Labormedicus Laborgemeinschaft Rostock GbR Zur Thrombophiliediagnostik Jahrgang 1, Ausgabe 2 Nummer 2 28. November 2002 Themen in dieser Ausgabe: • Rationelle Thrombophiliediagnostik • Umstellung der Enzymbestimmungen auf internationale Standards Abb.1: Verbreitung der Faktor V-Mutation in der Weltbevölkerung Eine Thrombose ist ein multifaktorielles Geschehen. Auch bei Thrombophiliepatienten tritt die Thrombose in mehr als 50 Prozent nicht spontan auf, sondern es findet sich ein zusätzlicher Auslöser, zum Beispiel ein operativer Eingriff, Immobilisation, Schwangerschaft oder die Einnahme von Ovulationshemmern. Im höheren Lebensalter steigt die Inzidenz der Phlebothrombose dramatisch an: Sie beträgt im Alter unter 45 Jahre nur 1 : 10 000 und nimmt bei über 60-Jährigen auf etwa 1 : 100 zu. Bei etwa der Hälfte aller Patienten mit einer venösen Thrombose lässt sich heute eine hereditäre Thrombophilie nachweisen. APC-Resistenz Bis 1993 war bei der Mehrzahl der betroffenen Patienten mit einer familiären Thromboseneigung die hereditäre Ursache trotz der bis dahin entdeckten Risikofaktoren ungeklärt. Nach dem Ort der Entdeckung wird die Veränderung Faktor-V-Leiden-Mutation genannt und ist für circa 95 Prozent aller Fälle von APC-Resistenz verantwortlich. Die Prävalenz der heterozygoten Form beträgt drei bis sieben Prozent, homozygote Merkmalsträger sind selten. Für die homozygote Mutation sind die epidemiologischen Zahlen uneinheitlich, in heterozygoter Form ist das Risiko einer venösen Thrombose drei- bis achtfach erhöht. Zu beachten ist allerdings, dass alle Zahlen nur für die kaukasische Population gelten. Diese Mutation tritt aus entwicklungs-geschichtlichen Gründen bei der schwarzen und asiatischen Bevölkerung praktisch nicht auf. Mittels Genanalyse lässt sich die Punktmutation direkt nachweisen. APC-Ratio EBM - 3984 - € 12,80 - Citratblut Genanalyse EBM - Kap.P - 2400 Pkt. - EDTA-Blut Die Genanalyse belastet nicht das Budget bei Kassenpatienten (Fortsetzung auf Seite 2) (Fortsetzung von Seite 1) Prothrombinmutation Neben der Faktor-V-Leiden-Mutation ist als weiterer genetisch determinierter Risikofaktor in der kaukasischen Bevölkerung die Prothrombinmutation bekannt. Hier kommt es phänotypisch zu einer erhöhten Prothrombinkonzentration im Plasma. Nicht selten besteht eine Koinzidenz dieser Prothrombin-Mutante mit der Faktor-VMutation. Der gentechnische Nachweis ist kombiniert mit der Faktor-V-Mutation möglich. Die Prothrombinmutation ist mit etwa sieben Prozent die zweithäufigste bislang bekannte Thrombophilie bei nicht ausgewählten Patienten mit venösen Thrombosen. Das Thromboserisiko ist vergleichsweise gering erhöht, problematisch scheint allerdings die Kombination mit Ovulationshemmern zu sein: Bei 20 Prozent der Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva einnahmen und an einer Sinusvenenthrombose erkrankten, ließ sich eine Faktor-IIMutation nachweisen. Genanalyse EBM - Kap.P* - 2400 Pkt. - EDTA-Blut Die Genanalyse belastet nicht das Budget bei Kassenpatienten Thrombose Thrombose Erstereignis Erstereignis<< 45 45Jahre Jahre oder: oder: Rezidivereignis Rezidivereignis atypische atypischeLokalisation Lokalisation positive positiveFamilienanamnese Familienanamnese Schwangerschaft Schwangerschaft ??22Aborte Abortein in der der Anamnese Anamnese Antithrombinmangel Erstereignis Erstereignis 45 45––60 60Jahre Jahre Erstereignis Erstereignis>> 60 60Jahre Jahre Kein Kein Thrombophiliescreening Thrombophiliescreening Basisscreening Basisscreeningund und Nachweis Nachweisvon: von: APC-Resistenz APC-Resistenz (heterozygot) (heterozygot) Prothrombinmutation Prothrombinmutation Erweitertes ErweitertesScreening: Screening: APC-Resistenz APC-Resistenz Prothrombinmutation Prothrombinmutation Antithrombin Antithrombin Protein Protein CC Protein ProteinSS Faktor Faktor VIII VIII Lupusantikoagulantien/ Lupusantikoagulantien/ Anticardiolipin-Antikörper Anticardiolipin-Antikörper Antikoagulation: Antikoagulation: 33––66 Monate Monate Ein Antithrombinmangel wurde bereits 1965 als erster thrombophiler Risikofaktor identifiziert. Der hereditäre Anti-thrombinmangel ist selten, aber mit einem hohen Thromboserisiko asso-ziiert. Charakteristischerweise treten bei heterozygoten Merkmalsträgern bereits im frühen Jugend- und Erwachsenenalter – bei der Hälfte der Betroffenen im Alter vor dem 25. Lebensjahr – venöse Thrombosen auf. EBM - 3990 - € 12,80 - Citratblut * Orale Orale Antikoagulation: Antikoagulation: 66 Monate Monate* Protein-C-Mangel Erstereignis Erstereignisund undNachweis Nachweisvon: von: Hereditärem Hereditärem Antithrombinmangel Antithrombinmangel Antiphospholipid-Syndrom Antiphospholipid-Syndrom kombinierten kombiniertenDefekten Defekten Erstereignis Erstereignisund undNachweis Nachweisvon: von: Faktor-V-Mutation Faktor-V-Mutation (homozygot) (homozygot) Protein-C-Mangel Protein-C-Mangel Protein-S-Mangel Protein-S-Mangel persistierende persistierendeFaktor-VIII-Erhöhung Faktor-VIII-Erhöhung Langfristige LangfristigeAntikoagulation Antikoagulation * Orale Orale Antikoagulation: Antikoagulation: 12-18 12-18 Monate Monate* Danach DanachHeparinprophylaxe Heparinprophylaxein in Risikosituationen Risikosituationen *Bei rezidivierenden Thrombosen langfristige Antikoagulation Abb. 2: Algorithmus einer rationellen Thrombophi- Die hereditäre Form des Protein-CMangels ist seit 1981 bekannt. Ähnlich wie beim Antithrombinmangel kommt es zu einer etwa 50prozentigen Aktivitätsminderung. Der Nachweis eines Protein-CMangels erfolgt über die Messung der Protein-C-Aktivität, wobei diese auch durch Leberfunktionsstörungen, durch eine Behandlung mit Cumarinderivaten und im Rahmen von Verbrauchskoagulopathien reduziert sein kann. EBM - 4008 - € 33,20 - Citratblut (Fortsetzung auf Seite 3) Seite 2 (Fortsetzung von Seite 2) Protein-S-Mangel Die hereditäre Form des Protein-S-Mangels ist seit 1984 bekannt, wobei drei Subtypen unterschieden werden. Die Nachweismethode liegt primär in einer Aktivitätsmessung. Ein erworbener Mangelzustand resultiert aus einer Behandlung mit Cumarinderivaten, kann aber auch während einer Schwangerschaft, durch Ovulationshemmer beziehungsweise eine postmenopausale Hormonbehandlung sowie bei HIV-Infektionen auftreten. EBM - 4009 - € 29,10 - Citratblut Faktor-VIII-Erhöhung Eine temporäre FaktorVIII-Erhöhung ist in der akuten Phase einer Thrombose in den meisten Fällen nachweisbar. Bei etwa 25 Prozent aller Patienten finden sich allerdings auch noch zwei Monate nach dem Akutereignis persistierend hohe Faktor-VIIISpiegel. Eine derartige Faktor-VIII-Erhöhung von mehr als 150 Prozent bewirkt ein etwa fünffach erhöhtes Thromboserisiko. Familienuntersuchungen deuten zwar auf einen genetischen Einfluss hin, die Suche nach Faktor-VIIIGenvarianten mit erhöhten Faktor-VIII-Spiegeln war bislang jedoch erfolglos. Allgemein steigen die Faktor-VIII-Spiegel mit zunehmendem Alter an und sind bei Frauen höher als bei Männern. Tab.1: Zeitpunkt und Häufigkeit der Thrombophiliediagnostik EBM - 4001 - € 25,60 - Citratblut Antiphospholipid-Syndrom Lupusantikoagulanzien/Phospholipid-Antikörper sind eine heterogene Gruppe erworbener Autoantikörper, die gegen Komplexe aus negativ geladenen Phospholipiden und Proteinen gerichtet sind. Die Namensgebung beruht auf ihrer Erstbeschreibung beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) und ihres antikoagulatorischen Effektes in phospholipidabhängigen Gerinnungstests. Die Cardiolipin- und ß2-Glykoprotein-1Antikörper sind die wesentlichen Phospholipid-Antikörper und lassen sich im ELISA-Testverfahren nachweisen. Neben venösen und arteriellen Thrombosen sind Lupusantikoagulanzien eine mögliche Ursache für Aborte und Totgeburten. EBM – 2x4419 - € 17,40 - Serum Adaptiert von: Deutsches Ärzteblatt 99, Ausgabe 31-32 vom 05.08.2002, Seite A-2111 - 2118 Seite 3 Laborgemeinschaft Rostock GbR Die Laborgemeinschaft Rostock GbR arbeitet seit 1991 für niedergelassene Ärzte des Großraums Rostock. Sie gestattet ihren Mitgliedern die schnelle, qualitativ hochwertige und kostengünstige Erbringung ihrer Labordiagnostik für die effektive Patientenversorgung im Rahmen des EBM (O I/II) bzw. der GOÄ (M II). Sie wird fachlich und wirtschaftlich über den Vorstand verwaltet und ist ständig unter Kontrolle durch vor Ort ansässige niedergelassene Kollegen. Rigaer Straße 21 18107 Rostock Telefon: 0381-70 23 15 Fax: 0381-70 23 99 E-Mail: [email protected] Sie finden uns auch im Web! www.labormedicus.de Ein ausgeklügeltes Kuriersystem und die enge Zusammenarbeit mit den universitären Gesundheitseinrichtungen der Hansestadt und Kliniken der Stadt und des Umlandes gewährleisten zusätzlich eine hohe Qualität in der laborseitigen Patientenversorgung. Umstellung der Methoden für Enzymbestimmungen auf internationale Standards (IFCC) Seit diesem Jahr gibt es im Bereich der Enzymdiagnostik eine Reihe neuer, international standardisierter Methoden. Diese sind spätestens ab dem 1. April 2003 deutschlandweit verbindlich. (vgl. Deutsches Ärzteblatt 99, Ausgabe 30 vom 26.07.2002, Seite A-2071 / B-1755 / C-1651). Ab dem 2. Dezember werden wir deshalb unsere Enzymmethoden entsprechend umstellen und kalibrieren. Da wir bereits bisher überwiegend Standardmethoden eingesetzt hatten, handelt es sich in der Mehrzahl um für Sie kaum spürbare Modifikationen. Mit deutlichen Veränderungen ist lediglich bei der alkalischen Phosphatase und der Lactatdehydrogenase zu rechnen. Wir bitten Sie, dies bei der Befundung zu berücksichtigen. Enzym AP weiblich 0,6 - 1,75 männlich 0,7 - 2,15 GPT < 0,50 < 0,70 GOT < 0,50 < 0,65 ob Ihr System bei der Labordatenfernübertragung die neuen µmol/s.l Angaben korrekt übernimmt. γ-GT < 0,65 < 0,90 µmol/s.l 90 - 215 90 - 215 µmol/s.l CK < 2,40 < 2,85 CKMB < 0,4 < 0,4 GLDH < 80 < 110 LDH 2,25 - 4,10 2,25 - 4,10 HBDH 1,20 - 3,05 1,20 - 3,05 Amylase 28 - 100 28 - 100 U/l Amylase, pankreasspez. 13 - 53 13 - 53 U/l Lipase < 190 < 190 U/l CHE Einheit Gleichfalls sollten Sie überprüfen, µmol/s.l µmol/s.l Die Tabelle gibt eine Übersicht über die neuen Normbereiche für . µmol/s l Männer und Frauen. Altersabhänµmol/s.l gige Referenzwerte werden gegenmol/s.l benenfalls im entsprechenden Befund mitgeteilt. . µmol/s l µmol/s.l Für auftretende Probleme oder Missverständnisse in der Übergangszeit bitten wir schon jetzt um Ihr Verständnis.