Entzugsbehandlung bei Schmerzpatienten Bayer. Schmerztag Kloster Banz,17.09.2012 Gliederung z z z z z z z Epidemiologie Definitionen Substanzwirkungen Entzug Entzugsmethoden Entwöhnung Vor- und Nachsorge Epidemiologie Gefährliches Verordnungs- und Gebrauchsverhalten Verordnung suchtpotenter Medikamente z z Schmerz- und Beruhigungsmittel (mit und ohne Abhängigkeitspotential) zählen (i.d. Industrienationen) seit Jahrzehnten zu den meist verordneten (und umsatzstärksten) Medikamenten überhaupt! Dabei kam es in den letzten 20 Jahren zu einer Verschiebung von den in den 1960er und 1970er Jahren massenhaft (auch weiterhin sehr häufig) verordneten Benzodiazepinen zu Opiaten und vor allem synthetischen Opioiden, zuletzt (vor allem bei betagten Menschen) immer häufiger auch in transdermaler Applikationsform. Verordnungsverhalten von Ärzten z z Teils in Gegenbewegung zum allzu restriktiven Verordnungsverhalten für Opiate bis in die 1980er Jahre werden (wie früher die Benzodiazepine) die Opioide nun übermäßig häufig bei Schmerzen jeglicher Art (vor allem von Fach- aber auch von Allgemeinärzten) „großzügig“, rein symptomorientiert verschrieben ohne dass dabei eine ausreichende Differenzierung der Schmerzen nach Genese und Akuität, geschweige denn nach psychosozialen Belastungen und Bewältigungsmöglichkeiten, Suchtvorgeschichte, psychischer Komorbidität ,Persönlichkeit und persönlichem Umfeld (wie bei Schlafstörungen, Unruhe, Ängsten, Depression etc.) erfolgte. Neben dem Missbrauchs- und Suchtpotential für die Betroffenen selbst ist hierbei auch der Missbrauch durch andere ein ernstzunehmendes Problem (z.B. Auskochen von Fenatanylpflastern durch Drogenabhängige). Definitionen Gefährlicher Gebrauch > Missbrauch Abhängigkeit > Sucht Psychotrope Substanzen (und Verhaltensweisen) mit Suchtpotential z z z Substanzen mit einem angenehmen Effekt auf die Psyche (und/oder den Körper). Dies kann bei entsprechender Disposition und Mangeloder Belastungssituation einen Menschen physisch und psychisch abhängig an sich binden. Substanzen haben unterschiedlich hohe Suchtpotentiale, je nach dem wie schnell, zuverlässig und stark sie wirken; nachhaltige psychische Eindrücke werden im emotionalen Gedächtnis eingeprägt (Gleiches gilt auch für manche Verhaltensweisen). z Alkohol können z.B. die meisten Menschen (über 90%) ohne eine Abhängigkeitsentwicklung konsumieren, die bei Heroin dagegen regelhaft und rasch eintritt. Gefährlicher Gebrauch einer psychotropen Substanz z Wiederholter Konsum, um ein negatives Gefühl oder psychosoziales Defizit auszugleichen (Stress, Ärger, Anspannung, schlechte Stimmung, Traurigkeit, Schmerz, Angst, Schüchternheit, Überforderungs-, Versagens- oder Minderwertigkeitsgefühle) z z Konsum hoher Mengen Es kommt zu Regelmäßigkeit Substanzmissbrauch z z Fortgesetzter Konsum, trotz bereits eingetretener körperlicher oder seelischer Gesundheitsschädigung, im weiteren Sinne auch sozial, z.B. Führerscheinentzug, Abmahnungen am Arbeitsplatz, familiäre Konflikte, Trennung, Verschuldung etc. Ein Medikament mit Suchtpotenzial z.B. wird dabei in einer nicht sachgerechten Weise eingenommen oder verordnet. Substanzabhängigkeit - primär körperliche Abhängigkeit z z z Entsteht durch die besonderen Wechselwirkungen zwischen dauernder Substanzzufuhr und dem Organismus entsteht Es kommt dabei zur Gewöhnung an die Substanz (Toleranzbildung) mit schnellerem Abbau bzw. Rezeptoradaptation im Gehirn und konsekutivem Wirkverlust bzw. Dosissteigerung. Bei Reduktion treten Entzugssymptome oder beim Absetzen ein typisches Entzugssyndrom auf, welche zu erneuter Zufuhr der Substanz veranlassen. Substanzabhängigkeit - primär seelische Abhängigkeit z z z z Starkes, nahezu unwiderstehliches Verlangen nach der Substanzwirkung und damit zu konsumieren. Kontrollverlust mit kurz- oder langfristiger Unfähigkeit den Konsum in der Menge zu begrenzen, zu unterbrechen, zeitlich zu steuern, oder sozialen Notwendigkeiten anzupassen Einengung von Interessen und Verhalten auf den Konsum mit entsprechender Vernachlässigung anderer Vergnügungen, Aktivitäten u. Beziehungen Fortgesetzter Konsum trotz bereits eingetretener Schädigungen (körperlich, seelisch, gesellschaftlich) Diagnose einer Abhängigkeits-Erkrankung z z z z Bestehen einer seelischen (mit und ohne körperliche) Abhängigkeit. Für die Diagnose nach ICD 10 müssen drei oder mehr Kriterien der körperlichen (2) und seelischen Abhängigkeit (4/5) bestehen Als seelische Erkrankungen (psychische Störungen) in der BRD seit 1967 anerkannt. Sucht kommt ethymologisch von siechen (nicht wie oft angenommen von suchen) Schmerz aus psychosomatischer Sicht z z z z „Bio-psycho-soziales“ Krankheits-Verständnis Neurobiologisch gibt es breite Überlappungen der emotionalen Bereiche von Schmerz, allgemeinem Stress, Trauer, Depression, Angst und Trauma im limbischen System Unser Gehirn unterscheidet so wenig wie unsere Sprache zwischen seelischem Schmerz und körperlichem Schmerz Eine ganzheitliche Betrachtungsweise ist erforderlich! Substanzwirkungen suchtpotente Wirkungen von Opiaten und Opioiden Konditionierung Suchtentwicklung Opiate und Opioide und Schmerz z z z z Neben der akuten analgetischen Wirkung haben alle Opiate und Opioide auch eine mehr oder minder stark ausgeprägte akut euphorisierende, stimmungsaufhellende, angstlösende und sedierende Wirkung Auch wirken Opiate direkt (über das Endorphinsystem) und indirekt (über das Dopaminsystem) auf das im limbischen System verankerte Belohnungssystem Dort ist auch unser emotionales Gedächtnis niedergelegt („Schmerz-“/„Trauma-“/„Sucht-Gedächtnis“) Nahezu alle länger dauernden Schmerzzustände haben mindestens seelische Komponenten, viele auch wesentlich seelische Wurzeln Abhängigkeitsentwicklung als klassische Konditionierung z z z z Die Opiate wirken als Belohnungsreiz bei körperlich schmerzhaften Zuständen Das Gehirn lernt, dass die Substanz Schmerzen sehr gut lindert und Wohlbefinden verursacht, wobei auch Stimuli, die ursprünglich nicht direkt mit dem Schmerzreiz verbunden gleichzeitig gebessert werden. Dies wird nicht bewusst erfasst! Das Gehirn generalisiert diese Erfahrung mit wiederholter Substanzeinnahme auf andere antiaversive oder euphorisierende Bedürfnisse. Diese Konditionierung wirkt auch nach Jahren noch! („einmal abhängig – immer abhängig“) Wer wird süchtig? z z z z z Dispositionen in der Persönlichkeit (individuelles Temperament in Wechselwirkung mit der jeweiligen Entwicklungsgeschichte). Anhaltende Überlastungen (psychosoziale, aber auch körperliche) bei gleichzeitig unzureichenden Bewältigungsmöglichkeiten oder verfehlten Bewältigungsstrategien. Dies führt zu chronischer Überforderung und anhaltend negativem Stress. Die Substanz verschafft dagegen rasch, zuverlässig und wirksam Erleichterung! (Was im emotionalen Gedächtnis tief verankert wird.) Um den Mangel auszugleichen bzw. einer drohenden Dekompensation entgegenzuwirken, wird die Substanz zunehmend regelmäßig eingesetzt. Opiatentzug Entzugserscheinungen, Entzugsmethoden, Motivation zum Entzug, Medikation Vorüberlegungen zum Opiatentzug z z z z z z Entzugserscheinungen sind ein Spiegelbild der Wirkungen mit zusätzlicher Sterss-Reaktion Verlauf und Ausprägung hängen von den bevorzugten Opiaten ab: schnelle, starke Wirkung > heftiger Entzug (z.B. Heroin, Morphin, Fentanyl); langsame, schwächere Wirkung > langwieriger Entzug (z.B. Tramadol, Codein, Methadon) Ein Beigebrauch (z.B. von Benzodiazepinen, Alkohol oder Barbituraten) kompliziert u.U. den Entzug und ist daher unbedingt zu berücksichtigen; ggf. sollte man sequentiell (nacheinander) od. fraktioniert (überlappend) entziehen! Ebenso ist auf andere körperliche oder seelische Krankheiten (z.B. Hepatitis, Diabetes, Depression,…) und mögliche Komplikationen (Entgleisungen, Suizidalität) zu achten Es gilt daher eine möglichst ehrliche und vollständige Anamnese und gründliche körperliche Untersuchung zu erheben! Entzugserscheinungen beginnen schon bald nach Reduktion der Dosis bzw. kurz nach dem Absetzen (sonst Dosis, fortgesetzten heimlichen Gebrauch oder Beigebrauch überprüfen!). Typische Entzugserscheinungen bei Opiaten z z z z z z z z z Allgemein erhöhte Schmerzempfindlichkeit und weichteilbetonter Schmerz Unruhe, Angst, Depression, Missmut, Reizbarkeit, heftiges Verlangen Gähnen, Schlafstörungen Frösteln, Zittern, Schwitzen Mydriasis, Tränen- und Nasenfluss, Übelkeit, Erbrechen, Hunger auf Süßes Spasmen, Durchfälle, Flüssigkeits- und E´lytverlust Puls- und RR-Anstieg, Fieber,… Koma Höhepunkt 2.-3.Tag, Abklingen 4.-10.Tag „Wehleidigkeit“ im Entzug von Opiaten z z z z z Noch geringere Schmerztoleranz und Belastbarkeit Schon vor der Abhängigkeit bestehende Probleme (Depression, Angst, Schmerz) werden wieder heftiger und durch den Entzug gesteigert erlebt Das Fehlen der Erleichterung durch das/die Suchtmittel wird schmerzhaft bemerkt und durch die Entzugserscheinungen intensiviert Alternative Bewältigungsstrategien wurden im Lauf der Sucht verlernt bzw. waren vor dem Konsum ohnehin nur mangelhaft vorhanden Oft Bindungsproblematik (frühe Vernachlässigung, Trauma, Verbitterung, negativistische Muster) Entzugsmethoden „Kalter“, „lauwarmer“ und „warmer“ Entzug. Qualifizierte Entzugsbehandlung Entzugsmethoden z z z „Kalter Entzug“: Abruptes Absetzen mit „nur symptomatischen“ Maßnahmen (heiße Duschen, Sport, Gespräche) „Lauwarmer Entzug“: Wird zusätzlich durch symptomatisch wirksame Medikamente, die aber i.d.R. kein oder nur ein sehr geringes Abhängigkeitspotential haben, gestützt. „Warmer Entzug“: Mehr oder weniger schnelles, stufenweises Herunterdoiseren bis Ausschleichen der Substanz oder einer Analogsubstanz, zuletzt in Tropfenform; evtl. in Kombination (s.o.) „Kalter“ Entzug z z z z z z Ist heftig, aber die schnellste Form! Bei kurz wirksamen Substanzen. Bei jungen bzw. sonst gesunden Menschen. Wird durchlitten! Setzt Bereitschaft, gute Aufklärung, Überwachung und Durchhaltevermögen voraus. Vom sog. „Turboentzug“ in Narkose ist abzuraten! (Kein Nacherleben, kein bewusster Vollzug, kein Lerneffekt) „Lauwarmer Entzug“ z z z z z z Weniger heftig, dafür langwieriger Bei psychischer und/oder physischer Komorbidität (z.B. Diabetes, Hypertonie, Depression, Schmerz, Autoimmunerkrankungen) Bei komplikationsträchtigem Beigebrauch (Alkohol, Barbiturate, Benzodiazepine > Krampfanfälle, Delir!) Weniger starkes Durchleiden, gezielt abgemilderte Spitzen durch angepasste symptomatische Med. Möglichkeit des „Haltens im Entzug“ Bessere Aufnahmefähigkeit während des Entzuges mit „qualifizierten Therapie- und Lernmöglichkeiten“ (s.u.) Medikation bei „lauwarmer Entzugsbehandlung“ z z z z z z z Gegen Weichteilschmerzen: Heiße Duschen oder Bäder, Bewegung, Flupirtinmaleat (bis 4 x 2Kps), Magnesium (bis 4 x 2,5-5mg, zeitversetzt); ausnahmsweise auch Diazepam (4 x 2,55mg) Gegen Unruhe, Angst, Dysphorie und Suchdruck: mittelpotente Neuroleptika (z.B. Perazin oder Quetiapin bis 4 x 25-50mg oder mehr Gegen Schlafstörungen: Doxepin (25-100mg) Gegen Übelkeit: Metoclopramid (bis 4 x 10-20gtt) oder Dimenhydrinat (bis 4 x 50 mg) Gegen Durchfälle: Loperamid (bis 4 x 1-2Kps) Gegen Blutdruckspitzen: Clonidin (bis 4 x 75-300ug) Engmaschige Kontrolle von Labor, RR, Puls und ggf. EKG! „Warmer Entzug“ z z z z z z Noch weniger akut belastend, dafür aber u.U. sehr langwierig bis unmöglich (wenn kein sehr klarer und nachhaltiger Abstinenzentschluss). Bei sehr leidenden, schmerzgeplagten Patienten. Setzt langfristiges Durchhaltevermögen, sowie langfristige und stetige Begleitung voraus. Halbierung der Dosis alle 3-7 Tage. Möglichst Bearbeitung der parallelen und Hintergrund-Problematiken, manchmal als Einstieg in eine intensivere weiterführende Therapie. Oft nur Reduktion der Dosis u. entsprechenden NW („Harm-Reduction“); selten kontrollierter Konsum (bei nur körperlicher Abhängigkeit und chronischen somatischen Schmerzen). „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ z z z Parallel zu bzw. im Anschluss an den akuten körperlichen Entzug wird der Einstieg in eine weiterführende suchtbezogene psychosoziale Therapie angestrebt I.d.R. medikamentengestützer Entzug mit symptomatischen Maßnahmen, Psychoedukation (Infogruppen, Literatur), Bewegungs- und Sport-, Ergo- u. Arbeitstherapie, Freizeitgestaltung, Austausch und Kontakte mit anderen Betroffenen evtl. Entspannungs-, Indikativ- und SinnfindungsGruppen. Soziotherapie, Einzel- und Gruppen-PT. Kontaktaufbau u. Motivation zu weiterführenden Angeboten: Suchtberatg., Selbsthilfe, Entwöhnung Ambulanter Entzug von Opiaten z z Bei sehr zuverlässigen Patienten mit hohem psychischem, sozialem und körperlichem Funktionsniveau, sowie gefestigtem und vertrauensvollem Kontakt zum/zur Arzt/Ärztin Ausführliche Aufklärung, klare Absprachen, definierter Entzugsrahmen, Absprache mit Bezugspersonen, engmaschige ärztliche Betreuung mit tgl. Kontakten, vorhandene Kontrollmöglichkeiten Kontraindikationen für einen ambulanten Entzug z z z z z Polytoxikomanie, Krampfanfälle, Delir oder andere Komplikationen in der Vorgeschichte, Frühere erfolglose oder abgebrochene Entzüge Psychiatrische Erkrankungen körperliche Begleiterkrankungen, (Kopf-) Verletzungen Durchführung eines ambulanten Entzuges z z z z z z z Ausschleichen der Tagesdosis nach festem Schema über ca. 2-4 Wochen; keine Änderung während des Entzuges (s. warmer Entzug). Engmaschige aber unregelmäßige Kontrolle von Medikamentenspiegeln und möglichem Beikonsum! Symptomatische Behandlung von nachgewiesenen Entzugsymptomen (s. lauwarmer Entzug) Ärztlich-psychotherapeutische Führung des Patienten und suchttherapeutische Begleitung Entspannungsverfahren, physikal. Maßnahmen Schmerztagebuch Zunehmende körperliche Aktivierung Entwöhnung Entscheidung zur Abstinenz Motivation Durchhalten Abstinenzsicherung Rückfall Entscheidung zur Abstinenz z z z Erster Schritt und Voraussetzung für jeden weiteren Schritt ist der Wille zur Abstinenz (muss immer wieder bestätigt werden) Die Abstinenz selbst ist aber keine „Willenssache“! (sog. „Kapitulation“ vor dem Suchtmittel) „Der/die Betroffene muss den Weg selbst, soll ihn aber nicht allein gehen!“ Motivation z z z z z z z Kongruenz, Empathie und Annahme seitens der Therapeuten, sowie Ankommen dieser Haltungen beim Patienten (Rogers) Geduldiges Zuhören, Verständnis für die komplexe Situation des Patienten, Mitfühlen der Leidens-Geschichte und Würdigung auch der misslungenen eigenen Reparatur- und Lösungsversuche, erlittener Fehlschläge und frustraner Therapieansätze Aufklärung über Hintergrund und Entstehung und den nun eigenständigen Charakter der Suchterkrankung, sowie Therapiemöglichkeiten mit zu erwartenden Schwierigkeiten und Leiden, aber auch Hilfsmöglichkeiten und Zielen Herstellen eines belastbaren therapeutischen Bündnisses. Aushalten von Angst, Mistrauen, Verbitterung, Depression und Aggression (meist passiv-aggressiv) Ermutigung zu Wahrnehmung u. Ausdruck abgew. Gefühle Durchhalten z z z z Stetige und verlässliche Begleitung mit bedarfsgerechter Unterstützung durch Gespräche, Medikation und symptomatische Maßnahmen. Immer wieder Abgleichen der Zielsetzung, Wiederholung der Aufklärung und Erinnerung an die einzelnen Schritte zur Abstinenz Immer wieder Ermutigung und Würdigung des bisher Erreichten Bei Abbruch Angebot zu einem erneuten Anlauf zu einem späteren Zeitpunkt, evtl. mit Vorgespräch zur Zielklärung oder Kontakt zu anderer/n Stelle/n. Entwöhnung z z z z Lernprozess und persönlicher Reifungs- und Entwicklungsweg. Mit (zunächst intensiver) Unterstützung durch andere im ambulanten Bereich (Partner, Familie, vertrauten (Fach-)Arzt, Suchtberatung, SelbsthilfeGruppe, soziales und berufliches Umfeld). Evtl. Psychotherapie komorbider Störungen (immer auch suchtmittelbezogen). Ggf. stationäre Entwöhnung (für Kombidiagn.), anschließend Nachsorge, ggf. Auffrischung oder Intervalltherapie. Kontrollierter Konsum? z z z z Bei Suchtentwicklung kaum durchzuhalten, ggf. als (neg.) Lerneffekt Bei Opiaten (ähnl. wie bei Benzos) zwar keine Organschäden, mit der Zeit aber Gefahr der Wesensänderung Keine Bearbeitung der Hintergründe, keine Aufarbeitung der aktuellen Probleme, keine Entwicklung, Fixierung in der Opferrolle Vertane Chance! Manchmal geringeres Übel. Rückfall z z z Rückfall als Teil der Erkrankung („Ernstfall aber keine Katastrophe“, kein Scheitern sondern Anlass zur erneuten Abstinenz-Entscheidung und Neubewertung Rückfallanalyse zum Erkenntnisgewinn, wie es kam, was noch fehlt, was hinderte daran, rechtzeitig Signale wahrzunehmen und angemessene Hilfe in Anspruch zu nehmen Ggf. weiterf. Maßn.: Entwöhnung f. Mehrfachdiagnosen o. suchbezogene Psychotherapie (stationär, teilstationär o. ambulant) , Soziotherapie Vor- und Nachsorge Primäre Prävention Beziehung als Agens Spirituelle Aspekte Einer Suchtentwicklung vorbeugende Maßnahmen z z z z z Restriktiver Einsatz suchtpotenter Medikamente mit klarer Begrenzung auf akute Schmerzen Festgelegter Dosis- und Zeitrahmen Besondere Vorsicht bei suchtbegünstigenden psychosozialen Bedingungen Niemals Verordnung bei bereits bekannter Sucht oder Abhängigkeit, auch anderer Art (z.B. Alkohol oder Benzodiazepine/Analoga) Frühzeitiger Einsatz von komplementären, vornehmlich aktivierenden Behandlungsverfahren (Bewegung, Krankengymnastik, physikalische Therapie, Entspannung, Psychotherapie, Seelsorge) Die therapeutische Beziehung z z z Das Gelingen einer therapeutischen Beziehung ist die Basis für ein sinnvolles Vorgehen bei jeder Art von Erkrankung, vor allem aber bei chronischen Leiden! Bei Schmerz geht es immer auch um den ganzen Menschen, denn er betrifft ihn ja auch ganz! Es besteht durchaus die Möglichkeit der Heilung vieler seelischer und körperlicher Schmerzen, zumindest aber der Linderung und des Umgangs mit verbliebenen Symptomen mit der Folge besserer Lebensqualität Vom Sinn des Leids (für Therapeuten und Patienten) z z z z z z Beziehung und Bezogensein des Menschen als soziales Wesen mit tiefgehenden Fragen Heilung? - Wieder heil werden, ganz sein! Sinn des Leids, Sinn des Lebens? – Einordnung in einen größeren Zusammenhang als Hilfe. Annahme des Schmerzhaften, Leidvollen, Unvollkommenen, Gescheiterten als Teil des eigenen Lebens – ohne Reduktion auf diese Phänomene! Schmerz Hinweis auf Verletztes, zu Würdigendes, zu Betrauerndes, noch zu Bewältigendes. Krise als Chance zur Veränderung – und zur persönlichen Entwicklung! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und herzliche Einladung zu Diskussion und Austausch!