Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie - Beck-Shop

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KURZLEHRBUCH
Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie
von
Thomas Herdegen, Ruwen Böhm, Nuray Cimin-Bredée, Juraj Culman
1. Auflage
Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie – Herdegen / Böhm / Cimin-Bredée / et al.
schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG
Thematische Gliederung:
Pharmakologie, Toxikologie – Pharmakologie, Toxikologie
Thieme 2008
Verlag C.H. Beck im Internet:
www.beck.de
ISBN 978 3 13 142291 0
Inhaltsverzeichnis: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie – Herdegen / Böhm / Cimin-Bredée / et al.
510 Vergiftungen durch Arzneimittel 32 Toxikologie
einem Anstieg der Salizylatkonzentration in toxiko-
Tabelle 32.7
Arzneimittel und Gifte mit den zugehörigen Antidoten
Gift
Antidot
Benzodiazepine
Flumazenil
Digitalis
Digitalis-Antitoxin
Eisenverbindungen
Deferoxamin
Neuroleptika
Biperiden
Opiate
Naloxon
Paracetamol
N-Acetylcystein
trizyklische Antidepressiva
Physostigmin
Ethylenglykol
Ethanol, Fomepizol
Kohlenmonoxid
Sauerstoff
Methanol
Ethanol, Fomepizol
Methämoglobinbildner
Toluidinblau
Organophosphate
Atropin, Obidoxim
Schwermetalle
Dimercaptopropansulfonsäure
(DMPS)
Cyanide
Dimethylaminophenol (4-DMAP),
Hydroxocobalamin
Die Besprechung der Antidote erfolgt in den Therapieabschnitten der einzelnen Vergiftungen. Ein
ausführliches Antidotarium mit Wirkungsmechanismus, Indikation und Dosierung findet sich in
der „Roten Liste“. Dort ist ebenfalls ein Vorschlag
für eine toxikologische Notfallausrüstung im Notarztwagen aufgeführt (s. S. 527).
Praxistipp
Die „Rote Liste“ kann bei Fragen zur
Antidottherapie hilfreich sein.
32.3 Vergiftungen durch Arzneimittel
32
Key Point
Arzneimittel gehören in Mitteleuropa zu den
häufigsten Ursachen für Vergiftungen.
Während bei Kindern die unbeabsichtigte
Einnahme von Arzneimitteln führend ist,
spielen bei Erwachsenen Suizidversuche die
größte Rolle.
logische Bereiche (vgl. S. 302).
Symptomatik Die beginnende Salicylatintoxikation („Salicylismus“) ist durch Hyperventilation gekennzeichnet, da Salicylate in der Medulla oblongata den Atemantrieb steigern. Durch den atembedingten Verlust von CO2 entsteht eine respiratorische Alkalose, die zu einer kompensatorischen Steigerung der Bicarbonatausscheidung führt. Nachfolgend tritt eine Natrium- und Wasserdiurese mit
Dehydratation auf. Vonseiten des ZNS kommt es
zu Kopfschmerzen sowie zentraler Erregung mit
Unruhe und Verwirrtheit. Weitere Symptome betreffen den Gastrointestinaltrakt mit Übelkeit, Erbrechen und Magenbeschwerden. Eine beginnende
Ototoxizität ist durch Tinnitus, Schwindel und
Hörstörungen gekennzeichnet.
Hohe Salicylatdosen können die erhöhte Blutungsbereitschaft aufgrund der Hemmung der Thrombozytenfunktion durch zusätzliche Hemmung der
Prothrombinsynthese (Vitamin-K-Antagonismus)
verstärken. Die zunehmende Salicylatkonzentration
führt zu einer Anhäufung von Säureäquivalenten,
zu Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
sowie einer Depression von Atmung und Kreislauffunktion. Es entsteht eine kombinierte metabolische und respiratorische Azidose. Hyperthermie,
akutes Nierenversagen und Lungenödem sind Zeichen einer schweren Salicylatintoxikation.
Therapie Hohe Dosen von Acetylsalicylsäure führen meist spontan zu Erbrechen. Zur primären Giftentfernung kann Aktivkohle als Adsorbens verabreicht werden. Eine rasche Magenspülung nach
Intoxikation sollte ggf. in Intubationsnarkose (bei
Bewusstlosigkeit) vorgenommen werden.
Der Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basenhaushalt
wird durch Volumenersatz, Kaliumsubstitution
und Infusion von Natriumhydrogencarbonat ausgeglichen. Natriumhydrogencarbonat führt zu
einer Alkalisierung des Urins und verbessert die Salicylatausscheidung über eine verminderte Resorption der geladenen Salicylationen. Bei Hyperthermie wird die Wärme durch physikalische Methoden abgeleitet, ein Antipyretikum ist nicht indiziert. Die Hämodialyse gilt als effektive Methode
bei schweren Salicylatintoxikationen.
32.3.1 Acetylsalicylsäure
Intoxikationen durch Acetylsalicylsäure treten bei
Suizidversuchen mit Dosen von 10–20 g auf. Seltener kommt es im Verlauf einer Schmerztherapie zu
MERKE
Bei der Salicylatintoxikation kann die forcierte
alkalische Diurese oder die Hämodialyse mit
gutem Erfolg eingesetzt werden.
Herdegen, Pharmakologie und Toxikologie (ISBN 9783131422910), © 2008 Georg Thieme Verlag KG
32 Toxikologie Vergiftungen durch Arzneimittel 511
32.3.2 Trizyklische Antidepressiva
sowie bei Krampfbereitschaft Diazepam gegeben
Bei Einnahme von triyzklischen Antidepressiva
werden.
kann die Suizidgefahr zunächst erhöht sein, da
durch die lange Latenz von mehreren Wochen bis
zum Eintritt der antidepressiven Wirkung die psychomotorisch aktivierenden Effekte meist vor der
Stimmungsaufhellung eintreten (vgl. S. 385). Die
Vergiftung mit trizyklischen Antidepressiva hat
eine hohe Mortalität von 70–80 %.
Symptomatik Das Vergiftungsbild ähnelt dem
einer Atropinvergiftung (s. S. 38) und ist oft durch
zentrale Symptome wie Lethargie, Desorientiertheit, und kardiovaskuläre Symptome wie Tachykardien, Arrhythmien, Hypotonie und Schock gekennzeichnet. Die Patienten zeigen zudem ausgeprägte
anticholinerge Symptome mit Mydriasis, verminderter Speichel- und Schweißsekretion, Hautrötung
bis hin zu Hyperthermie und Harnretention. Kennzeichen der lebensbedrohlichen Vergiftung sind Bewusstlosigkeit und Krämpfe sowie die Gefahr des
Herz- und Atemstillstandes.
Therapie Abhängig vom Zeitpunkt der Arzneimittelaufnahme ist ggf. eine Magenspülung vorzunehmen. Die forcierte Diurese ist wenig effektiv, da trizyklische Antidepressiva weitgehend hepatisch
verstoffwechselt werden. Eine Hämodialyse oder
Hämoperfusion ist aufgrund des großen Verteilungsvolumens ebenfalls nicht wirksam. Dagegen
sollte auf jeden Fall die wiederholte Gabe von Aktivkohle, wegen möglicher Passageverzögerung
durch die anticholinerge Wirkung der trizyklischen
Antidepressiva, über längere Zeit angewandt werden. Beispielsweise binden 100 g Aktivkohle ungefähr 4 g trizyklische Antidepressiva.
Bei leichter Hypotension ist die Volumengabe, bei
katecholaminpflichtigen Hypotonien die Gabe von
Noradrenalin bzw. Dopamin indiziert. Durch Infusion von Natriumhydrogencarbonat werden die
kardiotoxischen
Effekte
abgemildert.
Hohe
Na+-Konzentrationen im Blut wirken den chinidinartigen Effekten der Antidepressiva (Natriumkanalblockade) entgegen. Als Antidot kann Physostigmin, ein ZNS-gängiger reversibler Cholinesterasehemmer, bei zentralem anticholinergem Syndrom
(z. B. Delir) eingesetzt werden. Wegen der Verstärkung von Reizleitungsstörungen und der krampfauslösenden Wirkung ist Physostigmin aber umstritten. Zusätzlich können zur Behandlung der Tachykardie und der Rhythmusstörungen Betablocker
MERKE
Durch die anticholinerge Wirkung der trizyklischen Antidepressiva kann Aktivkohle über einen
längeren Zeitraum (i 1 Stunde) zur sekundären
Giftelimination verwendet werden. Natriumhydrogencarbonat mildert die kardiotoxischen
Effekte der Antidepressiva ab.
Die akute Toxizität der SSRI (s. S. 387) ist geringer
als bei den trizyklischen Antidepressiva.
32.3.3 Atropin
Atropin und atropinähnliche Substanzen sind Inhaltsstoffe von Tollkirsche (Atropa belladonna, s. S.
40), Stechapfel (Datura stramonium) und Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). Die Atropinvergiftung
kommt durch Aufnahme von Pflanzenbestandteilen
(10–20 Tollkirschen sind beim Erwachsenen letal),
aber auch durch Trinken von atropinhaltigen Augentropfen, insbesondere bei Kindern, vor.
Symptomatik Im Vordergrund steht ein anticholinerges Syndrom mit Mundtrockenheit, Mydriasis,
Akkommodationsstörungen, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Durst, Tachykardie, trockener, heißer
und scharlachroter Haut, Störungen der Blasenentleerung sowie einer Verminderung der Darmgeräusche. Es kommt zu zentralen Störungen mit Erregungszuständen („Toll“-Kirsche), Delir mit starker
motorischer Unruhe, psychoseähnlichen Bildern
und auch Depressionen. Hohe Dosen gehen mit
Koma, Krampfanfällen und Atemlähmung einher.
Therapie Aufgrund der großen therapeutischen
Breite und guter Behandlungsmöglichkeiten sind
Atropinvergiftungen mit letalem Ausgang selten.
Durch die herabgesetzte Darmmotilität ist eine Magenspülung bei Aufnahme von potenziell toxischen
Dosen noch nach längerer Zeit sinnvoll. Alternativ
kann durch Gabe von Ipecacuanha-Sirup Erbrechen
provoziert werden. Die wiederholte Gabe von Aktivkohle verhindert eine weitere Giftresorption.
Bei schweren Intoxikationen kann Physostigmin
gegeben werden (s. S. 40). Hier ist die Aufhebung
der Symptome innerhalb weniger Minuten (mit
Ausnahme der Mydriasis) auch von diagnostischem
Wert.
Herdegen, Pharmakologie und Toxikologie (ISBN 9783131422910), © 2008 Georg Thieme Verlag KG
32
512 Vergiftungen durch Arzneimittel 32 Toxikologie
Praxistipp
Das anticholinerge Syndrom ist durch
trockene, gerötete Haut, Fieber, Exsikkose,
Mydriasis, Tachykardie, Harnverhalt,
Obstipation, Delir und Krampfbereitschaft
gekennzeichnet.
fizienz auf. Passieren die Betablocker die Blut-HirnSchranke, kommt es zu Sedierung mit Schwindel
und Benommenheit, teilweise auch zu Erregungszuständen mit Erbrechen, Krämpfen und halluzinatorischen Psychosen. Insbesondere bei Kindern
zeigt sich oft eine Hypoglykämie durch Hemmung
der b-adrenerg vermittelten Glykogenolyse.
32.3.4 Benzodiazepine
Therapie Neben der intensivmedizinischen Über-
Benzodiazepine sind zahlenmäßig bei den Medikamentenvergiftungen führend. Aufgrund der großen
therapeutischen Breite der Benzodiazepine führen
Intoxikationen jedoch selten zum Tod (vgl. S.
353). Bei vitaler Bedrohung handelt es sich meist
um Mischintoxikationen mit anderen zentral
dämpfenden Pharmaka oder Ethanol.
Symptomatik Es werden Ataxie, verwaschene
Sprache und Verwirrtheit beobachtet. Bei höheren
Dosen tritt in der Regel ein nicht sehr tiefes Koma
auf. Durch Hemmung des Atemzentrums kommt
es zur Atemdepression, ein Atemstillstand ist selten.
Therapie Wegen der zentralen Dämpfung wird die
Auslösung von Erbrechen nicht mehr empfohlen. Bei
hohen Dosen bis zu 1 Stunde nach Ingestion kann
eine Magenspülung durchgeführt werden. Als sehr
effektiv hat sich die Gabe von Aktivkohle erwiesen.
Die zentral dämpfende Wirkung der Benzodiazepine
kann mit dem spezifischen Antagonisten Flumazenil
aufgehoben werden. Die Wirkung setzt rasch ein.
Aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Flumazenil
(I 1 min) muss bei Intoxikationen mit lang wirkenden Benzodiazepinen häufiger nachinjiziert oder
eine Dauerinfusion verwendet werden.
wachung steht die Giftentfernung mittels Aktiv-
MERKE
Bei schweren Intoxikationen mit Betablockern
ist das Myokard unempfindlicher gegenüber
pharmakologischer oder elektrischer Stimulation.
32.3.6 Digitalis
Zu den Symptomen und der Therapie der Digitalisintoxikation s. S. 99.
MERKE
EXKURS
Benzodiazepine sind bei den Medikamentenvergiftungen führend.
Fallbeispiel
Ein 45-jähriger Mann wird gegen 4 Uhr morgens von
seiner Frau in ein peripheres Krankenhaus gebracht.
Er klagt über Übelkeit, Durchfall, starken Schwindel
und Kopfschmerzen. Laut Eigenanamnese war der
Patient bisher völlig gesund. Die körperliche Untersuchung zeigt einen reduzierten Allgemein- und
normalen Ernährungszustand. Der Blutdruck beträgt
120/75 mmHg, der Puls ist langsam und liegt um
45/min. Der Patient ist bewusstseinsklar und grob
neurologisch unauffällig. Die Herz- und Lungenauskultation ergibt keine pathologischen Geräusche.
Die Abdomen- und Extremitätenuntersuchung ist
unauffällig. Das EKG zeigt eine Bradyarrhythmia absoluta mit einer Kammerfrequenz um 45/min. Weiterhin sind muldenförmige ST-Streckensenkungen
zu sehen (Abb. 32.4).
32.3.5 Betablocker
Schwere Vergiftungen mit Betablockern weisen
eine hohe Sterblichkeit auf. Generell gilt das 2bis 3-fache der therapeutischen Dosis als lebensbedrohlich (vgl. S. 79).
Symptomatik
Die Symptomatik beruht auf einer
exzessiven Blockade der b-adrenergen Rezeptoren
32
kohle im Vordergrund. Bei schweren Intoxikationen
kann ggf. eine Magenspülung erfolgen. Bradykarde
Herzrhythmusstörungen werden mit Atropin behandelt. Die Gabe von Glukagon aktiviert unabhängig vom b-Rezeptor die Adenylatzyklase und weist
positiv inotrope, chronotrope und dromotrope Effekte auf. Gleichzeitig werden die Blutglukosespiegel angehoben. Bei schweren Vergiftungen wird
eine kompetitive Antagonisierung durch eine hochdosierte Katecholamintherapie mit Dopamin, Noradrenalin oder Adrenalin vorgeschlagen. Ein temporärer Schrittmacher kann die kardiale Symptomatik bessern.
und betrifft verschiedene Organsysteme. Die kardiodepressive Wirkung geht mit Bradykardie, AVBlockierung und Blutdruckabfall bis hin zum kardiogenen Schock einher. Insbesondere bei unspezifischen Betablockern tritt über eine Blockierung
von b2-Rezeptoren zudem Dyspnoe mit Ateminsuf-
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32 Toxikologie Vergiftungen durch Arzneimittel 513
Tabelle 32.8
Stadien der akuten Toxizität von Eisen
Abb. 32.4 EKG des Patienten mit Bradyarrhythmia
absoluta und muldenförmiger ST-Senkung (Pfeil).
Im Labor ergeben sich Normalwerte für die wichtigsten Enzyme. Die Elektrolyte und Retentionsparameter sind unauffällig. Rotes und weißes Blutbild liegen im Normbereich.
Aufgrund der Symptomatik und der Herzrhythmusstörungen liegt wahrscheinlich eine Digitalis-Intoxikation vor. Die Bestimmung des Serumdigitoxinspiegels ergibt einen Wert von 10,2 mg/dl (Norm:
1,2–2,5 mg/dl). Nach anfänglichem Zögern wird
vom Patienten ein Suizidversuch mit Herztabletten
des Vaters zugegeben. Die Therapie besteht aus
der Gabe von Atropin oder passagerer Schrittmacherversorgung. Um Digitoxin zu binden, wird
Aktivkohle, Colestyramin und Digitalis-Antidot gegeben. Niedrige Serumkaliumwerte werden durch
Infusion von Kalium angehoben.
32.3.7 Eisen
Intoxikationen durch Eisenverbindungen kommen
insbesondere bei Kindern durch akzidentelle Ein-
nahme von Eisentabletten vor. Mit einer beginnenden Vergiftungssymptomatik ist ab 20 mg/kg zu
rechnen. Die letale Dosis für Kleinkinder liegt bei
2 g (berechnet als Eisensulfat). Für Erwachsene
sind Dosen von 10–50 g tödlich.
Symptomatik Die akute Vergiftung läuft in verschiedenen Stadien ab (Tab. 32.8). Im ersten Stadium
sind Todesfälle häufig. Überlebt der Patient, folgt
eine kurze Erholungsphase. Danach werden die
Vergiftungssymptome verstärkt. Die Phase der
Rekonvaleszenz ist durch Defektheilung gekennzeichnet.
Stadium
Zeitraum nach
Einnahme
Symptome
Stadium 1
1–6 h
hämorrhagische Gastroenteritis, starkes Erbrechen, Magenschmerzen,
Durchfall, Schock
Stadium 2
10–14 h
Erholung mit scheinbarer
Besserung
Stadium 3
12–48 h
Fieber, Leukozytose,
Gerinnungsstörungen,
metabolische Azidose,
Krampfanfälle, toxische
Hepatitis und Nierentubulusnekrose
Stadium 4
2–5 Wochen
narbige Verwachsungen
im Gastrointestinaltrakt,
Leberzirrhose,
ZNS-Schädigung
Therapie Um die Resorption von Eisen zu vermindern, sollte möglichst innerhalb der ersten Stunde
nach Einnahme mit Ipecacuanha-Sirup Erbrechen
ausgelöst werden. Eine Magenspülung mit Natriumhydrogencarbonat führt zur Bildung von
schwerlöslichem Eisencarbonat (Resorptionsminderung), das über die Magensonde entfernt werden
kann.
Als Antidot kann Deferoxamin eingesetzt werden,
das Eisenionen aus Ferritin und Transferrin komplexiert, nicht aber aus Hämoglobin und Cytochromen. Da das Antidot selbst toxisch wirken kann,
sollten Bolusinjektionen wegen der Gefahr einer
plötzlichen Hypotonie vermieden werden. Eine
orale Komplexierung von Eisen mit Deferoxamin
ist wegen unsicherer Wirkung umstritten.
32.3.8 Lithium
Lithium besitzt eine geringe therapeutische Breite,
während der Behandlung wiederholte
Blutspiegelbestimmungen erforderlich sind (vgl. S.
391).
Symptomatik Eine beginnende Intoxikation ist
durch gastrointestinale (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) und ZNS-Symptome (Schwindel, Müdigkeit,
Apathie, feinschlägiger Tremor) gekennzeichnet. In
schweren Fällen kommt es zu Krampfanfällen und
progredienter Bewusstseinsstörung bis hin zum
Koma. Häufig wird die Lithiumvergiftung von
einer akuten Niereninsuffizienz begleitet. Erste Anzeichen des Lithiumeffekts auf die renale Konzentrationsfähigkeit sind Polyurie und Nykturie.
sodass
Herdegen, Pharmakologie und Toxikologie (ISBN 9783131422910), © 2008 Georg Thieme Verlag KG
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