S3 Rücken Fit Coordination Impressum MFT Academy International (Hrsg.), S3 Rücken Fit Coordination. Schulungsunterlage Autoren Mag. Dorothea Gruber, Sportwissenschafterin, MFT Academy – Text und Illustrationen der Übungen Mag. Eva Schulz, Dipl.-PT, Sportwissenschafterin, Lehrgangsleiterin des Universitätslehrgangs für „integrative Gesundheitsvorsorge und –förderung“ der UMITInstitut für Pflegewissenschaft – Kapitel 5 Die vorliegende Schulungsunterlage wurde für die Verwendung im Ausbildungskurs S3 Rücken Fit Coordination der MFT Academy International erstellt. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Abdruck, auch auszugsweise, Vervielfältigungen jeglicher Art und Übersetzungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der MFT Academy International. Copyright © 2007 MFT Academy International Industriestraße 9, A-2353 Guntramsdorf +43 (0) 2236 860 200-15 [email protected] www.mft.at Ing. Ewald A. Aigner, Diplom Mentaltrainer mit sportpsychologischer Ausbildung, legte 1998 mit der Idee zur Entwicklung der MFT Trim Disc den Grundstein für den Aufbau des S3 Konzepts. Neben den bekannten MFT Trainingsgeräten und dem S3 Check-Testsystem stellt die Lehre und Forschung im Rahmen der MFT Academy seit dem Jahr 2003 einen wichtigen Beitrag zur Hebung der Bedeutung der Koordination in Prävention, Sporttraining und Therapie dar. Ing. Ewald A. Aigner Geschäftsführer der MFT Multifunktionale Trainingsgeräte GmbH 1 Sensomotoriktraining als Konzept in der präventiven Rückenfitness...........2 1.1 Rücken Fit – warum? .....................................................................................2 1.2 Sensomotorik als Grundlage für Stabilität und Symmetrie .............................2 2 Anatomische Grundlagen ...................................................................................3 2.1 Passiver Bewegungsapparat .........................................................................3 2.1.1Skelett ............................................................................................................3 2.1.2 Wirbelsäule .........................................................................................3 2.2 Aktiver Bewegungsapparat ............................................................................6 2.2.1 Rumpfmuskulatur ................................................................................7 2.2.2 Muskuläre Dysbalancen ......................................................................9 2.2.3 Haltungsfehler – Haltungsschaden ...................................................11 2.3 Geräte und Hilfsmittel ..................................................................................13 2.3.1 MFT Fit Disc......................................................................................13 2.3.2 Matten, Schaumstoffkissen ...............................................................14 2.3.3 Fitball.................................................................................................14 2.4 Bewegungsformen der präventiven Rückenfitness: .....................................15 2.5 Methodik der präventiven Rückenfitness .....................................................15 3 Aufrechte Haltung ..............................................................................................16 4 Ausgangspositionen auf der MFT Fit Disc ......................................................17 5 Übungsprogramme mit der MFT Fit Disc.........................................................19 6 Propriozeptives Ganzkörpertraining mit der MFT Fit Disc .............................23 7 Literaturhinweise ...............................................................................................28 1 Sensomotoriktraining als Konzept in der präventiven Rückenfitness 1.1 Rücken Fit – warum? Jeder 5. Europäer leidet unter chronischen Rückenschmerzen. In Österreich sind 420.726 Krankenstandsfälle, 7,3 Mio. Krankenstandstage und ca. 1,9 Mio. Spitalstage auf Probleme des Bewegungsapparates zurückzuführen. Das Ziel der präventiven Rückenfitness muss es daher sein, den häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen, von Fehlhaltungen, Verletzungsanfälligkeit und mangelnder Fitness entgegen zu wirken und einfache, motivierende Lösungen für die Gäste der Rücken Fit-Trainingseinheiten anzubieten. 1.2 Sensomotorik als Grundlage für Stabilität und Symmetrie Die Stabilität des Körpers während Bewegungen gilt als Voraussetzung für gute Bewegungskoordination und gesunde Bewegungen. Dabei darf Körperstabilität jedoch nicht als statischer Zustand oder als stabile Stellung betrachtet werden. Körperstabilität ist vielmehr eine dynamische Einheit aus Haltung und Bewegung. Körperteile werden optimal aufeinander abgestimmt bewegt, die Muskulatur wird effizient und damit ökonomisch eingesetzt. Kompensatorische Muskelanspannungen zur Erhaltung der Stabilität während Bewegungen sind nicht erforderlich und können daher auch keine Bewegungsasymmetrien zur Folge haben. Somit trägt die Körperstabilität entscheidend dazu bei, den Körper physiologisch zu verwenden. Gute Propriozeption und muskuläre Koordination sind Grundvoraussetzungen für jede Bewegung. Die Propriozeptoren in den Muskeln, Sehnen und Gelenken gewährleisten den Informationsfluss von der Peripherie zum ZNS. Solange er in ausreichendem Maße gewährleistet ist, können Bewegungen entsprechend geplant, passend gesteuert und situationsgerecht ausgeführt werden. Dieses neuromuskuläre Zusammenspiel drückt sich in hoher sensomotorischer Regulationsfähigkeit aus. Sie kontrolliert und steuert die Bewegungen zur Erhaltung des dynamischen Gleichgewichts. Zielgerichtete Muskelaktivität kann nur dann sensomotorisch reguliert werden, wenn ausreichend Informationen aus den Propriozeptoren an das ZNS geliefert werden. Gestörter Informationsfluss aufgrund von Schmerzen, falschen Körperhaltungen, einseitigen Bewegungen oder unzweckmäßigen Arbeitspositionen führen zu kompensatorischen Muskelanspannungen um den Körper im Gleichgewicht zu halten. Dadurch verändert sich die Ausgewogenheit der Muskulatur und in weiterer Folge die funktionale Bewegungssymmetrie. Diese drei „S“ der Bewegung – Stabilität, Sensomotorik und Symmetrie – sind es, die in ihrem Zusammenspiel die gesunde, physiologische Beanspruchung des passiven und des aktiven Bewegungsapparates erlauben. Sie sind die Basis für alle Bewegungen, die Grundlage für effizientes Training von Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und koordinative Fähigkeiten. 2 2 Anatomische Grundlagen 2.1 Passiver Bewegungsapparat Der passive Bewegungsapparat des Menschen umfasst über 200 Knochen. Sie sind durch Fugen, Haften und Gelenke miteinander verbunden. Das Skelett bietet dem menschlichen Körper Stütze und Schutz (innere Organe, Gehirn), es dient als Mineralstoffdepot und Stelle der Blutbildung und gibt der Muskulatur Möglichkeit anzusetzen und so die Knochen untereinander zu bewegen. 2.1.1 Skelett Man unterteilt das Skelett in • Achsenskelett: Schädel, Wirbelsäule, Brustkorb, Becken, Schultergürtel • Anhangskelett: Arme und Beine Die Knochen sind durch Gelenke miteinander verbunden 2.1.2 Wirbelsäule Die Wirbelsäule stellt die Grundlage des Stammes dar. Durch ihre Stabilität ermöglicht sie den aufrechten Gang. Ihre doppel-S-förmige Krümmung wirkt als Stoßdämpfer. Sie ist die beweglichste Achse im Körper. Sie schützt das Rückenmark und ist mit Schädel, Brustkorb, Schulter- und Beckengürtel gelenkig verbunden. Die Wirbelsäule setzt sich aus 24 beweglich miteinander verwachsenen Wirbeln (7 Hals-, 12 Brust-, 5 Lendenwirbel) und 9 bis 10 untereinander fest verwachsenen Wirbeln (Kreuz-/Steißbein) und den Zwischenwirbelscheiben zusammen. Zwischen den Wirbelkörpern, die nicht miteinander verbunden sind, liegen die Bandscheiben (1). Sie fangen bei achsgerechter Belastung der Wirbelsäule große Kräfte auf und verteilen sie gleichmäßig auf die Unterlage. Die Zwischenwirbelscheiben bestehen aus einem faserknorpeligen Ring mit einem gallertartigen Kern (2). Der Kern weicht bei Fehlbelastungen nach hinten aus und wandert dabei in Richtung Rückenmark (3). Reißt der Faserring ein, drückt der Gallertring auf das Rückenmark und man spricht von einem Bandscheibenvorfall. 3 Einzelne Wirbel besitzen aufgrund ihrer Lage und besonderen Funktion unterschiedliches Aussehen (vgl. HW1, HW2, HW7, Kreuzbein, Steißbein), die übrigen Wirbel zeigen jedoch einen einheitlichen Aufbau: • Wirbelkörper - dazwischen liegen die Bandscheiben • Wirbelbogen - setzt sich nach hinten fort und bildet mit dem Wirbelkörper das • Wirbelloch - schafft Platz für das Rückenmark • Quer- und Dornfortsätze - bieten Ansatzpunkte für die Muskulatur Die Wirbelsäule zeigt - von der Seite betrachtet - eine doppel-S-förmige Krümmung: Im HWS- und im LWSBereich ist die Wirbelsäule nach hinten gekrümmt (Lordose) und im Brust- und Kreuz/Steißbeinbereich nach vorne (Kyphose). Diese spezielle Form trägt dazu bei, dass bei aufrechtem Stand der Körper gut und ohne große Muskelanstrengung ausbalanciert werden kann, bei Bewegungen Stöße gut abgefangen werden können. Die Wirbelsäule ist eine sehr stabile und trotzdem sehr bewegliche Achse. In den einzelnen Wirbelgelenken ist das Bewegungsausmaß gering, im Zusammenspiel aller Wirbelgelenke jedoch sind Bewegungen um alle Körperachsen möglich: Seitdrehen, Seitneigen, Rumpfbeugen und Rumpfüberstrecken, wobei aber beachtet werden muss, dass die Beweglichkeit nicht in allen Abschnitten der Wirbelsäule gleich groß ist. Ein straffer Bandapparat sichert die gelenkigen Verbindungen zwischen den einzelnen Wirbeln. Die starke Muskulatur sichert zusätzlich die hohe Stabilität der Wirbelsäule und ist gleichzeitig für deren Beweglichkeit verantwortlich. Bänder verhindern eine Überstreckung der Wirbelsäule nach hinten (1). Einer übermäßigen Beugung nach vorne (3) oder zur Seite (2) wirken ebenfalls Bänder entgegen. 4 Rückenbeschwerden beruhen oft auf einer schlecht trainierten Rumpfmuskulatur, einer Abnützung durch häufiges einseitiges Heben oder einer belastenden Arbeitshaltung. Der Druck in den Bandscheiben variiert je nach Körperstellung und äußerer Belastung: Tätigkeit Liegen Gehen Stehen gerades Sitzen Sitzen mit rundem Rücken Aufrichten aus der Rückenlage Anheben von 50 kg mit nach vorne geneigtem Rücken Belastung der Bandscheiben in kg ca. 25 kg ca. 85 kg ca. 10 kg ca. 100 kg ca. 175 kg ca. 180 kg ca. 700 kg 5 2.2 Aktiver Bewegungsapparat Der aktive Bewegungsapparat besteht aus der Muskulatur und deren Hilfseinrichtungen. Der Mensch besitzt ca. 640 Muskeln, über 400 davon zählen zur quergestreiften, willkürlich innervierbaren Skelettmuskulatur. Sie sind schnell kontrahierend, aber nicht ausdauernd. Beim normalgewichtigen Mann betragen sie 45 %, bei der erwachsenen Frau 35 % der Gesamtkörpermasse. In Ruhe benötigt die Muskulatur ca. 20 %, bei Spitzenbelastungen jedoch bis zu 90 % der insgesamt verbrauchten Energie. Zu den Aufgaben des aktiven Bewegungsapparates zählen • die Haltung des Körpers (statisch) und seine Bewegung (dynamisch) • der Transport des Blutes in den Venen (Muskelpumpe) • die Regulation des Körperwärmehaushalts. Nur 1/3 der für Muskelarbeit aufgewendeten Energie wird in Bewegung umgesetzt, 2/3 wird als Wärme abgegeben. • der Schutz für innere Organe und die Gelenke Beim Skelettmuskel unterscheidet man einen Ursprung, der am unbeweglicheren Knochen liegt und einen Ansatz am beweglicheren Knochen. An den Gliedmaßen sind die Ursprünge immer proximal, die Ansätze distal. Am Ursprung findet man meist den Muskelkopf, der in den Muskelbauch übergeht. Sehnen fixieren die Muskeln an den Knochen. Zu den Hilfseinrichtungen der Muskulatur zählen bindegewebige Hüllen (Faszien), die das Aneinandergleiten der verschiedenen Muskeln ermöglichen. Sehnenscheiden verbessern die Gleitfähigkeit der Sehnen über den Knochen. Schleimbeutel sind flüssigkeitsgefüllte Gleitbeutel, die die Reibung von Muskeln und Sehnen an Knochen(-vorsprüngen) herabsetzen. Muskeln, die bei einer Bewegung zusammenwirken, sind Synergisten und jene, die entgegengesetzt dieser Bewegung in Aktion treten, werden als Antagonisten bezeichnet. Muskeln können ein, zwei oder mehrere Gelenke überspannen, daher spricht man von ein-, zwei- oder mehrgelenkigen Muskeln. Der Muskel ist je nach seiner Funktion aus verschiedenen Muskelfasern zusammengesetzt, welche aufgrund ihrer unterschiedlichen Kontraktionsgeschwindigkeit und Ermüdungsresistenz eingeteilt werden können. Muskelfasern, die langsam zucken, werden tonische Fasern oder auch slow twitch-Fasern (ST-Fasern) genannt. Sie zeichnen sich durch gute Kapillarisierung und einen Reichtum an Mitochondrien, Myoglobin und Triglyzeriden aus und sind durch ihren Enzymbesatz für den aeroben Stoffwechsel besser geeignet, als der zweite Muskelfasertypus. Sie werden über langsam leitende Neuriten innerviert und besitzen so eine geringe Kontraktionsgeschwindigkeit. Die phasische Muskulatur - fast twitch-Fasern (FT-Fasern) - besitzt hingegen eine hohe Kontraktionsgeschwindigkeit, sie ist aufgrund schnell leitender Neuriten schnell zuckend. Sie trägt viele Enzyme für den anaeroben Stoffwechsel, Phosphatund Glykogenspeicher und atrophiert schneller. 6 Muskelkontraktion Je nach dem, wie die Muskulatur Bewegungsaufgaben löst, bzw. sich Widerständen entgegensetzt unterscheidet man drei verschiedene Arten von Muskelkontraktionen: • Isometrisch Die Muskellänge bleibt gleich, die Spannung (der Muskeltonus) verändert sich, man kann keine sichtbare Bewegung erkennen • Isotonisch Der Muskel verkürzt sich, die Muskelspannung bleibt unverändert • Auxotonisch Diese Bewegungsform stellt eine Kombination von isometrischer und isotonischer Kontraktion dar, die Muskellänge nimmt ab, gleichzeitig wird auch die Spannung erhöht 2.2.1 Rumpfmuskulatur Die Rumpfmuskulatur setzt sich aus drei Schichten zusammen, die unterschiedliche Aufgaben haben: • Innerste Muskelschicht: Stabilisierung des Rumpfes (u. a. M. Transversus abdominis) • Mittlere Muskelschicht: Stabilisierung und Bewegung des Rumpfes (z. B. Innerer schräger Bauchmuskel) • Äußerste Muskelschicht: Rumpfbewegungen (z.B. M. Rectus abdominis) 7 Untenstehend erfolgt eine Auflistung der für die Rückenfitness wesentlichsten Muskeln/Muskelgruppen: Querer Bauchmuskel • M. transversus abdominis • tiefster Bauchmuskel • an keiner Bewegung direkt beteiligt • presst wie ein Korsett die Eingeweide nach innen und erhöht so den Bauchdruck Innerer schräger Bauchmuskel Äußerer schräger Bauchmuskel • M. obliquus internus abdominis • M. obliquus externus abdominis • entspringt dem Hüftbein und dem Leistenband, geht in einen Sehnenstrang über, der unterhalb des geraden Bauchmuskels vorbeizieht und setzt an der gegenüberliegenden Seite des Brustkorbs an • kommt vom vorderen unteren Teil des Brustkorbes, geht in den Sehnenstrang über, der den Bauchmuskel bedeckt und setzt an der gegenüberliegenden Hüftseite am Leistenband an • • dreht den Rumpf und unterstützt den geraden Bauchmuskel dreht den Rumpf und unterstützt den geraden Bauchmuskel Quadratischer Lendenmuskel • • M. quadratus lumborum Gerader Bauchmuskel • M. rectus abdominis • hat seinen Ursprung am Schwertfortsatz des Brustbeines und seinen Ansatz am oberen Schambeinrand • beugt den Rumpf nach vorne beugt den Rumpf zur Seite 8 Kurze Rückenmuskeln Mittellange Rückenmuskeln a) Mm intertransversarii: zwischen den Querfortsätzen a) M. semispinalis: zieht an 4 – 7 Wirbeln vorbei b) Mm interspinales: zwischen den Dornfortsätzen b) M. multifidus: zieht an 2 – 3 Wirbeln vorbei c) Mm rotatores: zwischen Querund Dornfortsätzen Lange Rückenmuskeln a) M. iliocostalis: vom Hüftbein zu den Rippen b) M. longissimus: von den Dornfortsätzen zu den Querfortsätzen und den Rippen Hüftbeuger – Darmbeinmuskel und Großer Lendenmuskel • wegen des gemeinsamen Ansatzes auch LendenDarmbein-Muskel (M. iliopsoas) genannt • kräftigster Hüftbeuger c) M. spinalis: zwischen den Dornfortsätzen 2.2.2 Muskuläre Dysbalancen Alle Gelenke werden durch Muskeln bewegt. In der neutralen Ruheposition muss ein Gleichgewicht zwischen den Agonisten und den Antogonisten, also zwischen den Streck- und Beugemuskeln und den Außen- und Innenrotatoren herrschen. Durch zivilisationsbedingte Bewegungseinseitigkeiten entwickeln sich Ungleichheiten - sogenannte Dysbalancen - in Muskelzügen. Bestimmte Muskelgruppen werden durch einseitige Beanspruchung (Sitzposition, unergonomischer Arbeitsplatz, ...) unphysiologisch. eingesetzt. Dadurch kommt es zu Fehlstellungen in den betroffenen Gelenken, die Gelenksknorpel werden fehlbelastet und frühzeitig abgenutzt. Somit führt ein Ungleichgewicht im aktiven Bewegungsapparat direkt auch zu Veränderungen im passiven Bewegungsapparat. 9 Muskeln, die übermäßig kontrahiert werden, neigen zu Verkürzungen. Agonisten, deren Antagonisten zu schwach sind, verkürzen sich ebenfalls. Durch lang dauerndes und/oder immer wiederkehrendes kontraktionsloses Verharren in Positionen werden Muskeln passiv verkürzt (vgl. Sitzen). Dies kann man besonders bei tonischen Muskeln beobachten, da sie die Anlage besitzen, bei Arbeit ihren Tonus zu erhöhen. 10 Werden (überwiegend phasische) Muskeln verhältnismäßig wenig kontrahiert, nimmt ihre Grundspannung ab, sie schwächen ab. Die Kombination aus verkürzten und abgeschwächten Muskelgruppen führt zu Haltungsschwächen und in weiterer Folge zu Haltungsschäden, denen man aber durch gezielte Dehnungs- und Kräftigungsübungen entgegenwirken kann. 2.2.3 Haltungsfehler – Haltungsschaden „Ein Haltungsfehler liegt dann vor, wenn durch unphysiologische Haltung und Belastung ein Ungleichgewicht in der Muskelspannung auftritt.“ „Haltungsschäden stellen irreversible strukturelle Veränderungen dar, die durch körperliche Übung nicht mehr ausgeglichen werden.“(Buchbauer 2001, S. 45-46) 11 Langfristig betrachtet stellt der Haltungsfehler eine Vorstufe zum Haltungsschaden dar. Durch andauerndes Einnehmen der falschen Gewohnheitshaltung können degenerative Veränderungen der Wirbelsäule wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle entstehen. Im Gegensatz zu den Haltungsschäden können Haltungsfehler durch gezieltes Training verringert oder sogar ausgeglichen werden. Sie können daher auch nicht als Krankheiten bezeichnet werden, sondern als Zeichen von Trainingsmangel. Die einzelnen Haltungsfehler, die immer Ausprägungen und Folge einer muskulären Dysbalance sind, werden in den folgenden Abbildungen kurz aufgezeigt. In den Illustrationen erscheint übermäßig verkürzte Muskulatur dunkelrot, abgeschwächte Muskelgruppen sind rosa gefärbt. Hohlrundrücken Beim Hohlrundrücken führt die muskuläre Dysbalance dazu, dass sich ein ausgeprägter „Buckel“ bildet und gleichzeitig die Lendenwirbelsäule hyperlordotisch verläuft. Der Hohlrundrücken stellt also quasi eine Kombination aus Totalrundrücken und Hohlrücken dar. (Buchbauer 2001, S. 107) Flachrücken Das Kennzeichen des Flachrückens ist das Fehlen der physiologischen Krümmungen der Wirbelsäule, die Ausprägungen der Hals- und Lendenlordose sowie der Brustkyphose fehlen fast vollständig. Dadurch geht dem Körper die Federwirkung verloren, sämtlichen Belastungen muss ohne Dämpfung standgehalten werden. Dieser Mangel an Dämpfung und Federung bringt eine allgemeine relative Unbeweglichkeit mit sich, die eine schwächere Ausprägung sämtlicher Muskeln und eine erhöhte Muskelspannung, Tonus, verursacht. 12 Skoliose Eine Skoliose ist dadurch gekennzeichnet, dass die Wirbelsäule in der Frontalebene, von vorne oder hinten betrachtet, seitlich abweicht. Wobei geringfügige Abweichungen nicht als pathologisch angesehen werden dürfen, da sich nur bei zehn Prozent der Bevölkerung eine völlig gerade Wirbelsäule in der Frontalebene finden lässt. (Buchbauer 2001, S. 138) Skoliosen können nach rechts oder nach links drehen. 2.3 Geräte und Hilfsmittel Für das Sensomotoriktraining können nach Anforderung unterschiedliche Hilfsmittel und Geräte zum Einsatz kommen. und Zielgruppe 2.3.1 MFT Fit Disc Die Fit Disc wird im präventiven Gesundheitstraining eingesetzt und eignet sich hervorragend, um Verspannungen zu lösen und die Bauch- und Rückenmuskulatur zu kräftigen. Dadurch wird die Wirbelsäule stabilisiert und Bandscheibenproblemen vorgebeugt. Sprung-, Knie- und Hüftgelenke werden mobilisiert und stabilisiert, wodurch allfällige Bewegungsschmerzen gelindert und funktionale Beinlängendifferenzen, resultierend aus funktionalen Beckenschiefständen, ausgeglichen werden. Ein 10 – 15-minütiges Training auf der Fit Disc dreimal wöchentlich genügt, um spürbar den typischen Beschwerden in diesen Problemzonen entgegenzuwirken. Die MFT Fit Disc besteht aus einer Bodenplatte, einer Gummidämpfung sowie einer Standplatte. Auf der Unterseite der Bodenplatte befinden sich 4 Kunststoffplättchen, die das Wegrutschen der Fit Discs verhindern. Auch auf der Oberseite der Bodenplatte befinden sich 4 Kunststoffplättchen, die achsengerecht angeordnet sind. Sie dienen der Kontrolle für die richtige achsengerechte Bewegungsausführung. Standplatte Antirutschstreifen Gummidämpfung Bodenplatte Kunststoffplättchen für die akustische Kontrolle 13 2.3.2 Matten, Schaumstoffkissen Matten und Schaumstoffformteile fallen in die Kategorie der labilen (also nach allen Seiten beweglichen) Trainingsgeräte. Sie unterstützen das Sensomotoriktraining durch eine Vielzahl an kinästethischen, taktilen und vestibulären Informationen. Aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit lassen sie keine Rotationen um die Längsachse zu. Sie bestehen aus Kunststoff und sind wasserfest. Zu den gängigsten Hilfsmitteln zählen das Balance-pad Plus (1) und das Balancebeam (2) welche sich nur von der Größe her unterscheiden (ca. 50 x 41 x 6 cm, bzw. 160 x 24 x 6 cm) und Matten (3) in unterschiedlichen Größen und Dicken. 2 1 3 Sie könnten als Ergänzung zu den instabilen Trainingsgeräten eingesetzt werden. In diesem Rahmen sind sie als letzte methodische Stufe (stabil – instabil – labil) im methodisch richtigen Trainingsaufbau einzuordnen. 2.3.3 Fitball Der Fitball (Gymnastikball, „Petziball“) entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Therapie- und Sportgerät im sensomotorischen / koordinativen Training. Er regt den Tastsinn an (taktile Informationen), unterstützt die Differenzierungsfähigkeit (kinästethische Informationen) und fordert den Gleichgewichtssinn (vestibuläre Informationen). Bei der Wahl der richtigen Ballgröße gilt die Faustformel „Körpergröße – 100“. Korrekte Sitzhaltung: • Füße stehen etwas mehr als schulterbreit geöffnet am Boden • Zehenspitzen zeigen leicht nach außen • Unterschenkel Boden. • Becken ist leicht nach vorne gekippt • Kopf steht in Verlängerung der Wirbelsäule stehen senkrecht zum 14 2.4 Bewegungsformen der präventiven Rückenfitness: Mobilisieren – Stabilisieren - Koordinieren Diese Bewegungsformen ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Übungsfolgen im sensomotorischen Training der präventiven Rückenfitness: Beim Mobilisieren werden Gelenke ohne großen Krafteinsatz bewegt. Dies regt den Synovialfluss (Gelenkschmiere) an und aktiviert gleichzeitig die das Gelenk bewegende Muskulatur. Im Zuge der intermuskulären Koordination der Gleichgewichtsaufgabe werden je nach Ausgangsposition der gesamte Körper oder Muskelschlingen an einzelnen Körperteilen gekräftigt, in dem Positionen gehalten werden (Stabilisation). Dies führt auch zu einer Ökonomisierung der einzelnen Bewegungen. Das Koordinieren von Teilbewegungen, das Kombinieren von Arm- und Beinbewegungen, das Verwenden von Hilfsgeräten wie Hanteln, Tubes oder Bällen stellt eine Herausforderung für alle Trainierenden dar. Erst wenn die Grundübungen beherrscht werden, dürfen zusätzliche Koordinationsaufgaben gestellt werden, um dem methodischen Grundsatz „vom Leichten zum Schwierigen“ zu entsprechen. 2.5 Methodik der präventiven Rückenfitness Der oben zitierte Grundsatz „vom Leichten zum Schwierigen“ gilt nicht nur für die Auswahl der Trainingsübungen, sondern auch für die Auswahl der Unterstützungsfläche, des Untergrundes, auf dem trainiert wird. Übungen werden stets auf stabilen Unterlagen (Boden oder dünne Matte) erlernt, als nächster Schritt erfolgt die Ausführung der Übung auf einer instabilen, d.h. nur um eine Achse beweglichen Unterlage. Erst in der letzten Stufe des methodischen Wegs werden Übungen auf labilen, nach allen Seiten beweglichen Unterlagen durchgeführt. 15 3 Aufrechte Haltung „Haltung ist eine physiologische Art, den Körper zu verwenden“ Tiina Lahtinen, 1988 Unter Körperhaltung versteht man die Stellungen der verschiedenen Gelenke und Körperabschnitte zueinander. Passive Strukturen (Bänder, Gelenke, …) verbinden die Körperteile miteinander, aktive Strukturen (Muskulatur) wirken der Schwerkraft entgegen und verhindern so das Fallen dieser Körperteile. Körperabschnitte, die genau übereinander stehen, strapazieren die verbindenden Strukturen am wenigsten. Ausgewogenes Muskelgleichgewicht trägt dazu bei, im aufrechten Stand mit geringer Muskelkraft die Haltung ökonomisch – und somit physiologisch – zu realisieren. In der aufrechten Haltung stehen Körpersegmente optimal übereinander: die einzelnen Die Füße als Fundament für den Körper werden auf drei Punkten belastet. Das Fersenbein trägt ca. 50 % der Belastung, je 25 % der Belastung werden von Balleninnen- und Außenseite getragen. Die Vorfüße zeigen 8° bis 15° nach außen. Die Knie stehen in mittlerer aktiver Stellung und verbinden Unter- und Oberschenkel miteinander. Die Lotlinie zieht durch Unterschenkel, Mitte des Kniegelenks und Oberschenkel. Die richtige Belastung der Beinachse stellt die Voraussetzung für korrekte Einstellung des Beckens dar. Das Becken balanciert auf den Hüftgelenken und ist potentiell sehr beweglich. Die Reaktionsbereitschaft der Muskulatur ist äußerst hoch. Die Wirbelsäule zeigt im Lenden-, Brust- und Halswirbelsäulenbereich langgezogene Bögen, die dynamisch stabilisiert und dadurch geschützt werden. Peterson Kendall et al, S 80 & 85 Das Brustbein ist gehoben, der Schultergürtel liegt auf dem Brustkorb. Die Schulterblätter liegen flach auf dem Brustkorb auf. Der Kopf balanciert über dem Körperabschnitt Brustkorb und trägt zur Feineinstellung der Statik der Wirbelsäule bei. Der Kopf wird mit minimaler Muskelkraft getragen, wenn die Lotlinie durch das Ohrläppchen zieht. Der gesamte Körper ist in einer Längsspannung, Kopf, Hals und Becken sind frei für Bewegungen. Das Einnehmen der Idealhaltung in der Statik alleine ist jedoch zu wenig, Ziel des Haltungstrainings muss es sein, diese bei allen Bewegungen, in der ständigen Auseinandersetzung mit der Schwerkraft beibehalten zu können. Nur so wird die Muskulatur ökonomisch eingesetzt und die Kraftentwicklung optimal gesteuert. 16 4 Ausgangspositionen auf der MFT Fit Disc Achsengerechter beidbeiniger Stand 5 6a 1. Füße stehen parallel 2. Kniegelenke leicht beugen und über den zweiten Zehenstrahl führen 3. Hüftgelenke leicht beugen 4. Becken nach vorne kippen und die daraus resultierende Lendenlordose durch das Anspannen der Bauchmuskeln aktiv stabilisieren 5. Oberkörper so weit vorneigen, bis sich die Schultergelenke und die Kniegelenke senkrecht in einer Linie befinden 6. Kopf steht in Verlängerung der Wirbelsäule (6a), Kinn nach hinten bewegen (=Doppelkinn) (6b) 6b 4 3 2 1 Achsengerechter einbeiniger Stand 4 5a 5b 4 3 2 1b 1a 1. Beine in Schrittstellung – das stabilisierende Bein (1a) auf der Standplatte positionieren, das ausbalancierende Bein am Ballen (1b) am Boden hinter dem Körper platzieren 2. Kniegelenke leicht beugen und über den zweiten Zehenstrahl führen 3. Hüftgelenke leicht beugen und das Becken nach vorne kippen 4. Oberkörper so weit vorneigen, bis sich die Schulter- und die Kniegelenke senkrecht in einer Linie befinden 5. Kopf steht in Verlängerung der Wirbelsäule (5a), Kinn dabei nach hinten bewegen (= Doppelkinn) (5b) 17 Brücke – Bridging back 1. 2. 3. 4. 5. Platte nahe am Körper positionieren hüftbreite Fußposition auf der Plattenmitte Beine stehen angewinkelt nebeneinander Arme liegen neben dem Körper Becken in Verlängerung des Oberkörpers heben (beim Heben des Beckens wird der Fersenzug in Richtung Gesäß aktiv stabilisiert, damit die Winkelstellung der Beine beibehalten werden kann. Geht der Fersenzug bzw. die Spannung der Mm. Ischiocrurales verloren, rutscht die Platte vom Körper weg) 6. das Gewicht des Körpers wird vom Schultergürtel getragen 4 1 2 3 6 5 Knieliegestütz – Bridging front a b 1. Die Hände sind auf der Standplatte schulterbreit positioniert. Die Beine sind angewinkelt und überkreuzt oder parallel nebeneinander (a). 2. Unter aktiver Spannung der Bauchmuskulatur die Arme beugen und strecken (b+a). Der Oberkörper bewegt sich bei der Beugung der Arme nach vorne unten und bei der Streckung der Arme wieder zurück. Die Arme können während der Übung entweder am Oberkörper angelegt oder abgespreizt werden. 3. Während der Übung sollte die Standplatte die Bodenplatte nicht berühren. 18 5 Übungsprogramme mit der MFT Fit Disc 5.1 Ganzkörpertraining (Übung 1 – Übung 6) Dieses Programm eignet sich für den Beginn eines allgemeinen Ganzkörpertrainings mit den Schwerpunkten Mobilisation, Stabilisation und Koordination. Das nach methodisch-didaktischen Gesichtspunkten zusammengestellte Programm soll die motorische Basis für ein gezieltes Beinachsentraining in den Bereichen Sport, Therapie und Rehabilitation schaffen. Alle aufgezeigten Übungen dieses Programms werden je nach Zielsetzung in entsprechenden Positionen bzw. Bewegungen auf der MFT Fit Disc durchgeführt und stellen jeweils unterschiedliche Ansprüche an das Gleichgewicht und die Koordination. Es wird empfohlen, die Übungen 2,3,4,5 und 6 jeweils im Wechsel mit der Übung 1 durchzuführen, z.B. 15 Wiederholungen Ü2 – Twist, 15 Sekunden Ü1 – Stabilisieren. Diese Abfolge 3 x wiederholen. 5.2 Rumpfstabilisierungstraining (Übung 7 – Übung 10) Die Übungen für das Rumpftraining werden in der Rückenlage (Brücke – Bridging Back) durchgeführt. Die Mobilisierung der Wirbelsäule, die Stabilisation des Beckens und der wirbelsäulenumspannenden Muskulatur sowie die Koordination der Rumpfmuskulatur sind die Hauptziele dieser Übungen. Es wird empfohlen, jeweils 10 bis 25 Wiederholungen jeder Übung – abhängig vom individuellen Trainingszustand durchzuführen. 5.3 Schultergürteltraining (Übung 11 – Übung 12) Die Übungen für das Schultergürteltraining werden in der Knieliegestützposition (Bridging Front) durchgeführt. Die Stärkung der Schulter-, der Brust-, der Schulterblatt- und der Armmuskulatur sowie die Koordination der Rumpfmuskulatur sind die vorrangigen Ziele dieser Übungen. Auch in diesem Bereich wird empfohlen, jeweils 10 bis 25 Wiederholungen jeder Übung – abhängig vom individuellen Trainingszustand durchzuführen. Die Übungen 7 bis 12 sollen nur Anregungen zur Trainingsgestaltung darstellen und als Grundübungen viel Raum für eigene Variationen (Kombinationen, zu Hilfenahme von Hanteln, Bällen, Tubes, …) zulassen. 19 Ganzkörpertraining Ü1–Ü6 Ü 2FD - Twist Ü 1FD - Stabilisierung Ü 4FD – Front Wipp Ü 3FD – Seit Wipp Ü 6FD – Turn Around Ü 5FD – Diagonal Wipp 20 Rumpfstabilisierung Ü 7 – Ü 10 1 FD Ü7 – Rückenlage Mobilisation von Sprunggelenk und Wirbelsäule 2 Ü 8FD –Brücke WS Mobilisation, Rumpfkoordination, Becken heben und senken Ü 9FD – Brücke gehalten Beinkräftigung Ü 10FD – Brücke einbeinig Beckenstabilisierung, Rumpfkoordination, Beinkräftigung 21 Schultergürteltraining Ü 11 – Ü12 Ü 11FD – Knieliegestütz Schultergürtelkräftigung, Rumpfkoordination Ü 12FD – Schultertwist Schultergürtelkräftigung, Rumpfkoordination 22 6 Propriozeptives Ganzkörpertraining mit der MFT Fit Disc 6.1 Stundenaufbau • Mobilisation der Wirbelsäule und des Schultergürtels – 7 bis 10 Minuten • Warm up – 10 bis 15 Minuten • Kräftigung im Stand – 5 bis 7 Minuten • Kräftigung am Boden – 15 bis 25 Minuten • Dehnen – 10 Minuten 6.2 Gerätebedarf • MFT Fit Disc (Fit Disc) • 1 bis 2 rutschfeste Matten (Ma) pro Person • Musik (ohne starken Beat, Tempo 110 BpM, Tempo 124-130 BpM) 23 6.3 Stundenbild 6.3.1 Mobilisation: • Musik ohne starken Beat • Bewegungen immer klein beginnen und langsam größer machen • jede Position 3-5 x üben, damit die Gäste Zeit haben, die Übungen zu spüren, dann einen neuen Bewegungsteil dazuhängen. Die Bewegungsfolge immer gesamt durchüben („Add-on“ - Aufbautechnik). Ausgangsposition Fit Disc auf der Matte 20 cm vor dem Übenden. Aufrechter lockerer Stand, Beine hüftbreit geöffnet, Schultern hängen lassen Übung Anmerkung 1 Kopf mit dem Ausatmen einrollen, Arme hängen lassen ( Wirbelsäulenmobilisation Breitenachse), mit dem Einatmen wieder hoch rollen auf tiefe Atmung hinweisen 2 w.o., Knie leicht beugen – zwischen den Knien durchschauen „Knie vorschieben!“ 3 w.o., Finger zum Boden ziehen 4 w.o., Arme in Hochhalte ziehen – Daumen nach hinten ziehen ( Dehnen der Brustmuskulatur) - abrollen 5 w.o., Oberkörper 1 x nach re/li drehen - abrollen ( Wirbelsäulenmobilisation Längsachse) 6 w.o., Oberkörper 2 x nach re/li neigen ( Wirbelsäulenmobilisation Tiefenachse) - abrollen 7 w.o., wenn Finger am Boden mit den Händen zur Fit Disc greifen, Fit Disc fassen und körpernah heben bis in die Armhochhalte; Oberkörper li/re neigen ( Wirbelsäulenmobilisation Tiefenachse), danach wieder abrollen Körpernah – damit WS-Belastung gering bleibt 8 Fit Disc auf den Boden zurückstellen – Rücken rund nach oben drücken, dann Fit Disc vor die Brust ziehen, dabei nach vorne schauen, Ellbogen über Rückenhöhe nach oben ziehen – Rücken ist nun „gerade“ mit gebeugten Knien arbeiten 9 Auf die Fit Disc stellen und Mobilisation in der Front Wipp Position – 10 x vor/rück Grundposition erklären! 10 Auf die Fit Disc stellen und Mobilisation in der Seit Wipp Position – 10 x links/rechts Blick nach vorne! 11 Auf die Fit Disc stellen und Mobilisation in der Turn Around Position – 5 x links/5 x rechts herum Ü9 bis Ü11 3 mal aneinander hängen Mit gebeugten Knien arbeiten! Ohne „Klappern“, d.h. Bewegungsgenauigkeit einfordern! 24 6.3.2 Warm up – Cardio und Koordination: • Musik 124 – 130 (je nach Gruppe) • ein Fuß bleibt immer auf der Fit Disc = Standbein • Armbewegungen in der re/li-Ausführung gleich lassen (schwer genug!) • zuerst freien Fuß (= Spielbein) nur auf der Fit Disc leicht anstellen, dann antippen, dann ohne Berührung vor, hoch, seit, ... ziehen • Bewegungen immer rechts und links gleich lang ausführen Ausgangsposition Fit Disc auf der Matte, Standbein genau im Zentrum der Fit Disc Übung Anmerkung 1 Spielbein steht hinter der Fit Disc; mit Schritt nach vor auf die Fit Disc tippen, Arme nur dazu schwingen Arme können auch in der Hüfte eingestützt werden 2 Spielbein steht vor der Fit Disc; mit Schritt nach hinten auf die Fit Disc tippen, Arme nur dazu schwingen 3 Spielbein steht hinter der Fit Disc, auftippen, vor steigen, auftippen, wieder zurück steigen 4 w.o., aber über die Fit Disc drüber steigen, Arme von der Schulter in die Vorhalte drücken - über der Disc sind die Arme in Vorhalte, hinten und vorne an der Schulter Ausatmen beim Vorstrecken der Arme 5 w.o., Knie hochziehen = „Knee lift“, Arme Butterfly Bewegung rhythmisieren – kurz im Knee lift halten 6 Spielbein steht neben der Fit Disc; mit Schritt auf die Fit Disc tippen, Spielbein zurückstellen, Standbein neben dem Spielbein antippen = „Step touch“. Das Körpergewicht wird so verlagert. Arme nur dazu schwingen Kleine Seitschritte! Auf Bewegungsgenauigkeit achten, das Zentrum der Fit Disc muss immer getroffen werden 7 Standbein steht im Zentrum, Spielbein tippt am Boden auf – Gewicht bleibt über dem Zentrum, über dem Standbein 8 Kombination: 2 x Ü6, dann 4 x Ü7 9 Standbein steht im Zentrum, Spielbein wird seitlich Nicht weiter als 30abgespreizt – Gewicht bleibt über dem Zentrum, über dem 45 Grad abspreizen! Standbein Zehen zum Schienbein ziehen. Spielbein kann eng hinter der Fit Disc auf den Zehenspitzen abgestellt werden 10 Kombination 2 x Ü6, 4 x Ü7, 2 x Ü6, 4 x Ü9 Arme dazu: Ü6/Biceps von unten, Ü7/gebeugte Arme seitführen, Ü9/gestreckte Arme in Hochhalte führen Rechts und links ausführen 25 6.3.3 Statische und dynamische Kräftigung der hüftstabilisierenden Muskulatur: Achtung: extrem hohe koordinative (=neuromuskuläre) Beanspruchung ⇒ Weniger korrekte Wiederholungen sind besser als viele ungenaue • Musik 110 - 124 (je nach Gruppe) • ein Fuß bleibt immer auf der Fit Disc = Standbein, wird intensiv gekräftigt • Armbewegungen nur dazunehmen, wenn es die Gäste schaffen • zuerst freien Fuß (= Spielbein) nur auf der Fit Disc antippen, dann ohne Berührung vor, hoch, seit, ... ziehen und halten • Bewegungen immer rechts und links ausführen - beim Beinwechsel auf das Auslockern (= Mobilisation in Seit/Front/Turn Around Position) nicht vergessen • jede Übung kann durch das Schließen der Augen erschwert, d.h. intensiviert werden Ausgangsposition Fit Disc auf der Matte, beide Beine gleichmäßig belasten oder Standbein genau im Zentrum der Fit Disc aufsetzen Übung Anmerkung 1 beidbeiniger Stand in der Mitte der Fit Disc: Kniebeugen im Wechsel mit Halten der gebeugten Position in verschiedenen Höhen (Wechsel dynamische : statische Beanspruchung) Arme können in der Hüfte eingestützt oder bewegt werden = zusätzliche koordinative Herausforderung 2 w.o.1, aber tiefe Position halten und Augen schließen 3 Standbein im Zentrum, Spielbein steht hinter der Fit Disc, Arme in Hochhalte: Knieheben und dazu gegengleichen Arm zum Knie führen 4 Standbein 45° gedreht auf der Fit Disc aufsetzen, Kniebeuge im Plié, zuerst bewegen, dann halten, Arme Trizepsdrücken aus der Armseithalte 5 w.o., jedoch den Fuß, der am Boden steht, auf den Ballen stellen (zum Ausgleich des Beckenschiefstandes), Arme in Seithalte mit Daumen nach hinten ziehen (Schulterblattmuskulatur) 6 Standbein auf der Fit Disc, Kniebeuge im Ausfallschritt, zuerst bewegen, dann halten, Arme Latzug Variante: Standbein am Boden 7 Standbein auf der Fit Disc, aus einem Ausfallschritt hoch drücken und die Ferse nach oben ziehen – Arme in die Hochhalte drücken Achtung viel Spannung im Rumpf verlangen!! 8 w.o., Spielbein aber nicht mehr auf den Boden setzen, sondern nur mehr hoch und tief ziehen (dynamisch), dann frei auf einem Bein stehen (statisch) – Augen schließen 26 6.3.4 Kräftigung der Rumpfmuskulatur: Achtung: wieder extrem hohe koordinative (= neuromuskuläre) Beanspruchung weniger korrekte Wiederholungen sind besser als viele ungenaue, außerdem sind die Kunden jetzt schon müde • Musik 110 - 124 (je nach Gruppe) oder Musik ohne Beat • die Fit Disc wird nur dann eingesetzt, wenn es für eine Übung auch wirklich Sinn macht, viele Übungen können auch ohne Fit Disc gemacht werden, Gäste mit der Fit Disc nicht überfordern • die folgenden Übungen sind „Grundübungen“, die man mit bekannten Übungen ergänzen und/oder verbinden soll • das Übungstempo ist langsam, auch isometrisches, statisches Arbeiten ist eine gute Trainingsmöglichkeit Ausgangsposition Fit Disc auf der Matte Übung Anmerkung 1 Bridging Back: Becken heben und senken. Dabei Wirbelsäule „wie eine Perlenkette“ auf die Matte rollen und wieder hoch drücken 2 Becken hoch halten, Arme aus der Hoch- in die Tiefhalte ziehen 3 Kombination: Becken hoch/Arme tief, Becken tief/Arme hoch 4 Bridging Front: Knieliegestütz in verschiedenen Variationen (Handstellung, Standplatte twisten, Knie vom Boden wegziehen, …) 5 Sitz auf der Fit Disc: Rücken gerade halten, Blick nach vor. Ein Bein gestreckt mit der Ferse vom Boden hochziehen, das zweite Bein locker abstellen Schultern tief drücken! 6 Sitz auf dem vorderen Rand der Fit Disc: Rücken gerade halten, Blick nach vor. Wirbelsäule auf die Disc rollen und wieder hochziehen (langsame Crunches) Armhaltung variieren! 6.3.5Dehnen Das Dehnen und Entspannen erfolgt mit bekannten/bewährten Übungen. Der Einsatz der Fit Disc ist möglich, aber nicht erforderlich. Das Programm wird auf die Erfordernisse der Gruppe abgestimmt und beinhaltet Übungen für den gesamten Körper. 27 7 Literaturhinweise Das Skriptum wurde zusammengestellt. unter Zuhilfenahme der aufgelisteten Literatur Barteck, Oliver, Alles über Fitness, Könemann Verlagsgesellschaft mbH Köln, 1998 Buchbauer, Jürgen, Präventives Muskeltraining zur Behebung von Haltungsfehlern. Totalrundrücken, Hohlrücken, Hohlrundrücken, Flachrücken und Skoliose,: Verlag Karl Hofmann Schorndorf, 2001 Fetz, Friedrich, Bewegungslehre der Leibesübungen, ÖBV Wien, 1989 Grosser, Manfred, Stephan Starischka, Konditionstraining, blv München, 2001 Elke Zimmermann, Das neue Janssen, Peter, Ausdauertraining, Trainingssteuerung über die Herzfrequenz- und Milchsäurebestimmung, Perimed Nürnberg, 1993 Peterson Kendall, Florence, Elisabeth Kendall McCreary, Patricia Geise Provance, Muskeln. Funktionen und Tests, Gustav Fischer Verlag Lübeck, 1998 Platzer, Werner, Bewegungsapparat. Taschenatlas der Anatomie, Thieme Stuttgart, 1986 Rainer, Gudrun, Zur Trainierbarkeit der Rumpfstabilität und der Gleichgewichtsfähigkeit mit dem Trainingsgerät MFT Mental Trim Disc, Diplomarbeit Universität Salzburg, 2006 Senser, Anja, Gesund und fit mit dem Gymnastikball, Südwest Verlag München, 1999 Teutsch, Hans Rainer, Sportbiologie, Lehrbehelf der BafL Wien Weineck, Jürgen, Sportbiologie, Perimed Erlangen, 1990 Weineck, Jürgen, Optimales Training, Perimed Erlangen, 1988 Abbildungen und Tabellen wurden den folgenden Büchern entnommen: Barteck, Oliver, Alles über Fitness, Könemann Verlagsgesellschaft mbH Köln, 1998 Grosser, Manfred, Stephan Starischka, Konditionstraining, blv München, 2001 Elke Zimmermann, Das neue Peterson Kendall, Florence, Elisabeth Kendall McCreary, Patricia Geise Provance, Muskeln. Funktionen und Tests, Gustav Fischer Verlag Lübeck, 1998 Platzer, Werner, Bewegungsapparat. Taschenatlas der Anatomie, Thieme Stuttgart, 1986 Senser, Anja, Gesund und fit mit dem Gymnastikball, Südwest Verlag München, 1999 28