- Diabetes im Blickfeld • Diabetes: Häufigkeit Vorkommen Symptome Gefahr der Folgeschäden Behandlung Vortag von Dr. Bernhard Walter HELIOS Rosmann Klinik Breisach HELIOS Kliniken GmbH Definition Diabetes mellitus = honigsüßer Durchfluß HELIOS Kliniken GmbH Erste historische Erwähnung: 1550 v.Chr. „Papyrus Ebers“ • Schriftenrolle aus dem alten Ägypten „Papyrus Ebers“, nach demjenigen benannt, der sie 1862 bei Aus-grabungen in Theben fand • Erste schriftliche Aufzeichnungen von Symptomen, die an Diabetes denken lassen • Diabetes speziell wird nicht erwähnt, sondern „Harnflut“ HELIOS Kliniken GmbH Diabetes mellitus • Anzahl der Diabetiker weltweit im Jahr 2000: 150 Mio !!! • Verdoppelung auf 300 Mio bis zum Jahr 2025 • Diabeteshäufigkeit wird in Deutschland bisher mit 6-7 % angegeben → ca. 7 Mio in der Erwachsenenbevölkerung • in der Region Freiburg/Emmendingen/Lörrach ca. 35 000 Diabetiker !! HELIOS Kliniken GmbH Epidemiologie des Diabetes mellitus Aktueller Stand und Prävalenzentwicklung des Diabetes in Deutschland 1990 2006 •7 Mio Patienten mit 3,5 - 4 Mio Patienten HELIOS Kliniken GmbH bekanntem manifestem Diabetes •2-3 Mio unerkannt •10 Mio gestörte Glucosetoleranz Kompendium 2006 Diabetes, 1.Jahrgang April 2006 Verteilung und Zunahme der Diabetiker nach Kontinenten Im Jahr 2025 werden es 300 Millionen sein !! Afrika Naher Osten Ozeanien 3 Mio. 10 Mio. 14 Mio. 43 Mio. 26 Mio. 56 Mio. 28 Mio. 80 Mio. Südost-Asien Amerika Europa HELIOS Kliniken GmbH 31 Mio. 64 Mio. 33 Mio. 48 Mio. Diabetes mellitus • aufgrund der nicht diagnostizierten Fälle ohne Symptome an Typ-2 Diabetikern müssen wir derzeit von einer Diabetes-häufigkeit in Deutschland von 8-9% aus-gehen • zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr beträgt die Häufigkeit an Diabetes in der Bevölkerung ca. 20% HELIOS Kliniken GmbH Diabetes mellitus Ein Diabetes mellitus liegt vor, wenn: • klassische Symptome und ein GelegenheitsBlutzucker von > 200 mg% • Nüchternblutzucker > 110 mg% in der Fingerbeere bzw. > 126 mg% im venösen Blut • Blutzuckerbelastungstest: > 200 mg% im 2 - Stunden Wert HELIOS Kliniken GmbH Diabetesformen Typ - 1 - Diabetes (ca. 5%) • Autoimmunerkrankung mit Zerstörung der insulinproduzierenden ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse durch sogenannte T-Lymphozyten und schließlich absolutem Insulinmangel • Meist schlanke Patienten unter 30 Jahren mit rascher Entwicklung der typischen Symptome • Im Blut nachweisbare Antikörper (z.B. gegen Inselzellen, Insulin u.ä.) HELIOS Kliniken GmbH Diabetesformen • Typ - 2 - Diabetes (ca. 95% !!) Erworbene und vererbte Insulinresistenz und Störung der Insulinsekretion als chronisch progrediente Erkrankung. Häufig Zufallsbefund, schleichender Beginn, initial oft „asymptomatisch“. Diabetische Folgeerkrankungen oft schon bei Diagnosestellung vorliegend. HELIOS Kliniken GmbH Diabetesformen • Mehrzahl der Patienten mit Typ-2 Diabetes > 30 Jahre mit Übergewicht (80%). • Meist in Kombination mit Hypertonie Adipositas Fettstoffwechselstörung = metabolisches Syndrom HELIOS Kliniken GmbH Diabetes mellitus Typ 2 = Insulinresistenz (die „Türschlösser“ sind angeboren defekt) HELIOS Kliniken GmbH Typ-1 Diabetes Typ-2 Diabetes • Kinder, Jugendliche, junge • Meist mittleres und höheres Erwachsenenalter Erwachsene • akuter Beginn • häufig verstärktes Wasserlassen, verstärkter Durst, Gewichtsverlust • normal gewichtig • fehlende Insulinsekretion HELIOS Kliniken GmbH • schleichender Beginn • häufig keine Beschwerden • meist übergewichtig • Insulinsekretion: reduziert gesteigert Typ-1 Diabetes • keine Insulinresistenz Typ-2 Diabetes • ausgeprägte Insulinresistenz • geringe erbliche Belastung • erbliche Belastung typisch • diabetesassoziierte Antikörper • keine Antikörper • Tabletten ohne Wirkung • gutes Ansprechen auf Tabletten • Insulintherapie erst nach Jahren nötig • Insulintherapie sofort erforderlich HELIOS Kliniken GmbH Typ-2 Diabetes Fakten der aktuellen Versorgung • Lebenserwartung im Vergleich zu NichtDiabetikern: um ein Drittel reduziert • • • • Kardiovaskuläre Mortalität: Amputationen: Dialyse: Erblindungen: HELIOS Kliniken GmbH 70 - 80% 25.000 / Jahr 14.000 / Jahr 4.000 / Jahr Folgeschäden Unterscheide: • mikroangiopathische Schäden → Veränderungen an den kleinen und kleinsten Gefäßen (Augenhintergrund, Nieren, Nervenschädigung) • makroangiopathische Schäden → Gefäßveränderungen (Arteriosklerose) an den größeren Gefäßen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Durchblutungsstörung der Beine) HELIOS Kliniken GmbH Folgeschäden: Auge Diabetische Retinopathie: • häufigste Ursache von Erblindungen bei Erwachsenen zwischen 20 - 74 Jahren • nach 20 Jahren Diabetes haben 80-95% Typ-1 Diabetiker und 60-80% Typ-2 Diabetiker Netzhautschäden • 36% der Pat. mit Typ-2 Diabetes haben bereits bei Diagnosestellung eine Retinopathie Therapiemöglichkeit: intensive Blutzucker- und Blutdruckeinstellung, Kontrolle der Blutfette, Laserphotokoagulation HELIOS Kliniken GmbH Folgeschäden: Niere • 30-40% der Diabetiker entwickeln eine Nierenschädigung (Nephropathie) • Retinopathie > Nephropathie • Anteil der Diabetiker bei neu dialysepflichtigen Patienten: 42% • Frühsymptom: Mikroalbuminurie • Blutdruck und Blutzucker sofort scharf ein stellen → Zielblutdruck: Senkung unter 135/80, bei Eiweißausscheidung > 1g/Tag unter 125/75 mmHg HELIOS Kliniken GmbH Folgeschäden: Nerven • Der erhöhte Blutzucker beeinflußt die Stoffwechselprozesse der Nerven und der sie versorgenden Gefäße negativ • Folge: Störung der Vibrationsempfindung (Frühsymptom), Störung der Temperatur- und Schmerzempfindung, Parästhesien, Taubheit HELIOS Kliniken GmbH Folgeschäden: Nerven • Untersuchung: Prüfung der Berührungs-, Schmerz- und Vibrationsempfindung unbedingt Anschauen der entkleideten Füße !! • wichtigstes Ziel: Vermeidung des diabetischen Fußsyndroms mit seiner (noch zu) hohen Amputationsrate HELIOS Kliniken GmbH Diabetisches Fußsyndrom Mal Perforans HELIOS Kliniken GmbH Ziele der Diabetikerversorgung St. Vincent - Deklaration 1989: • Reduktion der Rate an Erblindungen durch Diabetes um 1/3 • Reduktion der Rate an Dialysehäufigkeit durch Diabetes um 1/3 • Reduktion der Amputationshäufigkeit durch diabetische Fußschäden um 1/2 HELIOS Kliniken GmbH Die Säulen der Diabetestherapie Orale Antidiabetika Insulin Sport und Bewegung Strukturierte Diabetesschulung Kaloriengerechte vollwertige Kost HELIOS Kliniken GmbH Mögliche individuelle Therapieziele beim Typ – 2 Diabetes • Symptomfreiheit (ab HbA1c < 8,5% erreicht) • Gewichtsnormalisierung bei Übergewicht • Verhinderung von Hypoglykämien besonders beim älteren Patienten • Verhinderung von Folgeerkrankungen (v.a. makrovasculäre) • Therapieziele abhängig vom Alter der Diagnosestellung • Normalisierung des Blutdruckes HELIOS Kliniken GmbH Tabletten zur Behandlung des Typ-2 Diabetes HELIOS Kliniken GmbH Orale Therapie des Typ-2 Diabetes • Sulfonylharnstoffe (z.B. Euglucon, Amaryl): Steigerung der Insulinsekretion Verbesserung der peripheren Insulinempfindlichkeit Verbesserung der Glucoseaufnahme in die Leber NW: Unterzuckerung (Hypoglykämie) bei Überdosierung • Glinide (z.B.: Novonorm): „Sulfonylanaloga“ zu jeder Mahlzeit, geringeres Hypoglykämierisiko HELIOS Kliniken GmbH Orale Therapie des Typ-2 Diabetes Metformin (z.B.: Glucophage): • • • • Verzögerung der Glucoseresorption Verbesserung der peripheren Insulinempfindlichkeit Erleichterung der Gewichtsabnahme Hemmung der Blutzuckerneuproduktiuon in der Leber Nebenwirkung: Magen-/Drambeschwerden, Gefahr der Laktatazidose Am besten geeignet für übergewichtige Patienten HELIOS Kliniken GmbH Orale Therapie des Typ-2 Diabetes Arcabose (z.B.: Glucobay) : Verzögerung der Aufspaltung von Kohlehydraten im Darm NW: häufig gastrointestinale Beschwerden (Blähungen) Glitazone: Verbesserung der Insulinresistenz NW: Magen-Darmbeschwerden, Gewichtszunahme, Knöchelödeme HELIOS Kliniken GmbH Insulinspritze 1922 HELIOS Kliniken GmbH Therapie des Typ-2 Diabetes Insulinart Wirkbeginn stärkste Wirkung Wirkdauer Insulinanaloga sofort ca. 2 - 3 Stunden Normalinsulin 10 – 15 Minuten nach 2 Stunden Verzögerungs- 2 Stunden insulin NPH nach 1 Stunde nach 4-6 Stunden ca. 4 - 6 Stunden ca. 8 – 12 Stunden Verzögerungs- konstant flaches kein ca. 24 Stunden Insulinanaloga Wirkprofil Wirkmaximum HELIOS Kliniken GmbH Therapie des Typ-2 Diabetes Stufenschema • Stufe 1: Ernährung und Bewegung • Stufe 2: ......+ Metformin bei Übergewicht ......+ Sulfonylharnstoff bei Normalgewicht • Stufe 3: ......+ wie 2, zusätzlich Acarbose • Stufe 4: ......+ Insulin in Kombination mit Metformin oder Sulfonylharnstoff • Stufe 5: ......+ reine Insulintherapie • bei anzunehmender Insulinresistenz: Glitazone HELIOS Kliniken GmbH Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit ! Nur gemeinsam können wir sinnvolle Hilfen anbieten ! HELIOS Kliniken GmbH