Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Musterlösung 5 Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Aufgabe 1 Berechnen Sie den Real- und Imaginärteil der folgenden komplexen Zahlen: 2 (a) (3 − i) + 2i (b) i−2 1 + 2i (c) 1 2 + 12 i 3 − 2i − 2+i 4 + 2i (d) 1+ 1− 5−i 4−i 1−i 1+i Lösung: (a) (3 − i)2 + 2i = 9 − 6i + i2 + 2i = 9 − 4i − 1 = 8 − 4i (b) (c) (d) i−2 (i − 2)(1 − 2i) i − 2 − 2i2 + 4i 5i = = = =i 1 + 2i (1 + 2i)(1 − 2i) 1+4 5 1 2 + 12 i 3 − 2i 1 + i 3 − 2i −2 + 3i (−2 + 3i)(4 − 2i) −2 + 16i − = − = = = 2+i 4 + 2i 4 + 2i 4 + 2i 4 + 2i (4 + 2i)(4 − 2i) 20 −1 4 + i = 10 5 1+ 1− 5−i 4−i 1−i 1+i 1+ = 1− (5−i)(4+i) (4−i)(4+i) (1−i)2 (1+i)(1−i) = 38+i 1 + 21+i (1 − i) 1 39 − 37i 39 37 17 17 = · = − i = −2i (1 + i)(1 − i) 2 17 34 34 1− 2 Aufgabe 2 (a) Berechnen Sie | 5+2i |. 3−i (1 Pt.) (b) Geben Sie z = 1 − i in Polarkoordinaten an und bestimmen Sie alle möglichen Werte √ 4 von z. (1 Pt.) (c) Geben Sie √ z = Werte von 3 z. √ 3 + i in Polarkoordinaten an und bestimmen Sie alle möglichen (1 Pt.) Seite 1 von 5 Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Prof. Dr. Viktor Schroeder (d) Bestimmen Sie alle Nullstellen von z 3 + 2. (1 Pt.) Lösung: s 2 2 r 5 + 2i (5 + 2i)(3 + i) 13 + 11i 13 11 29 = = = (a) + = 3−i (3 − i)(3 + i) 10 10 10 10 p √ (b) Wir bestimmen |z| = (1 − i)(1 + i) = 2. Es ist leicht zu sehen, dass der Winkel zwischen (1, 0) ∈ R2 und (1, −1) ∈ R2 im Bogenmass 7π beträgt. Somit ist z in 4 √ 7π Polarkoordinaten von der Form z = 2 · e( 4 ). √ 1 √ √ Aus der Vorlesung wissen wir, dass 4 z von der Form 4 z = 2 4 · e( 7π · 14 + 2jπ )= 4 4 √ 8 jπ 7π 2 · e( 16 + 2 ) ist, wobei j = 0, 1, 2 oder 3. q√ √ √ (c) Wir bestimmen |z| = ( 3 + i)( 3 − i) = 4 = 2. Wir müssen den Winkel zwi√ √ schen (1, 0) ∈ R2 und ( 3, 1) ∈ R2 bestimmen. Es ist ( 3, 1) = (2 cos( π6 ), 2 sin( π6 )), und somit ist der Winkel im Bogenmass gleich π6 . Dann ist z in Polarkoordinaten von der Form z = 2 · e( π6 ). √ √ 1 Wie in (b) können wir folgern, dass 3 z von der Form 3 z = 2 3 · e( π6 · 31 + 2jπ )= 3 √ 3 2jπ π 2 · e( 18 + 3 ) ist, wobei j = 0, 1 oder 2. √ (d) Wir müssen z 3 = −2 lösen, d.h. wir müssen alle Werte von 3 −2 bestimmen. In Polarkoordinaten ist −2 gegeben √ durch√2 · e(π). Wie bei (b) und (c) sind dann die ) mit j = 0, 1 oder 2. dritten Wurzeln von der Form 3 −2 = 3 2 · e( π3 + 2jπ 3 Aufgabe 3 Bestimmen Sie alle Nullstellen der folgenden Polynome: (a) 1 (1 4 + i)z 2 − iz − 1 (2 Pt.) (b) z 3 − 3z 2 + z + 5 (2 Pt.) Seite 2 von 5 Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Lösung: (a) Zuerst skalieren wir den Faktor vor z 2 , um anschliessend eine quadratische Ergänzung durchführen zu können: 1 (1 + i)z 2 − iz − 1 = 0 ⇐⇒ z 2 − (2 + 2i)z − 2 + 2i = 0 4 (2 + 2i)2 (2 + 2i)2 ⇐⇒ z 2 − (2 + 2i)z + − − 2 + 2i = 0 4 4 2 + 2i 2 ⇐⇒ (z − ) − (1 + i)2 − 2 + 2i = 0 2 2 + 2i 2 ) − 2i − 2 + 2i = 0 ⇐⇒ (z − 2 ⇐⇒ (z − (1 + i))2 − 2 = 0 Laut Vorlesung sind nun die Nullstellen von der Form x1 = 1+i+w1 , x2 = 1+i+w2 , wobei w1 , w2 die Wurzeln von 2 sind. Die Nullstellen sind also √ √ x1 = 1 + 2 + i, x2 = 1 − 2 + i. (b) Wir wollen z 3 − 3z 2 + z + 5 = 0 lösen. Wenn das Polynom eine ganzzahlige Nullstelle hat, dann muss diese ein Teiler von 5 sein; es kommen also nur ±1 und ±5 infrage. Durch Einsetzen erhalten wir (−1)3 − 3(−1)2 + (−1) + 5 = 0. Anschliessend machen wir eine Polynomdivision: ( z 3 − 3z 2 + z + 5) : (z + 1) = z 2 − 4z + 5 − z3 − z2 − 4z 2 + z 4z 2 + 4z 5z + 5 − 5z − 5 0 Nun müssen wir z 2 − 4z + 5 = 0 lösen. Wir machen dies mit Hilfe der quadratischen Ergänzung: z 2 − 4z + 5 = 0 ⇐⇒ z 2 − 4z + 4 − 4 + 5 = 0 ⇐⇒ (z − 2)2 + 1 = 0 Wieder laut Vorlesung sind die Nullstellen von der Form x1 = 2 + w1 , x2 = 2 + w2 , wobei w1 , w2 die Wurzeln von −1 sind. Wir erhalten somit x1 = 2 + i, x2 = 2 − i. Seite 3 von 5 Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich Aufgabe 4 Skizzieren Sie die folgenden Mengen in der komplexen Ebene: (a) M1 = {z ∈ C : |z − i − 2| ≤ |i + z|} (b) M2 = {z = r · e(ϕ) ∈ C : π 4 ≤ϕ≤ (2 Pt.) 3π ,r 4 ≥ 1} ∩ {z ∈ C : |z + 1 − i| ≥ 1}. (2 Pt.) Lösung: (a) Wir bestimmen zunächst die Menge aller Zahlen z ∈ C, die die Gleichung |z −i−2| = |i + z| erfüllen, da diese Menge den Rand von M1 bildet: |z − i − 2| = |i + z| ⇐⇒ |z − i − 2|2 = |i + z|2 ⇐⇒ (z − i − 2)(z̄ + i − 2) = (i + z)(−i + z̄) ⇐⇒ 2(iz − iz̄ − z̄ − z + 2) = 0 ⇐⇒ i (z − z̄) − (z + z̄) = −2 | {z } | {z } 2iIm(z) 2Re(z) ⇐⇒ Re(z) + Im(z) = 1 Man kann leicht sehen, dass das einer Gerade im R2 von der Form y = 1−x entspricht (also z = x + iy mit y = 1 − x). Da i + 2 ∈ M1 und i + 2 oberhalb der Gerade liegt, besteht M1 aus allen Punkt auf oder oberhalb dieser Geraden. Skizze: 4i 3i 2i i+2 i −3 −2 −1 0 1 2 3 4 −i −2i −3i (b) Aus der Polarkoordinatenschreibweise folgt sofort, dass {z = r · e(ϕ) ∈ C : Seite 4 von 5 π 4 ≤ϕ≤ Prof. Dr. Viktor Schroeder Lineare Algebra für die Naturwissenschaften Herbstsemester 2016, Universität Zürich 3π ,r 4 ≥ 1} die Menge der Punkte ist, die mit (1, 0) ∈ R2 einen orientierten Winkel einschliessen sowie mindestens Abstand 1 vom Punkt 0 haben zwischen π4 und 3π 4 (also ausserhalb des Einheitskreises liegen). Der Betrag | · | entspricht gerade der Norm des Vektors (wenn wir Elemente von C als Punkte im R2 auffassen). Das heisst: |z + 1 − i| enspricht gerade dem Abstand von z zu i − 1 (im R2 ). Somit sind z ∈ C mit |z + 1 − i| = 1 genau die Punkte auf dem Einheitskreis (Kreis mit Radius 1) um i − 1, und folglich sind z ∈ C mit |z + 1 − i| ≥ 1 genau die Punkte auf oder ausserhalbs des Einheitskreises um i − 1. Skizze: 4i 3i 2i i−1 i −4 −3 −2 −1 0 −i −2i −3i Seite 5 von 5 1 2 3 4