Prophylaxe- und Fachassistent/innen, Dentalhygieniker/innen ZMP / ZMF / DH Vortragsprogramm Dr. Elfie Laurisch Ernährung in der Zahngesundheit Irmgard Marischler Prophylaxe für Profis – Stimmt Ihr Konzept? Prof. Dr. Elmar Hellwig Risikoorientierte Kariesprophylaxe Deborah J. Hofer Konzepte zur Betreuung von parodontal erkrankten Patienten Dr. Elfie Laurisch Ernährung in der Zahngesundheit Karies ist in Westeuropa seit Jahren rückläufig, was vor allem auf den flächendeckenden Verbrauch fluoridierter Zahnpasten, aber auch auf den Ausbau gruppen- und individualprophylaktischer Programme zurückgeführt werden kann. Wesentliche Bestandteile einer wirkungsvollen Individualprophylaxe sind neben der Ermittlung individueller Kariesrisikofaktoren und einer sorgfältigen Ernährungsanamnese vor allem die professionelle Zahnreinigung, Fluoridierung der Zähne und eine fundierte Ernährungsberatung. Grundlagen dazu: Unterschiedliche Zuckerarten, Verweildauer in der Mundhöhle, Bedeutung für den Stoffwechsel der Plaquebakterien Ernährungsanamnese zur Ermittlung der bewußten Aufnahme von Zuckern durch Süßwaren und auch versteckten Zucker in der Ernährung des Patienten Kariogenes Potential – Kariogene Wirksamkeit Getränke mit kariogener als auch erosiver Wirkung und ihre Darstellung in der Werbung Bei der Ernährungsberatung müssen Hinweise auf die unterschiedlichen aufgenommenen Zucker und ihre möglichen Auswirkungen für das orale Biotop gegeben werden. Der Patient sollte einzelne Nahrungsmittel auch hinsichtlich ihrer Kariogenität besser beurteilen können; und es sollten Alternativen zum Zucker aufgezeigt und gewertet werden. Warum zeigt trotzdem die Erfahrung, dass eine dauerhafte Umstellung des Ernährungsverhaltens nicht ohne weiteres möglich ist? Natürlich ist für jede Ernährungsberatung ein gewisses pädagogisches Feingefühl nötig, denn jeder Patient bringt unterschiedliche Erfahrungen und Vorlieben hinsichtlich seiner Nahrungsaufnahme mit. Darüber hinaus gibt es bestimmte genetisch fixierte und individuell entwickelte Ernährungs-Verhaltensmuster, welche einer zahngesunden Ernährungsweise entgegenstehen könnten. Diese kennen und mit in die eigenen Überlegungen einbeziehen können stellt einen Grundbaustein der Ernährungsberatung dar. Irmgard Marischler Prophylaxe für Profis – Stimmt Ihr Konzept? Kompetenz durch das richtige und patientenorientierte Prophylaxemanagement Der Anspruch der Patienten im Bezug auf präventive Dienstleistungen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Wird Ihre eigene Praxis diesen gewachsenen Ansprüchen noch gerecht? Welche Leistungen bzw. Zusatzleistungen erwartet Ihr eigener Patient? Wie können Sie potenzielle Neupatienten dafür begeistern? Der Druck auf den Zahnarzt als Unternehmer ist in den vergangenen Jahren durch einen härteren Wettbewerb enorm gestiegen. Stärken Sie Ihre Individualität und machen Sie Ihre Praxis einzigartig und unverwechselbar. Der Vortrag soll aufzeigen, wie die Prophylaxe sinnvoll in die Praxis integriert werden kann. Anhand des Management-Regelkreises wird neben patientenorientierten Maßnahmen und der Durchführung der Prophylaxe auch die richtige Honorierung mit den entsprechenden rechtlichen Grundlagen übermittelt. Mit Fallbeispielen wird die Dokumentation und Leistungsabrechnung erläutert. Die Zahnarztpraxis im Wettbewerb Soll-/Ist-Analyse Gleiche Sprache im Team Durchführung der Prophylaxe Patientenorientierte Maßnahmen Erscheinungsbild der Praxis Patientenempfang und -betreuung Bsp: Prophylaxe-Anamnese-Dokumenation Dr. T. Zahnarzt Zahnarztstraße 4 94315 Straubing Tel.: 09421 / 12345 Patient Beruf Allgemeine Anamnese (Herz-/Kreislauferkrank., Infektionskrankh., Innere Krankh., Allergien, Überempfindl.) Medikamentenaufnahme (siehe Anmeldung mit Anamnese) Schwangerschaft nein ja Monat Raucher 1. Sitzung nein ja Anzahl Datum Befund Putzverhalten Hilfsmittel Indizes/Recall Häufigkeit Zahnbürste/Zahncreme API Dauer Sonstige (Zahnseide, etc.) SBI Technik Fluoridierungsmaßnahmen Recall Zahnanzahl Diagnodentwert/Zahn Behandlung Notizen (Z. angefärbt, PDT, Versieglung) Geräte, Materialien PZR Hilfsmittel Recall (Pulverstrahlgerät, Polierpaste, Fluoridierung) (Dauer) Empfehlung Putzverhalten Häufigkeit, Dauer, Technik (Zahnbürste, Zahncreme, Zahnseide) Verkauf von Mundhygieneartikeln Behandler Folgesitzung Datum Befund Remotivation Hilfsmittel Indizes/Recall Häufigkeit Zahnbürste/Zahncreme API Behandlung Notizen (Z. angefärbt, PDT, Versieglung) Geräte, Materialien PZR Hilfsmittel Recall (Pulverstrahlgerät, Polierpaste, Fluoridierung) (Dauer) Empfehlung Putzverhalten Häufigkeit, Dauer, Technik Verkauf von Mundhygieneartikeln (Zahnbürste, Zahncreme, Zahnseide) Behandler Prof. Dr. Elmar Hellwig Risikoorientierte Kariesprophylaxe In den letzten beiden Jahrzehnten lässt sich in Deutschland in allen Altersgruppen eine Verbesserung der Mundgesundheit, insbesondere der Kariesprävalenz, feststellen. Damit stellt sich die Frage, ob die üblichen kariespräventiven Maßnahmen überhaupt noch indiziert sind und ob Kariesprävention nicht risikoorientiert, das bedeutet der jeweiligen Kariesaktivität angepasst, angeboten werden sollte. Dazu ist natürlich zunächst einmal eine Bestimmung des Kariesrisikos erforderlich. Mit den üblichen in der Praxis erhobenen Befunden lässt sich in vielen Fällen bereits das Kariesrisiko abschätzen. Ergänzend können funktionelle und bakterielle Speicheltests helfen, das Kariesrisiko einzuschätzen. Mit dem Cariogram steht ein gutes Instrument zur Verfügung, diese klinischen Befunde im Hinblick auf die Abschätzung des Kariesrisikos zusammenzufügen. Aus der Analyse dieser Befunde wird dann ein präventiver Behandlungsplan erstellt. Die risikoorientierte Prävention basiert im Prinzip auf zwei Säulen: Für den Patienten mit niedrigem und moderatem Kariesrisiko ist neben dem Erlernen einer adäquaten Mundhygiene und der Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta als Basisprophylaxe nur in seltenen Fällen eine zusätzliche Maßnahme erforderlich. Nur bei Patienten mit erhöhtem Kariesrisiko sollte man zusätzliche Fluoridierungsmaßnahmen oder die Anwendung chemotherapeutischer Verfahren in Erwägung ziehen. Dabei zeigt sich, dass die Anwendung fluoridhaltiger Spüllösungen, die vierteljährliche Applikation eines Fluoridlackes bzw. die häusliche Anwendung von Fluoridgelen, kombiniert mit einer Fluoridgelapplikation in der Praxis (alle drei bis vier Monate) bei Jugendlichen und Erwachsenen zu einer Reduktion der Kariesinzidenz auch im Wurzelbereich führen. Neben den regelmäßigen professionellen Zahnreinigungen, die wiederum risikoorientiert angeboten werden müssen, werden häufig auch lokale chemotherapeutische Verfahren (z.B. CHX-Lack-Applikation) empfohlen. Die Analyse der dazu verfügbaren klinischen Studien zeigt, dass die CHX-Lack-Applikation bei durchbrechenden Zähnen durchaus eine Kariesreduktion bewirken kann. Eine darüber hinausgehende Indikation ist jedoch nicht aus den bisher verfügbaren klinischen Untersuchungen abzuleiten. Bei Patienten mit verminderter Speichelfließrate und damit auch erhöhtem Kariesrisiko lassen sich neben den genannten Maßnahmen xylithaltige Kaugummis zum einen zur Stimulation des Speichelflusses, zum anderen aber auch aufgrund der kariesreduzierenden Wirkung des Xylits empfehlen. Selbstverständlich sollten die angebotenen kariespräventiven Maßnahmen in allen Altersgruppen durch eine entsprechende Ernährungsberatung ergänzt werden. Es ist jedoch bekannt, dass eine Ernährungsumstellung, insbesondere im Erwachsenenalter, durch reine Motivationsgespräche kaum zu erreichen sein wird. Es wird klar ersichtlich, dass in der Kariesprävention Basismaßnahmen durch individuell zugeschnittene, individualprophlaktische Maßnahmen ergänzt werden müssen. Dazu bedarf es aber einer guten Compliance des Patienten und regelmäßiger Diagnostik. Insofern sind auch regelmäßige Zahnarztbesuche und in individuell abzustimmenden Zeitabständen Röntgenaufnahmen unabdingbar, um beginnende Zahnschäden rechtzeitig zu erkennen und möglichst noch in einem initialen Stadium aufzuhalten. Deborah J. Hofer (DH) Konzepte zur Betreuung von parodontal erkrankten Patienten Ablauf einer Parodontitis Therapie PGU Befund Diagnose Prognose Planung Initial Phase I Erstellen der Mundhygienefähigkeit Supragingival Zahnreinigung Initial Phase II Nicht chirurgische subgingivale Therapie Mundhygienekontrolle, Remotivation Reevaluation Recall Korrektive Phase Chirurgische Parodontitis Therapie evtl. mit Antibiotika Mundhygienekontrolle, Remotivation Reevaluation Recall Rekonstruktive Phase definitive restaurative und rekonstruktive Versorgung Recall Phase oder Behandlungsschritt Material Bemerkungen Systemische Phase Immer vor Behandlungsbeginn sorgfältig abzuklären PGU Bei PGU 0, 1, 2 anschliessend in Initialtherapie 1 und allenfalls Rekonstruktive Phase Befund Klinisch und radiologisch (Paro-Status, OPT, 14-BildRX-Status) Notfallbehandlung Bei akuten Schmerzen durchzuführen. In diesem Falle werden die Befunde vorerst lokal durchgeführt Dokumentation Abdruck und Photostatus Diagnose Basierend auf dem klinischen Befund und der Klassifizierung 1999 Prognose Basierend auf dem Befund Einteilung in „sicher“, „zweifelhaft“ und „behandlungsunwürdig“ Planung Klinischer Befund, Dokumentation Möglichst detaillierter Ablaufplan der Behandlung erstellen. Eventuell sind weitere Abklärungen notwendig, z.B. mikrobiologischer Test, allgemeinmedizinische Abklärung Provisorische oder definitive Füllung, Endodontie oder Extraktion Mögliche kieferorthopädische und prothetische Überlegungen implementieren; meist provisorisch. Dynamisch Initialtherapie 1 Raucherentwöhnung Infoblätter Überweisung Schienung stark gelockerter Zähne Säureätztechnik und Komposit Supragingivale Zahnsteinentfernung Handinstrumente oder Ultraschall (cave: Aerosol und Risikopatienten), Polierinstrumente. Für Füllungen: EVA-Feilen und rotierende Instrumente, Discs und Polierstrips Supragingivale Zahnreinigung, Mundhygieneinstruktion. Ev. Restaurationsränder nachfinieren oder provisorische/definitive Füllungen Mundhygieneinstruktion Spiegel, Vorführmodelle, Lehrfilme, Skizzen, Intraorale Kamera, Mundhygieneartikel (ev. auch des Patienten) Mundhygieneinstruktion und Motivation „Vorführen“, „Selber machen“ ,„Kontrollieren“ Plaque Index Disclosure agents Plaque anfärben und dokumentieren Cave bei gewissen MundschleimhautVeränderungen (Leukoplakie) Scaling/Root planing Ultraschallinstrumente Handinstrumente (Küretten) EVA-Feilen Quadrantenweise unter Lokalanästhesie. Immer wieder mit Sonde kontrollieren. Cave: Zement-/Dentinverlust. Instrumente sinnvoll einsetzen. Immer gute Spülung mit Wasser (auch CHX, Iod möglich). Nach Therapie komprimieren. Während der ersten 2 Wochen Spülen mit 0.2% CHX. Mundhygienekontrolle Plaqueindex Nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen Patient reinstruieren und remotivieren. Initialtherapie 2 (Cave: Plaqueindex in den ersten 2 Wochen nicht repräsentativ – CHX!) Reevaluation Sondierungstiefe BOP Plaquendex etc. Nach 3 Monaten. Bei erfolgreicher Therapie, Risikobeurteilung (Spiderweb) und Recall festlegen oder direkt in rekonstruktive Phase (Kons, Prothetik, KO) Falls immer noch Probleme vorhanden: Frage, ob lokal oder generalisiert? Patientencompliance i.O.? Eigene Arbeit beurteilen. Evtl. Zusatzbefunde wie Mikrobiologie oder systemisch abklären (Hausarzt) Korrektive Phase Lappenchirurgie GTR Resektiv Kombiniert Evtl. mit Antibiotika (mikrobiologischer Test), Keine mechanische Mundhygiene bis Faden ex nach 7-10 Tagen. CHX (2 Wochen, 0.2%). Mundhygienekontrolle Plaqueindex Nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen. Patient reinstruieren und remotivieren. (Cave: Plaqueindex in den ersten 2 Wochen nicht repräsentativ – CHX!) Bei Emdogain keine Interdentalraumpflege die ersten 1-2 Monate Reevaluation Sondierungstiefe BOP Plaque Index etc. Rekonstruktive Phase Kons/Endo Prothetik Kieferorthopädie Schlussbefund Klinischer und radiologischer Befund Risikobeurteilung Nach 3 Monaten. Bei erfolgreicher Therapie Risikoberuteilung (Spiderweb) und Recall festlegen oder direkt in rekonstruktive Phase (Kons, Prothetik, KO)