Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Relevanz der Kapitalstruktur Steuern Kosten finanzieller Anspannung Agency-Kosten Theorie der optimalen Kapitalstruktur Rangordnungstheorie Free Cash Flow-Hypothese Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Marktimperfektionen als Ursache für die Relevanz der Kapitalstruktur ¾ Ausgangspunkt sei die Irrelevanz der Kapitalstruktur auf vollkommenen Märkten (MM 1958) ¾ Erweiterung um Imperfektionen: 1. Transaktionskosten 2. Steuern 3. Kosten finanzieller Anspannung 4. Agency-Kosten ¾ Hierauf aufbauende Theorien: ¾ Werterhöhung durch Steuerersparnis (MM 1963) ¾ Theorie der optimalen Kapitalstruktur ¾ Rangordnungstheorie (Pecking Order Theorie) ¾ Free-Cash-Flow-Hypothese Folie 1 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 1. Transaktionskosten Transaktionskosten dürften in jedem Fall einen Niveaueffekt haben und den Marktwert des Unternehmens senken. Argumente für einen Struktureffekt von Transaktionskosten: ¾ Struktureffekt möglich, wenn einzelne Komponenten der Kapitalstruktur besonders mit Transaktionskosten belastet sind. ¾ Transaktionskosten können Unternehmen die Anpassung der Kapitalstruktur erschweren, wenn eine Veränderung wünschenswert ist. ¾ Transaktionskosten erschweren Arbitrage à la MM. Folie 2 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern ¾ Unternehmenserfolge werden mit dem konstanten Steuersatz s besteuert, steuerliche Bemessungsgrundlage ist der entziehbare Zahlungsüberschuss. ¾ Zinszahlungen des Unternehmens verkürzen die steuerliche Bemessungsgrundlage. ¾ Anteilseigner werden nicht besteuert. => Vergleich zwischen einem vollkommen eigenfinanzierten Unternehmen und einem teilweise fremdfinanzierten Unternehmen derselben Risikoklasse Folie 3 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern Auswirkungen der Steuer auf das vollkommen eigenfinanzierte Unternehmen: ¾ Die Bemessungsgrundlage der Steuer beim vollkommen eigenfinanzierten Unternehmen ist der erwartete Periodenerfolg vor Steuern. ¾ Damit ergibt sich der Marktwert eines eigenfinanzierten Unternehmens als: VU = X ⋅ (1 − s) ρs mit ρs: angemessener Kapitalkostensatz für den Unternehmenserfolg nach Steuern Folie 4 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern Auswirkungen der Steuer auf den Wert eines verschuldeten Unternehmens ¾ Die Bemessungsgrundlage der Steuer ist der erwartete Periodenerfolg abzgl. der Zinszahlungen (i * FK). ¾ Den Eigenkapitalgebern fließt nach Berücksichtigung von Steuern der Betrag (X − (i * FK ))* (1 − s) zu. ¾ Den Fremdkapitalgebern fließen Zinszahlungen in Höhe von i * FK zu. => Insgesamt fließen den Kapitalgebern eines teilweise fremdfinanzierten Unternehmens pro Periode zu: [X - (i * FK )] * (1 − s ) + i * FK = X * (1 − s ) + s * i * FK ¾ Der Term s * i * FK ist der sogenannte „tax shield“ ¾ Der Marktwert eines teilweise fremdfinanzierten Unternehmens ergibt sich daher als: X * (1 − s ) s * i * FK VL = + = VU + s * FK i ρs ¾ Annahme: Die Steuerersparnis ist “sicher“ bzw. so riskant wie die Zinszahlungen Folie 5 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern MM-These I und Steuern ¾ Der erwartete Periodenerfolg nach Steuern eines vollkommen eigenfinanzierten Unternehmens U ist um den Term (s * i * FK) geringer als der eines teilweise fremdfinanzierten Unternehmens L. ¾ Grund: Steuerzahlungen verursachen insgesamt niedrigere Abflüsse, weil Fremdkapitalzinsen die Bemessungsgrundlage von L vermindern. ¾ Investoren können dies durch private Verschuldung nicht erreichen (Annahmen!). ¾ Der Unternehmensgesamtwert VL ist gleich der Summe von Unternehmenswert bei Eigenfinanzierung (VU) und Barwert der durch die anteilige Fremdfinanzierung bewirkten Steuervorteile (s*FK). => Die Kapitalstruktur ist nicht mehr irrelevant für den Marktwert eines Unternehmens. Vor dem Hintergrund der Marktwertmaximierung wäre bei Berücksichtigung von Steuern ein maximaler Fremdkapitalanteil (d.h. 100%) optimal. Folie 6 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern Werterhöhung durch Steuerersparnis (MM 1963) V U,V L VL VU Fremdkapitalquote FK / V L Folie 7 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern Unsicherheit der Steuerersparnis ¾ Hoher Verschuldungsgrad kann Insolvenzwahrscheinlichkeit erhöhen, Steuerersparnis kann im Insolvenzfall nicht genutzt werden. ¾ Steuerersparnis kann nur voll genutzt werden, wenn vor Abzug der Fremdkapitalzinsen eine ausreichend hohe Bemessungsgrundlage vorliegt; Effekt geringer bei Vor-/Rücktragbarkeit. ¾ Ungewissheit durch mögliche Änderung der Steuergesetze => Bedeutung für den Unternehmenswert: VL = VU + Barwert der Steuerersparnis – Barwert der Ungewissheit bzgl. der Steuerersparnis Folie 8 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 2. Steuern MM-These II und Steuern Eigenkapitalkosten nach Steuern bei teilweise Fremdfinanzierung: (1) ksEK = ( X - i * FK) (1 - s) X (1 - s) - i * FK (1 - s) = EK EK Eigenkapitalkosten nach Steuern bei Eigenfinanzierung: (2) ρs = X (1 - s) ⇒ X (1 - s) = ρs * V L - ρs * s * FK V L - s * FK (2) in (1): ksEK = ρs * V L − ρs * s * FK i * FK (1 - s) EK EK FK FK FK = ρs + ρs * - ρs * s * - i * (1 - s) * EK EK EK FK = ρs + ( ρs - i) * (1 − s ) * EK Æ immer noch linear steigend, aber langsamer: vermindert um (1-s) Folie 9 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 3. Kosten finanzieller Anspannung ¾ abhängig von der Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen in eine Situation finanzieller Anspannung kommt, und von der Höhe der in dieser Situation anfallenden Kosten Unterscheidung: I. Insolvenzkosten 1. Direkte Insolvenzkosten: Gerichts- und Verwaltungskosten (Gebühren) 2. Indirekte Insolvenzkosten: a) Auswirkungen von Interessenkonflikten b) Mehrkosten der „Rechtsform“ insolventer Unternehmen abgesehen von Interessenkonflikten II. Kosten finanzieller Anspannung vor Insolvenz 1. Auswirkungen von Interessenkonflikten 2. Covenant-bedingte Kosten 3. Mehrkosten bei hoher Verschuldung aus sonstigen Gründen Folie 10 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 4. Agency-Kosten (siehe z.B. A. Steenbock, Private Alterssicherung über den Kapitalmarkt, Wiesbaden 1999, S. 133 f.) Eine Agency-Beziehung ist durch eine Situation gekennzeichnet, in der eine oder mehrere Personen (Prinzipale) eine oder mehrere andere Personen (Agenten) beauftragen, komplexe Dienste zu leisten. Damit der Agent seine Aufgaben erfüllen kann, muß der Prinzipal Entscheidungsbefugnis an ihn delegieren. Ein Prinzipal wird das tun, wenn er selbst keine Neigung oder Zeit hat, bestimmte Handlungen vorzunehmen, aber insbesondere auch dann, wenn ihn fachliche Unkenntnis oder rechtliche Aspekte daran hindern. Grundlegende Annahmen: ¾ Die Handlungen des Agenten beeinflussen die Wohlfahrt des Agenten und des Prinzipals. ¾ Prinzipal und Agent verfolgen stets ihre eigenen Interessen, um ihren Nutzen zu maximieren. ¾ Es liegen unsichere Erwartungen vor. ¾ Es bestehen Informationsasymmetrien zwischen Prinzipal und Agent. Folie 11 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 4. Agency-Kosten Fremdkapitalbedingte Agency-Kosten Eigenkapitalgeber / Management Æ Agent Fremdkapitalgeber Æ Prinzipal ¾ Problem, wenn Agent nicht Marktwert des gesamten Unternehmens maximiert, sondern den Marktwert des Eigenkapitals zum Nachteil der Fremdkapitalposition ¾ Anreiz für Eigenkapitalgeber / Manager, Reichtumsverschiebungen zu Lasten der Fremdkapitalgeber vorzunehmen, resultiert aus Beziehung Restbetrags-/Festbetragsempfänger und der beschränkten Haftung der Eigenkapitalgeber ¾ VL = VU + Barwert der Steuerersparnis – Barwert der Ungewissheit bzgl. der Steuerersparnis – Barwert der Kosten finanzieller Anspannung (inkl. fremdkapitalbedingter Agency-Kosten) Folie 12 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 4. Agency-Kosten Opportunistisches Verhalten der Eigenkapitalgeber ¾ Vermögensverschiebung durch nachträgliche, zusätzliche Fremdfinanzierung und Ausschüttung (Claim Dilution) ¾ Vermögensverschiebung durch Wahl eines wertgleichen Investitionsprojekts mit höherem Investitionsrisiko (Asset Substitution, Risk Incentive) ¾ Nichtrealisierung vorteilhafter Investitionsprojekte (Underinvestment, Forgone Investment, Refusing to Contribute Equity Capital) ¾ Vermögensverschiebung durch Realisation nicht vorteilhafter Investitionsprojekte (Overinvestment, Risk Shifting) ¾ Entzug von Haftungsmasse (Asset Conversion, Cash in and run) ¾ ... Folie 13 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 4. Agency-Kosten Opportunistisches Verhalten der Eigenkapitalgeber Manager Æ Agent Externe Eigenkapitalgeber Æ Prinzipal ¾ Wenn der alleinige Besitzer einer Unternehmung Anteile an seinem Unternehmen an externe Eigenkapitalgeber verkauft, entsteht eine Prinzipal-Agent-Beziehung. Probleme entstehen, wenn der Agent nicht den Marktwert des gesamten Unternehmens maximiert, sondern sein Vermögen (Anteile am Unternehmen und Sondervorteile). ¾ Prinzipal und Agent sind von Maßnahmen des Agenten asymmetrisch betroffen. Insbesondere zieht der Agent allein den Nutzen aus einer Rückführung seines Arbeitseinsatzes (Shirking) und dem Konsum am Arbeitsplatz (Perquisites), aber alle Eigenkapitalgeber müssen die Kosten tragen. Folie 14 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Theorie der optimalen Kapitalstruktur (statisch) V U ,V L V L = V U + s* F K PV (sichere Steuerersparnis) PV (unsichere Steuerersparnis) PV (Kosten finanzieller Anspannung V L = V U + s* F K – P V (K F A ) VU PV (AgencyKosten) VL V L= V U –P V (A g e nc y- K o ste n) P V (A ge nc yK o s te n ) (F K /V L )* ( A K ) (F K /V L )* ( K F A ) FK / V L Folie 15 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Rangordnungstheorie (ROT) 1. Unternehmen bevorzugen interne Finanzierung 2. Aufgrund der ”zähen", d.h. zeitlich konstanten Dividendenpolitik, führen unvorhersehbare Schwankungen in der Profitabilität bestehender Projekte und in den zukünftigen Investitionsmöglichkeiten dazu, dass Finanzbedarf und interne Finanzierungsmöglichkeiten mit wechselndem Vorzeichen voneinander abweichen: Finanzbedarf > Finanzdeckung Æ erst Abbau des financial slack durch interne Finanzierung financial slack: Zahlungsmittel, marktgängige Wertpapiere, Æ dann externe Finanzierung gemäß Pecking Order schnell veräußerbare Sachaktiva Finanzbedarf < Finanzdeckung Æ erst Aufbau von financial slack Æ dauert diese Situation an: Erhöhung der Ausschüttungsquote 3. Ist externe Finanzierung erforderlich, emittiert das Unternehmen die sichersten Finanzierungsformen zuerst: a. (nahezu) ausfallrisikofreies Fremdkapital b. ausfallrisikobehaftetes Fremdkapital c. hybride Finanzierungsinstrumente d. Aktien Folie 16 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Rangordnungstheorie Implikationen Offensichtlich gibt es laut ROT keine optimale Kapitalstruktur (= Anteil von Eigen- und Fremdkapital am gesamten Unternehmenswert). Es wird vielmehr zwischen internem und externem Kapital unterschieden. Die beobachtbare Kapitalstruktur ist das Ergebnis der kumulierten externen Finanzierungserfordernisse. Gründe für die ROT ¾ Unterschiede in den Emissionskosten ¾ asymmetrische Informationsverteilung verursacht Probleme bei der externen Finanzierung Folie 17 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Gegenüberstellung TOK ↔ ROT Theorie der optimalen Kapitalstruktur: ¾ Eigen- vs. Fremdkapital ¾ “Bestandsgröße” ¾ es existiert ein optimaler Verschuldungsgrad Rangordnungstheorie: ¾ internes vs. externes Kapital und externes Fremd- vs. externes Eigenkapital ¾ “Stromgröße” ¾ optimale Finanzierungsentscheidung, aber keine optimale Kapitalstruktur (jedoch wird nicht Irrelevanz postuliert Æ Kapitalstruktur ist Ergebnis der früheren Finanzierungsentscheidungen) Folie 18 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Empirische Fakten zum Finanzierungsverhalten – Erklärbarkeit durch TOK und ROT 1. Investitionen werden hauptsächlich mit intern generierten Mitteln und externem FK finanziert. 2. Finanzierung durch FK-Aufnahme dominiert Finanzierung durch EK-Aufnahme. 3. Branchen/ Unternehmen mit hohen Wachstumsraten und überwiegend immateriellen Aktiva haben einen geringeren Verschuldungsgrad. 4. Innerhalb einer Branche haben die erfolgreichsten Unternehmen den niedrigsten Verschuldungsgrad. Profitabilität und Leverage sind negativ korreliert. 5. Unternehmen mit so hohem Verschuldungsgrad, dass ihnen das Erfüllen ihrer Fremdkapitalverpflichtungen schwer fällt, emittieren Aktien, begrenzen Dividenden und verkaufen Aktiva. Folie 19 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Free-Cash-Flow-Hypothese Free Cash Flow: Cash Flow, der die zur Durchführung aller Investitionsprojekte mit positivem NBW erforderlichen Zahlungsmittel übersteigt. Damit ist der FCF jener Teil des Cash Flows, für den keine effiziente Verwendungsmöglichkeit im Unternehmen besteht, der aber unter der Kontrolle des Managements steht. Somit ist das FCF-Problem ein Agency-Problem an der Schnittstelle zwischen Management und Aktionären. ¾ Management könnte Interesse an der Thesaurierung des FCF haben, um Æ die Kontrolle über Ressourcen zu behalten Æ sich der Kontrolle durch den Kapitalmarkt zu entziehen (spätere Aufnahme neuen Kapitals könnte mit strengerer Kapitalmarktkontrolle verbunden sein) Æ einfach Unternehmenswachstum zu bewirken (Managerentlohnung häufig positiv mit Wachstum korreliert) => Das kann zu ineffizienter Verwendung des FCF durch das Management führen. Folie 20 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Free Cash Flow Hypothese Lösungsmöglichkeiten für das FCF-Problem ¾ FCF wird als Dividende ausgeschüttet ¾ Kontrollfunktion des FK Bedienung des FK ist eine vertragliche Verpflichtung, die den FCF verringert. Die Aufnahme von FK sollte daran gebunden sein, die zufließenden Mittel nicht einzubehalten. Diese Verpflichtung ist glaubhafter als eine vom Management versprochene Dividendenerhöhung. Æ Trade-Off zwischen Verringerung der Agency-Kosten u n d Erhöhung der Kosten finanzieller Anspannung durch den erhöhten Verschuldungsgrad Wirksamkeit der Kontrollfunktion des FK hängt von den Unternehmenscharakteristika ab: a. Unternehmen mit starkem Wachstum und vielen hochprofitablen Investitionsmöglichkeiten, aber keinem FCF Æ geringe Relevanz der Kontrollfunktion des FK, da das Unternehmen wegen seines ständigem Kapitalbedarfs bereits laufend der Kapitalmarktkontrolle ausgesetzt ist. b. Unternehmen mit geringem oder sogar negativem Wachstum und wenigen profitablen Investitionsmöglichkeiten, aber großem FCF Æ besondere Relevanz der Kontrollfunktion. ¾ Markt für Unternehmenskontrolle ¾ Rückkauf eigener Aktien Folie 21 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 ¾ Quiz: 1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 ¾ Practice Questions: 1, 3, 5, 7, 8, 10, 11, 13, 15, 16, 17 Folie 22 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Lösung Quiz 3: a) Der relative Steuervorteil von Fremdkapital beträgt: 1 − Tp (1 − TpE ) * (1 − Tc ) = 1 − 0,31 = (1 − 0) * (1 − 0,35) 1,0615. Das gesamte Einkommen aus dem Eigenkapital fließt in Form von Kursgewinnen, die auf Anteilseignerebene steuerbefreit sind. b) Wenn nun das Einkommen aus dem Eigenkapital in Form von Bardividenden zufließt, erhöht sich der relative Steuervorteil von Fremdkapital: Zinsen und Dividenden werden gleich versteuert => Tp = TpE, so dass obige Formel zur Ermittlung des relativen Steuervorteils gekürzt werden kann: 1 − Tp (1 − TpE ) * (1 − Tc ) = 1 (1 − Tc ) = 1 (1 − 0,35) = 1,5385. Folie 23 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Lösung Practice Question 3: Durch die Aufnahme weiteren Fremdkapitals soll die Verschuldungsquote von Pfizer auf 40% erhöht werden. Die Einnahmen aus der Emission der Fremdmittel werden zum Rückkauf von Aktien genutzt. Der Buchwert des Unternehmens beträgt insgesamt $21.529.000,- Mio. Bei einem Verschuldungsgrad von 40% werden die Verbindlichkeiten somit einen Buchwert von $8.611.600,- Mio. aufweisen. Das bedeutet, Pfizer hat zusätzliches Fremdkapital in Höhe von $8.611.600,- Mio. – ($2.123.000,- Mio. + $4.330.000,- Mio.) = $2.158.600,- Mio. aufzunehmen. Unter der Annahme permanenten Fremdkapitals und somit unendlichen Zinszahlungen ergibt sich bei einem Steuersatz von 35% der Barwert des Steuerschutzes wie folgt: BW (Steuerschutz) = s * ( i * FK ) i = s * FK = 0,35 * $2.158.600,- Mio. = $755.510,Folie 24 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Der Marktwert des Unternehmens beträgt nun: $296.247.000,- Mio. + $755.510,- = $297.002.510,Die Bilanz auf der Basis von Marktwerten ergibt sich dann wie folgt: Net working capital Market value of long-term assets 5.206.000,291.796.510,- Total Assets 297.002.510,- 4.281.600,4.330.000,288.390.910,297.002.510,- Long-term debt Other long-term liabilities Equity Firm market value Folie 25 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Lösung Practice Question 7: Ausgangspunkt bildet wieder die Bilanz von der Circular File Company: Buchwerte Net working capital Fixed assets Total assets $20 80 $100 $50 50 $100 Bonds outstanding Common stock Total liabilities Marktwerte Net working capital Fixed assets Total assets $20 10 $30 $25 5 $30 Bonds outstanding Common stock Total liabilities Folie 26 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Playing for time: Suppose Circular File foregoes replacement of $10 of capital equipment, so that the new balance sheet may appear as follows: Marktwerte Net working capital Fixed assets $30 8 $38 $29 9 $38 Bonds outstanding Common stock Here the shareholder is better off but has obviously diminished the firm’s competitive ability. Cash In and Run: Suppose the firm pays a $5 dividend: Folie 27 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Marktwerte Net working capital $15 $23 Bonds outstanding Fixed assets 10 2 Common stock Total assets $25 $25 Total liabilities Here the value of common stock should have fallen to zero, but the bondholders bear part of the burden Bait and Switch: Suppose the firm issues $20 of new debt: Marktwerte Net working capital $30 $20 New Bonds outstanding 20 Old Bonds outstanding Fixed assets 20 10 Common stock Total assets $50 $50 Total liabilities That makes all the debt of the firm risky, imposing a capital loss on the „old“ bondholders. Their capital loss is the stockholders´ gain. Folie 28 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Lösung Practice Question 11: a) Die Gläubiger profitieren von den Vertragsklauseln in Kreditverträgen, die das opportunistische Verhalten der Manager bzw. Aktionäre einschränken. b) Die Manager bzw. Aktionäre profitieren bei der Emission von Aktien von den o.g. Vertragsklauseln, da diese mit geringeren Renditeforderungen der Fremdkapitalgeber einher gehen. Ohne die Vereinbarung von Restriktionen würden die Gläubiger ein höheres Risiko eingehen, daher fordern sie dann eine höhere Rendite auf das Fremdkapital. Bei Emission würde das Unternehmen also die Vereinbarung von Standardrestriktionen im Kreditvertrag präferieren, da diese mit geringeren Kapitalkosten verbunden sind. Folie 29 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Lösung Practice Question 13: a. Eigentlich sollte die Ankündigung der Aktienemission zur Finanzierung eines Investitionsprojektes mit einem NBW von $40 Mio. zu einem Anstieg des Marktwertes des Eigenkapitals um $40 Mio. abzüglich entstehender Emissionskosten führen. Nach vergangenen Erfahrungen der Manager erwarten diese jedoch eine Verringerung des Marktwertes des Eigenkapitals um $30 Mio. Der Grund für den Kursrückgang stellt die asymmetrische Informationsverteilung dar: Die Anleger meinen, dass das Management des Unternehmens die Aktien für überbewertet hält und dass die Manager diese Situation nun zur Aktienemission nutzen möchten. Folie 30 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 b) Unabhängig davon, ob die Aktien des emittierenden Unternehmens tatsächlich überbewertet sind, wird der Aktienkurs i.d.R. bei der Ankündigung einer Emission junger Aktien sinken. Dies ist begründet in der zugrunde liegenden Information, die die Investoren zu erkennen und zu deuten meinen. Daher stellt der Kursrückgang keine regulären Emissionskosten im Sinne der Spanne, die die Konsortialbank (-en) erhält / erhalten, dar. Wenn das Unternehmen nicht überbewertet sein sollte, dann sollen die Manager des Unternehmen durch die Preisgabe von Informationen versuchen, die Investoren von dem fairen Wert des Unternehmens zu überzeugen. Andernfalls sollten die in Betracht ziehen, die Investition durch Fremdkapital zu finanzieren. So könnte die teure Aktienemission umgangen werden. Folie 31 Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg Prof. Dr. Hartmut Schmidt Vorlesung Finanzmanagement (Finanzierung) im Wintersemester 2004/2005 Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 18 Lösung Practice Question 17: Anleihegläubiger fordern eine höhere Vorsteuerrendite, wenn Steuern auf Anleihezinsen zu zahlen sind und auf Einkommen aus Eigenkapital nicht, um diese Steuerzahlungen zu kompensieren. Folie 32