Nachweis wellenmechanischer Streuechos in offenen Mikrowellenbillards Thomas Friedrich Diplomarbeit Institut für Kernphysik Technische Universität Darmstadt Juni 2003 ” Denn ein Haifisch ist kein Haifisch, wenn man’s nicht beweisen kann!“ Berthold Brecht Zusammenfassung In dieser Arbeit wird der experimentelle Nachweis der Existenz von Echos in den asymptotischen Bereichen quanten- bzw. wellenchaotischer Streusysteme mit einem stabilen Bereich im Phasenraum beschrieben. Diese Quantenstreuechos wurden theoretisch bereits gefunden und deren Eigenschaften vorhergesagt. Experimentell wurden sie im Rahmen dieser Arbeit in einem normal- und supraleitenden offenen Mikrowellenbillard entdeckt, welches als Analogsystem zum entsprechenden Quantenbillard diente. Die gemessenen Daten stimmen gut mit der Theorie überein. Die Billarddynamik wurde weiterhin durch Näherungen modelliert, wodurch sie auf die Dynamik eines Teilchens in einem eindimensionalen Doppelwallpotential zurückgeführt werden konnte. Dieses Modell erlaubt weitere theoretische Vorhersagen, die eine genauere Interpretation der gemessenen Daten zulassen. Auch hier finden sich Übereinstimmungen zwischen Experiment und Theorie. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theorie 3 2.1 2.2 2.3 Billards als Modelle für chaotische Systeme . . . . . . . . . . . . . 3 2.1.1 Geschlossene Billards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.2 Offene Billards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Mikrowellenbillards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2.1 Hard- und Soft-Wall-Billards . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2.2 Das offene Billard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Echos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3.1 Phasenraum und klassische Echos . . . . . . . . . . . . . . 9 2.3.2 Hufeisenabbildung und inverses Streuproblem . . . . . . . 10 2.3.3 Quantenstreuechos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3 Simulationen und Modellrechnungen 16 3.1 Klassische Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2 Quantenmechanisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2.1 Approximative Separation der Helmholtzgleichung . . . . . 24 3.2.2 Qualitative Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4 Experimenteller Aufbau und Messungen 4.1 4.2 4.3 36 Aufbau des offenen Billards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.1.1 Dimensionierung und Antennen . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.1.2 Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Messmethode am supra- und normalleitenden Billard . . . . . . . 42 4.2.1 Aufbau der Messeinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.2.2 Absorbermaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Transmissionsspektren und Interpretation . . . . . . . . . . . . . 47 4.3.1 Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.3.2 Resonanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5 Auswertung und Ergebnisse 54 i 5.1 5.2 Bestimmung der Verteilung von Verweildauern . . . . . . . . . . . 54 5.1.1 Verweildauern und Impulsantwort . . . . . . . . . . . . . . 54 5.1.2 Verarbeitung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Nachweis der Quantenstreuechos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 5.2.1 Signalform im Zeitbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 5.2.2 Identifikation der Wellenechos . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.2.3 Zerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 6 Schlussbemerkungen und Ausblick 70 Literaturverzeichnis 72 Danksagung 78 ii 1 Einleitung Das Konzept des Potentialtopfes findet breite Anwendung in der gesamten Physik. Während klassische Bewegungsgleichungen oder quantenmechanische Wellengleichungen von Teilchen in einfachen Potentialen wie dem harmonischen Oszillator noch lösbar sind, existieren im Allgemeinen keine analytischen Lösungen. Dies liegt oft daran, dass es nicht hinreichend viele Konstanten der Bewegung gibt, und die Dynamik des Systems zwar deterministisch, aber chaotisch ist. Aus der Natur sind viele solche chaotischen Systeme bekannt. Oft handelt es sich bei ihnen um wechselwirkende n-Körper Systeme wie Atomkerne. Ein anderes grundlegendes Konzept der Physik ist Dissipation. Nahezu alle in der Natur vorkommenden Systeme wie z.B. Streusysteme sind offen, d.h. betreiben Austausch einer physikalischen Größe mit ihrer Umgebung. Dissipative chaotische Systeme sind in der klassischen Mechanik wie auch der Quantenphysik Gegenstand aktueller Forschung [1, 2, 3, 4]. Einfache Modelle für chaotische Systeme sind Billards. Obwohl sie im Vergleich zu realen Systemen oft starke Idealisierungen darstellen, konnten damit eine Vielzahl an chaotischen Effekten untersucht werden. Während in der klassischen Mechanik Billards meist als Modelle für numerische Rechnungen verwendet werden, gibt es zur Untersuchung von Quantenchaos Experimente mit Strukturen auf kleinen Skalen sowie Experimente mit Mikrowellenresonatoren. Mikrowellen folgen in diesen bei gewissen Einschränkungen der selben Dynamik wie quantenmechanische Wellen im Quantenbillard. Somit kann man durch Analogexperimente Facetten von Quantenchaos untersuchen [5, 6]. Auf Grund der technischen Voraussetzungen am supraleitenden Darmstädter Elektronenlinearbeschleuniger S-DALINAC konnten am Institut für Kernphysik in Darmstadt Messungen an supraleitenden Mikrowellenbillards realisiert werden [7, 8]. In der vorliegenden Arbeit werden Untersuchungen an einem ebenfalls supraleitenden wellenchaotischen Billardsystem mit zwei Öffnungen beschrieben. Solche Systeme können auch als Streusysteme angesehen werden. Im Inneren des betrachteten Billards existieren metastabile Zustände, und nach einem einmaligen Streuprozess sollten nach Vorhersagen von Mejı́a et. al. [9] Quantenstreuechos in den asymptotischen Bereichen nachzuweisen sein. Diese konnten über eine Fouriertransformation von Transmissionsspektren aus supra- und normalleitenden Messungen entdeckt und identifiziert werden. Durch ein theoretisches Modell wurde ein tieferes Verständnis des Streuprozesses, der den Echos zu Grunde liegt, erreicht. Mit diesem Modell wurden Rechnungen zur charakteristischen Zeit zwischen zwei Echos und zum Zerfallsverhalten des Resonators durchgeführt, die in guter Übereinstimmung mit dem Experiment stehen. Im folgenden zweiten Kapitel dieser Arbeit wird erläutert, warum Quantenbillards als Modelle für Quantenchaos dienen können und elektromagnetische Resonato1 ren unter bestimmten Bedingungen gerade deren Eigenschaften annehmen. Das betrachtete System wird vorgestellt und die Eigenschaften seines Phasenraumes werden diskutiert. Mit den Ergebnissen einer klassischen Ray-Tracing Simulation beschäftigt sich das dritte Kapitel. Aus dieser Simulation werden klassische Streuechos berechnet und deren Eigenschaften diskutiert. Weiterhin wird gezeigt, dass man mit einem Billard unter bestimmten Bedingungen auch die Dynamik in einem Soft-Wall-Billard mit nicht verschwindendem Potential in seinem Inneren untersuchen kann. Darauf basierend werden Modellrechnungen durchgeführt, die, wie die klassische Simulation, zu Aussagen über das Zerfallsverhalten und die Abstände zwischen benachbarten Echomaxima führen. Sie sind damit direkt mit experimentellen Daten vergleichbar. Die Konzeption und der Aufbau des Billards sowie der Aufbau des Experiments werden im vierten Kapitel beschrieben. Die Messungen werden vorgestellt und im Rahmen der im dritten Kapitel entwickelten theoretischen Modellvorstellung interpretiert. Im fünften Kapitel ist beschrieben, wie aus Spektren im Frequenzbereich Signale im Zeitbereich berechnet werden. Es wird gezeigt, dass das Auftreten von Resonanzen in den Spektren eine notwendige Bedingung für die Existenz deutlicher Echos in den Zeitsignalen ist. Mit mehreren Begründungen wird belegt, dass die Quantenstreuechos experimentell gefunden worden sind. Die erhaltenen Daten werden schließlich mit den Ergebnissen aus den Modellrechnungen verglichen und diskutiert. 2 2 2.1 Theorie Billards als Modelle für chaotische Systeme Im physikalischen Sinne bezeichnet der Begriff Billard ein berandetes zusammenhängendes Gebiet, in dem sich ein Teilchen reibungslos bewegen kann und auf dessen Rand das Potential nicht verschwindet [10, 11]. Ist das Billard einfach zusammenhängend, d.h. das Gebiet besitzt keine Löcher“, so existiert nur ein ” Rand; hiervon wird im Folgenden ausgegangen. Man unterscheidet Hard-WallBillards, bei denen nur auf dem Rand ein unendlich hohes Potential existiert, und Soft-Wall-Billards, bei denen das Potential auch im Inneren von Null verschieden ist und zum Rand hin wächst, wo es ein Maximum erreicht. Billards sind Modellsysteme für reale Bewegungen klassischer oder quantenmechanischer Teilchen in Potentialtöpfen; demnach wird zwischen klassischen Billards und Quantenbillards unterschieden. Während sich bei klassischen Billards, in denen Teilchen elastisch an den Wänden reflektiert werden, die Chaotizität in der exponentiellen Divergenz der Phasenraumtrajektorien äußert, kommt sie bei quantenmechanischen (allgemeiner: wellenmechanischen) Billards, in denen auf Grund der Unschärferelation Ort und Impuls nicht gleichzeitig exakt definiert sein können, durch bestimmte generische Eigenschaften der Energieeigenwerte und der zugehörigen Wellenfunktionen des Hamiltonoperators des Systems zum Ausdruck. So folgen beispielsweise die Abstandsverteilungen der Energieeigenwerte chaotischer zeitumkehrinvarianter Systeme fast immer einer GOE-Statistik und im regulären Fall Poissonscher Statistik [12, 13]; die Ortskorrelationsfunktion der Wellenfunktion zeigt im chaotischen Fall generische Eigenschaften und im regulären Fall nicht [14, 15]; und klassische reguläre Bahnen mit einer festen Impuls- bzw. Drehimpulskomponente, sog. neutralstabile Bahnen bzw. Whispering-Gallery-Modes (Flüstergalleriebahnen), werden im semiklassischen Grenzfall in Systemen mit klassisch gemischter Dynamik sowohl als Maxima in der Fouriertransformation des Frequenzspektrums, dem sog. Längenspektrum [16], als auch als räumliche Lokalisierungen der Wellenfunktion sichtbar. In diesem Sinne ist der Begriff Quantenchaos als das wellenmechanische Analogon zum klassischen Chaos zu verstehen. Absichtlich wird hier der Begriff wellenmechanisch“ verwendet, da die o.g. Signaturen von Chaos sich nicht nur ” auf die Quantenwelt beziehen, sondern allgemeiner Wellennatur sind; oft findet daher auch der Ausdruck Wellenchaos“ Verwendung. Generische Eigenschaften ” quantenchaotischer Systeme wie Atomkerne sollten also auch in quantenchaotischen Billards präsent sein [17, 18]. 3 2.1.1 Geschlossene Billards Bei geschlossenen Billards mit unendlich hohen Potentialwänden kann im klassischen Fall ein Teilchen aus dem Inneren nicht entweichen. Bei regulärer Dynamik existieren im Phasenraum des Systems nur stabile und neutralstabile periodische Trajektorien. Im chaotischen Fall gibt es nur instabile periodische Bahnen, und es findet in der Regel eine ergodische Überdeckung des Phasenraums statt: es entsteht das sog. Chaosmeer. Bei gemischten Systemen teilt sich der klassische Phasenraum in getrennte reguläre und chaotische Bereiche auf, und jede Trajektorie ist auf einen Bereich beschränkt [19, 20]. Es wird vermutet [12], dass ein quantenmechanisches geschlossenes System chaotisch bzw. regulär ist, sofern das klassische Äquivalent chaotisch bzw. regulär ist. Zeigt es gemischte Dynamik, kann im quantenmechanischen System im Gegensatz zum klassischen ein Tunneln“ von Wellenpaketen zwischen regulären und ” chaotischen Bereichen beobachtet werden. Dieser Vorgang wird als Dynamisches ” Tunneln“ [10, 21, 22] bezeichnet. Durch ein großes Chaosmeer zwischen getrennten regulären Bereichen wird darüber hinaus der Tunnelprozess durch den chaotischen Bereich unterstützt; man spricht in diesem Fall von Chaos-assisted Tunneling“ ” [21, 23]. Durch die Abgeschlossenheit des Systems auf einem Gebiet Ω ergeben sich gebundene Zustände, deren Ortswellenfunktionen ψ (~r) mit ~r ∈ Ω der Wellengleichung und bestimmten Randbedingungen gehorchen: es bilden sich stehende Wellen aus. Bei quantenmechanischen Hard-Wall-Billards entspricht die Wellengleichung gerade der zeitunabhängigen Schrödingergleichung für das freie Teilchen mit Dirichletschen Randbedingungen ³ ´ ∆ + k 2 ψ(~r) = 0, ψ(~r)|∂Ω = 0 . (2.1) Hierbei ist k der Impulseigenwert des betrachteten Teilchens in Einheiten der Planckschen Konstanten ~ und ∂Ω der Rand des Billards. Die Beziehung EQM = ~2 k 2 (2.2) 2m liefert den Zusammenhang der Wellenzahl k mit der Energie EQM des Teilchens, wobei m die Teilchenmasse bezeichnet. Die Eigenwerte und -funktionen von Gl. (2.1) für beliebig geformte Billards zu finden, ist analytisch nur in Ausnahmen möglich und daher eine numerische Herausforderung. Mehrere Methoden wurden hierzu entwickelt, die alle in der Diagonalisierung oder der Polstellensuche einer Matrix hoher Dimension resultieren (eine Übersicht findet sich in [24]). Weiterhin stellen diese Methoden bestimmte Anforderungen an die Geometrie der zu quantisierenden Billards wie beispielsweise Konvexität oder Sternförmigkeit [25, 26, 27]. Semiklassische Quantisierungsmethoden basieren auf der Näherung der quantenmechanischen Greenschen Funktion 4 des Systems, was im Wesentlichen durch eine Summation über klassische Teilchenbahnen geschieht [10, 28]. Jedoch werden dabei z.B. Signaturen von Beugungsbahnen [29, 30] nicht erfasst. Aus dieser Sichtweise gewinnt die Untersuchung des mathematischen Billardproblems auf experimenteller Ebene eine wichtige Bedeutung, denn Simulationen mit hoher Genauigkeit wurden für beliebige Geometrien bisher nicht entwickelt. Geschlossene Billardsysteme sind Idealisierungen und kommen in der Natur nicht vor; für zeitlich stabile Systeme mit gebundenen Zuständen in einer hohen Potentialmulde stellen sie jedoch ein gutes Modell dar. Sie eignen sich wegen der langen Verweildauer der Teilchen im Wechselwirkungsbereich sehr gut dazu, um die Eigenschaften von chaotischen Bahnen bzw. Wellenfunktionen zu untersuchen. 2.1.2 Offene Billards Offene Billards sind, im Gegensatz zu geschlossenen, über Öffnungen im Rand oder durch quantenmechanisches Tunneln (z.B. bei Soft-Wall-Billards) an die Außenwelt, oder allgemeiner an andere physikalische Systeme gekoppelt. Offene Billards stellen in diesem Sinne Idealisierungen offener Systeme dar; Beispiele hierfür sind zerfallsfähige Atomkerne bzw. Bewegung von Teilchen in einem effektiven Potential, Erdbebenwellen in weichen Erdschichten, Wellenleiter oder Gravitationsbillards wie etwa ein springender Ball auf einer Oberfläche. Im Allgemeinen entstehen im quantenmechanischen Fall laufende Wellen. Typischerweise wird an offenen Billards beobachtet, wie lange sich Teilchen im Inneren aufhalten bzw. wie schnell die Wellenfunktionen oder ihre Korrelationsfunktionen in der Zeit zerfallen; auch hier finden sich prinzipiell Unterschiede zwischen quantenmechanischen und klassischen chaotischen oder regulären Systemen [31, 32, 33, 34, 35, 36, 37]. 2.2 Mikrowellenbillards In der Natur vorkommende wellenchaotische Systeme sind im Experiment meist schwer zugänglich, da die zu untersuchenden Effekte auf sehr kleinen oder großen Skalen stattfinden. Die größten realisierten Quantensysteme sind heute QuantumDots mit einer Ausdehnung im Mikrometerbereich (in [38] wird ein Überblick über die Entwicklung auf diesem Gebiet gegeben). Auf Grund einer Äquivalenz der Helmholtzgleichung der Elektrodynamik mit der zeitunabhängigen Schrödingergleichung (2.1) in zwei Dimensionen ist es jedoch möglich, Quantenchaos in handlichen Resonatoren mit Mikrowellen zu beobachten [39]. 5 2.2.1 Hard- und Soft-Wall-Billards Aus den ladungsfreien Maxwellgleichungen für das Vakuum ergeben sich die vektoriellen Helmholtzgleichungen ³ ´ ~ k (~r)|∂Ω = 0 E (2.3) ´ ~ ⊥ (~r)|∂Ω = 0 B (2.4) ~ r) = 0, ∆ + k 2 E(~ ~ r) und für das elektrische Feld E(~ ³ ~ r) = 0, ∆ + k 2 B(~ ~ r) sowie eine Kopplungsgleichung für die magnetische Feldstärke B(~ ~ r) = i c ∇ × B(~ ~ r) , E(~ k (2.5) welche die Eindeutigkeit der Lösungen gewährleistet. Dabei ist mit c die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum bezeichnet. Im Vergleich mit (2.1) fällt auf, dass hier die Wellenfelder Vektorfelder sind. Eine volle Äquivalenz der beiden Gleichungen (2.1) und (2.3) kann jedoch durch zylindrische Resonatoren, d.h. Resonatoren mit parallelen Böden und Deckeln in der xy-Ebene und dazu senkrechten Wänden entlang der z-Richtung, erreicht werden. Ist die Resonatorhöhe d kleiner als c/2f , wobei c die Vakuumlichtgeschwindigkeit und f die Frequenz bezeichnen, können sich bei einer festen Frequenz in z-Richtung keine TE- oder TM-Moden außer ~ der ersten TM0 -Mode ausbilden [40]. Dabei steht das E-Feld senkrecht auf Boden und Deckel, die Feldstärke ist von z unabhängig und der Wellenvektor ~k liegt senkrecht dazu in der xy-Ebene. Aus den vektoriellen Gleichungen wird somit die skalare Helmholtzgleichung ³ ´ ∆ + k 2 E(~r) = 0, E(~r)|∂Ω = 0 . (2.6) Die Dispersionsbeziehung für elektromagnetische Wellen lautet im Gegensatz zu Gl. (2.2) EEM = ~ω = ~ck , (2.7) wobei die Dielektrizitätszahl ² und die magnetische Permeabilität µ als 1 vorausgesetzt wird, was für Luft eine gute Näherung und für Vakuum exakt ist. Diese Analogie erlaubt es, Eigenschaften quantenmechanischer Hard-WallBillards in zwei Dimensionen mit Mikrowellenresonatoren zu untersuchen; dabei gilt die Entsprechung 2mEQM . (2.8) k 2 ←→ 2 ~ Für Soft-Wall-Billards existiert keine solche Analogie. In Näherung kann jedoch eine erreicht werden, wenn in einem Hard-Wall-Billard der Abstand nahezu paralleler Ränder langsam (adiabatisch) mit dem Ort variiert. Durch einen geschickten 6 Separationsansatz, der einer Elimination einer adiabatischen Variablen entspricht [41], ergibt sich aus der Helmholtzgleichung eine Beziehung, die zur Schrödingergleichung mit Potentialterm eines Teilchens äquivalent ist. Dieses Verfahren wird in Abschnitt 3.2 genauer betrachtet und bei Modellrechnungen angewendet. 2.2.2 Das offene Billard Das in dieser Arbeit experimentell untersuchte System ist ein zweidimensionales Billard mit zwei offenen Enden. Es wird von einer Gaußkurve ¶ µ α 2 (2.9) fu (x) = λ exp − 2 x λ und einer nach unten geöffneten Parabel γ fl (x) = λ β − 2 x2 λ µ ¶ (2.10) berandet (siehe Abb. 2.1). Dabei ist x eine Ortskoordinate, λ ein Skalierungsfaktor mit der Dimension der Länge, und die dimensionslosen Parameter α, β und γ wurden zu 0.161, 0.2 und 0.1 gewählt. Die Indices u und l stehen für upper“ bzw. ” lower“. Beide Berandungen sind bis zu einem bestimmten x-Wert ausgedehnt, ” an welchem sich die Billardöffnungen befinden. Im Folgenden werden einige Eigenschaften dieser Geometrie als klassisches Billard für Teilchen sowie als quantenmechanisches Billard für Wellen oder Wellenpakete diskutiert. Bei den gewählten Parametern zeigt der Phasenraum des Billards bestimmte Eigenschaften, durch welche die Form der zu beobachtenden Echos (siehe Abschnitt 2.3.1) definiert ist. Das Billard ist symmetrisch um x = 0, und es enthält eine stabile und zwei instabile periodische fundamentale Bahnen klassischer Teilchen. Mit der o.g. Parameterwahl sind im inneren Bereich des Billards (zwischen den beiden instabilen Bahnen) die Krümmungen der Randkurven etwa gleich. Außerdem kann durch eine geeignete Wahl der Positionen der Teilchenquellen und -senken bzw. Wellensender und -empfänger direkte Transmission durch das Billard verhindert werden. Die Breite des Billardkanales, der in etwa dem Abstand der beiden berandenden Kurven fu (x) und fl (x) entspricht, ist im Inneren etwa konstant, minimal an den Orten der beiden instabilen Bahnen und wächst nach außen hin schnell an. Das Billard wird im Folgenden als offenes ” Billard“ bezeichnet. In den Gleichungen (2.9) und (2.10) wurde für das Mikrowellenexperiment im Hinblick auf den verfügbaren Frequenzbereich (vgl. Kap. 4) λ = 5 cm gewählt. Im Folgenden wird nur diese Skalierung benutzt. Zu Positionsangaben innerhalb des Billards dient außerdem das in den Gleichungen (2.9) und (2.10) benutzte Koordinatensystem. Abbildung 2.1 zeigt die Form des Billards maßstabsgetreu. Eingezeichnet sind auch die drei periodischen Bahnen sowie die Orte der Antennen bzw. Teilchenquellen und -senken; ihre Positionen werden in Kap. 4 begründet. 7 Abb. 2.1: Die maßstabsgetreue Skizze des Billards zeigt die obere Berandung f u und die untere Berandung fl . Das Billard ist symmetrisch und besitzt eine stabile Bahn bei x =0 (durchgezogene Linie) sowie zwei instabile Bahnen an den engsten Stellen des zweidimensionalen Wellenleiters (gestrichelte Strecken). Die Kreuze entsprechen den für das Experiment bzw. die Simulation gewählten Orten der Antennen bzw. Teilchenquellen und -senken. In dieser Arbeit wird das Billard als offenes Billard“ bezeichnet. ” Das offene Billard kann einerseits als zweidimensionaler Teilchenkanal oder Wellenleiter und andererseits als Streuzentrum angesehen werden: Ein vom äußeren Bereich in das Billard eintretendes Teilchen oder Wellenpaket erfährt zunächst eine Verengung des Billards bis zur ersten instabilen Bahn. Dort tritt eine erhöhte Reflexionswahrscheinlichkeit auf. Im inneren Bereich weitet sich das Billard bis zur Symmetrieachse auf und verengt sich wieder zur zweiten instabilen Bahn hin, wo erneut eine erhöhte Reflexionswahrscheinlichkeit besteht. Im Inneren können stabile und langlebige Zustände existieren, da Teilchen bzw. Wellenpakete an den instabilen Bahnen reflektiert werden. Ist jedoch die zweite instabile Bahn überwunden, entfernt sich das Teilchen oder Wellenpaket vom inneren Bereich und kehrt nicht mehr zurück. Der innere Bereich ist somit das Zentrum eines Streuprozesses: die Wechselwirkung eines Teilchens oder Wellenpaketes mit dem Billard wird um so geringer, je weiter es in den asymptotischen Bereich hinein vordringt. 2.3 Echos Wird im klassischen Fall zeitgleich von einem Punkt im äußeren Bereich des Billards ein Ensemble von Teilchen unter verschiedenen Anfangsbedingungen, d.h. Emissionsrichtungen, in das Innere des Billards entsendet, so können die Teil8 chen, die die erste instabile Bahn überwinden, im Inneren gefangen bleiben und zwischen den Orten der instabilen Bahnen hin- und herreflektiert werden. Bei jedem Kontakt des Ensembles mit einer instabilen Bahn wird jedoch ein Teil der Teilchen ausgekoppelt. Die Transmission in die asymptotischen Bereiche geschieht daher pulsweise - es entstehen Echos. Im quantenmechanischen Fall wird ein kurzer Wellenpuls auf das Streuzentrum gesendet. Ein Teil des Pulses passiert den Engpass der instabilen Bahn. Dieser propagiert nun weiter im Inneren, während der an der Bahn reflektierte Teil das Billard verlässt. Bei jeder Reflexion an den instabilen Bahnen des im inneren Bereich angekommenen Anteiles des Pulses, bei jedem Vorzeichenwechsel seiner Impulskomponente entlang der Berandung also, wird ein Wahrscheinlichkeitsstrompuls aus dem inneren Bereich des Billards ausgekoppelt, und es entstehen so auch im quantenmechanischen Fall Streuechos in den asymptotischen Bereichen - die Quantenstreuechos. Die Existenz dieser Echos und deren Eigenschaften wurden von C.R. Mejı́a Monasterio in [42] vorhergesagt; die Ergebnisse dieser Arbeit sind in [9] veröffentlicht. Zum Verständnis der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experimente werden im Folgenden einige Grundlagen quantenchaotischer Streuung sowie die wichtigsten Ergebnisse aus [42, 9, 43, 44] zusammengestellt. 2.3.1 Phasenraum und klassische Echos Im Phasenraum bzw. im Poincaréschnitt eines klassischen Systems korrespondieren stabile und instabile periodische Teilchenbahnen zu elliptischen und hyperbolischen Mannigfaltigkeiten bzw. Punkten [10, 45]. Ein Poincaréschnitt von Systemen, die sowohl stabile als auch instabile periodische Bahnen besitzen, zeigt daher, wie der gesamte Phasenraum, gemischte Dynamik und besteht aus stabilen Inseln um die elliptischen Punkte herum, die von einer chaotischen Hülle (engl.: chaotic layer“ [43]) umgeben sind. In dieser Hülle können kleinere sta” bile Inseln, sog. KAM-Inseln existieren, welche zu einer fraktalen Struktur der chaotischen und regulären Gebiete im Phasenraum führen [45]. Hierdurch wird die Bewegung in der chaotischen Hülle ähnlich wie bei einem Diffusionsprozess sehr langsam, und die exponentielle Divergenz benachbarter Bahnen ist erst auf großen Zeitskalen erkennbar. Benachbarte Trajektorien im Phasenraum, die auf einen hyperbolischen Punkt zulaufen, entwickeln sich in empfindlicher Abhängigkeit ihrer Anfangsbedingungen in verschiedene Richtungen weiter, nachdem sie an diesem Punkt vorbeigelaufen sind. In diesem Sinne sind hyperbolische Punkte Streuzentren im Phasenraum. Bei Systemen mit stabilen und instabilen Bahnen handelt es sich um Streusysteme mit quasigebundenen Zuständen, denn im Poincaréschnitt kann ein Teilchen in der chaotischen Hülle eine stabilen Insel mehrfach umrunden, bevor es schließlich zu einem hyperbolischen Punkt propagiert, wo es nach außen gestreut wird. 9 Abbildung 2.2 zeigt einen Poincaréschnitt des Phasenraums des offenen Billards. Jeder Punkt dieses Schnittes entspricht einer Reflexion eines Teilchens an der unteren Berandung des Billards. Die horizontale Achse ist mit einer Längenparametrisierung l der unteren Berandung skaliert. Die zugehörige Koordinate gibt somit eine Auskunft über den Ort der Reflexion. Auf der vertikalen Achse ist der Sinus des gegenüber der Normalen zur Berandung gemessenen Einfallswinkels φ des reflektierten Teilchens abgetragen. Die zugehörige Koordinate stellt ein Maß für die Geschwindigkeitskomponente des Teilchens entlang der Berandung dar, denn sin φ ist bei auf 1 normiertem Gesamtimpuls gerade die Impulskomponente des Teilchens parallel zur Berandung am Reflexionspunkt, und somit die kanonisch zu l konjugierte Variable (sog. Birkhoff-Koordinaten, vgl. Abbildung 2.2). In der Abbildung sind klar die stabile Insel, die chaotische Hülle sowie der zur stabilen periodischen Bahn korrespondierende Fixpunkt bei l = 0 und sin φ = 0 zu erkennen. Die Echos entstehen, wenn ein Ensemble von Teilchen mit geeigneten, leicht verschiedenen Anfangsbedingungen, also eine in den regulären Bereichen langsam auseinander diffundierende Teilchenwolke im Phasenraum, aus dem äußeren Bereich des Systems entsendet wird. Einige der Teilchen werden direkt in den näherliegenden der beiden asymptotischen Bereiche ausgekoppelt. Der Rest beginnt, die stabile Insel zu umrunden, wobei jeweils an den hyperbolischen Punkten ein Teil in den zugehörigen asymptotischen Bereich gestreut wird. In den beiden asymptotischen Bereichen gewinnt und verliert daher der Teilchenstrom weg vom Streuzentrum periodisch an Intensität: dieses sind die klassischen Echos. Weiterhin ist in der Abbildung zu erkennen, dass sich einige Kurven in einem Punkt schneiden. Dies ist möglich, weil es sich bei dem Poincaréschnitt nur um einen zweidimensionalen Schnitt durch den dreidimensionalen Phasenraum handelt (dreidimensional, da auf Grund der Energieerhaltung der Betrag einer Impulskomponente durch den Betrag der anderen bestimmt ist). Teilchen entwickeln sich in diesem Schnitt außerdem nicht entlang der Kurven, sondern durchstoßen ihn bei diskreten Punkten ihrer Trajektorien im Phasenraum. Die mittlere Zeit τ zwischen zwei aufeinanderfolgende Durchstoßungen ist die sog. Rückkehrzeit (recurrence time). 2.3.2 Hufeisenabbildung und inverses Streuproblem Bei Streuproblemen wird im Allgemeinen in Experimenten oder Simulationen eine sog. Streufunktion, in diesem Fall die Verweildauer im Billard, in Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen bestimmt [43]. Aus der obigen Interpretation der Echos im Phasenraum ergibt sich, dass die Partikelzahl eines Teilchenensembles, das die stabile Insel umrundet, mit der Zeit abnimmt. Theoretisch kann jedoch gezeigt werden [45], dass es eine Menge von Punkten in der chaotischen Hülle gibt, 10 Abb. 2.2: Jede Reflexion auf der unteren Berandung fl des Billards trägt einen Punkt zu diesem Poincaréschnitt des klassischen Phasenraumes bei. Aufgetragen ist dabei die Impulskomponente entlang der Berandung relativ zum Gesamtimpuls (siehe Detailzeichnung zur Definition des Reflexionswinkels φ an einem beliebigen Randsegment) gegen die Bogenlänge von dieser Berandung. Der Schnitt enthält eine stabile Insel und eine sich anschmiegende chaotische Hülle. Der elliptische Punkt liegt im Zentrum der Insel und korrespondiert zur stabilen periodischen Bahn; die zwei hyperbolischen Punkte sind nicht erkennbar. Echos entstehen klassisch, indem ein die Insel umrundendes Teilchenensemble zweimal bei jedem Umlauf an den hyperbolischen Punkten Teilchen verliert. Das eingezeichnete Rechteck ist in Abb. 2.3 vergrößert dargestellt. In ihm liegt ein hyperbolischer Punkt, an dem über Reflexion oder Transmission entschieden wird. bei denen die Teilchen unendlich lange Zeit im Billard gebunden sind. Die Verweildauer entlang solcher Teilchenbahnen ist also unendlich, obwohl sie außerhalb der stabilen Insel liegen. Diese Punktmenge im Phasenraum wird als chaotischer Sattel oder, da die Zeitentwicklung im Phasenraum einer Selbstabbildung dieser Menge entspricht, als invariante Menge bezeichnet. Sie hat die topologische Struktur einer Cantormenge [46] und damit ein Phasenraumvolumen (LiouvilleMaß) von Null. Somit können, wie oben schon festgestellt, die entsprechenden Teilchenbahnen in realen Experimenten nicht nachgewiesen werden. Dennoch hat 11 die invariante Menge eine wichtige Bedeutung für den Streuprozess: Abbildung 2.3 zeigt eine Vergrößerung des Rechtecks in Abb. 2.2. Es ist erkennbar, dass die chaotische Hülle eine Grenzkurve beinhaltet, die in der Nähe des markierten hyperbolischen Fixpunktes starke Oszillationen im Poincaréschnitt zeigt. Diese sind um so schneller“ und besitzen eine um so größere Amplitude“, je näher sie ihm ” ” stehen. Man bezeichnet die Struktur als auslaufende Komponente des homoclinic tangle ( homoklines Gewirr“); es sei darauf hingewiesen, dass der deutsche ” Begriff nur selten Verwendung findet. Die einlaufende Komponente des tangle entspricht der auslaufenden in Zeitumkehr, d.h. der, die man unter Vertauschung von instabiler und stabiler Richtung des hyperbolischen Punktes erhält, und ist demnach nicht in den Abbildungen zu sehen. Die Menge der Schnittpunkte beider Komponenten des homoclinic tangle ist gerade die invariante Menge. Ein tangle tritt immer dann auf, wenn im Poincaréschnitt ein hyperbolischer Punkt und eine stabile Insel koexistieren. Bei Systemen mit mindestens einer instabilen und einer stabilen periodischen Bahn ist dies der Fall. Die oben angesprochene Selbstabbildung auf der Menge ist eine chaotische Abbildung, die die selbe Struktur besitzt wie die Smalesche Hufeisenabbildung [47]. Diese bildet die Elemente der invarianten Menge aufeinander ab. Der Name Huf” eisenabbildung“ leitet sich aus der Abbildungsvorschrift ab, bei der ein Rechteck im Poincaréschnitt auf eine hufeisenförmige Fläche abgebildet wird. Es sei angemerkt, dass das homokline Gewirr auch oft als Hufeisen“ oder Hufeisenstruktur“ ” ” bezeichnet wird. In der Nähe des tangle verweilen Teilchen sehr lange im Billard, bevor sie in den asymptotischen Bereich gestreut werden. Da die sog. gebundene ” Dynamik“, also die Dynamik von Teilchen mit Anfangsbedingungen der invarianten Menge, chaotisch ist, ist auch die Dynamik von Bahnen in der Nähe des tangle chaotisch. Somit sind es vornehmlich die genauen Eigenschaften der Bahnen und damit der Hufeisenstruktur, die für die Eigenschaften des chaotischen Streuprozesses und der Streufunktion verantwortlich sind [43]. Die genauen Eigenschaften der Hufeisenabbildung hängen von der Anzahl der Fixpunkte im Phasenraum ab. Bei N Fixpunkten ergibt sich ein Hufeisen N -ter Stufe und im Falle des offenen Billards ein sog. ternäres (N =3) Hufeisen. Ein weiteres Kriterium zur Klassifizierung der Struktur einer Hufeisenabbildung ist der sog. Entwicklungsparameter β, welcher Werte zwischen 0 und 1 annimmt und ein Maß dafür ist, in wie weit sich die Oszillationen des der ein- und auslaufenden Komponente des tangle im Poincaréschnitt überlappen. Bei vollständiger Überlappung spricht man von einem vollständigen, sonst von einem unvollständigen Hufeisen. Der Entwicklungsparameter erlaubt es, Eigenschaften von der Streufunktion mit Eigenschaften der Hufeisenabbildung in Beziehung zu setzen. Diese sind typischerweise hierarchische Eigenschaften von Strukturen in der Streufunktion wie beispielsweise eine fraktale Dimension, oder auch die Zeit zwischen zwei Maxima 12 Abb. 2.3: Vergrößerter Bereich des Phasenraumes um einen der hyperbolischen Punkte (markiert). Die Auswucherungen, das sog. homoclinic tangle, sind ein typisches Zeichen für chaotische Streuung. Die invariante Menge, d.h. die Menge der Anfangsbedingungen, von denen aus Teilchen das Billard nie verlassen, liegt auf dem tangle, und ihre Punkte werden durch eine Abbildung aufeinander abgebildet, die strukturell der Hufeisenabbildung von Smale entspricht. Die Eigenschaften der Streufunktion hängen somit stark von den Eigenschaften des tangle ab. Der Entwicklungsparameter β der Hufeisenabbildung ist ein Maß für die Breite und Länge der Auswucherungen in dieser Abbildung. Ist er bekannt, können globale Eigenschaften der Streufunktion bestimmt werden, so auch die Dauer zwischen zwei Echomaxima. Umgekehrt können aus der Streufunktion der Entwicklungsparameter und somit Aussagen über das Streuzentrum erhalten werden. Somit stellt die Analyse von Streuechos einen Beitrag zum Verständnis des inversen Streuproblems dar. der Streuechos, die im weiteren Verlauf der Arbeit auch als Periode der Echos bezeichnet wird. Für diese wird in [44] für ternäre Hufeisen die Beziehung THuf eisen 3 = τ −2 log 3 β + 2 µ ¶ (2.11) angegeben, wobei THuf eisen die Periodendauer und τ die Rückkehrzeit des Poincaréschnitts ist. Der Klammerterm in (2.11) ist dann die Anzahl der Reflexionen 13 an einer Berandungskurve zwischen zwei Echomaxima. Der Entwicklungsparameter eines einem Streusystem zu Grunde liegenden Hufeisens bestimmt somit die Periodenlänge von Streuechos. Natürlich gilt auch der Umkehrschluss: Aus Daten, die im asymptotischen Bereich, also außerhalb des Streuzentrums, erhalten werden, können der Entwicklungsparameter des Hufeisens und damit strukturelle Eigenschaften des Streuzentrums berechnet werden. Der Zusammenhang (2.11) stellt somit einen Beitrag zum Verständnis des inversen Streuproblems dar. Die Daten für die Abbildungen 2.2 und 2.3 wurden mit den in Abschnitt 3.1 beschriebenen Methoden der klassischen Simulation gewonnen. Die Daten gestreuter Teilchen wurden dabei mit einer der instabilen Bahn nahen Position der Teilchenquelle (vgl. Abb. 2.1) gewonnen. Da klassische Teilchen im regulären bzw. chaotischen Teil des Phasenraumes diesen nie verlassen, musste für die Daten der stabilen Insel eine weitere Simulationsrechnung mit einer Position der Teilchenquelle im inneren Bereich des Billards durchgeführt werden. Der Entwicklungsparameter wurde für das offene Billard mit den in Abschnitt 2.2.2 angegebenen Parametern unabhängig vom Skalierungsfaktor λ zu β = 3−8 bestimmt [48]. Die Rückkehrzeit als mittlere Zeit zwischen zwei Reflexionen an einer Berandung entspricht im Mittel der Größenordnung der doppelten Bahnlänge der periodischen Bahnen. Zwar befinden sich die meisten Teilstrecken zwischen zwei Reflexionen mit den Wänden in der Nähe der instabilen Bahnen (vgl. Abb. 3.1), jedoch treten bei der Propagation durch die Mitte des Billards auch Teilstrecken auf, die länger als die stabile Bahn sind, was die obige Aussage rechtfertigt. Die stabile Bahn hat eine Länge von 4 cm, und somit wird τ = 2 · 4 cm/c = 0.267 ns angenommen. Es ergibt sich somit eine Abschätzung für den Abstand zweier Echomaxima von THuf eisen = 4.67 ns. Es sei noch erwähnt, dass bei der Ableitung von Gl. (2.11) eine Näherung gemacht wird, wodurch ein Fehler in der Größenordnung von τ /2, also ∆THuf eisen = 0.14 ns, zugelassen werden muss. 2.3.3 Quantenstreuechos Im Vergleich mit der chaotischen Streudynamik im klassischen Fall zeigt der quantenmechanische Streuprozess zwei weitere wesentliche Eigenschaften: Zum einen kann ein Wellenpaket zerfließen, und zum anderen kann ein Wahrscheinlichkeitsstrom zwischen regulären und chaotischen Bereichen im korrespondierenden klassischen Phasenraum fließen. Letzteres ist klassisch nicht erlaubt und wird in Analogie zum quantenmechanischen Tunnelprozess als dynamisches Tunneln“ ” bezeichnet. In Abschnitt 3.2 dieser Arbeit wird am Beispiel des offenen Billards gezeigt, dass diese beiden Tunnelprozesse eine physikalische Äquivalenz besitzen (vgl. auch [22]). Der Beitrag zum inversen Streuproblem bedeutet bei quanten14 mechanischen Streuprozessen, dass aus den asymptotischen Daten des quantenmechanischen Systems der Entwicklungsparameter des Hufeisens und aus diesem wiederum einige Eigenschaften eines klassischen Streusystems berechnet werden können. Am Anfang eines quantenmechanischen Streuprozesses werden Echos beobachtet, die von der Streuung eines Wellenpaketes herrühren, das im klassischen Phasenraum in der chaotischen Hülle lokalisiert ist. Zu späteren Zeiten entstehen die Echos auf Grund des dynamischen Tunnelns mitunter aus Wellenpaketen, die in die stabile Insel hinein getunnelt sind und von denen ein wieder heraus getunnelter Anteil gestreut wird. Da jedoch die Umrundungszeit der stabilen Insel in der chaotischen Hülle, die gerade der klassischen Echoperiode entspricht, nahezu der Periodendauer von gebundenen Zuständen im äußeren Bereich der stabilen Insel gleicht, bleiben die Aussagen zum inversen Streuproblem auch für spätere Zeiten gültig. Eine genauere Analyse der Periodendauern der Zustände in der stabilen Insel zeigt, dass sie um so kürzer sind, je tiefer die Zustände in der Insel liegen. Die zum elliptischen Punkt korrespondierende stabile Bahn besitzt die kürzeste Periodendauer. Es ist daher zu erwarten, dass die Quanten-Streuechos eine mit der Zeit abnehmende Periode besitzen; eine quantitative Analyse erfolgt in Kap. 3.2. 15 3 3.1 Simulationen und Modellrechnungen Klassische Simulation Zur Visualisierung des Streuprozesses durch die Billardgeometrie und des Ursprungs der Echos wurde eine Rechnersimulation für klassische Teilchenbahnen entwickelt. Die Ergebnisse wurden dazu benutzt, einen Poincaréschnitt des Phasenraumes des Billards zu erstellen, die Streufunktion, also die Verweildauer eines Teilchens im Billard in Abhängigkeit seiner Anfangsbedingungen sowie die Verteilung der Verweildauern für ein Ensemble von Teilchen und somit ein Profil der klassischen Echos zu bestimmen. Zu dieser Simulation wurde ein Programm entwickelt, das für ein Teilchen mit einem vorgegebenen Ort und einer vorgegebenen Richtung als Anfangsbedingungen seine Bahn im Billard und die zur Verweildauer proportionale Bahnlänge bis zum Verlassen des Billards berechnet. In dieser Routine wird mit dem Newtonschen Iterationsverfahren zur Nullstellenbestimmung ausgehend von den Anfangsbedingungen der Schnittpunkt der Teilchenbahn mit dem Billardrand und nach dem Reflexionsgesetz die neue Propagationsrichtung berechnet. Diese und der Ort der Reflexion stellen die neuen Anfangsbedingungen dar, und die Prozedur wird von neuem durchlaufen. In jedem Schritt wird überprüft, ob das Teilchen entlang seiner Bahn das Billard verlässt. Eine Teilchenbahn wird als stabil angenommen, falls das Teilchen nach 5000 Reflexionen das Billard noch immer nicht verlassen hat. Es wurde überprüft, dass die Berechnungen der Schnittpunkte mit den Berandungen für 5000 Reflexionen mit hinreichender Genauigkeit ausgeführt wurden. Die Bahnlänge ist die Summe aller Teilstrecken und wird sukzessiv mitberechnet; sie bekommt ein negatives Vorzeichen, falls das Teilchen auf der Seite das Billard verlässt, auf der es entsendet wurde. Mit dieser Routine wurden Teilchenbahnen und Bahnlängen für ein ganzes Ensemble von Teilchen mit vorgegebenen Anfangsbedingungen berechnet. Die Teilchenzahl wurde bei den durchgeführten Simulationen zu 106 festgelegt, wofür sich die CPU-Zeit auf einem DEC Dual-Alpha Rechner (533 MHz, 512 MB Ram, DEC OSF 4.x-Betriebssystem) auf etwa 42 Stunden belief. Aus den Bahndaten wurden Poincaréschnitte von Reflexionen an der oberen bzw. unteren Berandung (vgl. Abb. 2.3.1) berechnet. Weiterhin wurden daraus die Bilder in Abb. 3.1 gewonnen, in denen der Weg von Teilchen im Billard dargestellt ist. In Abb. 3.1a ist die Bahn eines Teilchens zu sehen, welches unter einem Winkel von 275◦ zur x-Achse (vgl. Abb. 2.1) emittiert wurde. Das Teilchen verlässt das Billard schon nach wenigen Reflexionen am Rand. Der Fall, bei dem ein Teilchen auf der Seite das Billard verlässt, auf der es eingekoppelt wurde, wird als Reflexion bezeichnet. Demgegenüber zeigt Abb. 3.1b einen Transmissionsfall: Das links eingekoppelte Teilchen mit einem Emissionswinkel von 300.4◦ gegenüber 16 Abb. 3.1: Bahnen im Billard: Teilbild (a) zeigt einen Reflexionsfall, d.h. das Teilchen verlässt auf der Seite das Billard, auf der es eingekoppelt wurde. In (b) ist demgegenüber eine Transmission dargestellt. Teilbild (c) zeigt, dass auch Reflexionen an den Orten der instabilen Bahnen möglich sind, womit das Teilchen eine gewisse Zeit im Billard verweilt. Durch mehrfache Reflexionen wie in (d) bleibt ein Teilchen noch länger gefangen. Es sei angemerkt, dass sich dabei der Emissionswinkel nur gering von dem in (c) unterscheidet. Der angegebene Winkel α ist jeweils der Einschusswinkel des Teilchen bezüglich der x-Achse. Die angegebene Zeit ist die Verweildauer im Billard und wird bei einem Reflexionsfall mit negativem Vorzeichen angegeben. der x-Achse wechselwirkt mit dem inneren Bereich des Billards und verlässt es schließlich auf der rechten Seite. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Dichte der Bahnen in der Nähe der instabilen periodischen Bahnen zunimmt. Es kann auch eine Reflexion an diesen Bahnen stattfinden, wie es Abb. 3.1c zeigt: Bei einer Reflexion an einer instabilen Bahn wechselt die Impuls- oder Richtungskomponente entlang der Berandung ihr Vorzeichen. Das Teilchen, welches unter einem Winkel von 300.4853◦ entsendet wurde, propagiert nach dieser Reflexion an der rechten instabilen Bahn nach links und verlässt nach Passieren der linken instabilen Bahn das Billard; auch hier liegt also ein Reflexionsfall vor. Diese Reflexionen an instabilen Bahnen geschehen nur in einem kleinen Winkelintervall. Bei einem nur leicht verschiedenen Emissionswinkel von 300.4856◦ zeigt die Teilchenbahn in Abb. 3.1d, dass auch mehrere, im Bild zwei, Reflexionen an instabilen Bahnen geschehen können. Im Mittel gibt es zwischen diesen Reflexionen an den instabilen Bahnen immer die selbe Anzahl an Reflexionen mit den Wandungen, und damit verstreicht im Mittel etwa die selbe Zeit. Daher beobachtet ein Detektor, der in einem der asymptotischen Bereiche sitzt, dass von einem Teilchenensemble mit Anfangsbedingungen in dem geeigneten Winkelintervall in festen Zeitabständen favorisiert Teilchen ausgekoppelt werden - es werden Echos beobachtet. Es sei an dieser Stelle ein Hinweis darauf gegeben, dass der Ausdruck Reflexion“ hier ” in drei verschiedenen Zusammenhängen benutzt wird: Reflexion an dem Rand, 17 Reflexion an einer instabilen Bahn und Reflexion als Resultat des Streuprozesses durch das offene Billard, bei dem das Teilchen auf der Seite das Billard verlässt, auf der es eingekoppelt wurde. Die Streufunktion, also die Verweildauer in Abhängigkeit des Emissionswinkels des Teilchens bei einer vorgegebenen Position der Teilchenquelle, ist in Abb. 3.2 gezeigt. In einem großen Winkelintervall von etwa 100◦ bis etwa 300◦ in mathematisch negativer Richtung werden Teilchen durch das Billard transmittiert, und in einem weiteren von etwa 100◦ bis etwa 300◦ in mathematisch positiver Richtung findet Reflexion statt. In sehr schmalen Winkelintervallen bei den Übergängen zwischen Reflexion und Transmission gibt es Teilchen, die sehr lange Verweildauern im Billard besitzen. Tabelle 3.1 beinhaltet eine Zusammenstellung der verschiedenen Bereiche und der zugehörigen Intervalle. Abb. 3.2: Die Streufunktion des Billards ist eine Auftragung der Verweildauer von Teilchen im Billard in Abhängigkeit seiner Anfangsbedingungen. Für diese Grafik wurde eine feste Position der Teilchenquelle gewählt und der Emissionswinkel variiert. Negative Zeiten bedeuten, dass das Teilchen reflektiert wird, d.h. auf der Seite das Billard verlässt, auf der es eingekoppelt wurde. Es sind zwei große Bereiche zu erkennen, in denen ausschließlich Transmission bzw. Reflexion geschieht. In sehr kleinen Winkelintervallen zwischen diesen treten beide Fälle auf, und es stellt sich heraus, dass unter diesen Winkeln Teilchen chaotisch gestreut werden und zu Echos beitragen können. 18 Tabelle 3.1: Gegenüber der x-Achse gemessenen Winkelintervalle mit jeweiliger Streudynamik für eine Position der Teilchenquelle nahe der instabilen Bahn (vgl. Abb. 2.1 und Tab. 4.1). In den Bereichen mit chaotischer Streuung hat die Streufunktion fraktale Struktur, und es gibt Bahnen, auf denen Teilchen sehr lange im Billard verweilen, bevor sie es verlassen. Bereich Intervall / ◦ Transmission [300.65;98.6] [98.6;99.6] Chaotische Streuung Reflexion [99.6;300.0] Chaotische Streuung [300.0;300.65] Abb. 3.3: In der Vergrößerung eines der kleinen Intervalle der Streufunktion ist klar eine Struktur mit Mustern zu erkennen. Die Funktion zeigt Symmetrien und es finden sich Selbstähnlichkeiten in diesen. Es ist bekannt [43], dass Streufunktionen von Systemen mit einem Hufeisen eine fraktale Struktur besitzen. Abbildung 3.3 zeigt eine Vergrößerung des schmalen Intervalls bei etwa 300◦ . Die Streufunktion nimmt hier eine fraktale Struktur an, und es wird sowohl Transmission als auch Reflexion beobachtet. Die fraktale Struktur weist darauf hin, 19 dass in diesen Intervallen bei beliebig nahen Anfangsbedingungen beliebig große Unterschiede in der Streufunktion auftreten, d.h. in diesen Bereichen findet chaotische Streuung statt. In der Abbildung ist auch eine Regelmäßigkeit des Musters zu erkennen, z.B. in der Größe der Lücken zwischen den großen Gruppen von Teilchen mit langen Verweildauern. Außerdem sind diese großen Gruppen zu sich spiegelsymmetrisch und es liegt eine Selbstähnlichkeit vor, wie besonders schön in Abb. 3.4 zu sehen ist, in der eine der großen Gruppen nochmals vergrößert dargestellt ist. Es ist bekannt [43], dass Streufunktionen von Systemen mit einem Hufeisen im klassischen Phasenraum stets eine fraktale Struktur besitzen. Abb. 3.4: Eine weitere Vergrößerung aus Abbildung 3.3 zeigt eine einzelne große ” Gruppe“ von den fraktalen Mustern in der Streufunktion: Als Zeichen von Selbstähnlichkeit werden bei weiterer Vergrößerung wiederum solche Gruppen sichtbar. Hier sowie in Abb. 3.3 sind bereits Signaturen der Echos erkennbar: Das gestreifte Muster deutet darauf hin, dass zu bestimmten, periodischen Zeiten besonders viele Teilchen das Billard verlassen. In [43] wurde am Beispiel eines eindimensionalen Potentials mit periodischer Zeitabhängigkeit ( kicked potential“) und ähnlichen Eigenschaften wie dem hier ” betrachteten System die Statistik der Breiten der Lücken in der Streufunktion untersucht. Es wurde dabei eine zur Selbstähnlichkeit korrespondierende Hierarchie identifiziert, und die daraus resultierenden Größen konnten mit dem Entwicklungsparameter des zugehörigen Hufeisens in Relation gesetzt werden. 20 In den Abbildungen sind bereits die Signaturen der klassischen Echos zu erkennen: Die großen Gruppen haben ein regelmäßig gestreiftes“ Profil in dieser Darstel” lung, was bedeutet, dass zu bestimmten Zeitpunkten mit ähnlichen Abständen besonders viele Teilchen aus diesem Ensemble ausgekoppelt werden. Für die klassischen Echos sind lediglich die beiden kleinen Intervalle verantwortlich, in denen chaotische Streuung stattfindet. Dies impliziert, dass bei isotroper Abstrahlung nur ein sehr kleiner Bruchteil der Teilchen zu den Echos beitragen. In den Simulation wurden daher aus Gründen der Rechenzeit die Anfangsbedingungen gleichverteilt über eines dieser Intervalle gewählt. Um beim Mikrowellenexperiment die Leistung der Echos in den gemessenen Signalen zu erhöhen, ist der Einsatz von Antennen sinnvoll, welche Mikrowellenleistung vorwiegend in eine Richtung abstrahlen. Bei bevorzugter Abstrahlung in Winkelintervalle, auf denen chaotische Streuung klassischer Teilchen stattfindet, sollten dann im Vergleich zu isotroper Abstrahlung Echosignale höherer Leistung zu messen sein. Abb. 3.5: Die Verteilung der Verweildauern von Teilchen im Billard zeigt Echos. Die zeitlichen Abstände der Maxima entsprechen der Abschätzung aus der Hufeisenstruktur. Die Substruktur in den einzelnen Maxima lässt sich auf Unstetigkeiten in der Streufunktion zurückführen. Aus den in Abb. 3.3 gezeigten Daten wurde die in Abb. 3.5 dargestellte Verteilung der klassischen Verweildauern aller durch das Billard transmittierten Teilchen berechnet, indem die Teilchen entsprechend ihrer Verweildauer in Intervalle geeigne21 ter Breite einsortiert wurden. In der Verteilung sind die Echos zu erkennen. Der Abstand zweier Echomaxima konnte hieraus als Mittelwert der Abstände mehrerer benachbarter Echomaxima zu TSimulation = (4.67 ± 0.62) ns bestimmt werden, wobei als Fehler die Standardabweichung der Abstände angegeben ist. Die Simulation bestätigt somit die aus der Hufeisenstruktur abgeleitete Abschätzung für diese Zeitspanne sehr präzise. Es ist bekannt, dass klassische offene Systeme mit gemischter oder regulärer Dynamik nach hinreichend langer Zeit algebraisches Zerfallsverhalten Ṅ (t) ∝ t−γ zeigen [31], wobei Ṅ (t) die Anzahl der ausgekoppelten Teilchen dN pro Zeitintervall dt angibt und der Zerfallsexponent γ typischerweise bei 1.5 liegt [34]. Abbildung 3.6 zeigt die klassischen Echos in doppelt logarithmischer Darstellung. Der algebraische Abfall ist gut erkennbar und die Echos sind diesem Zerfallsverhalten aufgesetzte Modulationen. Aus den Simulationen wurde γ = 1.7 bestimmt. Abb. 3.6: In der logarithmischen Auftragung ist zu erkennen, dass die Echos ein algebraisches Zerfallsverhalten zeigen, wie es für klassische Systeme mit gemischter Dynamik erwartet wird. Der Zerfallsexponent von γ = 1.7 folgt aus einer angepassten Geraden in der doppelt logarithmischen Auftragung und liegt nahe beim theoretischen Wert von 1.5. Mit der Simulation wurde weiterhin nach Unterschieden zwischen den Echos der beiden Winkelintervalle, für die chaotische Streuung auftritt, gesucht. Beide Echoprofile überdecken sich, so dass auch bei isotroper Emission der Teilchen Echos 22 sichtbar sind. Dies ist im Hinblick auf das Mikrowellenexperiment von großer Wichtigkeit, da dort eine Abstrahlung in eines der beiden Intervalle bestenfalls abgeschwächt, nicht jedoch verhindert werden kann. Es wurde ebenso ein Vergleich der Transmissionsechos und der Reflexionsechos durchgeführt. Wie erwartet befinden sich die Transmissionsmaxima genau zwischen den Reflexionsmaxima. 3.2 Quantenmechanisches Modell Die Dynamik eines Teilchens in einem drei- bzw. zweidimensionalen Hard-WallBillard kann, wie in Kap. 2 angedeutet, durch einen geschickten Separationsansatz für die Helmholtzgleichung näherungsweise auf die Dynamik eines Teilchens in einem zwei- bzw. eindimensionalen Soft-Wall-Potential zurückgeführt werden, sofern zwei gegenüberliegende Berandungen nahezu parallel sind und nur langsam mit dem Ort variieren. Es bilden sich dann zwischen diesen Berandungen stehende harmonische Wellen aus, und diese Dimension kann absepariert werden. Die Näherung besteht in der Annahme, dass Wellenfelder von regulären Geometrien bei leichter Deformation ihre Struktur nicht wesentlich ändern. Bei einem nur leicht verbogenen Rechteckbillard kann man, wie in Abb. 3.7 schematisch angedeutet, noch die Wellenform des regulären Systems erkennen. Für ein offenes zweidimensionales System mit den o.g. Bedingungen bedeutet die Näherung, dass in dem durch die beiden Berandungen definierten Kanal Lösungen der Wellengleichungen existieren wie in einem flachen Rechteck-Wellenleiter (vgl. Abb. 3.8), d.h. es existieren laufende Wellen entlang der Ausbreitungsrichtung und es gibt eine Quantisierungsbedingung für die dazu senkrecht stehende Richtung. Für die erste der durch diese Quantisierung entstehenden Moden ist diese Lösung gerade eine halbe harmonische Welle (d.h. eine geeignete Überlagerung aus einer Sinusund einer Cosinuswelle derart, dass die Randbedingungen erfüllt sind) senkrecht zur Ausbreitungsrichtung, für die zweite Mode eine volle und für die n-te Mode eine harmonische Funktion über n/2 Wellenlängen. In diesem Abschnitt wird zunächst die Separationsmethode der Helmholtzgleichung am Beispiel des offenen Billards vorgestellt und damit aus seiner Geometrie ein eindimensionales Soft-Wall-Potential berechnet. Mit dieser Modellvorstellung, im Folgenden als Potentialmodell bezeichnet, werden dann Eigenschaften wie die Echoperiode oder das quantenmechanische Zerfallsverhalten im Billard untersucht. Die Methode zur Separation der Helmholtzgleichung wurde bereits in anderen Arbeiten ([41, 49]) zur Extraktion neutralstabiler Bahnen in chaotischen Billards verwendet und gemäß ihrer Herkunft als adiabatische BornOppenheimer Methode bezeichnet. In [50] wurde sie zum Studium des zweidimensionalen Henon-Heiles-Potentials mit einem dreidimensionalen Mikrowellenresonator benutzt. In der vorliegenden Arbeit werden erstmals umgekehrt die Eigenschaften eines zweidimensionalen Hard-Wall-Billards mit Modellrechnungen 23 Abb. 3.7: Bei leichten Deformationen von Billards, bei denen die deformierten Wände nahezu parallel bleiben, bleibt die Struktur der Eigenfunktionen erhalten. Die (3x2)-Mode im Rechteckbillard im oberen Teil der Abbildung findet sich auch im verbogenen Rechteck“ unten wieder. Demnach kann bei ur” sprünglich regulärer Geometrie auch im deformierten Fall näherungsweise eine Dimension absepariert werden. am entsprechenden eindimensionalen Soft-Wall-Potential untersucht, was einen späteren Vergleich von Theorie und Experiment ermöglicht. 3.2.1 Approximative Separation der Helmholtzgleichung Die gestrichelte Kurve in Abb. 3.8 stellt die Kurve dar, entlang der sich Wellen durch den Wellenkanal ausbreiten. Sie dient als Abszisse (u-Achse) eines krummlinigen Koordinatensystems und ist als die Kurve definiert, bei der für jeden Punkt die beiden Strecken, die durch den Schnittpunkt der Kurve mit ihrer Normalen in diesem Punkt und je einem Schnittpunkt dieser Normalen mit einer der beiden Randkurven gebildet werden, gleich lang sind. In diesem symmetrischen Fall können senkrecht zu dieser Kurve, also entlang der Ordinate des Koordinaten24 Abb. 3.8: Transversale Feldverteilung im Billard für die erste und zweite Mode. Da der Abstand der beiden Berandungen entlang der Ausbreitungsrichtung (gestrichelte Kurve) nur langsam variiert, kann man die zur Ausbreitungsrichtung orthogonale Dimension näherungsweise abseparieren. Dies führt zu einer Gleichung, die der Schrödingergleichung für ein Teilchen in einem eindimensionalen Doppelwallpotential äquivalent ist. Die gestrichelte Kurve hat die Eigenschaft, dass auf ihr als Abszisse eines krummlinigen Koordinatensystems die transversalen Wellen gerade Sinus- oder Cosinusgestalt annehmen; sie wurde durch ein Iterationsverfahren numerisch bestimmt. systems (v-Achse), Sinus- oder Cosinuswellen konstruiert werden, die an beiden Rändern auf Null abfallen. Die Kurve ist analytisch nicht berechenbar und wurde ausgehend von einer benachbarten Ansatzkurve, dem arithmetischen Mittel der Gleichungen (2.9) und (2.10), mit einem Iterationsverfahren numerisch bestimmt. Da das so entstandene senkrechte Koordinatensystem lokal lediglich durch eine Drehung und eine Verschiebung aus dem kartesischen System hervorgeht, nimmt in ihm der Laplaceoperator näherungsweise die selbe Form ∆ = ∂uu + ∂vv wie in kartesischen Koordinaten an. Das Feld kann in diesen Koordinaten als ψ(u, v) = ψ(u) ( cos (kv (u)v) sin (kv (u)v) ) für ( n ungerade n gerade ) (3.1) geschrieben werden, wobei kv (u) = nπ/d(u) (3.2) die Transversalkomponente des Wellenvektors mit dem Abstand d(u) der Berandungen entlang der v-Richtung ist. Gleichung 3.2 ist eine Quantisierungsbedingung, durch die transversale Moden mit Quantenzahl n definiert werden. 25 Die Gleichungen (3.1) und (3.2) ergeben unter Vernachlässigung der langsamen u-Abhängigkeit von kv (u) in die Helmholtzgleichung (2.6) eingesetzt (∂uu + k 2 − kv (u)2 )ψ(u) = 0 . (3.3) Im Vergleich mit der Schrödingergleichung eines Teilchens im eindimensionalen Soft-Wall Potential à ∂uu + 2mEQM ~2 − 2mVQM (u) ~2 ! ψ(u) = 0, ψ(u)|∂Ω = 0 (3.4) ergeben sich die Entsprechungen 2mEQM k 2 ←→ und à nπ d(u) !2 (3.5) ~2 ←→ 2mVQM (u) ~2 . (3.6) Mit einem zweidimensionalen Hard-Wall-Billard kann so ein eindimensionales Soft-Wall-Billard modelliert werden. Diese Methode beruht auf der Bedingung, dass der Abstand der Ränder adiabatisch variiert, d.h. |∂u d(u)| ¿ 1. Ebenso ist die Methode bei instabilen Bahnen, bei denen klassische Teilchenbahnen divergieren, nicht verlässlich - sie stellt eine Näherungsmethode dar, welche es in bestimmten Intervallen zulässt, qualitative Aussagen zu machen. Es sei weiterhin angemerkt, dass die Randbedingungen der vollständigen Helmholtzgleichung durch die Separation zumindest teilweise konstruktionsbedingt miterfüllt werden. Da im Experiment bei maximaler Messfrequenz fmax insbesondere nπ/d(u) < 2πfmax /c sein muss, gibt es nur eine bestimmte Anzahl offener Moden. Bei der gewählten Geometrie und einer maximalen Frequenz fmax = 20 GHz sind vier Moden n = 1...4 vollständig offen. In Abb. 3.9 ist als Maß für das Potential VQM die Größe 1/d(u)2 aufgetragen, die im Folgenden als skaliertes Potential V (u) bezeichnet wird. Damit gilt V (u) = à kv (u) nπ !2 , (3.7) und analog sei eine skalierte Energie als E= à k nπ !2 (3.8) definiert. Der Betrag des Wellenvektors k bzw. dessen transversale Komponente kv (u) korrespondieren also zur Energie bzw. zum Potential. 26 Abb. 3.9: Nach Abseparation der transversalen Moden bleibt ein eindimensionales quantenmechanisches Streuproblem in diesem Doppelmuldenpotential zu lösen. Um im elektromagnetischen Formalismus zu bleiben und trotzdem die Analogie zur Quantenmechanik zu erhalten, wurden ein skaliertes Potential und eine skalierte Energie in geeigneten Einheiten definiert. In der Mulde können metastabile Zustände einer skalierten Energie E existieren. Teilchen bzw. Wellenpakete im Inneren können auf Grund einer hohen Tunnelwahrscheinlichkeit zunächst einige Zeit im Inneren gefangen bleiben, bevor sie in einen der asymptotischen Bereiche tunneln. Dies geschieht wiederum nur zu Zeiten, bei denen die Wahrscheinlichkeitsdichteverteilung den Potentialwall berührt“, weshalb in diesen Bereichen nach einer einmaligen Entsendung ” eines Wellenimpulses auf den Wall Echos zu erkennen sind. Das Potential hat die Form eines Doppelwalls mit einer Mulde in der Mitte. Hiermit ergibt sich eine weitere Möglichkeit, Quantenstreuechos zu interpretieren: Die Engpässe an den instabilen Bahnen stellen eindimensionale Potentialbarrieren für Teilchen dar. Trifft ein Wellenpaket mit einer skalierten Energie E und schmaler Energiebreite auf den Potentialwall, so kann es ihn für E > Vmax passieren, was einer Transmission durch das Billard entspricht. Für E < Vmin ist die Tunnelwahrscheinlichkeit durch den Wall auf Grund der großen Breite faktisch 0, es gibt keine Transmission. Für Vmin < E < Vmax kann schließlich ein Tunnelprozess in die innere Mulde geschehen. Dort gibt es metastabile Zustände, die einem in die27 ser Mulde gefangenen und an den Wällen reflektierten Teilchen entsprechen. Bei jeder Reflexion an den Wällen tunnelt wiederum ein Teil des Wellenpaketes nach außen, und damit treten in den äußeren Bereichen des Billards für bestimmte Zeiten, die ganzzahlige Vielfache der typischen Reflexionszeiten sind, Maxima oder Minima in der Wahrscheinlichkeitsstromdichte auf - die Quantenstreuechos. Das erste Ergebnis des Potentialmodells ist, dass Echos nur in bestimmten Intervallen der skalierten Energie und dazu korrespondierend in bestimmten Frequenzintervallen auftreten können. In Kap. 4 werden diese mit den experimentell ermittelten Daten verglichen. 3.2.2 Qualitative Analyse In diesem Abschnitt werden die Periodendauer der Echos T (E), die Tunnelwahrscheinlichkeit in die bzw. aus der inneren Potentialmulde p(E) und daraus die integrierte Wahrscheinlichkeitsdichte I(E, t) in der Mulde zur Zeit t nach einer Anfangsverteilung I(E, 0) in Abhängigkeit der skalierten Energie E bestimmt. Diese Anfangsverteilung I(E, t) ist dabei von der Form des eingekoppelten Wellenpaketes abhängig. Aus I(E, t) wird dann die skalierte Energie E(t) am spektralen Intensitätsmaximum des Tunnelstroms nach außen j(E, t), also die dominierende skalierte Energie der ausgekoppelten Echos in Abhängigkeit von der Zeit t nach der Entsendung des Impulses auf den Potentialwall bestimmt. Aus T (E) und E(t) ergibt sich die Periodendauer T (t) in Abhängigkeit von der Messzeit. Diese Größe kann direkt mit den gemessenen Daten verglichen werden. Auch der Zerfall von I(t, E) und j(t, E) wird diskutiert. Aus den folgenden Rechnungen resultieren Zahlenwerte, die jedoch eher als qualitative Aussagen zu verstehen sind, da die angewandte Sparationsmethode starke Vereinfachungen beinhaltet. Zunächst wird die Periodendauer T (E) einer Oszillation in der stabilen Mulde des skalierten Potentials in Abhängigkeit der skalierten Energie berechnet. Ein quantenmechanisches Wellenpaket kann in dem mit dem Gebiet des Billards assoziierten Potentialtopf oszillieren, wobei die Periodendauer in Näherung der eines klassischen Teilchens in diesem Potential entspricht. Diese wurde numerisch bestimmt und in Abb. 3.10 aufgetragen. Die Zeit für eine Bewegung von Punkt u0 zu u1 eines Punktteilchens in einem klassischen eindimensionalen Potential ist durch Z u1 Z u1 du du q = T (u1 ) = (3.9) 2 u0 u0 w(u) (Ekl − Vkl (u)) m gegeben [51], wobei w(u) der Geschwindigkeit am Ort u und Ekl und Vkl (u) der klassischen Energie und dem klassischen Potential entsprechen. Die Periodendauer ist gerade das Vierfache des Integrals vom Potentialminimum bis zum klassischen Umkehrpunkt ur , für den Ekl = Vkl (ur ) gilt. Im Potentialmodell ist die Geschwin28 digkeitsverteilung entlang der Ausbreitungsrichtung w(u) = c q k 2 − kv (u)2 k =c s 1− V (u) E , (3.10) womit sich für die Periodendauer in Abhängigkeit der skalierten Energie T (E) = du 4 Z ur q c 0 1 − V E(u) (3.11) ergibt. Diese Herleitung ist klassisch und stellt damit eine weitere Näherung dar. Es sei angemerkt, dass der Quotient V (u)/E und somit T (E) nicht von der Mode n abhängen. Abb. 3.10: Periodendauer eines klassischen Teilchens T im Potentialtopf in Abhängigkeit der skalierten Energie E. Die senkrecht gestrichelten Geraden entsprechen der minimalen bzw. maximalen skalierten Energie. Bei Energien dazwischen kann ein Tunneln in die Mulde stattfinden. Die waagerechte Linie gibt die Periodendauer in Oszillatornäherung im Inneren der Mulde an; dieser Wert ist exakt für T → Tmin , wo die Quadratur versagt. Die Periodendauer ist nicht von der transversalen Mode n abhängig. Die Berechnung von T (E) erfolgte numerisch mit der Trapezregel zur Bestimmung des Integralwertes. Dabei muss bis zu einer Singularität integriert werden, was zu 29 Fluktuationen im Integralwert führt. Für spätere Zwecke wurde auch die Ableitung T 0 (E) der Kurve berechnet, die aus diesem Grund mit einem Mittelungsverfahren geglättet wurde. Weiterhin bringt die angewandte Quadraturmethode für sehr kleine skalierte Energien nahe Vmin keine konsistenten Ergebnisse mehr; in diesem Fall lässt sich jedoch die minimale Periodendauer in Oszillatornäherung analytisch zu Tmin = 2.22 ns bestimmen. Abbildung 3.10 zeigt die erhaltene Kurve T (E). Die Periodendauer nimmt mit sinkender skalierter Energie ab, was durch das schnelle Abtunneln von Zuständen höherer skalierter Energie erklärbar ist. Für E → Vmax wird die Periodendauer beliebig groß. Das dynamische Tunneln im Phasenraum besitzt mit dem Potentialmodell eine physikalische Äquivalenz zum quantenmechanischen Tunneln durch eine Potentialbarriere. Nun soll die zugehörige Tunnelwahrscheinlichkeit p(E) berechnet werden. Die Tunnelwahrscheinlichkeit durch einen beliebigen Potentialwall, etwa einem Coulombwall beim α-Zerfall [52], berechnet sich zu p(Ekl ) = exp (−2G(Ekl )) (3.12) mit dem Gamowfaktor G(Ekl ) = Z uo ur s 2m ~2 (Vkl (u) − Ekl ) du , (3.13) wobei ur die u-Koordinate des klassischen Umkehrpunktes der Mulde und uo die des Austrittspunktes aus dem durchtunnelten Wall ist [52]. Die Gleichungen (3.12) und (3.13) basieren auf einer Näherungsmethode zur Lösung eindimensionaler Schrödingergleichungen mit ortsabhängigen Potentialen (WKB-Methode [53]). Ausgedrückt in skalierten Energien geht G(Ekl ) über in G(E) = nπ Z uo ur q V (u) − E du . (3.14) Die Tunnelwahrscheinlichkeiten werden also mit zunehmender Modenzahl sehr schnell kleiner, und bei höheren Moden werden daher auch eher die Bereiche in [Vmin ; Vmax ] mit höheren skalierten Energien besetzt sein. Eine Abschätzung zeigt, dass die Tunnelwahrscheinlichkeiten für mittlere skalierte Energien in diesem Intervall schon sehr gering sind. Daher werden zunächst Zustände höherer skalierter Energien bevölkert sein, weshalb es hinreichend ist, den Potentialwall um das Maximum bei umax bis zu quadratischer Ordnung V (u) = Vmax − b(u − umax )2 (3.15) zu entwickeln; b wurde dazu zu 0.0012 cm−4 bestimmt. Damit ist (3.14) analytisch lösbar und ergibt nπ 2 Vmax − E √ G(E) = . (3.16) 2 b 30 Abb. 3.11: Abhängigkeit der Tunnelwahrscheinlichkeit p durch den Wall von der skalierten Energie E. Die Tunnelwahrscheinlichkeiten wurden durch Anpassung einer Parabel an den Wall bestimmt. Die verschiedenen Kurven entsprechen den Moden n = 1...4, wobei die Wahrscheinlichkeit mit der Modenzahl exponentiell abnimmt. Die daraus entstehenden Tunnelwahrscheinlichkeiten für die ersten vier Moden sind in Abb. 3.11 gezeigt. Der Zerfall der gespeicherten Energie im Billard kann nun modelliert werden, indem man die quantenmechanische integrierte Wahrscheinlichkeitsdichte in der Potentialmulde Z ur I(t) = ψ(u, t)ψ ? (u, t)du (3.17) −ur eines Deltaimpulses mit gleichverteiltem Frequenzspektrum betrachtet. Dies soll zunächst nur für eine Spektralkomponente geschehen. Die integrierte Wahrscheinlichkeitsdichte entspricht der Wahrscheinlichkeit, bei einem Messprozess im Inneren des Billards ein Teilchen zu detektieren. Im Mikrowellenexperiment ist die analoge Größe die gespeicherte Feldenergie. Auf Grund der Unschärferelation ist wegen der beliebig großen Frequenz- und damit auch Impulsunschärfe die Ortsunschärfe klein. Es liegt also ein Wellenfeld mit einer starken Lokalisierung vor, was eine klassische Behandlung der Zerfallsdynamik rechtfertigt. Der in einem Zeitintervall ∆t aus dem inneren Bereich des Billards heraustunnelnde Teil ∆I(t) der integrierten Wahrscheinlichkeitsdichte ist das Produkt aus 31 • der aktuellen integrierten Wahrscheinlichkeitsdichte I(t), • der Anzahl der in dieser Zeit geschehenden Berührungen des mit Periode T oszillierenden Impulses mit den Potentialwällen 2∆t/T , • und der Wahrscheinlichkeit p, bei einer dieser Berührungen den Wall zu durchtunneln. Durch Integration der so aufgestellten Differentialgleichung 2p dI(t) = − I(t) dt T (3.18) erhält man das Zerfallsgesetz I(t) = I(0) exp (−λt) mit λ = 2 p T . (3.19) Die durch den Wall abtunnelnde Wahrscheinlichkeitsstromdichte ist durch ˙ = −λI(0) exp (−λt) j(t) = I(t) (3.20) gegeben, was man durch die integrierte Kontinuitätsgleichung ˙ = I(t) Z ur −ur ∂t (ψ(u, t)ψ ? (u, t)) du = j(−ur , t) − j(ur , t) = j(t) (3.21) einsieht. Unter Berücksichtigung der Abhängigkeiten von der skalierten Energie wird Gl. (3.20) zu ˙ I(E, t) = −λ(E)I(E, 0) exp (−λ(E)t) mit λ(E) = 2 p(E) T (E) p(E) und I(E, 0) = κ · √ E (3.22) , (3.23) wobei κ konstant ist und der Wurzelfaktor der Gleichverteilung des Frequenzspektrums I(f ) mit der Beziehung E ∝ k 2 ∝ f 2 Rechnung trägt, so dass I(f )df = I(E)dE gilt. Die entstandene Funktion zeigt demnach das Energieprofil der abgesendeten Echos. Es ist zu erwarten, dass die skalierte Energie, bei der diese Funktion ihr Maximum hat, mit zunehmender Zeit sinkt, da auf Grund der höheren Tunnelwahrscheinlichkeit höhere Zustände zuerst zerfallen. Geht man weiterhin davon aus, dass die Zeit zwischen zwei Echomaxima nur durch die dominierende Spektralkomponente in den Echos bestimmt wird, so ergibt sich aus der Bedingung ˙ dI(E, t) =0 (3.24) dE 32 Abb. 3.12: Maximum der Energieverteilung der Wahrscheinlichkeitsstromdichte außerhalb des stabilen Bereiches in Abhängigkeit der Zeit nach dem Auftreffen eines kurzen Wellenimpulses auf den Potentialwall. Auch hier sind wieder die Funktionen für die vier Moden n = 1...4 aufgetragen. Die Zeit zwischen zwei Echomaxima sollte vorwiegend von der zur jeweiligen Zeit dominierenden Spektralkomponente vorgegeben sein. unter Verwendung der Gleichungen (3.12), (3.16), (3.22) und (3.23) T (E) T (E) 2αT (E) − 2E − T 0 (E) t(E) = 2p(E) αT (E) − T 0 (E) (3.25) mit der modenabhängigen Größe nπ 2 α= √ b , (3.26) in welcher wieder der bei der Bestimmung der Tunnelwahrscheinlichkeit vorgekommene Parameter b auftritt. In Gl. (3.25) ist t(E) die Zeit nach dem Auftreffen eines Wellenpaketes auf den Potentialwall, zu welcher die ausgekoppelten Echos bei der skalierten Energie E ihre größte spektrale Wahrscheinlichkeitsdichte besitzen. Abbildung (3.12) zeigt das Verhalten der Inversion E(t) für die ersten vier Moden und zeigt somit die dominierende skalierte Energie der Echos zu einem Zeitpunkt t. 33 Abb. 3.13: Die Periodendauer der Echos fällt mit der Zeit langsam ab und geht in eine Sättigung über. Dieses Verhalten zeigte sich, basierend auf den vorherigen Rechnungen, für alle Moden. Der eigentliche Ertrag dieser Rechnungen besteht darin, dass nun sowohl T (E) als auch E(t) bekannt sind. Daher gewinnt man durch Elimination von E einen Zusammenhang T (t) - die Periodendauer in Abhängigkeit der Zeit nach dem Eindringen des Deltaimpulses in den Potentialwall. Abbildung (3.13) zeigt auch hier wieder das Verhalten für die ersten vier Moden. Die Periodendauer der Echos nimmt mit der Zeit ab und scheint in eine Sättigung zu gehen. Eine genauere Analyse der Gleichungen zeigt, dass es sich asymptotisch um einen logarithmischen Abfall mit T (t → ∞) → 0 handelt, jedoch wird sich in Kap. 5 zeigen, dass nur der dargestellte Zeitbereich für den Vergleich von Theorie und Experiment von Interesse ist. Nach einer Abschätzung aus der Struktur des Hufeisens und einer weiteren aus der klassischen Simulation erhält man durch das Potentialmodell eine dritte, nun sogar zeitabhängige und auf quantenmechanischen Rechnungen basierende Abschätzung TP M der Zeit zwischen zwei Echomaxima. Weiterhin wurde am Potentialmodell das Zerfallsverhalten der integrierten Wahrscheinlichkeitsdichte im Inneren des Potentialwalles I(E, t) sowie des Tunnelstro˙ mes nach außen I(E, t) untersucht. Aus den Gleichungen. (3.19) und (3.23) und anschließender Elimination der skalierten Energie durch E(t) ergibt sich trotz der Kompliziertheit der involvierten Funktionen numerisch ein einfaches algebrai34 sches Zerfallsverhalten (Abb. 3.14). Die Elimination der skalierten Energie beinhaltet hier wieder die Annahme, dass der Zerfall durch die stärkste abgestrahlte Spektralkomponente bestimmt wird. Der Zerfallsexponent wurde zu γ = 1.05 bestimmt, was in guter Übereinstimmung mit dem in [37] begründeten Exponenten γ = 1 für Quantensysteme mit Hierarchien im klassischen Phasenraum steht. Der Zerfallsexponent des dem Echosignal entsprechenden abgetunnelten Wahrscheinlichkeitsstromes wurde ebenfalls durch numerische Rechnungen zu γ = 2.05 bestimmt, was durch Ableitung von I(t) ∝ t−γ leicht einsehbar ist. Auch dieses Ergebnis kann direkt mit den experimentellen Daten verglichen werden. Abb. 3.14: Zerfall der integrierten Wahrscheinlichkeitsdichte. Es wurde in guter Übereinstimmung mit theoretischen Vorhersagen ein algebraisches Zerfallsverhalten mit einem Zerfallsexponent von γ = 1.05 für alle Moden beobachtet (hier dargestellt). Für die im Experiment gemessenen Echoamplituden, die dem Wahrscheinlichkeitsstrom in einem der äußeren Bereiche des Billards proportional sind, wurde der Exponent zu γ = 2.05 bestimmt und kann direkt mit den experimentellen Daten verglichen werden. 35 4 4.1 Experimenteller Aufbau und Messungen Aufbau des offenen Billards Messungen mit elektromagnetischen Billards basieren darauf, die mit einer Antenne eingestrahlte Mikrowellenleistung mit der selben Antenne (Reflexionsmessung) oder einer anderen Antenne (Transmissionsmessung) im eingeschwungenen Zustand des Systems zu messen. Dieser Messprozess kann mit einer normal- oder supraleitenden Kavität geschehen, wobei der erste Fall kurze Kabellängen und schnelle, unkomplizierte Messungen zulässt, der letztere hingegen durch eine hohe Resonatorgüte Spektren mit besserer Frequenzauflösung hervorbringt [39, 28]. Beim Design des offenen Billards wurden zunächst die realen Abmessungen sowie die Funktionen und Positionen der Antennen festgelegt. Die Konstruktion des Billards geschah dann mit dem Ziel, sowohl normal- als auch supraleitende Messungen durchführen zu können. 4.1.1 Dimensionierung und Antennen In einem elektromagnetischen Resonator kann um so mehr Energie gespeichert werden, je größer sein Volumen ist. Demgegenüber wird aber auch je mehr Leistung dissipiert, je größer die Wandoberfläche ist. Bei der Dimensionierung von elektromagnetischen Billards ist daher im Allgemeinen auf ein möglichst großes Resonatorvolumen zu achten, so dass das Verhältnis aus Volumen und Oberfläche groß ist. In geschlossenen Systemen findet man zudem nach der Weyl-Formel je mehr Eigenwerte in einem gegebenen Frequenzbereich, also Informationen über das System, je größer das Resonatorvolumen ist [17]. Limitiert werden die Abmessungen des Billards andererseits durch das beschränkte Fassungsvermögen der Kupferbox, die sich bei supraleitenden Messungen im Inneren eines Kryostaten befindet, von flüssigem Helium umgeben ist und in deren evakuiertem Innenraum sich das Billard bei befindet. Diese zylindrische Box hat einen Durchmesser von 29 cm und eine Höhe von 58 cm im Inneren. Weiterhin muss hierbei berücksichtigt werden, dass innerhalb der Box Platz für die nach außen laufenden Koaxialkabel reserviert werden muss. Ein drittes Kriterium zur Wahl der Resonatorgröße ergibt sich durch den verfügbaren Frequenzbereich. Für zweidimensionale Resonatoren ist der durch eine maximal mögliche Grenzfrequenz nach oben hin beschränkt. Bei einem Deckelabstand von 5 mm ist diese Grenzfrequenz 30 GHz. Je nach physikalischer Fragestellung kann es nützlich sein, die Abmessungen des Billards in der Größenordnung der zum zugänglichen Frequenzbereich korrespondierenden Wellenlängen oder auch groß oder klein gegen diese zu wählen. 36 Für das offene Billard wurden die Designparameter ausgehend von den in Kap. 2.2.2 erwähnten Eigenschaften zunächst bis auf einen Skalierungsfaktor derart gewählt, dass der Entwicklungsparameter des zugehörigen Hufeisens im Poincaré-Schnitt des Phasenraums einer geeigneten Echoperiode entspricht. Da in den Experimenten quantenchaotische Effekte im semiklassischen Regime untersucht werden sollten, mussten die Abmessungen des Billards in der Größenordnung einiger Wellenlängen sein. Bei mit Blick auf die Maße der Kupferbox möglichst großer Dimensionierung des Billards wird diese Forderung automatisch erfüllt. In den Gleichungen (2.9) und (2.10) wurde daher der Skalenfaktor λ zu 5 cm gewählt. Die Öffnungen des Billards im asymptotischen Bereich müssen außerhalb der beiden instabilen periodischen Bahnen liegen. Die Billardöffnungen wurden bei x = ±25 cm gewählt, so dass noch ein Teil des äußeren Bereiches, d.h. des Bereiches außerhalb der instabilen periodischen Bahnen, in der realen Billardgeometrie zu finden ist. Der zusammen gebaute Resonator besteht aus zwei die Konturen definierenden Platten, die zwischen zwei Rechteckplatten geklemmt sind. Es ist bekannt, dass sich der Propagator einer Billarddynamik, der die vollständige Funktion über das gesamte Wellenfeld enthält, im semiklassischen Limes als eine Superposition klassischer Bahnen interpretieren lässt [28]. Daher ist es naheliegend, dass jene Wellenzüge Echo-Verhalten zeigen, die in die Richtungen abgestrahlt werden, bei denen auch klassische Teilchenensembles Echos zeigen. Es ist somit wünschenswert, Mikrowellenleistung in eine bestimmte Richtung entsenden zu können. Kommerziell sind keine kleinen Richtantennen für Mikrowellen erhältlich; in Vormessungen [54] wurde jedoch gezeigt, dass für einfache Reflektoren in der Größenordnung von einem Zentimeter, die hinter den Antennen positioniert werden, ab mittleren Frequenzen (f > 10 GHz) die in Vorwärtsrichtung abgestrahlte Leistung um mindestens den Faktor 2 größer ist als in Rückwärtsrichtung. Bei niedrigeren Frequenzen findet man dagegen nahezu keine Richtungsabhängigkeit, was daran liegt, dass Beugungs- und Streueffekte den Effekten der geometrischen Optik in diesem Bereich überwiegen. Es war daher von Anfang an nicht klar, ob die Antennenreflektoren die Suche nach den Echos vereinfachen oder gar erschweren. Im Experiment wurden daher Messungen mit und ohne Reflektoren durchgeführt. Dabei wurde in die Richtung des Winkelintervalls mit chaotischer Streuung gestrahlt (vgl. Abschnitt 3.1). Da die Wellenfunktionen des offenen Billards nicht bekannt sind, wurden auf einer Seite zwei Antennen zum Senden und auf der anderen Seite vier Antennen zum Empfangen implementiert. Konstruktionsbedingt, aber auch, weil zu den Berandungen hin das elektrische Feld auf Null abfällt, wurden die Positionen sämtlicher Antennen hinreichend weit innerhalb des Kanals zwischen den beiden Berandungen gewählt. Dabei wurde darauf geachtet, dass keine direkte Trans- 37 Tabelle 4.1: Positionen der Antennen (vgl. Abb. 2.1). Zwei Antennen sind zum Senden bestimmt (S), vier zum Empfangen (E). Bezeichnung x-Position / cm S1 -10.65 S2 -14.5 E1 10.65 E2 -14.5 E3 17.0 E4 17.0 y-Position / cm 0.63 -0.8 0.63 -0.8 -0.3 -3.6 mission möglich ist und damit eine Wechselwirkung mit dem Billard erzwungen wird. Tabelle 4.1 gibt Auskunft über die von hier an benutzten Bezeichnungen (S= Sendeantenne, E= Empfangsantenne) und die genauen Positionen der Antennen. Eine Konzeptionszeichnung wurde bereits in Abb. 2.1 in Kap. 2 gezeigt. Man beachte, dass zwei der Empfangsantennen symmetrisch zu den beiden Sendeantennen gewählt wurden. Weiterhin wurden alle Sende- und Empfangsantennen so gewählt, dass keine direkte Transmission stattfinden kann, sondern eine Wechselwirkung mit den Berandungen erzwungen wird. 4.1.2 Konstruktion Das Billard wurde zunächst als modularer Kupferresonator nach [55] aus drei rechteckigen Kupferplatten der Maße 500 × 220 × 50 mm konstruiert (vgl. Abb. 4.1). Aus einer dieser Platten wurden zwei Teile mittels einer CNC-Fräse ausgeschnitten, die je an drei Seiten noch Geraden der ursprünglich rechteckigen Platte als Berandungen und an der vierten Seite je eine der beiden in den Gleichungen (2.9) und (2.10) definierten Konturen des Billards aufweisen. Der Resonator besteht aus einer rechteckigen Boden- und Deckelplatte und einer Plattenschicht aus den beiden ausgefrästen Teilen in der Mitte. Der zusammen geschraubte Resonator hat eine rechteckige Form, und im Koordinatensystem des Billards (vgl. Abb. 2.1) erstrecken sich seine Maße von x = −25 cm bis x = 25 cm und von y = −14 cm bis y = 8 cm. Abbildung 4.1 zeigt eine schematische Skizze des modularen Aufbaus des Resonators. Die Deckelplatte besitzt Vorrichtungen zum Einsatz der Antennen. Für Messungen mit und ohne Reflektoren wurde je eine Deckelplatte angefertigt. Der Deckel für Messungen ohne Reflektoren wurde mit herkömmlichen Antennen, d.h. Drähten, die etwa einen halben Millimeter in die Kavität hereinragen, ausgestattet. Diese Länge ist für eine Anregung des Resonators hinreichend, stellt aber 38 Abb. 4.1: Modularer Aufbau des Billards: Verbleite Kupferplatten werden zusammen geschraubt, wobei durch die mittlere Plattenschicht die Kontur des Billards definiert wird. Der Einfachheit halber wurde als äußere Geometrie des entstehenden Resonators eine rechteckige Grundfläche gewählt. noch keine zu große Störung der Resonatorgeometrie im Sinne eines singulären Billards [56] dar. Die Drähte wurden in Haltevorrichtungen eingelötet und in Durchführungen durch die Deckelplatte des Billards mit einem Durchmesser von 3 mm eingesetzt. Die Deckelplatte für die Messungen mit Reflektoren beinhaltet am Ort der Sendeantennen zwei kreisförmige Aussparungen mit einem Durchmesser von 30 mm. In diese Aussparungen können, von einer Halterung auf dem Deckel gehalten, Zylinder mit einer Höhe von 30 mm und einem Radius von 15 mm eingesetzt werden, die sowohl die Antennen als auch die Reflektoren enthalten und durch eine Führungsnut auf dem Zylindermantel mit der Halterung drehbar und arretierbar sind. Die Böden dieser Zylinder schließen eingesetzt bündig mit der Innenseite des Billarddeckels ab. Die Zylinder haben entlang ihrer Achsen Durchführungen mit einem Durchmesser von 3 mm, durch die die Antennen in das Innere des Billards, in welches sie wiederum etwa einen halbem Millimeter hineinragen, durchgeführt werden können. Bei einer Drehung eines Zylinders ändert 39 sich damit die Position der Antenne nicht. Die an den Böden der Zylinder im Abstand von wenigen Millimetern zu den Antennen angelöteten Reflektoren ändern hingegen bei Drehung ihre Position, wodurch die primäre Abstrahlungsrichtung der Mikrowellenleistung von außen verändert werden kann. Als Antennenreflektoren wurde auf Grund der Vormessungen ein planer Reflektor mit einer Höhe von 3 mm und einer Breite von 10 mm sowie ein Reflektor in der Form eines rechten Winkels mit der selben Höhe und Breite verwendet. Da in den Vormessungen der plane Reflektor tendenziell weniger anfällig für Fluktuationen durch geringfügige Veränderungen an dem Testaufbau war, wurde er als Reflektor der Antenne S1 und der angewinkelte Reflektor für die Antenne S2 benutzt, denn es ist zu erwarten, dass die mit S1 erhaltenen Spektren weniger durch den Reflektor bei S2 gestört werden als die mit S2 erhaltenen Spektren durch den Reflektor bei S1. In Abb. 4.2 sind die Sendetennen mit den Reflektoren in der Billardgeometrie skizziert. Abb. 4.2: Skizze der Mikrowellenreflektoren der Sendeantennen (vgl. Abb. 2.1). Die Reflektoren sollen dafür sorgen, dass Mikrowellen bevorzugt in die Richtung abgestrahlt werden, bei der in einem klassischen Billard gleicher Geometrie Echos entstehen. Diese sollten dadurch deutlicher erkennbar sein. Auf Grund von Beugungseffekten tritt jedoch eine messbare Bündelung erst bei Frequenzen von etwa 10 GHz ein. Weiterhin stellen die Reflektoren eine Veränderung der Resonatorgeometrie dar, wodurch ebenfalls ihr Nutzen in Frage gestellt wird. Da zunächst nicht klar war, ob durch Reflektoren eine Verbesserung der zu messenden Echosignale erreicht werden kann, wurden zwei Deckel für den modularen Resonator angefertigt, einer mit und einer ohne Reflektoren. Zur besseren Leitung der Oberflächenströme zwischen den einzelnen Plattenschichten des Resonators wurden entlang der Billardkonturen Nuten in die Platten 40 gefräst und in diese zur Verbesserung des elektrischen Kontaktes Lötzinndrähte eingelegt. Das Billard wurde anschließend mit 59 M5-Schrauben fest verschraubt. Der Lötzinndraht hat einen erhöhten Bleigehalt und ist somit im Fall der Kaltmessung auch supraleitend. Durch die Hebelwirkung des für die Nuten etwas zu dicken Lötzinndrahtes war der Abstand von Boden- und Deckelplatte in der Mitte des Kanales zwischen den Konturen mit 7 mm um etwa 2 mm größer als geplant. Um Effekte eines dreidimensionalen Billards durch diese Überhöhung zu vermeiden, wurden Messungen nur bis zu einer Frequenz von 20 GHz durchgeführt. Beim Verschrauben stellte sich heraus, dass M6-Schrauben wegen ihrer höheren Stabilität gegenüber dem beim Zusammenschrauben aufgebrachten Drehmoment eine geeignetere Wahl gewesen wären. Mit dem Kupferresonator wurden zunächst einige erste Warmmessungen durchgeführt. Anschließend wurden alle Kupferteile galvanisch verbleit; die Teile wurden dabei mit einer Bleischicht von mindestens 20 µm Dicke überzogen. Der verbleite Resonator hat bei Warmmessungen eine schlechtere Leitfähigkeit als der Kupferresonator, wird aber noch oberhalb der Siedetemperatur von flüssigem Helium supraleitend. Der Drehmechanismus der Reflektoren funktionierte im verbleiten Zustand nicht mehr, da die aufgetragene Schichtdicke auf den Zylindern die verlangte Mindestschichtdicke um ein vielfaches übertraf und die Zylinder somit nicht mehr in die dafür vorgesehenen Aussparungen im Deckel passten. Die Bleischicht auf den Zylindern wurde daher teilweise wieder abgedreht und die Zylinder konnten, nachdem sie auf die Temperatur von flüssigem Stickstoff abgekühlt wurden, auf Grund der Volumenänderung wieder in das Billard eingepasst werden; dies geschah derart, dass die Abstrahlungsrichtungen der Antennen mit den Richtungen übereinstimmen, bei denen man im klassischen Fall Echos findet. Der Zylinder mit dem planen Reflektor wurde der Antenne S1 zugeordnet, der mit dem angewinkelten Reflektor der Antenne S2. Zwar konnte durch dieses Vorgehen die Abstrahlrichtung nicht mehr frei gewählt werden, aber der Vorteil dabei war, dass der elektrische Kontakt zwischen den Zylindern und dem Deckel hierdurch besser ist als bei der drehbaren Variante; außerdem stellte sich im unverbleiten Fall heraus, dass die Form der Spektren nicht stark bei einer kleinen Richtungsänderung der Reflektoren variiert. Mit dem verbleiten Billard wurden, supra- und normalleitend, die meisten Messungen durchgeführt. Abbildung 4.3 zeigt ein Foto des verbleiten Billards im verschraubten Zustand. An den Verschraubungen kann man die Konturen des Wellenkanales erkennen, und aus den Öffnungen ragen Mikrowellenabsorber heraus. Auch die Antennenanschlüsse sind zu sehen. In Abbildung 4.4 ist ein Foto der unteren beiden Plattenschichten des aufgeschraubten offenen Billards gezeigt. Die Konturen sowie der Lötzinndraht zur Verbesserung der elektrischen Kopplung zwischen den Platten ist erkennbar. 41 10 cm Abb. 4.3: Foto des offenen Billards im verschraubten Zustand. Aus den Öffnungen ragen Stücke des Absorbermaterials für Mikrowellen heraus. Abb. 4.4: Foto des offenen Billards im aufgeschraubten Zustand. Die Konturen der mittleren Plattenschicht, die die Billardgeometrie definieren, sind erkennbar. 4.2 Messmethode am supra- und normalleitenden Billard Supraleitende Messungen sind gegenüber normalleitenden wesentlich aufwendiger in ihrer Durchführung. Neben dem Billard, dem Netzwerkanalysator als eigentlichem Messgerät und einer Kabelverbindung zwischen diesen bedarf es einer Kühleinrichtung, die das Billard auf die Temperatur von flüssigem Helium (4.2 K) bringt und diese Temperatur eine gewisse Zeit hält. Da Blei eine höhere Sprungtemperatur hat, wird es supraleitend. Zur Realisierung der Supraleitung wurde 42 der im Rahmen von [57] entwickelte Kryostataufbau verwendet, der bei der Untersuchung offener Systeme insbesondere die Problematik mit sich bringt, dass das Gesamtsystem abgeschlossen ist. Um dieses Problem zu umgehen, wurde in diesem abgeschlossenen System mit einem Mikrowellen-Absorbermaterial ein quasi offenes System simuliert. Die Vorbereitung einer Kaltmessung, d.h. das Abkühlen des Kryostaten, dauert etwa eine Woche, die Messzeit selbst, die durch den Heliumstand im Kryostaten limitiert ist, etwa 5 Tage und der Aufwärmvorgang nochmals eine Woche. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Kaltmessungen durchgeführt, eine mit und eine ohne Reflektoren. 4.2.1 Aufbau der Messeinrichtung Eine schematische Skizze des bei supraleitenden Messungen benutzten Aufbaus findet sich in Abb. 4.5. Herzstück des Aufbaus ist das Billard, das sich in einer gut verschlossenen Kupferbox befindet, welche wiederum im Heliumbad des Kryostaten aufgehängt ist. Diese Box ist aus Kupfer, um durch die hohe thermische Leitfähigkeit einen schnellen Wärmeabfluss aus dem Inneren zu ermöglichen. In der Box wird ein Vakuum in der Größenordnung von 10−2 mbar geschaffen und während der gesamten Messung aufrecht erhalten, um die dielektrische Konstante so nahe wie möglich an den theoretischen Wert von 1 für Vakuum zu bringen und um Störeffekte durch Vereisungen zu verhindern. Die Kupferbox befindet sich während der Messung im Inneren eines verschlossenen Kryostaten, der vor der Messung zunächst auf die Temperatur von flüssigem Stickstoff gebracht wird und dann mit flüssigem Helium befüllt wird. Das nach und nach abdampfende Helium wird komprimiert, in Flaschen gesammelt und nach Beendigung der Messungen wieder verflüssigt. Während des Experiments können durch Sonden Heliumstand, Druck und Temperatur in der Kupferbox ständig kontrolliert werden. Die Kabel werden vom Kryostatinneren an Vakuumdurchführungen angeschlossen, und von außen werden mit weiteren Kabeln von den Durchführungen aus Verbindungen zum Vektor-Netzwerkanalysator HP 8510 C geschaffen. Dieses Messgerät erlaubt bei Transmissionsmessungen - nur solche wurden in dieser Arbeit durchgeführt - die relative Amplitude und Phase der Signale an zwei Anschlüssen für Frequenzen zwischen 45 MHz und 50 GHz mit einer Frequenzauflösung von 1 Hz zu bestimmen. Gleichzeitig wird die dafür notwendige Mikrowellenleistung von einer in diesem Gerät integrierten Frequenzquelle erzeugt. Bei einer Messung über mehrere Frequenzen hinweg wird für jede Frequenz f über einen Anschluss Leistung in das Billard ein- und über den anderen ausgekoppelt. Nach Ablauf einer einstellbaren, hinreichend langen Zeitspanne, die viel größer als die Einschwingzeit des Systems sein muss, wird der Vergleich der beiden am 43 Abb. 4.5: Schematische Skizze des experimentellen Aufbaus für supraleitende Messungen. Das Billard befindet sich in einer evakuierten Kupferbox in dem mit flüssigem Helium gefüllten Kryostaten. Zur Simulation eines offenen Systems wurden Boden und Deckel dieser Box mit einem MikrowellenAbsorbermaterial ausgekleidet. Das Billard ist über Koaxialkabel mit einem Netzwerkanalysator verbunden. Die gemessenen Daten werden von diesem während der Messung zu einem PC transferiert und gespeichert. Messgerät anliegenden Signale durchgeführt. Die Messgröße ist dann im linearen Auslesemodus für einen Strom von Anschluss 1 nach Anschluss 2 der sog. S44 Parameter S21 (f ) = U2 (f ) ∝ E(~r1 , f )E(~r2 , f ) , U1 (f ) (4.1) wobei Un (f ) die komplexe Spannung am Anschluss n und E(~rn , f ) das mit exp (iωt) zeitlich oszillierende elektrische Feld im Billard am Ort der mit dem Anschluss n verbundenen Antenne ist. Bei der Interpretation von Gl. (4.1) muss zwischen geschlossenen und offenen Systemem unterschieden werden: Bei geschlossenen Systemen ist U1 (f ) vom Netzwerkanalysator fest vorgegeben, und die Feldstärke am Ort der Empfangsantenne bestimmt U2 (f ). Diese wiederum ist proportional zur Anregungsstärke durch die Sendeantenne, also ist das Produkt der Feldstärken an den Orten der Antennen die Messgröße. Bei getriebenen offenen Systemen mit hinreichend hoher Dissipation existieren laufende Wellen, und das Feld wird am Ort des Treibers, hier der Antenne, durch diesen selbt festgelegt. Das Feld E(~r1 , f ) in Gl. (4.1) ist vom Ort der Antenne unabhängig und die gemessene Größe ist nur noch zum Betrag der Feldstärke am Ort der Empfangsantenne proportional. Für jede Frequenz können Real- und Imaginärteil des S-Parameters über eine IEEE-488 Karte an einen PC übertragen und dort gespeichert werden. Mit einem im Rahmen von [58] entwickelten Messprogramm wurde bei den in dieser Arbeit beschriebenen Experimenten die Messprozedur und die Datenauslese gesteuert. Die Auswertung der Daten erfolgte schließlich auf Alpha-Workstations mit UnixBetriebssystem. 4.2.2 Absorbermaterial Weil die das Billard enthaltende Kupferbox für supraleitende Messungen zur Evakuierung fest verschlossen sein muss, bildet die Box mit dem offenen Billard zusammen einen geschlossenen dreidimensionalen Mikrowellenresonator. Man kann also nicht erwarten, mit diesem Aufbau weiterhin die Eigenschaften des offenen Billards untersuchen zu können. Im Experiment wurde diese Vermutung bestätigt. Daher wurde in der Kupferbox mit einem speziellen MikrowellenAbsorbermaterial ein offenes System simuliert. Der Absorber C-RAM AR (HP) der Firma EMC Technik besteht aus retikuliertem Urethan-Schaumstoff. Mit einer Dicke von 51 mm sind seine Abmessungen zur Verwendung am beschriebenen Experiment geeignet. Das Material dämpft Mikrowellen bei 1 GHz um 5 dB, bei 4 GHz um 16 dB und um 20 dB zwischen 6 und 20 GHz [59]. Da die erste Mode erst ab etwa 4 GHz im offenen Billard entwickeln kann (vgl. Abschnitt 4.3), herrschen mit dem Absorbermaterial nahezu unabhängig von der Frequenz gleiche Absorptionsbedingungen. In Testmessungen wurde zunächst verifiziert, dass der Absorber die geforderten Eigenschaften erfüllt. Hierzu wurde ein Stück des Absorbermaterials zwischen 45 zwei Antennen gebracht und ein Transmissionsspektrum aufgenommen. Das Experiment wurde ohne den Absorber und mit anderen Materialien anstatt des Absorbers wiederholt, und Abb. 4.6 zeigt einige der gemessenen Spektren. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Absorber ab 6 GHz eine starke Abschwächung der Transmission verursacht. Mit einem weiteren Test wurde ausgeschlossen, dass die Mikrowellen an der Oberfläche des Absorbermaterials reflektiert werden. Aus den linearen Daten der Abb. 4.6 wurde ein Abschwächungsfaktor von 23 dB bestimmt. Abb. 4.6: Testmessungen zum Absorbermaterial. Es wurde untersucht, wie die Transmission zweier Antennen durch eine dazwischen gestellte Platte aus Absorbermaterial abgeschwächt wird. Rechts oben im Bild ist der experimentelle Aufbau des Tests schematisch skizziert. Oberhalb von 6 GHz wurde eine Dämpfung um 23 dB beobachtet. Andere Materialien wie Pappe zeigten hingegen keine nennenswerte Abschwächung. Da Absorptionsprozesse durch Materialien meist auf der Anregung von Zuständen in der Atomhülle im Absorbermaterial und anschließender thermischer Relaxation basieren, war zweifelhaft, ob das Absorptionsverhalten des Materiales auch beim Übergang zu tiefen Temperaturen bestehen bleibt. Es zeigte sich jedoch bei Vormessungen bei 77 K nahezu keine Beeinträchtigung, und auch bei supraleitenden Messungen wurden nur bei zwei Spektren die oben erwähnten Fluktuationen beobachtet. Diese beiden Spektren wurden nicht zur Auswertung verwendet. Es stellte sich als geeignet heraus, in die Öffnungen des Resonators je einen Strei46 fen des Absorbermaterials zu schieben und den Boden und den Deckel der Kupferbox mit einer Schicht des Absorbermaterials auszukleiden. Um mechanische Belastung, Deformation oder gar Zerstörung des Materials bei tiefen Temperaturen zu vermeiden, aber auch, um den thermischen Kontakt zwischen dem Billard und der Kupferbox zu erhalten, wurden aus einem Kupferrohr zwei Halterungen angefertigt, die mit dem Boden der Kupferbox verbunden sind und auf die das Billard gestellt werden kann, ohne dabei eine Belastung auf das Absorbermaterial auszuüben. 4.3 Transmissionsspektren und Interpretation Bei den gemessenen Transmissionsspektren lassen sich eine Reihe von Unterschieden zu denen von geschlossenen Resonatoren feststellen. In diesem Abschnitt werden die gemessenen Spektren vorgestellt und ihre Eigenschaften interpretiert. Für die Quantenstreuechos sind die auftretenden Resonanzen von besonderer Wichtigkeit, weswegen diese einer genaueren Analyse unterzogen wurden. 4.3.1 Messungen Im Rahmen dieser Arbeit wurden eine Vielzahl an Spektren mit dem offenen Billard gemessen; sie wurden entweder mit dem Deckel mit oder mit dem ohne Reflektoren aufgenommen. Für beide Fälle wurden bei Raumtemperatur Messungen mit dem Kupferresonator und dem verbleiten Resonator sowie supraleitende Messungen bei 4.2 K mit dem Bleiresonator durchgeführt, wobei jeweils verschiedene Antennenkombinationen untersucht wurden. Es wurden auch Messungen in der Abkühlphase des Kryostaten bei 77 K durchgeführt, die sich aber nur unwesentlich von Spektren im normalleitenden Zustand unter sonst gleichen Bedingungen unterscheiden. Alle Spektren wurden mit Frequenzauflösungen zwischen 50 kHz und 200 kHz aufgenommen. Abbildung 4.7 zeigt drei der erhaltenen Spektren von Messungen mit dem Deckel mit den Reflektoren, Abb. 4.8 die äquivalenten Messungen für den Deckel ohne Reflektoren. Alle Messungen wurden mit den beiden inneren Antennen S1 und E1 durchgeführt; aufgetragen ist der Absolutbetrag der gemessenen komplexen S-Parameter |S12 (f )|. Spektrum (a) stammt von einer Messung bei Raumtemperatur mit dem Kupferresonator, Spektrum (b) wurde ebenfalls bei Raumtemperatur, nun aber mit dem verbleiten Resonator erhalten, und Spektrum (c) zeigt Daten einer supraleitenden Messung. Es ist bemerkenswert, dass diese Spektren, anders als bei geschlossenen Systemen oder Systemen mit nur geringer Dissipation, kontinuierlich sind. Dieser Effekt ist auf eine zunehmende Verbreiterung und dadurch entstehende Überlappungen von Resonanzen bei wachsender Dissipation zurückzuführen. Aus den Kontinua 47 Abb. 4.7: Spektren des normalleitenden Kupferresonators (a) sowie der normal- (b) und supraleitenden Bleikavität (c) mit Antennenreflektoren. Das Spektrum ist kontinuierlich und zeigt auch einige scharfe Resonanzen (senkrechte Pfeile) sowie Sprünge (schräge Pfeile). Bei allen Messungen wurde das innere Antennenpaar benutzt. ragen außerdem noch einige Resonanzen heraus, die in den supraleitenden Fällen deutlicher sind. Interessant ist die Änderung der Form der Spektren durch die Verbleiung, deren Ursprung nicht bekannt ist; auf das korrespondierende Signal im Zeitbereich hat diese Änderung außer im Zerfallsverhalten keinen Einfluss. Abbildung 4.9 beinhaltet drei Spektren von Messungen mit dem Deckel mit Reflektoren im supraleitenden Fall bei den Antennenkombinationen S1−E1, S1−E2 und S2 − E2. Die Veränderung der Amplituden beruht darauf, dass das Wellenfeld ortsabhängig verschiedene Werte annimmt, die die Transmission bestimmen. Letztlich demonstriert Abb. 4.10 noch eindrucksvoll die Wirkung des Absorbermaterials: (a) zeigt das Spektrum des Billards ohne Absorber in der geschlossenen Kupferbox; es ist verrauscht. (b) wurde bei einer Messung des Billards im freien Raum, also bei nahezu idealen Bedingungen für ein offenes Billard, gemessen; hier dürfte die Bedingung des offenen Billards am besten erfüllt sein. (c) zeigt wiederum das Spektrum des Billards in der Box, nun aber mit Absorbermaterial. Es unterscheidet sich kaum vom Spektrum (b). 48 Abb. 4.8: Spektren von Messungen wie in Abb. 4.7, hier ohne Antennenreflektoren. Die große Abweichung zwischen der supraleitenden und den normalleitenden Messungen beruht auf Störungen an einem Kabel beim supraleitenden Fall. 4.3.2 Resonanzen Aus den gemessenen Spektren wurden die Lagen f und die Breiten ∆f der Resonanzen bestimmt. Wie später argumentiert werden wird, handelt es sich bei den beobachteten Resonanzen um Zustände, deren Wellenfunktion im Inneren des Billards lokalisiert und die metastabil sind. Für den inneren Bereich des Billards macht deshalb der Begriff der Güte Q, definiert als Q = 2π U f = P ·T Γ (4.2) Sinn. In Gl. (4.2) bedeuten U die im Resonator gespeicherte Energie, P die dissipierte Leistung und T = 1/f die Periodendauer bei der Resonanzfrequenz. Wie erwartet und auch schon in vorherigen Experimenten festgestellt, fallen die Resonanzbreiten auf Grund einer höheren Güte bei supraleitenden Messungen um fast zwei Größenordnungen kleiner aus als bei Normaltemperatur. Die Resonanzen des offenen Resonators zeigen bei normalleitenden Messungen Güten von typischerweise 102 -103 und im supraleitenden Fall von einigen 103 . Auf Grund von Dissipation sind diese Güten, verglichen mit geschlossenen Resonatoren, klein. Neben den Resonanzen besitzen die Spektren auch teilweise größere Sprünge auf 49 Abb. 4.9: Gegenüberstellungen von Messungen bei verschiedenen Antennenkombinationen. Alle Messungen wurden mit dem Deckel mit Reflektoren supraleitend durchgeführt. Die Antennenkombinationen sind S1 − E1, S1 − E2 und S2 − E2. Die Veränderungen sind auf die Ortsabhängigkeit des Wellenfeldes zurückzuführen. dem glatten kontinuierlichen Untergrund, d.h. an diesen Stellen geschehen besonders rasche Änderungen der Amplitude mit der Frequenz wie z.B. bei ca. 13 GHz in Abb. 4.7(c). Auch die Lagen dieser Sprünge wurden bestimmt. In Tabelle 4.2 sind Positionen und Breiten der Resonanzen sowie die Positionen der Sprünge aus mehreren supraleitenden Messungen zusammengestellt, da in keinem Spektrum alle Resonanzen und Sprünge gleichzeitig zu sehen waren. Für alle Resonanzfrequenzen kann jedoch ein aus dem Vergleich verschiedener Messungen folgender Fehler von ∆f = ±0.01 GHz angenommen werden. Es fällt auf, dass es im gemessenen Frequenzbereich von 0-20 GHz vier nahezu äquidistante Gruppen von je zwei oder drei Resonanzen gibt, wobei jede Gruppe oberhalb der Resonanz mit der höchsten Frequenz durch eine Sprünge begrenzt wird. Im Vergleich mit den Ergebnissen des Potentialmodells in Abschnitt 3.2 kann man jede Gruppe von Resonanzen als Gruppe von metastabilen Zuständen in der Potentialmulde interpretieren und einer bestimmten Mode zuordnen. Ebenso entspricht ein Sprung dem Maximum des Potentialwalles und damit der Öffnung dieser Mode. Mikrowellen mit höherer Energie müssen nicht mehr durch 50 Abb. 4.10: An den drei Spektren ist erkennbar, dass bei supraleitenden Messungen, bei denen sich das Billard in einer abgeschlossenen Cu-Box befindet, der Einsatz von Absorbermaterial notwendig ist. Spektrum (a) wurde ohne Absorber gemessen; es ist verrauscht, was auf eng beieinander liegende Resonanzen der Cu-Box zurückzuführen ist. Eine Transmissionsmessung des Billards im freien Raum ergibt hingegen Spektrum (b). Spektrum (c) wurde unter Verwendung des Absorbers in der verschlossenen Box gemessen. Die störenden Resonanzen sind verschwunden, und das Spektrum ist dem der Messung im freien Raum sehr ähnlich. den Potentialwall tunneln, weswegen mehr Leistung transmittiert werden kann. In Tabelle 4.2 sind zum Vergleich auch die zum Potentialminimum der Mulde und dem Potentialmaximum des Walls korrespondierenden Frequenzen aufgeführt. Ab den ersten können metastabile Zustände existieren und bei den letzten öffnet sich die jeweilige Mode. Diese Interpretation der Bedeutung der Resonanzen wird von mehreren experimentellen Hinweisen gestützt: • Alle gefundenen Resonanzen und fast alle Sprünge liegen in den theoretisch vorhergesagten Bereichen, und zwar an den oberen Enden, wie aus den Betrachtungen zur Tunnelwahrscheinlichkeit erwartet wird. • Die instabile Bahn ist mit einer Länge von 3.39 cm zu klein für eine Trans51 Tabelle 4.2: Vergleich der für die ersten vier Moden aus dem Potentialmodell theoretisch erwarteten Intervalle, in denen Echos auftreten können, mit den experimentell bestimmten Resonanzlagen. Es lässt sich je eine Gruppe von wenigen Resonanzen und ein sich anschließender Sprung mit einer Mode assoziieren. Die Werte in Klammern sind unsicher, d.h. die Resonanzen oder Sprünge konnten nicht sicher als solche identifiziert werden. Mode n 1 2 3 4 Objekt Minimum (theor.) Resonanz Resonanz Sprung Maximum (theor.) Minimum (theor.) Resonanz Sprung Maximum (theor.) Minimum (theor.) Resonanz Resonanz Resonanz Sprung Maximum (theor.) Minimum (theor.) Resonanz Maximum (theor.) Sprung f / GHz Γ/MHz 3.747 3.688 0.2 3.932 0.5 4.23 4.421 7.495 8.397 3.0 (8.57) 8.843 11.242 12.160 0.3 12.504 0.5 12.803 4.0 13.02 13.264 14.990 17.385 5.0 17.685 (17.85) mission von Wellen mit der Frequenz der ersten Resonanz bei 3.93 GHz. Es findet also tatsächlich ein Tunneln durch den Engpass am Ort der instabilen Bahn statt. • Die höher liegenden Resonanzen einer Gruppe besitzen eine größere Breite als niedrigere. Dies ist durch die höhere Tunnelwahrscheinlichkeit aus dem inneren Bereich bei höheren Frequenzen und der damit verbundenen höheren Dissipation erklärbar. • Es wird sich zeigen, dass Echos um so deutlicher in Zeitsignalen zu erkennen sind, je besser die Resonanzen im Frequenzspektrum hervortreten. • Die Antennen S1 und S2 sind beide fast auf der in Abschnitt 3.2 definierten 52 u-Achse positioniert, also im mittleren Bereich des Wellenkanals mit gleichen Abständen zu den Berandungen. Daher liegen sie nahezu auf Knotenlinien der geradzahligen Moden, die deswegen nicht stark angeregt werden können. Weiterhin ist bei der dritten Mode die im Resonator gespeicherte Energie größer als bei der ersten, weshalb sie stärker angeregt sein sollte. Tatsächlich treten die Resonanzen der dritten Mode im Frequenzspektrum am stärksten hervor. In Kap. 5 werden weitere Argumente dafür gegeben, dass die dritte Mode bei den gewählten Antennenpositionen und der Resonatorgröße die dominierende ist. 53 5 5.1 Auswertung und Ergebnisse Bestimmung der Verteilung von Verweildauern Zum Nachweis der Quantenstreuechos ist es notwendig, das gemessene Frequenzspektrum in ein Signal im Zeitbereich, im Folgenden Zeitsignal“ genannt, um” zuwandeln. Dies geschieht durch eine Fouriertransformation. In diesem Abschnitt werden die signaltheoretischen Grundlagen kurz erläutert und alle Schritte der Auswertung von den gemessenen Daten bis zu der fertigen Berechnung der Signale im Zeitbereich beschrieben. 5.1.1 Verweildauern und Impulsantwort Es gibt grundsätzlich zwei Methoden, Messungen an Schwingungssystemen vorzunehmen: Bei der Messung im Zeitbereich dient ein zeitabhängiges Signal si (t) als Einganssignal des Systems, und das Ausgangssignal so (t) wird ebenfalls in Abhängigkeit von der Zeit gemessen. Analog wird bei der Messung im Frequenzbereich ein frequenzabhängiges Einganssignal Si (f ) eingespeist und ein Ausgangssignal So (f ) gemessen. Die Überführung eines beliebigen, im Allgemeinen komplexen Signals vom Zeit- in den Frequenzbereich geschieht durch eine Fouriertransformation Z ∞ s(t)e−2πif t dt . (5.1) S(f ) = F{s(t)} = −∞ Zeitlich konstante Systeme wie akustische Resonatoren oder Billards in der Quantenphysik stellen zeitunabhängige Filter dar, weil sie bestimmte spektrale Komponenten verstärken oder absorbieren. Mit einer Filterfunktion H(f ) bzw. h(t) = F −1 {H(f )} ergibt sich das Ausgangssignal als Multiplikation So (f ) = H(f )Si (f ) (5.2) im Frequenzbereich oder im Zeitbereich als Faltung so (t) = h(t) ∗ si (t) (5.3) mit dem Eingangssignal. Zur Messung der Filtereigenschaften eines Systems H(f ) im Frequenzbereich wird ein nicht frequenzabhängiges Eingangssignal Si (f ) = c benutzt. Mit (5.2) folgt So (f ) = c · H(f ), d.h. es wird eine zu H(f ) proportionale Größe direkt gemessen. Im Zeitbereich wählt man hingegen einen kurzen zeitlichen Impuls, idealerweise einen Diracschen Delta-Impuls si (t) = δ(t) . 54 (5.4) Nach (5.1) ergibt sich auch hier Si (f ) = c und somit eine zu H(f ) proportionale Größe. Tatsächlich untersuchen Raumakustiker Konzertsäle entweder durch schrittweise Bestimmung von H(f ), indem sie Töne gleicher Lautstärke erzeugen und im eingeschwungenen Zustand mit einem Mikrofon das gefilterte Signal aufnehmen, oder es wird ein kurzer Klick“ entsendet, die sog. Impulsantwort im ” Zeitbereich aufgezeichnet und dessen Fouriertransformierte berechnet [60]. Ein Beispiel für Messungen im Zeitbereich findet sich in [61]: Schwingungen werden über Piezoelemente periodisch in einen Kristall induziert und über ein Oszilloskop im Zeitbereich ausgelesen. Aus technischen Gründen werden an Mikrowellenresonatoren Messungen meist im Frequenzbereich durchgeführt. Da bei den in dieser Arbeit beschriebenen Experimenten Echos als Antwort auf einen Impuls im Zeitbereich untersucht werden sollen, müssen die Messreihen S12 (f ) mit einem frequenzunabhängigen Eingangssignal aufgenommen werden - gerade auf diesem Prinzip basiert aber der Netzwerkanalysator. Die so erhaltenen Frequenzspektren müssen dann mit einer inversen Fouriertransformation in den Zeitbereich überführt werden. 5.1.2 Verarbeitung der Daten Da diskrete Messwerte vorliegen, muss die inverse Fouriertransformation diskretisiert werden. Durch die Vorschriften fk = k∆ , k=0,...,N-1 (5.5) und n , n=-N/2,...,N/2 (5.6) N∆ mit der Abtastrate ∆ im Frequenzbereich und der Stützstellenzahl N wird das Nyquistsche Abtasttheorem für Messungen im Frequenzbereich tn = tmax = 1 2∆ (5.7) automatisch erfüllt [62]. In (5.7) bedeutet tmax die Zeit, für die das mit ∆ abgetastete Frequenzspektrum gerade noch auflösbar ist. Aus s(t) = F −1 {S(f )} = Z ∞ −∞ S(f )e2πif t df . (5.8) wird somit die diskrete Fouriertransformation (DFT) s(tn ) = ∆ N −1 X S(fk )e2πink/N . (5.9) k=0 Da das Signal im Zeitbereich nur zu positiven Zeiten von Interesse ist, genügt es, Gl. (5.9) nur für n = 0, ..., N/2 zu betrachten. Eine entscheidende Verbesserung 55 der vorgestellten DFT ist der sog. FFT-Algorithmus [62]. Er beruht auf der Theorie komplexer Einheitswurzeln und liefert für N = 2p mit ganzzahligem p exakt die selben Ergebnisse, benötigt aber eine geringere Laufzeit der Ordnung O(N log N ) gegenüber O(N 2 ) beim DFT-Algorithmus. Die Daten der gemessenen Spektren wurden im Bereich 0 − 45 MHz durch Datenpunkte mit dem Funktionswert 0 künstlich erweitert. Der FFT-Algorithmus wurde derart in eine Programmroutine eingebaut, dass beim Einlesen der gemessenen Datenpunkte p so groß gewählt wird, dass alle Datenpunkte zum berechneten Zeitsignal beitragen. Die letztlich berechnete Größe ist der Betrag |F{S12 (f )(t)}| des komplexen Zeitsignals aus dem Frequenzspektrum von 0 − 20 GHz. Da die gemessenen Frequenzspektren bei ihrer höchsten Frequenz nicht auf Null abfallen, wird die FFT-Routine in einem Fenster mit einem endlichen Wert auf dem Intervallrand angewendet. Dies kann unter Umständen zu Oszillationen im erhaltenen Zeitsignal führen. Abhilfe schaffen hier sog. Fensterfunktionen w(j) mit j = 0, ..., N −1, die vor der Transformation mit den Spektren multipliziert werden. Damit werden die Stützstellen gewichtet und die Randwerte per Konstruktion auf Null gezwungen. Als Fensterfunktionen [62] wurden die Funktionen 1 2πj w(j) = 1 − cos 2 N µ µ ¯ ¯j − ¯ w(j) = 1 − ¯¯ N N 2 2 und w(j) = 1 − à j− N 2 N 2 ¶¶ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ !2 (Hanning-Fenster) , (5.10) (Bartlett-Fenster) (5.11) (Welch-Fenster) (5.12) implementiert. Die damit entstehenden Signale unterscheiden sich kaum voneinander bzw. von dem Zeitsignal eines Rechteckfensters. Dies spricht dafür, dass die aus der FFT-Routine erhaltenen Zeitsignale intrinsische Eigenschaften des Systems widerspiegeln und keine Effekte finiter Randwerte sind. Durch die Anwendung solcher Fenstertechniken kann es weiterhin geschehen, dass die charakteristische Zerfallszeit der Daten modifiziert wird [63]. Dies wurde an sämtlichen erhaltenen Transformationen geprüft, trat jedoch nicht auf. Alle in dieser Arbeit gezeigten Zeitsignale wurden mit einem Hanning-Fenster erhalten. 5.2 Nachweis der Quantenstreuechos Die mit der FFT-Routine erhaltenen Zeitsignale enthalten ein Echoprofil sowie zusätzliche Störungen“ (vgl. Abschnitt 5.2.1). In diesem Abschnitt soll der Ur” sprung dieser Störungen erklärt sowie argumentiert werden, wieso die gefundenen Echos tatsächlich Quantenstreuechos sind. Abschließend wird der Zerfall der Echosignale näher untersucht und eine mögliche Interpretation gegeben. 56 5.2.1 Signalform im Zeitbereich Die Formen der erhaltenen Zeitsignale sind den Abb. 5.1 und 5.2 zu entnehmen, wobei die einzelnen Auftragungen den fouriertransformierten Frequenzspektren in den Abb. 4.7 und 4.8 entsprechen. Es ist deutlich zu erkennen, dass bis zu einer Schwellenzeit tS keine Transmission stattfindet. Danach erscheint ein großes Maximum, das anschließend mit der Zeit zerfällt. Das Profil der abfallenden Kurve zeigt deutliche periodische Signale, die von weiteren Effekten überlagert werden. Abb. 5.1: Zeitsignale von Messungen mit Reflektoren für den normalleitenden Kupfer(a) bzw. Bleiresonator (b) und den supraleitenden Fall (c), korrespondierend zu Abb. 4.7. Es zeigen sich Echos in verschieden guter Ausprägung, die teilweise von anderen Effekten überdeckt werden. Es zeigt sich, dass diese Echos in den unterschiedlichen Messungen unterschiedlich ausgeprägt sind. In den meisten Messungen sind zwischen 5 und 10 Echomaxima zu erkennen; weitere Maxima werden durch das Rauschen überdeckt. In einigen Messungen jedoch wurden Echos über einen sehr langen Zeitraum bis hin zum etwa 100. Maximum gefunden. Derartige Signale wurden bei Messungen mit beiden Deckeln erhalten, ebenso bei supraleitenden oder normalleitenden Messungen mit dem Cu-Resonator. Die Gemeinsamkeit liegt in der deutlichen Ausgeprägtheit der Resonanzen im Frequenzspektrum, die wiederum durch die hohe Güte bedingt ist. Bei Messungen mit einem Bleiresonator konnten im normalleitenden Zustand 57 Abb. 5.2: Zeitsignale für Messungen ohne Reflektoren, korrespondierend zu Abb. 4.8. nicht derart lange Echosignale beobachtet werden. Es konnte jedoch nicht geklärt werden, wieso mit dem Deckel ohne Reflektoren mit der Kombination der inneren Antennen die Resonanzen und die Echos bei einer supraleitenden Messung nur sehr undeutlich und kurz sichtbar sind. Betrachtet man in diesem Fall hingegen die Antennenkombination S1 − S2, so findet man auch Echos über einen längeren Zeitraum. In Abb. 5.3 ist das Zeitsignal einer solchen Messung über einen langen Zeitraum aufgetragen. Derartige Messungen erlauben es, die Zeit zwischen zwei Echomaxima in Abhängigkeit von der Zeit t − tS nach dem entsendeten Impuls über eine lange Zeit hinweg zu bestimmen. Damit kann die Zeitentwicklung der Echoperiode experimentell bestimmt werden. Aus den Spektren, die mit einer Kombination einer Sendeantenne S1 oder S2 und einer Empfangsantenne E3 oder E4 ausgemessen wurden, ergaben sich fast nie Echos. Dies lässt sich durch die Position der Antennen mit dem Potentialmodell einfach interpretieren: Während die beiden Sendeantennen vorwiegend die erste oder dritte Mode anregen können, sind die beiden genannten Empfangsantennen so positioniert, dass sie vorwiegend Signale der zweiten Mode empfangen. Die Transmission in Bereichen, in denen Resonanzen zu erwarten sind, sind also geringer als bei einer symmetrischen Antennenwahl. Die Form dieser Zeitsignale lässt sich folgendermaßen interpretieren: Die Zeit tS 58 Abb. 5.3: Dieses Zeitspektrum wurde aus einer Messung von der Antennenkombination S1 − S2 im supraleitenden Fall ohne Einsatz der Reflektoren gewonnen. Zwischen den hohen Maxima, die auf stehende Wellen auf Kabeln zwischen den Endsteckern zurückgeführt werden konnten, sind Echos klar zu erkennen (markiert). Auch zu späten Zeiten nach vielen Echomaxima ist noch ein typisches Echoprofil deutlich sichtbar, wie die eingezeichnete Grafik zeigt. bis zum ersten von Null verschiedenen Signal entspricht gerade dem minimalen Signalweg eines Pulses zwischen den Anschlüssen am Netzwerkanalysator, also der Summe aus allen äußeren Kabellängen und dem Weg im Billard, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Lichtgeschwindigkeit √ in den mit einem Dielektrikum gefüllten Kabeln um einen Faktor von etwa 2 geringer ist als im Vakuum. Die in den Zeitsignalen sichtbaren weit herausragenden Maxima stellen Mehrfachreflexionen zwischen den Endsteckern der Kabel dar. Dementsprechend verschieben sich die Maxima zu kürzeren Zeiten hin, wenn man kürzere Kabellängen wählt. Abbildung 5.4 zeigt einen Vergleich zweier Signale bei langen und kurzen Kabellängen. Bei Messungen, die mit einer Abtastrate von 200 kHz aufgenommen wurden, zeigten sich zunächst weitere periodische Effekte wie in Abb. 5.5 gezeigt: Messungen bei einer Abtastrate von 50 kHz zeigten diese Artefakte nicht. Die Artefakte konnten auf die Messprozedur des Netzwerkanalysators zurückgeführt werden. Üblicherweise wird der Netzwerkanalysator im sog. Ramp-Modus betrieben, in dem 59 Abb. 5.4: Vergleich von Zeitsignalen erhalten aus Messungen mit langen bzw. kurzen Kabeln (oben bzw. unten) ohne Reflektoren von Antenne S1 zu E1. Je länger der Kabelweg ist, desto länger ist auch die Schwellenzeit bis zum ersten von 0 verschiedenen Signal. Außerdem verschieben sich die hohen Maxima im Zeitsignal, welche die Echos überdecken, relativ zur Schwellenzeit zu kürzeren Frequenzen, wenn man die Kabellänge vermindert. Diese Peaks werden daher als Signaturen von stehenden Wellen auf den Kabeln gedeutet. die Frequenzquelle auf einer Frequenz einschwingt und dann bei bis zu 801 Datenpunkten ein Signal gemessen wird. Die zu den einzelnen Punkten gehörigen Frequenzen werden dabei elektronisch aus der von der Quelle vorgegebenen Frequenz konvertiert. Dieses Verfahren ist fehlerbehaftet und führt im fouriertransformierten Signal zu Artefakten wie in Abb. 5.5. Genauer hingegen ist der sog. Step-Modus, bei dem die Frequenzquelle für jeden Datenpunkt einzeln eine Frequenz vorgibt. Dadurch erhöht sich unter Umständen die Messzeit, aber auch die Genauigkeit der gemessenen Signale. Diese Methode ist daher für Untersuchungen im Zeitbereich empfehlenswert. Aus der Form der fouriertransformierten Spektren kann man zwei Feststellungen treffen: Zum einen kann auf Grund der vorliegenden Daten nicht entschieden werden, ob die Reflektorantennen einen positiven oder negativen Effekt auf die Messungen haben. Die Spektren beider Deckel unterscheiden sich zum Teil massiv, wogegen die Echos in beiden Fällen ähnlich gut messbar sind. Zum anderen 60 Abb. 5.5: Der Betriebsmodus des Netzwerkanalysators ist ausschlaggebend für die Qualität der berechneten Zeitsignale. Im Ramp-Modus, bei dem die Frequenz nur nach je einer bestimmten Anzahl an Messpunkten optimal eingeschwungen wird, kommt es bei manchen Abtastraten zu signalüberlagernden Maxima im Zeitbereich. Es ist dann das eigentliche Signal mit Echos und Maxima durch stehende Wellen auf Kabeln, hier eine normalleitende Messung von S1 zu E1 ohne Reflektoren, sowie ein überlagertes periodisches Signal (tw. markiert) zu erkennen. erscheint es für Untersuchungen im Zeitbereich sinnvoll, supraleitende Messungen mit normalleitenden zu kombinieren. Supraleitende Messungen haben den Vorteil, dass Resonanzen und demnach, wie im nächsten Abschnitt argumentiert werden wird, auch Echos gut zu sehen sind. Der Nachteil ist allerdings neben dem experimentellen Aufwand, dass lange Kabelwege und mehrere Verschraubungen der Kabel notwendig sind, was in Teilen der Zeitsignale störende Maxima hervorruft. Die Bandbreite der in dieser Arbeit präsentierten Ergebnisse konnte nur durch eine Kombination aus sowohl supraleitenden Messungen als auch solchen bei Raumtemperatur erhalten werden. 61 5.2.2 Identifikation der Wellenechos Bisher wurden die Formen von Frequenz- und Zeitspektren interpretiert; es steht jedoch noch die Diskussion direkter Nachweise der Quantenstreuechos aus. In diesem Abschnitt werden direkt aus dem Experiment erhaltene Argumente dafür gegeben, dass die gesehenen Echos tatsächlich die gesuchten Quantenstreuechos sind. Aus den Ergebnissen von Abschnitt 4.3.2 und den Formen der Zeitsignale lässt sich schließen, dass das Auftreten der zu einer Mode gehörenden Resonanzen eine notwendige Bedingung für das Auftreten von Echos ist. In den Spektren sind meist die Resonanzen der dritten Mode dominant. Durch eine nur bereichsweise Anwendung der FFT-Routine auf Intervalle unterhalb und oberhalb der Resonanzen der dritten Mode konnten dementsprechend nahezu keine Echos erhalten werden. Wird die Routine hingegen nur auf ein 2 GHz breites Fenster, in welchem die Resonanzen enthalten sind, angewendet, zeigen sich Echos im Zeitsignal - das Experiment entspricht den theoretischen Erwartungen. Unklar ist in diesem Zusammenhang noch, ob Echos durch eine Überlagerung zweier Resonanzen als Schwebung entstehen, oder ob auch eine einzelne Resonanz für ein Echo verantwortlich sein kann. Ist letzteres der Fall, so können mehrere Resonanzen verschiedene Echos mit verschiedenen Perioden hervorrufen. Dies führt zu Schwebungen der Echosignale selbst und wurde in Simulationen an ähnlichen Streusystemen entdeckt [64]. Ein weiteres Argument beruht auf einer Analyse der Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden Echomaxima. Hierfür ergaben sich aus den Betrachtungen des Hufeisens THuf eisen = (4.67 ± 0.14) ns, aus der klassischen Simulation der gleiche Wert TSimulation = (4.67 ± 0.62) ns und aus dem Potentialmodell die moden- und zeitabhängigen Vorhersagen in Abb. 3.13. Die Zeit Texp zwischen zwei Echomaxima wurde in den Messungen zu bestimmten Zeitpunkten t − tS nach dem ersten Signal zum Zeitpunkt tS bestimmt, indem die Intervalldauer abgelesen wurde, in der eine bestimmte Anzahl an Maxima liegt. Der gesuchte Zeitabstand wurde aus dieser Länge berechnet, und als Fehler die Standardabweichung der Breite der einzelnen Maxima im Intervall angegeben. Abbildung 5.6 zeigt die gute Übereinstimmung zwischen den Vorhersagen des Potentialmodells und den gemessenen Daten. Auch hier wird wieder die dominierende Rolle der dritten Mode deutlich. Bestätigt wird weiterhin die Vermutung, dass die Zeit zwischen zwei Echomaxima im quantenmechanischen Fall wegen dynamischen Tunnelns geringer ist als im klassischen. Eine Möglichkeit für periodische Maxima im Zeitbereich, die nicht auf Echos beruhen, sind neutralstabile Bahnen, sog. Bouncing Ball Orbits. Den Ergebnissen anderer Experimente [65] nach sollten diese jedoch im Zeitbereich als schmale Maxima erscheinen und nicht als eine sinusartige“ Funktion, womit diese Möglich” keit ausgeschlossen ist. 62 Abb. 5.6: Vergleich der experimentell bestimmten Echoperioden in Abhängigkeit der Zeit nach dem Puls mit den aus dem Potentialmodell theoretisch erhaltenen Kurven. Es zeigt sich eine gute Übereinstimmung sowohl in der Kurvenform - zunächst wird ein Abfall der Echoperiode und dann eine Sättigung beobachtet - als auch in absoluten Werten. Die Messdaten entsprechen am besten der zur dritten Mode gehörigen Kurve, was durch die gespeicherte Energie und die Anregbarkeit des Resonators bei den Antennenpositionen verstanden werden kann. Ein weiteres Argument macht sich die Idee zu Nutze, dass Echos auf den beiden Seiten des Billards abwechselnd ausgekoppelt werden. Es wurde daher eine Messung mit der Antennenkombination S1 − E1, bei der nach der Interpretation von Gleichung (4.1) für offene Systeme das Feld am Ort der Antenne S1 ausgemessen wird, mit einer Messung mit der Antennenkombination S1 − S2 verglichen. Die erste registriert die transmittierten Echos, die letzte die reflektierten. Abbildung 5.7 zeigt beide Zeitsignale, wobei das zu S1−S2 gehörende verschoben und reskaliert wurde. Tatsächlich sieht man, wie erwartet, ein verschobenes Verhalten der beiden Signale. Da im Phasenraum Echos durch eine Umkreisung der stabilen Insel entstehen, sollte es keine Echos geben, wenn die stabile Insel zerstört wird. Hierzu wurden kleine Störkörper in den inneren Bereich des Billards gebracht, ein Frequenzspek63 Abb. 5.7: Vergleich von Echoprofilen aus Messungen der Transmission durch das Billard (S1 − E1, oben) sowie der Reflexion (S1 − S2, unten). Wie erwartet treten die Maxima abwechselnd auf, korrespondierend zur zeitlich alternierenden Auskopplung von Wellen aus den beiden Billardöffnungen. Eine der beiden Kurven wurde zur übersichtlicheren Darstellung durch Multiplikation mit einem festen Faktor reskaliert, so dass sich die Amplituden beider Messungen etwa gleichen. Die senkrechten Linien orientieren sich an den Minima der Reflexionsmessung. Die Abweichungen sind auf die verschieden langen Laufzeiten durch das Billard in den beiden Fällen zurückzuführen. trum ausgemessen und das zugehörige Zeitsignal in Abb. 5.8 bestimmt. Auch hier gibt es eine Übereinstimmung mit der Theorie, da keine Echos mehr zu sehen sind. 5.2.3 Zerfall Quantenmechanische Systeme zeigen bei hinreichend hoher Dissipation, selbst wenn das zugehörige klassische System chaotisch ist und exponentiell zerfällt, ein algebraisches Zerfallsverhalten [32, 33, 36, 66], d.h. P (t) = t−γ(n) , wobei P (t) die Wahrscheinlichkeit dafür bedeutet, dass sich ein quantenmechanisches Teilchen nach der Zeit t noch immer im Billard befindet. Der Zerfallsexponent γ ist von der Anzahl der vom Billard durchgelassenen Moden n und damit von der Anzahl 64 Abb. 5.8: Durch zwei kleine Störkörper in der Größenordnung eines Zentimeters im inneren Bereich des Billards wird die stabile Insel des klassischen Phasenraumes zerstört. Dementsprechend sind im Zeitsignal, hier von einer Messung am normalleitenden Billard, keine Echos mehr zu sehen. offener Zerfallskanäle abhängig. Die Rechnungen mit dem Potentialmodell (vgl. Abschnitt 3.2), in dem metastabile Zustände nicht berücksichtigt werden, ergeben ebenfalls ein algebraisches Verhalten, was als Überlagerung von exponentiellen Zerfällen mit verschiedenen Zeitkonstanten interpretiert werden kann. Aus Rechnungen von Seligman et al. [9] zu einem ähnlichen Streusystem wie dem in dieser Arbeit betrachteten ergab sich dennoch ein exponentielles Zerfallsverhalten P (t) = exp (−λt). Es wurde darauf zurückgeführt, dass nach hinreichend langer Zeit Echos durch einen Tunnelprozess einzelner Zustände aus der stabilen Insel entstehen. Der Vergleich dieser Vorhersage mit den experimentellen Daten gestaltet sich nicht einfach, da die Signale zunächst weder exponentiell noch algebraisch zu zerfallen scheinen. Als Beispiel sind die Zeitsignale von einer Messung bei Raumtemperatur mit Reflektoren und dem inneren Antennepaar S1 − E1 in Abb. 5.9 in einfach- und doppeltlogarithmischer Auftragung abgebildet; zum Vergleich zeigt Abb. 5.10 das exponentiell zerfallende Zeitsignal des voll chaotischen Schneckenbillards aus [67]. Abbildung 5.9 ist entnehmbar, dass zu mittleren Zeiten nach einigen ersten Echo65 Abb. 5.9: Das Zerfallsverhalten des offenen Billards ist nicht eindeutig identifizierbar. Die Zeitsignale zeigen weder in einfach- noch in doppeltlogarithmischer Auftragung die Gestalt einer Gerade. Exponentielles Zerfallsverhalten findet dennoch innerhalb der gestirchelten Markierungslinien in der einfachlogarithmischen Auftragung nach einigen ersten Echomaxima statt, bevor die Zerfallskurve in das Untergrundrauschen übergeht. Die angegebenen Konstanten sind die durch Geradenanpassung erhaltenen Zerfallskonstanten dieser Messung. Die Signale wurden aus Transmissionsmessungen der Antennen S1 und E1 im normalleitenden Zustand mit Reflektoren gewonnen. maxima ein exponentieller Zerfall stattfindet, jedoch das Verhalten des Zerfalls über den gesamten Zeitraum hinweg weder durch einen algebraischen noch durch einen exponentiellen Zerfall beschrieben wird. Dies wurde an mehreren Zeitsignalen beobachtet. Abbildung 5.11 gehört zu einer Kaltmessung von Antenne S1 zu S2 ohne Reflektoren; sie lässt vermuten, dass mehrere Zerfallsmoden mit exponentiellem Zerfall gleichzeitig vorliegen. Insbesondere zerfallen die hohen Peaks, die auf stehende Wellen in den Kabeln zurückgeführt wurden, schneller als die Echos. Die Echos selbst zerfallen am Anfang schneller als spätere Echos, an welche in der einfachlogarithmischen Auftragung in Abb. 5.9 eine Gerade angepasst wurde. Zumindest im Mikrowellenexperiment ist das Zerfallsverhalten somit komplizierter als erwartet. Denkbar ist es, dass die Frequenzabhängigkeit der Tunnelwahrscheinlichkeit aus der stabilen Insel zu einer zeitabhängigen Zerfallskonstante für einen exponentiellen Zerfall führt. Metastabile Zustände führen in dieser Interpretation zu einer Überlagerung von exponentiellen Zerfällen mit verschiedenen Zerfallskonstanten. Weiterhin wird vermutet, dass die anfänglichen Echos zu chaotisch gestreuten Zuständen in der chaotischen Hülle und die späteren Echos mit sauberem exponentiellen Zerfallsverhalten zu regulärer Dynamik in der stabilen Insel im klassischen Phasenraum korrespondieren. Demnach ist das Kurzzeitverhalten wichtig für das inverse Streuproblem: Aus der Echoperiode der ersten Echos kann der Entwicklungsparameter des Hufeisens des klassischen Phasenraums bestimmt werden. 66 Abb. 5.10: Zeitsignal des vollchaotischen Billards aus der Familie der Pascalschen Schnecken. Dieses geschlossene System zerfällt sehr deutlich exponentiell, und die Zerfallskonstante ist geringer als die des offenen Billards. Tabelle 5.1 enthält eine Zusammenstellung der durch Anpassen von Geraden an die halb- und / oder doppeltlogarithmischen Auftragungen der Zeitsignale erhaltenen Zerfallskonstanten. Zum Vergleich sind bei einigen Messungen sowohl eine algebraische Zerfallskonstante γ als auch eine exponentielle λ angegeben, wobei letztere den lokalen Zerfall der Echos besser beschreibt. Manche Signale besitzen nach den ersten Echomaxima auch ein rein exponentielles Verhalten. Es ist zu erkennen, dass die normalleitende gegenüber der supraleitenden Messung mit Reflektoren und dem Antennenpaar S1 − E1 eine höhere Zerfallskonstante hat: Die quasigebundenen Zustände haben damit wie erwartet eine geringere Lebensdauer. Auch ist festzustellen, dass das Schneckenbillard als nicht dissipatives System normalleitend fast so stabil ist wie die beste der aufgeführten supraleitenden Messungen am offenen Billard. Es wurde weiterhin festgestellt, dass bei oben nicht aufgeführten Warmmessungen die Zerfallskonstanten groß waren, wenn die Resonatoren längere Zeit nicht poliert wurden. Es ist anzunehmen, dass in diesem Fall die Bleischicht an ihrer Oberfläche oxidiert und der Resonator eine geringere Leitfähigkeit besitzt, weshalb der Zerfall schneller geschieht. Letztlich wurde noch überprüft, ob die Größen aus der Modellrechnung und den Messungen, die die Dissipation beschreiben, konsistent sind. Unter der Annahme 67 Abb. 5.11: Dieses Zeitsignal, entstanden aus einer Kaltmessung des Antennenpaares S1 − S2 ohne Reflektoren, gibt Anlass zur Vermutung, dass der beobachtete Zerfall eine Überlagerung verschiedener exponentieller Zerfälle ist. Es ist deutlich ein exponentieller Zerfall der Maxima durch stehende Wellen in den Kabeln sowie ein langsamerer, ebenfalls exponentieller Zerfall der Echos zu erkennen. In anderen Messungen wurden ähnlicherweise zwei Bereiche, in denen jeweils die Echos exponentiell zu zerfallen scheinen, beobachtet. eines exponentiellen Zerfalls ist mit Q = 2πf /Γ und Γ = 2λ feststellbar, dass die gemessenen Breiten und die bestimmten Zerfallskoeffizienten von der Größenordnung her zu gleichen Güten korrespondieren. Eine theoretische Abschätzung der Güte mit Gleichung (3.23) des Potentialmodells führt ebenso zur erwarteten Größenordnung. 68 Tabelle 5.1: Charakteristischen Zerfallskonstanten. Zu einigen Messungen ist auch ein algebraischer Zerfallsparameter angegeben, der durch eine Geradenanpassung an die beobachteten Echos in doppeltlogarithmischer Auftragung erhalten wurde. Messung γ Klassische Simulation 1.7 Quantenmechanische Modellrechnung 2.05 Warmmessug an der Schnecke Kaltmessung S1 − E1 mit Reflektoren 1.65 Kaltmessung S2 − E2 mit Reflektoren Kaltmessung S1 − S2 ohne Reflektoren 1.85 Kaltmessung S2 − E2 ohne Reflektoren 2.2 Warmmessung S1 − E1 mit Reflektoren Warmmessung S1 − E1 ohne Reflektoren 69 λ/ns−1 0.0105 0.008 0.05 0.01 0.018 0.017 0.018 6 Schlussbemerkungen und Ausblick Quantenstreuechos, deren Ursprung in der Streudynamik gemischter Systeme mit einer chaotischen Hülle und mindestens einer instabilen periodischen Bahn liegt, wurden im Rahmen dieser Arbeit erstmals experimentell nachgewiesen. Hierzu wurden Transmissionsmessungen an normal- und supraleitenden Mikrowellenresonatoren durchgeführt und die erhaltenen Spektren mit einer Fouriertransformation in den Zeitbereich überführt. Durch einen Separationsansatz der Helmholtzgleichung konnte ein Modell aufgestellt werden, was es erlaubt, sowohl die gemessenen Frequenzspektren als auch die daraus erhaltenen Zeitsignale zu interpretieren und qualitativ zu verstehen. Es gibt noch weitere Aspekte, die am offenen Billard oder an ähnlichen Geometrien untersucht werden könnten. Die folgende Zusammenstellung gibt einen Überblick über die gegenwärtig diskutierten offenen Fragestellungen: • Bei einer geeigneten Änderung der Berandungen kann sich eine stabile Insel im klassischen Phasenraum in zwei Inseln teilen. Dies korrespondiert zu zwei stabilen Bahnen mit einer instabilen Bahn dazwischen auf der Symmetrieachse des Billards. Durch diese Periodenverdopplungsbifurkation“ sollte ” der Abstand zweier benachbarter Echos abnehmen, weil die beiden stabilen Inseln kleiner sind als die ursprüngliche. • Das Zerfallsverhalten des offenen Billards wird als gleichzeitiger Zerfall von metastabilen Zuständen im Inneren des Billards interpretiert. Fraglich ist, weshalb die extrem langen Echos nur in manchen Zeitsignalen zu sehen sind. Es wird vermutet, dass diese späten“ Echos zu Zuständen in der stabilen ” Insel des klassischen Phasenraumes korrespondieren, und lediglich die ersten nicht exponentiell zerfallenden Echos durch Wellenpakete verursacht werden, die in der chaotischen Hülle lokalisiert sind. Für das inverse Streuproblem sind daher lediglich die ersten Echomaxima von Interesse. • Die Anzahl der Zustände für eine Mode im Potentialmodell sollte aus dem Phasenraumvolumen berechenbar sein. Erste Abschätzungen zeigen, dass es nur wenige Resonanzen gibt, d.h. fast alle wurden gemessen. • Die Frequenz der Echos kann in Abhängigkeit der Zeit besser durch eine gefensterte Fouriertransformation bestimmt werden. Damit wäre auch eine zuverlässigere Fehlerabschätzung als in 5.6 möglich. • Seligman et al. fanden in einem System eine Schwebung von Echos [64], die durch die Wechselwirkung zweier breiter Zustände im Potentialtopf zu Stande kamen. Im Experiment konnten solche Schwebungen nicht beobachtet werden. Es wird jedoch vermutet, dass Echos selbst Schwebungen von 70 Resonanzen sind. Echos können demnach nur bei mindestens zwei Resonanzen auftreten, und bei vier Resonanzen wäre eine Schwebung sichtbar. • Durch eine gefensterte Fouriertransformation um die prominentesten Resonanzen könnte das Langzeitverhalten der Echosignale sichtbar werden. Mit dieser Methode kann ein Vergleich von Reflexions- und Transmissionssignalen wie in Abb. 5.7 auch auf längeren Zeitskalen durchgeführt werden. 71 Literatur [1] A.E. Motter, Y.-C. Lai, Dissipative chaotic scattering, Phys. Rev. E 65, 15205(R) (2001) [2] T. Dittrich, P. Hänggi, G.-L. Ingold, B. Kramer, G. Schön and W. Zwerger, Quantum Transport and Dissipation (Wiley-VCH, Weinheim, 1998). [3] C. Dembowski, Dissipation in Mikrowellenbillards: Exceptional Points“ und ” Symmetriebrechung, Dissertation (2003) D17, TU-Darmstadt. [4] D. Cohen, Quantum Dissipation due to the Interaction with Chaotic Degrees of Freedom and the Correspondence Principle, Phys. Rev. Lett. 82, 4951 (1999). [5] J. Stein and H.-J. Stöckmann, Experimental Determination of Billard Wave Functions, Phys. Rev. Lett. 68, 2867 (1992). [6] A. Kudrolli, V. Kidambi and S. Sridhar, Experimental Studies of Chaos and Localization in Quantum Wave Functions, Phys. Rev. Lett. 75, 822 (1995). [7] H. Alt, P. von Brentano, H.-D. 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Rehfeld, Mikrowellenexperimente zum chaotischen Verhalten von Billards aus der Familie der Pascal’schen Schnecken und das Zerfallsverhalten eines Bunimovich-Stadionbillards, Diplomarbeit (1996), unveröffentlicht. 76 Danksagung Am Ende dieser Arbeit möchte ich all jenen Danken, die zu ihrem Gelingen beigetragen haben. Zunächst danke ich Herrn Professor Dr. Dr. h. c. mult. A. Richter für die interessante Aufgabe und das Vertrauen, dass er damit in mich gesetzt hat. Besonders danke ich ihm für die Möglichkeit, an den Dynamics Days“ in Heidelberg und ” an einem Workshop über Billards am Centro Internacional de Ciencias (CIC) in Cuernavaca, Mexico teilzunehmen - dort habe ich sehr viel dazugelernt. Für die gute Zusammenarbeit, das lustige Betriebsklima, die qualifizierte Betreuung und die grenzenlose Bereitschaft, diese Arbeit zu korrigieren, bedanke ich mich bei den Kollegen der Chaosgruppe, Frau Dr. Barbara Dietz-Pilatus und den Herren Dipl.-Phys. Christian Dembowski, Andreas Heine und Maksim MiskiOglu. Herrn Professor Dr. T.H. Seligman gilt mein herzlicher Dank für zahlreiche Gespräche über die Streuechos, viel Inspiration und seine freundliche Einladung an das CIC. Auch Carlos Mejı́a Monasterio danke ich sehr für die Korrespondenz über dieses Projekt. Der Studienstiftung des Deutschen Volkes danke ich ebenso herzlich für ihre langjährige Unterstützung sowie die Motivation und Freude an meinem Beruf, die ich nicht zuletzt durch sie immer wieder neu gewonnen habe. Herrn Creter, Herrn Häckl und seiner Crew aus der Mechanikwerkstatt des IKPs danke ich sehr für die schnelle und akkurate Konstruktion des Billards, ohne die die Messungen sicherlich nicht so erfolgreich gewesen wären. Auch allen anderen Mitarbeitern und Kollegen des IKP sei herzlichst für ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gedankt. Ein weiterer Dank gilt den Herren Prof. Dr. Feile und Prof. Dr. Fujara, die mit viel eigenem Einsatz dafür sorgten, dass ich termingerecht flüssiges Helium für eine Kaltmessung bekommen konnte. Ein ganz persönlicher Dank geht an meine Freunde, meine Mitstreiter in der Freiwilligen Feuerwehr Hering und natürlich an meine Familie, die meine Zielstrebigkeit mit ganzer Kraft unterstützten. Hiermit versichere ich, die vorliegende Diplomarbeit ohne Hilfe Dritter nur mit den angegebenen Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Alle Stellen, die aus den Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht worden. Diese Arbeit hat in gleicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Darmstadt, den 2. Juni 2003 (Thomas Friedrich) Erklärung zur Diplomarbeit 1. Mir ist bekannt, daß ein Exemplar der Diplomarbeit Bestandteil der Prüfungsakten wird und bei der TU Darmstadt verbleibt ( 19 Abs. 7 Diplomprüfungsordnung / Allgemeiner Teil (DPO/AT) vom 15. Juli 1991 (Amtsblatt 1992, S. 23) in der Fassung der zweiten Änderung vom 7. Februar 1994 (Amtsblatt S. 441)). 2. Ich bin damit einverstanden, daß die Diplomarbeit in den Bibliotheksbestand der TU Darmstadt aufgenommen und öffentlich zugänglich gemacht wird. Darmstadt, 2. Juni 2003 (Thomas Friedrich)