www.evimed.ch Effekt von Vitamin D auf das Sturzrisiko Frage: In welchem Ausmass beeinflusst die Verabreichung von Vitamin D das Sturzrisiko bei älteren Menschen? Hintergrund: Vitamin D (meist in Kombination mit Calcium) erhöht die Knochendichte und reduziert das Risiko von Wirbelfrakturen. Möglicherweise hat Vitamin D auch einen direkten Einfluss auf die Muskelkraft und kann bereits das Sturzrisiko reduzieren. Die Wirksamkeit von Vitamin D hinsichtlich Reduktion des Sturzrisikos ist wenig belegt. Studiendesign: Systematic review von Primärstudien (nur RCT’s) Einschlusskriterien für Studien: • Randomisierte, mindestens doppelt verblindete, aktiv- oder plazebokontrollierte Primärstudien, in denen der Zusammenhang zwischen dem Sturzrisiko und der Verabreichung von Vitamin D (jede Darreichungsform) untersucht wurde. • Die Primärstudien mussten explizit definieren was als Sturz gewertet wurde („low trauma falls“) und explizit beschreiben, wie die Stürze in der Studie gemessen wurden. • Population: ältere Menschen beiderlei Geschlechts (mittleres Alter der Kollektive mindestens 60 Jahre), die zu Hause oder in einer Gemeinschaftsunterkunft/einem Heim leben Ausschlusskriterien für Studien: • • Studien ohne Kontrollgruppe oder Beobachtungsstudien Studien, die auf Personen mit instabilem Gesundheitszustand (z.B. bei Akuthospitalisation) oder Alkoholkrankheit fokussierten Outcome: • Relatives Risiko mindestens einmal zu stürzen bei Personen mit Vitamin D Verabreichung im Vergleich zu den Kontrollpersonen Resultat: • • • • • Insgesamt 5 randomisierte kontrollierte Primärstudien (mit gesamthaft 1237 Patienten) gingen in die Auswertung ein. 81% der untersuchten Personen waren Frauen, das mittlere Alter der Kollektive betrug 70 Jahre. Alle Studien in der Auswertung waren doppelt verblindet durchgeführt worden. Das Follow up in diesen 5 Studien lag zwischen 2 Monaten und 3 Jahren. Es fand sich in der statistischen Metaanalyse eine signifikante Reduktion des Stuzzrisikos in der Vitamin D Gruppe (korrigierte, gepoolte Odds Ratio 0.78; 95% CI: 0.64 - 0.92; angegebene NNT:15; 95% CI: 8 - 53 ; siehe Tabelle). In den durchgeführten Subgruppenanalysen fanden sich (bei meist eingeschränkter Aussagekraft wegen geringer Fallzahlen) keine substanziell divergierenden Ergebnisse hinsichtlich unterschiedlicher Dareichungsformen von Vitamin D, einer evtl. zusätzlichen www.evimed.ch Calciumsubstitution, der Länge der Behandlung oder des Geschlechts der eingeschlossenen Personen. Outcome Relatives Risiko Relatives Risiko Number needed unter Vitamin D to treat** (OR*; 95% CI) (95% CI) 0.78 (0.64- 0.92) 15 (8- 53) mindestens einmal zu stürzen (*OR: gepoolte OR korrigiert für häufige Ereignisse; NNT**: Keine angabe des Behandlungszeitraumes) Kommentar: • Dieser Systematic review behandelt ein relevantes Thema, da Stürze einen grossen Einfluss auf die Selbständigkeit von älteren Personen haben und die Verabreichung von Vitamin D mit relativ geringen Kosten verbunden ist. • Es werden zwar die wichtigsten Datenbanken bei der Literatursuche angegeben, möglicherweise war die primäre Literatursuche jedoch etwas eingeengt angelegt, da initial nur 38 Studien gefunden wurden. • • Die Reviewmethodik ist transparent dargestellt. Zwei grosse neuere Primärstudien mit insgesamt der 8-fachen Anzahl an eingeschlossenen Personen im Vergleich zu den 5 Studien, auf denen die primäre Analyse beruhte, waren auf Grund vorhandener methodischer Mängel nicht in die obige gepoolte Auswertung eingeschlossen. Die Autoren legen dies transparent und nachvollziehbar dar. Bei Einschluss dieser beiden grossen Studien ergibt sich folgendes Ergebnis: Odds Ratio 0.85; 95% CI: 0.79 0.96. Folgende Punkte bleiben offen: Es wird nicht angegeben, ob die durchgeführten Subgruppenanalysen vordefiniert waren; für die Number needed to treat (NNT) fehlt eine Angabe zum Zeitraum über den die Patienten behandelt werden müssen. • Literatur: Bischoff-Ferrari H.A. et al.: Effect of Vitamin D on Falls. A Meta-analysis. JAMA 2004; 291: 19992006. Verfasser: Klaus Eichler