Nur zur professionellen Nutzung Januar 2017 EMD-Ausblick 2017 Einschätzungen von NN Investment Partners Der Leiter von NN Investment Partners’ EMD Team sowie die leitenden Portfoliomanager der EMD-Fonds skizzieren hier ihre Sicht der Emerging Markets, die Perspektiven für die von ihnen verwalteten Fonds und die Positionierung ihrer Portfolios. • • • • Bei steigenden US-Anleiherenditen und stärkerem US-Dollar könnte EMD weiter gut performen (+3-8 % in 2017) Wachstumsaussichten verbessern sich; wir haben in den letzten Jahren fundamentale Fortschritte erlebt Realzinsen an den Emerging Markets sind hoch, die Inflation geht zurück, Währungen sind unterbewertet Auf kurze Sicht hohe Ungewissheit, vor allem durch die USA, doch Trump wird sich wohl nicht als Störkraft erweisen www.nnip.com EMD-Ausblick 2017 EMD-Ausblick 2017: Stabile Aussichten Zentrale Punkte • Trotz Volatilität war 2016 ein außerordentlich gutes Jahr für Emerging Market Debt (EMD). Hart- und Lokalwährungsanleihen sowie EM-Unternehmensanleihen rentierten um gut 10 %. • Trotz einiger Negativfaktoren auf kurze Sicht sind die EM gut aufgestellt, um bei steigenden US-Anleiherenditen und einem stärkeren Dollar auch weiterhin positiv abzuschneiden. • Die wirtschaftlichen Aussichten für die Emerging Markets sowie ihre Außenhandelsbilanzen haben sich deutlich verbessert. Die Realzinsen bewegen sich auf hohem Niveau, die Inflation geht zurück und EM-Währungen sind unterbewertet. Auch die festeren Rohstoffpreise tragen zum Wachstum der EM-Volkswirtschaften bei. • Das globale Zinsumfeld bleibt für EMD günstig. In den USA sind die Zinsen zwar gestiegen, doch verharren sie in Europa und Japan auf historischen Tiefstständen. Die Zahl der negativ rentierenden Anleihen an den entwickelten Märkten ist immer noch beträchtlich. In einem solchen Niedrigzinsumfeld bietet Schwellenländeranleihen eine attraktive InvestmentAlternative. • Auf kurze Sicht ist die Ungewissheit indes recht hoch. Dabei stellt die politische Entwicklung in den USA den größten Risikofaktor dar, auch wenn unser Basisszenario davon ausgeht, dass die USA einen pragmatischen, wachstumsorientierten Kurs verfolgen werden. Nach unserem Dafürhalten wird Präsident Trump kein Störfaktor für die EM sein. • Bei ihrer Dezember-Sitzung gab sich die Federal Reserve ein wenig aggressiver als erwartet. Umfangreiche fiskalische Stimulierungsmaßnahmen in den USA und in deren Folge steigende Inflationserwartungen könnten die Fed zu einem unerwartet zügigen Straffungszyklus bewegen. Zwar ist eine allmähliche Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed wahrscheinlich, doch sollte man die Entwicklung genau im Auge behalten. • • Das BIP-Wachstum in China dürfte 2017 infolge fiskal- und geldpolitischer Impulse bei 6,5 % liegen, welches aber zwangsläufig irgendwann zurückgehen muss. China sollte sich auf sein Reformprogramm konzentrieren. Das dürfte nach dem Führungswechsel im November 2017 geschehen. Trotz der Ungewissheit auf kurze Sicht sehen wir den Trend für EMD in 2017 optimistisch und erwarten positive Gesamterträge für alle Sub-Assetklassen. Die US-Anleiherenditen könnten zwar noch weiter steigen, doch wird dies von Spread-Verengung und Zinskongruenz wettgemacht. Die erwarteten Gesamterträge reichen von 3-5 % für asiatische Hartwährungsanleihen bis zu 7-8 % für Frontier Market Debt. Grafik 1: Starke Performance der EMD-Sub-Assetklassen Quelle: Bloomberg, JP Morgan (Daten per Ende Dezember 2016) Grafik 2: Renditevorteile für EM-Anleihen (in %) Quelle: Bloomberg, JP Morgan (Daten per Ende Dezember 2016) Grafik 3: EM/DM-Wachstumsgefälle dürfte sich ausweiten GDP growth rates 10 Emerging Markets Major advanced economies (G7) 8 Growth differential 6 4 2 0 -2 -4 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 2016 2020 Quelle: IMF World Economic Outlook (Oktober 2016) www.nnip.com EMD-Ausblick 2017 EMD Blended Strategies / EMD Opportunities • • • • EM-Wachstum: Trendwende in 2016 Rahmendaten deutlich verbessert USA unter Trump auf kurze Sicht das größte Risiko EMD dürften auch 2017 weiterhin positiv abschneiden Marcelo Assalin Marcelo Assalin ist Head of Emerging Market Debt bei NN Investment Partners. Ferner ist er Lead Portfolio Manager der EMD Blended Strategies sowie des EMD Opportunities Fonds. Trendwende bei EMD fand 2016 statt 2016 war ein erfolgreiches Jahr für EMD. Die Renditen von Hartwährungsanleihen lagen sowohl bei Staats- als auch Unternehmensanleihen bei über 10 %. Aufgrund der Zinskomponente schnitten auch Lokalwährungsanleihen mit knapp unter 10 % hervorragend ab. Auch was die Portfoliozuflüsse betrifft, war 2016 ein starkes Jahr für EMD. Trotz Abflüssen im Nachgang der USPräsidentschaftswahlen verzeichnete EMD Nettozuflüsse von fast US-Dollar 45 Mrd. Davon profitierten hauptsächlich Hartwährungsportfolios, in zweiter Linie aber auch Lokalwährungsanleihen. Durch die Wachstumsrhetorik des neuen US-Präsidenten Donald Trump schossen die Renditen auf US-Anleihen nach den Wahlen steil nach oben. Die Anlegerschaft erwartet von der neuen Regierung in den USA eine deutliche fiskalische Expansion. Mittelfristig könnte das höhere Inflation und höhere Zinsen bedeuten. Steigende Zinsen in den USA sind für festverzinsliche Anlageformen allgemein und EMD im Besonderen ungünstig, doch bislang hat sich EMD äußerst widerstandsfähig gezeigt. Das dürfte vor allem an der Verbesserung der EM-Rahmendaten in den letzten Jahren liegen. EM-Länder befinden sich heute in einer stärkeren Position als 1 während der Taper-Tantrum-Schockwelle 2013. Nach ein paar eher enttäuschenden Jahren sind die Wachstumsaussichten der EM-Volkswirtschaften jetzt rosiger. Anfang 2016 übertrafen die Konjunkturdaten die Erwartungen – zum Jahresende beschleunigte sich die Dynamik sogar noch. 2017 dürften der konjunkturelle Schwung in den Industrieländern zusammen mit den stabilen bis steigenden Rohstoffpreisen für die EM positiv sein. Neben der steigenden Wirtschaftsleistung ist der deutliche Rückgang des Außenfinanzierungsbedarfs in den EM ein weiterer Positivfaktor. Möglich wurde dies durch den Abbau von Leistungsbilanzdefiziten in den meisten EM-Ländern. Nach Jahren erhöhter Raten sinkt nun auch die Inflation in den EM, während die Realzinsen immer noch hoch sind. Die Kurse von EM-Währungen liegen immer noch deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. All dies trägt zu einem günstigen Umfeld für die EM bei. Zeichen stehen auf Erholung an den Emerging Markets Auch die Erholung der Rohstoffpreise dürfte die Wachstumsentwicklung an den EM begünstigen. Zudem werden einige wichtige EM-Volkswirtschaften, wie Russland und Brasilien, die Rezession hinter sich lassen. Nach zwei Jahren der Stagnation dürften beide 1 Taper-Tandrum: bezeichnet die heftige Reaktion der Anleihemärkte (aber auch der Aktienmärkte) im Mai 2013. Damals gab die Fed bekannt, die Anleihekäufe zu reduzieren, was eine Art Schockwelle an den globalen Finanzmärkten auslöste. (Quelle: finanzmarktwelt.de) Januar 2017 Länder 2017 wieder positive Zuwachsraten schreiben. Die chinesische Wirtschaftsleistung kann sich weiter auf eine günstige Geldund Fiskalpolitik stützen. Hinzu kommt die voraussichtliche Ausweitung des positiven Wachstumsdifferenzials zwischen den Schwellenländern und der entwickelten Welt. Die Geschichte lehrt, dass die Kapitalflüsse mit diesem Wachstumsdifferenzial korrelieren, insofern erwarten wir einen anhaltenden Zustrom in die EM. Neben dem Wachstum haben sich auch die Außenhandelsbilanzen in den EM deutlich verbessert. Als die Finanzmärkte 2013 mit dem Taper Tantrum auf die Ankündigung der Fed, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, reagierten, geriet die Anlegerschaft wegen der möglichen Folgen für die „Fragile Five“ in Panik. Die Leistungsbilanzdefizite der in der LC-Benchmark vertretenen Länder beliefen sich 2013 im Schnitt auf knapp 2 %. Heute weisen diese Länder im Durchschnitt einen Leistungsbilanzüberschuss auf. Es hat also eine tiefgreifende Anpassung stattgefunden. EM-Länder sind jetzt weitaus weniger durch externe Erschütterungen gefährdet. Vor dem Hintergrund weltweit steigender Zinsen und einem potenziell stärkeren Dollar könnte das einen auskömmlichen Puffer bieten. Weitere grundlegende Verbesserungen haben auf der Zinsseite stattgefunden. So verharren die Realzinsen an den Emerging Markets auf sehr hohem Niveau, vor allem im Vergleich zum negativen Zinsumfeld der entwickelten Märkte. Die höhere Realverzinsung in den EM-Ländern bietet nicht nur höhere Risikoprämien für Anleger, sondern auch mehr Spielraum für die jeweiligen Zentralbanken, um das Wirtschaftswachstum durch geldpolitische Impulse zu befeuern. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund sinkender Inflation. Vor allem Russland und Brasilien sollten jetzt in der Lage sein, ihre Zinsen deutlich zu senken. Und schließlich ist die deutliche Entspannung bei der Devisenbewertung in den EM zu nennen. Die Währungen haben seit 2013 deutlich an Wert verloren, in einigen Fällen sogar um 30 bis 40 %. Unter anderem aufgrund dieses starken Anpassungsprozesses ist es den betreffenden Ländern gelungen, ihre Außenhandelsbilanzen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei ging es nicht allein um den Wertverlust ggü. dem US-Dollar, sondern auch um die wachsende handelsgewichtete Wettbewerbsfähigkeit der EM. Globales Zinsumfeld ist nach wie vor günstig In den USA klettern die Zinsen zwar, doch in anderen Teilen der Welt, wie etwa in Europa und Japan, sind negative Zinsen für viele festverzinsliche Produkte weiterhin an der Tagesordnung. Mitte Dezember betraf dies ein Vermögen im Werte von ca. US-Dollar 9 Bio. Wenn auch die Anleiherenditen in Europa etwas angezogen haben (u. a. im Nachgang der EZB-Entscheidung, ihre QE auszuweiten), so war das bisher bei Weitem nicht genug, um den Berg negativ rentierender Anleihen spürbar abzubauen. Damit sind auch einem Anstieg der US-Zinsen Grenzen gesetzt, denn massiv anziehende Zinsen in den USA bei gleichzeitig extrem niedrigen Zinsen in Europa und Japan sind nur schwer vorstellbar. Vor dem Hintergrund weltweit steigender Zinsen, die zugleich – historisch gesehen – auf niedrigem Niveau verharren, bieten die EM eine außerordentlich attraktive Investment-Alternative. So liegen die Renditen im EM-Anleiheuniversum bei knapp 7 % für Lokal- und nahezu 6 % für Hartwährungsanleihen. Angesichts der sich erholenden Rahmendaten sind derartige Renditen an den EM zweifelsohne attraktiv, vor allem im Vergleich zu den 0,3 %, die Bundesanleihen derzeit abwerfen. Dieses Renditegefälle bleibt eine der wichtigsten Triebkräfte der Kapitalströme. Insofern wundert es nicht, dass EMD 2016 Zuflüsse in Höhe von rund US- 3 EMD-Ausblick 2017 Dollar 45 Mrd. verzeichnete. Der Spitzenwert lag bei knapp USDollar 55 Mrd., doch im Gefolge der US-Wahlen kam es zu starken Abflüssen. Im Dezember stabilisierten sich die Flüsse. Auch in diesem Jahr rechnen wir wieder mit positiven Kapitalflüssen, zum einen durch die Verbesserung der Rahmendaten und zum anderen, weil die Zinsen weltweit unter den langfristigen Durchschnittswerten verharren. Inwieweit wird sich die US-Politik unter Trump ändern? Im Hinblick auf die Aussichten der EM darf auch ein Hinweis auf den politischen Wandel in den USA nicht fehlen. Das größte Risiko für Investoren und Finanzmärkte besteht in der konkreten Zusammensetzung des Maßnahmenmixes der Trump-Administration. Wir sehen zwei mögliche Szenarien: einen pragmatischen Trump und einen streitfreudigen Trump. Beim ersten Szenario, unserem Basisszenario, besteht ein ausgeprägter Fokus auf Wachstum, Steuersenkungen, Deregulierung und fiskalische Stimulierung. Hier könnte es indes bei der Durchsetzung hapern, da wohl kaum alle Republikaner im Kongress eine massive Erhöhung der Staatsausgaben abnicken würden. Die Fiskalausgaben werden sich wohl so weit im Rahmen halten, dass die Fed keinen Anlass zu einer deutlich aggressiveren Herangehensweise sieht. Im Rahmen dieses stärker pragmatisch ausgerichteten Programms werden Themen wie Protektionismus und Immigration eine geringere Rolle spielen, die Unabhängigkeit der Fed wird nicht infrage gestellt und die Zusammenarbeit mit internationalen Führern – vor allem Russland – wird sich positiv gestalten. Ein streitfreudiger Trump könnte dieses Basisszenario gefährden, wenn es bei fiskalischen oder handelspolitischen Fragen zu Konflikten mit den Republikanern im Kongress kommt, die traditionell pro Handel und gegen staatliche Intervention sind. Sollte es Trump nicht gelingen, seine haushaltspolitischen Pläne umzusetzen, könnte er sich stattdessen an Protektionismus und Immigration abarbeiten. Dann könnte die Stimmung an den Märkten einbrechen – vor allem, falls Trump einen Handelskrieg mit China auslöst. Das würde steigende geopolitische Risiken bedeuten. Für die Emerging Markets bedeutet ein pragmatischer Trump, dass moderate Staatsausgaben und Infrastrukturprojekte nicht nur das Wachstum in den USA, sondern weltweit – also auch in den EM – stützen. Rohstoffpreise und Kapitalflüsse blieben intakt. Doch ein streitfreudiger Trump könnte Handelskriege heraufbeschwören, die den Welthandel behindern und so zu rückläufigem Wachstum und fallenden Rohstoffpreisen führen. Davon würden auch die EM nicht verschont bleiben. Die Risikoscheu würde insgesamt steigen und EMD-Spreads, -Währungen und -Zinsen belasten. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios nach unserem Dafürhalten gering, doch ist Vorsicht geboten. USA kurzfristig dominantes Thema, mittelfristig Fokus auf China US-Politik ist ein wesentlicher Risikofaktor, sodass die Ungewissheit auf kurze Sicht bestehen bleibt. Zwar erwarten wir Pragmatismus von Trump, doch das ist nicht garantiert. Es bleibt abzuwarten, wie die ersten 100 Tage seiner Präsidentschaft verlaufen. Anleger dürften sich daher zunächst abwartend verhalten. Die Fed zeigte sich im Dezember aggressiver als erwartet. In der Folge stiegen die US-Anleiherenditen sowohl am kurzen wie am langen Ende der Kurve um ca. 20 Basispunkte. Auch der Greenback stieg weiter. Das ist ein Vorgeschmack auf das, was passieren würde, falls die US-Regierung vorzugsweise auf fiskalische Impulse setzen sollte und die Fed daher verstärkt an der Zinsschraube Januar 2017 drehen müsste. Man sollte die US-Politik und ihre möglichen Folgen für die Reaktionsfunktion der Fed daher genau im Auge behalten. Der dritte Faktor ist China. Wir bleiben bei unserer optimistischen Einschätzung, sind aber etwas vorsichtiger. Die Wachstumsentwicklung macht uns keine Sorge, da sie durch die fiskal- und geldpolitischen Impulse auch weiterhin um 6,5 % pendeln wird. Größere Sorge macht uns das Reformprogramm. Statt die Öffnung der Kapitalbilanz sowie des heimischen Marktes für ausländische Investoren voranzutreiben, bewegt sich China in die entgegengesetzte Richtung. Erst kürzlich verlor der Renminbi erneut an Wert, nicht nur ggü. dem US-Dollar, sondern auch ggü. dem Währungskorb, den China nachbildet. Für chinesische Anleger ist das Anreiz, Kapital ins Ausland zu verlagern. China will jedoch massive Kapitalabflüsse, wie zuletzt Ende 2015/Anfang 2016 gesehen, vermeiden. Die Regierung könnte zu diesem Zweck verstärkt Kapitalverkehrskontrollen umsetzen. Im Ergebnis könnte die Wirtschaftsreform also wieder in den Hintergrund rücken. Was bleibt, ist ein zu hoch verschuldeter Privatsektor, Überkapazitäten in einigen Industriesektoren sowie langfristig demografischer Gegenwind. China muss sich daher reformbereiter zeigen. Falls das Land sich zu stark auf kurzfristiges Wachstum konzentriert und dabei die Verbesserung des institutionellen Rahmens und der Produktivität vernachlässigt, steigt das Risiko einer harten Landung. Auf mittlere bis längere Sicht sehen wir daher erhöhte Risiken in China. Die Entwicklung der Rohstoffpreise ist für die EM günstig, nicht nur, weil das Wachstum in China vorerst anhält, sondern auch weil die US-Politik für die Rohstoffmärkte positiv sein dürfte. Deregulierung wäre für den Energiesektor von Vorteil. Das gilt auch für die im Dezember beschlossene Vereinbarung zwischen OPEC und Nicht-OPEC-Mitgliedern zur Drosselung der Erdölproduktion. Der Markt zeigte sich in der Folge wohlwollend; wir rechnen mit Drosselungen, falls die Preise deutlich sinken sollten. Doch erwarten wir keine Preisexplosion, da sonst die Erdölproduktion in den USA hochgefahren würde. US-Produzenten von Schieferöl haben ihre Förderkosten bereits gesenkt und arbeiten bei Ölpreisen von über 50 US-Dollar effizienter. Bei Preisen über 50-55 US-Dollar könnte sich die Förderung in den USA deutlich beschleunigen. Durch das größere Angebot würden die Preise dann in Richtung 40-50 USDollar fallen. EMD dürften weiterhin positiv abschneiden Wir rechnen mit einem Anstieg der Renditen auf 10-jährige USSchatzanleihen auf gut 3 % bis Ende 2017. Doch werden sich EMDSpreads nicht zwangsläufig ausweiten. Wenn die US-Zinsen in der Vergangenheit aufgrund besserer Wachstumsaussichten stiegen, verengten sich die EMD-Spreads. Klettern die Renditen auf 10jährige Treasuries also auf bis zu 3 %, sollten die Spreads im HardCurrency-Segment sowohl bei Staats- als auch Unternehmensanleihen in Richtung 300 Bp. sinken. Im Ergebnis könnte die Assetklasse Gesamterträge von 5-6 % abwerfen. Unsere Prognose für Lokalwährungsanleihen ist ähnlich. Die Rendite des GBI-EM-Index dürfte bei 4-6 % liegen, wobei dies vor allem der Zinskongruenz der Assetklasse zu verdanken sein wird, die mit knapp 7 % rentiert. Bei einem anziehenden US-Dollar wäre der Beitrag von EM-Währungen indessen erwartungsgemäß leicht negativ. Bei unseren Blended Strategies wird es in puncto Asset-Allokation zwischen den verschiedenen Sub-Assetklassen voraussichtlich einige Verschiebungen geben. Momentan sind wir zwar neutral, 4 EMD-Ausblick 2017 könnten aber zu Jahresbeginn zu einer Übergewichtung von HC bei gleichzeitiger Untergewichtung von LC übergehen, sobald wir ein klareres Bild von der künftigen US-Politik haben. Da es wahrscheinlich sehr volatil zugehen wird, könnte die Performance durch aktive Umschichtung im Laufe des Jahres noch gesteigert werden. EMD Hard Currency und Frontier Market Debt • • • • Starke Renditen und deutliche Kapitalzuflüsse in 2016 Rohstofferzeugende Länder wichtigste Outperformer Optimistische Sicht auf 2017 Prognose: Gesamtrendite von 5-6 % für 2017 Marco Ruijer Marco Ruijer ist Lead Portfolio Manager Emerging Market Debt Hard Currency bei NN Investment Partners. Er ist für EMD Hard Currency Portfolios zuständig. Starke Renditen in einem ereignisreichen Jahr 2016 begann volatil; in den ersten sechs Wochen erlebten die EMD-Märkte einen massiven Kurseinbruch. Das lag vor allem an China und der Anlegerangst vor einer harten Landung. Auch die Rohstoffpreise verfielen zusehends: Der Ölpreis erreichte Anfang Februar mit 26 US-Dollar die Talsohle. EMD HC Spreads weiteten sich auf ca. 500 Bp. aus. Das war aus unserer Sicht jedoch eine Überreaktion des Marktes, denn die Sorgen um China waren übertrieben. Wir entschieden uns daher, Risiko ins Portfolio zu nehmen, was sich als richtig erwiesen hat. Vor allem in den ersten fünf, sechs Wochen kam es zu einer deutlichen Erholung. Dieser Trend hielt im weiteren Jahresverlauf an, als die größten Sorgen allmählich abebbten. Zwar verlief auch dieses Jahr nicht ohne Schockereignisse (Stichwort: Brexit), dennoch erholten sich unsere Märkte erstaunlich schnell – binnen zwölf Stunden – von dem Brexit-bedingten Kursrutsch. Bei der Anlegerschaft entstand der Eindruck, die Zentralbanken würden ihre Maßnahmen aufgrund des Brexit intensivieren und die Zinsen weiter senken. Das löste massive Kapitalzuflüsse in EMD aus. Dieser Kapitalstrom hatte bereits im März begonnen, nahm aber nach dem Brexit-Votum deutlich zu. In der Folge verengten sich die Spreads weiter. Dann kam der nächste politische Schocker: die Wahl von Donald Trump. Obschon der Wahlausgang überraschend war, hatten wir das Risiko im Portfolio bereits vorher vorsorglich zurückgefahren. Davon profitierte unsere Performance, denn im Nachgang zur Wahl kam es zu Abflüssen aus EMD: Viele Anleger fürchteten eine Behinderung des freien Handels unter einem Präsidenten Trump. Trotz alledem erzielte der EMBI GD Index (die EMD Hard Currency Benchmark) mit 10,2 % eine höhere Rendite als zu Jahresbeginn erwartet. Nach einer heftigen Phase der Volatilität beendeten Treasuries das Jahr in etwa mit der von uns prognostizieren Rendite von 2,65 %. Doch die Spreads weiteten sich unerwartet stark aus und lagen zum Jahresende bei 342 Bp. statt wie prognostiziert bei 380 Bp. Rohstofferzeugende Länder die großen Gewinner Die Gewinner waren hauptsächlich hoch rentierliche Anleihen mit hohem Beta, die 2015 und Anfang 2016 noch abgestraft wurden. Viele der betreffenden Länder sind Rohstofferzeuger, die 2014 und 2015 mit rutschenden Preisen zu kämpfen hatten, sich in der Folge Januar 2017 aber erholten. Auch aus diesem Grund übertrafen die Frontier Markets mit einem Anstieg um 14,8 % den breiteren Markt. Einige afrikanische Anleihen erlebten eine starke Kursrally: Sambia und Ghana konnten annualisiert über 30 % zulegen. Auch lateinamerikanische Werte schnitten allgemein gut ab, einerseits aufgrund der Erholung der Rohstoffpreise, aber auch aus länderspezifischen Gründen. Hier war Brasilien eindeutig der Outperformer. Der politische Wandel, wie insbesondere die Amtsenthebung von Dilma Rousseff, hob die Zuversicht der Investoren. Spitzenreiter war mit Renditen von über 50 % indes Venezuela. Wir hielten fast das gesamte Jahr über eine Übergewichtung in Venezuela, reduzierten diese aber zum Jahresende hin auf nahezu neutral. Letztendlich ging diese Rechnung auf. Venezuela ist bereit, seine Schulden zu tilgen und hat im Rahmen eines Schulden-Swap kurzlaufende Titel in neue Anleihen getauscht. Im Prinzip schnitten alle Erdölförderländer gut ab; Ecuador z. B. legte um 40 % zu. Auch quasi-staatliche Emittenten im Ölsektor wie die brasilianische Petrobras hatten ein gutes Jahr. Doch gab es auch Enttäuschungen: Hier sei vor allem die Türkei genannt. Nicht nur wegen des Coups, auch aufgrund der Reaktion Erdogans schnitt das Land 2016 unterdurchschnittlich ab. Die anschließende „Säuberung“ in Militär, Polizei und Hochschulen hat das Land geschwächt. 2017 wird vermutlich ein Referendum anstehen, um dem Präsidenten noch weitere Vollmachten einzuräumen. Wir waren lange in türkischen Werten untergewichtet, doch nachdem die Herabstufung von Investment Grade zu Junk-Status im September einen Kursrutsch auslöste, bauten wir wiederum eine Übergewichtung auf, denn die schlechten Nachrichten sind jetzt im Übermaß eingepreist. Wir werden unsere übergewichtete Position allerdings überdenken, da die Türkei immer dann anfällig ist, wenn die Fed die Zinsen anhebt und die Treasury-Renditen steigen. Die Türkei hat einen erheblichen Außenfinanzierungsbedarf und die Lira ist in letzter Zeit gepurzelt. Nicht zuletzt kämpft das Land auch mit Sicherheitsrisiken, wie die jüngste Terrorattacke in Istanbul gezeigt hat. Zuversichtliche Perspektive auf 2017 Was die Marktaussichten für 2017 betrifft, sind wir zuversichtlich. Wir sind sogar optimistischer als noch vor einem Jahr. Seinerzeit waren die Wachstumsaussichten weltweit angeschlagen, wie sich gerade im Januar/Februar zeigte. Sollte Trump eine konfrontative, protektionistische Handelspolitik verfolgen, besteht das Risiko einer konjunkturellen Abkühlung weltweit, doch sehen wir jetzt weniger Risiken als Ende 2015. Die Vereinbarungen zwischen OPEC und Nicht-OPEC-Ländern haben zudem das Risiko reduziert, dass der Ölpreis auf 30 US-Dollar oder sogar darunter fällt. Doch das ist nicht gleichbedeutend mit höheren Renditen in 2017, da die Märkte solche Entwicklungen rasch einpreisen. Das zeigt sich zum Teil bereits an den aktuellen Spread-Niveaus. Die Renditen auf 10-jährige Treasuries dürften auf rund 3 % steigen, werden aber wohl durch engere Spreads wettgemacht. Treasury-Renditen und Spreads könnten einander ausgleichen, sodass die Gesamtrendite von 5-6 % der Index-Rendite entspricht. Die Frontier Markets könnten noch 1-2 % höher rentieren, also 7-8 %. Unsere Schätzungen gehen von einem umfassenden Konjunkturprogramm der Trump-Administration und einer weiteren geldpolitischen Normalisierung durch die Fed aus. Es ist allerdings auch möglich, dass wir den Höhepunkt der Treasury-Renditen bereits hinter uns haben. Das wäre der Fall, wenn der Kongress Trumps Maßnahmenkatalog, den der Markt bereits weitgehend einge- 5 EMD-Ausblick 2017 preist hat, nicht absegnet. Dann könnten die Renditen bei 2,602,80 % stagnieren und die Fed bräuchte ihre im Dezember angekündigten drei Zinsschritte nicht umzusetzen. Grafik 4: Spread- und Renditeprognosen für EMD HC Die Politik der Regierung Trump hätte natürlich große Wirkung auf die Aussichten der Emerging Markets. Wir gehen davon aus, dass Trump sich als Pragmatiker erweisen wird. Handelskriege vom Zaun zu brechen wäre jedenfalls wenig hilfreich, will man Wachstum und Arbeitsplätze schaffen. Strafzölle auf chinesische oder mexikanische Waren würden die Inflation anheizen. Ein Großteil der Industriewaren kommt entweder aus China oder Mexiko; USVerbraucher müssten dann sehr viel mehr für ihre iPhones und sonstige Elektronik zahlen. Dem Verbrauchervertrauen und der Kaufkraft wäre das abträglich. Wir gehen davon aus, dass die EMRahmendaten von einigen der Trumpschen Wachstumsmaßnahmen teilweise profitieren werden. High-Beta-Länder und Frontier Markets könnten outperformen High-Beta-Länder, einschließlich Frontier Markets, sollten wiederum outperformen. Durch ihre allgemein niedrigere Duration können ihnen steigende Treasury-Renditen nicht so viel anhaben. Wenn dann der Wachstumsschub einsetzt und sie weniger exponiert sind, bieten sie mehr Raum für Spread-Verengung. Doch ein zu starker Dollar könnte die Erholung der Rohstoffpreise behindern. Als die Fed 2004 den Straffungszyklus einläutete, kletterten die Rohstoffpreise und die Spreads verengten sich deutlich. Das könnte sich jetzt wiederholen, solange der Greenback nicht zu stark wird. EM-Länder wären nämlich nicht so ohne Weiteres in der Lage, ihre Zinsen zu senken. Das würde das Wachstum belasten. Wegweisendes Jahr für Venezuela und Argentinien Für Venezuela geht es 2017 wieder um Alles oder Nichts. Das Land kann noch sechs Monate Schuldendienst leisten, danach ist die Lage ungewiss. Viel hängt von der Entwicklung des Ölpreises ab: Steigt dieser, so hätte Venezuela ausreichend Mittel bis Ende des Jahres. Da die Rendite auf US-Dollar-denominierte venezolanische Anleihen mit über 23 % immer noch außerordentlich hoch ist, könnte das Land sich wiederum als Outperformer des Jahres positionieren. Andererseits könnte die verheerende soziale Lage eskalieren. Dann würde Venezuela mit Abstand am schlechtesten in unserem Universum abschneiden. Argentinien führt zahlreiche Listen an. Letztes Jahr legte das Land eine enorme Anleiheemission von US-Dollar 16,5 Mrd. auf. Die Januar 2017 neue Regierung hat das Problem der Hold-Out-Debts beigelegt und die Beziehungen zu den Kapitalmärkten normalisiert. Argentinische Titel outperformten in der ersten Jahreshälfte, blieben aber in den letzten Monaten des Jahres 2016 hinter dem Markt zurück. Die Märkte waren vom immensen Angebot gesättigt, die Daten zu Wachstum, Inflation und Haushaltsdefizit enttäuschten. Diese Zahlen müssen sich schnell verbessern, denn in Argentinien stehen im Oktober Zwischenwahlen an. Die Minderheitsregierung unter Präsident Macri muss bei den Wahlen zulegen, um ihre Reformen umsetzen zu können. Je deutlicher also die wirtschaftliche Erholung, desto eher kann Macri Stimmen gewinnen. Doch sofern baldige Besserung ausbleibt und angesichts der für 2017 erwarteten Anleiheschwemme könnten, argentinische Titel durchaus underperformen. Chancen in Afrika In Afrika sehen wir Chancen, vor allem, wenn die Rohstoffpreise sich weiter erholen. In einigen Ländern stehen umfangreiche Infrastrukturprojekte vor dem Abschluss oder sind bereits abgeschlossen. Das dürfte die Wirtschaftsleistung stärken. So wird in Kenia derzeit eine Eisenbahnverbindung zwischen Nairobi und der Küste gebaut. Für diese Strecke brauchte man früher ein bis zwei Wochen, jetzt werden es nur noch vier Stunden sein. Das wird den Güterverkehr zwischen Häfen und Hauptstadt erheblich erleichtern. Wir positionieren uns vorerst neutral, da im August 2017 in Kenia Wahlen stattfinden. Auch Ghana könnte dank IWFProgramm und stabiler Schuldenquote recht gut abschneiden. Ferner wird ein neues Erdöl- und Erdgasfeld in Betrieb genommen, sodass die Wirtschaftsleistung 2017 deutlich wachsen sollte. Auch Angola und Gabun, Erdölförderländer der zweiten Garde, könnten bei steigendem Ölpreis gut abschneiden. Ihre Titel weisen sehr hohe Spreads auf und sollten entsprechend ihrer Umlaufrendite performen. Auch bei etwas engeren Spreads ist noch mit auskömmlichen Renditen zu rechnen. Bei Sambia besteht noch Aufwärtspotenzial, falls das Land ein IWF-Programm beantragt. Der amtierende Präsident wurde bei den letzten Wahlen im Amt bestätigt und befürwortet für das Programm. Das könnte sich angesichts des jüngsten Anstiegs der Kupferpreise jedoch ändern. Wir sehen auch Kamerun als vielversprechend: Hier waren wir 2016 übergewichtet und konnten eine beachtliche Rendite von über 25 % erzielen. Europa untergewichtet, Ukraine und Türkei könnten outperformen Zahlreiche europäische Länder weisen relativ niedrige Renditen auf und sind bewertungsmäßig wenig attraktiv. Hinzu kommen die mit den Wahlen in vielen Ländern verbundenen Unwägbarkeiten. Daher sind wir bei europäischen Werten untergewichtet. Ein interessantes Land ist die Ukraine. Hier erwarten wir zwar keine wesentliche Verbesserung bei den Rahmendaten, aber der Zinskongruenz reicht aus, um die Benchmark zu übertreffen. Mit einer Rendite von 14 % schnitt die Ukraine 2016 besser als der Index ab. Es bleibt abzuwarten, ob die Türkei ebenso wie Russland und Brasilien ein Comeback hinlegen kann. Noch ist die Türkei wohl überverkauft und deshalb gewichten wir sie über. Doch behalten wir die Entwicklung genau im Auge. Das Land könnte outperformen, aber nicht so wie Russland 2015 oder Brasilien 2016. Selektive Chancen in Asien In Asien sehen wir dank struktureller Reformen einige Chancen. Wir bleiben optimistisch bei Indonesien. Präsident Jokowi hat seine politische Macht konsolidiert und erfreut sich daheim wie auch international wegen seiner wirtschaftsfreundlichen Reformen wachsender Beliebtheit. Sri Lanka wird seine haushaltspolitische 6 EMD-Ausblick 2017 Konsolidierung fortsetzen. Das Land will durch eine umfassende Steuerreform sein Haushaltsdefizit insgesamt abbauen. Die neue investorenfreundliche Regierung der Mongolei dürfte nach zähen Verhandlungen ein Stand-by-Agreement mit dem IWF abschließen. EMD-Lokalwährungensanleihen und Währungen • • • • Gute Erträge dank hoher Zinskongruenz und rückläufiger Renditen Brasilien und Russland dürften 2016 weiter outperformen Zahlreiche Chancen für Relative-Value-Trades 2017: Renditen von 4-6 % auf Lokalwährungsanleihen Marcin Adamczyk Marcin Adamczyk ist Lead Portfolio Manager EMD Local Currency Strategies sowie Portfoliomanager für die Blended EMD Strategies bei NN Investment Partners. Volatiles, aber gutes Jahr für Lokalwährungsanleihen 2016 war zwar ein volatiles Jahr, aber für EMLokalwährungsanleihen auch sehr erfolgreich. Da die EMWährungen weitgehend im Gleichschritt mit dem US-Dollar marschierten, beruhte die 10%ige Rendite des GBI-EM-Index (Benchmark für Lokalwährungsanleihen) 2016 fast ausschließlich auf der Zinskomponente. Davon entfiel fast die Hälfte auf die Zinskongruenz und die andere Hälfte auf Kurssteigerungen, da die Renditen im Laufe des Jahres zurückgingen. 2016 ließen sich drei verschiedene Marktphasen unterscheiden: Vom Jahreswechsel bis etwa Mitte Februar ging es sehr volatil zu, die Marktstimmung wendete sich gegen EM. Angst um die chinesische Konjunktur, enorme Kapitalabflüsse und Sorgen über wirtschaftspolitische Fehler der chinesischen Führung dominierten. Gleichzeitig fielen die Rohstoffpreise und der geldpolitische Ausblick in den USA war völlig unklar. Im Ausblick für 2016 hatten wir prognostiziert, dass die Aussichten für EM sich in der ersten Jahreshälfte bessern würden. Wie bei Lokalwährungsanleihen üblich, kam die Trendwende rasch und abrupt. Die extrem negative Stimmung und die äußerst vorsichtige Positionierung der Anleger zu Beginn des Jahres trugen zu einer kräftigen Erholung bei. Die Rally des Index für Lokalwährungsanleihen hielt mehrere Monate an und erreichte im August mit Renditen von knapp 18 % ggü. Jahresbeginn bzw. 23 % ggü. den Tiefstständen vom Januar ihren Höhepunkt. Ab Anfang Februar ließ die Angst an den Märkten allmählich nach, als der Ölpreis die Talsohle durchschritt und die Sorgen um China abebbten. Zudem begannen die Märkte, die Erwartung, die Fed werde bald in einen Straffungszyklus eintreten, einzupreisen, während BoJ und EZB ihre geldpolitische Lockerung (Stichwort: negative Zinsen) fortsetzen. Im Anschluss verstärkte sich die Jagd nach guten Renditen und damit auch der Kapitalfluss an die EM-Anleihemärkte. Den Höhepunkt erreichten die Zuflüsse kurz nach dem Brexit-Votum, als die Märkte von einer weiteren Lockerung der Geldpolitik weltweit ausgingen. Ab August ließ die Ertragsentwicklung wieder nach, als sich abzeichnete, dass die wichtigsten Zentralbanken die Grenzen der geldpolitischen Lockerung erreicht hatten und die Kritik an den Negativzinsen wuchs. Auch die nahenden Präsidentschaftswahlen in den USA versetzten die Märkte in Unruhe. Die von den Trumpschen Drohungen am stärksten betroffenen Länder, wie Januar 2017 Mexiko, underperformten. Insofern war die 10%ige Gewichtung Mexikos im GBI-EM-Index ungünstig, wenn auch Länder wie Kolumbien und Brasilien weiterhin gut abschnitten. Die dritte Phase begann nach den US-Wahlen: Die Märkte brachen ein und die Volatilität stieg steil an. Die Wahl von Donald Trump verstärkte Reflationierung und drückte die Renditen von US Treasuries nach oben. Zugleich belasteten die Aussicht auf protektionistische Handelsbeschränkungen und der Höhenflug des USDollar vor allem EM-Währungen. Binnen weniger Tage büßte der GBI-EM-Index 7-8 % ein. Die danach einsetzende Erholung hielt bis zum Jahresende an, auch als die Fed die Zinsen anhob und weitere Erhöhungen für 2017 in Aussicht stellte. Russland & Brasilien Starperformer, Mexiko & Türkei enttäuschen Im letztjährigen Ausblick bezeichneten wir hoch rentierliche Titel wie Brasilien und Russland als potenzielle Outperformer. Beide Länder sollten eine Trendwende bei der Inflationsentwicklung erleben, bei Russland kam noch die Erholung der Ölpreise hinzu. Brasiliens Outperformance hing vom politischen Wandel ab, Voraussetzung für den Rückgang fiskalischer Risiken und der Renditen. Was die Leistungsbilanz betrifft, war der Real bereits nahezu im Gleichgewicht. Die Amtsenthebung von Präsidentin Rousseff brachte schließlich den Wandel. In der Folge mauserte sich Brasilien zum Top-Performer bei Lokalwährungsanleihen; der Real schnitt am besten ab, dicht gefolgt vom Rubel. Mexiko enttäuschte dagegen. Die Gründe waren zu Jahresbeginn noch nicht abzusehen. Zum einen war das Land direkt von Trumps Wahlkampfrhetorik betroffen und zum anderen vom ProxyHedging, um den Peso zur Absicherung gegen alle Trumpbedingten Risiken für die EM einzuspannen. Auch die Türkei schnitt nur schwach ab. Während der Rally von Lokalwährungsanleihen im Frühjahr performte das Land noch sehr gut, doch die politische Lage ruinierte alle Chancen auf eine nachhaltige Performance. Im weiteren Jahresverlauf wurde deutlich, dass die Türkei nur geringe amtliche Reserven von US-Staatsanleihen hält und aus politischen Gründen ungern die Zinsen anhebt. Schwieriges Umfeld: steigende US-Renditen und starker Dollar Das Top-down-Bild wirft die Frage auf, ob Lokalwährungsanleihen bei steigenden US-Zinsen und einem stärkeren Dollar gut abschneiden können. Die momentane Ungewissheit wird sich in Volatilität niederschlagen. Doch die EM-Länder sind jetzt besser auf weltweit steigende Anleiherenditen (vor allem US-Renditen) vorbereitet, als dies z. B. beim Taper Tantrum 2013 der Fall war. Diesmal ist es nicht die Sorge um die Liquidität an den globalen Märkten infolge reduzierter Asset-Käufe der Fed, die die USRenditen treibt. Seinerzeit bestand keine Aussicht auf eine verbesserte Wachstumsdynamik in den USA. Diesmal steigen die USRenditen im Zuge freundlicherer Wachstumsaussichten. Das ist gut für das Wachstum der Weltwirtschaft und die Rohstoffpreise und damit für EM-Assets. Wachstums- und Inflationsaussichten deutlich verbessert Die Schwächen, die 2013, 2014 und 2015 noch sehr präsent waren, bestehen, wenn überhaupt, nur noch in geringem Maße. Insbesondere sind die Wachstumsaussichten jetzt besser, vor allem weil große EM-Länder wie Russland und Brasilien die Rezession hinter sich lassen. Das könnte für eine Stabilisierung und letztendliche Verbesserung des EM-Wachstums insgesamt reichen. Außerdem geht die Inflation in Ländern wie Brasilien, Kolumbien, Chile und auch Russland – also höher rentierlichen Ländern – zurück. In gering rentierlichen Ländern, wie z. B. in Asien und Mittel- und 7 EMD-Ausblick 2017 Osteuropa (MOE), soll die Inflation zwar infolge von Basiseffekten und steigenden Rohstoffpreisen anziehen, ist aber immer noch sehr niedrig oder sogar deflationär. Für die dortigen Zentralbanken wird es so bald keinen Grund zur Anhebung der Zinsen geben. Insgesamt würde die Inflationsentwicklung in Ländern wie Brasilien, Kolumbien und Russland auch bei einer geldpolitischen Normalisierung durch die Fed Zinssenkungen erlauben. Realzinsen in EM-Ländern immer noch attraktiv Nach einem aus Preissicht guten Jahr für Lokalwährungsanleihen sind die Bewertungen gerade im Hinblick auf die Realzinsen, also die Differenz zwischen Kurzfristzinsen und Inflation, positiv. Das steht in scharfem Kontrast zur Situation in 2013 und zur Realverzinsung an den entwickelten Märkten. Zwar sind die Realzinsen dort 2016 gestiegen, doch ist das Gefälle immer noch groß. Die Bewertungen auf der Zinsseite dürften einen ausreichenden Puffer bieten, um auch bei steigenden US-Zinsen gut abzuschneiden. Währungen bieten ein komplizierteres Bild. EM FX ist auf Basis des realen effektiven Wechselkurses immer noch sehr preiswert, doch werden die Bewertungen bei steigender Volatilität oder Dollarhöhenflügen häufig übersehen. Geht die Volatilität zurück, dann erinnert sich die Anlegerschaft in der Regel wieder an die attraktiven Bewertungen: ein weiterer Grund, EM-Lokalanleihen zu kaufen. Gesamtrendite von 4-6 % realistisch Unser Hauptszenario geht von graduellen Zinsanhebungen der Fed und einer Verflachung der US-Treasury-Renditekurve aus. Damit sollten EM-Lokalanleihen Renditen abwerfen, die in etwa der Zinskongruenz von 2017 entsprechen. Auf Index-Niveau liegt die Zinskongruenz anfänglich bei ca. 6,8 %. Sofern mehrere hoch rentierliche Märkte die Zinsen senken, könnte die Zinskongruenz zwar sinken, aber das könnte bei fallenden Renditen durch Kapitalzuwächse ausgeglichen werden. In einem Umfeld steigender Renditen weltweit ist im Gegensatz zu 2016 eher nicht davon auszugehen, dass die Duration einen starken Beitrag leisten wird. Doch eine Negativwirkung ist ebenfalls unwahrscheinlich. EM FX ist die volatilste Komponente der Gesamterträge dieser Sub-Assetklasse. Wir rechnen vor allem in der ersten Jahreshälfte mit einer lediglich moderaten Dollarstärke. EM FX wird 2017 ggü. dem Dollar nur marginal schwächer sein und ggü. den anderen G3-Währungen (Euro, Yen und Pfund) wohl stärker. Damit bleibt auf US-Dollar-Basis ein voraussichtlicher Gesamtertrag für EM-Lokalwährungsanleihen von 4-6 %: eine Zinskongruenz von 6,8 %, ein mehr oder weniger neutraler Beitrag von der Duration und ein geringfügig negativer Beitrag von EM FX. China sowie Politik in den USA und Europa Hauptrisikofaktoren Dieser Ertrag wird sich nicht ohne Volatilität erreichen lassen. Außerdem bestehen im Rahmen unseres Hauptszenarios gewisse Risiken. Hier ist vor allem die US-Politik zu nennen: die Möglichkeit von Handelskriegen sowie die sonstigen Drohungen Trumps. Das ist zwar nicht unser Basisszenario, darf aber nicht ignoriert werden. Für EM FX ist dies unserer Ansicht nach das größte Risiko, wohl größer als Zinsanhebungen durch die Fed. Auch die politische Entwicklung in Europa stellt ein Risiko dar, das allerdings in erster Linie die MOE-Region und weniger Lateinamerika oder Asien betrifft. Aus Top-down-Sicht ist China weiterhin ein Risikofaktor, doch die Konjunkturlage erscheint jetzt weitaus stabiler als noch vor einem Jahr. Entsprechend ist die Kapitalflucht jetzt nicht mehr so ausgeprägt wie zum Jahreswechsel 2015/16. Auch diese Entwicklung muss – gerade bei einem erstarkenden Dollar – genau beobachtet werden. Januar 2017 Vorsicht in H1 2017, Fokus auf Relative-Value-Trades Reflation in den USA wird wohl in der ersten Hälfte 2017 das prägende Thema bleiben und Treasury-Renditen sowie den Dollar nach oben drücken. Aus Top-down-Sicht starten wir also mit einer gewissen Vorsicht ins neue Jahr. Unserer Ansicht nach ist eine hohe Duration im Portfolio momentan unangebracht, das gilt auch für die Netto-EM-FX-Position. Daher sind wir auf Top-down-Ebene bei beiden nahezu neutral. Im Laufe der nächsten beiden Quartale werden US-Assets die Inflationsrisiken wahrscheinlich einpreisen. Dann könnten sich bald Chancen für eine lange Duration bei EM oder EM FX ergeben. Bis dahin setzen wir auf Relative-Value-Trades. Es bieten sich verschiedene Themen zur Umsetzung ins Portfolio, wie z. B. die Divergenz der politischen Entwicklungen. So gibt es einerseits Länder mit einer Tendenz zum „starken Mann“ (Russland und die Türkei) und andererseits der Trend zur liberaleren Regierungen in Argentinien, Brasilien und vielleicht auch Chile. Mit steigenden Rohstoffpreisen können wir uns zudem bei Rohstoffen unterschiedlich exponieren, wie z. B. Ausfuhrländer (Russland) vs. Einfuhrländer (Türkei). Hinzu kommt unser Exposure ggü. dem Welthandel, falls es Trump gelingt, Handelsbarrieren aufzubauen. In diesem Fall können wir uns negativ (short exposure) bei Ländern positionieren, für die eine Einschränkung des Welthandels besonders riskant wäre, und long exposures bei Ländern mit eher geschlossenen Volkswirtschaften übernehmen. Zudem gibt es Länder mit gegenläufigem Inflationstrend. Einige Länder werden die Zinsen anheben müssen (Mexiko und Türkei), andere werden sie senken müssen (Brasilien und Russland). Ferner setzen wir auf long exposures in hoch rentierlichen Zinsprodukten vs. short exposures in niedrig rentierlichen Zinsprodukten. Bei Letzteren reichen Verzinsung und Zinskongruenz nicht aus, um die weltweit steigenden Zinsen auszugleichen. Wir setzen auf Indonesien, Brasilien, Kolumbien und Russland Diese Präferenz für hoch rentierliche Titel ist regionenübergreifend. In Asien setzen wir wegen der günstigen Wachstumsentwicklung, der Reformen und der Stärke des Binnenmarktes auf Indonesien. Die Realzinsen zählen zu den höchsten der Region. Mit steigenden Rohstoff- und Strompreisen könnte auch die Teuerung steigen, sollte sich indes in Grenzen halten. Bei den Währungen niedrig rentierlicher Länder Asiens, die vom Welthandel abhängen, wie der koreanische Won oder der Singapur-Dollar, sind wir indes vorsichtig. In Lateinamerika präferieren wir Brasilien, sowohl bei Zinsen wie auch FX. Das Land macht haushaltspolitische Fortschritte, die Inflation sinkt und das Wachstum hat die Talsohle wohl schon hinter sich. Die Realzinsen sind auf historisch hohem Niveau und die Zentralbank wird ihren Lockerungszyklus wahrscheinlich beschleunigen. Wir erwarten deutliche Zinssenkungen in 2017. Auch Kolumbien ist attraktiv, da die Inflation steigt und höhere Ölpreise sich positiv auf den Haushaltssaldo auswirken dürften. Ferner halten wir ein benchmark-unabhängiges Exposure in argentinischen Lokalwährungsanleihen. Hier überzeugen eine attraktive Rendite, eine marktfreundliche Regierung und die Aussicht auf Aufnahme in den Index Anfang 2017. Bei Mexiko sind wir wegen des schwachen markttechnischen Bilds vorsichtig. Eine etwaige Zinsanhebung durch die Zentralbank könnte den Kapitalabfluss noch verstärken. Andererseits sind die Bewertungen jetzt sehr attraktiv und das wird der Markt schließlich honorieren. Bei einer erneuten Übergewichtung mexikanischer Werte ist das Timing daher von kritischer Bedeutung. 8 Januar 2017 EMD-Ausblick 2017 In der CEEMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) ziehen wir im hoch rentierlichen Segment Russland und Südafrika der Türkei vor. In Russland geht die Inflation rapide zurück. Die Zentralbank wird daher voraussichtlich bald die Zinsen senken. Die Ölpreisentwicklung ist günstig. Was die niedrig rentierlichen Länder Rumänien, Ungarn und Polen betrifft, sind wir vorsichtiger. Hier reicht die Umlaufrendite u. U. nicht, um die potenziell ungünstige Wirkung steigender Zinsen weltweit wettzumachen. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund steigender Inflationszahlen in diesen Ländern. Emerging Market Corporate Debt • • • • Rohstoff- und Energiesektortitel als wichtigste Renditetreiber Vor allem Lateinamerika und Russland übergewichtet Erwartete Gesamtrendite von 4-6 % für 2017 Wir erwarten keine wesentliche Anhebung der Handelstarife durch die Regierung Trump Joep Huntjens Starke Performance von Rohstoff- und Energiesektortiteln Titel aus dem Rohstoffsektor warfen 2016 ausgesprochen gute Erträge ab. Der Metall- & Bergbausektor rentierte mit 34 %, recht ungewöhnlich für Festverzinsliche. Wir waren bei diesem Sektor zunächst etwas vorsichtig, gibt es doch ein paar Unternehmen, die anhaltend niedrige Rohstoffpreise wohl nicht überlebt hätten. Daher waren wir zwar nicht übergewichtet, aber immer noch ausreichend exponiert. Unser Exposure ggü. dem Energiesektor trug ebenfalls zur Performance bei: Der Öl- & Gassektor warf 12 % ab. Die Energiekonzerne in unserem Portfolio (hauptsächlich in Lateinamerika) schnitten hervorragend ab. Grafik 5: Renditen des CEMBI-Sektor 2016 Sector returns (1 year to 31 December 2016) 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% Joep Huntjens ist Lead Portfolio Manager EM Corporate Debt bei NN Investment Partners. Daneben ist er auch Head of Asian Fixed Income und Lead Portfolio Manager Asian Debt Hard Currency. Huntjens leitet das asiatische Rententeam sowie das Team der Kreditanalysten. Kräftige Erträge durch deutliche Spread-Verengung Mit einer Gesamtrendite von 10 % für den CEMBI Diversified Index war 2016 ein gutes Jahre für EM-Unternehmensanleihen. Das lag zum größten Teil an der deutlichen Spread-Verengung um 140 Bp. Zu Beginn des Jahres waren die Aussichten noch nicht so positiv. Die Anlegerschaft sorgte sich um die Entwicklung in China, während die Rohstoff- und Ölpreise in die falsche Richtung marschierten und Länder wie Brasilien von politischen Unwägbarkeiten geplagt waren. Das erklärt jedenfalls die relativ hohen Spreads zu Beginn des Jahres. Im weiteren Verlauf verbesserten sich die EMWachstumsaussichten sowohl absolut als auch im Vergleich zu den entwickelten Märkten. Da es China schließlich gelang, seine Wirtschaft zu stabilisieren, legten sich auch die Anlegersorgen. Im Zuge des OPEC-Deals stiegen zudem die Erdöl- und Rohstoffpreise. Und nicht zuletzt waren auch politisch positive Entwicklungen zu vermelden. Die Aussichten für Brasilien sind jetzt freundlicher; in Indien und Indonesien wurden Fortschritte bei den Strukturreformen erzielt. Im Zusammenspiel waren diese Faktoren für den Markt günstig und führten zu einer deutlichen Einengung der Spreads. 5% 0% Quelle: JP Morgan (Daten per Ende Dezember 2016) Lateinamerika und Russland jetzt unsere Top-Schwergewichte Regional haben wir unsere Übergewichtung in Lateinamerika beibehalten, gut für die Wertentwicklung unseres Fonds, denn lateinamerikanische Titel haben am stärksten von der Erholung der Rohstoffpreise profitiert. Die Gesamtrendite lag hier 2016 bei 14 %, damit war dies eine der Regionen, die in unserem Universum am besten abschnitt. Russland – stark im Energiesektor vertreten – warf eine Gesamtrendite von 16 % ab. Das Land profitierte u. a. von den markttechnischen Daten: wenig Neuemissionen, leistungsfähige Unternehmen, die ihre Liquidität für den Rückkauf von Anleihen nutzen. Neben Lateinamerika ist Russland eine der größten übergewichteten Positionen in unserem Portfolio. Die eher defensiven Regionen im Segment der EMUnternehmensanleihen, die in turbulenteren Zeiten als sichere Häfen fungieren, blieben 2016 renditemäßig hinter dem Marktdurchschnitt zurück: Asien und der Mittlere Osten rentierten „nur“ mit 6 %. Vor allem aus Bewertungsgründen sind wir in Asien untergewichtet. Trotz einiger Ereignisse, die zu Risikoaversion hätten führen können (Brexit und US-Wahlen), belastete dies kaum die Stimmung am Markt oder die Performance von EM-Unternehmensanleihen. Nach einer anfänglichen Ausweitung erholten sich die Spreads erfreulich schnell. Obwohl der Anstieg der US-Treasury-Renditen, der sich nach Trumps Wahlsieg beschleunigte, die Wertentwicklung belastete, kam es an den Emerging Markets nicht zu Kursrutschen, da es einen guten Grund für diesen Anstieg gab, nämlich günstigere Aussichten für Wachstum in den USA und weltweit. Zudem hatten sich die EM-Rahmendaten im vergangenen Jahr eindeutig verbessert. Die meisten Emerging Markets sind jetzt weniger anfällig für externe Schocks als z. B. während des Taper Tantrum in 2013. Damit hielten sich die Abflüsse in Grenzen. 9 EMD-Ausblick 2017 Grafik 6: Asien die am wenigsten volatile Region im CEMBI-Index Comparison of CEMBI subindices 25% Der Anteil von Asien und China am EM-Markt für auf Hartwährung lautende Unternehmensanleihen wächst weiter; Asien ist im Abstand die am schnellsten wachsende Region. Mehr zu Asien und China in unserem Ausblick auf Asian Hard Currency Debt. Asia 20% CEEMEA Latam 15% weltweiter Protektionismus der Weltwirtschaft erheblich schaden würde. Asian Hard Currency Debt 10% 5% • • • • 0% -5% Nov 16 Jul 16 Sep 16 May 16 Jan 16 Mar 16 Nov 15 Jul 15 Sep 15 May 15 Jan 15 Mar 15 Nov 14 Jul 14 Sep 14 May 14 Jan 14 Mar 14 -10% Quelle: JP Morgan (Daten per Ende Dezember 2016) Erwartete Gesamtrendite von 4-6 % für 2017 Wegen der mangelnden Prognosesicherheit, was die Wirtschaftspolitik der USA betrifft, lässt sich die Entwicklung der TreasuryRendite zum Jahresende hin nur schwerlich einschätzen. Unser Überzeugungsgrad ist daher nicht so hoch, wie dies normalerweise der Fall ist. Wir erwarten eine moderate Erholung der TreasuryRenditen. Seit Juli letzten Jahres haben wir bereits einen deutlichen Anstieg um über 100 Bp. verzeichnet, das entspricht der Entwicklung in 2013. Insofern ist davon auszugehen, dass die erwarteten fiskalischen Impulse und die Fed-Zinserhöhungen bereits größtenteils eingepreist sind. Die Renditen auf US Treasuries dürften noch um rund 50 Bp. steigen. Auf die Gesamtrendite 2017 würde sich das in Höhe von zwei Prozentpunkten negativ auswirken. Zieht man dies von der aktuellen Anfangsrendite von 5 % auf EM-Unternehmensanleihen ab, so ergibt sich eine Rendite von 3 %. Sofern die Verzinsung der US Treasuries graduell steigt, hätten die Spreads noch Raum zum Verengen. Zugleich besteht ein positiver Roll-Down-Effekt, wenn die Duration der im Portfolio gehaltenen Anleihen im Laufe der Zeit kürzer wird und die niedrigere Duration dann niedrigere Renditen rechtfertigt. Das sollte mindestens die Hälfte der Verluste infolge steigender TreasuryRenditen wettmachen. Insgesamt kommen wir auf eine voraussichtliche Mindestgesamtrendite von 4 % (auf US-Dollar-Basis) für EM-Unternehmensanleihen. Das Aufwärtsrisiko besteht darin, dass die Inflationserwartungen etwas zurückgehen könnten und der Markt den erheblichen Anstieg der Treasury-Verzinsung realisiert. In einem solchen Szenario ist nicht mit einem wesentlichen Anstieg der Treasury-Renditen über das aktuelle Niveau hinaus zu rechnen. Geht man davon aus, dass die Treasury-Renditen und -Spreads auf ihren aktuellen Niveaus verharren, könnte die Anfangsrendite von 5 % plus Rolldown-Effekt eine Gesamtrendite von nahezu 6 % ergeben. Das Negativszenario besteht darin, dass Trump einen protektionistischeren Kurs verfolgt, als von den Märkten derzeit erwartet. In unserem Universum ist Mexiko besonders anfällig, denn das Land exportiert weitaus mehr Waren in die USA als z. B. China. So machen Exporte in die USA nur 3-4 % der chinesischen Wirtschaftsleistung aus. Wir sehen Trumps Wahlkampfrhetorik eher als taktischen Einstieg in die Neuverhandlung bestehender Handelsabkommen und gehen nicht davon aus, dass dies zu einer massiven Anhebung der Einfuhrzölle führen wird. Klar ist jedenfalls, dass Wir favorisieren Indonesien und Indien Bei wachsenden Sorgen China-Exposure zurückgefahren Nach Führungswechsel in China Reformen wieder im Fokus Asien sicherer Hafen im Segment EM-Unternehmensanleihen Solide Erträge dank China und Indonesien Unser Fonds für asiatische Hartwährungsanleihen übertraf seine Benchmark, den JPMorgan Asia Credit Index (JACI), 2016 im achten Jahr in Folge. Die letztjährige Brutto-Performance des Portfolios betrug 7,0 %, und lag damit 1,2 % über der Benchmark-Rendite. Unsere Positionen in China und Indonesien trugen positiv zur Performance bei. So profitierten wir in der ersten Hälfte 2016 von unserer Übergewichtung in chinesischen Immobilientiteln, da wir früher als der Markt die sich abzeichnende Erholung erkannten. In Indonesien hielten wir eine Übergewichtung in quasi-staatlichen Emittenten, die Unternehmensanleihen übertrafen und damit zu einer Verringerung der Spread-Differenz führten. Hinzu kam unsere Übergewichtung im asiatischen Energiesektor, der von der Erholung der Ölpreise profitierte. Wir favorisieren Indonesien und Indien Indien und Indonesien sind die beiden Länder in Asien, von denen wir uns – zum Teil aufgrund der Strukturreformen – am meisten versprechen. Indonesien ist, was Wachstums- und Inflationserwartungen angeht, sehr stabil. Auch die Leistungsbilanzdefizite sind in den vergangenen drei Jahren zurückgegangen. Der wichtigste Faktor sind jedoch die Strukturreformen, die beide Länder umgesetzt haben und wovon das Wachstum langfristig profitieren wird. Indonesien hat ein Steueramnestiegesetz verabschiedet und die dadurch eingenommenen Mittel u. a. in Infrastruktur investiert. Das wird das Wachstum langfristig begünstigen. Wir schätzen Indonesien zwar außerordentlich aus fundamentaler Perspektive, doch sind indonesische auf US-Dollar lautende Anleihen durch potenzielle Kapitalabflüsse gefährdet, falls sich die Stimmung den Emerging Markets gegenüber verschlechtert. Das hat markttechnische Gründe: Weltweit sind in den EMHartwährungsfonds nur zwei große asiatische Länder vertreten: die Philippinen und Indonesien. Die meisten globalen EMDInvestoren sind in philippinischen Werten untergewichtet, da die Spreads sehr eng sind. Demgegenüber sind die Spreads auf indonesische Titel größer und entsprechend halten globale EMAnleihemanager hier übergewichtete Positionen. Abflüsse aus diesen Fonds, wie nach den US-Wahlen, erfolgen in der Regel durch Abverkauf indonesischer Anleihen. Auch in Indien sehen wir positive Entwicklungen, wie beispielsweise die Einführung einer Mehrwertsteuer, die die Steuereinnahmen heben soll. Kürzlich zog Indien auch die 500- und 1.000-RupieBanknoten aus dem Verkehr. Diese Noten machen annähernd 86 % der sich in Umlauf befindlichen indischen Währung aus. Die Regierung will so das Ausmaß der Schattenwirtschaft reduzieren. www.nnip.com Januar 2017 EMD-Ausblick 2017 Kurzfristig wird sich dies negativ auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken, wie dies bei Reformen so häufig der Fall ist, doch langfristig sollte dieser Schritt die Wirtschaft ankurbeln. Wachstum in China muss sich irgendwann verlangsamen Während wir also unsere übergewichteten Positionen in Indien und Indonesien beibehalten, haben wir unsere Übergewichtung in China im Laufe des Jahres auf eine geringfügige Untergewichtung zurückgefahren. Nach unserem Dafürhalten ist das Wachstum in China nicht nachhaltig und muss sich schließlich verlangsamen. Je länger das dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Investoren sich über Kreditexzesse in der Wirtschaft sorgen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die chinesische Wachstumsentwicklung 2017 gänzlich ins Stocken gerät, doch wachsende Bedenken wegen der Ballung von Risiken in China könnten in diesem Jahr Volatilität auslösen. Das Wachstum in China stabilisierte sich in 2016, doch diese Stabilisierung beruhte weitgehend auf Faktoren, die langfristig nicht aufrechterhalten werden können. Erstens haben die politischen Entscheidungsträger seit Anfang 2016 die öffentlichen Investitionen über Staatsunternehmen massiv erhöht. Zweitens hat sich der Immobilienmarkt preis- und volumenmäßig außerordentlich gut entwickelt. Im Gegensatz zu den Staatsunternehmen hat der Privatsektor bisher nur in sehr geringem Maß investiert. Das legt nahe, dass der Privatsektor nicht damit rechnet, durch einen Kapazitätsausbau attraktive Erträge zu erzielen. Zu glauben, Staatsunternehmen könnten Erträge erzielen, wenn dies der Privatwirtschaft nicht gelingt, wäre schlichtweg naiv. Tatsächlich arbeiten chinesische Staatsunternehmen typischerweise sehr viel weniger effizient, sodass auch ihre Erträge geringer ausfallen. Langfristig kann der Immobilienmarkt nicht als Hauptwachstumsträger der Volkswirtschaft fungieren. Der Immobilienmarkt ist ein zyklischer Sektor. Wenn die Preise steigen, nehmen auch die Käufe durch Landbanken zu und Bauträger starten vermehrt neue Projekte. Dadurch kommt es zu höheren Beständen. Irgendwann übersteigt nach Angebot die Nachfrage. Einige Städte ergreifen bereits Maßnahmen, um der Marktüberhitzung entgegenzuwirken. 2017 wird der Immobiliensektor wohl kaum im selben Maße zum BIP-Wachstum beitragen, wie dies 2016 der Fall war, wenn auch der Beitrag noch positiv sein sollte. Grafik 7: Chinas Schulden steigen weiter China's debt to GDP 300 Debt to GDP (%) 250 200 150 100 50 0 2006 2007 2008 Household Debt 2009 2010 2011 2012 Non-financial Corporate Debt 2013 2014 2015 H1'16 Government Debt Quelle: WIND, CEIC, Leasing Association and ChinaBond.com, Morgan Stanley Research (Oktober 2016) Stärkerer Fokus auf Reformen nach Führungswechsel in China Im November kommt es zu einem Wechsel in der chinesischen Führungsspitze. Bis dahin dürften die politisch Verantwortlichen auch weiterhin den aktuellen volkswirtschaftlichen Kurs unterstüt- zen. Doch danach muss man mit einer allmählichen Verlangsamung des Wachstums rechnen. China hat umfassende Strukturreformen versprochen, aber als die Konjunktur Ende 2015/Anfang 2016 lahmte, verlagerte sich die Priorität auf Wachstumsstabilisierung und Reformen traten in den Hintergrund. Die von Peking über Staatsunternehmen gelieferten Impulse waren das genaue Gegenteil der in Aussicht gestellten Maßnahmen. Zuvor hieß es, Staatsunternehmen sollten privatisiert und die Wirtschaft marktorientierter gestaltet werden. Doch stattdessen mussten die Staatsunternehmen mangels Privatinitiative die Rolle der Konjunkturlokomotive übernehmen. Wir sind überzeugt, dass es irgendwann zu Reformen kommen wird, aber wohl noch nicht in diesem Jahr. Unser Basisszenario geht davon aus, dass die Entscheidungsträger nach dem Führungswechsel einen reformfreundlicheren Kurs einschlagen werden. Die langfristigen Aussichten für China bereiten uns keine Sorgen. Sollten sich Anlegerängste zurückmelden, könnten wir dies zum Anlass nehmen, unser Exposure gegenüber China auf ein attraktiveres Niveau hochzufahren. Untergewichtung Korea und Philippinen; Übergewichtung Energie und Konsumgüter Neben China sind wir auch in Korea untergewichtet, wo die Spreads in der Regel eng sind. Hinzu kommt die politische Ungewissheit durch die Amtsenthebung von Präsidentin Park. Als stark exportabhängiges Land könnte Korea zudem von einer protektionistischeren Handelspolitik der USA betroffen sein. Wegen der unattraktiven Bewertungen gewichten wir auch die Philippinen unter. Infolge der starken heimischen Nachfrage sind die Spreads hier eng. Auf Sektorenebene halten wir an unserer übergewichteten Position im Energiesektor fest. Die meisten Erdölgesellschaften in Asien sind solide, den jeweiligen Regierungen nahestehende InvestmentGrade-Emittenten. Daher können sich diese Unternehmen bei sinkenden Ölpreisen auf staatliche Unterstützung verlassen. Wir setzen in Asien auch auf Unternehmen des konsumgüternahen Bereichs, da die zunehmende Kaufkraft asiatischer Verbraucher das regionale Wachstum in den nächsten Jahren befeuern wird. Geringere Renditeerwartungen, aber auch weniger Risiko Der Gesamtertrag asiatischer Hartwährungsanleihen wird 2017 voraussichtlich bei 3-5 % liegen, das ist rund ein Prozent weniger als bei EM-Unternehmensanleihen. Der negative Effekt steigender US-Zinsen wird zum Teil durch Spread-Verengung und den Rollover ausgeglichen. Die Anfangsrendite der Benchmark für asiatische Anleihen liegt bei 4 % gegenüber der Performance des Index für EM-Unternehmensanleihen, der 5 % abwirft. Im Gegenzug für eine solch niedrige Rendite können Anleger ein reduziertes Risiko erwarten, da Asien im Segment der EMUnternehmensanleihen als sicherer Hafen gilt. Das zeigt sich auch an den Spreads, die in Asien bei 2 % liegen, während sie in Lateinamerika 4 % betragen. Auch die Ratings spiegeln Asiens Stabilität wider: 80 % der asiatischen auf US-Dollar lautenden Credits sind Investment-Grade geratet, während Lateinamerika als „High Yield“ gilt. Ein weiterer Faktor, der asiatische Anleihen in einem risikoaversen Umfeld begünstigt, ist die relativ kurze Zinsduration dieser Titel. Das mildert die negative Wirkung auf die Erträge, wenn die Treasury-Zinsen und/oder die Spreads steigen. Nicht zuletzt sind auch die markttechnischen Daten günstig. Keine andere EM-Region weist ein derartig belastbares markttechnisches Umfeld auf wie Asien allgemein und China im Besonderen. Mit zunehmender Schwäche des Renminbi ist es für chinesische Anle- 11 EMD-Ausblick 2017 Januar 2017 ger jetzt attraktiver in Anleihen zu investieren, die auf US-Dollar lauten, statt Lokalwährungsanleihen zu kaufen. Im Ergebnis führt dies zu einer wachsenden Nachfrage nach US-Dollar-Bonds. Für Anleiheemittenten sind Emissionen in lokaler Währung daher interessanter als US-Dollar denominierte Anleihen. Damit geht das Angebot an Hartwährungsanleihen zurück. Insgesamt schafft dies ein tragfähiges markttechnisches Umfeld, das sich stützend auf die Ertragsentwicklung auswirkt. 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