Krebs der Leber und Gallenwege Die blauen Ratgeber 15 Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e.V. Buschstraße 32 53113 Bonn Medizinische Beratung: PD Dr. F.L. Dumoulin Dr. C. Rabe Prof. Dr. T. Sauerbruch Medizinische Klinik und Poliklinik I Universitätsklinikum Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Prof. Dr. M. Bamberg Direktor der Klinik für Radioonkologie Universitätsklinikum Tübingen Radiologische Universitätsklinik Hoppe-Seyler-Str. 3 72076 Tübingen Wir danken Herr Prof. Dr. H.H. Schild, Direktor der Radiologischen Universitätsklinik Bonn, für die Überlassung der kernspintomographischen Bilder. Text und Redaktion: Isabell-Annett Beckmann, Deutsche Krebshilfe Stand 1/2008 Druck auf chlorfreiem Papier ISSN 0946-4816 Art.-Nr. 015 0018 Krebs der Leber und Gallenwege Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Interessierte KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Inhalt Wie alle Schriften der Deutschen Krebshilfe wird auch diese Broschüre von namhaften onkologischen Spezialisten auf ihre inhaltliche Richtigkeit überprüft. Der Inhalt wird jährlich aktualisiert. Der Ratgeber richtet sich in erster Linie an medizinische Laien und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er orientiert sich an den Qualitätsrichtlinien DISCERN und Check-In für Patienteninformationen, die Betroffenen als Entscheidungshilfe dienen sollen. Die Deutsche Krebshilfe ist eine gemeinnützige Organisation, die ihre Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen finanziert. Öffentliche Mittel stehen ihr nicht zur Verfügung. In einer freiwilligen Selbstverpflichtung hat sich die Organisation strenge Regeln auferlegt, die den ordnungsgemäßen, treuhänderischen Umgang mit den Spendengeldern und ethische Grundsätze bei der Spendenaquisition betreffen. Dazu gehört auch, dass alle Informationen der Deutschen Krebshilfe neutral und unabhängig sind. Diese Druckschrift ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art) auch von Teilen oder von Abbildungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. „Deutsche Krebshilfe” ist eine eingetragene Marke (DPMA Nr. 396 39 375) Vorwort 5 Einführung 8 Leberkrebs – warum entsteht er? 13 Gallengangkrebs – warum entsteht er? 16 Vorbeugung (Prävention) und Früherkennung 18 Der Körper sendet Alarmsignale 21 Untersuchungen bei Verdacht (Diagnostik) Das Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Computertomographie (CT) Kernspintomographie (MRT) Spiegelung der Gallenwege (endoskopisch retrograde Cholangiographie, ERCP) Darmspiegelung (Koloskopie) Röntgendarstellung der Gefäße (Angiographie) Gewebeentnahme (Biopsie) Blutuntersuchungen 24 31 32 33 34 35 Diagnose Krebs – wie geht es weiter? 37 Klassifikation des Tumors Stadieneinteilung des Leberkarzinoms Stadieneinteilung bei Gallengangkarzinomen 40 40 41 26 26 27 28 3 4 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Die Therapie von Leber- und Gallengangkrebs Die Therapie von Leberkrebs Die Operation Lokale Tumorkontrolle Die Strahlentherapie Systemische Therapien Keine Therapie Neuere Entwicklungen Die Therapie von Gallengangkrebs Die Operation Die Gallengangdrainage Die Chemotherapie Die Strahlentherapie Neue Therapieverfahren: die photodynamische Therapie Lindernde (palliative) Therapie 43 45 45 48 52 52 54 55 56 56 57 58 59 Klinische Studien 62 Tun Sie etwas für sich Lebensqualität Leben Sie gesund 64 67 69 Tumornachsorge 71 Hier erhalten Sie Informationen und Rat Informationen im Internet 77 81 Erklärung von Fachausdrücken 85 Informieren Sie sich Informationen für Betroffene und Angehörige 98 98 Fragebogen: Sagen Sie uns Ihre Meinung 99 60 61 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Sie halten eine Broschüre in den Händen, die Ihnen Informationen über Krebserkrankungen der Leber und der Gallenwege geben soll. Vielleicht haben Sie nur rein interessehalber nach diesem Ratgeber gegriffen: Dann möchten wir Ihnen besonders die Themen Risikofaktoren, Warnsignale und Früherkennung empfehlen. Vielleicht besteht bei Ihnen aber auch der Verdacht, dass Sie an Leber- oder Gallengangkrebs erkrankt sind: Dann möchten wir Sie im medizinischen Teil ausführlich darüber informieren, was Sie bei der Diagnostik erwartet, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie die Nachsorge aussieht. Außerdem finden Sie Tipps und Hinweise, was Sie sonst noch für sich tun können. Dieser Teil der Broschüre beschäftigt sich zum Beispiel mit gesunder Lebensweise und Lebensqualität. Abschließend erläutern wir, wie und wofür Sie bei Bedarf konkrete Hilfe durch die Deutsche Krebshilfe bekommen können. Krebserkrankungen von Leber und Galle sind in der Bundesrepublik Deutschland relativ selten: Pro Jahr erkranken etwa 5.300 Menschen neu an Leberkrebs und 4.500 an Tumoren von Gallenblase und Gallengängen. In beiden Fällen sind dies jeweils weniger als zwei Prozent aller Krebserkrankungen. Die vorliegende Broschüre soll einige grundlegende Informationen darüber geben, wie Leber und Galle aufgebaut sind und welche Aufgaben sie haben. Anschließend beschreiben wir Warnzeichen, die auf eine bösartige Er- 5 6 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE krankung hinweisen könnten. Solche Warnzeichen zu kennen und zu beachten ist wichtig, denn je früher ein Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen. Für Leber- und Gallengangkrebs gibt es keine jährlichen Früherkennungsuntersuchungen, wie die gesetzlichen Krankenkassen sie zum Beispiel für Brust-, Gebärmutterhals-, Darm- oder Prostatakrebs anbieten. Deshalb sollte jeder selbst auf seine Gesundheit und auf Veränderungen seines Körpers achten und beizeiten zum Arzt gehen. Dies gilt besonders für Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an einer dieser Krebsarten zu erkranken. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Ratgeber dabei unterstützen können, das Leben mit Ihrer Erkrankung zu bewältigen, und wünschen Ihnen alles Gute. Darüber hinaus helfen Ihnen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Krebshilfe gerne weiter. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns an! Ihre Deutsche Krebshilfe Es gibt Risiken, die die Entstehung von Leber- und Gallengangkrebs fördern können. Bei Leberkrebs sind vor allem Menschen gefährdet, die regelmäßig und zu viel Alkohol trinken oder die sich mit Hepatitis-Viren infiziert haben. Diese Risiken lassen sich wenigstens teilweise vermeiden. Diese Broschüre kann und darf das Gespräch mit Ihrem Arzt nicht ersetzen. Wir möchten Ihnen dafür (erste) Informationen vermitteln, so dass Sie ihm gezielte Fragen über Ihre Erkrankung und zu Ihrer Behandlung stellen können. Das Leben verändert sich bei einer Krebserkrankung: Nicht nur der Körper ist krank, auch die Seele gerät aus dem Gleichgewicht: Ängste, Hilflosigkeit, das Gefühl von Ohnmacht machen sich breit und verdrängen Sicherheit und Vertrauen. Doch Ihre Ängste und Befürchtungen können abnehmen, wenn Sie wissen, was mit Ihnen geschieht. Helfen Sie mit, Ihre Krankheit aktiv zu bekämpfen! Eine Bitte in eigener Sache: Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre in Ihrer neuen Lebenssituation helfen können. Wir freuen uns, wenn Sie uns hierzu eine Rückmeldung geben. Am Ende dieses Ratgebers finden Sie einen Fragebogen, mit dem wir von Ihnen erfahren möchten, ob die Broschüre die von Ihnen benötigten Informationen tatsächlich vermitteln konnte. Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie uns diesen Fragebogen gelegentlich zuschicken. Vielen Dank. 7 8 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Lage und Bau der Leber KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Einführung nach unten den Eingeweiden zugewandt. In unmittelbarer Nähe zur Leber befinden sich die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse, der Magen und die Milz. Um die Funktion von Leber und Galle und die Signale, die diese Organe uns bei Erkrankungen geben, richtig einordnen zu können, ist es sinnvoll, sich ihre Aufgaben innerhalb des menschlichen Körpers zu vergegenwärtigen. Die Leber wiegt bei einem Erwachsenen zwischen 1500 und 2000 Gramm. Sie wird in den rechten und den linken Leberlappen eingeteilt, wobei der rechte etwa zwei Drittel und der linke ein Drittel des Organs umfasst. Die Leber ist das größte und zugleich eines der kompliziertesten inneren Organe. Sie liegt im rechten Oberbauch, teilweise durch die Rippen geschützt, unter dem Zwerchfell. Von der Form her erinnert sie an eine dreiseitige Pyramide, deren Spitze nach links zeigt. Der „Boden“ dieser Pyramide liegt an der rechten Bauchwand. Die Oberseite der Leber ist dem Zwerchfell zugewandt und mit ihm verwachsen, so dass dieses einen Großteil des Gewichtes der Leber trägt. Die zweite Seite der Leber ist nach vorn der Bauchwand, die dritte Seite Die Leberlappen bestehen aus zirka 50.000 bis 100.000 Leberläppchen, die wiederum aus etwa drei Millionen Leberzellen (Hepatozyten) bestehen. In diesen Leberzellen laufen hauptsächlich die komplexen Stoffwechselvorgänge der Leber ab. Leber Speiseröhre Milz Gallenblase Zwölffingerdarm Magen Bauchspeicheldrüse Dünndarm Dickdarm Mastdarm Leber und benachbarte Organe 9 Eine Kapsel aus Bindegewebe umgibt die Leber. Nur diese äußere Hülle des Organs enthält feine Nervenfasern, die Schmerzen an unser Gehirn weitermelden können. Deshalb bleiben Krankheitssymptome der Leber oft über lange Zeit verborgen. Im Vergleich zu anderen Organen hat die Leber eine besondere Blutversorgung: Sie besitzt nicht nur eine zuführende Arterie mit sauerstoffreichem Blut und abführende Venen mit sauerstoffarmem Blut, sondern sie hat darüber hinaus eine weitere Vene, die das Blut aus Darm, Magen, Milz und Gallenblase in die Leber transportiert. Diese Vene wird als Pfortader bezeichnet und befördert ungefähr 75 Prozent des gesamten Blutes, das durch die Leber fließt (etwa 1,5 Liter pro Minute). Die Leber übernimmt im Körper zentrale, lebenswichtige Aufgaben, die kein anderes Organ übernehmen kann. Zum einen ist sie sozusagen das „Klärwerk“ des Körpers: Zusammen mit der Niere entgiftet sie den Körper. Hierbei ist sie besonders auf Schadstoffe spezialisiert, die über den Darm in das Blut aufgenommen werden Funktionen der Leber Entgiftung 10 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE (wie etwa Alkohol oder chemische Substanzen aus Medikamenten), da das vom Darm kommende Blut zunächst durch die Leber fließen muss und dort gereinigt wird. In der Leber wird darüber hinaus der rote Blutfarbstoff zu Bilirubin abgebaut. Verwertung von Nahrungsbestandteilen Produktion von Eiweißstoffen Verdauungsdrüse Zum anderen verwertet die Leber bestimmte Nahrungsbestandteile und regelt den Glukose-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Nährstoffe, die im Darm aufgenommen wurden, werden in der Leber zwischengespeichert und dosiert abgegeben. Hierzu zählt insbesondere der Hauptenergielieferant des menschlichen Körpers, der Traubenzucker. Weiterhin produziert die Leber wichtige Eiweißstoffe, ohne die der Organismus nicht lebensfähig ist. Hierzu gehört vor allem das Haupteiweiß des Blutes, das Albumin, das aufgrund seiner wasserbindenden Eigenschaft unter anderem dafür sorgt, dass das Blut in den Gefäßen bleibt. Daneben produziert die Leber spezialisierte Eiweißstoffe, die zum Beispiel Hormone zu ihrem Ziel im Körper tragen. Auch bestimmte Blutgerinnungsfaktoren, ohne die sich keine Blutung stillen lässt, werden in der Leber gebildet. Darüber hinaus ist die Leber die größte Verdauungsdrüse. Sie produziert ungefähr 1000 Milliliter Gallesaft, der die Fettkügelchen im oberen Dünndarm zu winzigen Tröpfchen aufspaltet und somit die Fettverdauung erst ermöglicht. Die Leber gibt diese Gallenflüssigkeit in kleine Gallenkanälchen ab, die erst in größere Kanäle und dann in den rechten und linken Lebergallengang münden. Sie vereinigen sich schließlich in der so genannten Leberpforte zum gemeinsamen Gallenblasengang. Dieser verläuft dann in einer bindegewebigen Struktur in unmittelbarer Nachbarschaft zu den großen, die Leber KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 11 versorgenden Blutgefäßen (der Leberarterie und der Pfortader), nimmt einen weiteren, von der Gallenblase kommenden Gallengang (so genannter Ductus cysticus) auf, verläuft hinter dem Kopf der Bauchspeicheldrüse und mündet schließlich in den Zwölffingerdarm. Gallenwege Leber Leber Leberpforte Gallenblase Leber und Gallenblase hängen eng zusammen: Gallenblasenhals und der Zusammenfluss der Gallenwege liegen im Bereich der Leberpforte in unmittelbarer Nachbarschaft zu den großen, die Leber versorgenden Gefäßen. Die Galle wird zur Verdauung über den Gallengang direkt in den Zwölffingerdarm geleitet oder in der Gallenblase zwischengespeichert und bei Bedarf in den Darm abgegeben. Die Gallenblase befindet sich in einer Mulde an der Unterseite des rechten Leberlappens. Sie ist ein dünnwandiger, birnenförmiger, mit glatten Muskelfasern durchsetzter Schleimhautsack, der ein Fassungsvermögen von etwa 50 Millilitern hat und ungefähr zehn Zentimeter lang ist. Lage und Bau der Gallenblase 12 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Symptome bei gestörter Leberfunktion Symptome bei gestörter Gallenblasenfunktion Wenn die Leber ihre vielfältigen Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen kann, wirkt sich dies auf den gesamten Organismus aus. Überschüssige Abfallprodukte und Giftstoffe gelangen ins Blut, und es kommt zu einem Mangel an Nährstoffen. Der Betroffene leidet an Ermüdung („Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“) und Appetitverlust. Bei einem Rückstau des Bilirubins färben sich die Haut und die Bindehaut des Auges gelb. Kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr richtig abfließen, staut sie sich auf, und die Gallengänge erweitern sich. Je nachdem, wo sich das Abflusshindernis befindet, kann sich auch die Gallenblase vergrößern. Dann können sich die Gallenwege entzünden, und die Leberfunktion wird beeinträchtigt. Der Aufstau der Gallenflüssigkeit führt auch zu einer Gelbfärbung der Haut und der Augen (Gelbsucht, Ikterus). Weil zu wenig Galle in den Darm abgegeben wird, ist die Fettverdauung gestört, und der Körper kann nicht genügend fettlösliche Vitamine aufnehmen. Dies kann zu Vitaminmangelzuständen mit vermehrter Knochenbrüchigkeit, Gerinnungsstörungen und – in extremen Fällen – Nerven- und Sehstörungen führen. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Leberkrebs – warum entsteht er? „Krebs” ist der Überbegriff für bösartige Neubildungen beziehungsweise Tumoren, die aus veränderten Zellverbänden entstehen. Die Veränderungen betreffen die Erbmasse dieser Zellen. Dies führt dazu, dass sie sich schneller teilen und die Grenzen der Organe nicht mehr beachten: Benachbarte Gewebe und Organe werden angegriffen, und durch ausgeschwemmte Zellen können Tochtergeschwülste gebildet werden. Eine Krebserkrankung der Leber (Leberzellkarzinom) ist eine seltene Krebsart. Sie macht nur etwa 1,8 Prozent aller bösartigen Neubildungen aus. Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach Angaben des Robert Koch Instituts in Berlin etwa 5.300 Menschen neu. Männer sind dabei fast doppelt so oft betroffen wie Frauen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits eine Reihe von Faktoren herausgefunden, die das Risiko erhöhen, an Leberkrebs zu erkranken. Für Sie besteht ein erhöhtes Risiko an Leberkrebs zu erkranken, wenn ● Sie an Leberzirrhose leiden ● Sie an Virushepatitis leiden ● bei Ihnen eine Eisenspeicherkrankheit vorliegt ● bei Ihnen seltene Eiweißmangelzustände (zum Beispiel Alpha-1-Antitrypsinmangel) vorliegen ● Sie bestimmte Giftstoffe aufgenommen haben Risikofaktoren 13 14 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Ein Teil der Leberkrebsfälle ist wahrscheinlich auf die Aufnahme von Giften des Schimmelpilzes, so genannte Aflatoxine, zurückzuführen. Ursache Schimmelpilzgift Diese Giftstoffe sind als krebserregend identifiziert worden. Da die Leber als „Klärwerk“ die Filterfunktion für das vom Darm kommende Blut wahrnimmt, ist sie allen über die Nahrung aufgenommenen krebserregenden Substanzen direkt ausgesetzt. Das erklärt, warum Leberkarzinome vor allem im asiatischen und afrikanischen Raum häufig auftreten: Die Lebensmittel können dort nicht so gut gelagert werden wie in europäischen Ländern und verschimmeln deshalb häufiger. Am häufigsten entsteht Leberkrebs als Folge einer Leberzirrhose. Ursache Alkoholkonsum Der regelmäßige und übermäßige Konsum von Alkohol schädigt die Leberzellen ebenfalls. Er führt zu Entzündungen der Leber, in fortgeschrittenem Stadium zu einer Zerstörung der normalen Leberzellen (Leberzirrhose) und letztendlich zu Leberkrebs. Ursache Hepatitis-Viren Als besonders Risiko-erhöhend hat sich auch die Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus erwiesen. Ein kleiner Teil der Viren schleust seine Erbinformationen in die Erbsubstanz der Leberzellen ein und beeinflusst deren Funktion. Das erklärt das Auftreten von Leberkrebs bei Personen, die mit Hepatitis B infiziert sind. Auch bei der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus ist das Risiko erhöht, an einem Leberkarzinom zu erkranken. Hier wird vermutlich das Erbgut der Zelle bei Entzündungsvorgängen geschädigt. Diese Entzündungen können auch im Rahmen von bestimmten angeborenen Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel der Eisen- KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE speicherkrankheit (Hämochromatose) oder dem Alpha-1Antitrypsinmangel, Leberkrebs hervorrufen. Wahrscheinlich steigt das Risiko deutlich, wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen (etwa die Aufnahme von Aflatoxin und die Infektion mit Hepatitis B oder Hepatitis C und erhöhter Alkoholkonsum). 15 16 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Gallengangkrebs – warum entsteht er? Krebserkrankungen der Galle sind sehr selten. Sie machen nur etwa 1,5 Prozent aller bösartigen Neubildungen aus. Jedes Jahr erkranken in Deutschland nach Angaben des Robert Koch Instituts in Berlin etwa 4.500 Menschen neu. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Prinzipiell können Krebserkrankungen der Gallenwege überall im Gallengangsystem oder in der Gallenblase entstehen. Am häufigsten finden sie sich im Bereich der Leberpforte (siehe Abbildungen Seite 11 und 17). Tumoren der Gallenwege oder der Gallenblase werden meist bei älteren Patienten beobachtet. Risikofaktoren Obwohl die Gründe der Krebsentstehung bisher nicht geklärt sind, haben wissenschaftliche Untersuchungen eine Reihe von Risikofaktoren umfassend belegt, die das Risiko erhöhen, an dieser Krebsart zu erkranken. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE ● ● Sie chronische Infektionen mit Parasiten (zum Beispiel Leber-Egel) haben Sie älter sind Für Sie besteht ein erhöhtes Risiko, an Krebs der Gallenblase zu erkranken, wenn ● Sie älter als 50 Jahre sind ● Sie weiblichen Geschlechts sind ● Sie an einer chronischen Entzündung der Gallenblase leiden und insbesondere dann, wenn die Gallenblasenwand Kalkeinlagerungen aufweist ● Sie sehr große Steine in der Gallenblase haben 1 2a 2b 3 Für Sie besteht ein erhöhtes Risiko, an Krebs des Gallengangs zu erkranken, wenn ● Sie an einer chronischen Entzündung der Gallenwege (primär sklerosierende Cholangitis/ PSC) leiden ● Sie Steine im Gallengang haben ● Sie – zunächst gutartige – Geschwülste (Adenome) oder Zysten im Gallengang haben ● Sie rauchen 5 4 Mögliche Entstehungsorte für Krebserkrankungen der Leber, der Gallenwege und der Gallenblase: (1) in der Leber; (2a/b) im rechten oder linken Lebergallengang; (3) in der Leberpforte; (4) in der Gallenblase; (5) im Gallengang. 17 18 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Vorbeugung (Prävention) und Früherkennung Erhöhter Alkoholkonsum führt zu Leberentzündungen. Die beste und wirksamste Vorbeugung ist also der Verzicht auf Alkohol. Wie zuvor dargestellt, ist die Infektion mit dem HepatitisB-Virus eine der Hauptursachen des Leberkarzinoms. Bei vielen Menschen, die zu den zuvor genannten Hochrisikogruppen gehören, ist die Ausgangssituation jedoch anders. Bei ihnen hat bereits eine Hepatitis B- oder C-Infektion stattgefunden, die Entzündung der Leber lässt sich nicht beeinflussen oder sie haben schon eine fortgeschrittene Krankheit wie zum Beispiel eine Leberzirrhose. Diese Infektion lässt sich durch die Impfung gegen Hepatitis B, wie sie seit einigen Jahren routinemäßig im Rahmen des normalen Impfprogrammes bei Kindern durchgeführt wird, vermeiden. Impfung Besonders gefährdete Erwachsene können sich ebenfalls impfen lassen. Bei medizinischem Personal, Personen mit vielen Sexualpartnern und Drogenabhängigen wird die Impfung empfohlen. Auch Angehörige von Hepatitis-B-Kranken sollten sich durch eine Impfung schützen. Entzündungen vermeiden KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Entzündungsprozesse spielen bei der Entstehung vieler Leberkrebse eine wichtige Rolle. Lässt sich die Ursache der Entzündung direkt bekämpfen, so kann das Risiko, dass später ein Leberkrebs entsteht, gesenkt werden. Dies gilt wahrscheinlich auch für eine Behandlung der Hepatitis-C-Infektion. Hier steht der endgültige Beweis, dass eine solche Therapie die Entstehung eines Leberkarzinoms tatsächlich verhindern kann, allerdings noch aus. Bei der so genannten Eisenspeicherkrankheit kann durch Aderlässe die Eisenmenge im Körper reduziert werden. Auch in diesen Fällen wird die Entzündung vermieden und damit das Krebsrisiko vermindert. 19 Für diese Betroffenen ist die Früherkennung eines entstehenden Tumors von allergrößter Bedeutung. Sie bietet die Chance, kleine Leberkarzinome rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Bei der Früherkennung wird die Leber mit Ultraschall untersucht – ein schmerzloses Untersuchungsverfahren, das mit keinerlei Strahlenbelastung verbunden ist und beliebig oft wiederholt werden kann. Zusätzlich wird eine Blutprobe entnommen, um den so genannten Tumormarker Alpha-Fetoprotein (AFP) zu bestimmen, der bei zwei Drittel der Betroffenen mit einem Leberkarzinom erhöht ist. Durch diese doppelte Sicherung kann man bei entsprechend kurzen Untersuchungsabständen viele Lebertumore frühzeitig erkennen. Wenn Sie also zu einer Hochrisikogruppe gehören, lassen Sie sich regelmäßig untersuchen. Experten empfehlen, dass gefährdete Personen mindestens alle sechs Monate zur Früherkennung gehen sollten. Solange die Lebergeschwülste noch sehr klein sind, stehen zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung – darunter auch die auf Heilung ausgerichteten operativen Verfahren wie die Teilentfernung der Leber und die Übertragung einer fremden Leber (Lebertransplantation). Früherkennung durch Ultraschall und Tumormarker 20 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Wie bei allen Tumoren gilt: Je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser ist die Prognose. Endoskopie Für Krebserkrankungen des Gallengangs gibt es keine echte Früherkennungsuntersuchung – wie etwa die Vorsorge-Darmspiegelung für den Dickdarmkrebs. Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, weil sie zum Beispiel an einer chronischen Entzündung der Gallenwege leiden, können aber mit Hilfe einer endoskopischen Gallenganguntersuchung (ERCP, siehe Seite 31) überwacht werden. Dabei lassen sich auch Gewebeproben entnehmen. Darüber hinaus kann die Bestimmung des Tumormarkers Ca 19-9 aus dem Blut hilfreich sein. Eine genauere Beschreibung der zuvor genannten Untersuchungsverfahren finden Sie im Kapitel „Untersuchungen bei Verdacht (Diagnostik)“ab Seite 24 dieser Broschüre. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 21 Der Körper sendet Alarmsignale Wie zuvor erwähnt, spielt die Früherkennung die wichtigste Rolle im Kampf gegen Krebserkrankungen von Leber und Gallenwegen. Den wichtigsten Beitrag zur frühzeitigen Entdeckung eines Tumors kann jeder Mensch selbst leisten: Achten Sie auf Veränderungen in Ihrem Körper, und gehen Sie zum Arzt, wenn Ihnen irgendetwas verdächtig vorkommt. Wie bei vielen anderen Karzinomen sind die Symptome bei Krebserkrankungen von Leber und Galle zu Beginn der Erkrankung häufig uncharakteristisc h und können auch eine völlig harmlose Ursache haben. Die meisten kleineren Leberkarzinome verursachen sogar keinerlei Symptome. Achten Sie auf die im Folgenden genannten Warnsignale - vor allem wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören. Suchen Sie bei entsprechenden Symptomen auf jeden Fall einen Arzt auf, der die Ursache feststellen kann. Viele Menschen zögern den Besuch beim Arzt aus Angst vor der befürchteten Diagnose hinaus. Je früher jedoch ein Leber- oder Gallentumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Gehen Sie im Zweifelsfall zum Arzt 22 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Anzeichen zwingend notwendig ● anhaltende Bauchschmerzen ● Gelbfärbung der Haut und der Augen ● unerklärlicher Gewichtsverlust, insbesondere Gewichtsabnahme trotz wachsenden Bauchumfangs, was auf eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites) hinweist ● Erbrechen von Blut ● schwarzer, klebriger, übel riechender Stuhl, der wie Teer aussieht (Teerstühle) ● Schwächezustände Diese Warnzeichen bedeuten nicht zwangsläufig, dass Sie Leber- oder Gallengangkrebs haben, sondern sie haben sehr oft eine andere Ursache. Die Anzeichen für eine Krebserkrankung der Gallenwege ergeben sich meistens daraus, dass der Abfluss der Galle in den Zwölffingerdarm behindert ist. Durch den Aufstau der Galle verfärbt sich zunächst der Urin dunkel, dann werden die Augen und die Haut gelb und der Stuhlgang entfärbt sich. Nicht selten tritt quälender Juckreiz auf. Schmerzen im Bereich des rechten Oberbauches, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme werden ebenfalls beobachtet. Ein Arztbesuch ist vor allem bei folgenden Anzeichen zwingend notwendig ● dunkel gefärbter Urin ● Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut der Augen ● entfärbter Stuhl KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE ● ● ● 23 Juckreiz Schmerzen im rechten Oberbauch zunehmender Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit Diese Beschwerden können auch bei anderen, gutartigen Erkrankungen der Gallenwege – zum Beispiel bei Gallensteinen – oder bei entzündlichen Lebererkrankungen auftreten. Die geschilderten Symptome müssen aber in jedem Fall durch einen Arzt abgeklärt werden. Legen Sie bei solchen Anzeichen keinesfalls die Hände in den Schoß, sondern nehmen Sie Ihr Schicksal in die Hand. Oft wird Ihr Arzt feststellen, dass hinter den Beschwerden eine harmlose Ursache steckt. Aber auch wenn als Ursache ein Tumor festgestellt werden sollte: Ärztliche Hilfe kann in frühen Stadien heilen und bei fortgeschrittenem Tumorleiden dazu beitragen, die verbleibende Lebensspanne möglichst erträglich und lebenswert zu gestalten. Gehen Sie im Zweifelsfall zum Arzt 24 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Untersuchungen bei Verdacht (Diagnostik) Keine Angst vor dem Arztbesuch Viele Menschen haben Angst, in eine medizinische „Mühle“ zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dass sie an Krebs erkrankt sein könnten. Deshalb schieben sie den Besuch beim Arzt immer weiter hinaus. So verständlich diese Angst auch ist: Es ist wichtig, dass Sie möglichst bald zum Arzt gehen, denn je früher ein Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungs- und Überlebenschancen. Bei den Untersuchungen werden folgende Fragen geklärt: 1. Haben Sie wirklich einen Tumor? 2. Ist dieser gut- oder bösartig? 3. Welche Krebsart ist es genau? 4. Wo sitzt der Tumor? 5. Wie ist Ihr Allgemeinzustand? 6. Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten? Gibt es Metastasen? 7. Mit welcher Behandlung kann für Sie der beste Erfolg erreicht werden? 8. Welche Behandlung kann Ihnen zugemutet werden? Eine Behandlung lässt sich nur dann sinnvoll planen, wenn vorher genau untersucht worden ist, woran Sie leiden. Dabei haben alle diagnostischen Schritte zwei Ziele: Zum einen sollen sie den Verdacht, dass Sie an Krebs erkrankt sind, bestätigen oder ausräumen. Wenn sich der Ver- KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 25 dacht bestätigt, müssen Ihre behandelnden Ärzte ganz genau feststellen, wo der Tumor sitzt, wie groß er ist, aus welcher Art von Zellen er besteht und ob er vielleicht schon Tochtergeschwülste gebildet hat. Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen notwendig sind, um die Diagnose zu sichern. Meist wird es mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Werden Sie dabei nicht ungeduldig, denn je gründlicher Sie untersucht werden, desto genauer kann die weitere Behandlung auf Sie zugeschnitten werden. Auf den folgenden Seiten beschreiben wir die gängigsten Untersuchungsverfahren und erklären ihre Bedeutung. Die meisten Untersuchungen werden eingesetzt, um sowohl Leber- als auch Gallengangkrebs festzustellen. Sind die Untersuchungen beendet und alle Ergebnisse liegen vor, muss entschieden werden, wie es weitergeht. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, wie sich die Behandlung auf Ihr Leben auswirkt und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen. Die endgültige Entscheidung über Ihre Behandlung werden Sie gemeinsam mit den behandelnden Ärzten treffen. Dabei ist es von Anfang an wichtig, dass sich ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis entwickelt. Fühlen Sie sich allerdings bei Ihrem behandelnden Arzt nicht gut aufgehoben oder möchten Sie, dass ein anderer Arzt die vorgeschlagene Behandlung bestätigt, dann scheuen Sie sich nicht, eine zweite Meinung bei einem anderen (Fach-)Arzt einzuholen. Gründliche Diagnostik braucht Zeit Vertrauensvolles Patienten-ArztVerhältnis 26 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Das Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung Bevor Ihr Arzt Sie untersucht, wird er Sie nach Ihren aktuellen Beschwerden und deren Dauer, nach Vor- und Begleiterkrankungen und eve ntue lle n Risi kof akt oren (siehe Seite 13/16) fragen. Vieleicht machen Sie sich vor dem Arztb esuch schon ein paar Notizen, damit Sie in dem Gespräch auch an alles denken. Schildern Sie Ihrem Arzt all Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen. Selbst Einzelheiten, die Ihnen unwichtig erscheinen, können für Ihren Arzt wichtige Informationen enthalten. Bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung tastet der Arzt den Bauch ab, um die Größe der Organe und ihre Beschaffenheit (hart oder weich) abzuschätzen. Bei der Untersuchung des rechten Oberbauches kann er unter Umständen eine vergrößerte Gallenblase oder auch einen Tumor tasten. Weiterhin wird er kontrollieren, ob sich Flüssigkeit im Bauchraum (Bauchwasser) angesammelt hat. Oft wird er auch den Enddarm austasten, um nach einem Darmkrebs zu suchen, der in die Leber gestreut haben könnte. Besonders aufmerksam wird er darauf achten, ob er an Ihrer Haut oder in Ihren Augen Zeichen findet, die auf Gelbsucht hinweisen. Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Mit der Ultraschalltechnik kann der Arzt in Ihren Bauch (Abdomen) hineinsehen und innere Organe wie Leber, Nieren, Nebennieren, Milz und Lymphknoten betrachten. Manche Veränderungen, die er auf dem Bildschirm erkennen kann, können darauf hinweisen, dass ein Tumor vorhanden ist. Lymphknoten können vergrößert sein, KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE weil sie entzündet sind oder Krebszellen eingewandert sind. Ultraschallaufnahmen zeigen auch diese Veränderungen gut. Die modernen Geräte liefern gute Bilder und können auch kleine Tumoren gut darstellen. Allerdings können die Ultraschallwellen zum Beispiel Luft im Darm nich t dur chdri ngen. Desha lb ist es besser, wenn Sie am Tag vor der Untersuchung auf blähende Speis en verzichten. Trinken Sie am Tag der Untersuchung auch keine Getränke mit Kohlensäure. Dann stoßen die Ultraschallwellen nicht auf eine „Wand“ aus Luft, sondern reichen problemlos bis zu den Organen heran. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie nüchtern zur Untersuchung kommen sollen. Bei der Unter suchung liegen Sie entspan nt auf dem Rücken, während der Arzt mit einer Ultraschallsonde den Bauch abfährt und die Organe auf dem Bildschirm des Ultraschallgerätes beurteilt. Die Ultraschalluntersuchung hat den Vorteil, dass sie vollkommen risikolos und schmerzfrei ist und den Patienten nicht mit Strahlen belastet. Computertomographie (CT) Die Computertomographi e ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, die sämtliche inneren Organe im Bauchund Brustraum darstellen kann. Bei dem Verfahren wird ein Röntgenstrahl in einem Kreis um den liegenden Patienten herumgeführt, und aus den empfangenen Röntgensignalen werden dann durch komplizierte Rechenverfahren Schnittbilder hergestellt. Anders als das normale Röntgenbild zeigen sie den Körper im Querschnitt und informieren über Sitz und Größe eines Tumors. 27 28 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Im Vergleich zur Ultraschalluntersuchung hat die Computertomographie den Vorteil, dass sie auch lufthaltige Organe darstellen kann – etwa die Lunge oder die Leber, wenn sich viel Luft im Darm befindet. Durch Kontrastmittel kann der Arzt aus dem Verhalten des Tumors Rückschlüsse auf die Art der Geschwulst ziehen. Bei der Computertomographie liegen Sie auf einer beweglichen Liege, auf der Sie in den Computertomographen hineinfahren. Während der Aufnahmen müssen Sie mehrfach jeweils für einige Sekunden die Luft anhalten. Die Computertomographie wird oft als „Röhrenuntersuchung“ bezeichnet, obwohl die heutigen Computertomographen eher dünne Ringe als Röhren darstellen. Durch diesen Fortschritt können auch Menschen mit Platzangst meist problemlos untersucht werden. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Wie bei der Ultraschalluntersuchung kann auch bei der Computertomographie unter „Sicht“ eine Probe aus dem Tumor entnommen oder eine lokale Therapie verabreicht werden. Bildgebende Verfahren im Vergleich ERCP: Das Kontrastmittel macht es deutlich: hochgradig Enge im Bereich der Leberpforte (Pfeil) sowie ein erweitertes rechtsseitiges Gangsystem. Der linksseitige Anteil des Gallengangsystems, der innerhalb der Leber liegt, stellt sich nicht dar. Kernspintomographie (MRT) Die Kernspintomographie (auch Magnet-Resonanz-Tomographie, MRT, genannt) ist ein auf Magnetwirkung beruhendes Untersuchungsverfahren. Durch Anlegen und Lösen starker Magnetfelder werden Signale des Gewebes hervorgerufen, die je nach Gewebeart unterschiedlich ausgeprägt sind. Die Verarbeitung dieser Signale ergibt Schnittbilder mit einer sehr hohen Auflösung. Auch bei diesem Verfahren kann Kontrastmittel gegeben werden, um die Diagnose des Tumors weiter zu verfeinern. Derzeit ist die Kernspintomographie die genaueste Methode, um kleine Leberkarzinome und Tumoren der Gallenwege aufzuspüren. Gerade bei Letzteren liefert sie sehr detail- 29 MRCP (Kernspintomographie) vom selben Patienten: Hier ist das gesamte Gangsystem erweitert erkennbar. 30 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Spiegelung der Gallenwege (endoskopisch retrograde Cholangiographie, ERCP) Bei der Spiegelung der Gallenwege schiebt der Arzt einen dünnen, weichen und biegsamen Schlauch (Endoskop) vorsichtig durch den Mund, die Speiseröhre und den Magen bis in den Zwölffingerdarm. In diesem Schlauch steckt ein optisches System („Spiegel“), das mit einer Lichtquelle verbunden ist. Durch das Endoskop kann der Arzt die Gallenwege wie mit einer Lupe systematisch nach verdächtigen Stellen absuchen und diese beurteilen. Kernspintomographie: In der selben Untersuchung können auch Querschnitte hergestellt werden. Im Bereich der Leberpforte wird die relativ kleine Krebsgeschwulst erkennbar. lierte Bilder sowohl der Gallenwege als auch der sie umgebenden Strukturen und Gefäße. Der Vorteil daran ist, dass der Arzt so in einer einzigen Untersuchung Informationen über den Tumor selbst und über dessen Ausdehnung und Lagebeziehung zu den Gallenwegen und Gefäßen erhält. Somit ist die MRT vor allem im Hinblick auf die Möglichkeit einer Operation ein wichtiges Verfahren. Nicht für jeden geeignet Auch diese Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Allerdings „fährt“ der Betroffene bei dieser Untersuchungsmethode langsam in einen relativ engen Tunnel, was manche Menschen als beklemmend empfinden. Weil starke Magnetfelder erzeugt werden, dürfen Sie keine Metallgegenstände mit in den Untersuchungsraums nehmen. Bei Menschen mit Herzschrittmacher oder Metallimplantaten (zum Beispiel künstlichen Hüftgelenken) kann die Kernspintomographie nur im Einzelfall erfolgen. Für diese Untersuchung müssen Sie nüchtern sein, das heißt Sie dürfen vorher nichts essen oder trinken. Sollten Sie regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, dürfen Sie diese allerdings mit etwas Wasser einnehmen. Unmittelbar vor der Untersuchung wird Ihr Rachen mit einem örtlichen (lokalen) Betäubungsmittel eingesprüht, so dass Sie keinen Würgereiz bekommen, wenn der Schlauch eingeführt wird. In der Regel können Sie ein Beruhigungsmittel erhalten, das Ihnen intravenös gespritzt wird. Dieses Mittel sorgt dann dafür, dass Sie bei der Untersuchung entspannt sind und keine Schmerzen haben. Hat der Schlauch den Zwölffingerdarm erreicht, wird die Mündung des Gallengangs untersucht. Nach Einspritzen von Kontrastmittel macht der Arzt eine Röntgenaufnahme der Gallenwege. Mit einer winzigen Kamera lassen sich auch die Gallenwege spiegeln (Cholangioskopie). Nüchtern zur Untersuchung 31 32 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Wenn Sie möchten, können Sie vor der Untersuchung ein Beruhi gungsmi ttel bekommen, das Sie in eine Art Dämmerschl af versetzt. Allerdings dürfen Sie danach nicht Auto fahren. Vor der eigentlichen Darmspiegelung tastet der Arzt den Mastdarm mit dem Finger aus. Dann führt er vorsichtig einen biegsamen Schlauch (Endoskop) mit Lichtquelle und Lupe durch den After in den Dickdarm und schiebt ihn langsam vor bis zum Dünndarm. Luft, die vorsichtig in den Darm geblasen wird, sorgt dafür, dass die Darmwände ringsum gut einsehbar sind. Die eigentliche Kontrolle des Darmes erfolgt, wenn der Arzt den Schlauch langsam zurückzieht: Über den beweglichen Kopf des Endoskopes lässt sich die komplette Darmschleimhaut auf einem Bildschirm betrachten. Mit einer kleinen Zange, die der Arzt über einen Kanal im Inneren des Schlauches vorschiebt, kann er gleichzeitig Gewebeproben (Biopsien) aus dem Gallengang entnehmen, falls dies notwendig erscheint. Diese Gewebeproben untersucht ein Gewebespezialist (Pathologe) unter dem Mikroskop feingeweblich (histologisch). Bei Bedarf kann über das Endoskop auch eine Gallengangdrainage (siehe dazu auch Seite 57) gelegt werden, die den normalen Gallefluss in den Zwölffingerdarm wiederherstellt. Darmspiegelung (Koloskopie) Auch die Darmspiegelung erfolgt über einen biegsamen Schlauch (Endoskop). Voraussetzung ist eine gründliche Darmreinig ung. Deshalb müssen Sie am Tag vor der Untersuchung ein Abführmittel einnehmen und sehr viel trinken. Diese Vorbereitung ist zwar etwas unangenehm, aber notwendig: Nur wenn der Darm „sauber“ ist, kann er gut ausgeleuchtet und beurteilt werden. Während dieser Untersuchung lässt sich auch verdächtiges Gewebe (Biopsie) entnehmen. Mit einer kle ine n Zange kann der Arzt – für den Patienten schmerzfrei – ein etwa stecknad elkopfgroßes Gewebeteil fassen. Ein Facharzt für Gewebeuntersuchungen (Pathologe) beurteilt dieses anschließend unter dem Mikroskop. Die Darmspiegelung soll ausschließen, dass es sich bei der Erkranku ng um Tocht ergeschw ülste in der Leber handelt, die von einem Darmkrebs ausgehe n. Das ist wichtig, denn Darmkrebs wird anders behandelt und tritt deutlich häufiger auf als Gallenwegs- oder Gallenblasenkrebs. Röntgendarstellung der Gefäße (Angiographie) Gefäße lassen sich mit Röntgenaufnahmen darstellen. Diese Untersuchung erfolgt aber nur in Ausnahmefällen, zum Beispi el wenn vor einer Oper ati on genau fest gestellt werden muss, wie die Gefäßversorgung in der 33 34 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Leber ist. Hierbei wird in der Leiste eine Schlagader punktiert und von dort ein dünner Schlauch (Katheter) so weit vorgeschoben, bis er die Gefäße, die die Leber versorgen, erreicht hat. Ein Kontrastmittel hilft dabei, die Gefäße darzustellen. Gewebeentnahme (Biopsie) Es kann vorkommen, dass alle bildgebenden Verfahren nicht zweifelsfrei ergeben, ob wirklich eine Krebserkrankung vorliegt. Dann muss eine Gewebeprobe Gewissheit bringen. Der Arzt entnimmt das Gewebe mit einer Punktionsnadel, die er unter örtlicher (lokaler) Betäubung durch die Bauchwand sticht. Die Leber selbst ist nicht schmerzempfindlich, da dort keine Nerven anzutreffen sind. Damit der Arzt die richtige Stelle trifft, erfolgt der Eingriff „unter Sicht“: das bedeutet, dass der Arzt den Weg der Nadel auf dem Bildschirm verfolgen kann. Meist kommt dabei Ultraschall oder Computertomographie zum Einsatz. Der Pathologe, der die Gewebeprobe bekommt, begutachtet sie unter dem Mikroskop und kann dann die Diagnose stellen. Die Biopsie ist ein wichtiges Untersuchungsverfahren. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass bei der Entnahme Tumorzellen „ausgeschwemmt“ werden, die dann Metastasen bilden. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Blutuntersuchungen Ihr Blut ist eine wichtige „Informationsquelle“: Es gibt zum Beispiel Auskunft über Ihren Allgemeinzustand und über die Funktion einzelner Organe. Diese Informationen braucht der behandelnde Arzt unter anderem, um die Narkose für die Operation vorzubereiten. Vor allem können die Ergebnisse der Blutanalyse auf ein Leberkarzinom hinweisen sowie Auskunft über die Leberfunktion geben. Auch wie stark sich Galle aufgestaut hat und ob dadurch zum Beispiel die Blutgerinnung herabgesetzt ist, lässt sich durch Bluttests herausfinden. Außerdem lassen sich im Blut so genannte Tumormarker bestimmen. Sie können eine wichtige Information sein, wenn es darum geht, einen bösartigen Tumor zu entlarven. Tumormarker sind Stoffe, welche die Tumorzellen selbst bilden. Aber – und das ist das Problem – nicht alle Krebs-Patienten haben erhöhte Tumormarker. Umgekehrt haben manchmal auch Menschen ohne Tumorerkrankung erhöhte Werte. Um eine sichere Diagnose zu stellen, reicht es also nicht aus, nur die Tumormarker zu untersuchen. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Leberzirrhose. Auch wenn sie so heißen sind Tumormarker also keine zuverlässigen „Marker“, die eine Krebserkrankung eindeutig nachweisen. Finden sich erhöhte Werte, ergänzen sie die anderen Untersuchungsergebnisse. Sind die Werte nicht erhöht, bedeutet es nicht, dass keine Krebserkrankung vorliegt. So kann zum Beispiel die Bestimmung des Tumormarkers Alpha-Fetoprotein (AFP) auf ein Leberkarzinom hinweisen. Dieser Blutwert ist bei zwei Drittel der Betroffenen mit Leberkrebs erhöht. In diesen Fällen weist die Tumormarker 35 36 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Höhe des Alpha-Fetoproteins darauf hin, wie groß der Tumor ist. Bei Krebserkrankungen der Gallenwege bestimmt man zum Beispiel das Cancer-Antigen 19-9 (Ca 19-9). Leberfunktion Darüber hinaus geben Blutuntersuchungen Auskunft darüber, wie gut die Leber funktioniert. So lässt sich die Menge körpereigener Abbauprodukte (zum Beispiel Bilirubin) bestimmen, welche die Leber normalerweise aus dem Blut entfernt. Auch Eiweißstoffe, die die Leber erzeugt und ins Blut abgibt, können gemessen werden (etwa Albumin oder Gerinnungsfaktoren). Weichen diese Werte nach oben oder unten von den Normalwerten ab, kann der Arzt daraus Rückschlüsse auf die Leberfunktion ziehen. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 37 Diagnose Krebs – wie geht es weiter? Wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut, kommt meistens nichts Gutes dabei heraus. Genauso ist es, wenn mehrere Ärzte und Therapeuten einen Kranken behandeln und einer nichts vom anderen weiß. In der ersten Behandlungsphase werden Sie von einer ganzen Reihe von Ärzten betreut, denn bei einer Krebserkrankung müssen verschiedene Spezialisten Hand in Hand zusammenarbeiten. Dazu kommen das Pflegepersonal, vielleicht auch Psychologen, Sozialarbeiter oder Seelsorger. Nicht zuletzt werden Ihnen Ihre Familie und Ihr Freundeskreis helfend und unterstützend zur Seite stehen. Spezialisten arbeiten zusammen Am besten suchen Sie sich aus dem Kreis der Ärzte einen heraus, zu dem Sie das meiste Vertrauen haben und mit dem Sie alles, was Sie bewegt und belastet, besprechen können. Dazu gehören auch die Entscheidungen über die verschiedenen Behandlungsschritte. Lassen Sie sich die einzelnen Behandlungsschritte genau erklären und fragen Sie auch, ob es andere Möglichkeiten dazu gibt. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie nach, bis Ihnen alles klar ist. Alle an der Behandlung beteiligten Ärzte werden dann gemeinsam mit Ihnen die für Sie am besten geeignete Behandlungsstrategie festsetzen. Sollten Sie Zweifel haben oder eine Bestätigung suchen, holen Sie von einem anderen Arzt eine zweite Meinung ein. Fragen Sie nach, bis Sie alles verstanden haben 38 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Ihre Rechte als Patient Denn „Patienten haben ein Recht auf detaillierte Information und Beratung, sichere, sorgfältige und qualifizierte Behandlung und angemessene Beteiligung“, heißt es in dem Dokument „Patientenrechte in Deutschland heute“, das die Konferenz der Gesundheitsminis ter 1999 veröffentlicht hat. Je besser Sie informiert und aufgeklärt sind, desto besser verstehen Sie, was mit Ihnen geschieht. Umso mehr können Sie zum Partner des Arztes werden und aktiv an Ihrer Genesung mitarbeiten. Ihre Rechte als Patient – so sehen sie aus Sie haben Anspruch auf: ● angemessene und qualifizierte Versorgung ● Selbstbestimmung ● Aufklärung und Beratung ● eine zweite ärztliche Meinung (second opinion) ● Vertraulichkeit ● freie Arztwahl ● Dokumentation und Schadenersatz Informationen im Internet Weitere Informationen zum Thema Patientenrechte finden Sie im Internet. Die Bundesärztekammer veröffentlicht unter www.bundesaerztekammer.de die „Rechte des Patienten“. Die „Patiente nrechte in Deutschland“ der Gesund hei tsm inist er-Konfe renz finden Sie unter www.bmj.de/media/archive/1025.pdf. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt auch darüber, wie sich die einzelnen Therapiemöglichkeiten auf Ihre Lebensqualität auswirken, also auf Ihren körperlichen Zustand, wichtiger aber noch auf Ihr seelisches Wohlbefinden. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Die Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen leider oft dazu, dass für Gespräche zwischen Arzt, Patient und Angehörigen zu wenig Zeit bleibt. Setzen Sie sich energisch durch: Wenn sich Ihr Arzt nicht genug Zeit für Sie nimmt, fragen Sie ihn, wann Sie ein ausführlicheres Gespräch mit ihm führen können. Oft ist dies möglich, wenn der Termin zu einer anderen Uhrzeit stattfindet, etwa am Ende der Praxiszeit. Wertvolle Tipps für ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis finden Sie in der Broschüre „TEAM WORK – Krebs-Patienten und Ärzte als Partner – Die blauen Ratgeber 43“ der Deutsc hen Krebshilfe (Bes tella dres se Seite 78). 39 40 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Klassifikation des Tumors Genauer „Steckbrief“ des Tumors Der Körper eines Menschen besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Geweben und Zellen. Dementsprechend unterschiedlich fällt auch das bösartige Wachstum einer Krebsgeschwulst aus. Es gibt nicht nur eine Form von Krebs, sondern viele verschiedene Arten. Im Laufe der im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Diagnostik stellen die Ärzte sozusagen den „Steckbrief“ des Tumors zusammen: zu welchem Zelltyp der Krebs gehört, wie bösartig er ist, wie schnell er wächst und wie weit er sich im Körper ausgebreitet hat. Für den Verlauf Ihrer Erkrankung und für Ihre Behandlung ist es sehr wichtig zu wissen, um welche Art von Krebs es sich bei Ihnen handelt. Ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten Behandlungsmethode ist die Feststellung, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat. Fachleute verwenden dafür den Begriff Stadieneinteilung oder Staging. Stadieneinteilung des Leberkarzinoms Stadieneinteilung bezieht Leberfunktion ein Im Gegensatz zu anderen Tumoren zeichnen sich Krebserkrankungen der Leber dadurch aus, dass sie erst spät Tochtergeschwülste (Metastasen) in die Lymphknoten sowie in andere Organe absiedeln. Die Vorhersage, wie der weitere Krankheitsverlauf sein kann (Prognose), wird vielmehr durch die Leberfunktion beeinflusst, die bei Betroffenen mit Leberzellkrebs oft aufgrund der bereits bestehenden Lebererkrankung eingeschränkt ist. Aus diesem Grund wird die Stadieneinteilung nach OKUDA be- KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE nutzt, die auch die Leberfunktion widerspiegelt. Diese Stadieneinteilung ist klar mit der Prognose des Patienten verknüpft: Je höher die Punktzahl, desto ungünstiger die Prognose. OKUDA-Klassifikation Tumorgröße: 1 Punkt, wenn über 50 Prozent der Leber durch den Tumor eingenommen wird Vorhandensein des Bauchwassers: 1 Punkt, falls Bauchwasser vorliegt Bilirubin: 1 Punkt, falls die Bilirubin-Konzentration über 3 mg/dl ist Albumin: 1 Punkt, falls die Albumin-Konzentration unter 3 g/dl ist Die Punkte werden zusammengezählt 0 Punkte: Stadium I 1 - 2 Punkte: Stadium II 3 - 4 Punkte: Stadium III Stadieneinteilung bei Gallengangkarzinomen Für die Stadieneinteilung bei Krebserkrankungen der Gallenwege sind hauptsächlich drei Gesichtspunkte maßgebend: T für die Größe des Tumors, N für die Zahl und Lokalisation der befallenen Lymphknoten, M für Auftreten und Lokalisation von Fernmetastasen in andere Organe. Man verwendet deshalb auch den Begriff TNM-Klassifikation. 41 42 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Lage des Tumors wichtig KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Da für eine Operation auch wichtig ist, wie der Tumor liegt (zum Beispiel im Verhältnis zur Leberpforte), werden zentrale Gallengangkarzinome auch nach der BismuthKlassifikation eingeteilt. Grundsätzlich ist ein kleiner Tumor (T1), der benachbarte Organe nicht beeinträchtigt und der sich nicht schon in die Lymphknoten ausgebreitet oder Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat, besser zu behandeln. Tumorklassifikation nach Bismuth Typ I Der Tumor beschränkt sich auf den Ductus hepaticus communis. Typ II Der Tumor betrifft auch die Hepaticusgabel jedoch nicht die sekundäre Aufzweigung rechts und links. Typ III Der Tumor reicht auf einer Seite bis an die Segmentabgänge. Typ IV Die sekundären Segmentabgänge sind beide betroffen. Typ I Typ III a Typ II Typ IIIb Die Therapie von Leber- und Gallengangkrebs Wenn zweifelsfrei feststeht, dass Sie Leber- oder Gallenkrebs haben, werden Sie mit Ihrem Arzt ausführlich sprechen: über das genaue Ergebnis der Untersuchungen, über Ihre Behandlung und über ihre Heilungschancen (Prognose). Dieses Gespräch sollte in Ruhe und ohne Zeitdruck stattfinden. Lassen Sie sich genau erklären, welche Behandlungsschritte Ihr Arzt für sinnvoll und am besten geeignet hält. Wenn Sie sich mit der vorgeschlagenen Behandlung unwohl fühlen, fragen Sie ihn, ob es auch andere Möglichkeiten gibt. Bismuth-Klassifikation (bildliche Darstellung) Gespräch ohne Zeitdruck Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Arzt verstehen und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Lassen Sie sich unbekannte Fremdwörter erklären. Viele Ärzte bemerken oft nicht, dass sie Fachwörter benutzen, die Sie nicht kennen. Prüfen Sie in Ruhe, ob der Arzt Ihre Fragen beantwortet hat und ob Sie die Antworten des Arztes verstanden haben. Wenn Sie möchten, nehmen Sie einen Familienangehörigen, einen Freund oder eine Freundin zu dem Gespräch mit. Bei einem Nachgespräch zeigt sich häufig, dass vier Ohren mehr gehört haben als zwei. Damit Sie sich nicht alles merken müssen, können Sie sich die wichtigsten Antworten des Arztes auch aufschreiben. Typ IV 43 Jede Behandlung hat zum Ziel, den Tumor – und wenn Tochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese – vollständig zu entfernen oder zu vernichten, so dass eine Nehmen Sie jemanden zu dem Gespräch mit 44 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE dauerhafte Heilung möglich ist. Eine solche Behandlung heißt kurative Therapie. Lässt sich dieses Ziel nicht erreichen, versucht man, den Tumor möglichst lange „in Schach zu halten“. Dies gelingt beim Leberkarzinom recht gut, da – wie oben beschrieben – der Tumor oft erst spät Zellen in Lymphknoten oder anderen Organen absiedelt. Raucher-Hotline KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 45 fall zu vermeiden, geht es dabei um Fortschritte, schwierige Situationen sowie Entzugssymptome. Sie erreichen dieses Rauchertelefon: Telefon: 0 62 21 / 42 42 24 (Mo bis Fr von 14 - 18 Uhr) Internet: www.tabakkontrolle.de Wenn eine Krebserkrankung der Leber oder des Gallengangs nicht behandelt wird, breitet sie sich aus, streut im Körper Tochtergeschwülste, und führt früher oder später zum Tod. Die Therapie von Leberkrebs Übrigens: Bei Rauchern ist der Körper schlechter durchblutet als bei Nichtrauchern. Bei krebskranken Menschen, die weiter rauchen, führt das zum Beispiel dazu, dass eine Chemo- oder Strahlentherapie weniger gut wirkt. Deshalb raten wir Betroffenen dringend: Hören Sie auf zu rauchen. Wenn Sie es allein nicht schaffen, lassen Sie sich von der Raucher-Hotline der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums helfen. Die Operation bietet derzeit wahrscheinlich die einzige Aussicht auf eine komplette Heilung. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, den Tumor zu entfernen: Entweder wird die Leber teilweise entfernt (Leberteilresektion, Hepatektomie), und zwar der Teil, in dem sich der Tumor befindet zusammen mit einem Rand gesunden Lebergewebes. Oder die Leber wird komplett herausgenommen, und der Betroffene erhält anschließend eine Spenderleber (Lebertransplantation). Im Folgenden beschreiben wir Ihnen beide Möglichkeiten ausführlicher. Krebskranke und deren Angehörige, die mit dem Rauchen aufhören möchten, aber es allein nicht schaffen, können werktags zwischen 14 und 18 Uhr die RaucherHotline der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums anrufen. Dort können sie sich zwischen zwei Möglichkeiten der telefonischen Beratung entscheiden. Entweder für ein einmaliges Gespräch: dabei geht es zum Beispiel um die Vorgeschichte des Anrufers (Anamnese), um seine Beweggründe, es können konkrete Maßnahmen zum Rauchstopp geplant und Durchhaltemöglichkeiten besprochen werden. Oder wer möchte, kann Folgeanrufe vereinbaren: Um einen Rück- Teilentfernung der Leber (Leberteilresektion) Hierbei wird der Tumor zusammen mit einem Rand gesunden Lebergewebes entfernt. Dabei unterscheidet der Fachmann zwischen der so genannten anatomiegerechten und der atypischen Resektion. Bei der anatomiegerechten Resektion wird entweder die linke oder die rechte Leberhälfte, die nicht genau mit der Größe der Leberlappen übereinstimmt, sondern sich nach der Blutversorgung richtet, entfernt (Hemihepatektomie). Nimmt der Chirurg die linke Leberhälfte heraus, entfernt er mehr als nur den linken Leberlappen. Entsprechend verbleibt bei der Entfernung der rechten Leberhälfte mehr Gewebe Die Operation Leberentfernung ganz oder teilweise 46 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE als nur der linke Leberlappen. Wie zuvor erwähnt, wird bei einer solchen Operation auch immer gesundes Gewebe mit entfernt. Wenn es erforderlich ist, kann der Arzt sogar bis zu 85 Prozent des Lebergewebes herausnehmen. Eine normale Leber kann diesen Gewebeverlust überstehen und ihre Aufgaben trotz allem noch ausreichend erfüllen. Operation bei beeinträchtigter Leberfunktion Pfortader-Hochdruck Ist die Leberfunktion aber ohnehin schon beeinträchtigt, wie dies zum Beispiel bei der Zirrhose der Fall ist, besteht die Gefahr, dass nach der Operation das verbleibende Lebergewebe nicht mehr ausreicht, um den Körper zu entgiften. Im Extremfall stirbt der Betroffene dann an Leberversagen. Deswegen ist man bei einer Leberzirrhose mit dieser Operation sehr vorsichtig. Um den Verlust an Lebergewebe bei diesen Kranken so gering wie möglich zu halten, kann der Arzt die so genannte atypische Resektion vornehmen: Dabei schält er den Tumor nur mit einem möglichst kleinen Rand normalen Lebergewebes aus dem Organ heraus. Allerdings darf auch bei einer solchen Tumoraussch älung die Leberfu nktion nicht zu schl echt sein. Viele Chirurgen schließen deshalb bei einem fortgeschrittenen Zirrhosestadium eine Teilentfernung der Leber aus. Auch bei einer anderen Erkrankung ist diese Operation se hr gef ähr lich: beim Pf ort ader -Hochd ru ck (po rtale Hypertension). Dabei staut sich durch den Umbau des Lebergewebes das Blut und erhöht den Druck in den die Leber versorgenden Gefäßen. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung (Stadi um OKUD A II – III, vergl eich e Seit e 41) ist die Leberfunktion meist deutlich eingeschränkt und/oder der Tumor entsprechend ausgedehnt, so dass eine Leberteilentfernung oft nicht ratsam ist. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Darüber hinaus besteht bei der Leberteilresektion auch die Gefahr, dass der Tumor wieder auftritt (Rezidiv). Ursache hierfür können mikroskopisch kleine Tumoranteile sein, die bei der Operation nicht erkennbar waren und in der Leber verblieben sind. Oder es entsteht an einer anderen Stelle der restlichen Leber eine neue Geschwulst. Übertragung einer Spenderleber (Lebertransplantation) Bei diesem Eingriff entfernt der Operateur die ganze Leber mitsamt dem Tumor und ersetzt sie durch eine gesunde Spenderleber. Die Lebertransplantation ist insbesondere bei Betroffenen im OKUDA Stadium I (siehe Seite 41) geeignet. Dies gilt vor allem, wenn eine Leberzirrhose mit Pfortader-Hochdruck vorlieg t, da durch die Tran spla nta tio n die Leberzirrh ose gleich mit beh obe n wird. Bei diesen Patienten ist von einem guten Langzeitergebnis auszugehen. Eine Lebertransplantation ist für den Betroffenen sehr anstrengend und fordert seinen Körper stark. Deshalb sollte der Kranke in einem guten Allgemeinzustand sein und wenig andere Begleiterkrankungen haben. Da mit steigendem Alter häufiger Komplikationen auftreten, müssen Chancen und Risiken einer Transplantation bei alten Menschen gründlich gegeneinander abgewogen werden. Guter Allgemeinzustand wichtig Das größte Risiko bei einer Lebertransplantation besteht darin, dass das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) des Betroffenen über Jahre hinweg durch Medikamente gehemmt werden muss, damit der Körper das fremde Organ nicht abstößt. Diese Medikamente schwächen allerdings auch die Abwehrkraft gegenüber Infektionen und verbliebenen Tumorze lle n, so dass selbs t harmlose Infe ktionen sehr schwer verlaufen und mitunter lebensbedrohlich werden Erhöhte Infektionsgefahr 47 48 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE können. Darüber hinaus können die Medikamente zu einer Zuckerkrankheit (Diabetes) führen, so dass der Betroffene Insulin spritzen muss. Man ist daher mit der Lebertransplantation beim Leberzellkarzinom sehr zurückhaltend. Die Gefahr, dass erneut eine Geschwulst im Körper wächst, besteht dann, wenn kleine Tumorzellen außerhalb der Leber zurückgeblieben sind. Dies kann bei großen und aus mehreren Knoten bestehenden Tumoren der Fall sein. Lokale Tumorkontrolle Metastasen selten Tumor zerstören Ist es nicht möglich, den Tumor zu entfernen und die Erkrankung zu heilen, ist es wichtig, den Krebs „in Schach zu halten“ (lokale Tumorkontrolle). Wie bereits erwähnt, sind die Möglichkeiten dafür beim Leberkarzinom sehr gut. Da im Regelfall nur selten und spät Absiedlungen des Tumors auftreten, können Betroffene durch eine gute lokale Tumorkontrolle lange und gut mit ihrer Erkrankung leben. Oberstes Ziel ist dabei, das Wachstum des Tumors zu bremsen beziehungsweise die Geschwulst zu zerstören. Hierfür gibt es verschiedene Techniken: Es kann ein Verödungsmittel in das bösartige Gewebe hineingespritzt werden, der Tumor lässt sich durch Wärme veröden, man kann verhindern, dass er weiterhin mit Blut versorgt wird oder ihn mit Strahlen behandeln. In den folgenden Abschnitten erläutern wir Ihnen die verschiedenen Verfahren genauer. Verödung des Tumors (perkutane Äthanolinstillation) Die perkutane Äthanolinstillation (PEI) ist heute ein Standardverfahren zur Tumorverödung. Hierbei wird durch die KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Bauchdecke hochprozentiger Alkohol direkt in den Tumor gespritzt und dieser so verödet. Damit der Arzt die Geschwulst richtig trifft, kontrolliert er die Position der Nadel mit Ultraschall. Je nach Größe des Tumors erfolgt die Verödung in einer oder in mehreren Sitzungen. Wenn sehr viele Knoten behandelt werden müssen, kann dies auch in Narkose geschehen. Spritze durch die Bauchdecke Da die Leber keine Nerven enthält, brauchen Sie nicht zu befürchten, dass die Einstiche in das Organ schmerzhaft sind. Damit Sie den Einstich der Nadel durch die Bauchwand nicht spüren, bekommen Sie eine örtliche Betäubung. Manchmal kann es jedoch passieren, dass nach Herausziehen der Nadel ein Tröpfchen des Verödungsmittels durch den Stichkanal austritt und das Bauchfell reizt. In diesem Fall können Schmerzen auftreten, die sich aber durch wirksame Schmerzmittel sehr gut ausschalten lassen. Die Verödung kann mit anderen Verfahren der lokalen Tumorkontrolle wie zum Beispiel dem Gefäßverschluss kombiniert werden. Ob die Verödung erfolgreich war, lässt sich durch eine Ultraschalluntersuchung mit Kontrastmitteln überprüfen. Wärmebehandlungen Für die Verödung des Tumors durch Wärme gibt es zwei verschiedene Verfahren. Bei der Radiofrequenz-Thermoablation (RFTA) führt der Arzt eine Hochfrequenzsonde durch die Haut direkt in den Tumor ein. Wird Energie abgegeben, heizt sich die Sondenspitze auf und der Tumor wird „verkocht“. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Hitze in den Tumorzellen auf andere Weise zu erzeugen – zum Beispiel durch Einleiten heißer Kochsalzlösung. Verschiedene Verfahren 49 50 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 51 Auch bei der RFTA erfolgt die Einführung der Sonde Ultraschall- oder Computertomogramm-gesteuert unter örtlicher Betäubung und damit für Sie schmerzlos. Die Verödung des Tumors ist gleichfalls schmerzfrei, da – wie erwähnt – die Leber keine schmerzleitenden Nerven enthält. Eine anschließende Kontrolle (Ultraschall-Kontrastmitteluntersuchung oder Computertomogramm) gibt Aufschluss über den Erfolg. schlagader erreicht hat, die den Tumor versorgen. Dann spritzt er ein Gemisch aus verschiedenen Medikamenten an diese Stelle: Mittel, die die Gefäße verschließen, Kontrastmittel und Zellgifte (Zytostatika), welche die Krebszellen vernichten sollen. Auf diese Weise greifen die Medikamente den Tumor zweifach an: Einerseits unterbinden sie seine Blutversorgung, andererseits reichern sich die Zellgifte in den Tumorzellen an und zerstören sie. Tumor wird „ausgehungert” und durch Zellgifte zerstört Das deutlich seltener angewendete Verfahren, die Laserinduzierte Thermotherapie (LITT) funktioniert ähnlich wie die beiden bereits beschriebenen Verödungsmethoden. In diesem Fall wird die Wärme im Tumor durch Laserstrahlen erzeugt. Als bildgebendes Kontrollverfahren kommt hierbei meist die Kernspintomographie zum Einsatz. Allerdings wird diese Technik bisher nur wenig angewendet. Bei dieser Behandlung können allerdings unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören Schmerzen im Oberbauch, Fieber und Übelkeit. Diese Symptome können aber recht gut behandelt werden und verschwinden nach Abschluss der Behandlung wieder. Nebenwirkungen Gefäßverschluss (Embolisation) Die Leber ist ein sehr stark durchblutetes Organ und wird durch zwei Gefäßsysteme versorgt. Zum einen gelangt Blut durch die Leberschlagader (Leberarterie) in die Leber, zum anderen bestreitet die Pfortader einen großen Teil der Durchblutung des gesunden Lebergewebes. Dagegen wird der Tumor praktisch nur durch Äste der Leberschlagader mit Blut versorgt. Diese Eigenschaft macht sich die so genannte transarterielle Chemo-Embolisation (TACE) zu nutze. Dabei werden die SchlagaderÄste, die den Tumor mit Blut versorgen, verstopft. Die Krebszellen sterben ab, die Geschwulst verkleinert sich. Um die erforderlichen Substanzen an die richtige Stelle zu transportieren, benötigt der Arzt Zugang zu einer Schlagader. Meist wird die Leistenschlagader benutzt. Unter örtlicher Betäubung führt der Arzt einen dünnen Schlauch (Katheter) in die Ader ein und schiebt diesen unter Röntgenkontrolle soweit vor, bis er die Äste der Leber- Voraussetzung für die Chemo-Embolisation ist jedoch, dass sowohl die Leberarterie als auch die Pfortader offen sind. Ist die Pfortader aus irgendeinem Grund verschlossen, darf die Methode nicht durchgeführt werden. Die Blutversorgung der Leber könnte vollkommen ausfallen, und ein rascher Tod des Betroffenen wäre unweigerlich die Folge. Lipiocistherapie Es gibt bestimmte Kontrastmittel, die sich im Leberkrebsgewebe anreichern. Eins dieser Kontrastmittel heißt Lipiodol. Belädt man das Lipiodol mit radioaktiven Teilchen und spritzt es in die Leberarterie, dann sammelt es sich im Tumor an. Die Folge: Die radioaktive Strahlung tötet Tumorzellen ab, die Geschwulst verkleinert sich. Gelegentlich treten bei der Behandlung Schmerzen im Oberbauch, Fieber und Übelkeit auf. Im Vergleich zur Chemo-Embolisation hat diese Methode einen großen Vorteil: Sie kann auch angewendet werden, wenn die Pfortader verschlossen ist. Nebenwirkungen 52 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Die Strahlentherapie Strahlen schädigen vor allem Krebszellen Wird ein Tumor mit Strahlen (Radiotherapie) bekämpft, sollen diese die Tumorzellen abtöten und den Betroffenen heilen. Ionisierende Strahlen verändern das Erbgut der Zellen. Normale, gesunde Zellen können solche Schäden meistens reparieren. Bei Krebszellen funktioniert dieses Reparatursystem nicht so gut. Deshalb können sie die Schäden, die die Bestrahlung verursacht hat, nicht beheben: Die Krebszellen sterben ab. Selten Einsatz bei Leberkrebs Zur Behandlung des Primärtumors wird die Strahlentherapie bei Tumoren der Leber derzeit nur in klinischen Studien eingesetzt. Sie kann allerdings zur Behandlung von Metastasen erfolgen und zu einer Linderung von Beschwerden wie Schmerzen beitragen. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Eine Chemotherapie zerstört Zellen, die sich schnell teilen. Die Medikamente (Zytostatika), die dabei zum Einsatz kommen, hindern Zellen daran, weiter zu wachsen, indem sie in die Zellteilung eingreifen. Der Blutkreislauf verteilt die Medikamente im ganzen Körper (systemische Therapie). Das hat allerdings den Nachteil, dass sie auch gesunde Gewebezellen angreifen, die sich oft teilen. Dazu gehören zum Beispiel die Schleimhaut- und Haarwurzelzellen. Werden gesunde Zellen angegriffen, entstehen Nebenwirkungen. Fragen Sie Ihren Arzt, womit Sie rechnen müssen und was Sie gegen die Nebenwirkungen tun können. Zellgifte schädigen vor allem Tumorzellen Bei der Behandlung von Leberkrebs hat die Chemotherapie jedoch nur einen sehr geringen Stellenwert. Nur ein ganz geringer Teil der Betroffenen spricht auf sie an. Deshalb ist sie als Standardbehandlung derzeit nicht empfehlenswert. Kaum Einsatz bei Leberkrebs Systemische Therapien Bei Betroffenen, deren Leberkrebs Metastasen gebildet hat oder bei denen aus anderen Gründen – wie zum Beispiel der mangelnden Erreichbarkeit des Tumors durch Nadeln – keine lokale Therapie in Betracht kommt, kann eine Behandlung erfolgen, die überall im Körper wirkt. Man bezeichnet dieses Vorgehen als systemische Therapie. Dazu gehören zum Beispiel die Chemotherapie oder die Hormontherapie. Chemotherapie Manchmal können bei der Operation nicht alle Krebszellen entfernt werden – entweder weil bereits einige über die Lymph- oder Blutbahn im Körper verstreut sind oder weil sich bereits Tochtergeschwülste in entfernten Organen gebildet haben. Dann wird Ihr Arzt Ihnen eine Chemotherapie empfehlen. 53 Neue Ansatzpunkte könnten Chemotherapien sein, die speziell für den Einsatz gegen Leberkrebs entwickelt werden. Diese Therapien werden bisher aber nur im Rahmen von klinischen Studien verabreicht. Antihormonale Therapie Es gibt Krebszellen, die hormonabhängig sind, für die bestimmte Hormone sozusagen die „Nahrung“ sind. Entzieht man diesen Zellen ihre Nahrung, kann das Wachstum der Krebszellen gemindert werden. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Zum einen kann die Bildung des entsprechenden Hormons unterbunden werden. Zum anderen haben die Tumorzellen Empfangsantennen (Rezeptoren), die das Vorhandensein von Hormonen registrieren. Die Zellen reagieren darauf mit Wachstum. Diese Rezeptoren lassen sich blockieren. Derzeit stehen zwei Wirkstoffgruppen zur Verfügung: Somatostatin-Antagonisten sowie Antiöstrogene. Hormonblocker 54 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Beim Leberkarzinom ist es bisher noch ungewiss, ob eine Hormonbehandlung sinnvoll ist. Der Einsatz von so genannten Antiöstrogenen wie zum Beispiel Tamoxifen scheint beim Leberkrebs unwirksam zu sein, so dass die Einnahme nicht empfehlenswert ist. Wenig Nebenwirkungen Wenig Nebenwirkungen Im Falle des anderen Hormonblockers, des Octreotids beziehungsweise des länger wirksamen Lanreotids, ist die Studienlage noch uneinheitlich. Einige Studien berichten von einer deutlichen Lebensverlängerung durch diese Medikamente, während andere Studien keine Lebensverlängerung nachweisen konnten. Da die Präparate jedoch wenig Nebenwirkungen haben, kann die Gabe – zumindest im Rahmen von Studien – erwogen werden. Cholesterinsenker Eine Studie hat untersucht, ob sich beim Leberkarzinom ein niedrigerer Cholesterinspiegel positiv auswirkt. Die Betroffenen erhielten den Cholesterinsenker Pravastatin, und es ließ sich eine Lebensverlängerung durch dieses Präparat nachweisen. Allerdings ist die Wirkungsweise dieses Medikaments wissenschaftlich bislang noch nicht klar. Da die Behandlung mit dem Cholesterinsenker aber kaum unerwünschte Nebenwirk ungen mit sich bringt, kann eine Gabe dieses Präparates vor allem bei fehlenden Behandlungsalternativen erwogen werden. Keine Therapie Die Behandlung von Krebserkrankungen im fortgeschrittenen Stadium, wenn die Krankheit nicht mehr geheilt werden kann, ist oftmals eine Gratwanderung: Ärzte und vor allem der Betroffene selbst müssen die Strapazen und Nebenwirkungen der Behandlung und deren mögliche lebensverlängernde Wirkung gegene ina nde r ab- KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE wägen. Dabei spielt für viele Kranke die Lebensqualität sicher eine große Rolle (siehe dazu auch das Kapi tel Lebensqualität ab Seite 67). Aus diesem Blickwinkel kommen vielleicht alle Beteiligten zu der Entscheidung, dass es sinnvoll ist, gar keine weitere Behandlung durchzuführen. Beim Leberkarzinom betrifft dies besonders Kranke im OKUDA Stadium III (siehe Seite 41). Hier scheinen die zur Verfügung stehenden Behandl ungsmö glichke iten nicht übermäßig aussichtsreich zu sein, so dass ein Verzicht auf jegliche Therapie durch den Wegfall von Nebenwirkungen mit einem Gewinn an Lebensqualität verbunden sein kann. Besprechen Sie diese Möglichkeiten ausführlich mit Ihrem Arzt. Sie können ihn aber auch danach fragen, ob für Sie die Teilnahme an einer experimentellen Therapie im Rahmen von klinischen Studien in Betracht kommt. Da die Forschung ständig voran schreitet, werden immer wieder neue Medikamente gegen den Krebs entwickelt und getestet. Patient en sind in klinischen Studien häufig besonders gut betreut (siehe Seite 62). Neuere Entwicklungen Gentherapie Gene sind die Träger der Erb-Informationen. Deshalb versuchen Wissenschaftler auch, Gene so gezielt zu beeinflussen, dass eine spezifische Tumorbehandlung möglich wird oder sich sogar die Tumorentstehun g verhindern lässt. Dabei werden zum Beispiel Stücke der Erbsubstanz in die Tumorzellen eingebracht, die die Produktion von be- Lebensqualität ist wichtig 55 56 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE stimmten Eiweißstoffen (Proteinen) beeinflussen. Diese wiederum können das Wachstum von Tumorzellen hemmen. Alternativ werden so genannte Co-Stimulatoren in den Tumor verabreicht, die das körpereig ene Abwehrsystem gegen den Tumor aktivieren oder stärken sollen, um das Wachstum der Krebszellen zu hemmen beziehungsweise um den Tumor zu beseitigen. Diese Therapie-Ansätze funktionieren bisher im Experiment sehr gut. Für die Anwendung am Menschen sind sie jedoch noch nicht ausgereift genug. Impfung Auch bei der Impfung gegen Tumore geht es darum, die körpereigene Abwehr zu aktivieren: Sie soll entweder die Tumorentstehung verhindern, indem der Körper den sich ent wickel nden Tum or als fremd erkennt und ihn bekämpft, oder sie soll einen bereits vorhandenen Tumor abwehren und ihn somit verkleinern. Auch dies funktioniert bereits im Experiment, wird bisher aber noch nicht beim Menschen eingesetzt. Die Therapie von Gallengangkrebs Die Operation Ausgedehnter Eingriff Eine Operation, bei der der Tumor vollständig entfernt wird, ist die einzige Möglichkeit, den Gallengangkrebs zu heilen. Wegen der ungünstigen Lage des Tumors reicht es dabei in der Regel nicht aus, nur das Tumorgewebe zu entfernen, sondern es müssen zusätzlich oft größere Anteile der Leber mit weggenommen werden. Dies erfordert eine ausgedehnte Operation. Ein Eingriff, bei dem die Tumormasse lediglich verkleinert wird, ist nicht sinnvoll. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE In der Regel wird eine Teilentfernung der Leber, bei der oft sechs von acht Lebersegmenten entfernt werden (so genannte erweiterte Hemihepatektomie), durchgeführt. Zusätzlich werden Teile des Gallengangs und die Gallenblase herausgenom men. Anschließend wird der verbl eibende (rechts- oder linksseitige) Gallengang in eine Dünndarmschlinge eingepflanzt. Ein solcher Eingriff wird nur durchgeführt, wenn sich während der Operation zeigt, dass der Tumor durch die Operation komplett entfernt werden kann. Die verbleibenden Abschnitte der Leber reichen in der Regel aus, um die Leberfunktion sicherzustellen. Ob der Tumor komplett entfernt werden kann, stellt sich allerdings oft erst während der Operation heraus. Manchmal kann es dann passieren, dass der Versuch, den Tumor zu entfernen, abgebrochen werden muss, weil die Erkrankung zu weit fortgeschritten ist. Bei diesen Betroffenen geht es dann vor allem darum, die Symptome ihrer Erkrankung zu lindern (palliative Therapie), ihre Lebensqualität zu erhalten oder diese wiederherzustellen sowie ihre Überlebenszeit zu verlängern (siehe dazu auch das Kapitel Lebensqualität ab Seite 67). 57 Auch Teile der Leber müssen entfernt werden Lebensqualität Die Gallengangdrainage Krebserkrankungen der Gallenwege und der Gallenblase bringen zwei wesentliche Probleme mit sich: Die Gallenflüssigkeit staut sich auf, und infolgedessen können Entzü nd un gen der Gal lenw ege auf tret en. Aus di ese m Grunde ist es bei Betroffen, bei denen eine Gelbsucht bes teht, wic htig, den Galle fluss wieder herzustellen. Dies geschieht – wenn möglich – schon während der Spiegelung der Gallenwege (ERCP – vergleiche Seite 31). Hierbei können während der Untersuchung verschiedene Drainagen in Form von Röhrchen (Stents) in die Gallenwege eingebracht werden. Dem Arzt stehen dabei zur Gallefluss wieder herstellen 58 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Verfügung: Kunststoffstents, die leicht zu entfernen sind, jedoch alle drei Monate gewechselt werden müssen, und Metallstents, die in der Regel nicht entfernt werden müssen. Gelegentlich kann es sein, dass eine Ableitung von innen nicht erreicht werden kann oder allein nicht ausreichend ist. In diesem Falle ist es hilfreich, eine einmalige Drainage von außen (durch die Haut/Leber) unter RöntgenDurchleuchtung durchzuführen oder, wenn es erforderlich ist, die Galle dauerhaft nach außen abzuleiten. Hierzu wird unter örtlicher Betäubung ein Gallengang von außen durch die Haut punktiert und hier eine Drainage eingebracht. Drainage kann verstopfen Alle Formen der Drainage können verstopfen. Ein solcher Verschluss ist gefährlich, da er rasch zur Gallengangentzündung führt. Erste Warnzeichen dafür sind meistens eine dunkle Verfärbung des Urins, Gelbsucht oder Fieber. Wenn Sie diese Anzeichen bei sich beobachten, gehen Sie bitte unbedingt zu Ihrem Arzt. Die Chemotherapie Manchmal können bei der Operation nicht alle Krebszellen entfernt werden – entweder weil bereits einige über die Lymph- oder Blutbahn im Körper verstreut sind oder weil sich bereits Tochtergeschwülste in entfernten Organen gebildet haben. Dann wird Ihr Arzt Ihnen eine Chemotherapie empfehlen. Zellgifte schädigen vor allem Tumorzellen Eine Chemotherapie zerstört Zellen, die sich schnell teilen. Die Medikamente (Zytostatika), die dabei zum Einsatz kommen, hindern Zellen daran, weiter zu wachsen, indem sie in die Zellteilung eingreifen. Der Blutkreislauf KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 59 verteilt die Medikamente im ganzen Körper (systemische Therapie). Das hat allerdings den Nachteil, dass sie auch gesunde Gewebezellen angreifen, die sich oft teilen. Dazu gehören zum Beispiel die Schleimhaut- und Haarwurzelzellen. Werden gesunde Zellen angegriffen, entstehen Nebenwirkungen. Fragen Sie Ihren Arzt, womit Sie rechnen müssen und was Sie gegen die Nebenwirkungen tun können. Bei der Behandlung des Gallengangkarzinoms hat die Chemotherapie nur eine untergeordnete Bedeutung. Sofern der Tumor nicht operiert werden kann und die Galle gut abgeleitet ist, kann im Einzelfall eine milde Chemotherapie erwogen werden. Allerdings spricht nur weniger als die Hälfte der Patienten auf eine solche Behandlung an. Kaum Einsatz bei Gallengangkrebs Die Strahlentherapie Wird ein Tumor mit Strahlen (Radiotherapie) bekämpft, sollen diese die Tumorzellen abtöten und den Betroffenen heilen. Ionisierende Strahlen verändern das Erbgut der Zellen. Normale, gesunde Zellen können solche Schäden meistens reparieren. Bei Krebszellen funktioniert dieses Reparatursystem nicht so gut. Deshalb können sie die Schäden, die die Bestrahlung verursacht hat, nicht beheben: Die Krebszellen sterben ab. Bei Krebserkrankungen der Gallenwege kann zur Linderung von Beschwerden eine so genannte lokale Brachytherapie erfolgen. Diese Behandlung wird mit einer sehr kleinen Bestrahlungssonde durchgeführt, die über die Gallenwege bis in den Tumorbereich vorschoben wird. Mit dieser Behandlung kann das Risiko, dass der Tumor die Gallenwege verschließt und der Betroffene deshalb an Gelbsucht erkrankt, gesenkt werden. Strahlen schädigen vor allem Krebszellen 60 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Darüber hinaus kann die Strahlentherapie zur Behandlung von Metastasen eingesetzt werden und zu einer Linderung von Beschwerden wie Schmerzen beitragen. Neue Therapieverfahren: die photodynamische Therapie Krebserkrankungen der Gallenwege entstehen innerhalb des Gangsystems und sind in frühen Stadien oft relativ klein. Aber selbst kleine Tumoren lassen sich wegen der engen Lagebeziehung zur Leberpforte oft nicht mehr operativ entfernen. Bestrahlung mit Laserlicht In dieser Situation kann es günstig sein, die Krebserkrankung durch eine Bestrahlung mit Laserlicht von innen zu beha ndel n. Di ese Behandlungs for m erf olgt in zwei Schritten: Zunächst wird zwei Tage vor der Bestrahlung ein Wirkstoff als Injektion verabreicht, der sich im Krebsgewebe anreichert und es empfindlich gegen die Laserstrahlen macht (Photosensitizer). Laserlicht schädigt vor allem Krebszellen Im zweiten Schritt wird dann – ohne Operation im Rahmen einer ERCP (vergleiche Seite 31) – Laserlicht durch das Endoskop in den Gallengang eingebr acht . Dieses Laserlicht zerstört gezielt das besonders empfindlich gewordene Krebsgewebe; das gesunde Gewebe – das nur wenig Photosensitizer aufgenommen hat – wird wenig oder gar nicht geschädigt. Haut wird lichtempfindlich Als wesentliche Nebenwirkung wird die Haut für etwa vier Wochen lichtempfindlich, so dass Sie während dieser Zeit das helle Sonnenlicht meiden müssen. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Lindernde (palliative) Therapie Insbesondere wenn die Heilung eines Krebskranken oder eine wirksame Tumorbehandlung nicht mehr möglich ist, weil die Erkrankung schon zu weit fortgeschritt en ist, kommt der lindernden Behandlung (Palliativtherapie) besondere Bedeutung zu. Dazu gehört auch die PsychoOnkologie. Ziel der palliativen Therapie ist es, unheilbar Kranke ganzheitlich so zu behandeln, dass sie die verbleibende Lebensspanne als lebenswert empfinden. Bei der palliativen Behandlung eines Tumorpatienten stehen im Vordergrund: die Besserung der Lebensqualität, die Behandlung lokaler Komplikationen durch den wachsenden Tumor, die Schmerztherapie sowie eine auf den einzelnen Patienten und die jeweilige Situation ausgerichtete psycho-soziale Beratung oder Betreuung etwa im Rahmen von Selbsthilfegruppen oder speziellen psychosozialen Einrichtungen. Ausführliche Erläuterungen zur palliativmedizinischen Behandlung enthält die Broschüre „Palliativm edizin – Die blauen Ratgeber 57” der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse siehe Seite 78). Unter dem Tite l „Leben Sie wohl“ hat die Deutsche Krebshilfe ein Hörbuch zum Thema Palliativmedizin herausgegeben. Patienten und Angehörige, die im Mildred Scheel Haus Köln betreut wurden, aber auch Ärzte und Pflegende kommen zu Wort. Auch dieses Hörbuch kann kostenlos bei der Deutschen Krebshilfe bestellt werden. Hörbuch 61 62 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Umfangreiche Prüfungen KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Klinische Studien matisch überprüft und sorgfältig ausgewertet. Nur so kann zuverlässig festgestellt werden, wie wirksam und wie verträglich Arzneimittel oder Verfahren wirklich sind. Wenn in der Medizin neue Behandlungswege entdeckt oder neue Medikamente entwickelt werden, dann sind solche Erfolge das Ergebnis systematischer Puzzlearbeit. Meistens gleicht die Entwicklung neuer Konzepte einem Geduldsspiel. Experimente können zeigen, dass eine Behandlung theoretisch möglich ist, aber bis sich daraus neue, wissenschaftlich abgesicherte Behandlungsmög lichkeiten für Krebskranke ergeben, dauert es viele Jahre. Viele Betroffene werden von ihrem Arzt gefragt, ob sie bereit sind, an einer Studie teilzunehmen. Manche zögern, da sie befürchten, dass gefährliche Verfahren oder Medikamente an ihnen als „Versuchskaninchen“ ausprobiert werden. Machen Sie sich darüber keine Sorgen: Die Behandlung in einer klinischen Stud ie ist sichere r als außerhalb von Studien. Die beteiligten Ärzte und Wissenschaftler tauschen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse innerhalb einer Studiengruppe regelmäßig aus, und jede Behandlung wird genau festgehalten. Bevor neue Behandlungsverfahren und Medikamente – wenn überhaupt – irgendwann einmal routinemäßig zum Einsatz kommen können, müssen sie umfangreiche und gründliche Prüfungen bestehen. Neue Therapien müssen in Deutschland strenge Vorschriften erfüllen und festgelegt e Zulassungsver fahre n durchlaufen, bevor sie auf breiter Basis am Kranken angewendet werden dürfen. Denn die Behandlung einzelner Patienten kann zwar erste Erfahrungen ver mitteln – vera llgem einern lassen diese sich jedoch nicht. Der Grund: Jeder Patient ist anders, und dieselbe Erkrankung kann ganz unterschiedlich verlaufen. Einzelerfahrungen können deshalb immer auch ein Zufallsergebnis sein. Erst wenn eine ausreichend große Zahl von Menschen mit der gleichen Krankheit unter den gleichen Bedingungen behandelt worden ist, lässt sich die Wirksamkeit eines Medikaments oder eines Verfahrens seri ös beurteilen. In Klinischen Studien werden daher Therapien an einer größeren Anzahl von Patienten statistisch geplant, syste- Deshalb möchten wir Sie ermutigen, an Studien teilzunehmen. Vielleicht fragen Sie Ihre Ärzte auch von sich aus nach einer laufenden Studie. Nur wenn genügend Menschen an Studien teilnehmen, ist klinischer Fortschritt möglich. Wenn Sie innerhalb einer Studie behandelt werden, können Sie sicher sein, dass Ihre Therapie sehr gut überwacht wird. Es können sich auch zusätzliche Heilungschancen durch neue Therapiefortschritte ergeben. Gerade die Teilnehmer an Therapiestudien sind die ersten, die Vorteile von neuen Behandlungsschemata haben. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, fragen Sie Ihren Arzt. Nähere Informationen zum Konzept der Klinischen Studien können Sie auch in der Broschüre „Klinische Studien – Die blauen Ratgeber 60“ der Deutschen Krebshilfe nachlesen (Bestelladresse Seite 78). Klinische Studien sind sicher 63 64 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Tun Sie etwas für sich An Krebs erkranken Körper und Seele Wenn bei Ihrem Auto die Bremsen kaputt sind, lassen Sie diese in der Werkstatt reparieren, und alles ist wieder in Ordnung. Sind Sie selbst krank, ist es mit der „Reparatur“ allein vor allem bei einer schweren Krankheit wie Krebs meist nicht getan. Denn an Krebs erkrankt nicht nur der Körper, auch die Seele gerät aus dem Gleichgewicht. Eine Selbstverständlichkeit also, dass Krebs-Betroffene nicht nur die bestm ögliche mediz inisc he Behandlung brauchen, um wieder gesund zu werden, sondern auch seelische Begleitung. Sie wird ihnen helfen, in ihrem Leben mit Krebs wieder Halt zu finden, nachdem die Diagnose bei den meisten einen „Sturz aus der Wirklichkeit” ausgelöst hat. „Sie haben Krebs.“ Dieser Satz verändert schlagartig das Leben der Betroffenen, löst Unsicherheit und Ängs te aus: Angst vor der Behandlung und ihren Nebenwirkungen, vor Schmerzen, vor dem Tod, Angst um die Familie. Irgendwie werden Sie lernen, mit der neuen Situation fertig zu werden. Immer wieder werden Sie sich aber wohl die Frage stellen: „Warum ich?“ Vielleicht denken Sie dann an ein zurückliegendes Ereignis, das Sie sehr belastet hat. Vielleicht suchen Sie die Ursache in Ihrer Lebensweise. So verständlich diese Suche ist, Sie werden keine Antwort darauf finden, warum ausgerechnet Sie krank geworden sind. Niemand ist „Schuld“ an Ihrer Krankheit. Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung als Schicksalsschlag und schauen Sie nach vorn. Nehmen Sie den Kampf gegen Ihre Krankheit auf und suchen Sie sich Verbündete, die Sie unterstützen. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Viele Betroffene werden durch die Krankheit „stumm”: Sie verheimlichen, dass sie überhaupt krank sind oder verschweigen zumindest, was sie haben – aus Scham, aus Angst vor der Reaktion der anderen, vielleicht aus Angst vor beruflichen Folgen. 65 Verheimlichen Sie Ihre Krankheit nicht Es ist aber wichtig ist, dass Sie über Ihre Erfahrungen und Gefühle sprechen. Ihre Angehörigen und Freunde werden zunächst vor den gleichen Schwierigkeiten stehen wie Sie: Soll ich sie/ihn auf die Krankheit ansprechen? Soll ich so tun, als wüsste ich nichts? Verletze ich sie/ihn, wenn ich frage? Am Anfang wird es – so die Erfahrung vieler Betroffener – nicht leicht sein, ein offenes Gespräch miteinander zu führen. Sprechen Sie offen über Gefühle und Ängste Trotzdem möchten wir Sie und Ihre Angehörigen ermutigen: Reden Sie ehrlich miteinander. Sie werden die Ängste gemeinsam überwinden und einen offenen Umgang mit der Erkrankung finden. Nähere Informationen finden Sie in der Broschüre „Hilfen für Angehörige – Die blauen Ratgeber 42“ der Deutschen Krebs hilfe. Sie können diese kostenlos unter der auf Seite 78 angegebenen Adresse bestellen. Wenn Ihre Behandlung zunächst einmal beendet ist, werden Sie sich zunehmend mit den Folgen Ihrer Krebserkrankung und vielleicht auch mit den späten Auswirkungen der Behandlung beschäftigen. Es kann sein, dass eine quälende Müdigkeit Ihren Tagesablauf belastet – eine Folge der Chemotherapie. Diese dauerhafte Erschöpfung bei Krebs wird auch als „Fatigue” bezeichnet, ein franz ösisches Wort, das „Ermü dung oder Mattigkeit“ bedeutet. Die normale Müdigkeit, die man abends, nach Gartenarbeit, Sport oder anderen Starke Müdigkeit 66 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE körperlichen Anstrengungen spürt, ist am nächsten Morgen nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf vorbei. Anders bei Fatigue: Schlaf hilft dabei nicht. Das Fatigue-Syndrom kann oft Wochen bis Monate dauern, lange über den Behandlungszeitraum hinaus, und beeinträchtigt die Lebensqualität Betroffener meist erheblich. Ausführliche Informationen dazu enthält die Broschüre „Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs – Die blauen Ratgeber 51“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 78). Nach großen Operationen oder belastenden medikamentösen Behandlungen haben Sie wahrscheinlich vor allem ein en Wunsch : Sie möch ten sich zurückzieh en, Ihre Ruhe haben und sich von den Strapazen erholen. Dies ist völlig verständlich. Manche Kranke sind auch ängstlich oder niedergeschlagen. Igeln Sie sich nicht zu lange ein Seelsorger oder Psychotherapeuten können helfen Solche Gemütslagen dürfen Ihren Alltag allerdings nicht zu lange best immen, sonst wird der Weg zurück ins „normale Leben” immer schwerer. Deshalb empfehlen wir Ihnen: Strengen Sie sich an, dass Sie bald wieder in Ihren Alltag mit normalen menschlichen Kontakten zurückfinden. Nehmen Sie möglichst frühzeitig wieder am öffentlichen Leben, an Familienaktivitäten oder Festen teil. Vielleicht gehen Sie erst stundenweise zu einer Geburtstagsfeier, wenn Ihnen ein ganzer Abend zu anstrengend ist? Vielleicht interessieren Sie sich auch für die Mitarbeit in einer privaten, kirchlichen oder politischen Organisation oder ein einem Verein? Haben Sie schon einmal darüber nachgedach t, in eine Krebs-Selbst hilfegruppe zu gehen? Wir möchten Sie auch ermutigen, mit erfahrenen Seelsorgern oder Psychotherapeuten zu sprechen. Vielen fällt es leichter, einem „Fremden“ alle Sorgen und Nöte zu KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE schildern und dem Rat eines Menschen zu vertrauen, der die Probleme Krebsbetroffener aus seiner Arbeit kennt. Sie brauchen nicht zu befürch ten, dass Sie psychisch krank sind, wenn Sie diese Hilfe in Anspruch nehmen. Sie nutzen lediglich die Chance, Ihre Krankheit aktiv zu verarbeiten. Lebensqualität Viele Krebsarten sind heilbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Die Therapie kann jedoch vorübergehende oder bleibende Spuren hinterlassen: Schmerzen, Narben, kosmetische Veränderungen, Veränderungen im Sexualle ben , Abw ehrschwäche, Funktionsbeeinträchtigungen einzelner Organe. In der modernen Krebstherapie geht es nicht nur darum, eine Krankheit zu heilen, die Funktion eines Organs zu erhalten oder das Leben zu verlängern. Es geht auch darum, welche Qualität dieses Leben (noch) hat. Lebensqualität bezieht dabei alle Bereiche des Lebens ein: den körperlichen Zustand ebenso wie das seelische, soziale, wirtschaftliche und geistige Wohlbefinden des Betroffenen selbst und seiner Angehörigen. Das Leben verändert sich bei einer Krebserkrankung. Damit offen umzugehen, ist wichtig für Ihre Lebensqualität. Sich schweigend zurückzuziehen, belastet dagegen Sie und Ihre Angehörigen. Liebevolle Unterstützung und ein verständnisvolles Miteinander durch den Partner oder die Familie werden Ihnen helfen, mit Ihrer Krankheit und den Folgen der Behandlung besser fertig zu werden. 67 68 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Normales Sexualleben durchaus möglich Schwierig ist es sicher, wenn die Therapie Auswirkungen auf Ihr Sexualleben hat. Dann ist es besonders wichtig, dass Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin offen darüber reden, wie er/sie diese Veränderung empfindet. Vermutlich wird es einige Zeit dauern, bis Sie beide ihre Scheu, darüber zu sprechen, überwunden haben, aber dann werden Ihnen die Gespräche darüber gut tun. Kann Ihnen trotz aller Bemühungen die Aussprache mit dem Partner nicht weiterhelfen oder schaffen Sie es nicht, darüber zu reden, holen Sie sich gemeinsam und vertrauensvoll fachliche Hilfe – etwa bei einer Paarberatungsstelle oder bei einem Psycho-Onkologen. Noch ein Tipp: Beschäftigen Sie sich mit Ihrer Erkrankung und verdrängen Sie sie nicht. Achten Sie aber darauf, dass sich Ihr Leben nicht ausschließlich darum dreht, sondern gehen Sie so weit wie möglich Ihren bisherigen Interessen nach. Lassen Sie sich von der Krankheit nicht lähmen. Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Ängste alles verdrängen. Denken Sie daran, dass das Leben weitergeht. Wenn Sie mit Ihren psychischen Belastungen nicht allein fertig werden, nehmen Sie die Hilfe eines erfahrenen Psycho-Onkologen in Anspruch. So können Sie mit psychischen Belastungen fertig werden ● Werden Sie im Kampf gegen die Krankheit Partner(-in) Ihres Arztes. Besprechen Sie mit ihm die Behandlungsstrategie und fragen Sie nach allem, was Ihnen unklar ist ● Denken Sie an die Menschen und Dinge, die Ihnen in der Vergangenheit Kraft und Hoffnung ge- KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE ● ● ● ● geben haben. Versuchen Sie, Ihre Zeit mit diesen Menschen oder Dingen zu verbringen Wenn sich durch die Behandlung Ihr Aussehen verändert, denken Sie daran: Das Wichtigste an Ihnen ist Ihr inneres Wesen. Die Menschen, die Sie lieben und von denen Sie geliebt werden, wissen das Ihre Erkrankung verlangt Zeit zu heilen, körperlich und seelisch. Nehmen Sie sich viel Zeit für sich selbst Sprechen Sie mit anderen Menschen über Ihre Gefühle und Ängste. Wenn Sie dies nicht mit Angehörigen oder Freunden tun können oder wollen, nehmen Sie Kontakt zu ebenfalls Betroffenen auf. Kapseln Sie sich nicht ab Denken Sie positiv an die Zukunft! Auch wenn es merkwürdig klingt: Viele Betroffene berichten, dass ihr Leben durch die Krankheit intensiver wurde. Leben Sie gesund Die Behandlung Ihrer Krebserkrankung ist vermutlich sehr anstrengend und kostet Sie viel Kraft. Deshalb ist es wichtig, dass Sie „auftanken“ und Ihrem Körper Gutes tun. Eine gesunde Lebensweise hilft Ihnen dabei: zum Beispiel durch gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und frische Luft. Kein Nikotin, wenig Alkohol und wenig Sonne tragen außerdem dazu bei, dass Sie mit den Auswirkungen Ihrer Behandlung besser zurechtkommen. 69 70 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Unsere Empfehlungen ● Rauchen Sie nicht ● Essen Sie täglich Obst und Gemüse, mindestens 650 g am Tag ● Essen Sie wenig Fleisch, etwa zwei bis drei kleine Portionen pro Woche ● Gehen Sie mit Wurst sparsam um. Bevorzugen Sie fettarme Sorten (Braten- oder Geflügelaufschnitt) ● Essen Sie häufiger Seefisch wie Hering, Makrele, Lachs ● Essen Sie wenig tierisches Fett ● Verwenden Sie gute Pflanzenöle wie etwa Oliven- oder Rapsöl ● Nehmen Sie ausreichend Ballaststoffe durch Obst, Gemüse und Vollkornprodukte (z.B. Vollkornbrot, -nudeln, Naturreis) zu sich ● Trinken Sie wenig Alkohol – und nicht täglich: Männer höchstens 20 g, Frauen 10 g Alkohol pro Tag (10 g Alkohol sind enthalten in 125 ml Wein oder 250 ml Bier) ● Bewegen Sie sich regelmäßig und täglich ● Vermeiden Sie Übergewicht ● Nehmen Sie nicht mehr Energie zu sich, als Sie verbrauchen ● Schützen Sie sich vor übermäßiger Sonneneinstrahlung Denken Sie außerdem daran, einmal im Jahr zur Krebs-Früherkennung zu gehen. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Tumornachsorge Wenn Sie die erste Behandlungsphase (Primärbehandlung) Ihrer Krebserkrankung – also Operation und/oder Chemotherapie und/oder Strahlentherapie – geschafft haben, beginnt die nächste Phase: die Tumornachsorge. Diese hat zur Aufgabe, ● ● ● rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt (Tumorrezidiv), Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln sowie Ihnen bei Ihren körperlichen, seelischen und sozialen Problemen zu helfen. Dazu gehört auch, dass Schäden oder Behinderungen, die durch die Krankheit entstanden sind, so weit wie möglich behoben werden und sie – wenn Sie es wünschen – wieder berufstätig sein können. Suchen Sie sich für die Nachsorge einen Arzt, zu dem Sie Vertrauen haben. Am besten ist es, wenn sich dieser Arzt auf die (Nach-)Behandlung und Betreuung von Krebskranken spezialisiert hat (niedergelassener Onkologe/onkologische Schwerpunktpraxis). Auf jeden Fall sollten bei diesem Arzt nun alle Fäden zusammenlaufen, damit es einen gibt, der einen vollständigen Überblick über Ihre Behandlung hat. Auch wenn Sie Ihre Krebsbehandlung durch unkonventionelle Verfahren ergänzen möchten, ist es wichtig, dass Ihr behandelnder Arzt davon weiß. Zunächst braucht er alle wichtigen Informationen aus der Klinik. Die Klinikärzte fassen diese Daten in Form von medizinischen Berichten - auch „Arztbrief“ oder „Epi- Suchen Sie sich einen Arzt, dem Sie vertrauen 71 72 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE krise“ genannt - zusammen. Vielfach fügen sie Unterlagen hinzu, zum Beispiel Laborbefunde oder Ergebnisse bildgebender Untersuchungen (Röntgen/Ultraschall). Da sich die Nachsorge bei einem Krebskranken über einige Jahre erstreckt, kann es sein, dass Sie während dieser Zeit umziehen. Dann brauchen Sie an Ihrem neuen Wohnort auch einen neuen Arzt, der wiederum alle Unterlagen über Ihre Behandlung benötigt. „Materialsammlung“ anlegen Vielleicht möchten Sie sich auch eine eigene „Materialsammlung“ anlegen, die folgende Dokumente als Fotokopie enthält: ● ● ● ● ● ● ● Feingewebliche Befunde Laborbefunde Befunde bildgebender Verfahren Chemotherapieprotokolle Berichte der Bestrahlungsbehandlung Arztbriefe Nachsorgeberichte Aufnahmen von Röntgen- oder anderen bildgebenden Untersuchungen werden von modernen Kliniken nicht mehr auf Folie belichtet, sondern elektronisch gespeichert. Die gespeicherten Bilder können Sie sich auf eine CD brennen lassen. Grundsätzlich sind Kliniken und Ärzte verpflichtet, ihren Patienten diese Unterlagen zu geben. Sie dürfen sich die Kopien allerdings bezahlen lassen. Damit Ihre Behandlungsunterlagen vollständig sind, lohnt sich diese Ausgabe aber auf jeden Fall. Nehmen Sie die Termine für die Nachsorge-Untersuchungen pünktlich wahr. Rückfall kann frühzeitig entdeckt werden Ohne Ihnen Angst machen zu wollen: Es kann sein, dass sich trotz der Behandlung noch Krebszellen in Ihrem Kör- KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 73 per gehalten haben. Dann könnte die Krankheit wieder ausbrechen. Bei den Nachsorge-Untersuchungen geht es daher auch um Krebsfrüherkennung: Ein Rückfall wird entdeckt, noch bevor er irgendwelche Beschwerden macht, und kann meistens rechtzeitig und somit erfolgreich behandelt werden. Die Abstände zwischen den einzelnen Terminen sind anfangs relativ kurz und werden später größer. Einheitliche Regelungen für die Nachsorgeschemata gibt es nicht; die Abstände hängen überwiegend von Ihrem Befinden und dem Verlauf Ihrer Erkrankung ab. Ihr Arzt wird Ihnen genaue Auskunft darüber geben. Abstände erst kurz, dann länger Allerdings sind auch Ihre persönlichen Wünsche und Vorstellungen wichtig. Welche Untersuchungen werden durchgeführt? Bei den einzelnen Nachsorge-Untersuchungen wird Ihr Arzt Sie zunächst ausführlich befragen, wie es Ihnen geht und ob es seit der letzten Untersuchung irgendwelche Besonderheiten gegeben hat. Dazu kommt die körperliche Untersuchung. Blutuntersuchungen und Ultraschallkontrollen gehören auch zum „Basisprogramm“. Inwieweit dieses verringert werden kann oder erweitert werden muss, hängt sehr von der einzelnen Erkrankung ab. Wurde Ihnen ein Teil der Leber entfernt, muss kontrolliert werden, ob der Tumor wieder auftritt oder ein zweiter Tumor entsteht. Entdeckt man einen solchen Tumor, solange er noch klein ist, kann Ihnen eine erneute Operation helfen. Haben Sie eine Spenderleber erhalten, wird im Rahmen der Nachsorge Ihr Immunsystem überwacht und bei Bedarf neu eingestellt. Auch in diesem Fall muss der Arzt ein Wiederauftreten des Tumors überwachen. Regelmäßige Kontrollen 74 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Wenn die Geschwulst in der Leber nicht entfernt wurde, sonder n lokal oder syst emisch behande lt wird, ist es wichtig regelmäßig zu kontrollieren, ob der Tumor noch auf die Therapie anspricht oder ob er wieder größer wird. Wächst er, kann entweder die gleiche Therapie wiederholt oder eine and ere durc hgefüh rt werd en, um den Tumor weiter „in Schach zu halten“. Anschlussrehabilitation Bewegung und Sport An den Krankenhausaufenthalt kann sich direkt oder zeitnah eine Anschlussrehabilitation (AR) anschließen. Dafür gibt es spezielle Nachsorgekliniken, die sowohl mit den körperlichen als auch mit den psychisch en Problemen von Krebspatienten vertraut sind. Hier können Sie wieder zu Kräften kommen; meistens wird auch der Ehepartner in die Betre uung einb ezogen. Der Antr ag für die Anschlussrehabilitation muss bereits im Krankenhaus gestellt werden. Sprechen Sie den Sozialdienst der Klinik darauf an – er wird Ihnen helfen. Inzwischen ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Bewegung und Sport den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Eine Bewegungstherapie sollte für jeden Betroffenen maßgeschneidert sein und schon im behandelnden Krankenhaus (Akutklinik) beginnen. In der Reha-Klinik und später in Rehabil itations- Gruppen im Sportverein wird sie dann fortgeführt. Anfangs ist es besonders wichtig, Herz und Kreis lauf wieder „fit“ zu machen. Im Laufe der Zeit werden Übungen dazu kommen, die helfen, dass Sie im Alltag wieder beweglicher werden. Untersuchun gen haben ergeben, dass regelmäßige körperliche Aktivität auch das körpereigene Abwehrsystem stärkt. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie Rehabilitationssport betreiben können. Dann kann er diesen KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE verordnen. Jeder Krebs-Betroffene hat das Anrecht auf Rehabilitationssport. Die Krankenkassen unterstützen die Teilnahme an einer Reha-Sp ortgruppe für 18 Monate. Jedem betroffenen Kassenpatienten stehen 50 Übungsstunden (mindestens jeweils 30 Minuten) Rehabilitationssport in einem vom LandesSpor tBund oder vom Behinder tensportverband zertifizierten Sportverein zu. Ausführliche Informationen enthält die Broschüre „Bewegung und Sport bei Krebs – Die blauen Ratgeber 48“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 78). Die meisten Krebskranken trifft die Diagnose völlig überraschend. Die Behandlung und alles, was sich daran anschließt, die Befürchtung, dass das Leben früher als erwartet zu Ende sein könnte, die praktischen, alltäglichen Folgen der Krankheit – all das sind neue Probleme, die sich stellen. Für viele ist dann der Kontakt zu anderen Betroffenen, die sie zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe finden, eine große Hilfe. Denn sie kennen die Probleme aus eigener Erfahrung und können Ihnen mit Rat und Tat helfen. Sie können Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufnehmen, wenn Ihre Therapie abgeschlossen ist oder auch schon während der Behandlungszeit. Wenn Ihnen Ihr Arzt oder das Pflegepersonal im Krankenhaus bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe nicht helfen kann, wenden Sie sich an den Informations- und Beratungsdienst der Deutschen Krebshilfe (Adresse und Telefon Seite 78). 75 76 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Zurück in den Alltag KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Die Behandlung einer Krebserkrankung verändert das Leben des Betroffen en und sein er Angeh örigen meis t grundlegend. Danach wieder in den Alltag zurückzufin den, ist nicht immer leicht und oft eine große Herausforderung für den Krebskranken. Familie, Freunde, Kollegen, Ärzte und eventuell auch andere berufliche Helfer, zum Beispiel Sozialarbeiter, Mitarbeiter von kirchlichen Institutionen, Beratungsstellen sowie Psychologen können Sie dabei unterstützen. Hier erhalten Sie Informationen und Rat Wenn Sie wieder berufstätig sein möchten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Ihnen den Einstieg zu erleichtern oder krankheitsbedingte Nachteile wenigstens teilweise auszugleichen. Die umfangreiche Datenbank des Informations- und Beratungsdienstes der Deutschen Krebshilfe enthält Adressen, die für Betroffene wichtig sind. Wichtig ist, dass Sie die verschiedenen Möglichkeiten und Angebote kennen. Dann fällt es Ihnen leichter, Ihre Zukunft zu planen und zu gestalten. Nehmen Sie die Hilfen, die Ihnen angeboten werden, in Anspruch. Diese Adressen können Sie bei der Deutschen Krebshilfe bekommen ● Tumorzentren oder onkologische Schwerpunktkrankenhäuser in Ihrer Nähe, die Ihnen bei medizinischen Fragen weiterhelfen ● Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen an Ihrem Wohnort ● Adre sse n vo n Fachklin ik en un d Klin ik en fü r Krebsnachsorgekuren ● Pal liati vst ationen und Hospi ze; wenn Sie zum Beispiel Fragen zum Thema Schmerz haben, erhalten sie dort besonders fachkundige Auskunft Dazu gehören auch verschiedene finanziel le Unterstützungen. Informationen über Sozialleistungen, auf die Sie Anspruch haben, enthält der „Wegweiser zu Sozialleistung en – Die bl auen Ratgeber 40“ der Deu tsc hen Krebshilfe. Sie können ihn kostenlos unter der auf Seite 78 angegebenen Adresse bestellen. 77 Die Deutsche Krebshilfe ist für Sie da: Sie hilft, unterstützt, berät und informiert Krebskranke und ihre Angehörigen – selbstverständlich kostenlos. Manchmal kommen zu den gesundheitlichen Sorgen eines Krebskranken noch finanzielle Probleme – zum Beispiel wenn ein berufstätiges Familienmitglied statt des vollen Gehaltes nur Krankengeld erhält oder wenn durch die Kra nkheit Kos ten entstehen, die der Betroffene selbst bezahlen muss. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe Betroffenen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, Wichtige Adressen Hilfe bei finanziellen Problemen 78 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Internetadresse KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE einen einmaligen Zuschuss geben. Das Antragsformular erhalten Sie bei der Deutschen Krebshilfe oder im Internet unter www.krebshilfe.de/haertefonds.html. Immer wieder kommt es vor, dass Betroffene Probleme mit Behörden, Versicherungen oder anderen Institutionen haben. Die Deutsche Krebshilfe darf zwar keine rechtliche Beratung geben, aber oft kann ein Gespräch mit einem Mitarbeiter in der jeweiligen Einrichtung dabei helfen, die Schwierigkeiten zu beheben. Allgemeinverständliche Informationen Internetadresse Wer Informationen über Krebserkrankungen sucht, findet sie bei der Deutschen Krebshilfe. Ob es um Diagnostik, Therapie und Nachsorge einzelner Krebsarten geht oder um Einzelheiten zu übergeordneten Themen wie Schmerzen, Palliativmedizin oder Sozialleistungen: „Die blauen Ratgeber“ erläutern alles in allgemeinverständlicher Sprache. Die weißen Präventionsfaltblätter und – broschüren informieren darüber, wie sich das Risiko, an Krebs zu erkranken, weitgehend vermeiden lässt. Sie können alle Drucksachen im Internet unter der Adresse www.krebshilfe.de aufrufen und lesen beziehungsweise per E-Mail, Fax oder Post bestellen. Deutsche Krebshilfe e.V. Buschstraße 32 53113 Bonn Postfach 1467 53004 Bonn Telefon: (Mo bis Do 9 - 16 Uhr, Fr 9 - 15 Uhr) Zentrale: 02 28 / 7 29 90 - 0 Härtefonds: 02 28 / 7 29 90 - 94 Informationsdienst: 02 28 / 7 29 90 - 95 (Mo bis Fr 8 - 17 Uhr) Telefax: 02 28 / 7 29 90 - 11 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebshilfe.de Raucher-Hotline für Krebspatienten und deren Angehörige: Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr Telefon: 0 62 21/ 42 42 24 Internet: www.tabakkontrolle.de 79 RaucherHotline Ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums. Betroffene, Angehörige, Ärzte, Pflegepersonal, Mitarbeiter in Krebs-Beratungsstellen, Mitglieder von KrebsSelbsthilfegruppen, Seelsorger, Psychotherapeuten, Studenten – wer immer täglich mit Krebs und Krebskranken zu tun hat, kann an Seminaren in der Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und Bildung teilnehmen. In unmittelbarer Nähe zu den Kölner Universitätskliniken bietet die von der Deutschen Krebshilfe gegründete Weiterbildungsstätte ein vielseitiges Programm an. Dazu gehören Fortbildungen zu ausgewählten Krebsarten sowie zu Palliativ- und Hospizpflege, Seminare zur Konflikt- und Stressbewältigung, Verarbeitungsstrategien für den Umgang mit der Krankheit und den Kranken, Gesundheitstraining, Trauer- und Sterbebegleitung, Krankheit und Lebensgestaltung oder Kommunikationstraining. Das ausführliche Seminarprogramm steht im Internet unter www.krebshilfe.de/akademie.html. Dort können Sie sich auch anmelden. Oder fordern Sie das gedruckte Programm an bei: Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und Bildung gGmbH Kerpener Str. 62 50924 Köln Telefon: 02 21/ 94 40 49 - 0 Telefax: 02 21/ 94 40 49 - 44 E-Mail: [email protected] Internet: www.mildred-scheel-akademie.de Dr. Mildred Scheel Akademie 80 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Weitere nützliche Adressen Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie 5. Medizinische Klinik Institut für Medizinische Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation Klinikum Nürnberg Nord Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1 90491 Nürnberg Telefon: 09 11/ 398 - 30 56 (Mo - Fr 9 -12 Uhr und 14 -16 Uhr) Telefax: 09 11/ 398 - 35 22 E-Mail: [email protected] Internet: www.agbkt.de Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Steinlestr. 6 60596 Frankfurt/M. Telefon: 0 69 / 63 00 96 - 0 Telefax: 0 69 / 63 00 96 - 66 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebsgesellschaft.de KID – Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Telefon: 08 00 /4 20 30 40 (täglich 8 - 20 Uhr, aus dem deutschen Festnetz kostenlos) E-Mail: [email protected] Internet: www.krebsinformationsdienst.de Verein Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V. Dr. Lida Schneider Güntherstr. 4a 60528 Frankfurt/M. Telefon: 0 69 / 67 72 45 04 Telefax: 0 69 / 67 72 45 04 E-Mail: [email protected] Internet: www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE 81 Neutral und unabhängig informiert die Unabhängige Patientenberatung Deutschland UPD Patientinnen und Patienten bei Fragen zum Thema Gesundheit – in bundesweit 26 Beratungsstellen sowie über ein Beratungstelefon. Unabhängige Patientenberatung Deutschland Littenstraße 10 10179 Berlin Telefon: 0 18 03 /11 77 22 (Mo - Fr 10 - 18 Uhr, 9 ct/Min aus dem deutschen Festnetz) Internet: www.unabhaengige-patientenberatung.de Informationen im Internet Immer häufiger informieren sich Betroffene und Angehörige im Internet. Hier gibt es sehr viele Informationen, aber nicht alle davon sind wirklich brauchbar. Deshalb müssen – besonders wenn es um Informationen zur Behandlung von Tumorerkrankungen geht – gewisse (Qualitäts-)Kriterien angelegt werden: 1. Es muss eindeutig erkennbar sein, wer der Verfasser der Internetseite ist (mit Namen, Position und verantwortlicher Institution. 2. Wenn Forschungsergebnisse zitiert werden, muss die Quelle der Daten (zum Beispiel eine wissenschaftliche Fachzeitschrift) angegeben sein. 3. Diese Quelle muss sich (am besten über einen Link) ansehen beziehungsweise überprüfen lassen. 4. Es muss eindeutig erkennbar sein, ob – und wenn ja, wer – die Internetseite finanziell unterstützt. 5. Es muss eindeutig erkennbar sein, wann die Internetseite aufgebaut und wann sie zuletzt aktualisiert wurde. Auf den nachfolgend genannten Internetseiten finden Sie sehr nützliche, allgemeinverständliche medizinische In- Qualitätskriterien für Internetseiten 82 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE formationen zum Thema Krebs. Auf diese Seiten kann jeder zugreifen, sie sind nicht durch Registrierungen oder dergleichen geschützt. Allgemeine medizinische Informationen zu Krebs www.krebsinformationsdienst.de (KID – Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums) www.inkanet.de (Informationsnetz für Krebspatienten und Angehörige) www.krebs-webweiser.de (Informationen des Tumorzentrums Freiburg) www.meb.uni-bonn.de/cancernet/deutsch (Informationen des US-amerikanischen Cancernet in Deutsch) www.patienten-information.de (Qualitätsgeprüfte Gesundheitsinformationen über unterschiedliche Krankheiten, deren Qualität das ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin gemeinsam mit Patienten bewertet) KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE www.agbkt.de (Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie) www.studien.de (Therapiestudienregister der Deutschen Krebsgesellschaft) www.cancer.gov/cancerinfo (Amerikanisches National Cancer Institute, aktuelle Informationen; nur in Englisch) www.cancer.org (American Cancer Society, aktuelle, umfangreiche Informationen zu einzelnen Krebsarten und ihren Behandlungsmöglichkeiten; nur in Englisch) www.dapo-ev.de www.vereinlebenswert.de www.psychoonkologie.org (drei Seiten mit Informationen über psychosoziale Beratung) www.krebskreis.de (OnlineTreff für Krebsbetroffene, Angehörige und Freunde mit Informationen zum Thema Bewegung, Sport und Krebs) www.gesundheit-aktuell.de/krebs-aktuell.html (Online-Gesundheitsratgeber mit zahlreichen weiterführenden Internetseiten) www.kinder-krebskranker-eltern.de (Beratungsstelle Flüsterpost e.V. mit Angeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene) www.gesundheitsinformation.de (Patientenportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de (Verein Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.) www.medinfo.de (größter Webkatalog im deutschsprachigen Raum für Medizin und Gesundheit, bietet systematisch geordnete und redaktionell zusammengestellte Links zu ausgewählten Internetquellen) 83 www.medizity.de (die Medizinstadt für Kinder im Internet) www.onko-kids.de (Informations- und Kommunikationsseiten für krebskranke Kinder und Jugendliche, ihre Geschwister und Familien) Informationen zu Leben mit Krebs und Nebenwirkungen 84 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE www.deutsche-fatigue-gesellschaft.de (umfangreiche Hinweise auf Kliniken und Patientenorganisationen, Linktipps und Buchempfehlungen; spezielle Informationen zu Psychoonkologie und dem FatigueSyndrom) www.hospiz.net (Deutscher Hospiz- und Palliativ Verband e.V.) Informationen zu Sozialleistungen www.unabhaengige-patientenberatung.de (umfangreiche Informationen zur gesundheitsrelevanten Themen, Beratung in gesundheitsrechtlichen Fragen und Auskünfte zur Gesundheitsversorgung) www.deutsche-rentenversicherung.de (Deutsche Rentenversicherung u.a. mit Informationen zu Rente und Rehabilitation) www.bmg.bund.de www.die-gesundheitsreform.de (Bundesministerium für Gesundheit mit Informationen zu den Leistungen der Kranken-, Pflege- und Rentenkassen sowie zu Pflegebedürftigkeit und Pflege) www.medizinrechts-beratungsnetz.de (Stiftung Gesundheit in Kiel; sie bietet bundesweit kostenfreie Erstberatungen bei Konflikten zwischen Patienten und Ärzten sowie bei Problemen mit Ihrer Kranken-, Renten- oder Pflegeversicherung) Arzt- oder Kliniksuche www.kbv.de/arztsuche/178.html (Datenbank der Kassenärztlichen Bundesvereinigungen zur Suche nach spezialisierten Ärzten und Psychologen) www.arztauskunft.de (Klinik-Datenbank mit rund 24.000 Adressen von mehr als 1.000 Diagnose- und Therapieschwerpunkten) KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Erklärung von Fachausdrücken Abdomen Bauch, Ober-/Unterleib adjuvant die Wirkung zusätzlich unterstützend Aflatoxin Giftstoffe des Schimmelpilzes Albumin Haupteiweißstoff des Blutes, der in der Leber gebildet wird; bindet Wasser und sorgt so dafür, dass das Blut in den Gefäßen bleibt ambulant ohne dass ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist; der Kranke sucht einen Arzt in einer Praxis oder Klinikambulanz auf oder er wird dort betreut und behandelt, wo er wohnt Anamnese Krankengeschichte; Art, Beginn und Verlauf der (aktuellen) Beschwerden, die der Arzt im Gespräch mit dem Kranken erfragt anatomiegerecht hier: Teilentfernung der Leber, bei der entweder die rechte oder die linke Hälfte der Leber entfernt wird Angiographie Röntgendarstellung der (Blut-)Gefäße, nachdem zuvor ein Kontrastmittel verabreicht wurde Antiemetikum (Pl. Antiemetika) Medikament, das Übelkeit und Erbrechen verhindert beziehungsweise abschwächt. Antiemetika werden besonders bei der Behandlung von Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt. 85 86 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Aszites Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum („Bauchwasser“) atypisch vom Normalen abweichend benigne gutartig Bilirubin Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs; Hämoglobin Biopsie mit einem Instrument (zum Beispiel Spezialkanüle, Zangeninstrument oder Skalpell) wird Gewebe entnommen und mikroskopisch untersucht. Die genaue Bezeichnung richtet sich entweder nach der Entnahmetechnik (zum Beispiel Nadelbiopsie) oder nach dem Entnahmeort (zum Beispiel Schleimhautbiopsie). Brachytherapie Die ➠ interstitielle Brachytherapie ist eine lokale ➠ Strahlenbehandlung, bei der ionisierende Strahlungsquellen in das Tumorgewebe selbst eingebracht werden. Heute wird als Strahlenquelle üblicherweise Jod 125 verwendet. Chemotherapie Behandlung mit chemischen Substanzen, die eine Wachstumshemmung von Tumorzellen im Organismus bewirken. Der Begriff steht meistens speziell für die Bekämpfung von Tumorzellen mit Medikamenten, die die Zellteilung hemmen (zytostatische Chemotherapie); ➠ Zytostatika Cholesterin organische Verbindung, die in allen tierischen und pflanzlichen Zellen vorkommt Computertomographie (CT) Computergestütztes röntgendiagnostisches Verfahren zur Herstellung von Schnittbildern (Tomogramme, Quer- und Längsschnitte) des menschlichen Körpers. Mit Hilfe von Röntgenstrahlen, die durch die zu untersuchende KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Schicht hindurch geschickt werden, kann der Computer rechnerisch ein Abbild des untersuchten Gebietes zusammensetzen. Mit der Computertomographie können innere Organe oder auch das Schädelinnere präzise abgebildet werden. Diagnostik Sammelbegriff für alle Untersuchungen, die durchgeführt werden, um eine Krankheit festzustellen Diabetes mellitus Zuckerkrankheit, erhöhter Zuckerspiegel im Blut, der entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüse zu wenig ➠ Insulin produziert Differenzierungsgrad wörtlich: Unterscheidung, Abweichung. Bei Krebszellen wird untersucht, wie sehr die bösartigen Zellen den gesunden Zellen des befallenen Organs ähneln. Je unähnlicher die Tumorzellen den gesunden sind, desto bösartiger wird der Krebs eingestuft. Drainage Ableitung von Flüssigkeit über entsprechende Röhrchen, Schläuche oder ähnliches Drüse mehrzelliges Organ, das spezifische Wirkstoffe (Sekrete) bildet und diese nach außen (z.B. in die Mundhöhle) oder nach innen direkt in die Blut- oder Lymphbahn abgibt (Hormondrüse wie z.B. die Schilddrüse) Embolisation künstlicher Verschluss von Blutgefäßen Endoskop beweglicher Schlauch, um eine ➠ Endoskopie durchzuführen Endoskopie Körperhohlräume und Hohlorgane lassen sich mit Hilfe eines beweglichen Schlauches ausleuchten und betrachten („spiegeln“). In dem Schlauch 87 88 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE steckt ein optisches System. Während einer Endoskopie kann der Arzt eine Gewebeprobe entnehmen (➠ Biopsie) oder sogar eine endoskopische Operation durchführen. Eine weiterführende Diagnostik ist durch die Kombination der Endoskopie mit Röntgenaufnahmen (➠ ERCP) oder Ultraschall (➠ Endosonographie) möglich. Endoskopisch-retrograde-Cholangio-Pankreaticographie (ERCP) Untersuchungsverfahren bei Leber-, Galle- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, bei dem die ➠ Endoskopie mit Röntgenaufnahmen kombiniert wird Endosonographie Untersuchungsmethode, bei der die Endoskopie mit der ➠ Ultraschalluntersuchung kombiniert wird Erythrozyten rote Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport im Blut zuständig sind Fernmetastase ➠ Metastase Gen Träger der Erbinformationen, ist in jeder Zelle vorhanden Gentherapie Behandlungsverfahren, bei denen die Träger der Erbinformationen (Gene) gezielt beeinflusst werden; die Gentherapie beim Menschen befindet sich in einem frühen Erprobungsstadium Glukose Traubenzucker, ist in freier Form in süßen Früchten, Pflanzensaft, Honig und in Blut enthalten Grading die Bösartigkeit von Tumoren wird beurteilt nach Bewertungskriterien wie Ähnlichkeit der Tumorzellen mit Zellen des Organs, aus dem der Tumor hervorgeht, oder der Zellteilungsrate im Tumor; ➠ TNM-Klassifikation) KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Hämochromatose Eisenspeicherkrankheit; erhöhte Aufnahme und Ablagerung von Eisen in Geweben und Organen, führt später zu ➠ Leberzirrhose Hemihepatektomie Teilentfernung der Leber; man unterscheidet die anatomiegerechte und die atypische Entfernung Hepatektomie Entfernung der Leber Hepatitis Entzündung der Leber, die meist durch Viren ausgelöst wird Histologie/histologisch Wissenschaft und Lehre vom Feinbau biologischer Gewebe. Ein hauchfeiner und speziell angefertigter Gewebeschnitt wird unter dem Mikroskop betrachtet und lässt sich daraufhin beurteilen, ob eine gutartige oder bösartige Gewebswucherung (Tumor) vorliegt. Gegebenenfalls gibt er auch Hinweise auf den Entstehungsort des Tumors. Hormone Botenstoffe des Körpers, die in spezialisierten Zellen und Geweben hergestellt werden; sie erreichen ihren Wirkort entweder auf dem Blutweg (hämatogen) oder auf dem Lymphweg (lymphogen) Hormontherapie Behandlung, bei der man sich zunutze macht, dass bestimmte Tumorzellen hormonabhängig sind und man ihnen die „Nahrung“ entziehen kann. Dabei wird entweder die Bildung des entsprechenden Hormons unterbunden oder die Empfangszellen auf den Tumorzellen (Rezeptoren), die das Vorhandensein von Hormonen registrieren, werden blockiert. Ikterus Gelbsucht, Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut des Auges; entsteht, wenn die Galleflüssigkeit nicht in den Zwölffingerdarm abfließen kann 89 90 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Ileum Anteil des Dünndarms KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Insulin Blutzucker senkendes und Glykogen aufbauendes Hormon, das in „Inseln” der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Insulin ist lebensnotwendig, um im Organismus die normale Blutzuckerkonzentration zu erhalten. Kernspintomographie/Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) Die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das im Gegensatz zur Computertomographie keine Röntgenstrahlen, sondern ein starkes Magnetfeld und Radiowellen nutzt. Wissenschaftlicher Hintergrund ist, dass der menschliche Körper aus Atomen besteht, vor allem aus ungeordneten Wasserstoffatomen. Die Kernspintomographie zwingt durch ihr starkes Magnetfeld die Atomkerne in eine bestimmte Richtung, ähnlich wie ein Magnet, der die Kompassnadel ausrichtet. Die Atome stehen nun unter einer gewissen Spannung und werden aus diesem Zustand durch Radiowellen aus ihrer erzwungenen Position „befreit“. Schaltet man die Radiowellen wieder ab, werden die Atome durch das starke Magnetfeld wieder in die vorherige Richtung gezwungen. Dabei senden sie bestimmte Signale aus, die sich durch hochempfindliche Antennen messen lassen. Ein Computer berechnet aus diesen Signalen auf der Basis komplizierter mathematischer Verfahren genaue Schnittbilder durch den Körper. Ungeeignet ist die Kernspintomographie häufig für Menschen mit Herzschrittmachern, für Menschen mit Ängsten und für Menschen, denen nur eine sehr kurze Untersuchungszeit zugemutet werden kann. interstitiell (lat. interstitium = Zwischenraum) im Zwischengewebe liegend Klassifikation/Klassifizierung etwas in Klassen einteilen, einordnen karzinogen krebserregend Kolon Dickdarm Karzinom Geschwulst, die aus Deckgewebe (Epithel) entsteht. Karzinome besitzen viele Formen, die sich z.B. in Bezug auf den Gewebeaufbau und das Wachstum unterscheiden: etwa Adenokarzinom = von Drüsen ausgehend, Plattenepithelkarzinom = von Plattenepithel tragenden Schleimhäuten ausgehend Koloskopie Betrachtung des Muttermundes (Portio) und des Gebärmutterhalseingangs durch ein Vergrößerungsglas Immunsystem das körpereigene Abwehrsystem gegen Krankheiten; wesentliches Merkmal dieses Abwehrsystems ist, dass es Krankheitserreger oder fremde Substanzen als „feindlich“ erkennen und Gegenmaßnahmen aktivieren kann infiltrieren eindringen, einsickern Infusion größere Flüssigkeitsmengen (Nährlösungen, Medikamente) werden dem Organismus meist tröpfchenweise über ein Blutgefäß zugeführt Katheter röhren- oder schlauchförmiges, starres oder biegsames Instrument, das in Hohlorgane (z.B. Blase), Gefäße (z.B. Vene) oder Körperhöhlen (z.B. Bauchraum) eingeführt wird; durch einen Katheter lässt sich etwa Flüssigkeit entnehmen oder man kann darüber Substanzen an die jeweilige Stelle bringen Laser-induzierte Thermotherapie (LITT) Behandlungsverfahren, bei dem der Tumor durch Wärme verödet wird Leberzirrhose Zerstörung der normalen Leberzellen, ausgelöst vor allem durch den regelmäßigen und übermäßigen Konsum von Alkohol; führt im fortgeschrittenen Stadium oft zu Leberkrebs 91 92 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Leukozyten weiße Blutkörperchen; sie spielen die Hauptrolle im Kampf des Körpers gegen Infektionen. Diese Zellen sind in drei Hauptgruppen unterteilt: Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten. Beim gesunden Menschen ist nur ein geringer Teil der im Körper vorhandenen Leukozyten im Blut zu finden; die meisten Leukozyten befinden sich im Knochenmark beziehungsweise in verschiedenen Organen und Geweben. Eine Erhöhung der Leukozytenzahl im Blut deutet auf eine Krankheit hin. Lipiocistherapie Behandlung, bei der ein bestimmtes Kontrastmittel, das sich besonders im Leberkrebs anreichert, mit radioaktiven Teilen beladen und in die Leberarterie gespritzt wird; die Strahlung tötet die Tumorzellen ab lokal örtlich Lymphe Gewebewasser, das in einem eigenen Gefäßsystem zu den herznahen Venen transportiert wird und sich dort wieder mit dem Blut vermischt. Lymphknoten Die linsen- bis bohnengroßen Lymphknoten sind an zahlreichen Stellen des Körpers (Lymphknotenstationen) Filter für das Gewebewasser (➠ Lymphe) einer Körperregion. Die oft verwendete Bezeichnung Lymphdrüsen ist missverständlich, da die Lymphknoten keinerlei Drüsenfunktion besitzen. Die Lymphknoten sind ein wichtiger Teil des Immunsystems. Metastase Tochtergeschwulst, die entsteht, wenn Tumorzellen aus dem ursprünglichen Krankheitsherd verstreut werden. Fernmetastase: Metastase, die fern des ursprünglichen Tumors angetroffen wird. Eine Metastasierung kann über den Blutweg (hämatogen) oder mit dem Lymphstrom (lymphogen) erfolgen. Hämatogene Metastasen sind mit Operation oder Strahlentherapie nur sehr selten zu bekämpfen, während bei lymphogenen Metastasen eine Operation, eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung noch ausreichend wirksam sein kann. KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Östrogen/Antiöstrogen weibliches Geschlechtshormon, das Zellteilungs- und Wachstumseffekte an den weiblichen Geschlechtsorganen (zum Beispiel Schleimhaut und Muskulatur der Gebärmutter, Brustdrüse) auslöst. Antiöstrogene sind Substanzen, die die Wirkung der natürlichen Östrogene hemmen und im Rahmen einer Hormontherapie eingesetzt werden können. palliativ leitet sich ab vom lateinischen pallium = der Mantel bzw. von palliare = mit dem Mantel bedecken, lindern. Die palliative Therapie hat besondere Bedeutung, wenn die Heilung eines Krebspatienten nicht mehr möglich ist. Im medizinischen Bereich stehen eine intensive Schmerztherapie und die Linderung anderer krankheitsbedingter Symptome im Vordergrund. Pathologe Arzt, der unter anderem entnommenes Gewebe und Zellen auf krankhafte Veränderungen untersucht perkutane Äthanol-Instillation (PEI) Behandlungsverfahren, bei dem der Tumor verödet wird, indem hochprozentiger Alkohol durch die Bauchdecke (perkutan) direkt in den Tumor gespritzt wird Pfortader Vene, die das Blut aus Darm, Magen, Milz und Gallenblase in die Leber transportiert photodynamische Therapie Behandlungsverfahren, bei dem Karzinome mit Laserlicht zerstört werden; die Tumorzellen werden zuvor durch einen Wirkstoff (Photosensitizer) besonders empfindlich gegen Licht gemacht Photosensitizer Wirkstoff, der Tumorzellen besonders empfindlich gegen Licht macht; ➠ photodynamische Therapie 93 94 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE portale Hypertension Pfortader-Hochdruck; durch den Umbau des Lebergewebes staut sich das Blut und erhöht den Druck in den die Leber versorgenden Gefäßen physisch körperlich Positronen-Emissions-Tomographie (PET) modernes rechnergestütztes bildgebendes Verfahren. Stellt Schnittbilder von Körperorganen her, die anatomische Strukturen zwar ungenauer als die ➠ Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) oder die ➠ Computertomographie (CT) abbilden, auf denen jedoch Stoffwechselvorgänge und Durchblutungsintensitäten dargestellt werden. Tumoren und/oder Metastasen weisen meist einen gegenüber gesundem Gewebe erhöhten Stoffwechsel auf und heben sich dadurch in dem tomographischen Bild vom gesunden Gewebe ab. Damit besteht die Möglichkeit, für bestimmte Tumoren typische „Stoffwechselmuster“ darzustellen und stoffwechselaktives Tumorgewebe zu identifizieren. Prävention vorbeugende Maßnahmen Primärtumor die zuerst entstandene Geschwulst, von der Metastasen ausgehen können Prognose Heilungsaussicht, Voraussicht auf den Krankheitsverlauf Protein Eiweiß psychisch seelisch Radiofrequenz-Thermoablation (RFTA) Behandlungsverfahren, bei dem der Tumor durch Wärme verödet wird Radiotherapie (Radiatio) ➠ Strahlenbehandlung KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Rehabilitation alle Maßnahmen, die dem Betroffenen helfen sollen, seinen privaten und beruflichen Alltag wieder aufnehmen zu können. Dazu gehören Kuren ebenso wie Übergangshilfe, Übergangsgeld, nachgehende Fürsorge von Behinderten und Hilfen zur Beseitigung bzw. Minderung der Berufs-, Erwerbs-, und Arbeitsunfähigkeit Resektion Entfernung von krankem Gewebe – zum Beispiel Tumorgewebe – durch eine Operation Rezeptor hier: Empfangszellen auf Krebszellen, die das Vorhandensein von Hormonen registrieren; die Zelle reagiert darauf mit Wachstum Rezidiv „Rückfall” einer Krankheit, im engeren Sinn ihr Wiederauftreten nach einer erscheinungsfreien Periode Sonographie ➠ Ultraschalluntersuchung Stadieneinteilung (Staging) Bei bösartigen Tumoren wird die Ausbreitung innerhalb des Entstehungsorgans in die Nachbarorgane und in andere Organe festgelegt, wobei die Größe des ursprünglichen Tumors (➠ Primärtumor), die Zahl der befallenen Lymphknoten und die Metastasen formelhaft erfasst werden; ➠ TNM-Klassifikation, ➠ Grading Strahlenbehandlung (Radiotherapie) Behandlung mit ionisierenden Strahlen, die über ein spezielles Gerät (meist Linearbeschleuniger) in einen genau festgelegten Bereich des Körpers eingebracht werden. Hierbei werden grundsätzlich sehr viel höhere Strahlendosen notwendig als bei der Anfertigung eines Röntgenbildes zu diagnostischen Zwecken. Diese Bestrahlungsfelder werden vorab so geplant und berechnet, dass die Dosis in der Zielregion ausreichend hoch ist und gleichzeitig gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird. Man unterscheidet die 95 96 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE interne Strahlentherapie („Spickung”/Afterloading mit radioaktiven Elementen) und die externe Strahlentherapie, bei der der Patient in bestimmten, genau festgelegten Körperregionen von außen bestrahlt wird. Beide Methoden können auch gemeinsam zur Bekämpfung eines Tumorleidens eingesetzt werden. Die Strahlentherapie unterliegt strengen Sicherheitsauflagen, die eine Gefährdung des Patienten vermeiden helfen. Symptom Krankheitszeichen Szintigraphie/Szintigramm Untersuchung und Darstellung innerer Organe mit Hilfe von radioaktiv markierten Stoffen. In einem speziellen Gerät werden dabei von den untersuchten Organen durch aufleuchtende Punkte Bilder erstellt, die zum Beispiel als Schwarzweißbilder auf Röntgenfilmen dargestellt werden können. Anhand des Szintigramms kann man auffällige Bezirke sehen und weitere Untersuchungen einleiten. Diese Methode wird oft zur Suche nach Metastasen in den Knochen eingesetzt (Skelettszintigraphie). Therapie Kranken-, Heilbehandlung Thrombozyten Blutplättchen, kleinste Form der Blutkörperchen; sie haben die Aufgabe, die Blutgerinnung aufrecht zu erhalten TNM-Klassifikation Gruppeneinteilung bösartiger Tumoren nach ihrer Ausbreitung. Es bedeuten: T = Tumor, N = Nodi (benachbarte Lymphknoten), M = Fernmetastasen. Durch Zuordnung von Indexzahlen werden die einzelnen Ausbreitungsstadien genauer beschrieben. Ein Karzinom im Frühstadium ohne Metastasierung würde damit zum Beispiel als T1N0M0 bezeichnet. ➠ Klassifikation Transplantation Übertragung von Zellen, Gewebe oder Organen auf einen anderen Menschen oder eine andere Körperstelle KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE Tumor allgemein jede umschriebene Schwellung (Geschwulst) von Körpergewebe; im engeren Sinne gutartige oder bösartige, unkontrolliert wachsende Zellwucherungen, die im gesamten Körper auftreten können Tumormarker Stoffe, deren Nachweis oder genauer gesagt erhöhte Konzentration im Blut einen Zusammenhang mit dem Vorhandensein und/oder dem Verlauf von bösartigen Tumoren aufweisen kann. Diese Tumormarker sind jedoch nicht zwangsläufig mit dem Auftreten eines Tumors verbunden und können in geringen Mengen (Normalbereich) auch bei Gesunden vorkommen. Sie eignen sich deshalb nicht so sehr als Suchmethode zur Erstdiagnose eines Tumors, sondern besonders für die Verlaufskontrollen von bekannten Tumorleiden. Steigen die Werte nach erfolgreicher Therapie erneut an, wird dies als Hinweis auf einen Rückfall gewertet. Hilfreiche Tumormarker sind: CA 125 (Eierstockkrebs), SCC (Gebärmutterschleimhautkrebs), CEA (Darmkrebs), CA 19-9, CA 72-4 sowie CEA (Bauchspeicheldrüsenkrebs) Ultraschalluntersuchung (Sonographie) Diagnosemethode, bei der Ultraschallwellen durch die Haut in den Körper eingestrahlt werden, so dass sie an Gewebs- und Organgrenzen zurückgeworfen werden. Die zurückgeworfenen Schallwellen werden von einem Empfänger aufgenommen und mit Hilfe eines Computers in entsprechende Bilder umgewandelt. Man kann mit dieser Methode die Aktionen beweglicher Organe (Herz oder Darm) verfolgen. Eine Strahlenbelastung tritt nicht auf; die Untersuchung kann bei Bedarf wiederholt werden. Zytologie Lehre vom Bau und den Funktionen der Zellen Zytostatika Medikamente, die das Wachstum von Tumorzellen hemmen, aber auch gesunde Zellen in gewissem Ausmaß schädigen können. Ziel ist dabei, die Zellteilung zu verhindern; ➠ Chemotherapie 97 Anzahl Titel 020 ____ Leukämie bei Erwachsenen 002 ____ Brustkrebs 021 ____ Morbus Hodgkin 003 ____ Gebärmutter- und Eierstockkrebs 022 ____ Plasmozytom/Multiples Myelom 004 ____ Krebs im Kindesalter 040 ____ Wegweiser zu Sozialleistungen 005 ____ Hautkrebs 042 ____ Hilfen für Angehörige 006 ____ Darmkrebs 043 ____ TEAMWORK – 008 ____ Gehirntumoren Die Patienten-Arzt-Beziehung 046 ____ Ernährung bei Krebs 009 ____ Schilddrüsenkrebs 048 ____ Bewegung und Sport bei Krebs 010 ____ Lungenkrebs 049 ____ Kinderwunsch und Krebs 011 ____ Rachen- und Kehlkopfkrebs 050 ____ Krebsschmerzen wirksam bekämpfen 012 ____ Krebs im Mund-, Kiefer-, 051 ____ Fatigue – Chronische Müdigkeit Gesichtsbereich 013 ____ Speiseröhrenkrebs bei Krebs 053 ____ Strahlentherapie 014 ____ Bauchspeicheldrüsenkrebs 057 ____ Palliativmedizin 016 ____ Hodenkrebs 060 ____ Klinische Studien 017 ____ Prostatakrebs 203 ____ DVD Darmkrebs 018 ____ Blasenkrebs 230 ____ Leben Sie wohl – 019 ____ Nierenkrebs Hörbuch Palliativmedizin Name: Straße: PLZ/Ort: 53113 Bonn 007 ____ Magenkrebs Die Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Nr. Deutsche Krebshilfe e.V. Buschstraße 32 Anzahl Titel 001 ____ Krebs – Wer ist gefährdet? Antwortkarte Nr. Ihren Beruf: „Die blauen Ratgeber“ (ISSN 0946-4816) Ihr Geschlecht: Informationen für Betroffene und Angehörige Ihr Alter: Fax-Nr.: 02 28 / 72 99 0 -11 Aus statistischen Gründen wüssten wir gern: Liebe Leserin, lieber Leser, Das kostenlose Informationsmaterial der Deutschen Krebshilfe können Sie online unter www.krebshilfe.de oder per Post bzw. Fax bestellen: Bitte beantworten Sie die Fragen auf der Rückseite und schicken Sie uns das Blatt in einem Umschlag zurück. Vielen Dank! Informieren Sie sich die Informationen in dieser Borschüre sollen Ihnen helfen, dass Sie Ihrem Arzt gezielte Fragen über Ihre Erkrankung und zu Ihrer Behandlung stellen können, damit Sie gemeinsam mit ihm über Ihre Behandlung entscheiden können. Wir möchten gerne wissen, ob Sie in diesem Ratgeber alles erfahren haben, was Sie dafür brauchen. 99 KREBS DER LEBER UND GALLENWEGE ✂ 98 015-01/2008 ❒ nein (PLZ) Ort: (Dafür benötigen wir Ihre Anschrift!) Straße: der Deutschen Krebshilfe. im Mildred Scheel Kreis, dem Förderverein Name: Ich interessiere mich für eine Mitgliedschaft zur Nachsorge ❒ ❒ ja Prof. Dr. Dagmar Schipanski Präsidentin der Deutschen Krebshilfe ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ zu den Risiken der Behandlungsverfahren ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ zum Nutzen der Behandlungsverfahren Kannten Sie die Deutsche Krebshilfe bereits? ❒ Bücherregal im Wartezimmer ❒ Angehörige/Freunde ❒ Internetausdruck ❒ Internetbestellung ❒ vom Arzt persönlich ❒ Krankenhaus ❒ Selbsthilfegruppe ❒ Hinweis in der Zeitung ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ zur Wirkung der Behandlungsverfahren Woher haben Sie die Broschüre bekommen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ zu Untersuchungsverfahren 5 4 3 2 1 3 „stimmt teilweise” 5 „stimmt überhaupt nicht” 2 „stimmt einigermaßen” ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Der Text ist allgemein verständlich Das hat mir gefehlt: 4 „stimmt kaum” 1 „stimmt vollkommen” Dabei entspricht: Die Broschüre hat meine Fragen beantwortet. ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Betroffener ❒ Angehöriger ❒ Interessierter? Ich bin 1 2 3 4 5 Die Broschüre hat mir geholfen, Entscheidungen über meine Behandlung zu treffen Sagen Sie uns Ihre Meinung! „Liebe Leserin, lieber Leser, die Deutsche Krebshilfe hat in den vergangenen Jahren mit ihren vielfältigen Aktivitäten Verantwortung in unserer Gesellschaft übernommen, die beispielgebend ist. Sie hat Forschungen über Krankheitsursachen,Therapie und Diagnose tatkräftig unterstützt und damit unser Wissen über diese bedrohliche Krankheit erweitert. Zugleich wurde von der Deutschen Krebshilfe eine offene Diskussion über die Krankheit Krebs und aller damit verbundenen Aspekte in der Öffentlichkeit geführt. Diese Leistungen ließen sich nur dank der Hilfsbereitschaft vieler Hunderttausender Menschen verwirklichen, die mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz, ihren Spenden, Aktionserlösen und Mitgliedsbeiträgen unsere Arbeit erst ermöglichen. Als Präsidentin der Deutschen Krebshilfe möchte ich mich aus ganzem Herzen in den Dienst der Bekämpfung dieser – noch – unbesiegten Krankheit stellen. Damit auch künftig beraten, geforscht und aufgeklärt werden kann, brauchen wir weiterhin Sie und Ihre wohlwollende Unterstützung der Deutschen Krebshilfe. Herzlichen Dank.“ Deutsche Krebshilfe Helfen. Forschen. Informieren. • Information und Aufklärung über Krebskrankheiten und Möglichkeiten der Krebsvorbeugung • Motivation, die jährlichen kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen zu nutzen • Verbesserungen in der Krebsdiagnostik • Weiterentwicklungen in der Krebstherapie • Finanzierung von Krebsforschungsprojekten/-programmen • Gezielte Bekämpfung der Krebskrankheiten im Kindesalter • Förderung der medizinischen Krebsnachsorge, der psychosozialen Betreuung einschließlich der Krebs-Selbsthilfe • Hilfestellung, Beratung und Unterstützung in individuellen Notfällen Die Deutsche Krebshilfe ist für Sie da. Rufen Sie uns an: Zentrale: 02 28/72 99 0 - 0, Mo - Fr 8 - 17 Uhr Informationsdienst: 02 28/72 99 0 - 95, Mo - Fr 8 - 17 Uhr Härtefonds: 02 28/72 99 0 - 94, Mo - Do 8.30 - 17 Uhr, Fr 8.30 - 16 Uhr Oder schreiben Sie uns: Deutsche Krebshilfe, Buschstraße 32, 53113 Bonn E-Mail: [email protected] Deutsche Krebshilfe gegründet von Dr. Mildred Scheel 90 90 93 Sparkasse KölnBonn BLZ 370 501 98 269 100 000 Dresdner Bank Bonn BLZ 370 800 40 2 009 090 013 Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG BLZ 380 601 86 ISSN 0946-4816