1 Zuerst betrachten wir die rekursiv definierte Graphenklasse G mit der Funktion t : G → N. Dazu sei mit „G1 ∪ G2 “ die disjunkte Vereinigung zweier Graphen G1 und G2 , d.h. V (G1 ∪ G2 ) = V (G1 ) ∪ V (G2 ), E(G1 ∪ G2 ) = E(G1 ) ∪ E(G2 ), und mit „G1 ∨ G2 “ der Join zweier Graphen G1 und G2 , d.h. V (G1 ∨ G2 ) = V (G1 ) ∪ V (G2 ) E(G1 ∨ G2 ) = E(G1 ) ∪ E(G2 ) ∪ {xy : x ∈ V (G1 ), y ∈ V (G2 )}, bezeichnet. Nun wird G wie folgt definiert: (i) Es sei F2 ∼ = C6 ∈ G und t(F2 ) = 1. (ii) Seien G1 , G2 ∈ G zwei beliebige Graphen. Dann sind auch (G1 ∪ G2 ) ∨ K1 , (G1 ∪ G2 ) ∨ K2 Graphen aus G. Weiterhin seien t((G1 ∪ G2 ) ∨ K1 ) = t((G1 ∪ G2 ) ∨ K2 ) = t(G1 ) + t(G2 ). Mit obiger Definition entspricht t(G) für G ∈ G der Anzahl der C6 aus denen G über die disjunkte Vereinigung und den Join konstruiert wird. (C6 ∪ C6 ) ∨ K1 (C6 ∪ C6 ) ∨ K2 Beobachtung 4.16. Jeder Graph G ∈ G ist F1 -frei. Beweis. Für F ∈ F1 gilt ∆(F ) ≤ n(F )−2. Zudem gilt für je zwei unabhängige Knoten v1 , v2 ∈ F , dass dF (v1 ) + dF (v2 ) ≤ 2n(F ) − 5 ist. Mit Hilfe dieser Fakten können wir die Aussage induktiv zeigen. Natürlich ist F2 F1 -frei. Seien also G1 , G2 ∈ G beliebig. Es gilt sofort, dass (G1 ∪ G2 ) ∨ K1 F1 -frei ist, falls dies auch für (G1 ∪ G2 ) ∨ K2 gilt. Angenommen, S induziert in (G1 ∪ G2 ) ∨ K2 einen Graphen aus F1 , also G[S] ∼ =F ∈ F1 . Da G1 und G2 jedoch keinen Graphen aus F1 als induzierten Teilgraphen besitzen, ist ein Knoten x1 aus V ((G1 ∪ G2 ) ∨ K2 ) \ [V (G1 ) ∪ V (G2 )]) in S enthalten. Damit gilt aber laut Definition, dass entweder x1 zu allen Knoten aus S \ {x1 } adjacent ist oder beide Knoten x1 , x2 ∈ V ((G1 ∪ G2 ) ∨ K2 ) \ [V (G1 ) ∪ V (G2 )] zu S gehören sowie zu allen Knoten aus S \ {x1 , x2 } adjazent sind. Somit folgt dG[S] (x1 ) ≥ |S| − 1 bzw. dG[S] (x1 ) + dG[S] (x2 ) ≥ 2|S| − 4, was einen Widerspruch zu obigem Fakt darstellt. 2 Warum gilt kMIN (G) = 3t(G) und kMAX (G) = kVO (G) = 2t(G) für G ∈ G? Aus vorherigen Überlegungen wissen wir bereits, dass kMIN (C6 ) = 3 = 3t(C6 ) und kMAX (C6 ) = kVO (C6 ) = 2 = 2t(C6 ). Seien also G ∈ G ein Graph der durch zwei Graphen G1 , G2 ∈ G entstanden ist und X = V (G) \ [V (G1 ) ∪ V (G2 )]. Es fällt auf, dass NG (x) = V (G1 ) ∪ V (G2 ), NG (v1 ) ⊆ V (G1 ) ∪ X und NG (v2 ) ⊆ V (G2 ) ∪ X für alle x ∈ X, v1 ∈ V (G1 ) und v2 ∈ V (G2 ) ist. Da n(G1 ), n(G2 ) ≥ 6, folgt somit dG (x) ≥ dG (vi ) + 4 für i ∈ [2]. MAX entfernt somit immer zuerst alle Knoten aus X und der erhaltene Graph ist G−X ∼ = G1 ∪ G2 . Somit folgt aufgrund der Beobachtung 4.10, dass kMAX (G) = kMAX (G − X) = kMAX (G1 ∪ G2 ) = kMAX (G1 ) + kMAX (G2 ). Folglich schließen wir induktiv kMAX (G) = 2t(G1 ) + 2t(G2 ) = 2t(G). In jeder Sortierung der Knoten nach Knotengrad belegen die Knoten aus X die letzten Plätze. Falls der Algorithmus Vertex-Order demnach bei diesen Knoten ankommt, so hat er bereits immer Nachbarn der Menge SVO hinzugefügt. Also für er dieser Menge keinen Knoten aus X. Weiterhin gilt dG−X (v) = dG (v) − |X| für alle v ∈ V (G1 ) ∪ V (G2 ). Folglich kann man aus unseren Fakten schließen, dass kVO (G) = kVO (G − X). Da aber G − X ∼ = G1 ∪ G2 folgt aus Beobachtung 4.10, dass kVO (G) = kVO (G − x) = kVO (G1 ∪ G2 ) = kVO (G1 ) + kVO (G2 ). Wir schließen wieder induktiv kVO (G) = 2t(G1 ) + 2t(G2 ) = 2t(G). Aufgrund der Knotengrade wählt MIN im ersten Schritt immer einen Knoten v aus V (G1 ) ∪ V (G2 ). Da der Algorithmus somit aus dem Graphen G die Menge NG [v] entfernt und alle Knoten aus X adjazent zu v sind, kann MIN nie einen Knoten aus X wählen. Da, wie oben bereits erwähnt, auch dG−X (v) = dG (v) − |X| für alle v ∈ V (G1 )∪V (G2 ) gilt, folgt kMIN (G) = kMIN (G−X). Wir schließen analog zu obigen Betrachtungen, dass kMIN (G) = kMIN (G − x) = kMIN (G1 ∪ G2 ) = kMIN (G1 ) + kMIN (G2 ). Wir erhalten erneut induktiv kMIN (G) = 3t(G1 ) + 3t(G2 ) = 3t(G). Außerhalb der Klasse der F1 -freien Graphen kann der Algorithmus Vertex-Order durchaus besser als MIN sein. Sei k ≥ 4. Wir definieren eine Graphen G1k wie folgt: (i) V (G1k ) ist die disjunkte Vereinigung von vier Knotenmengen U1 , U2 , U3 , U4 wobei |U1 | = k, |U2 | = k + 1, |U3 | = 2 und |U4 | = 1. (ii) E(G1k ) ist die disjunkte Vereinigung von fünf Kantenmengen E1 , E2 , E3 , E4 , E5 , wobei G0 = (Ui ∪ Ui+1 , Ei ) ein vollständig bipartiter Graph für alle i ∈ [3], G0 = (U2 , E4 ) isomorph zu K1 ∪ Kk und G0 = (U3 , E5 ) isomorph zu K2 ist. 3 G14 Aufgabe: Man überlege sich, warum kMIN (G1k ) = 3, kVO (G1k ) = kMAX (G1k ) = k + 1 gilt. Als nächstes betrachten wir für k ≥ 1 den Graphen G2k . Dieser wird aus den Wegen P : v11 v21 v31 v12 v22 v32 . . . v1k v2k v3k z, Q1 : u11 u12 u13 , Q2 : u21 u22 u23 , . . . , Qk : uk1 uk2 ukk , R11 : x11 , R21 : x12 , R12 : x21 , R22 : x22 , . . . , R1k : xk1 , R2k : xk2 konstruiert, indem für alle i ∈ [k] die Kanten v2i ui1 , v3i xi1 , v3i xi2 hinzugefügt werden. v11 v21 u11 v31 x11 v12 x12 v22 u21 v32 x21 v1k x22 v2k uk1 u12 u22 uk2 u12 u22 uk2 v3k xk1 z xk2 G2k Aufgabe: Man überlege sich, warum kVO (G2k ) = kMIN (G2k ) = 5k + 1, kMAX (G2k ) = 4k + 1 gilt. Zuletzt möchten wir uns noch für k ≥ 3 den Graphen G3k anschauen. Dieser ist isomorph zu (K1 ∪ Kk+1 ) ∨ Kk . G34 Aufgabe: Man überlege sich, warum kMAX (G2k ) = k, kMIN (G2k ) = kVO (G2k ) = 2 gilt.