186 - Im Westen

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Stauden und Kräuter
Schriftenreihe des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V., Berlin
( BDG )
Heft / 2006
28. Jahrgang
Tagung:
vom 19. bis 21. Mai 2006 in Braunschweig
Herausgeber:
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V.
Platanenallee 37, 14050 Berlin
Telefon 030/ 30 207 140/141
Telefax 030/ 30 207 139
Präsident:
Ingo Kleist
Seminarleiter:
Jürgen Sheldon
Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V.
Zusammenstellung:
Ute Gabler
Nachdruck und Vervielfältigungen (fotomechanischer und anderer Art) - auch
auszugsweise - dürfen nur mit Genehmigung des Bundesverbandes Deutscher
Gartenfreunde erfolgen.
ISSN 0936-6083
Auflage: 1.000
Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung
Dieses Projekt wurde finanziell von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert.
Der Förderer übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie
für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht
mit denen des Förderers übereinstimmen.
INHALTSVERZEICHNIS
SEITE
Vorwort
5
Jürgen S h e l d o n
Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V.
Stauden im Kleingarten – botanische Grundlagen,
Staudensortimente
7
Uta K i e t s c h
Hochschule Anhalt (FH)
Bernburg
Farbe, Form und Raum – Gestalten mit Stauden im Haus- und
Kleingarten
23
Dr. agr. Cornelia O s c h m a n n
Humboldt-Universität zu Berlin
Pflege, Vermehrung und Pflanzenschutz bei Stauden und
Gemüse
41
Dipl.- Ing. Wolfgang N i x d o r f
Gemüsebauberater und Fachhandel
Lauda
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
Neue und unbekannte Küchenkräuter und ihre Kultur
51
Dipl.-Ing. agr. Brunhilde B r o s s – B u r k h a r d t
Freie Fachjournalistin
Langenburg
Arznei- und Gewürzpflanzen im Kleingarten – Bedeutung,
Verwendung, Konservierung
63
Burkhard B o h n e
Arzneipflanzengarten
Institut für Pharmazeutische Biologie
Technische Universität, Braunschweig
Berichte aus den Arbeitsgruppen zu den Themen:
77
AG I „Stauden – Botanische Grundlagen in Beziehung zu ihrer
Form und Farbe im Kleingarten“
Leiter der Arbeitsgruppe I: Jürgen S h e l d o n
Präsidiumsmitglied für Fachberatung des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V.
AG II „Pflege, Vermehrung, Schutz, Formen und Pflanzenschutz
bei Gemüse“
Leiter der Arbeitsgruppe II: Ralph F r a n k e n s t e i n
Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V.
AG III „Vom Küchenkraut bis zur Gemüsepflanze – Bedeutung und
Kultur im Kleingarten“
Leiter der Arbeitsgruppe III: Wilhelm S p i e ß
Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
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Vorwort
Um die Anbaugruppen Stauden und Kräuter ging es im Seminar Fachberatung des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde vom 19. bis 21. Mai 2006 in Braunschweig.
In einer gemeinsamen Studie der Universität Kassel und des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde wurde unter Federführung des Verbraucherministeriums die Kulturpflanzenvielfalt in
Kleingärten untersucht. Ein Ergebnis der Untersuchung: Kleingärten sind unter anderem durch eine
große Vielfalt an Stauden gekennzeichnet.
Stauden sind aus unseren Gärten nicht wegzudenken. Die krautigen, mehrjährigen Pflanzen treiben
nach winterlicher Ruhepause jährlich neu aus und bilden somit einen festen Bestandteil des Gartens. Mit ihren verschiedenen Farben und Strukturen bieten sie eine unglaubliche Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten. Sie haben keine allzu hohen Ansprüche und gedeihen in fast allen Lebensräumen. Es gibt eine reichhaltige Auswahl an pflegeleichten Pflanzen unter den Stauden. Viele eignen sich als wertvolle Schnittblumen.
Kräuter – also Arznei- und Gewürzpflanzen – finden in unserem Alltag eine zunehmend breite Anwendung. Es gibt eine Vielzahl an Kräutern und Gewürzen, die im Kleingarten kultiviert werden
können. Die meisten bedürfen keiner besonderen Pflege, nur der Standort muss passen. Ein Kräuterbeet oder eine Kräuterspirale findet in jedem Kleingarten Platz. Kräuter aus dem eigenen Garten
schmecken einfach am besten. Außerdem sind sie immer griffbereit und pflückfrisch.
Uta Kietsch, Staudenexpertin der Hochschule Anhalt (FH), Bernburg, erläuterte in ihrem Vortrag
die botanischen Grundlagen der Anbaugruppe Stauden und ging besonders auf Staudenstandorte
ein. Ihr Fazit: „Es gibt für jeden Standort die passende Stauden“. Auch absonnige Gartenplätze,
etwa unter Obstgehölzen oder an Heckensäumen, lassen sich durch geschickte Staudenauswahl
dauerhaft begrünen.
„Auch kleine Gärten bieten genügend Raum für attraktive Staudenpflanzungen“, so Dr. agr. Cornelia Oschmann, Dozentin der Humboldt-Universität zu Berlin. In ihrer anschaulichen Präsentation
ging Dr. Oschmann auf die ästhetische und gestalterische Wirkung von Stauden ein und erläuterte,
wie durch geschickte Kombination von Farbe, Form und Struktur wahre Gartenbilder geschaffen
werden können.
Auf „Pflege, Vermehrung und Pflanzenschutz bei Stauden und Gemüse“ ging Dipl.-Ing. Wolfgang
Nixdorf, Lauda, in seinem Referat ein. Besonderes Augenmerk schenkte der Referent dabei vorbeugenden, kulturtechnischen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Verwendung von Kulturschutznetzen.
Dipl.-Ing. agr. Brunhilde Bross-Burkhardt, Freie Fachjournalistin aus Langenburg und Autorin zahlreicher Kräuter- und Wildgemüsebücher stellte in ihrem lehrreichen Vortrag neue und unbekannte
Küchenkräuter vor und ging vor allem auf die Ansprüche und auf Besonderheiten bei der Verwendung der Raritäten ein. Die von der Expertin verteilten frischen Kräuter verschafften den Teilnehmern zum Teil ganz neue Geruchs- und Geschmackserlebnisse.
Einen eindrucksvollen Bogen von den „Kräuterweibern“ über erste Klostergärten bis zum neuzeitlichen Trend-Kräutergarten spannte Burkhard Bohne, Arznei- und Gewürzpflanzenexperte der TU
Braunschweig in seinem Referat. Dabei stellte er nicht nur die historische Entwicklung von Nutzung und Anbau der Heilpflanzen dar, sondern ging auch auf die Verwendung und Konservierung
von im Kleingarten angebauten Kräutern ein.
Der Besuch des Botanischen Gartens Braunschweig – übrigens der kleinste Deutschlands – und
des Schau- und Lehrgartens des Braunschweiger Landesverbandes ergänzten den theoretischen
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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Teil der Fachtagung hervorragend: In beiden Einrichtungen konnten fachgerechte Stauden- und
Kräuterpflanzungen, die zum Teil als Bauerngärten angelegt waren, unter kundiger Führung der
Braunschweiger Fachberater besichtigt werden.
Jürgen Sheldon
Präsidiumsmitglied für Fachberatung des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e.V.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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Stauden im Kleingarten – botanische Grundlagen,
Staudensortimente
Uta K i e t s c h
Hochschule Anhalt (FH)
Bernburg
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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Stauden im Kleingarten – botanische Grundlagen, Staudensortimente
1.
Definition
"Stauden sind Blumen, die im Winter aus scheußlichem Gestrüpp bestehen oder gar nicht vorhanden sind, falls man nicht in der Erde nachwühlt. Bei einem Mindestmaß an Freundlichkeit blühen
sie jedes Jahr wieder. Hat man sie lieb, bedanken sie sich überschwänglich." (Karl Foerster)
Stauden sind jährlich wiederkehrende, krautige, nicht verholzende Pflanzen. Halb- und viele Zwergsträucher (z.B. Lavendel) werden in der gärtnerischen Praxis den Stauden zugeordnet. Ca. 90 bis 95
% der heimischen Blütenpflanzen sind krautige Arten.
2.1 Lebensformen
Nach der Lage ihrer Erneuerungsknospen unterscheidet man bei den Stauden folgende Lebensformen:
-
Chamaephyten = zwergige Pflanzen
Beispiele: Zwergsträucher (Lavendel, Erica, Heiligenblume)
Polsterstauden (Blaukissen, Schleifenblume, Steinbrech-Arten)
Hemikryptophyten = Erdschürfestauden:
hierzu gehören die meisten Stauden wie Eisenhut, Pfingstrose, Astern
Geophyten = Zwiebeln, Knollen, Rhizome; z.B. Narzissen, Zierlauch, Crocus
2.2 Lebensdauer bei Stauden
Stauden sind mehrjährige Pflanzen, jedoch werden auch Zweijährige wie Königskerze und Stockrose von Staudengärtnereien angeboten. Letztere sind monocarpe Pflanzen, deren Lebenszyklus nach
Blüten- und Samenbildung beendet ist. Schneidet man sie im Abblühen in Bodennähe ab, können
sie oft länger leben, da sie ihre Kraft nun nicht mehr in die Samenbildung stecken. Auch mehrjährige Arten können monocarp sein, z.B. der Krusten-Steinbrech (Saxifraga crustata) oder Schirmbambus (Fargesia murieliae), dessen Blühen und Absterben vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte.
2.3
Alter von Stauden
Viele Stauden werden etwa 10 Jahre alt.
Einige Beispiele von „Zeitriesen“ (K. Foerster)
- Eisenhut: 52 Jahre
- Türkenmohn: 23 J.
- Leberblümchen: 30 J.
- Kugeldistel: 26 J.
- Taglilien: 47 J.
- Adonisröschen: 47 J.
- Rittersporn: 50 J.
- Pfingstrosen: 78 J.!!!
Stauden-Pfingstrose - Paeonia peregrina 'Sunbeam'
Wolfram Kircher
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2.4 Morphologie = äußeres Erscheinungsbild
Pflanzen haben sich im Laufe der Evolution in ihrer Gestalt an die vorherrschenden Bedingungen
angepasst. Große, saftig grüne Blätter oder zarter Bau weisen auf die Herkunft von feuchten Plätzen hin. Diese Arten benötigen für ein gutes Gedeihen vor allem eine hohe Luftfeuchte. Hierzu
zählen z. B. viele Farne, Schaublatt (Rodgersia), Tafelblatt (Astilboides).
Pflanzen mit großen, saftig grünen Blätter wie
das Tafelblatt (Astilboides tabularis) benötigen
ständige Feuchtigkeit.
Wolfram Kircher
Andere Arten haben sich an trockene Standorte angepasst. Tiefreichende Wurzeln oder ein dichtes
Faserwurzelsystem wie z. B. bei vielen Gräsern, ermöglichen auch während Trockenperioden die
Wasseraufnahme. Wachsschichten auf Blättern (z.B. Walzen-Wolfsmilch) oder silbergraue Haarüberzüge (z.B. Woll-Ziest) reduzieren die Transpiration ebenso wie die Ausbildung von Roll- oder
Faltblätter (z.B. bei Gräsern) oder Fiederblättern (z.B. Silberdistel). Noch extremer ist die Verminderung der Transpiration durch Umwandlung von Blättern in Dornen (z.B. Kakteen) möglich. Sukkulente Pflanzen haben wasserspeichernde Organe (z.B. Dachwurz - Sempervivum) ausgebildet und
widerstehen damit dem Trockenstress.
Die Gestalt der Pflanzen kann uns also schon einen Hinweis darauf geben, wo und wie wir sie verwenden sollten.
Die starke Behaarung von Salvia argentea ist
ein wirksamer Verdunstungsschutz.
Wolfram Kircher
3.
Wild- und Beetstauden
Im Hinblick auf Verwendung und Pflegeanspruch und aufgrund von Herkunft/ Abstammung werden die Stauden in Charaktergruppen eingeteilt:
-
Wildstauden gelangten ohne züchterische Bearbeitung in die Gärten.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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-
Wildstauden mit Beetstauden-Charakter sind Auslesen und Sorten, die ihren "wildnishaften"
Charakter bewahrt haben. Karl Foerster nannte diese „Zweiweltenkinder“.
Beetstauden sind durch gärtnerische Züchtung und Auslesen entstanden und im allgemeinen pflegeaufwändiger als die vorgenannten Gruppen.
In der Gestaltung sollte eine direkte Benachbarung von reinen Wildstauden mit großblumigen
Beetstauden besser vermieden werden, da letztere die kleinblumigen meist "ausstechen".
[BILD 4]
[BILD 5]
Im sommerlichen Staudengarten der Hochschule Anhalt blühen viele Prachtstauden, u.a.
Sonnenbraut (Helenium) und Sonnenhut
(Rudbeckia maxima). (oben)
Bernd Lissner
Der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum) ist eine heimische Wildstaude für halbschattige, frische Standorte. (links)
Wolfram Kircher
4.
Standortanalyse
Eine gute Pflanzenverwendung setzt eine umfassende Standortanalyse voraus. Folgende Faktoren
sind einzuschätzen:
-
Großklimatische Bedingungen (z.B. subkontinental, atlantisch)
Kleinklima (z.B. Nordhang mit Spätfrostsenken)
Exposition
Niederschlagsmengen und –verteilung
Temperaturwerte und –verlauf
Boden
Lichtverhältnisse.
4.1 Licht und Schatten
Vollsonnige Standorte sind völlig offen und unverschattet.
Sonnige Standorte erhalten im Sommer mindestens 4 Stunden direktes Sonnenlicht, vor allem in
der Mittagszeit.
Halbschattige Standorte erhalten keine Mittagssonne, aber durchaus Sonnenlicht.
Auf schattigen Standorten erfolgt eine Sonneneinstrahlung im Sommer bis max. 9 Uhr oder ab 15
Uhr.
Einige Hinweise:
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-
Nordseite heißt nicht gleich tiefer Schatten! Helle Gebäudefronten reflektieren Licht.
Viele Halbschattenpflanzen können bei genügend Feuchtigkeit auch sonnig stehen.
Bäume haben unterschiedlichen Schattenwurf:
Lichtbäume sind z.B. Kiefer und Lärche. Darunter lässt sich eine vielfältige Flora ansiedeln.
Schattenbäume wie Buche, Hainbuche, Spitzahorn, Fichte sind kaum unterpflanzbar. Hierfür
geeignet sind z.B. Einjähriges Tellerkraut (Montia sibirica, hält sich durch Versamung),
Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa, für saure Böden), Labrador-Veilchen (Viola labradorica),
Bingelkraut (Mercurialis perennis)
4.2 Boden
Anhand von Zeigerpflanzen ist eine erste Ansprache des Bodens möglich.
pH-Wert: sauer – neutral – alkalisch
Den pH-Wert und Nährstoffgehalt lässt man am besten anhand einer Bodenprobe im Labor
bestimmen, die im Handel angebotenen Test-Sets geben nur eine grobe Orientierung. Bei der groben pH-Wert Bestimmung vor Ort helfen auch Zeigerpflanzen. Schachtelhalm zeigt z.B. feuchte,
nährstoffarme Böden an. Bei Vorhandensein von Brennnessel oder Melde liegt ein stickstoffreicher
Boden vor.
Für die meisten Pflanzen ist ein neutraler bis schwach saurer Boden günstig, da dann die Verfügbarkeit der Pflanzennährstoffe optimal ist.
Kalkunverträgliche (= sauerliebende) Arten sind z.B. Rhododendron, Preisel- und Heidelbeere,
Sommerheide. Kalkliebende Arten sind z.B. Steinbrech (Saxifraga) u.a. Steingartenpflanzen, Bergaster (Aster amellus) und Sonnenröschen (Helianthemum).
Schachtelhalm zeigt z.B. feuchte, nährstoffarme Böden an. Bei Vorhandensein von Brennnessel
oder Melde liegt ein stickstoffreicher Boden vor.
Bodenarten:
-
sandig
WasserhalteLuftdurchlehmiger Sand
fähigkeit
lässigkeit
sandiger Lehm
lehmig
tonig
torfig, humos: Diese Böden weisen eine gute Wasserhaltefähigkeit als auch gute Luftdurchläs
sigkeit auf.
Leichte Veränderungen des anstehenden Bodens sind möglich, was aber einen hohen Aufwand
bedeutet. Durch Zugabe von Kies oder Schotter erreicht man höhere Luftdurchlässigkeit, während
eine Zumischung von Bentonit/Lehm die Wasserhaltefähigkeit erhöht. Letzteres empfiehlt sich
besonders auf sandigen Böden, da gleichzeitig die Anreicherung mit Humus ermöglicht wird. Prinzipiell ist es besser, die passenden Pflanzen für den vorgefundenen Boden auszuwählen als den
Boden zu verändern. Für jeden Standort finden sich geeignete Arten!
Humusgehalt:
Der Humusanteil ist sehr entscheidend für das Gedeihen der Pflanzen. Durch die Tätigkeit der
Regenwürmer wird der Ton-Humus-Komplex gebildet, der 8x soviel Wasser halten kann wie Sand
sowie Nährstoffe speichert und puffert. Eine Erhöhung ist durch Einbringen organischen Materials
wie Kompost und Rindenhumus möglich. Dies sollte für die meisten Böden angestrebt werden,
außer es handelt sich um steppenartige Pflanzungen oder Steingärten.
Schwach humose Böden sind ausreichend für z.B. Mauerpfeffer (Sedum) oder Nelken (Dianthus),
also viele Steingarten- und Steppenpflanzen.
Bei einem Gehalt von ca. 2 bis 4 % organischer Substanz spricht man von einem humosen Boden,
der für die meisten Pflanzen optimal ist.
Stark humose Böden benötigen z.B. Rhododendron und viele Farne oder Hochmoor-Arten für
Sumpfbeete.
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Nährstoffgehalt:
Sandböden haben meist einen geringen Nährstoffgehalt bzw. können Nährstoffe nur wenig
speichern. Auf lehmig-humosen Böden ist die Nährstoffspeicherung am besten.
Eine Untersuchung des Bodens im Labor auf Gehalte an N, P, K und Mg ist aller 3 bis 5 Jahre
empfehlenswert (Kosten etwa 20 bis 25 € je Probe). Bei Angabe der Nutzungsart erhält man vom
Labor Empfehlungen, wie der Nährstoffgehalt einzuschätzen ist und wieviel evtl. gedüngt werden
muß. In Kleingärten sind die Böden oft überversorgt, v.a. mit Phosphor.
Bodenfeuchtigkeit:
trocken: häufige Austrocknung und über längere Zeiträume
frisch: Austrocknung nur kurzzeitig
feucht: keine Austrocknung
nass:
Es ist häufig mehr Wasser da als der Boden aufnehmen kann.
Bodendurchlüftung:
Tonige oder verdichtete Böden (v.a. nach Baumaßnahmen) weisen Sauerstoffmangel auf. Da
Sauerstoff eine zentrale Rolle im Haushalt der Pflanze spielt, kann ein Mangel schnell zum Tode
führen. Außerdem kann es zu Staunässe kommen, die nur wenige Pflanzen vertragen. Es sollte eine
Drainage eingebaut werden (Schotter, grober Kies) und/oder eine Zwischenbegrünung mit
Tiefwurzlern wie Ölrettich, Esparsette, Luzerne erfolgen. Diese erhöhen gleichzeitig den
Humusgehalt.
5.
Strategien der Pflanzen
Wie gelingt es Pflanzen, sich an einem bestimmten Standort zu behaupten? GRIME entwickelte
dazu ein System mit drei grundsätzlichen Strategietypen:
1. Stresstolerante Pflanzen (S-Strategen)
Die Pflanzen besitzen sehr unterschiedliche Wuchsformen. Sie sind eher langsamwachsend
und langlebig. Die Blätter sind oft schmal, ledrig und immergrün oder auch nadelförmig, die
Blüte erscheint meist unregelmäßig.
Es erfolgt eine ausgeprägte Stoffspeicherung (Wasser, Nährstoffe) in Sprossen, Rhizomen,
Wurzeln.
Beispiele: Moorpflanzen (Stress: Nährstoffarmut, Nässe); Sommerheide (Stress: saure Böden,
Nährstoffarmut); sukkulente Pflanzen (Stress: lange Trockenphasen); Steingartenpflanzen
(Stress: stark mineralische Böden)
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Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
trotzt als S-Stratege sommerlicher Trockenheit
und Lichtarmut.
Wolfram Kircher
2. Ruderal – Strategen (R-Strategen)
Dazu gehören einjährige oder kurzlebige Kräuter bzw. Gräser mit geringer Ausbreitung des Sprosssystems. Die Pflanzen sind eher schnellwachsend mit hoher Blühfrequenz.
Ein hoher Anteil der Stoffproduktion wird in Reproduktion investiert, d.h. es erfolgt eine Stoffspeicherung in Samen. Die Arterhaltung geschieht eher durch Ausweichen und Neubesiedlung konkurrenzarmer Räume, also offenen Bodens.
Beispiele: viele Unkräuter wie Einjährige Rispe, Franzosenkraut, Vogelmiere; einjährige Sommerblumen wie Ringelblume, Sonnenblume
3. Wettbewerbs – Pflanzen (C-Strategen, competitors)
Diese Arten besitzen eine hohe Konkurrenzkraft und bilden rasch- und hochwüchsige, dichte Bestände aus. Es sind langlebige Pflanzen auf nährstoffreichen, produktiven Standorten. Ein relativ
geringer Anteil der jährlichen Stoffproduktion wird in Samen investiert, auch die Stoffspeicherung
ist weniger bedeutsam. Die Arterhaltung geschieht im wesentlichen durch Verbleib am Ort und
Stärkung der Konkurrenzkraft.
Beispiele: Bäume; Pfingstrosen, viele Prachtstauden wie Rittersporn; Unkräuter wie Brennnessel,
Giersch
Des Weiteren gibt es Mischtypen, z.B.: Stress-Ruderal-Strategen.
Die meisten der in unseren Gärten verwendeten Stauden zählen zu den C- und S-Strategen, die
nicht von offenem Boden profitieren. Hacken stört daher deren Wachstum, beschädigt Wurzeln
und Ausläufer. Erwünschte Stauden-Sämlinge werden gleich mit entfernt. Gleichzeitig fördert es die
Ruderal-Strategen, also viele unerwünschte Unkräuter. Daher sollte zwischen den Stauden auch
nicht gegraben werden! Vielmehr ist durch geschickte Kombination von flach- und hoch-, breit- und
schmalwüchsigen Pflanzen eine geschlossene Bodendecke anzustreben. Unkräuter finden dann
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kaum noch einen Platz. Mulchen nach dem Pflanzen hält den Boden bedeckt, bis sich die Pflanzendecke geschlossen hat.
Gelingt es, für eine Pflanze den richtigen Standort zu finden, so kann sie sich dort ohne ständige
Eingriffe unsererseits behaupten. Werden auf produktiven Standorten (frisch, nährstoffreich) nur
Wettbewerbs-Pflanzen miteinander kombiniert, so wird diese Pflanzung langlebig und viel pflegeextensiver sein als bei Nichtbeachtung der Strategien. Eine rein nach ästhetischen Gesichtspunkten
entwickelte Pflanzung ohne Berücksichtigung der Ansprüche und Strategien der Pflanzen ist sehr
pflegeintensiv.
6.
Lebensbereiche der Stauden
Dieses System wurde von Hansen/Stahl und Sieber entwickelt. Den Naturstandorten wurden ähnliche Elemente des Gartens zugeordnet. Diese erleichtern die Wahl des passenden Standortes für
jede Staude bzw. die Auswahl passender Arten für eine Gartensituation.
Die Lebensbereiche der Stauden
BdB
6.1 Lebensbereich Gehölz (G)
Standorte unter Bäumen
Standortfaktoren:
-
Schatten bis Halbschatten
gute Nährstoffversorgung (humose Böden, Laub liegen lassen!!!)
windgeschützt
Konkurrenz mit Gehölzen um Nährstoffe und Wasser
Wurzeldruck, Tropfenfall, Laubfall
Beachte: Die meisten Waldstauden benötigen „reife“ Gärten!
Empfehlenswerte Kombinationen:
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-
-
Waldsteinie (Waldsteinia geoides) mit Gedenkemein (Omphalodes verna + ‘Alba‘), durchsetzt
mit hohem Salomonsiegel (Polygonatum)
"Harfe und Pauke“ (K. Foerster): Funkien (Hosta) mit zarten Gräsern, z.B. Bunte VogelfußSegge (Carex ornithopoda ‘Variegata‘) und Farnen
Elfenblumen: wunderbare Laubschlucker!: wintergrüne Arten sehr wüchsig (Epimedium perralchicum ‘Frohnleiten‘, E. versicolor ‘Sulphureum‘ u.a.) • als einartige Bestände verwenden;
Epimedium x rubrum: bedingt wintergrün, rote Herbstfärbung und horstig wachsend • gut mit
anderen Arten zu kombinieren, z.B. Lungenkraut (Pulmonaria), Funkien (Hosta), Waldseggen-Arten (Carex), Aronstab (Arum),
Tipp: Unter Bäumen finden viele Kleinblumenzwiebeln wie Schneeglöckchen, Scilla, Schneestolz usw. ideale Bedingungen.
Ein bunter Blütenteppich unter Bäumen aus
Ungarwurz (Waldsteinia geoides) und Gedenkemein (Omphalodes verna).
Wolfram Kircher
6.2 Lebensbereich Gehölzrand (GR)
Dies sind Standorte in Anlehnung an Gehölze, welche einen sehr artenreichen Übergang zwischen
Gehölz und Freifläche bilden.
Standortfaktoren:
-
tages- und jahreszeitlich teils stark wechselnde Lichtverhältnisse
gute Nährstoffversorgung (humose Böden)
windgeschützt
Konkurrenz mit Gehölzen um Nährstoffe und Wasser
außerdem Wurzeldruck, Tropfenfall, Laubfall
In der Natur wie im Garten sind Übergangszonen die artenreichsten und vielfältigsten Standorte
und bedürfen deshalb unserer besonderen Aufmerksamkeit!
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Absonniger Gehölzrand
- Schattiger und kühler als der offene Gehölzrand, wenig direkte Sonneneinstrahlung.
- Hier fühlen sich Kühle liebende Arten wohl, z.B. Farne, Wald-Storchschnabel, Wald-Phloxe.
Frühlingserwachen am Gehölzrand
Wolfram Kircher
Sonniger Gehölzrand
- Gestalt eines locker bepflanzten, lichten Hains mit Wiesenstauden und Waldsaumflora. Die
Stauden wachsen zwischen und vor den Gehölzen.
- Pflanzenbeispiele: Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum), Ochsenauge (Buphtalmum
salicifolium), Hain-Anemone (Anemone sylvestris), Akelei (Aquilegia), Gemswurz (Doronicum),
Primeln (Primula vulgaris, P. veris), Flockenblume (Centaurea)
Der heimische Diptam (Dictamnus albus) fühlt
sich an trockenen warmen Gehölzsäumen
wohl.
Wolfram Kircher
6.3 Lebensbereich Freifläche (Fr)
Standortfaktoren:
-
offene, baum- und strauchfreie Flächen • sonnig
hohe Temperaturschwankungen (tags warm, nachts kalt)
windexponiert und frostgefährdet
Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser nur unter den Stauden
Nährstoffangebot in Abhängigkeit von der Bodenart (keine Humus-Lieferung durch Falllaub)
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-
Bodenverhältnisse bestimmen wesentlich die Prägung der Pflanzengemeinschaft
Pflanzen haben ihre Gestalt an trockene Bedingungen angepasst (z.B. kleines Laub, Rollblätter,
Sukkulenz)
viele nässeempfindliche Arten
viele niedrige Arten
Ein Kiesbeet mit trockenheitsliebenden Arten
am Kleingewächshaus.
Entsprechend des Bodens und der Gestaltung unterscheidet man:
-
-
Freiflächen mit Steppenheidecharakter (SH): warme, sonnenseitig geneigte Flächen (Böschungen, Terrassen) mit trockenem, kalkhaltigem Boden
Hier fühlen sich z.B. Berg-Aster (Aster amellus), Federgras (Stipa) und Silberdistel (Carlina acaulis) wohl.
Freiflächen mit Heidecharakter (H): sandige, nährstoffarme, saure Böden
Neben den Heide-Arten wie Besenheide (Calluna vulgaris) und Graue Heide (Erica tetralix) können Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Thymian (z.B. Thymus serpyllum) und viele Gräser Verwendung finden.
Das Pflanzkonzept "Silbersommer" bewährt
sich auf trockenen Freiflächen.
Uwe Jörg Messer
6.4 Lebensbereich Steinanlagen (St)
Standortfaktoren:
-
sonnig bis schattig
hohe Temperaturschwankungen (tags warm, nachts kalt)
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-
windexponiert und frostgefährdet
trockene, aber auch frische Bereiche, je nach Geländegestaltung
Steingarten einmal anders – kreative Ideen im
Botanischen Garten Brno.
Wolfram Kircher
Unterschiedliche Bereiche:
-
Felssteppen (FS): gut wasserdurchlässige Boden mit Kies oder Felsbrocken durchsetzt
Matten (M): flache Bodenschichten über größeren Steinen
Steinfugen (SF)
Mauerkronen (MK)
Typische Merkmale der Pflanzen:
-
zahlreiche Polsterarten
Wärme liebende Arten vor dem Stein und Kühle liebende, alpine Stauden im Schatten hinter
dem Stein, bevorzugt auf Mauer- und Steinbeeten
einzelne Kleingehölze
häufig nässeempfindliche Arten
Pflanzenbeispiele:
Blaukissen (Aubrieta), Teppich-Glockenblumen (Campanula portenschlagiana, C. cochlearifolia),
Enzian-Arten (Gentiana), Igelpolster (Acantholimon), Gänsekresse (Arabis), Steinbrech (Saxifraga).
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Die Zwerg-Glockenblume (Campanula cochlearifolia) ist ein idealer Fugenfüller im Steingarten.
Wolfram Kircher
6.5 Lebensbereich Wasser/ Wasserrand
Sonnige bis halbschattige Flächen im Bezug zu naturnahen oder architektonischen Wasserelementen des Gartens.
Standortfaktoren:
-
Gartenzone um den Teich: normal anstehender Boden
Feuchtzone (WR 1):ständig feucht, kein Wasserstand
Sumpfzone (WR 2): 10 cm über bis 10 cm unter der Wasseroberfläche
Flachwasserzone (W 2): ständiger Wasserstand von 10 bis 40 cm
Seerosenzone (W 3): Mindestwassertiefe 70 – 80 cm
Passende Pflanzen für das trockenere Ufer:
Taglilien (Hemerocallis), Gräser wie Chinaschilf (Miscanthus) oder Pampasgras (Cortaderia), Wasserdost (Eupatorium, für frische bis feuchte Böden), Weidenblättrige Sonnenblume (Helianthus
salicifolius, H. orgyalis), Wiesen-Schwertlilie (Iris sibirica).
Bei halbschattigen Bereichen:
Lattichstern und –kerze (Ligularia), Funkien (Hosta), Hoher Alant (Inula magnifica).
Randbepflanzung eines Schwimmteiches mit
kleinwüchsigen Seggen, Wollgras (Eriophorum
latifolium), Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris)
und Knabenkraut (Dactylorrhiza).
Wolfram Kircher
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6.6 Lebensbereich Beet (B)
Offene, sonnige bis schattige Rabatten im engen Bezug zu Bauten, wie Sitzplätzen, Mauern oder
Terrassen. Übergänge zu allen anderen Lebensbereichen sind möglich.
Standortfaktoren:
-
wind- und frostgeschützt
Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser nur unter den Stauden
nährstoffreiche, frische Böden
Typische Merkmale der Pflanzen:
-
gezüchtete, auffallend blühende Stauden (Prachtstauden)
ausgesprochene Schmuckelemente, häufig auch hohe Arten
meist anspruchsvoll in der Pflege, regelmäßiges Düngen, Wässern und Schneiden erforderlich
gut in Kombination mit Sommerblumen und Frühjahrsblühern
Pflanzenbeispiele:
Rittersporn (Delphinium), Margeriten (Leucanthemum maximum), Hoher Sonnenhut (Rudbeckia
nitida), Astern, Gemswurz (Doronicum), hoher Phlox, Feinstrahl (Erigeron), Sonnenbraut (Helenium).
Für halbschattige Lagen eignen sich z.B.:
Funkien (Hosta), Astilben, Lattichstern und –kerzen (Ligularia), Herbst-Anemonen (Anemone japonica, A. hupehensis), Eisenhut (Aconitum).
Ausschnitt aus einer Prachtstaudenrabatte mit
Pfingstrosen, Bartgras (Spodiopogon sibiricus),
Hain-Salbei (Salvia nemorosa) und Bartfaden
(Penstemon campanulatus).
7.
Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner
"Die Sorte ist das Schicksal des Gartens." (Karl Foerster)
Dieser Arbeitskreis testet und bewertet Staudensortimente und -neuheiten auf ihren Gartenwert.
Zunächst werden alle verfügbaren Sorten eines Sortimentes in einem Garten aufgepflanzt und von
einer Expertengruppe begutachtet. Die als sortenecht identifizierten Pflanzen werden anschließend
in einem Betrieb vermehrt und in fünf Sichtungsgärten in klimatisch unterschiedlichen Gebieten
aufgepflanzt. Über mindestens drei Jahre erfolgt nun die Bewertung der Sorten nach einem einheitlichen Schema. Nach Abschluss der Sichtung treffen sich die Fachleute der beteiligten Gärten, diskutieren die Ergebnisse und einigen sich auf eine Bewertung:
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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***
**
*
Li
Lo
Ø
ausgezeichnet
sehr gut
gut
Liebhabersorte
Lokalsorte
entbehrlich
Die Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgt u.a. in der Zeitschrift „Gartenpraxis“ und im Internet
unter www.staudensichtung.de. Dort findet sich eine umfangreiche und leicht bedienbare Datenbank.
Bereits gesichtete Sortimente sind u.a.:
Rau- und Glattblatt-Astern, Storchschnabel, Chrysanthemen, Purpurglöckchen, Lungenkraut.
Sichtung des Berg-Astern-Sortimentes in
Bernburg
Bernd Lissner
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Farbe, Form und Raum – Gestalten mit Stauden im
Haus- und Kleingarten
Dr. agr. Cornelia O s c h m a n n
Humboldt-Universität zu Berlin
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
- 24 -
Farbe, Form und Raum – Gestalten mit Stauden im Haus- und Kleingarten
Gliederung:
1.
Standortansprüche
2.
Anlage und Pflege
2.1 Einflüsse auf den Pflegebedarf
2.2 Bodenvorbereitung
2.3 Pflanzung
2.4 Pflege
2.5 Rückschnitt
3.
Grundsätze der Gestaltung mit Stauden im
Garten
4.
Gliederung von Staudenpflanzungen
4.1 Solitärpflanzen (Leitstauden)
4.2 Begleitstauden
4.3 Bodendecker (Füllpflanzen)
5.
Vorgehensweise bei der Erstellung eines
Staudenpflanzplanes
6.
Die Wirkung der Farben
7.
Farbe und Struktur der Blätter
Abb. 1: Staudenpflanzung im Erholungspark Marzahn in Berlin
1.
Standortansprüche
Stauden finden sich in jedem Kleingarten – als prachtvolle Beetstauden, Steingartenpflanzen oder
Sumpf- und Wasserpflanzen, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Beispiele verdeutlichen
gleichzeitig, dass sich auch für schwierigste Standorte geeignete Stauden finden lassen.
Nicht immer aber entspricht das Ergebnis einer Bepflanzung den Vorstellungen oder Wünschen,
die man damit verbunden hat.
Die Ursachen dafür sind vielfältiger Art.
Die wichtigste Voraussetzung, die für eine erfolgreiche und dauerhafte Staudenpflanzung erfüllt
sein muss, ist die genaue Kenntnis des Standortes und der -ansprüche der zu pflanzenden Gattungen und Arten.
Viele Staudenpflanzungen leiden darunter, dass einzelne Arten nicht den Standortverhältnissen
entsprechend verwendet wurden.
Unter dem Standort ist die Summe aller auf das Gedeihen der Pflanzen wirkenden Umwelteinflüsse
wie:
•
•
•
•
•
Bodenart und –struktur
Wasser- und Nährstoffhaushalt
Klima (Klein- und Großklima)
Licht und Schatten
Lage und Neigung des Pflanzplatzes
ebendige Umwelt, vor allem den Menschen und sein Wirken zu berücksichtigen. Außerdem herrschen in Neuanlagen andere Standortverhältnisse als in alten, von Bäumen umschlossenen Gärten.
2.
2.1
Anlage und Pflege
Einflüsse auf den Pflegebedarf
„Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung
ihren Wert“
Peter Joseph Lenné
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
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Dieser Ausspruch von Lenné macht die Bedeutung der Pflege bei einer Staudenbepflanzung mit
einfachen Worten deutlich.
In diesem Zusammenhang ist aber auch eine realistische Einschätzung der eigenen zeitlichen
Möglichkeiten und Wünsche in der Planungsphase wichtig:
-
-
-
Wie viel Zeit möchte und kann ich für die Pflege aufwenden?
Welche Art der Bepflanzung möchte ich haben – pflegeintensive Beetstauden oder eine pflegeleichtere Bepflanzung?
Aber auch konkurrenzstarke Stauden mit einem relativ geringen Pflegebedarf wie z.B. Wildstauden, gedeihen nicht gänzlich ohne Pflege.
Ist eine Selbstaussaat bei den Stauden gewünscht oder nicht?
Diese kann einerseits viel Zeit und Geld sparen, andererseits aber auch zu unerwünschten
Veränderungen bei nicht samenechten Sorten führen.
Möchte ich über einen langen Zeitraum hinweg viele Schnittstauden für bunte Sträuße ernten?
Das sind nur einige Fragen, die man sich selber im Vorfeld stellen sollte.
2.2 Bodenvorbereitung
Diese ist für eine langfristig erfolgreiche Pflanzung von großer Bedeutung und sollte gut auf die
gewünschten Pflanzen abgestimmt werden. So ist z.B. bei Steingartenstauden auf eine sehr gute
Drainage und einen relativ „mageren“, d.h. wenig nährstoffhaltigen Boden zu achten, sind diese
Grundbedingungen nicht vorhanden, müssen sie geschaffen werden.
In Rahmen dieses Vortrages kann nicht auf alle speziellen Ansprüche eingegangen werden, deshalb
erfolgt hier eine Beschränkung auf die Ansprüche der Beet- bzw. Prachtstauden, weil sich diese in
der Mehrheit der Kleingärten finden.
Der Boden für Beetstauden sollte:
-
eine krümelige, feinerdige Struktur aufweisen,
wasser- u. luftdurchlässig mit einem ausgeglichenen Wasserhaushalt sein,
tiefgründig, frei von Wurzelunkräutern und leicht zu bearbeiten sein,
mind. 50 cm Bodentiefe, bei Flachwurzlern 30 cm, sollte den Pflanzen zur Verfügung stehen
einen optimalen Gehalt an Dauerhumus und Nährstoffen und einen guten Garezustand aufweisen
vor der Pflanzung sollten organische Düngemittel (z.B. Stalldung) oder Torf eingearbeitet
werden.
2.3
Pflanzung
-
i.d.R. nach der Blütezeit verpflanzen, d.h. von Anfang März bis Mitte Mai und Mitte August
bis Mitte November
Gräser und Farne nur im Frühjahr pflanzen
-
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
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Abb. 2: Schematische Darstellung der richtigen Pflanztiefe
-
weder zu hoch noch zu tief pflanzen,
Wurzelballen andrücken,
Angiessen.
Zur Pflege und Erhaltung gehört auch das regelmäßige Umpflanzen der Stauden. Die zeitlichen
Abstände richten sich nach der Pflanzenart, stark wachsende Stauden wie Astern und Delphinium
sollten alle 2 – 3 Jahre verpflanzt werden, andere, wie Pfingstrosen können 15 Jahre am gleichen
Standort stehen.
Beim Umpflanzen ist zu beachten, dass man eine Staude nie ungeteilt verpflanzen sollte, um ihre
Wüchsigkeit zu erhalten.
2.4 Pflege
Nach dem Pflanzen ist ein Mulchen der Pflanzflächen günstig, um keimende Wildkräuter zu unterdrücken. Meistens wird dazu ein Pinien – oder Kiefernborkensubstrat verwendet, bei Steingärten ist
Kies oder Split zu empfehlen. Das Mulchen verhindert gleichzeitig ein Verschlämmen der Bodenoberfläche und beeinflusst den Wasserhaushalt positiv.
Die jährliche Düngung muss sich nach dem konkreten Nährstoffbedarf der Stauden richten, günstig sind dabei organische Düngemittel, aber auch mineralische Depotdünger (für Beetstauden
40g/m², 1x jährlich) können verwendet werden.
Jäten, Bewässerung und ggf. Pflanzenschutz sind weitere anfallende Pflegearbeiten.
2.5 Rückschnitt
Zur Pflege gehört ebenfalls der Rückschnitt, der unterteilt wird in:
a)
•
•
•
•
Pflegeschnitt
für ein sauberes und gepflegtes Aussehen d. Pflanzung
abgeblühte Triebe entfernen, um zu verhindern, dass der Samen ausfällt. Die Sämlinge sind
u.U. nicht sortenecht (bes. bei Phlox paniculata., Tradescantia, Delphinium)
dadurch Mehrung des Blütenflores
oft wird so eine zweite Blüte im Spätsommer/ Herbst möglich (Delphinium)
b)
•
•
•
Verjüngungsschnitt:
Erhaltung u. Verlängerung der Wuchskraft
Erhöhung der Widerstandsfähigkeit
bei kurzlebigen Stauden wird dadurch die Lebensdauer verlängert (z.B. bei Alcea, Anchusa)
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 27 -
3.
Grundsätze der Gestaltung mit Stauden im Garten
Der Gesang der Vögel ist noch keine Musik, auch nicht das Flüstern des Windes, sosehr sie auch das Herz
erfreuen; sie sind nur der Stoff aus dem Musik gemacht wird. Um Musik zu werden, müssen Töne und
Geräusche ausgewählt und geordnet werden.“
Igor Strawinsky
Auch bei einer Staudenpflanzung kommt es auf die „richtige Komposition“, die Auswahl geeigneter
Pflanzen und ihre sinnvolle Anordnung an.
Wichtig ist die systematische Wiederholung der einzelnen Elemente, um die Motive in ihren Variationen erfassbar zu machen.
Farben und Formen wirken nie getrennt voneinander auf uns, sie erzeugen unterschiedliche Wirkungen durch ihre immer neuen Kombinationsmöglichkeiten.
Blattformen und Duft sind weitere Aspekte, die bei der Gestaltung Berücksichtigung finden sollten.
Bei der Gartengestaltung gibt es zwei grundsätzliche Richtungen, zwischen denen man sich entscheiden muss:
Dekorative Gestaltung
-
„Reihung“ und „Metrik“ (Symmetrie) sind hier die typischen Gestaltungsarten
die Wirkung entsteht durch das Wiederholen von Flächenfiguren oder durch Formpflanzen
oft findet eine Mittenbetonung durch eine schöne Einzelpflanze oder eine Skulptur statt
die Pflanzung wirkt künstlich
entscheidet man sich für diese Art der Gestaltung, ist eine sehr sorgfältige Abstimmung auf
den Stil des Hauses und auf angrenzende Gartenbereiche erforderlich.
Abb. 3: Teppichbeet auf der LAGA Eberswalde
Abb. 4: Der Renaissancegarten von Villandry an der Loire aus dem 16. Jh.- ein
typisches Beispiel für den dekorativen
Gestaltungsstil
Bildhafte Gestaltung
Dabei handelt es sich um eine geschlossene Komposition, die eines Rahmens bedarf, der durch
Raum- oder Flächenbegrenzung gebildet wird, z.B. Hecke, Mauer, Beetkante.
-
Flächen bis in die Ecken hinein mit Pflanzen u. Blickzielen füllen
ungleichmäßige Akzente erzeugen die größtmögliche visuelle Spannung
gepflanzt wird meist als höhergestufte Arrangements wie bei den englischen Staudenborders
oder als ein Dreieckverband gleicher Pflanzengestalten.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 28 -
Beispiele für diesen Gestaltungstyp sind Landschaftsparks Heidegärten, Wassergärten, Steingärten
Abb. 5: typisches englisches Staudenborder
Abb. 6: Relativ pflegeleichte naturhafte
Gestaltung
Nachdem man sich auf einen Stil festgelegt hat, müssen weitere Entscheidungen getroffen werden:
Thema der Staudenpflanzung festlegen
Mögliche Themen sind:
-
Geschichte d. Gartens,
vier Jahreszeiten,
Farben, Düfte,
Nutzung als Kräutergarten oder Blumengarten
Immer sind dabei die Möglichkeiten der Pflege zu berücksichtigen!
Soll die Pflanzung aus der Ferne wirken oder aus der Nähe betrachtet werden?
Eine Fernwirkung wird durch eine großflächige Pflanzung mit Bodendeckern und Solitärs erzielt.
Ein Steingarten oder eine Pflanzensammlung ist dagegen aus der Nähe zu betrachten.
Staudenpflanzungen in eine sinnvolle Ordnung bringen
Ordnungselemente sind:
•
•
•
•
Rhythmus und Symmetrie
Variationen
Bezug zu Flächen, Linien, Punkten in der Umgebung
Hierarchie – jede Pflanzung braucht Ruhepunkte, d.h. Hauptakzente als übergeordnete Blickziele
Wichtig ist, sich nicht zu verzetteln – „Weniger ist oft mehr“.
Staudenpflanzungen werden gegliedert nach:
Solitärstauden – Begleitpflanzen – Bodendecker
Klassische Vorbilder sind auch hier die englischen Staudenborders.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 29 -
4.
4.1
Gliederung von Staudenpflanzungen
Solitärpflanzen (Leitstauden):
-
besitzen raumbildenden Charakter
gliedern großflächige Bepflanzungen
für Einzelstand geeignet, bzw. 1 – 3 Stck.
sie sollten max. 10% d. Gesamtmenge betragen
bevorzugt dort verwenden, wo das Auge einen
„optischen Halt“ sucht
haben meist eine besonders auffällige Blüte, aber
auch Gräser sind gut geeignet
zwischen den Leitstauden Raum lassen, um die
Pflanzenhorste zu akzentuieren und um Platz für
die Begleitpflanzen zu lassen
In Kombination mit Bodendeckern und Gruppenstauden
verwenden
Abb. 7: Yucca filamentosa ist eine typische
-
Solitärpflanze
Abb. 8: Diptam hat eine langsame
Jugendentwicklung
Abb. 9: Euphorbia characias
ssp: wulfenii
Abb. 10: Königskerze kombiniert mit
Lilien
Gräser sind sehr effektvolle Solitärstauden, die bis in den Winter hinein Staudenpflanzungen durch
ihre attraktiven Blütenstände beleben. Man sollte diese deshalb keinesfalls im Herbst abschneiden,
um sich nicht der herrlichen Bilder zu berauben die entstehen, wenn Rauhreif oder Schnee auf den
Rispen liegt.
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- 30 -
Abb. 11: Stipa gigantea
Abb. 12: Cortaderia selloana (Pampasgras)
4.2 Begleitstauden
Werden in harmonisierender Blütenfarbe und Wuchshöhe den Leitpflanzen beigepflanzt, dabei
sollten zwischen 3 bis 20 Stück einer Art verwendet werden.
Abb. 13: Pflanzung für volle Besonnung und
zeitweiser Trockenheit mit Steppenlilien (Eremurus-Arten), Kniphofia-Hybriden, Katzenminze (Nepeta x faassenii `Six Hills Giant´)
u.a. (Foto Staudengarten Weihenstephan)
4.3
-
Bodendecker (Füllpflanzen)
gedrungener Wuchs,
teppichbildend
die Blätter sollten den Boden bedecken
immer in größeren Stückzahlen verwenden.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
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Abb. 15: Epimedium und Waldsteinia
Abb. 14: Leptinella u. Acaena als Bodendecker, Festuca glauca wirkt wie eine Solitär-
-
reine Blautöne wie bei Ceratostigma plumbaginoides und Linum narbonense sind besonders
wirkungsvoll
mit Zwiebelblumen (Allium cyaneum) oder Rottönen wie bei Dianthus carthusianorum kombinieren
Alyssum (Steinkraut) ist gut für Rabatten u. Steingärten geeignet
Cyclamen hederifolium (Neapolit. Alpenveilchen)
für Standorte unter lichten Bäumen auf
trockenen bis frischen Böden
auch im Wurzelfilz unter Laubbäumen
verwendbar
schöner, wintergrüner Blattschmuck,
flach pflanzen
Abb. 16-18: Cyclamen hederifolium
Pseudofumaria lutea (Gelber Lerchensporn)
für schattige und absonnige Mauerfugen
und Felsritzen, Wege, Pflaster
auf sonnigen Standorten benötigen sie
mehr Feuchtigkeit
versamt sich stark
Abb. 19: Pseudofumaria lutea
(Gelber Lerchensporn)
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 32 -
5.
1.
-
Vorgehensweise bei der Erstellung eines Staudenpflanzplanes
Übersichtsplan mit Gebäuden, Bäumen
Sträuchern anfertigen
Himmelsrichtung markieren
Maßstab: f. Detailplan 1: 20 – 1:50
Bepflanzungsplan mit Hilfsraster versehen,
bei 1: 20 sind 1m in der Natur 5 cm
Das Hilfsraster kann auch auf das Beet
übertragen werden
Abb. 20: Übersichtsplan (www.gartenstauden.de)
2.
Leitstauden für einzelne Blütezeiten
festlegen
auf Farbzusammenstellung und
Höhenstaffelung achten
Abb. 21: Festlegung der Leitstauden
(www.gartenstauden.de)
-
Rastergröße 1m x 1m
Kolorierung der Flächen in der jeweiligen
Blütenfarbe
Berechnung der benötigten
Pflanzenmengen
genaue Bezeichnung der Pflanzen
ermöglicht die eindeutige Bestellung
Abb. 22: Darstellung eines Bepflanzungsplanes
durch Umrisse (www.gartenstauden.de
6.
Die Wirkung der Farben
Die Wirkung der Farben lässt sich gut am natürlichen Farbkreis verdeutlichen.
Von komplementären Farbkombinationen geht immer eine starke, auffallende Wirkung aus, wohingegen benachbarte Farben eine ruhigere, harmonischere Ausstrahlung besitzen.
Welche Farbakzente will man zu welcher Jahreszeit?
Persönliche Vorlieben - ob man bunte Beete oder eher harmonisierende Farben bevorzugt, spielen
die entscheidende Rolle.
Bunte Beete können belebend oder aufschreckend wirken, aber auch einfarbige Beete wirken nicht
langweilig, sondern haben einen besonderen Reiz.
Auffällig sind komplementäre Farbgegensätze, die durch weiß oder silbergrau abgemildert werden
sollten.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 33 -
Geranium magnificum u. Papaver orientale
Abb. 23: Der natürliche Farbkreis
Abb. 24: starke Farbkontraste (Geranium magnifikum u. Papaver orientale)
Abb. 25: Gestaltung Ton in Ton (Campanula
carp. u. Silene chalc.),(Foto Fa. Kientzler)
Zur Wirkung einzelner Farben:
1.
Weiß:
Weiß verstärkt die Wirkung aller Farben u. wirkt gleichzeitig dämpfend auf starke Farbkontraste.
Weiße Blumen wirken frisch, kühl und elegant, dunkle Gartenpartien werden aufgehellt. Sehr edel
wirken weiße Blüten vor dunklem Laub.
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Abb. 26: Der berühmte weiße Garten von
Sissinghurst - eine Symphonie aus Weiß- und
Grünnuancen (Mariendistel (Silybum), Fingerhut Digitalis)
2.
Gelb, Orange und Rot:
-
warme Farbtöne, die sich optisch in den Vordergrund drängen
bessonders gelb und orange haben eine enorme Leuchtkraft, deshalb in geringeren Mengen
einsetzen als blaue und violette Farben
dottergelb + blau kombiniert wirkt fröhlich (Komplementärfarben)
gelbe Töne wirken aufhellend und vertiefen gleichzeitig den Schatten
-
Abb. 27: Hemerocallis
Abb. 28: Primula bullesiana
3.
Rot:
-
dominanter Farbton, der optisch Entfernungen verkürzt
gut ist die Kombination mit viel dunklem Blattgrün (Komplementärfarbe)
rötliche Blätter wirken dämpfend auf rote Blütenfarben
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Abb. 29: Der Cottage – Garden in Sissinghurst - Lebensfreude in
gelben, orangen und roten Farbtönen
Abb. 30: Löwenmaul, Dahlien und Ziergrünkohl als
Sommerbepflanzung
4.
Rosa:
-
hat eine starke Fernwirkung
Rosa, helles Lila, und Blau, kombiniert mit silbrigen Blättern wirkt romantisch.
Abb. 31: Phlox paniculata u. Cleome spinosa (Spinnenblume)
5.
Blau und Violett:
-
dämpfen die Wirkung anderer Farben
schaffen den Eindruck, dass sich die Pflanzung weiter in der Ferne befindet, erweitern somit
optisch den Garten
Blau u. Violett in Kombination mit Weiß wirkt frisch
blaue und weiße Töne verführen zum Träumen
Rein blaue Blüten sind relativ selten
-
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Abb. 32: Corydalis flexuosa (Blauer Lerchensporn)
6.
Abb. 33: Sortensichtung bei Delphinium-Hybriden im RHSGarten in Wisley
Violett:
Abb. 34: Salvia- Sorten auf der buga in Potsdam
7.
Farbe und Struktur der Blätter:
Die Gestalt von Pflanzen und ihr Blattwerk prägen den Charakter von Pflanzenkompositionen. Sie
können Gleichgewicht und Harmonie oder kreative Spannung erzeugen. Die Wirkung unterliegt
starken jahreszeitlichen Aspekten.
Die unzähligen Grünschattierungen und die Struktur der Blätter laden zum intensiven Betrachten
ein, gleichzeitig wirkt grün beruhigend, entspannend und stressmindernd.
Die Blattfärbung gibt aber auch Hinweise auf den gewünschten Standort.
Pflanzen mit gelblichen Blättern oder hellen Blatträndern bekommen in voller Sonne Sonnenbrand,
im tiefen Schatten vergrünen sie.
Bläuliches Laub ist ein Anpassungsmechanismus an Trockenheit, auch diese Pflanzen vergrünen
im tiefen Schatten.
Schattenpflanzen weisen meist weiche, große und kräftig grüne Blätter auf (Abb. 35, 36 u. 38).
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- 37 -
Abb. 35: Hosta albopicta (Funkie)
Abb. 36: Adiantum venustum (Frauenhaarfarn)
Abb. 38: Rodgeria (Schaublatt) bevorzugt schattige
Plätze
Abb. 37: Macleya cordata (Federmohn) für
trocknere Standorte
Faszinierende neue Blattschmuckstauden sind Heuchera, von denen eine Vielzahl von Sorten im
Handel ist. Die Ansprüche variieren zwischen voller Sonne bis Halbschatten, letzteres benötigen
vor allem bronzefarbene Sorten. Im Juni erscheinen dann auch noch zahlreiche Blütenstände mit
kleinen glöckchenförmigen Einzelblüten.
Abb. 39: Heuchera ‚Lime Rickley‘
Abb. 40: Heuchera ‚Jade Gloss‘
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Abb. 41: Das Japanwaldgras (Hakonechloa
macra) bringt Licht in dunklere
Gartenbereiche
Abb. 42: Ajuga (Günsel) in Sorten,
für Sonne und Halbschatten
geeignet
Silberlaubige Stauden:
-
sind Mittler zwischen starken Farbkontrasten
wirken in Kombination mit blauen oder weißen Blüten kühl und sehr elegant
Rein silberne Pflanzpartien wirken edel
Breite Palette an Wuchshöhen und –formen
stammen meist aus Steppen, Wüsten oder Hochgebirgen mit intensiver Sonne, Sie sind nässeempfindlich und benötigen deshalb trockne, durchlässige Böden,
Abb. 43: Salvia, Artemisia, Veronica u.a
Abb. 44: Tropaeolum polyphyllum, Carex
Sicher ist während des Vortrages deutlich geworden, dass vieles bei der Anlage eines Staudengartens zu berücksichtigen und zu bedenken ist.
Vieles gelingt auch nicht immer auf Anhieb und fertig ist ein Garten nie.
Bei aller Arbeit und Mühe sollte man sich aber bewusst werden:
„Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am seltensten und kostbarsten geworden ist:
Zeit, Zuwendung und Raum.“
(Dieter Kienast)
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 39 -
Literaturverzeichnis:
Borchard, W.(2005):
Borchard, W.(1998):
Chatto,B. (1991):
Kienast,D.(2002):
Ounas-Kräusel,R.(2001):
o.V.:
Pelz,P. (2005):
www.gartenstauden.de
www.kientzler.com
Texturen und andere Laubwirkungen; Gartenpraxis Nr.6
Pflanzenkompositionen; Ulmer Verlag Stuttgart
Im grünen reich der Stauden; Ulmer Verlag Stuttgart
Die Poetik des Gartens – Über Chaos und Ordnung in der Landschaftsarchitektur, Birkhäuser Verlag Basel, in: Gartenpraxis Nr. 11/2005
Auf die Komposition kommt es an; DeGa Nr.45
Stauden; Hrsg. CMA Bonn und Bund deutscher Staudengärtner
Pflanzenpersönlichkeiten und ihr Blattwerk; Gartenpraxis Nr.12
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 41 -
Pflege, Vermehrung und Pflanzenschutz bei Stauden
und Gemüse
Dipl.- Ing. Wolfgang N i x d o r f
Gemüsebauberater und Fachhandel
Lauda
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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Pflege, Vermehrung und Pflanzenschutz bei Stauden und Gemüse
1.
Sommersalate
(Kopf-, Eis-, Kraus-, Lollo-, Batavia-, Romanasalat, Salatherzen, Salanova)
Salate sind heute fast ein Synonym für gesunde Ernährung. Welchen gesellschaftlichen Stellenwert
sie heute haben, zeigt ein Blick auf die Speisekarten der Restaurants. Schon die Namen der Salatgerichte lassen einem oft das Wasser im Munde zusammen laufen. Und in der Tat schaffen geschickte Köche aus der Vielzahl der Formen und Farben dieses Gemüses wahre kulinarische Meisterwerke. Aber auch an den Preisen der Salatteller, ob von der Speisekarte oder dem Salatbuffet
lässt sich ablesen, wie stark die Nachfrage ist. Noch besser schmeckt der Salat, wenn er erntefrisch
aus dem Garten kommt und mit etwas Liebe macht auch der Hobbykoch daraus einen Augen- und
Gaumenschmaus. Die Vielfalt der vorhandenen Salatarten lässt keine Wünsche offen.
Überblick über die Salatarten:
Da sich der Anbau dieser Salatarten kaum unterscheidet, werden sie hier gemeinsam unter dem
Namen „Sommersalate“ behandelt. In wohl keiner anderen Gemüseart macht die Züchtung so
schnell Fortschritte und gibt es so viele Veränderungen wie im Salatsortiment.
Nach wie vor wird Kopfsalat am häufigsten angebaut. Eissalat mag nicht jeder, ist aber bei anderen
wegen seiner knackigen Blätter besonders beliebt. Mit neuen, professionellen Sorten kommt der
Eissalat Fan heute voll auf seine Kosten.
Auch Pflücksalat ist durch ausgesprochen attraktive Sorten einer neuen Generation heute wieder
sehr viel beliebter geworden als noch vor wenigen Jahren. Als Kraussalat werden sie heute bezeichnet und sie sind eine spürbare Weiterentwicklung der früheren Eichblattsalate in Punkto Schossfestigkeit und Qualität.
Auch die neuen, deutlich verbesserten Lollo-Salatsorten sind nach Jahren sinkenden Interesses
heute wieder im Trend. Sie eignen sich wegen ihrer sehr dekorativen Blattform ideal für bunte Salate, Mischsalate und für die Dekoration von Wurst- und Käseplatten.
Seit einigen Jahren haben sich Batavia- und Romanasalat mit attraktiver Formen und Farben, festen
aber nicht harten Blättern einen Platz im Salatbeet erobert.
Der neue Hit sind Salatherzen. Es handelt sich hierbei um kleine Romanasalate, deren Besonderheit darin liegt, dass sie zwar nur einen sehr kleinen Kopf bilden (Größe in etwa einer Männerfaust), jedoch kaum Umblatt haben und das ganze Kopfinnere ein großes Salatherz darstellt. Das
heißt, hellgrüne bis gelbe Blätter, die ausgesprochen herzhaft, zart und trotzdem knackig sind.
Besonders interessant ist auch die besonders einfache und schnelle Zubereitung.
Dies trifft auch für die ganz neuen Salanova Salate zu. Dies sind fein gekrauste Schnittsalate, deren
Blattansätze an einem Punkt zusammenlaufen. Dieser wird durch einen Schnitt entfernt und alle
Blätter fallen in gleichgroße, mundgerechte Stücke auseinander. Sie sehen, es gibt viel zu probieren: Packen Sie es an!
Der Anbau:
Im Prinzip sind diese Salatarten mittlerweile Ganzjahreskulturen geworden. Da das beheizbare
Gewächshaus mit Zusatzbelichtung im Hobbyanbau jedoch keine Rolle spielt, können wir hier von
Anbauzeiträumen im Freiland von etwa Mitte März bis Anfang / Mitte August sprechen. Im Frühbeet bzw. im unbeheizten Gewächshaus verlängert sich der Anbauzeitraum um jeweils ca. 3 Wochen nach vorne und hinten. Auch mit einer Vliesabdeckung lässt sich in klimatisch günstigen Lagen schon ab Anfang März der erste Freilandsalat pflanzen, der dann ab Anfang Mai geerntet werden kann.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. – Grüne Schriftenreihe 186
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Die Jungpflanzenanzucht ist ab Mitte März recht einfach. Für die ersten Sätze mit Pflanzung im
März ist es oft besser, sich fertige Jungpflanzen zu besorgen. Das Problem bei der sehr frühen Anzucht ist nicht die Temperatur, sondern das Licht. Wer bereits Mitte - Ende März Salat pflanzen
möchte, muss bereits im Januar mit der Aussaat beginnen. Um diese Jahreszeit dauert die Voranzucht ca. 8 Wochen. Auf der Fensterbank ist in dieser Zeit zu wenig Licht vorhanden. Es wird daher
zumindest ein spezieller Jungpflanzenanzuchtkasten an einer geschützten Stelle im Freiland benötigt, besser noch eine Möglichkeit der Zusatzbelichtung für einige Stunden am Tag bzw. an
Schlechtwettertagen. Ab Ende März / Anfang April werden diese Hilfsmittel nicht mehr benötigt.
Zu beachten ist, dass Salat auf zu hohe Temperaturen während der Keimung empfindlich reagiert.
18 - 20 Grad sind ideal, bei Werten von über 20 Grad können Keimhemmungen auftreten. Deshalb
die Saatschale nicht in der Nähe von Heizkörpern aufstellen. Im professionellen Bereich wird Salatsamen vor der Aussaat sogar meist 24 Stunden bei 8 – 10 Grad kühl gestellt.
Ab Keimblatt- oder frühem 2 - Blatt Stadium, sollte pikiert werden. Jetzt ist es wichtig, den Salat
kontinuierlich abzuhärten. So oft wie möglich sollte er im Freien stehen. Nur bei Nachtfrostgefahr
bringt man ihn ins Haus. Je besser der Salat abgehärtet ist, desto weniger anfällig ist er später gegen Krankheiten. Die Anzucht dauert in den Sommermonaten nur noch ca. 4 - 5 Wochen. Die Aussaat für die letzte Pflanzung im August ist demnach etwa einen Monat vorher durchzuführen. Direktsaaten im Gartenbeet sind ebenso gut möglich, dadurch fällt die etwas aufwendige Jungpflanzenanzucht weg. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass das Beet hierdurch entsprechend
länger belegt ist und sich die Gefahr durch Schneckenfraß deutlich erhöht.
Die Pflanzung erfolgt, wenn der Salat etwa 4 - 6 Blätter gebildet hat. Der Boden muss zuvor gut
gelockert werden, da Salat erstaunlich tief wurzelt. Der Pflanzabstand ist von großer Bedeutung,
um Salatfäule vorzubeugen. Je mehr Luft zirkulieren kann, d.h. je besser der Boden und die Salatköpfe von unten abtrocknen können, desto geringer ist die Gefahr. Der Mindestabstand sollte daher bei Kopf – und Lollosalat 25 x 25 cm sein, empfohlen wird 30 x 30 cm. Bei Eis-, Batavia-, Krausund Romanasalat sollte der Abstand mindestens 30 x 30 cm betragen. Die Abstände bei Salatherzen und Salanova Salat sind geringer. Hier kommt man mit 20 x 20 cm aus.
Salat sollte flach gepflanzt werden, so dass vom Topfballen mindestens 1/3 aus der Erde herausschaut. Auch dies beugt Salatfäule vor, weil dadurch mehr Luft unter die Pflanze kommt und somit
die unteren Blätter besser abtrocknen können. Außerdem verbessert es die Kopfbildung.
Bis etwa Anfang Mai bringt eine Flachabdeckung mit Vlies deutliche Vorteile im Wachstumsverlauf,
ebenso bei einer späten Pflanzung im August. Allerdings sollte Vlies im Spätanbau bei längeren
Regenperioden entfernt werden. Nach dem Pflanzen ist gut anzugießen. Der Wasserbedarf ist ab
einsetzender Kopfbildung am höchsten. Durchdringendes Gießen ist dann erforderlich.
Wichtige Schädlinge und Krankheiten:
Blattläuse führen ab Mai, vor allem aber in den Sommermonaten bei den älteren, noch nicht Läuseresistenten Sorten, oft zu großen Problemen. Besonders wichtig ist es, den Salat frühzeitig und
regelmäßig auf Befall zu kontrollieren. Da sich die Blattsauger insbesondere in den Herzblättern
bzw. auf der Blattunterseite befinden, genügt eine oberflächliche Betrachtung der Pflanzen nicht.
Bei geringem Befall reicht es manchmal, die Läuse einfach mit den Fingern zu zerdrücken. Der
Griff zu Spritzmitteln sollte nur im Notfall stattfinden. Oftmals tragen auch die Nützlinge zu einer
starken Dezimierung bei.
Wenn Spritzmittel erforderlich werden, sollten diese unbedingt nützlingsschonend sein (z.B. Neudosan Neu). Kurz vor einsetzender Kopfbildung ist die letzte Möglichkeit, Maßnahmen zu ergreifen. Dies darf nicht versäumt werden. Wenn sich danach noch Läuse an der Pflanze befinden, sind
sie bestens geschützt und können sich bis zur Ernte enorm vermehren. Gut abgehärtete Pflanzen
und vor allen Dingen eine nicht übertriebene Stickstoffversorgung sind die besten vorbeugenden
Maßnahmen gegen übermäßigen Läusebefall. 1999 kam mit der Sorte ‘Dynamite’ der erste Läuse-
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resistente Kopfsalat auf den Markt. Ein Jahr später folgte ihm der Eissalat ‘Fortunas‘, wobei sich die
Resistenz nur auf eine Läuseart bezieht, die allerdings mit Abstand am häufigsten auftritt (die Salatblattlaus, botanisch Nasonovia ribisnigri). Inzwischen wurde das läuseresistente Sortiment mit
zahlreichen neuen Sorten erheblich erweitert. Mittlerweile gibt es bei allen Salatarten Sorten mit
Läuseresistent. Die größte Auswahl solcher Sorten gibt es bei Kopfsalat.
Wurzelläuse treten oft zum Ende des Sommers in Erscheinung, wenn trocken- warme Witterung
vorherrscht. Besonders betroffen sind oft die Endiviensalate, aber auch andere Salatarten bleiben
nicht ausgenommen. Die Läuse fliegen ab etwa Anfang / Mitte Juni von den Pappeln zum Salat.
Die dort auf den Blättern geborenen Jungen kriechen in den Boden und saugen an den Wurzeln.
Bei starkem Befall welkt und kümmert die Pflanze. Eine Bekämpfung ist quasi nur möglich, solange
sich die Läuse noch oberirdisch aufhalten (Mittel siehe oben). Eine Netzabdeckung kann den
Zuflug zumindest deutlich begrenzen. Inzwischen gibt es erste Erfolge bei der Züchtung mit resistenten Sorten gegen Wurzelläuse.
Wurzelraupen (Wurzelspinner) haben in den letzten Jahren in einigen Regionen an Bedeutung gewonnen. Sie treten insbesondere zwischen Ende Mai und Mitte Juli auf. Typisches Symptom ist
das plötzliche Welken und Absterben des halbfertigen Salates. Nimmt man den Wurzelballen aus
der Erde, sieht man, dass die fleischige Wurzel und der darüber liegende Spross ausgehöhlt sind.
Gräbt man etwas weiter, findet man häufig den Übeltäter: eine etwa 4 cm lange, weißliche Raupe
mit braunem Kopf. Der erwachsene Schädling ist ein dämmerungsaktiver kleiner Falter. Ich selbst
habe auch hier gute Erfahrungen gemacht, wenn ich den Salat im genannten Zeitraum mit einem
Insektenschutznetz abdecke.
Salatfäulen werden von verschiedenen pilzlichen Erregern ausgelöst, die letztendlich ganz ähnlich
aussehen: Der Salat fault von unten her, wobei sich die Fäulnis immer weiter in den Kopf hinein
fortsetzt. Besonders betroffen ist häufig Eissalat. Da direkte Bekämpfungsmaß-nahmen nicht möglich sind, muss größter Wert auf vorbeugende Maßnahmen gelegt werden. Weite Pflanzenabstände
sind besonders wichtig, ebenso die weit gestellte Fruchtfolge. Darüber hinaus das flache Pflanzen,
sowie das nicht zu häufige, dafür aber durchdringende Gießen. Reste von befallenen Pflanzen dürfen nicht auf dem Beet liegen bleiben und sollten nicht kompostiert werden.
Falscher Mehltau tritt insbesondere im Spätsommer, mitunter auch im Frühsommer auf. Eine Bekämpfung mit chemischen Mitteln sollte im Garten unterbleiben, zumal die neuen Sorten häufig
eine umfassende Mehltauresistenz haben.
Allgemeine Sortenhinweise:
Bei kaum einer anderen Gemüseart ist die Sortenvielfalt so groß wie beim Salat. Wichtig ist es,
darauf zu achten, dass die Sorte für die jeweilige Jahreszeit geeignet ist. Wer die Sortenbeschreibungen auf den Tüten aufmerksam liest, bekommt die entsprechenden Hinweise. Ein besonderes
Problem ist die Schossfestigkeit im Sommer. Hier versprechen die Züchter meist mehr, als die
Salate halten. Bei anderen Salatarten, vor allen Dingen bei den Kraus- und Lollosalaten lassen die
„Hobbysorten“, die im Fachhandel meist angeboten werden in diesem Bereich oft zu Wünschen
übrig. Sie sollten hier unbedingt auf professionelle Sorten zurückgreifen. Bei Eissalat sind die Sorten Fortunas und Barcelona, die auch läuseresistent sind, eine gute Wahl. Läuseresistenz ist ein
Punkt, der heute unbedingt beachtet werden sollte. Bei Kopfsalat ist hier neben einigen anderen
guten Sorten vor allen Dingen die neue Sorte `Jiska` zu nennen, die meiner Meinung nach den
ersten rundherum sehr guten Kopfsalat darstellt (schossfest, anbausicher, zartes Blatt, läuseresistent). Weiterhin ist auf die Widerstandsfähigkeit gegen Falschen Mehltau zu achten. Es gibt nicht
bei allen Salatarten die Sorte, die in allen Bereichen rundherum gut ist. Da man im Hobbybereich
dennoch den „Allroundsalat“ sucht, muss man manchmal Kompromisse eingehen. In meinem
Versandhandel finden Sie eine exzellente Auswahl der besten verfügbaren Sorten. Größtenteils
finden Sie dort auch im Salatsortiment die Top Sorten von Rijk Zwaan, dem unbestrittenen europäischen Top - Züchter im Salatbereich (und vielen anderen Gemüsearten).
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2.
Tomaten
Tomaten, Paprika und Auberginen stammen allesamt aus südlichen Ländern und gedeihen bei uns
deshalb im Gewächshaus besser als im Freiland. Am besten kommt bekanntlich die Tomate mit
unserem Klima zurecht, obwohl auch sie im Freiland deutlich mehr unter Krankheiten leidet als im
geschützten Anbau. Doch jeder weiß: Der Geschmack einer Freilandtomate kann durch keine noch
so schöne Gewächshaustomate ersetzt werden.
Gesundheitlicher Wert der Tomate: Tomaten haben einen hohen Gehalt an Vitamin A , C und Kalzium,sowie einen sehr hohen Gehalt des besonders wertvollen Lycopins, das zu den sekundären
Pflanzenstoffen gehört. In zahlreichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Lycopin Herz- und
Krebserkrankungen in erheblichem Umfang vorbeugt.
Der Anbau:
Tomaten brauchen einen tiefgründigen, humosen Boden, der sich gut erwärmt und Wasser- und
Nährstoffe gut speichern kann. Der Standort sollte bereits in den frühen Vormittagsstunden möglichst viel Sonne abbekommen.
Die Jungpflanzenanzucht sollte nicht zu früh erfolgen. Zum Pflanztermin kommt es nicht auf die
Länge der Pflanzen an. Wichtig ist, dass die Pflanzen kräftig und gedrungen sind. Hierzu wird nicht
nur Wärme benötigt, viel Licht ist genauso wichtig. Wer zu früh mit der Anzucht beginnt, dem fehlt
das so wichtige Licht. Erst ab Anfang / Mitte März ist genügend natürliches Licht für gute Wachstumsbedingungen vorhanden und der Zeitpunkt gekommen, wo man sich spürbar auf den Frühling
zu bewegt. Mit genügend Wärme und Licht dauert es von der Aussaat bis zur pflanzfertigen Jungpflanze nicht länger als acht Wochen. Bei einem angenommenen Pflanztermin Mitte Mai genügt
deshalb die Aussaat am 10. - 15. März. Selbst Aussaaten Ende März sind noch gut möglich, da sich
die Anzuchtdauer dann nochmals verkürzt.
Aussaat: Gesät wird in Saatschalen. Tomatensaatgut verliert auch nach mehreren Jahren meist
kaum an Keimfähigkeit. Verwenden Sie ausschließlich spezielle „Aussaaterde“. Zur Keimung ist
neben der Feuchtigkeit eine Temperatur von 23 - 25 Grad anzustreben. Sehr wichtig sind eine möglichst konstante Temperatur (auch nachts) und gleichbleibende Feuchtigkeit (nicht Nässe!). Der
Platz auf der Fensterbank über dem Heizkörper mag tagsüber ideal sein. Nachts jedoch, bei ausgeschalteter Heizung ist es der kühlste Platz im Raum. Ein sehr guter Schutz vor schwankender
Feuchtigkeit und Temperatur ist es, die Saatschale in eine offene Plastiktüte zu stellen.
Pikiert wird in 8 - 10 cm große Töpfe (ein großer Topfballen bringt später auf dem Beet erhebliche
Vorteile beim Anwachsen und der Weiterentwicklung) sobald sich die Keimblätter und die nachfolgenden ersten beiden Laubblätter voll entwickelt haben. Ab diesem Zeitpunkt spielt das Licht eine
größere Rolle als die Temperatur. Die Pflanzen sollten deshalb so früh und so oft wie möglich ins
Freie kommen. Ideal ist natürlich ein Gewächshaus, ein Frühbeet oder ähnliches. Zur Not reicht
aber auch das Abdecken mit einem Stückchen Vlies, wenn der Ort warm und geschützt ist. Wenn
die Pflanzen größer geworden sind, muss man die Töpfe zur Verbesserung des Lichtangebotes
auseinander rücken, so dass ein Abstand von ca.10 cm von Topf zu Topf besteht.
Abends müssen die Pflanzen selbstverständlich ins Haus gebracht werden. Die Jungpflanzenanzucht auf der Fensterbank ist wegen zu hoher Temperaturen und zu wenig Licht nicht empfehlenswert. Die Pflanzen werden dort lang und spindelig. Bis zum Auspflanzen sollte dem Gießwasser
einmal pro Woche etwas Flüssigdünger beigegeben werden.
Die Veredelung von Tomaten ist schwierig durchzuführen. Die Ausfallrate bei dieser Kopfveredelung auf eine spezielle Unterlage ist meist sehr hoch. Gekaufte veredelte Tomatenpflanzen sind
teuer (ca. 3,- bis 3,50 € pro Pflanze). Nach meinen Erfahrungen lohnen sich veredelte Tomatenpflanzen für den Anbau im Freiland keinesfalls. Die höhere Wuchskraft, die diese Pflanzen besitzen,
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kann im Feiland nicht genutzt werden. Im Gewächshaus ist es anders. Dort lassen sich die Erträge
und auch die Frühzeitigkeit verbessern. Einen Vergleich durchzuführen (möglichst mit der gleichen
Sorte, einmal veredelt, einmal unveredelt) gibt jedem Anbauer selbst die nötige Erfahrung, ob sich
der finanzielle Mehraufwand für ihn lohnt.
Gepflanzt wird, sobald es die Witterungsbedingungen zulassen. Die Pflanze muss dabei tief in den
Boden gesetzt werden. Ich bevorzuge Pflanzungen um den 5. Mai herum und schütze die Pflanzen
durch eine Vliesabdeckung über das gesamte Beet. Dadurch sind nicht nur die Pflanzen geschützt,
sondern auch die Bodentemperatur wird erhöht. Dies bringt frühere Ernten, beinhaltet aber auch
ein gewisses Risiko, falls die Eisheiligen ihrem Namen Ehre machen. Die Stäbe können bedenkenlos erst nach Abklingen der Frostgefahr angebracht werden. Auch das Umwickeln der einzelnen
Pflanze mit Vliesresten bzw. das Überstülpen von Tomatenhauben beschleunigt die Entwicklung.
Tomatenhauben aus Folie sind allerdings problematisch. Bei hoher Sonneneinstrahlung entsteht
darunter zuviel Hitze (auch wenn die Folien perforiert sind) und bei regnerischem Wetter mit hoher
Luftfeuchtigkeit, kann diese ebenfalls schlecht entweichen. Spätestens Ende Mai sollte man sie
wieder entfernen. Der Pflanzabstand sollte 50 cm in der Reihe nicht unterschreiten. 2 Reihen pro
Beet, bei einem Reihenabstand von 70 - 80 cm.
Besondere Kulturarbeiten:
Mit Ausnahme der Buschtomaten, die nicht ausgegeizt werden (die aber für den Anbau bei uns
auch nicht geeignet sind), sollten Tomaten stets 1-triebig gezogen werden, d.h. alle sich bildenden
Seitentriebe werden möglichst frühzeitig entfernt. Im Freiland reifen normalerweise nicht mehr als
5 Fruchtstände ab. Mehr sollte man der Pflanze deshalb auch nicht belassen. Ob die ganze Pflanze
entspitzt („geköpft“) wird oder nur die überschüssigen Blütenstände entfernt werden, hängt in
erster Linie von der Länge der Stäbe ab. Die Assimilattionsleistung zusätzlicher junger Blätter hat
aber durchaus seine Vorteile. Wenn beim untersten Fruchtstand die Früchte etwa zur Hälfte entwickelt sind, empfiehlt es sich, die ältesten Blätter bis zu dieser Höhe zu entfernen und auch nicht
auf dem Beet liegen zu lassen. Grundsätzlich sollten alle Blätter, die auf den Boden hängen, abgeschnitten werden. Dies ist eine wichtige Maßnahme, um Krankheiten vorzubeugen.
Das Eingraben von Blumentöpfen neben die Pflanzen bis knapp unter den oberen Topfrand, gewissermaßen als Trichter für das Gießwasser, ist ebenfalls eine bewährte Methode.
Im Gewächshaus ist stets für eine gute Belüftung zu sorgen. Ein Fehler, der häufig gemacht wird,
ist die Lüftung morgens zu lange geschlossen zu halten. Die Luftfeuchtigkeit muss möglichst früh
entweichen können. Zur Unterstützung der Befruchtung sollten die Pflanzen hier möglichst täglich
leicht gerüttelt werden. Es ist empfehlenswert, dies morgens zu tun, weil dann der Pollen am besten auf der Narbe haften bleibt.
Der Wasserbedarf der Tomaten ist höher als oftmals angenommen wird. Er beträgt anfangs etwa
zwei bis drei Liter/ m2 und Tag und später 4 - 6 Liter / m2 und Tag. Wichtig ist vor allen Dingen,
dass die Wasserversorgung gleichmäßig erfolgt. Starke Schwankungen zwischen Trockenheit und
Nässe mag die Tomate nicht und fördert das Platzen der Früchte. Beim gießen stets darauf achten,
dass die Blätter trocken bleiben.
Stickstoffbedarf (N)
Die Tomate ist ein Starkzehrer. Ihr Stickstoffbedarf liegt bei 25 g N / m2. Da Tomaten aber besonders dankbar für humusreichen Boden sind, kann ein Teil des Gesamtbedarfes auch über Kompost
oder kompostierten Stallmist verabreicht werden. 3-5 l Komposterde oder 2-3 l verrotteter Stallmist
je m2 decken ca. 10% des Gesamtbedarfes ab und sorgen auch für die wichtige Kali- und Magnesium Versorgung. Höhere Gaben dieser organischen Dünger können zu Problemen führen, wie z.B.
der Blütenendfäule.
Es ist kein Fehler, die Tomaten in den ersten 3 Wochen nach der Pflanzung hungern zu lassen.
Dies fördert die Blütenbildung und eine frühere Ernte. Danach ist es am besten, den restlichen
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Bedarf (unter Berücksichtigung von Kompost und natürlichem Bodenvorrat) gleichmäßig verteilt
etwa 14-tägig zu verabreichen. Wem dies zu aufwendig ist, sollte die Gesamtdüngemenge wenigstens auf 3 Gaben verteilen. In den letzten 4 Wochen der Ernte braucht keine Düngung mehr zu
erfolgen.
Wichtige Schädlinge und Krankheiten:
Weiße Fliege:
Der richtige Name dieses Schädlings ist Gewächshausmottenschildlaus. Er schädigt neben Tomaten auch Paprika und Auberginen, sowie Gurken, die im Gewächshaus kultiviert werden.
Schadbild: Schaden entsteht zum einen durch das Saugen der erwachsenen Tiere, sowie der Larven
an den Blättern. Zum anderen scheiden die Tiere eine klebrige Substanz aus, den so genannten
Honigtau. Auf diesem siedeln sich gerne Schwärzepilze an, die die Assimilation erheblich beeinträchtigen können. Dadurch wird das Wachstum der Pflanzen stark gestört. Auch die Früchte sind
häufig mit den Schwärzpilzen überzogen. Dieser lässt sich zwar leicht abwaschen und ist nicht
bedenklich für den Verzehr, aber doch sehr lästig und unschön. Ein Befall mit Weißer Fliege sollte
möglichst frühzeitig bekämpft und zumindest auf einem niedrigen Niveau gehalten werden, denn
die Vermehrungsrate ist sehr hoch und kann ab einem gewissen Grad kaum noch gestoppt werden.
Der Schädling: Die Weiße Fliege überwintert in Wohnräumen, Wintergärten oder anderen geschützten Stellen. Ab etwa Mai tauchen sie in unbeheizten Gewächshäusern auf. Die Weibchen
(geflügelt, schneeweiß, ca. 1,5 – 2mm groß) legen ihre Eier auf die Unterseite der Blätter. Vom Ei
bis zum erwachsenen Tier werden 4 Larvenstadien durchlebt, von denen die drei letzten Schildläuse ähneln (daher der Name) und mit Pflanzenschutzmitteln so gut wie nicht erfasst werden können. Der Entwicklungszyklus ist stark temperaturabhängig. Je wärmer es ist, umso kürzer ist die
Entwicklungszeit. Gegenmaßnahmen: Sämtliche Entwicklungsstadien sind überwiegend auf der
Blattunterseite zu finden. Bewegt man die Pflanzen, fliegen die erwachsenen Tiere meist in Scharen
auf. Durch Aufhängen von Gelbtafeln, an denen die Tiere hängen bleiben, kann man somit einen
Teil der Population abfangen. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln muss bedacht werden, dass
die drei letzten Larvenstadien nicht erfasst werden. Ein gut geeignetes Mittel ist das Rapsölprodukt
„Schädlingsfrei Naturen“, da es keine Wartezeit hat, völlig unbedenklich ist und außer den erwachsenen Tieren auch die Eier gut erfasst. Wichtig ist aber, dass die aus den nicht angreifbaren Larvenstadien schlüpfenden Tiere ebenfalls erfasst werden, bevor sie wieder Eier ablegen. Mehrmalige
Behandlungen (mindestens 2 - 3 Stück in 10 Tagen) sind daher erforderlich. Auch mit einem frühzeitigen Nützlingseinsatz, der Schlupfwespe Encarsia Formosa, lassen sich sehr gute Erfolge erzielen Der Bezug ist über Gutscheine möglich, die in Gartencentern angeboten werden. Der Nützling
muss bei Befallsbeginn eingesetzt werden.
Von anderen tierischen Schädlingen bleibt die Tomate meist verschont. Große Probleme bereiten
aber oft die Pilzkrankheiten, vor allem im Freiland.
Kraut- und Braunfäule (Phytophtora):
Fast alljährlich tritt diese Krankheit bei Freilandtomaten auf und zwar meist deutlich sichtbar ab
August, in niederschlagsreichen Jahren auch deutlich früher. Die Infektionen werden in der Regel
bereits Mitte bis Ende Juni gesetzt und meist von der Kartoffel übertragen, auch über sehr große
Entfernungen. Besonders bei hohen Sommerniederschlägen können die Folgen verheerend sein
und einen Großteil der noch grünen oder reifenden Früchte vernichten.
Schadbild: Der Pilz zeigt sich durch zunächst graugrüne, später tiefbraune Flecken auf Blättern, am
Stängel und an den Früchten. Häufig beginnt der Befall im unteren Drittel der Pflanze und breitet
sich dann rasch aus. Die Blätter welken zunehmend und sterben ab. Die Früchte werden braun und
ungenießbar.
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Infektion und Gegenmaßnahmen: Die Übertragung der Pilzsporen von den Kartoffeln erfolgt durch
den Wind. Um an den Tomaten Fuß fassen zu können, benötigt der Pilz Feuchtigkeit auf den Tomatenblättern. Eine Überdachung der Freilandtomaten mit Folien ist deshalb eine sehr gute vorbeugende Maßnahme. Seit den besonders dramatischen Jahren 1996 und 97 hat diese Methode
mit großem Erfolg Einzug in vielen Gärten gefunden. Wichtig ist hierbei, dass auch von der Seite
der Hauptwindrichtung ein Schutz angebracht wird. Gleichzeitig muss auch für eine gute Durchlüftung gesorgt werden. Hierzu zählt auch, dass die Pflanzen nicht enger stehen als sonst üblich (siehe oben). Auch sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Methode keine Garantie für
krankheitsfreie Tomaten sein kann. Regelmäßige Kontrollen auf einen einsetzenden Befall dürfen
nicht vernachlässigt werden.
Sofern Sie Spritzmittel verwenden, muss dies unbedingt frühzeitig erfolgen. Es genügt jedoch noch
bei sichtbar werden der ersten Symptome. Oft ist dies in der zweiten Junihälfte oder Anfang Juli der
Fall. Auf meiner Internetseite (www.garten-wn.de) finden Sie den ganzen Sommer hindurch aktuelle Hinweise. Seit 2005 haben nur noch Kupfer-Präparate eine Zulassung bei Tomaten. Sehr gute
Erfolge erzielte ich auch mit einer 5-maligen vorbeugenden Spritzung mit Algensaft ab Mitte Juni.
Eine vorbeugende Wirkung kann auch mit Spritzungen von Ackerschachtelhalm erzielt werden.
Wichtig ist bei allen Mitteln, dass auch Blattunterseiten und Stängel gut benetzt werden.
Ein Versuch der bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim im Jahr 2000 mit Molke Spritzungen und einen Kupferdraht in den Stängel am Fuß der Pflanze zu stecken, brachte keine erkennbaren Vorteile.
Eine gewisse Bedeutung kommt auch der Wahl einer widerstandsfähigen Sorte zu (siehe unten). In
den letzten Jahren sind einige neue Sorten erschienen, zum Teil mit großen Ankündigungen in der
Presse. Die dort gemachten Aussagen hinsichtlich Resistenz haben sich bisher nicht erfüllt. Dennoch gibt es widerstandsfähigere und anfälligere Sorten.
Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Pilzkrankheiten (z.B. Grauschimmel, Samtfleckenkrankheit, Dürrfleckenkrankheit), die oft begleitend zur Kraut- und Braunfäule auftreten. Auch diese
treten vermehrt in nassen Sommern auf und können vorbeugend am besten durch eine Überdachung in Schach gehalten werden. Die gleichen Mittel, die gegen Kraut- und Braunfäule verwendet
werden können, zeigen auch hier Wirkung.
Krankheiten durch Bodenpilze (z.B. Korkwurzelkrankheit) treten bei Freilandtomaten selten auf.
Deshalb lassen sich Tomaten in der Regel auch mehrere Jahre auf dem gleichen Beet kultivieren.
Dies gilt aber nicht für das Gewächshaus, wo die Pilze aufgrund der höheren Bodentemperaturen
bessere Lebensbedingungen vorfinden. Dort sollte eine weite Fruchtfolge unbedingt eingehalten
werden bzw. der Boden etwa alle 3 Jahre ausgetauscht werden. Auch im Freiland wird heute fast
durchweg ein jährlicher Wechsel des Beetes empfohlen. Anmerkung: Wegen der mittlerweile sehr
häufig vorhandenen und zum Teil sehr aufwendigen Konstruktionen von Freilandüberdachungen
wird dies von vielen Hobbygärtnern ungern gehört und ist meines Erachtens aufgrund zahlreicher
Berichte aus langjährigen Erfahrungen vieler Hobbygärtner auch übertrieben. Ein Kompromiss
könnte sein, den Standort der Freilandtomaten ca.. alle drei Jahre zu wechseln.
Weitere, nicht parasitäre Schäden:
Grünkragen: Die Früchte reifen am Stielansatz nicht richtig aus und zeigen an dieser Stelle einen
grünen oder gelben Ring. Gefördert wird diese Erscheinung durch ein Missverhältnis zwischen der
Kalium- und Magnesium Versorgung der Pflanze. Die Sorten reagieren jedoch sehr unterschiedlich
darauf. Eine hohe Anfälligkeit zeigen z.B. die sog. Baumtomate De Berao, sowie die alte Sorte
‘Harzfeuer‘.
Blütenendfäule: An der Spitze der Früchte bilden sich durch abgestorbenes Gewebe braune Kappen. Hierbei handelt es sich um Kalziummangel, ähnlich der Stippigkeit bei Äpfeln. Dennoch muss
dies nicht bedeuten, dass zuwenig Kalziumvorrat im Boden ist. Häufiger wird es der Fall sein, dass
durch Stickstoffüberschuss und / oder durch Witterungsbedingungen nicht genügend Kalzium in
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der Pflanze transportiert werden kann. Relativ häufig ist dieses Problem im Jahrhundertsommer
2003 aufgetreten.
Eingerollte Blätter: Relativ häufig rollen sich insbesondere die unteren Blätter bei Tomaten ein. Es
handelt sich dabei nicht um eine Krankheit. Das Erscheinungsbild entsteht bei Stresssituationen,
die völlig unterschiedlicher Natur sein können. Für die Pflanze haben die eingerollten Blätter keine
Bedeutung.
Allgemeine Sortenhinweise:
Entgegen vielen großen Ankündigungen in der Presse gibt es bis heute keine resistente Sorten gegen die Kraut- und Braunfäule. Es gibt aber doch große Unterschiede in der Anfälligkeit der verschiedenen Sorten. Relativ unempfindlich hat sich seit Jahren die Sorte ‘Vanessa’ gezeigt, die auch
in anderen Kriterien sehr empfehlenswert ist. Ihre größte Stärke liegt in der Platzfestigkeit und einem sehr guten Ertrag. Bei meinem jährlichen Vergleichsanbau zahlreicher Sorten hat sie seit Ende
der 1990er Jahre durchweg hervorragende Ergebnisse gebracht und ist auch in meinem Versandhandel die mit Abstand meist gekaufte Sorte. Bei den Fleischtomaten ist die Sorte ‘Myrto‘ zu nennen. Die Sorte ‘Picolino‘, deren Fruchtgröße in der Mitte zwischen den Cocktail- und normal großen Tomaten liegt, gefällt mir sehr gut. Sie ist recht früh erntereif, sehr aromatisch und relativ widerstandsfähig. Deshalb ist sie eine sehr gute Ergänzung zu anderen Sorten im Anbau. In Punkto
Frühzeitigkeit ist nach wie vor die Uraltsorte ’Matina’ unerreicht. Deshalb ist sie für den Freilandanbau immer noch interessant, allerdings nur als Ergänzung zum übrigen Bestand. Die größte
Widerstandsfähigkeit hat derzeit ohne Zweifel die Baumtomate ’De Berao‘. Allerdings hat sie eine
Neigung zu Grünkragen und das Fruchtfleisch ist mir persönlich zu trocken. Geschmacklich dürfte
die Sorte ‘Gourmet‘ in der
Beliebtheitsskala der normal großen Tomaten ganz oben stehen, wenn gleich sie nicht an das Aroma einer kleinen Cocktailtomate herankommt. Eine steigende Nachfrage erleben momentan wieder die Eiertomaten, die es inzwischen auch als kleine Cocktailtomate gibt.
3.
Neues Spezialnetz gegen Problemschädlinge im Gemüsegarten
Ohne den Einsatz von Insektenschutznetzen ist ein erfolgreicher Gemüseanbau ohne Chemie bei
einigen Kulturen heute kaum mehr vorstellbar. Seit zwei Jahrzehnten haben sich Netze mit einer
Maschenweite von 1,35mm x 1,35 mm zur Abwehr wichtiger Gemüseschädlinge (z.B. Schmetterlinge, Falter, Lauchmotte und alle Gemüsefliegenarten) bestens bewährt. In den vergangenen Jahren treten aber sowohl im professionellen Anbau, wie auch im Garten bei Lauch und anderen
Zwiebelgewächsen, sowie bei Kohlgemüse sehr kleine Schädlinge auf, die durch die Maschen dieser Netze hindurch schlüpfen können. Deshalb experimentiert man seit geraumer Zeit im Profianbau mit engmaschigeren Netzen. Das Problem, das es hierbei in erster Linie zu lösen gilt: Trotz
engerer Maschenweite darf sich die Temperatur unter dem Netz nicht, oder nur unwesentlich erhöhen. Gleichzeitig sollte die Haltbarkeit der neuen Netze ähnlich gut wie die der bisherigen Netze
sein. Diese hat man fast durchweg 6 – 8 Jahre im Einsatz. Durch ein neues Herstellungsverfahren
scheinen diese Probleme gelöst worden zu sein. Im Hinblick auf die Haltbarkeit muss man aber
noch vorsichtig sein, denn die neuen Netze mit einer Maschenweite von 0,8mm x 0,8 mm sind erst
seit 3 Jahren im Test und werden nun erstmals auch in einer Größe für den Hobbygarten angeboten.
Die neuen Problemschädlinge:
Bei den Zwiebelgewächsen trat erstmals 1997 im Raum Heidelberg die Zwiebelminierfliege (Napomyza gymnostoma) auf. Betroffen sein können Schnittlauch, Knoblauch und vor allen Dingen
Zwiebeln und Lauch. Der Schädling tritt in zwei Generationen pro Jahr auf. Die Frühjahrsgeneration
legt im April und Mai Eier in die Blätter der Pflanzen. Charakteristisch sind die wie an einer Perlenkette aneinandergereihten Einstiche von der Blattspitze abwärts zum Zweck der Eiablage. Lauch ist
um diese Zeit in den Gärten kaum betroffen, dafür aber umso mehr durch die Herbstgeneration,
die ab Mitte/Ende August bis weit in den Oktober hinein ihre Wirtspflanzen aufsucht. Der eigentliche Schaden äußert sich durch die kleinen braunen Tönnchenpuppen des Schädlings, die bis in
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tiefe Blattschichten am Schaft des Lauches sitzen. Bei starkem Befall ist der Lauch kaum oder nur
durch sehr hohen Putzaufwand verwertbar. Während die Lauchmotte, der bisherige Hauptschädling bei Lauch, absolut sicher mit den herkömmlichen Netzen abgehalten werden kann, sind diese
für die Zwiebelminierfliege keine echte Barriere. Insbesondere auf diesem Gebiet gibt es bisher die
umfangreichsten Erfahrungen mit den neuen, engmaschigen Netzen. Peter Detzel vom „Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Baden e.V.“ beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit diesem Problem
und resümierte auf einer Tagung an der Forschungsanstalt für biologischen Gemüseanbau im
Bamberg, dass Netze mit einer Maschenweite von 0,8mm x 0,8 mm ideal seien. Der Schädling
kann damit sehr sicher vom Zuflug und der Eiablage ferngehalten werden und die Temperaturerhöhung unter dem Netz beträgt lediglich 1 – 2 Grad.
Im vergangen Sommer unternahm die Bamberger Forschungsanstalt einen breit angelegten Versuch in Bezug auf Erdflohbefall bei Kohl. Die meist schwarzen Erdflöhe, die durch ein immenses
Sprungvermögen auffallen, fressen an allen kreuzblütigen Pflanzen, also bei allen Kohlarten, Rettich, Radieschen, Rukola u.a. runde Löcher in die Blätter und richtigen vor allen Dingen bei Direktsaaten ins Gartenbeet, aber auch bei frischen Setzlingen, zum Teil erheblichen Schaden an den
jungen Pflänzchen an. Von allen eingesetzten Versuchsvarianten schnitt die Abdeckung mit den
neuen engmaschigen Netzen am besten ab. Ergänzend muss hier aber der Hinweis angebracht
werden, dass die Methode nur dann funktioniert, wenn die Netze sofort nach der Pflanzung/Aussaat aufgelegt und am Rand gut abgedichtet werden. Auch die Einhaltung des Fruchtwechsels ist wichtig, denn die Käfer überwintern im Boden.
Aus vielen Gärten wird in den letzten Jahren von Befall mit Weißer Fliege an verschiedenen Kohlarten berichtet. Diesbezüglich gibt es noch wenig Erfahrung mit den neuen Netzen aus dem Profianbau und keine ausgewerteten Ergebnisse aus Forschungsanstalten. Ich selbst führte im vergangenen Spätsommer allerdings einen kleinen Versuch in meinem Garten durch. Auf einem Beet hatte
ich Blumenkohl stehen und diesen mit dem herkömmlichen Netz abgedeckt. Auf einem anderen
Beet, unweit vom Blumenkohl entfernt, ein Beet mit Weiß- und Rotkohl. Diese Pflanzen hatte ich
mit einem Netz der Maschenweite 0,8mm x 0,8 mm abgedeckt. Während das Weiß-/Rotkohlbeet
vollkommen schädlingsfrei war, war beim Blumenkohl ein Befall mit Weißer Fliege festzustellen.
Auf Nachfrage in der Bamberger Forschungsanstalt, die dort einen Rosenkohlsortenversuch mit
dem engmaschigen Netz abgedeckt hatten, wurde mir mitgeteilt, dass dort ebenfalls keine Schädlinge auftraten. Allerdings gibt es hierzu keine ausgewerteten Ergebnisse, da es sich wie gesagt um
einen Sortenversuch handelte. Sicher wäre es zu früh, aufgrund dieser Ergebnisse davon auszugehen, dass die neuen Netze auch das Problem Weiße Fliege lösen, Grund zur Hoffnung besteht
allerdings und ich werde diese ersten Erfahrungen 2006 in meinem Garten überprüfen.
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Neue und unbekannte Küchenkräuter und ihre Kultur
Dipl.- Ing. agr. Brunhilde B r o s s – B u r k h a r d t
Freie Fachjournalistin
Langenburg
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Neue und unbekannte Küchenkräuter und ihre Kultur
Viele Menschen interessieren sich heute wieder für Heil- und Küchenkräuter und für Wildgemüse.
Die Nachfrage nach besonderen Arten und Sorten nimmt zu; viele Gärtnereien nehmen deshalb
Kräuter in ihr Sortiment auf.
Die Küchenkräuter teilt man unter gärtnerischem Gesichtspunkt ein in:
-
-
Einjährige Kräuter: Basilikum, Bohnenkraut, Boretsch, Dill, Kapuzinerkresse, Kerbel, Koriander (Blatt-), Majoran, Parakresse
Zweijährige Kräuter: Petersilie, Kümmel
Ausdauernde Kräuter – Stauden und Halbsträucher: Berg-Bohnenkraut, Dost/Wilder Majoran, Eberraute, Estragon, Gewürzfenchel, Liebstöckel/Maggikraut, Sauerampfer, Schnittlauch, Süßdolde, Thymian, Kleiner Wiesenknopf („Pimpinelle“), Winterheckezwiebel, Ysop,
Zitronenmelisse
Sondergruppe Wildgemüse: Bärlauch, Brunnenkresse, Guter Heinrich, Knoblauchsrauke,
Wilder Schnittlauch, usw.
Interessant sehen Sorten mit ungewöhnlichen Blattfarben oder mit panaschierten Blättern aus. Das
gibt’s zum Beispiel bei der Zitronenmelisse (gelbbunte und goldene Form), beim Dost (Origanum
vulgare, weißbunte Form und Goldmajoran) oder beim Gewürzfenchel (Bronzefenchel Foeniculum
vulgare ‚Rubrum’).
Küchenkräuter säen oder pflanzen?
Am meisten Freude bereitet es, die Küchenkräuter selbst zu kultivieren, vom Samenkorn oder vom
Steckling bis zur fertigen Pflanze. Bei den einjährigen Kräutern oder der Petersilie ist es sinnvoll, sie
selbst zu säen, entweder mit Vorkultur in Schalen oder direkt ins Beet. Manche einjährige Küchenkräuter wie Boretsch, Dill oder Kerbel säen sich an Standorten, die ihnen zusagen, selbst aus.
Wärme bedürftigen Basilikum in kühlen Klimalagen besser in Töpfen kultivieren und an warme
Plätze stellen, wo die Pflänzchen auch weniger schneckengefährdet sind. Von den ausdauernden
Pflanzen kauft man besser Pflanzen in der Gärtnerei (nicht im Supermarkt!), es sei denn, man hat
einen sehr großen Bedarf. Weitere Exemplare kann man selbst aus Stecklingen (Eberraute) oder
Absenkern (Thymian) ziehen oder teilt gut bestockte Pflanzen mit dem Spaten (Estragon, Sauerampfer, Zitronenmelisse). Gewürzfenchel und Süßdolde versamen sich selbst, sie lassen sich mit
ihren langen Pfahlwurzeln schlecht verpflanzen.
Im Trend liegen derzeit die Wildgemüse mit dem Bärlauch als Vorreiter. Dieser lässt sich auch gut
an schattigen Plätzen im Garten kultivieren und vermehrt sich nach und nach selbst. Der Gute
Heinrich, auch Wilder Spinat genannt, ist ein gutes, sehr ertragreiches Blattgemüse. Er wird als
Dauerkultur auf Beeten kultiviert.
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Einjährige und zweijährige Kräuter
Würzkräftiges Basilikum
Bild: Basilikum im Topf
Beim Basilikum (Ocimum basilicum) ist die
Anzahl der Sorten besonders groß. Neben dem
„normalen“ Genoveser Basilikum, verdienen
Sorten mit zitronigem oder mit anisartigem
Geruch und Geschmack die Aufmerksamkeit
der Gärtner. Auch in der Blattform und -farbe
unterscheiden sich die Sorten: Da gibt es kleinund großblättrige, solche mit grünen und mit
roten Blättern, glattrandige und krausblättrige.
Ende April/Anfang Mai ist ein guter Zeitpunkt
für die Anzucht des Basilikums auf dem
Fensterbrett oder im Kleingewächshaus. Ins
Freiland sollten die Kälte empfindlichen
Jungpflänzchen erst, wenn keine tiefen Temperaturen mehr zu erwarten sind. Sicherheitshalber nicht gleich nach den Eisheiligen,
sondern erst nach der Schafskälte im Juni. Der
Aussaat- und Auspflanztermin richtet sich
natürlich auch nach dem Kleinklima im Garten.
Basilikumsaatgut keimt in speziellem Aussaatsubstrat ohne Probleme. Die winzigen Sämlinge kann man zunächst büschelweise pikieren. Später
sollten die Pflänzchen jedoch für sich stehen, so dass sie sich nach allen Richtungen gut ausbreiten
können. Am sichersten gelingt die Basilikumkultur in großen Töpfen; hier sind die zarten Pflänzchen vor den gefräßigen Schnecken einigermaßen geschützt. Außerdem lassen sich die Töpfe
leicht an warme Stellen im Garten oder auf dem Balkon rücken.
Das Wichtigste bei der Basilikumkultur ist die Wärme. Die einjährige Würzpflanze gedeiht eigentlich nur bei Temperaturen über 20 °C, ein richtiges Hochsommerkraut also. Sobald es im Herbst
kühler wird, verabschieden sich die Pflänzchen, sie bekommen schwarze Flecken und vergilben.
Umsichtige Gärtner ernten deshalb alles Kraut bevor es kühl wird, verbrauchen es gleich oder
trocknen es vorsichtig. Basilikum bekommt beim Trocknen leider leicht schwarze Flecken. Ein Erntetipp: vom Basilikum eher viel ernten, nicht blättchenweise, sondern gleich ganze Triebe; dann
treiben die Pflänzchen buschig nach und sie gehen nicht so schnell in Blüte. Blühendes Basilikum
büßt nämlich stark an Aroma ein und bildet dann kaum noch neue Blätter aus.
Basilikum passt am besten zu Tomaten. Die Italiener verwenden es für ihr Caprese und für viele
weitere leckere Tomatengerichte!
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Lippenblütler mit ätherischen Ölen
Bild: Bohnenkraut
Das einjährige Bohnenkraut (Satureja hortensis) zeichnet sich ebenfalls durch ein intensives
Aroma aus. Es sät sich leicht selbst aus. Einige
neuere Sorten (‚Aromata’, ‚Saturn’) enthalten
besonders viel ätherisches Öl und schmecken
deshalb aromatischer als die übliche Sorte. Das
ausdauernde Bergbohnenkraut mit seinen
blassblauen Blütchen wird viel höher. Bei
genauem Hinschauen erkennt man an den
Blütchen, dass das Bohnenkraut zu den Lippenblütlern zählt. Das ist eine Gruppe im Pflanzenreich mit einem verhältnismäßig hohen Gehalt
an ätherischen Ölen.
Zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler gehört
auch der Majoran (Origanum majorana), ein
Kräutchen aus der Mittelmeerregion, das bei
uns einjährig kultiviert wird. Mit seinem
deftigen Aroma passt er zu Suppen und Eintöpfen und ist als Wurstgewürz unentbehrlich,
aber für zarte Blattsalate taugt er nicht. Der
echte Majoran schmeckt ganz anders und viel
intensiver als der ausdauernde Wilde Majoran oder Dost (siehe unten), der auf trockenen Wiesen
und an Wegrändern wächst.
Borretsch steht für sich
Borretsch oder Gurkenkraut (Borago officinalis) gehört ebenfalls zur Riege der Kräuter, die sich
leicht selbst aussäen. Er wird aber nicht lästig; die Keimblätter und die jungen Pflänzchen sind
leicht zu erkennen. An Stellen, an denen später das üppig wachsende Kraut stören würde, lassen
sie sich leicht auszupfen. Die fein geschnittenen jungen Blättchen ergeben eine gute Würze für
Salate und für Kräuterquark. Und die blauen Blütchen nicht vergessen! Mit ihnen lassen sich blaue
Dekorationstupfer auf allerhand Gerichte setzen – auf Salat, Quark, Torte und schwimmend in der
Bowle. Die Mönche früher hielten große Stücke auf die blaue Blume und erwarteten von ihr aufmunternde Wirkung bei Melancholie. Heute spielt der Borretsch in der Pflanzenheilkunde keine
Rolle mehr; als Würzkraut aber und als üppig wuchernde Gartenblume ist er nach wie vor hoch
angesehen. Und die Insektenwelt im Garten schätzt das Kraut ebenfalls sehr. Bienen und Hummeln belagern die Blüten.
Einjährige und zweijährige Doldenblütler
Der Dill (Anethum graveolens) hat dagegen wieder einen ganz anderen Charakter: Mit seinem fein
fiedrigen Laub nimmt er im Garten nur wenig Platz ein. Er wächst so schmal in die Höhe, dass
man ihn direkt zum Gemüse säen kann – nach einer bewährten Mischkulturregel am besten zu den
Möhren in die Saatreihe. Ob Dill tatsächlich das Keimen der Möhren fördert – wie oft behauptet -,
sei dahin gestellt. Auf jeden Fall ist durch die Beisaat des früh keimenden Dill der Verlauf der langsam keimenden Möhren gut zu sehen. Auf diese Weise kann man früh mit dem Hacken beginnen,
ohne die auflaufende Saat zu schädigen. An Orten, die ihm zusagen, versamt sich der Dill und
kommt jedes Jahr „von alleine“ wieder. So gedeiht er am besten. Auf jeden Fall sollte er „an Ort
und Stelle“ gesät werden. Das Verpflanzen gelingt bei den Pflänzchen mit ihrer langen Pfahlwurzel
nur schwerlich.
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Das fein gefiederte Blattwerk des Dills würzt Fisch, Gurken oder Salat. Wenig bekannt ist, dass man
auch die Samenkörnern verwenden kann – nicht nur zum Gurken einmachen, sondern auch zum
Würzen und zum Knabbern, wie es in der indischen Küche üblich ist.
Sogar die Floristen haben den Dill entdeckt. Zur Blütezeit sieht er mit seinen Doldenblüten in Gebinden sehr hübsch aus und gibt ihnen etwas Duftiges! Die Sorte ‚Vierling’ mit ihrem blaugrünen
Blattwerk eignet sich besonders für diesen Zweck.
Der Kerbel (Anthriscus cerefolium) gehört ebenfalls zur Gruppe der Doldenblütler. Er braucht wie der
Dill wenig Platz. An feuchten, humosen Plätzen, die ihm zusagen, sät er sich selbst aus und kommt
„von alleine“ immer wieder. Das gelingt jedoch nicht in jedem Garten. An heißen, sonnigen Plätzen
und im Sommer wird man mit der Kerbelaussaat wenig Glück haben. Im Sommer geht der Kerbel
schnell in Blüte. Am besten keimen die Herbstaussaaten.
Ein weiterer Doldenblütler ist der Koriander (Coriandrum sativum). Die Samenkörner sind ein alt
bekanntes Brotgewürz. Dieser Gewürzkoriander lässt sich problemlos im Garten kultivieren. Die
Kultur hat allerdings einen Nachteil: das Laub stinkt! Sehr gefragt sind seit einiger Zeit die Blattkoriandersorten für die asiatische Küche. Saatgut gibt es zum Beispiel unter dem Sortennamen ‚Cilantro’. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dieses asiatische Gewürz schon. Ob sich mitteleuropäische
Gaumen an den Geschmack gewöhnen können? - Wer weiß, vielleicht wird dieses „neue“ Kraut das
Gewürzrepertoire in unseren Küchen bereichern.
Ein weiteres Mitglied der Doldenblütlerfamilie ist der Kümmel (Carum carvi). Eigentlich wächst die
einheimische Wiesenpflanze zweijährig, das heißt er kommt im Jahr nach der Aussaat zur Blüte
und bildet Samen aus. Neue ertragreiche Züchtungen lassen sich jedoch auch einjährig kultivieren.
Der Kümmel ist eines der ganz wenigen einheimischen Würzkräuter und verdient deshalb besondere Aufmerksamkeit. Manche Frauen auf dem Land ernten die Körner noch selbst. In der Küche
verwendet man hauptsächlich die Körner als Brotgewürz oder zu Kohl. Kräuterkenner nehmen
auch die fein gefiederten Blättchen zum Würzen. Kümmelkörner sind ein altbekanntes Hausmittel
gegen Blähungen und Verdauungsbeschwerden.
Die Petersilie (Petroselinum spec.) gehört zur Gruppe der zweijährigen Pflanzen. In der Praxis wird
sie jedoch oft einjährig kultiviert. Üblicherweise wird die Petersilie im Frühjahr in feuchten, nahrhaften Boden gesät. Bei den Frühjahrsaussaaten hat man jedoch oft Probleme mit dem Auflaufen der
Saat. Viel sicherer gelingt die Petersilienkultur, wenn man direkt nach der Samenreife im August an
Ort und Stelle sät. Ganz wichtig bei der Petersilienkultur ist, dass man den Fruchtwechsel einhält
und die Kultur nur alle sechs bis sieben Jahre an die gleiche Stelle bringt. In älteren Gärten, in denen über lange Zeit immer wieder Petersilie angebaut worden ist, verfärben sich die Blätter oft gelb
als typisches Merkmal einer Fruchtfolgekrankheit.
Die Gärtner kennen mehrere Sorten; am bekanntesten ist die ‚Mooskrause’, eine dekorative stark
gekrauste Sorte, die in Süddeutschland sehr verbreitet ist. In Norddeutschland kennt man eher die
glattblättrige Sorte.
Aus der Kresseverwandtschaft
Die Kapuzinerkresse kennt man normalerweise als Zierpflanze. Doch es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass man Blüten, Blätter und Samen auch essen kann. Und noch etwas: Zubereitungen aus Kapuzinerkresse sind eine hervorragende Medizin mit „antibiotischer“, also keimtötender Wirkung.
Die Kapuzinerkressepflanze hat eine auffallende Gestalt. Von üppigem Wuchs mit großen runden
Blättern an langen, brüchigen Stängeln und mit weit geöffneten, gelben, orangefarbenen oder roten
Blüten, die ihren Schlund dem Betrachter entgegenrecken. Wegen ihrer Blütenform, die der Kapuze
der Kapuzinermönche ähnelt, erhielt sie ihren Namen. Das Blattwerk der Kapuzinerkesse entwickelt
sich im Spätsommer und Herbst bei feuchtem Wetter besonders üppig. Eine einzige Pflanze kann
mit ihren großen Blättern mehrere Quadratmeter bedecken. Beim ersten leichten Frost fällt die
Pracht jedoch in sich zusammen.
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Blätter und Blüten der Kapuzinerkresse schmecken mild-scharf – ein klein wenig wie Gartenkresse,
aber mit dem unverwechselbaren Hauch der Kapuzinerkresse. Die unreifen – essbaren - Samen
sind wesentlich schärfer. Man kann sie in eine Essiglösung als „Falsche Kapern“ einlegen. Als Kapernersatz eignen sich auch die Blütenknospen. Die frischen Blätter kann man klein geschnitten als
Würze zu Blattsalaten geben oder unter Kräuterquark mischen. Zum Trocknen taugen die fleischigen Blätter nicht. Köchinnen und Köche mit Sinn fürs Dekorative stecken ganze Blätter und Blüten
als essbare Zierde in den Salat.
Die Kapuzinerkresse macht aber nicht nur das Essen scharf; sie hat noch viele andere positive Eigenschaft und gilt in ihrer Heimat in den Anden als wichtige Medizin. Heilkundige verwenden Blätter und Blüten innerlich und äußerlich. Der Saft gilt als desinfizierend und wundheilend und löst
auch Verschleimungen bei Husten. Die freigesetzten Senföle sind für diese Wirkung verantwortlich.
Geschätzt wird an der Kapuzinerkresse auch der hohe Gehalt an Vitamin C. Alle Gärtner, die Kapuzinerkresse im Garten haben, können folgendes Hausrezept ausprobieren: Bei einem leichten Anflug von Halsschmerzen einfach ein paar Blätter und Blüten der Kapuzinerkresse knabbern. Damit
kann man ziemlich sicher Schlimmeres verhindern.
Die Parakresse (Spilanthes oleracea) ist in unseren Gärten noch nicht sehr verbreitet. Die Pflanze
stammt ursprünglich aus Südamerika, lässt sich aber auch in unserem Klima anbauen. Sie gilt als
ausdauernd – in meinem Garten habe ich sie jedoch noch nicht über den Winter gebracht. Deshalb
ordne ich sie vorerst bei den Einjährigen ein. Es gibt sogar einige Sorten mit mehr rötlichen oder
mehr gelben Korbblüten ohne Blütenblätter.
Die Parakresse ist ein interessantes Würzkraut. Blätter und Blüten hinterlassen auf der Zunge einen
interessanten, prickelnden Geschmack. Sie eignen sich ideal zum Würzen von Salaten, auch für
Kartoffelsalat. Und gesund ist das Würzkraut dazu; es enthält den Stoff Spilanthol, das antiseptisch
gegen Bakterien, Viren und Pilze wirkt. Es steigert dadurch die Abwehrkräfte.
Ausdauernde Kräuter
Berg-Bohnenkraut
Das ausdauernde Berg-Bohnenkraut (Satureja montana) sieht recht dekorativ aus. Es macht sich
außer auf dem Kräuterbeet auch gut im Staudenbeet oder in der Nachbarschaft von Rosen. Mit der
Zeit bildet das Gewächs große „Büsche“ aus, die man durch Rückschnitt etwas im Zaum halten
kann. (Für Töpfe wird das Kraut nach meiner Erfahrung zu groß. Berg-Bohnenkraut wird wie das
einjährige Bohnenkraut für pikante Gerichte mit Grünen Bohnen oder für Suppen verwendet. Darüber hinaus sehen die Blütentriebe in Kräutersträußchen gebunden recht hübsch aus.
Spezialisierte Kräutergärtnereien bieten auch ein Berg-Bohnenkraut mit Zitronenaroma an und eine
kriechend wachsende Art.
Dost/Wilder Majoran
Der Wilde Majoran (Origanum vulgare) mit seinem würzigen Aroma scheint beim Essen die Sommerwärme weiter zu geben. Ein Anklang an Thymian – nicht verwunderlich bei diesem eng verwandten Lippenblütler. Das Kraut wächst wild an sonnigen, eher trockenen Hängen der Mittelgebirgslandschaften in Deutschland, an Wegrändern und ist recht verbreitet. Die Wildpflanze gedeiht
gut an sonnigen Stellen im Garten und vermehrt sich an Orten, die ihr zusagen, von alleine. Sie
beginnt erst im Hochsommer zu blühen und blüht manchmal bis zum ersten Frost. Die Blüten
ziehen Schmetterlinge und Bienen geradezu magisch an. Nach der Hauptblüte schneidet man die
Triebe zurück. Die Pflanze treibt dann im Herbst frisches Blattgrün nach. Neben der Wildart Origanum vulgare mit violetten Blüten bieten die Kräutergärtner noch intensiver violett und sogar weiß
blühende Sorten an, dazu solche mit kompaktem Wuchs (Origanum vulgare ›Compactum‹).
Die jungen Blättchen ergeben, fein gewiegt, eine aromatische Würze für Kräuterquark, für Gemüse
und für die Pizza. (Nebenbei bemerkt: Das Pizzagewürz »Oregano« ist eine Würzmischung, in der
verschiedene Origanum-Arten enthalten sind, darunter auch Origanum vulgare.) Die Blüten und das
blühende Kraut eignen sich besser für Teeaufgüsse und zum Dekorieren. Zudem lässt sich das
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Kraut gut trocknen. Ich nehme es als Bestandteil zu meiner Würzmischung á la »Kräuter der Provence«. Dost passt gut zu allen südländischen Gerichten mit Zucchini und Tomaten.
Eberraute
Die Eberraute (Artemisia abrotanum) ist ein sehr dekorativer Vertreter aus der ArtemisiaVerwandtschaft. Der Halbstrauch sieht mit seinen fein gefiederten, grün-grauen Blättchen sehr
dekorativ aus. Die Pflanze ist unten verholzt. Die Stöcke lassen sich sehr gut beschneiden (ähnlich
wie Buchs oder Lavendel). Ich schneide sie im Frühjahr, wenn die strengen Fröste vorüber sind, bis
ins Holz zurück. Die Eberraute ist eine Paradepflanze für die Stecklingsvermehrung. Kreative Gärtner legen mit der Eberraute niedrige geschnittene Kräuterhecken an. Mit seiner herb-bitterwürzigen Geschmacksnote darf man das Blattwerk nur sehr sparsam in der Küche verwenden.
Estragon
Das fein gefiederte Laub des Estragon (Artemisia dracunculus) ist traditionelle Würze für Essig und
Salatsoßen und passt gut zu Fisch. Köche brauchen Estragon für die legendäre „Sauce Bearnaise“.
Estragon wächst ausdauernd als Staude, die immer wieder kommt. Er neigt etwas zum Wuchern.
Er lässt sich durch Teilung oder über Stecklinge vermehren. Kenner bevorzugen den Französischen
oder den Deutschen Estragon mit ihrem feinen Aroma gegenüber dem Russischen Estragon mit
seinem herberen Geschmack.
Gewürzfenchel
Bild: Gewürzfenchel
Deutsche Hausfrauen kennen den Knollenfenchel als Gemüse. Es gibt jedoch auch den
ausdauernden Gewürzfenchel (Foeniculum
vulgare). Dessen Stängel streben in die Höhe.
Die Exemplare in meinem Garten werden über
zwei Meter hoch. Besonders hübsch sieht der
Bronzefenchel (Foeniculum vulgare ‚Rubrum’)
mit rötlichem Laub aus. Mit ihrem aufrechten
Wuchs bilden die Gewürzfenchelpflanzen den
Mittelpunkt in jedem Kräuter- oder Staudenbeet. Beim Gewürzfenchel kommt es nicht auf
das Blattwerk an (obwohl man das auch essen
kann), sondern auf die Samenkörner, die an
den doldigen Blütenständen entstehen. Aus
ihnen wird in den Anbauländern in Mittel- und
Osteuropa durch Wasserdampfdestillation das
ätherische Öl (2-6 %) gewonnen.
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Liebstöckel/Maggikraut
Bild: Liebstöckel
Das Liebstöckel (Levisticum officinale) ist ein
mächtiger Geselle, dem man genügend Platz
(etwa einen Quadratmeter) einräumen muss.
Die Blütenstängel des Doldenblütlers können
etwa 2 Meter hoch werden. Man findet
Liebstöckel neben Petersilie und Schnittlauch
in jedem bäuerlichen Garten. Auf einer schmalen Rabatte oder auf einem Mini-Kräuterbeet
hat er nichts zu suchen. Er liebt feuchten,
nährstoffreichen Boden und gedeiht auch noch
im Halbschatten. Auf Kompost oder sonstige
Düngergaben reagiert er mit üppigem neuem
Austrieb. Die frischen Blätter geben Salatsaucen und Suppen eine feine Würze, die wie
die Suppenwürze „Maggi“ riecht und
schmeckt. Die Blätter lassen sich für den
Wintervorrat gut trocknen oder zerkleinert und
mit Wasser aufgefüllt als Eiswürfel einfrieren.
Sauerampfer
Sauerampfer (Rumex acetosa) wächst hierzulande wild auf der Wiese. Er bevorzugt etwas
feuchteren Boden, gedeiht aber auch noch auf
trockenen Standorten. Für den Garten gibt es
großblättrige Züchtungen des Sauerampfers. Besonders empfehlenswert ist die Sorte ›Profusion‹
aus Kanada. Die Staude schiebt immer wieder neue Blätter nach bis zum Winter und sie beginnt
sehr bald im Frühling zu treiben. Die Blätter schmecken feiner als die der Wildform und sie lassen
sich gut für Salatsoßen, für Kräuterquark oder für leckere Sauerampfersuppen verwerten. Ich lege
sie auch gerne ganz wie Salatblätter auf den Teller. Der große Vorteil dieser Sorte ist, dass sie nicht
blüht und ihre ganze Wuchskraft in die Blätter steckt.
Eine andere dekorative Sorte ist der Blutampfer (Rumex sanguineus) mit roten Blattadern. Seine
Blätter schmecken nicht ganz so sauer wie die der normalen Art.
Beim Sauerampfer sollte man auf die Oxalsäure achten. Pflanzen, die an beschatteten Plätzen
wachsen, entwickeln nicht so viel Oxalsäure wie diejenigen an sonnigen Standorten.
Schnittlauch
Neben der Petersilie ist der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) wohl das am häufigsten kultivierte
Küchenkraut. Die Staude mag einen eher feuchten und nährstoffreichen Boden. Die Schnittlauchstöcke sollten immer an einer gut zugänglichen Stelle im Garten stehen. Hübsch sieht es aus,
wenn eine ganze Reihe davon blüht. Wie von anderen Küchenkräutern auch gibt es vom Schnittlauch Sorten, zum Beispiel die nicht blühende Sorte ‚Profusion’ oder eine weiß blühende Variante.
In Gärten gedeihen gelegentlich andere Laucharten wie die dekorative Winterheckezwiebel (Allium
fistulosum) mit großen Röhrchen und hübschen weißen Blütenköpfchen oder die Etagenzwiebel
(Allium x prolifera).
Man verwendet das Zwiebelgrün, also die Röhrchen der Lauchgewächse. Bei der Etagenzwiebel
sind es auch die Brutzwiebelchen am Ende des Stängels. Die Senföle (Allicin) geben den Lauchgewächsen die feine Schärfe. Die (Schnitt-)Lauch-Röhrchen sind unentbehrlich in der Salatsauce und
passen hervorragend in salzige Kuchen, in Pfannkuchen und in Maultaschen.
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Süßdolde
Bild: Süßdolde
Die Süßdolde (Myrrhis odorata) ist ein echter
Gewinn fürs Kräuterbeet und für die Küche. Ihr
weiches, behaartes Laub erinnert an den
Wiesen-Kerbel, mit dem sie auch eng verwandt
ist. Wegen des speziellen Geruchs und
Geschmacks der Blätter und der Samen heißt
das Gewächs auch Myrrhenkerbel. Normalerweise wird die Süßdolde als Gartenpflanze
kultiviert; sie verwildert jedoch leicht und wenn
man sie einmal im Garten hat und aussamen
lässt, kommt sie von alleine immer wieder. Die
Staude wächst in der Sonne und im Halbschatten. Bei mir zu Hause hat sie sich vor der
Haustür selbst ausgesät; sie entwickelt sich im
Frühsommer zu einer üppigen Pflanze, die sich
im Juni mit weißen Doldenblüten schmückt.
Nach der Samenreife im Hochsommer, im
August-September, sterben die Blätter plötzlich
ab, um im folgenden Jahr wieder neu auszutreiben.
Von der Süßdolde lässt sich alles verwenden:
Blätter, Blüten und Samen. Blattwerk und
Samen haben einen ausgeprägten LackritzGeschmack. Mit ihrem süßlichen Aroma passen sie deshalb als Würze zu Süßspeisen, zu Pudding
und Kuchen – vorausgesetzt man mag Lackritz. Die Samenkörner sind der Clou an dieser Pflanze.
Im unreifen Zustand geknabbert sind sie eine Delikatesse. Auch mit den kerbelartigen Blättern
kann man in der Küche kreativ umgehen. Ganze Blätter oder nur Blattteile davon bieten sich zum
Würzen von Süßspeisen oder zum Dekorieren an.
Gartenthymian
Bild: Gartenthymian, nah und in Baumstumpf
Der Gartenthymian (Thymus vulgaris) zeigt sich
als niedriges Sträuchlein von sparrigem Wuchs.
Beim Zerreiben der kleinen Blättchen schlägt
einem ein stark aromatischer Duft entgegen.
Der Gartenthymian stammt aus dem westlichen Mittelmeergebiet. Benediktinermönche
brachten ihn im Mittelalter nach Mitteleuropa.
Der Lippenblütler wird im großen Stil hauptsächlich in Südfrankreich, Spanien, Marokko
und Nordamerika angebaut. Der kleine Strauch
lässt sich ohne weiteres im Hausgarten
kultivieren. Er gedeiht gut an einem sonnigen, trockenen Platz, zum Beispiel im Steingarten oder
an einer Böschung. Geerntet wird das blühende Kraut. Zum Würzen kann man die kleinen Zweige
fast das ganze Jahr über ernten. Ähnliche Ansprüche und ähnliche Wirkung hat der Feldthymian
oder Quendel, der ganz niedrig, teppichartig wächst. Andere Thymianarten wie den Zitronenthymi-
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an oder den Orangenthymian nimmt man wegen ihres milden, zitrusartigen Geschmacks besser
für Tee.
Kleiner Wiesenknopf, Pimpinelle
Bild: Pimpinelle und Rosmarin
Es gibt kaum einen Garten, in dem nicht die
Pimpinelle (Sanguisorba minor) im Kräuterbeet
wächst. Sie gehört zum Standardrepertoire
eines Kräutergärtchens. Die Pimpinelle, die
botanisch exakt eigentlich Kleiner Wiesenknopf
heißt, ist eine echte Wildpflanze, die bei uns an
trockenen Böschungen, auf trockenen Wiesen
und Weiden vorkommt. Die gefiederten Blättchen können ganz unterschiedlich groß sein:
an ganz trockenen, nährstoffarmen Plätzen
bleiben sie klein, an feuchteren Orten und im
Garten werden sie etwas größer. Der Kleine Wiesenknopf schiebt seine Blüten bereits früh im Jahr.
Dann werden die Blätter hart. Ich schneide deshalb mehrmals im Jahr alt gewordenes Blattwerk
und Blütenstände ab, um den Neuaustrieb junger Blätter zu fördern.
Wiesenknopfblätter sind eine ideale Würze für Salate und Kräuterquark. Wiesenknopf hat einen
intensiven Eigengeschmack, der sogar in dem Sieben-Kräuter-Gemisch der Frankfurter Grünen
Sauce deutlich herausschmeckt. Zu viel sollte man nicht davon verwenden. Und ganz wichtig: die
Blättchen ganz fein wiegen und dabei die etwas harte Mittelrippe zerkleinern oder ganz entfernen.
Ysop
Bild: Ysop
Mönche brachten den Ysop (Hyssopus officinalis) im Mittelalter über die Alpen. Seither
wird der niedrige, intensiv blau blühende
Halbstrauch in Gärten kultiviert. Er gedeiht gut
an warmen, sonnigen Plätzen. Die würzigen
Blättchen passen gut zu Tomatengerichten.
Ysop ist auch ein Teekraut, das bei fest
sitzendem Husten hilft. Für diesen Zweck
erntet man das blühende Kraut. Ysop blüht erst
im Hochsommer und lockt Insekten und
Schmetterlinge geradezu magnetisch an. Er
bereichert dadurch die Lebewelt im Garten ungemein.
Die Kräutergärtnereien bieten neben der normalen blau blühenden Art auch Sorten mit
rosafarbenen und weißen Blüten an.
Zitronenmelisse
Die Zitronenmelisse wächst als ausdauernde
Staude in vielen Hausgärten. Die Pflanze kam
aus dem Mittelmeerraum in unsere Gärten und
fühlt sich hier so wohl, dass sie sich durch
Selbstaussaat vermehrt. Die gelblichen Blüten
locken Bienen und Hummeln an. Zur Gewin-
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nung des ätherischen Öls wird die Zitronenmelisse in Osteuropa und in Spanien angebaut. Das
Kraut der Pflanze ergibt einen sehr wohlschmeckenden Kräutertee für jeden Tag und eignet sich
hervorragend zum Mischen mit anderen Tees. Kräuterfreaks probieren besondere Sorten aus wie
die aromareiche ‚Citronella’ oder Sorten mit gelbbunten Blättern.
Sondergruppe Wildgemüse
Bild: Bärlauch
Bärlauch und Brennnessel sind die bekanntesten
Wildgemüse. Auf Wiesen, auf Äckern und im Wald
wächst aber noch viel mehr essbares Kraut, das
sich mit etwas Phantasie zu wohlschmeckenden
Salaten, Suppen, Aufläufen und Gemüsegerichten
verarbeiten lässt.
Was ist überhaupt Wildgemüse? Darunter versteht
man Pflanzen, die wild ohne menschliches Zutun
wachsen und deren Blätter oder Wurzeln sich in
der Küche zubereiten lassen. Die Allerweltsarten
wie Löwenzahn, Spitzwegerich und Gänseblümchen wachsen auch im Garten im Rasen und auf
den Beeten. Experimentierfreudige Gärtner/innen
und Köch/innen ernten außerdem Spitzwegerich
und Breitwegerich, Giersch, Knoblauchsrauke,
Wiesenschaumkraut, Gundermann und Taubnessel und nutzen sie für die Wildkräuterküche. Auch
das Scharbockskraut macht sich in der Salatschüssel oder im Kräuterquark gut.
In früheren Zeiten und in Notzeiten haben die
Menschen wildes Gemüse gesammelt und verwendet, weil es kaum Gärtnergemüse gab. Vor allem
die Blattgemüse Melde, Brennnessel und Guter Heinrich waren als „Spinat“ wichtiger Nahrungsbestandteil, sie lieferten Vitamine und Mineralstoffe in mageren Zeiten. Manche Feinschmecker
betrachten diese Pflanzen heute sogar als Delikatessen und sind bereit, viel Geld für Erntegut und
Pflanzen auszugeben.
Literatur zum Thema:
Wildkräuter und Wildgemüse. Von Brunhilde Bross-Burkhardt. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße, 2006
Köstliche Blüten. Von Brunhilde Bross-Burkhardt. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der
Weinstraße, 2005
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Arznei- und Gewürzpflanzen im Kleingarten –
Bedeutung, Verwendung, Konservierung
Burkhard B o h n e
Arzneipflanzengarten
Institut für Pharmazeutische Biologie
Technische Universität Braunschweig
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Arznei- und Gewürzpflanzen im Kleingarten - Bedeutung, Verwendung und Konservierung
Zur Geschichte der Heil- und Gewürzkräuter
Schon immer haben Menschen aller Kulturen Heilmittel aus der belebten Natur entnommen und
ihre Erfahrungen über ungezählte Generationen weitergegeben. Bereits aus dem alten Ägypten gibt
es Überlieferungen von Kräuterrezepten.
Aus dem griechisch-römischen Kulturkreis kennen wir berühmte Schriften heilkundiger Menschen
wie Hippokrates, Dioskurides, Galen oder Plinius. Ihre Kenntnisse, ergänzt um Kenntnisse der arabischen Medizin, wurden auch in Mitteleuropa überliefert.
Die spätere Verbreitung dieses Wissens sowie die Entwicklung von Heilpflanzenkulturen verdanken
wir Mönchen, die zahlreiche fremdländische Heilkräuter bei uns einführten, in ihren Klostergärten
kultivierten und auch ausführlich beschrieben. Besondere Bedeutung hatten dabei die Schriften von
Hildegard von Bingen, Albertus Magnus und Konrad von Megenberg. Diese Schriften hatten maßgeblichen Einfluss auf die ersten gedruckten Kräuterbücher, die im 16. Jahrhundert entstanden
sind. Die berühmten Kräuterbuchautoren Brunfels, Bock und Fuchs haben neben den südeuropäischen Kräutern auch einheimische Heilpflanzen beschrieben. Diese Bücher wurden sehr weit verbreitet und bildeten die Grundlage für die in vielen Dörfern entstanden Pfarrgärten. Heilpflanzen
fanden bald Einzug in nahezu jeden Bürger- oder Bauerngarten. Vielerorts entwickelten sich Apothekergärten. Der gewerbliche Arzneipflanzenanbau erlebte seine Blütezeit im 19. Jahrhundert.
Aufgrund umwälzender Entdeckungen entwickelte sich im 20. Jahrhundert bei uns die pharmazeutische Industrie. Die Folge war dass der Bedarf an Arzneipflanzen ständig abnahm. Kräuter wurden
fortan lediglich als Gewürzpflanzen kultiviert.
Heute, im Zeitalter der ganzheitlichen Medizin, erleben Arzneipflanzen eine großartige Renaissance und auch der Anbau von Küchenkräutern boomt wie selten zuvor.
Der Kräutergarten
Heilkräuter wurden seit Menschengedenken aus der Natur entnommen. Die Folge war, dass die
Pflanzenbestände teilweise erheblich reduziert wurden. Immer wieder kam es zu teilweise gefährlichen Verwechslungen mit giftigen Pflanzen. Heute werden Heilkräuter in der Regel in Gärten oder
im Feldanbau kultiviert.
Standort
Wer Heilkräuter erfolgreich kultivieren möchte, muss sich zunächst grundlegende Gedanken über
den Standort seines Kräutergartens machen. Die Pflanzen haben zum Teil sehr unterschiedliche
Ansprüche an Bodenqualität, Bodenfeuchte und das Licht. Ein Großteil der Gartenkräuter gedeiht
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in lockerer, humoser Erde an mäßig feuchten, warmen Standorten. Zahlreiche Kräuter wie zum
Beispiel Salbei, Rosmarin, Thymian und Ysop kommen aus dem Mittelmeergebiet und erfordern
eine vollsonnige und windgeschützte Lage. Andere Kräuter, wie zum Beispiel Liebstöckel und Pfefferminze bevorzugen halbschattige Standorte und gedeihen selbst unter Bäumen recht gut. Wichtig
ist es, Kalk liebende Pflanzen, wie Dill, Thymian, Dost und Salbei von denen zu trennen, die eine
neutrale Bodenreaktion bevorzugen. Der Kräutergarten sollte immer im Schutz von Hauswänden,
Mauern oder Hecken liegen, um allzu starken Auswinterungsschäden vorzubeugen. Frostempfindliche Pflanzen erfordern einen gesonderten Winterschutz.
Bodenbearbeitung
Eine der wichtigsten Vorraussetzungen für das Gedeihen der Heilkräuter ist die richtige Bodenbearbeitung und die bedarfsgerechte Düngung. Schwere Böden werden im Herbst grob umgegraben,
reichlich mit Kompost und bei Bedarf auch mit Sand versetzt. Bei leichten Böden wird der Kompost
mit dem Sauzahn eingearbeitet. Ist Kompost nicht in ausreichendem Maß vorhanden, kann stattdessen auch gut verrotteter Stallmist verwendet werden. Kalk liebende Pflanzen erhalten im Winter
eine Kalkgabe, Stickstoff liebende Pflanzen werden im Frühjahr zusätzlich mit stickstoffhaltigen
organischen Düngemitteln versorgt. Im Idealfall wird die auszubringende Menge im zeitigen Frühjahr mit Hilfe einer Bodenanalyse bestimmt.
Um den einseitigen Nährstoffentzug und die damit einhergehende Bodenermüdung zu verhindern,
wird der Standort der Pflanzen so oft wie möglich gewechselt. Die Fruchtbarkeit des Bodens bleibt
lange erhalten wenn Flachwurzler und Tiefwurzler sowie Stickstoff zehrende und Stickstoff sammelnde Pflanzen (Leguminosen) im Wechsel angebaut werden.
Die Vermehrung der Kräuter
Die Vermehrung von Heilkräutern erfolgt in aller Regel durch Aussaat oder durch die Teilung des
Wurzelstocks, seltener durch Stecklinge. Zur Aussaat sollte ausschließlich Saatgut der Arten und
Sorten verwendet werden, die bei uns als klimafest bekannt sind. Der Kräuterliebhaber wird ausschließlich Saatgut aus eigener Ernte verwenden und seine Samenbestände jährlich erneuern.
Einjährige Kräuter werden im Freiland in Saatbeete oder in den Kräutergarten direkt ausgesät. Bei
langsamer wachsenden, mehrjährigen Pflanzen ist eine Vorkultur im Gewächshaus oder im Frühbeetkasten sinnvoll. So kann die Vegetationszeit erheblich verlängert werden. Das Saatbeet, die
Kiste oder der Topf wird mit feiner, humoser, wenig nährstoffreicher Erde gefüllt. Anschließend
wird die Erde angefeuchtet und etwas angedrückt. Um Platz zu sparen, wird das Saatgut relativ
dicht ausgebracht und in der Regel mit gesiebter Erde abgedeckt. Die Erdschicht darf dabei nicht
mehr als die dreifache Kornstärke des Saatgutes betragen. Saatgut von so genannten Lichtkeimern
wird nicht mit Erde abgedeckt, da ein Lichtreiz zum Keimen benötigt wird. Die Saat wird lediglich
leicht angedrückt. Bis zum Auflaufen der Keimlinge muss die Erde gleichmäßig feucht gehalten und
das Saatbeet vor Vogelfraß geschützt werden.
Keimlinge von Freilandsaaten werden später direkt auf ihren Endabstand verzogen. Keimlinge von
Kräutern aus Vorkulturen müssen pikiert werden. Die Pflänzchen werden dazu vorsichtig aus den
Kisten genommen und in kleine, mit nährstoffarmer Erde gefüllte Töpfe gepflanzt. Vorgezogene
Kräuter werden später direkt in den Garten gepflanzt.
Viele mehrjährige Pflanzen können auch durch Teilung des Wurzelstockes vermehrt werden. So
sind wesentlich schneller kräftige Pflanzen zu erhalten als durch die Aussaat. Die Teilung erfolgt bei
absolut winterharten Pflanzen im Herbst und bei frostempfindlichen Pflanzen im Frühjahr. Dazu
werden Wurzelstöcke ausgegraben, geteilt und an anderer Stelle wieder gepflanzt. Anschließend
werden die frisch gepflanzten Stöcke reichlich gewässert und mit etwas Kompost abgedeckt.
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Anlage und Pflege von Kräutergärten
Für die Anlage von Kräutergärten reichen oft schon kleine Flächen. Häufig werden Blumenrabatten
oder Gemüsebeete in Kräutergärten umgewandelt. Auch Hochbeete und Kräuterspiralen sind ein
idealer Standort für viele unserer Gartenkräuter. Halbsträucher wie Lavendel, Thymian, Ysop, Weinraute oder Salbei eignen sich als Strukturpflanzen im Kräuterbeet oder können zum Einfassen von
Kräuterbeeten verwendet werden. Stauden wie Oregano, Minze, Melisse, Fenchel oder Liebstöckel
werden in Gruppen von mindestens drei Pflanzen gepflanzt. Ein- oder Zweijährige Pflanzen wie
Senf, Majoran, Kümmel, Koriander oder Kapuzinerkresse werden in Reihen oder in Tuffs gesät. Bei
einer Neuanlage ist darauf zu achten, dass sich mehrjährige Pflanzen über mehrere Jahre ungestört
entwickeln können. Einjährige Kräuter werden an wechselnden Orten zwischen die mehrjährigen
Pflanzen gesät. Kräuter mit sehr kurzer Kulturzeit, wie Borretsch, Kerbel, Senf können während
einer Vegetationsperiode mehrmals nachgesät werden. So ist es möglich den ganzen Sommer über
frische Kräuter zu ernten. Während ihres Wachstums müssen alle Pflanzen des Kräutergartens bei
Bedarf gegossen und der Boden von Wildkräutern freigehalten werden.
Bei optimalen Wachstumsbedingungen ist selten mit Pflanzenkrankheiten oder Schädlingen zu
rechnen. Treten Krankheiten auf, sollte ausschließlich biologischer Pflanzenschutz betrieben werden. Schädlinge werden soweit wie möglich toleriert oder abgesammelt. Bodenschädlinge können
bekämpft werden, indem Salatköpfe als Lockpflanzen in den Kräutergarten gesetzt werden. Diese
werden bei Befall zusammen mit den Schädlingen ausgegraben und sofort vernichtet.
Ernte
Um den täglichen Bedarf zu decken, können frische Kräuter während der gesamten Vegetationsperiode geerntet werden. Dabei ist zu beachten, dass immer nur wenig Blattmasse entfernt wird, um
die Pflanzen nicht in ihrem Wachstum zu beeinträchtigen.
Für die Beschaffung von Wintervorräten werden Kräuter zu einem Zeitpunkt geerntet, an dem ihr
Gehalt an Inhaltstoffen am höchsten ist. Blätter und Blüten werden dazu möglichst jung und im
voll entfalteten Zustand geerntet. Oberirdische Pflanzenteile werden zu Beginn der Blütezeit und
Früchte werden im vollreifen Zustand gesammelt. Wurzeln können das ganze Jahr über ausgegraben werden, Rinden werden meist im Frühjahr von jungen Zweigen geschält. Bitte nur saubere
Pflanzenteile ernten, Kräuter dürfen vor dem Trocknen nicht gewaschen werden.
Gesammelt wird am Vormittag, wenn der Tau vollständig abgetrocknet ist. Pflanzen mit einem
hohen Anteil an ätherischem Öl dürfen niemals in der Mittagssonne oder am frühen Nachmittag
geerntet werden, ätherische Öle verdampfen bei zunehmender Wärme sehr schnell.
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Halbsträucher aus dem Mittelmeergebiet wie Lavendel, Salbei, Thymian, Weinraute oder Ysop werden in den Monaten Mai bis Mitte August geerntet. Bei einem späteren Schnitt heilen die den
Pflanzen zugefügten Verletzungen nicht mehr vollständig aus und Auswinterungsschäden nehmen
zu. Aus diesem Grund ist ein Verjüngungsschnitt dieser Pflanzen nur im zeitigen Frühjahr zu empfehlen.
Zahlreiche Kräuter, wie Kümmel, Koriander, Fenchel, Anis, Senf werden wegen ihrer Früchte angebaut. Die Ernte kann beginnen, sobald die Früchte braun werden. Bei der Ernte sind Taunässe und
trübes Wetter hilfreich, die Samen fallen dann nicht allzu leicht aus den Fruchtständen aus.
Trocknen und Aufbewahren von Kräutern
Kräuter werden durch das Trocknen haltbar gemacht. Der Großteil der Inhaltstoffe bleibt erhalten,
wenn die Pflanzen schnell und schonend in einem geeigneten Raum getrocknet werden. Als Trockenraum eignen sich schattige und luftige Räume mit Temperaturen von 30-35°C (z. B. Dachböden). Pflanzen, die keine ätherischen Öle enthalten, vertragen beim Trocknen auch höhere Temperaturen.
Ganze Kräuter werden nach der Ernte gebündelt und mit den Triebspitzen nach unten aufgehängt.
Nach dem vollständigen Trocknen werden Blätter und/oder Blüten abgestreift. Werden Blätter,
Blüten oder Früchte einzeln getrocknet, so legt man sie in dünnen Schichten auf Siebe oder auf
Papier aus. Blätter sollen so wenig wie möglich berührt werden, damit sie keine Druckstellen bekommen und unansehnlich werden. Zur Gewinnung von Samen werden ganze Fruchtstände auf
einer Papierunterlage vorgetrocknet und später gedroschen. Die Körner werden anschließend in
dünnen Schichten zum Trocknen ausgebreitet. Um Schimmelbildung zu vermeiden, müssen sie
später gelegentlich gewendet werden.
Vollständig getrocknete Pflanzenteile (Drogen) werden in saubere, luftdichte, lichtundurchlässige
Gefäße gepackt und können so über einen längeren Zeitraum aufbewahrt werden. Da Kräuter mit
der Zeit ihr Aroma verlieren, ist es sinnvoll die Vorräte jährlich zu erneuern.
Frische Wurzeln können nach Bedarf an trockenen Tagen geerntet werden. Zur Anlage eines Wintervorrates ist es sinnvoll die Wurzeln im Herbst auszugraben und in dunklen kühlen Räumen in
feuchtem Sand einzulagern. So bleiben ihre Wirkstoffe über lange Zeit vollständig erhalten.
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Zur Verwendung von Heilkräutern
Bei der Anwendung von Heilkräutern zu therapeutischen Zwecken spielt die richtige Zubereitung
eine sehr große Rolle.
Ein Teeaufguss kann aus frischen oder getrockneten Pflanzenteilen bereitet werden. Die Mengenangaben fast aller Teerezepte beziehen sich, sofern nicht anders vermerkt, auf getrocknete Pflanzenteile. Werden stattdessen frische Pflanzen verwendet, so ist die vorgeschriebene Menge in der
Regel zu verdoppeln. Die Wirksamkeit des Tees hängt stark von der Qualität der verwendeten Drogen ab. Die Kräuter werden in eine saubere Teekanne gegeben und mit kochendem Wasser überbrüht. Der Aufguss wird umgerührt, abgedeckt und nach 10 Minuten abgesiebt. Ein Teeaufguss
kann warm getrunken oder für Umschläge auch äußerlich angewendet werden.
Durch Abkochung werden heilkräftige Substanzen aus harten Pflanzenteilen wie Wurzeln, Rinden,
Nüssen oder Beeren herausgelöst. Die vorgeschriebene Menge der fein zerkleinerten Pflanzenteile
wird in ein Gefäß aus Glas oder Ton gegeben und mit kaltem Wasser aufgegossen. Anschließend
wird das Kochgefäß abgedeckt und die Flüssigkeit zum Sieden gebracht. Nach etwa 15 Minuten
wird der heiße Tee abgesiebt und kann wie ein Teeaufguss verwendet werden.
Einreibungen sind meist alkoholische Zubereitungen und werden bei Rheuma oder Sportverletzungen verwendet. Dazu werden die schmerzenden Stellen zweimal täglich mit Flüssigkeit benetzt, die
dann mit der Hand in die Haut eingerieben wird.
Salben werden zur Wundbehandlung, zu Einreibungen und zur Hautpflege verwendet.
Tinkturen, in der Regel alkoholische Pflanzenauszüge, werden verdünnt innerlich oder auch äußerlich für Spülungen und Umschläge verwendet.
Kräuterbäder haben gesundheitsfördernde Wirkung, weil die heilkräftigen Substanzen auch über
die Haut aufgenommen werden. Sofern nicht anders beschrieben, werden für ein Vollbad 600ml
des Teeaufgusses oder der Abkochung als Zusatz in das warme Badewasser gegeben.
Alternativ kann dem Badewasser auch das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische
Öl zugesetzt werden. Dabei reichen für einen erwachsenen Menschen 5 bis 10 Tropfen pro Vollbad
aus.
Die Kompresse wird äußerlich angewendet und beschleunigt so den Heilungsprozess. Es handelt
sich dabei um einen Umschlag mit einem sauberen Baumwoll- oder Leinentuch, das mit der heißen Flüssigkeit eines Teeaufgusses oder einer Abkochung getränkt wird. Dieser Umschlag wird so
heiß wie möglich auf die betreffende Körperstelle gelegt. Sobald er abgekühlt ist, wird er durch eine
neue Kompresse ersetzt.
Anstelle des Aufgusses kann der Umschlag auch mit ätherischem Öl getränkt werden.
Dampfbäder oder Inhalationen sind sehr wirksam bei Schnupfen, Husten und verstopfter Nase.
Dazu werden 5 bis 10 Tropfen des ätherischen Öls in eine Schüssel mit kochend heißem Wasser
gegeben. Kopf und Gefäß werden mit einem Handtuch bedeckt und der heiße Dampf wird ein paar
Minuten tief eingeatmet. Das Dampfbad soll täglich zwei- bis dreimal wiederholt werden. Anstelle
des ätherischen Öls kann auch ein frischer heißer Teeaufguss für das Dampfbad verwendet werden.
Presssäfte werden aus frischen Pflanzenteilen hergestellt und sollen frisch verwendet werden.
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Arznei- und Gewürzkräuter:
Lavandula angustifolia
Echter Lavendel
Verbreitung: Frankreich und BeneluxStaaten; Iberische Halbinsel; Italien.
Blatt: Graugrün gefärbt; schmal lanzettlich;
Blattspitzen stumpf.
Blüte: Lippige Einzelblüten, violett, in Ähren
aus achselständigen Scheinquirlen; VI-VIII.
Frucht: Klausenfrüchte, schmal zylindrisch.
Wuchs: Halbstrauch/Staude; 0,4-0,6 m hoch; Durchmesser 0,3-0,5 m.
Standort: Sonniger bis absonniger Standort; trockene bis frische, schwach saure bis alkalische Böden mit normalem Nährstoffgehalt.
Drogen: Lavendelblüten - Lavandulae flos (DAC). Vollständig geöffnete Blüten werden mit Kelch
gesammelt und getrocknet. Lavendelöl - Lavandulae aetheroleum (DAB). Das ätherische Öl wird
durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Lavandula angustifolia, Lavandula (HAB).
Wirkungen: Lavendel wirkt beruhigend, hautreizend und antimikrobiell. Der Gerbstoffgehalt verleiht der Droge stopfende Wirkung bei Durchfällen. Lavendel ist auch gallewirksam.
Verwendungen: Lavendelblüten werden als Tee oder in Teemischungen bei Unruhe, bei nervöser
Erschöpfung, bei nervös bedingten Magen- und Darmstörungen, bei Einschlafstörungen sowie bei
Migräne verwendet. Lavendelöl wird äußerlich in Einreibemitteln gegen neuralgische und rheumatische Beschwerden sowie als Badezusatz in Entspannungsbädern und bei funktionellen Kreislaufstörungen angewendet. Lavendelöl ist gelegentlich keimtötender Bestandteil von Gurgellösungen.
Allgemeines: Lavendel ist wirksam gegen Motten und wird zusammen mit Melisse und Hopfen in
Schlaf- und Kräuterkissen verwendet. Die Kosmetikindustrie verarbeitet Lavendel in großen Mengen.
Obwohl Lavendel eine Pflanze des Mittelmeerraums ist wurde sie in der Antike kaum verwendet.
Die Heilkräfte dieser Pflanze wurden erstmals von Hildegard von Bingen beschrieben. Die Volksmedizin verwendet Lavendel bei Durchfällen mit Gärungserscheinungen und auch als Gallemittel.
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Linum usitatissimum
Flachs, Saat-Lein
Verbreitung: Frankreich; Iberische Halbinsel.
Blatt: Grün gefärbt; lineal lanzettlich; Blattspitzen zugespitzt.
Blüte: Radiär, tellerförmig, hellblau mit deutlichen Adern, leicht duftend; VI-VIII.
Frucht: Kugelige Kapseln, 10-fächrig.
Wuchs: Einjährig/Staude; 0,4-0,6 m hoch.
Vermehrung: Aussaat.
Standort: Sonniger Standort; trockene, schwach saure bis schwach alkalische Böden mit geringem
Nährstoffgehalt.
Drogen: Leinsamen - Lini semen. Verwendet werden getrocknete reife Samen. Leinöl - Lini oleum
(DAC). Reife Samen werden kalt gepresst. Leinenfaden - Filium lini sterile. Flachsfasern. Linum
usitatissimum (HAB). Verwendet werden ganze blühende Pflanzen.
Wirkungen: Leinsamen wirken aufgrund ihres Schleimgehaltes mild abführend.
Homöopathie: Homöopathische Anwendungsgebiete sind u.a. Heuschnupfen und Harnblasenreizung.
Verwendungen: Leinsamen sind vor allem als mildes Abführmittel bekannt. Die Schleimzubereitung wird bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Kanals angewendet. Ein Aufguss bewährt sich als Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum und hilft bei Reizhusten,
Heiserkeit und Magenschleimhautentzündungen. Warme Breiumschläge aus zerstoßenen Samen
werden bei Wunden und Hautentzündungen angewendet. Leinöl ist gelegentlich Bestandteil von
Salben zur Behandlung von Hauterkrankungen.
Allgemeines: Leinsamen werden häufig zum Backen verwendet; Leinöl gilt als wertvolles Speiseöl.
Leinöl dient als Rohstoff bei der Herstellung von Ölfarben, Firnissen und Linoleum. Flachsfasern
werden als chirurgisches Nahtmaterial und auch in der Bekleidungsindustrie verwendet.
Leinkraut wird schon seit vorgeschichtlicher Zeit als Öl- und Faserpflanze angebaut. Die Volksmedizin verwendet Leinsamen seit Menschengedenken. Besonders beliebt ist die Anwendung des
Leinsamensäckchens zur Linderung von Schmerzen.
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Melissa officinalis
Zitronen-Melisse, Melisse
Verbreitung: Iberische Halbinsel; Balkanhalbinsel; Kaukasusländer; Türkei; Marokko; Tunesien.
Blatt: Grün bis hell grün gefärbt; eiförmigverkehrt eiförmig; Blattspitzen kurz zugespitzt.
Blüte: Lippige Einzelblüten, weiß, in Ähren
zusammen stehend; VI-VIII.
Frucht: Klausenfrüchte.
Wuchs: Staude; 0,5-0,8 m hoch.
Vermehrung: Aussaat, Teilung.
Standort: Sonniger Standort; frische, neutrale bis alkalische Böden mit normalem Nährstoffgehalt.
Drogen: Melissenblätter - Melissae folium. Verwendet werden getrocknete Laubblätter.
Wirkungen: Melisse wirkt beruhigend, krampflösend, blähungstreibend, antibakteriell sowie virushemmend.
Verwendungen: Melisse ist in verschiedenen Schlaf- und Nerventees enthalten und häufig Bestandteil von Fertigpräparaten gegen nervöse Magen-Darmstörungen, nervöse Herzbeschwerden sowie
gegen leichte Fälle von Schlaflosigkeit. Der Extrakt ist Bestandteil von Präparaten zur lokalen Behandlung von Herpes simple, das ätherische Öl von Entspannungsbädern und Einreibungen zur
Behandlung von Nervenschmerzen und rheumatischen Erkrankungen.
Allgemeines: Die frischen Blätter sind ein beliebtes Salatgewürz.
Die Melisse kam im 11. Jahrhundert mit den Arabern nach Spanien. Von dort wurde sie bei uns
eingeführt und zunächst von Mönchen in den Klostergärten angebaut. Schon bald wuchs Melisse
als Heil- und Gewürzpflanze in vielen Hausgärten. In Klöstern wurde auch der bis heute in der
Volksmedizin sehr beliebte Melissengeist erstmals hergestellt und angewendet.
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Mentha x piperita
Pfefferminze
Verbreitung: Kosmopolitisch.
Blatt: Dunkel grün gefärbt; lanzettlich-eiförmig;
Blattspitzen zugespitzt.
Blüte: Lippige Einzelblüte, rötlich violett bis
violett, in Ähren zusammen stehend; VII-IX.
Frucht: Klausenfrüchte.
Wuchs: Staude; 0,3-0,5 m hoch.
Vermehrung: Teilung.
Standort: Sonniger bis absonniger Standort; frische bis feuchte, schwach saure bis schwach alkalische Böden mit hohem bis sehr hohem Nährstoffgehalt.
Drogen: Pfefferminzblätter - Menthae piperitae folium. Verwendet werden kurz vor der Blütezeit
gesammelte und getrocknete Laubblätter. Pfefferminzöl - Methae piperitae aetheroleum. Mentha
piperita (HAB).
Wirkungen: Die Droge wirkt insgesamt krampflösend, blähungstreibend, galleanregend, antimikrobiell und antiviral; das ätherische Öl hat zusätzlich insektizide und lokal anästhesierende Eigenschaften.
Verwendungen: Pfefferminztee wird bei krampfartigen Beschwerden im Magen- Darmbereich und
der Gallenwege angewendet. Das ätherische Öl ruft auf der Haut ein Kältegefühl hervor und setzt
die Schmerzempfindlichkeit herab. Es wird daher zu schmerzlindernden Einreibungen bei rheumatische Beschwerden, Juckreiz, Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten verwendet. Inhalationen
helfen bei Katarrhen der Atemwege.
Allgemeines: Das ätherische Öl ist häufig Bestandteil von Mund- und Zahnpflegemitteln, sowie
Lutschpastillen gegen Erkältungskrankheiten.
Gefahren: Pfefferminzöl löst in seltenen Fällen allergische Reaktionen aus.
Mentha x piperita wurde erstmals Ende des 17.Jahrhunderts in England beschrieben. Sie galt als
Aphrodisiakum und Empfängnisverhütungsmittel. Die Volksmedizin kennt den Pfefferminztee als
Magen- und Gallemittel; bei Abszessen galten Umschläge mit Pfefferminze als wirksam.
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Salvia officinalis
Echter Salbei
Verbreitung: Frankreich und Benelux-Staaten;
Spanien; Slowenien; Kroatien; BosnienHerzegowina.
Blatt: Graugrün gefärbt; länglich bis eiförmig;
Blattspitzen zugespitzt, gelegentlich abgerundet.
Blüte: Lippige Einzelblüten, violettblau, Kelch
dunkel rotviolett, in Ähren stehend; VI-VIII.
Frucht: Klausenfrüchte.
Wuchs: Halbstrauch/Staude; 0,4-0,6 m hoch.
Vermehrung: Aussaat.
Standort: Sonniger Standort; trockene, neutrale bis alkalische Böden mit normalem Nährstoffgehalt.
Drogen: Salbeiblätter - Salviae officinalis folium. Verwendet werden vor der Blütezeit gesammelte
und getrocknete Blätter. Salbeiöl - Salviae officinalis aetheroleum (DAC), dass durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Öl. Salvia officinalis (HAB)
Wirkungen: Der Tee wirkt antimikrobiell, antiviral, beruhigend und schweißhemmend. Das ätherische Öl wirkt zusätzlich krampflösend.
Verwendungen: Salbei wird als Tee, als alkoholischer Extrakt, als ätherisches Öl oder als Bestandteil von Fertigpräparaten innerlich bei Verdauungsbeschwerden, bei erhöhter Nachtschweißsekretion und zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum verwendet. Die Volksmedizin
verwendet Salbeitee auch zum Abstillen.
Allgemeines: Frische Salbeiblätter sind ein beliebtes Gewürz für viele Speisen und wirken dabei
konservierend.
Gefahren: Bei Überdosierung der Droge kann es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen,
daher ist Salbeitee nicht für den Dauergebrauch geeignet.
Die Blätter des Salbeis galten in der Antike als Sinnbild für das ewige Leben. Lange Zeit war Salbei
die Heilpflanze schlechthin. Die Pflanze wurde zuerst in Griechenland in Kultur genommen und
erlangte später vor allem im Römischen Reich großes Ansehen. Wahrscheinlich schon zur römischen Zeit gelangte die Pflanze über die Alpen nach Mitteleuropa, wo sie später in keinem Klostergarten fehlen durfte.
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Thymus vulgaris
Echter Thymian
Verbreitung: Frankreich und Benelux-Staaten;
Spanien; Italien; Marokko.
Blatt: Graugrün gefärbt; lineal lanzettlichlinealisch; Blattspitzen gelegentlich abgerundet,
stumpf zugespitzt.
Blüte: Lippige Einzelblüten, lilarosa, in Ähren
stehend; VII-IX.
Frucht: Klausenfrüchte.
Wuchs: Halbstrauch/Staude; 0,15-0,25 m hoch.
Vermehrung: Aussaat.
Standort: Sonniger Standort; trockene bis frische, schwach saure bis neutrale Böden mit geringem
Nährstoffgehalt.
Drogen: Thymian - Thymi herba. Verwendet werden abgestreifte, getrocknete Laubblätter mit Blüten
(auch von Thymus zygis). Thymus vulgaris (HAB).
Wirkungen: Thymian wirkt schleimlösend, auswurffördernd, krampflösend und entzündungshemmend. Das ätherische Öl wirkt desinfizierend.
Homöopathie: Homöopathische Anwendungsgebiete sind Magenbeschwerden und Husten.
Verwendungen: Thymian wird als Tee oder in Teemischungen bei Entzündungen der oberen Luftwege angewendet. Der Extrakt ist Bestandteil von zahlreichen Bronchotherapeutika, das ätherische
Öl von Mund- und Gurgelwässern, von Rasierwässern, von Zahncremes, von Erkältungsbalsamen
und -bädern und von Rheumasalben.
Allgemeines: Thymian ist ein beliebtes Gewürz und wird viel in der Likörindustrie verarbeitet. Das
ätherische Öl wird als Konservierungsmittel verwendet.
Gefahren: Die Überdosierung von Thymol kann zur Überfunktion der Schilddrüse führen.
Schon im alten Ägypten wurde Thymian angebaut um Leichenharze zu parfümieren. Es ist anzunehmen, dass die Pflanze bereits damals arzneilich verwendet wurde. Bei den Griechen und Römern war die Heilpflanze ebenfalls bekannt. Bei uns wurde die Pflanze in Klostergärten angebaut
und in allen wichtigen Kräuterbüchern beschrieben.
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Valeriana officinalis
Echter Baldrian
Verbreitung: Europa; Kaukasusländer; Russland; Mittelasien; Türkei.
Blatt: Dunkel grün gefärbt; lanzettlich; Blattspitzen zugespitzt.
Blüte: Trichterförmige Einzelblüten, rötlich
weiß, in Trugdolden stehend; VI-VIII.
Frucht: Nüsschen.
Wuchs: Staude; 1,0-1,5 m hoch.
Vermehrung: Aussaat.
Standort: Sonniger bis absonniger Standort; frische bis feuchte, schwach saure bis schwach alkalische Böden mit normalem Nährstoffgehalt.
Drogen: Baldrianwurzel - Valerianae radix. Verwendet werden getrocknete unterirdische Organe:
Wurzelstock, Wurzeln, Ausläufer.
Wirkungen: Baldrian wirkt beruhigend.
Homöopathie: Homöopathische Anwendungsgebiete sind Schlafstörungen, Kopfschmerzen, nervöse Herzbeschwerden und Ischiasschmerz.
Verwendungen: Die Droge wird als Tee, in Teemischungen und als Tinktur bei nervösen Erregungszuständen, bei Einschlafstörungen und bei nervös bedingten Organbeschwerden (MagenDarm, Herz) angewendet. Extrakt und Tinktur sind Bestandteil von zahlreichen Fertigpräparaten
und Badezusätzen gegen Unruhe-, Angst- und Spannungszuständen, Konzentrationsschwäche und
nervös bedingten Einschlafstörungen.
Warnungen: Die Pflanze gilt als sehr schwach giftig bis ungiftig.
Der Baldrian wurde im Volksglauben vor allem als Schutz vor bösen Mächten betrachtet. Wegen
des starken Geruches der Wurzel glaubte man, dass der Baldrian Teufel, böse Geister und Hexen
fernhalten könne. Als Heilpflanze spielte Baldrian bereits im 5. und 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung als Mittel gegen Frauenleiden eine Rolle. Seither wurde die Pflanze in jedem Kräuterbuch
beschrieben. Die Volksmedizin wendet Baldrian als Nerven- und Beruhigungsmittel an.
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Berichte aus den Arbeitsgruppen zu den Themen:
AG I „Stauden – Botanische Grundlagen in Beziehung
zu ihrer Form und Farbe im Kleingarten“
AG II „Pflege, Vermehrung, Schutz, Formen und
Pflanzenschutz bei Gemüse“
AG III „Vom Küchenkraut bis zur Gemüsepflanze –
Bedeutung und Kultur im Kleingarten“
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Arbeitsgruppe I
Leiter der Arbeitsgruppe:
Jürgen Sheldon
Präsidiumsmitglied für Fachberatung des Bundesverbandes
Deutscher Gartenfreunde e.V.
„Stauden – Botanische Grundlagen in Beziehung zu ihrer Form und Farbe im Kleingarten“
Die Beiträge von Uta Kietsch, Hochschule Anhalt (FH) Bernburg, und Frau Dr. Cornelia
Oschmann, Humboldt-Universität zu Berlin, beginnen jeweils mit einem Zitat von Karl Förster und
Peter Joseph Lenné.
Dies wird von der Arbeitsgruppe begrüßt, da sie jeweils direkt Bezug zum Vortragsthema haben. Es
sollten aber die zitierten Personen näher in ihrem Wirken in der Vergangenheit vorgestellt werden.
Es wurden die Lebensformen Chamaephyten, Hemikryptophyten und Geophyten an Hand von Beispielen sowie die Lebensdauer zweijähriger und mehrjähriger und das Alter von Stauden erläutert.
Anhand des äußeren Erscheinungsbildes (Morphologie) kann eine Standortanalyse durchgeführt
werden.
Die Beachtung der Strategien der Pflanzen hilft, die Pflege gering zu halten. Nach den Naturstandorten werden ähnliche Strukturen im Garten zugeordnet. Man unterscheidet dabei Lebensbereich
Gehölz (Schatten bis Halbschatten) oder Lebensbereich Gehölzrand, bzw. Lebensbereich Freifläche, Lebensbereich Anlagen, Lebensbereich Wasser und Wasserrand, Lebensbereich Beet sowie
Wild- und Beetstauden.
Der Arbeitsbereich Staudensichtung im Bund Deutscher Staudengärtner führt einen Test von Sortimenten und Neuheiten auf ihren Gartenwert durch. Das erleichtert die Planung von Staudengärten unter gleichzeitiger Berücksichtigung der anstehenden Bodenverhältnisse. An klare Kenntnis
der Standortverhältnisse und Ansprüche ist der Erfolg einer Staudenpflanzung gekoppelt.
Bei der Wahl der Gestaltungsformen - ob dekorativ oder die bildhafte Gestaltung, - kann eine Nahoder Fernwirkung erzielt werden. Unter der Benutzung des Farbkreises werden komplimentäre
Farbgegensätze geschaffen, die durch weiße und silbergraue Pflanzen abgemildert wird. Die Verwendung von Gräsern als Gestaltungselement erweitert eine zeitlose Gartengestaltung. Die Staude
sollte also kein Zufallsprodukt im Garten sein. Man kann eine persönliche Beziehung zur Pflanze
aufbauen unter Beachtung des Machbaren im Kleingarten.
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Arbeitsgruppe II
Leiter der Arbeitsgruppe:
Ralph Frankenstein
Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V.
„Pflege, Vermehrung, Schutz, Formen und Pflanzenschutz bei Gemüse“
In der Arbeitsgruppe bestand Einigkeit darüber, dass in unseren Kleingärten der Anbau von Gemüse von mehreren Faktoren beeinflusst wird, die auf uns teilweise von außen eindringen, aber auch
von uns selber hervorgerufen werden.
Auch wurde festgestellt, dass in unseren Kleingärten nur ein Teil der Gemüseartenvielfalt angebaut
wird, obwohl es viel mehr Gemüsearten gibt.
Dies ist zurück zuführen darauf, dass die Beratung und Information unserer Kleingärtner in den
Baumschulen und Gartencentern, sowie durch unsere Fachberatung in unseren Vereinen, sich nur
auf diesen Teil der Gemüsevielfalt beziehen. Auch fehlt bei unseren Vereinsmitgliedern manchmal
die Initiative Neues auszuprobieren, das heißt alte bzw. neue Sorten mal wieder anzubauen. So
spielen Form und Aussehen des Gemüses eine untergeordnete Rolle, gegen über der Sorte, Beschaffung, Vermehrung, Pflege, sowie des Pflanzenschutzes. Auch spielt der Preis für den Samenerwerb eine große und entscheidende Rolle.
Alle diese Punkte entscheiden darüber, welches Gemüse in unseren Kleingärten angebaut wird. Aus
diesem Grund hat sich die Arbeitsgruppe dann entschieden diese Punkte etwas näher zu betrachten um herauszufinden, warum diese Punkte bei unseren Mitgliedern so wichtig sind, wenn Sie
Gemüse auf Ihren Parzellen anpflanzen.
1.
Sortenwahl: In den Baumärkten, Gartencentern, sowie in den Baumschulen werden nur immer die Standartsorten bzw. Neuheiten angeboten, so dass es unseren Vereinsmitgliedern schwer
fällt, sich für eine gute Sorte zu entscheiden. Auch ist die Beratung über alle angebotenen Gemüsearten nicht immer optimal und ob diese in jedem Gebiet der Bundesrepublik so gedeihen wie beschrieben, stellen wir mal dahin. Auch stellt sich hier die Frage der Herkunft und der Qualität des
Pflanzgutes, denn viel des verkauften Pflanzgutes wird unter anderen klimatischen Bedingungen
herangezogen und kann somit in unseren Kleingärten sich nicht so entwickeln wie erwünscht. Auch
vermissen wir hier das Angebot von alten Gemüsesorten. Die Arbeitsgruppe vertrat die Meinung,
dass man die Vereinsmitgliedern gleichrangig über alte und neue Gemüsesorten informieren sollte
bezogen auf die jeweilige Region bzw. Bundesland. Hierbei sollte man auf die Ergebnisse der Landesversuchsanstalten Bereich Gartenbau der jeweiligen Bundesländer zurückgreifen.
2.
Beschaffung / Preis: In dem Bereich Beschaffung von Saatgut gibt es starke Probleme, da
nicht jeder Pflanzgutzüchter, das Saatgut anbietet, was einige Vereinsmitglieder suchen. Deshalb
wäre es sinnvoll, auf Landesebene Listen zu erstellen über Saatguthändler, die alte sowie neue Gemüsesorten anbieten und diese unseren Vereinsmitgliedern zugänglich zu machen. In diesem Zusammenhang sollte man auch die preisgünstigen Saatguthändler mit ausweisen, denn nur so kann
man vermeiden, überhöhte Preise für Saatgut zu bezahlen.
3.
Aufwand zur Vermeidung von Pflanzenkrankheiten und Pflege: In diesen Bereichen sieht die
Arbeitsgruppe ein Hauptargument, warum immer weniger Gemüse in unseren Kleingärten angebaut wird. So fällt auf, dass immer weniger Pflanzenschutzmittel für die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten im Bereich Haus- und Kleingarten zugelassen werden. Dies hat zur Folge, dass unsere
Kleingärtner nur solche Gemüsearten anbauen, die nicht so stark anfällig gegen Pflanzenkrankheiten sind bzw., dass unsere Vereinsmitglieder auf andere Gartenbauerzeugnisse ausweichen, wo es
noch zugelassene Pflanzenschutzmittel gibt, um Pflanzenkrankheiten zu verhindern. Hier sieht die
Arbeitsgruppe dringenden Handlungsbedarf unserer Fachberater in den Vereinen. So sollten unsere Vereinsmitglieder besser informiert werden über die Thematiken:
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Mischanbau im Kleingarten
Fruchtfolge
Verwendung von Vlies um Pflanzenkrankheiten zu vermeiden
integrierter Pflanzenschutz
Pflanzenschutzmittel – nur als letztes Mittel wenn alles andere nicht geholfen hat
Erst wenn unsere Vereinsmitglieder über alle diese Punkte richtig informiert wurden und unsere
Vereinsmitglieder feststellen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt mit wenig Aufwand gesundes
Gemüse zu erzeugen, ab diesem Moment wird in unseren Kleingärten wieder mehr Gemüse angebaut.
4.
Vermehrung von Gemüse: Diese Thematik ist unseren Mitgliedern nicht mehr so bekannt,
wie in früheren Jahren. Hervor gerufen wurde dieses Verhalten durch die Gartencenter und Baumärkte, wo es zu jeder Jahreszeit Samen zu kaufen gab. Um aber nicht dieses Wissen, um die Vermehrung von Gemüse weiter zu verlieren unter unseren Vereinsmitgliedern, empfiehlt die Arbeitsgruppe diese Thematik wieder der Fachberatung mehr Bedeutung zukommen zu lassen, damit
auch junge Vereinsmitglieder dieses Wissen bekommen und in ihren Parzellen anwenden können.
In Auswertung der genannten Punkte kam die Arbeitsgruppe zu folgender abschließender Meinung:
Um den Gemüseanbau auf den Parzellen wieder attraktiv für unsere Vereinsmitglieder zu machen,
ist eine gute fachliche Fachberatung unserer Fachberater notwendig. Auch sind unsere Parzellen
Rückzugsgebiete für alte uns seltene Gemüsearten, die zum jetzigen Zeitpunkt in Vergessenheit
geraten sind, aus welchen Gründen auch immer. Diese Rückzugsgebiete sind nach unserer Meinung zu erhalten und zu erweitern, damit auch die nachfolgende Generation auf diese Gemüsearten zurückgreifen kann.
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Arbeitsgruppe III
Leiter der Arbeitsgruppe:
Wilhelm Spieß
Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V.
„Vom Küchenkraut bis zur Gemüsepflanze – Bedeutung und Kultur im Kleingarten“
Der Themenkomplex wurde in der Arbeitsgruppe in 4 Hauptbereiche gegliedert, die den Nutzen für
das Kleingartenwesen ausmachen. Die Grenzen zwischen den einzelnen Gliederungspunkten sind
fliessend.
1.
Information und Werbung
2.
Kleingärtnerische Nutzung
3.
Soziales und Gesundheit
4.
Fachliche Aspekte
1.
Information und Werbung:
Es wurden die unterschiedlichen Zielrichtungen und die damit verbundenen Anforderungen mit
den folgenden Schwerpunkten diskutiert.
-
Bekannt machen der Kräuter durch Lehre, Weiterbildung, Ausstellungen, Kräutergärten
-
Der Gesichtspunkt Kräuter sind Drogen!( siehe auch: Fachliches; Dosierung )
-
Verwendung der Kräuter, Gewürze und Stauden
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Einbeziehung in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Informationszuschnitt auf die Interessenten wie Senioren, Kinder
2.
Kleingärtnerische Nutzung
Das Hauptaugenmerk richtete sich auf die Vielfalt der gärtnerischen Anpflanzungen und ihre Bedeutung für die Gestaltung der Einzelgärten.
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Berücksichtigung der Standortgegebenheiten wie Bodenstruktur, ph-Wert, Platzbedarf, Winterschutz, Kleinklima
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Erhalt alter oder vergessener Sorten
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Gestalten mit Pflanzen. Welche Art wird wie verwendet? Dekoration, Flächengliederung, Verbinden mit anderen Pflanzen wie z. B. Stauden
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Durch Kombination mit anderen Pflanzen werden größere Gartenbereiche kleingärtnerisch
im Sinne des Gesetzes genutzt
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
- 82 -
3.
Soziales und Gesundheit
Die zu verbessernde und zu erweiternde Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gruppierungen
und Vereinigungen wurde eingehend erörtert.
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Beispiele waren hier: Apotheken, Naturfreunde, Schulen, Kindergärten, Landfrauen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Behinderte (Hochbeete, Sehen, Tasten, Riechen), Köche
4.
Fachliche Aspekte
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Ernte und Verarbeitung Stichwort: „nicht waschen“ der Kräuter
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Auswahl der Arten und Sorten
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Verweis auf das als Anlage beigefügte Infoblatt des LV Braunschweig der Kleingärtner
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Pflege-, Schnitt- und Erntezeitpunkt
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Konservierung
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Wert für die Insekten, Vögel und Schmetterlinge
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Gesundheitliche Vorteile: Achtung! Dosierung
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Vorteile durch Mischkulturen Gemüse, Kräuter, Stauden. Positive Auswirkungen bei der
Pflanzenstärkung.
Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. - Grüne Schriftenreihe 186
Leitthemen der Schriftenreihe
137
1999 Dresden
(Kleine) Rechtskunde für Kleingärtner
138
1999 Rostock
Gute fachliche Praxis im Kleingarten
139
1999 Würzburg
Kind und Natur (Klein)Gärten für Kinder
140
1999 Braunschweig
141
1999 Hildesheim
142
1999 Freiburg
Zukunft Kleingarten mit naturnaher und ökologischer
Bewirtschaftung
Biotope im Kleingartenbereich
- ein nachhaltiger Beitrag zur Agenda 21
Zukunft Kleingarten
143
2000 Mönchengladbach
Recht und Steuern im Kleingärtnerverein
144
2000 Oldenburg
145
2000 Dresden
Pflanzenzüchtung und Kultur für den Kleingarten
von einjährigen Kulturen bis zum immergrünen Gehölz
Die Agenda 21 im Blickfeld des BDG
146
2000 Erfurt
Pflanzenschutz im Kleingarten unter ökologischen Bedingungen
147
2000 Halle
Aktuelle kleingarten- und vereinsrechtliche Probleme
148
2000 Kaiserslautern
Familiengerechte Kleingärten und Kleingartenanlagen
149
2000 Erfurt
Natur- und Bodenschutz im Kleingartenbereich
150
2001 Rüsselsheim
Vereinsrecht
151
2001 Berlin
Kleingartenanlagen als umweltpolitisches Element
152
2001 Mönchengladbach
Natur- und Pflanzenschutz im Kleingarten
153
2001 St. Martin
Das Element Wasser im Kleingarten
154
2001 Gelsenkirchen
155
2001 Erfurt
Frauen im Ehrenamt - Spagat zwischen Familie, Beruf und
Freizeit
Verbandsmanagement
156
2001 Leipzig
157
2002 Bad Mergentheim
158
2002 Oldenburg
159
2002 Wismar
160
2002 Halle
Stadtökologie und Kleingärten – verbesserte Chancen für die
Umwelt
Miteinander reden in Familie und Öffentlichkeit – was ich wie
sagen kann
Boden – Bodenschutz und Bodenleben im Kleingarten
161
2002 Wismar
Naturnaher Garten als Bewirtschaftsform im Kleingarten
Zwischenverpachtungen von Kleingartenanlagen - Gesetzliche
Privilegien und Verpflichtungen
Kleingartenpachtverhältnisse
162
2002 Berlin
Inhalt und Ausgestaltung des Kleingartenpachtvertrages
163
2003 Dessau
Finanzen
164
2003 Rostock
165
2003 Hamburg
Artenvielfalt im Kleingarten – ein ökologischer Beitrag des
Kleingartenwesens
Rosen in Züchtung und Nutzung im Kleingarten
166
2003 Rostock
Wettbewerbe – Formen, Auftrag und Durchführung
167
2003 Limburgerhof
Die Wertermittlung
168
2003 Bad Mergentheim
169
2004 Braunschweig
Soziologische Veränderungen in der BRD und mögliche
Auswirkungen auf das Kleingartenwesen
Kleingärtnerische Nutzung (Rechtsseminar)
170
2004 Kassel
Öffentlichkeitsarbeit
171
2004 Fulda
Kleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau
172
2004 Braunschweig
Mein grünes Haus
173
2004 Dresden
Kleingärtnerische Nutzung durch Gemüsebau
174
2004 Magdeburg
Recht aktuell
175
2004 Würzburg
Der Kleingarten als Gesundbrunnen für Jung und Alt
176
2004 Münster
177
2005 Kassel
Vom Aussiedler zum Fachberater – Integration im
Schrebergarten (I)
Haftungsrecht
178
2005 München
Ehrenamt – Gender-Mainstreaming im Kleingarten
179
2005 Mannheim
Mit Erfolg Gemüseanbau im Kleingarten praktizieren
180
2005 München
Naturgerechter Anbau von Obst
181
2005 Erfurt
Naturschutzgesetzgebung und Kleingartenanlagen
182
2005 Dresden
Kommunalabgaben
183
2005 Bonn
184
2006 Dessau
185
2006 Jena
Vom Aussiedler zum Fachberater – Integration im
Schrebergarten (II)
Düngung, Pflanzenschutz und Ökologie im Kleingarten –
unvereinbar mit der Notwendigkeit der Fruchtziehung?
Finanzmanagement im Verein
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