SWR2 ZEITWORT 11.08.2009, 6.45 Uhr 11.08.480 v. Chr.: Bei den Thermopylen kämpfen 300 Spartaner gegen das persische Heer Von Stefan Osterhaus© Der Anblick muss überwältigend gewesen sein. Eine Flotte, die das Meer bedeckte, so weit das Auge reichte, eine halbe Million Seeleute dienten auf den Schiffen der Perser. Das Heer war nicht minder imposant. Mehr als 2 Millionen Fußsoldaten standen zum Einmarsch nach Griechenland bereit, über 300.000 dieser Krieger waren griechische Verbündete, die zu den Persern im Kampf gegen ihre Landsleute übergelaufen waren. So erzählt es Herodot, der bekannteste Geschichtsschreiber der Antike, in seinen „Historien“, die er einige Jahrzehnte nach den Ereignissen zu Papier brachte. Seine Schilderungen aus zweiter Hand sind die einzigen zeitnahen Aufzeichnungen, die von ihm genannte Truppenstärken erscheinen zwar geradezu phantastisch, doch die Geschichtsschreibung geht davon aus, dass das griechische Aufgebot von nicht mehr als 5.000 Mann der gewaltigsten Militärmaschine ihrer Zeit mit über 50.000 Soldaten gegenüberstand. Xerxes, der persische Großkönig, war angetreten, um zu vollenden, was seinem Vater Dareios ein Jahrzehnt zuvor nicht gelungen war: den griechischen Staatenbund zu unterwerfen. Und nun standen sie sich gegenüber am 11. August des Jahres 480 vor Christus, nahe am Meer an den Thermopylen, am Eingang zu einer Schlucht von nur wenigen Meter Breite – ein Spalt, der den Weg ins griechische Innere verhieß. Drei Tage lang, so berichtet es jedenfalls Herodot, sah es so aus, als wolle ein Streitwagen ein Nadelöhr passieren. 300 Spartaner unter ihrem König Leonidas kämpften in vorderster Linie gegen eine erdrückende Übermacht der Perser. Die Spartaner waren gut vorbereitet, sogar das Orakel hatten sie um Rat gebeten, wie Herodot erzählt: Sprecher: „Als die Spartaner das Orakel in Delphi über diesen Krieg befragten, hatten sie gleich zu Beginn von der Pythia den Spruch erhalten: entweder Sparta würde von den Feinden zerstört werden oder ihr König fallen. Das bedachte Leonidas.“ Im Kampf scheint der Widerstand der Spartaner partout nicht zu brechen zu sein, mochten die Wolken von Pfeilen, die von den persischen Eindringlingen verschossen wurden, auch den Himmel verdunkeln. Die Spartaner waren ja keine gewöhnlichen Soldaten, sondern die Elite eines Staates, der sich seine Söhne nur als Krieger vorstellen konnte und sie von Kindesbeinen an konsequent dazu erzog. Die Perser in ihren leichten Rüstungen hatten den schwer gepanzerten Spartanern wenig entgegenzusetzen. Doch am dritten Tag gelang es den Persern, einen Weg in den Rücken der Verteidiger zu finden. Herodot berichtet von einem Verrat, der die Kriegsgunst umschlagen ließ. Doch Spartaner-König Leonidas suchte weiterhin den Kampf - und deckte mit seinen 300 Mann den Rückzug der griechischen Verbündeten. Herodot schildert ein Blutbad – es ist die die Geburtsstunde eines der grössten Mythen, den die Geschichte kennt: Eine Minderheit, die sich für das Überleben eines ganzen Kulturkreises in den Tod stürzt. Den Staatenbund liess dies im Kampf gegen den Feinde noch enger zusammenrücken. Sprecher: „Weil die Griechen wussten, dass ihnen der Tod durch die, die den Berg umgangen hatten, bevorstand, setzte ein jeder seine ganze Kraft gegen die Barbaren mit Todesverachtung tollkühn ein. Nun waren aber an diesem Tage schon den meisten ihre Lanzen zerbrochen; da erledigten sie die Perser mit dem Schwerte. Leonidas fiel in diesem Getümmel, nachdem er heldenmütig gekämpft und mit ihm andere namhafte Spartaner. Die Namen dieser Helden habe ich erfahren; ich kenne sie von allen dreihundert. Aber auch von den Persern fiel natürlich eine große Zahl namhafter Männer.“ Der Kampf war entschieden. Doch der persische Sieg war nicht nur teuer erkauft – er hatte keine kriegsentscheidenden Folgen. Zwar war der Weg für die Perser nun frei. Doch sie fanden keinen Gegner. Athen hatte seine Bürger evakuiert, die persische Flotte wurde in der Meerenge von Salamis in eine Falle gelockt und vernichtet. Im Jahr darauf siegte ein vereinigtes griechisches Heer nahe der Ebene von Plataiai– und nahm dem persischen Großreich die letzte Lust, Griechenland zu erobern.