Ist die Welt supersymmetrisch? Ausarbeitung des gleichnamigen Seminarvortrags aus der Reihe „Hadron-Kollider-Experimente bei sehr hohen Energien“ im Wintersemester 2006/2007 von Maurice Stephan betreut durch Prof. Dr. T. Hebbeker RWTH Aachen Das Standardmodell der Teilchenphysik (SM) macht bemerkenswerte Voraussagen für die von uns gemachten Beobachtungen im Experiment. Dennoch bleibt eine Vielzahl von Fragen unbeantwortet. Offensichtlich gibt es Physik jenseits des Standardmodells. Eine solcher Theorien, die diese Physik beschreibt, ist die Supersymmetrie (SUSY). Eine Supersymmetrie verknüpft bosonische Zustände mit fermionischen, und umgekehrt. Eine direkte Konsequenz daraus ist die Existenz neuer fundamentaler Teilchen, die im Standardmodell nicht auftreten. Inhalt 1 Motivation 1.1 Große Vereinheitlichende Theorie (GUT)...................................................... 2 1.2 Dunkle Materie.............................................................................................. 3 1.3 Hierarchie-Problem........................................................................................ 4 2 Theorie 2.1 SUSY-Algebra ............................................................................................... 5 2.2 Supermultiplets.............................................................................................. 5 2.3 Superpartner, SM-Teilchen und SUSY-Teilchen........................................... 7 2.4 SUSY-Brechung, Lagrangedichte ................................................................. 9 2.5 Feynman-Diagramme.................................................................................... 9 2.6 SUSY-Modelle, SUSY-Parameter ................................................................. 10 2.7 SUSY-und Higgs-Teilchenmassen ................................................................ 12 3 Suche nach Supersymmetrie 3.1 Vorgehensweise............................................................................................ 14 3.2 Kosmologie ................................................................................................... 15 3.3 Indirekte SUSY-Einflüsse.............................................................................. 16 3.4 Beschleuniger-Experimente 3.4.1 LEP 3.4.1.1 Smyonen............................................................................. 17 3.4.1.2 Higgs-Bosonen ................................................................... 19 3.4.2 TeVatron 3.4.2.1 Gluinos................................................................................ 20 3.4.3 LHC-Möglichkeiten............................................................................... 21 3.5 Übersicht: Massengrenzen.......................................................................... 23 Literaturangaben............................................................................................................. 24 Bildernachweis................................................................................................................ 24 1 1 Motivation 1.1 Große Vereinheitlichende Theorie (GUT) (engl.: Grand Unified Theory) Ähnlich wie es gelungen ist, die elektromagnetische und die schwache Kraft auf ein und dieselbe Wechselwirkung zurückzuführen, möchte man es erreichen, die elektroschwache mit der starken Wechselwirkung zu vereinen. Betrachten wir zunächst die uns bekannten Kopplungskonstanten. Diese hängen von der Energieskala ab, bei der wir sie betrachten. (1.1) zeigt dies am Beispiel der Quantenelektrodynamik (QED): = 0 mit 0= 2 1−0 0 ln 02 1 ∑ Q 2f 0 3 f (1.1) Hierbei erstreckt sich die Summe über alle Fermionsorten im Loop, deren Masse klein ist im Vergleich zu . Die Anzahl der virtuellen Teilchen beeinflusst also die Kopplungskonstanten. Entsprechendes gilt nun auch für S und die Kopplungen g 2 und g ' 2 der elektroschwachen Wechselwirkung. Ziel ist es nun, diese drei Kopplungskonstanten zu höheren Energien zu extrapolieren, in der Hoffnung, man findet einen gemeinsamen Schnittpunkt. Wir wollen die Kopplungen zunächst redefinieren: 1=c 1 g '2 =c 1 , 4 cos2 W 2=c 2 g2 =c 2 2 , 3=c 3 S 4 sin W (1.2) Der nächste Schritt sieht vor, dass wir eine Gruppe G suchen, die die SU 3C x SU 2L x U 1Y enthält. Wir verlieren hierbei allerdings die Freiheit die Konstanten c 1, c 2, c 3 frei zu wählen. Eine solche Gruppe G wäre zum Beispiel die SU 5 . Hier ist dann beispielsweise c 1 = 5/3, c 2 = c 3 = 1 (1.3) Abbildung (Abb.) 1.1 zeigt nun die extrapolierten Kopplungskonstanten. Wir sehen, dass sie sich nicht wie gehofft in einem Punkt bei etwa 1015 GeV schneiden. SUSY bringt uns nun neue Teilchen. Diese ändern die Kopplungskonstanten. Mit der Annahme, dass die Massen dieser Teilchen mSUSY = 100...10000 GeV 2 (1.4) Abb. 1.1 – Die Kopplungskonstanten der drei bezeichneten Eichgruppen wurden zu höheren Energien extrapoliert. Sie schneiden sich nicht in einem Punkt. Abb. 1.2 – Unter Einbeziehung neuer SUSY- Teilchen gelingt es einen gemeinsamen Schnittpunkt zu finden. betragen, gelingt es nun tatsächlich einen gemeinsamen Schnittpunkt bei etwa 1015 GeV zu finden. Abb. 1.2 verdeutlicht dies. Darüber hinaus gewinnen wir nun aus (1.2) das erste Mal eine theoretische Voraussage für den Weinbergwinkel W , indem wir die Kopplungen gleichsetzten. Es zeigt sich * sin 2 W =0.233... (1.5) Aus Experimenten ergibt sich der Wert sin 2 W =0.231... * (1.6) Allerdings gibt es keine weiteren Evidenzen für eine GUT. Weder hat man die zusätzlichen Eichbosonen gefunden, noch weiß man überhaupt, ob die SU 5 die richtige Eichgruppe ist. Es tauchen innerhalb der GUT neue Probleme auf. Einige dieser Probleme kann man durch die Wahl einer anderen Gruppe lösen, z. B. durch die SO 10 , andere nicht. 1.2 Dunkle Materie Falls (kalte) dunkle Materie aus Elementarteilchen besteht, so müssen diese massiv, elektrisch neutral, farblos und stabil sein. Weiterhin müssen sie eine verschwindende Baryonenzahl besitzen und in hinreichender Zahl beim Urknall erzeugt worden sein. Wir wollen nun die Annahme machen, dass SUSY-Teilchen nur paarweise erzeugt werden und nur in SUSY-Kaskaden zerfallen können. (Dies werden wir an späterer Stelle als die sogenannte Erhaltung der R-Parität verstehen.) Das heißt, dass das leichteste SUSY-Teilchen, das LSP (engl.: lightest supersymmetric particle) stabil sein muss. In vielen SUSY-Modellen ist das LSP das Neutralino 1 . Es stellt somit einen aussichtsreichen Kandidaten für die (kalte) dunkle Materie dar. * Dies ist der Wert an der elektroschwachen Skala. An der GUT-Skala beträgt er 3/8. Hinzu kommen noch die zugehörigen Fehler. 3 1.3 Hierarchie-Problem Das Hierarchie-Problem (oder auch Higgs-Hierachie-Problem, naturalness problem) stellt keine wirkliche Schwierigkeit innerhalb des SM dar, eher eine Sensitivität des HiggsPotentials gegenüber beinah jeder denkbaren Erweiterung des SM. Betrachten wir Abb.1.3 (a). Hier koppelt ein Fermion an ein Higgs-Teilchen bzw. ein fermionisches Feld an ein Higgs-Feld. Die Korrektur zur Higgsmasse ergibt sich in erster Ordnung der Störungstheorie zu 2 ∣ f∣ 2 2 mH = − ... (1.7) 8 2 Hierbei ist f die Kopplung des Fermions an das Higgs und die sogenannte cutoffSkala zur Regulierung des Schleifenintegrals. sollte zumindest als die Energieskala interpretiert werden, bei der neue Physik auftritt, die das Verhalten der Theorie hinsichtlich hohen Energien verändert. Das Problem stellt sich nun wie folgt dar: Bei hohen Energien, also großem , wird die Korrektur zur Higgsmasse viel größer als die Masse des Teilchens selbst. Der Begriff „Hierarchie-Problem“ rührt also von den Effekten, durch die kleine Massen bei hohen Energien beeinflusst werden. Ist beispielsweise gleich der Planck-Masse M P ≈ 2.4 1018 GeV, so ist m H etwa 30 Größenordnungen größer als m H . Störend ist also die quadratische Divergenz des Schleifenintegrals. Entgegen beispielsweise logarithmischen Divergenzen, wächst die Korrektur erheblich schneller mit . Direkt taucht das Problem nur bei Korrekturen zur Higgsmasse auf, da Korrekturen zu Fermionen- und Eichbosonenmassen diese quadratische Divergenz nicht explizit aufweisen. Dennoch erhalten die Quarks, Leptonen und elektroschwachen Eichbosonen des SM ihre Masse vom Vakuumserwartungswert des Higgsfeldes, so dass das gesamte Massenspektrum des SM direkt oder indirekt von der Sensitivität zu abhängt. Betrachten wir nun Abb. 1.3 (b). Hier koppelt ein skalares Feld an das Higgsfeld. In diesem Fall ergibt sich die Korrektur der Higgsmasse in erster Ordnung der Störungsthoerie zu S (1.8) m2H = [ 2−2 m2s ln / m s ...] 2 16 Abb.1.3 – (a) Ein Fermionisches Feld koppelt an ein Higgs-Feld. (b) Ein skalares Feld koppelt an ein Higgs-Feld. 4 Hierbei ist S die Kopplung des skalaren Feldes an das Higgs und m S die Masse des Bosons. Die Idee, die die quadratischen Divergenzen (und somit das Hierarchie-Problem) nun beseitigen soll, ist die, dass man eine Symmetrie sucht, die Bosonen und Fermionen miteinander verknüpft (i.e. SUSY). Diese Idee erscheint offensichtlich, wenn man die Vorzeichen von (1.7) und (1.8) miteinander vergleicht. Glücklicherweise zeigt sich, dass die Beseitigung der quadratischen Divergenzen nicht nur möglich ist, sondern sich erst gar nicht vermeiden lässt für den Fall, dass eine solche (Super-)Symmetrie existiert. Dies trifft sogar in allen Ordnungen der Störungstheorie zu. 2 Theorie 2.1 SUSY-Algebra Der Operator der SUSY sei Q . So gilt Q |Boson> = |Fermion>, Q |Fermion> = |Boson> (2.1) Q ist ein Spinor. Einschränkungen an die Symmetrie wurden vom Coleman-Mandula-Theorem und dessen Erweiterung durch Haag-Lapuszanski-Sohnius gemacht. Zusammenfassend wollen wir festhalten, dass SUSY eine Raum-Zeit-Symmetrie ist, + deren Operatoren Q , Q fermionisch sind, also Spin 1/2 tragen. Weiterhin müssen die Operatoren der Algebra (2.2) gehorchen. {Q ,Q + }=P {Q ,Q } = {Q + ,Q + }=0 [ P , Q ] = [ P ,Q + ]=0 *) (2.2) Hierbei ist P der Operator der Raum-Zeit-Symmetrie (i.e. Viererimpuls-Operator). 2.2 Supermultiplets Einteilchenzustände fallen nun in sogenannte Supermultiplets. Ein Supermultiplet enthält sowohl fermionische als auch bosonische Zustände, die man als gegenseitige Superpartner bezeichnet. Hierzu ein Beispiel: u L ⇒ u = f Q ,Q ⋅ u **) L L (2.3) uL Hier befinden sich nun ein (linkshändiges) up-Quark u L und sein Superpartner das supQuark uL im selben Supermultiplet. Man erhält nun beispielsweise das sup-Quark, + indem man eine geeignete Kombination der Operatoren Q und Q auf u L wirken *) In einer theoretisch konsistenten Beschreibung sieht die Algebra etwas anders aus. Wir begnügen uns hier mit der einfacheren Variante. **) Weiterhin kann eine Raumzeit-Translation oder -Rotation benötigt werden. Hier aber uninteressant. 5 lässt. + 2 Nun ist es so, dass der Operator P mit Q und Q vertauscht. Dies bedeutet, dass Teilchen im selben Supermultiplet die gleiche Masse besitzen müssen. + Weiterhin vertauschen Q und Q mit den Generatoren unserer Eichtransformationen. Folglich haben Superpartner auch identische elektrische Ladungen, schwachen Isospin und Farbfreiheitsgrad. Das heißt Superpartner haben identische Kopplungen. Darüberhinaus muß die Anzahl bosonischer und fermionischer Freiheitsgrade innerhalb eines Supermultiplets gleich sein: n B =n F (2.4) Wie konstruieren wir nun ein solches Supermultiplet? Die einfachste Möglichkeit beginnt mit einem einzelnen Weyl-Fermion. Dies besitzt zwei Spin Helizitätszustände, so dass n F = 2 ist. Hierzu gehören zwei reelle Skalare (je n B = 1 ), die wir zu einem komplexen Skalarfeld zusammenfassen wollen. Diese Kombination aus einem zwei-komponentigem Weyl-Fermion und einem komplexen Skalarfeld bezeichnen wir als chirales, Materie-, oder skalares Supermultiplet. Die nächst einfachere Möglichkeit eines Supermultiplets enthält ein Spin 1 Vektor-Boson. Damit die Theorie renormierbar ist, muss es ein Eichboson mit verschwindender Masse sein*). Ein masseloses Spin 1 Boson besitzt zwei Helizitätszustände, so dass n B = 2 ist. Sein Superpartner ist also ein masseloses Spin ½ Weyl-Fermion mit zwei Helizitätszuständen,also n F = 2 . (Würde man stattdessen ein Spin 3/2 Fermion nehmen, so wäre die Theorie nicht renormierbar.) Eich-Bosonen müssen sich wie die adjungierte Repräsentation der Eichgruppe transformieren, also müssen ihre fermionischen Partner, die wir Gauginos nennen wollen, dies auch so tun. Da die adjungierte Repräsentation einer Eichgruppe stets ihr eigenes Konjugiertes ist, müssen die Gauginos die gleichen Eichtransformations-Eigenschaften für links- und rechtshändige Komponenten besitzen.**) Die hier beschriebene Kombination eines Spin ½ Gauginos und eines Spin 1 EichBosons nennen wir Eich-, Gauge- oder Vektor-Supermultiplet. Wir fassen zusammen: Jedes fundamentale Teilchen (des SM) muss in einem chiralen oder Eich-Supermultiplet enthalten sein und einen Superpartner mit Spinunterschied ½ besitzen. An dieser Stelle wollen wir die R-Parität definieren: R = −13 B L2 S R-Parität (2.5) Hierbei sind B und L Baryonen- und Leptonenzahl eines Teilchens, während S sein Spin ist. R ist eine multiplikative Quantenzahl. Es lässt sich leicht überprüfen, dass unsere SMTeilchen R=1 und ihre Superpartner R=−1 besitzen. *) Zumindest bis die Symmetrie gebrochen ist. **) kurz: In dem hier betrachteten (Eich-)Supermultiplet wird keine Unterscheidung zwischen links- und rechtshändigen Anteilen gemacht. 6 2.3 Superpartner, SM-Teilchen und SUSY-Teilchen Wir wollen nun versuchen, die uns bekannten Teilchen des SM in die oben beschriebenen Supermultiplets einzuordnen. Wir haben festgestellt, das innerhalb der Eich-Supermultiplets keine Unterscheidung zwischen links- und rechtshändigen Teilchen gemacht wird. Da aber alle Fermionen des SM sehr wohl dieser Unterscheidung obliegen, müssen sie in chiralen Supermultiplets vorkommen. Die Namen ihrer Spin 0 Superpartner erhält man, indem man vor den Namen des SM Teilchens ein „s“ für skalar setzt. So erhalten wir Squarks und Sleptonen oder auch Sfermionen. Innerhalb des SM sind links- und rechtshändige Anteile der Quarks und Leptonen verschiedene zwei-komponentige Weyl-Fermionen mit unterschiedlichen Eichtransformations-Eigenschaften. Deswegen muss jeder Anteil seinen eigenen Superpartner erhalten. Die Notation für ein SUSY-Teilchen ist die gleiche wie die seines SM-Partners, allerdings erhält es eine Tilde (~). Wie weiter oben schon kurz benannt, ist der Superpartner des u L das uL . Hierbei ist zu beachten, dass sich die Händigkeit (Index L) nicht auf das Sfermion bezieht (, da es ein Spin 0 Teilchen ist,) sondern auf die Helizität des SM-Teilchens. Die Eich-Wechselwirkungen dieser Squark- und Sleptonenfelder sind dieselben wie die ihrer zugehörigen Superpartner des SM, z.B. koppelt das uL an das W Boson, das uR jedoch nicht. Offensichtlich muss auch das Higgs-Boson in ein chirales Supermultiplet, da es ein Spin 0 Teilchen ist. Es zeigt sich jedoch, dass nur ein chirales Supermultiplet nicht ausreichend ist. Ein Grund hierfür ist, dass die elektroschwache Eichsymmetrie im Falle nur eines HiggsSupermultiplets sogenannte Eich-Anomalien erfahren würde, die sie als Quantentheorie inkonsistent machen würde. Tatsächlich benötigen wir also zwei Higgs-Supermultiplets. Bei diesen stellt sich heraus, dass das eine Supermultiplet den +2/3 up-Typ Quarks (up, charm, top) Massen gibt, während das andere den -1/3 down-Typ Quarks (down, strange, bottom) Massen gibt. Daher bezeichnet man sie als H u und H d . Die generelle Nomenklatur für Spin ½ SUSY-Teilchen hängt dem Namen des zugehörigen SM-Teilchens ein „-ino“ an. Die Superpartner der Higgs-Teilchen (welche dies im speziellen sind, behandeln wir weiter unten) heißen also Higgsinos. Wir haben nun alle chiralen Supermultiplets einer brauchbaren minimalen Erweiterung des SM gefunden. Tabelle (Tab.) 1.1 stellt sie noch einmal übersichtlich dar. Bei den Squarks/Quarks und Sleptonen/Leptonen sind die entsprechenden weiteren Familien zu beachten. Weiterhin benutzen wir hier die Konvention, dass alle chiralen Supermultiplets bezüglich linkshändiger Weyl-Fermionen definiert werden. Es tauchen also die Konjugierten der rechtshändigen Quarks und Leptonen (und ihrer Superpartner) auf. 7 Tab. 1 – Chirale Supermultiplets in der minimalen supersymmetrischen Erweiterung des Standardmodells. Die Spin 0 Felder sind komplexe Skalare. Die Spin ½ Felder sind linkshändige zweikomponentige WeylFermionen. Tab. 1 zeigt die Eicheigenzustände der fundamentalen Teilchen. Alle Zustände die mischen können, tun dies natürlich auch, so dass wir die Massen-Eigenzustände erhalten. Nehmen wir beispielsweise die Higgs-Teilchen: Sie treten in zwei komplexen Dubletts auf, d.h. wir haben acht reelle Freiheitsgrade. Der Higgs-Mechanismus verlangt nun die drei 0, ± Goldstone Bosonen G G . Es bleiben also 5 Higgs-Teilchen/Masseneigenzustände ± übrig: h , H , A , H . Kommen wir zu den Vektorbosonen des SM. Als Spin 1 Teilchen müssen sie natürlich in Eich-Supermultiplets eingeordnet werden. Wie schon erwähnt bezeichnet man ihre Superpartner als Gauginos. Tab. 2 zeigt diese Eich-Supermultiplets. Auch hier findet wieder Mischung statt. Und genauso, wie nach der elektroschwachen 0, 0 Symmetriebrechung die Eich-Eigenzustände W B zu den Massen-Eigenzuständen 0, Z mischen, mischen auch Wino W 0 , Bino B 0 und Higgsinos zu Zino Z 0 und Photino . Die nun in Tab. 1 und Tab. 2 aufgeführten Supermultiplets und ihre Teilchen bilden die sogenannte minimale supersymmetrische Erweiterung des Standardmodells (MSSM). Tab.2 – Eich Supermultiplets in der minimalen supersymmetrischen Erweiterung des Standardmodells 8 2.4 SUSY-Brechung, Lagrangedichte Wie wir in 2.2 gesehen haben, haben Superpartner identische Kopplungen und auch identische Massen. Dies hat zur Folge, dass es ein Selektron mit einer Masse von 0.511...MeV geben sollte. Weiterhin sollten beispielsweise Gluinos und Photinos mit verschwindender Masse existieren. Diese Teilchen haben wir allerdings nicht gefunden. SUSY muss also eine gebrochene Symmetrie sein. SUSY soll eine weich gebrochene Symmetrie sein. Hierbei heißt „weich“, dass dimensionslose Größen, insbesondere Kopplungskonstanten, nicht verändert werden. In diesem Bereich ist SUSY also eine exakte Symmetrie. Wir erinnern uns: SUSY sollte das Hierarchie-Problem lösen. Würden die Kopplungen nun verändert, so hätten wir Massenkorrekturterme der Form 2 Wir wollen allerdings m2H ~ S −∣ f∣ 2... (2.6) 2 S = ∣ f∣ (2.7) erhalten. Wie die eigentliche Brechung nun stattfindet, muss man nicht verstehen.*) Wir stellen nur fest, dass sich die Lagrangedichte schreiben lässt als L= L SUSY L soft (2.8) Hierbei enthält L SUSY alle Wechselwirkungsterme (einschließlich der des SM) und den Higgs-Mechanismus. L soft hingegen gibt den SUSY-Teilchen Massen und enthält die Sfermion-SfermionHiggs-Kopplung. 2.5 Feynman-Diagramme Wir hatten in (2.5) die R-Parität definiert. Wir wollen nun annehmen, dass diese erhalten ist. Dies bedeutet, dass SUSY-Teilchen nur paarweise erzeugt werden können und nur in SUSY-Kaskaden zerfallen. Daraus folgt, das das LSP stabil sein muss. Wir können nun Feynman-Diagramme mit SUSY Teilchen konstruieren, indem wir einen 3- oder 4-Teilchen Vertex aus dem SM nehmen und hier Teilchen paarweise durch SUSYTeilchen ersetzten. Abb. 2.1 gibt einige Beispiele. Mit diesen Feynman-Diagrammen lässt sich nun genauso rechnen, wie mit denen des SM. Natürlich sind die SUSY-Teilchen nicht nur Endzustände. Solange es sich nicht um das LSP handelt, zerfallen die Teilchen weiter (vgl. Abb. 2.2). *) ...ist die SUSY-Brechung doch der noch unverstandenste Aspekt der gesamten Theorie. 9 Abb. 2.1 – Konstruktion einiger SUSY-Feynman-Diagramme (Typ: Eichboson-Sfermion-Sfermion) aus bekannten SM-Feynman-Diagrammen Abb. 2.2 – Feynman-Diagramme vom Typ GauginoSfermion-Fermion 2.6 SUSY-Modelle, SUSY-Parameter Die MSSM bringt bereits über 100 weitere freie Parameter mit sich. Dies bedeutet für unsere Theorie, dass sie wenig Aussagekraft besitzt, um sie experimentell prüfen zu können. Wir sehen uns also gezwungen, Zusatzannahmen zu machen, um Modelle zu entwickeln, deren Richtigkeit sich durch Experimente verifizieren lässt. Wir greifen die Annahmen, die wir bisher gemacht haben, noch einmal auf: -SUSY soll zu einer GUT führen -SUSY soll das Hierarchieproblem lösen -die R-Parität soll erhalten bleiben. Als nächstes fordern wir, dass das LSP das Neutralino 1 ist und die dunkle Materie darstellt. 10 Wir hatten gesehen, dass es zwei Skalen von Massen/Energien gibt; die GUT-Skala bei etwa 1016 GeV und die Skala der schwachen Wechselwirkung bei etwa 1/ G F =246 GeV. Wir machen die Annahme, dass es zwei universelle Massen an der GUT-Skala - m0 für Sfermionen und m1/2 für Gauginos gibt. Aus dem running ergibt sich ein breites Massenspektrum der einzelnen Teilchen an der Skala der schwachen Wechselwirkung und im Experiment (Abb. 2.3). Weiterhin wollen wir annehmen, dass es keine CP-Verletzung (außer der des SM) und keine Flavour Changing Neutral Currents gibt.*) Mit diesen Annahmen können wir die Zahl der freien Parameter nun auf sechs begrenzen. Das so enstandende Modell wollen wir demnach MSSM-6**) nennen. Tab. 3 zeigt die sechs Parameter. Die universelle trilineare Kopplung an der GUT-Skala A0 hat Einfluss darauf, wie die Sfermionen miteinander mischen, dies werden wir hier allerdings nicht weiter betrachten. Da wir nun nicht mehr wie im SM nur ein Higgs-Teichen haben, sondern zwei Higgsdubletts, erhalten wir auch zwei Vakuumserwartungwerte v u , v d mit v tan = u (2.9) vd v u 2 v d 2 = 246 GeV 2 Abb. 2.3 – Durch das running haben Sfermionen und Gauginos trotz gemeinsamer Massen an der GUT-Skala ein breites Massenspektrum an der Skala der schwachen Wechselwirkung *) Warum? Wir wollen die Theorie zunächst so handlich/einfach wie möglich gestalten. **) Die Nomenklatur ist nicht in allen Lehrbüchern/Texten gleich. Häufig MSSM-6 nur MSSM. 11 (2.10) m0 m1/ 2 mA A0 Gemeinsame Skalare Masse aller Fermionen an GUT-Skala Gemeinsame Gaugino-Masse an der GUT-Skala Masse des dritten neutralen Higgs A Higgsino-Massenparameter an elektro-schwacher Skala Universelle trilineare Kopplung (Sfermion-Sfermion-Higgs) an der GUT-Skala Verhältnis der Higgs-Vakuums-Erwartungswerte tan Tab. 3 – Die freien Parameter des MSSM-6 m0 m1/ 2 A0 tan Gemeinsame Skalare Masse aller Fermionen an GUT-Skala Gemeinsame Gaugino-Masse an der GUT-Skala Universelle trilineare Kopplung (Sfermion-Sfermion-Higgs) an der GUT-Skala Verhältnis der Higgs-Vakuums-Erwartungswerte sgn Tab. 4 – Die freien Parameter des MSSM-4 Wenn SUSY nun das Hierarchie-Problem löst, so gilt m0, m1/ 2 , m A , ∣A∣ , ∣∣ = 0...2 TeV (2.11) Dies führt natürlich zu einem beflügelnden Optimismus SUSY-Teilchen künftig an den großen Teilchenbeschleunigern nachweisen zu können. Zwei weitere Annahmen erlauben m A und 2 aus den übrigen Parametern zu berechnen*): - die Higgsmassen werden durch m0 gegeben - die elektroschwache Symmetriebrechung ensteht automatisch durch Strahlungskorrekturen die das Higgspotential beieinflussen**) Es verbleiben vier Parameter und ein Vorzeichen von . Wir wollen dieses Modell daher MSSM-4***) nennen. Tab.4 zeigt die Parameter. 2.7 SUSY- und Higgs-Teilchenmassen Wir beschränken uns hier auf das MSSM-4. Wenn wir nun innerhalb dieses Modells die vier Parameter vorgeben, so können wir aus ihnen die Massen der SUSY-und HiggsTeilchen berechnen. Für die Gaugino-Massen gilt SU 2: M 2 = 0.82 m1/2 5 2 U 1: M 1 = tan W⋅M 2 ≈ 0.4⋅m1/ 2 3 SU 3: M 3 = S sin 2 W⋅M 2 ≈ 3⋅m1/2 *) Die Wahl dieser Parameter ist nicht zwingend. Wir hätten auch andere wählen können. **) D.h. realisiere mexican-hat-Potential. ***)Häufig wird das Modell MSSM-4 auch mSUGRA (für minimale SuperGravitation) genannt. 12 (2.12) Für die Sfermion-Massen gilt mit m2 f −m2 f = m02 gauge (2.13) gauge = SU 3 SU 2 U 1 (2.14) Die drei Terme sind proportional zum Quadrat der zugehörigen Gaugino-Masse und zum Quadrat der entsprechenden Sfermion-Gaugino-Kopplung: SU 3 = N C 2⋅0.91 M 22 SU 2 = I 2⋅2.96 M 22 U 1 = Y 2⋅0.055 M 22 (2.15) In (2.15) sollten eigentlich M 1, M 2, M 3 auftauchen, doch wir haben sofort die Relationen (2.12) genutzt. Da sich links- und rechtshändige Fermionen in I und Y unterscheiden, unterscheiden sich auch die Massen von f L und f R . Hier sind einige Beispiele für die Massen: m2 uL − m2 u = m02 8.95 M 22 2 2 2 2 m uR − m u = m0 8.30 M 2 ... 2 2 m eL − m e = m02 0.80 M 22 ... (2.16) Einige der bereits diskutierten Teilchenmassen finden sich in Abb. 2.3 wieder. Um die Gaugino-Massen zu erhalten betrachtet man ihre Mischung. Die Eigenwerte der diagonalisierten Massenmatrizen sind die Chargino- bzw Neutralinomassen. Die Massenmatrizen tauchen in der Lagrangedichte auf. Für Charginos finden wir hier einen Term proportional zu − − W H d M2 2 M W cos 2 M W sin W , Hu (2.17) wobei die Matrix in der Mitte die Massenmatrix ist. Für Neutralinos lautet die Massenmatrx M1 0 −M Z cos ⋅sin W M Z sin ⋅sin W 0 M2 M Z cos ⋅cos W −M Z sin ⋅cos W −M Z cos ⋅sin W1 M Z cos ⋅cos W 0 − M Z sin ⋅sin W −M Z sin ⋅cos W − 0 zur Basis B , W 0, H u0, H d 0 . 13 (2.18) Für die Higgs-Massen gilt mh2 , m H 2 = 1 [m 2 mZ 2 ∓ m A2 m Z 2 2 − 4 m Z 2 m A2 cos 2 2 ] 2 A m H 2 = mW 2 m A 2 ± Aus (2.19) folgt für das leichteste Higgs-Teilchen mh m Z = 91GeV (2.19) (2.20) (2.21) Die ist natürlich problematisch, hätte es bei dieser oberen Massengrenze doch schon längst entdeckt werden müssen. Berücksichtigt man allerdings Strahlungskorrekturen, so erhält man mh 135GeV , (2.22) so dass wir die hier angenommene SUSY mit Higgs-Formalismus nicht sofort ausschließen müssen. 3 Suche nach Supersymmetrie 3.1 Vorgehensweise Wir haben im vorherigen Abschnitt gesehen, wie man die Massen der SUSY- und HiggsTeilchen berechnet, nachdem man die freien Parameter vorgegeben hat. Wie geht man nun vor, um SUSY zu verifizieren bzw. auszuschließen? Abb. 3.1 – Massen der SUSY- und Higgs Teilchen berechnet aus den oben angegeben Parametern. Dieses Szenario wurde bereits von LEP ausgeschlossen. 14 Abb. 3.2 – Ein weiterer Satz Parameter, der bereits von LEP ausgeschlossen wurde. Die Vorgehensweise ist im Grunde die, dass man zuerst die freien Parameter vorgibt, dann berechnet man die Teilchenmassen und überprüft, ob diese mit den Experimenten in Einklang zu bringen sind. Abb. 3.1 und 3.2 sollen dies verdeutlichen. Oben ist die Wahl der Parameter angegeben. In den Diagrammen finden sich die daraus berechneten Teilchenmassen. Beide Szenarien (i.e. Satz der gewählten Parameter) sind mittlerweile von LEP ausgeschlossen worden. Im ersten Fall gibt es eine Vielzahl von Sfermionen und Gauginos, die entdeckt werden hätten müssen. Im zweiten Fall hätte man das HiggsTeilchen A finden müssen. Darüberhinaus sollen die berechneten Massen natürlich auch mit der Theorie verträglich sein (also dürfen z.B. nur reelle Massen auftauchen). In unserem Falle heißt das auch konkret, dass wir nur an Szenarien interessiert sind, in denen das LSP das Neutralino 1 ist (vgl. Annahmen). Im weiteren Verlauf werden wir exemplarisch einige Methoden zur SUSY-Suche näher kennenlernen. Außerdem gibt es natürlich noch eine Vielzahl weiterer Untersuchungen (und weiterer Modelle!). 3.2 Kosmologie Aus den Daten der US-amerikanischen Raumsonde WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) konnte unter anderem die Dichte der dunklen Materie berechnet werden. Wir können nun aber auch diese Dichte direkt aus den SUSY-Parametern berechnen. Vergleicht man sie mit den Ergebnissen von WMAP, so ergibt sich ein kosmologisch bevorzugtes Band im SUSY-Parameterraum (grünes Band in Abb. 3.3). 15 tan =35 A0 =0 0 Abb. 3.3 – (identisch Abb. 3.15) Das grüne Band zeigt den kosmologisch bevorzugten Bereich im SUSY-Parameterraum. Weitere Angaben der Abb. werden an späterer Stelle diskutiert. 3.3 Indirekte SUSY-Einflüsse Indirekte SUSY-Einflüsse sind Einflüsse durch Strahlungskorrekturen. Am Brookhaven National Laboratory wurde im Experiment E821 das anomale magnetische Moment des Myons g−2 a= (3.1) 2 sehr genau vermessen. Es ist ein Maß für eine bestimmte Art der Photon-Myon-Wechselwirkung und kann durch Feynman-Diagramme wie Abb. 3.4 verändert werden. Die Messungen ergaben a exp=11659208±610−10 (3.2) 16 Abb. 3.4 – Feynman-Graph zur Veränderung des anomalen magnetischen Moments des Myons des SM Ein Vergleich mit dem SM führt auf a exp −a SM =23.0±10.010−10 (3.3) Die Differenz ist klein, die Übereinstimmung zufriedenstellend. Sehr leichte SUSY-Massen können nun ausgeschlossen werden. Betrachten wir dazu den einfachen Fall, dass alle SUSY-Massen gleich groß sind ( = m ). Dann gilt tan sgn *) (3.4) a SUSY −a SM =13⋅10−10 2 m/100 GeV Nehmen wir z. B. m = 100 GeV . Mit Wahl von tan = 35, 0 folgt a SUSY −a SM ~450⋅10−10 (3.5) Dies ist in keiner guten Übereinstimmung mit dem Experiment. Besser sieht es schon beispielsweise für den Fall m = 1000 GeV aus. 3.4 Beschleuniger-Experimente In der Regel laufen die Zerfälle wegen der hohen Teilchenmassen sehr schnell ab. Wir finden in unseren Detektoren also nur Endzustände. Bei allen hier betrachteten Suchen ist die wichtigste Signatur, die des nicht sichtbaren Neutralinos 1 . Wir suchen also nach fehlender Energie bzw. fehlendem Impuls. Wie bekannt lässt sich aufgrund des unbekannten boosts der Partonen in einem HadronKollider-Experiment nur Energie und Impuls transversal zur Strahlachse zur Teilchenidentifikation gebrauchen. 3.4.1 LEP 3.4.1.1 Smyonen Abb. 3.5 zeigt die Erzeugung und den Zerfall von Smyonen in einem e+e--Experiment. Die Ergebnisse der vier Detektoren von LEP sind in Abb. 3.6 zusammengefasst. *) Für verschiedene SUSY-Massen ergibt sich eine weitaus kompliziertere Formel. Für unsere Zwecke soll der einfache Fall genügen. 17 mSmyon 94 GeV Abb. 3.5 – Erzeugung und Zerfall von Smyonen in einem e+e--Experiment Abb. 3.6 – Ergebnis der vier LEP Detektoren bzgl. der Smyon-Suche Abb. 3.7 – Theoretisch und experimentell ausgeschlossene Bereiche des SUSYParameterraums für festes m1/2 Abb. 3.8 – Histogramm der berechneten Smyonmassen. mSmyon > 94 GeV Die Kante rechts ergibt sich durch den abfallenden Wirkungsquerschnitt. Der gelbe Bereich ist ausgeschlossen, da das Neutralino hier zu schwer ist, um erzeugt zu werden. Das schmale Band zwischen diesem Bereich und der Kurve kommt daher, dass die Myonen ein gewisses Maß an kinetischer Energie benötigen, um überhaupt im Detektor nachgewiesen zu werden. Wie erhalten wir hieraus nun eine Grenze für unsere Smyonmasse?*) *) untere Grenze. Wir gehen davon aus, dass die Grenze für das 18 R gilt, da das L ja schwerer ist. Wir stellen fest, dass die Smyonmasse nur von unseren Parametern m0, m1/ 2 , tan abhängt. Wir können nun einen dieser Parameter festhalten und die anderen beiden variieren. In dieser Ebene markieren wir jetzt alle theoretisch und experimentell ausgeschlossenen Punkte. Dies ist in Abb. 3.7 für ein festes m1/ 2 geschehen. Aus den nicht-ausgeschlossenen Parametern berechnen wir die Smyonmasse und tragen sie in ein Histogramm ein (Abb. 3.8). Die Form der Verteilung ist hierbei uninteressant. Wichtig ist nur, wo die Verteilung beginnt. Wir erhalten somit m 94 GeV (3.6) 3.4.1.2 Higgs-Bosonen Abb. 3.9 zeigt die Erzeugung von Higgs-Bosonen in einem e+e--Experiment. Die Massenzustände mischen sich entsprechend h H mit 0 H ~ cos −sin ⋅ u 0 sin cos Hd 2 (3.7) 2 m Am Z sin 2 =− 2 sin 2 m H −m2h (3.8) Es zeigt sich, dass die Wirkungsquerschnitte für die Erzeugung von Zh und hA die des SM zusätzlich eines Vorfaktors sind 2 Zh = sin − SM hA = cos 2 − SM (3.9) Man kann nun die Grenzen des SM in Grenzen der SUSY-Theorie umrechnen. Das Ergebnis zeigt Abb. 3.10. Der blaue Bereich ist theoretisch ausgeschlossen. Rechts sehen wir die zuvor diskutierte obere Grenze mit Strahlungskorrekturen (vgl. (2.21),(2.22)). Der grüne Bereich ist experimentell am LEP ausgeschlossen worden. Wir erhalten also als Grenzen mh 91 GeV , m A 92GeV , tan 2.4 für alle m0, m1/ 2 , A0 . 19 (3.10) Abb. 3.9 – Erzeugung von Higgs-Bosonen in einem e+e--Experiment Abb. 3.10 – Ergebnisse der SUSY-Higgs-Suche am LEP. Der erlaubte Bereich ist weiß. Wir sehen in Abb. 3.10, dass es „eng“ für die SUSY wird (zumindest für die angenommenen Modelle). Der erlaubte Bereich ist recht klein. Hätte LEP noch zu etwas höheren Energien gehen können, hätte man bereits SUSY wie sie im MSSM-6*) auftaucht verifizieren oder gar ausschließen können. 3.4.2 TeVatron 3.4.2.1 Gluinos Am TeVatron hat man unter anderem nach Gluinos gesucht. Abb. 3.11 Erzeugung und Zerfall. Die Neutralinos hier zerfallen weiter, solange sie nicht das leichteste Neutralino sind. Abb. 3.11 – Erzeugung und Zerfall von Gluinos in Proton-Antiproton-Reaktionen *) Die Forschungsgruppe benutzte ein etwas anderes Modell, das dem MSSM-6 ähnlich ist. 20 Abb. 3.12 – Frühes Ergebnis der Gluino/Squark-Suche am D0- Detektor. Der Untergrund ist gelb. Das errechnete Signal blau. Abb. 3.13 – Zusammenfassung der Gluino-/SquarkSuche Abb. 3.12 zeigt ein frühes Ergebnis der Gluino-Suche am D0-Detektor. Das (blaue) Signal wurde unter der Annahme m g , mq = 200 GeV berechnet. Der Untergrund ist gelb markiert. Abb. 3.13 fasst den momentanen Stand der Suche zusammen. Da im MSSM-4 die Squarks immer schwerer sind als die Gluinos, macht man hier einen Modellwechsel und geht zum weniger restriktivem MSSM-6 über. Hierdurch ergibt sich die Strukturkante bei CDF. Da D0 stets mit dem MSSM-6 rechnet, entfällt die Kante hier. Die unteren Bereiche wurden von LEP ausgeschlossen bzw. ergeben nicht das Neutralino 1 als LSP. Insgesamt ergeben sich also die folgenden Massengrenzen m g 195GeV , m s 95GeV (3.11) 3.4.3 LHC-Möglichkeiten Eine geeignete Variable zur Identifizierung von Ereignissen wie in 3.4.2.1 ist M eff =E Tmiss ∑ E Tj jets j (3.12) E Tj ist die transversale Energie des Jets j, E Tmiss ist die fehlende transversale Energie des Ereignisses. Abb. 3.14 zeigt eine Monte-Carlo-Studie für den ATLAS-Detektor, dabei wurden folgende Selektionsschnitte angewandt: E Tmiss 100 GeV pTj 50 GeV , j=1...4100 GeV für j=1 21 (3.13) tan =35 A0 =0 0 Abb. 3.14 – Monte-Carlo-Studie für die Gluino Suche am ATLAS-Detektor. Wir sehen: Sollte SUSY mit den angenommenen Parametern auftauchen, so wird man sie am LHC entdecken, da sich das Signal für Energien > 1 TeV deutlich vom Untergrund abhebt.*) Abb. 3.15 hatten wir in Zusammenhang mit der Kosmologie schon kennengelernt. Sie zeigt den heutigen Stand der Dinge. Der hellblaue Bereich ist theoretisch ausgeschlossen. Der dunkelblaue Bereich ist experimentell nicht zulässig. Etwas darüber befindet sich die Kurve q 500 ; bis hier dringt das TeVatron vor. Die roten und dunkelblauen Kurven sind die des LHC für verschiedene Ereignisse: fehlende Energie ohne Leptonen, fehlende Energie mit einem bzw. zwei Leptonen. Die besten Ergebnisse erwarten wir also für fehlende Energie ohne Leptonen. Sämtliche Kurven decken den Bereich des kosmologisch bevorzugten Bandes ab. Wir erreichen sogar Gegenden von Squarks- und Gluinomassen größer 2.5 TeV. *) Mittlerweile gibt es Studien, die leider nicht mehr so gut aussehen. 22 tan =35 A0=0 0 Abb. 3.15 – LHC-Potential 3.5 Übersicht: Massengrenzen Tab. 5 fasst nochmal die hier diskutierten Massengrenzen zusammen. Tab. 5 – Massengrenzen der behandelten Teilchen 23 Literaturangaben • Thomas Hebbeker, Elementarteichenphysik II http://www.physik.rwth-aachen.de/~hebbeker/lectures/p2_45.html • Stephen P. Martin, A Supersymmetry Primer arXiv:hep-ph/9709356 v4 • John Ellis, Supersymmetry For Alphikers arXiv:hep-ph/0203114 v1 • H. V. Klapdor-Kleingrothaus / K. Zuber, Teilchenastrophysik B:G: Teubner Stuttgart • M. Schmitt, Supersymmetry, Part II (Experiment) http://pdg.lbl.gov/2004/reviews/susy2_s046.pdf • The LEP Working Group for Higgs Boson Search, Search for Neutral MSSM Higgs Boson at LEP http://lephiggs.web.cern.ch/LEPHIGGS/papers/July2005_MSSM/index.html Bildernachweis Abb. 1.1, 1.2: Rolf Scheben, Supersymmetrie http://www.physik.rwth-aachen.de/~hoepfner/Teaching/ Seminar_SS04/Scheben_paper.pdf Abb. 1.3, 2.3, 3.1 – 3.3, 3.6 – 3.8, 3.10, 3.12, 3.13, 3.15 Thomas Hebbeker, Elementarteichenphysik II http://www.physik.rwth-aachen.de/~hebbeker/lectures/p2_45.html 24