Massereiche Sterne sind Planetenkiller

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BLICK IN DIE FORSCHUNG: NACHRICHTEN
In dieser künstlerischen Darstellung sind zwei protoplanetare
Scheiben zu sehen, die beide
der energiereichen Ultraviolettstrahlung des heißen O-Sterns
rechts oben ausgesetzt sind. Die
Strahlung zerstört die Scheiben
durch die Ionisation der Atome.
ben in der Nähe von Theta 1
NRAO / AUI / NSF / Bill Saxton
Orionis C zu bestimmen und
sie in Beziehung zum Abstand
zu setzen. Rita Mann und ihre
Koautoren nutzten nun ALMA,
um 48 massearme Sterne in
Abständen von bis zu einem
Lichtjahr zu Theta 1 Orionis C
zu beobachten.
ALMA-Messungen: Massereiche Sterne sind Planetenkiller
Sie stellten fest, dass innerhalb einer Entfernung von
assereiche Sterne zerstö-
M
Large Millimeter/submillime-
entstehungsregion. Die Tra-
einem zehntel Lichtjahr nur
ren mit ihrer energierei-
ter Array (ALMA) in Chile.
pezsterne stehen eng beiein­
sehr massearme Scheiben zu
Für ihre Untersuchungen
ander in Form eines Trapezes
finden waren, die weniger als
Gas- und Staubscheiben um
wählten die Astronomen das
und sind massereiche Sterne
eine halbe Jupitermasse (rund
eng benachbarte massearme
unmittelbare Umfeld um den
der Spektraltypen O und B. Sie
150 Erdmassen) enthielten.
Sterne, bevor in den Scheiben
Stern Theta 1 Orionis C, dem
sind so heiß, dass sie überwie-
Dieser Nahbereich wird von
Planeten entstehen können,
hellsten der vier Trapezsterne
gend im blauen sichtbaren
der energiereichen Strahlung
wie ein Forscherteam um
im Zentrum des berühmten
Licht und im Ultravioletten
dominiert, die der O-Stern im
Rita K. Mann vom National
Orionnebels M 42. Dieser ist
leuchten.
extremen Ultravio­lett abgibt.
Research Council Canada nach-
mit einer Entfernung von
weisen konnte. Die Messungen
rund 1350 Lichtjahren die uns
möglich gewesen, die Massen
die Atome in den Staubparti-
gelangen mit dem Atacama
am nächsten liegende Stern-
der verschiedenen Staubschei-
keln der Scheiben und sorgen
chen ultravioletten Strahlung
Bislang war es jedoch nicht
Die UV-Photonen ionisieren
Jadehase Yutu liefert erste wissenschaftliche Ergebnisse
D
er chinesische Mondrover Yutu
mit dem bodendurchdringenden Radar
Beschuss der Mondoberfläche durch Me-
oder Jadegase hat wertvolle Daten
an Bord von Yutu. Das Gerät sendet relativ
teoriten entsteht. Diese graben durch ihre
über seinen Landeplatz im Mare Im-
langwellige und dadurch tief reichende
Einschläge die Oberfläche des Mondes in
brium geliefert. Am Projekt beteiligte
Radiowellen in das Gestein unterhalb des
den obersten Lagen über Milliarden von
Wissenschaftler gaben erste Einblicke
Rovers und fängt Echos auf, die an unter-
Jahren hinweg nach und nach um. Darauf
auf der 45. Lunar and Planetary Science
schiedlichen Gesteinsschichten reflektiert
folgt eine zwischen 41 und 46 Meter
Conference in Texas, die Mitte März 2014
werden. Die Radarwellen drangen bis zu
dicke Schicht aus Basalt, die relativ viel
stattfand. Nach ihren Aussagen wird sich
140 Meter tief in den Untergrund ein.
Titanoxid enthält. Auf sie schließt sich
Aus den Messdaten ermittelten die
bis zum Ende des Messbereichs ein Basalt
Steuer­elektronik des Antriebs defekt ist.
Forscher einen dreilagigen Aufbau der
mit anderer Zusammensetzung an. Diese
Dennoch konnte er detaillierte Infor-
unter Yutu befindlichen Gesteinsschich-
Ergebnisse belegen mehrere vulkanische
mationen übermitteln. Yutu hat auch
ten. Die oberste Schicht ist etwa zwei bis
Eruptions­phasen, die vor mehr als drei
seine dritte Mondnacht überstanden
drei Meter dick und besteht aus lockerem
und meldete sich am 10. März 2014 nach
Material mit Gesteinsbrocken. Es ist
dem Sonnenaufgang im Mare Imbrium
der Regolith, der durch den ständigen
Chinese Academy of Sciences
Yutu wohl nie wieder bewegen, da die
zurück. Insgesamt hat Yutu etwa 100
bis 110 Meter auf der Mondoberfläche
zurückgelegt.
Der Wissenschaftler Le Qiao von
der China University of Geosciences in
Wuhan berichtete über die Messungen
14
Mai 2014
Die Landesonde Chang'e-3 lichtete den
Mondrover Yutu am 16. Dezember 2013
ab, nachdem sich das Fahrzeug gerade um
seine Hochachse gedreht hatte.
STERNE UND WELTRAUM
dafür, dass diese innerhalb
von rund einer Million Jahren
praktisch völlig verdampfen
Das »Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie«
und die massearmen Sterne
(SOFIA) besteht aus einer modifizierten Boeing 747SP, in deren
somit ohne Planeten zurück-
Heckrumpf eine Tür für das aus Deutschland stammende
lassen.
2,7-Meter-Spiegelteleskop geschnitten wurde.
Jenseits einer Entfernung
von einem zehntel Lichtjahr
zu Theta 1 Orionis C dominiert
die weniger energiereiche
ferne Ultraviolettstrahlung.
Hier stießen die Forscher auf
stellare Staubscheiben, die bis
zu 80 Jupitermassen an Staub
enthielten. Diese Sterne haben
gute Aussichten, einmal von
Planeten umgeben zu sein.
NASA
Die Forscher um Rita Mann
planen, ihre Untersuchungen
mit ALMA in naher Zukunft
weiter zu vertiefen. Dabei
möchten sie alle Sterne im Umfeld von fünf Lichtjahren um
Theta 1 Orionis C erfassen. In
dieser Raumregion wurden mit
dem Weltraumteleskop Hubble
Steht die fliegende Sternwarte SOFIA vor dem Aus?
S
chlechte Nachrichten für die Flugzeugsternwarte SOFIA enthält das neue Budget der
NASA für das Finanzjahr 2015: Es sieht vor, die Finanzmittel für SOFIA drastisch zu
kürzen. Sollte Deutschland als bislang einziges Partnerland die benötigten Gelder nicht
schon etwa 160 protoplane-
bereitstellen können, so wird die NASA das »Stratosphären-Observatorium für Infrarot-As-
tare Scheiben aufgespürt. Die
tronomie« ab Herbst 2014 einstweilig stilllegen und einmotten. Das US-Finanzjahr ist nicht
Forscher vermuten, dass dieses
mit dem Kalenderjahr identisch, sondern beginnt immer am 1. Oktober des Vorjahrs.
Volumen aber bis zu 300 Sterne
mit Staubscheiben enthält.
Mann, R. K. et al., The Astrophysical Journal
784:82, 2014
Der Grund für die dramatische Entscheidung der NASA sind die jährlichen Betriebskosten
von rund 85 Millionen US-Dollar, rund 62 Millionen Euro. Damit ist SOFIA nach dem Weltraumteleskop Hubble das im Unterhalt teuerste astronomische Instrument der NASA. Die
NASA möchte die Mittel für SOFIA auf nur noch zwölf Millionen US-Dollar pro Jahr kürzen
und die Einsparungen anderen Programmen mit höherer wissenschaftlicher Priorität zukommen lassen.
SOFIA ist ein Gemeinschaftsprojekt der USA und Deutschland, letzteres vertreten durch
das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Seiner Inbetriebnahme vor rund zwei
Jahren gingen mehr als 25 Jahre Entwicklungszeit voraus. Zudem hatten die Ingenieure die
Milliarden Jahren das tiefe
Schwierigkeiten unterschätzt, ein 2,7-Meter-Spiegelteleskop durch ein Loch im Rumpf eines
Becken des gigantischen Mare
Jumbojets, einer Boeing 747SP, zu betreiben. Somit verschob sich die Aufnahme des For-
Imbrium weitgehend wie-
schungsbetriebs um rund ein Jahrzehnt. Erst in diesem Jahr hatte der Vollbetrieb begonnen,
der auffüllten. Die dunklen
der auf deutscher Seite vom Deutschen SOFIA-Institut (DSI) an der Universität Stuttgart
Basalte sind für das bekannte
koordiniert wird. SOFIA beobachtet im mittleren und fernen Infra­rotbereich bei Wellenlän-
Mondgesicht verantwortlich.
gen, die auf dem Erdboden durch den atmosphärischen Wasserdampf weitgehend absorbiert
Auch mit dem »Active-
werden. Zudem dient die Flugzeugsternwarte der Erprobung von wissenschaftlichen Instru-
Particle-X-Ray-Spectrometer
(APXS)« gelangen Analysen
menten für künftige Satellitenmissionen.
Die NASA schlägt nun vor, SOFIA durch Beobachtungen mit dem James Webb Space Tele-
des Mondbodens, Forscher
scope ab 2018 und dem bereits einsatzbereiten Antennenverbund ALMA in Chile zu ersetzen.
vom Institute of High Energy
Jedoch deckt keines dieser Instrumente den Wellenlängenbereich zwischen 30 und 300 Mikro-
Physics in Peking konnten
meter ab. Aber gerade hier werden mit SOFIA wichtige Moleküllinien im interstellaren Medium
erste Ergebnisse präsentieren.
beobachtet und es wurden darin bereits drei bislang unbekannte Moleküle entdeckt.
Ihnen gelang der Nachweis der
Bislang ist dieser Budget­plan der NASA nur ein Vorschlag der US-Raumfahrtbehörde
Hauptelemente Magnesium,
und des Weißen Hauses. Nun werden die beiden Kammern des US-Kongresses darüber in
Aluminium, Silizium, Kalium
Ausschüssen detailliert beraten. Dort wird es sicherlich zu Änderungen im NASA-Budget
und Kalzium sowie weiterer
kommen, wie es auch in den letzten Jahren der Fall war. Daher besteht noch Hoffnung, dass
Spurenstoffe. Allerdings ste-
SOFIA nach wie vor ausreichend Finanzmittel erhält. Sollte es jedoch nicht dazu kommen,
hen die Auswertungen noch
dürfte es dem DLR wohl schwer fallen, die entsprechenden Finanzmittel in voller Höhe auf-
ganz am Anfang.
zubringen.
NASA, 4. März 2014
Nature News, 19. März 2014
www.sterne-und-weltraum.de
Mai 2014
15
KURZ & BÜNDIG
PLATO sucht nach dem Zwilling der Erde
Weit entfernter
Transneptun entdeckt
A
uf die Suche nach erdähnlichen
Weltraumteleskop Kepler, mit dem meh-
und potenziell lebensfreundlichen
rere tausend Exoplaneten und -kandida-
Planeten, die um andere Sterne als die
Weit jenseits des Kuipergürtels zieht
der Kleinplanet 2012 VP113 seine Bahn
einmal in 4590 Jahren. Er nähert sich der
Sonne bis auf 80 Astronomische Einheiten (AE) an und entfernt sich von ihr bis
zu 452 AE. Damit ist er nach dem im Jahr
2003 entdeckten Kleinplaneten Sedna
erst der zweite bekannte Himmelskörper in dieser Region des Weltalls.
ten entdeckt wurden.
Sonne kreisen, soll sich die Mission
Rosetta sieht Zielkometen
sungen 34 einzelne Teleskope, die im
hörde ESA machen. PLATOs Start ist für
Verbund rund die Hälfte des gesamten
das Jahr 2024 vorgesehen. Er soll rund
Himmels abtasten. Die Mission ist für
eine Million helle Sterne nach so genann-
eine Mindestdauer von sechs Jahren ge-
ten Erdzwillingen durchmustern. Den
plant. Jedes der 34 Teleskope von PLATO
Beschluss fällte am 19. Februar 2014 der
hat eine Öffnung von zwölf Zentimetern
ESA-Ausschuss für das Wissenschaftliche
und deckt ein Sichtfeld von 1100 Qua­
Programm.
dratgrad ab. Schon in einem Feld von
Das Hauptziel von PLATO ist die Su-
Zum ersten Mal nach ihrer Reaktivierung im Januar 2014 sichtete am
20. März die europäische Kometensonde Rosetta den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko mit ihrer Kamera
OSIRIS. Der Komet erscheint in den
Aufnahmen aber nur als ein Bildpunkt.
ESA baut Marslandschaft
Um den für 2018 geplanten ExoMarsRover zu erproben, richtete die Europäische Raumfahrtbehörde ESA in England
eine 390 Quadratmeter große künstliche Marslandschaft ein, in der das Fahrzeug unter realistischen Bedingungen
auf seine Einsatzbereitschaft getestet
werden soll.
Infrarotpanorama
der Milchstraße
einem Quadratgrad könnte man den
che nach Himmelskörpern, die unserem
Vollmond mit seinem Durchmesser von
Planeten im Hinblick auf die Masse, die
einem halben Grad insgesamt vier Mal
Größe und das Alter zum Verwechseln
einpassen, wobei an den Rändern noch
ähnlich sind. Besonders wichtig ist es,
Lücken blieben.
dass diese extrasolaren Planeten ihre
Alle PLATO-Optiken verfügen über
Sterne in der lebensfreundlichen oder
eigene Lichtsensoren. 32 der 34 Telesko-
»habitablen Zone« umrunden. In diesem
pe sind in vier Gruppen von je acht auf
Bereich fällt so viel Licht auf einen oder
einer Plattform des Satelliten montiert.
mehrere Planeten, dass auf ihnen bei
Jede Gruppe ist gegenüber der Haupt-
Vorhandensein einer Atmosphäre über
achse von PLATO um 9,2 Grad gekippt,
lange Zeiträume hinweg flüssiges Wasser
womit sich zusammen ein möglichst
existieren kann. Die Sterne dürfen also
großer Bereich des Himmels gleichzei-
weder zu heiß noch zu kalt sein, da-
tig abdecken lässt. Der resultierende
mit das Wasser weder verdampft noch
beobachtete Gesamtbereich beträgt
einfriert. Besonders interessieren sich
2250 Quadratgrad. Die Teleskope sollen
die Astronomen für solche Sterne, die
Sterne untersuchen, die Helligkeiten
unserer Sonne hinsichtlich Temperatur
zwischen 8 und 11 mag aufweisen. Solch
und Leuchtkraft ähneln, also Sonnen­
helle Sterne lassen sich problemlos auch
zwillinge sind.
in Amateurfernrohren sichten. Zwei wei-
PLATO ist eine Abkürzung und steht
Aus den Bilddaten des Infrarotsatelliten
Spitzer setzte die US-Raumfahrtbehörde
NASA ein riesiges 360-Grad-Panorama
der Milchstraße entlang ihrer Scheiben­
ebene zusammen. Es lässt sich unter
www.spitzer.caltech.edu/glimpse360
im Internet im Detail betrachten.
PLATO verwendet für seine Mes-
PLATO der Europäischen Raumfahrtbe-
tere Teleskope auf PLATO dienen dazu,
für »Planetare Transite und Oszillatio­
besonders helle Sterne mit Helligkeiten
nen von Sternen«. Er ist damit quasi der
zwischen 4 und 8 mag zu beobachten.
Nachfolger des höchst erfolgreichen
ESA, 19. Februar 2014
Stern überlebt Supernova
Mit dem Röntgensatelliten Chandra
wurde im Gasnebel DEM L241 ein massereicher Stern nachgewiesen, der eine
Supernova-Explosion überlebt hat.
Er wird nun in zehn Tagen von einem
Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch umrundet.
Weitere aktuelle Meldungen
aus Astronomie und Raumfahrt
finden Sie auf
www.sterne-und-weltraum.de und
www.twitter.com/Sterne_Weltraum
Mit 34 kleinen Teleskopen soll
die Mission Plato rund die HälfESA
te des Himmels nach erdähnli-
16
Mai 2014
chen Planeten absuchen.
STERNE UND WELTRAUM
www.sterne-und-weltraum.de
Mai 2014
17
Aktive Vulkane auf Venus entdeckt?
chon lange wird danach
S
mittels Radar durch die
(Mitte), sehr deutlich hervor-
Hitzeanomalien Belege dafür,
gesucht, aber nun fanden
US-Raumsonde Magellan An-
tritt. Aus dem gemessenen
dass in diesen eng begrenz-
sich die bislang konkretesten
fang der 1990er Jahre wissen
Wärmefluss leiten die For-
ten Bereichen heißes Materi-
Hinweise für aktive Vulkane
wir, dass unser innerer Nach-
scher Temperaturen von bis
al an die Oberfläche befördert
auf Venus: Auf Infrarotauf-
barplanet von tausenden
zu 830 Grad Celsius ab, rund
wird. Es könnte sich dabei
nahmen der europäischen
Vulkanen übersäht ist. Auf
370 Grad mehr als die mitt-
um Lava oder heiße Gase
Raumsonde Venus Express
Grund der sehr ähnlichen
lere Oberflächentemperatur
handeln, auch eine Mischung
stieß ein Forscherteam
chemischen Gesamtzusam-
der Venus von rund 460 Grad
von beidem ist denkbar.
um Eugene Shalygin vom
mensetzung und der Masse
Celsius.
Max-Planck-Institut für
der Venus im Vergleich zur
Leider konnte Venus
Sonnensystemforschung in
Erde gehen die Forscher da-
Express das entsprechende
Göttingen auf heiße Flecken
von aus, dass der Planet noch
Gebiet dann erst wieder rund
auf der Venusoberfläche, die
vulkanisch aktiv ist.
dreieinhalb Monate später
Auf dieser von der Raumson-
beobachten (Bild unten
de Venus Express übermittel­
wahrscheinlich auf aktiven
Venus Express beobachtete
Shalygin, E. V. et al., In: Abstracts LPSC 45,
2556.pdf, 2014
Vulkanismus zurückzuführen
im Jahr 2008 die Region um
rechts). Nun zeigte sich an
ten Bildserie ist auf dem
sind. Sie wurden auf Infra-
Ganiki Chasma mehrmals,
der betreffenden Stelle keine
mittleren Bild eine thermische
rotbildern der Region Ganiki
als sie sich auf der Nachtseite
erhöhte Temperatur mehr.
Anomalie mit stark erhöhtem
Chasma entdeckt, einem
des Planeten befand. Auf dem
Bei weiteren Untersuchun-
Wärmefluss, »Object A«, zu
Grabenbruch auf der Nord-
Bild links unten zeigt sich in
gen stießen die Wissen-
sehen, die wahrscheinlich auf
halbkugel der Venus. Dieser
dem als »Object A« bezeichne-
schaftler noch auf zwei ande-
einen aktiven Venusvulkan
befindet sich unweit eines
ten Gebiet eine gegenüber der
re Gebiete in Ganiki Chasma
hinweist. Rund dreieinhalb
der großen Schildvulkane des
Umgebung nur geringfügig
mit vorübergehend erhöhten
Monate später zeigte sich in
Planeten, dem Maat Mons.
erhöhte Temperatur, während
Temperaturen.
dem entsprechenden Gebiet
Von ihm nehmen die Plane-
sie auf einer Aufnahme, die
tenforscher an, dass er zuletzt
zwei Tage später entstand
keine erhöhte Temperatur
Die Forscher um Shalygin
mehr (rechts).
sehen in den temporären
vor nur 10 bis 20 Millionen
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
noch vulkanische Aktivität
0,5
möglich sein.
0
Seit der Erkundung der
gesamten Venusoberfläche
13. 10. 2008
20°
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
»Object A«
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,5
»Object A«
0
10°
10°
185°
195°
»Object A«
0
10°
185°
195°
185°
195°
Shalygin, E. V. et al., 2014
somit könnte in der Region
24. 6. 2008
20°
relativer Fluss
ein sehr kurzer Zeitraum und
22. 6. 2008
20°
relativer Fluss
geologischer Sicht ist dies
relativer Fluss
Jahren ausgebrochen ist. Aus
1»Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel
M
it etwas Glück können Sie ein Exemplar
des informativen Buchs »Wie ich Pluto zur
Senden Sie die Ziffern der Fragen und den
jeweils zugehörigen Buchstaben der richtigen
Strecke brachte und er es nicht anders verdient
Lösung bis zum 14. Mai 2014 per E-Mail mit der
hat« vom Springer-Spektrum-Verlag Heidelberg
Betreffzeile »Mondimpakt« an:
gewinnen.
[email protected]
Frage 1: Die Masse des Mond­
Frage 2: Der Einschlag leuchtete
Frage 3: Der neue Mondkrater
impaktors vom Herbst 2013 lag:
so hell auf wie:
ist etwa:
a) bei 250 Kilogramm
a) die Venus
a) 50 Meter groß
b) bei 350 Kilogramm
b) der Polarstern
b) 70 Meter groß
c) bei 450 Kilogramm
c) Sirius
c) 100 Meter groß
Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 14. Mai 2014 die
richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil.
Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs.
Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft
18
Mai 2014
Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch
der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an.
STERNE UND WELTRAUM
HR 5171A – einer der größten Sterne
Vor 50 Jahren
M
it dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile beobachtete ein Forscherteam um Oli-
vier Chesneau vom französischen Observatoire de la Côte d'Azur
Die Entfernungen der offenen
den Gelben Hyperriesen HR 5171A im Sternbild Zentaur und
Sternhaufen.
stellte fest, dass er sehr viel größer ist als erwartet: Er erreicht
»Die offenen Sternhaufen sind …
den 1300-fachen Durchmesser unserer Sonne (1,4 Millionen
Anhäufungen von vielleicht fünfzig,
Kilometer).
hundert oder fünfhundert Sternen.
… Plejaden, Hyaden [und] Praesepe …
Der Gelbe Hyperriese würde sich, könnte man ihn an Stelle
sind die bekanntesten. Das Problem,
der Sonne in unser Planetensystem versetzen, bis über die
Umlaufbahn des Planeten Jupiter hinaus erstrecken. HR 5171A
von dem hier gesprochen werden soll, betrifft die Entfernungen
gehört zu den zehn größten bekannten Sternen in unserem
der offenen Haufen. … Es handelt sich hier um die Frage nach
Milchstraßensystem und hat einen um rund die Hälfte größeren
der Spiralstruktur unseres galaktischen Sternsystems. … Die
Durchmesser als der Rote Riese Beteigeuze im Sternbild Orion.
Spiralarme der uns benachbarten großen Sternsysteme [ent-
HR 5171A wird als Gelber Hyperriese bezeichnet, weil seine
halten] … Sterne mit besonders hoher Oberflächentemperatur.
Oberflächentemperatur rund 5000 Grad Celsius beträgt und
… [Deshalb hat] man versucht, Sternhaufen, die [solche] Sterne
damit fast so hoch ist wie diejenige unserer Sonne. Rote Über-
enthalten, zur Entfernungsbestimmung … heranzuziehen. … Es
riesen sind dagegen meist nur um 3000 Grad Celsius heiß und
gibt [allerdings] nicht einen einzigen Sternhaufen, der so nahe
leuchten daher rötlich. Der Hyperriese strahlt rund eine Million
wäre, daß sich seine Entfernung durch Messung von trigono-
mal so hell wie unsere Sonne. Wegen seiner großen Entfernung
metrischen Parallaxen der Haufensterne ermitteln ließe. [Für]
von rund 12 000 Lichtjahren lässt er sich mit einer scheinbaren
die Hyaden im Sternbild Stier … kann man ihren Abstand doch
Helligkeit von rund 6 mag dennoch nur unter einem dunklen
mit einem anderen geometrischen Verfahren ermitteln: … der
Himmel mit dem menschlichen Auge erkennen.
»Sternstrom-Parallaxe«. … Aus der Gesamtheit der Daten hat
Eine große Überraschung für die Astronomen um Chesneau
war, dass HR 5171A einen engen Begleiter besitzt, der ihn in
rund 1300 Tagen, also 3,6 Jahren, einmal umrundet. Er berührt
dabei die Oberfläche seines Hauptsterns und bildet mit diesem
einen gemeinsame Hülle, deren Gestalt an eine Erdnuss erinnert
(siehe Bild unten). Die Umlaufebene ist so zu uns orientiert,
man den Abstand der Hyaden zu 40 parsec abgeleitet.«
(SuW, Mai 1964, S. 104)
D
ie »Sternstrom-Parallaxe« verwendet die Perspektive:
So wie die Schienenstränge einer Eisenbahnlinie, ein
längslaufender Weg und ein in derselben Richtung fliegendes
dass der Begleiter vor seinem Hauptstern vorüberzieht und von
Flugzeug auf einen Punkt am Horizont zeigen, so scheinen
diesem in der Folge bedeckt wird.
auch die Sterne eines Sternhaufens in ihrer gemeinsamen
Die Astronomen um Chesneau griffen zudem auf Archiv­
Bewegung einem Konvergenzpunkt zuzustreben. Für die
daten von HR 5171A aus den letzten 40 Jahren zurück und stell-
Hyaden liegt er nahe beim hellen Stern Beteigeuze. Mit Hilfe
ten fest, dass sich der Hyperriese in diesem kurzem Zeitraum
des Konvergenzpunkts lässt sich aus den Messungen der
beträchtlich vergrößert hat. Dies ist ein Hinweis darauf, dass
Sternbewegungen die Entfernung des Haufens bestimmen.
Gelbe Hyperriesen sehr variabel sind und in kürzester Zeit dras-
Bereits 1908 gelang es Lewis Boss am Dudley Observatory,
tische Veränderungen durchlaufen. Sie gelten als kurzzeitiges
diese Methode anzuwenden. Er fand für die Entfernung der
Übergangsstadium in der Entwicklung von sehr massereichen
Hyaden den Wert von 130 Lichtjahren (40 pc). Jetzt konnten
Sternen.
auch die Entfernungen vieler weiter entfernter Sternhaufen
Chesneau, O. et al., Astronomy & Astrophysics, im Druck, 2014.
durch Vergleich mit den Hyaden bestimmt werden. Jahrzehntelang blieb die angenommene Entfernung der Hyaden fast
unverändert, bis ab 1990 der Astrometriesatellit Hipparcos
und das Hubble Space Telescope sie auf 151 ± 1,5 Lichtjahre
korrigierten. Mit diesen Genauigkeiten kann die Methode der
Sternstromparallaxe nicht mehr mithalten.
Die Sternhaufen behalten aber ihren Wert als Objekte
bekannter Entfernung. Der Basler Astronom Wilhelm Becker
zeigte 1963, dass die jungen unter ihnen tatsächlich Stücke
von drei Spiralarmen nachzeichnen. Radiobeobachtungen
erlaubten es, den Verlauf dieser und anderer Spiralarme über
weite Bereiche unserer Milchstraße zu verfolgen. An diesem
ESO
Bild hat sich bis heute nicht viel geändert. Es schält sich aber
heraus, dass wir in einer vierarmigen Spiralgalaxie leben. Da
offene Sternhaufen auch Delta-Cephei-Sterne beherbergen,
Der Gelbe Hyperriese HR 5171A ist hier als künstlerische Darstel-
die wohl wichtigsten Verbindungsglieder zu nahen Galaxien,
lung wiedergegeben. Der Stern ist 1300-mal so groß wie die Sonne
sind sie aus der Vermessung der Weiten des Kosmos nach wie
und bildet mit seinem Begleiter ein Doppelsternsystem, bei dem
vor nicht wegzudenken.
CHRISTOPH LEINERT
dieser den Haupt­stern berührt.
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