Jörn Schweisgut 20.12.2004 WGMS III, Lösungen zu Blatt 8 (Weihnachtsblatt) Präsenzaufgaben A Ein Versuch mit den möglichen Ergebnissen Treer (1) und Niete (0) werde geführt. Die ersten (bzw. zweiten) n 2n−mal durch- Versuche bilden die erste (bzw. zweite Versuchsreihe). Beschreiben Sie folgende Ereignisse mit Hilfe geeigneter Zählvariablen. Zunächst einmal sollte man sich klar machen, was hier der Ergebnisraum ist. Für einen Ω̃ = {0, 1}. Da wir aber hier 2n Versuche durchführen, betrachten wir Ω = {0, 1} × . . . × {0, 1}. | {z } einzelnen Versuch ist hier 2n−mal Dann ist ein Ergebnis ω ein 2n−Tupel ωi . mit Einträgen aus {0, 1}. Diese einzelnen Kompo- nenten bezeichnen wir hier mit (a) In der ersten Versuchsreihe tritt mindestens ein Treer auf. Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Ereignis zu denieren. • Eine Möglichkeit ist die Denition durch verbale Beschreibung: A :=Ereignis, dass in der ersten Versuchsreihe mindestens ein Treer auftritt. • Man kann das Ereignis auch mit Hilfe einer Zufallsvariablen bzw. Zählvariablen denieren. Dazu muss man zunächst diese Zählvariable denieren. n P Es sei X = I{ω∈Ω|ωi =1} . Diese Zufallsvariable ist eine Funktion und wird auf ein i=1 n Ergebnis ω angewendet, wobei ω aus Ω = {0, 1} = {0, 1} × . . . × {0, 1} ist. | X ist mit Hilfe der Indikatorfunktion Wir schreiben abkürzend eignis, dass im i−ten {ωi = 1} 2n−mal I{ω∈Ω|ωi =1} deniert. {ω ∈ Ω|ωi = 1} und für {z } meinen damit das Er- Versuch ein Treer gelandet wurde. Die Indikatorfunktion I weist als Index dieses Ereignis auf, so dass die Indikator- funktion den Wert 1 annimmt, wenn sie auf ein ω angewendet wird, das in diesem Ereignis liegt. ω nimmt die Indikatorfunktion den Wert 0 an. I{ωi =1} (ω) gleich 1, wenn im i−ten Versuch ein Treer aufgetreten ist und im i−te Versuch eine Niete herauskam. Für alle anderen Somit ist 0, wenn Geht man also alle Versuche durch und summiert die Funktionswerte der Indikatorfunktionen, so erhält man die Anzahl der Versuche, bei denen ein Treer aufgetreten ist. Diese Summe beschreibt hier unsere Zählvariable Man könnte hier in diesem Fall bereits Werte 1 und 0 sind: X. X X(ω) auch einfacher denieren, da die Ergebnisse n P = ωi . Diese Denition funktioniert aber oft i=1 nicht auf diese Weise!! Wirft man beispielsweise statt des hier beschriebenen Versuchs einen Würfel und interessiert sich dafür, wie oft eine riable Y 6 n−mal geworfen wird, so kann man eine Zählva- nicht als Summe über die einzelnen aufgetretenen Ergebnisse denieren, da man sonst einfach die aufgetretenen Augenzahlen summieren würde. Man würn P de daher die Zählvariable Y wie folgt denieren: Y = I{ω∈Ω|ωi =6} . i=1 Nun nimmt die Indikatorfunktion den Wert 1 an, wenn man eine Sechs gewürfelt hat, und sonst ist die Indikatorfunktion 0. Die Summe der Funktionswerte der Indikatorfunktionen über alle Versuche liefert dann die Anzahl der gewürfelten Sechsen. Zurück zum Ereignis, das in der Aufgabenstellung zu beschreiben war. Mit Hilfe der Zählvariable X kann man nun das Ereignis A = {ω ∈ Ω|X(ω) > 0} denieren. Abkürzend kann man {X > 0} statt {ω ∈ Ω|X(ω) > 0} schreiben und meint damit, dass man die Elemente betrachtet, bei der die Funktion das Element einen Funktionswert gröÿer als 0 liefert. Man könnte natürlich auch gleich abkürzend A = n P X I{ωi =1} angewendet auf > 0 schreiben, i=1 ohne eine Zählvariable explizit zu benennen. (b) Bei beiden Versuchsreihen treten gleich viele Treer auf. B :=Ereignis, dass in beiden Versuchsreihen gleich viele Treer auftreten. n 2n P P Mit den Zählvariablen X1 = I{ωi =1} und X2 = I{ωi =1} kann man B auch wie i=1 i=n+1 folgt denieren: B := X1 = X2 . (c) Die zweite Versuchsreihe liefert mehr Treer als die erste. C :=Ereignis, dass die zweite Versuchsreihe mehr Treer als die erste liefert. n 2n P P Mit den Zählvariablen X1 = I{ωi =1} und X2 = I{ωi =1} kann man C auch wie i=1 i=n+1 folgt denieren: C := X1 < X2 (d) In jeder Versuchsreihe gibt es mindestens eine Niete. D :=Ereignis, kommt. dass in jeder der beiden Versuchsreihe mindestens eine Niete vor- n 2n P P X1 = I{ωi =1} und X2 = I{ωi =1} i=1 i=n+1 D := X1 < n ∩ X2 < n Mit den Zählvariablen folgt denieren: kann man D auch wie Alternativ könnt man hier auch die Indikatorfunktion anders denieren und die Zähln 2n P P variablen Y1 = I{ωi =0} und Y2 = I{ωi =0} zählen die Anzahl der Nieten. i=1 i=n+1 Dann kann man D schreiben als D := Y1 ≥ 1 ∩ Y 2 ≥ 0 B Eine Münze wird dreimal geworfen. Sei einander Zahl erscheint und B A das Ereignis, dass mindestens zweimal hinter- das Ereignis, dass alle Würfe das gleiche Ergebnis liefern. Beschreiben Sie dieses Zufallsexperiment mit Hilfe eines geeigneten Grundraums, und bestimmen Sie die angegebenen Ereignisse. Wenn eine Münze einmal geworfen wird, hat man als mögliche Ergebnisse Kopf (0) und Zahl (1). Die Ergebnismenge ist dann {0, 1}. Führt man diesen Münzwurf dreimal hintereinander durch (mit Beachtung der Reihenfolge), so erhält man als Grundraum dieses Experimentes Ω = {0, 1} × {0, 1} × {0, 1} = {(0, 0, 0), (0, 1, 0), (1, 0, 0), (1, 1, 0), (0, 0, 1), (0, 1, 1), (1, 0, 1), (1, 1, 1)} 3 3 (und nach Produktformel ist übrigens |Ω| = |{0, 1}| = 2 = 8. Die Ereignisse sind dann A = {(1, 1, 0), (0, 1, 1), (1, 1, 1)} und B = {(0, 0, 0), (1, 1, 1)}. (a) A ∪ B = {(1, 1, 0), (0, 1, 1), (1, 1, 1)} ∪ {(0, 0, 0), (1, 1, 1)} = {(0, 0, 0),(1, 1, 0),(0, 1, 1),(1, 1, 1)}, (b) A ∩ B = {(1, 1, 0), (0, 1, 1), (1, 1, 1)} ∩ {(0, 0, 0), (1, 1, 1)} = {1, 1, 1)}, (c) A \ B = {(1, 1, 0), (0, 1, 1), (1, 1, 1)} \ {(0, 0, 0), (1, 1, 1)} = {(1, 1, 0),(0, 1, 1)}, A ∪ B in Ω ist Ω \ (A ∪ B), also A ∪ B = {(0, 0, 0), (0, 1, 0), (1, 0, 0), (1, 1, 0), (0, 0, 1), (0, 1, 1), (1, 0, 1), (1, 1, 1)}\ {(0, 0, 0),(1, 1, 0),(0, 1, 1),(1, 1, 1)} = {(0, 0, 1), (0, 1, 0), (1, 0, 0), (1, 0, 1)} (d) Das Komplement von Man kann (muss aber hier nicht) auch die Regel von De Morgan anwenden: A∪B = De Morgan A ∩ B = {(0, 0, 0), (0, 0, 1), (0, 1, 0), (1, 0, 0), (1, 0, 1)} ∩{(0, 0, 1), (0, 1, 0), (1, 0, 0), (1, 1, 0), (1, 0, 1), (0, 1, 1)} = {(0, 0, 1), (0, 1, 0), (1, 0, 0), (1, 0, 1)} C Zwei gleiche Münzen werden gleichzeitig geworfen. Wie groÿ ist die Wahrscheinlichkeit, dass verschiedene Symbole oben liegen? Da die Münzen ununterscheidbar sind und gleichzeitig geworfen werden, kann man zunächst keine Reihenfolge festlegen. Da es aber eigentlich zwei Möglichkeiten gibt, verschiedene Symbole zu erhalten, muss man die Münzen gedanklich unterscheiden (z.B. gedanklich färben oder nacheinander werfen). Man erhält also folgenden Grundraum: {(K, K), (K, Z), (Z, K), (Z, Z)} und |Ω| = 4. Ω = für A günstiger Ergebnisse = |A| A ist P (A) = AnzahlAnzahl aller Ergebnisse |Ω| Für das Ereignis A =die obenliegenden Symbole sind verschieden = {(K, Z), (Z, K)} gibt es also |A| = 2 Möglichkeiten. |A| Also ist P (A) = = 24 = 21 = 0, 5. |Ω| Es ist ein Laplace-Modell, d.h. für ein Ereignis