0 I Wachstumschancen und Kostendruck im Gesundheitswesen - am Beispiel der Universitätsklinika LMU München – Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie Dr. Joachim Kartte Head of Healthcare Roland Berger Strategy Consultants München, 6. Dezember 2006 1 I Roland Berger ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen > 550 Mio. EUR Umsatz > 1.700 Beschäftigte > 32 Büros in 23 Ländern Marktposition Hamburg Berlin Düsseldorf Frankfurt Stuttgart München Deutschland > Platz 2 Europa > Platz 3 Welt > Platz 5 I Corporate Development Information Management Marketing & Sales Restructuring & Corporate Finance Operations Strategy Team Team Team Team Team Team Team Team Team Team Team Team Utilities Transportation Public Services InfoCom Pharma & Healthcare Financial Services FUNKTIONAL Consumer Goods & Retail Engineered Products & High Tech INDUSTRIE Chemicals & Oil Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist der Einsatz interdisziplinärer Teams Automotive 2 3 I Unser Competence Center Pharma & Healthcare arbeitet in allen Bereichen des Gesundheitswesens Krankenversicherungen > Senkung Leistungsausgaben > Marketing, Markenstrategie, Vertrieb, Produktentwicklung > Fusionsstrategie/PMI1) > Organisation, Change Management > IT-Industrie: – e-Health-Strategie (z.B. Digitales Krankenhaus, ELGA) > Pharmaindustrie – Generikastrategien – Reaktion auf Gesundheitsreform LEISTUNGSERBRINGER QUERSCHNITTSTHEMEN > Prävention > Neuer Gesundheitsmarkt > Integrierte Versorgung > e-Health INDUSTRIE 1) Post Merger Integration > Unikliniken/ Krankenhausketten – Strategie – Kostensenkung – Fusion – Integrierte Versorgung > Mitwirkung Rürup-Kommission > Gesundheitsreform Österreich > BGM2) für Industrieunternehmen > Lehraufträge zu Prävention/GKV POLITIK/SONSTIGE 2) Betriebliches Gesundheitsmanagement 4 I Thesen A. Problemstellung – die Potenziale des Gesundheitsmarktes als Wachstumstreiber werden heute noch gebremst B. Chance für Deutschland – Innovation und Wachstum im Gesundheitsmarkt C. Uniklinka – Herausforderungen bei Fusionen und privaten Partnern 5 I A. Problemstellung – die Potenziale des Gesundheitsmarktes als Wachstumstreiber werden heute noch gebremst 6 I Ein Blick auf die Gesamtwirtschaft – schrumpfendes Arbeitsvolumen in Deutschland Sektorales Arbeitsvolumen Deutschland 1991-2001 [Mio. Std.] Arbeitsvolumen im industriellen Sektor [Mio. Std.] Arbeitsvolumen private Dienstleistung und Handel/Verkehr [Mio. Std.] -4.836 21.890 1991 Quelle: Statistisches Bundesamt +3.268 28.687 31.955 17.054 2001 1991 2001 7 I Die Entwicklungen in den USA zeigen, dass rückläufiges Arbeitsvolumen nicht schicksalhaft ist Sektorales Arbeitsvolumen USA 1991-2001 [Mio. Std.] Arbeitsvolumen im industriellen Sektor [Mio. Std.] Arbeitsvolumen private Dienstleistung und Handel/Verkehr [Mio. Std.] -4.260 +58.600 180.724 122.124 51.797 47.537 1991 Quelle: BLS, Roland Berger Research 2001 1991 2001 8 I Das Gesundheitswesen kann auf zweifache Weise zu volkswirtschaftlichem Wachstum beitragen 1 INDUSTRIELLE HIGHTECH-BRANCHEN FÖRDERN Quelle: Roland Berger GESUNDHEITSWESEN 2 STÄRKERES WACHSTUM BEI DIENSTLEISTUNGEN SCHAFFEN 9 1 I Auch Fusionen bringen deutsche Pharmaunternehmen derzeit nicht in die Weltspitze zurück Führende Pharmaunternehmen UNTERNEHMEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Pfizer (USA) GlaxoSmithKline (GB) Sanofi-Aventis (F) Novartis (CH) AstraZeneca (GB) Johnson & Johnson (USA) Merck (USA) Wyeth (USA) Bristol-Meyers Squibb (USA) Eli Lilly (USA) 12 15 23 30 Bayer-Schering (GER) Boehringer-Ingelheim (GER) Merck KGaA (GER) Altana (GER) Quelle: Pharmaceutical Executive; Roland Berger UMSATZ 2005 [Mio. EUR] > Kein deutsches PharmaUnternehmen unter den globalen Top 10 > Bedrohung der Übernahme durch ausländische Top35.625 Unternehmen 27.322 26.019 20.081 19.268 17.957 17.708 12.325 12.269 11.786 11.143 8.721 3.709 2.285 > Deutscher Anteil an weltweiter pharmazeutischer Produktion in den letzten 10 Jahren von 9% auf 6% gesunken > Keines der Top 10 Blockbuster-Medikamente von einer deutschen Firma > Nur ein geringer Teil der Beschäftigten arbeitet in F&E (17% ggü. 27% in US-Firmen) 10 1 I Die deutsche Medizin-Technik läuft Gefahr, ihre gute Wettbewerbsposition zu verlieren Führende Medizintechnikunternehmen UNTERNEHMEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Johnson & Johnson (USA) General Electric Medical Syst. (USA) Medtronic (USA) Tyco Healthcare (USA) Siemens Medical Solutions (GER) Philips Medical Systems (NED) Fresenius (GER) Baxter (USA) Becton Dickinson (USA) 3M Medical (USA) Quelle: Spectaris; Roland Berger UMSATZ 2005 [Mio. EUR] 15.363 12.191 8.089 7.678 7.577 6.343 5.443 4.825 4.356 3.518 > Kostendruck bei deutschen Krankenhäusern führt zu Investitionsstau bei Medizintechnik > Wachstum hauptsächlich im Ausland – Stagnation in Deutschland > Produktion im Ausland – Fertigungstiefe in Deutschland z.T. <10% 11 2 I Das Gesundheitswesen schafft 4,2 Mio. Arbeitsplätze, vorwiegend in Dienstleistungsbranchen Übersicht deutscher Gesundheitsmarkt MITTELHERKUNFT MITTELVERWENDUNG > > > > > > > > > > > > > GKV Weitere Versicherungssysteme Öffentliche Haushalte Lohnfortzahlung PKV Private Finanzierung 260 Mrd. EUR (12,2% des BIP) Quelle: Statistisches Bundesamt; Eigene Berechnungen (Stand 2003) Präventionen, Gesundheitsschutz Ärztliche Leistungen Pflegerische und therapeutische Leistungen Pharmaindustrie und Medizintechnik Sport, Wellness, Bio-Lebensmittel Forschung Sonstige Leistungen Mehr als 4,2 Mio. Arbeitsplätze und damit die größte Branche der Volkswirtschaft 12 I Das Volumen des Gesundheitsmarktes wächst schneller als die gesamte Volkswirtschaft ... GESUNDHEITSWESEN [Mrd. EUR] NOMINALES BIP [Mrd. EUR] +3,7% p.a. 163,2 1992 180,2 203,0 202,4 +2,7% p.a. 218,8 234,2 1.929 1.736 2.030 2.107 1.834 1.613 94 96 98 00 2002 1992 94 96 Quelle: Statistisches Bundesamt; Roland Berger-Analysen ... trotz regelmäßiger Maßnahmen zur Kostendämpfung 98 00 2002 13 I Im aktuellen Finanzierungssystem belastet dieses Wachstum jedoch den Faktor Arbeit Abwärtsspirale AUSWIRKUNGEN Wachstum Nachfrage/ Angebot (Demografie, med.-techn. Fortschritt) Anstieg der Beitragssätze Anstieg Lohnneben-/ Arbeitskosten Abnehmende Beitragszahlerbasis Verlust von Arbeitsplätzen Quelle: Roland Berger > Engpass bei der Finanzierung des medizinisch-technischen Fortschritts > Belastung der gesamten Volkswirtschaft 14 I B. Chance für Deutschland – Innovation und Wachstum im Gesundheitsmarkt 15 I Das beginnende "Gesundheitszeitalter" eröffnet Chancen für Innovation und Wachstum Kontradieff-Zyklen INNOVATION Dampfmaschine, Textilindustrie Stahl, Eisenbahn E-Technik, Chemie Automobil, Petrochemie/ Microchip, Automatisierung Internet, Mobile Kommunikation ZYKLEN Psycho-soziale Gesundheit 12-15% des BIP Gesundheitszeitalter 1800 Quelle: Roland Berger nach Nefiodow 1900 2000 2050 16 I Bis 2020 ist ein Wachstum um deutlich über 70 % möglich Marktvolumen Gesundheitsleistungen (Prognose) [Mrd. EUR] 15,5% BIP 12,2% BIP +70-75% 133 22,0 11,0 453 31 27 260 20 421,6 239,7 2003 Gesundheits- Med-techn. bewusstsein Fortschritt Gesundheitsausgabenrechnung Zusätzliche private Finanzierung 1) Ohne Gegenmaßnahmen zur Kostensenkung Quelle: Statistisches Bundesamt; Eigene Berechnungen Demografie Sonstige 20201) 17 I Das Wachstum wird dabei insbesondere jenseits der GKV-Versorgung erfolgen Übersicht Marktvolumen GESAMTMARKT GESUNDHEIT [Mrd. €] ∑ 260 Mrd. € ( GKV PRIVATER ANTEIL (OHNE PKV) [Mrd. €] 12,2% BIP) 49 136 49 44 Öffentl. Mittel1) 11 19 Privat 29 Gesundheitsausgabenrechnung des Statistischen Bundesamtes > > > > > Freiverkäufliche Arzneimittel (OTC) Freiwillige ärztliche Leistungen (IgeL) Prävention Alternative Medizin etc. Sonstige Ausgaben für Gesundheit PKV 20 Arbeitgeber2) 1) Zuschüsse aus anderen Versicherungssystemen (Rente, Arbeit) und öffentlichen Haushalten Quelle: Statistisches Bundesamt, Roland Berger (Stand: 2003) > > > > Fitness/Wellness Gesundheitstourismus Bio-Lebensmittel Functional Food 2) Lohnfortzahlung im Krankheitsfall 18 I Die Entwicklung des „neuen“ Gesundheitsmarktes ist bereits in vollem Gange Marktentwicklung LAUFENDE ENTWICKLUNGEN Morgen + Neuer Gesundheitsmarkt PRODUKTE – GKVVersorgung Heute Heute – Quelle: Roland Berger Morgen + NACHFRAGE 1> Stärkere privater Nachfrage 2> Entstehung neuer Angebote 3> Entstehung von Innovationsnetzwerken 19 1 I Prävention ist im letzten Jahrzehnt stärker als die übrigen privaten Gesundheitsausgaben gestiegen Entwicklungen von Teilmärkten [Mrd. EUR] (1) PRIVATE GESUNDHEITSAUSGABEN1) DAVON PRÄVENTION +312% +53% 19 1992 WEITER WACHSENDES INTERESSE AN PRÄVENTION 29 0,8 2003 1) Nur gemäß Definition des statistischen Bundesamtes Quelle: Statistisches Bundesamt, Institut für Freizeitwirtschaft, Euromonitor, Verband der Diagnostika-Industrie (VDGH), Roland Berger-Berechnungen 1992 2,5 2003 > Laut Umfrage VDGH sind – 61% der GKVVersicherten bereit, Vorsorgeuntersuchungen privat zu bezahlen – dabei wollen sie im Schnitt 175 EUR pro Jahr ausgeben 20 1 I Auch in Zukunft werden innovative Geschäftsfelder von deutlich steigender Nachfrage geprägt sein Entwicklungen von Teilmärkten [Mrd. EUR] (2) GESUNDHEITSTOURISMUS FUNCTIONAL FOOD +75% +53% 2,1 2003 3,7 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt, Institut für Freizeitwirtschaft, Euromonitor, Verband der Diagnostika-Industrie (VDGH), Roland Berger-Berechnungen 0,9 1,4 2003 2010 WEITERE INDUSTRIEN ENTWICKELN INTENSIVERES INTERESSE AN PRÄVENTION > Tourismus > Nahrungsmittel > Sport > Wellness > Medien > Pharma > Medizintechnik 21 1 I Die private Finanzierung von Innovation kommt dabei mittelfristig auch der PKV und GKV zugute Schematischer "Innovationspfad" INNOVATION Private Finanzierung PKV GKV Quelle: Roland Berger Ausscheiden von "überholten" Leistungen > Durch eine Steigerung privater Nachfrage und Finanzierung erhöht sich der Forschungs- und Entwicklungsanreiz für die Industrie > Schneller Zugang zur GKV durch laufende „Modernisierung“ des GKV-Systems 22 1 I Medizinische Innovationen müssen weiterhin schnell allgemein zugänglich sein Geschwindigkeit der Verbreitung von Innovationen ABS Airbag Computertomograph Magnetresonanztomograph 1975 1978 Markteinführung 1982 1985 1996 Serienausstattung bzw. Leistungserstattung GKV Quelle: Roland Berger > Vergleich zur Autoindustrie zeigt auch die mögliche Akzeptanz zunächst privater Finanzierung von Innovationen 23 2 I Die Phantasie von Unternehmen hat bereits eine Reihe innovativer Angebote auf den Markt gebracht Beispiele für neue Angebote GESUNDHEITS-TV ALS KANAL AUF PREMIERE PRIVATE VORSORGECHECKS IN GEHOBENEM AMBIENTE DAS GESUNDHEITSSCHIFF (KREUZFAHRTSCHIFF MIT "HEALTH CENTERS") PERSÖNLICHE GESUNDHEITSAKTE IM INTERNET GESUNDHEITSFERNSEHEN IM FIRMENINTRANET ZAHLREICHE GESUNDHEITSZEITSCHRIFTEN Quelle: Roland Berger Noch viele weitere Angebote sind denkbar – Beispiel "Gesundheitsresort" Modul III: Care Kunden Steigerung Gesundheitsbewusstsein Psychische/physische Erholung Gesundheitscheck Modul II: Fitness Learning Modul I: Action Fitness Seele Socializing Hotel/ Hotel/ Club Club Sport Wellness Moderne Medizin Alternative Medizin Quelle: Roland Berger Ernährung Schönheitsbehandlung 2 I Psycho-Coaching 24 Arbeitgeber Incentive für Mitarbeiter Reduzierung Fehlzeiten Krankenversicherungen Kundenakquisition/-bindung Reduzierung Gesundheitskosten Ärzte Patientenstrom Zusätzliche Geschäftsfelder 25 3 I Die Innovationskraft des Systems kann durch Vernetzung der Akteure deutlich gesteigert werden Schema eines Integrierten Innovationsnetzwerks Innovation/ Wachstum Pharma/Biotech Medizin-Technik Niedergelassene, MVZ Kostenträger Integrierte UK KH der Grund- u. Regel-Versorgung Reha/Pflege IT-Industrie Transparenz/ Steuerung Quelle: Roland Berger Versorgung eHealth „Prävention“ Qualität/ Effizienz MOTIVATION TEILNEHMER LEISTUNGSERBRINGER > Umsatzsicherung > Forschungsexzellenz > Kostensenkung INDUSTRIE > Verkürzung Innovationszyklen > Absatzsicherung bei neuen Methoden KOSTENTRÄGER > Qualitätssteigerung > Innovation > Wettbewerbsvorteil > Kostendämpfung 26 I C. Uniklinka – Herausforderungen bei Fusionen und privaten Partnern 27 I 1. Erfahrungen aus Fusionen in der Privatwirtschaft 28 I Viele Fusionen scheitern 50-70% aller Fusionen scheitern BMW Rover DASA Fokker AT&T NCR Deutsche Bank Quaker Oats Mattel WERTVERNICHTUNG Quelle: Roland Berger Strategy Consultants M. Grenfell Snapple Learning Company 29 I GRÜNDE für scheitern von Fusionen 1 Fehlende/falsche strategische Logik 2 Nicht-passende Unternehmenskulturen, Arbeitsstile, Werte und der Führungspersönlichkeiten 3 Zu hohe(r) Akquisitionsprämie/Preis 4 Unprofessionelles Management des Pre- und Post-Merger-Prozesses Î Nicht-Realisierung der erwarteten Synergien Quelle: Roland Berger Strategy Consultants 30 I PHASE 1 Sieben wesentliche Schritte vor einem Merger … 1 Vereinbarung über klare strategische Ausrichtung 2 Definition/Quantifizierung/Timing der erwarteten Synergien 3 Bestimmung der angemessenen Akquisitionsprämie 4 Künftige Organisations- und Managementstruktur 5 Klärung der Top-Personalien 6 Entscheidung über Name und Sitz der neuen Firma 7 Ausarbeitung einer schlüssigen "M&A-Story" … und die grobe Festlegung der PMI-Strategie/Maßnahmen Quelle: Roland Berger Strategy Consultants 31 I PHASE 2 Sieben Erfolgsfaktoren für die Post-MergerIntegration 1 Geschwindigkeit 2 Aufbau einer leistungsfähigen PMI-Projektorganisation 3 Schneller Aufbau der neuen Management- und Organisationsstrukturen 4 Leistungsträger und ihre Mitarbeiter ins Boot holen 5 Echter Neustart mit "weitreichenden Zielen" 6 Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation 7 Top-Management-Involvement Quelle: Roland Berger Strategy Consultants 32 I 2. Schlussfolgerungen für die strukturelle Weiterentwicklung der Hochschulmedizin 33 I Die Hochschulmedizin befindet sich im Umbruch – Referenzmodell wird noch gesucht > Die angespannte Lage der Länderhaushalte hat eine stärkere Leistungsorientierung und Fokussierung der Zuschüsse für Forschung und Lehre zur Folge > In den meisten Bundesländern haben Kommissionen bereits Empfehlungen zur wissenschaftlichen Schwerpunktbildung erarbeitet > Im DRG-System muss auch die Kostenposition von Universitätsklinika der anderer (regionaler) Krankenhäuser entsprechen > Ansätze in den Ländern, die Kosten zu senken, reichen von der – Einführung professioneller Managementmethoden (Profit Center, Zielvereinbarungen, Prozessmanagement etc.) bis zur – grundlegenden Neustrukturierung (Fusion bzw. Privatisierung) > Bisher gibt es kein "Referenzmodell" zur Realisierung von Synergien zwischen mehreren Universitätsklinika Quelle: Roland Berger Strategy Consultants 34 I Die Strukturüberlegungen münden in einigen Ländern in einer (materiellen) Privatisierung > Wissenschaftsverwaltungen versuchen, Synergien zu erzielen, indem sie Uniklinika über Zielvereinbarungen zu Kooperationen motivieren > Häufig sind die gewachsenen internen Widerstände stärker als diese Anreize, daher werden Fusionen "verordnet" > Fusionen können zu "organisierter Verantwortungslosigkeit" und damit zu Leistungseinbrüchen führen, durch – unterschiedliche, gewachsene Kulturen/Marken – gegenläufige Egoismen und Interessen der beteiligten Verantwortungsträger – unklare Prozesse/Strukturen/Verantwortlichkeiten – fehlende Kompetenz/Erfahrung im Management des hochkomplexen Transformationsprozesses > Als mögliche Folge wird es einem privaten Träger überlassen, Synergien (in der Krankenversorgung) zu realisieren Quelle: Roland Berger Strategy Consultants 35 I Strukturentscheidungen erfordern zunächst Transparenz über die Leistungsfähigkeit der einzelnen UK ... Mehr Transparenz und Steuerung durch Portfolioanalysen (Prinzip) FORSCHUNG & LEHRE Forschungsleistung (z.B. DM-Einwerbungen je DFG-Mittel) KRANKENVERSORGUNG + MA/ + Wettbewerber – – – + Produktivität (z.B. Punktwerte je 1.000 EUR) WEITERE KRITERIEN > Internationale Wettbewerbsfähigkeit > Zukunftsfähigkeit/Wachstumsfelder > Kooperationsmöglichkeiten – Deckungsbeitrag + WEITERE KRITERIEN > Standortsituation > Versorgungsauftrag > Kooperationsmöglichkeiten Zusammenfassung zu einem wissenschaftlich-klinischen Gesamtkonzept mit zukünftiger Fächerstruktur inklusive Kapazitäten Quelle: Roland Berger Strategy Consultants I ... und damit über die operativen Optimierungspotenziale PRIMÄRBEREICH Kliniken/Institute Vorgabe 36 0 Betriebsergebnis vor Maßnahmen > InEK > Standardisierung/ Marktpreis Medizinische Dienstleistungen Marktpreis SEKUNDÄRBEREICH Nichtmedizinische Dienstleistungen Marktpreis Verwaltung Benchmarks Jeder Bereich des Geschäftssystems wird an individuellen Zielvorgaben gemessen und trägt seinen Teil zur Gesamtergebnisverbesserung bei Quelle: Charité; Roland Berger Strategy Consultants >0 Betriebsergebnis nach Maßnahmen Schaffung Spielraum für Investitionen 37 I Für eine weiter gehende Ergebnisverbesserung sollten Standort-übergreifende Synergien genutzt werden Mögliche Eckpunkte für die Neuausrichtung 1. Nutzung von Synergien möglichst über mehrere Universitätsklinika hinweg 2. "Koordinierte Eigenständigkeit" statt "Organisierte Verantwortungslosigkeit" 3. Professionelles, transformationserfahrenes und starkes Management in der koordinierenden Funktion Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Neuausrichtung der Hochschulmedizin 38 I Möglicher Ansatz: Bündelung mehrerer Universitätsklinika unter einem Mgmt. – Wahrung der Identitäten Modell der "Koordinierten Eigenständigkeit" Management Fakultät(-en) Wiss. Kaufm. Integrations-/ Kooperationsmodell UK 1 Management KV Med. Kaufm. Zentralisierung (Beispiele) Shared Services Komplementäre Schwerpunkte in Forschung & Lehre UK 2 UK 3 UK n Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Flächen-/Facility Management Labormedizin Klinische Studien > Ressourcenallokation optimieren: Schwerpunktbildung in Forschung & Lehre > Bessere Steuerung durch ein zentrales Management > Synergien sukzessive realisieren – Eine Shared-Services-Einheit für Verwaltungsfunktionen Personal, Finanzen, Einkauf etc. bilden – Sämtliche nichtmedizinischen Dienstleistungen (Facility Management, Medizintechnik etc.) bündeln und ausgründen – Labormedizin und klinische Studien zentralisieren und vermarkten – Behandlungspfade in der KV standardisieren 39 I Möglicher Ansatz: Bündelung mehrerer Universitätsklinika unter einem Mgmt. – Wahrung der Identitäten Modell der "Koordinierten Eigenständigkeit" Management Fakultät(-en) Wiss. Kaufm. Integrations-/ Kooperationsmodell UK 1 Management KV Med. Kaufm. Zentralisierung (Beispiele) Shared Services Komplementäre Schwerpunkte in Forschung & Lehre UK 2 UK 3 UK n Quelle: Roland Berger Strategy Consultants Flächen-/Facility Management Labormedizin Klinische Studien > Das Strukturmodell sollte insbesondere gewährleisten: – Unternehmerische Flexibilität in der operativen Betriebsführung (Kompetenzen des Managements, arbeits- und steuerrechtlicher Rahmen) – Möglichkeiten von Public Private Partnerships (Know-how und Finanzierung) – Sicherung der Gesellschafterinteressen > Das Strukturmodell sowie der Umsetzungsweg sind detailliert auszugestalten – Organisation – Rechtsform – Gremien – etc. 40 I 3. Herausforderungen bei der Einbindung privater Partner 41 I Ziele und Gestaltungsoptionen sind im Vorfeld präzise zu definieren und abzuwägen MÖGLICHE ZIELE Ausgestaltungsoptionen > Steigerung der operativen Exzellenz/ des Betriebsergebnisses > Komplettes Geschäftssystem vs. einzelne Geschäftsbereiche > Auflösung von Investitionsstaus/ Durchführung neuer Investitionsvorhaben > Strategischer vs. Finanzinvestor > Entwicklung und Vermarktung von Innovationen Quelle: Roland Berger Strategy Consultants > Einflussmöglichkeit des UK vs. Abhängigkeit vom privaten Partner I Alle sinnvollen Optionen für Partnerschaften mit Privaten sollten geprüft werden MÖGLICHE MODELLE (Teil-)PriPPP vatisierung Lehre Mgmt.Vertrag Protonentherapiezentrum 3 Gestaltung juristischer Modelle Die Ausgestaltung rechtlicher Modelle müssen konkretisiert und definiert werden Medizinische Versorgungszentren Labormedizin Med. Service Nichtmedizinische Dienstleistungen Verwaltung Quelle: Roland Berger Strategy Consultants 1 Festlegung des Handlungsrahmens Klare Vorgaben für die zu prüfenden Alternativen und K.O.-Kriterien müssen vorab definiert werden 2 Definition relevanter Geschäftsfelder Marktgerechte Geschäftsfelder für unterschiedliche Modelle müssen abgegrenzt werden Bildungszentrum > Stationär KV > Ambulant Infrastruktur Outsourcing Therapieforschungszentrum Forschung GESCHÄFTSFELDER 42 Digitales Krankenhaus Abrechnung 4 Bewertung der Geschäftsmodelle Die empfohlenen Geschäftsmodelle sind auf Basis von nachvollziehbaren Kriterien zu bewerten 43 I 4. Fazit 44 I Angedachte Strukturmodelle sollten einen gründlichen "Check-up" durchlaufen Gehirn Sind die Ziele klar formuliert (qualitativ und quantitativ)? Augen/Ohren Nervenbahnen Sind aktuelle / künftige Entwicklungen in Politik und Markt berücksichtigt? Passt das Modell zum Selbstverständnis der Hochschulmedizin? Wird der Gesamtprozess professionell gemanaged? Muskeln Sind die Leistungs- und Entscheidungsträger "im Boot"? Gesamtzustand Ist die Struktur nachhaltig tragfähig? Herz Quelle: Roland Berger Strategy Consultants