Innovation in Aktion

Werbung
Produktion und Fertigung
Innovation
in Aktion
Ein bahnbrechender optischer Sensor von ABB ermöglicht Papierherstellern die
Messung und Regelung der Blattdicke auch bei schwierigsten Papiersorten
Rambod Naimohasses, Anthony Byatt
Seit Langem sind Papierhersteller auf der Suche nach einem Dickesensor
für ihre Papiermaschinen, der ebenso präzise wie zuverlässig ist und weder
Spuren noch Schäden am Papier hinterlässt. Nun hat ABB einen solchen
Sensor entwickelt, der anderen optischen Dickesensoren überlegen ist.
Erste Reaktionen von Kunden bestätigen einen geringeren Energie- und
Materialeinsatz und eine höhere Qualität. Der radikale technologische
Ansatz ist ein interessantes Beispiel für die praktische Anwendung einer
innovativen Lösung.
ABB Technik 4/2009
33
Innovation in Aktion
Produktion und Fertigung
D
as Papier wurde schon vor Tausenden von Jahren erfunden. Folglich kann die Herstellung doch nicht
allzu schwierig sein. Oder doch? Tatsächlich ist für die moderne Herstellung
eines einzigen Blatts Kopierpapier eine
Unmenge von Technik erforderlich.
Dies gilt insbesondere im Hinblick auf
die Sicherung einer gleichbleibenden
Qualität. ABB gehört zu den führenden
Anbietern von Qualitätsleitsystemen
(Quality Control System, QCS) für die
Papierindustrie.
Einige Papiersorten stellen eine enorme
Herausforderung für diese Messkufen
dar, und Beschädigungen des Papiers,
ungenaue Messungen und eine mangelhafte Regelung sind häufig die Folge.
Dies veranlasste ABB in den 1960er
Jahren dazu, als erstes Unternehmen
berührungslose, luftgelagerte Sensoren
zu entwickeln. Diese zeichneten sich
zwar durch ihre Einfachheit aus, boten
bei sehr schnellen Maschinen jedoch
nur eine geringe Genauigkeit und Auflösung.
Eine wichtige Komponente bei der
Papierherstellung ist der Messrahmen,
durch den die Papierbahn geführt wird.
Dieser umfasst eine Reihe von Sensoren,
die sich quer zur Papierbahn bewegen
und die wichtigsten Eigenschaften des
Papiers wie die Feuchtigkeit und das
Gewicht messen. Ausgeklügelte Algorithmen erzeugen daraufhin die
Anweisungen für die Papiermaschine
zur Regelung des Prozesses.
So haben sich die Anbieter von QCS in
den letzten Jahren auf optische Dickesensoren konzentriert, die auf dem
Prinzip der Lasertriangulation basieren.
Dieses Verfahren hat sich als vielversprechend erwiesen, ist aber noch von
Fehlern behaftet, die durch Instabilitäten bei schnelllaufenden Papierbahnen,
Neigungseffekte durch Unebenheit,
Sensorausrichtungsprobleme, Oberflächentopografieeffekte und nicht zuletzt
durch das Eindringen des Laserstrahls in
den halb lichtdurchlässigen Papierkörper („Leuchtkugel-Effekt“) verursacht
werden.
Neben der Feuchtigkeit und dem
Gewicht ist eine präzise Messung und
Regelung der Dicke des Papiers (der
sogenannten Blattstärke) entscheidend
für die Qualität des Papiers. Doch eine
zuverlässige Dickemessung hat sich
bisher als schwierig erwiesen.
Die moderne Herstellung
eines einzigen Blatts
Kopierpapier erfordert
eine Unmenge von
Technik.
ABB hat einen anderen, nicht laserbasierten optischen Ansatz gewählt, der
eine deutlich bessere Messgenauigkeit
und Stabilität verspricht. Mit dem neuen
Sensor, der neuesten Entwicklung in
der 50-jährigen Geschichte des Unternehmens als Vorreiter in der OnlinePapierqualitätsmessung, stellt ABB
Papierherstellern nun ein Präzisionswerkzeug zur Verfügung, das eine
zuverlässige Messung und Regelung
der Blattstärke auch bei schwierigen
Papiersorten ermöglicht.
Fall ist. Dringt das Licht jedoch in das
Material ein, wie es bei Papier der Fall
sein kann, lässt sich die korrekte Oberflächenposition nur sehr schwer bestimmen, was wiederum zu einer falschen
Abstandsmessung führt 1b . Sorten- und
prozessabhängige Kalibrierungen oder
andere Formen der Kompensation
können ebenfalls erforderlich sein. Bei
einigen Lasersensoren ist zur regelmäßigen Kalibrierung auch ein zusätzlicher
Kontaktmesssensor erforderlich.
Der Effekt der Lichtdurchdringung lässt
sich leicht demonstrieren, indem man
fünf aneinander geklebte Papiere verschiedener Sorte mithilfe eines beidseitigen Kontaktmesssensors und mithilfe
eines beidseitigen optischen Sensors mit
Lasertriangulation misst 2 . Bei den
feineren Papiersorten liegt die Übereinstimmung im Bereich von etwa 1 µm
bis 10 µm. Häufig ist in den Qualitätsvorgaben für diese Papiersorten eine
maximale Abweichung in der Dicke von
±1 µm gefordert, sodass solche Abweichungen ein echtes Problem darstellen
können, wenn auf einer Maschine die
Sorten gewechselt werden oder sich die
Prozessbedingungen ändern. Außerdem
entstehen enorme Diskrepanzen, wenn
der Sortenwechsel gravierender ausfällt,
wie die Abweichungen von 30 bis 50 µm
bei den Cardstock- und Sackpapieren
zeigen.
Bei einigen dünnen Papiersorten können
die Messfehler von Lasersensoren bis zu
50 % der Papierdicke betragen1). Um
1
Bisherige Verfahren
Traditionell erfolgt die Messung der
Papierdicke mithilfe von beidseitig
angebrachten Kontaktmesssensoren.
Dies entspricht dem derzeitigen Industriestandard. Dabei laufen kleine Messkufen über das Papier und erfassen Veränderungen der Dicke mit einer Genauigkeit von 1 µm. Auch wenn ein Papier
glatt erscheint, gleicht die Oberfläche
mancher Papiersorten unter dem Mikroskop betrachtet einem Gebirge. Die
Blattstärke entspricht per Definition
der Dicke des Papiers unter Einwirkung
eines Standardgewichts, das diese
Erhöhungen leicht herunterdrückt und
ist ein unverzichtbares Maß für nahezu
jeden Papierhersteller.
34
Grenzen der Lasertriangulation
Die Lasertriangulation ist ein verbreitetes
Verfahren in Bereichen wie der Metall-,
Gummi- und Kunststoffindustrie. Dabei
wird ein physischer Spalt mit dem per
Lasertriangulation gemessenen Abstand
zur freien Blattoberfläche verglichen.
Dazu wird ein Laserstrahl auf das Papier
fokussiert und die Position des reflektierten Lichts verfolgt 1a . Durch Analyse
des sich ergebenden Abbilds kann der
Abstand von der Blattoberfläche ermittelt werden.
Die Triangulation funktioniert sehr gut
bei Oberflächen, in die der Laserstrahl
nicht eindringt, wie es bei Metallen der
Prinzip der Lasertriangulation: Mit der Dicke
des Papiers ändert sich auch die Position
des reflektierten Lichts a . Der „Leuchtkugel-Effekt“ führt zu Messunsicherheiten
bei einigen Papiersorten b .
a
b
Detektor
Detektor
Linse
Laser
Linse
Laser
„Leuchtkugel-Effekt“
Fußnote
1)
Alle diese Punkte wurden von anderen Forschern
bestätigt [1, 2, 3].
ABB Technik 4/2009
Innovation in Aktion
Produktion und Fertigung
dies zu kompensieren, sind zeitaufwendige faser- und füllstoffabhängige
Kalibrierungen erforderlich.
Die Suche nach einer besseren Methode
Die Bemühungen, eine Vielzahl dieser
Probleme zu beseitigen, hatten bisher
nur begrenzten Erfolg. Da jedoch die
Nachfrage nach einem laserbasierten
System seitens der Kunden sehr groß
war, entschloss sich ABB, ein eigenes
Entwicklungsprojekt für einen Lasersensor zu starten.
lösung im Mikrometerbereich sowie
andere wichtige Leistungsparameter bot.
Ob sich das Verfahren allerdings dazu
eignete, raue Papieroberflächen an
einer schmutzigen, feuchten und vibrierenden Papiermaschine zu messen, war
jedoch noch unklar, da es bis dahin nur
unter stabilen Laborbedingungen eingesetzt worden war. Labortest bestätigten
schließlich die Robustheit des Verfahrens, worauf es in den Mittelpunkt des
Entwicklungsprojekts rückte.
Optisches Prinzip
Mit dem Wissen über die Lichtstreuung
an Papier, das man sich angeeignet
hatte, kam man schnell zu dem Schluss,
dass ein verbessertes Lasertriangulationsverfahren nicht die beste Lösung für
eine präzise Dickemessung darstellte.
Eine parallel durchgeführte Studie zur
Untersuchung möglicher Technologien
aus anderen Bereichen der Industrie
führte die Forscher zu einem anderen
vielversprechenden Verfahren: der konfokalen optischen Abstandsmessung.
ABB stellt Papierherstellern
ein Präzisionswerkzeug zur
Verfügung, das eine zuverlässige Messung und Regelung der Blattstärke auch
bei schwierigen Papiersorten ermöglicht.
Eine erste Evaluierung ergab, dass
dieses Verfahren die erforderliche Auf2
Bei der konfokalen Messmethode wird
ein kleiner Lichtpunkt (12 µm) großer
Bandbreite von einer leistungsstarken
weißen LED-Quelle über Lichtwellenleiter (LWL) und ein Linsensystem auf
die Papieroberfläche projiziert 3 . Das
Linsensystem ist so ausgelegt, dass eine
starke chromatische Aberration auftritt,
d. h. das Licht wird auf dem Weg durch
das Linsensystem in seine farbigen
Bestandteile zerlegt. Jede einzelne
Farbe hat einen Brennpunkt in einem
unterschiedlichen Abstand von der
Linse. Das vom Papier reflektierte Licht
wird über den gleichen Weg, d. h.
durch die Linse und den Lichtwellenleiter, zurückgeführt. Dieser gemeinsame optische Pfad gehört zu den
Merkmalen, die das Verfahren präziser
machen als die Lasertriangulation.
der Oberfläche den Brennpunkt einer
bestimmten Farbe. Läuft die Oberfläche
zum Beispiel durch den Brennpunkt
des grünen Lichts, ist dies die dominierende Wellenlänge, die vom Spektrometerdetektor empfangen wird. Spezielle Algorithmen im Detektor setzen diese
am stärksten reflektierten Wellenlängen
mit dem Abstand zur Papieroberfläche
in Beziehung. Ein spezieller digitaler
Signalprozessor wertet die empfangenen Spektren mit einer Rate von 4.000
Messungen pro Sekunde aus 4 . Eine
hohe numerische Apertur sorgt dafür,
dass die Messung nicht durch Staub im
Lichtstrahl beeinflusst wird. Ein Vorteil
der Abstandsmessung mithilfe der
Wellenlänge ist, dass sie nicht durch
leichte Veränderungen in der Intensität
des reflektierten Lichts aufgrund der
Papierfarbe und -helligkeit beeinträchtigt wird.
3
Ein konfokaler Sensor verringert die durch
das Eindringen des Laserstrahls bei der
Triangulation verursachten Fehler.
Lasertriangulator
Konfokaler
Sensor
Die Höhenveränderungen an der
Papieroberfläche werden mithilfe der
Wellenlängen gemessen. Wenn sich das
Papier am Sensor vorbeibewegt, passieren die verschiedenen Erhöhungen an
Vergleich zwischen der Lasertriangulation und einer berührenden Dickemessung (GT) bei Cardstock-, Sack- und drei feinen Schreibpapiersorten.
4
Prinzip des konfokalen optischen Dickesensors
Im Sensor
µm
300
250
Außerhalb
Leistungsstarke
weiße LED-Quelle
LWL-Kabel
LWL-Splitter
Cardstock
200
Linsensystem
mit hoher
chromatischer
Aberration
150
Gemeinsam
für Quelle
und Detektor
(konfokal)
Fein 3
Sackpapier
Fein 2
100
50
GT
Laser
Fein 1
Papieroberfläche
0
0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0
Zeit (s)
ABB Technik 4/2009
12 µm Punktgröße immer
im Brennpunkt
Spektrometerdetektor
Wellenlänge
und Form der
Spektrallinie
liefern optische
Entfernungsinformation
35
Innovation in Aktion
Produktion und Fertigung
Ein spezieller Algorithmus zur Analyse
der Spektralform sorgt für eine weitere
Verbesserung der Übereinstimmung
zwischen der Sensor- und Labormessung, auch für Papiere mit einer ausge-
prägten Oberflächentopografie. Dieser
Algorithmus simuliert das leichte Herunterdrücken der Erhöhungen, das bei
einer Dickemessung mit einem OfflineInstrument im Labor auftreten würde.
zeigt die Sensorausgabe für eine
Reihe anspruchsvoller Papiersorten und
Mylar-Proben, gemessen mit denselben
Kalibrierungskonstanten2). Zu den verwendeten Papiersorten gehören TissuePapier3), SC-A, gestrichene und ungestrichene Papiere, Deckenpapier, Zeitungsdruckpapier, Cardstock und glänzend
satinierte Papiere. Das Interessante an
dem Diagramm ist der sehr lineare Verlauf über eine Vielzahl verschiedener
Proben, was darauf schließen lässt, dass
die Messung keine sortenspezifische
Kalibrierung erfordert. Mit anderen
Worten, der optische Dickesensor von
ABB ist der einzige heute auf dem
Markt erhältliche Sensor, der in der Lage
ist, die Dicke aller Papiersorten mit
einer einzigen Kalibrierung zu messen.
5
Ergebnisse einer konfokalen Sensormessung für verschiedene Papiersorten
und -dicken bei gleicher Kalibrierung
5
Beidseitige optische Dickemessung (µm)
1.800
1.600
1.400
1.200
1.000
800
Y = 0.987x – 2.345
R2 = 1.000
Dünnes
TissuePapier
600
400
200
0
0
500
1.000
1.500
Im Labor gemessene Dicke (µm)
2.000
Dicke (Durchschnitt)
758 µm Mylar doppelt
1.120 µm Mylar dreifach
Papiermuster (maximale Dicke)
Linear (durchschn. Dicke)
6
Querschnitt durch einen Sensor (vereinfacht)
a
b
h
wiesen hat. Aus der Differenz zwischen
dieser magnetischen Spaltmessung und
der optischen Abstandmessung wird die
Papierdicke bestimmt.
Darüber hinaus gibt es einen weiteren
magnetischen Sensor zur Diagnose und
Korrektur der Sensorkopfausrichtung
auf drei Achsen. Dies macht die mechanische Einrichtung für den Kunden
besonders einfach und robust und sorgt
durch eine mehrachsige Restfehlerkorrektur für eine bessere Profilgenauigkeit.
Dank des einzigartigen aerodynamischen Designs
sammelt sich auch nach 6-monatigem Dauerbetrieb nur wenig Staub in den Vakuumkammern.
Technische Herausforderungen
Die oben beschriebene, zugrunde liegende konfokale Technologie ist nicht neu.
Die bahnbrechende Neuerung besteht
in der Anpassung der Technologie an
die Anforderungen einer genauen
Online-Messung der Papierdicke in der
äußerst rauen Umgebung einer Papierfabrik. Dort ist es nicht nur heiß, feucht
und staubig, hinzu kommt auch, dass
sich das Papier mit Autobahngeschwindigkeit bewegt und die Größenordnung
der Vibrationen der Maschine die
Papierdicke um ein Mehrfaches übersteigt.
Infobox
Der Unternehmensbereich ABB QCS wurde
vor etwas mehr als 50 Jahren in Ohio gegründet und blickt auf eine lange und
erfolgreiche Geschichte zurück. Einer der
frühen Errungenschaften, ein Flächengewichtsensor für Papier, war die erste kommerzielle Anwendung, in der Radioaktivität
zum Einsatz kam. Seitdem wurden eine
ganze Reihe weiterer Innovationen auf dem
Gebiet der Papiermessung und Produktionssteuerung von ABB QCS entwickelt.
Heute hilft das Unternehmen Papierherstellern bei der Messung und Steuerung ihrer
Prozesse. Zu den Produkten gehören
neben Sensoren (für Flächengewicht,
Feuchtigkeit, Faserorientierung, Aschegehalt und Beschichtung, die auf einem Stahlmessrahmen angeordnet sind) auch fortschrittliche Steuersoftware und Aktuatoren.
i
d
c
j
e
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
36
f
g l
k
LWL zur Verarbeitungseinheit
Temperaturgeregelte Luft
Chromatischer Lichtkegel
Keramischer Abstandhalter
Bogenstabilisator
Äußeres Vakuum
Inneres Vakuum
Linsensystem (optische Sonde)
Luftspülung
Koaxiale Ferrit-Sensorspule
Ferrit-Ziel
Optisches Ziel
Eine der kritischen Herausforderungen
bestand darin, den Papierbogen während der Messung des Spaltabstands
stabil zu halten. Dies ist der Referenzabstand zwischen der oberen und unteren
Hälfte des Sensors, jeweils auf der
einen und der anderen Seite des
Papiers in einem Abstand von 10 mm.
Luftspalt und Bogenstabilisierung
Eine präzise Messung des Sensorluftspalts ist ebenso wichtig wie die optische Messung. Ein Querschnitt durch
die beiden Sensorköpfe ist in 6 dargestellt. Der Referenzabstand zwischen
dem oberen und unteren Sensorkopf
wird mithilfe einer speziellen magnetisch-induktiven Technik bestimmt, die
sich als äußerst präzise und stabil er-
ABB QCS: Langjährige Kompetenz
auf dem Gebiet der Papiermessung
Fußnoten
2)
Die Prüfung wurde in einer Laborumgebung durchgeführt, sodass möglicherweise nicht alle Störungen berücksichtigt wurden, die in einer Produktionsumgebung auftreten können.
3)
Der Wert für dünnes Tissue-Papier fiel höher aus
als normal, da einzelne ungebundene Fasern über
die Blattgrenzen hinausragten.
ABB Technik 4/2009
Innovation in Aktion
Produktion und Fertigung
7
Online-Performance bei Zeitungsdruckpapier aus
100 % Sekundärfasern
8
Leistungsfähigkeit des optischen Sensors bei Zeitungsdruckpapier
aus 100 % Sekundärfasern
5,0
Optischer Dickesensor
Berührender Dickesensor
2
Optischer Dickesensor
Labormessung
Profilabweichung (µm)
Durchschn. Profilabweichung (µm)
3
1
0
-1
2,5
0,0
-2,5
-2
-5,0
-3
0
0
2.000
4.000
6.000
8.000
1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000
10.000
Querposition (mm)
Querposition (mm)
Ebenfalls unabdingbar für die optische
Dickemessung ist eine präzise Positionierung und Glättung des Papiers. Dies
wird mithilfe eines Bogenstabilisators
erreicht, der in einem der Sensorköpfe
untergebracht ist. Der Stabilisator enthält ein Ferrit-Ziel für die magnetische
Spaltmessung und ein optisches Ziel,
auf das die Optik fokussiert wird [4].
Die Bogensteuerung erfolgt mithilfe
eines sehr leichten Vakuums, das den
Bogen vorsichtig spannt und sämtliche
Falten im Bereich der optischen Messung entfernt, ohne Spuren auf dem
Papier zu hinterlassen oder die
Ansammlung von Beschichtungsstoffen
oder Schmutz zu ermöglichen. Dadurch
kann der optische Dickesensor auch
für anspruchsvolle Papiersorten wie
Zeitungsdruckpapier, beschichtete und
hochsatinierte Papiere sowie Recyclingpapiere verwendet werden.
In der Bogenstabilisatorplatte kommen
extrem glatte Keramikbeschichtungen
und harte Materialien zum Einsatz, um
Papierstaus und Spuren auf dem Papier
zu verhindern und eine hervorragende
Verschleißfestigkeit zu gewährleisten.
Die großen Vakuumzonen verhindern
die Ansammlung von Füllstoffen und
Beschichtungsmaterial, sodass der
Reinigungsaufwand deutlich reduziert
wird oder sogar ganz entfallen kann.
Messergebnisse
Die Ergebnisse von ersten Tests an
einer realen Papiermaschine waren ausgezeichnet und stimmten mit den
Ergebnissen eines parallel installierten
Kontaktmesssensors überein. So lag die
tatsächliche Abweichung der beiden
Sensoren bei weniger als ±1 µm. Außerdem wurden erstaunliche kleine Schwankungen in der Papierdicke sichtbar.
Die erste permanente Installation wurde
an einer großen Maschine für Zeitungsdruckpapier aus 100 % Sekundärfasern
Die leistungsstarken und intelligenten Network-Platform-Messrahmen
von ABB liefern die erforderlichen Prozessinformationen zur Optimierung
der Produktqualität.
9
vorgenommen, die mit einer Geschwindigkeit von 1.700 m/min eine 9,3 m
breite Papierbahn produziert. Dieser
Prozess kann für Kontaktmesssensoren
problematisch sein, da sich Ablagerungen am Sensor bilden können und
andere mechanische Faktoren die
Messung beeinträchtigten oder die
Handhabung des Papierbogens
erschweren können. Der optische
Dickesensor wurde im Dezember 2008
installiert und ist seit Januar 2009 im
Produktionsprozess im Einsatz. Nur
einen Monat später wurde er für die
Querprofilregelung (CD-Regelung) eingesetzt. Seitdem hat sich laut Aussage
des Kunden das Aufrollverhalten deutlich verbessert und die Profilabweichung reduziert. Hinzu kommt, dass der
Sensor bei diesem Prozess kaum gewartet werden muss – lediglich die Bogenstabilisatorplatte wird vorsorglich in
regelmäßigen Abständen gereinigt.
Daten einer realen Anlage: Die Kosten für den Kunden durch
mangelhafte Papierdicke haben sich seit der Verwendung des
optischen Dickesensors von ABB mehr als halbiert.
Umstellung der CD-Regelung auf
die optische Dickemessung
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Jan
Feb
Mär
Apr
2008/2009
Profilbezogene Kosten
ABB Technik 4/2009
37
Innovation in Aktion
Produktion und Fertigung
ABB Network Platform NP1200 mit dem neuen optischen Dickesensor
7 zeigt einen Leistungsvergleich zwischen dem optischen Dickemesssensor
und dem Kontaktmesssensor. Bei diesem
Beispiel liegt die Profilabweichung zwischen der berührenden und optischen
Messung unter 0,5 µm. Gleichzeitig hat
sich auch die Profilübereinstimmung
mit den Labormessungen des Kunden
drastisch verbessert. Die Kurve in 8
zeigt eine Übereinstimmung von mehr
als ±1 µm.
Kundenvorteile
Die Vorteile für den Kunden lassen sich
am besten anhand von realen Daten
eines Kunden beschreiben, der einen
der ersten optischen Dickesensoren
betreibt. Die Grafik in 9 zeigt einen
55%igen Rückgang der Kosten aufgrund
von dickebezogenen Qualitätsmängeln.
Eine solch drastische Reduzierung führt
wiederum zu erheblichen Einsparungen
beim benötigten Rohmaterial, der erforderlichen Energie und den verwendeten
Chemikalien.
Der optische Dickesensor von ABB
kontrolliert die Papierqualität bei der
Fertigung verschiedener Papiersorten
mit einer Genauigkeit von 1 µm und ist
unempfindlich gegenüber verschiedenen Kalanderdrücken, Geschwindigkeiten und Zugspannungen innerhalb
der Maschine.
Stora Enso in Eilenburg (Sachsen) ist
nach eigenen Aussagen „sehr zufrieden“
mit dem optischen Dickesensor von
ABB. Das Unternehmen berichtet, dass
der Sensor „für die CD-Regelung eingesetzt wird“ und dass es „keine Probleme
an den Papierkanten und keinen
Papierabfall am Aufroller“ gibt.
Rambod Naimohasses
Anthony Byatt
ABB Pulp and Paper QCS CoE
Dundalk, Irland
[email protected]
[email protected]
Literaturhinweis
[1] Nakano, Reijiro (2008): „Non contacting caliper measurements (Laser caliper sensor)“. 11th paper manufacturing technical seminar, Japan TAPPI Vol. 60, No. 2: 169–175
[2] Sung, Y. J., Ham, C. H., Kwon, O., Lee, H. L., Keller, D. S., (2005): „Application of Thickness and apparent density mapping by laser profilometry“. 13th Fundamental
Research Symposium, Cambridge, September 2005: 961–1007
[3] Holik, H. (2006): „Handbook of paper and board“. (409) ISBN 3527309977
[4] US-Patentanmeldungen 20090059244, 20090056156 und 20090059232 unter dem Titel „Web Measurement Device”. USPTO, 5. März 2009
38
ABB Technik 4/2009
Herunterladen