Aus der Abteilung der Psychosomatischen Medizin und der Psychotherapie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik der Albert-Ludwig-Universität Freiburg im Breisgau Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. M. Wirsching Emotionale Belastung und gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit multiplen körperlichen Beschwerden in der Primärversorgung in China INAUGURAL - DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt 2011 von Claudia Johanna Höner geboren in Hagen in Westfalen Dekan Prof. Dr. Dr. h.c. mult. H. Blum 1. Gutachter Prof. Dr. med. K. Fritzsche 2. Gutachter Prof. Dr. med. W.-B. Niebling Jahr der Promotion 2011 INHALT ZUSAMMENFASSUNG ...................................................................................................................................... 3 I THEORETISCHER HINTERGRUND ............................................................................................................. 4 1.1 PATIENTEN MIT PERSISTIERENDEN KÖRPERLICHEN BESCHWERDEN............................................................................ 4 1.2 EPIDEMIOLOGIE DER PHYSICAL SYMPTOM DISORDER ............................................................................................ 5 1.3 WARUM IST PHYSICAL SYMPTOM DISORDER SO WICHTIG?..................................................................................... 7 1.4 PATIENTEN MIT PHYSICAL SYMPTOM DISORDER – DIAGNOSTIK UND KLASSIFIKATION .................................................. 8 1.5 PHYSICAL SYMPTOM DISORDER UND EMOTIONALE BELASTUNG ............................................................................ 13 1.6 PHYSICAL SYMPTOM DISORDER UND GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT ...................................................... 15 II FRAGESTELLUNGEN ............................................................................................................................... 18 III METHODEN ........................................................................................................................................... 19 3.1 STUDIENDESIGN........................................................................................................................................... 19 3.2 MESSINSTRUMENTE ..................................................................................................................................... 21 3.3 STATISTISCHE AUSWERTUNG .......................................................................................................................... 28 IV ERGEBNISSE .......................................................................................................................................... 33 4.1 STICHPROBE................................................................................................................................................ 33 4.2 SOZIODEMOGRAPHISCHE DATEN..................................................................................................................... 39 4.3 KLINISCHE DATEN ........................................................................................................................................ 41 4.4 DESKRIPTIVE AUSWERTUNG DER FRAGEBÖGEN .................................................................................................. 44 4.5 INDUKTIVE RECHNUNGEN .............................................................................................................................. 53 4.5.1 EMOTIONALE BELASTUNG UND SCHWEREGRAD KÖRPERLICHER SYMPTOME ....................................................... 53 4.5.2 LEBENSQUALITÄT UND SCHWEREGRAD KÖRPERLICHER SYMPTOME ................................................................... 57 4.5.3 BINÄR LOGISTISCHE REGRESSION ................................................................................................................ 60 V DISKUSSION .......................................................................................................................................... 67 5.1 REPRÄSENTATIVITÄT DER STICHPROBE .............................................................................................................. 67 5.2 INTERPRETATION DER STUDIENDATEN .............................................................................................................. 67 5.3 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER STUDIE........................................................................................................... 78 5.4 SCHLUSSFOLGERUNG .................................................................................................................................... 81 VI LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................................................ 82 VII ANHANG ............................................................................................................................................... 90 VIII LEBENSLAUF ........................................................................................................................................ 100 DANKSAGUNG.............................................................................................................................................. 102 Zusammenfassung 3 ZUSAMMENFASSUNG Die vorliegende Arbeit untersucht ambulante Patienten der internistischen und der Traditionellen Chinesischen Medizin in zwei urbanen Settings in China. Hierbei soll erforscht werden, inwieweit ein hoher Schweregrad körperlicher Symptome mit der emotionalen Belastung, der Ängstlichkeit und Depressivität sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Patienten in Zusammenhang steht. In der Studie konnten 304 Datensätze verwendet werden. Anhand des Patient-HealthQuestionnaires-15 (PHQ-15) wurde der Schweregrad körperlicher Symptome erfasst. Emotionale Belastung, Ängstlichkeit und Depressivität wurden durch die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) gemessen. Die Short Form Health Survey (SF-12) wurde als Instrument zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität verwendet. Zur statistischen Auswertung der Fragebogenergebnisse wurden Korrelationsanalysen nach Pearson, einfaktorielle ANOVAs und eine binär logistische Regression durchgeführt. Die Prävalenz für einen hohen Schweregrad körperlicher Symptome lag in den ambulanten Settings bei 25,98%. Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome waren signifikant häufiger weiblich, ledig oder geschieden und lebten häufiger allein als andere Patienten. Sie tätigten mehr Arztbesuche und verspürten eine deutliche Beeinträchtigung ihres Alltagslebens und ihres Wohlbefindens. Es zeigte sich zudem ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome (PHQ-15-Score), einer erhöhten emotionalen Belastung (Gesamt-Score-HADS), Ängstlichkeit (Ängstlichkeits-ScoreHADS) und Depressivität (Depressivitäts-Score-HADS) sowie einer eingeschränkten psychischen (Psyche-Score-SF-12) und körperlichen (Körper-Score-SF-12) Lebensqualität der Patienten. Insgesamt führten die emotionale Belastung (HADS-Gesamt), die körperliche Lebensqualität (SF-12-Körper), die Lebenssituation und das Geschlecht des Patienten zu einer Varianzaufklärung zwischen den Gruppen mit hohem und niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome von 33%. Neben der Anzahl und dem Schweregrad der körperlichen Symptome könnte auch der Erfassung psychischer und sozialer Belastungen bei der Erkennung von Patienten mit multiplen körperlichen Beschwerden zukünftig eine größere Rolle zukommen. . Theoretischer Hintergrund I 1.1 THEORETISCHER HINTERGRUND PATIENTEN MIT PERSISTIERENDEN KÖRPERLICHEN BESCHWERDEN Körperliche Symptome, denen keine diagnostizierte organische Erkrankung zugrunde liegt, die aber dennoch eine deutliche Beeinträchtigung mit sich bringen, sind ein häufiges Phänomen. 82% der deutschen Bevölkerung leiden unter mindestens einem körperlichen Symptom (Hiller, Rief, & Brähler, 2006). Nach Kroenke (2003) sind 33% der Symptome, mit denen sich Patienten in ambulanten Zentren vorstellen, organisch nicht begründbar. In einer Studie mit 1000 Patienten einer internistischen Klinik in den USA konnten trotz aufwendiger Diagnostik sogar nur 16% der Beschwerden organisch erklärt werden (Kroenke & Mangelsdorff, 1989). Viele dieser Beschwerden sind vorübergehender Natur (Simon & Gureje, 1999). In mindestens einem Fünftel der Fälle jedoch bleiben die Symptome bestehen und chronifizieren (Jackson & Kroenke, 2008; Khan, Khan, Harezlak, Tu, & Kroenke, 2003; Kroenke & Rosmalen, 2006). Die Patienten mit persistierenden unerklärten körperlichen Beschwerden zu erfassen, ihre Erkrankung zu benennen, zu diagnostizieren und zu therapieren, erweist sich häufig als ein schwieriger Prozess (Fink, Sorensen, Engberg, Holm, & Munk-Jorgensen, 1999; Fava & Wise, 2007; Creed et al., 2010). Verschiedene Begriffe versuchen das Krankheitsbild dieser Patienten greifbar zu machen. Während die internistische Medizin mit der Diagnostizierung „funktioneller Beschwerden― die symptomatische Funktionseinschränkung des betroffenen Organs hervorhebt, wird aus psychosomatischer Perspektive mit dem Begriff der „somatoformen Beschwerden― die körperliche Erscheinungsform der Erkrankung demonstriert. In der Literatur finden sich weitere Benennungen wie „Multisomatoform Disorder― (Kroenke et al., 1997), „Somatic Symptom Disorder― (Dimsdale & Creed, 2009) oder die deskriptive Bezeichnung „Multiple Unexplained Symptoms― (MUS). In der "Internationalen Klassifikation der Krankheiten,‖ von 2010 (ICD-10) sowie in dem die ICD-10 ergänzenden und unterstützenden „Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen― (DSM IV) der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung von 1994 wird der Begriff „somatoforme Störung― verwendet und die 4 Theoretischer Hintergrund Erkrankung psychiatrisch eingeordnet. Die vorliegende Arbeit jedoch orientiert sich an dem im Zuge der aktuellen Diskussion über Diagnostik und Klassifizierung der somatoformen Störung aufgekommenen Begriff „Physical Symptom Disorder―, abgekürzt PSD. Dieser wurde 2006 von Kroenke mit dem Artikel „Physical Symptom Disorder: A simpler diagnostic category for somatization-spectrum conditions― eingeführt. In diesem Sinne soll er auch in der vorliegenden Arbeit für ein alle oben genannte Bezeichnungen umfassendes Krankheitsbild verwendet werden. Bei der Darstellung einzelner Forschungsergebnisse werden jedoch die in dem jeweiligen Paper gebotene Definition und damit auch der dazugehörige Begriff aufgenommen. Somatisierung als solches beschreibt nach Lipowski „eine Tendenz, körperliches Unbehagen und Symptome, für die keine erklärenden pathologischen Befunde bestehen, zu erleben und zu kommunizieren, sie einer somatischen Krankheit zuzuschreiben und dafür um medizinische Hilfe nachzusuchen. Gewöhnlich wird angenommen, dass diese Tendenz sich als Reaktion auf psychosozialen Stress manifestiert, der durch Lebensereignisse und für das Individuum subjektiv belastende Situationen hervorgerufen wird― (Lipowski, 1988). 1.2 EPIDEMIOLOGIE DER PHYSICAL SYMPTOM DISORDER In ambulanten Settings wird eine PSD-Prävalenz von 8-20% beobachtet (Ansseau et al., 2004; Barsky et al., 2005; De Waal et al., 2004; Jackson & Kroenke, 2008). Die Lebenszeitprävalenz einer somatoformen Erkrankung liegt in Deutschland bei etwa 13% (Meyer, Rumpf, Hapke, Dilling, & John, 2000). Unerklärbare körperliche Symptome (MUS) finden sich in gynäkologischen und neurologischen Fachpraxen bei bis zu 66% aller Patienten (Nimnuan, Hotopf, & Wessely, 2001). Das Phänomen der Somatisierung scheint nicht an den kulturellen Kontext gebunden zu sein (Janca, Isaac, Bennett, & Tacchini, 1995). Vor einiger Zeit noch dachte man, dass Somatisierung in weniger industrialisierten Ländern, vor allem in Asien und Afrika, häufiger anzutreffen sei als in der westlichen Welt (Harding et al., 1980). Neuere Studien sprechen gegen diese Annahme. In der WHO-Studie „Mental Disorders in Primary Care― (Üstün & Sartorius, 1995) wurden 5447 Patienten in 14 Ländern untersucht. Hier zeigte sich, dass Somatisierung global auftritt und der Entwicklungsstand des jeweiligen Landes nicht entscheidend ist. Unterschiede 5 Theoretischer Hintergrund gibt es vor allem in der Art der präsentierten Symptome und der Inanspruchnahme der medizinischen Versorgung (Gureje, Simon, Ustun, & Goldberg, 1997; Isaac, 1996; Janca et al., 1995). Üstün und Sartorius wählten zur Diagnostik von Somatisierung den Somatic Symptom Index (SSI) von Escobar (Escobar, Rubio-Stipec, Canino, & Karno, 1989). Dieser fordert mindestens vier körperliche Symptome für Männer und mindestens sechs für Frauen. Unter dieser Prämisse lag die Häufigkeit von Somatisierung weltweit durchschnittlich bei 19,7%. Frauen berichteten über mehr Symptome, dennoch waren beide Geschlechter von Somatisierung gleichermaßen betroffen (Piccinelli & Simon, 1997). In vielen anderen Studien zeigte sich jedoch ein Zusammenhang zwischen Somatisierung und weiblichem Geschlecht (Nimnuan et al., 2001; Isaac, 1996; Verhaak, Meijer, Visser, & Wolters, 2006; Kapfhammer, 2007; Hiller et al., 2006). Zudem seien somatisierende Patienten eher jung, weniger gut ausgebildet und gehörten der arbeitenden Bevölkerung an (Gureje et al., 1997; Nimnuan et al., 2001). In einer niederländischen Studie an 400.000 Patienten waren Patienten mit organisch nicht erklärbaren Symptomen älter, eher weiblich, häufiger arbeitslos und weniger gut ausgebildet als andere Patienten (Verhaak et al., 2006). Eine zweite niederländische Studie demonstrierte den Zusammenhang einer hohen Anzahl körperlicher Symptome mit den soziodemographischen Faktoren weibliches Geschlecht, niedriger Ausbildungsstand und Arbeitslosigkeit (van der Windt et al., 2008). 1.2.1 PHYSICAL SYMPTOM DISORDER IN CHINA In China liegt die Prävalenz der PSD in ambulanten Settings bei ca. 18% (Üstün & Sartorius 1995; Meng, Yuhua, Yucun, 1999). Einige Untersuchungen legen die These nahe, dass bei einer Unterrepräsentierung psychiatrischer Erkrankungen Somatisierung unter chinesischen Patienten auffallend häufig auftritt (Parker, Gladstone, & Chee, 2001; Parker, Cheah, & Roy, 2001; Shen et al., 2006; Ryder et al., 2008). So zeigte Kleinman, dass von 100 Patienten mit diagnostizierter Neurasthenie1 in China, 87 die Kriterien einer Major Depression erfüllten (Kleinman, 1982). Mögliche Gründe für die bevorzugte Präsentation körperlicher Symptome in China werden bei einer Stigmatisierung psychischer Erkrankung (Shen et al., 2006; Zhao, 1 Vor der Einführung des DSM-Systems zur internationalen Klassifizierung der Krankheiten war die Diagnose der „Neurasthenie― weit verbreitet. In chinesischer Sprache wird diese Krankheit shenjing shuairuo – „Schwäche der Nerven― genannt. Sie umfasst Schwäche- und Schmerzsymptome, Schlafstörungen sowie emotionale und nervöse Symptome. Seit 1980 jedoch tritt die Diagnose „Neurasthenie― vor der DSM-Klassifizierung „Somatoforme Störung― in den Hintergrund (Sing Lee & Kleinman 2007). 6 Theoretischer Hintergrund 2009) und einem stark somatisch orientierten Gesundheitssystem (Lee, 1997) gesehen. Nach Zhao hindere die Angst vor einem „Gesichtsverlust― und die Sorge missverstanden und diskriminiert zu werden viele chinesische Patienten an der Äußerung psychischer und auch zwischenmenschlicher Probleme (Zhao, 2009). 1.3 WARUM IST PHYSICAL SYMPTOM DISORDER SO WICHTIG? Drei Argumente für die Beschäftigung mit Somatisierung werden immer wieder angeführt. Somatisierende Patienten sind häufig, sie verursachen hohe Kosten im Gesundheitswesen und behandelnde Ärzte empfinden den Umgang mit ihnen oft als schwierig (Carson et al., 2004; Barsky et al., 2005). Barsky et al. konnten zeigen, dass somatisierende Patienten im Vergleich zu Patienten mit rein organischer und auch im Vergleich zu solchen mit rein psychiatrischer Erkrankung mehr Arztbesuche tätigten, sich häufiger in einer Notfallambulanz vorstellten und öfter hospitalisiert wurden. Insgesamt fanden sich höhere Kosten sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor (Barsky et al., 2005). Der dritte Punkt ist die erschwerte Arzt-Patient-Beziehung. Patienten, deren nicht erklärbare körperliche Beschwerden nicht nach einiger Zeit verschwinden, suchen zunächst einen Arzt der somatischen Versorgung auf (Hiller et al., 2006). Kann nun auch der Arzt keine Ursache für die Symptome des Patienten feststellen, finden sich Arzt und Patient in Erklärungsnot (Hahn, Thompson, Wills, Stern, & Budner, 1994; Hartz et al., 2000; Salmon, Ring, Dowrick, & Humphris, 2005). Wie Nettleton in seinem Artikel zur Soziologie der nicht erklärbaren körperlichen Symptome schreibt, erlaubt es die Gesellschaft dem Individuum nicht, krank zu sein ohne eine diagnostizierte Erkrankung (Nettleton, 2006). In einer amerikanischen Studie wurden Patienten untersucht, die von Ärzten als schwierig empfunden wurden (Jackson & Kroenke, 1999). Diese Patienten zeichneten sich eher durch Ängstlichkeit und/oder Depressivität aus, hatten einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand, unerfüllbare Erwartungen an den Arzt, waren weniger zufrieden mit ihrer Behandlung und zeigten eine höhere Inanspruchnahme des Gesundheitswesens als andere Patienten. Auch Patienten, die fünf oder mehr Symptome präsentierten, wurden von Ärzten als schwierig wahrgenommen. Andererseits erkennen auch viele Ärzte die Probleme der somatisierenden Patienten an und sehen ihre 7 Theoretischer Hintergrund Funktion als „gatekeeper―, um den Patienten vor weiteren eventuell invasiven Maßnahmen zu bewahren (Reid, Whooley, Crayford, & Hotopf, 2001). Oft jedoch wissen sie sich nicht anders zu helfen und schlagen dennoch eine invasive Intervention vor. Salmon konnte belegen, dass die Verweisung zu einer invasiven Maßnahme häufiger wurde, je länger die Konsultation andauerte (Salmon, Humphris, Ring, Davies, & Dowrick, 2007). Ring sieht daher den Ausgang der Somatisierung selbst eher beim behandelnden Arzt als beim Patienten. Er argumentiert, dass der Vorschlag zur Intervention häufiger vom Arzt gestellt wird als vom Patienten. Außerdem wiesen viele Patienten auf ihre psychosozialen Probleme hin, diese werden aber vom Arzt nicht oder nur unzureichend wahrgenommen (Ring, Dowrick, Humphris, Davies, & Salmon, 2005). Auch Salmon hob hervor, dass Patienten mit unerklärten körperlichen Symptomen eher mehr emotionale Unterstützung beim Arzt suchten und weniger eine Erklärung oder eine invasive Maßnahme verlangten (Salmon et al., 2005). Passend hierzu bewerteten somatisierende Patienten die Versorgung durch Hausärzte schlechter als eine vergleichbare Patientengruppe ohne somatoforme Beschwerden (Dirkzwager & Verhaak, 2007). 1.4 PATIENTEN MIT PHYSICAL SYMPTOM DISORDER – DIAGNOSTIK UND KLASSIFIKATION 1.4.2 BISHERIGE DIAGNOSTIK NACH ICD-10 UND DSM-IV ICD-10 und DSM-IV unterscheiden zwischen dem Vollbild einer somatoformen Störung und einer undifferenzierten somatoformen Störung. Zur Diagnostizierung ersterer müssen nach DSM-IV vier verschiedene Schmerzzonen, zwei gastrointestinale Beschwerden, ein Symptom aus dem Sexualbereich und ein pseudoneurologisches Symptom vorherrschen. Das Vollbild der somatoformen Störung hat eine Prävalenz von 0.03-0,7% (De Waal et al., 2004; Escobar et al., 1989). Die undifferenzierte somatoforme Störung hingegen wird mit einer Prävalenz von 8-20% in ambulanten Zentren deutlich häufiger diagnostiziert (Ansseau et al., 2004; Barsky et al., 2005; De Waal et al., 2004; Jackson & Kroenke, 2008). Die Diagnosekriterien der DSM-IV erfordern hier ein oder mehr organisch nicht erklärbare körperliche Symptome, die zu körperlicher Einschränkung führen und mindestens sechs Monate andauern. Die Beschwerden sollten nicht besser durch eine andere mentale Störung wie beispielsweise Gemüts- oder Angststörungen, aber auch Schlafstörungen oder psychotische Erkrankungen erklärt werden können. Basis beider Ausprägungen ist in beiden Klassifikationen der Aus- 8 Theoretischer Hintergrund schluss organischer Ursachen für die körperlichen Beschwerden. So heißt es in den ICD-10: „Das Charakteristikum [der somatoformen Störungen] ist die wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründbar sind.― Die Diagnosekriterien nach DSM-IV und ICD-10 bergen Schwierigkeiten. In einer Studie zu somatoformen Störungen und ihrer Behandlung in der Erstversorgung konnten 51-70% der nach ICD-10 und nur 36-48% der nach DSM-IV diagnostizierten somatoformen Erkrankungen von den Ärzten richtig erkannt werden (Fink et al., 1999). Die Diagnosekriterien für Somatisierungsstörungen werden aktuell heftig diskutiert (Dimsdale & Creed, 2009; Janca et al., 1995; Kapfhammer, 2007; Mayou, Kirmayer, Simon, Kroenke, & Sharpe, 2005; Fava & Wise, 2007; Fink, Rosendal, Dam, & Schröder, 2010). Gefordert werden die Definierung positiver Kriterien und damit die Abwendung von der bisherigen Ausschlussdiagnostik (Löwe et al., 2008; Rief & Isaac, 2007; Voigt et al., 2010). Vor allem die Differenzierung der Beschwerden in medizinisch erklärbar und medizinisch nicht erklärbar, Ausgangspunkt der bisherigen Diagnostik, wird stark umstritten (Löwe et al., 2008; Mayou et al., 2005). Die Bezeichnung „somatoforme Beschwerden― scheint überholt. Patienten empfinden den Begriff als stigmatisierend (Kirmayer, Groleau, Looper, & Dao, 2004; Kirmayer & Looper, 2006; Looper & Kirmayer, 2004); Wissenschaftler weisen auf den in dem Namen implizierten Dualismus von Körper und Geist hin, der in der westlichen Medizin dem heutzutage angestrebten Konzept der ganzheitlichen Medizin nicht mehr angemessen erscheint, während er in andere Kulturkreise kaum übertragen werden kann (Dimsdale & Creed, 2009; Fink & Rosendal, 2008; Kapfhammer, 2007; Kirmayer et al., 2004; Kroenke & Rosmalen, 2006). 1.4.2 DIE ROLLE DER TRADITIONELLEN CHINESISCHEN MEDIZIN Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit PSD in China, in Abteilungen der Traditionellen Chinesischen Medizin (im Weiteren TCM) und der Inneren Medizin. Vor diesem Hintergrund erhält die Diskussion noch eine weitere Bedeutung. In seinem Buch „Was ist Medizin? Westliche und östliche Wege der Heilkunst― erarbeitet Unschuld den Zusammenhang des gewachsenen medizinischen Verständnisses mit den herr- 9 Theoretischer Hintergrund schenden existentiellen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen. Die westliche Medizin orientiert sich seit ihren Ursprüngen an einer Trennung von Körper und Geist (vgl. Unschuld, 2003). Sie fordert eine strikte Beschränkung auf naturwissenschaftlich nachweisbare Wirkmechanismen und Phänomene. Diese Festlegung bildet die Grundlage für den Erfolg der westlichen Medizin, stößt bei medizinisch nicht erklärbaren Beschwerden aber selbst an ihre Grenzen. Die TCM sieht keine Trennung von Körper und Seele vor (Fabrega, 1990). Hier nehmen denn auch Patienten mit körperlichen Symptomen, die nicht auf eine organische Erkrankung zurückzuführen sind, keine Sonderrolle ein (Fabrega, 1990; Lee, 1997). Zur Erklärung von Krankheit und Gesundheit entstand über drei Jahrtausende zunächst unter Einflüssen des Ahnenkults und der Dämonenmedizin ein anderes Konzept. Stark geprägt wurde die TCM durch den Konfuzianismus, der durch die Harmonisierung von Gegensätzen die Welt in Ordnung bringen will. Nach Unschuld beeinflusste der Konfuzianismus nicht nur maßgeblich die sozialpolitischen Strukturen Chinas, sondern auch das heilkundliche Denken. Die FünfElemente-Lehre wurde zu einem tragenden Faktor des Konfuzianismus. Sie misst den verschiedenen Elementen Eigenschaften bei, die es gilt im Gleichgewicht zu halten (vgl. van Ess, 2009). In Tabelle 1 sind die fünf Elemente der chinesischen Elemente-Lehre aufgeführt. Tabelle 1: Die Fünf-Elemente-Lehre. Element Chinesische Bezeichnung Bedeutung Holz 木 mù Aufbruch, Entwicklung eines Handlungsimpulses, Feuer 火 huŏ Ausgestaltung, dynamische Phase, Aktion Erde 土 tŭ wandelnd, umwandelnd, verändernd: Fruchtbildung Metall 金 jīn Reife, Kontraktion, Kondensation, Ablösung, Sinken Wasser 水 shuĭ Betrachtung, Ruhe Anmerkung: Nach Wikipedia „Fünf-Elemente-Lehre“ (Stand: Januar, 2011). Dieses Schema ließ sich auf fast alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens anwenden; so auch auf die Medizin (vgl. Unschuld, 2003). 10 Theoretischer Hintergrund Mit Hilfe der Fünf-Elemente-Lehre wurde ein kompliziertes physiologisches Konzept entwickelt, nach welchem sich ein chinesischer Arzt zu richten hatte. Abbildung 1 verdeutlicht die Beziehung der Elemente zu den Organen des menschlichen Körpers. Abbildung 1: Fünf Elemente und die menschlichen Organe. Nach: Sense, 2008. Obwohl die traditionellen Konzepte bei der Ausbildung der chinesischen Mediziner in den Hintergrund getreten sind und Verordnungen westlich orientierter Medizin inzwischen 60% der Kosten des Gesundheitswesens in China ausmachen, sind die heilkundlichen Vorstellungen des Konfuzianismus noch immer im Denken vieler Patienten verankert (Hesketh & Zhu, 1997). Diese Überlegungen müssen bei der Untersuchung von PSD in China berücksichtigt werden (Kirmayer & Sartorius, 2007). Eine Unterscheidung zwischen medizinisch erklärbaren und 11 Theoretischer Hintergrund medizinisch nicht erklärbaren Symptomen erscheint daher spätestens in den Abteilungen der TCM hinfällig. 1.4.3 NEUE ANSÄTZE ZUR DIAGNOSTIK DER PHYSICAL SYMPTOM DISORDER Aktuell wird umstritten, ob es sich bei der somatoformen Störung überhaupt um eine eigene Entität, oder doch nur um eine Untergruppe bekannter psychiatrischer Erkrankungen wie Angsttörungen oder Depression handelt (Smith et al., 2005). Einige Autoren fordern in diesem Sinne die Abschaffung der Kategorie „Somatoforme Störung― (Mayou et al., 2005). Löwe weist jedoch darauf hin, dass der Einfluß somatoformer Beschwerden auf alltägliche Einschränkungen unabhängig von einer Komorbidität mit Angst oder Depression existiert (Löwe et al., 2008). In einem meta-analytischen Review von 2003 wird herausgearbeitet, dass somatoforme Beschwerden nicht durchgängig mit anderen psychiatrischen Erkrankungen erklärt werden können (Henningsen, Zimmermann, & Sattel, 2003). Laut Löwe zeigt sich hier die deutliche konvergente und divergente Validität der Diagnose „somatoforme Störung―. Von einem Herausnehmen der Erkrankung aus den Diagnoseklassifikationen sei daher abzuraten (Löwe et al., 2008). Die Problematik der Diagnostizierung bleibt also bestehen. Einige Autoren befürworten eine Klassifikation, die Patienten mit PSD anhand ihres auffallenden Krankheitsverhaltens vor allem bezüglich Missattributionen, übermäßigen Krankheitssorgen und auffallend hoher Inanspruchnahme des Gesundheitswesens detektiert (Dimsdale & Creed, 2009; Jackson & Kroenke, 2008; Löwe et al., 2008). Weitere Arbeiten weisen darauf hin, dass nicht die Ätiologie, sondern die Anzahl der Symptome eines Patienten entscheidend für dessen soziale und psychiatrische Morbidität ist (Jackson et al., 2006; Kisely, Goldberg, & Simon, 1997; Kisely & Simon, 2006; Kroenke, Spitzer, deGruy, & Swindle, 1998; Rief & Hiller, 1999; Voigt et al., 2010). Einen großen Beitrag zu diesem Thema leistet auch hier die schon oben erwähnte WHO-Studie zu „Mental Disorders in Primary Care― (Üstün & Sartorius, 1995). Weitere Auswertungen dieser Studie konnten zeigen, dass die Beziehungen zwischen körperlichen Symptomen, psychiatrischer Morbidität und körperlicher Einschränkung bestehen bleiben unabhängig davon, ob die Symptome medizinisch erklärbar sind oder nicht (Kisely et al., 1997; Kisely & Simon, 2006; 12 Theoretischer Hintergrund Simon, Gater, Kisely, & Piccinelli, 1996). Die Arbeit von Kroenke und Spitzer belegte diese Vermutung: Eine Anzahl von sieben oder mehr körperlichen Symptomen aus einer Liste von 15 Symptomen erwies sich als diagnoseweisend für eine somatoforme Störung. Es wurden hierbei sowohl medizinisch erklärbare als auch medizinisch nicht erklärbare Symptome erfasst (Kroenke et al., 1998). In einer neueren Untersuchung fanden sich schon ab drei körperlichen Symptomen Zusammenhänge mit Ängstlichkeits- und Depressivitätsstörungen, Substanzmissbrauch und verstärkter Nutzung des Gesundheitswesens. Eine Anzahl von mindestens drei körperlichen Symptomen zeigte sich im Gegensatz zu dem Vorhandensein von organisch nicht erklärbaren Symptomen als prädiktiv für die genannten Faktoren (Escobar et al., 2010). In der vorliegenden Arbeit wird dieser Ansatz aufgegriffen. Die Patienten werden anhand einer von Kroenke und Kollegen erarbeiteten 15 Symptome erfassenden Skala in zwei Gruppen, eine mit vielen und starken Beschwerden, die andere mit wenigen und leichten Beschwerden eingeteilt (Kroenke, Spitzer, & Williams, 2002). Es soll erarbeitet werden, ob Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome in China neben ihrer körperlichen Problematik auch unter einer psychischen und sozialen Beeinträchtigung leiden. 1.5 PHYSICAL SYMPTOM DISORDER UND EMOTIONALE BELASTUNG Unterschiedliche Faktoren können für eine emotionale Belastung sprechen. Komorbidität mit Angststörungen und Depression oder aber auch unspezifische Ängstlichkeit und Depressivität gehören zu den tragenden Markern einer emotionalen Beteiligung des Patienten. In vielen Arbeiten ließ sich ein Bezug zwischen PSD und einer emotionalen Belastung nachweisen (Simon, VonKorff, Piccinelli, Fullerton, & Ormel, 1999; Löwe et al., 2008; Rief, Schaefer, Hiller, & Fichter, 1992; Kroenke, 2003; Haug, Mykletun, & Dahl, 2004; van der Feltz-Cornelis & van Balkom, 2010). So untersuchte Löwe in einer Studie mit 2091 ambulanten Patienten an 15 Zentren der Erstversorgung in den USA Prävalenz und Überlappung der drei großen psychischen Erkrankungen Somatisierung, Depression und Angststörungen (Löwe et al., 2008). 13 Theoretischer Hintergrund 14 Schwere Angst – 8,0% 3,4 % 1,2 % 1,1 % 3,4 % 1,7 % 1,6 % 4,4 % Schwere Depression – 6,6% Schwere Somatisierung – 9,5% Abbildung 2: Überlappung schwerer Depression, schwerer Angststörung und schwerer Somatisierung als Prozentsatz des untersuchten Patientenguts (n=2091). Aus: Löwe et al.: Depression, anxiety and somatization in primary care: syndrome overlap and functional impairment, 2008. Er fand in 54% der Fälle eine Komorbidität zwischen den drei Krankheiten. 46% der Varianz der Somatisierung konnte durch eine gleichzeitig existierende Ängstlichkeit oder Depressivität erklärt werden. Auch Hanel konnte 2009 in einer groß angelegten Studie mit mehreren ambulanten Settings bei einem Drittel der Patienten mit Somatisierungsstörung Hinweise auf eine zugleich bestehende Depression oder Angsterkrankung finden (Hanel et al., 2009). Bei einer großen Untersuchung in Norwegen mit 50377 Teilnehmern wurde die Assoziation zwischen funktionellen Störungen, Angst und Depression bestätigt (Haug et al., 2004). Es zeigte sich hier eine lineare Beziehung zwischen körperlichen Symptomen und der emotionalen Belastung der Menschen. Bei einer Untersuchung von ambulanten Patienten, die sich mit körperlichen Symptomen vorstellten, fand Kroenke, dass unerklärte oder viele körperliche Symptome deutlich mit Depressivität und Ängstlichkeit assoziiert waren (Kroenke, 2003). Auch der Schweregrad körperlicher Symptome zählt zu den Prädiktoren für die erwähnten psychischen Manifestationen (Kroenke et al., 2002). In einem Review von 2003 wurde dargestellt, dass die Komorbidität mit Ängstlichkeit und Depressivität bei Patienten mit organisch nicht begründbaren Erkrankungen deutlich häufiger auftrat als bei Patienten mit definierten körperlichen Krankheiten (Henningsen et al., 2003). Theoretischer Hintergrund Umgekehrt hatten depressive Patienten in einer weiteren amerikanischen Studie mehr chronische Schmerzen, eine niedrigere gesundheitsbezogene Lebensqualität und gaben einen höheren Schweregrad körperlicher Symptome an als andere Patienten (Arnow et al., 2006). Viele Arbeiten beschäftigen sich mit der somatischen Präsentation der Depression. Zwei Drittel der Patienten mit Depression stellen sich laut einem Review von 2005 mit körperlichen Symptomen in ambulanten Zentren vor (Tylee & Gandhi, 2005). Frauen tendieren wohl eher zu einer Somatisierung der Depression als Männer (Nimnuan et al., 2001; Silverstein, 1999). Basierend auf den Daten der WHO-Studie „Mental Disorders in Primary Care― (Üstün & Sartorius, 1995) wurde die somatische Präsentation der Depression in den unterschiedlichen Ländern untersucht. Hierbei fand sich eine ausgeprägte Varianz (45-95%) zwischen den Ländern. 87% der Patienten mit „Major Depression― in China fielen durch das Präsentieren körperlicher Symptome auf – in Deutschland waren es 74% (Simon u. a. 1999; Üstün & Sartorius, 1995). Die Prävalenz für eine „Major Depression― in China war mit 2,4% - verglichen zu 5,3% in Berlin – gering (Üstün & Sartorius, 1995). Diese Ergebnisse könnten zu dem Schluss führen, dass depressive Erkrankungen in China häufig somatisch präsentiert werden. Weiteren Anlass zu dieser Vermutung bieten die Ergebnisse von Parker et al. (2001). Sie verglichen eine Gruppe depressiver Patienten aus China mit einer Gruppe aus Australien, jeweils in ambulanten Settings. Es zeigte sich, dass sich 60% der chinesischen Patienten zuerst mit körperlichen Beschwerden vorstellten, im Vergleich zu nur 13% der australischen Patienten. In einem umfassenden Review arbeitet Parker heraus, dass unter chinesischen Patienten eine stärkere Tendenz zur Verleugnung oder Somatisierung depressiver Symptome besteht (Parker et al., 2001). 1.6 PHYSICAL SYMPTOM DISORDER UND GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT „Lebensqualität ist definiert als die individuelle Wahrnehmung der Position im Leben im Zusammenhang von Kultur und Wertesystem, in dem die Personen leben, im Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Normen und Anliegen. Es handelt sich um ein weitgefasstes Konzept, das in einer komplexen Weise von der körperlichen Gesundheit, dem psychologischen Befinden, dem Grad der Unabhängigkeit und den 15 Theoretischer Hintergrund sozialen Beziehungen einer Person beeinflusst wird, sowie ihrer Beziehung zu hervorstechenden Merkmalen ihrer Umwelt.― (WHO, 1996). Die genannten Aspekte der Lebensqualität können durch eine Erkrankung des Menschen mehr oder weniger stark beeinträchtigt werden. Patrick und Erickson entwickelten den Begriff „Gesundheitsbezogene Lebensqualität― (Health-related Quality of Life oder abgekürzt HRQoL), um diejenigen Komponenten zusammenzufassen, die eng mit der Gesundheit in Zusammenhang stehen (Patrick & Erickson, 1992). Da dieser Begriff sowohl körperliche Beschwerden als auch die psychische Verfassung und Leistungsfähigkeit der Patienten umfassen sollte, wird die HRQol häufig in zwei Domänen, die körperliche und die mentale oder psychische Lebensqualität, eingeteilt. Wichtige Aspekte sind die Funktionstüchtigkeit im Alltag und die Ausgestaltung zwischenmenschlicher Interaktionen. Die Formulierungen „Allgemeiner Gesundheitszustand― oder „Funktioneller Status― umfassen einen ähnlichen Inhalt und werden teilweise synonym verwendet (Patrick & Bergner, 1990; Nimnuan et al., 2001). Obwohl die gesundheitsbezogene Lebensqualität charakteristischerweise subjektiv ist, kann sie mithilfe von Interviews, Fragebögen oder Schätzskalen gemessen werden (Kroenke, 2003; Guyatt, Feeny, & Patrick, 1993). Viele Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen PSD und einer eingeschränkten Lebensqualität hin (De Waal et al., 2004; Löwe et al., 2008; Kisely et al., 1997; Koch et al., 2007). In einer Untersuchung mit 10641 Teilnehmern in Australien zeigte sich, dass Patienten mit einer psychiatrischen Diagnose stärker in ihrer Lebensqualität eingeschränkt waren als solche mit rein medizinischer Erkrankung (Sanderson & Andrews, 2002). Schmitz und Kruse kamen in Deutschland zu einem ähnlichen Ergebnis (Schmitz & Kruse, 2007). Bei einer Untersuchung unter südasiatischen Patienten in England stellte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen unerklärbaren körperlichen Symptomen und einer schlechteren HRQoL ein. Insbesondere die Anzahl körperlicher Symptome trat als starker Prädiktor für eine geringere Lebensqualität hervor (Duddu et al., 2008). Weitere Studien zu Somatisierung, Depression und Angststörungen zeigen, dass Somatisierung auch unabhängig von Depressivität und Ängstlichkeit die Lebensqualität der Patienten deutlich beeinträchtigt (Arnow et al., 2006; Löwe et al, 2008.). Ein Einfluss auf die mentale Komponente der Lebensqualität scheint jedoch nicht oder nur kaum zu bestehen (Löwe et al., 2008). In einer deutschen Studie wurden die Determinanten für eine niedrige Lebensqualität unter Patienten mit somatoformen Beschwerden untersucht. Es zeigte sich, dass die Intensität der Somatisierung, ein höheres Alter und das subjektive Ausmaß der beruflichen Einschränkung wichtige Faktoren für die gesund- 16 Theoretischer Hintergrund 17 heitsbezogene Lebensqualität der Patienten waren. Die psychologische Komponente der Lebensqualität wurde auch durch psychiatrische Komorbidität beeinflusst. Insgesamt konnten 48% der Varianz der körperlichen Domäne und 35% der der psychischen Domäne der Lebensqualität erklärt werden (Nickel et al., 2010). Jackson und Kroenke befragten Patienten mit multisomatoformen Beschwerden nach fünf Jahren ein zweites Mal zu ihrem Gesundheitszustand (Jackson & Kroenke, 2008). Es fiel auf, dass diese Patienten weiterhin eine niedrigere Lebensqualität aufwiesen als andere Patienten. . Fragestellungen II FRAGESTELLUNGEN FRAGESTELLUNG I Gibt es bei ambulanten Patienten in China einen Zusammenhang zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome gemessen am Gesamtscore des PHQ-15s und einer emotionalen Belastung, Ängstlichkeit und/oder Depressivität gemessen an der Gesamtskala und den Subskalen der HADS? FRAGESTELLUNG II Gibt es bei ambulanten Patienten in China einen Zusammenhang zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome gemessen an der Gesamtpunktzahl im PHQ-15 und einer eingeschränkten gesundheitsbezogenen Lebensqualität gemessen an den Skalen für körperliche und psychische Lebensqualität des SF-12? 18 Methoden III 3.1 METHODEN STUDIENDESIGN 3.1.1 SETTING Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eine Ein-Punkt-Erhebung in vier verschiedenen ambulanten Settings in China. Zwischen dem 31. Juli und dem 10. Oktober 2009 wurden 306 Datensätze gesammelt. 112 Datensätze stammen aus der internistischen Ambulanz des Beijing Union Medical College Hospitals, 90 Fragebögen aus der TCM-Ambulanz des Beijing ShiJiTan Hospitals, 48 aus der TCM-Ambulanz des No. 2 People's Hospital of Yunnan Province in Kunming und 54 weitere aus der internistischen Ambulanz desselben Krankenhauses. 2 Fragebögen mussten wegen zu großer Lücken aus dem Datensatz entfernt werden. Das Peking Union Medical College Hospital wurde 1921 von der Rockefeller Foundation gegründet. Heute ist es sowohl Teil des Peking Union Medical College als auch der Chinese Academy of Medical Science und genießt in China einen exzellenten Ruf. Laut der offiziellen Internetseite des Krankenhauses beherbergt die Klinik 40 Abteilungen mit insgesamt 1800 Betten. Im Jahr 2009 kam es zudem zu 1.850.000 ambulanten Konsultationen (www.pumch.cn). Das Beijing ShiJiTan Hospital, obwohl auch Lehrkrankenhaus der Pekinger Universität, ist ein deutlich kleineres Haus mit insgesamt 850 Betten und 3600 ambulant gesehenen Patienten pro Tag. Es wurde 1939 gegründet und enthält 27 verschiedene Abteilungen (www.bjsjth.com.cn). Das No. 2 People's Hospital of Yunnan Province ist ein mittelgroßes Krankenhaus im Zentrum der Provinzhauptstadt Kunming. In China gibt es kein System niedergelassener Ärzte mit unterschiedlichen Haus- oder Facharztpraxen. Daher entspricht ein Besuch in der „Outpatient Clinic― eines Krankenhauses in etwa dem deutschen Praxisbesuch. Die Patienten bezahlen ihre Konsultation selbst, eine Krankenversicherung, die die Kosten später zurückerstattet, besteht fakultativ. 19 Methoden 3.1.2 EIN- UND AUSSCHLUßKRITERIEN Alle Patienten, die innerhalb des Untersuchungszeitraumes eines der verschiedenen Settings aufsuchten und augenscheinlich zwischen 18 und 70 Jahren alt waren, wurden aufgefordert, an der Studie teilzunehmen. 3.1.3 REKRUTIERUNG Die Rekrutierung der Patienten verlief in allen vier Settings gleich. Nach der zentralen Anmeldung warteten die Patienten in einem Wartesaal auf ihre Arztkonsultation. Während dieser Zeit wurden alle Patienten mittels eines Handzettels (s. Anhang) aufgefordert, an der Studie teilzunehmen. Der Handzettel stellte Studie und Untersucher kurz vor und informierte die Patienten über den geschätzten Zeitaufwand von etwa 15 Minuten. Aufkommende Fragen konnten gelegentlich vom informierten Krankenhauspersonal geklärt werden. Nach Abgabe des ausgefüllten Fragebogens bekamen die Patienten als Aufwandsentschädigung zehn Yuan (entspricht ungefähr 1,10 Euro) ausgehändigt. 3.1.4 INFORMATION UND EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG Die erste Seite des Fragebogens informierte die Patienten über den Inhalt der Studie. Die Patienten wurden darauf aufmerksam gemacht, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig sei und die Anonymität aller Angaben gewährleistet werde. Mit ihrer Unterschrift erklärten die Patienten, dass sie alle Informationen verstanden hatten und mit der Verwaltung und Auswertung ihrer Daten einverstanden seien. 3.1.5 ÜBERSETZUNG DER FRAGEBÖGEN Die Fragen zu den soziodemographischen Daten und die Fragen des SOMS wurden nach den Richtlinien der International Translation Commission (Grégoire, 2010) übersetzt. Hierbei 20 Methoden übersetzten zwei chinesische Muttersprachler unabhängig voneinander vom Deutschen ins Chinesische und einigten sich dann auf eine gemeinsame Fassung. Diese wurde dann wiederum zur Kontrolle von einem deutschen Muttersprachler zurückübersetzt. Die HADS (C. M. Leung, Wing, Kwong, & Shum, 1999), der SF-12 (Lam, Tse, & Gandek, 2005) und der PHQ15 (Ye, Geng, Ou, 2009) lagen in chinesischer Form vor. 3.1.6 HOMOGENITÄT DER STICHPROBE Die Daten dieser Untersuchung entstammen vier verschiedenen ambulanten Settings. Um zu überprüfen, ob der Ort der Erhebung einen Effekt auf die Daten ausübt, wurde eine einfakorielle ANOVA gerechnet. Die Faktorvariable bildete das Erhebungszentrum, abhängige Variablen waren der PHQ-15-Gesamtwert, der HADS-Gesamtscore, die HADS-Subskalen Ängstlichkeit und Depressivität, sowie die Skalen SF-12-Körper und SF-12-Psyche. Auch der Effekt der Abteilungen – Innere Medizin oder TCM – wurde mithilfe einer ANOVA überprüft. 3.2 MESSINSTRUMENTE 3.2.1 ÜBERSICHT Der ausgehändigte Fragebogen bestand zunächst aus einem Stammblatt zur Erfassung der soziodemographischen Daten, dem Patient-Health-Questionnaire-15 (PHQ-15), der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), der Short-Form-Health-Survey-12 (SF-12), einem Fragebogen zur Einschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, sowie dem BriefIllness-Perception-Questionnaire (B-IPQ), einem Fragebogen zur Erfassung der Krankheitswahrnehmung des Patienten und der Scale for the Assessment of Illness Behaviour (SAIB), einer Skala, die verschiedene Aspekte des Krankheitsverhaltens eines Patienten erfragt. Nach 62 abgegebenen Datensätzen wurde der Fragebogen um fünf Fragen des „Screening of Somatoform Disorders― (SOMS) erweitert. 21 Methoden In der vorliegenden Arbeit werden neben den soziodemographischen und klinischen Daten die Ergebnisse zu den fünf Fragen des SOMS, sowie insbesondere die Ergebnisse zu den Fragebögen PHQ-15, HADS und SF-12 ausgearbeitet. Die Verwertung der Informationen aus dem Brief-IPQ und der SAIB findet in einer parallelen Arbeit (Salm, 2011) statt. 3.2.2 PATIENT HEALTH QUESTIONNAIRE 15- (PHQ-15) Der PHQ-15 ist eine 15 Symptome abfragende Skala, die den Schweregrad körperlicher Symptome misst und dabei Hinweise auf das Vorliegen einer PSD geben kann (van Ravesteijn et al., 2009; Kroenke, 2006, 2007; Smith & Gardiner, 2006). Der PHQ-15 ist dem Patient Health Questionnaire (PHQ) entnommen, der aus der PRIME-MD entstand und in einer Studie mit 6000 Patienten in 15 Zentren validiert wurde (Kroenke et al., 2002; Spitzer, Kroenke, Williams, 1999). Der PHQ-15 fragt 15 somatische Symptome ab, die insgesamt mehr als 90% der in der Primärversorgung präsentierten körperlichen Beschwerden ausmachen (Kroenke et al., 2002). Darüber hinaus schließt der PHQ-15 14 der 15 häufigsten somatoformen Beschwerden laut DSM IV mit ein (Kroenke et al., 2002). Der Patient wird gebeten, für jedes Symptom anzugeben, ob er darunter in den letzten vier Wochen gar nicht (0), ein bißchen (1), oder sehr stark (2) gelitten hat. Aus den einzelnen Werten entsteht ein individueller Score zwischen 0 und 30 Punkten. Die interne Konsistenz ist gut mit einem Cronbachs α von 0.80 (Kroenke et al., 2002). Der PHQ-15 kann den Verdacht auf eine somatoforme Störung liefern, diese aber nach ICD10 und DSM-IV selber nicht diagnostizieren, da er als Instrument der Selbstbeurteilung nicht zwischen medizinisch erklärbaren und nicht erklärbaren Symptomen unterscheidet. Kroenke et al. geben drei Cut-off Punkte vor, die die Patienten in Gruppen mit minimalem (0-4), geringem (5-9), mittlerem (10-14) und hohem (15-30) Schweregrad körperlicher Symptome einteilen (Kroenke et al., 2002). In einer früheren Studie arbeiteten Kroenke et al. heraus, dass eine Anzahl von sieben oder mehr Symptomen, unabhängig von ihrer medizinischen Erklärbarkeit, einen starken Prädiktor für eine somatoforme Störung ausmacht (Kroenke et al., 1998). Ravesteijn et al demonstrierten, dass bei einem Cut Off von sechs Punkten der PHQ-15 eine Spezifität von 71% und eine Sensitivität von 78% für die Detektierung somatoformer Störungen aufweist (van Ravesteijn et al., 2009). Laut einem aktuellen Review zum Patient Health Questionnaire stehe ein Cut-off von größer oder gleich zehn Punkten im PHQ-15 für 22 Methoden eine klinisch relevante Störung (Kroenke, Spitzer, Williams, & Löwe, 2010). Auch korreliert die Skala des PHQ-15s gut mit ärztlichen Aussagen über die Stärke der Somatisierung ihrer Patienten (Interian et al., 2006; Rost et al., 2006). Basierend auf diesen Arbeiten benutzen denn auch einige Autoren den PHQ-15 als Screeninginstrument für PSD (Barsky, Orav, & Bates, 2006; Barsky et al., 2005; Hoedeman, Krol, Blankenstein, Koopmans, & Groothoff, 2009; Ye, Geng, Ou, 2009). Andererseits liegen bisher kein einheitlicher Cut-off und keine Validierung des PHQ-15s bezüglich der Detektierung von PSD vor (van Ravesteijn et al., 2009; Löwe et al., 2008). Die vorliegende Arbeit verwendet den von Kroenke et al. vorgeschlagenen mittleren Cut-off von größer oder gleich zehn Punktwerten und unterteilt die Patienten anhand dessen in Patienten mit hohem und mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome. Von der Bezeichnung der Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome als Patienten mit PSD wird zunächst abgesehen. Dennoch sollen im Anschluss die Ergebnisse dieser Patienten mit Daten von Patienten mit PSD aus der Literatur verglichen werden. 3.2.3 SCREENING FOR SOMATOFORM DISORDERS (SOMS) Zur Erfassung einer PSD können unterschiedliche Ansätze verfolgt werden. Häufige Anwendung findet der Fragebogen „Screening for Somatoform Disorders― (SOMS), der 1997 von Rief, Hiller und Heuser entwickelt wurde (Rief, Hiller, Heuser, 1997). Die Patienten werden gebeten, aus einer Liste von 53 Symptomen, diejenigen auszuwählen, unter denen sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums (zwei Jahre, sechs Monate oder sieben Tage) gelitten haben. Dabei sollten die Patienten nur die Beschwerden ankreuzen, deren Ätiologie nicht ausreichend geklärt werden konnte. Um die Diagnose einer somatoformen Störung stellen zu können, werden Patient und behandelnder Arzt zusätzlich aufgefordert, anzugeben, wie lange der Patient die jeweiligen Beschwerden verspürt, wie oft er wegen dieser den Arzt aufgesucht habe und ob für diese Beschwerden eine organische Ursache festgestellt werden konnte oder nicht. Mit der ausschließlichen Einbeziehung der nach Arzt und Patient körperlich nicht erklärbaren Beschwerden wird der SOMS den Kriterien des DSM-IV und der ICD-10 gerecht und kann somit auch zur Diagnostik einer somatoformen Störung herangezogen werden. 23 Methoden Die vorliegende Arbeit zielt nicht auf die Detektierung einer somatoformen Störung nach DSM-IV und ICD-10 ab. Dennoch wurden nach 62 Datensätzen fünf Fragen des SOMS in den Fragebogen aufgenommen. Die Angaben zu diesen Fragen sollen zu den Ergebnissen im PHQ-15 in Zusammenhang gesetzt werden. Die Patienten wurden gebeten, die folgenden Fragen aus ihrer Sicht zu beantworten. Alle Fragen beziehen sich hierbei auf die im PHQ-15 angegebenen Symptome. SOMS 54 „Wie oft waren Sie wegen der genannten Beschwerden beim Arzt? Antwortmöglichkeiten zu dieser Frage waren „kein mal―, „ein- bis zweimal―, „drei- bis sechsmal―, „sechs- bis zwölfmal― und „mehr als zwölfmal―. SOMS 55 „Konnte der Arzt für die genannten Beschwerden eine organische Ursache feststellen?“ Diese Frage konnte mit „ja― oder „nein― beantwortet werden. SOMS 57 „Haben die genannten Beschwerden Ihr Wohlbefinden sehr stark beeinträchtigt?“ Die Antwortmöglichkeiten waren „ja― und „nein―. SOMS 58 „Haben die genannten Beschwerden Ihr Alltagsleben (z. B. Familie, Arbeit, Freizeitaktivitäten) stark beeinträchtigt?“ Auch diese Frage konnten die Patienten entweder bejahen oder verneinen. SOMS 63 „Wie lange halten diese Beschwerden nun schon an?“ Hier waren die Antwortmöglichkeiten „weniger als sechs Monate―, „sechs Monate bis ein Jahr―, „ein bis zwei Jahre― und „mehr als zwei Jahre― vorgegeben. 24 Methoden 3.2.4 HOSPITAL ANXIETY AND DEPRESSION SCALE – (HADS) Zigmond & Snaith entwickelten 1983 die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) um Ängstlichkeit und Depressivität bei Patienten mit körperlichen Erkrankungen schneller und leichter zu erkennen. Der Fragebogen besteht aus 14 Items, aus denen eine Ängstlichkeitsund Depressivitätssubskala gebildet werden können. Beide Skalen enthalten sieben Fragen; die Items zur Erfassung der Ängstlichkeit bzw. zur Depressivität werden alternierend dargeboten. Der Patient braucht für die Beantwortung der Fragen ca. zwei bis fünf Minuten. Die Antwortmöglichkeiten befinden sich auf einer Vier-Punkte-Skala von 0 bis 3. Zusätzlich zu den Subskalen wird auch der Gesamtwert der HADS zur Einschätzung des Schweregrads der emotionalen Belastung eingesetzt. Die HADS legt Wert darauf, dass auch milde Formen von Ängstlichkeit und Depressivität erfasst werden. So zielen die Fragen der Angstskala vorwiegend auf die Detektierung einer generalisierten Angstsymptomatik ab, während die Items der Depressivitätsskala hauptsächlich Anhedonie und Interessensverlust als Aspekte milder Formen der Depression erfragen (Snaith, 2003; Zigmond & Snaith, 1983). Die Patienten werden gebeten, alle Fragen rückblickend auf einen Zeitraum von einer Woche zu beantworten. Mit diesem Zeitrahmen berücksichtigt die HADS sowohl situative Einflüsse auf das Wohlbefinden als auch stabile Persönlichkeitsmuster der Patienten. Zigmond und Snaith empfahlen für jede Skala je zwei Cut-off-Werte: mehr als 7 Punkte für eine mögliche und mehr als 10 Punkte für eine wahrscheinliche Erkrankung. In einem Reviewartikel hat Herrmann die Ergebnisse von über 200 Studien zum Einsatz der HADS in verschiedenen internationalen Settings vorgelegt (Herrmann, 1997). Er berichtet über eine durchgehende Reliabilität der HADS-Skalen mit einem Cronbachs Alpha von .80 bis .93 für die Angst- und .81 bis .90 für die Depressivitätssubskala. Ein weiterer Review mit über 700 Studien bestätigt der Skala eine gute Erfassung von Ängstlichkeit und Depression in somatischen und psychiatrischen Kliniken, sowie im ambulanten Bereich (Bjelland, Dahl, Haug, & Neckelmann, 2002). Zudem wurde auch die Unabhängigkeit der erfassten Störungen von den aktuellen körperlichen Symptomen zufriedenstellend untersucht (Johnston, Pollard & Hennessey, 2000). Aus mehreren großen Patienten- und Bevölkerungsstichproben verschiedener Länder existieren Referenz- bzw. Normwerte, die die Einflüsse des Alters und des Geschlechts berücksichtigen (Hinz & Schwarz, 2001). Wichtig für die vorliegende Arbeit ist die Validierung der HADS in China, die Leung 1999 vorangetrieben hat. Auch in China wurden eine gute Reliabilität und Validität der Skalen mehrfach bestätigt (Leung, Ho, Kan, Hung, & 25 Methoden Chen, 1993; Leung et al., 1999). Jedoch plädieren Leung et al. in einem weiteren Artikel auf den Verzicht fester Cut-off Werte in China zugunsten einer kontinuierlichen Messung der emotionalen Belastung (Leung et al., 1993). 3.2.5 FRAGEBOGEN ZUM GESUNDHEITSZUSTAND – SHORT FORM HEALTH SURVEY – SF-12 Der SF-12 (Short Form Health Survey 12) ist ein weit verbreitetes Instrument zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Der 12 Items umfassende Fragebogen entstand aus dem SF-36, einem Fragebogen, der aus den Daten der Medical Outcomes Study von Ware und Kollegen (Ware, Kosinski, & Keller, 1996; Ware & Sherbourne, 1992, Bullinger & Kirchberger, 1998) entwickelt wurde. Der SF-12 misst den allgemeinen Gesundheitszustand in den zwei Bereichen körperliche und mentale Gesundheit. Insgesamt werden acht Domänen erfasst. Das folgende Schema zeigt die Aufteilung der Domänen auf die Bereiche körperliche und mentale Gesundheit. Körperliche Funktionsfähigkeit Körperliche Rollenfunktion Körperliche Gesundheit Körperliche Schmerzen Allgemeine Gesundheitswahrnehmung Vitalität Soziale Funktionsfähigkeit Mentale Gesundheit Emotionale Rollenfunktion Psychisches Wohlbefinden Abbildung 3: Mentale und Körperliche Domäne der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, gemessen am SF-12. Modifiziert nach (Gandek, Ware, et al., 1998). 26 Methoden Die 12 Items enthalten vier Fragen mit dichotomer Antwortskala und acht Fragen mit drei bis sechs Antwortmöglichkeiten. Die Patienten werden gebeten, ihren gesundheitlichen Zustand rückblickend auf ein Zeitfenster von 4 Wochen selbst zu beurteilen. Die innere Konsistenz der SF-36- Subskalen liegt international weitgehend bei einem Cronbach‘s Alpha über .70 (Gandek, Ware, et al., 1998). Die Skalenwerte des SF-12 erklären 80-85% der Varianz der Werte des SF-36 (Ware et al., 1996; Ware et al., 1992). 2003 wurde der SF-36 für die chinesische Bevölkerung adaptiert und validiert (Li, Wang, & Shen, 2003). Es zeigten sich auch hier gute Werte für die Validität und die Reliabilität (Cronbachs Alpha lag zwischen .72 und .88 für alle gemessenen Domänen mit Ausnahme der Sozialen Funktionsfähigkeit und der Vitalität). Unterstützt wurde dieses Ergebnis mit einer weiteren Validierungsstudie 2008 (Wang et al., 2008). Auch der SF-12 findet in China Anwendung. Eine Studie an über 2400 chinesischen Bewohnern Hongkongs zeigte, dass der SF-12 in China 82-89% der Varianz des SF-36 aufklärt und hiermit als ein gutes und validiertes Instrument zur Erfassung der Lebensqualität bei Patienten in China eingesetzt werden kann (Lam et al., 2005). Die enge Beziehung des SF-36 und des SF-12 ermöglicht auch, dass die Ergebnisse der beiden Fragebögen nach einem standardisierten Auswertungsverfahren miteinander verglichen werden können. Bei der Auswertung werden die Items computergestützt weiterverarbeitet. Hierzu steht ein spezielles Auswertungsprogramm zur Verfügung, das die Items bei inverser Reihenfolge umpolt, teilweise rekalibriert und unterschiedlich gewichtet. Zum Schluss erhält man eine Skala mit Werten zwischen 0 und 100. Der Mittelwert entspricht 50 Punkten mit einer Standardabweichung von 10 Punkten. Ein Score über 50 spricht für einen überdurchschnittlich guten Gesundheitszustand, während ein Wert unter 40 auf einem niedrigeren Level liegt als die Werte von 84% der Normalbevölkerung. Genauere Beschreibungen können dem Handbuch für den SF-36 (Bullinger & Kirchberger, 1998) entnommen werden. 3.2.6 KLINISCHE DATEN UND BISHERIGE ERKRANKUNGEN Mithilfe eines Stammblattes wurden die Patienten zu ihrem Geschlecht, ihrer Nationalität, dem Familienstand, der Lebenssituation, zu ihrer Ausbildung und ihrem beruflichen Status befragt. Das Alter der Patienten wurde zunächst nicht erfasst, konnte jedoch später bei einem Teil der Teilnehmer eruiert werden. 27 Methoden Anhand einer Liste mit sieben Vorschlägen sollten die Patienten ihre bisherigen Erkrankungen angeben. Die Liste beinhaltete Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, Stoffwechsel-Erkrankungen, Lungen-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, gynäkologische bzw. urologische Erkrankungen, Hauterkrankungen und andere Erkrankungen. Weiterhin wurden die Patienten gebeten, die folgenden zwei Fragen zu beantworten: „Sind Sie wegen Ihrer Beschwerden zum ersten Mal in dieser Abteilung dieses Krankenhauses?― „Wenn nein, wie oft waren Sie schon hier?― Die erste Frage konnte bejaht oder verneint werde, zur Beantwortung der zweiten Frage wurden „ein- bis zweimal―, „drei- bis sechsmal―, „sechs- bis zwölfmal― und „mehr als zwölfmal― als mögliche Antworten vorgegeben. 3.3 STATISTISCHE AUSWERTUNG Die erhobenen Daten wurden mithilfe des Statistikpakets PASW Statistics Version 18.0 ausgewertet. Es wurden Methoden der deskriptiven und auch der speziellen Statistik verwendet. Im Folgenden werden die angewandten analytischen Verfahren näher dargestellt. 3.3.1 KORRELATIONSANALYSE Um etwaige Zusammenhänge zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und der emotionalen Belastung (Fragestellung 1) bzw. der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Fragestellung 2) zu erfassen, wurde der Korrelationskoeffizient nach Pearson errechnet. Dieser Koeffizient gibt den Grad des linearen Zusammenhangs zweier Merkmale an. Er kann Werte zwischen -1 und 1 annehmen. Ein positives Vorzeichen spricht für eine positive lineare Beziehung, umgekehrt spricht ein negatives Vorzeichen für einen negativen Zusammenhang. Voraussetzungen für die Berechnung des Pearson‘schen Korrelationskoeffizienten sind mindestens intervallskalierte und normverteilte Variablen. Für die Fragestellung zur emotionalen Belastung wurden der PHQ-Gesamtscore, der HADS-Gesamtscore, die HADS- 28 Methoden Depressivitäts-Subskala und die HADS-Ängstlichkeitssubskala einer Korrelationsanalyse unterzogen. Um die Fragestellung zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität näher zu untersuchen, wurden respektive der PHQ-15-Gesamtscore, die SF-12-Körper-Skala und die SF-12Mental-Skala verwendet. In die Analyse einbezogen wurden alle Fälle, die einen vollständigen PHQ-15- und einen vollständigen HADS- bzw. SF-12-Datensatz aufwiesen. 3.3.2 VARIANZANALYSE Des Weiteren wurden einfaktorielle ANOVAs gerechnet. Hierfür wurden die Patienten anhand ihres Gesamtwertes im PHQ-15 in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bildeten Patienten mit einem PHQ-15 Gesamtwert kleiner 10, die zweite Gruppe Patienten mit einem PHQ-15-Wert größer oder gleich 10. Um störende weitere Einflüsse zu minimieren, wurden die Patienten bezüglich Geschlecht, Familienstand, Berufstätigkeit, Wohnort und Krankenhausabteilung gematcht. Das bedeutet, für jeden Patienten der ersten Gruppe wurde ein Patient in die zweite Gruppe aufgenommen, der mit diesem in Geschlecht, Familienstand, Berufstätigkeit, Wohnort und Krankenhausabteilung übereinstimmt. Der Faktor der Varianzanalysen war stets die Gruppenzugehörigkeit zur Gruppe 1 (PHQ-15-Wert kleiner 10) bzw. zur Gruppe 2 (PHQ-15-Wert größer oder gleich 10). Abhängige Variablen stellten nacheinander der HADS-Gesamtwert, die Werte in den HADS-Subskalen Depressivität und Ängstlichkeit und die Werte der SF-12-Subskalen körperliche und mentale Lebensqualität dar. Bei der Rechnung wurde nun überprüft, ob die Varianz der Werte der abhängigen Variabel zwischen den Gruppen größer ist als innerhalb der Gruppen. Findet sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Varianzen zwischen den Gruppen im Vergleich zu denen innerhalb der Gruppen, kann angenommen werden, dass die Gruppeneinteilung sinnvoll ist und tatsächlich ein Unterschied - bezüglich der abhängigen Variabel - zwischen den Gruppen besteht. Voraussetzungen für die Durchführung einer Varianzanalyse sind die Normalverteilung der Variablen und die Homogenität der Varianzen. Diese wurden zuvor anhand des Tests auf Homogenität der Varianzen untersucht. 29 Methoden 3.3.3 BINÄR LOGISTISCHE REGRESSION Zur weiteren Erarbeitung der Fragestellungen wurde das Verfahren der binär logistischen Regression angewandt. Diese Rechnung wird im Allgemeinen eingesetzt, um Gruppenunterschiede zu erklären oder auch Gruppenzugehörigkeiten vorherzusagen. Die Studienpopulation wurde anhand des PHQ-15-Gesamtwertes in zwei Gruppen eingeteilt. Cut-off für die Gruppenzugehörigkeit war ein PHQ-15-Gesamtwert von 10 Punkten. Alle Patienten mit PHQ-15Werten kleiner 10 gehörten der Gruppe „PHQ-15-niedrig―, Patienten mit PHQ-15-Werten größer oder gleich 10 der Gruppe „PHQ-15-hoch― an. Kriterium oder abhängige Variable war demnach die Gruppenzugehörigkeit zur Gruppe „PHQ-15-niedrig― bzw. „PHQ-15-hoch―. Regressoren oder unabhängige Variablen bildeten die Punktwerte der HADS-Gesamt-Skala, der HADS-Depressivitäts-Skala, der HADS-Ängstlichkeits-Skala, der Mental-Skala des SF12 und der Körper-Skala des SF-12 sowie die soziodemographischen Variablen Geschlecht, Familienstand, Lebenssituation, Ausbildung und Berufstätigkeit.. Für die kategorialen Variablen wurden vor der Rechnung Indikatorausprägungen festgelegt, mit denen alle anderen Ausprägungen verglichen wurden. Die letzte Ausprägung der Variablen wurde stets als Indikator verwendet. Bei der binär logistischen Regression wird nun nach einem rechnerischen Modell gesucht, das den Zusammenhang zwischen der Veränderung der unabhängigen Variablen und der Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zu einer der Gruppen erklärt. Bei dem hier verwendeten „Stepforward―-Verfahren werden die unabhängigen Variablen (oder Regressoren) schrittweise in die Modellbildung einbezogen. Anfangs befindet sich nur die sogenannte Konstante im Modell, die sich aus der relativen Häufigkeit der Zugehörigkeit zu den einzelnen Gruppen ergibt. Im Laufe der Modellbildung sollen dann weitere, die Gruppen trennende Regressoren hinzugefügt werden. Vor der Erstellung des Modells werden Chi-Quadrat-Tests zwischen den einzelnen unabhängigen und der abhängigen Variable durchgeführt. Diejenige Variable, die den höchsten signifikanten Chi-Quadrat-Wert hat, wird als erstes in die Erstellung des Modells einbezogen. Im nächsten Schritt werden wiederum die Chi-Quadrat-Statistiken berechnet und wieder diejenige Variable mit dem höchsten signifikanten Wert in das Modell aufgenommen. Bei jedem Schritt können neue Variablen zur Modellbildung herangezogen, aber auch vorher aufge- 30 Methoden nommene Variablen wieder ausgeschlossen werden. Der Algorithmus endet, wenn keine signifikanten Chi-Quadrat-Statistiken mehr vorhanden sind. Im Anschluss an die Modellbildung werden Berechnungen zur Beurteilung der Modellgüte durchgeführt. Der „Omnibus-Test der Modellkoeffizienten― gibt Aufschluss über die Zahl der aufgenommen Variablen und die Verbesserung der Modellgüte, die man an der Veränderung des Chi-Quadrats ablesen kann. Ist zudem das Testergebnis signifikant, so kann man annehmen, dass die ausgewählten Regressoren Einfluss auf die Gruppenzugehörigkeit haben. Des Weiteren werden die Devianz (die mit -2 multiplizierte Log-Likelihood) und Nagelkerkes R² berechnet. Nagelkerkes R² kann als der Anteil der Varianz der abhängigen Variablen, der durch alle aufgenommenen unabhängigen Variablen zusammen erklärt wird, aufgefasst werden. Im Gegensatz zur linearen Regression sind für die logistische Regression keine Verteilungsvoraussetzungen erforderlich. In die Analyse einbezogen wurden alle Datensätze, die bezüglich der genannten Variablen vollständig waren. 3.3.4 SIGNIFIKANZNIVEAU UND ALPHA-FEHLER KORREKTUR NACH BONFERRONI Die Interpretation der Signifikanzen orientiert sich an folgender Einteilung: Hoch Signifikant: p < 0.01 Signifikant: 0.01 < p Trend: 0.05 <p< 0.1 0.05 Wurden mit den Daten eines Fragebogens aufgrund verschiedener Ergebnisskalen mehrere gleichartige Rechnungen durchgeführt, so wurde das Signifikanzniveau mittels der Bonferroni-Fehlerkorrektur angepasst. Hierbei wird die Anzahl der Tests im Signifikanzniveau berücksichtigt und so einer Kumulierung des α-Fehlers vorgebeugt; es ergibt sich die Gleichung: α = 0.05 / n. 31 Methoden Mit den Daten der HADS wurden jeweils drei Rechnungen durchgeführt. Hieraus ergibt sich ein Signifikanzniveau von α = 0.05 / 3 = 0,017. Die Daten des SF-12 wurden jeweils zwei Rechnungen unterzogen. Das Signifikanzniveau ändert sich demnach auf α = 0,05 / 2 = 0,025. 32 Ergebnisse IV ERGEBNISSE Im Ergebnisteil werden die statistischen Auswertungen der soziodemographischen und klinischen Daten sowie der Fragebögen PHQ-15, SOMS, HADS und SF-12 dargestellt. 4.1 STICHPROBE Während des Untersuchungszeitraumes konnten 306 Patienten für die Studie rekrutiert werden. 2 Datensätze mussten jedoch wegen grober Unvollständigkeit aus der Analyse ausgeschlossen werden. 202 Datensätze wurden in Peking gesammelt, 112 stammen hiervon aus der internistischen Abteilung des Union Hospitals, 90 aus der TCM-Ambulanz des ShiJiTan Hospitals. Weitere 102 Fragebögen stammen aus der südchinesischen Provinzhauptstadt Kunming. In der internistischen Ambulanz des dortigen Honghui Krankenhauses nahmen 54 Patienten an der Erhebung teil, in der Ambulanz der TCM desselben Krankenhauses waren es 48 Patienten. Abbildung 5 gibt einen Überblick über die Datenerhebung. 304 verwendete Datensätze Kunming 102 DS Innere Innere Kunming – 54 DS 166 DS TCM Kunming – 48 DS TCM 138 DS TCM Peking – 90 DS Peking 202 DS Innere Peking – 112 DS DS = Datensatz ABBILDUNG 4: DATENERHEBUNG . 33 Ergebnisse 4.1.1 VOLLSTÄNDIGKEIT Nicht alle eingesammelten und verwerteten Fragebögen weisen einen komplett vollständigen Datensatz auf. Der PHQ-15 und die HADS sind in allen 304 Datensätzen vollständig ausgefüllt, der SF-12 in 293 Fällen. Die fünf später hinzugefügten Fragen des SOMS und die soziodemographischen Daten sind jedoch häufig lückenhaft. Im Folgenden wird daher die Anzahl der fehlenden Daten für jede dieser Fragen gesondert angegeben. 4.1.2 DIE FRAGEBOGENERGEBNISSE IN DEN VIER SETTINGS Die Daten dieser Untersuchung stammen aus zwei verschiedenen Städten und zwei unterschiedlichen medizinischen Abteilungen. Um zu überprüfen, ob die unterschiedlichen Settings die Ergebnisse in den Fragebögen PHQ-15, HADS und SF-12 beeinflussten, wurde eine einfaktorielle ANOVA gerechnet. Faktor war die Krankenhauszugehörigkeit, abhängige Variablen bildeten der Gesamtwert im PHQ-15, der Gesamtwert in der HADS, die Werte in den HADS-Subskalen Ängstlichkeit und Depressivität, sowie die Werte in den Skalen SF-12Körper und SF-12-Psyche. Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte und die Standardabweichungen in den Fragebögen Skalen des PHQ-15, der HADS und des SF-12. Tabelle 2: Mittelwerte der Ergebnisse in den Fragebögen aufgeteilt nach den vier Zentren. Krankenhaus PHQ-15 HADS-ges. Angst Depress. SF-Kö. SF-Ment. K Innere (n=54) 7,24 (5,82) 12,54 (6,12) 6,89 (3,34) 5,65 (3,79) 46,77 (5,35) 48,46 (9,58) K TCM (n=48) 6,94 (5,06) 12,48 (6,06) 7,15 (3,49) 5,33 (3,48) 43,94 (7,59) 46,40(10,19) P TCM (n=90) 6,03 (4,59) 9,62 (6,65) 5,51 (4,00) 4,11 (3,38) 46,64 (7,30) 48,84 (9,99) P Innere (n=112) 6,47 (5,10) 12,37 (6,89) 6,99 (3,84) 5,37 (3,59) 43,74 (7,73) 44,77 (9,41) Total (n=304) 6,55 (5,08) 11,60 (6,65) 6,56 (3,80) 5,04 (3,58) 45,19 (7,30) 46,92 (9,86) Anmerkung: In den Klammern wird die jeweilige Standardabweichung angegeben. K steht für Kunming, P für Peking. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Varianzanalyse zwischen den verschiedenen Krankenhäusern für alle verwendeten Fragebögenskalen. 34 Ergebnisse Tabelle 3: ANOVA Erhebungsort und Fragebogenskalen. Quadratsumme df Mittel der F Signifikanz ,743 ,527 3,89 ,009 3,36 ,019 3,03 ,030 3,94 ,009 3,33 ,020 Quadrate PHQ-15-Ges. Zwischen den Gruppen 57,66 3 19,22 n=304 Innerhalb der Gruppen 7763,50 300 25,88 Gesamt 7821,16 303 HADS-Gesamt Zwischen den Gruppen 502,29 3 167,43 n=304 Innerhalb den Gruppen 12906,55 300 43,02 Gesamt 13408,84 303 HADS-Angst Zwischen den Gruppen 142,14 3 47,38 n=304 Innerhalb den Gruppen 4222,79 300 14,08 Gesamt 4364,93 303 HADS-Depress. Zwischen den Gruppen 114,324 3 38,11 n=304 Innerhalb der Gruppen 3776,12 300 12,59 Gesamt 3890,44 303 SF-12-Körper Zwischen den Gruppen 612,41 3 204,13 n=293 Innerhalb der Gruppen 14966,22 289 51,79 Gesamt 15578,62 292 SF-12-Psyche Zwischen den Gruppen 948,27 3 316,09 n=293 Innerhalb der Gruppen 27440,27 289 94,95 Gesamt 28388,50 292 Anmerkung: df=degrees of freedom. Es zeigten sich signifikante Unterschiede in den Fragebogenskalen HADS-Gesamt, HADSÄngstlichkeit, HADS-Depressivität, SF-12-Körper und SF-12-Psyche zwischen den vier Erhebungszentren. Einzig der Wert im Gesamtscore des PHQ-15s zeigte keinen Zusammenhang zu dem Ort der Erhebung. Im folgenden Diagramm sind Median und Quartilen in den einzelnen Fragebogenskalen anhand von Boxplots für jedes Zentrum aufgetragen. 35 Ergebnisse Abbildung 5: Median und Quartilen in den Fragebogenskalen PHQ-15-Gesamt, HADSGesamt, HADS-Ängstlichkeit, HADS-Depressivität, SF-12-Körper, SF-12-Psyche aufgeteilt nach den vier Erhebungszentren. Eine weitere Aufschlüsselung der errechneten Signifikanzen erfolgte, indem die Ergebnisse der Fragebogenskalen eines Krankenhauses mit jeweils jedem anderen verglichen wurden. Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse. 36 Ergebnisse Tabelle 4: ANOVA Erhebungsort und Fragebogenskalen. Mehrfachvergleiche nach Tukey. KH 1 PHQ-15-G K Innere Untergrenze Obergrenze -2,30 2,91 P TCM 1,20 ,88 ,51 -1,05 3,47 P Innere ,77 ,84 ,80 -1,41 2,94 P TCM ,90 ,91 ,75 -1,44 3,25 P Innere ,46 ,88 ,95 -1,80 2,73 P TCM P Innere -,44 ,72 ,93 -2,30 1,42 K Innere K TCM ,06 1,30 1,00 -3,30 3,42 P TCM 2,92 1,13 ,050 ,00 5,83 P Innere ,17 1,09 ,999 -2,64 2,98 P TCM 2,86 1,17 ,072 -,17 5,89 P Innere ,11 1,13 1,00 -2,81 3,04 P TCM P Innere -2,74 ,929 ,018 -5,14 -,35 K Innere K TCM -,26 ,74 ,99 -2,18 1,67 P TCM 1,38 ,65 ,14 -,29 3,05 P Innere -,10 ,62 ,99 -1,71 1,50 P TCM 1,64 ,67 ,07 -,10 3,37 P Innere ,16 ,65 ,99 -1,52 1,83 P TCM P Innere -1,48 ,53 ,02 -2,85 -,11 K Innere K TCM ,32 ,70 ,97 -1,50 2,13 P TCM 1,54 ,61 ,06 -,04 3,11 P Innere ,27 ,59 ,97 -1,25 1,79 P TCM 1,22 ,63 ,22 -,42 2,86 P Innere -,04 ,61 1,00 -1,62 1,54 P TCM P Innere -1,26 ,50 ,06 -2,56 ,03 K Innere K TCM 2,83 1,43 ,20 -,88 6,53 P TCM ,13 1,25 1,00 -3,09 3,35 P Innere 3,03 1,21 ,06 -,08 6,15 P TCM -2,70 1,30 ,16 -6,07 ,67 P Innere ,20 1,26 ,99 -3,06 3,5 P TCM P Innere 2,90 1,04 ,03 ,21 5,59 K Innere K TCM 2,06 1,94 ,71 -2,97 7,08 P TCM -,38 1,69 ,99 -4,74 3,98 P Innere 3,69 1,63 ,11 -,53 7,91 P TCM -2,44 1,76 ,51 -6,99 2,12 P Innere 1,63 1,71 ,77 -2,79 6,05 P Innere 4,07 1,41 ,02 ,42 7,72 K TCM SF-12-P 95%-Konfidenzintervall ,99 K TCM SF-12-K Sig. 1,01 K TCM HADS-D SF ,30 K TCM HADS-A Mittlere Differenz K TCM K TCM HADS-G KH 2 K TCM P TCM Anmerkung: K = Kunming; P = Peking. 37 Ergebnisse Anhand der Mehrfachvergleiche nach Tukey lassen sich die Zentren, in denen die Fragebogenskalen signifikant divergieren, identifizieren. Für die Gesamtskala des HADS sind das die Zentren Peking TCM mit Kunming Innere, sowie Peking TCM mit Peking Innere. Auch bei der Ängstlichkeit-Skala des HADS divergieren die Abteilungen Peking TCM und Peking Innere signifikant voneinander. Bei der Depressivitätsskala des HADS lassen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen zwei Zentren zeigen, wobei sich jedoch ein Trend zwischen den Zentren Peking TCM und Peking Innere, sowie Peking TCM und Kunming Innere abzeichnet. Unterschiede in der Körper-Skala des SF-12 sowie auch in der Mental-Skala des SF12 zeigen sich zwischen den Zentren Peking TCM und Peking Innere. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden in einer weiteren ANOVA die Daten der Fragebogenskalen zwischen den beiden Abteilungen TCM und Innere verglichen. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse dieser Varianzanalyse. Tabelle 5: ANOVA Fragebogenergebnisse und Krankenhausabteilungen Quadratsumme PHQ-15Gesamt n=304 HADSGesamt n=304 HADSAngst n=304 HADSDepress. n=304 SF-12Körper n=293 SF-12Psyche n=293 Zwischen den Gruppen Innerhalb der Gruppen Gesamt Zwischen den Gruppen Innerhalb der Gruppen Gesamt Zwischen den Gruppen Innerhalb der Gruppen Gesamt Zwischen den Gruppen Innerhalb der Gruppen Gesamt Zwischen den Gruppen Innerhalb der Gruppen Gesamt Zwischen den Gruppen Innerhalb der Gruppen Gesamt df 10,46 7810,69 2 301 7821,16 303 282,35 13126,49 2 301 13408,84 303 68,51 4296,43 2 301 4364,93 303 72,86 3817,58 2 301 3890,44 303 120,20 15458,42 2 290 15578,62 292 372,58 28015,92 2 290 28388,50 292 Mittel der Quadrate F Signifikanz 5,23 25,95 ,202 ,817 141,17 43,61 3,237 ,041 34,25 14,27 2,400 ,092 36,43 12,68 2,872 ,058 60,10 53,30 1,128 ,325 186,29 96,60 1,928 ,147 Anmerkung: df=degrees of freedom. Bei den Ergebnissen der HADS-Gesamt-Skala zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Patienten der Inneren und der TCM Abteilungen. Die Ergebnisse in den Skalen des SF-12 und im PHQ-15 scheinen jedoch nicht von der Krankenhausabteilung beeinflusst worden zu sein. 38 Ergebnisse 4.2 SOZIODEMOGRAPHISCHE DATEN Zur Erhebung der soziodemographischen Daten wurde ein häufig in der Universitätsklinik Freiburg angewandter Fragebogen verwendet, der den Patienten nach seinem Geschlecht, dem Familienstand, der aktuellen Lebenssituation, seinem Ausbildungsstatus und der Berufstätigkeit befragt. Aufgrund eines Missverständnisses wurde das Alter zunächst nicht erhoben. Im Nachhinein konnte mithilfe des Erhebungsdatums das Alter von 72 (23,7%) der Befragten erfasst werden. 38 dieser Patienten hatten im ShiJiTan Hospital in Peking, 34 im HongHui Hospital in Kunming an der Studie teilgenommen. Im Durchschnitt waren die Patienten 42,14 Jahre alt mit einer Standardabweichung von 14,00 Jahren. Da die Angaben zu den soziodemographischen Daten nicht von allen Patienten vollständig ausgefüllt wurden, wird im Folgenden die Anzahl der fehlenden Werte pro Frage angegeben. Die Prozentzahlen stehen für gültige Prozent und beziehen sich damit auf die Anzahl tatsächlich vorhandener Daten. 192 Studienteilnehmer (64%) waren weiblich, 108 (46%) männlich, vier Patienten machten keine Angaben zu ihrem Geschlecht. Die Mehrzahl der Patienten (222 oder 73,5%) war verheiratet, nur 67 (22,2%) Patienten gaben an, ledig zu sein, zwei (0,7%) lebten getrennt, fünf (1,7%) waren geschieden und drei (1%) verwitwet. Weitere drei Befragte gaben einen anderen, nicht näher umschriebenen Familienstand an. Zwei Patienten füllten die Frage zum Familienstand nicht aus. 137 (45,4%) Patienten lebten zusammen mit ihrem Partner und ihren Kindern, 62 (22,2%) zusammen mit ihrem Partner. Allein lebten 31 (10,3%) der Teilnehmer, sieben (2,3%) lebten allein mit Kindern, 44 (14,6%) wohnten zusammen mit ihren Eltern, acht (2,6%) in einer Institution. In einer anderen, nicht genannten Lebenssituation befanden sich 13 (4,3%) Patienten, zwei weitere machten keine Angaben zu dieser Frage. Die meisten Studienteilnehmer waren erwerbstätig (218 oder 76,5%), nur 29 (10,2%) gaben an, zur Zeit keinem Beruf nachzugehen. 38 Patienten (13,3%) waren zum Zeitpunkt der Erhebung Studenten, 17 (6,0%) machten keine Angaben zu ihrer Berufstätigkeit. 122 (40,4%) Teilnehmer hatten ein abgeschlossenes Studium, 71 (23,5%) eine abgeschlossene Berufsausbildung. 44 (14,6%) beendeten ihre schulische Ausbildung mit dem Abitur, 26 (8,6%) mit der Mittleren Reife und 39 (12,9%) mit dem Volksschulabschluss. Tabelle 6 zeigt die soziodemographischen Daten im Überblick. 39 Ergebnisse Tabelle 6: Soziodemographische Daten Variable Total (n=304) PHQ-15 <10 (n=225) PHQ-15 ≥10 (n=79) Alter M (SD) 42,14 (14,00) 43,22 (14,16) 39,10 (13,47) Fehlend 232 (76,3%) 172 (76,4%) 60 (75,9%) Weiblich 192 (64%) 132 (59,5%) 60 (76,9%) Fehlend 4 (1,3%) 3 (1,3%) 1 (1,3%) Ledig 67 (22,2%) 41 (18,4%) 26 (32,9%) Verheiratet 222 (73,5%) 174 (78%) 48 (60,8%) Getrennt lebend 2 (0,7%) 1 (0,4%) 1 (1,3%) Geschieden 5 (1,7%) 2 (0,9%) 3 (3,8%) Verwitwet 3 (1%) 3 (1,3%) 0 (0%) Andere 3 (1%) 2 (0,9%) 1 (1,3%) Fehlend 2 (0,7%) 2 (0,9%) 0 (0%) Allein 31 (10,3%) 19 (8,5%) 12 (15,2%) Mit Partner 62 (20,5%) 56 (25,1%) 6 (7,6%) Allein mit Kindern 7 (2,3%) 4 (1,8%) 3 (3,8%) Mit Partner und Kindern 137 (45,4%) 102 (45,7%) 35 (44,3%) Mit Eltern 44 (14,6%) 30 (13,5%) 14 (17,7%) In Institution 8 (2,6%) 6 (2,7%) 2 (2,5%) Andere 13 (4,3%) 6 (2,7%) 7 (8,9%) Fehlend 2 (0,7%) 2 (0,9%) 0 (0%) Erwerbstätig 218 (76,5%) 166 (78,3%) 52 (65,8%) Nicht erwerbstätig 29 (10,2%) 18 (8,5%) 11 (15,1%) Student 38 (13,3%) 28 (13,2%) 10 (13,7%) Fehlend 17 (6,0%) 13 (5,8%) 6 (7,6%) Volksschulabschluss 39 (12,9%) 28 (12,5%) 11 (14,1%) Mittlere Reife 26 (8,6%) 20 (8,9%) 6 (7,7%) Abitur 44 (14,6%) 33 (14,7%) 11 (14,1%) Abgeschlossener Beruf 71 (23,5%) 50 (22,3%) 21 (26,9%) Abgeschlossenes Studium 122 (40,4%) 93 (41,3%) 29 (37,2%) Fehlend 2 (0,7%) 1 (0,4%) 1 (1,3%) Geschlecht Familienstand Lebenssituation Berufstätigkeit Ausbildung Anmerkung: „PHQ<10― steht für die Gruppe der Patienten, die im PHQ-15 insgesamt weniger als 10 Punkte erreicht haben, „PHQ≥10― für die Gruppe derjenigen mit 10 oder mehr Punkten im PHQ-15. Alle Prozentangaben sind gültige Prozent. 40 Ergebnisse Für alle soziodemographischen Daten wurden zwischen den Gruppen PHQ-15-Gesamtwert größer oder gleich zehn und PHQ-15-Gesamtwert kleiner zehn Chi-Quadrat-Statistiken nach Pearson berechnet. Tabelle 7 zeigt die Ergebnisse. Tabelle 7: Chi-Quadrat-Statistiken zu den soziodemographischen Daten zwischen den Gruppen PHQ-15-hoch und PHQ-15-niedrig. n Wert df Signifikanz (zweiseitig) Geschlecht 300 7,64 1 ,006 Familienstand 302 12,61 5 ,027 Lebenssituation 302 18,18 6 ,006 Ausbildung 302 1,02 4 ,906 Berufstätigkeit 285 2,68 2 ,445 Anmerkung: Die Signifikanz bezeichnet die asymptotische Signifikanz nach Pearson. Bei den soziodemographischen Faktoren Geschlecht, Familienstand und Lebenssituation fanden sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen PHQ-15-hoch und PHQ-15niedrig. 4.3 KLINISCHE DATEN Neben den Fragen der Fragebögen beantworteten die Patienten Fragen zu ihren Vorerkrankungen und zwei weitere Fragen. Diese eruierten, ob der Patient das Krankenhaus zum ersten Male wegen dieser Beschwerden aufgesucht habe und wenn nicht, wie oft er schon dort war. 4.3.1 VORERKRANKUNGEN Die 304 untersuchten Patienten kamen mit unterschiedlichen Vorerkrankungen in die TCMund internistischen Ambulanzen. Am häufigsten vertreten waren Magen-Darm-Erkrankungen mit 37,8%. Es folgten Herzerkrankungen mit 15,8% und darauf Stoffwechselerkrankungen (12,8%) und Hauterkrankungen (12,2%). Lungenerkrankungen traten in diesem Patientenkollektiv mit 10,9% am wenigsten auf. Unter anderen, nicht näher umschriebenen Erkrankungen 41 Ergebnisse litten 12,5% der Befragten. In Diagramm 6 sind die Häufigkeiten der Vorerkrankungen in Prozent aufgetragen. Zusätzlich zu den Häufigkeiten der gesamten Gruppe finden sich die der Gruppe mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome (PHQ-15-Gesamtwert ≥ 10). Neurologische Erkrankungen Herzerkrankungen Stoffwechselerkrankungen PHQ-15≥10 (n=79) Lungenerkrankungen Total (n=304) Magen-Darm-Erkrankungen Hauterkrankungen Andere 0 10 20 30 40 50 Abbildung 6: Häufigkeiten der Vorerkrankungen in Prozent Die Patienten der Gruppe mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome gaben insgesamt mehr Vorerkrankungen an als die anderen Patienten. Besonders die Erkrankungen des MagenDarm-Trakts (46,8%) wurden sehr häufig von Patienten mit hohen Werten im PHQ-15 angekreuzt. 4.3.2 AMBULANZBESUCHE Die Patienten wurden gefragt, ob sie wegen der aktuellen Beschwerden zum ersten Mal dieses Krankenhaus aufsuchten und wenn nicht, wie häufig sie schon dort waren. Mehr als ein Drittel der Patienten (36,2%) war wegen der aktuellen Beschwerden das erste Mal in der Ambulanz des Krankenhauses. 36,9% suchten ein- bis zweimal die Ambulanz des Krankenhauses auf, doch ungefähr ein Viertel hatte schon mehr als zwölfmal einen Arzt in der Ambulanz 42 Ergebnisse kontaktiert. Bei den Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome (PHQ15-Score≥15) waren es sogar 34%, im Gegensatz zu 22% innerhalb der Gruppe „PHQniedrig―, die schon mehr als zwölfmal ärztliche Hilfe in der Krankenhausambulanz in Anspruch nahmen. In Tabelle 8 sind die Ergebnisse für die gesamte Patientenpopulation und auch für die Gruppen „PHQ-hoch― und „PHQ-niedrig― aufgelistet. Tabelle 8: Ambulanzbesuche Ambulanzbesuche 1-2-mal 3-6-mal 6-12-mal Mehr als 12-mal PHQ-hoch 15 (31,9%) 13 (27,7%) 3 (6,4%) 16 (34,0%) PHQ-niedrig 65 (38,2%) 50 (29,4%) 16 (9,4%) 39 (22,9%) Alle Daten 80 (36,9%) 63 (29,0%) 19 (8,8%) 55 (25,3%) Anmerkung: n (total) = 217, n (PHQ-niedrig) = 170, n (PHQ-hoch) = 47. Die Prozente sind in gültigen Prozent angegeben. Aus Tabelle 9 lässt sich ablesen, dass in der untersuchten Patientengruppe keine signifikanten Unterschiede zu diesen beiden klinischen Fragen zwischen den Gruppen PHQ-15-hoch und PHQ-15-niedrig gefunden wurden. Tabelle 9: Chi-Quadrat-Statistiken zu den klinischen Daten zwischen den Gruppen PHQ-15hoch und PHQ-15-niedrig. n Wert df Signifikanz (zweiseitig) Erster Arztbesuch 276 1,60 1 ,205 Häufigkeit der Ambu- 217 2,61 3 ,455 lanzbesuche Anmerkung: Die Signifikanz bezeichnet die asymptotische Signifikanz nach Pearson. 43 Ergebnisse 4.4 DESKRIPTIVE AUSWERTUNG DER FRAGEBÖGEN In dem Fragebogen wurden die Messinstrumente PHQ-15, HADS und SF-12 verwendet. Nach 62 abgegebenen Datensätzen wurden fünf Fragen des SOMS hinzugefügt, die sich inhaltlich auf die in dem PHQ-15 genannten Symptome beziehen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der deskriptiven Statistik für jedes Instrument beschrieben. 4.4.1 PHQ-15 Der PHQ-15 ist eine 15 Symptome umfassende Liste. Der Patient wird gebeten, anzugeben, ob er in den letzten vier Wochen unter den genannten Symptomen gar nicht, ein wenig oder sehr stark gelitten hat. Je nach Schweregrad werden null, ein oder zwei Punkte für die Antwort vergeben, wobei null für gar kein und zwei für sehr starkes Leiden steht. Maximal können 30 Punkte erreicht werden. Abbildung 7 zeigt die Verteilungskurve der Gesamtwerte im PHQ-15. 38 40 35 30 29 Anzahl Patienten 30 28 30 25 22 19 20 15 10 12 14 12 12 10 10 10 5 4 6 2 3 2 3 3 0 2 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 PHQ-15-Gesamtwert Abbildung 7: Verteilungskurve des PHQ-15-Gesamtwertes. 44 Ergebnisse Die Patienten dieser Stichprobe erreichten im Durchschnitt 6,55 Punkte mit einer Standardabweichung von 5,08 Punkten. Maximal wurden 24 Punkte erreicht. Tabelle 10 veranschaulicht die Häufigkeiten der Patienten in den nach Kroenke eingeteilten Gruppen. Tabelle 10: PHQ-15: Einteilung der Patienten in Gruppen mit keinem, niedrigem, mittlerem und hohem Schweregrad körperlicher Symptome. Nach Kroenke 2002. 0-4 Punkte 5-9 Punkte 10-14 Punkte 15-20 Punkte 135 (44,41%) 90 (29,61%) 55 (18,09%) 24 (7,89%) Anmerkung: Anzahl der Patienten insgesamt: 304. 169 Patienten (55,59%) lagen über einem Cut off von 5 Punkten, 24 (7,89%) über 15 Punkten. 79 Patienten (25,98%) hatten einen PHQ-15-Wert größer oder gleich 10. In dieser Gruppe lag der Mittelwert bei 13,59 Punkten, die Standardabweichung des Mittelwerts betrug 3,74. In der Gruppe der Patienten mit einem PHQ-Wert kleiner 10 wurden durchschnittlich 4,08 Punkte mit einer Standardabweichung von 2,53 erreicht. Das am häufigsten angegebene Symptom war die Abgeschlagenheit. Insgesamt 180 Patienten gaben an, in den letzten vier Wochen ein wenig oder sehr stark unter Abgeschlagenheit gelitten zu haben. Mit einigem Abstand folgten Schlafstörungen und als drittes Magenschmerzen. Abbildung 8 zeigt für jedes Symptom die Anzahl der darunter leidenden Patienten. Anzahl Patienten 1 Punkt im PHQ-15 2 Punkte im PHQ-15 53 39 27 26 27 103 85 104 27 47 93 29 13 47 51 24 20 80 11 15 47 94 36 37 129 7 31 85 81 97 Abbildung 8: Häufigkeit der Symptome des PHQ-15 in der gesamten Patientenpopulation. 45 Ergebnisse 4.4.2 SOMS Nach 62 Datensätzen wurden fünf Fragen des SOMS zu dem Gesamtfragebogen hinzugefügt. In der folgenden Tabelle sind die verwendeten Fragen in ihrem Wortlaut abgebildet. Tabelle 11: SOMS-Fragen SOMS Wortlaut 54 „Wie oft waren Sie wegen der genannten Beschwerden beim Arzt?“ 55 "Konnte der Arzt für die genannten Beschwerden eine genaue Ursache feststellen?" 57 "Haben die genannten Beschwerden Ihr Wohlbefinden sehr stark beeinträchtigt?“ 58 "Haben die genannten Beschwerden Ihr Alltagsleben (z. B. Familie, Arbeit, Freizeitaktivitäten) stark beeinträchtigt?“ 63 „Wie lange halten diese Beschwerden nun schon an?“ SOMS 54: Häufigkeit der Arztbesuche 16,9% der 242 Patienten, die die Frage SOMS 54 beantwortet haben, waren noch keinmal wegen der im PHQ-15 genannten Beschwerden beim Arzt, 31,4% ein- bis zweimal, 26,0% drei- bis sechsmal, 6,2% sechs- bis zwölfmal und 19,4% mehr als zwölfmal. Es fällt auf, dass deutlich mehr Patienten mit einem hohen Wert im PHQ-15 (PHQ-15 ≥ 10) mehr als zwölfmal beim Arzt waren als Patienten mit einem niedrigen Wert im PHQ-15 (32,4% im Vergleich zu 14,4%). Tabelle 12 zeigt die Häufigkeiten der Antworten zu SOMS 54 in gültigen Prozent. Tabelle 12: SOMS 54 – Häufigkeit der Arztbesuche Wie oft waren Sie wegen der genannten Beschwerden beim Arzt 2 keinmal 1-2-mal 3-6-mal 6-12-mal Mehr als 12-mal PHQ-hoch 6 (8,8%) 22 (32,4%) 15 (22,1%) 3 (4,4%) 22 (32,4%) PHQ-niedrig 35 (20,1) 54 (31,0%) 48 (27,6%) 12 (6,9%) 25 (14,4%) Alle Daten 41 (16,9%) 76 (31,4%) 63 (26,0%) 15 (6,2%) 47 (19,4%) Anmerkung: n (alle Daten) = 242, n (PHQ-niedrig) = 174, n (PHQ-hoch) = 68. Die Prozente sind in gültigen Prozent angegeben. 2 Es sei hier noch einmal an die einzelne klinische Frage „Wie oft waren Sie in dieser Krankenhausambulanz― erinnert. Obwohl sich die beiden Fragen ähneln, bezieht sich die erstere auf die Besuche der gerade aufgesuchten Ambulanz, während die Frage des SOMS alle vorangegangenen Arztbesuche miteinschließt. 46 Ergebnisse SOMS 55: Organische Ursache Die Frage, ob eine organische Ursache für die genannten Beschwerden festgestellt werden konnte, beantworteten 226 Patienten. Nur 45,1% (102) davon gaben an, dass eine organische Ursache gefunden wurde, bei den restlichen 54,9% konnte die Ätiologie nicht geklärt werden. Vergleicht man die Antworten der Gruppe „PHQ-hoch― (n= 63) mit denen der Gruppe „PHQniedrig― (n=163) so sieht man, dass bei den Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome häufiger (50,8%) eine körperliche Ursache gefunden wurde als bei den anderen Patienten (42,9%). SOMS 57: Beeinträchtigung des Wohlbefindens 229 Patienten beantworteten die Frage 57 des SOMS. 63,3% (145) gaben an, dass ihr Wohlbefinden durch die Symptome stark beeinträchtigt ist. In der Gruppe der Patienten „PHQhoch― (n=63) waren es sogar 84,1% (53) im Vergleich zu 55,4% (92) der Gruppe „PHQniedrig― (n=166). SOMS 58: Beeinträchtigung des Alltagslebens Auf die Frage 58 des SOMS antworteten 229 Patienten. 48% (119) davon waren durch ihre Symptome in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt. In der Gruppe PHQ-hoch (n=65) verspürten 70,8% (46) eine Beeinträchtigung ihres Alltagslebens. In der anderen Gruppe (n= 163) 44,8% (73). Tabelle 13 zeigt die Häufigkeiten der Antworten zu den Fragen 55, 57 und 58 des SOMS in den Gruppen „PHQ-hoch―, „PHQ-niedrig― und bei allen Patienten. 47 Ergebnisse Tabelle 13: Antworten zu den SOMS-Fragen 55, 57 und 58 Total PHQ-15 <10 PHQ-15 ≥10 (n=304) (n=225) (n=79) 102 (45,1%) 70 (42,9%) 32 (50,8%) 78 62 16 145 (63,3%) 92 (55,4%) 53 (84,1%) fehlend 75 59 16 S 58: Alltagsleben be- 119 (48%) 73 (44,8%) 46 (70,8%) 75 61 14 Variable S 55: Organische Ursache gefunden (ja) fehlend S 57: Wohlbefinden beeinträchtigt (ja) einträchtigt (ja) fehlend Anmerkung: In Klammern wird die Häufigkeit in gültigen Prozent angegeben. SOMS 63: Dauer der Symptome Die letzte Frage aus dem SOMS fragt nach der Dauer der Symptome. 229 Patienten gaben eine Antwort auf diese Frage. Bei den meisten Patienten (91 oder 37,6%) halten die Beschwerden schon seit mehr als zwei Jahren an. 26,4% (64) leiden seit sechs Monaten unter den Beschwerden, 14,9% (36) seit einem Jahr und 21,1% (51) seit zwei Jahren. Es zeigten sich nur wenige Unterschiede zwischen den Gruppen „PHQ-hoch― und „PHQ-niedrig― in Bezug auf die Krankheitsdauer. Tabelle 14 zeigt die Häufigkeiten der Angaben zur Frage 63 des SOMS. Tabelle 14: SOMS 63 – Dauer der Beschwerden Dauer der Beschwerden 6 Monate 1 Jahr 2 Jahre Mehr als 2 Jahre PHQ-hoch 17 (25,4%) 12 (17,9%) 13 (19,4%) 25 (37,3%) PHQ-niedrig 47 (26,9%) 24 (13,7%) 38 (21,7%) 66 (37,7%) Alle Daten 64 (26,4%) 36 (14,9%) 51 (21,1%) 91 (37,6%) Anmerkung: n (total) = 229, n (PHQ-niedrig) = 175, n (PHQ-hoch) = 67. Die Prozente sind in gültigen Prozent angegeben. Auch die Antworten zu den Fragen des SOMS wurden mithilfe der Chi-Quadrat-Statistiken nach Pearson auf signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen PHQ-15-hoch und PHQ15-niedrig untersucht. Tabelle 15 zeigt die Ergebnisse. 48 Ergebnisse Tabelle 15: Chi-Quadrat-Statistiken zu den SOMS-Fragen zwischen den Gruppen PHQ-15hoch und PHQ-15-niedrig n Wert df Signifikanz (zweiseitig) S54: Anzahl Arztbesuche 242 12,91 4 ,012 S 55: Organische Ursache 226 1,13 1 ,288 S 57: Wohlbefinden 229 16,20 1 ,000 S 58: Alltagsleben 229 12,86 1 ,000 S 63: Beschwerdedauer 242 ,739 3 ,864 Anmerkung: Die Signifikanz bezeichnet die asymptotische Signifikanz nach Pearson. In der Einschränkung des Wohlbefindens, sowie in den Auswirkungen auf das Alltagsleben und auch der Anzahl der Arztbesuche fanden sich signifikante Unterschiede zwischen den Patienten der Gruppe PHQ-15-hoch und PHQ-15-niedrig. 49 Ergebnisse 4.4.3 HADS Aus den 14 Fragen der HADS lassen sich drei Punktwerte errechnen. Zählt man die Punktwerte aller Items zusammen so ergibt sich der HADS-Gesamtscore, ein Hinweis auf eine generelle emotionale Belastung. Sieben Items bilden zusammen die Skala zur Ängstlichkeit eines Patienten, die sieben anderen die Skala der Depressivität. Abbildung 9 zeigt die Verteilung der Punktwerte im Gesamt-HADS. 25 22 Anzahl Patienten 20 18 17 15 19 17 13 9 10 16 15 15 1414 14 13 9 13 12 11 8 9 6 5 4 4 4 2 1 11 1 00 1 0 1 000000000 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 HADS-Gesamtwert Abbildung 9: Verteilungskurve des HADS-Gesamtwertes Im Durchschnitt erreichten die 304 Patienten der Studienpopulation 11,60 Punkte (SD 6,65 Punkte) im Gesamtscore der HADS, 5,04 (SD 3,58) in der Depressivitätssubskala und 6,56 Punkte (SD 3,79) in der Ängstlichkeitssubskala der HADS. Tabelle 10 zeigt zudem die Mittelwerte in den Gruppen „PHQ-hoch― und „PHQ-niedrig―. 50 Ergebnisse Tabelle 16: HADS – Mittelwerte und Standardabweichungen Mittelwerte – HADS Ängstlichkeit Depressivität Emotionale Belastung PHQ-hoch 8,44 (3,96) 7,01 (3,86) 15.46 (6,835) PHQ-niedrig 5,90 (3,51) 4,35 (3,22) 10,25 (6,04) Alle Daten 6,56 (3,79) 5,04 (3,58) 11,60 (6,65) Anmerkung: n (total) = 304, n (PHQ-niedrig) = 225, n (PHQ-hoch) = 79. In Klammern ist die Standardabweichung angegeben. Patienten der Gruppe „PHQ-hoch― hatten durchschnittlich15,64 (SD 6,835) Punkte im HADS-Gesamt-Score, Patienten der „Gruppe „PHQ-niedrig― 10,25 (SD 6,04) Punkte. Auch in den Subskalen zeigen sich Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (s. Tabelle 16). Zigmond und Snaith empfahlen 1983 für die HADS-Subskalen Ängstlichkeit und Depressivität zwei Cut off-Werte. Ein Punktwert unter acht Punkten gilt in beiden Skalen als unauffällig, Werte zwischen acht und zehn als grenzwertig und Werte über zehn als auffällig. Tabelle 17 zeigt, wie viele Patienten den drei Bereichen der Ängstlichkeits-Skala, Tabelle 18 den Bereichen der Depressivitäts-Skala zugeordnet werden können. Tabelle 17: HADS-Ängstlichkeit: Einteilung nach Cut offs von Zigmond und Snaith, 1983 Ängstlichkeit <8 8 – 10 > 10 PHQ-hoch 26 (32,91%) 27 (34,18%) 26 (32,91%) PHQ-niedrig 157 (69,78%) 45 (20,0%) 23 (10,22%) Alle Daten 192 (63,16%) 63 (20,72%) 49 (16,12%) Anmerkung: n (total) = 304, n (PHQ-niedrig) = 225, n (PHQ-hoch) = 79. Tabelle 18: HADS-Depressivität: Einteilung nach Cut offs von Zigmond und Snaith Depressivität <8 8 – 10 > 10 PHQ-hoch 43 (54,43%) 22 (27,85%) 14 (17,72%) PHQ-niedrig 182 (80,89%) 29 (12,89%) 14 (6,22%) Alle Daten 225 (74,01%) 51 (16,78%) 28 (9,21%) Anmerkung: n (total) = 304, n (PHQ-niedrig) = 225, n (PHQ-hoch) = 79. 51 Ergebnisse 4.4.4 SF-12 Der SF-12 ist ein Instrument zur Abschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Aus den Punktwerten ergeben sich die Skala der körperlichen und die Skala der mentalen Lebensqualität. Für beide Skalen kann der Ergebnispunktwert alle Werte zwischen 0 und 100 annehmen. Je niedriger die Punktwerte, desto geringer ist die Lebensqualität einzuschätzen. Sowohl die Körper-Skala als auch die Mental-Skala des Sf-12 zeigen eine normale Verteilung der Punktwerte auf die Patienten. Die 293 Patienten, die den SF-12 vollständig ausgefüllt haben, erreichten im Mittel 45,19 (SD 7,30) Punkte in der Körperskala und 46,92 (SD 9,86) Punkte in der Mentalskala. Patienten der Gruppe „PHQ-hoch― erreichten durchschnittlich 41,88 (SD 7,60) Punkte in der Körper-Skala und 42,51 (10,10) in der Mental-Skala des SF-12. Tabelle 19 zeigt die Mittelwerte und die Standardabweichungen in den Skalen des SF-12 für alle Daten und die Gruppen „PHQ-hoch― und PHQ-niedrig―. Tabelle 19: SF-12 – Mittelwerte und Standardabweichungen SF-12 Körper M (SD) SF-12 Mental M (SD) PHQ-hoch 41,88 (7,60) 42,51 (10,10) PHQ-niedrig 46,38 (6,82) 48,52 (9,29) Alle Daten 45,19 (7,30) 46,92 (9,86) Anmerkung: n (total) = 293, n (PHQ-niedrig) =225, n (PHQ-hoch) =79. 52 Ergebnisse 4.5 INDUKTIVE RECHNUNGEN Zu den Fragestellungen wurden spezielle Rechnungen durchgeführt, die im Folgenden thematisch orientiert besprochen werden. 4.5.1 EMOTIONALE BELASTUNG UND SCHWEREGRAD KÖRPERLICHER SYMPTOME – KORRELATION UND VARIANZANALYSE Korrelation Um zu überprüfen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der emotionalen Belastung eines Patienten besteht, wurde zunächst eine zweiseitige Korrelationsanalyse nach Pearson gerechnet. Der Schweregrad körperlicher Symptome wurde anhand des PHQ-15s, die emotionale Belastung anhand des Gesamtscores der HADS gemessen. Bei der Korrelation zeigte sich ein signifikanter Effekt mit einem Niveau von p < .01 bei einem zweiseitigen Test. Tabelle 20: Korrelationsanalyse PHQ-15 und HADS-Gesamt Gesamt-HADS PHQ-Gesamt * Korrelation nach Pearson ,394 Signifikanz (2-seitig) ,000 n 304 Anmerkung: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant. Es lässt sich festhalten, dass der PHQ-15-Gesamtscore positiv mit dem Gesamtpunktwert in der HADS korreliert. Weitere Rechnungen wurden unternommen, um einen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der Ängstlichkeit bzw. der Depressivität eines Patienten zu testen. Der PHQ-Gesamt-Score wurde hierfür einer Korrelationsanalyse mit dem Ängstlichkeits- und dem Depressivitätsscore der HADS unterzogen. 53 Ergebnisse Beide Analysen zeigten signifikante Effekte mit p < .01 bei zweiseitigen Tests. Tabelle 21 zeigt die errechneten Koeffizienten. Tabelle 21: Korrelationsanalyse PHQ-15 und HADS-Ängstlichkeit und -Depressivität PHQ-Gesamt HADS- HADS- Ängstlichkeit Depressivität * * Korrelation nach Pearson ,367 ,344 Signifikanz (2-seitig) ,000 ,000 n 304 304 Anmerkung: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant. Varianzanalyse Zur weiteren Untersuchung einer möglichen Assoziation zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der emotionalen Belastung wurden einfaktorielle Varianzanalysen gerechnet. Verwendet wurde hierfür der gematchte Datensatz von 128 Fällen. Faktor war die Gruppenzugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome, abhängige Variable der Gesamtscore der HADS als Maß für eine emotionale Belastung des Patienten. Vor der eigentlichen Varianzanalyse konnte die Homogenität der Varianzen durch den Test auf Homogenität der Varianzen nach Levene mit einem Signifikanzniveau von p = .234 bestätigt werden. Bei diesem Test wird die Hypothese aufgestellt, dass zwischen den Varianzen keine Homogenität existiert. Ergibt sich ein auf dem 0,05- Niveau nicht signifikantes Ergebnis, so kann diese Hypothese abgelehnt und die Homogenität der Varianzen angenommen werden. Im vorliegenden Fall zeigte sich ein signifikanter Haupteffekt der Zugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome auf die emotionale Belastung des Patienten, F (1,126) = 27,49, p < .01. Tabelle 22: ANOVA zwischen „PHQ-hoch“ und „PHQ-niedrig“ zum HADS-Gesamt-Score. Quadratsumme Mittel der Quadrate F Signifikanz Zwischen den Gruppen 1075,32 1075,32 27,48 ,000 Innerhalb der Gruppen 4929,35 39,12 Gesamt 6004,68 Anmerkung: df= „degree of freedom“ = Freiheitsgrade 54 Ergebnisse Gemäß dem für die vorliegende Untersuchung festgesetzten Signifikanzniveau von 0,017 gilt: (0,00 =) p < α (= 0,017) Es erscheint daher wahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang des Schweregrads körperlicher Symptome auf die emotionale Belastung des Patienten gibt. Betrachtet man nun die Tabelle zur deskriptiven Statistik des Gruppenvergleichs, so sieht man, dass der Mittelwert der Gruppe „PHQ-hoch― mit 15,5 Punkten und einer Standardabweichung von 6,81 Punkten höher liegt als der der Gruppe „PHQ-niedrig― mit 9,7 Punkten und einer Standardabweichung von 5,65 Punkten. Hieraus ergibt sich die Richtung des Effekts: Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome litten unter einer höheren emotionalen Belastung als andere Patienten. Tabelle 23: Deskriptive Statistik zur ANOVA HADS-Gesamt n M SD SF 95%-Konfidenzintervall für M Untergrenze Min Max Obergrenze PHQ niedrig 64 9,7 5,645 ,706 8,29 11,11 0 27 PHQ hoch 64 15,5 6,810 ,851 13,8 17,20 2 33 Gesamt 128 12,6 6,876 ,608 11,4 13,80 0 33 Anmerkung: SD=Standardabweichung, SF=Standardfehler. Die Angaben zur deskriptiven Statistik beziehen sich auf den für die Varianzanalyse verwendeten gematchten Datensatz. Zu möglichen Assoziationen zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und einer Ängstlichkeit und/oder Depressivität des betroffenen Patienten wurden weitere ANOVAs gerechnet. Auch hier war der Faktor die Gruppenzugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome, die abhängigen Variablen einmal der Punktewert in der Ängstlichkeits- und einmal der in der Depressivitätssubskala der HADS. Vor den eigentlichen Rechnungen wurde die Homogenität der Varianzen überprüft. Der Test für die Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und Ängstlichkeit― ergab die Homogenität der Varianzen mit p = .424. Der Test für die Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und Depressivität― wies mit p = .002 auf eine mangelnde Varianzhomogenität hin. 55 Ergebnisse Bei der Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und Ängstlichkeit zeigte sich ein signifikanter Haupteffekt der Zugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome auf die Ängstlichkeit der Patienten, F (1,136) = 16.88, p <.01. Tabelle 24: ANOVA zur HADS-Ängstlichkeits-Skala zwischen PHQ-hoch und PHQ-niedrig Quadratsumme df Mittel der Quadrate Zwischen den Gruppen 247,53 1 247,53 Innerhalb der Gruppen 1847,34 126 14,66 Gesamt 2094,87 127 F Signifikanz 16,88 ,000 Anmerkung: df= „degree of freedom“ = Freiheitsgrade Die deskriptiven Daten zu der Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und Ängstlichkeit― weisen auf einen positiven Zusammenhang zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der Ängstlichkeit des Patienten hin. Tabelle 25: Deskriptive Daten zur ANOVA „HADS-Ängstlichkeitsscore“ n M SD SF 95%-Konfidenzintervall für M Untergrenze Min Max Obergrenze PHQ niedrig 64 5,77 3,64 ,46 4,86 6,68 0 16 PHQ hoch 64 8,55 4,01 ,50 7,55 9,55 1 19 Gesamt 128 7,16 4,06 ,36 6,45 7,87 0 19 Anmerkung: SD=Standardabweichung, SF=Standardfehler. Die Angaben zur deskriptiven Statistik beziehen sich auf den für die Varianzanalyse verwendeten gematchten Datensatz. Auch bei der Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und Depressivität― fand sich ein signifikanter Haupteffekt der Zugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome auf die Depressivität, F (1, 126) = 26.87, p < .01. Tabelle 26: ANOVA zur HADS-Depressivitäts-Skala zwischen PHQ-hoch und PHQ-niedrig Quadratsumme df Zwischen den Gruppen 291,01 1 Innerhalb der Gruppen 1364,61 126 Gesamt 1655,62 127 Mittel der Quadrate 291,01 10,83 F Signifikanz 26,87 ,000 56 Ergebnisse Ein Blick auf die deskriptiven Daten der Varianzanalyse legt einen positiven Zusammenhang des Schweregrads körperlicher Symptome mit der Depressivität nahe. Tabelle 27: Deskriptive Daten zur ANOVA „HADS-Depressivitäts-Score“ n M SD SF 95%-Konfidenzintervall für M Untergrenze Min Max Obergrenze PHQ niedrig 64 3,94 2,62 ,33 3,28 4,59 0 12 PHQ hoch 64 6,95 3,84 ,48 5,99 7,91 1 20 Gesamt 128 5,45 3,61 ,32 4,81 6,08 0 20 Anmerkung: SD=Standardabweichung, SF=Standardfehler. Die Angaben zur deskriptiven Statistik beziehen sich auf den für die Varianzanalyse verwendeten gematchten Datensatz. 4.5.2 LEBENSQUALITÄT UND SCHWEREGRAD KÖRPERLICHER SYMPTOME – KORRELATION UND VARIANZANALYSE Korrelation Zur Überprüfung der Beziehung des Schweregrads körperlicher Symptome und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowohl im körperlichen als auch im psychischen Bereich wurden zweiseitige Korrelationsanalysen nach Pearson gerechnet. Variablen bildeten der GesamtScore des PHQ-15, die Körper-Skala des SF-12 und die Mental-Skala des SF-12. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der körperlichen Lebensqualität mit einem Signifikanzniveau von p< 0,01. Des Weiteren ließ sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der psychischen Lebensqualität mit p < 0,01 nachweisen. Das negative Vorzeichen des Korrelationskoeffizienten nach Pearson deutet auf einen negativen Zusammenhang der genannten Variablen. Je höher also der Punktwert im PHQ-15, desto geringer der Punktwert der Körper- und auch der der Mentalskala des SF-12. 57 Ergebnisse Tabelle 28: Korrelationsanalyse PHQ-15 und SF-12 SF12-Koerper PHQ-Gesamt SF12-Psyche * * Korrelation nach Pearson -,282 -,341 Signifikanz (2-seitig) ,000 ,000 N 293 293 Anmerkung: * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant. Varianzanalyse Zur weiteren Untersuchung einer möglichen Assoziation zwischen dem Schweregrad körperlicher Symptome und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurden zwei Varianzanalysen gerechnet. Verwendet wurde hierfür der gematchte Datensatz mit n = 128 Fällen. Faktor der Varianzanalyse war die Zugehörigkeit zur Gruppe mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome bzw. zur Gruppe mit geringem Schweregrad körperlicher Symptome. Abhängige Variablen waren einmal der Punktwert in der Körper-Skala des SF-12 und einmal der Wert in der Mental-Skala des SF-12. Vor den Rechnungen wurde die Varianzhomogenität der abhängigen Variablen überprüft. Bei der Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und körperliche Lebensqualität― kann nach dem Levene-Test auf Homogenität der Varianzen mit p = .070 noch von einer Varianzhomogenität ausgegangen werden. Bei der Varianzanalyse „Schweregrad körperlicher Symptome und mentale Lebensqualität― konnte die Homogenität der Varianzen nach Levene mit p = .387 bestätigt werden. Es zeigte sich ein signifikanter Haupteffekt der Zugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome auf die körperliche Lebensqualität, F (1,126) = 13.65, p < .01. Tabelle 29: ANOVA zur SF-12-Körper-Skala zwischen „PHQ-hoch“ und „PHQ-niedrig“ Quadratsumme df Mittel der Quadrate Zwischen den Gruppen 686,786 1 686,786 Innerhalb der Gruppen 6339,497 126 50,313 Gesamt 7026,283 127 Anmerkung: df= „degree of freedom“ = Freiheitsgrade F Signifikanz 13,650 ,000 58 Ergebnisse 59 Ein Blick auf die deskriptive Statistik zeigt, dass es sich um einen negativ gerichteten Effekt des Schweregrads körperlicher Symptome handelt. Patienten der Gruppe „PHQ-15 hoch― erreichten im Mittel eine niedrigere Punktzahl in der Körper-Skala des SF-12 als Patienten der Gruppe „PHQ-niedrig―. Tabelle 30: Deskriptive Statistik zur ANOVA „SF-12-Körper-Skala“ n M SD SF 95%-Konfidenzintervall für M Untergrenze Min Max Obergrenze PHQ niedrig 64 49,11 6,26 0,78 44,54 47,67 25,96 58,97 PHQ hoch 64 41,47 7,84 0,98 39,52 43,43 23,33 56,47 Gesamt 128 43,79 7,44 0,66 42,49 45,09 23,33 58,97 Anmerkung: SD=Standardabweichung, SF=Standardfehler. Die Angaben zur deskriptiven Statistik beziehen sich auf den für die Varianzanalyse verwendeten gematchten Datensatz. Es zeigte sich auch ein signifikanter Haupteffekt der Gruppenzugehörigkeit zur Gruppe mit hohem bzw. mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome auf die Werte in der Mentalskala des SF-12, F (1,126) = 17.56, p < .001. Tabelle 31: ANOVA zur SF-12-Psyche-Skala zwischen „PHQ-hoch“ und „PHQ-niedrig“ Quadratsumme Zwischen den Gruppen 1652,56 Innerhalb der Gruppen 11857,75 Gesamt 13510,31 Mittel der Quadrate 1652,56 F Signifikanz 17,56 ,000 94,11 Anmerkung: df= „degree of freedom“ = Freiheitsgrade Tabelle 32: Deskriptive Statistik zur ANOVA „SF-12-Psyche-Skala“ n M SD SF 95%-Konfidenzintervall für M Untergrenze Min Max Obergrenze PHQ niedrig 64 49,69 8,96 1,12 47,45 51,93 31,11 66,16 PHQ hoch 64 42,51 10,39 1,30 39,91 45,10 16,43 62,46 Gesamt 128 46,10 10,31 0,91 44,30 47,90 16,43 66,16 Anmerkung: df= „degree of freedom“ = Freiheitsgrade. Ergebnisse 4.5.3 BINÄR LOGISTISCHE REGRESSION Zur weiteren Erarbeitung der Fragestellungen wurde eine binär logistische Regression gerechnet. Hierfür wurden die Patienten anhand des PHQ-15s in zwei Gruppen aufgeteilt. Patienten mit einem PHQ-Wert kleiner zehn bildeten die Gruppe „PHQ-niedrig―, Patienten mit einem PHQ-Wert größer oder gleich zehn die Gruppe „PHQ-hoch―. Regressoren, das heißt Variablen, die auf ihren prädiktiven Wert bezüglich der Einteilung in die Gruppen „PHQhoch― und „PHQ-niedrig― untersucht wurden, bildeten der HADS-Gesamtscore, der HADSÄngstlichkeitsscore, die HADS-Depressivitätsskala, die SF-12-Körperskala und die SF-12Mentalskala. Zusätzliche Regressoren waren das Geschlecht, der Familienstand, die Lebenssituation, die Berufstätigkeit und die Ausbildung. Für die kategorialen Variablen diente jeweils die letzte Ausprägung als Indikatorvariable. In die Analyse einbezogen wurden 276 Fälle, das entspricht den Datensätzen, die in Bezug auf alle genannten Variablen vollständig waren. 203 Fälle gehörten der Gruppe „PHQniedrig― an, 73 der Gruppe „PHQ-hoch―. Es wurde nun schrittweise ein Modell erstellt, das mithilfe von prädiktiven Variablen die Fälle den Gruppen „PHQ-hoch― und PHQ-niedrig― richtig zuordnen kann. Im ersten Schritt befand sich nur die Konstante im Modell, die sich aus der Verteilungswahrscheinlichkeit der Fälle ergibt. Bei Schritt 0 wurde also angenommen, dass alle Patienten einer Gruppe, in diesem Fall der Gruppe „PHQ-niedrig―, angehören. Es wurde so ein Prozentsatz der richtig eingeordneten Fälle von 73,6% erreicht. Tabelle 33 zeigt dieses Modell. Tabelle 33: Modell mit Konstante: Gruppierung der Patienten anhand der Verteilungswahrscheinlichkeit. Beobachtet Vorhergesagt PHQ-15 Schritt 0 PHQ-15 Gesamt-% % der < 10 ≥ 10 gen < 10 203 0 100,0 ≥ 10 73 0 ,0 Richti- 73,6 Die Odds Ratio betrug 73/203 = 0,36. Der Regressionskoeffizient B gibt die logarithmierte Odds Ratio für die Zugehörigkeit zur Gruppe „PHQ-hoch― an, wenn noch keinerlei weitere 60 Ergebnisse Informationen über die Fälle bekannt sind. Tabelle 34 zeigt die statistischen Gütemaße für das Modell mit Konstante. Tabelle 34: Statistische Gütemaße für das Modell mit Konstante RK B Schritt 0 Konstante -1,023 SF ,136 Wald 56,162 df 1 Sig. ,000 Odds Ratio ,360 Anmerkung: RK B = Regressionskoeffizient B Für die Erstellung des Modells zur Auftrennung der Patienten in die Gruppen „PHQ-hoch― und PHQ-niedrig― wurden anfangs für alle unabhängigen Variablen Chi-Quadrat-Tests mit der abhängigen Variablen, der Faktorvariablen, durchgeführt. In das Modell aufgenommen wurde dann als erstes die Variable mit dem höchsten signifikanten Chi-Quadrat-Wert. Tabelle 35 zeigt die Chi-Quadrat-Werte aller Variablen vor Aufnahme der ersten in das Modell. Die Variable mit dem höchsten signifikanten Chi-Quadrat-Wert war der Gesamt-HADS-Score. Dieser wurde damit als erstes zur Modellbildung herangezogen. 61 Ergebnisse Tabelle 35: Chi-Quadrat-Werte vor Aufnahme der ersten Variablen in das Modell Variable Schritt 1 Wert df Signifikanz Gesamt_HADS 35,398 1 ,000 Angst 25,438 1 ,000 Depress 32,641 1 ,000 SF12_Koerper 16,831 1 ,000 SF12_Psyche 21,555 1 ,000 Geschlecht (w) 7,959 1 ,005 Famlienstand 12,299 5 ,031 F ledig 7,472 1 ,006 F verheiratet 8,594 1 ,003 F getrennt lebend ,574 1 ,449 F geschieden 2,522 1 ,112 F verwitwet 1,091 1 ,296 Lebenssituation 16,291 6 ,012 L allein 2,698 1 ,100 L mit Partner 9,790 1 ,002 L allein mit Kind(ern) ,149 1 ,699 L mit Partner und Kind ,076 1 ,783 L mit Eltern 1,106 1 ,293 L in Institution ,009 1 ,925 Ausbildung 1,504 4 ,826 A Volksschule ,429 1 ,513 A Mittlere Reife ,170 1 ,680 A Abitur ,099 1 ,753 A Berufsausbildung ,751 1 ,386 Beruf 2,385 3 ,496 B erwerbstätig 1,335 1 ,248 B Student 2,196 1 ,138 B nicht erwerbstätig ,038 1 Anmerkung: Den Indikator für die kategorialen Variablen bildete stets die letzte Ausprägung. ,846 Nach dem HADS-Gesamtscore wurde die soziodemographische Variabel Geschlecht zur Modellbildung herangezogen. Es folgten die Lebenssituation des Patienten und die SF-12Körper-Skala. Anhalte zur Beurteilung dieser Prädiktoren liefert Tabelle 36. 62 Ergebnisse Tabelle 36: Statistische Gütemaße für die Variablen im Modell 95%-Konfidenzinterval für OR Variable Schritt 1 Gesamt_HADS df Sig. Odds Wert Wert Ratio unten oben 1,09 1,19 30,77 1 ,000 1,14 -2,66 ,349 58,14 1 ,000 ,07 Gesamt_HADS ,13 ,023 30,79 1 ,000 1,14 1,09 1,19 Geschlecht (m) -,95 ,333 8,14 1 ,004 ,39 ,20 ,74 -2,39 ,357 44,81 1 ,000 ,09 Gesamt_HADS ,14 ,025 31,26 1 ,000 1,15 1,09 1,21 Geschlecht (m) -1,16 ,368 9,94 1 ,002 ,31 ,15 ,64 17,64 6 ,007 Lebenssituation L allein -,69 ,743 ,86 1 ,353 ,50 ,12 2,15 -2,71 ,759 12,75 1 ,000 ,07 ,015 ,29 -,55 1,087 ,25 1 ,615 ,58 ,07 4,87 L mit P und K -1,53 ,654 5,49 1 ,019 ,22 ,06 ,78 L mit Eltern -1,15 ,713 2,60 1 ,107 ,32 ,08 1,28 -,92 1,118 ,68 1 ,409 ,39 ,04 3,55 -1,04 ,667 2,44 1 ,118 ,35 Gesamt_HADS ,12 ,027 20,75 1 ,000 1,13 1,07 1,19 SF12_Koerper -,05 ,024 5,16 1 ,023 ,95 ,91 ,99 Geschlecht (w) -1,19 ,372 10,39 1 ,001 ,30 ,15 ,63 18,85 6 ,004 L mit Partner L allein mit Kind L in Institution Konstante Schritt 4 Wald ,023 Konstante Schritt 3 SF ,13 Konstante Schritt 2 RK B Lebenssituation L allein -,65 ,737 ,79 1 ,375 ,52 ,12 2,20 -2,78 ,758 13,45 1 ,000 ,06 ,01 ,27 -,44 1,083 ,17 1 ,684 ,64 ,08 5,38 L mit P und K -1,54 ,647 5,66 1 ,017 ,21 ,06 ,76 L mit Eltern -1,11 ,706 2,46 1 ,117 ,33 ,08 1,32 -,74 1,57 1,170 ,41 1 ,523 ,47 ,05 4,69 L mit Partner L allein mit Kind L in Institution Konstante 1,314 1,42 1 ,234 4,79 Anmerkung: RK B = Regressionskoeffizient B. SF = Standardfehler. df = Degrees of Freedom. OR = Odds Ratio. Das Odds Ratio gibt den Faktor an, um den sich die Chance für die Zugehörigkeit zur Gruppe „PHQ-hoch― ändert, wenn sich die unabhängige metrische Variable um eine Einheit verschiebt. Für die Gesamt-HADS liegt dieser Faktor im letzten Schritt bei 1,13. Zu beachten ist hier auch das 95%-Konfidenzintervall des Odds Ratios. Bei allen aufgenommenen Variablen liegen beide Grenzen entweder über oder unter 1, was als weiteres Gütemaß des Modells zu beurteilen ist. Aussagen über die Richtung der Veränderung der unabhängigen Variable, die 63 Ergebnisse die Wahrscheinlichkeit für die Zugehörigkeit zur Gruppe „PHQ-hoch― erhöht, lassen sich an dem Vorzeichen des Regressionskoeffizienten B ablesen. Der Gesamt-HADS hat einen positiven Rangkoeffizienten B, je höher also der Wert eines Patienten im Gesamt-HADS, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass er der Gruppe „PHQ-hoch― angehört. Ein niedriger Wert in der SF-12-Körper-Skala spricht für die Zugehörigkeit zur Gruppe „PHQ-hoch―. Bei den kategorial codierten soziodemographischen Variablen erwiesen sich das Geschlecht und die Lebenssituation als die Gruppen unterscheidende Faktoren. Patienten der Gruppe PHQ-15hoch waren signifikant eher weiblich und lebten weniger häufig mit ihrem Partner zusammen als Patienten der Gruppe PHQ-15-niedrig. Es wurde nun also aus einer Kombination geeigneter Variablen ein Rechenmodell erstellt, anhand dessen die Patienten in die Gruppen „PHQ-hoch― und PHQ-niedrig― richtig eingeteilt werden können. Nach Aufnahme der ersten Variablen, des Gesamt-Punktwerts im HADS, konnten 187 Patienten der Gruppe „PHQ-niedrig― richtig in ihre Gruppe eingeteilt werden (vgl. Tabelle 39). Das entspricht einem Prozentsatz richtig zugewiesener Fälle von 92,1% für die Gruppe „PHQniedrig―. 17 Patienten mit einem PHQ-Wert größer oder gleich zehn wurden richtig der Gruppe „PHQ-hoch― zugeordnet. 17 von 73 Patienten ergibt einen Prozentsatz von 23,3% richtig Eingeteilten der Gruppe „PHQ-hoch―. Insgesamt ergibt sich ein Prozentsatz der richtigen Zuweisungen von 73,9 % beim ersten Schritt der Modellbildung. Im letzten Schritt werden 189 Patienten der Gruppe „PHQ-niedrig― der richtigen Gruppe zugeordnet, während 14 Patienten mit niedrigen PHQ-Werten nicht richtig eingeteilt werden können. 30 Patienten mit PHQWerten größer oder gleich zehn werden richtig der Gruppe „PHQ-hoch― zugeordnet. 43 Patienten mit hohen PHQ-Werten können weiterhin nicht richtig zugeordnet werden. Es ergibt sich ein Prozentsatz der richtig zugeordneten Patienten von insgesamt 79,3% anhand der Variablen Gesamt-HADS, Geschlecht, Lebenssituation und der SF-12-Körper-Skala. 93,1% der Patienten mit niedrigen PHQ-Werten und 41,1% der Patienten mit hohen PHQ-Werten können richtig in ihre Gruppe eingeordnet werden. Tabelle 37 zeigt die Anzahl der richtig und falsch klassifizierten Fälle für jeden Schritt der Modellbildung. 64 Ergebnisse Tabelle 37: Gruppierung der Patienten nach jedem Schritt der Modellbildung Beobachtet Vorhergesagt PHQ Schritt 1 PHQ % der Richtigen < 10 ≥ 10 < 10 187 16 92,1 ≥ 10 56 17 23,3 Gesamt-% Schritt 2 PHQ 73,9 < 10 190 13 93,6 ≥ 10 50 23 31,5 Gesamt-% Schritt 3 PHQ 77,2 < 10 188 15 92,6 ≥ 10 43 30 41,1 Gesamt-% Schritt 4 PHQ 79,0 < 10 189 14 93,1 ≥ 10 43 30 41,1 Gesamt-% 79,3 Nach jedem Schritt der Modellbildung wurde die Güte der jeweiligen Modellversion durch verschiedene Tests überprüft. Erst als ein hohes Maß an Modellgüte erreicht wurde und keine Verbesserung durch die Aufnahme weiterer Variablen mehr möglich war, konnte die Rechnung beendet werden. Im Folgenden sollen die Tests zur Beurteilung der Modellgüte vorgestellt werden. Der erste Test ist der Omnibus-Test der Modellkoeffizienten, der in Tabelle 38 dargestellt wird. Tabelle 38: Omnibus-Test der Modellkoeffizienten Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Chi-Quadrat df Sig. Schritt 35,57 1 ,000 Block 35,57 1 ,000 Modell 35,57 1 ,000 Schritt 8,82 1 ,003 Block 44,39 2 ,000 Modell 44,39 2 ,000 Schritt 20,68 6 ,002 Block 65,07 8 ,000 Modell 65,07 8 ,000 Schritt 5,23 1 ,022 Block 70,29 9 ,000 Modell 70,29 9 ,000 Anmerkung: df = Degrees of freedom 65 Ergebnisse Die Verbesserung der Modellgüte ist anhand der Veränderung des Chi-Quadrat-Werts abzuschätzen. Von Schritt 1 zu Schritt 4 hat sich der Chi-Quadrat-Wert von 35,57 auf 70,29 gesteigert. Der HADS-Gesamtscore trug mit einem Chi-Quadrat-Wert von 35,57 am meisten zur Trennung der Gruppen bei. Die Signifikanz des Testergebnisses deutet daraufhin, dass alle ausgewählten Regressoren einen Einfluss auf die Zugehörigkeit zur Gruppe „PHQ-hoch― bzw. „PHQ-niedrig― haben. In der folgenden Tabelle finden sich weitere Hinweise für die Güte des erstellten Modells. Tabelle 39: Modellzusammenfassung -2 Log-Likelihood Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 283,318 ,121 ,177 274,502 ,149 ,217 253,825 ,210 ,307 Schritt 4 248,598 ,225 Anmerkung: Die mit -2 multiplizierte Log Likelihood entspricht der Devianz. ,328 Die Devianz (die mit -2 multiplizierte Log Likelihood) sinkt von 283,32 auf 248,56. Auch dies spricht für die Bedeutung der Variablen bei der Trennung der Fälle in die Gruppen „PHQ-hoch― und „PHQ-niedrig―. Nagelkerkes R kann interpretiert werden als der Anteil der Varianz der abhängigen Variablen, der durch die unabhängigen Variablen erklärt wird. Das errechnete Modell führt also unter Aufnahme der Variablen Gesamt-HADS, Geschlecht, Lebenssituation des Patienten und der SF-12-Körper-Skala zu einer Varianzaufklärung von 32,8% zwischen den Gruppen PHQ-hoch und PHQ-niedrig. . 66 Diskussion V 5.1 DISKUSSION REPRÄSENTATIVITÄT DER STICHPROBE Über die soziodemographische Verteilung in China lassen sich schwerlich fundierte Aussagen treffen. Laut einer Analyse der Weltbank lebten 2008 1,325 Milliarden Menschen in China. 48,5% der Bevölkerung seien laut der chinesischen Botschaft in Deutschland weiblich. Über Familienstand und Ausbildung finden sich wenige mit dieser Studie vergleichbare Daten. Die Weltbank spricht von einer Arbeitslosenquote im Jahre 2008 von 4,2% der arbeitsfähigen Bevölkerung. In den städtischen Gebieten liege diese noch höher. Die Asiatische Entwicklungsbank schätzt die Arbeitslosigkeit in chinesischen Städten auf 8%. Trotz der spärlichen Datenlage muss festgehalten werden, dass die Stichprobenpopulation der vorliegenden Studie kaum repräsentativ für die chinesische Bevölkerung sein kann. In zwei urbanen Settings wird der hohe Anteil ländlicher Bevölkerung missachtet. Frauen hingegen sind mit 64% in der vorliegenden Untersuchung überrepräsentiert. Auch der Ausbildungsstandard liegt mit einem Akademikeranteil von 40% deutlich über dem durchschnittlichen Niveau. Die Verteilungen des Familienstandes und der Berufstätigkeit könnten in den zwei großen Städten ungefähr der tatsächlichen Lage entsprechen. Insgesamt ist die Repräsentativität der Studie, bezogen auf die chinesische Stadtbevölkerung, wohl als eingeschränkt zu beurteilen. Für Patienten jedoch, die in dem Untersuchungszeitraum dieser Studie die jeweiligen internistischen oder TCM-Ambulanzen in Peking oder Kunming besucht haben, können die Daten der Studie repräsentativ sein. 5.2 INTERPRETATION DER STUDIENDATEN 5.2.1 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE Die Prävalenz für einen hohen Schweregrad körperlicher Symptome lag in dieser Stichprobebei 25,98%. 67 Diskussion Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome (gemessen am PHQ-15) waren signifikant eher weiblich, häufiger ledig oder geschieden und lebten öfter allein als andere Patienten. Insbesondere das Geschlecht und die Lebenssituation eines Patienten schienen mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome assoziiert. Auch tätigten Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome signifikant mehr Arztbesuche und zeigten sich in ihrem Wohlbefinden sowie in ihrem Alltagsleben signifikant öfter eingeschränkt als andere Patienten. In mehreren statistischen Rechnungen dieser Arbeit fanden sich Hinweise auf eine Assoziation zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und der emotionalen Beeinträchtigung der Patienten. Die ambulanten Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome in China litten parallel häufiger unter einer emotionalen Belastung (HADSGesamt), Ängstlichkeit (HADS-Ängstlichkeit) und Depressivität (HADS-Depressivität) als andere Patienten. In der vorliegenden Arbeit fanden sich des Weiteren Zusammenhänge zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und einer Einschränkung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Sowohl die körperliche (SF-12-Körper) als auch die psychische (SF-12-Psyche) Komponente der HRQoL waren von dieser Einschränkung betroffen. Insgesamt führten die emotionale Belastung (HADS-Gesamt), die körperliche Lebensqualität (SF-12-Körper), die Lebenssituation und das Geschlecht des Patienten zu einer Varianzaufklärung zwischen den Gruppen mit hohem und niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome von 33%. Keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen mit hohem und mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome fanden sich in dieser Arbeit bezüglich der soziodemographischen Faktoren Ausbildung und Berufstätigkeit. Auch differierten die beiden Gruppen nicht bezüglich einer etwaigen organisch geklärten Ätiologie der körperlichen Symptome. Ebenso zeigte die Dauer der Beschwerden in dieser Arbeit keinen Zusammenhang mit dem Schweregrad der körperlichen Symptome. Bei den Untersuchungen zur Homogenität der Stichprobe fanden sich zwischen den einzelnen Settings signifikante Unterschiede in den Ergebnissen der Fragebogenskalen HADS-Gesamt, HADS-Ängstlichkeit und HADS-Depressivität, sowie SF-12-Körper und SF-12-Psyche. Patienten der TCM-Ambulanzen zeigten insbesondere weniger Anzeichen für eine emotionale Belastung (HADS-Gesamt-Score niedriger) als Patienten der internistischen Ambulanzen. 68 Diskussion 5.2.2 PRÄVALENZ In der Studie zur Validierung des PHQ-15 als Messinstrument des Schweregrads körperlicher Symptome erreichten 30% der in einem Zentrum der Erstversorgung befragten Patienten einen PHQ-15-Wert größer oder gleich zehn (Kroenke et al., 2002). Die vorliegende Arbeit fand bei einem PHQ-15 Cut-off von zehn Punkten bei 26% der untersuchten Patienten einen hohen Schweregrad körperlicher Symptome. Die Prävalenz einer undifferenzierten somatoformen Störung liegt mit ca. 20% international (Ansseau et al., 2004; Barsky et al., 2005) und ca. 18% in China (Meng, 1999) niedriger. Ausgehend von Kroenke 2002 dient ein hoher Schweregrad körperlicher Symptome nicht der Diagnostizierung von PSD, sondern kann nur Hinweise auf das Vorliegen einer solchen liefern. Dementsprechend wäre eine Prävalenz leicht über der einer somatoformen Störung erwartungsgemäß. Andere Studien aber sprechen dem PHQ-15 durchaus eine Eignung für die Erfassung von PSD zu (Kroenke et al. 2010; Interian et al., 2006; Rost et al., 2006; Ravesteijn et al. 2009). So errechneten Ravesteijn et al (2009) dem PHQ-15 bei einem Cut-off von sechs Punkten eine Spezifität von 71% und eine Sensitivität von 78% für die Erfassung somatoformer Beschwerden. Ein Cut-off von größer oder gleich zehn Punkten stehe für eine klinisch relevante PSD (Kroenke et al., 2010). Basierend hierauf läge die gemessene Prävalenz von 26% hoch, folgende Punkte könnten jedoch als Erklärung dafür herangezogen werden: zum einen ist das Setting der Studie zu beachten. Mehr als die Hälfte der Datensätze stammt aus internistischen Ambulanzen, ca. 40% aller und fast 50% der Patienten mit einem PHQ-Wert größer oder gleich zehn gaben gastrointestinale Vorerkrankungen an. Auch bei den Symptomen des PHQ-15s nehmen Beschwerden aus dem Magen-Darm-Bereich einen vorrangigen Platz ein. Ein weiterer großer Teil der Patienten litt unter neurologischen Symptomen wie Schwindel und Kopfschmerzen. Nun wird die Prävalenz von PSD in gastroenterologischen und neurologischen Settings bei ca. 30% angegeben (Nimnuan et al., 2001). Es könnte also in dem Ort der Erhebung ein Grund für die Prävalenz von 26% liegen. Ein weiterer Erklärungsversuch lässt sich aus dem Erhebungsland ableiten. Mehrere Studien legten eine erhöhte Somatisierungstendenz chinesischer Patienten nahe (Parker et al., 2001; Parker et al., 2001; Shen et al., 2006; Ryder et al., 2008). Gründe hierfür werden in einer möglichen Stigmatisierung psychiatrischer Patienten, sowie in einem somatisch orientierten Gesundheitssystem gesehen, welches dem Patienten – bildlich gesprochen – vornehmlich erst auf das Präsentieren körperlicher Symptome Zutritt gewährt (Kirmayer & Young, 1998; Ryder et al., 2008; Lee et al, 1997). 69 Diskussion 5.2.3 SOZIODEMOGRAPHISCHE UND KLINISCHE DATEN 77% der Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome waren weiblich. Dies deckt sich mit der Studie von Kroenke (Kroenke et al., 2002) in der 75% der Patienten mit einem PHQ-15-Wert größer oder gleich zehn Frauen waren. Es muss hinzugefügt werden, dass in beiden Studien der Anteil weiblicher Teilnehmer (66% weiblich bei Kroenke 2002, 64% in der vorliegenden Studie) überwog. Dennoch zeigten sich in dieser Arbeit sowohl im Chi-Qudrat-Test nach Pearson als auch in der binär logistischen Regression deutliche Hinweise auf eine Assoziation zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und weiblichem Geschlecht. In der Literatur wurde ein Zusammenhang zwischen PSD und weiblichem Geschlecht beschrieben (Nimnuan et al., 2001; Piccinelli & Simon, 1997; Verhaak et al., 2006). Auch seien Patienten mit PSD häufiger geschieden oder verwitwet (van der Windt et al., 2008, Verhaak et al., 2006). Bei den Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome in China fanden sich deutlich mehr ledige Patienten als in der Vergleichsgruppe. Auch der Prozentsatz der Geschiedenen war mit 3,8% im Vergleich zu 1,8% höher, jedoch ist dieser Unterschied aufgrund der niedrigen Anzahl schwerlich zu verwerten. Insgesamt zeigte sich im Familienstand ein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mit hohem und mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome. Auffallend erscheint auch der mit 8% im Vergleich zu 25% in der Gruppe mit geringem Schweregrad körperlicher Symptome niedrige Anteil mit Partner zusammen lebender Patienten. Deutlich mehr Patienten der Gruppe mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome lebten allein oder aber auch bei ihren Eltern oder in anderen nicht näher formulierten Lebenssituationen. In der vorliegenden Arbeit zeigte sich die Lebenssituation eines Patienten mit einem hohen bzw. niedrigen Schweregrad körperlicher Symptome assoziiert. Sowohl der Chi-Quadrat-Test nach Pearson als auch die binär logistische Regression wiesen auf signifikante Unterschiede in der Lebenssituation zwischen Patienten mit hohem und mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome hin. Zum Alter und Berufsstatus der Patienten existieren in der Literatur kontroverse Ergebnisse. Erarbeiteten Nimnuan und Kollegen (2001) noch einen Zusammenhang zwischen jüngerem Alter und Berufstätigkeit und organisch nicht erklärbaren Symptomen, so waren die Patienten mit PSD der Studie Verhaaks (2006) älter und häufiger arbeitslos als andere Teilnehmer. Zudem konnte in letzterer Studie ein Zusammenhang zwischen körperlich unerklärten Symptomen und niedrigem Bildungsstatus demonstriert werden. In dieser Arbeit waren Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome eher nicht erwerbstätig, jedoch fanden sich keine signi- 70 Diskussion fikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Wie auch in Kroenkes Arbeit von 2002 differierte der Ausbildungsstand nur unwesentlich zwischen Patienten mit einem hohen und solchen mit einem niedrigen Schweregrad körperlicher Symptome. Magen-Darm-Erkrankungen liegen als Vorerkrankungen der Studienteilnehmer deutlich an erster Stelle und so sind auch die drei gastrointestinalen Symptome „Magenschmerzen―, Verdauungsprobleme― und „Übelkeit― unter den im PHQ-15 angegebenen Beschwerden häufig vertreten. Angeführt wird die Liste des PHQ-15 mit „Abgeschlagenheit―, gefolgt von „Schlafstörungen―. Auch in anderen Studien gastierten Fatigue und Schmerzsyndrome als Hauptprobleme der unter PSD leidenden Patienten (Kroenke, 2003; Verhaak et al., 2006; Kirmayer et al., 2004; van der Windt et al., 2008). Mit Blick auf die Debatte zur Diagnostizierung und Klassifizierung einer PSD aber auch mit besonderem Bezug zum Erhebungsland der Studie sind die Ergebnisse der SOMS-Fragen interessant. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen mit hohem und mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome fanden sich bei der Häufigkeit der Arztbesuche, der Beeinträchtigung des Wohlbefindens und der Einschränkung des Alltagslebens der Patienten. Insbesondere die Anzahl der Arztbesuche und die Beeinträchtigung des Wohlbefindens zeigten sich in dieser Arbeit mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome assoziiert. So hatten in der Gruppe der Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome nur 8,8% - im Vergleich zu 20,1% der anderen Patienten – noch keinmal wegen der genannten Beschwerden den Arzt aufgesucht. 32,4% dieser Patienten (14,4% in der Vergleichsgruppe) waren hingegen schon mehr als zwölfmal beim Arzt. In einer Studie zu organisch nicht erklärbaren Symptomen in China fanden sich unter den Patienten mit MUS 35,9%, die mehr als zwölfmal den Arzt konsultierten (Bornkamm, 2010; Dümmler, 2010). Das häufige Aufsuchen des Arztes kann bei vielen Erkrankungen auftreten und auch erforderlich sein. Andererseits gilt die vermehrte Inanspruchnahme des Gesundheitswesens als ein Charakteristikum an PSD erkrankter Patienten (Barsky et al., 2006; Dimsdale & Creed, 2009). Auch unter Patienten mit multiplen körperlichen Symptomen – unabhängig der Ätiologie – lässt sich ein außergewöhnlicher Nutzen des Gesundheitswesens nachweisen (Escobar et al., 2010). Zusammen mit anderen Kriterien wie dem übertriebenen Absuchen des eigenen Körpers nach krankhaften Symptomen, der unnötigen Einnahme von Medikamenten oder dem Drängen nach medizinischen Interventionen kann das sogenannte „doctor hopping― als Marker für ein auffälliges Krankheitsverhalten und damit als Hinweis auf eine PSD interpretiert werden (Rief & Sharpe, 2004). 71 Diskussion Des Weiteren fühlten sich signifikant mehr Patienten (84%) mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome von ihren Beschwerden in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt als andere Patienten (55%). Auch hier zeigt sich eine Übereinstimmung mit dem Patientengut der PSD in internationalen Studien. Patienten mit PSD sind trotz oder gerade wegen der fehlenden organischen Ursachen ihrer Beschwerden stark in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt. So tritt auch eine emotionale Belastung unter somatisierenden Patienten häufiger auf als unter rein somatisch erkrankten Patienten (Henningsen et al., 2003). Auch bei der Frage nach der Einschränkung des Alltagslebens differierten die Patienten mit hohem und diejenigen mit niedrigem Schweregrad körperlicher Symptome signifikant voneinander. Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome waren häufiger (71% versus 45%) in ihrem Alltagsleben eingeschränkt als andere Patienten. Inhaltlich dicht liegt diese Frage an dem Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität beziehungsweise zur funktionellen Einschränkung (SF-12) des Patienten. Passend hierzu zeigte sich auch bei den Daten des SF-12 ein deutlicher Zusammenhang zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und einer verstärkten funktionellen Einschränkung des Patienten. Auch in vielen Arbeiten zu PSD konnte eine Korrelation dieser Erkrankung mit einer funktionellen Einschränkung demonstriert werden (Löwe et al., 2008; Barsky et al., 2005; Sanderson & Andrews, 2002). Es mag zunächst eklatant anmuten, dass in dieser Arbeit keine signifikanten Unterschiede bezüglich der organischen Ätiologie der Symptome zwischen den beiden Gruppen gefunden werden konnten. Ein Blick auf die deskriptiven Analysen zeigt sogar, dass bei mehr – 51% der Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome eine organische Ursache für ihre Beschwerden gefunden werden konnte als bei anderen Patienten - 43%. Bei der Interpretation dieser Ergebnisse sind jedoch zwei Faktoren zu berücksichtigen: Zum einen basieren diese Angaben auf Patientenaussagen. Zur Verwertung dieser im Hinblick auf eine Diagnostizierung nach DSM-IV oder ICD-10 müsste ein Arzt die unerklärbare Ätiologie der Symptome bestätigen. Bei den von den Patienten gemachten Angaben bleibt unklar, ob überhaupt und wenn, inwieweit Bemühungen zur Klärung der Ursache durchgeführt wurden. Zwar sollten die Beschwerden laut Vorgaben des PHQ-15s schon über vier Wochen bestehen, jedoch gibt es keine Einschränkung bezüglich der Anzahl an diagnostischen und therapeutischen Optionen, die bereits unternommen wurden. Andererseits sieht man bei einem Blick auf die Frage zur Anzahl der wegen der Beschwerden getätigten Arztbesuche, dass Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome deutlich häufiger einen Arzt zu Rate gezogen haben als 72 Diskussion andere Patienten. Dies könnte als Argument für die Glaubwürdigkeit der Patientenaussagen herangezogen werden. Hier kommt jedoch das zweite Argument ins Spiel. Die vorliegende Untersuchung basiert auf Daten, die in China, zur Hälfte in Ambulanzen Traditioneller Chinesischer Medizin erhoben wurden. Noch immer machen Ausgaben der TCM 40% der Kosten im chinesischen Gesundheitswesen aus (Hesketh & Zhu, 1997). Zugleich sind auf der TCM basierende heilkundliche Vorstellungen in der chinesischen Bevölkerung auch heutzutage tief verankert (Hesketh & Zhu, 1997). Zwei Faktoren lassen sich hieraus ableiten: Zum einen konsultierten einige Patienten vielleicht bisher TCM-orientierte Ärzte, die nicht versuchten eine organische Ursache zu finden. Zum Zweiten ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich einige Patienten die Frage nach einer organisch erklärbaren Ätiologie schlicht nicht erklären können. Unter diesem Aspekt ist die Frage nach einer organischen Ursache der Beschwerden nicht zu verwerten. Chinesischen Medizinern ist die jetzige Definition somatoformer Beschwerden suspekt, die Diagnose nach den DSM-Kriterien kommt ihnen konstruiert vor und sie verwenden diese kaum (Fabrega, 1990; Lee, 1997). Gleichzeitig weisen auch westliche Forscher auf den in der Frage nach körperlichen Ursachen implizierten Dualismus von Körper und Geist hin (Dimsdale & Creed, 2009; Kapfhammer, 2007). Die in dieser Studie erfassten Antworten auf die Frage 55 des SOMS können als Argument gegen den PHQ-15 als diagnoseweisendes Instrument für eine PSD angesehen werden. Angemessener erscheint es jedoch, diese Frage nicht in diesem Sinne zu verwerten, sondern sie umgekehrt als ein Zeichen der Andersartigkeit der Kulturen zu interpretieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Antworten der chinesischen Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome auf die fünf Fragen des SOMS überwiegend mit den Eigenschaften der Patienten mit PSD korrelieren. Einzig die – nach bisherigen diagnostischen Gesichtspunkten – Kernfrage des SOMS, „Wurde für die genannten Beschwerden eine organische Ursache gefunden?― (SOMS 55) passt nicht zu diesem Bild. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die eingeschränkte Verwertbarkeit dieser Frage auf Grund der fehlenden ärztlichen Beurteilung und der durch die TCM geprägten Denk- und Antwortweise der Probanden. 73 Diskussion 5.2.4 SCHWEREGRAD KÖRPERLICHER SYMPTOME UND EMOTIONALE BELASTUNG In der vorliegenden Arbeit zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang eines hohen Schweregrads körperlicher Symptome mit einer erhöhten emotionalen Belastung unter ambulanten Patienten in China. Auch die Ängstlichkeit und Depressivität eines Patienten waren signifikant mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome assoziiert. Diese genannten Verbindungen konnten in Korrelations- und Varianzanalysen sowie in der binär logistischen Regression demonstriert werden. In vielen Studien ließ sich ein Zusammenhang zwischen den drei großen psychischen Erkrankungen Depression, Angst und PSD nachweisen (Löwe et al., 2008; Hanel et al., 2009; Henningsen et al., 2003; Kroenke, 2003; Arnow et al., 2006). In einigen Arbeiten wird diese Überlappung sogar dahingehend interpretiert, PSD als Untergruppe der anderen psychiatrischen Erkrankungen anzusehen und als eigene Krankheitskategorie abzuschaffen (Smith et al., 2005; Mayou et al., 2005). Doch nicht alle Ausprägungen der PSD lassen sich durch Angst und Depression erklären. So fand Löwe 2008 zwar eine deutliche Überlappung schwerer Depression, schwerer Angsterkrankung und schwerer Somatisierungsstörung, 4,4% der 2091 untersuchten Patienten wiesen aber eine Somatisierungsstörung ohne zusätzliche Depression oder Angst auf. Die Daten der vorliegenden Arbeit unter chinesischen Patienten lassen einen ähnlichen Schluss zu. Zwar ist die Vergleichbarkeit mit Löwes Ergebnissen durch die unterschiedlichen Ausprägungen der Erkrankungen eingeschränkt, dennoch zeigen sich in beiden Arbeiten sowohl deutliche Überlappungen, als auch ein eigenständiges Vorkommen der Störungen. Abbildung 10 stellt die Überlappung der drei Krankheiten beziehungsweise Syndrome für diese und Löwes Studie aus dem Jahr 2008 dar. 74 Diskussion Schwere Angsterkrankung Ängstlichkeit 3,4% 5,6% 1,1% 1,2% 2,0% 2,3% 1,7% Schwere Depression 75 5,9% 2,6% 4,4% 2,6% 1,6% Schwere PSD 15,5% 2,0,% Depressivität Hoher Schweregrad körperlicher Symptome Abbildung 10: Depression, Angst und PSD. Links aus: Löwe et al., 2008: ―Depression, anxiety and somatization in primary care: syndrome overlap and functional impairment‖ (n = 2091). Rechts Daten dieser Studie (n = 304). Die Prozente beziehen sich jeweils auf die gesamte Stichprobe. Ein hoher Schweregrad körperlicher Symptome ist mit 15,5% unter chinesischen ambulanten Patienten deutlich häufiger anzutreffen als Ängstlichkeit oder Depressivität. Diese hohe Prozentzahl liegt sicherlich zum einen an dem mit 10 Punkten auf mittlerem Niveau gezogenen Cut off im PHQ-15. Auch Löwe verwendete den PHQ-15 jedoch mit einem Cut-off-Level von 15 Punkten zur Erfassung einer schweren Somatisierungsstörung. Andererseits mag auch die in einigen Studien angesprochene erhöhte Somatisierungstendenz unter chinesischen Patienten in die Prävalenz des hohen Schweregrads körperlicher Symptome mit einfließen (Parker et al., 2001; Parker et al., 2001; Shen et al., 2006; Ryder et al., 2008). Es lässt sich sagen, dass unter ambulanten Patienten in China ein hoher Schweregrad körperlicher Symptome mit Depressivität und Ängstlichkeit des Patienten häufig überlappend einhergeht. Dennoch existieren alle drei Störungen auch getrennt voneinander. Im Einklang mit Löwes Daten aus dem Jahre 2008 sprechen die Ergebnisse dieser Studie für ein selbständiges Krankheitsbild der PSD. Dennoch wäre es vorstellbar, die hohe emotionale Belastung der Patienten auch bei der Diagnostizierung einer PSD zu berücksichtigen. Diskussion 5.2.5 SCHWEREGRAD KÖRPERLICHER SYMPTOME UND GESUNDHEITSBEZOGENE LEBENSQUALITÄT Unter ambulanten Patienten in China zeigte sich in dieser Erhebung ein Zusammenhang zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und einer niedrigen körperlichen sowie mentalen gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Mehrfach konnte eine Assoziation zwischen PSD und der HRQoL demonstriert werden (De Waal et al., 2004; Löwe et al., 2008; S Kisely et al., 1997; Arnow et al., 2006). Auch ein hoher Schweregrad körperlicher Symptome scheint mit einer niedrigen HRQoL zusammenzuhängen. So konnte Kroenke (2002) hochsignifikante Korrelationen zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und allen Domänen der HRQoL berechnen. Einigen Autoren zufolge dominiert jedoch der Einfluß von PSD auf die körperliche Komponente der HRQoL, während die Mentale kaum oder gar nicht beeinträchtigt wird (Löwe et al., 2008). In der vorliegenden Arbeit zeigten sich beide Domänen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gleichermaßen mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome assoziiert. Zwar lassen die Ergebnisse der binär logistischen Regression einen stärkeren Zusammenhang mit der körperlichen Komponente vermuten, doch in Korrelations- und Varianzanalyse erwies sich auch die psychische Domäne der HRQoL als koexistierend mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome. Schon in den bisherigen Diagnosekriterien zu somatoformen Störungen findet die Beeinträchtigung des sozialen Lebens Beachtung. So heißt es über die „Somatisierungsstörung― in den ICD-10: „Der Verlauf der Störung ist chronisch und fluktuierend und häufig mit einer langdauernden Störung des sozialen, interpersonalen und familiären Verhaltens verbunden.― Die vorliegende Arbeit weist nun auch auf einen Zusammenhang zwischen einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und einer sozialen Beeinträchtigung der Patienten hin. Neben anderen wichtigen diagnostischen Faktoren wäre auch eine Einbeziehung der sozialen Einschränkungen bei der Diagnostizierung von PSD in Zukunft denkbar. 76 Diskussion 5.2.6 EINBETTUNG DER ERGEBNISSE IN DIE AKTUELLE DISKUSSION ZUR DIAGNOSTIZIERUNG UND KLASSIFIZIERUNG DER PHYSICAL SYMPTOM DISORDER Schon in mehreren Studien wurde der PHQ-15 zur Erfassung von Patienten mit PSD herangezogen (Löwe et al. 2008; Barsky et al., 2006; Barsky et al., 2005; Hoedeman et al., 2009; Smith & Gardiner, 2006). Ravesteijn et al. zeigten bei einem Cut off von sechs Punkten eine Sensitivität von 78% und eine Spezifität von 71% für die Erfassung einer PSD (van Ravesteijn et al., 2009). Die erfassten Punktwerte des PHQ-15s korrelieren zudem stark mit den Aussagen von Ärzten bezüglich der Somatisierung ihrer Patienten (Interian et al., 2006; Rost et al., 2006). Schon Kroenke fand bei dem PHQ-15 eine bessere Überlappung mit anderen Screeninginstrumenten für PSD als zwei beliebige dieser zusammen aufweisen konnten (Kroenke et al., 2002). Dennoch gibt es keine einheitliche Aussage bezüglich der Verwendung des PHQ-15s zum Screening auf eine PSD. Problematisch ist schon die Ansetzung des Cut offs. Setzt Löwe (2008) diesen mit 15 Punkten relativ hoch, begnügen sich Ravesteijn et al. (2009) mit sechs Punkten, wobei sie von drei schweren körperlichen Symptomen ausgehen. In der vorliegenden Arbeit wurde ein Cut off von zehn Punkten verwendet. Obwohl dieser von Kroenke mehrfach zur Erfassung klinisch relevanter Ausprägungen empfohlen wurde, gibt es zu diesem noch keine validierte Aussage bezüglich der Spezifität und Sensitivität für die Erfassung einer PSD (Kroenke et al., 2010). Daher wird in dieser Arbeit basierend auf dem Entwicklungspaper von Kroenke (2002) nur von einem „hohen Schweregrad körperlicher Symptome― ausgegangen. Dennoch gibt es Hinweise, dass sich das so erfasste Patientengut mit dem nicht nachgewiesenen PSD-Patientengut weitestgehend deckt. So könnten schon die soziodemographischen Charakteristika der Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome einer PSD-Population entsprechen. Viele weibliche, allein stehende und allein lebende Patienten, die weniger häufig berufstätig sind, wurden in anderen Studien als verstärkt somatisierende Patienten erfasst (Nimnuan et al., 2001; Piccinelli & Simon, 1997; Verhaak et al., 2006; van derWindt et al. 2008). Auch die hier gefunden Patienten lassen sich so beschreiben. Die Fragen des SOMS werden von den Patienten mit hohem Schweregrad körperlicher Symptome – mit einer Ausnahme3 – so beantwortet wie Patienten mit PSD es erwartungsgemäß getan hätten. Auch der Zusammenhang zwischen emotionaler Belastung, 3 Siehe hierzu Abschnitt 4.2.3 Diskussion der SOMS-Fragen 77 Diskussion Depressivität und eingeschränkter HRQoL ließ sich für beide Gruppen zeigen. Insgesamt ist der PHQ-15 als geeignetes Instrument nicht nur für die Erfassung eines hohen Schweregrades körperlicher Symptome, sondern auch für die Detektierung einer PSD vorstellbar. Ein Cut-off von zehn Punkten könnte für Screeningszwecke Verwendung finden, erscheint aber für epidemiologische Aussagen eventuell zu niedrig gesetzt. Der PHQ-15 verzichtet auf eine Eingrenzung der Beschwerden in körperlich nicht erklärbare Symptome. Die Ätiologie der Symptome bleibt unbeachtet. Besonders in interkulturellen Settings scheint dies angemessen (Kirmayer & Sartorius, 2007; Dimsdale & Creed, 2009; Fink & Rosendal, 2008). Lässt sich nun auch in weiteren Studien demonstrieren, dass dieser Fragebogen für die Erfassung der bisherigen somatoformen Störungen herangezogen werden kann, so lässt sich auch ein Verzicht des Dualismus – körperlich erklärbar oder nicht – in den zukünftigen Diagnoseklassifikationen vorstellen. Dies wäre ein großer Schritt in der Geschichte der somatoformen Störungen. Ein weiterer Punkt, der aktuell immer wieder debattiert wird, ist das Abwenden von der Diagnose „somatoforme Störung― als eigener Krankheitsentität (Mayou et al., 2005). Schon in einigen Studien wurde die große Überlappung, aber auch klare Divergenz der Erkrankungen Depression, Angst und PSD herausgearbeitet (Löwe et al., 2008). Auch aus dieser Arbeit lässt sich ableiten, dass Depressivität, Ängstlichkeit und Somatisierung eng beieinander liegen, aber dennoch unterschiedliche Krankheitsbilder mit verschiedenen Prävalenzen und Charakteristika darstellen. Zusammenfassend erscheint eine Neufassung der Diagnosekriterien für PSD im Sinne eines bio-psycho-sozialen Modells unter Berücksichtigung des Schweregrads körperlicher Symptome sowie der emotionalen und sozialen Beeinträchtigung der Patienten vorstellbar. 5.3 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER STUDIE Es handelt sich bei der vorliegenden Untersuchung um eine Ein-Punkt-Erhebung. Hieraus resultiert, dass bei den gefundenen Koexistenzen von beispielsweise einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome und einer emotionalen Belastung keine Aussagen über eine eventuelle Kausalität zu treffen sind. Dennoch sprechen die statistisch starken Rechnungen für einen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen den erfassten Merkmalen. Ob 78 Diskussion jedoch ein Einfluss der einen Variabel auf die andere vorliegt, oder ob ein möglicher vielleicht nicht erfasster weiterer Faktor den Zusammenhang bergründet, lässt sich aus der vorliegenden Arbeit nicht ableiten. Aufgrund der fehlenden Homogenität der Fragebogenergebnisse zwischen den vier verschiedenen Settings müssen die Ergebnisse dieser Arbeit mit Vorsicht interpretiert werden. Zwar sprechen die verschiedenen durchgeführten Rechnungen für mögliche Zusammenhänge zwischen den gemessenen Merkmalen, doch konnte ein störender Einfluss des Erhebungsortes nicht ausgeschlossen werden. Obwohl ein Blick auf die Boxplots nur schwache Unterschiede vermuten lässt, zeigten sich die Ergebnisse in den Fragebogenskalen der HADS und des SF12 signifikant unterschiedlich zwischen den vier verschiedenen Settings. Die Mehrfachvergleiche nach Tukey wiesen auf einen Unterschied zwischen den Ambulanzen der beiden Fachbereiche Innere Medizin und TCM hin. Weiterhin bleibt zu bemerken, dass sich insbesondere die Daten aus der TCM-Ambulanz des ShiJiTan-Krankenhauses in Peking von den Daten der anderen Erhebungszentren unterschieden. In einer weiteren ANOVA ließ sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Abteilungen Innere Medizin und TCM in den Ergebnissen der HADS-Gesamt-Skala nachweisen. Dieses Ergebnis spiegelt sich in der ANOVA zu Unterschieden im Gesamt-HADS zwischen den Gruppen PHQ-15-hoch und PHQ-15-niedrig wider. Denn sind zwar die Varianzanalysen zwischen den Gruppen PHQ-15-hoch und PHQ15-niedrig von einem Einfluss der Erhebungszentren aufgrund des gematchten Datensatzes ausgeschlossen, so konnte dennoch in diesem Fall eine erforderliche Varianzhomogenität innerhalb der Gruppen nicht bestätigt werden. Auch in einer anderen Studie zu Patienten mit PSD in China zeigten sich Patienten der TCM insbesondere in ihrer emotionalen Belastung, gemessen am Gesamtscore der HADS, weniger beeinträchtigt als andere Patienten (Fritzsche, Anselm, Wirsching, Xudong, Jie, 2010). Woher die Unterschiede in den Ergebnissen der Fragebogenskalen zwischen den verschiedenen Settings resultieren, ist nicht abschließend zu klären. Dennoch muss aus dieser fehlenden Homogenität eine Einschränkung der Interpretation der Ergebnisse dieser Studie abgeleitet werden. Als ein weiterer Punkt, der die Ergebnisse beeinträchtigt haben könnte, ist sicher die Übersetzung zu nennen. Die Übersetzung in eine so fremde Sprache wie das Chinesische gestaltet sich per se schwierig. Doch auch wenn die Fragebögen wörtlich korrekt übersetzt waren, taten 79 Diskussion sich einige Patienten schwer, den Sinn der Fragen zu verstehen. So heißt es beispielsweise in einer Frage des SF-12: „Sind Sie durch Ihren derzeitigen Gesundheitszustand in einer der folgenden Tätigkeiten eingeschränkt? – mittelschwere Tätigkeiten, beispielsweise einen Tisch verschieben, staubsaugen, kegeln, Golf spielen?― Nicht nur einmal wiesen Patienten daraufhin, dass sie noch nie in ihrem Leben Golf gespielt hätten und daher die Frage nicht beantworten könnten. Es ist schwierig, diese Schwäche zu umgehen, dennoch soll sie hier genannt sein. Als Stärken der Arbeit seien die validierten und vielfach eingesetzten Fragebögen genannt. So gilt die HADS seit 1983 als bewährtes Mittel zur Erfassung auch leichter Ausprägungen von Ängstlichkeit und Depressivität (Zigmond & Snaith 1983), und auch der SF-12 findet wie seine Vorfahren SF-20 und SF-36 vielfach Verwendung. Praktische Auswirkung hat dies auf die Vergleichbarkeit der Daten. Es ließen sich jeweils mehrere Studien finden, die anhand dergleichen Instrumente die Ausprägung der emotionalen Belastung oder respektive der HRQoL gemessen hatten. Die statistischen Rechnungen haben an sich und auch durch die hohe Fallzahl eine hohe Aussagekraft. Teilweise bereitete der Vergleich der Ergebnisse mit denjenigen anderer Arbeiten Schwierigkeiten. Grund hierfür war die limitierte Datenlage zu PSD in China, während auf der anderen Seite westliche Paper auf Grundlagen beruhten, die nicht ohne weiteres auf chinesische Patienten übertragen werden konnten. Das bedeutendste Beispiel in diesem Zusammenhang ist sicherlich die Basis der DSM-IV und ICD-10-Klassifikation, die organisch nicht erklärbare Ätiologie der Symptome. Doch auch andere Begriffe und Artikel schrecken vor dieser Trennung von Körper und Geist nicht zurück. Dennoch mussten Studien, die somatoforme Beschwerden, MUS oder funktionelle Syndrome erforschten, in die Arbeit mit einbezogen werden – gehören doch alle diese Bezeichnungen demselben Formenkreis an. Trotz der mit dieser Diskrepanz verbundenen Schwierigkeiten bot diese Problematik auch Nährboden zu vielen Überlegungen dieser Arbeit. Es konnte so aus der vermeintlichen Schwäche eine weitere Stärke der Arbeit entspringen – die brisante Aktualität der verwendeten Instrumente und der daraus mündende direkte Anschluss an die aktuelle Debatte zur neuen Diagnostizierung und Klassifizierung der bisherigen „somatoformen Störungen.― 80 Diskussion 5.4 SCHLUSSFOLGERUNG Patienten mit einem hohen Schweregrad körperlicher Symptome in ambulanten Settings in China scheinen sowohl psychisch als auch sozial beeinträchtigt. Die in dieser Arbeit untersuchten Patienten mit vielen und schweren körperlichen Beschwerden litten parallel signifikant häufiger unter einer emotionalen Belastung als andere Patienten und waren in ihrem Wohlbefinden, sowie in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt. Auch ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität war signifikant häufiger eingeschränkt. Zudem tätigten diese Patienten signifikant mehr Arztbesuche, waren häufiger weiblich und lebten allein. Diese Charakteristika stimmen mit den in internationalen Studien untersuchten Eigenschaften von Patienten mit PSD überein. Es fanden sich in der vorliegenden Arbeit keine Unterschiede bezüglich der Ätiologie der körperlichen Beschwerden zwischen den Gruppen mit einem hohen und einem niedrigen Schweregrad körperlicher Symptome. Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zur Neugestaltung der Diagnosekriterien für PSD erscheint eine Abwendung von der bisherigen Ausschlussdiagnostik auch aus der Perspektive dieser Arbeit sinnvoll. Die Aufteilung der Beschwerden in organisch erklärbare und organisch nicht erklärbare erschien chinesisch geprägten Medizinern schon von Beginn an suspekt (Fabrega, 1990; Lee, 1997). Auch im Blick auf die interkulturelle Verwendbarkeit der Diagnosekriterien wäre es demnach wünschenswert sich von dem in der bisherigen Klassifikation verankertem Dualismus zwischen Körper und Geist zu verabschieden. Ein positives Diagnosekriterium könnte zum einen ein hoher Schweregrad körperlicher Symptome sein, wie er im PHQ-15 gemessen wird. Des Weiteren wäre ein auffälliges Krankheitsverhalten, wie es in einigen Studien im Zusammenhang mit PSD gefunden werden konnte (Dimsdale & Creed, 2009; Rief & Sharpe, 2004), als Diagnosekriterium vorstellbar. Doch auch eine die körperlichen Beschwerden begleitende psychische und soziale Beeinträchtigung könnte als Merkmal unter PSD leidender Patienten herangezogen werden. Welche dieser Faktoren sich in den neuen Kriterien nun durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. 81 Literaturverzeichnis VI LITERATURVERZEICHNIS Ansseau, M., Dierick, M., Buntinkx, F., Cnockaert, P., De Smedt, J., Van Den Haute, M., & Vander Mijnsbrugge, D. (2004). High prevalence of mental disorders in primary care. Journal of Affective Disorders, 78(1), 49-55. Arnow, B. A., Hunkeler, E. M., Blasey, C. M., Lee, J., Constantino, M. J., Fireman, B., Kraemer, H. C., et al. (2006). Comorbid Depression, Chronic Pain, and Disability in Primary Care. Psychosom Med, 68(2), 262-268. Barsky, A. J., Orav, E. J., & Bates, D. W. (2006). Distinctive Patterns of Medical Care Utilization in Patients Who Somatize. Medical Care, 44(9), 803-811. Barsky, A. J., Orav, E. J., & Bates, D. W. (2005). Somatization Increases Medical Utilization and Costs Independent of Psychiatric and Medical Comorbidity. Arch Gen Psychiatry, 62(8), 903-910. Bjelland, I., Dahl, A. A., Haug, T. T., & Neckelmann, D. (2002). 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Chichester, UK; Hoboken, NJ: Wiley & Sons. www.pumch.cn www.bjsjth.com.cn 89 Anhang VII ANHANG A FRAGEBOGEN Patienteninformation Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, Mit unserem Fragebogen richten wir uns an alle Patienten, die durch ihre Beschwerden in ihrem Wohlbefinden stark beeinträchtigt sind. Die Untersuchung ist ein Projekt der Universitätsklinik Freiburg, Deutschland, in Zusammenarbeit mit dem Name Krankenhaus Chongqing. Wir möchten Sie bitten, nun den vorliegenden Fragebogen auszufüllen. Der Zeitaufwand beträgt etwa 10 Minuten. Ihre Angaben werden anonymisiert, Ihr Name wird nicht erfasst. Scheuen Sie sich nicht, aufkommende Fragen an uns zu stellen! Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit! Einverständniserklärung Alle erhobenen Daten werden durch eine Codierung anonymisiert und Ihr Name wird nicht erfasst. Bitte bestätigen Sie mit Ihrer Unterschrift, dass Sie den Informationsbogen gelesen haben. Mit Ihrer Unterschrift bestätigen Sie ebenfalls, dass Ihre Fragen ausreichend erläutert wurden und dass Sie mit der Befragung, deren Auswertung und Verarbeitung einverstanden sind. Sie können die Teilnahme ohne Nennung von Gründen und ohne jegliche Nachteile ablehnen oder widerrufen. Ja, ich bin zur Teilnahme an der vorgestellten Untersuchung bereit. Datum: Unterschrift: 90 Anhang SOZIODEMOGRAFISCHE DATEN 1. Geschlecht männlich weiblich 3. Aktueller Familienstand ledig verheiratet getrennt lebend 4. Aktuelle Lebenssituation allein mit Partner allein mit Kinder(n) mit Partner und Kinder(n) 5. Ausbildung Hauptschulabschluss Mittlere Reife Abitur 6. Beruflicher Status erwerbstätig Student 2. Nationalität chinesisch andere geschieden verwitwet sonstiges mit Eltern in Institution sonstiges abgeschlossene Berufsausbildung abgeschlossenes Studium nicht erwerbstätig jetziger Beruf: Bisherige Krankheiten Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ja Nein Neurologische Erkrankungen: Ja Nein Stoffwechsel- Erkrankungen: Ja Nein Lungen- Erkrankungen: Ja Nein Magen-Darm- Erkrankungen: Ja Nein Gynäkologische/ Urologische Erkrankungen: Ja Nein Haut- Erkrankungen: Ja Nein Andere: 91 Anhang In welcher Abteilung befinden Sie sich hier? Sind Sie wegen Ihrer Beschwerden zum ersten Mal in dieser Abteilung des Shijitan Hospitals? Ja Nein Wenn nein, wie oft waren Sie schon hier? -2 mal -6 mal -12 mal 92 Anhang Patient Health Questionnaire 15 Wie stark wurden Sie in den Nicht Ein wenig Stark letzten vier Wochen durch beeinträchtigt beeinträchtigt beeinträchtigt eines der folgenden Symptome beeinträchtigt? Magenschmerzen Rückenschmerzen Schmerzen in Armen, Beinen oder Gelenken Menstruationsbeschwerden Kopfschmerzen Brustschmerzen Schwindel Ohnmachtsanfälle Herzklopfen/Herzstolpern Atemnot Schmerzen oder Probleme beim Geschlechtsverkehr Verstopfung oder Durchfall Übelkeit, Meteorismus oder Verdauungsprobleme Müdigkeit Abgeschlagenheit Schlafstörungen oder 93 Anhang Fünf Fragen des Screening for Somatoform Disorders 54 kein 1-2 3-6 6-12 >12 mal mal mal mal mal O O O O Wie oft waren Sie wegen der genannten BeO schwerden beim Arzt? JA NEIN Konnte der Arzt für die genannten Be55 schwerden eine organische Ursache fest- O stellen? O Haben die genannten Beschwerden Ihr Wohlbefinden sehr stark beeinträchtigt? O O Haben die genannten Beschwerden Ihr All58 tagsleben (z. B. Familie, Arbeit, Freizeitakti- O vitäten) stark beeinträchtigt? O 57 Wie lange halten diese Beschwerden nun 63 schon an? <6Mo 6Mo1J 1-2J >2J O O O O 94 Anhang HADS-D Wie haben Sie sich in der letzten Woche gefühlt? Machen Sie bitte nur ein Kreuz pro Frage. Lassen Sie bitte keine Frage aus! 1. Ich fühle mich angespannt oder überreizt meistens oft von Zeit zu Zeit (Gelegentlich) überhaupt nicht 2. Ich kann mich heute noch so freuen wie früher ganz genau so nicht ganz so sehr nur noch ein wenig kaum oder gar nicht 3. Mich überkommt eine ängstliche Vorahnung, dass etwas Schreckliches passieren könnte ja, sehr stark ja, aber nicht zu stark etwas, aber es macht mir keine Sorgen überhaupt nicht 4. Ich kann lachen und die lustigen Dinge sehen ja, so viel wie immer nicht mehr ganz so viel inzwischen viel weniger überhaupt nicht 5. Mir gehen beunruhigende Gedanken durch den Kopf einen Großteil der Zeit verhältnismäßig oft von Zeit zu Zeit, aber nicht zu oft nur gelegentlich/nie 6. Ich fühle mich glücklich überhaupt nicht selten manchmal meistens 7. Ich kann behaglich dasitzen und mich entspannen ja, natürlich gewöhnlich schon nicht oft überhaupt nicht 95 Anhang 8. Ich fühle mich in meinen Aktivitäten gebremst fast immer sehr oft manchmal überhaupt nicht 9. Ich habe manchmal ein ängstliches Gefühl in der Magengegend überhaupt nicht gelegentlich ziemlich oft sehr oft 10. Ich habe das Interesse an meiner äußeren Erscheinung verloren ja, das stimmt genau ich kümmere mich nicht so darum wie ich sollte eventuell kümmere ich mich zu wenig darum ich kümmere mich so viel darum wie immer 11. Ich fühle mich rastlos, muss immer in Bewegung sein ja, tatsächlich sehr ziemlich nicht sehr überhaupt nicht 12. Ich blicke mit Freude in die Zukunft ja, sehr eher weniger als früher viel weniger als früher kaum bis gar nicht 13. Mich überkommt plötzlich ein panikartiger Zustand ja, tatsächlich sehr oft ziemlich oft nicht sehr oft überhaupt nicht 14. Ich kann mich an einem guten Buch, einer Radio- oder Fernsehsendung freuen oft manchmal eher selten sehr selten 96 Anhang 97 Fragebogen zum Allgemeinen Gesundheitszustand (SF-12) In diesem Fragebogen geht es um Ihre Beurteilung Ihres Gesundheitszustandes. Der Bogen ermöglicht es, im Zeitverlauf nachzuvollziehen, wie Sie sich fühlen und wie Sie im Alltag zurechtkommen. Bitte beantworten Sie jede der folgenden Fragen, indem Sie bei der Antwortmöglichkeit die Zahl ankreuzen, die am besten auf Sie zutrifft. Machen Sie bitte nur ein Kreuz pro Frage. Lassen Sie bitte keine Frage aus! aus gezeichnet 1 Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand im O Allgemeinen beschreiben? Im Folgenden sind einige beschrieben, die Sie vielleicht normalen Tag ausüben. 2 3 sehr gut gut weniger gut schlecht O O O O Tätigkeiten an einem Ja, stark eingeschränkt Sind Sie durch Ihren derzeitigen Gesundheitszustand bei diesen Tätigkeiten eingeschränkt? Wenn ja, wie stark? mittelschwere Tatigkeiten, z.B. einen Tisch verschieben, staubsaugen, kegeln, Golf O spielen? mehrere Treppenabsätze steigen O Hatten Sie in den vergangenen 4 Wochen aufgrund Ihrer körperlichen Gesundheit irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit JA oder anderen alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw. zu Hause? Ja, etwas eingeschränkt Nein, überhaupt nicht eingeschränkt O O O O NEIN 4 Ich habe weniger geschafft als ich wollte O O 5 Ich konnte nur bestimmte Dinge tun O O Hatten Sie in den vergangenen 4 Wochen aufgrund seelischer Probleme irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit oder anderen JA alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw. zu Hause (z.B. weil Sie sich niedergeschlagen oder ängstlich fühlten)? NEIN 6 Ich habe weniger geschafft als ich wollte O O 7 Ich konnte nicht so sorgfältig wie üblich arbeiten O O Anhang überhaupt nicht 8 Inwieweit haben die Schmerzen Sie in den vergangenen 4 Wochen bei der Ausübung O Ihrer Alltagstätigkeiten zu Hause und im Beruf behindert? 98 ein bisschen mäßig ziemlich sehr O O O O In diesen Fragen geht es darum, wie Sie sich fühlen und wie es Ihnen in den vergangenen meis4 Wochen gegangen ist. (Bitte kreuzen Sie in immer tens jeder Zeile die Zahl an, die Ihrem Befinden am ehesten entspricht). ziemlich oft manchmal selten nie 9 … ruhig und gelassen? O O O O O O 10 … voller Energie? O O O O O O … entmutigt und traurig? O O O O O O meistens manchmal selten nie O O O O 11 immer 12 Wie häufig haben Ihre körperliche Gesundheit oder seelische Probleme in den vergangenen 4 Wochen Ihre Kontakte zu O anderen Menschen (Besuchen bei Freunden, Verwandten usw.) beeinträchtigt? Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Anhang B HANDZETTEL ZUR MOTIVATION DER STUDIENTEILNEHMER Hallo, wir sind Doktoranden aus Deutschland und wollten Sie fragen, ob Sie sich 15 Minuten Zeit nehmen können, um einen Fragebogen auszufüllen. Alle Angaben im Fragebogen sind freiwillig und anonym. Diese Fragebogenerhebung ist ein erster Teil einer großen transkulturellen Studie, die in China und Deutschland stattfinden wird. In der Studie geht es darum, wie Menschen eine Krankheit erleben und damit umgehen. Es wäre uns eine große Hilfe, wenn Sie bereit wären, einen Fragebogen auszufüllen. Vielen Dank. 99 Lebenslauf Die Seiten 100-101 (Lebenslauf) enthalten persönliche Daten. Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Online-Veröffentlichung 100 Lebenslauf Die Seiten 100-101 (Lebenslauf) enthalten persönliche Daten. Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Online-Veröffentlichung 101 Danksagung Die Seite 102 (Danksagung) enthält persönliche Daten. Sie sind deshalb nicht Bestandteil der Online-Veröffentlichung 102