Eindeutig Klimawandel Was Forscher wissen

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Manuskript
SENDUNG:
12.10.2017
9.05 Uhr/ B2
AUFNAHME:
NaTe
Ab 8. Schuljahr
TITEL:
Eindeutig Klimawandel
Was Forscher wissen und was schon geschieht
AUTORIN:
Renate Ell
REDAKTION:
Sabine Straßer
REGIE:
Frank Halbach
TECHNIK:
Ursula Kirstein
PERSONEN:
ERZÄHLERIN
Katja Amberger
VOICE-OVER WEIBL.
Jennifer Güzel (PS)
VOICE-OVER MÄNNL.
Jerzy May (PS)
An-/Absage
Carsten Fabian (PS)
GESPRÄCHSPARTNER:
Prof. Susan Solomon, Department of Earth, Atmospheric and Planetary Sciences,
Massachussetts Institute of Technology, Cambridge, MA, USA
Prof. Dr. Stefan Rahmstorf, Abteilungsleiter Erdsystemanalyse, Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung
Prof. Dr. Ben Marzeion, Institut für Geografie, Universität Bremen
Dr. Deepak Ray, Institute on the Environment, University of Minnesota, Saint Paul, MN, USA
2.2.2017 IQ
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Musik The splendour C151496 003
ERZÄHLERIN
Paris, zweiter Februar 2007. Eine Pressekonferenz: Unter einer riesigen Leinwand,
an einem langen Tisch mit Mikrofonen, sitzen sechs Männer und eine Frau. Sie hat
eine schwierige Aufgabe: Den Journalisten zu erklären, was ihre Arbeitsgruppe des
Weltklimarats IPCC in mehrjähriger Arbeit aus tausenden Veröffentlichungen
herausdestilliert hat: den aktuellen Stand der Forschung zu den physikalischen
Grundlagen des Klimawandels. Sie hält ihren Vortrag mit monotoner Stimme, manch
ein Journalist hat vielleicht erstmal überhört, dass sie nach wenigen Minuten
deutlicher wird als die meisten ihrer Kollegen zuvor.
(1. ZUSP.) SUSAN SOLOMON
Die Haupt-Schlussfolgerung ist, dass die Erwärmung des Klimas jetzt eindeutig ist,
eindeutig, und das wird offensichtlich durch Beobachtungen der Luft- und OzeanTemperaturen, Schnee- und Eis-Schmelze, Anstieg des Meeresspiegels.
The key conclusion is that warming of the climate system is now unequivocal, unequivocal, and that’s
evident in observations of air and ocean temperature, melting of snow and ice, rising global mean sea
level.
ERZÄHLERIN
Das war im Februar 2007. Seither sind Temperatur und Meeresspiegel weiter
gestiegen, Schnee und Eis weiter geschmolzen. Und inzwischen beobachten
Klimaforscher auch Auswirkungen des Klimawandels, mit denen sie erst bei einer
deutlich stärkeren Erwärmung gerechnet hatten.
SPRECHER
Eindeutig Klimawandel – Was Forscher wissen und was wir heute schon erleben.
Eine Sendung von Renate Ell
MUSIK AUS
ERZÄHLERIN
Susan Solomon, Klimaforscherin am renommierten Massachusetts Institut of
Technology, hatte es sich nicht leicht gemacht mit ihrer Wortwahl. Sie leitete damals
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die Arbeitsgruppe des Weltklimarats zu den physikalischen Grundlagen des
Klimawandels. Und sie erinnert sich heute noch gut an die Diskussionen über die
Zusammenfassung für Politiker –die Essenz des rund tausend-seitigen
wissenschaftlichen Berichts, der zwar öffentlich zugänglich, aber für Laien kaum
verständlich ist. Deshalb fassen die Wissenschaftler jeden IPCC-Bericht
allgemeinverständlich auf rund 20 Seiten zusammen. Diese Version wird von der
Öffentlichkeit wahrgenommen.
(2. ZUSP.) SUSAN SOLOMON
Es begann als zwei Wissenschaftler meinten: Wir sollten in der Zusammenfassung
sagen, dass die Erwärmung „unwiderlegbar“ ist. Aber ich dachte: Das klingt, als
würde irgendwer versuchen, sie zu widerlegen. Das wirkt konfrontativ. Und es ist
nicht wissenschaftlich. Die Wissenschaft befasst sich mit dem, was wir aufgrund
objektiver Fakten wissen, egal ob irgendwer in der Öffentlichkeit das bestreitet. Also
habe ich in Wörterbüchern Synonyme für „unwiderlegbar“ nachgeschlagen, und das
Ergebnis war: unequivocal, „eindeutig“. Das ist objektiv, das könnte man in einer
wissenschaftlichen Veröffentlichung verwenden, und das stieß auf Zustimmung in
meinem Team.
Actually it began when two scientists came in one of our meetings and said: Really we should say in
the final summary to the policymakers that warming is irrefutable. And I thought about that and I
thought: You know, that it makes it sound like somebody is trying to refute it and you don’t want to be
reactive about that, it’s also kind of a confrontational kind of statement and I don’t think science is
about that. Science is about saying what we know on the basis of objective fact, regardless of who
may be confrontational about it in the broader community. So I went to many different thesauri, and I
looked up alternative language for the word irrefutable, and the word that came out of that personal
process for me was unequivocal. Because that is a scientific word. It’s an objective word, it’s kind of
language that you might actually use in a scientific paper, and that resonated among many in the
scientific team.
ERZÄHLERIN
Nun wird aber diese Zusammenfassung auch noch mit den Vertretern aller UNMitglieds-Staaten abgestimmt. Die Delegierten müssen jeden einzelnen Satz
verabschieden. Kritiker vermuten oft, dass der Bericht auf diesem Weg weichgespült
wird.
(3. Zusp.) susan solomon
Die Politiker können zwar die einzelnen Formulierungen beeinflussen, aber nicht den
Inhalt des Berichts. Da dominieren die Wissenschaftler.
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People perhaps don’t always realize that the policymakers while they can certainly
influence the exact language that goes into the report, they don’t influence the
substance of it. It’s very much controlled by the science community.
ERZÄHLERIN
Aber natürlich versuchen manche Länder, die Angelegenheit nicht ganz so
dramatisch aussehen zu lassen – denn die Zusammenfassung für Politiker ist ja eine
Aufforderung zum Handeln. Und so war es auch 2007, als der entscheidende Satz
zur Diskussion stand.
(4. ZUSP.) SUSAN SOLOMON
Ein Delegierter aus einem Land, in dem unter anderem Französisch gesprochen
wird, meinte: Interessante Aussage, wir haben sie sorgfältig geprüft und wir sind
etwas besorgt, dass sie sich nicht gut ins Französische übersetzen lässt. Sofort
meldete sich Frankreich zu Wort und sagte, natürlich auf Französisch: Wir
respektieren die Sorgen unseres Kollegen, aber wir haben gründlich darüber
nachgedacht und festgestellt, die Formulierung ist im Französischen genauso wie im
Englischen, wir halten das für eine völlig angemessene Aussage. Eine halbe Minute
später meldete sich ein Spanisch sprechendes Land und meinte, vielleicht
funktioniert das auf Französisch, aber nicht auf Spanisch. Dann meldete sich
natürlich Spanien und sagte dasselbe auf Spanisch wie zuvor der französische
Delegierte. Und an diesem Punkt sagte mein chinesischer Ko-Vorsitzender
geistesgegenwärtig: Danke für die Kommentare, wir überlassen das den Übersetzern
und nehmen die Aussage an. Und – päng – schlug den Hammer.
A delegate of a country that I won’t mention but which speaks French among other languages raised
their flag and they said: Well, you know it’s a very interesting statement and we considered it carefully
but we are just a little concerned that although warming is uneqivocal is fine in English, we don’t think
it translates well into French. And immediately the French delegation raised their flag and they said, in
French of course: We appreciate the concerns of our colleague but we have thought very hard about
this and it’s very simple: la réchauffage est sans équivoque, it’s exactly the same in French as it is in
English, so we think it’s an entirely appropriate statement. And about a half a minute later someone
from a Spanish speaking county raised their flag and said: Well, maybe it’s ok in French, but actually
it’s not ok in Spanish, we don’t think it translates. What do you think happened next: Spain of course
raised its flag and said the same as the French delegation had said in Spanish and that point, I was
not actually holding the gavel, my colleage, my co-chair from China was holding the gavel, very quick
thinking man, and he immediately said: Thank you very much for your comments, we leave the
translation to the official translators and will now accept the statement, bang, and he gaveled it down.
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ERZÄHLERIN
Russisch, Chinesisch und Arabisch, die drei weiteren offiziellen UN-Sprachen,
wurden nicht mehr diskutiert.
Offenbar war den Delegierten kein naturwissenschaftliches Argument gegen die
Formulierung eingefallen. Sie waren wohl auch überrascht: Sind Wissenschaftler
sonst nicht eher vorsichtig und sagen Dinge wie „wir haben starke Belege“ oder „mit
großer Wahrscheinlichkeit“? Susan Solomon und ihre Kollegen fanden aber: Es ist
an der Zeit, eindeutig zu werden.
(5. ZUSP.) SUSAN SOLOMON
Manchmal sollte die Wissenschaft sicher sein. Man muss sich fragen, welchen
Anspruch man an Beweise stellt, von denen man sich überzeugen lässt, eine sehr
starke Aussage zu machen. Und in diesem Fall waren es die Beobachtungen. Nicht
ein Datensatz, nicht zwei oder drei, sondern viele verschiedene Messungen, und die
waren voneinander unabhängig. Diese Unabhängigkeit war entscheidend, dadurch
entstand ein so überzeugendes Bild eines heißeren Planeten.
Sometimes science better be certain. You have to ask yourself, what’s the standard of proof that leads
you, compels you even, to making a very, very strong statement. And in this case the proof lay in the
observations. And particularly not just one dataset, not two, not three, but so many different kinds of
measurements, so there’s a whole litany of things that are independent and it’s really the independence of all those data sets taken together that leads you to a compelling picture of a hotter planet.
ERZÄHLERIN
Prognosen den Klimawandel betreffend sind immer mit gewissen Unsicherheiten
behaftet. Weil das Klima ein sehr komplexes System mit einer kaum überschaubaren
Zahl von Wechselwirkungen ist, zwischen Atmosphäre, Ökosystemen, Meeren, und
so weiter, plus den menschlichen Aktivitäten. Aber man kann auch zurückschauen
und fragen: Wie viel Klimawandel ist denn schon passiert?
ATMO Rhythm Drip Space
Alle Jahre seit Beginn des Jahrtausends gehören laut der Weltorganisation für
Meteorologie zu den heißesten, die je gemessen wurden. Die globale
Durchschnittstemperatur lag 2016 um 0,8 Grad über dem Mittelwert der Jahre 1961
bis 1990 – und um 1,1 Grad über den vorindustriellen Durchschnitts-Temperaturen.
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2016 war damit das dritte Rekord-Jahr in Folge.
Ein Grad, das klingt wenig, aber hinter so einem globalen Mittelwert verbergen sich
regionale Hitzewellen, die in den letzten Jahrzehnten immer häufiger werden – eines
der deutlichsten Anzeichen des Klimawandels. Aber auch extreme Kälte kann eine
Folge der Klimaveränderung sein – und um es noch paradoxer zu machen: Diese
Kältewelle kann ihren Ursprung in einem Wärmerekord haben – einem Wärmerekord
am Nordpol. Seit Jahren beobachten Klimaforscher, dass sich die Arktis stärker
erwärmt als die mittleren Breiten, erklärt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für
Klimafolgen-Forschung.
Atmo aus
(6. ZUSP.) STEFAN RAHMSTORF
Das liegt einfach daran dass die Eis- und Schneebedeckung in der Arktis wie ein
großer Spiegel wirkt, der Sonnenlicht zurück ins All spiegelt, und wenn dieser Spiegel
schrumpft, wird auch weniger Sonnenstrahlung zurückgespiegelt und mehr aufgenommen vom System, vom arktischen Ozean insbesondere, wo die Wärme dann
hineingeht und gespeichert wird.
ERZÄHLERIN
Der dunkle Ozean schluckt im Sommer viel Sonnenlicht und erwärmt sich – was die
Eisschmelze noch beschleunigt.
Und im Herbst entsteht nur noch eine dünne Eisdecke. Oder nicht mal die – wie im
Herbst 2016.
(7. ZUSP.) STEFAN RAHMSTORF
Es gab sogar einige Phasen, wo das Meereis zurückgeschmolzen ist ein wenig, das
war also wirklich bisher einmalig, am 22. Dezember sind die Temperaturen am
Nordpol bis auf den Schmelzpunkt gestiegen, wie eine Boje dort registriert hat, wo es
normalerweise -30° sind.
Musik The splendour C151496 003
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ERZÄHLERIN
Diese herbstliche Wärme und das fehlende Eis in der Arktis führen dazu, dass es im
Winter ganz woanders bitter kalt wird. Normalerweise bildet sich während der PolarNacht in der Atmosphäre über dem Nordpol der so genannte Polar-Wirbel, ein
Tiefdruck-Wirbel mit extrem kalter Luft. Das ist aber jetzt in manchen Wintern anders,
weil sich bei den milderen Temperaturen zu wenig Meereis bildet, erklärt Stefan
Rahmstorf.
Musik aus
(8. ZUSP.) STEFAN RAHMSTORF
Die geringe Seeeisdecke, die wir dort beobachten, die korreliert dann im folgenden
Winter mit einem schwachen Polarwirbel; und wenn sich aber dieser Polarwirbel
abschwächt, dann kommt es verstärkt zu einer großen Erwärmung in der Arktis, und
gleichzeitig der Verlagerung der Kaltluft, die normalerweise auf dem Pol sitzt, auf die
umliegenden Kontinente.
ERZÄHLERIN
Ist der Polarwirbel schwach, kann die arktische Eisluft zeitweise nach Süden
strömen: Im Winter 2014 traf das die Ostküste der USA, und im Januar 2017 den
Mittelmeer-Raum.
MUSIK Water falls (privat)
ERZÄHLERIN
Und auch im Sommer kann es in den mittleren Breiten ungemütlich werden, weil sich
die Arktis so stark erwärmt hat. Zu dieser Zeit ist es der „Jetstream“, der sich
verändert. Das ist ein Starkwind-Band, das in großer Höhe ständig um das
Nordpolargebiet herum strömt wie ein Fluss – und zum Beispiel Flüge von
Nordamerika nach Europa mit kräftigem Rückenwind beschleunigt. Daher der Name
„Jetstream“. Der fließt allerdings nicht immer geradeaus, sondern schlägt große
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Wellen nach Nord und Süd, die so genannten Rossby-Wellen. Und schaufelt damit
entweder kalte Luft aus dem Norden oder heiße aus dem Süden nach Europa.
Musik aus
(9. ZUSP.) STEFAN RAHMSTORF
Was wir jetzt in den letzten 10, 15 Jahren gehäuft beobachten, ist, dass die Wellen
auf der Stelle stehen bleiben und sich sehr stark aufschaukeln, sehr große
Ausschläge nach Norden und Süden, das Entscheidende ist das Temperatur-Profil,
also das Gefälle von den Subtropen runter in die Arktis, dieses Temperatur-Gefälle
nimmt ab, und an einem bestimmten Breitengrad werden diese Wellen dann
reflektiert. Die würden normalerweise sich ausbreiten und verschwinden so wie
Meereswellen, die davonlaufen, aber wenn ein bestimmtes Temperaturprofil in der
Atmosphäre herrscht, was eben durch die Erwärmung der Arktis häufiger vorkommt,
dann kann die Welle da nicht drüberlaufen, sondern wird reflektiert wie jetzt eine
Hafenwelle an einer Kaimauer, und unter solchen Bedingungen schaukeln sich die
Wellen dann auf.
ERZÄHLERIN
Dann bleibt in unseren Breiten sozusagen das Wetter hängen – und das kann
verheerende Folgen haben.
10. ZUSP.) RAHMSTORF
Um mal ein paar Beispiele zu nennen: Die Elbeflut 2002 war ein solcher Fall, der so
genannte Jahrhundertsommer 2003, also diese Rekordhitzewelle in Westeuropa,
insbesondere Frankreich, Schweiz, Süddeutschland, oder auch die Rekordfluten an
Donau und Elbe, die wir im Juni 2013 gesehen haben, waren solche Resonanzereignisse der Rossby-Wellen.
ERZÄHLERIN
Solche Extremwetter-Ereignisse könnten ein Vorgeschmack sein auf das, was uns
bevorsteht, wenn das Klima sich noch weiter erwärmt.
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Musik The splendour C151496 003
Der Agrar-Wissenschaftler Deepak Ray von der University of Minnesota ist der Frage
nachgegangen, wie stark Extremwetter sich in den letzten Jahren auf die Ernten
ausgewirkt hat. Im Schnitt, fand er, lassen sich etwa ein Drittel der ErtragsSchwankungen durch Wetterextreme erklären. Allerdings: in den hoch entwickelten
Ländern können bis zu 75 Prozent wetterbedingte Verluste auftreten. Viel höher als
in Entwicklungsländern.
Musik aus
(11. ZUSP.) DEEPAK RAY
Das war erstmal verwirrend, aber bei genauerer Betrachtung ist es einleuchtend.
Bauern in Afrika versuchen nicht, den höchsten Ertrag zu erzielen. Viele sind
Selbstversorger, sie wollen überhaupt etwas ernten, um ihre Ernährung zu sichern.
Wohingegen Landwirte in Westeuropa und Amerika versuchen, Maximalerträge zu
erzielen. Und sie sind Experten. Sie haben alles im Griff – außer dem Wetter.
I was confused about that in the beginning. Then I thought more about it and actually it makes sense.
The farmers in African countries, their goal is not to maximize their crop yield, their goal is to get some
crop yield. Because of food security issues there could be much subsisdence farmers. Wereas in
Western Europe or maybe especially in America, farmers are trying to maximize their crop yields. And
they are generally more expert farmers. So they have managed everything, except the weather.
ERZÄHLERIN
Optimales Saatgut, Dünger, Pestizide – aber das Wetter kann alles zu nichte
machen, und dann sind die Verluste immens. Und sie wirken sich weltweit aus. So
wie die Dürre 2012 im mittleren Westen der USA, einem Haupt-Anbaugebiet für
Mais.
(12. ZUSP.) DEEPAK RAY
Es gab einen gigantischen Ertragsverlust, und die Mais-Preise stiegen weltweit. Auch
in armen afrikanischen Ländern, die gar keinen Mais importieren. Manche Bauern
haben deshalb statt Mais Weizen an ihre Tiere verfüttert, woraufhin auch der
Weizen-Preis stieg. Wie die Welt heute vernetzt ist, das ist schon ziemlich gefährlich.
There was a loss in crop production, huge loss. And that then triggered price rise in the commodities
market. And then that went around all over the world. And when the prize of the maize began to rise,
the farmers began to switch to wheat to feed the lifestock. And then the price for wheat began to rise,
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and then in all these poor countries in Africa, were they don’t even import maize, the price of maize
began to rise there also. So it not very good. It is kind of very dangerous the way the world is
connected in a way.
ERZÄHLERIN
In seiner Studie konnte Deepak Ray nur den Einfluss von Temperatur und
Niederschlag betrachten. Denn für Schädlinge oder Krankheiten, die auch im
Zusammenhang mit Wetterextremen auftreten können, gibt es keine weltweiten
Daten.
(13. ZUSP.) DEEPAK RAY
Ich bin sicher: In unseren Daten zu den Auswirkungen von Temperatur und
Niederschlag steckt auch ein gewisser Anteil von Schädlingsbefall oder Krankheiten,
den wir nicht erkennen.
I am sure within this effect which I captured, through rainfall and temperature variation, there is a
certain percentage of the pest effect or infestations from fungi or bacteria which we cannot distinguish.
But it is somewere in there.
ERZÄHLERIN
Ungewöhnliches Wetter ist normal. Extreme Hitze, Kälte, Überschwemmungen – das
gehört alles zum gängigen Repertoire. Ungewöhnlich sind, vor allem seit Beginn des
Jahrtausends, nicht die Extreme selbst, sondern ihre Häufigkeit. Ob eine einzelne
Hitzewelle, ein einzelnes Hochwasser durch Dauerregen auf den Klimawandel
zurückführen ist – so eine Frage würden Naturwissenschaftler normalerweise durch
ein Laborexperiment beantworten, sagt der Klimaforscher Ben Marzeion von der
Universität Bremen.
(14. ZUSP.) BEN MARZEION
Wenn das ein ganz klassisch naturwissenschaftliches Problem wäre, dann würde
man jetzt im Labor eine Welt nachbauen, in der man die ganzen Prozesse abbildet,
und in der es keinen menschlichen Einfluss gibt, und eine zweite Welt, in der es eben
den menschlichen Einfluss gibt. Dann hätte man so ein kontrolliertes Experiment.
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11
ERZÄHLERIN
Und weil das nicht möglich ist, bauen die Forscher das Klimasystem im Computer
nach. Diese so genannten Klimamodelle enthalten all die physikalischen Prozesse,
die unser Klima ausmachen.
(15. ZUSP.) BEN MARZEION
D.h. man macht eine Klimamodellanwendung zweimal, einmal wo man die
menschlichen Treibhausgas-Ausstöße mit berücksichtigt und einmal wo man es
bleiben lässt, vergleicht dann die unterschiedlichen Ergebnisse, d.h. da kriegt man
die Antwort, was behauptet das Klimamodell, was ist der menschliche Einfluss, und
der zweite wichtige Punkt ist, dass man dann überprüfen muss, ob das Klimamodell
überhaupt in der Lage ist, die Realität wiederzugeben.
Musik Robots (privat)
ERZÄHLERIN
Also: Zeigt das Computermodell das Klima so, wie wir es jetzt erleben? Wenn ja,
kann man auch der Analyse trauen, die den menschlichen Einfluss auf das Klima
berechnet. Solche Klimamodelle sind in den letzten Jahren immer leistungsfähiger
geworden, und so konnten die Forscher schon für viele Wetterextreme feststellen,
dass sie ohne den menschlichen Einfluss sehr viel unwahrscheinlicher wären. Was
umgekehrt bedeutet: Dass Wetterextreme seit einigen Jahrzehnten häufiger
auftreten, ist keine Laune der Natur.
Musik aus
(16. ZUSP.) BEN MARZEION
Die Erwärmung des Klimas ist ganz eindeutig, da besteht überhaupt kein Zweifel,
man kann auch inzwischen mit großer Sicherheit sagen, dass die Erwärmung des
Klimas in den letzten 50, 60 Jahren größtenteils menschengemacht ist.
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ERZÄHLERIN
Ben Marzeion beschäftigt sich unter anderem mit dem Meeresspiegel – der schon
seit über 100 Jahren steigt: Seit Ende der so genannten Kleinen Eiszeit. Das war
eine Kältephase vom 15. bis ins 19. Jahrhundert, ausgelöst durch eine geringere
Sonnen-Einstrahlung und große Vulkanausbrüche. Die Vulkan-Asche hat das
Sonnenlicht noch zusätzlich abgeschirmt. Seit dem Ende dieser sonnenarmen Zeit
etwa Mitte des 19. Jahrhunderts steigen die Temperaturen.
(17. Zusp.) Ben marzeion
D.h. auch wenn die Menschen das Klima nicht geändert hätten, würde der Meeresspiegel im Moment noch steigen. Er würde es nur deutlich langsamer tun als das in
der Wirklichkeit der Fall ist. Der Meeresspiegelanstieg würde im Moment so bei
knapp einem Millimeter pro Jahr liegen. In der Realität liegt er inzwischen bei gut drei
Millimetern pro Jahr.
ERZÄHLERIN
Weltweit ist der Meeresspiegel zwischen 1901 und 2010 um rund 19 Zentimeter
gestiegen. Ungefähr ein Drittel davon durch die Erwärmung des Meerwassers – ein
besonderes physikalisches Phänomen.
(18. ZUSP.) BEN MARZEION
Wenn man Süßwasser, was kälter ist als 4 Grad, erwärmt, dann zieht es sich
zusammen. Das ist bei Salzwasser anders. Es ist grundsätzlich so, dass das
Meerwasser sich ausdehnt, wenn es wärmer wird.
ERZÄHLERIN
Ungefähr ein weiteres Drittel des Meeresspiegel-Anstiegs geht auf das Konto
abschmelzender Gebirgs-Gletscher und der Eiskappen am Nord- und Südpol.
(19. ZUSP.) BEN MARZEION
Die Eisschilde reagieren ziemlich langsam, aber sie kommen jetzt in Fahrt. Grönland
ist jetzt bald dabei, die Gletscher global gesehen zu überholen, was den
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Massenverlust angeht, in der Antarktis ist es nach wie vor relativ langsam, aber
gerade in der Antarktis ist das Potenzial natürlich unglaublich groß. Es brechen viele
Eisberge ab, und das Eis schmilzt im Ozean, das geht möglicherweise langsam, ist
dann aber unumkehrbar.
ERZÄHLERIN
Klimaforscher sprechen von „Kipp-Punkten“, wenn eine Entwicklung unumkehrbar
wird. In der Arktis ist entscheidend, wie dick der Eispanzer noch ist. Denn wie in den
Bergen steigen die Temperaturen, je weiter man nach unten kommt. Wird also der
arktische Eisschild immer dünner, sinkt die Oberfläche in Höhenlagen mit milden
Temperaturen – und schmilzt noch schneller. In der Antarktis hingegen rutscht das
Eis vom Land Richtung Meer – wobei das so genannte Schelf-Eis an der Küste das
nachrutschende Eis bremst. Aber immer häufiger brechen dort große Eisberge ab,
die im Meer schmelzen. Dann fehlt die Bremse und das restliche Eis gleitet noch
schneller ins Meer. Damit wird der Eisverlust unaufhaltsam.
(20. ZUSP.) BEN MARZEION
Und es sieht so aus, dass das möglicherweise bei einigen Gletschern in Antarktis
schon in Gang gesetzt worden ist.
ATMO Rhythm Drip Space
ERZÄHLERIN
Etwa zwei Drittel des Meeresspiegel-Anstiegs gehen also auf das Konto von
Erwärmung und Eisschmelze. Das letzte Drittel ist zum Teil ungeklärt; eine weitere
Quelle ist Grundwasser, das Landwirte für die Bewässerung an die Oberfläche
pumpen und das dann mit Flüssen oder dem Regen auch im Meer landet. Zudem
gibt es regionale Unterschiede, die durch Meeresströmungen entstehen. Vor allem
aber gibt es erste Leidtragende, darunter die Bewohner zweier Dörfer in den USA.
Isle de Jean Charles in Louisiana, am Golf von Mexiko, für dessen Umsiedlung die
US-Regierung im Januar 2016 52 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt hat. Und
Shishmaref in Alaska, an der Beringstraße, wo man nicht weiß, wie man die
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Umsiedlung finanzieren soll. Ähnlich geht es den Menschen auf den vielen kleinen,
flachen Inseln im Süd-Pazifik – etwa auf den Marshallinseln. Dort ist der
Meeresspiegel besonders stark angestiegen. Das arme Land hat den Fluten aus
dem Meer nichts entgegenzusetzen, immer mehr Menschen verlassen ihre Heimat.
Anderswo könnten Regionen in der Zukunft unbewohnbar werden, weil es zu heiß
wird, oder zu trocken.
Atmo aus Akzent Welle
Atmo Rising Metallic Light Beam Textures
Viel Zeit ist verstrichen, seit der Weltklimarat 2007 sagte: Der Klimawandel ist
eindeutig. Immer noch steigen die Treibhausgas-Emissionen, wenn auch langsamer
als noch in den Neunziger- oder Nullerjahren. Hätten die Klimaforscher vielleicht
noch eindringlicher warnen, mögliche Zukunfts-Szenarien in noch dramatischeren
Farben malen sollen? Stefan Rahmstorf widerspricht:
Atmo aus
(21. ZUSP.) STEFAN RAHMSTORF
Ich glaube, das ist einfach ein Grundcharakterzug von Wissenschaftlern, nicht nur
Klimaforschern, dass sie dazu ausgebildet sind, möglichst nüchtern und emotionslos
die Fakten zu kommunizieren, das packt die Leute nicht so, und das ist aber keine
Sache, die Wissenschaftler ändern können oder sollten, nach meiner Überzeugung,
denn ich sehe meine Aufgabe als Wissenschaftler ja genau da drin, möglichst
nüchtern die Fakten zu erläutern, auch die Unsicherheiten zu erläutern, und nicht
durch möglichst starke Statements die Öffentlichkeit aufzurütteln. Das ist nicht der
Job der Wissenschaft. Das können dann andere machen, Umweltorganisationen etc.,
aber die Wissenschaftler müssen einfach die nüchternen Vermittler des Wissensstandes sein, und diese Aufgabe, denke ich, hat die Klimawissenschaft gerade mit
dem Klimarat IPCC sehr gut erfüllt.
Musik The splendour C151496 003
ERZÄHLERIN
Wissenschaftliche Unsicherheiten gibt es immer, vor allem beim komplexen KlimaSystem. Präzise Prognosen über Temperaturen oder Meeresspiegel-Höhe für
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einzelne Regionen sind deshalb schwierig. Doch die weitaus größte Unsicherheit in
den Prognosen liegt in der Frage, wie viele Treibhausgase wir in den nächsten
Jahren noch produzieren. Und der Blick auf das, was die bisherigen Emissionen
bewirkt haben, bestätigt die früheren Warnungen der Klimaforscher nicht nur, oft
gehen sie sogar darüber hinaus. Weil die Forscher bei Unsicherheiten immer das
untere Ende der Spannweite nennen. Gerade in Anbetracht dieser Entwicklungen
mahnt Susan Solomon: Wir müssen entscheiden, welche Risiken wir eingehen
wollen.
Musik aus
(22. ZUSP.) SUSAN SOLOMON
Wenn die bestmögliche wissenschaftliche Schätzung lautet: Mit zwanzigprozentiger
Sicherheit steigt der Meeresspiegel bis 2100 um zweieinhalb Meter – was große
Landverluste in Bangladesh, Vietnam und vielen anderen Ländern zur Folge hätte
und natürlich das Ende aller Inselstaaten – wie geht man mit diesem Risiko um? Das
ist keine wissenschaftliche Frage, sondern eine ethische und moralische. Die Frage
der Unsicherheit ist eng verknüpft mit der Grenze zwischen Wissenschaft einerseits
und den Werten in Fragen von Risiko und Moral andererseits. Und ich glaube, das
müssen wir kommunizieren.
If there is a 20% percent chance, best estimate from science, that sea level rise will go to two and a
half meters by 2100 which would cause massive losses of land in for example Bangladesh and
Vietnam and many other countries and of course the end of all the island states – how do you feel
about that risk? To those people and those societies. That’s an ethical and moral question, it’s not a
science question. So the issue of uncertainty is intimately tied to the boundary between were science
ends and your own values about risk and morals begin. And I think that’s what we need to
communicate.
Musik The splendour C151496 003
ERZÄHLERIN
2013 veröffentlichte der Weltklimarat eine Aktualisierung des Berichts von 2007. Er
enthielt viele neue Beobachtungen des Klimawandels, viele neue Prognosen. Aber
die Zusammenfassung für Politiker enthielt wie 2007 den einen Satz, diesmal
allerdings gleich auf der ersten Seite: Die Erwärmung des Klimas ist eindeutig.
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Musik The splendour C151496 003
SPRECHER
Sie hörten: IQ Wissenschaft und Forschung.
Heute mit dem Thema: Eindeutig Klimawandel: Was Forscher wissen und was wir
heute schon erleben. Eine Sendung von Renate Ell.
Musik aus
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