperatur 64 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage µ* = µ ° mit °: Standardbedingungen µ = µ °+ R ⋅ T ⋅ ln p ∆ R G = µb °+ R ⋅ T ⋅ ln pb − µa °− R ⋅ T ⋅ ln pa ∆ R G = µb °− µa °+ R ⋅ T ⋅ ln pb pa ∆ R G = (Gb °− Ga °) + R ⋅ T ⋅ ln pb pa pb pa Die Freien Standardreaktionsenthalpien sind tabelliert. ∆ R G = ∆ R G° + R ⋅ T ⋅ ln Im Gleichgewicht: ∆ RG = 0 0 = ∆ R G°+ R ⋅ T ⋅ ln pb ,eq pa ,eq mit pi,eq: Partialdruck im Gleichgewicht!! ∆RG° ist konzentrationsunabhängig pb ,eq ln ist auch konzentrationsunabhängig Kp pa ,eq Kp = pb ,eq pa ,eq mit Kp: Gleichgewichtskonstante 0 = ∆ R G°+ R ⋅ T ⋅ ln K p ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln K p wichtig: Bezug auf die Freie Standardreaktionsenthalpie Umformung: Kp = e − ∆ RG ° R⋅T 6.1.1 Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln K p ∆ R G° = − R ⋅ ln K p T 65 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage ∂ ∆ R G° T ∆ H° = − R2 ∂T T ∂ G T ⋅ −G T ∂T −T⋅S −G = = ∂T T2 T2 G ∂ ∂ ln K p ∆ R H ° ∆ R G° = − R ⋅ ln K p ⇒ = T ∂ T R ⋅T2 van’t Hoff’sche Gleichung: ∂ ln K p ∆ R H ° = ∂ T R ⋅ T2 ∆ R H° dT R ⋅ T2 Kp ' T' ∆ H° ∫ d ln K p = ∫ R R⋅ T 2 dT Kp T d ln K p = ln K p '− ln K p = − ∆ R H ° 1 1 ∆ R H ° T '− T ⋅ − = ⋅ T' T T '⋅T R R ∆ R H ° ∆T ⋅ R T ⋅ T' - endotherm: K nimmt mit steigendem T zu - exotherm: K nimmt mit steigendem T ab Prinzip von Le Chatelier = Für das Gleichgewicht gilt: K = ∏ ai ν i i die stöchiometrischen Faktoren für Edukte sind negativ, die für die Produkte positiv ln K = − ∆ R G° R⋅T ∆ R G = − R ⋅ T ⋅ ln K + R ⋅ T ⋅ ln aC νC ⋅ a D ν D aA νA ⋅ a B νB Dabei ist der erste Summand die Standardreaktionsarbeit. Der zweite Summand steht für die Restreaktionsarbeit. 66 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 6.1.2 Druckabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten Für Flüssigkeiten: ∆ G° ln K = − R RT ∂ ln K 1 ∂ ∆ R G° =− R⋅T ∂ p T ∂ p T ∂ ln K 1 ⋅ ∆ RV ° =− R⋅T ∂ p T mit ∆RV°: Standardreaktionsvolumenänderung - gilt allgemein für den Fall, dass Standardzustände nicht auf Standarddruck bezogen sind - gilt immer für kondensierte Phasen - in kondensierten Phasen: bei Druckänderung von 1 bar ändert sich ln K um 10-2 % - bei Gasphasen: Druckabhängigkeit bei Kx − ν K = p ∑ i ⋅K ln K = − ν ⋅ ln p + ln K x p ∑ x i p ∂ ln K x 1 ∂ ln K p = − ∑ν i + p ∂ p T ∂ p T ∆ V° 1 mit R = ⋅ ∑ν i (mit idealem Gasgesetz) R⋅T p ∂ ln K x ∆ V° (für die Gasphase) =− R R⋅T ∂ p T K K )RV° > 0 )RV° < 0 p p Prinzip von Le Chatelier ln K p '− ln K p = ∆ R H ° ∆T ⋅ R T ⋅ T' 67 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Berechnung von ∆RH°: ∂ H = Cp ∂T p dH = C p ⇒ dH = C p ⋅ dT dT Molwärmen werden als Polynom in T angesetzt: C p = a + b ⋅ T + c ⋅ T 2 + d ⋅ T 3 +... mit a, b, c, d, …: Konstanten, die im interessierenden Bereich experimentell bestimmt werden. Allgemeine Reaktion: ν A A + ν B B + ν C C ν P P + ν Q Q + ν R R ∆ R H ° = ∑ ∆ f H ° ( Pr odukte) − ∑ ∆ f H ° ( Edukte) = ∑ν k ⋅ ∆ f H ° k k H' T' T' ∫ d∆ R H ° = ∫ ∑k ν k ⋅ ∆ f H ° k dT = ∫ ( A'+ B'⋅ T + C'⋅ T H T 2 ) + D' ⋅ T 3 +... dT T 6.1.3 Berechnung der Gleichgewichtskonstanten ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln K p ∆ R G° = ∆ R H °− T ⋅ ∆ R S ° Berechnung von ∆RS°: δq dS = rev δqrev = C p dT T Cp dS = dT T Die Kenntnis der Molwärmen Cp über die gesamte Temperatur ergibt ∆RH°, ∆RS° und damit ∆RG°. Druckabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten bei Gasreaktionen: ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln K p ∆RG° ist bei Gasreaktionen nur eine Funktion der Temperatur und nicht des Druckes. 68 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 6.1.4 Homogene Gasgleichgewichte ai = f i pi ⋅ φi ( pi , T ) = p° p° mit pi: Partialdruck; f: Fugazität; ф: Fugazitätskoeffizient f lim i = φi = 1 p→ 0 p i Einsetzen in K (unter Gleichgewichtsbedingungen): − ν K= p νi ⋅ φ νi ⋅ p° ∑ i ∏ ∏ i i K= i i ∏φi ν − ν ⋅ p° ∑ i ⋅ K p i mit K p = ∏ pi νi i i Am Beispiel des Ammoniaks 1 3 2 N 2 + 2 H2 NH3 p( NH3 ) Kp = 1 3 p( N 2 ) 2 ⋅ p( H2 ) 2 1 hier: K p = 1 bar [ ] Ausdruck über Molenbrüche p xi = i p K − ν = ∏ xi νi ⋅∏ φi νi ⋅ p° ∑ i νi ∏p i i i mit K x = ∏ xi νi i K= ∏φi νi i p ⋅ p° ν K p = p∑ i ⋅ Kx νi ⋅ Kx [K ] = 1 p Ausdruck über Konzentrationen pi = ci ⋅ R ⋅ T (aus idealem Gasgesetz) Kc = ∏ ci νi i 69 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage R ⋅ T ∑ i ⋅ ⋅ Kc p° ν K= ∏φi i νi Zusammenhänge ν K = ( R ⋅ T )∑ i ⋅ K p c ∑ νi R ⋅T Kx = ⋅ Kc p bei idealen Gasmischungen im Gleichgewicht: φi = 1 - K, Kp sind druckabhängig (da bezogen auf Standarddruck) - Kx ist druckabhängig (nur für ∑ν i = 0 druckunabhängig) 6.2 Gleichgewichte in nicht-idealen Systemen von Gasen Enführung der Fugazität: f f ~ p⇒ f =γ ⋅ p mit γ: Fugazitätskoeffizient Kp Kf 6.3 Gleichgewichte für Mischphasen Kx: K ausgedrückt in Molenbrüchen Ka: K ausgedrückt in Aktivitäten a =γ ⋅x Druckabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten zwischen kondensierten Stoffen. bei Reaktionen ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln Ka ∂ ∆ R G° = ∆ RV ° ∂ p T ∆RV° ist das Volumen pro Formelumsatz der Produkte minus dem Volumen pro Formelumsatz der Edukte, also die Volumenänderung bei der Reaktion. 70 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage m3 mol dass heißt ln K ändert sich um etwa 0,01 % bei einer Druckänderung von einem Bar. Typische Werte: ∆ RV ° ≈ 10 − 6 ai = xi ⋅ γ x ,i (Molenbruch) c ⋅γ (Molarität) ai = i c,i ci ° m ⋅γ (Molalität) ai = i m,i mi ° lim γ x ,i = 1 lim γ c,i = 1 lim γ m,i = 1 (bei ideal verdünnten Lösungen) xi → 0 ci → 0 K x = ∏ xi νi mi → 0 Kc = ∏ ci νi i i Km = ∏ mi νi i K = K x ⋅ ∏ γ x ,i νi i − ν K = Kc ⋅ ∏ γ c ,i νi ⋅ ci ° ∑ i i − ν K = Km ⋅ ∏ γ m,i νi ⋅ mi ° ∑ i i 6.4 Qualitative Diskussion des chemischen Gleichgewichts ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln K K kJ 1.000 K )RG°[ /mol] 300 K ∆ R G° = ∆ R H °− T ⋅ ∆ R S ° - bei tiefen Temperaturen ∆RH° dominant - bei hohen Temperaturen ∆RS° wird wichtiger 71 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Für N 2 ( g ) 2 N ( g ) K T [K] ∆RH° >> 0 kJ/mol endotherme Reaktion 6.5 Anwendung des chemischen Gleichgewichts 6.5.1 Berechnung der Ausbeute Wassergas-Gleichgewicht H2 + CO2 H2 O + CO Welche Ausgangskonzentrationen liegen vor? t = 0: n(H2)0, n(CO2)0, n(H2O) = 0, n(CO) = 0 t → ∞: n(H2)eq, n(CO2)eq, n(H2O)eq, n(CO)eq mit eq: Gleichgewicht Im Gleichgewicht gilt: n( H2 O) eq = n(CO) eq n( H2 )eq = n( H2 ) 0 − n( H2 O) eq n(CO2 ) eq = n(CO2 )0 − n( H2 O)eq Kn = n( H2 O)eq 2 (n( H ) 2 0 )( − n( H2 O)eq ⋅ n(CO2 ) 0 − n( H2 O)eq mit n( H2 O) eq = y Beispiel K = 4 mol · l-1 H2 O + R − COOR' RCOOH + R' OH [ RCOOH ] ⋅ [ R' OH ] K= [ RCOOR'] ⋅ [ H2 O] Wasser im Überschuss 72 ) y2 = (a − y) ⋅ (b − y) © Oliver Martin 2006, 1. Auflage K' = [ RCOOH ] ⋅ [ R' OH ] [ RCOOR'] mol l 2 RCOOH ] [ 4= 1 Das ist Nonsens. Aus einem Mol Ester kann man nicht 2 Mol Säure aus dem Nichts gewinnen. Es sind immer die Gleichgewichtskonzentrationen in die Gleichgewichtsberechnungen einzusetzen! RCOOR' = 1 Beispiel: Ammoniak 1 3 2 N 2 + 2 H2 NH3 - Annahme: stöchiometrisches Gemisch: n0 ( H2 ) = 3n0 ( N 2 ) n( N 2 ) = n0 ( N 2 ) − 21 γ n( H2 ) = n0 ( H2 ) − 23 γ n( NH3 ) = γ ∑ n = 4n0 ( N 2 ) − γ x( NH3 ) Kx = 1 3 x( N 2 ) 2 ⋅ x ( H2 ) 2 Kx = γ ⋅ (4n0 ( N 2 ) − γ ) 1 2 (n0 ( N 2 ) − γ ) ⋅ (3no ( N 2 ) − γ ) 1 2 - mit z = γ n0 ( N 2 ) ⇒ Kx = 3 2 4 z (4 − z ) 3 2 3 (2 − z ) 2 4 ⋅ z ⋅ (4 − z ) Kx = 3 p 2 2 p ⋅ 3 ⋅ (2 − z ) Druckabhängigkeit - Vereinfachung für z << 1: 4⋅z Kp = 3 Kp = 3 2 wobei: p ⋅ 32 z (Ausbeute) steigt bei höherem Druck 73 ∑ ν i = −1 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 200 °C ( 1 ( 1 500 °C 1 bar 600 °C 700 °C 0 1000 p [bar] 10 bar 0 T 6.5.2 Dissoziationsgrad eines Stoffes N 2 O4 2 NO2 n( N 2 O4 ) = n0 ( N 2 O4 ) ⋅ (1 − α ) n( NO2 ) = 2n0 ( N 2 O4 ) ⋅ α ∑ n = n0 ( N 2 O4 ) ⋅ (1 + α ) mit α: Bruchteil der Stoffmenge an N2O4, die zerfallen ist Molenbrüche: 1− α x( N 2 O4 ) = 1+ α 2 ⋅α 1+ α 2 4 ⋅α 4 ⋅α 2 K p = p ⋅ Kx = p ⋅ = ⋅p (1 + α ) ⋅ (1 − α ) 1 − α 2 x( NO2 ) = 1 2 4 ⋅ p + K p α ist druckabhängig! α = Kp " 1 0 Kp = 1 0,001 0,1 0,01 p 74 100 bar ∑ν i = 1 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 6.6 Chemisches Gleichgewicht in Mehrphasensystemen Verteilungsgleichgewicht: B C µ A B = µ AC µ A = µ A * + R ⋅ T ⋅ ln a A µ A * + R ⋅ T ⋅ ln a A B = µ A * + R ⋅ T ⋅ ln a A C mit µA*: chemisches Potential des reinen Stoffes A. a AC =1 aAB aA = γ ⋅ xA γ AC ⋅ x AC =1 γ AB ⋅ xAB x AC xAB = const . x AC xAB γ AB = C γA Nernst’scher Verteilungssatz Wahl eines anderen Standardzustandes: der Stoff, gelöst bei unendlicher Verdünnung µ A B = µ A ∞B + R ⋅ T ⋅ ln x A B µ A C = µ A ∞C + R ⋅ T ⋅ ln x A C e µ A∞ B − µ A ∞ C R⋅T x AC = B = const . xA 6.6.1 Lösung von Gasen in Flüssigkeiten :g :l µ ( p, a , T ) µ g = µl µ g = µ ( p, T ) µ l = µ (a , T ) µ g = µ * g (T ) + R ⋅ T ⋅ ln p 75 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage µ l = µ *l (T ) + R ⋅ T ⋅ ln al − µ *l ( T )− µ *g ( T ) al R⋅T =e p al = cl cl = k ⇒ cl = k ⋅ p p p = cg ⋅ R ⋅ T Henry-Dalton-Gesetz: cl = const . = λ (T ) cg Gaslöslichkeit in H2O, in mg auf 1.000 cm3 Wasser T [°C] 0 20 N2 28,8 18,6 O2 69,5 43,4 CO2 3.350 1.690 Anwendung des Henry-Dalton-Gesetzes Löslichkeit von H2 in Metallen: cl = c Me Konzentration des H2 im Metall Auf das Metall wirke der Druck p(H2). Dann müsste gelten: p( H2 ) = λ (T ) c Me wird aber nicht erfüllt! Experimentell wird gefunden: p( H2 ) = λ ' (T )c Me linearer Zusammenhang zwischen p( H2 ) und cMe H2 2 H Kp = p( H ) Kp p( H ) 2 p( H2 ) ⇒ p( H ) = p( H2 ) ⋅ K p = λ ' (T ) ⋅ c Me ⇒ p( H ) = λ ' (T ) ⋅ K p ⋅ c Me Es liegt im Gleichgewicht vor. H2 wird atomar im Metall gelöst. 76 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage 7. Dritter Hauptsatz der Thermodynamik dS = Cp ⋅ dT T bzw. dS = CV ⋅ dT T Änderung über einen größeren Temperaturbereich: T2 T2 Cp dS = ∫ ∫ T ⋅ dT T T 1 1 S (T2 ) − S (T1 ) = T2 ∫ T1 Cp T ⋅ dT Ideal: Temperaturverlauf der Entropie über die gesamte Temperatur, also bis T = 0 K. Frage: Welche Entropie herrscht am absoluten Nullpunkt? T2 Cp S (T2 ) − S (0) = ∫ ⋅ dT T 0 7.1 Untersuchung von Festkörperreaktionen von Nernst - bestimmte: ∆G, ∆H und ∆S bis zu tiefen Temperaturen - fand heraus: lim ∆G = ∆H T→0 Folgerung: Der Unterschied zwischen ∆G und ∆H wird mit der Annäherung an den absoluten Nullpunkt immer kleiner. ∆G = ∆H − T ⋅ ∆S ⇒ ∆G − ∆H = T ⋅ ∆S Daraus ergibt sich: lim ∆S = 0 T →0 Nernst’sches Wärmetheorem Einschränkung: gilt für ideale Festkörper 7.2 Formulierung des 3. Hauptsatzes der Thermodynamik Die Entropie eines idealen Festkörpers ist am absoluten Nullpunkt gleich Null. 7.3 Nullpunktsentropie N2O kann wie folgt vorliegen: - N - N N + N + O O + N - N + O O N + N - S = R ⋅ ln2 77 Anhang I: Formelsammlung © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Thermodynamik (I) Eigenschaften der wichtigsten Zustandsänderungen Beziehung zwischen den Zuständen 1 und 2 p, V Isotherme T = const. Isobare p = const. Isochore V = const. p1 ⋅ V1 = p2 ⋅ V2 V1 T1 = V2 T2 p1 p2 = T1 T2 p = p1 V = V1 p= p1 ⋅ V1 V p = p1 V= V1 ⋅ T T1 p, T T = T1 V, T T = T1 q12 q12 = − w12 q12 = C p ⋅ dT q12 = CV ⋅ dT w12 w12 = − pext ⋅ dV w12 = − pext ⋅ dV w12 = 0 V= V1 ⋅ T T1 V = V1 mit p: Druck; V: Volumen; T: Temperatur; q: Wärme; w: Arbeit; m: Masse; Cp: Molwärme (bei konstantem Druck); CV: Molwärme (bei konstantem Volumen) 79 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Beziehung zwischen Zuständen 1 und 2 Adiabate δq = const. Polytrope p · Vn = const. p1 ⋅ V1κ = p2 ⋅ V2κ p1 ⋅ V1n = p2 ⋅ V2 n T1 ⋅ V1κ −1 = T2 ⋅ V2κ −1 T1 ⋅ V1n−1 = T2 ⋅ V2 n−1 T1κ (κ −1) T2κ (κ −1) = p1 p2 T1n ( n−1) T2 n ( n−1) = p1 p2 p1 ⋅ V1κ p= Vκ κ κ −1 p1 ⋅ T ( ) p= T1κ (κ −1) p1 ⋅ V1n p= Vn n n−1 p1 ⋅ T ( ) p= T1n ( n−1) p, V p, T V, T T1 ⋅ V1κ −1 T= V κ −1 q12 q12 = 0 T1 ⋅ V1n−1 T= V n−1 n−κ q12 = m ⋅ CV ⋅ ⋅ (T − T1 ) n−1 2 κ −1 p1 ⋅ V1 V1 w12 = ⋅ − 1 κ − 1 V2 w12 n −1 p1 ⋅ V1 V1 w12 = ⋅ − 1 n − 1 V2 mit κ: Adiabatenkoeffizient (auch ̹); n: Polytropenkoeffizient (II) Ideales Gasgesetz p ⋅V = n ⋅ R ⋅ T mit n: Stoffmenge; R: universelle Gaskonstante (8,314472 J/mol · K) (III) Virialentwicklung, zweiter Virialkoeffizient p ⋅V = 1 + B ⋅ p + C ⋅ p2 + D ⋅ p3 R⋅T mit B: zweiter Virialkoeffizient 2 B = −2 ⋅ e − 1 ⋅ r ⋅ dr k ⋅ T ∫0 mit k: Boltzmann-Konstante (1,3806505 · 10-23 J/K) π ∞ − u( r ) k ⋅T 80 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage u(r ) = 0 ⇒ r > σ u(r ) = ∞ ⇒ r ≤ σ B = 2⋅ π k ⋅T ⋅ σ3 3 oder B = 1 ⋅ 4 ⋅ VKugel k ⋅T (IV) Van-der-Waals-Gleichung 2 n p + a ⋅ ⋅ (V − n ⋅ b) = n ⋅ R ⋅ T V mit a: Van-der-Waals-Koeffizient des Binnendrucks; b: Van-der-WaalsKoeffizient des molaren Kovolumens Kritische Größen: V b= k 3 mit k: kritisch 9 a = ⋅ R ⋅ Vk ⋅ Tk 8 pk ⋅ Vk 3 = R ⋅ Tk 8 (V) Theorem der übereinstimmenden Zustände p ⋅V 0,25 ≤ k k ≤ 0,30 R ⋅ Tk (VI) Andere Zustandsgleichungen Nach Berthelot: R⋅T a p= − Vm − b T ⋅ Vm 2 Nach Dieterici: a R ⋅ T ⋅ exp − R ⋅ T ⋅ Vm p= Vm − b Virialentwicklung nach Kammerlingh-Onnes: B(T ) C(T ) R⋅T p= ⋅ 1 + + +... 2 Vm Vm Vm 81 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage (VII) Arbeit Ve w = − ∫ pext dV Va mit pext: externer Druck Reversible Expansion: V w = − R ⋅ T ⋅ ln e Va (VIII) Wärme δq = C M ⋅ dT (IX) Erster Hauptsatz der Thermodynamik für geschlossene Systeme dU = δq + δw = δq − p ⋅ dV mit U: innere Energie ∂ H ∂ H dH = dU + p ⋅ dV + V ⋅ dp = dT + dp ∂T p ∂ pT mit H: Enthalpie V = const. innere Energie p = const. Enthalpie (X) Die Molwärmen ∂ H Cp = ∂Tp ∂U CV = ∂ T V ∂ U ∂V C p = CV + + p ⋅ ∂V T ∂ T p Berechnung von CV bei mittleren Temperaturen: CV = f(R/2) mit f: Zahl der Freiheitsgrade Für ein ideales Gas gilt: C p − CV = R ∂U ∂ H = 0∧ =0 ∂V T ∂ pT 82 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage (XI) Isenthalpische Entspannung eines Gases ∂ T ∂ H ∂ T ∂ H >0 <0 <0 >0 ∂ p H ∂ pT ∂ p H ∂ pT Abkühlung Erwärmung ∂ T mit : Joule-Thomson-Koeffizient ∂ p H (XII) Adiabatenkoeffizient C κ= p CV (XIII) Reaktionsenergie/-enthalpie ∆ RU = ∑ ∆ f U ( Pr odukte) − ∑ ∆ f U ( Edukte) ∆ R H = ∑ ∆ f H ( Pr odukte) − ∑ ∆ f H ( Edukte) = ∑ν i ⋅ ∆ f H (i ) i mit f: Bildungsenergie bzw. -enthalpie; νi: Reaktionskoeffizienten (für Produkte positiv, für Edukte negativ) (XIV) Kirchhoff’sches Gesetz T2 ∆ R H (T2 ) = ∆ R H (T1 ) + ∫ ∆ R C p dT ∆ R C p = ∑ν i ⋅ C p ,m (i ) T1 i (XV) Carnot-Wirkungsgrad T −T η= 2 1 T2 (XVI) Wirkungsgrad einer Wärmepumpe β/Kältemaschine β’ T2 T1 β= β '= T2 − T1 T2 − T1 (XVII) Entropie ∂ S ∂ S δq dS = rev = dT + dp T ∂ T p ∂ p T mit δqrev: reversibel ausgetauschte Wärme Spontaneitätsbedingung für das isolierte System: 83 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage S1 < S2 Isochorer Prozess: C dS = V ⋅ dT T Isobarer Prozess: Cp dS = ⋅ dT T Beim idealen Gas: Cp dS = ⋅ dT − R ⋅ d ln p T Temperaturabhängigkeit: T2 Cp ∆S (T2 ) = ∆S (T1 ) + ∫ dT T T 1 ∆S (T2 ) = ∆S (T1 ) + T2 CV ∫ T dT T 1 Reaktionsentropie: ∆ R S ° = ∑ν i ⋅ Sm ° (i ) i (XVIII) Freie Energie und Enthalpie Helmholtz: A = U − T ⋅ S Gibbs: G = H −T⋅S Bei einem spontanen Prozess ist die Freie Energieänderung negativ. Im Gleichgewicht gilt: dA = 0 Für die Freie Enthalpie gilt: dG = dH − T ⋅ dS Im Gleichgewicht gilt: dG = 0 dU = T ⋅ dS − p ⋅ dV U = f ( S ,V ) dH = T ⋅ dS + V ⋅ dp H = f ( S , p) dA = − p ⋅ dV − S ⋅ dT A = f (V , T ) dG = V ⋅ dp − S ⋅ dT G = f ( p, T ) 84 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage Temperaturabhängigkeit der Freien Enthalpie: G ∂ T = − H ∂T T2 p Druckabhängigkeit der Freien Enthalpie: dG = V ⋅ dp für T = konstant Für Gase: p dG = R ⋅ T ⋅ ln p0 (XIX) Guggenheim-Schema S U H p V A G T (XX) Gibbs’sche Fundamentalgleichung dG = V ⋅ dp − S ⋅ dT + ∑ µi ⋅ dni ⇒ für T und p = konstant, folgt i dG = ∑ µi ⋅ dni i mit µ: chemisches Potential (XXI) Chemisches Potential reiner Phasen Ein-Phasen-Systeme: dG dG = µ1 ⋅ dn1 ⇒ µ1 = dn1 Mehr-Phasen-Systeme: dG = ∑ µi α ⋅ dni α + ∑ µi β ⋅ dni β +... = 0 i i Gleichgewichtsbedingung: µα = µ β (XXII) Gibbs’sche Phasenregel p+ f =c+2 mit p: Anzahl der Phasen; f: Freiheitsgrade; c: Anzahl der Komponenten 85 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage (XXIII) Phasenübergangsentropie q − qrev ,2 ∆ Trans H ∆ Trans S = rev ,1 = T T ∆TransH: Phasenübergangsenthalpie Trouton’sche Regel für Verdampfungsentropien: J ∆ V S ≈ 85 K ⋅ mol (XXIV) Das p-T-Diagramm Clapeyron’sche Gleichung: dp ∆S = dT ∆V Grenzlinie flüssig-gasförmig (Clausius-Clapeyron’sche Gleichung): p ∆V H 1 1 ln = ⋅ − p0 R T0 T1 Grenzlinie fest-flüssig: ∆ Sm H dp = dT TSm ⋅ ∆V Grenzlinie fest-gasförmig: p ∆ Sub H 1 1 ln = ⋅ − p0 R T0 T (XXV) Das chemische Potential in Mischphasen µi = µi * + R ⋅ T ⋅ ln xi mit µi*: chemisches Potential der reinen Phase; xi: Molenbruch (XXVI) Das Raoult’sche Gesetz p = ai ⋅ p0 (XXVII) Siedepunktserhöhung ∆ H T − T0 ln ai = − V ⋅ R T ⋅ T0 (XXVIII) Gefrierpunktserniedrigung ∆ H T − T0 ln ai = − Sm ⋅ R T ⋅ T0 86 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage (XXIX) Osmotischer Druck V ⋅ π = n2 ⋅ R ⋅ T mit π: osmotischer Druck; n2: Stoffmenge der gelösten Komponente (XXX) Ideale Mischungen ∆MH = 0 ∆ M G = ∆ M H − T ⋅ ∆ M S ideale Mischungsentropie ∆ M G = −T ⋅ ∆ M S ∆ M S = − R ⋅ ∑ xi ⋅ ln xi ∆ M S > 0 i (XXXI) Reale Mischungen ∆ M G Ex = ∆ M G real − ∆ M G ideal mit Ex: Exzess ∆ M S Ex = 0 ∆ M H Ex ≠ 0 Mischbarkeitskriterien: ∆MH >0 ∆MH < T ⋅∆MS ∆MH <0 ∆MH < T ⋅∆MS ∆MS > 0 (XXXII) Freie Standardreaktionsenthalpie ∆ R G° = − R ⋅ T ⋅ ln K p mit Kp: Gleichgewichtskonstante des Drucks van’t-Hoff (Temperaturabhängigkeit): ∂ ln K p ∆ R H ° = ∂ T R ⋅ T2 Druckabhängigkeit: ∂ ln K x ∆ V° =− R RT ∂ p T mit Kx: Gleichgewichtskonstante; ∆RV°: Standardreaktionsvolumenänderung (XXXIII) Homogenes Gasgleichgewicht − ν K= φ νi p° ∑ i ⋅ K ∏ i p i mit φ: Fugazität; p°: Partialdruck 87 © Oliver Martin 2006, 1. Auflage (XXXIV) Reaktionsquotient Q = ∏ ai νi i mit ai: Aktivität (XXXV) Gleichgewicht für Mischphasen K = K x ⋅ ∏ γ x ,i νi i − ν K = Kc ⋅ ∏ γ c ,i νi ⋅ ci ° ∑ i i − ν K = Km ⋅ ∏ γ m,i νi ⋅ mi ° ∑ i i (XXXVI) Dissoziationsgrad eines Stoffes 1 2 K p = p ⋅ Kx = p ⋅ 2 4 ⋅α 4 ⋅α = ⋅p (1 + α ) ⋅ (1 − α ) 1 − α 2 2 Kp α = 4 ⋅ p + Kp (XXXVII) Henry-Dalton-Gesetz (Lösung von Gasen in Flüssigkeiten) cl = const . = λ (T ) cg 88 Anhang II: Übungen mit Lösungen