Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Vorlesung Wintersemester 2009/2010 Kurs Querschnittsbereich Klinische Pharmakologie Prof. Dr. Norma Selve Medizinische Fakultät Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Rheumatoide Arthritis (RA) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Epidemiologie der Rheumatoiden Arthritis • weltweit die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung • 0,8-1% der erwachsenen Bevölkerung sind betroffen • in Deutschland ca. 800 000 Patienten • Frauen erkranken 2-3 mal häufiger als Männer • Hauptmanifestationsalter 40-60 Jahre • chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung, die vorwiegend die Gelenke betrifft (> systemisch) • Auslöser unbekannt (multifaktoriell) • schubweiser Verlauf • charakterisiert durch: – Fortschreitende Zerstörung der Gelenke mit Verlust von Knorpel- und Knochensubstanz – Schädigung der Sehnen und Bänder – Verlust der körperlichen Funktionsfähigkeit und der Lebensqualität Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Klinische Zeichen und Symptome der RA Gelenksymptome Symmetrischer Befall der Grund- und Mittelgelenke der Finger (MCPs, PIPs) Gelenkschmerz Gelenkschwellung Morgensteifigkeit Gelenkerguss Rötung Bewegungseinschränkung Allgemeine Symptome Schwäche Ermüdung Unwohlsein Fieber Gewichtsabnahme Depressionen MCP(Metacarpophalangeal Gelenke) PIP (Proximale Interphalangeal Gelenke) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Verlauf der rheumatoiden Arthritis Kniegelenk Knochen Knorpel Frühes Stadium der RA Neutrophile Gelenkkapsel Hyperplasie der Synovialmembran Synovialmembran Synoviozyten Gefäßneubildung Hypertrophe Synoviozyten Etablierte rheumatoide Arthritis T-Zellen B-Zellen Neutrophile Plasmazellen Synovial-Villi Starke Gefäßneubildung Adapted with permission from Choy EHS, Panayi GS. N Engl J Med. 2001;344:907–916. Copyright © 2001 Massachusetts Medical Society. All rights reserved.. Erosiver Knochen Pannus Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Rheumatoide Arthritis (RA) normal Synovialmembran rheumatoide Arthritis Entzündete Synovialmembran Pannus Knorpel Kapsel Synovialflüssigkeit Feldmann M et al. Annu Rev Immunol. 1996;14:397–440. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Irreversible Gelenkveränderungen Radiologisch nachweisbare Gelenkschädigungen: Gelenkspaltverengung Fehlstellung Verknöcherung Sowie: Weichteilschwellung infolge synovialer Hypertrophie und Gelenkerguss Gelenknahe Osteoporose Gelenkspaltverschmälerung als Folge der Knorpelerosion Knochenerosionen und -deformitäten Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Rheumatoide Arthritis Diese extraartikulären Manifestationen sind: Lunge Bindegewebsvermehrung der Lunge (Lungenfibrose) oder eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) Herz Herzbeutelentzündung (Perikarditis) Augen Entzündung von verschiedenen Schichten der Augenwand (Skleritis und Episkleritis) in Extremfällen bis zu einer Perforation des Augapfels (z.B. durch einen Ulcus cornae) Haut Rheumaknoten oder Kleingefäßentzündung (Vaskulitis) mit teilweise großen Hautdefekten vor allem an Unterschenkeln und Fußrücken Speichel und Tränendrüsen Chronische Entzündung mit Trockenheit von Mund und Augen (Sicca-Syndrom) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Extraartikuläre Manifestationen Rheumaknoten an der Streckseite des Ellenbogengelenks verschieblich, kein Druckschmerz Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Erstuntersuchung bei Verdacht auf RA Subjektive Parameter • Schweregrad und Lokalisation von Gelenkschmerzen • Dauer der Morgensteifheit Müdigkeit • Funktionseinschränkungen Körperliche Untersuchung • Dokumentation von – enzündeten Gelenken – mechanischen Gelenkproblemen (Bewegungseinschränkung, Krepitation, Instabilität, Deformität) – extraartikulären Manifestationen Laborchemische Parameter • Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BKS) • C-reaktives Protein (CRP) • Rheumafactor (RF) • Großes Blutbild (CBC) • Kreatinin • Leberfunktionsparameter • Anti-CCP-Antikörper (BRD seit 2007) Röntgendiagnostik • Ausgewählte erkrankter Gelenke Adapted from ACR ad hoc committee on clinical guidelines, Arthritis Rheum 39:713–722, 1996 ACR = American College Rheumatology Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Health Assessment Questionnaire (HAQ) Patientenfragebogen zur körperlichen Funktionsfähigkeit Ankleiden und Körperpflege • Ankleiden, inkl. Binden von Schnürsenkeln und Schließen von Knöpfen? • Haare waschen? Aufstehen • Von einem Stuhl ohne Armlehnen aufstehen? • Sich ins Bett legen und aus dem Bett aufstehen? Essen und Trinken • Fleisch schneiden? • Eine volle Tasse oder ein volles Glas zum Mund führen? • Einen neuen Milchkarton öffnen? Hygiene • Den Körper von Kopf bis Fuß waschen und abtrocknen? • In der Badewanne baden? • Sich auf die Toilette setzen und wieder aufstehen? Gehen • Im Freien in der Ebene gehen? • Fünf Treppenstufen hinaufsteigen? Erreichen von Gegenständen • Einen ca. 2 kg schweren Gegenstand von einem Regal herunterholen? • Sich bücken, um Kleider vom Fußboden aufzuheben? Greifen • Eine Autotür öffnen? • Ein Glas mit Schraubverschluss öffnen, das schon einmal geöffnet war? • Einen Wasserhahn auf- und zudrehen? Andere Tätigkeiten • Besorgungen erledigen und einkaufen? • In ein Auto ein- und aussteigen? • Hausarbeiten verrichten wie z.B. Staubsaugen oder Gartenarbeit? Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Laborbefunde bei RA • Anämie • Thrombozytose • Erhöhte Akute-Phase-Reaktionspartner (CRPKonzentration und BKS) • Erhöhte Konzentration an Ferritin als ein AkutePhase-Protein • Niedrige Serumkonzentration an Eisen und niedrige Gesamt-Eisenbindungskapazität • Erhöhte Globulinkonzentration und Aktivität der alkalischen Phosphatase im Serum • RF-Nachweis Akil M, Amos RS, BMJ 310:587–590, 1995 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Sonstige Ursachen von RF-Positivität • Andere Bindegewebserkrankungen • Virusinfektionen • Lepra • Leishmaniasis • Subakute bakterielle Endokarditis • • • • Tuberkulose Lebererkrankungen Sarkoidose Gemischte essentielle Kryoglobulinämie zu unspezifisch! Akil M, Amos RS, BMJ 310: 587–590, 1995 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Anti-CCP Antikörper • Beobachtung: Patienten mit rheumatoioder Arthritis (RA) bilden häufig Autoantikörper gegen zyklische citrullinierte Peptide (CCP) • CCPs sind biochemisch modifizierte endogene Proteine mit enzymatisch in Citrullin umgewandelten Arginniresten • Die Immunreaktion gegen diese modifizierten körpereigenen Antigene ist offenbar typisch bei RA • Daher können gegen citrullinierte Proteine gerichtete Autoantikörper als serologische Marker für die rheumatoide Arthritis eingesetzt werden • Die Spezifität beträgt > 97% z. T. aus Dt. Ärzteblatt C1256-7 (2008) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Anti-CCP Antikörper • Routineverfahren zur Untersuchung auf CCP-Antikörper weisen mit hoher Spezifität (96 – 98 %) eine RA nach (Spezifität Rheumafaktor: 60 – 80 %) und können inzwischen nach dem einheitlichen Bewertungsmaßstab abgerechnet werden • CCP-Antikörper lassen sich auch bei ca. 50 % der Rheumafaktor-negativen RA-Patienten nachweisen • Hohe prognostische Bedeutung (höhere Progredienz und schlechtere Prognose bei Nachweis von Anti-CCP- Antikörpern und Rheumafaktor) • Nicht geeignet als Marker für Verlaufsbeobachtungen z. T. aus Dt. Ärzteblatt C1256-7 (2008) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Diagnose der rheumatoiden Arthritis (RA) • Große medizinische und volkswirtschaftliche Bedeutung (wg. Häufigkeit (ca. 1 % der Bevölkerung) und des chronischen Verlaufs) • Zur Zeit primär aufgrund klinisch/anamnestischer Kriterien sowie Befunden bildgebender und Labor-Diagnostik • Sollte möglichst frühzeitig erfolgen, da eine ebenfalls früh im Krankheitsverlauf eingeleitete Therapie die Langzeitprognose verbessert • Problematisch: bei beginnender RA ist die klinische Symtomatik häufig noch nicht eindeutig, die untersuchten Laborparameter, einschließlich des Rheumafaktors (RF) , weisen überwiegend eine hohe Unspezifität auf • Kombinierter Nachweis von RF und Anti-CCP (zyklische citrullinierte peptide) -Antikörpern erhöht die Treffsicherheit der Frühdiagnose und die Prognose z. T. aus Dt. Ärzteblatt C1256-7 (2008) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Entstehung der Rheumatoiden Arthritis (RA) • Als Schlüsselzytokine gelten Interleukin-1 (IL-1) und der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) • IL-1 und TNF-alpha im rheumatischen Gelenk regen die Vermehrung von Fibroblasten und das Einwandern von weißen Blutkörperchen an (= Entstehung der Entzündung) • positiver feed-back Mechanismus bewirkt die Bildung weiterer Zytokine und Stoffwechsel-produkte, die Schmerz Gelenkschwellung sowie Knochen- und Knorpelschädigung verantworten • Entzündung sowie Knochen- und Knorpelschädigung laufen zwar oft parallel ab, werden wahrscheinlich aber durch unterschiedliche Prozesse hervorgerufen • TNF-alpha nimmt über die Bindung an den TNF-alpha-Rezeptor vielfältige Funktionen im menschlichen Körper wahr. Bei RA scheint TNF-alpha primär für den Entzündungsvorgang verantwortlich zu sein • IL-1 bewirkt bereits im frühen Krankheitsverlauf Zerstörung von Knorpelgewebe; durch direkte Aktivierung knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) zusätzlich Knochenabbau am Gelenk • IL-1 wird natürlicherweise durch den IL-1 Rezeptorantagonisten (IL-1Ra) und Kompetition um die Bindung an den Rezeptor in den Zielzellmembran reguliert • Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis ist das empfindliche Gleichgewicht zwischen IL-1 und seinem Gegenspieler gestört Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Verlauf der rheumatoiden Arthritis Kniegelenk Knochen Knorpel Frühes Stadium der RA Neutrophile Gelenkkapsel Hyperplasie der Synovialmembran Synovialmembran Synoviozyten Gefäßneubildung Hypertrophe Synoviozyten Etablierte rheumatoide Arthritis T-Zellen B-Zellen Neutrophile Plasmazellen Synovial-Villi Starke Gefäßneubildung Adapted with permission from Choy EHS, Panayi GS. N Engl J Med. 2001;344:907–916. Copyright © 2001 Massachusetts Medical Society. All rights reserved.. Erosiver Knochen Pannus Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Vergleich gesundes und rheumatisch verändertes Gelenk NORMAL Synovialmembran RHEUMATOIDE ARTHRITIS Entzündete Synovialmembran Häufung von: T- Lymphozyten Makrophagen Pannus Knorpel Bilder einfügen Seltene Zelltypen: Fibroblasten Plasma Zellen Endothelium dendritische Zellen Kapsel Synovial Flüssigkeit Häufigste Zelltype: Neutrophile Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Zytokin Netzwerk der Synovitis Fibroblast Makrophage IL-15 GM-CSF M-CSF TNF-α IL-10 IL-1Ra FGF IL-8 IL-6 GMCSF IL-1 TNF-α Expression von Adhäsionsmolekülen IL-1 TNF-α HLA-DR Komplement Metalloproteinasen Metallopreinasen Prostaglandine Komplement Firestein GS. In: Rheumatology. 2nd ed. 1998:5.13.1-5.13.24 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Auswirkung der Zytokin Aktivierung B Zelle ne ki to Zy ne i ok t Zy T Zelle Makrophage Synoviozyte Zytokine Gesteigerte Zytokin Produktion (IL-1, IL-6) Anstieg der Entzündung Anstieg Adhäsionsmoleküle Anstieg Produktion der MMP Zellwanderung in die Gelenke Gewebe Ab-und Umbau Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Ziele der RA-Therapie • Besserung der Symptomatik • Erhaltung der Funktion • Prävention von strukturellen Schäden und Deformitäten • Vermeidung von Einschränkungen in den alltäglichen Aktivitäten Akil M, Amos RS, BMJ 310:652–655, 1995 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Bedeutung der frühen intensiven Intervention bei der rheumatoiden Arthritis Früh ≤3 Monate* Etabliert Endstadium ≤1 Jahr* Kritisches “window of opportunity” Lindqvist E et al. Arthritis Rheum Dis 2003;62(7):611-6 * Nell VPK et al. Rheumatology 2004; 43: 906-914 Vorzeitiger Tod Krankheitsbeginn 90% der Patienten haben Zeichen eines radiologischen Schadens innerhalb der ersten 2 Jahre Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Die therapeutische Pyramide: Alter Therapieansatz Experimentelle medikamentöse Therapie Methotrexat, Azathioprin, D-Penicillamin Malariamittel, Gold, Sulfasalazin Kortikosteroide Therapie, Ruhe, Salicylate oder andere NSAID Modifiziert aus Blackburn WD Jr, Am J Med 100 (Suppl 2A):24S–30S, 1996 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Medikamentöse Therapie der RA Glukokortikoide Basistherapeutika Biologika COX-2 Hemmer Nichtsteroidale Antirheumatika Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Symptomatische Therapie der RA Glukokortikoide Nicht-steroidale Antirheumatika COX-2 Hemmer Kortikosteroide (Steroide) • wirken entzündungshemmend • kein Einfluss auf die Krankheitsprogression • Einsatz in Kombination mit DMARDs • z.B. Prednison (Prednison-ratiopharm®) Nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR • lindern Schmerzen und Entzündung • kein Einfluss auf die Krankheitsprogression • Einsatz in Kombination mit DMARDs • z.B. Diclofenac (Voltaren®), Ibuprofen (IBU-ratiopharm®) Selektive COX-2-Inhibitoren • Weiterentwicklung der NSAIDs (geringeres GI Nebenwirkungspotential) • lindern Schmerzen und Entzündung • kein Einfluss auf die Krankheitsprogression • Einsatz in Kombination mit DMARDs mit strenger Risikoabwägung! • z.B. Arcoxia® (Etoricoxib), Celebrex® (Celecoxib) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Hemmung des Fortschreitens der RA Basistherapeutika Biologika Klassische DMARDs (Disease modifying anti-rheumatic drugs) • wirken entzündungshemmend und verlangsamen die forschreitende Gelenkzerstörung • wirken nicht primär schmerzstillend > zusätzliche Therapie mit Glukokortikoiden und NSAR ist notwendig • bis zum Wirkungseintritt können mehrere Wochen bis Monate vergehen • z.B. Methotrexat (Lantarel®), Leflunomid (Arava®), Sulfasalazin (Azulfidine®), Hydroxychloroquin (Quensyl®) Biologische DMARDs (Biologics) • TNF-alpha-Antagonisten • Verbessern die klinischen Zeichen und Symptome und Inhibieren das Fortschreiten der Gelenkzerstörung (>radiologisch nachweisbare Progression) • Behandlung der mäßigen bis schweren RA bei Patienten, die auf traditionelle DMARDs nicht ausreichend angesprochen haben • z.B.: Adalimumab (Humira®), Etanercept (Enbrel®), Infliximab (Remicade®) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Klassifikation der NSAIDs • Essigsäuren (z. B. Diclofenac-Natrium, Indometacin) • Fenaminsäuren (z. B. Meclofenamat-Natrium) • Nichtazetylierte Salicylsäure (z. B. Duflunisal, Salsalat) • Herkömmlicher nonazider Wirkstoff (Nabumeton) • Oxicam (Piroxicam) • Propionsäuren (z. B. Ibuprofen, Ketoprofen, Naproxen, Oxaprozin) • Pyrazole (z. B. Phenylbutazon) Modifiziert aus Kaplan B, Swain RA, Arch Fam Med 2:1167–1174, 1993 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie NSAIDs wirken NSAIDs: = Non Steroidal Anti-Inflammatory Drugs • • • • • antiphlogistisch analgetisch antipyretisch z.T. antiproliferativ z.T. thrombozytenaggregationshemmend Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Wirkmechanismus der NSAIDs Membranphospholipide Arachidonsäure COX-1 (konstitutiv) COX-2* (induzierbar) NSAID Gastroprotektive Prostaglandine Magen Darm Niere Thrombozyt COX-2 selektiver Inhibitor Proinflammatorische Prostaglandine Makrophagen Synoviozyten *COX-2 ist konstituiv vorhanden Pennisi E, Science 280:1191–1192, 1998 Spangler RS, Semin Arthritis Rheum 26:435–446, 1996 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Unerwünschte Nebenwirkungen der NSAIDs • • • • • Gastrointestinale Hepatische Renale Allergie / Asthma Wirkungen auf Thrombozyten /-aggregation / Gerinnungssystem Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Phenylessigsäure-Derivate Diclofenac (z.B. Voltaren®) HWZ = 2h Tagesdosis 50-150mg Wirksamkeit bei RA und Osteoarthrose belegt Ulkusblutungsrisiko 4x >50% der Verordnungen unter der Indikation RA Nicht verschreibungspflichtig bis 12,5mg/Tbl Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Arylpropionsäure-Derivate Ibuprofen (z.B. Aktren®) HWZ = 2h Ind.: leichte Schmerzen, Fieber Tagesdosis 1200-2400mg Ulkusblutungsrisiko 2x Auch zugel.: Dexibuprofen (Daltoran®) Nur die S-Enantiomere sind COX-Inhibitoren ! Nicht verschreibungspflichtig bis 400mg Ketoprofen (z.B. Orudis®) HWZ = 2h Tagesdosis 150-300mg Auch zugel.: Dexketoprofen (Sympal®) Naproxen (z.B. Proxen®) HWZ = 14h Tagesdosis 500-1000mg Nicht verschreibungspflichtig bis 250mg Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Arylessigsäure-Derivate ® Acemetacin (z.B. Rantudil®) Indometacin (z.B. Amuno ) HWZ = 2h Tagesdosis 90-180mg HWZ = ca. 6h Ind.: Gichtanfall Tagesdosis 75-150mg Ulkusblutungsrisiko 11x knorpelschädigende Wirkung Lonazolac (z.B. Argun®) HWZ = 6h Tagesdosis 400-600mg Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Oxicame Piroxicam (z.B. Felden®) HWZ = ca. 40h Tagesdosis 10-20mg Ulkusblutungsrisiko 14x Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie NSAIDs: unerwünschte Wirkungen Wirkungen auf den Gastrointestinaltrakt Magenbeschwerden Magenschleimhaut-Erosionen Blutungen Magenulzera Diarrhöen Wirkungen auf die Nieren Na+-Retention evtl. Ödeme und deren Folgen Nierenschäden Wirkungen auf den Respirationstrakt Aspirin Asthma Wirkungen auf das ZNS Schwindel Benommenheit Kopfschmerzen Seh- und Gehstörungen Wirkungen auf den Uterus Hemmung der Kontraktilität Wirkungen auf die Haut Exantheme Allergische Reaktionen Wirkungen auf das Blutbild Thrombopenien Leukopenien Thrombozytenaggregationshemmung Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie ARCOXIA® (60 mg/-90 mg/-120 mg Filmtabletten) [ = Etoricoxib, COX-2 Inhibitor, Fachinformation 2009] . Zus.: 1 Filmtbl. enth.: Etoricoxib 60 mg/90 mg/120 mg Anw.: Behandlung von Sympt bei Reizzuständen v. Arthrose u.rheumatoider Arthritis… Bei der Entscheidung, einen selektiven COX-2 Hemer zu verschreiben, muß das individ. Gesamtrisiko des Pat.berücksichtigt werden! Wechselw.: Orale Antikoagulanzien: Verlängerung der Prothrombinzeit (INR). Diuretika, ACE-Hemmer u. AT-II-Rezeptorantagonisten: Abschwächung der spezifischen Wirk. u. revers. Verschlechterung der Nierenfunkt. einschl. akute Niereninsuff. mögl. Acetylsalicylsäure (ASS): Anw. mit ASS in höh. Dos. od. mit anderen NSAR vermeiden (kein Einfluss auf die thrombozytenaggregationshemmenden Eigenschaften v. ASS in niedriger Dos.). Ciclosporin u. Tacrolimus: Nierenfunkt. überwachen. Lithium: Erhöh. der Lithium-Konz. mögl. Methotrexat: Erhöh. der Plasmakonz. v. Methotrexat mögl. Orale Kontrazeptiva, Hormonersatzther.: Ethinylestradiol-Konzentrationsanstieg u. dadurch vermehrtes Auftreten spezif. NW mögl. Digoxin: Überwachung von Pat. mit hohem Risiko für eine Digoxin-Intoxikation. Vorsicht bei AM, die hauptsächl. durch Sulfotransferasen metabolisiert werden (z. B. Salbutamol oral u. Minoxidil): Etoricoxib ist ein Hemmer d. Human-Sulfotransferase-Aktivität. Rifampicin (CYP-Induktor): Abnahme der Plasmakonz. von Etoricoxib. Warnhinw.: Pat. mit Risiko für GI-Kompl., erhöhtes GI-Risiko auch bei gleichz. ASS-Gabe. Pat. mit besteh. Risiko für das Auftreten von kardiovaskul. od. and. thrombot. Ereignissen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes; Hyperlipidämie, Rauchen); Risiko für kardiovaskul. Ereignisse steigt mit Dos. u. Behandl.-dauer (s. Fachinfo). Bei vermind. Nierenperfusion, eingeschr. Nierenfunkt., Leberzirrhose, dekomp. Herzinsuff. Verschlecht. d. Nierenfunkt. mögl., Verlauf kontr. Ödeme, Hypertonie wurden beobachtet. Blutdruck sorgf. überwachen. Bei signifik. Anstieg od. Verschlecht. d. gen. Stör. AM absetzen. Leberfunktionsstör., patholog. Leberwerte, dehydrierte Pat. vor Ther. rehydrieren Ältere Pat. (>65 J.), Pat. mit renaler, kardialer od. hepat. Dysfunkt. sorgf. überwachen. Schwerwieg. Hautreakt. mögl., insbes. zu Beginn der Ther. od. bei Pat. mit AM-Allergie; bei ersten Anzeichen einer Haut- od. Überempfindlichkeitsreakt. absetzen. Fieber kann maskiert werden. Dos.: Arthrose: 60 mg 1-mal tgl. Rheumatoide Arthritis: 90 mg 1-mal tgl. Akute Gichtarthritis: 120 mg 1-mal tgl. (nur während der akuten Schmerzphase max. 8 Tage einn.). Empf. Maximaldos.: die für jede Indikation empf. Dos., die nicht überschritten werden sollte. Niedrigste wirksame Dos. über einen möglichst kurzen Zeitraum verabreichen, da das kardiovaskul. Risiko mit Dos. u. Behandl.-dauer ansteigen kann. Ther.-notwendigkeit/Ansprechen auf die Ther. regelm. überprüfen. Leberinsuff.: leichte Leberinsuff. (Child-Pugh-Score 5-6): TD von 60 mg nicht überschreiten. Mäßige Leberinsuff. (Child-Pugh-Score 7-9): empf. Dos. von 60 mg jeden zweiten Tag nicht überschreiten KP.: 100 Filmtbl. (2×50) 60 mg; 100 Filmtbl. (2×50) 90 mg; 100 Filmtbl. (2×50) 120 mg Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Kortikosteroidwirkungen auf Entzündungsmodulatoren Kortikosteroide inhibieren stimulieren IL-1, IL-3, IL-4, IL-5, IL-6, IL-8, TNF-a , IFN-g, GM-CSF PlasminogenaktivatorInhibitor Prostaglandine und Leukotriene COX-2 Induzierbare Salpeteroxidsynthase Lipocortin-1 Neutrale Endopeptidase Vasocortin Plasminogenaktivator Stein CM, Pincus T, in Textbook of Rheumatology 1997, S. 787–803 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Indikationen für den Einsatz von Kortikosteroiden bei RA • Überbrückende Therapie für 6 bis 8 Wochen bis zum Wirkungseintritt der DMARD • Behandlung akuter Schübe • Erhaltungsdosen von täglich 10 mg Prednisolon oder weniger bei Patienten mit aktiver RA und fehlendem Ansprechen auf NSAIDs und DMARDs Harris ED, in Treatment of Rheumatoid Arthritis 1997, S. 933–950 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Indikationen für den Einsatz von Kortikosteroiden bei RA • akute exsudative Phasen • viszerale Komplikationen (z.B. Myocarditis, Pleuritis, Skleritis) • Prä- und postoperativ kurzfristige Stoßtherapie • starke Aktivität und Progredienz • Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und körperlichen Unabhängigkeit Langfristbehandlung (Höchstdosis ~7.5 mg/d Prednisolon) • Oligo- bzw. monoartikulärer Befall Lokal intraartikulär Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Glucocorticoide: Nebenwirkungen Schwächung der Infektabwehr Phagozytosehemmung Immunsuppression Abgegrenzte Infektion kann aktiviert werden (Tb) Normalerweise nicht pathogene Keime können pathogen werden Aktivierung von Magenulzera Entstehung neuer Ulzera fraglich Perforationssymptomatik wird verschleiert Osteoporose Negative Stickstoffbilanz Hemmung der enteralen Calziumresorption, Steigerung der renalen Calziumausscheidung Zufuhr von Calcitriol + Calzium mit oder ohne Calcitonin verhindert die Osteoporose Elektrolytstörungen Kaum mineralocorticoide Nebenwirkungen bei Tramzinolon, Dexamethason, Betamethason Myopathie Atrophie + Muskelschwäche im Schultergürtel + Beckenbereich ZNS Gehobene Stimmungslage Schlaflosigkeit Stoffwechsel Stimulation der Gluconeogenese, kann bei Disponierten einen Steroiddiabetes auslösen Anderes Wundheilungsstörung Wachstumsstörung bei Kindern Katarakt Thromboseneigung, Appetitsteigerung nach Prednisolon, Appetithemmung nach Triamcinolon Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie „Standardtherapie“ der rheumatoiden Arthritis nach Kalden (1) Initialtherapie MTX (0,3 mg/kgKG i.v.) “Goldstandard” Bei nicht erosivem Verlauf Sulfasalazin (2-3 g/Tag p.o.) Hydroxychloroquin (200-400 mg/Tag p.o.) Bei leichtem, nicht erosivem Verlauf MTX + Hydroxychloroquin Kombinationstherapie MTX + Sulfasalazin + Hydroxychloroquin Bei unzureichendem Effekt der Einzelsubstanz MTX + Cyclosporin A (3-5 mg/kgKG p.o.) Bei Versagen von MTX + Sulfasalazin + Hydroxychloroquin Gause A, Manger B, Kalden JR, Burmester GR, in: Der Internist 42: 223-236, 2001 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie „Standardtherapie“ der rheumatoiden Arthritis nach Kalden (2) Alternativen Leflunomid Azathioprin Cyclophosphamid bei Toxizität oder Versagen der Primärtherapie MTX: Methotrexat. Ist unter der Initialtherapie (Monotherapie) innerhalb von 3 Monaten kein ausreichender Effekt erkennbar, ist eine Kombinationstherapie indiziert. Besteht nach 6 Monaten (trotz Kombinationstherapie) eine weiterhin klinisch aktive RA bzw. radiologisch erkennbare Progression, ist nach den Empfehlungen der DGRh der Einsatz von „Biologicals“ gerechtfertigt. Gause A, Manger B, Kalden JR, Burmester GR, in: Der Internist 42: 223-236, 2001 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Häufig verordnete DMARDs bzw LWARs • • • • • • • Methotrexat Sulfasalazin Malariamittel (z. B. Chloroquin, Hydroxychloroquin) Goldsalze (zur Injektion oder oral) D-Penicillamin (eher selten) Azathioprin Leflunomid DMARDs = disease modifying anti-rheumatic drugs = LWARs = Lang wirksame Antirheumatika = Basistherapeutica Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie DMARD-Therapie ungefähre Latenzzeit bis zum Wirkungseintritt [Monate] DMARD (Disease modifying antirheumatic drug) übliche Erhaltungsdosis Methotrexat 1–2 7.5–15 mg/ Woche Hydroxychloroquin 2–4 2 mal tgl. 200 mg Sulfasalazin 1–2 2-3 mal tgl. 1,000 mg Gold zur Injektion 3–6 25–50 mg i.m. alle 2- 4 Wochen Orales Gold 4–6 1-2 mal tgl. 3 mg Azathioprin 2–3 1.25–2.5 mg/kg/Tag Ciclosporin 1–2 3.6 mg/kg/Tag, mediane Dosis D-Penicillamin Leflunomid 3–6 1–2 250–750 mg/Tag 100 mg tgl. bis Tag 3, 20 mg tgl. ab Tag 4 ACR ad hoc committee on clinical guidelines, Arthritis Rheum 39:713–722, 1996 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Langfristige Therapietreue unter verschiedenen DMARDs bzw LWARs Methotrexat (253)* Gold parenteral (269) Hydroxychloroquin (228) Gold oral (84) D-Penicillamin (193) Azathioprin (56) Signifikanzniveau: Methotrexat vs alle anderen Medikamente (p<0,001) * = Therapiezyklen Therapietreue (%) 100 Orales Gold vs alle anderen Medikamente p<0,001) 80 60 40 20 0 Monate 0 12 24 36 48 60 Pincus T et al, J Rheumatol 19:1885–1894, 1992 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Lang wirksame Antirheumatika: Methotrexat (z.B. LantarelR) Dos.: 1x 7.5-20mg/ Wo (32.2 Mio DDD in 2003) Wirkeintritt: 4-8 Wo Nebenwirkungen • Gastro-intestinale Störungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Mundschleimhautulzerationen • Transaminasenanstieg • Kopfschmerzen, Benommenheit • Leuko-, Thrombopenie, Anämie • Bronchoalveolitis • Exantheme Kontrolluntersuchungen alle 3 Monate: Leberenzyme Blutbild Creatinin Lungenfunktionsanamnese Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Monitoring unter Methotrexat • Überwachung der Leberfunktion, Myelosuppression und pulmonale Infiltrate oder Fibrose • Ausgangsuntersuchung: Blutbild, Thorax-Röntgenbild (nicht älter als 1 Jahr) Hepatitis-B- und -C-Serologie bei Hochrisikopatienten, AST oder ALT, Albumin, alkalische Phosphatase und Kreatinin • Blutbild, Thrombozytenzahl, AST, Albumin und Kreatinin sollten im Abstand von 4 bis 8 Wochen kontrolliert werden ACR ad hoc committee on clinical guidelines, Arthritis Rheum 39:723–731, 1996 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Lang wirksame Antirheumatika: Chloroquin (ResochinR) Dos.: 1x 4mg/ kg KG/ d Wirkeintritt: 3-6 Mo Nebenwirkungen • Corneaeinlagerungen (reversibel) Retinopathie (meist irreversibel) • • • • • • Kopfschmerzen, Schwindel Gastro-intestinale Störungen Leukopenie, Anämie Exantheme Haarentfärbung Neuropathie Kontrolluntersuchungen ophthalmologische Untersuchung 1/4 jährlich Blutbild Hautinspektion alle 1-2 Mon. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Lang wirksame Antirheumatika: Sulphasalazin (AzulfidineR) (12.2 Mio DDD in 2003) Wirkmechanismus: Spaltung im Ileum und Colon in Sulfapyridin und 5Aminosalizylsäure (=Mesalazin). Mesalazin wirkt antiinflammatorisch und und als Radikalfänger, wird nicht resorbiert (IL-1↓, IL-6↓, LTB4↓) Dos.: 2x250-1000mg/d Wirkeintritt: 4-12 Wo Nebenwirkungen: allergische Dermatitiden, Oligospermie, Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen Folsäuremangel Leukopenie, Thrombozytopenie, Agranulozytose (selten) Cave: Langsam-Azetylierer, Glucose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Lang wirksame Antirheumatika: Ciclosporin (SandimmunR) Wirkmechanismus: Bindung an cytosolischen Rezeptor (Cyclophilin) hemmt Proteinphosphatase (Calcineurin) blockiert Signaltransduktion des T-Zell Antigenrezeptors hemmt Transkriptionsfaktoren (NFAT, NFκB) hemmt Aktivierung von T-Lymphozyten und hemmt Freisetzung von Entzündungsmediatoren (z.B. IL-2) u.a. Cytokine Indikation: - Prophylaxe von Transplantatabstoßung - therapieresistente atopische Dermatitis - Psoriasis - seit 12/97 Basistherapie der schweren, therapieresistenten RA Dosierung: - für RA-Therapie Tagesdosis 2.5-5mg/kg KG in 2 Dosen mit 12h Abstand - unsichere Bioverfügbarkeit (20-50% Resorption, 30% first-pass Metabolismus) → Bluspiegelkontrolle (100 -200 µg/l) Wirkeintritt 4-8 Wo Nebenwirkung: - revers. Nierenfunktionsstörung, Leberfunktionsstörungen, RR↑, Diabetes mellitus u.v.a.m. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Lang wirksame Antirheumatika: Leflunomid (AravaR, Aventis) EMEA zul. Sept 1999 Wirkmechanismus: Klasse “Langfristig wirkende Antirheumatika” oder “Basistherapeutika” blockiert die de-novo-Pyrimidinsynthese durch reversible Hemmung der Dihydroorotatdehydrogenase hemmt dadurch die Proliferation von aktivierten T-Lymphozyten, die bei RA ins Gelenk einwandern Dosierung: Indikation: Nebenwirkungen: 100 mg/d für die ersten 3 Tage 20 mg/d ab dem 4.Tag Wirkbeginn 4-6 Wo Rheumatoide Arthritis Basistherapie Diarrhoe Übelkeit Bauchschmerzen RR-Erhöhung (1 % der Pat.) allergische Reaktionen reversibler Haarausfall reversible Transaminasenerhöhungen teratogen Kontraindikationen: Gravidität (6.7 Mio DDD in 2003) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie TNF-α α und IL-1 bei RA Abbau von Knochen und Knorpel Entzündung und Zellvermehrung der Synovialmembran TNF-α α IL-1 Neubildung von Blutgefäßen Aktivierung von Zellen des Immunsystems Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Biologika: Etanercept (EnbrelR, Wyeth Pharma, zugel. D 2000) Wirkmechanismus: rekombinanter p75-TNF Rezeptor Lösliches, humanes dimeres Fusionsprotein aus extrazellulärer Bindungsdomäne des TNF-Rezeptors (p75) und humanem IgG-Fc, bindet hochaffin an TNFα, so dass TNFα keinen Effekt mehr hat. Reduzierte Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen wie IL 1-8, Hemmung der Expression von endothelialen Adhäsionsmolekülen und somit der Leukozytenimmigration. Hemmung der Entzündungsreaktion in Gelenken Indikation: chronische Polyarthritis und aktive polyartikuläre juvenile Polyarthritis, wenn Methotrexat wirkungslos war Nebenwirkungen: Bildung von Ak gegen Etanercept (1 % der Patienten) antinukleäre Autoantikörperbildung (14 % der Patienten) Lokalreaktionen an der Injektionsstelle ( 37 % der Patienten) häufiger Atemwegsinfekte; Kopfschmerzen, Schwindel, Hypertonie Dosierung: 25 mg (0.4mg/kg KG) 2x/Woche s.c. für max. 12 Wo (Erw.-dosis) Wirkbeginn 1-2 Wo HWZ 70 h, Konzentrationsmax. 48 h nach Inj. Pharmakokinetik: Kontraindikation: Sepsis, Risiko einer Sepsis, Infektionen Carzinome Diabetes mell. ZNS-Entmarkungskrankheiten Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Biologika: Infliximab (AvakineR, Centocor, RemicadeR) zugelassen in Deutschland seit 1999, für Indikation RA seit 9/2000 ähnlicher, aber rein humaner antiTNFα Ak ist Adalimumab (Zul. EMEA 10.09.2003; Adalimumab = Humira 40mg alle 14d s.c. ) Wirkmechanismus: Monoklonaler rekombinanter chimärer TNFα Ak Reduktion der Freisetzung proinflammatorischer Zytokine IL 1-8 Hemmung der Expression von endothelialen Adhäsionsmolekülen und somit der Leukozytenimmigration Dosierung: 3 mg/kg KG i.v. Inf. nach 0, 2, 6, dann alle 8 Wo Nur in Kombination mit Methotrexat zugelassen Wirkbeginn 1-3 Wo - schwerer, aktiver Morbus Crohn mit Fistelbildung, der auf konventionelle Therapie nicht anspricht; - Rheumatoide Arthritis Indikation: Kontraindikationen: Nebenwirkungen: Sepsis, Abszesse, schwere Infektionen Virusinfekte (z.B. Influenza, Herpes) Aktivierung einer Tuberkulose Bildung von Ak gegen Infliximab (kann durch Kombination mit Methotrexat supprimiert werden.) u.v.a.m. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Biologika: Anakinra (KineretR, Amgen, zugel. März 2002) Wirkmechanismus: IL-1 Typ 1 Rezeptorantagonist, human rekombinant, bis auf das N-terminale Methionin und Glykosylierung identisch mit dem endogenen IL-1RA Indikation: Rheumatoide Arthritis, die mit Methotrexat nicht ausreichend behandelt werden kann Dosierung: 100mg in 1ml 1x tägl. s.c. Nur in Kombination mit Methotrexat zugelassen Pharmakokinetk: 4-6h HWZ, Wirkeintritt 1-6 Wo Nebenwirkungen: schwere Infektionen (~1%), Neutropenien (~0.4%) Kontraindikationen: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre, Nierenfunktionsstörungen Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Eines der modernen Therapieschemata der rheumatoiden Arthritis: Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Alternative Behandlungsformen für RA-Patienten Wärme 15% Physiotherapie 14% Ergotherapie 9% Vitamine 8% Phytotherapie 6% Schmerzmittel 5% Heißwassertherapie 5% Kryotherapie 4% Spezialdiät 4% Chirotherapie 4% Sportsalben 4% Arthritis Foundation Report, 1998 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Entwicklung von TNF-α α-Antikörpern Vollständig humane AKs Humanisierte AKs Chimäre AKs Murine AKs 100% human 5-10% Maus Etanercept Adalimumab 25% Maus 100% Maus Infliximab Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie ATTRACT- Studie: Studiendesign 5 Gruppen Plazebo plus MTX (Woche 0, 2, 6) Alle 4 Wochen (Wochen 6-102) n = 88 3mg/kg Infliximab plus MTX (Woche 0, 2, 6) Alle 8 Wochen (Wochen 6-102) n = 86 Alle 4 Wochen (Wochen 6-102) n = 86 10 mg/kg Infliximab plus MTX (Woche 0, 2, 6) Alle 8 Wochen (Wochen 6-102)) n = 87 Alle 4 Wochen (Wochen 6-102)) n = 81 Lipsky. Arthritis Rheum. 2000. Maini. Lancet. 1999 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Entwicklung von Adalimumab ‘95 ‘96 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 präklinik Adalimumab Entwicklung ABC Worcester Adalimumab Beginn der Beginn der erster Phase III Phase II Einsatz im Menschen Phase I Adalimumab Zulassung EU/EMEA Adalimumab Zulassung FDA Hoch spezifische und hoch affine Bindung von TNF-α α Wirksame Neutralisierung von TNF-α α in Zellkulturen Halbwertszeit von annähernd 2 Wochen Wirksame Neutralisierung von TNF-α α in unterschiedlichen Tiermodellen Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Disease Activity Score 28 (DAS 28) Erfassung der Krankheitsaktivität DAS28 = 0.56 × √(TJC) + 0.28 × √(SJW) + 0.70 × ln (ESR) + 0.014× × VAS • TJC = Anzahl der druckschmerzempfindlichen Gelenke (tender joint count, 28 Gelenke werden erfasst, keine Fußgelenke) • SJC = Anzahl der geschwollenen Gelenke (swollen joint count, 28 Gelenke werden erfaßt, keine Fußgelenke) • ESR = Blutsenkungsgeschwindigkeit (erythrocyte sedimentation rate, mm/hour) sehr aktiv > 5,1 mäßig aktiv > 3,2 ≤ 5,1 inaktiv ≤ 3,2 • VAS = Patientenurteil zur Krankheitsaktivität in der letzten Woche anhand einer visuellen 100mm Analogskala (general health status) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Häufigste unerwünschte Ereignisse der zulassungsrelevanten Studien Unerwünschtes Ereignis Adalimumab 40 mg 14-tägig (N=705) [% der Patienten] Placebo (N=690) [% der Patienten] 16,6 12,9 10,8 7,1 4,4 12,5 13,5 8,8 5,9 5,1 8,5 7,2 7,8 9,6 20,9* 11,5* 12,1* 7,8 13,8 7,7 6,2 5,2 Respiratorisches System Infektionen der oberen Atemwege Rhinitis Sinusitis Grippesyndrom Bronchitis Verdauungssystem Übelkeit Diarrhoe Sonstige Reaktionen an der Einstichstelle† Kopfschmerzen Hautausschlag Harnwegsinfektionen *P≤0,05 vs. Placebo. †Ausschläge, Entzündungen, Ödeme, Überempfindlichkeitsreaktionen, Schmerzen und/oder Blutungen an der Einstichstelle. Data on file. Adalimumab [US package insert]. 2003. Wells AF et al. EULAR 2003. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Risiko schwerwiegender Infektionen für Patienten unter Therapie mit Tumor Nekrose Faktor alpha Antagonisten Curtis JR, Patkar N, Xie A, Martin C, Allison JJ, Saag M, Shatin D, Saag KG University of Alabama at Birmingham, Center for Education and Research on Therapeutics, AL 35294, USA. Arthrits Rheum. 2007; 56 (4): 1125-1133 OBJECTIVE: To evaluate the risk of serious bacterial infections associated with tumor necrosis factor alpha (TNFalpha) antagonists among rheumatoid arthritis (RA) patients. METHODS: A retrospective cohort study of US RA patients enrolled in a large health care organization identified patients who received either TNFalpha antagonists or methotrexate (MTX). Administrative data were used to identify hospitalizations with possible bacterial infections; corresponding medical records were abstracted and reviewed by infectious disease specialists for evidence of definite infections. Proportional hazards models evaluated time-dependent infection risks associated with TNFalpha antagonists. RESULTS: Hospital medical records with claimsidentified suspected bacterial infections were abstracted (n=187) among RA patients who received TNFalpha antagonists (n=2,393; observation time 3,894 person-years) or MTX (n=2,933; 4,846 person-years). Over a median followup time of 17 months, the rate of hospitalization with a confirmed bacterial infection was 2.7% among the patients treated with TNFalpha antagonists compared with 2.0% among the patients treated with MTX only. The multivariable-adjusted hazard ratio (HR) of infection among the patients who received TNFalpha antagonists was 1.9 (95% confidence interval [95% CI] 1.3-2.8) compared with patients who received MTX only. The incidence of infections was highest within 6 months after initiating TNFalpha antagonist therapy (2.9 versus 1.4 infections per 100 person-years; multivariable-adjusted HR 4.2, 95% CI 2.0-8.8). CONCLUSION: The multivariable-adjusted risk of hospitalization with a physician-confirmed definite bacterial infection was approximately 2-fold higher overall and 4-fold higher in the first 6 months among patients receiving TNFalpha antagonists versus those receiving MTX alone. RA patients were at increased risk of serious infections, irrespective of the method used to define an infectious outcome. Patients and physicians should vigilantly monitor for signs of infection when using TNFalpha antagonists, particularly shortly after treatment initiation. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Etanercept, Tuberkulose-Infektionsrisiko Warnung der FDA Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Eines der modernen Therapieschemata der rheumatoiden Arthritis: Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Laufende Weiterentwicklung der Therapie der rheumatoiden Arthritis: Nach einer entsprechenden Erststudie [Emery P, Breedveld FC, Hall S et al. Lancet 372: 375-382 (2008)] steht zur Zeit die Überprüfung und Analyse der Frage an, ob eine initiale Kombinationstherapie bezüglich der Langzeitergebnisse einer initialen Methotrexat-Therapie mit Eskalation der Behandlung nach 3-6 Monaten durch Hinzufügen z.B. eines TNF-alphaBlockers wirklich überlegen ist. Jahrestherapiekosten: • mit einem TNF-alpha Blocker ca. 23 000 € • für Methotrexat in einer Dosis von 15mg/Woche - in der oralen Applikationsform ca. 150 € - in der parenteralen Form ca. 1 200 € Aus Arzneiverordnung in der Praxi; Ärztekommision der deutschen Ärzteschaftwww.akdae.de Band 36, Ausgabe 3, Mai 2009 Seiten 10-61 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie AkdÄ Drug Safety Mail 2009-071 TNF-α-Blocker und Lymphome bei Kindern und Jugendlichen: FDA fordert Ergänzung der Warnhinweise für alle TNF-α-Blocker Die Food and Drug Administration (FDA) hat die Hersteller von TNF-α-Blockern in den USA aufgefordert, die Produktinformationen für die Arzneimittel Remicade® (Infliximab), Enbrel® (Etanercept), Humira® (Adalimumab), Cimzia® (Certolizumab), und Simponi® (Golimumab) um Warnhinweise für das erhöhte Risiko des Auftretens von Lymphomen und anderen malignen Tumoren bei Kindern und Jugendlichen unter der Behandlung mit TNF-α-Blockern zu ergänzen. Die Warnhinweise betreffen auch ein erhöhtes Leukämierisiko bei Erwachsenen und Kindern und die mögliche Induktion einer Psoriasis. Diese neuen Sicherheitsinformationen wurden auf der Grundlage einer von der FDA abgeschlossenen Analyse von Berichten zum Auftreten von Lymphomen und anderen Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen unter Behandlung mit TNF-α-Blockern, einer weiteren Analyse von PostMarketing-Berichten zum Auftreten von Leukämien bei allen Altersgruppen sowie einer Post-Marketing-Bewertung der New-onset-Psoriasis bei Patienten, die mit dieser Arzneimittelgruppe behandelt wurden, erstellt. TNF-α-Blocker sind zur Behandlung einer oder mehrerer Erkrankungen des Immunsystems (juvenile idiopathische Arthritis, rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis, Plaque Psoriasis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Spondylitis ankylosans) bei Erwachsenen und/oder Kindern und Jugendlichen zugelassen. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Schmerztherapie Uangenehme, sensorische und emotionale Erfahrung, die mit einer echten oder potentiellen Gewebeschädigung einhergeht oder als solche beschrieben wird. Definition, IASP (= international association for the study of pain) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Biologische Grundlagen für Schmerzempfindung, Schmerzverarbeitung und Schmerztherapie Urnoxe Reaktionskette Nozizeptor Afferente Nervenfaser z.B. bakterielle Infektion Bildung algogener Substanzen Nozisensor Aδ δ, C Bildung und Freisetzung von Noxen Kausale und semikausale Therapie Transduktion und Transformation Konduktion Rückenmark Supraspinales ZNS Zentrale Verarbeitung Symptomatische Schmerztherapie Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Pathophysiologie des nozizeptiven Systems Afferente Nervenfasern Struktur Nozisensor normale Funktion Transformation Transduktion Pathophysiologische Veränderung Rückenmark Supraspinales ZNS Konduktion zentrale Verrbeitung z.B. z.B. Sensibilisierung, Desensibilisierung, genetischer Defekt ektopische Erregungsbildung, verlangsamte oder unterbrochene Konduktion Übererregbarkeit Deafferenzierung Syringomyelie Herpes zoster Tumore Untererregbarkeit Verletzung Unterbrechung Tumore Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Ruheaktivität (neuronale) Gruppe III, Aδ δ Gruppe IV, C Arthritis aktiv Aktivität bei Bewegung (neuronale) Gruppe III, Aδ δ Gruppe IV, C Arthritis aktiviert durch nicht-noxische Stimulation nicht aktiv nur durch noxische Stimulation aktiviert Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Verschiedene Schmerzarten Die 3 physiologischen Schmerz-Grundtypen akute Verletzung kurz Entzündung andauernd + + ABNORMAL Schädigung im PNS oder ZNS Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Schmerztherapie 12 11 10 Hypnose Meditation Entspannung 1 NichtOpioidAnalgeOpioidtika Analgetika 2 Operante Methoden Schmerz 9 Biofeedback Neurochirurgie 8 Elektrische Reizung 7 Psychopharmaka Örtliche Betäubung 3 4 Kälte oder Wärme Massage Gymnastik 5 6 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Strukturklassen Opioidtherapeutika Morphinderivate (Opiate) Dihydromorphin-, Morphin-derivate Phenylpoperidin-Gruppe (z.B. Fentanyl, Pethidin) Methadon-Gruppe (z.B. Methadon, Dextropropoxyphen) semisynthetische Thebainderivate (z.B. Buprenorphin) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Zur des Opiums DieGeschichte Geschichte des Opiums 4000 v. Chr. 2000 v. Chr. 900 v. Chr. 700 v. Chr. 100 v. Chr. 100 n. Chr. 1500 n. Chr. 1700 n. Chr. Mitte 17. Jh. 1803 1840 Mitte 19. Jh. 2000 n. Chr. Die Babylonier nutzen die sedierende Wirkung Verwendung zur Beruhigung von Kindern bei den Ägyptern Homer erwähnt einen Trank (Pharmakon Nepenthes), der Kummer und Leid vertreibt Assyrische Schriften berichten von der Verwendung von Opium zur Schmerzlinderung Galen beklagt den Mißbrauch von ihm formulierter Opiumpräparationen In chinesischen Medizinalzeitschriften erscheint Opium als Mittel gegen Diarrhö. Avicenna benutzt Opium ebenfalls gegen Durchfälle. Paracelsus verwendet eine Opiumtinktur als Schmerzmittel und Narkotikum Araber bringen Opium nach Persien, Indien und China Kaiser Ch’ung ch’en verbietet in China das Rauchen von Tabak, statt dessen wird Opium als Suchtmittel populär Isolierung und Reindarstellung des Morphins durch Sertürner Das Verbot des Rauchens von Opium durch Kaiser Tao Kuang als einer der auslösenden Faktoren der Opiumkriege Reine Alkaloide verdrängen Opiumpräparationen in Therapie. Versuche zur Entziehung Süchtiger mit Diamorphin und Cocain Die Suche nach abhängigkeitsfreien Opioiden hält an Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Pharmakodynamische Wirkungen von Morphin und morphinartigen Analgetika zentrale: Zentrale Effekte Analgesie Sedierung Atemdepression Miosis Einschränkung der geistigen und motorischen Aktivität Übelkeit und Erbrechen Antitussive Wirkung Tranquillierende Wirkung Verminderung des zentralen Sympathikotonus Steigerung des Liquordrucks Neuroendokrine Effekte periphere: Periphere Effekte Magen: Darm: Gallengänge: Pankreas: Harnblase: Blutdruck: Hemmung der Sekretion Erhöhung der Tonus von Antrum und Pylorus Entleerungsverzögerung Spasmen der Ringmuskulatur, Hemmung der Propulsionen und des Ionentransportes Spasmus des Analsphinkters Dämpfung des Defäkationsreflexes Spastische Obstipation Tonuszunahme und Spasmus des Sphinkter Oddi, Druckanstieg Hemmung der exokrinen Sekretion, Sekretstau Tonuszunahme des Sphinkters, Unterdrückung des Harndrangs Miktionsbeschwerden, Harnverhaltung durch zentrale Sympathikolyse und Histaminfreisetzung (nur bei Morphin) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Kontraindikationen für die Anwendung von Morphin und morphinartigen Analgetika Absolute Kontraindikationen Hirnödem Schädelhirntrauma Delirium tremens Intrakranieller Druckanstieg Asthma bronchiale Bronchospasmus Ateminsuffizienz Zentrale Atemdepression Akute Pankreatitis Sekretstau Colitis ulcerosa Perforationsgefahr Relative Kontraindikationen Gallengangskolik Spasmogene Wirkung Postcholezystektomiesyndrom Spasmogene Wirkung Hypovolämie Krisenhafter Blutdruckabfall Antihypertensive Therapie Verstärkte Blutdrucksenkung Cor pulmonale Atemdepression Leberzirrhose Wirkungssteigerung durch verminderten Abbau erhöhte Empfindlichkeit Myxödem Morbus Addison Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Häufigkeit von Nebenwirkungen bei opioid-naiven Patienten nach Engabe von 5 mg Morphin epidural Nebenwirkung Häufigkeit (%) Übelkeit 48 Erbrechen 30 Juckreiz 41 Harnverhaltung 34 Blutdruckabfall 4 Atemlähmung 4 From Writer et al (1985) Canadian Anaesthesiological Society Journal 32: 330-338, with permission 1 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie BtMVV Betäubungsmittelverschreibungsverordnung direkte, staatliche Kontrolle Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Klinische Bedeutung der Opioidanalgetika der Einsatz ist prinzipiell symptomatisch, palliativ, nicht kausal daher ist eine Abwägung der Wirkungen/Nebenwirkungen notwendig Mißbrauch bei chronischer Anwendung [z.B. Krebspatienten] ist eher zu vernachlässigen das Hauptproblem ist Toleranz: der analgetische Effekt verschwindet, die Obstipation bleibt der wichtigste Grundsatz ist die Erhaltung/Verbesserung der Lebensqualität! Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Nicht-Opioid-Analgetika NSAIDs [non - steroidal - anti - inflammatory - drugs] hemmen die Produktion u.a. von Prostaglandinen möglicher analgetischer Effekt Reduktion der Sensibilisierung von Nozizeptoren Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Die fünf Kardinalszeichen der Entzündung Rubor Tumor Calor Dolor Functio Iaesa Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Wirkorte und Wirkprofile von antipyretischen Analgetika Monosubstanz Haupwirkort für Analgesie (zusätzliche Wirkorte) Wirkung analgetische antipyretische antiphlogistische spasmolytische Acetylsalizylsäure NSAR sauer Nozizeptor (Hinterhorn des Rückenmarks) gut gut gut keine in therapeutischen Dosena Paracetamol Anilinderivat nicht sauer Hinterhorn des Rückenmarks (Nozizeptor, gut gut keine in therapeutischen Dosen keine in therapeutischen Dosen stark stark gering in therapeutischen Dosen gering Gehirn) Metamizol Pyrazolderivat nicht sauer Hinterhorn des Rückenmarks (Nozizeptor, Gehirn) a NSAR wirken aber über eine Hemmung der Prostaglandinsynthese relaxierend an der glatten Muskulatur des Uterus Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie UAWs saurer Nicht-Opioidanalgetika Körpersystem Symptome Magen Darm-Trakt Übelkeit, Schmerzen, Durchfälle, Besonders bei Acetylsalizylsäure Verstopfung, Blutungen, Ulzeration Niere Wasser- und Salzretention Phenylbutazon (selten) Blut Hemmung der Thromozytenaggregation Acetylsalizylsäure (100%) Blutungen während d. Schwangerschaft Knochenmark Zellschäden (selten) Phenylbutazon Leber Zellschäden (selten) Phenylbutazon Zentralnervensystem Bei Dauertherapie: Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen Indometacin bis zu Psychosen Bei Überdosierung: Hör- und Sehstörungen, Fieber, Alkalose, Salizylate Azidose, Koma (Salizylismus) Allergische Reaktionen Acetylsalizylsäure Geburtsverzögerung Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie UAWs der Acetylsalicylsäure Häufig gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit, Erbrechen Ulzera (Rezidivulzera) Gastrointestinale Blutungen, Eisenmangelanämie Verlängerung der Blutungszeit (Hemmung der Thrombozytenaggregation, Hemmung der Synthese Vitamin K-abhängiger Gerinnungsfaktoren, Hypothrombinämie) Harnsäureretention (bei analgetischer Dosierung) Nierenfunktionsstörungen Leberfunktionsstörungen Allergische Reaktionen (Astma bronchiale, Heuschnupfen, Urtikaria) Analgetikaintoleranz (Aspirinasthma) Zentralnervöse Störungen bei sehr hohen Dosen Bei akuten Intoxikationen Störung des Säure-Basen-Haushalts Zellmembranschäden (Permeabilitätserhöhung Proteinurie, Hypoproteinämie, Lungenödem) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Indikationen und Dosierungsvorschläge für nicht saure Nichtopioidanalgetika (Fortsetzung) Indikationen Substanzen Perorale Dosierungen pro Tag für Erwachsene Einzeldosis Gesamtdosis 2. Nichtsaure antipyretische Analgetika 3. Nichtopioidanalgetika ohne antipyretische und antiphlogistische Wirkung Spastische Schmerzen (Gallenkolik, Harnwegskolik, Darm- Metamizol ~ 500mg 1 000 mg Paracetamol * Metamizol ~ 500 mg 500 mg 1 000 mg 1 000 mg Metamizol ~ Paracetamol * Flupirtin Nefopam 500 mg 500 mg 1-200 mg 30- 90 mg 1 000 mg 1 000 mg 600 mg 270 mg 500 mg 1 000 mg krämpfe) Schwere Fieberzustände Akute und chronische starke Schmerzen (falls andere Arzneistoffe kontraindiziert sind) Tumorschmerzen Neuropathische Schmerzen Allgemeine Befindungsstörungen bei Virusinfektionen Paracetamol * (Fieber und Gliederschmerzen bei grippalen Infekten) Kopfschmerzen ~ cave: Agranulozytose; lebensbedrohlicher nicht allergisch bedingter Blutdruckabfall bei parenteraler Gabe * Rezeptpflicht in höheren Dosierungen seit 1.4.09 bei Packungsgrößen >10g Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie UAWs nicht saurer Nicht-Opioidanalgetika Paracetamol - Rezeptpflicht in höherer Dosierung seit 1. April 2009 wenn die Fertigarzneimittelverpackung mehr als 10g Paracetamol enthält Ursache für diese Einschränkung: fatales Leberversagen oft in mißbräuchlicher Absicht Bereits unter Tagesdoisen von ca. 6g Paracetamol wurden schwerwiegende Leberfunktionsstörungen beobachtet Spezielle Präparate mit reduziertem Paracetamolgehalt für Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder sollten strikt beachtet werden. Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie NSAIDs [Non Steroidal Anti-Inflammatory Drugs] stofflich gesehen eine sehr heterogene Gruppe, wobei allen gemeinsam die Hemmung der Cyclooxygenase ist aber: Es gibt eine Reihe substanzspezifischer Eigenschaften und insbesondere Nebenwirkungen das bedingt: für die Therapie Der Arzt muß eine individuelle Therapie durchführen mit enger Kontrolle der Verträglichkeit bei jedem Patienten s r e d an en ! der Patient hat bei jeder neuen Substanz ein d s ll e ei n!! neues Risiko, aber auch eine neue Chance A s b de für den Pharmazeuten al pioi O jede Substanz hat ein individuelles, neues Profil für den Studenten Lernen und Kennenlernen der einzelnen Substanzen Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Klinische Bedeutung der NSAID-Analgetika Einsatz bei anfallsweise auftretenden Schmerzen [z.B.: nach Saufgelagen, Kopfschmerzen, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, entzündlichen Prozessen, karzinombedingt] am wirksamsten sind NSAIDs bei Schmerzen, die durch Erregung von Nociceptoren unter Beteiligung chemischer Mediatoren zustande kommen [Entzündung im weitesten Sinne] am unwirksamsten sind NSAIDs bei neuropathischen Schmerzen me bei postoperativen Schmerzen, wegen Störung der Hämostase e l b Pro und Verschlimmerung operationsbedingter Magenulcerabildung in Abgrenzung zu Opioiden zeigen NSAIDs häufig allergisch bedingte Nebenwirkungen gibt es NSAIDs fast ausschließlich oral anwendbarer Form Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie WHO – Stufenplan zur Tumorschmerztherapie Stufe 3 wenn zunehmende oder weiterbestehende chronische Schmerzen oder Stufe 2-Therapie nicht ausreicht dann regelmäßig hochpotente Opioide + peripher wirksame Analgetika + Komedikation wenn zunehmende oder weiterbestehende chronische Schmerzen oder Stufe 1-Therapie nicht ausreicht dann regelmäßig niederpotente Opioide + peripher wirksame Analgetika + Komedikation wenn chronische Schmerzen Stufe 2 Stufe 1 (Stufe 0) dann regelmäßig peripher wirksame Analgetika + Komedikation wenn leichte, intermittierende Schmerzen dann peripher wirksame Analgetika (bei Bedarf) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Tumorschmerzen Aus Arzneiverordnung in der Praxis; Ärztekommision der deutschen Ärzteschaftwww.akdae.de Handlungsleitlinie Tumorschmerzen aus Empfehlungen zur Therapie von Tumorschmerzen (3. Auflage) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Tumorschmerzen Aus Arzneiverordnung in der Praxis; Ärztekommision der deutschen Ärzteschaftwww.akdae.de Handlungsleitlinie Tumorschmerzen aus Empfehlungen zur Therapie von Tumorschmerzen (3. Auflage) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Tumorschmerzen Aus Arzneiverordnung in der Praxis; Ärztekommision der deutschen Ärzteschaftwww.akdae.de Handlungsleitlinie Tumorschmerzen aus Empfehlungen zur Therapie von Tumorschmerzen (3. Auflage) Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Tumorschmerzen Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie Schmerztherapie Fallbericht Fallbericht im Zusammenhang mit der Anwendung von Fentanylpflastern In einem Fall hatte ein Patient unmittelbar postoperativ eine Morphininfusion erhalten. Bei seiner Entlassung am darauffolgenden Tag wurde bei ihm ein Fentanylpflaster (75 µg/h.) appliziert, zudem erhielt er drei weitere Pflaster sowie eine Verschreibung über Oxycodon bei Bedarf alle vier bis sechs Stunden. Der Patient verstarb binnen zwölf Stunden nach Entlassung.... Aus Arzneiverordnung in der Praxis; Ärztekommission der deutschen Ärzteschaft; www.akdae.de Band 36, Ausgabe 2, März 2009 Seiten 37-40 Rheumatoide Arthritis & Schmerztherapie