Aufladung von Verbrennungsmotoren

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Aufladung von Verbrennungsmotoren
Helmut Pucher • Karl Zinner
Aufladung von
Verbrennungsmotoren
Grundlagen, Berechnungen, Ausführungen
4. Auflage
Mit 348 Abbildungen
Helmut Pucher
Berlin, Deutschland
Karl Zinner
Augsburg, Deutschland
ISBN 978-3-642-28989-7
ISBN 978-3-642-28990-3 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-642-28990-3
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Vorwort
Das seit 1975 bislang in drei Auflagen erschienene Buch von Karl Zinner über die
Aufladung von Verbrennungsmotoren ist längst zu einem „Klassiker“ der Literatur
über die Aufladetechnik geworden. In Forschung und Entwicklung zu aufgeladenen
Motoren Tätige stützen sich auch heute noch auf den „Zinner“, wenn es um Fragen
der Grundlagen zur Aufladetechnik geht.
Wenn nunmehr nach 27 Jahren die 4. Aufl. erscheint – Karl Zinner ist 1991 verstorben –, so nicht, weil die von ihm beschriebenen Grundlagen der Aufladetechnik
keine Gültigkeit mehr besäßen, sondern weil sich die Welt des Verbrennungsmotors
und mit ihm die Aufladetechnik seither so enorm weiterentwickelt haben, dass deren
Behandlung in einem Fachbuch einer Neuausrichtung und so mancher Ergänzung
bedarf.
Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Aufladung bei Großmotoren,
die, nicht zuletzt dank der Aufladung, inzwischen effektive Wirkungsgrade bis zu
55 % erreichen können, hat seit der 3. Aufl. insbesondere die Aufladung von Fahrzeugmotoren den größten Entwicklungsschub erfahren. So sind Nutzfahrzeug- und
Pkw-Dieselmotoren heute praktisch alle aufgeladen, und auch bei Ottomotoren setzt
sich dieAufladung immer weiter durch. Durch Downsizing, also die Darstellung einer
gewünschten Nennleistung durch einen Motor möglichst kleinen Hubvolumens, der
dazu entsprechend hoch aufgeladen werden muss, gelingt es bei Pkw-Motoren, den
Kraftstoffverbrauch und damit die CO2 -Emission immer weiter zu senken. Der Einsatz neuer Aufladetechniken, insbesondere der geregelten zweistufigen Aufladung,
macht es möglich, zusätzlich zur Steigerung von Wirkungsgrad und Leistungsdichte
auch die seit dem Erscheinen der 3. Aufl. drastisch verschärften Abgasgesetze zu
erfüllen. Da auch Großmotoren inzwischen immer strengeren Umweltauflagen zu
genügen haben, ihre bereits hohen Wirkungsgrade aber unbedingt erhalten bleiben
bzw. sogar noch weiter gesteigert werden sollen, werden derzeit auch für diese Motorenkategorie zweistufige Aufladesysteme entwickelt. Entsprechend werden in der
vorliegenden Neuauflage neben den Grundlagen der Aufladung diese neuen Aufladetechniken und Aufladestrategien behandelt und ihr Einfluss auf Kraftstoffverbrauch
und Abgasemission anhand praktischer Anwendungsbeispiele verdeutlicht.
Das Buch wendet sich auch in seiner 4. Aufl. in erster Linie an Ingenieurinnen und
Ingenieure, die sich mit Forschung, Konstruktion und Entwicklung von aufgeladenen
V
VI
Vorwort
Motoren und den zugehörigen Aufladeaggregaten zu befassen haben, aber ebenso
an Studierende des Maschinenbaus und der Fahrzeugtechnik und schließlich an alle,
die ihre Kenntnisse auf diesem wichtigen und interessanten Gebiet des Motorenbaus
vertiefen wollen.
Dass ich diese Neuauflage erarbeiten durfte, empfinde ich als eine große persönliche Ehre. Professor Zinner kenne und schätze ich, seit ich 1968 als junger
Ingenieur in die Motorenforschung der M.A.N. in Augsburg kam, die damals unter
seiner Leitung stand. Damals war ich auch für ein Semester sein Vorlesungsassistent
bei seiner aufladetechnischen Vorlesung an der TU München, aus deren Manuskript
Zinner schließlich die 1. Aufl. dieses Buches entwickelt hat. Wer durch die Zinnersche Schule gegangen ist, konnte von ihm viel Fachliches und viel Wichtiges für das
Wirken als Ingenieur und als Vorgesetzter lernen. Zu Letzterem gehörte auch, dass er
seinen Mitarbeitern immer genügend Freiraum zur Entwicklung eigener Vorschläge
gab und sich diesen gegenüber dann auch aufgeschlossen zeigte. Diese nachhaltigen
Erfahrungen begleiteten mich auch während meines Wirkens als Hochschullehrer
an der TU Berlin, wobei ich mich in meiner eigenen aufladetechnischen Vorlesung
natürlich auch auf den „Zinner“ stützte.
An dieser Stelle möchte ich mich beim Springer-Verlag dafür bedanken, dass er
mich mit der Abfassung der vorliegenden Neuauflage betraut hat. Mein Dank gilt
auch allen Autoren von Fachaufsätzen und deren Firmen für die Überlassung von
aktuellem Bildmaterial. Die jeweilige Quelle ist zu den daraus entstandenen Abbildungen des Buches angegeben. Abbildungen ohne Quellenangabe sind entweder
eigene Darstellungen oder so aus der 3. Aufl. übernommen.
Berlin
im Februar 2012
Helmut Pucher
Formelzeichen und Abkürzungen
Zeichen Einheit Bedeutung
(Lateinische Buchstaben)
A
AK
AT
ATeff
AW
a
a
B
b
be
c
c0
cm
cm
cp
cu
cu
cv
D
D
g
HA
HZ
Hu
h
h
hsL
hsT
ht
m2
m2
m2
m2
m2
–
m/s
s
m
g/kWh
m/s
m/s
m/s
m/s
J/(kg · K)
m/s
m/s
J/(kg · K)
m
m
m/s2
kJ
kJ
kJ/kg
m
J/kg
J/ kg
J/ kg
kJ/kg
Querschnitt
Kolbenfläche
Turbinen (ersatz)querschnitt
effektiver Turbinenquerschnitt
Wandfläche
Anzahl der Kurbelwellenumdrehungen je Arbeitsspiel
Schallgeschwindigkeit
Beschleunigungswert
Breite
effektiver spezifischer Kraftstoffverbrauch
Absolutgeschwindigkeit
isentrope Ausströmgeschwindigkeit an der Turbine
Meridiankomponente der Absolutgeschwindigkeit
mittlere Kolbengeschwindigkeit
spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck
Umfangsgeschwindigkeit
Umfangskomponente der Absolutgeschwindigkeit
spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen
Durchmesser
Bohrung des Zylinders
Schwerebeschleunigung der Erde
technische Arbeitsfähigkeit des Abgases nach dem Auslass
technische Arbeitsfähigkeit des Abgases im Zylinder
Heizwert
geodätische Höhe
spezifische Enthalpie
spez. isentrope Enthalpiedifferenz des Laders
spez. isentrope Enthalpiedifferenz der Turbine
spezifische technische Arbeitsfähigkeit
VII
VIII
I
i
k
k
L
L min
M
Md
mA
mB
mE
mLZ
mZ
ṁ
ṁB
ṁLZ
NOx
n
n
na
nL
nM
nP
PA
Pe
Pi
PL
PT
p
pA
pE
pe
pi
pr
pL
pZ
pZmax
Q
QB
QW
q
R
r
r
S
Formelzeichen und Abkürzungen
A
–
–
W/(m2 · K)
m
kg/kg
Nm
Nm
kg
kg
kg
kg
kg
kg/s
kg/s
kg/s
g/kWh
–
min−1 , s−1
min−1
min−1
min−1
min−1
kW/m2
kW
kW
kW
kW
bar
bar
bar
bar
bar
bar
bar
bar
bar
J
kJ
kJ
J/kg
J/(kg · K)
–
kJ/kg
J/K
Stromstärke
Übersetzungsverhältnis
Koeffizient allgemein
Wärmedurchgangskoeffizient
Länge
Mindestluftbedarf des Kraftstoffs, massebezogen
Drehmoment
Drehmoment
ausgeströmte Masse
Kraftstoffmasse im Zylinder
eingeströmte Masse
Luftmasse im Zylinder
Masse im Zylinder
Massenstrom
Kraftstoffmassenstrom
Luftmassenstrom je Zylinder
spezifische NOx -Emission
Polytropenexponent
Drehzahl
Arbeitsspielfrequenz
Laderdrehzahl
Motordrehzahl
Propellerdrehzahl
Kolbenflächenleistung
effektive Motorleistung
innere (= indizierte) Motorleistung
Laderleistung
Turbinenleistung
Druck
Abgasdruck
Einlassdruck
effektiver Mitteldruck
indizierter Mitteldruck
Reibmitteldruck
Ladedruck
Zylinderdruck
maximaler Zylinderdruck
Wärme
zugeführte Verbrennungsenergie je Arbeitsspiel
Wandwärme je Arbeitsspiel
spezifische Wärme
(spezifische) Gaskonstante
Reaktionsgrad
Verdampfungsenthalpie
Entropie
Formelzeichen und Abkürzungen
s
s
s
T
T
TK
TL
TW
TZ
Tt
t
U
u
u
ü
VC
Vf
VH
Vh
V hL
VZ
V̇
v
Wi
WL
WT
w
w
wt
x
x
xAGR
xR
Y
ZAB
z
z
m
m
J/(kg · K)
K, ◦ C
–
m2
K, ◦ C
K
K
K, ◦ C
s
J
J/kg
m/s
–
m3 , l
m3
m3 , l
m3 , l
m3 , l
m3
m3 /s
m3 /kg
J
J
J
J/kg
m/s
J/kg
m
kg/kg, %
–
%
J/kg
◦
KW
–
m
IX
Hub des Zylinders
Wandstärke, Bauteildicke
spezifische Entropie
Temperatur
Trimm der Radialturbine
Turbinenkonstante
Ladelufttemperatur
Wandtemperatur
Zylindertemperatur
Taupunkttemperatur
Zeit
innere Energie
spezifische innere Energie
Umfangsgeschwindigkeit
Übersetzungsverhältnis
Kompressionsvolumen
Füllvolumen
Gesamthubvolumen des Motors
Hubvolumen des Zylinders
Hubvolumen des Laders
Zylindervolumen
Volumenstrom
spezifisches Volumen
innere Arbeit des Zylinders je Arbeitsspiel
Laderarbeit je Motorarbeitsspiel
Turbinenarbeit je Motorarbeitsspiel
spezifische Arbeit
Relativgeschwindigkeit
spezifische technische Arbeit
Weg
absolute Feuchte der Luft
Abgasrückführrate
Regelweg
spezifische Stutzenarbeit
Zündabstand
Zylinderzahl des Motors
Höhenintervall zur (geodätischen) Referenzhöhe
(Griechische Buchstaben)
α
α
α
αZ
β
W/(m2 · K)
1/K
◦
W/(m2 · K)
◦
konvektiver Wärmeübergangskoeffizient
thermischer Ausdehnungskoeffizient
Winkel der Absolutgeschwindigkeit
konvektiver Wärmeübergangskoeffizient im Zylinder
Winkel der Relativgeschwindigkeit
X
γ
ε
ε
ηA
ηe
ηi
ηm
ηsT
ηsL
ηmL
ηmT
ηmTL
ηT
ηTm
ηTL
ηTLK
ηρ
κ
λ
λ
λa
λf
λl
λs
λV
μ
ν
π
πL
πT
ϕ
ϕ
ρL
σth
ψ
ω
Formelzeichen und Abkürzungen
◦
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
W/(m · K)
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
◦
KW
–
–
–
kg/m3
N/mm2
J/kg
kg · m2
s−1
Abkürzungen und Indizes
1D
3D
A
eindimensional
dreidimensional
Abgas
Winkel
Verdichtungsverhältnis des Motors
Geschwindigkeitsverhältnis
Ausströmwirkungsgrad
effektiver Wirkungsgrad des Motors
innerer (= indizierter) Wirkungsgrad des Motors
mechanischer Wirkungsgrad des Motors
isentroper Turbinenwirkungsgrad
isentroper Laderwirkungsgrad
mechanischer Wirkungsgrad des Laders
mechanischer Wirkungsgrad der Turbine
mechanischer Wirkungsgrad des Turboladers
Turbinenwirkungsgrad
mittlerer Turbinenwirkungsgrad
Turboladerwirkungsgrad
Aufladewirkungsgrad
Gütegrad des Ladeluftkühlers
Isentropenexponent
Luftverhältnis
Wärmeleitzahl
Luftaufwand
Füllgrad
Liefergrad
Spülgrad
Verbrennungsluftverhältnis
Durchflussbeiwert
Laufzahl der Turbine (= u/c0 )
Druckverhältnis
Laderdruckverhältnis
Turbinendruckverhältnis
Kurbelwinkel
relative Feuchte der Luft
Druckziffer
Durchflussfunktion
Dichte der Luft
thermische Spannung
spezifische Dissipation
polares Massenträgheitsmoment
Winkelgeschwindigkeit
Formelzeichen und Abkürzungen
A
AGR
AL
AÖ
AS
ATL
AV
a
a
B
CFD
CVT
const.
D
DWL
E
EL
EÖ
ES
e
e
eq
F
FES
ges
i
HD
HDA
HDL
HDL
HDT
HDV
K
K
KSM
L
L
Lauf
LLK
LP
LTV
M
m
m
m
Auslass
Abgasrückführung
Auslassleitung
Auslass-Öffnet
Auslass-Schließt
Abgasturbolader
Auslassventil
Austritt
außen
Brennstoff, Kraftstoff
Computational Fluid Dynamics
Continuously Variable Transmission
konstant
Düse, Leitrad
Druckwellenlader
Einlass
Einlassleitung
Einlass-Öffnet
Einlass-Schließt
Eintritt
effektiv
äquivalent
Fahrzeug
Frühes Einlass-Schließen
gesamt
innen, indiziert
Hochdruck
Hochdruckabgas
Hochdruckluft
Hochdrucklader
Hochdruckturbine
Hochdruckverdichter
Kolben
Kühlmittel
Kennfeld-stabilisierende Maßnahme
Luft
Lader
Laufzeit
Ladeluftkühler
Ladepumpe
Lufttaktventil
Motor
mechanisch
mittel
Meridiankomponente
XI
XII
max
MCR
min
ND
NDA
NDL
NDL
NDT
NDV
NEDC
NOx
NT
n
nenn
OT
R
red
ref
rev
SES
SiC
SiN
Stau
Stoß
s
sp
spül
T
TL
t
t
th
th
u
u
v
UT
V
VTG
VÜ
W
WG
Z
ZK
ZOT
Formelzeichen und Abkürzungen
maximal
maximum continuous rating
minimal
Niederdruck
Niederdruckabgas
Niederdruckluft
Niederdrucklader
Niederdruckturbine
Niederdruckverdichter
New European Driving Cycle
Stickoxide
Nutzturbine
nach
NennOberer Totpunkt
Laufrad
reduziert
Referenz
reversibel
Spätes Einlass-Schließen
Siliziumkarbid
Siliziumnitrid
Stauaufladung
Stoßaufladung
isentrop
Spalt
Spülung
Turbine
Turbolader
technisch
total
theoretisch
thermisch
Umgebung
in Umfangsrichtung
vor
Unterer Totpunkt
Verdichter
variable Turbinengeometrie
Ventilüberschneidung
Wand
Wastegate
Zylinder
Zwischenkühler
Zünd-OT, Totpunkt am Ende der Kompressionsphase
Inhalt
1
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
4
2
Definition und Ziele der Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.1 Zusammenhang zwischen Motorleistung und Aufladung . . . . . . . . . .
2.2 Überblick über die verschiedenen Aufladeverfahren . . . . . . . . . . . . . .
2.2.1 Art der Ladedruckerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2.2 Laderbauart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2.3 Arbeitsverfahren des Motors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3 Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
5
8
8
11
11
11
3
Die Anfänge der Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.1 Ottomotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.2 Dieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3 Flugmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.4 Die Anfänge der Abgasturboaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13
13
15
18
19
24
4
Der theoretische Motorprozess bei Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Mechanische Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.3 Abgasturboaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25
25
26
28
5
Laderbauarten und Laderkennfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.1 Thermodynamik und Verdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2 Laderbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2.2 Lader der Verdrängerbauart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2.3 Lader der Strömungsbauart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
33
39
39
40
45
58
XIII
XIV
Inhalt
6
Druckverhältnis-Volumenstrom-Kennfeld des Motors . . . . . . . . . . . . . .
6.1 Allgemeines und Äquivalenter Spülquerschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.2 Zweitaktmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6.3 Viertaktmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
59
62
64
7
Zusammenwirken von Lader und Motor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
7.1 Dynamische Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
7.1.1 Abgestimmtes Saugsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
7.1.2 Impulsaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
7.2 Mechanische Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
7.2.1 Viertaktmotor mit Verdrängerlader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
7.2.2 Viertaktmotor mit Strömungslader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
7.2.3 Zweitaktmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
7.3 Abgasturboaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
7.3.1 Unterschiede im Betriebsverhalten des
abgasturboaufgeladenen Motors im Vergleich zum
mechanisch aufgeladenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
7.3.2 Hauptgleichungen der Abgasturboaufladung . . . . . . . . . . . . . . 83
7.3.3 Berechnung des effektiven Turbinenquerschnitts . . . . . . . . . . 87
7.3.4 Einfluss der pulsierenden Turbinenbeaufschlagung . . . . . . . . 95
7.3.5 Turbinenkennfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
7.4 Einfluss der Ladeluftkühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
8
Motorprozess-Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.2 Zylinderprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.3 Zustandsänderungen in den Gaswechselleitungen . . . . . . . . . . . . . . . .
8.3.1 Nulldimensionale und eindimensionale Simulation . . . . . . . .
8.3.2 Dreidimensionale Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.4 Dynamischer Motorbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
113
113
114
123
123
129
131
133
9
Besonderheiten der Abgasturboaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.1 Einfluss der Abgasleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.1.1 Leitungszusammenfassungen bei verschiedenen
Zylinderzahlen und Zündabständen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.1.2 Technisch nutzbare Abgasenergie bei Stoßund Stauaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.1.3 Abwandlungen der Stoßaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.2 Beschleunigungsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.3 Drehmomentverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
135
135
135
138
147
150
156
159
Inhalt
XV
10 Maßnahmen zur Verbesserung von Drehmoment- und
Beschleunigungsverhalten bei Abgasturboaufladung . . . . . . . . . . . . . . .
10.1 Ausgangssituation und Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.2 Waste-Gate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.3 Variable Turbinengeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.4 Variable Verdichtergeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.5 Registeraufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.6 Zweistufige Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.6.1 Ungeregelte zweistufige Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.6.2 Geregelte zweistufige Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.7 Elektrisch angetriebener Zusatzverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.8 Mechanisch angetriebener Zusatzverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.9 Elektrisch unterstützter Abgasturbolader (euATL) . . . . . . . . . . . . . .
10.10 Umblasen von Ladeluft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.11 Zufuhr von fremdverdichteter Luft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.11.1 Zufuhr in die Ladeluftleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.11.2 Jet-Assist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.11.3 Zufuhr direkt in den Zylinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10.12 Kombinierte Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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11 Besondere Aufladeverfahren unter Nutzung der Abgasenergie . . . . . . .
11.1 Turbokühlung und Millerverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.1.1 Turbokühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.1.2 Millerverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.2 Turbocompound-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.2.2 Mittelschnellläufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.2.3 Langsamläufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.2.4 Nutzfahrzeugmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.3 Hyperbar-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.4 COMPREX-Druckwellenaufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11.5 Turbobrake . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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12 Ladeluftkühlung und Ladeluftkühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12.2 Ladeluftkühler-Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12.2.1 Wassergekühlte Ladeluftkühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12.2.2 Luftgekühlte Ladeluftkühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12.3 Ladeluftkühlsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12.4 Taupunktunterschreitung im Ladeluftkühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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XVI
Inhalt
13 Sonderfragen der Aufladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13.1 Mechanische und thermische Motorbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13.2 Motorbetrieb in großer Höhe (Höhenleistung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13.3 Einfluss der Aufladung auf die Abgasemission . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13.3.2 Abgasrückführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13.3.3 Abgasnachbehandlungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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14 Konstruktionsmerkmale von Aufladeaggregaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.1 Allgemeines und Verdrängerlader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.2 Abgasturbolader für Fahrzeugmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.2.1 Grundaufbau und Gehäuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.2.2 Laufzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.2.3 Lagerung und Schmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3 Abgasturbolader für Großmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3.1 Allgemeines und Grundaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3.2 Verdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3.3 Radialturbine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3.4 Axialturbine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3.5 Lagerung und Schmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14.3.6 Turbolader-Reinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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15 Anwendungsbeispiele von aufgeladenen Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.1 Motorrad-Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.2 Pkw-Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.2.1 Pkw-Ottomotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.2.2 Pkw-Dieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.3 Nutzfahrzeugmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.4 Schnelllaufende Hochleistungsdieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.5 Mittelschnelllaufende Viertakt-Dieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.6 Langsamlaufende Zweitakt-Dieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15.7 Flugmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
Kapitel 1
Einleitung
In den vorangegangenen Auflagen wurde jeweils in der Einleitung zunächst der Frage
nachgegangen, ob auch in Zukunft in genügender Menge für Verbrennungsmotoren
geeignete Kraftstoffe zur Verfügung stehen würden. In der dritten Auflage (1985)
wird dazu festgestellt, dass seit 50 Jahren der Verbrauch von Erdöl und die Entdeckung neuer Erdölquellen sich ungefähr die Waage gehalten hätten. Wenngleich
dies bislang weitgehend immer noch zutrifft, so gehen doch die aktuellen Prognosen der Ölkonzerne dahin, dass in den Jahren 2020–2030 der weltweite Hochpunkt
der Erdölförderung (Peak-Oil) erreicht wird, unabhängige Experten halten diese
Situation sogar schon jetzt für gegeben [1, 2].
Auf Basis der Daten von 2008 wird die statische Reichweite der Erdöl-Reserven1 ,
d. h. unter Annahme eines gleich bleibenden jährlichen Verbrauchs, mit 41 Jahren
prognostiziert. Berücksichtigt man hingegen eine jährliche Wachstumsrate im Erdölverbrauch von 2 %, beträgt die zugehörige dynamische Reichweite 31 Jahre. In
[3] wird unter Berücksichtigung der (konventionellen) Reserven und zusätzlich der
Ressourcen2 , jeweils vom Datenstand Ende 2004, eine statische Reichweite von insgesamt 146 Jahren genannt, was bei jährlich 2 % Mehrverbrauch einer dynamischen
Reichweite von immerhin noch rund 70 Jahren entspricht.
Bezüglich Erdgas wird in [3], basierend auf dem Datenstand Ende 2004, die
statische Reichweite von Reserven plus Ressourcen mit 137 Jahren angegeben, was
unter der Annahme einer jährlichen Verbrauchszunahme von 2 % eine dynamische
Reichweite von rund 67 Jahren ergibt. Laut [4] schätzt die (deutsche) Bundesanstalt
für Geowissenschaften die statische Reichweite von Erdgas, auf Basis der Daten
von 2006, sogar auf 487 Jahre, was bei 2 % jährlicher Verbrauchszunahme einer
dynamischen Reichweite von 120 Jahren gleichkommt.
Demgemäß kann davon ausgegangen werden, dass auch zum Betrieb von Verbrennungsmotoren noch über viele Jahrzehnte Kraftstoffe aus fossilen Quellen
1
Reserven umfassen die sicher nachgewiesenen und mit bekannter Technologie wirtschaftlich
gewinnbaren Vorkommen in der Erdkruste [3].
2
Ressourcen sind Vorkommen, die noch nicht wirtschaftlich zu fördern sind oder die noch nicht
sicher ausgewiesen sind, aber aufgrund geologischer Indikatoren erwartet werden. Preissteigerungen an den Weltrohstoffmärkten und neue Explorationsergebnisse können Ressourcen in Reserven
überführen [3].
H. Pucher, K. Zinner, Aufladung von Verbrennungsmotoren,
DOI 10.1007/978-3-642-28990-3_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012
1
2
1 Einleitung
bereitgestellt werden können. Zudem entstehen aus den weltweiten Bemühungen
um die Erschließung von erneuerbaren Energien auch alternative Kraftstoffe, etwa
die Alkoholkraftstoffe der so genannten zweiten Generation. Diese werden nicht
aus stärke- und/oder zuckerhaltigen Agrarprodukten, wie Getreide oder Zuckerrohr,
gewonnen, sondern aus den Abfällen bei deren Verarbeitung zu Nahrungsmitteln,
wie etwa aus Stroh, oder aus Holzabfällen. Auch lassen sich flüssige Kraftstoffe
für Diesel- oder Ottomotoren heute ohne größere Umwandlungsverluste aus natürlichen gasförmigen Kraftstoffen, insbesondere aus Erdgas, oder auch aus anderen
brennbaren Gasen, etwa aus Biogas, herstellen und dabei speziell auf die jeweiligen motorischen Belange zuschneiden. In stationären Motorenanlagen, etwa in
Blockheizkraftwerken, können gasförmige Kraftstoffe aber auch direkt eingesetzt
werden, in entsprechenden Gasmotoren. Der Einsatz von gasförmigen Kraftstoffen in Fahrzeugmotoren spielt wegen der geringen Speicherdichte von gasförmigen
Kraftstoffen hingegen eher eine untergeordnete Rolle, wenngleich in den letzten Jahren der Betrieb von Pkw mit Erdgas durchaus einen gewissen Stellenwert erreicht
hat.
Die Verringerung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs, die aus wirtschaftlichen
Gründen seit jeher ein wichtiges Ziel bei der Entwicklung von Verbrennungsmotoren darstellt, ist in den letzten Jahren immer noch wichtiger geworden, zum einen
entstanden aus dem Wissen um die Endlichkeit der fossilen Primärenergiequellen,
zum anderen aus den Forderungen zur Reduzierung der weltweiten CO2 -Emission.
Schließlich ist bei gegebenem Kohlenstoffgehalt des eingesetzten Kraftstoffs die
spezifische CO2 -Emission des Motors (in g/kWh oder g/km) dem spezifischen
Kraftstoffverbrauch direkt proportional.
Einmal abgesehen von einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle, stellt
der Verbrennungsmotor nach wie vor den effizientesten Wandler von Primärenergie in Form von Kraftstoff in mechanische Energie dar, und dies auf der Basis
einer ausgereiften und daher zuverlässigen und zudem kostengünstigen Technik.
So können heute die großen Zweitakt-Dieselmotoren, wie sie bevorzugt zum Antrieb von Containerschiffen eingesetzt werden, bereits effektive Wirkungsgrade bis
zu 55 % erreichen [5, 6], und es sind Mittelklasse-Pkw mit Normverbräuchen
von < 5 l/100 km auf dem Markt. Allerdings wird die Entwicklung aller Arten von
Verbrennungsmotoren heute vor allem von der Forderung nach Einhaltung der ständig weiter verschärften Abgasemissions-Grenzwerte getrieben, wobei Maßnahmen
zur Abgasschadstoff-Reduzierung vielfach den Bemühungen um die Senkung des
Kraftstoffverbrauchs zuwiderlaufen. Dass dennoch bislang der Verbrennungsmotor allen diesen Anforderungen gerecht werden konnte, ist in einem hohen Maß
der Aufladung zu verdanken, die deshalb heute aus keiner Motorenkategorie mehr
wegzudenken ist.
Aber ist es denn überhaupt noch sinnvoll, für Straßenfahrzeuge die doch sehr
komplexe Entwicklung der Verbrennungsmotoren weiter zu betreiben, um die immer
schärferen Abgasvorschriften erfüllen zu können, wenn es doch die umweltfreundliche Technologie des Elektroantriebs gibt? Schließlich habe der Elektromotor einen
höheren Wirkungsgrad als der Verbrennungsmotor und der elektrische Antrieb, etwa
eines Pkw, sei völlig emissionsfrei, wie immer wieder inÄußerungen von Medien und
Einleitung
3
auch von Politikern zu hören ist. Sofern der Strom für den Elektromotor aus einem
kalorischen Kraftwerk kommt, so konnte dieser allenfalls mit einem Wirkungsgrad
vergleichbar dem eines Verbrennungsmotors bereitgestellt werden und dabei sind
auch Abgasemissionen frei geworden. Wenn dieses zwar nicht auf den elektrischen
Strom aus erneuerbaren Energien, wie Wasserkraft, Wind und Sonne, zutrifft, so
bleibt auf alle Fälle aber das größte Problem der Elektrofahrzeuge bestehen, nämlich
das der Speicherung von elektrischer Energie in einem Fahrzeug. Da solche Energiespeicher, in der Regel Batterien, sehr schwer und vor allem sehr teuer sind, verfügen
von Oberleitungen oder sonstigen Stromabnehmern unabhängige Elektrofahrzeuge (Elektroauto) im Vergleich zu verbrennungsmotorisch angetriebenen Fahrzeugen
über sehr geringe Reichweiten, ihr entscheidender Nachteil. Dieser lässt sich über
einen als Range-Extender fungierenden, zusätzlich ins Elektroauto eingebauten Verbrennungsmotor etwas mindern. Dieser Verbrennungsmotor treibt dabei nicht direkt
das Fahrzeug an, sondern einen elektrischen Generator, der im Bedarfsfall für einen
ausreichenden Ladezustand der Fahrbatterie zu sorgen hat. Eine weiter gehende,
wenn auch relativ teure, Lösung des Problems der geringen Reichweite von Elektrofahrzeugen stellen die Hybridfahrzeuge dar. Diese verfügen sowohl über einen
elektrischen als auch über einen verbrennungsmotorischen Antrieb und ermöglichen,
wie alle elektrisch getriebenen Fahrzeuge, auch eine Bremsenergie-Rückgewinnung.
So kann ein Hybridantriebskonzept beispielsweise bei einem Stadtbus deutlich den
Kraftstoffverbrauch verringern, weil dessen Fahrprofil davon geprägt ist, dass er
in kurzen Abständen jeweils unter Bremsen in eine Haltebucht einfährt und kurz
darauf unter Beschleunigung wieder aus dieser ausfährt. Aus der beim Einfahren zurückgewonnenen Bremsenergie kann ein Teil der beim Ausfahren aufzuwendenden
Beschleunigungsenergie gedeckt werden.
Das reine Elektrofahrzeug, insbesondere das Elektroauto, wird für den (emissionsfreien!) Betrieb in Großstädten und als Fahrzeug für die tägliche Fahrt zur
Arbeitsstätte und zurück sicherlich seinen Stellenwert finden. Es ist aber nicht abzusehen, dass es für einen Allround-Einsatz, als Stadtfahrzeug und für die Urlaubsreise
mit der ganzen Familie, geeignet sein wird, wie er mit Fahrzeugen mit verbrennungsmotorischem Antrieb oder auch mit Hybridantrieb heute Praxis ist. Erst recht
in allen anderen bisherigen Anwendungsbereichen des Verbrennungsmotors, zum
Antrieb von Nutzfahrzeugen (Lkw, Bus), von Lokomotiven auf nicht-elektrifizierten
Strecken, von Schiffen und von Fahrzeugen in der Landwirtschaft, im Bauwesen und
in der Bergwerkstechnik, wird der Verbrennungsmotor seine dominierende Stellung
behaupten können, und es wird bald nur noch aufgeladene Motoren geben. Allerdings
setzt dies voraus, dass kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors gearbeitet wird, die in hohem Maße gemeinsam mit der Entwicklung alternativer
Kraftstoffe betrieben werden muss.
Entsprechend muss die Beschäftigung mit dem Verbrennungsmotor eine wichtige Disziplin in der Ingenieurausbildung an Hochschulen und Universitäten bleiben.
Kaum eine andere Disziplin bietet Studierenden so sehr die Möglichkeit, ihr im
Studium erworbenes Grundlagenwissen zu Mathematik, Physik, Mechanik, Thermodynamik, Strömungslehre, Informationstechnik und Konstruktionstechnik im
4
1 Einleitung
Zusammenspiel einzusetzen und zu vertiefen, wie es in der Anwendung auf den
Verbrennungsmotor möglich und auch erforderlich ist.
Der Verbrennungsmotor besitzt auf alle Fälle das Potenzial, auch immer weiter
verschärften Umweltauflagen gerecht zu werden, was ihm zu einem hohen Maß
erst durch die vielfältigen Techniken der Aufladung ermöglicht wird, die ihrerseits
noch über viel Entwicklungspotenzial verfügt. So behält auch der am Schluss der
Einleitung zur dritten Auflage zitierte Titel eines Vortrags von E. Jenny [7], eines
Pioniers der Aufladetechnik, nach wie vor seine Gültigkeit:
Pressure charging – still a fascinating task for engineers
Literatur
1. BP (2011) BP Energy Outlook 2030. London, January 2011
2. Agenda 21 (2012) Erdöl-Daten. Ressourcen, Reserven, Verbrauch, Reichweite. http://www.
agenda21-treffpunkt.de/daten/erdoel.htm. Zugegriffen: 13 Jan. 2012
3. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2006) Verfügbarkeit und Versorgung mit
Energierohstoffen. BMWi, Abt. III
4. Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e. V. (2008) Reserven und Ressourcen.
Potenziale für die zukünftige Erdgas- und Erdölversorgung. Bericht 09/2008
5. Rupp M (2006) Waste Heat recovery for lower engine fuel consumption and emissions. Technical
Information, ABB Turbo Systems Ltd.
6. MAN Diesel (2009) Thermo Efficiency System (TES) for Reduction of Fuel Consumption and
CO2 Emission. Druckschrift 5510-0030-01ppr Aug 09
7. Jenny E (1982) Pressure charging – still a fascinating task for engineers. Conference
Turbocharging and Turbochargers, Institute of Mechanical Engineers, London, Paper C42
Kapitel 2
Definition und Ziele der Aufladung
2.1
Zusammenhang zwischen Motorleistung und Aufladung
Die effektive Motorleistung Pe eines Verbrennungsmotors ergibt sich gem. Gl. (2.1)
Pe = ṁB · Hu · ηe
(2.1)
aus dem zugeführten Kraftstoffmassenstrom ṁB , dem Heizwert H u des Kraftstoffs
und dem effektiven Wirkungsgrad ηe . Das Produkt ṁB · Hu entspricht dem bei
vollständiger Verbrennung freigesetzten Verbrennungswärmestrom und damit der
zugeführten Kraftstoffleistung, welche mit dem Wirkungsgrad ηe in mechanische
Leistung umgewandelt und an der Kupplung des Motors abgegeben wird.
Zur Verbrennung der Kraftstoffmasse mB je Zylinder und Arbeitsspiel ist, je nach
vorliegendem Verbrennungsverfahren des Motors, ein bestimmter Luftmassenstrom
ṁLZ bzw. eine bestimmte Luftmasse mLZ je Zylinder und Arbeitsspiel erforderlich.
Dieser Zusammenhang kommt im Verbrennungsluftverhältnis λV
λV =
mLZ
ṁLZ
=
Lmin · mB
Lmin · ṁB
(2.2)
zum Ausdruck, mit L min als dem Mindestluftbedarf des Kraftstoffs.
Die je Zylinder und Arbeitsspiel zur Verbrennung von mB verfügbare Luftmasse
mLZ hängt außer von der Zylindergröße, beschrieben durch das Zylinderhubvolumen
V h , und der Luftdichte ρL vor dem Motoreinlass sowie vom Liefergrad λl des Motors
ab.
mLZ
λl =
(2.3)
Vh · ρ L
Der Liefergrad stellt ein Maß für die Strömungsgünstigkeit des Einlasstrakts eines
Motors dar. Er hängt außer von festen geometrischen Größen, wie Länge und Querschnitt des Einlasskanals, Größe und Anzahl der Einlassorgane (Ventile, Schlitze),
von der Wahl der (Einlass-)Steuerzeiten und vor allem von der Motordrehzahl nM
ab.
H. Pucher, K. Zinner, Aufladung von Verbrennungsmotoren,
DOI 10.1007/978-3-642-28990-3_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012
5
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