Ortsgerichtete Modifikation von Somatostatin zur Darstellung

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Ortsgerichtete Modifikation von Somatostatin
zur Darstellung stimuli-responsiver Biokonjugate
DISSERTATION
zur Erlangung des Doktorgrades Dr. rer. nat.
der Fakultät für Naturwissenschaften
der Universität Ulm
vorgelegt von
Dipl. Chem. Jessica Thomas
aus Ulm
2015
Amtierender Dekan:
Prof. Dr. Joachim Ankerhold
1. Gutachter:
Prof. Dr. Tanja Weil
2. Gutachter:
Prof. Dr. Gerhard Maas
Tag des Promotionskolloquiums:
28.07.2015
.
Inhaltsverzeichnis
1
Theoretische Grundlagen
1
1.1
Einleitung
1
1.2
Biomoleküle als selbstassemblierende Liganden
2
1.3
Interkalation in Disulfidbindungen zur ortsgerichteten Modifikation
4
1.4
Das zyklische Modelpeptid Somatostatin
7
1.5
Unterschiedliche Modifizierungswege nach den Methoden des „grafting from“ und
„grafting onto“
11
1.6
Selbstassemblierung
13
1.7
Kronenether und die Bildung von Wirt-Gast-Komplexen
14
1.8
Übergangsmetall-Komplexe - basierend auf Bipyridin-Liganden
19
1.9
Phenylboronsäuren und deren Komplexbildung mit dem Salicylhydroxamat-System
25
2
Motivation
32
3
Ergebnisse und Diskussion
35
3.1
Somatostatin-Konjugate – Entwicklung nach der grafting onto Methode
36
3.1.1
Entwicklung unterschiedlich funktionalisierter Interkalator-Verbindungen
38
3.1.2
Biokonjugationsreaktionen der Interkalatoren: Somatostatin versus Glutathion
92
3.2
Somatostatin-Konjugate – Entwicklung nach der grafting from Methode
121
3.2.1
Darstellung von Aza-Kronenether-Somatostatin via Click-Reaktion
121
3.2.2
Darstellung von Boronsäure-Somatostatin via Click-Reaktion
123
3.2.3
Darstellung des Salicylhydroxamsäure-Somatostatins via Click-Reaktion
125
3.2.4
Zusammenfassung der Syntheseversuche der Somatostatin-Konjugate nach der
grafting from-Methode
3.3
Design multivalenter und stimuli-responsiver Somatostatin-Biokonjugate
127
129
3.3.1
Multivalente Somatostatin-Konjugate
3.3.2
Darstellung
responsiver
Somatostatin-Konjugate
129
durch
ortsgerichtete,
supramolekulare Chemie
137
4
Zusammenfassung und Ausblick
142
5
Experimenteller Teil
149
5.1
Allgemeine Vorbemerkungen
149
5.1.1
Arbeitstechniken
149
5.1.2
HPLC-Systeme
149
5.1.3
Analyse-Geräte/Methoden
150
5.1.4
Verwendete Chemikalien
151
5.2
Arbeitsvorschriften
153
5.2.1
Mannich-Salz
154
5.2.2
Bisulfid
155
5.2.3
Bisulfon
156
5.2.4
Boc-TEO-Linker
157
5.2.5
Boc-geschützter Amin-Interkalator
158
5.2.6
Amin-Interkalator
160
5.2.7
Säure-funktionalisierter Aza-Kronenether
161
5.2.8
Aza-Kronenether-Interkalator: Variante A
162
5.2.9
Boc-geschützter TEO-Aza-Kronenether
164
5.2.10 TEO-Aza-Kronenether
165
5.2.11 Aza-Kronenether-Interkalator: Variante B
166
5.2.12 Lithiiertes/Stannyliertes Pyridin
168
5.2.13 Methylester-funktionalisiertes 2,2´Bipyridin
169
5.2.14 Säure-funktionalisiertes 2,2´-Bipyridin
170
5.2.15 2,2´-Bipyridin-Säurechlorid
171
5.2.16 2,2´-Bipyridin-Interkalator
172
5.2.17 Geschützter Boronsäure-Interkalator
174
5.2.18 Boronsäure-Interkalator
175
5.2.19 Azido-Transfer-Agent
176
5.2.20 Boc-geschützter Azid-TEO-Linker
177
5.2.21 Azid-TEO-Linker
178
5.2.22 Azid-Bisulfid-Interkalator
179
5.2.23 Azid-Interkalator
181
5.2.24 Salicylhydroxamsäure-Interkalator
183
5.2.25 NHS-aktivierte Pentinsäure
185
5.2.26 Pentinsäure-modifizierter Aza-Kronenether
186
5.2.27 Aza-Kronenether-Interkalator: Variante C
187
5.2.28 Azid-Somatostatin
189
5.2.29 Aza-Kronenether-Somatostatin
190
5.2.30 Bipyridin-Somatostatin
191
5.2.31 Boronsäure-Somatostatin
192
5.2.32 Salicylhydroxamsäure-Somatostatin
193
5.2.33 Azid-Glutathion
194
5.2.34 Aza-Kronenether-Glutathion
195
5.2.35 Bipyridin-Glutathion
196
5.2.36 Boronsäure-Glutathion
197
5.2.37 Salicylhydroxamsäure-Glutathion
198
5.2.38 Maleimid-modifizierter Aza-Kronenether
199
5.2.39 Maleimid-Aza-Kronenether-Glutathion
200
5.2.40 Somatostatin-Dimer
202
5.2.41 Trimer-Kern-Verbindung
203
5.2.42 Tosylierter Ethinyl-TEO-Linker
204
6
7
5.2.43 TEO-Trimer-Kern-Verbindung
205
Verzeichnisse
206
6.1
Abkürzungsverzeichnis
206
6.2
Liste der synthetisierten Verbindungen
209
6.3
Abbildungsverzeichnis
212
6.4
Tabellenverzeichnis
215
6.5
Schemataverzeichnis
216
Literatur
219
Theoretische Grundlagen | 1
1 Theoretische Grundlagen
1.1 Einleitung
Die Entwicklung neuartiger Biomaterialien, basierend auf selbstassemblierenden Peptid- und
Protein-Systemen, gewinnt, aufgrund der vielfältigen Eigenschaften, im Feld der NanoBiotechnologie immer mehr an Bedeutung. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich von
Nanoröhren[1], über Hydrogele[2] und der Halbleitertechnik[3] bis hin zum medikamentösen
Wirkstofftransport[4]. Meist wird dazu ein Konjugat, bestehend aus den Komponenten
Biomolekül sowie reaktiver Plattform, entwickelt. Durch die Verknüpfung beider
Komponenten entsteht ein System, welches sowohl die biologischen Eigenschaften des
Biomoleküls als auch die der gebundenen funktionalen Moleküle in sich vereinigt. Ein
wichtiger Schwerpunkt liegt dabei in der Durchführbarkeit einer exakten Kontrolle
hinsichtlich gewünschter struktureller und funktionaler Eigenschaften dieser Materialien. An
diesem Punkt kann die Selbstassemblierung einen großen Beitrag leisten, da diese auch in
der Natur, ohne Eingriff des Menschen, die notwendige Steuerung des Aufbaus bioaktiver
Architekturen ermöglicht.
Eines von vielen interessanten Beispielen in der Natur, stellen die Metall-gerichteten
Protein-Komplexe, wie das Eisen-speichernde Metalloprotein Ferritin, dar. Diese Komplexe
werden meist durch Selbstassemblierung aufgebaut und über nicht-kovalente Bindungen
miteinander vernetzt.[5]
Abbildung 1-1. Oberflächenmodelle a) eines Ferritin-Protein-Komplexes; b) eine der 24 Ferritin-Untereinheiten; c) Metall[5]
Bindungsstellen in den Untereinheiten. Adapted by permission from Macmillan Publishers Ltd: Nature Chemical
Biology [5], copyright 2013.
2 | Theoretische Grundlagen
1.2 Biomoleküle als selbstassemblierende Liganden
Die Natur und deren Prozesse als Vorbild für neue Forschungen heranzuziehen, führen
natürlich zu gewissen Herausforderungen. Denn allein die Entwicklung kleinster organischer
Bausteine, welche selbständig eine spontane aber gleichzeitig definierte Organisation
eingehen um dabei makroskopische Strukturen, basierend auf nicht-kovalenten Bindungen,
auszubilden, stellt oftmals eine Schwierigkeit dar. Die Verwendung von Peptiden und
Proteinen als geeignete Bausteine nimmt aufgrund ihrer Komplexität und ihres Einflusses auf
den Organismus auch in der Natur einen besonderen Stellenwert ein. Unter den
biologischen Molekülen stellen sie die vielfältigste Klasse dar, da aus den über 20
verschiedenen Aminosäuren und den daraus resultierenden Kombinationsmöglichkeiten
unzählige Variationen zustande kommen können. Sie spielen dabei im menschlichen Körper
in vielen Prozessen, wie Gen-Expression, Stoffwechsel, Transport von kleineren Molekülen
oder Rezeptor-Bindung, eine wichtige Rolle.[6,7] Um diese Biomoleküle auch im Labor als
geeigneten Baustein einsetzten zu können, müssen diese gezielt modifiziert werden indem
eine Plattform eingeführt wird welche mittels eines spezifischen Reizes, wie beispielsweise
dem pH-Wert oder der Zugabe von bestimmten Ionen, angesteuert werden kann. Durch die
Vielfalt an funktionellen Gruppen und den daraus resultierenden Eigenschaften, waren
daher gerade Peptide und Proteine hinsichtlich einer Anwendung in der Selbstassemblierung
für Chemiker lange Zeit nicht zugänglich.
Heutzutage stellt die einfachste und am häufigsten verwendete Methode der Modifizierung
von Proteinen die Funktionalisierung der Aminosäurereste auf der Oberfläche dar. Jedoch
führt dies meist nur zu rein statistischer Modifikation, wodurch ein gezielter Aufbau
definierter Biokonjugate mittels Selbstassemblierung nicht realisierbar ist. Im Hinblick auf
nicht-kovalente Bindungen, stellen auch die oftmals ausgeprägten Protein-ProteinWechselwirkungen
ein
großes
Hindernis
dar,
wodurch
es
zu
unterwünschten
Quervernetzungen kommen kann. Diesem Problem mussten sich auch Tezcan et al. stellen,
welche versuchten, Nanoröhren sowie mehrdimensionale kristalline Proteinschichten über
Metall-Koordination
entsprechender
Oberflächenreste
monomerer
Proteine
zu
assemblieren. Gesteuert wurden diese Prozesse mittels Metallkonzentration und pH-Wert.[8]
Theoretische Grundlagen | 3
Abbildung 1-2. Schematische Darstellung der Zn-vermittelten Dimerisierung des RIDC3-Monomers sowie die Bildung
[8]
einer helikalen 1D Kette aus RIDC3-Dimeren. Adapted by permission from Macmillan Publishers Ltd: Nature Chemistry
[8], copyright 2012.
Eine weitere Schwierigkeit stellt die Erhaltung der biologischen Aktivität der Biomoleküle
dar. Diese ist besonders im Hinblick auf eine medizinische Anwendung von großer
Bedeutung. Sie beruht meist auf intermolekularen Wechselwirkungen der Reste der
Aminosäuren, welche auch für den Aufbau der dreidimensionalen Tertiärstruktur der
Proteine verantwortlich sind. Finden nun Modifikationen an den funktionellen Gruppen der
Protein-Oberfläche statt, können die Wechselwirkungen und somit die biologische Aktivität
beeinflusst werden und es im schlimmsten Fall zu einer Denaturierung des Proteins
kommen.
Eine Alternative stellt die Modifizierung des grundsätzlichen Aufbaus der Biomoleküle dar.
Dazu können eine oder mehrere Aminosäuren entweder durch nicht-native Liganden[9] oder
durch entsprechend modifizierte Aminosäuren ersetzt und so eine ortsgerichtete
Modifikation ermöglicht werden. Ein Beispiel hierfür, stellt die 2008 von Chmielewski et al.
publizierte Forschung zur Metall-getriggerten Selbstassemblierung von Kollagen-PeptidFibern dar. Diese Fibern weisen verschiedene Wiederholungseinheiten auf, beispielsweise
die Pro-Hyp-Gly-Abfolge (Prolin-(2S,4R)-4-Hydroxyprolin-Glycin). Die Gruppe ersetzte nun
den Hyp-Teil gegen Lysin-OH, welches nachfolgend mit einem Bipyridin verknüpft wurde.
Dadurch wurde es ermöglicht einen Tripel-Komplex aus den Kollagen-Fibern durch Zugabe
von Eisen(II)-Ionen zu bilden.[10]
4 | Theoretische Grundlagen
Abbildung 1-3. a) Aminosäurensequenz des modifizierten H-byp; b) Seitliche Ansicht nach Tripel-Helix-Bildung; c) Ansicht
[10]
von oben auf einen einzelnen Tripel-Helix-Strang, gefolgt von der Metall-getriggerten Selbstassemblierung. Reprinted
with permission from [10], copyright 2008 American Chemical Society.
Eine Form der ortsgerichteten Modifikation erlaubt die Interkalation in intramolekulare
Disulfidbrücken von Peptiden und Proteinen. Da diese Methode auch die Grundlage dieser
Arbeit darstellt, wird diese nun näher erläutert.
1.3 Interkalation in Disulfidbindungen zur ortsgerichteten Modifikation
Disulfidbindungen erfüllen je nach Lokalisation im Protein unterschiedliche Aufgaben, wobei
sie im hydrophoben Inneren für Struktur und Funktion und in der Nähe der Oberfläche für
die Stabilität des Proteins verantwortlich sind.[11] Ein Vorteil ist dabei, dass diese Bindungen
in Peptiden und Proteinen nahezu ohne Konkurrenzreaktionen gezielt adressiert werden
können, da Cystein als einzige Aminosäure einen reaktiven Thiol-Rest besitzt.
Für die Spaltung einer Disulfidbrücke muss ein Reduktionsmittel eingesetzt werden, wobei
hier der Einsatz von TCEP oder DDT, welche beide spezifisch Disulfidbindungen angreifen
und so auf Schutzgruppen verzichtet werden kann, vorteilhaft ist. TCEP kann außerdem bei
Raumtemperatur und wässrigen Lösungsmitteln, sowohl im basischen als auch im sauren
Milieu, verwendet werden und muss bei nachfolgenden Reaktionen nicht als Störfaktor
entfernt werden. Diese Eigenschaften sind damit ideal für einen Einsatz in der
Proteinchemie.[12,13]
Unter dem Vorgang der Interkalation in Disulfidbindungen versteht man im Allgemeinen die
reduktive Spaltung der Bindung gefolgt von dem Einbau einer Verbindung, dem sogenannten
Interkalator,
und
einem
darauffolgenden
Wiederaufbau
der
zuvor
gespaltenen
Theoretische Grundlagen | 5
Disulfidbrücke über das Interkalator-Molekül hinweg. Der Ursprung der Interkalatoren geht
zurück auf Nelson und Lawton im Jahre 1966.[14] Sie stellten Verbindungen vor, welche alle
dem nachfolgend dargestellten Aufbau zugrunde liegen und heutzutage unter der
Bezeichnung des Michael-Akzeptors bekannt sind:
Abbildung 1-4. Allgemeiner Aufbau eines Michael-Akzeptors, wobei W (blau) für eine elektronenziehende Gruppe und X
(rot) für eine Abgangsgruppe steht.
[14]
Diese weisen jeweils eine elektronenziehende Gruppe (W) in direkter Nachbarschaft einer
Doppelbindung sowie eine entsprechende Abgangsgruppe (X) auf. Im Laufe der Zeit
entwickelten sich in verschiedenen Arbeitsgruppen Michael-Akzeptoren mit einer Vielfalt an
funktionellen Gruppen, beispielsweise 𝑊 = −𝐶𝑂2 𝑅, −𝑁𝑂2 , −𝐶𝑁, −𝑆𝑂2 𝑅, sowie 𝑋 =
−𝐶𝑙, −𝐵𝑟, −𝑁(𝐶𝐻3 )+
3 . 1979 gelang es schließlich Lawton et al., eines dieser Moleküle als
Verbindungsstück zwischen zwei nukleophilen Gruppen innerhalb eines Proteins einzusetzen
und legten somit den Grundstein zur Interkalation.[15] Sie bezeichneten diese MolekülGruppe als ETAC-Reagenzien (Equilibrium Transfer Alkylating Cross-link). Die ersten Versuche
am Beispiel der Ribonuklease gelangen ihnen mit folgenden Verbindungen.
Abbildung 1-5. ETAC-Reagenzien der ersten Stunde.
[15]
1988 postulierten Lawton et al. einen Mechanismus für die konsekutiven Additionen zweier
nukleophiler Reste an den Michael-Akzeptor, welcher bis heute gültig ist.[16]
Schema 1-1. Mechanismus der konsekutiven Michael-Additionen zweier nukleophiler Reste.
[16]
6 | Theoretische Grundlagen
Je nach Nukleophilie des Angreifers sowie der Aktivierung der Doppelbindung durch W und
X, findet im ersten Schritt eine Michael-Addition oder eine sofortige Verdrängung statt. Nach
dem nukleophilen Angriff am Akzeptor bildet sich, durch E1cB-Eliminierung der
Abgangsgruppe X, automatisch ein neues Michael-Akzeptor-System aus, welches erneut
nukleophil angegriffen werden kann. Im Falle einer reduktiv gespaltenen Disulfidbrücke,
können beide Thiol-Reste als Nukleophile an einem ETAC-Molekül angreifen und durch zwei
aufeinander
folgenden
Michael-Additionen
über
drei
Kohlenstoff-Atome
wieder
rückverbrückt werden.
1990 gelang es Lawton und Brocchini, durch Weiterentwicklung der ersten Generation an
ETAC-Reagenzien, eine bis dato neuartige Verbindung zu synthetisieren, deren Grundgerüst
auch in dieser Arbeit eingesetzt wurde.[17] Es handelt sich um ein α,α-bis[(pTolylsulfonyl)methyl]acetophenon-Gerüst,
wobei
der
Acetophenon-Ring
mit
unterschiedlichen funktionellen Gruppen substituiert werden kann und somit einen
vielfältigen Verknüpfungspunkt aufweist.
Abbildung 1-6. Grundgerüst einer neuartigen Interkalator-Verbindung.
[17]
Die aromatische Keton-Funktion, gewährleistet dabei die nötige Aktivierung für die MichaelAddition. Die beiden Toluolsulfonsäure-Reste sorgen für die in der Proteinchemie nötige
Wasserlöslichkeit und stellen gleichzeitig die Abgangsgruppen dar. Bevor die Verbindung in
einer Michael-Addition eingesetzt werden kann, muss das Michael-Akzeptor-System durch
die Abspaltung einer der beiden Toluolsulfonsäure-Reste in leicht basischem Milieu
ausgebildet werden. Nun enthält die Verbindung alle zur Michael-Addition notwendigen
Bausteine: eine elektronenziehende Carboxygruppe, einen Toluolsulfonsäure-Rest als gute
Abgangsgruppe sowie eine α,β-ungesättigte Doppelbindung als Angriffspunkt. Der hier
beschriebene Vorgang, ist nachfolgend in Schema 1-2 dargestellt.
Theoretische Grundlagen | 7
Schema 1-2. Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems durch Abspaltung eines Toluolsulfonsäure-Restes.
Handelt es sich bei den Nukleophilen um die zwei Thiol-Reste der gespaltenen
Disulfidbindung, wird diese über das Interkalator-Molekül hinweg wieder aufgebaut. Dieser
Vorgang wird als Interkalation bezeichnet und bietet somit die Möglichkeit selektiv
Disulfidbrücken zu modifizieren. Brocchini nutzte dies um unterschiedliche Peptide und
Proteine mit einer Polyethylenoxid-Kette zu modifizieren, ohne dabei den üblichen Weg
über die Verknüpfung mit nukleophilen Aminogruppen zu gehen. Einer seiner ersten Erfolge
erzielte er mit der Interkalation in eine der Disulfidbindungen von Interferon-α 2, einer
antiviralen Protein-Wirkstoffkomponente.[18]
Ein Großteil der biologisch relevanten Proteine kann mittels dem von Brocchini vorgestellte
Konzept modifiziert werden, ohne dass es dabei zu einer Beeinträchtigung ihrer Funktion
sowie des strukturellen Aufbaus des Proteins kommt.[18] Dies trifft unter anderem auch auf
das Peptidhormon Somatostatin zu, welches in dieser Arbeit als Modelpeptid in Bezug auf
die Herstellung stimuli-responsiver Biokonjugate verwendet wurde.
1.4 Das zyklische Modelpeptid Somatostatin
Beim Somatostatin handelt es sich um ein natürlich vorkommendes zyklisches
Peptidhormon, welches im menschlichen Blutkreislauf zirkuliert und 1973 erstmals erwähnt
wurde.[19] Es agiert im menschlichen Körper als Hemmstoff gegenüber der Ausschüttung
verschiedener Substanzen, unter anderem den Wachstumshormonen Insulin und
Glucagon.[20] Gebildet wird es in den Zellen des Hypothalamus sowie im Gastrointestinaltrakt
einschließlich der Bauchspeicheldrüse und erfüllt je nach Ort und Gewebe unterschiedliche
physiologische Aufgaben. Im peripheren Gewebe agiert es als Regulator endo- und exokriner
Ausschüttung von Hormonen und Sekreten, und beeinflusst die Aktivität des
Gastrointestinaltrakts, insbesondere die Freisetzung der Magensäure. Im zentralen
8 | Theoretische Grundlagen
Nervensystem hingegen fungiert es als Neurotransmitter bzw. –Modulator.[21] Diese
Inhibitionseffekte machen den Einsatz von Somatostatin sowie seiner Analoga als
Wirkstoffkomponente
in
der
klinischen
Behandlung,
beispielsweise
bei
Wachstumshormonstörungen und endokrinen Tumoren, interessant.[22,23]
Es existieren zwei natürlich vorkommende, biologisch aktive Formen des zyklischen Peptids,
das Somatostatin-14 sowie -28, welche aus 14 bzw. 28 Aminosäuren aufgebaut sind. Sie
unterscheiden sich in ihrer Selektivität, üben aber prinzipiell denselben biologischen Einfluss
aus. In der Forschung wird allerdings überwiegend das Somatostatin-14 verwendet, welches
in Abbildung 1-7 dargestellt ist. Die Cyclisierung des Peptids, erfolgt über eine
intramolekulare Disulfidbrücke, der Thiol-Reste der Cysteine Cys3 und Cys14.
Abbildung 1-7. Natives Somatostatin-14 und das Analoga Octreotid, wobei die Disulfidbrücken rot und die
pharmakologisch aktive Aminosäuresequenz blau dargestellt sind.
Im Allgemeinen ist der räumliche Aufbau eines Peptids bzw. Proteins und somit die
Ausrichtung der Seitenketten der Aminosäuren für dessen biologische Aktivität, wie die
Bindung an einen Rezeptor, verantwortlich. Jedoch sind meist nicht alle Aminosäuren an
diesem Prozess beteiligt, so auch beim Somatostatin. Lediglich die Aminosäure-Sequenz
Phe7-Trp8-Lys9-Thr10 (blau dargestellt in Abbildung 1-7) sowie deren Konformation, sind
essentiell für die pharmakologische Aktivität des Hormons und dürfen daher bei
Modifizierungen nicht verändert werden.[24] Aufrechterhalten und stabilisiert wird diese
Konformation durch die intramolekulare Disulfidbrücke.[25] Die gesamte 3D-Struktur des
Somatostatins ist allerdings bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Es gab zwar Ansätze
bezüglich Wechselwirkungen zwischen den aromatischen Resten von Phe6 und Phe11, welche
Theoretische Grundlagen | 9
allerdings nicht bestätigt werden konnten. Daher einigte man sich zwischenzeitlich auf die
Existenz verschiedener Konformationen in einem Gleichgewicht.[26]
Das native Somatostatin weist eine Plasma-Halbwertzeit von nur wenigen Minuten auf und
kann daher ohne Modifikation nicht für therapeutische Zwecke eingesetzt werden.
Untersuchungen hinsichtlich des Metabolismus zeigten, dass Somatostatin gezielt an fünf
Stellen durch Peptidasen proteolytisch gespalten wird.[27]
Abbildung 1-8. Natives Somatostatin, sowie mit blauen Pfeilen gekennzeichnet die metabolischen Abbaustellen.
Diese Instabilität war die Grundlage zur Entwicklung von Somatostatin-Analoga welche zu
pharmakologischen Zwecken eingesetzt werden sollen. Auf dem weltweiten Markt bilden
Octreotid (Sandostatin®, siehe Abbildung 1-7) und Lanreotid (Somatulin®) bis heute die
einzigen, als Wirkstoff zugelassenen synthetische Analoga.[26] Diese weisen im Gegensatz
zum Somatostatin wesentlich höhere Zirkulationszeiten im Bereich mehrerer Stunden auf.
Ihre Einschränkung liegt allerdings in der selektiven Bindung an nur einen der fünf
bestehenden Somatostatin-Rezeptoren (Vergleich Tabelle 1).[23]
Die Wirkungsweise des Somatostatins beruht auf der hohen Affinität der Bindung an fünf
verschiedene Rezeptoren, die sogenannten SSTR1-5. Sie gehören zur Familie der G-Proteingekoppelten Rezeptoren und werden an der Oberfläche verschiedener Zelltypen, unter
anderem auch Tumorzellen, in unterschiedlicher Verteilung expressioniert.[28] Durch die
Bindung werden verschiedene Prozesse in der Zelle gestartet. Hierzu gehört die Hemmung
der Aktivität der Kalzium-Kanäle und der Adenylylcyclasen, wodurch bestimmte
Ausscheidungsprozesse beeinflusst werden. Weiterhin werden die Aktivitäten der
Phosphotyrosin Phosphotase sowie der MAP (Mitogen-aktivierte Protein) Kinase gestört,
was eine wichtige Rolle hinsichtlich der Regulierung des Zellwachstums spielt.[29] Einen
Vergleich der Bindungsstärken des nativen Somatostatins sowie die beiden Analoga
gegenüber den fünf Rezeptoren ist in nachfolgender Tabelle zusammengefasst.
10 | Theoretische Grundlagen
Tabelle 1. Bindungsstärken von Somatostatin, Octreotid und Lanreotid an die fünf Somatostatin-Rezeptoren (SSTR).
[30]
Reprinted with permission from [30], copyright © 2002, European Society of Endocrinology.
IC50-Werte [nM]
SSTR1
SSTR2
SSTR3
SSTR4
SSTR5
Somatostatin
0.93
0.15
0.56
1.5
0.29
Octreotid
180
0.54
14
230
17
Lanreotid
280
0.38
7.1
>1000
6.3
Nicht alle fünf Varianten der Rezeptoren werden gleich häufig expressioniert, was vor allem
für die Tumor-Therapie von Bedeutung ist. Da Octreotid und Lanreotid hauptsächlich an
SSTR2 binden, wird hinsichtlich des Einsatzes als Wirkstoff nach einer Alternative gesucht, da
gerade SSTR2 beispielsweise von Pankreas-Tumoren gar nicht und von Prostata- und
Dickdarm-Tumoren nur gering expressioniert wird. Einige Tumore weisen sogar eine
Mutation des SSTR2 auf, welche den gegenteiligen Effekt, also Stimulation statt Hemmung,
zur Folge hat.[23]
Bei den angesprochenen G-Protein-gekoppelten Rezeptoren handelt es sich um eine
Rezeptor-Klasse, welche in Zellmembranen zu finden sind und Signale außerhalb einer Zelle
über GTP-bindende Proteine in das Innere weiterleiten (Signaltransduktion). Der Rezeptor ist
aus sieben helikalen, die Zellmembran durchdringende, Untereinheiten aufgebaut. Diese
Einheiten sind durch jeweils drei intra- und extrazelluläre Schleifen miteinander verbunden
und weisen so eine räumliche Struktur auf, die in der Lage ist, beidseitig der Membran
spezifische Liganden zu binden. Findet nun außerhalb der Membran eine Bindung statt, wird
dadurch die räumliche Struktur des Rezeptors verändert, wodurch im Inneren der Zelle die
G-Proteine aktiviert werden, welche ihrerseits wiederum eine spezifische Signalkaskade
auslösen.[31]
Der einzigartige pharmakologische Effekt des nativen Somatostatin-14 beruht also auf der
hohen Bindungsaffinität gegenüber allen fünf Rezeptoren. Die wichtigste therapeutische
Einschränkung liegt aber in der sehr kurzen Plasma Halbwertszeit von unter drei Minuten. [32]
Ein erste Strategie zur Lösung dieser Probleme bot die Synthese von Somatostatin-Analoga
welche höhere Stabilität, aber leider nur sehr geringe Selektivität bezüglich der Rezeptoren
aufwiesen. Eine alternative Strategie liegt nun in einer gezielten Modifikation des nativen
Somatostatins.
Theoretische Grundlagen | 11
Da die Bindung an die Rezeptoren über die räumliche Koordination der β-Schleife stattfindet,
darf also der räumliche Aufbau nicht gestört werden, was somit eine statistische
Modifizierung der Aminosäure-Reste ausschließt. Die intramolekulare Disulfidbrücke
hingegen, ist zwar für den Erhalt der Tertiärstruktur verantwortlich, kann aber über den
vorgestellten Weg der Interkalation spezifisch modifiziert werden. Die Art des Aufbaus des
Interkalators ermöglicht dabei eine Einführung von unterschiedlichen Plattformen, wobei
dies wiederum über zwei verschiedene Methoden erzielt werden kann.
1.5 Unterschiedliche Modifizierungswege nach den Methoden des „grafting
from“ und „grafting onto“
Somatostatin-Konjugate, welche mittels der Interkalation aufgebaut werden, bestehen im
Grunde aus drei Komponenten, dem Somatostatin als Biomolekül, dem funktionalen
Baustein sowie der Interkalator-Verbindung als verknüpfende Einheit. Die Vereinigung dieser
drei Komponenten kann jedoch über zwei unterschiedliche Synthesestrategien erfolgen
welche im Allgemeinen als grafting from und grafting onto bezeichnet werden (Abbildung
1-9).
Die grafting from (A) Methode verläuft über einen zweistufigen Prozess, welcher eine
nachträgliche Modifikation des interkalierten Somatostatins beinhaltet. Dabei wird eine
Interkalator-Variante verwendet, welche eine reaktive funktionelle Gruppe aufweist, die sich
auch interkaliert noch selektiv adressieren lässt. Der erste Schritt besteht also in der
Interkalation besagter Verbindung in die Disulfidbrücke des Biomoleküls. Im zweiten Schritt
wird dieses Biokonjugat mittels der funktionellen Gruppe des Interkalators über eine
geeignete Reaktion mit dem gewünschten Baustein verknüpft. Vorteilhaft ist hierbei, dass
während dem Interkalations-Vorgang keine Rücksicht auf mögliche Wechselwirkungen oder
Nebenreaktionen der funktionalen Bausteine genommen werden muss, da diese erst
nachfolgend eingeführt werden. Jedoch ergeben sich daraus mehrere Reaktions- sowie
Aufreinigungsschritte, bei welchen das Biomolekül bereits anwesend ist und es somit zu
Einschränkungen aufgrund dessen sensitiver Eigenschaften kommen kann.
12 | Theoretische Grundlagen
Die Variante des grafting onto (B) dagegen, sieht eine vorherige Funktionalisierung des
Interkalators vor. Dazu werden die gewünschten Bausteine, meist über ein Linker-Molekül,
an das Interkalator-Grundgerüst gebunden und die synthetisierte Verbindung im Anschluss
interkaliert. Hierbei handelt es sich um die häufiger verwendete Methode, da hier zum einen
nur ein Aufreinigungsschritt mit Biomolekül durchgeführt werden muss und es daher zu
geringeren Verlusten kommt. Zum anderen wird bei der Entwicklung der unterschiedlich
funktionalisierten Interkalatoren rein organische Synthese betrieben, wodurch ein breites
Reaktions- sowie Charakterisierungsspektrum eingesetzt werden kann. Nachteilig ist hierbei
allerdings, dass für jede gewünschte Plattform zuerst ein geeigneter Interkalator
synthetisiert und bei der Interkalation die jeweiligen idealen Reaktionsbedingungen neu
untersucht werden müssen.
Abbildung 1-9. Darstellung der beiden unterschiedlichen Synthesestrategien grafting from und grafting onto am Beispiel
der Interkalation in die Disulfidbrücke eines Biomoleküls.
Da beide Synthesestrategien gewisse Vor- und Nachteile aufweisen, wurden in dieser Arbeit
beide Ansätze parallel verfolgt. Unabhängig von der gewählten Synthesestrategie wurde die
Wahl der geeigneten funktionalen Plattform getroffen. Diese sollte die gewünschte Fähigkeit
zur Selbstassemblierung mit sich bringen und werden nachfolgend näher beschrieben.
Theoretische Grundlagen | 13
1.6 Selbstassemblierung
Die Selbstassemblierung gehört, zusammen mit der Wirt-Gast-Chemie, zu den wichtigsten
Prozessen der supramolekularen Chemie und beschäftigt sich mit der Bildung
hochdefinierter, übergeordneter Strukturen, welche durch Assoziation von MolekülEinheiten mittels reversibler nicht-kovalenter Wechselwirkungen entstehen. Im Grunde
orientiert sich die supramolekulare Chemie an den komplexen Strukturen der Natur und
stellt somit eine Brücke zwischen den Wissenschaften der Biologie und der Chemie dar. [33]
Ihre Ursprünge liegen im 19. Jahrhundert, als Van der Waals[34] 1873 die Existenz
intermolekularer Kräfte und Werner[35] 1893 die Idee der Koordinationschemie postulierten.
1920
folgten
Latimer
und
Rodebush
mit
ihren
Forschungsberichten
über
Wasserstoffbrückenbindungen.[36] Auch Fischer leistete 1894 einen bahnbrechenden Beitrag,
als er das sogenannte „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ der Enzym-Substrat-Wechselwirkung
vorstellte und somit die Grundlage der Wirt-Gast-Komplexbildung schaffte.[37] 1960 wurde
ein weiterer Meilenstein errungen, als Pedersen die Entdeckung der Kronenether, einer der
berühmtesten Verbindungsklassen, zur Komplexierung von Kationen, gelang.[38] Inspiriert
durch diese Erkenntnisse folgten weitere Forscher wie Vogtle, Cram und Lehn, welche sich
an der Synthese selektiver Rezeptoren versuchten und so dazu betrugen, dass sich dieses
Forschungsgebiet innerhalb weniger Jahrzehnte rasant vergrößerte und zunehmend an
Bedeutung gewann. Aus heutiger Sicht betrachtet, gilt der Franzose Jean-Marie Lehn als
einer wichtigsten Mitbegründer der „Supramolekularen Chemie“ und wurde 1987
zusammen mit Donald J. Cram und Charles J. Pedersen mit dem Nobelpreis der Chemie für
ihre Forschung im Feld der Supramolekularen Chemie ausgezeichnet.[39]
Der Begriff der nicht-kovalenten Bindung umfasst eine Vielzahl an unterschiedlichen intraund
intermolekularen
Wechselwirkungen
und
somit
einen
großen
Bereich
an
Bindungsstärke.[40]
In
nachfolgender
Tabelle
ist
eine
Übersicht
Wechselwirkungen, mit jeweiliger Stärke, dargestellt.
der
wichtigsten
nicht-kovalenten
14 | Theoretische Grundlagen
Tabelle 2. Zusammenfassung von nicht-kovalenten Wechselwirkungen.
[40]
Wechselwirkung
Stärke [kJ mol-1]
Beispiel
Ion-Ion
100-350
Natrium-Chlorid
Ion-Dipol
50-200
[15]Krone-5-Natrium
Dipol-Dipol
5-50
Aceton, Salzsäure
Wasserstoffbrückenbindung
4-120
Wasser, Terpyridine
Kation-π
5-80
Benzol-Natrium
π-π
0-50
Benzol
Van-der-Waals
<5
Alkane
Hydrophobisch
Lösungsmittelabhängig
Cyclodextrine
Diese Kräfte bilden die Grundlage der Ausbildung der Komplexe im Bereich der
Selbstassemblierung. Zu den klassischen Vertretern, auch im Hinblick auf Biomoleküle,
zählen sicherlich die Wirt-Gast-Komplexe mit den Kronenethern sowie die ÜbergangsmetallKomplexe mit Bipyridin-Liganden. In den letzten Jahrzehnten rückte auch die Kategorie der
Boronsäure-Komplexe immer weiter in den Fokus der Forschung. Daher werden diese drei
Systeme nun näher erläutert.
1.7 Kronenether und die Bildung von Wirt-Gast-Komplexen
Die Bildung von Wirt-Gast-Komplexen beruht auf dem Konzept der molekularen Erkennung
bzw. dem sogenannten Schlüssel-Schloss-Prinzip. Es beschreibt die Aggregation zwischen
einem Wirt und einem Gast, bzw. Rezeptor und Substrat. Als Wirt wird dabei jenes Molekül
bezeichnet, welches für die Erkennung verantwortlich ist. Der Gast ist dementsprechend das
zu erkennende Molekül. Die Komplementarität ist dabei ein essentieller Faktor für die
molekulare Erkennung, aber keine Garantie für eine tatsächliche Bindung. Vor allem in der
Biochemie spielen diese Vorgänge eine wichtige Rolle, da sie sämtliche Reaktionen,
Regulationen und Transporte im menschlichen Körper steuern. Einige der wichtigsten
Vorgänge sind enzymatische Reaktionen, Antigen-Antikörper-Erkennung, Signalinduktion
durch Neurotransmitter oder zelluläre Erkennungsprozesse.
Theoretische Grundlagen | 15
Auch im Bereich der Chemie gibt es einige Vertreter die durch ihren strukturellen Aufbau
oder funktionellen Gruppen in der Lage sind spezielle Gastmoleküle aufzunehmen, wie
beispielsweise Cyclodextrine, Zeolithe, Porphyrine oder Kronenether.
Kronenether
Die Entdeckung dieser Stoffklasse durch Pedersen geschah eher zufällig, als dieser bei einer
Bisphenol-Synthese die Nebenprodukte und deren Eigenschaften genauer untersuchte. [41]
Schema 1-3. Bisphenol-Synthese von C. J. Pedersen.
[41]
Bei Kronenethern handelt es sich um zyklische Polyether, bestehend aus einer
unterschiedlichen Anzahl an Ethyloxy-(-CH2-CH2-O-)-Einheiten, welche es ermöglichen, dass
Kronenether sowohl in wässrigen als auch in organischen Lösungsmitteln gut löslich sind.
Diese Eigenschaft macht man sich zu Nutze um ionische, hydrophile Elemente oder
Verbindungen in organische Phasen zu überführen. Die Nomenklatur folgt dabei [m]Krone[n], wobei m für die Anzahl der Atome und n für die Anzahl der Sauerstoffatome im Ring
steht.[38] Kronenether können auch in anderen Modifikationen, wie Substitution eines
Sauerstoff-Atoms oder Verbrückungen, auftreten.
Abbildung 1-10. Unterschiedliche Vertreter der Stoffklasse der Kronenether.
Die hohe Anzahl an freien Elektronenpaaren der elektronegativen Sauerstoffatome
ermöglicht der Krone als Wirt zu agieren und Alkali-, Erdalkali- oder Metallionen über DipolIon-Wechselwirkungen zu binden, solange diese eine sphärische Elektronendichte sowie die
passende Größe aufweisen. Diese Verbindungen führen meist zu kristallinen Feststoffen,
welche sich gut anhand von Röntgenstrukturanalyse untersuchen lassen. Organische
16 | Theoretische Grundlagen
Kationen, wie Ammonium-Ionen, können ebenfalls komplexiert werden, wobei hier die
Wechselwirkungen eher auf Wasserstoffbrückenbindungen beruhen.[42] Die KomplexStabilität sowie die Gast-Selektivität hängen hauptsächlich von der Anzahl der EthyloxyEinheiten und somit der Ringgröße sowie vom Durchmesser des Gastes ab.[43]
Abbildung 1-11. Vergleich der Durchmesser von Krone und Kation für die Bildung eines 1:1-Komplexes.
[43]
Je nach Größe des Gastes, sitzt dieser inner- oder oberhalb der Molekülebene des
Kronenethers.[44] Ist der Gast nun wesentlich größer als der Hohlraum, kann dieser, im
Gegensatz zur gewöhnlichen 1:1 (Wirt:Gast)-Komplexierung, zur Bildung eines SandwichKomplexes, also im Verhältnis 2:1 (Ligand-Gast) führen.[45,47]
Abbildung 1-12. Schematische Darstellung einer Kalium-induzierten Aggregierung durch Ausbildung von SandwichKomplexen in einem Natrium-haltigen Medium.
[46]
Reprinted (adapted) with permission from [46], copyright 2002
American Chemical Society.
Die [18]Krone-6 bildet dabei bevorzugt mit K+ stabile 1:1-Komplexe, die [15]Krone-5 mit Na+,
bevorzugt jedoch mit K+ 2:1-Sandwich-Komplexe.[46] Ferner spielt auch das Lösungsmittel
Theoretische Grundlagen | 17
hinsichtlich der Komplexbildung und Stabilität eine Rolle, da jenes die Konformation und
somit die Affinität bezüglich der Ionen beeinflussen kann. In unpolaren Lösungsmitteln ist
die Stabilitätskonstante eines Kationen-Komplexes meist wesentlich höher als in polaren
Lösungsmittel, da sich die Krone ähnlich einem Tropfen Wasser in Öl verhält und die freien
Elektronenpaare in das Innere der Krone richtet, wodurch die Koordination eines Kations
bevorzugt wird. In hydrophilen Medien muss sich die Krone für eine Koordination zuerst
vororganisieren, was energetisch weniger bevorzugt wird. Im Wesentlichen stellt sich die
Frage in wieweit die Lösungsmittel-Moleküle mit einem Gast bezüglich der intermolekularen
Bindung konkurrieren.[47]
Abbildung 1-13. Lösungsmittel-Einfluss auf die Konformation der Kronenether.
[47]
Kristallstrukturanalysen zeigen, dass Kronenether in unkomplexiertem Zustand keinen
richtigen Hohlraum aufweisen und eher die Form eines Parallelogramms einnehmen als die
eines Rings. Dabei drehen sich zwei CH2-Gruppen nach innen und ragen so in den Hohlraum
hinein. Für den Vorgang der Komplexbildung muss sich die Krone also zuerst konformativ
umwandeln und desolvatisieren. Dies geschieht allerdings erst in Gegenwart eines
potentiellen Gasts, beispielsweise KSCN (siehe Schema 1-4). Die treibende Kraft dieser
Konformationsänderung ist die Ion-Dipol-Bindung zwischen dem Kalium-Ion und dem Dipol
der Sauerstoff-Atome im Ether-System.[48] Diese Flexibilität sorgt für einen gewissen
Spielraum bezüglich der Größe des Gastes.
[48,49]
Schema 1-4. Konformation einer [18]Krone-6 vor und nach der Komplexbildung mit einem Kalium-Ion.
Ein sowohl für die Chemie als auch Biologie interessanter Aspekt, ist natürlich die
Möglichkeit die Komplexbildung gezielt durch spezifische Stimuli kontrollieren zu können.
18 | Theoretische Grundlagen
Hierzu existieren bereits unterschiedliche Konzepte, beispielsweise durch physikalische
Reize, wie Licht, oder durch Elektronen getriebene Erkennung mittels Redox-Reaktionen.[41]
Abbildung 1-14. Beispiele für Licht- und Redox-induzierte Komplexbildung.
[41]
In der Peptidchemie werden Kronenether oftmals zur Funktionalisierung von Aminosäuren
verwendet, um gezielt bestimmte Eigenschaften der Biomoleküle zu verändern. Werden nun
Peptide aus diesen modifizierten Aminosäuren aufgebaut, kann beispielsweise deren
Konformation durch die Zugabe eines geeigneten Ions gezielt beeinflusst werden. Voyer
konnte auf diese Weise mittels Cäsiumionen eine Änderung von β-Faltblatt zu α-Helix
erreichen.[50]
Abbildung 1-15. Kronenether-funktionalisierte Aminosäure, sowie die durch Cäsiumionen getriggerte Ausbildung einer α[51]
Helix-Konformation. Adapted from [51] with permission of The Royal Society of Chemistry.
Dass auch Aza-Kronen in der Lage sind 2:1-Sandwich-Komplexe auszubilden, zeigten
Beletskaya et al. mit ihrer Forschungsarbeit an der Kationen-induzierten Dimerisierung von
Porphyrinen, welche zuvor mit Aza-Kronen modifiziert worden waren.[52]
Theoretische Grundlagen | 19
Abbildung 1-16. Komplexierung von Aza-Kronenether-modifizierten Porphyrinen mit Natrium (1:1-Komplex) und Kalium
[52]
(2:1-Komplex). Adapted from [52] with permission of The Royal Society of Chemistry.
Wie bereits mehrfach erwähnt, binden Kronenether über ihre Sauerstoffatome. Den Prozess,
dass Liganden über mehrere Bindungsstellen an einen Gast binden, wird als Chelatisierung,
die daraus resultierende Erhöhung der Stabilität als Chelat-Effekt beschrieben.[53]
Kronenether stellen dabei aufgrund ihrer Ringstruktur eine Besonderheit dar, wodurch die
Anordnung im Ring die Bewegung der einzelnen Bindungen hemmt und dadurch eine
Dissoziation des Komplexes erschwert wird (Makrozyklischer-Effekt). Am häufigsten wird der
Begriff der Chelate jedoch in der Koordinationschemie, im Hinblick auf die Komplexierung
von Übergangsmetallen, verwendet.
1.8 Übergangsmetall-Komplexe - basierend auf Bipyridin-Liganden
Übergangsmetall-Komplexe sind meist das Ergebnis der Wechselwirkung einer Lewis-Säure
mit einer Lewis-Base, wobei erstere durch das Übergangsmetall als Zentralatom und letztere
durch einen Liganden repräsentiert wird. Der Ligand übernimmt damit die Rolle des
Elektronenpaar-Donors, welcher die Lücke in der Elektronenkonfiguration des Zentralatoms
bzw. des Akzeptors auffüllt.[54]
n+
Abbildung 1-17. Schematische Darstellung eines Übergangsmetalls M mit ein-, zwei- und dreizähnigen Liganden L.
20 | Theoretische Grundlagen
Als Zentralatom können prinzipiell alle Übergangsmetalle dienen, welche den Liganden für
eine Bindung ausreichend freie d-Orbitale zur Verfügung stellen. Welches Metall und somit
wie viele Valenzelektronen in den Orbitalen enthalten sind, beeinflusst den Aufbau und die
Stabilität des späteren Komplexes entscheidend. Typische Vertreter sind Cu 2+, Fe0/2+/3+ und
Ru2+. Als Liganden können theoretisch alle Verbindungen verwendet werden, welche als
Lewis-Base agieren können und somit Elektronen in die Bindung zum Zentralatom
einbringen. Nachfolgend sind einige der bekanntesten Liganden dargestellt, wobei das 2,2´Bipyridin zu den am häufigsten verwendeten Verbindungen in der Komplexchemie zählt.[54]
Abbildung 1-18. Die am häufigsten verwendeten Liganden in der Übergangsmetall-Komplexierung.
Die Bipyridine sind eine Stoffklasse organischer Verbindungen, welche aus zwei direkt
miteinander verknüpften Pyridin-Ringen bestehen. Jedes Pyridin-Molekül weist dabei drei
mögliche Verknüpfungspositionen auf, wodurch sich sechs Bipyridin-Isomere ausbilden
können. Aufgrund der Position der sp2-hybridisierten Stickstoffatome sind jedoch nur das
2,2´- und das 4,4´-Isomer als Stickstoff-Donor-Ligand in der Komplexbildung von Bedeutung.
Abbildung 1-19. Darstellung der sechs möglichen Bipyridin-Isomere.
Das 2,2´-Bipyridin wurde 1888 von Blau entdeckt.[55] Er erkannte die Fähigkeit zur
Koordination und synthetisierte den ersten Bipyridin-Eisen-Komplex.[56] Die meisten der
Übergangsmetallionen bilden mit bis zu vier koordinierten Bipy-Liganden stabile Komplexe
aus. Die im Allgemeinen hohen Bindungsaffinitäten der Stickstoff-Liganden gegenüber den
Metall-Kationen beruhen hauptsächlich auf dem Chelatisierungs-Effekt sowie der π-
Theoretische Grundlagen | 21
Akzeptor-Fähigkeit. Im Allgemeinen reichen die Bindungen in der Koordinationschemie von
gänzlich ionischen, nicht-kovalenten Ion-Dipol-Wechselwirkungen bis hin zu vollständig
kovalent. Im nicht-kovalenten Fall bilden die freien Elektronenpaare des Liganden eine
dative Bindung mit einem positiv-geladenen Metall-Kation, im kovalenten Fall dagegen
findet eine Orbitalüberlappung zwischen den Valenzorbitalen des Metalls und dem Liganden
statt. Die meisten Verbindungen liegen allerdings irgendwo zwischen den beiden Extremen
und beinhalten so immer einen nicht-kovalenten Anteil in den Bindungen. Wie groß dieser
Anteil ist hängt von der Ladung des Metalls, der Größe und dem Liganden ab, wobei kleine,
mehrfach geladene Metallionen bzw. diejenigen mit abgeschlossener Valenzschale eher
dazu tendieren ionische Wechselwirkungen einzugehen. Die Koordinationszahl wird dabei
durch die Zahl der Liganden bestimmt, welche sich um das Metallion anordnen können. [57]
Bipyridine besitzen wie die Terpyridine ein ausgedehntes π-System, wodurch sie in Form
eines Metall-Komplexes Licht absorbieren können. Ein Beispiel hierfür sind Ruthenium-BipyKomplexe, welche bei Raumtemperatur in Lösung einen langlebigen angeregten TriplettZustand von etwa 102-103 ns aufweisen.[58]
[59]
Abbildung 1-20. Strukturformel und 3D-Modell
des [Ru(bipy)3]Cl2-Komplexes.
Ruthenium-Komplexe gehören dabei zu den best-analysiertesten Bipyridin-Komplexen. Das
einfachste und bekannteste Beispiel ist der [Ru(bipy)3]Cl2-Komplex (Abbildung 1-20). Hierbei
handelt es sich um ein rotes, kristallines Salz, welches hohe Wasserlöslichkeit aufweist und
einen oktaedrisch angeordneten Komplex mit D3-Symmetrie ausbildet. Zu Bekanntheit
gelangte der Komplex aufgrund seiner optischen Eigenschaften. Er stellte die
Forschungsgrundlage für die Klasse der Chromophore dar, welche wiederum die Entwicklung
der Übergansmetall-basierten Umwandlung von Solarenergie beeinflussten. In wässrigen
Medien absorbieren [Ru(bipy)3]Cl2-Komplexe Licht im UV- und sichtbaren Bereich und bilden
dabei durch Intersystem Crossing einen langlebigen energetisch niedrigen Triplet-Zustand
22 | Theoretische Grundlagen
(3MLCT, Metall-Ligand-Charge-Transfer) aus.[60] Wie in nachfolgender Abbildung dargestellt,
sind noch weitere Übergange möglich.
2+
Abbildung 1-21. Absorptions-Spektrum von Ru(bipy)3 ; LC: 185/285 nm, MC: 322/344 nm, MLCT: 240/450 nm.
[61]
;
Reprinted from Coordination Chemistry Reviews, Vol. 84, A. Juris, V. Balzani, F. Barigelletti, S. Campagna, P. Belser, A.
von Zelewsky, Ru(II) polypyridine complexes: photophysics, photochemistry, eletrochemistry, and chemiluminescence,
Pages 85–277, Copyright 1988, with permission from Elsevier.
Auch die Emission der Ruthenium-Bipy-Komplexe ist von großem Interesse. Anregung führt
zu lumineszenter Emission, deren Intensität, Lebensdauer und Wellenlänge durch
Temperatur und Lösungsmittel beeinflusst werden können.[61] Die gezielte Steuerung der
optischen Eigenschaften des Komplexes bietet die Möglichkeit einer Vielzahl an
unterschiedlichen
Einsatzgebieten,
beispielsweise
in
der
Medizin
in
Form
der
Photodynamischen Therapie, bei welcher Krebszellen mit Hilfe von lichtempfindlichen
Therapeutika getötet werden können.[62]
Neben den optischen finden auch die Selbstassemblierungs-Eigenschaften der BipyKomplexe breite Anwendung. Der Einsatz von Proteinen als Liganden in der MetallKoordinationschemie ist in der Natur schon lange etabliert. Es wird dadurch möglich, die oft
schwachen und ungerichteten Wechselwirkungen von Proteinen sowohl inter- als auch
intramolekular gezielt zu steuern und sie durch die Bindung an ein Metall-Zentrum zu
verstärken
aber
gleichzeitig
labil
genug
zu
halten.[63]
Einige
interessante
Forschungsergebnisse diesbezüglich, lieferten 2011 Thulstrup und Jensen mit einer durch
Eisen(II)-Ionen kontrollierten Selbstassemblierung von modifiziertem Insulin.[64] Es ist
bekannt, dass natives Insulin mittels Selbstorganisation die Bildung von Dimeren, über
Wechselwirkungen zwischen den hydrophoben Oberflächen, durchläuft. Dies bildet die
Grundlage für die Zink-koordinierte Hexamer-Bildung aus drei Dimeren (siehe Abbildung
Theoretische Grundlagen | 23
1-22).[65] Diese Hexamere werden im Pankreas gespeichert und können in den Blutkreislauf
abgegeben werden, wo dann das Insulin-Monomer für die Regulierung des Glukose-Spiegels
im Blut zuständig ist.[66] Die Arbeitsgruppe verknüpfte nun den Lysin-Rest des Insulins mit
einem 2,2´-Bipyridin und erzielte durch Zugabe einer Eisen-(II)-Lösung die Ausbildung eines
stabilen und zugleich reversiblen Insulin-Trimers. Ihr Ziel war dabei die Erhöhung der
Stabilität des Insulins vor dem Hintergrund der Diabetes-Behandlung. Ihnen gelang damit ein
maßgeblicher Schritt in Richtung neuartiger Peptid- und Protein-Wirkstoffe.[64]
[67]
Abbildung 1-22. Links: Natives Insulin-Hexamer (Koordination von HisB10-Reste (grün) an Zn(II) (grau)); Rechts: Model
[64]
des erwarteten Trimers aus 2,2´-Bipy-(lila)-modifiziertem Insulin mit Fe(II) (magenta). Reprinted with permission from
[64], copyright © 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim.
Dass der Einsatz gerade von nicht-nativen Liganden immense Vorteile für die
Koordinationseigenschaften eines Proteins mit sich bringt, erkannten auch Sasaki et al. Ihre
Idee war es, mit Hilfe kovalent an α-helikale Peptid-Segmente gebundene 2,2´-Bipyridine
über Selbstassemblierung, durch Koordination an Eisen-(II)-Ionen, ein aus drei Helices
bestehendes Protein selbstständig auszubilden.[68] Sie leisteten dabei einen interessanten
Beitrag hinsichtlich Synthesen neuartiger Proteine, angelehnt an die Klasse der natürlich
vorkommenden, aus vier α-Helices aufgebauten, Proteinen.[69]
Abbildung 1-23. Metall-induzierte Bildung eines 3-α-Helix-Bündel.
1991, American Chemical Society.
[68]
Adapted with permission from [68], Copyright ©
24 | Theoretische Grundlagen
Auch die dreidimensionale Anordnung von Aminosäuren in einem Protein stellt eine Art der
Selbstassemblierung dar. Ersetzt man eine bestimmte Anzahl an natürlichen Aminosäuren
gegen Bipyridine, kann durch Zugabe eines geeigneten Metalls eine Koordination und somit
ein künstliches Metalloprotein erzeugt werden. 2006 gelang Ishida et al. die erste Synthese
dieser Art, indem er einen Ruthenium-(II)-tris(bipyridyl)-Komplex als Kern eines Proteins
einsetzte.[9]
Abbildung 1-24. Entwurf eines künstlichen Metalloproteins mit einem Ruthenium-(II)-tris(bipyridyl)-Komplex als Kern.
[9]
Reprinted with permission from [9], copyright © 2006 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim.
Selbstassemblierungsprozesse und die daraus resultierenden Produkte, basierend auf
Metall-Koordination, weisen viele Vorteile wie Stabilität, hohe Reaktionsgeschwindigkeiten
und Umsätze, ein gerichteter Reaktionsverlauf oder milde Reaktionsbedingungen auf.
Metalle zeigen jedoch oft ein hohes Maß an Toxizität, was ihren Einsatz unter
physiologischen Bedingungen erschwert. Es gibt zwar Metalle, wie Eisen, welche auch auf
natürliche Weise im menschlichen Körper vorkommen, allerdings können diese dadurch
auch unerwünschte Konkurrenzreaktionen verursachen. Hinsichtlich des medikamentösen
Wirkstofftransports durch Proteine oder andere körpereigene Verbindungen, spielt neben
Stabilität und Bioorthogonalität auch Reversibilität eine entscheidende Rolle. Unter
Berücksichtigung dieser Kriterien intensivierte sich über die letzten Jahrzehnte die Forschung
in einer weiteren zur Selbstorganisation fähigen Verbindungsklasse, die sogenannten
Boronsäuren.
Theoretische Grundlagen | 25
1.9 Phenylboronsäuren
und
deren
Komplexbildung
mit
dem
Salicylhydroxamat-System
Boronsäuren sind dafür bekannt mit bestimmten Liganden sehr schnell, stabile Komplexe
auszubilden. Entdeckt wurden sie 1860 von Frankland und Duppa[70], jedoch erst 1959
veröffentlichten
Lorand
und
Edwards[71]
ihre
quantitativen
Untersuchungen
zur
Wechselwirkung von Boronsäuren mit unterschiedlichen Poly-Alkoholen und leisteten später
einen großen Beitrag zur Aufklärung der Geometrie und des Reaktionsverhaltens des
Boronat-Anions. Sie konnten zeigen, dass ein dreifach substituiertes Bor-Atom in einer sp2
trigonal planaren Geometrie mit einem vakanten p-Orbital vorliegt, welches orthogonal zur
Molekülebene der Substituenten steht. Nukleophile sind daher in der Lage mit ihrem freien
Elektronenpaar an diesem leeren Orbital anzugreifen und an das Boratom zu binden und so
eine Änderung der Hybridisierung und daraus folgend der Geometrie herbeizuführen. Der
exakte Vorgang der Komplexierung ist allerdings bis heute nicht vollständig geklärt.
Abbildung 1-25. Angriff eines Nukleophils am Bor-Zentrum.
[80]
Aufgrund des schwachen Lewis-Säure-Charakters des Bor-Zentrums, kann das Bor-Atom als
Rezeptor für harte Anionen, wie Cyanide, Hydroxide und Fluoride, agieren. Trotz der oft
vorliegenden Hydroxylgruppen, hat die Azidität der Boronsäuren keinen Brönsted-SäureCharakter und spielt nur bei kovalenten Wechselwirkungen eine Rolle. [80] Bei 25°C in Wasser
liegt der pKa-Wert einer Phenylboronsäure bei etwa 8.70[72], wobei die Säurekonstante Ka
durch die Reaktion von Phenylboronsäure mit Wasser und der daraus resultierenden
Freisetzung eines Protons definiert wird.[73] Gerade in wässrigen Medien können
Boronsäuren neben 1,2- oder 1,3-Alkoholen[74] auch eine Vielzahl anderer Nukleophile, wie
beispielsweise Amine[75], Dicarbonsäuren[76] oder α-Hydroxy-Carbonsäuren[79] komplexieren.
Hierbei ist es von großem Interesse, dass diese Komplexierungs-Reaktionen unter
physiologischen Bedingungen eine pH-abhängige Reversibilität zeigen. In wässrigen Medien
stellt sich meist ein Gleichgewicht zwischen trigonal planaren Komplexen und tetraedrischen
26 | Theoretische Grundlagen
Boronat-Anionen ein (Abbildung 1-26). Man geht jedoch davon aus, dass die Reaktion
ausgehend vom tetraedrischen Anion schneller verläuft.[77] Ishihara lieferte 2008 die
Erkenntnis, dass die Reaktionskonstante des Boronat-Anions mit aliphatischen Diolen viel
kleiner ist, als die der Boronsäure.[78] Anhand aller Erkenntnisse lässt sich nachfolgend
dargestellter thermodynamischer Kreis aufstellen, wobei gilt Ktet > Ktrig und pKa > pKa´.[73]
Abbildung 1-26. Thermodynamische Analyse der Wechselwirkungen von Phenylboronsäure mit 1,2-Ethandiol.
[73]
Je nach Art des Diols können sich prinzipiell sowohl fünf- (1,2-Diol) als auch sechsgliedrige
(1,3-Diol) Ringe ausbilden, wobei der sechs-Ring meist geringere Stabilität aufweist.[77] Dies
hängt aber im Wesentlichen von der Azidität der beteiligten Reaktionspartner ab, wobei gilt,
je höher die Azidität der Boronsäure oder des Liganden, desto höher ist auch die
Stabilitätskonstante des Komplexes.[79] Experimentell betrachtet ist die Stabilität vom
Lösungsmittel und dem pH-Wert der Umgebung abhängig,[74] wobei als Referenz gilt, dass
der optimale pH-Wert für die Wechselwirkung zwischen Boronsäure und einem Diol
oberhalb des pKa-Wertes der Boronsäure liegen sollte.[72]
Der Haupteinsatzbereich für Boronsäuren und Diole ist ihre Nutzung als Baustein in vielen
Selbstorganisations-Reaktionen, welche auch reversibel verlaufen können und auf der
Ausbildung einer kovalenten B-O-Bindung beruhen.[80] Zwei Beispiele für BoronsäureMakrozyklen von Severin et al. sind nachfolgend dargestellt.[81,82]
Theoretische Grundlagen | 27
[81,82]
Abbildung 1-27. Boronsäure-Makrozyklen.
Einige dieser Makrozyklen sind auch in der Lage einen Wirt-Gast-Komplex einzugehen,
indem sie Metallionen oder andere kleinere Verbindungen wie eine Art Kapsel reversibel
umschließen. Kubo et al. veröffentlichte dazu 2009 ein durch Amine getriggerte
Verkapselung mittels Boronsäure-Veresterung.[83]
Abbildung 1-28. Beispiel einer Verkapselungsreaktion durch Boronsäure-Veresterung, Kubo et al..
[83]
Adapted from [83]
with permission of The Royal Society of Chemistry.
Neben der Komplexierung von Diolen in Form von B-O-Bindungen sind auch Amine als
Reaktionspartner in der Boronsäure-Chemie von Bedeutung. Diese sogenannten
koordinativen oder dativen B-N-Wechselwirkungen wurden erstmals 1862 von Frankland
beschrieben, welcher eine Komplexbildung zwischen Ammoniak und Trimethylboran
beobachten konnte.[84] Nachfolgende Forschungen an B-N-Bindungen zeigten eine gewisse
Abhängigkeit der Substituenten des Bor-Zentrum. Wird die Lewis-Azidität beispielsweise
durch elektronenziehende Substituenten erhöht, steigert dies die Stickstoff-BorWechselwirkung, eine Erniedrigung dagegen, lässt sich bei sterisch anspruchsvollen
Substituenten feststellen.[72] Neben den Substituenten konnte Zhu et al. auch einen Einfluss
des Lösungsmittels feststellen, indem B-N-Verbindugen mittels
11
B-NMR-Spektrosokopie
sowie Röntgenstrukturanalyse untersucht wurden. Sie konnten so das Vorhandensein von
28 | Theoretische Grundlagen
dativen N-B-Bindungen in aprotischen Lösungsmitteln und eine mögliche Einlagerung von
protischen Lösungsmittel-Molekülen in die B-N-Bindung feststellen.[85]
Abbildung 1-29. Einfluss eines Lösungsmittelmoleküls auf die B-N-Bindung.
[85]
Die Eigenschaften der Boronsäuren ermöglichen eine Reaktionsvielfalt, welche in den letzten
Jahren zu einem breit gefächerten Anwendungsgebiet führte, beispielsweise als Sensoren für
Anionen[80], als elektrochemische Sensoren[86], in der Chromatographie zur Immobilisation
von Proteinen[76] oder zur Bildung von Biokonjugaten.[72] Von besonderem Interesse ist
jedoch
das
relativ
neue
Komplex-System
mit
der
Verbindungsklasse
der
Salicylhydroxamsäure.
Die Salicylhydroxamsäure
Die Salicylhydroxamsäure verdankt ihren Namen der Kombination zweier unterschiedlicher
Verbindungs-Klassen. Das Grundgerüst stellt dabei die Salicylsäure (Trivialname der oHydroxybenzoesäure) dar. Die strukturell wichtigste Eigenschaft stellt die Hydroxy-Funktion
in ortho-Position dar, wodurch später eine Ringbildung mit Boronsäuren ermöglicht wird.
Der bekannteste Vertreter dieser Klasse ist die Acetylsalicylsäure, bekannt unter dem
Markennamen Aspirin® (Bayer AG).
®
Abbildung 1-30. a) Salicylhydroxamsäure; b) Salicylsäure/o-Hydroxybenzoesäure; c) Aspirin / Acetylsalicylsäure.
Bei der zweiten Verbindungsklasse handelt es sich um die Hydroxamsäure, einem
Hydroxylamin-substituiertes Carbonsäure-Derivat. Die -CO-NHOH-Funktion liegt dabei in
einem
tautomeren
Gleichgewicht
zwischen
Hydroxamsäure
und
Hydroximsäure
Theoretische Grundlagen | 29
(Hxdroxyimin) vor.[87] Es wird vermutet, dass die Resonanzfähigkeit der HydroxamsäureVerbindungen die, im Vergleich zu den strukturell ähnlichen Amiden, relativ hohe Azidität
verursacht. Es ist den Hydroxamsäuren in Abhängigkeit von Substituenten und Lösungsmittel
möglich, sowohl O- als auch N-azide zu agieren, was sich in der Bildung zweier
unterschiedlicher Anionen wiederspiegelt.[88]
Abbildung 1-31. Gleichgewicht der Ausbildung von O-Anion und N-Anion einer Hydroxamsäure-Verbindung.
[88]
Das Einsatzgebiet von Hydroxamsäuren liegt hauptsächlich in der Bildung von Komplexen,
vorzugsweise mit Metallsalzen. Bereits seit frühester Zeit sind beispielsweise ihre
purpurroten Eisen(III)-Komplexe bekannt, welche damals für die qualitative und quantitative
Bestimmung von Carbonsäuren und ihren Derivaten verwendet wurden.[89] Dieser Nachweis
ist unter dem Namen Angeli-Rimini bekannt. [90] Diese komplexierende Eigenschaft überträgt
die Hydroxamsäure auch auf die Sylicylhydroxamsäure, welche abgesehen von Boronsäuren
auch mit Metallen wie Palladium(II), Platin(II) oder Kupfer(II) Komplexe ausbildet.[91,92]
Gerade in biologischen Prozessen werden sie oft als Transportmittel für Metallionen oder als
Inhibitoren von Matrix-Metalloproteinasen eingesetzt, indem sie die aktiven Metallionen des
Enzyms, wie Zink oder Calcium, binden und so die Aktivität des Proteins unterbinden. [93] Die
Komplexbildung kann dabei entweder über den [O,O]- oder den [N,O´]-Weg unter
Einbeziehung des Phenolat-Sauerstoffs als O-Donor stattfinden.[91]
Abbildung 1-32. Zwei mögliche Wege der Ausbildung von Metall-Komplexen der Salicylhydroxamsäure; a) [O,O]; b)
[N,O´].
[91]
30 | Theoretische Grundlagen
Das Phenylboronsäure-Salicylhydroxamsäure-Komplex-System
Hinsichtlich der Klasse der bioorthogonalen Reaktionen ist die Komplexbildung zwischen
Phenylboronsäuren (PBS) und Salicylhydroxamsäuren (SHS) von großem Interesse. Hierbei
handelt es sich um ein pH-sensitives System, welches auf der starken Wechselwirkung
zwischen Bor- und Stickstoff-Atom beruht. 2001 wurde nachfolgend dargestelltes System
erstmals von Wiley et al. vorgestellt.[94]
Abbildung 1-33. PH-abhängige Gleichgewichtsreaktion zwischen Salicylhydroxamsäure und Phenylboronsäure.
[98]
Die Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass sich der durch die Komplexierung ausgebildete
sechsgliedrige Ring, aus B-N- und B-O-Bindungen, dem fünfgliedrigen Ring gegenüber
bevorzugt gebildet wird. Durch 11Bor-NMR-Spektroskopie konnte bewiesen werden, dass der
unterschiedliche Hybridisierungszustand (trigonal oder tetrahedral) im Bor-Atom vom pHWert abhängig ist.[98] Der interessanteste Aspekt dieser Komplexierung ist allerdings die
grundsätzliche pH-Abhängigkeit der Reaktion. Denn bei einem pH-Wert > 7.4 liegt ein
stabiler Boronsäureester vor, wohingegen eine Erniedrigung des pH-Werts auf < 5.0 zu
Hydrolyse führt und wieder die freie Phenylboronsäure vorliegt.
Ein weiterer Vorteil ist der Verzicht auf jegliche Art von Katalysator und somit Metalle bzw.
Metallsalze, welche meist ein hohes Maß an Toxizität aufweisen und so eine Limitierung in
biomedizinischen Gebieten zur Folge hat. Dieses Problem tritt meist bei kupferkatalysierten
Click-Reaktionen auf, welche häufig im biologischen Bereich eingesetzt werden. Daher geht
der Trend eher zu metallfreien bioorthogonalen Reaktionen wie der Staudinger-Ligation
oder der kupferfreien Cycloaddition. Vergleicht man nun diese Reaktionstypen mit dem hier
beschriebenen
PBS-SHS-System,
so
weist
dieses
eine
wesentlich
höhere
Reaktionsgeschwindigkeit auf. Shin et al.[95] konnte mit Hilfe von UV-Vis-Spektroskopie für
dieses System bei pH = 7.4 eine Kinetikrate von k = 7.0 × 106 M-1s-1 messen, was einen
deutlichen Unterschied zu Azid-Alkin-Cycloadditionen k = 10-4 M-1s-1[96] oder der spurlosen
Staudinger-Ligation k = 7.7 × 10-3 M-1s-1[97] darstellt. Dieselbe Arbeitsgruppe bewies durch
Theoretische Grundlagen | 31
biologische Experimente die Bioorthogonalität solcher Systeme, auch unter physiologischen
Bedingungen, bei welchen eine komplexe Mischung an unterschiedlichen Verbindungen und
Proteinen vorliegt. Diese Eigenschaften ermöglichten auch in der Biologie einen breiten
Anwendungsbereich, angefangen bei Proteinimmobilisierung über Biokonjugate[94,98] bis hin
zur Polymerchemie[99]. Zusammengefasst bietet das PBS-SHS-System also eine durch den pHWert steuerbare, reversible Reaktion, welche sehr schnell bioorthogonal sowie ohne Einsatz
von Katalysatoren stattfinden kann.
Auch in unserem Institut fand das hier beschriebene System bereits Anwendung in der
Proteinchemie.
Dabei
wurde
das
PBS-SHS-System,
als
pH-abhängig
schaltbare
supramolekulare Schutzgruppe, mittels der selbstassemblierenden Bildung eines DendrimerEnzym-Komplexes, genutzt.[101]
Abbildung 1-34. PH-abhängige Bildung und Spaltung eines Dendrimer-Enzym-Komplexes.
[100]
Hierzu wurden PAMAM-Dendrime mit Salicylhydroxamsäuren sowie die Oberfläche
katalytisch aktiver Enzyme (Trypsin, Papain, DNAse I) mit Phenylboronsäuren modifiziert.
Durch die Einstellung des pH-Werts auf > 7.4 konnte das Enzym durch eine PAMAMDendrimer-Hülle reversibel geschützt und in diesem Zuge inaktiviert werden. Eine
Abspaltung der Hülle unter sauren Bedingungen führte zur vollständigen Rückgewinnung der
katalytischen Aktivität des Enzyms, auch innerhalb von sauren Zellkompartimenten in A549Zellen.[101]
32 | Motivation
2 Motivation
Ziel dieser Arbeit war die Darstellung neuartiger Biokunjugate. Diese sollten mittels
eingeführter
stimuli-responsiver
Plattformen,
über
den
Weg
einer
definierten
Selbstorganisation, aufgebaut werden. Die Idee war, ein Biomolekül mit einem Baustein zu
verknüpfen, welcher die gewünschte ortsgerichtete Selbstassemblierung ermöglichen kann.
Dies sollte gezielt durch einen bestimmten Stimulus, wie beispielsweise Ionen oder ein pHWert erreicht werden. Aufgrund der dafür idealen Eigenschaften, wurden ein AzaKronenether, ein 2,2´-Bipyridin sowie die beiden komplementären Reaktionspartner,
Phenylboronsäure sowie Salicylhydroxamsäure, als reaktive Bausteine ausgewählt.
Da die Verwendung eines Proteins als biologische Komponente, aufgrund der Vielzahl an
Aminosäuren, zu Einschränkungen hinsichtlich Charakterisierung und selektiver Adressierung
führen kann, sollte in dieser Arbeit Somatostatin, ein aus 14 Aminosäuren aufgebautes
Peptidhormon, als Modellpeptid verwendet werden. Es wird vom Körper selbst gebildet und
kann über bestimmte Rezeptoren in Zellen aufgenommen werden. Da auch viele Krebszellen
diese Rezeptoren überexprimieren, ist die biologische Aktivität des Somatostatins und seiner
Derivate von großem Interesse.
Da es sich um ein zyklisches Peptid handelt, dessen Ringschluss auf der Ausbildung einer
Disulfidbindung beruht, ist es möglich dieses Peptid selektiv an dieser Bindung zu
modifizieren. Dazu wurde das von Lawton et. al entwickelte Konzept der Interkalation in
Disulfidbrücken von Biomolekülen herangezogen.[15] Unter Verwendung von Interkalatoren
kann es so ermöglicht werden, dass die besagte Disulfidbrücke, nach einer reduktiven
Spaltung durch eine neu gebildete 3-zentrige Kohlenstoff-Bindung über das InterkalatorMolekül hinweg, wieder erhalten wird. Vorteilhaft ist dabei, dass durch einen Wiederaufbau
der Bindung, die biologische Aktivität des Somatostatins nicht beeinflusst wird und das
Peptid weiterhin von Zellen aufgenommen werden kann. Der Interkalator ermöglicht so also
eine selektive Modifizierung des Peptids. Nebenbei stellt er mittels reaktiver Endgruppen
einen idealen Ausgangspunkt für die Verknüpfung mit den Bausteinen dar und verbindet
diese somit mit dem Biomolekül.
Motivation | 33
Die erste synthetische Herausforderung stellt also die Darstellung verschieden
funktionalisierter Somatostatin-Konjugate dar, welche über die zwei unterschiedlichen
Synthesestrategien grafting onto und grafting from ermöglicht werden soll. Erstere Variante
sieht die vorherige Funktionalisierung eines Interkalators mit anschließender Interkalation
ins Somatostatin und letztere Variante eine nachträgliche Funktionalisierung des bereits
interkalierten Biomaterials vor. Mittels der grafting onto-Methode besteht nun der erste
Schritt in der Synthese der Interkalator-Verbindungen, bei welchen die gewünschten
Bausteine über einen Tetraethylenoxid-Linker an das Interkalator-Grundgerüst gebunden
werden sollten. Diese Verbindungen werden im Anschluss in die Disulfidbrücke des
Somatostatin interkaliert.
Bei der Anwendung der grafting from-Methode sollte die reaktive Plattform erst nach dem
Schritt der Interkalation in das Biomolekül eingeführt werden. Dazu müssen zuerst
Somatostatin-Derivate mit einer gut zugänglichen funktionellen Gruppe (FG) synthetisiert
werden, welche nachfolgend mit einer entsprechenden Verbindung umgesetzt werden. Da
beide Synthesestrategien gewisse Vor- und Nachteile aufweisen, sollen in dieser Arbeit beide
Modifikationsmethoden
durchgeführt
und
anschließend
evaluiert
werden.
Nach
erfolgreicher Synthese sollen die Somatostatin-Derivate schließlich mit sich selbst bzw.
einem komplementären Reaktionspartner umgesetzt und dessen Eigenschaften im
chemischen sowie biologischen Hinblick charakterisiert werden.
Die Entwicklung, Synthese und Charakterisierung der unterschiedlich funktionalisierten
Interkalator-Verbindungen sowie deren Verhalten in Bezug auf die Biokonjugation mit
Somatostatin, auch im Vergleich zu einem wesentlich kleineren Tripeptid, stellen somit den
zentralen Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Des Weiteren werden die verschiedenen
Reaktionsmöglichkeiten sowie erste Ergebnisse hinsichtlich des Designs multivalenter und
stimuli-responsiver Somatostatin-Biokonjugate vorgestellt.
Eine Übersicht der geplanten Syntheserouten ist in nachfolgender Abbildung schematisch
dargestellt.
34 | Motivation
Schema 2-1. Übersichtsschema der beiden Syntheserouten zur Herstellung von Somatostatin-Konjugaten, welche mittels
eines komplementären Reaktionspartners responsive, definierte Biokonjugate ausbilden können.
Ergebnisse und Diskussion | 35
3 Ergebnisse und Diskussion
Die Darstellung von Biokonjugaten jeglicher Art stellt, aufgrund der Vielfalt an funktionellen
Gruppen der Aminosäurereste, auch heutzutage noch eine große Herausforderung dar.
Daher wurde in dieser Arbeit die spezifische Modifizierung intramolekularer Disulfidbrücken
von Peptiden mittels des Vorgangs der Interkalation angestrebt. Neben der Selektivität, liegt
ein weiterer Vorteil dieser Methode in der Tatsache, dass keine zusätzlich aufwendigen
Schützungsschritte notwendig sind. Für die Reaktion, wird allerdings der sogenannte
Interkalator benötigt, jene Verbindung, welche aufgrund ihrer strukturellen Eigenschaften
die Interkalation in die Disulfidbindung ermöglicht und somit von zentraler Bedeutung für
die in dieser Arbeit vorgestellte Forschung, ist.
Seit mehr als 50 Jahren wird nun am Interkalator-Molekül geforscht und dessen
grundsätzlicher struktureller Aufbau weiterentwickelt.[15] Lawton und Brocchini publizierten
1990 eine bis dato neuartige Interkalator-Verbindung (Abbildung 3-1, I), deren MichaelAkzeptor-System maskiert vorliegt und erst unter bestimmten Bedingungen ausgebildet
werden muss. Auf diese Weise kann die Interkalation gezielt gestartet werden.[17] Ersetzt
man R1 durch eine Carboxygruppe und die Reste R2/3 durch Methylgruppen, erhält man eine
von Brocchini 2006 unter dem Namen „Bisulfon“ (II) veröffentlichte Variante.[18]
Abbildung 3-1. I) Grundgerüst der 1990 veröffentlichten Interkalator-Verbindung; II) Bisulfon-Interkalator.
[17,18]
Ausgehend vom Grundgerüst des Bisulfons II werden im nachfolgenden Kapitel
unterschiedlich funktionalisierte Interkalator-Verbindungen entwickelt, charakterisiert und
mit Somatostatin umgesetzt. In Kapitel 3.2 wird die Synthese der Somatostatin-Konjugate
über einen gegensätzlichen Weg vorgestellt und im Anschluss beide Varianten miteinander
verglichen. Im letzten Kapitel 3.3 werden schließlich die weiterführenden Reaktionen der
synthetisierten Somatostatin-Konjugate untersucht.
36 | Ergebnisse und Diskussion
3.1 Somatostatin-Konjugate – Entwicklung nach der grafting onto Methode
Der erste Schritt in der Darstellung von Somatostatin-Konjugaten, unter Verwendung der
grafting onto Methode, war die Synthese der Interkalatoren. Dabei sollte jeweils ein
Baustein eingeführt werden, welcher die Grundlage für die später durchzuführende
Selbstorganisation der Somatostatin-Derivate darstellt. Die Carboxygruppe des Bisulfons
stellte dabei den Ausgangspunkt zur Verknüpfung mit den angesprochenen Bausteinen dar.
In Schema 3-1 ist ein Überblick der in Kapitel 3.1.1 verfolgten Syntheseroute zur Darstellung
der funktionalisierten Interkalatoren inklusive der jeweils eingeführten Plattform dargestellt.
Wie im Schema bereits angedeutet, werden im darauffolgenden Kapitel 3.1.2 ausführlich die
Interkalations-Reaktionen der zuvor synthetisierten Interkalatoren mit Somatostatin
erläutert, wobei auch ein möglicher elektronischer Einfluss der Substituten hinsichtlich dem
Verlauf der Reaktion diskutiert wird. Um die daraus erhaltenen Ergebnisse besser
interpretieren zu können, wurde als Vergleich zum Somatostatin auch die Biokonjugation
mit Glutathion untersucht.
Schema 3-1. Übersicht der Synthesestrategie I zur Darstellung von Somatostatin-Konjugaten nach der Methode des
grafting onto. Dazu wurde zuerst eine Bibliothek an unterschiedlich funktionalisierten Interkalator-Verbindungen
synthetisiert und im Anschluss deren Verhalten bei der Biokonjugation mit Somatostatin und Glutathion untersucht.
Ergebnisse und Diskussion | 37
Wie aus Schema 3-1 ersichtlich, wurde zu Beginn die Strategie verfolgt, eine InterkalatorVerbindung mit einer Aminogruppe als Basis zur Verknüpfung mit Kronenether-, Bipyridinund Phenylboronsäure-Derivaten zu verwenden. Der Nachteil bestand hier allerdings in der
Tatsache, dass der Amino-Interkalator selbst nicht zur Interkalation herangezogen werden
kann, da auch das Somatostatin diese funktionelle Gruppe mehrfach aufweist und somit
später keine Reaktionen selektiv an der Aminogruppe des interkalierten Somatostatins
durchgeführt werden können. Da die Postmodifizierung einer der Plattformen nicht sinnvoll
war, wurde eine Azidgruppe eingeführt, welche sowohl vor als auch nach einer vollzogenen
Interkalation sehr gut zugänglich ist und beispielsweise mittels der 1,3-dipolaren
Cycloaddition umgesetzt werden kann. Diese Art der Reaktion wurde hier sofort eingesetzt
und auf diesem Weg Interkalator-Verbindungen mit einem weiteren Kronenether sowie
einer Salicylhydroxamsäure, dem komplementären Reaktionspartner der Phenylboronsäure,
dargestellt.
Das Übersichtsschema deutet außerdem an, dass die jeweils eingeführten funktionellen
Bausteine nicht direkt an der Carboxygruppe des Bisulfon gebunden, sondern über ein
Linker-Molekül (gewellte Linie) räumlich voneinander getrennt werden. Denn bei Reaktionen
mit Biomolekülen spielt Sterik eine wichtige Rolle, wodurch es in diesem Fall sinnvoll war,
einen entsprechenden Linker zwischen Bisulfon und dem gewünschten SO-Baustein
einzubauen. Abgesehen vom hier verwendeten Carbonsäure-Derivat des Bisulfons, sind auch
Iodo-, Bromo- und Ethinylgruppen als Substituenten bekannt, welche weiterführende
Reaktionen der Somatostatin-Derivate direkt am Interkalator ermöglichen. Entsprechende
Reaktionen konnten durch Anne Pfisterer im Rahmen ihrer Dissertation erfolgreich
durchgeführt werden.[149]
Teile, der in diesem Kapitel vorgestellten Ergebnisse, wurden bereits in folgenden
Publikationen veröffentlicht:
Bis-sulfide bioconjugates for glutathione triggered tumor responsive drug release, T. Wang,
D. Y. W. Ng, Y. Wu, J. Thomas, T. T. Tram, T. Weil, Chemical Communications, 2014, 50, 11161118.
A Disulfide Intercalator Toolbox for Site-Directed Protein Chemistry, T. Wang, Y. Wu, S. L.
Kuan, O. Dumele, D. Y. W. Ng, J. Thomas, M. Lamla, C. Barner-Kowollik, T. Weil, Chemistry,
2015, 21, 228-238.
38 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1 Entwicklung
unterschiedlich
funktionalisierter
Interkalator-
Verbindungen
In diesem Kapitel wird nun detailliert auf die Synthese sowie die vollständige
Charakterisierung der einzelnen Interkalator-Verbindungen eingegangen. Begonnen wird
dabei mit der Synthese des Bisulfons, welches als Grundgerüst für alle weiteren
Modifikationen notwendig war und mittels der Carboxygruppe den Ausgangspunkt in der
weiteren Entwicklung der Interkalatoren darstellte.
3.1.1.1 Das Bisulfon – Grundgerüst der Interkalator-Verbindungen
Beim Bisulfon handelt es sich um ein α,α-Bis[(p-Tolylsulfonyl)methyl]acetophenon-Gerüst,
welches eine Carboxygruppe am Acetophenon-Ring aufweist. Wie bereits angesprochen,
liegt das Besondere dieser Verbindung in der Maskierung des für die Interkalation
notwendigen
Michael-Akzeptor-Systems.
Hierunter
versteht
man
α,β-ungesättigte
Carbonylverbindungen, wie beispielsweise α,β-ungesättigte Ketone, Aldehyde oder
Carbonsäureamide[102], welche im Zuge einer Michael-Addition von Michael-DonorVerbindungen, wie zum Beispiel Carbanionen oder Thiolen, nukleophil angegriffen werden
können. Im Falle des Bisulfons sorgt das in para-Position substituierte aromatische Keton für
die nötige Aktivierung zur Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems. Die Toluolsulfonsäure
stellt dabei eine gute Abgangsgruppe dar und wird, wie nachfolgend dargestellt, über den
E1cB-Mechanisums eliminiert.[15] Die Ketogruppe bietet zusätzlich den Vorteil, dass diese
unter milden Bedingungen zu einem Alkohol reduziert werden und auf diese Weise eine
Rückreaktion, die sogenannte Retro-Michael-Addition, unterbunden werden kann.[103]
Schema 3-2. Eliminierung der Toluolsulfonsäure nach dem E1cB-Mechanismus.
Ergebnisse und Diskussion | 39
Nach der Abspaltung weist die Verbindung nun die für eine Michael-Addition essentiellen
Voraussetzungen auf: eine elektronenziehende aromatische Ketogruppe, eine α, βungesättigte
Doppelbindung
sowie
eine
in
β´-Position
befindliche
aromatische
Sulfonylgruppe als weitere Abgangsgruppe.
Befindet sich nun ein Nukleophil (Michael-Donor), beispielsweise ein aktiviertes Thiol, in
unmittelbarer Nähe des Michael-Akzeptors, kann dieses an der reaktiven Doppelbindung
über einen Additions-Eliminierungsschritt angreifen und so in situ ein neues MichaelAkzeptor-System erzeugen. Sind in der Lösung ausreichend Nukleophile vorhanden, kann die
neu entstandene Verbindung im Anschluss eine weitere Michael-Addition durchlaufen.
Weist die Reaktionslösung unterschiedliche Nukleophile auf, können diese nacheinander am
gleichen Interkalator-Molekül angreifen (I), vorausgesetzt ihre Größe lässt dies aufgrund von
sterischer Hinderung zu. Andernfalls bleibt die Reaktion nach dem ersten Angriff stehen. Im
Falle des zyklischen Peptidhormons Somatostatin, welches eine intramolekulare
Disulfidbrücke aufweist, ist es sogar möglich, diese Brücke nach einer reduktiven Spaltung
und konsekutiven Addition der beiden Thiol-Reste am gleichen Interkalator-Molekül, über
drei
Kohlenstoff-Atome
wieder
aufzubauen
(II).
Der
grundsätzliche
Ablauf
der
angesprochenen Reaktionen wird in Schema 3-3 kurz zusammengefasst.
Schema 3-3. Konsekutive Michael-Additions-Reaktionen am aktivierten Bisulfon-Interkalator mit unterschiedlichen
Peptiden, welche ein oder zwei Thiolgruppen aufweisen.
Der erste synthetische Schritt bestand in der Herstellung des Bisulfon-Interkalator-Moleküls,
wobei sich hier größtenteils an der Originalliteratur orientiert wurde. [18] Die dreistufige
Syntheseroute ist in folgendem Schema dargestellt.
40 | Ergebnisse und Diskussion
Schema 3-4. Syntheseroute des Bisulfon-Interkalators 3; i) Piperidin-Hydrochlorid, Paraformaldehyd, Salzsäure, EtOH,
105 °C, 18 h; ii) 4-Methylthiophenol, Piperidin, 37% Formaldehydlösung, EtOH/MeOH (1:1), 105 °C 4 h; iii) Oxone,
MeOH/H20 (1:1), 24 h, RT.
Die erste Stufe bestand in der Synthese des Mannich-Salzes 1. Hierzu wurde pAcetylbenzoesäure als Ausgangsverbindung verwendet und in einer Mannich-Reaktion mit
Piperidin-Hydrochlorid und einem Überschuss an Paraformaldehyd umgesetzt. Nach der
Zugabe einer katalytischen Menge an konzentrierter Salzsäure wurde das Reaktionsgemisch
für 18 h unter Rückfluss erhitzt, wobei nach vier Stunden nochmals Paraformaldehyd
zugegeben wurde. Die Verlängerung der Reaktionszeit von laut Literatur zehn auf 18
Stunden, zeigte eine Verbesserung der Ausbeute von 45% auf 54%. Dies führte außerdem
dazu, dass sich das Produkt nach Ende der Reaktionszeit bereits als weißer Feststoff im
Kolben niedergeschlagen hatte. Der diesem Reaktionsschritt zu Grunde liegende
Mechanismus, der Mannich-Reaktion, ist im nachfolgenden Schema dargestellt.
Schema 3-5. Mechanismus der Mannich-Reaktion über die Zwischenstufe der Bildung eines Iminiumions.
[104]
Ergebnisse und Diskussion | 41
Das Mannich-Salz 1 wurde ohne weitere Aufreinigungsschritte sofort weiter zum Bisulfid 2
umgesetzt. Dazu wurde 1 zusammen mit 4-Methylthiophenol in einer Mischung aus Ethanol
und Methanol gelöst und nacheinander Piperidin sowie wässrige Formaldehydlösung
zugegeben. Das Reaktionsgemisch wurde anschließend vier Stunden unter Rückfluss erhitzt
und nach einer Stunde nochmals Formaldehyd zugegeben. Das Produkt wurde sauer
extrahiert und anschließend säulenchromatographisch aufgereinigt. Um das überschüssige
4-Methylthiophenol zu entfernen, wurde zu Beginn der Trennung 100% Dichlormethan als
Laufmittel verwendet. Danach wurden dem Laufmittel langsam bis zu 10% Methanol
beigemischt und Verbindung 2 mit einer Ausbeute von 71% erhalten.
Nach dieser Stufe konnte auf zwei Wegen weiterverfahren werden. Entweder wurde
Verbindung 2 über ein Oxidationsmittel zum Bisulfon 3 oxidiert und anschließend weiter
modifiziert oder das Bisulfid 2 wurde zuerst modifiziert und im Anschluss daran oxidiert.
Welche
Syntheseroute
gewählt
wurde,
war
dabei
hauptsächlich
von
der
Oxidationsempfindlichkeit der eingeführten Substituenten abhängig.
Für die Oxidation beider Schwefelatome des Bisulfids zum Bisulfon wurde Oxone® (Kalium
Peroxomonosulfat) verwendet. Hierbei handelt es sich um ein Dreifachsalz, bestehend aus
den Komponenten KHSO5, KHSO4 und K2SO4. Aufgrund seiner Eigenschaften, wie einer
hohen Stabilität, einfacher und gefahrloser Handhabung sowie geringer Kosten und keiner
Toxizität, findet Oxone® in zahlreichen Veröffentlichungen in unterschiedlichsten
Oxidationsprozessen Erwähnung. Wie vielfältig das Anwendungsgebiet ausfällt, wird in
nachfolgender Abbildung verdeutlicht.[105]
Abbildung 3-2. Die vielfältigen Einsatzgebiete von Oxone®.
American Chemical Society.
[105]
Adapted with permission from [105]. Copyright © 2003,
42 | Ergebnisse und Diskussion
Aufgrund der hohen Reaktivität des Oxones® gegenüber einer Vielzahl an funktionellen
Gruppen, wurden in dieser Arbeit sowohl das Bisulfid als auch das Bisulfon für
weiterführende Modifikationen eingesetzt. Für die Oxidationsreaktion wurde Bisulfid 2
zusammen mit einem sechsfachen Überschuss an Oxone® in einer Methanol-Wasser-Lösung
(1:1) für 24 h bei Raumtemperatur gerührt und anschließend durch Extraktion mit
Chloroform aufgereinigt. Der Mechanismus der Oxone®-Oxidation ist im Schema 3-6
aufgezeigt.
Schema 3-6. Mechanismus einer Sulfid-Oxidation via Oxone®.
Um die Vollständigkeit der Oxidation zu überprüfen, wurde die 1H-NMR-Spektroskopie
herangezogen sowie beide Verbindungen mittels HR-ESI-MS analysiert.
1
Abbildung 3-3. H-NMR-Spektren (CDCl3) von Bisulfid 2 und Bisulfon 3 im Vergleich.
Ergebnisse und Diskussion | 43
Im Vergleich der beiden Spektren lässt sich deutlich die Änderung der chemischen
Verschiebung der, den Sulfongruppen benachbarten, aromatischen Signale 5 und 6
erkennen. Diese Änderung beruht auf dem tieffeldverschiebenden Effekt der Sulfongruppen
im Gegensatz zu den Sulfiden, wodurch es zu einer Überlagerung der Signale 2 und 5 des
Bisulfons kommt. Im Falle des Bisulfids lässt sich außerdem der Dacheffekt der aromatischen
Signale 5 und 6 sowie 1 und 2 beobachten.
Beide Verbindungen erwiesen sich als stabil gegenüber Sauerstoff und müssen nicht unter
Argonatmosphäre und Ausschluss von Wasser gelagert werden. Es konnte auch keine
Zersetzung des Bisulfons in den später verwendeten organischen Lösungsmitteln beobachtet
werden. Bei einigen der nachfolgend beschriebenen Synthesen waren basische
Reaktionsbedingungen unumgänglich. Dies hatte zur Folge, dass sich, wie in Schema 3-2
erläutert, teilweise durch die Eliminierung der Toluolsulfonsäure das Monosulfon bereits
während der Reaktion ausbildete. Dies führte zu Schwierigkeiten bei der Charakterisierung,
vor allem bezüglich der NMR-Spektroskopie sowie bei der Bestimmung der Ausbeute.
Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit, war es ohne Zuhilfenahme der HPLC nicht möglich,
dass Monosulfon vollständig abzutrennen. Da allerdings die Biokonjugation mit Peptiden das
eigentliche synthetische Ziel darstellte, war die Ausbildung des Monosulfons ohnehin der
nächste Schritt und stellte somit synthetisch gesehen kein Problem dar. Eine Trennung der
Produktgemische aus Bi- und Monosulfon wurde daher nur zum Zwecke der
Charakterisierung durchgeführt.
Wie in Schema 3-1 aufgezeigt, sollte nach erfolgreicher Darstellung des Bisulfons ein AminoInterkalator als Basis für Postmodifikationen synthetisiert werden.
44 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1.2 Entwicklung des Amino-Interkalators als reaktive Ausgangsplattform
Der Amino-Interkalator wurde in Zusammenarbeit mit Tao Wang entwickelt, wobei dieser
von Beginn an nicht für die Interkalationsreaktion in Betracht gezogen werden konnte, aber
aufgrund seiner reaktiven Plattform synthetisch trotzdem von enormer Bedeutung war.
Über die Aminosäure Lysin weisen viele Peptide und Proteine, auch das Somatostatin, freie
Aminogruppen auf. Eine Interkalation des Amino-Interkalators ist daher wenig sinnvoll, da
dessen Aminogruppe nicht mehr selektiv adressiert werden kann. Wie in den
darauffolgenden Kapiteln erläutert, stellte diese Aminogruppe allerdings bei der grafting
onto-Entwicklung der unterschiedlich funktionalisierten Interkalator-Verbindungen eine
ideale Basis für die Einführung jeglicher Art an Bausteine dar, solange diese mit einer
Aminogruppe umgesetzt werden konnten.
Zu Beginn des Kapitels 3.1 wurde bereits erläutert, dass der Einbau eines Linker-Moleküls
zwischen Bisulfon-Teil und dem reaktiven Substituenten geplant war. Durch die geeignete
Wahl des Linker-Moleküls lassen sich neben Abstand und Flexibilität auch gezielt bestimmte
chemische Eigenschaften einer Verbindung verändern. Gerade im Hinblick auf biologische
und medizinische Anwendung spielen Wasserlöslichkeit und Toxizität eine wichtige Rolle.
Beide Eigenschaften können heutzutage durch die gezielte Einführung der polaren
Polyethylenoxid-Ketten (PEO, engl.: Polyethylenglycol, PEG), welche aus [-CH2-CH2-O-]Monomer-Einheiten aufgebaut sind, beeinflusst werden. Dieser Vorgang wird auch als
PEGylierung bezeichnet und ist eine bewährte Methode, um Stabilität und Zirkulationszeiten
von Proteinen und liposomalen Pharmazeutika zu erhöhen.[106]
Da im Falle der Biokonjugation der hier synthetisierten Interkalatoren eine gewisse
Wasserlöslichkeit nötig war, sowie Sterik bei späteren Reaktionen der Biomoleküle eine Rolle
spielte, war der Einsatz einer polaren PEO-Kette als Linker das Mittel der Wahl. Zumal bei
der Entwicklung der unterschiedlichen Interkalator-Verbindungen auch eine eindeutige
Charakterisierung gefordert war, wurde hier kein Polymer sondern lediglich eine
Triethylenoxid-(TEO)-Kette verwendet.
Dieser TEO-Linker wurde gleichzeitig auch dazu verwendet, die Aminogruppe in die
Verbindung einzuführen. Dazu wurde ein 4,7,10-Trioxa-1,13-tridecandiamin eingesetzt,
welches beidseitig terminale Aminogruppen aufwies (Schema 3-7).
Ergebnisse und Diskussion | 45
Für den Aufbau des Amino-Interkalators sollte nun der Diamino-TEO-Linker an die
Carboxygruppe des Bisulfons geknüpft werden. Die Syntheseroute ist aus nachfolgendem
Schema ersichtlich.
Schema 3-7. Syntheseroute des Amin-Interkalators 6; i) Di-tert-butyldicarbonat, 1,4-Dioxan, RT, 18 h; ii) HBTU, DIEA,
Dimethylformamid, 24 h, iii) Trifluoressigsäure, DCM, RT, 24 h.
Um nur eine der beiden terminalen Aminogruppen zu funktionalisieren, musste im ersten
Schritt eine Boc-Schützung einer Aminogruppe vorgenommen werden. Hierzu wurde das
Diamin in Dioxan gelöst und in einem 2:1 Verhältnis tropfenweise mit Di-tertbutyldicarbonat umgesetzt. Um Nebenprodukte vom Mono-Boc-TEO 5 abzutrennen, wurde
das Reaktionsgemisch säulenchromatographisch mit 10% Methanol in Dichlormethan
aufgereinigt. Aufgrund der zusätzlichen Bildung des zweifach Boc-geschützten Diamins, bzw.
nicht reagierten Edukts, belief sich die Ausbeute auf maximal 35%. Aufgrund der starken
Wechselwirkung der freien Aminogruppe mit dem bei der Säulenchromatographie
verwendeten Kieselgel, gestaltete sich die Trennung trotz Verwendung von Druck als äußerst
langwierig. Daher wurde eine literaturbekannte Variante ohne säulenchromatographische
Aufreinigung versucht.[107] Hierzu wurde das Diamin mit Di-tert-butyldicarbonat im
Verhältnis 6:1 im Dioxan umgesetzt und nach 12 h Reaktionszeit sollte das Mono-geschützte
Produkt durch Extraxtion mit Dichlormethan sowie gesättigter Natriumchlorid-Lösung rein
erhalten werden. Allerdings war es selbst bei einer Erhöhung der Äquivalente auf 12:1 nicht
46 | Ergebnisse und Diskussion
möglich, wie in der Literatur beschrieben, nur durch Extraktion das Produkt von den
Nebenprodukten abzutrennen. Als zweiter Änderungsversuch wurde dem Laufmittelgemisch
1% Ammoniak zugesetzt, um damit die Laufgeschwindigkeit des Produkts zu erhöhen. Dies
führte zu einer drastischen Verkürzung der benötigten Aufreinigungszeit und gleichzeitig zu
einer Erhöhung der Ausbeute auf bis zu 43%.
Das Boc-geschützte Diamin 4 konnte nun mit dem Bisulfon 3 umgesetzt werden. Für die
Verknüpfung von Aminen mit Carbonsäuren stehen, zur Erhöhung der Reaktivität,
verschiedene Hilfsreagenzien, wie EDC, DCC, BOP oder HBTU, zur Verfügung. Diese spielen in
der Peptid-Chemie eine große Rolle und werden in diesem Kontext als Kupplungsreagenzien
bezeichnet. Die Nomenklatur ist zurückzuführen auf die Reaktion zweier Aminosäuren unter
Bildung einer Peptidbindung, welche in diesem Forschungsgebiet als Kupplungsreaktion
beschrieben wird.[108] Auch in dieser Arbeit wird diese Bezeichnung verwendet werden,
wobei eine klare Abtrennung zur metallkatalysierten C-C-Verknüpfung der Homo- und
Kreuzkupplungen der organischen Chemie vollzogen wird. Der Mechanismus dieser Art von
Kupplungsreaktion ist in Schema 3-8 dargestellt.[109]
Schema 3-8. Mechanismus der HBTU-Kupplungsreaktion zwischen einer Carboxy- und einer Aminverbindung.
Dabei wurde jeweils in verschiedenen Testreaktionen ermittelt, welches der Reagenzien das
beste Resultat lieferte. In diesem konkreten Fall war dies HBTU mit DIEA, als nichtnukleophile Base. Die Reaktion wurde in trockenem Dimethylformamid durchgeführt. Die
Aufreinigung erfolgte durch Extraktion und Säulenchromatographie (3% Methanol in
Chloroform). Die zweite Stufe bestand in der Entschützung des Boc-geschützten Amins.
Hierzu wurde 5 in DCM gelöst und mit einem zehnfachen Überschuss an Trifluoressigsäure
für 24 h bei Raumtemperatur umgesetzt.
Trifluoressigsäure ist eine starke organische Säure, welche sowohl mit Wasser als auch mit
organischen Lösungsmitteln mischbar ist, bis 400° C stabil bleibt und sich unempfindlich
Ergebnisse und Diskussion | 47
gegenüber Sauerstoff verhält, weshalb sie auch in der Proteinchemie häufig eingesetzt wird.
Ein synthetischer Vorteil ist dabei, dass nicht abreagierte Säure zusammen mit während der
Abspaltungsreaktion entstandenem Kohlenstoffdioxid sowie Isobuten, einfach am Vakuum
entfernt werden können und keine weiteren aufwendigen Trennschritte nötig sind.
Bei der Kupplungsreaktion konnte sehr gut der vorher erwähnte Vorgang der Ausbildung des
Monosulfons, durch die Nutzung von DIEA, beobachtet werden. Dass das Produktgemisch
mittels Säulenchromatographie nicht vollständig getrennt werden konnte, lies sich durch LCMS-Untersuchungen bestätigen. In Abbildung 3-4 kann man mit M = 547 g/mol in Spektrum
C das Monosulfon und in Spektrum D das Bisulfon mit M = 702 g/mol erkennen.
Abbildung 3-4. LC-MS-Spektren des Amino-Interkalators 6; A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm 214
+
nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.25 min: m/z = 547 g/mol [Mmono] ; D) MS-Spektrum (-) t = 7.75 min: m/z = 702 g/mol [M] ;
berechnet: [Mmono] = 547 g/mol, [M] = 702.32 g/mol.
Die Abspaltung der Toluolsulfonsäure lässt sich auch im 1H-NMR-Spektrum in Abbildung 3-5
erkennen. Zur genauen Zuordnung der Signale erfolgten, neben
1
H- und
Spektroskopie, zusätzliche H,H-COSY-, HMBC- und HSQC- sowie DEPT-Experimente.
13
C-NMR-
48 | Ergebnisse und Diskussion
1
Abbildung 3-5. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Amin-Interkalators 6.
Vergleicht man dieses 1H-NMR-Spektrum mit dem des Bisulfons in Abbildung 3-3, kann man
auch hier die aromatischen Signale (11,12,15,16) sowie die Methylgruppen 17 des BisulfonGrundgerüsts eindeutig zuordnen. Jedoch kommt es hier nicht zu einer Überlagerung der
Signale 15 und 12. Sie werden getrennt voneinander aufgespalten und man kann deutlich
den Dacheffekt der korrelierenden Signale 11-12 sowie 15-16 erkennen. Durch die
Entstehung des Monosulfons bildete sich, wie bereits erwähnt, eine neue Doppelbindung
aus. Im Vergleich kann man hier daher zwei zusätzliche Signale bei 5.96 und 6.17 ppm
erkennen, welche durch die beiden H-Atomen der neuen Doppelbindung in Position 13
verursacht werden. Aufgrund dieser neuen Bindung spalten auch die Protonen 14 nicht wie
zuvor als zwei Multipletts im Bereich von 3.40 – 3.70 ppm auf, sondern sind dem Singulett
bei 4.35 ppm zuzuweisen. Da die Trennung von Mono- und Bi-Interkalator nicht vollständig
möglich war, kommt es bei Signal 17 zu zwei dicht beieinander liegenden Singuletts. Die der
Aminogruppe direkt benachbarte Methylengruppe 1 kann dem Multiplett bei 3.23 ppm, die
beiden Methylengruppen 2 und 9, aufgrund ihrer Nachbarschaft zur Amid/Aminogruppe und
einem TEO-Sauerstoff, den Multipletts bei 1.95 und 1.84 ppm zugeordnet werden.
Abgesehen vom Triplett 3, überlagern sich die restlichen TEO-Methylengruppen-Signale,
wodurch sie trotz C,H-Korrelationsexperimente nur grob den Bereichen 3.49-3.55 und 3.573.62 ppm zugewiesen werden konnten. Vergleicht man die Zahlenwerte der Integrale des
Interkalator-Teils mit denen der TEO-Kette, kann man ebenfalls auf eine Mischung aus
Ergebnisse und Diskussion | 49
Monosulfon- und Bisulfon-Interkalator schließen, da die Integralwerte des Interkalator-Teils
im Vergleich zum TEO-Teil erniedrigt sind.
Das übergeordnete synthetische Ziel dieses Kapitels, war die Darstellung von InterkalatorVerbindungen, welche mittels bestimmter Bausteine in der Lage sein sollten, sich durch
einen spezifischen Stimulus selbstassemblierend zu ordnen. Die Einführung dieser Bausteine
wird in den nachfolgenden Kapiteln, angefangen beim Aza-Kronenether über das 2,2Bipyridin hin zur Phenylboronsäure, erläutert. Der soeben vorgestellte Interkalator 6, diente
dabei mittels der Aminogruppe als Ausgangsverbindung, um die angesprochenen Bausteine
einzuführen.
50 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1.3 Synthese und Charakterisierung der Aza-Kronenether-Interkalatoren
Die erste vom Amino-Interkalator 6 ausgehende Zielverbindung stellte der KronenetherInterkalator dar. Kronenether zeigen sowohl in organischen als auch wässrigen
Lösungsmitteln hohe Löslichkeit sowie Stabilität und sind daher insbesondere im Hinblick auf
die Peptid- und Proteinchemie von Interesse. Neben der Löslichkeit des zyklischen
Polyethers selbst, erlaubt der strukturelle Aufbau einer Abfolge aus Ethyloxy-Einheiten eine
Komplexierung unterschiedlichster Ionen. Die Komplexierung erfolgt dabei meist über die
freien Elektronenpaare der elektronegativen Sauerstoffatome der Ethergruppen im Ring,
wobei vor allem die Größe des zu komplexierenden Ions eine entscheidende Rolle
hinsichtlich Stabilität und Aufbau des Komplexes spielt.[42] Denn nur wenn das Verhältnis des
Durchmessers von Ion und Hohlraums der Krone ideal zueinander passen, kommt es zur
Ausbildung eines 1:1 (Ligand:Ion) Komplexes. Ist das Ion jedoch etwas größer, kann es zur
Entstehung eines Sandwich-Komplexes, also einer 2:1 (Ligand:Ion) Komplexierung, kommen.
Die [15]Krone-5 beispielsweise, bevorzugt für einen 1:1-Komplex Na+, die [18]Krone-6
hingegen K+. Jedoch bildet K+ mit der [15]Krone-5 stabile 2:1-Komplexe aus.[45,46] Da die
typischen Kronenether jedoch nur über sich wiederholende Ethyloxy-Einheiten verfügen,
gestaltet es sich schwierig, diese gezielt zu modifizieren, um sie mit anderen Verbindungen
zu verknüpfen. Eine vielversprechende Alternative stellt daher die Aza-Krone dar, bei
welcher ein oder mehrere Sauerstoffatome gegen Stickstoffatome ersetzt wurden.
Abbildung 3-6. Strukturformeln und Kugel-Strich-Modelle der [15]Krone-5 sowie der Modifikation Aza-[15]Krone-5.
Die Motivation hinter dieser Modifizierung ist die Veränderung bzw. Verbesserung der
Funktionalität der Krone. Stickstoffatome können beispielsweise als Verknüpfungspunkt
oder Knotenpunkt für zusätzliche Arme bzw. Brücken, wie im Falle der Lariat-Kronenether,
dienen. Neben diesen Möglichkeiten sind elektronische Effekte von Interesse. Im Hinblick
auf Pearsons HSAB-Konzept (hard soft acid base-concept), besitzen Stickstoff-Donor-Atome
im Vergleich zum Sauerstoff eine andere Präferenz bezüglich der Bindung von Kationen.[42]
Ergebnisse und Diskussion | 51
Dies macht sich beispielsweise bei Übergangsmetall-Kationen wie Kupfer bemerkbar. Dass
auch Aza-Kronen in der Lage sind, 2:1-Sandwich-Komplexe auszubilden, konnte in der
Literatur bereits mehrfach gezeigt werden.[52] Anhand dieser Eigenschaften entstand die
Idee, ein Biokonjugat dank der Sandwich-Komplexierung von Natriumionen durch
Kronenether zu entwickeln. Der erste Schritt bestand in der Synthese eines Aza-[15]Krone-5Interkalators. Dies wurde, aufgrund nicht zufriedenstellender Ausbeuten, über zwei
verschiedene Varianten versucht. Begonnen wurde dabei mit Variante A, welche über die
Kupplung der Krone an den Amino-Interkalator 6 verlief. In Variante B wurde dagegen ein
umgekehrter Aufbau verfolgt, in dem ein TEO-Linker zuerst an die Krone und erst im
Anschluss an das Bisulfon 3 geknüpft worden war.
Synthese-Variante A über den Amino-Interkalator 6
Die Syntheseroute des ersten Aza-Kronenether-Interkalators 8, über den Weg der SäureAmin-Kupplung, ist im nachfolgenden Schema aufgezeigt.
Schema 3-9. Syntheseroute A des Aza-Kronenther-Interkalators 8; i) THF, Reflux, 3 h;
Dimethylformamid, RT, 24 h.
[151]
ii) HBTU, DIEA,
Um die Aza-Krone mit dem Amino-Interkalator verknüpfen zu können, war es notwendig
eine Carboxygruppe in den Kronenether einzuführen. Dies geschah mittels des Einsatzes von
Glutarsäure.[151] Dazu wurde 1-Aza-[15]Krone-5 in THF gelöst, mit Dihydropyran-2,6-dion
versetzt und für drei Stunden refluxiert. Nach saurer Extraktion konnte das Produkt 7 ohne
zusätzlich notwendige Aufreinigungsschritte mit 89% Ausbeute erhalten werden. Im
52 | Ergebnisse und Diskussion
Anschluss wurde die modifizierte Aza-Krone 7 wieder in einer Kupplungsreaktion, unter
Verwendung von HBTU sowie DIEA, mit dem Amin-Interkalator 6 verknüpft und mit einer
Ausbeute von 43% erhalten.
Auch hier konnte, aufgrund der basischen Reaktionsbedingungen, wie bereits zuvor bei der
Amino-Interkalator-Synthese beschrieben, die Ausbildung des Monosulfons festgestellt
werden. Da sich die beiden Produkte durch Säulenchromatographie nicht vollständig
voneinander trennen ließen, wurde eine zusätzliche Aufreinigung unter Verwendung der
HPLC durchgeführt.
Die korrekte Masse der Verbindung 8 konnte durch LC-MS-Analyse bestätigt und die Struktur
anhand der 1H-NMR-Spektroskopie untersucht werden. Die Zuordnung der Signale wird in
Abbildung 3-7 wiedergegeben.
1
Abbildung 3-7. H-NMR-Spektrum (MeOD) des Aza-Kronenether-Interkalators 8.
Trotz C,H-Korrelationsexperimenten, konnten auch hier nicht alle Signale eindeutig
zugeordnet werden. Gerade die Signale 18 sowie 20 unterscheiden sich in ihrer chemischen
Umgebung hinsichtlich ihrer benachbarten Carboxy-Kohlenstoff-Atome nur so geringfügig,
dass auch eine gegensätzliche Zuordnung zutreffen könnte. Die Protonen der
Methylengruppen des TEO-Linkers 11-14 sowie der Aza-Krone 23-29 können aufgrund der
Ergebnisse und Diskussion | 53
Überlagerungen ihrer Signale im Bereich von 3.60 bis 3.66 ppm ebenfalls nicht näher
charakterisiert werden. Mit Hilfe von HSQC- und HMBC-Analysen, konnten genauere
Zuweisungen bezüglich der Signale 9, 16, 17 sowie 19 der Methylengruppen getroffen
werden. Bei allen anderen Protonen des TEO- sowie Kronenether-Teils, konnte nur eine
Einschränkung auf das jeweilige Mulitplett im Bereich von 3.47-3.56 oder 3.60-3.66 ppm
getroffen werden. Eindeutig zuweisen ließen sich die für den Interkalator typischen
aromatischen Signale 2,3,6 und 7 sowie die Methylgruppen 1 und das Multiplett 5. Die
Interkalator-Multipletts der Signale 4a und b überlagern sich hier allerdings zum einen mit
Signal 22 der Krone und zum anderen mit einigen Signalen der TEO-Einheiten, sind jedoch
beide im Vergleich zum vorherigen Interkalator um etwa 0.1 ppm tieffeldverschoben.
Synthese-Variante B über den Bisulfon-Interkalator 3
Da die Ausbeute bei Variante A bei nur 43% lag, wurde als Alternative ein umgekehrter
Aufbau des Kronenether-Interkalators in Betracht gezogen. Hierbei sollte die Aza-Krone
zuerst mit einem TEO-Linker verknüpft und erst zuletzt mit dem Bisulfon 3 umgesetzt
werden. Eine Übersicht über diese Syntheseroute ist in Schema 3-10 dargestellt.
Schema 3-10. Syntheseroute des Aza-Kronenether-Interkalators 11; i) BOP, HOBt, DIEA, Dimethylformamid, RT, 48 h; ii)
Trifluoressigsäure, DCM, RT, 24 h; iii) HBTU, DIEA, Dimethylformamid, RT, 24 h.
Der hier verwendete TEO-Linker, N-Boc-N′-succinyl-4,7,10-trioxa-1,13-tridecanediamin,
wurde in der abgebildeten Form käuflich erworben und wies daher bereits eine Bocgeschützte Aminogruppe sowie eine Carboxygruppe auf, welche im ersten Syntheseschritt
54 | Ergebnisse und Diskussion
mit der 1-Aza-[15]Krone-5 verknüpft werden sollte. Zur Aktivierung wurden wieder die
Reagenzien HBTU sowie DIEA verwendet. Aufgrund der geringen Ausbeute von nur 23%,
wurde, als Alternative zu HBTU, eine Kombination aus BOP sowie geringe Mengen an HOBT
eingesetzt, wodurch die Ausbeute auf 63% erhöht werden konnte. Eine Verlängerung der
Reaktionszeit von 24 auf 48 h erwies sich dabei zusätzlich als vorteilhaft. Die Aufarbeitung
erfolgte säulenchromatographisch (10% Methanol in Chloroform) und ergab Verbindung 9
mit einer Ausbeute von 63%.
Der Mechanismus der BOP-Aktivierung verläuft, aufgrund des strukturell ähnlichen Aufbaus
(Abbildung 3-8), analog zu dem in Schema 3-8 dargestellten Mechanismus mit HBTU.
Abbildung 3-8. Vergleich der Strukturformeln der Kupplungsreagenzien HBTU, BOP und HOBT.
Zur Abspaltung der Boc-Schutzgruppe des Amins wurde 9 in DCM gelöst, mit einem
zehnfachen Überschuss an Trifluoressigsäure versetzt und für 18 h gerührt. Nach dem
Entfernen des Lösungsmittels und der überschüssigen Trifluoressigsäure erfolgten keine
weiteren Aufreinigungschritte der Verbindung 10. Die Vollständigkeit der Entschützung
wurde mittels NMR-Spektroskopie überprüft.
Der letzte Syntheseschritt bestand in der Verknüpfung des entschützten Linkers 10 und dem
Bisulfon 3. Hierzu wurden wieder beide Kombinationen an Kupplungsreagenzien, sowohl
HBTU/DIEA als auch BOP/HOBT/DIEA, getestet. Leider lieferten beide Varianten
Komponente 11 in nur geringen Ausbeuten im Bereich von 15% (HBTU) bis 25% (BOP/HOBT).
Die
Aufreinigung
erfolgte
jeweils
zuerst
unter
Anwendung
der
präparativen
Säulenchromatographie (5% Methanol in Chloroform). Um analytische Reinheit zu erlangen,
wurde ein zusätzlicher Reinigungsschritt via HPLC durchgeführt.
Die korrekten Massen der Verbindungen 9 bis 11 wurden mittels LC-MS, im Falle des
Interkalators 18 zusätzlich durch MALDI-FTICR-MS-Analysen bestätigt. Die Struktur des Aza-
Ergebnisse und Diskussion | 55
Kronenether-Interkalators konnte mit Hilfe der 1H-NMR-Spektroskopie analysiert werden.
Das entsprechende Spektrum ist in nachfolgender Abbildung dargestellt.
1
Abbildung 3-9. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Aza-Kronenether-Interkalators 11.
Die für den Bisulfon-Teil typischen Signale 1, 4 und 5 können hier, wie in den bisherigen
NMR-Spektren, leicht zugeordnet werden und finden sich an gewohnter Position im
Spektrum wieder. Die aromatischen Signale 2 und 3 sowie 6 und 7 zeigen sich zwar grob im
Bereich von 7.30 und 7.80 ppm, im Vergleich zu allen anderen Interkalator-NMR-Spektren
jedoch merklich verschoben. Alle anderen Signale wiesen dagegen im Vergleich keinerlei
unerwartete Verschiebungen auf. Wieder lassen sich die Signale 9 und 16 im Bereich von
1.71 - 1.93 ppm den jeweils mittleren Methylengruppen zuordnen. Wie zuvor bei
Verbindung 8, sind auch hier die Signale 18 und 19, bei 2.58 – 2.79 ppm, aufgrund ihrer
ähnlichen chemischen Umgebung untereinander nicht eindeutig zuzuweisen. Die restlichen
TEO-Signale zeigen sich, abgesehen von 17 (3.30 ppm), wieder im Bereich von etwa 3.40 –
3.70 ppm in zwei großen Multipletts und überlagern sich mit den Signalen des AzaKronenethers. Einzige Ausnahme stellt wieder Signal 21 der Aza-Krone dar, welches sich
separiert von den Multipletts als Triplett bei 3.78 ppm wiederfindet.
Im Gegensatz zu allen anderen NMR-Spektren wurde in Abbildung 3-9 keine Integration der
Signale abgebildet. Der Grund hierfür ist ein Phänomen, welches nur bei dieser Verbindung
56 | Ergebnisse und Diskussion
auftrat und mit unterschiedlichen Ansätzen und NMR-Lösungsmitteln reproduziert werden
konnte. Das Problem lag in der Kalibrierung der Integrale der einzelnen Signale. Wählt man
für die Kalibrierung ein Signal des Bisulfon-Interkalator-Teils (z.B. 5), dann stimmen die
Integralwerte aller am Interkalator lokalisierten Protonen, jedoch im Verhältnis nicht die des
Aza-Kronenether-TEO-Teils der Verbindung (siehe Spektrum A). Zueinander weist dieser Teil
allerdings ein korrektes Verhältnis auf. Wählt man umgekehrt beispielsweise Signal 9 der
TEO-Kette, stimmen genauso nur die Verhältnisse dieses Teils untereinander, aber nicht im
Verhältnis zum Bisulfon-Teil (Spektrum B). Die Multipletts im Bereich von 3.46 – 3.69 ppm
enthalten beide Signale, sowohl vom Bisulfon- als auch vom Kronenether-TEO-Teil und
ergeben bei beiden Kalibrierungsansätzen die falschen Werte. Betrachtet man allerdings nur
die Verhältnisse der beiden Mulitpletts zueinander, welche 10:26 ergeben sollten, sind
diese, wie in nachfolgender Abbildung in Spektrum C dargestellt, auch tatsächlich korrekt.
1
Abbildung 3-10. H-NMR-Spektren (CDCl3) des Aza-Kronenether-Interkalators 11, dessen Integrale über verschiedene
Ausgangssignale kalibriert wurden; Integration ausgehend vom Bisulfon-Teil (A), Aza-Kronenether-TEO-Teil (B); C)
Integration der beiden Mulitpletts im Bereich von 3.46 – 3.69 ppm.
Das NMR-Spektrum lieferte keinen Hinweis darauf, dass sich die Verbindung möglicherweise
vor oder während der Messung zersetzt haben könnte. Zur näheren Untersuchung, ob es
sich möglicherweise um ein temperaturabhängiges Phänomen der Komplexbildung der TEO-
Ergebnisse und Diskussion | 57
Kette mit dem Kronenether handelt, wurden zusätzlich 1H-NMR-Spektren bei ±45 °C
gemessen, welche allerdings zum gleichen Ergebnis führten. Wurde die vermessene NMRLösung sofort im Anschluss mittels LC-MS-Messungen untersucht, konnten nur Produkt und
keinerlei Zersetzungsfragmente, weder Bisulfon, Aza-Kronenether noch TEO-Kette,
detektiert werden.
Der Versuch einen Kronenether-Interkalator herzustellen, wurde über zwei mögliche
Varianten versucht. Leider konnten die Verbindungen 8 und 11, im Vergleich zum AminoInterkalator 6, mit nur geringen Ausbeuten von 43% bzw. 25% erhalten werden. Daher
wurde später ein dritter Versuch unternommen, bei welchem die Krone mit Hilfe der
kupferkatalysierten 1,3-dipolaren Cycloaddition an einen Azid-Interkalator gebunden
werden sollte. Dies wird in Kapitel 3.1.1.8 näher erläutert.
Für die später durchgeführten Biokonjugationsreaktionen mit Somatostatin und Glutathion
wurde der Interkalator 11 eingesetzt (Kapitel 3.1.2).
Nachfolgend wird nun die Entwicklung eines Bipyridin-Interkalators vorgestellt, welcher
analog zu Verbindung 8 auf dem Amino-Interkalator aufgebaut wurde.
58 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1.4 Synthese und Charakterisierung des 2,2´-Bipyridin-Interkalators
Neben den Kronenethern nehmen auch die Bipyridine, vor allem das 2,2´-Bipyridin, einen
besonderen Stellenwert in der Koordinationschemie ein. Wie bereits erwähnt, zählen sie zu
den am häufigsten verwendeten Übergangsmetall-Liganden. Die Stabilität der BipyridinKomplexe beruht auf dem strukturellen Aufbau zweier miteinander verknüpften PyridinRinge und somit dem Vorhandensein zweier Stickstoffatome, welche als Donoren für die
Bindung
zu
einem
Akzeptor-Metall
zur
Verfügung
stehen.
Mit
den
meisten
Übergangsmetallen bilden die 2,2´-Bipyridine oktaedrische Komplexgeometrien aus, bei
welchen drei Bipy-Liganden an das Metallzentrum gebunden werden.
n+
Abbildung 3-11. 3D-Modell eines oktaedrischen [M(bipy)3] -Komplexes.
[110]
Die Bedeutung dieser stabilen Komplexe wächst nicht nur in der rein organischen Synthese,
sondern auch im biologisch-pharmazeutischen Bereich. Dies beruht auf der Tatsache, dass
viele der Bipyridin-Komplexe, je nach Substituent und Gegenion, Löslichkeit in Wasser und
somit auch unter physiologischen Bedingungen zeigen können.[111,112] Ihr Einsatz hinsichtlich
der Selbstassemblierung von Proteinen ist daher schon seit vielen Jahren etabliert. Dabei
werden sie auch als nicht-nativer Ligand sowohl als Ersatz von Aminosäuren im Aufbau eines
synthetischen Proteins selbst eingebaut,[9] aber auch als zusätzlicher Ligand mit den
Seitenketten eines natürlich vorkommenden Proteins verknüpft.[113] Diesem Prinzip folgend,
sollte es daher auch möglich sein, Selbstassemblierung eines Somatostatin-Derivats, mittels
verknüpftem Bipyridin, durch Zugabe eines geeigneten Metalls, hervorzurufen.
Zur Entwicklung eines geeigneten Bipyridin-Interkalators, wurde wieder der AminoInterkalator 6 als Ausgangsverbindung herangezogen. Ähnlich der Synthesestrategie der
zuvor beschriebenen Kronenether-Interkalatoren, solle daher auch hier zuerst eine SäureFunktion in das Bipyridin eingeführt werden. Damit der Bipyridin-Interkalator später
möglichst gute komplexierende Eigenschaften aufweisen kann, wurde unter den Bipyridinen
das 2,2´-Derivat ausgewählt. Um später sterische Hinderungen bei der Komplexbildung von
Ergebnisse und Diskussion | 59
Beginn an möglichst gering zu halten, sollte das 2,2´-Bipyridin in 4-Position mit der
Carbonsäure funktionalisiert werden.
Synthese des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins (14)
Die Syntheseroute des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins ist im nachfolgenden Schema
zusammengefasst,
wobei
die
Schritte
i-iii
in
Anlehnung
an
verschiedene
Literaturvorschriften[152,153,154], jedoch in einer abgewandelter Form erfolgten.
Schema 3-11. Syntheseroute des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins 14. i) n-BuLi, Tetrahydrofuran, -78 °C, 1 h; ii)
Trimethylzinnchlorid, Tetrahydrofuran, -78 °C – RT, 90 Min; iii) 2-Chloropyridin-4-methylester, Tetrakis(triphenyl[154]
phosphan)-Palladium, Dioxan, Reflux, 18 h; iv ) NaOH, Methanol, HCl, RT, 5 h; v) Oxalylchlorid, Tetrahydrofuran,
Reflux, 3 h.
Die Synthese des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins erfolgte über drei Stufen, ausgehend von 2Brompyridin, welches in einer Lithiierung mittels n-BuLi in eine reaktive Zwischenstufe
überführt worden war. Aufgrund der Reaktivität musste absolut wasserfrei und unter
ständiger Argonathmosphäre gearbeitet werden. Die Lithiierungs-Reaktion wurde in
Tetrahydrofuran bei -78 °C durchgeführt. Hierzu wurde das 2-Brompyridin zuerst in
Tetrahydrofuran gelöst und mit Hilfe eines Aceton-Trockeneisbads abgekühlt. Im Anschluss
wurde die n-BuLi-Lösung langsam tropfenweise hinzugegeben. Das so entstandene lithiierte
Pyridin wurde aufgrund der Instabilität, hervorgerufen durch hohe Reaktivität, ohne weitere
Charakterisierung sofort weiter umgesetzt.
60 | Ergebnisse und Diskussion
Für die Stannylierung wurde Trimethylzinnchlorid ebenfalls in Tetrahydrofuran gelöst und
bei -78 °C der Pyridin-Reaktionslösung zugegeben. Dieses Reaktionsgemisch wurde nun
langsam unter Rühren auf Raumtemperatur erwärmt und das Lösungsmittel entfernt. Das so
erhaltene Rohprodukt wurde mittels 1H-NMR-Spektroskopie hinsichtlich der Entstehung des
gewünschten 2-(Trimethylstannyl)-Pyridins 12 analysiert. Auf weitere Aufarbeitungsschritte
wurde aufgrund der hohen Toxizität der Zinn-Verbindung verzichtet.
Im folgenden Syntheseschritt wurde eine palladiumkatalysierte Stille-Kreuzkupplung
durchgeführt. Die Einführung einer Säure-Funktion in 4-Position des 2,2´-Bipyridins gelang
über die Verwendung des 2-Chlorpyridins, welches an besagter 4-Position einen Methylester
aufwies. Die Umsetzung erfolgte wieder unter Argonatmosphäre in absolutem Dioxan unter
dem Einsatz eines Tetrakis(triphenylphosphan)palladium-Katalysators, welcher im Vorfeld
von Matthias Arzt synthetisiert worden war. Der Mechanismus der Stille-Kreuzkupplung ist
im nachfolgenden Schema am Beispiel der vorgestellten Synthese dargestellt.[114]
Schema 3-12. Mechanismus der Palladiumkatalysierten Stille-Kreuzkupplung am Beispiel der Synthese des 4Carbonsäure-2,2´-Bipyridins (14).
Die Aufarbeitung des Bipyridins 13 erfolgte säulenchromatographisch mit dem
Laufmittelgemisch 10% Methanol in Chloroform. Die Verbindung wurde mittels NMRSpektroskopie charakterisiert.
Ergebnisse und Diskussion | 61
Der letzte Schritt bestand in der Spaltung des Methylesters und wurde nach
Literaturvorschrift[154] durchgeführt. Dazu wurde 13 in heißem Methanol gelöst und mit
Natronlauge versetzt. Nach dem Entfernen des organischen Lösungsmittels wurde der pHWert der wässrigen Phase mittels Salzsäure auf vier eingestellt und im Eisbad abgekühlt. Der
sich dadurch ausgebildete weiße Niederschlag wurde abfiltriert und im Vakuum getrocknet.
Da der Niederschlag jedoch extrem feinpulvrig war, konnte die Filtration nicht vollständig
durchgeführt werden und das gewünschte 2,2´-Bipyridin-4-carboxylat mit einer Ausbeute
von nur 20% erhalten werden. Die Charakterisierung erfolgte wieder über NMRSpektroskopie. Um nachfolgend das 1H-NMR-Spektrum des Bipyridin-Interkalators mit dem
von 14 vergleichen zu können, ist dieses in Abbildung 3-12 wiedergegeben.
1
Abbildung 3-12. H-NMR-Spektrum (DMSO) des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins 14.
Durch das
1
H-NMR-Spektrum sichtbar, ist die korrekte 2,2´-Verknüpfung sowie 4-
Substitution der beiden unterschiedlichen Pyridine, was sich deutlich in der Art der
Aufspaltung der Proton-Signale innerhalb des jeweiligen Pyridin-Rings erkennen lässt. Dem
substituierten Pyridin lassen sich das Singulett 1 (8.82 ppm) sowie den beiden Dubletts 2
(7.86 ppm) und 3 (8.87 ppm) zuordnen, wobei Proton 2 aufgrund der Wechselwirkung mit
Proton 3 und 1 als Multiplett höherer Ordnung (dd) vorliegt. Vergleicht man die Lage der
Signale 1 und 3 mit 7 und 4 lässt sich gut der tieffeldverschiebende Einfluss der Säuregruppe
auf die umliegenden Protonen feststellen. Im zweiten Pyridin-Ring sind deutlich die
Multipletts höherer Ordnung (ddd) der Protonen 5 und 6 zu erkennen, welche jeweils
miteinander, mit ihrem Nachbarn sowie mit dem am gleichen Pyridin-Ring über vier
Bindungen entfernten Proton in Wechselwirkung treten.
62 | Ergebnisse und Diskussion
Das Säure-funktionalisierte Bipyridin 14 konnte nun mit dem Amino-Interkalator 6
umgesetzt werden. Dazu standen zwei unterschiedliche Wege zur Verfügung, welche
nachfolgend erläutert werden.
Synthese des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 16
Für die Synthese bot es sich an, wieder eine Kupplungsreaktion mit Hilfe von
Kupplungsreagenzien durchzuführen (i-a). Durch die Säuregruppe ergab sich auch die
alternative Variante, ein Säurechlorid 15 herzustellen und dieses anschließend unter
basischen Bedingungen mit dem Amino-Interkalator umzusetzen (i-b). Da beide Wege
vielversprechend waren, wurden beide Optionen parallel durchgeführt. Eine Übersicht der
Syntheseroute ist in nachfolgender Abbildung dargestellt.
Schema 3-13. Syntheseroute des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 28. i-a) EDC·HCl, DMAP, Triethylamin, Dimethylformamid,
RT, 24 h; i-b) Triethylamin, Tetrahydrofuran, Reflux, 3 h.
Variante i-a: EDC-Kupplung
Für die Verknüpfung des Amino-Interkalators 6 mit der Bipyridin-Säure 14 wurde eine EDCKupplungs-Reaktion (i-a) durchgeführt. EDC gehört zur Klasse der Carbodiimide und wird
häufig in der Carbonsäureamid-Synthese verwendet. Meist wird es als Hydrochlorid
eingesetzt und dient der Aktivierung von Carbonsäuren. EDC-Kupplungen verlaufen ähnlich
dem in Schema 3-8 beschriebenen HBTU-Mechanismus. Als Hilfsreagenz während der
Reaktion wird hier meist DMAP verwendet, welches häufig als nukleophiler Katalysator
eingesetzt wird.
Ergebnisse und Diskussion | 63
Der Mechanismus in allgemeiner Form, ist in Schema 3-14 abgebildet.
Schema 3-14. Schematischer Mechanismus einer EDC-Aktivierung.
[115,116]
Für die Kupplungs-Reaktion wurde die Bipyridin-Säure 14 in Dimethylformamid gelöst und
mit EDC·HCl sowie DMAP versehen. Anschließend wurde der Amino-Interkalator 6
zugegeben und 24 h gerührt. Die Aufreinigung erfolgte durch Extraktion mit anschließender
Säulenchromatographie (10% Methanol in Chloroform) und ergab Verbindung 16 mit einer
Ausbeute von 37%. Aufgrund der basischen Reaktionsbedingungen konnte auch hier wieder
die Bildung einer Mischung aus Mono- und Bisulfon-Produkt beobachtet werden.
Variante i-b: Säurechlorid
Parallel zur Kupplungs-Reaktion wurde Variante i-b über das Säurechlorid des Bipyridins
durchgeführt. Dazu wurde die Bipyridin-Säure 14 unter Argonatmosphäre in trockenem
Tetrahydrofuran gelöst, mit Oxalylchlorid versetzt und unter Reflux erhitzt, woraufhin sich
dunkelvioletter Niederschlag ausbildete. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde das
Bipyridin-Säurechlorid 15, aufgrund der hohen Hydrolyseempfindlichkeit, ohne weitere
Aufreinigungsschritte oder Charakterisierung sofort weiter umgesetzt.
Für die Reaktion des Amino-Interkalators 6 mit dem Bipyridin-Säurechlorid 15, wurden beide
Reagenzien unter Argonatmosphäre in trockenem Tetrahydrofuran gelöst und mit der Base
64 | Ergebnisse und Diskussion
Triethylamin versetzt. Die Aufreinigung erfolgte analog zu Variante i-a durch Extraktion und
anschließender Säulenchromatographie. Die Ausbeute betrug hier 47% und stellte damit, im
Vergleich zur Kupplung (i-a), eine Erhöhung um 27% dar, wobei hier natürlich berücksichtigt
werden muss, dass ein zusätzlicher Syntheseschritt notwendig war.
In beiden Fällen wurden zur Untersuchung der Masse LC-MS- sowie zur Abklärung der
Struktur C,H-Korrelationsexperimente durchgeführt. Das 1H-NMR-Spektrum des BipyridinInterkalators 16 ist in nachfolgender Abbildung dargestellt.
1
Abbildung 3-13. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 16.
Die bereits zuvor angesprochene Mischung aus Bisulfon- und kleinsten Mengen an
Monosulfon-Produkt, kann im Spektrum an den vier kleinen Singuletts a, b und c
nachvollzogen werden. Sie rühren von der Ausbildung der Doppelbindung durch die
Abspaltung der Toluolsulfonsäure her. Im Vergleich zu den vorherigen Interkalator-NMRSpektren überlagern sich hier, aufgrund der chemisch ähnlichen Verknüpfung an beiden
Enden der TEO-Kette, die Methylen-Signale fast vollständig in einem großen Multiplett im
Bereich von 3.43 – 3.64 ppm. Einzige Ausnahmen stellen die Protonen 9 und 16 dar, welche
sich untereinander ebenfalls überlagern und dem Multiplett im Bereich von 1.81 – 1.87 ppm
zugewiesen werden können. Die für die Bisulfon-Protonen charakteristischen Signale 1 und 5
befinden sich auch hier an gewohnter Position bei 2.44 ppm sowie 4.34 ppm. Die Signale der
Ergebnisse und Diskussion | 65
vier Protonen 4 lassen sich im Multiplett der TEO-Einheiten finden. Die aromatischen Signale
des Interkalator-Teils überlagern sich teilweise mit denen des Bipyridins. Schön zu erkennen
sind die beiden Tripletts der Amidgruppen 8a und 17a bei 7.49 und 7.54 ppm. Die
Aufspaltung und Lage der Signale 18 bis 24 der Protonen des Bipyridins werden durch die
Bindung an den Amin-Interkalator im Vergleich zur freien Bipyridin-Säure (Abbildung 3-12)
nur bedingt verändert.
Es konnte gezeigt werden, dass es über zwei verschiedene Reaktionsweisen möglich war,
den 2,2´-Bipyridin-Interkalator 16, ausgehend vom Amino-Interkalator 6 und der BipyridinSäure 14, zu synthetisieren. Daher wurde später auch dessen Reaktivität gegenüber
Somatostatin und Glutathion untersucht. Die Ergebnisse hierzu werden in Kapitel 3.1.2
dargestellt.
Im nachfolgenden Kapitel wird nun die Synthese einer phenylboronsäure-funktionalisierten
Interkalator-Verbindung erläutert, welche somit nach dem Kronenether- sowie dem
Bipyridin-Interkalator die dritte, direkt auf dem Amino-Interkalator aufgebaute Verbindung
darstellt.
66 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1.5 Synthese und Charakterisierung des Boronsäure-Interkalators
Bezüglich der Selbstorganisation sind bereits unterschiedlichste Makro-Strukturen basierend
auf Boronsäure-Bausteinen bekannt. Diese reichen von Makrozyklen, welche teilweise zu
Verkapselungen und so zu Wirt-Gast-Komplexen fähig sind, bis hin zu zwei- oder
dreidimensionalen Polymeren unterschiedlichster Struktur. Gerade die Tatsache, dass viele
der Reaktionen dieser Stoffklasse unter bestimmten Bedingungen reversibel verlaufen
können, steigerte ihre Popularität in den letzten Jahrzehnten enorm. Der grundsätzliche
Aufbau aller Strukturen beruht meist auf der Bildung von kovalenten B-O-Bindungen in
stabilen Boronat-Estern, welche durch die Wechselwirkung von Boronsäuren mit Diolen
entstehen. Je nach Verbindung können diese pH-Änderungen auch reversibel wieder
gespalten werden. Abgesehen von kovalenten Bindungen, ist es den Boronsäuren
grundsätzlich auch möglich, nur durch nicht-kovalente Wasserstoffbrückenbindungen mit
Reaktionspartnern in Wechselwirkung zu treten.[80] Hinsichtlich der Reversibilität sind als
Reaktionspartner,
neben
den
klassischen
Diol-Verbindungen,
gerade
die
Salicylhydroxamsäure-Verbindungen von Bedeutung.
Das von Wiley et al.[94] 2001 veröffentlichte pH-sensitive System, welches auf der
Wechselwirkung von Bor und Stickstoff beruht, zeigt die Reaktion zwischen einem
Salicylhydroxamsäure-Derivat (SHS) und einer Phenylboronsäure (PBS), beruhend auf einem
Gleichgewicht welches durch die Einstellung des pH-Wertes < 5.0 (Dissoziation) oder > 7.4
(Komplexbildung) nachhaltig beeinflusst werden kann.[101] Gerade in biologischen und
physiologischen Einsatzgebieten ist eine pH-abhängige Reaktionssteuerung von großem
Interesse, da auch die Natur einen Großteil ihrer oft sehr komplexen Vorgänge über den pHWert steuert. Wie bereits angesprochen, fand auch in unserem Institut das hier
beschriebene PBS-SHS-Grundsystem bereits mehrfache Anwendung, insbesondere unter
Verwendung
von
Proteinen
und
ist
im
nachfolgenden
Schema
nochmals
dargestellt.[100,101,117]
Schema 3-15. pH-abhängige Wechselwirkung zwischen substituierter Salicylhydroxamsäure und Phenylboronsäure.
Ergebnisse und Diskussion | 67
Die daraus gewonnen Erfahrungen stellten hinsichtlich der in dieser Arbeit verfolgten
Selbstassemblierung von Biokonjugaten ein attraktives Fundament dar. Daher wurden diese
auch in die Entwicklung von Interkalator-Verbindungen miteinbezogen.
Die Verknüpfung einer Boronsäure mit einer Interkalator-Verbindung wurde in unserem
Institut auch durch Tao Wang über den Weg einer HBTU-Kupplungsreaktion, der in Schema
3-15 dargestellten 4-Boronbenzoesäure und einem Amino-Interkalator, versucht und konnte
mit einer Ausbeute von 60% durchgeführt werden.[118] Christiane Seidler synthetisierte im
Rahmen ihrer Dissertation eine mit 2,2-Dimethylpropan-1,3-diol geschützte und dabei
gleichzeitig durch NHS aktivierte 4-Boronbenzoesäure (siehe Schema 3-16), welche in einer
Kondensationsreaktion mit dem Amin-Interkalator 6 unter basischen Bedingungen
umgesetzt und im Anschluss daran entschützt werden sollte. Dieser Ansatz war hinsichtlich
der Ausbeute vielversprechender, da die Entschützung nahezu ohne Verluste verlaufen sollte
und die Anzahl an Nebenprodukten bei einer Kondensationsreaktion wesentlich geringer
ausfallen sollte als bei einer Kupplungsreaktion mittels HBTU. Eine Übersicht über den
Reaktionsverlauf liefert Schema 3-16.
Schema 3-16. Syntheseroute des Boronsäure-Interkalators 18; i) DIEA, Dimethylformamid, RT, 24 h; ii) Trifluoressigsäure,
Chloroform, RT, 24 h.
Die NHS-aktivierte, geschützte Boronsäure und der Amino-Interkalator 6 wurden im
Verhältnis 1.2:1 eingesetzt. Beide wurden in Dimethylformamid gelöst und mit der nichtnukleophilen Base DIEA versetzt. Nach 24 h wurde das Reaktionsgemisch zur
68 | Ergebnisse und Diskussion
Reaktionskontrolle anhand von LC-MS-Messung untersucht. Das UV-Chromatogramm sowie
die den Signalen zugehörigen Massen-Spektren sind nachfolgend zusammengefasst.
Abbildung 3-14. LC-MS-Spektren des Rohprodukts 17; A) UV-Chromatogramm 254nm; B) MS-Spektrum t = 10 min,
+
+
[MMono+H ] = 695 g/mol; C) MS-Spektrum t = 11.5 min, [M+H ] = 851 g/mol; berechnet: [M-SG] = 850.30 g/mol.
Betrachtet man das UV-Chromatogramm A, sind drei Signale zu erkennen. Beim Signal t =
6 min konnte keine Masse detektiert werden, was für die im Überschuss zugesetzte
Boronsäure spricht. Durch die sauren Bedingungen während der LCMS-Untersuchungen wird
der NHS-Ester gespalten und die Boronsäure kann aufgrund ihrer geringen Masse nicht mehr
detektiert werden. Die MS-Spektren der beiden Signale bei t = 10 min (B) sowie t = 11.5 min
(C) können dem gewünschten Produkt zugeordnet werden, wobei B [M+H+] = 695 g/mol das
Mono- und C [M+H+] = 851 g/mol das Bisulfon-Produkt darstellen. Vergleicht man das
Chromatogramm mit dem des Amin-Interkalator-Edukts 6 in Abbildung 3-4, lässt sich
feststellen, dass sich in der Probe bei t = 6.25 min sowie t = 7.75 min keine Signale der
Verbindung 6 zu finden sind. Dies bedeutet, dass der Amino-Interkalator vollständig mit der
Boronsäure zum gewünschten Produkt 17 abreagiert hatte. Aufgrund der Trifluoressigsäure
der mobilen Phase der LC-MS-Messung, konnte nur die Masse des bereits entschützten
Produkts 18 (850 g/mol) detektiert werden.
Die Aufreinigung erfolgte unter Verwendung der präparativen HPLC. Das Produkt konnte
wieder in einer Mischung aus Monosulfon- und Bisulfon-Interkalator 17, mit einer Ausbeute
von 100% erhalten, aber aufgrund von Verlusten bei der Aufreinigung mittels HPLC mit
insgesamt 91% isoliert werden. Die Ausbeute bei dieser Variante der Synthese liegt also
signifikant höher, als die von Tao Wang über den Weg der Kupplungschemie erzielten
60%[118] und stellt somit eine wertvolle Alternative dar.
Weitere Charakterisierung dieser Stufe erfolgte anhand der NMR-Spektroskopie.
Ergebnisse und Diskussion | 69
Zum finalen Schritt der Entschützung wurde Verbindung 17 in Chloroform gelöst und mit
einem zehnfachen Überschuss an Trifluoressigsäure versetzt. Nach dem Entfernen des
Lösungsmittels und der überschüssigen Säure, wurden keine weiteren Aufreinigungsschritte
mit Verbindung 18 unternommen, da das Vorhandensein des abgespaltenen Diols für die
nachfolgend durchzuführenden Biokonjugationsreaktionen keine Schwierigkeit darstelle.
Außerdem konnte bei Verbindung 17, aufgrund der Verwendung der HPLC, bis zu 9% Verlust
festgestellt werden, wodurch hier auch zur Unterbindung weiterer Verluste auf eine HPLCAufreinigung verzichtet wurde. Zur Strukturaufklärung und Charakterisierung wurden NMRSpektroskopie sowie LCMS- und MALDI-FTICR-MS-Messungen durchgeführt. Das 1H-NMRSpektrum ist in nachfolgender Abbildung dargestellt.
1
Abbildung 3-15. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Boronsäure-Interkalators 18.
Aufgrund der chemisch nahezu symmetrischen Substituenten am Verknüpfungspunkt an
beiden Seiten der TEO-Kette, gestaltet sich der aliphatische Bereich, im Vergleich zu anderen
Interkalator-Spektren, recht übersichtlich, da sich nahezu alle Signale der Protonen 8-17 mit
Ausnahme von 9 und 16 in einem großen Multiplett im Bereich von 3.45 – 3.64 ppm
überlagern. 9 und 16 überlagern sich aufgrund der Symmetrie ebenfalls bei 1.85 ppm. Die
unterschiedlichen Signale der Bisulfon-Protonen sind in diesem NMR-Spektrum wieder
deutlich zu erkennen und lassen sich gut zuordnen. Die beiden Methylgruppen 1 finden sich
wieder bei 2.46 ppm als Singulett, das Proton 5 bei 4.37 ppm als Multiplett. Im aromatischen
70 | Ergebnisse und Diskussion
Bereich erkennt man bei 7.51 ppm ein kleines Triplett, welches einem der beiden an den
Amid-Stickstoff gebundenen Protonen zugewiesen werden kann. Da hier aufgrund zu
geringer Substanzmenge keine C,H-Korrelationsexperimente durchgeführt worden waren, ist
die genaue Zuordnung leider nicht möglich. Wie bei einigen der zuvor besprochenen
Interkalatoren überlagern sich auch hier die Signale der aromatischen Protonen 3 und 7 des
Bisulfon-Teils bei 7.62 – 7.67 ppm, in diesem Fall sogar zusätzlich noch mit den Signalen der
Boronsäure benachbarten Phenyl-Protonen 19. Die Protonen 2 können separiert dem
Dublett vom Dublett bei 7.34 ppm zugeordnet werden. Das letzte Signal bei 7.74 ppm wird
durch die Protonen 6 und 18 hervorgerufen.
Der Boronsäure-Interkalator konnte mit einer hervorragenden Ausbeute von fast 100%
hergestellt werden. Nach der ebenfalls erfolgreichen Interkalation in das Somatostatin (siehe
Kapitel 3.1.2), war es natürlich von großem Interesse, auch den zur Phenylboronsäure
entsprechenden komplementären Baustein, die Salicylhydroxamsäure, in einen Interkalator
einzubauen. Auf diese Weise sollten beide Somatostatin-Derivate synthetisiert und
untersucht werden, ob auch diese bei Einstellung des entsprechenden pH-Werts in der Lage
sind, wie in Schema 3-15 beschrieben, einen stabilen Komplex auszubilden. Die Einführung
der Salicylhydroxamsäure konnte allerdings aufgrund der vorhandenen funktionellen
Gruppen nicht ausgehend vom Amino-Interkalator 6 erfolgen und wird daher an späterer
Stelle in diesem Kapitel erläutert.
Der Interkalator 6 erwies sich, dank der Aminogruppe, bisher als gute Ausgangsverbindung.
Jedoch können nicht alle gewünschten Bausteine mittels dieser funktionellen Gruppe
verknüpft werden. Zusätzlich ist die Aminogruppe, wie bereits zu Beginn des Kapitels
erwähnt, nur für die Synthese neuer Interkalator-Verbindungen von großer Bedeutung,
jedoch nicht für die Interkalation selbst geeignet. Es war daher reizvoll, einen Baustein zu
besitzen, welcher sowohl in der Interkalatoren-Entwicklung zu weiteren Modifikationen als
auch in Form des Somatostatin-Derivats für Reaktionen am Peptid genutzt werden konnte.
Eine funktionelle Gruppe, welche diesen Kriterien entsprechen kann, ist die Azidgruppe und
wird daher im nachfolgenden Kapitel genauer vorgestellt.
Ergebnisse und Diskussion | 71
3.1.1.6 Synthese und Charakterisierung des Azid-Interkalators
Dass eine Aminogruppe auch als funktionelle Gruppe eines Aminosäurerests in Peptiden
vorkommen kann, ist synthetisch gesehen ein Nachteil hinsichtlich der Reaktionsvielfalt am
interkalierten Peptid. Daher ist die Verwendung funktioneller Gruppen, welche nichtnatürlich im Aufbau von Peptiden vorkommen, wie die Azidgruppe, eine vielversprechende
Alternative. Sie bietet den Vorteil, eine gezielte Reaktion an dieser Gruppe zu ermöglichen
und dabei gleichzeitig auf Schutzgruppen, bezüglich möglicher Nebenreaktionen, verzichten
zu können.
Eine Reaktionsmöglichkeit der Azidgruppe stellt die kupferkatalysierte 1,3-dipolare
Cycloaddition dar, welche hinsichtlich der bioorthogonalen Reaktivität in den letzten Jahren
deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Die 1,3-dipolare Cycloaddition von Aziden und
Alkinen nach Huisgen gilt als die typische Click-Reaktion. Durch die exergone Vereinigung der
zwei ungesättigten Reaktanden, entsteht eine Vielzahl an unterschiedliche substituierten
fünf-gliedrigen 1,2,3-Triazolringen. Die relativ einfache Einführung von Azid- und
Alkingruppen
sowie
ihre
Stabilität
gegenüber
den
meisten
organischen
Reaktionsbedingungen, inklusive Wasser und Sauerstoff, zählen zu den Vorzügen dieser
Reaktion.[119] Dank der schwachen Säure-Base-Eigenschaften verhalten sie sich nahezu inert
gegenüber biologischen Molekülen und den Umgebungsbedingungen in Zellen,[120] wodurch
die Reaktion auch in der Biologie von großem Interesse ist. Unkatalysiert erhält man
allerdings meist eine Produktmischung aus 1,4- und 1,5-Regioisomeren.[121]
Abbildung 3-16. 1,3-dipolare Cycloaddition ohne Katalysator; 1:1-Produktgemisch aus 1,4- und 1,5-substituierten
[122]
Triazolringen.
Die kupferkatalysierte Reaktion[123] stellt eine vielversprechendere Variante dar, da hier beim
Einsatz von terminalen Alkinen regioselektiv nur das 1,4-Produkt entsteht und gleichzeitig
die
Reaktionsgeschwindigkeit
um
das
107-fache
zunehmen
kann.[124]
Hohe
Reaktionstemperaturen werden zwar weiterhin toleriert, sind aber dadurch nicht länger
notwendig. Vor allem für die Proteinchemie vorteilhaft, sind die während der Reaktion
72 | Ergebnisse und Diskussion
vorherrschende Akzeptanz fast aller organischer funktioneller Gruppen, geringer
Aufarbeitungsaufwand sowie im Regelfall hohe Ausbeuten.[125,126] Hinsichtlich der
biologischen Aktivität sind auch die 1,2,3-Triazole selbst von Interesse. Sie spielen bereits in
unterschiedlichen Forschungsrichtungen, beispielsweise in der anti-HIV-Aktivität, eine
wichtige Rolle.[127] Sie können als eine Art starre Verlinkungseinheit eine Peptid-Bindung
imitieren, ohne dabei ähnlich anfällig für Spaltungen durch Hydrolyse oder Redoxreaktionen
zu sein.[128]
Eine Azidgruppe kann auf unterschiedlichen Wegen in ein organisches Molekül eingeführt
werden. Die am häufigsten verwendete Route verläuft über einen nukleophilen Angriff einer
Azidgruppe unter Abspaltung einer geeigneten Abgangsgruppe. Hierbei kann es allerdings zu
unerwünschten Reaktionen, hinsichtlich Stereochemie oder Eliminierung kommen. Eine
Alternative dazu stellt die Nutzung eines sogenannten Diazo-Transfer-Reagenzes dar,
welches eine Aminogruppe unter relativ milden Reaktionsbedingungen in eine Azidgruppe
überführen kann. Der Diamin-TEO-Linker, welcher bereits bei der Synthese des AminoInterkalators 6 verwendet wurde, war daher ideal für diese Reaktion geeignet und sollte im
Anschluss mittels der Carboxygruppe mit dem Interkalator-Grundgerüst verbunden werden.
Erste Versuche hierzu wurden bereits im Rahmen der Diplomarbeit des Autors
durchgeführt.[129]
Synthese des Diazo-Transfer-Reagenzes 19 sowie des Azid-Triethylenoxid-Linkers 21
Im ersten Schritt wurde wieder die Boc-Schützung einer der beiden terminalen Enden
vorgenommen. Anschließend wurde die verbliebene ungeschützte Aminogruppe, unter
Verwendung eines Diazo-Transfer-Reagenzes, in eine Azidgruppe umgewandelt. Im letzten
Schritt wurde die Boc-Schutzgruppe entfernt und auf diese Weise die Aminogruppe als
Verknüpfungspunkt mit der Carboxygruppe des Bisulfids 2 wieder freigegeben.
Die beschriebene Route ist im nachfolgenden Schema dargestellt.
Ergebnisse und Diskussion | 73
Schema 3-17. Syntheseroute des Azid-TEO-Amins 21 mittels Diazo-Transfer-Reagenzes; i) Sulfurylchlorid, Imidazol, 0 °C,
ACN, Acetylchlorid, EtOH; ii) Di-tert-butyldicarbonat, 1,4-Dioxan, RT, 18 h; iii) K2CO3, MeOH, CuSO4, H2O, RT, 24 h; iv)
Trifluoressigsäure, DCM, RT, 16 h.
Vor Beginn der Azid-Linker-Synthese musste zuerst das Diazo-Transfer-Reagenz 19
hergestellt werden. Das aus Schema 3-17 ersichtliche Imidazol-1-sulfonyl-azid Hydrochlorid,
wurde 2007 von Goddard-Borger und Stick entwickelt.[130] Es handelt sich dabei um ein
neues, bezüglich Synthese und Handhabung relativ unbedenkliches Transfer-Reagenz. Der
Mechanismus des Diazo-Transfers verläuft vermutlich ähnlich dem Mechanismus mit
Trifluormethansulfonylazid, welcher im nachfolgenden Schema erläutert wird.[131]
Schema 3-18. Mechanismus eines Diazo-Transfers mit Trifluormethansulfonylazid.
Die Synthese des Diazo-Transfer-Reagenzes 19 wurde ausgehend von Natriumazid gestartet.
Dieses wurde in Acetonitril gelöst und unter Eiskühlung zuerst tropfenweise mit der
äquimolaren Menge an Sulfurylchlorid und anschließend mit einem Überschuss an Imidazol
versetzt. Nach wässriger Aufarbeitung wurde unter Eiskühlung vorsichtig in situ präparierte
Salzsäure (Acetylchlorid in Ethanol) zugegeben. Das Produkt konnte schließlich als weißer,
pulvriger Feststoff erhalten werden und mittels 1H-NMR-Spektroskopie analysiert werden. Es
74 | Ergebnisse und Diskussion
musste allerdings darauf geachtet werden, dass die Substanz unter Argonatmosphäre sowie
gekühlt gelagert wird, da es ansonsten zu einer rapiden Zersetzung unter stechender
Geruchsentwicklung kommen kann.
Für die Synthese des Azid-TEO-Linkers 21, wurde als Ausgangsverbindung wieder das 4,7,10Trioxa-1,13-tridecandiamin gewählt. Für die Boc-Schützung der zweiten Aminogruppe wurde
das Diamin wieder in Dioxan gelöst, in einem 2:1 Verhältnis tropfenweise mit Di-tertbutyldicarbonat
umgesetzt
und
säulenchromatographisch
mit
10%
Methanol
in
Dichlormethan sowie 1% Ammoiak aufgereinigt.
Im nächsten Schritt fand schließlich der Diazo-Transfer statt. Hierzu wurde Verbindung 4 in
Methanol gelöst und mit dem Diazo-Transfer-Reagenz 19, Kaliumcarbonat sowie
katalytischen Mengen an Kupfersulfat versetzt. Die Aufarbeitung erfolgte durch saure
Extraktion mit anschließender Säulenchromatographie mit Hexan:EA = 1:1 und ergab
Verbindung 20 mit einer Ausbeute von 72%. Der Erfolg des Diazo-Transfers konnte sofort
anhand der FT-IR-Spektroskopie überprüft werden. Die Bande einer Azid-Funktion sollte
theoretisch im Bereich von 2000-2200 cm-1 liegen. Wie man in Abbildung 3-17 erkennen
kann, lies sich hier eine starke Bande bei einer Wellenlänge von 2095 cm -1 bestimmen. Zur
weiteren Charakterisierung wurden LC-MS-Analysen sowie die NMR-Spektroskopie
herangezogen.
Abbildung 3-17. FT-IR-Spektrum (KBr) des Azid-Boc-TEO-Linkers 20.
Ergebnisse und Diskussion | 75
Der letzte Schritt der Linker-Synthese bestand in der Entschützung des Boc-geschützten
Amins. Dazu wurde 20 in Dichlormethan gelöst und mit einem zehnfachen Überschuss an
Trifluoressigsäure versetzt. Das Azid-TEO-Amin 21 wurde schließlich als Salz der
Trifluoressigsäure mit einer Ausbeute von 95% erhalten.
Alle Stufen wurden über 1H- und
13
C-NMR-Spektroskopie sowie die korrekte Masse mittels
LC-MS-Messungen charakterisiert. Im Gegensatz zum Diazo-Transfer-Reagenz, ist die an den
TEO-Linker
gebundene
Zersetzungserscheinungen,
Azidgruppe
weder
wesentlich
gegenüber
stabiler
Sauerstoff,
und
Wasser,
zeigt
keine
organischen
Lösungsmitteln oder höheren Temperaturen.
Synthese des Azid-Interkalators 23
Nach Erhalt des Azid-TEO-Linkers 21, konnte dieser nun mit dem Bisulfid-Grundgerüst 2
verknüpft werden. Dies geschah wieder unter Verwendung des Kupplungsreagenzes HBTU.
Der Syntheseweg ist nachfolgend dargestellt.
Schema 3-19. Syntheseroute des Azid-Interkalators 23; i) HBTU, DIEA, Dimethylformamid, 24 h; ii) Oxone®, MeOH/H2O
(1:1), RT, 48 h.
Bisher wurden alle Interkalatoren ausgehend vom Bisulfon 3 aufgebaut. Dies würde auch in
diesem Fall nur eine Stufe bedeuten, weswegen dieser Weg auch zu Beginn verfolgt wurde.
Im Vergleich zur in Schema 3-19 dargestellten Syntheseroute, konnte bei einer direkten
Kupplung an das Bisulfon 3 nur eine geringe Ausbeute von maximal 27% erzielt werden. Da
die Azidgruppe allerdings keine Oxidationsempfindlichkeit aufweist, wurde der Azid-Linker
76 | Ergebnisse und Diskussion
daher an das Bisulfid 2 gekuppelt und erst im Anschluss die Oxidation der Sulfidgruppen
mittels Oxone® durchgeführt.
Die Kupplungsreaktion wurde schließlich wieder unter Argonatmosphäre in trockenem
Dimethylformamid durchgeführt. Zur Aktivierung der Carboxygruppe wurde Bisulfid 2 mit
HBTU und DIEA für zehn Minuten im Eisbad inkubiert. Nach der Zugabe des Azid-TEO-Linkers
21 wurde das Reaktionsgemisch bei Raumtemperatur für 24 h gerührt. Die Aufarbeitung
erfolgte über Extraktion sowie Säulenchromatographie und lieferte eine Ausbeute von 70%.
Da während der Kupplung nicht der oxidierte Interkalator verwendet worden war, ergab sich
hier der Vorteil, dass sich unter den basischen Bedingungen das Michael-System durch die
Abspaltung von Toluolsulfonsäure noch nicht hatte ausbilden können.
Im letzten Schritt wurde das Sulfid 22, analog zur Bisulfon-Synthese, in einer MethanolWasser-Mischung gelöst und mit einem sechsfachen Überschuss des Oxidationsmittels
Oxone® versetzt. Um eine vollständige Umsetzung zu erlangen, musste die Reaktionszeit im
Vergleich zum Bisulfid 2 allerdings auf 48 h erhöht werden.
Um gewährleisten zu können, dass sich die Azidgruppe während der beiden
Reaktionsschritte nicht zersetzt hatte, wurde wieder die FT-IR-Spektroskopie genutzt, wobei
keine Zersetzungserscheinungen festgestellt werden konnten.
Abbildung 3-18. FT-IR-Spektrum (KBr) des Azid-Interkalators 23.
Wie bereits beim Azid-Boc-TEO-Linkers 20 (Abbildung 3-17), konnte auch für den AzidInterkalator 23 eine Azid-Bande bei einer Wellenlänge von 2095 cm-1 nachgewiesen werden.
Ergebnisse und Diskussion | 77
Zusätzlich wurde die Masse und Reinheit der Verbindung durch LC-MS-Messungen belegt.
Zur weiteren Charakterisierung und Bestätigung der vorliegenden Struktur, erfolgten neben
1
H- und 13C-NMR-Spektroskopie zusätzliche H,H-COSY-, HMBC- und HSQC-Experimente. Das
1
H-NMR-Spektrum der Verbindung ist in nachfolgender Abbildung wiedergegeben.
1
Abbildung 3-19. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Azid-Interkalators 23.
Vergleicht man dieses Spektrum mit dem des Bisulfons in Abbildung 3-3, kann man auch hier
die aromatischen Signale (11,12,15,16) sowie die Methylgruppen 17 des InterkalatorMoleküls eindeutig zuordnen. Auch die Signale 13 und 14 sind im Vergleich zum Bisulfon
kaum verändert. Aufgrund der Verknüpfung der Carboxy-Verbindung mit dem TEO-Linker,
erscheint Signal 11 des para-substituierten Acetophenons im Vergleich hochfeldverschoben.
Die Signale des TEO-Linkers führen aufgrund ihrer ähnlichen chemischen und magnetischen
Umgebung zu Überlagerungen im Bereich von 3.45-3.70 ppm. Diese ließen sich großteils
auch mit Hilfe von C,H-Korrelationsexperimenten nur ungenau zuordnen. Dies traf
insbesondere auf die Signale 5-8 zu, welche sich nur auf den Bereich 3.60-3.70 ppm
eingrenzen lassen, wobei es hier noch zusätzlich zu einer Überlagerung mit Signal 14a
kommt. 14b hingegen überlagert sich mit den Signalen 3 und 4. Die Methylengruppen 2 und
9 können aufgrund ihrer Position zwischen TEO-Sauerstoff und Azid- bzw. Amidgruppe den
beiden Signalen im Bereich von 1.75-1.95 ppm zugewiesen werden. Die der Azidgruppe
direkt benachbarten Methylengruppe kann aufgrund des –M-Effekts eindeutig als Signal 1
bestimmt werden.
78 | Ergebnisse und Diskussion
Der Azid-Interkalator 23 ließ sich dank der Kupplung an das Bisulfid 2, anstatt dem Bisulfon
3, gefolgt von der Oxone-Oxidation mit einer sehr guten Ausbeute herstellen. Wie bereits
angesprochen, diente die eingeführte Azidgruppe nicht nur als neue Basis in der organischen
Syntheseentwicklung unterschiedlicher Interkalator-Verbindungen als Alternative bzw.
Erweiterung der Aminogruppe, sondern sollte auch interkaliert in das Somatostatin als neue
reaktive Plattform dienen und es auf diese Weise ermöglichen, auch das interkalierte PeptidDerivat nachträglich weiter zu modifizieren. Der Prozess der Interkalation wird im Kapitel
3.1.2, weiterführende Reaktionen am interkalierten Biomolekül werden im Kapitel 3.2
beschrieben.
In
den
beiden
nachfolgenden
Kapiteln
werden
nun
die
Synthesen
eines
Salicylhydroxamsäure-Interkalators sowie eines weiteren Aza-Kronenether-Interkalators,
beide ausgehend vom Azid-Interkalator 23, erläutert.
Ergebnisse und Diskussion | 79
3.1.1.7 Synthese und Charakterisierung des Salicylhydroxamsäure-Interkalators
Bereits in Kapitel 3.1.1.5 wurde die pH-sensitive Komplexbildung zwischen der
Phenylboronsäure und der Salicylhydroxamsäure geschildert, welche im nachfolgenden
Schema nochmals, in der von David Ng etablierten Variante, aufgezeigt wird.[101]
Schema 3-15. pH-abhängige Wechselwirkung zwischen substituierter Salicylhydroxamsäure und Phenylboronsäure.
Es konnte außerdem die erfolgreiche Synthese eines Boronsäure-Interkalators unter
Verwendung der 4-Boronbenzoesäure gezeigt werden. Dadurch war es natürlich von großem
Interesse, als komplementärer Baustein zur Boronsäure, auch einen Interkalator zu
entwickeln, welcher die Salicylhydroxamsäure (SHS) aufweist. Durch den Erhalt dieser
beiden Verbindungen sowie den entsprechenden Somatostatin-Derivaten sollte eine
Grundlage für pH-steuerbare Assemblierungen der Biokonjugate geschaffen werden.
Nach der Herstellung eines Interkalators mit einer Azidgruppe, war es nun möglich, die in
Schema 3-15 dargestellte Ethinyl-funktionalisierte SHS-Verbindung für die Synthese zu
nutzten. Dies erfolgte schließlich im Zuge der kupferkatalysierten 1,3-dipolaren
Cycloaddition.
Die 1,3-dipolare Huisgen-Cycloaddition
Wie bereits im vorherigen Kapitel angesprochen, handelt es sich bei der kupferkatalysierten
Variante der 1,3-dipolaren Cycloaddition nach Huisgen um eine attraktive Methode, bei
welcher stereoselektiv 1,4-Regioisomere des 1,2,3-Triazolrings synthetisiert werden
können.[121] Nebenbei führt der Katalysator zu einer Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit
und ermöglicht die Durchführung der Reaktion bei Raumtemperatur.[124-126] Der
Kupferkatalysator kann dabei entweder direkt als CuI, durch in situ-Reduktion von CuII oder
Komproportionierung[132]
von
Cu0
und
CuII
erzeugt
werden.
Aufgrund
der
Oxidationsempfindlichkeit[133] sowie Reinheit und Kosten der CuI-Salze eignet sich die in situErzeugung aus einem Kupfer(II)-Salz, mittels einem Reduktionsmittel, im Normalfall besser.
80 | Ergebnisse und Diskussion
Meist wird CuSO4·5H2O und Ascorbinsäure bzw. Natriumascorbat als Reduktionsmittel
verwendet.[122,134] Als CuI-Salz wird hauptsächlich CuI eingesetzt, wobei hier gewöhnlich
Acetonitril als Co-Lösungsmittel und ein Äquivalent einer Stickstoff-Base, wie Pyridin oder
Triethylamin, zur Beschleunigung der Reaktion benötigt werden. Allerdings führt dies oft zu
unerwünschten Nebenprodukten, wie beispielsweise den Bis-Triazolen.[126] Eine dritte,
weniger häufig genutzte Variante ist der Einsatz von heterozyklischen Liganden zur
Stabilisierung von CuI, welche durch Abschirmung vor Zersetzung schützen sollen.[135] Kupfer
als Katalysator dieser Reaktion wurde 2002 unabhängig voneinander sowie in
unterschiedlicher Ausführung von den Arbeitsgruppen Sharpless[122] und Meldal[126]
entdeckt, wobei letztere auf CuI und Sharpless auf die in situ-Erzeugung setzten.
Bis heute herrschen Spekulationen und Uneinigkeit bezüglich des Mechanismus. Es wird
angenommen, dass ein stufenweise fortschreitender Verlauf vorliegt, welcher mit der
Bildung eines CuI-Acetylid-π-Komplexes beginnt. Die Rolle eines zweiten Kupfers stellt wohl
die Aktivierung der Azid-Funktionalität dar. Durch die Cu-Komplexierungen wird zweifellos
die Reaktivität des Acetylids verändert und hinsichtlich einer Zyklisierung positiv beeinflusst.
Es ist zwar bewiesen, dass diese Spezies die entscheidende Rolle für den Erfolg der Reaktion
einnimmt, jedoch ist immer noch sehr wenig über die Natur dieser Komplexe bekannt.[136]
Ein möglicher Verlauf des Mechanismus ist in Schema 3-20 abgebildet.[137]
Schema 3-20. Schematischer Mechanismus einer kupferkatalysierten 1,3-dipolaren Cycloaddition.
Ergebnisse und Diskussion | 81
Die Synthese des SHS-Interkalators geschah in Kooperation mit Christiane Seidler im Rahmen
ihrer Masterarbeit.[117] Die funktionalisierte Salicylhydroxamsäure wurde von ihr unter der
Anleitung von David Ng synthetisiert, indem die Verbindung mit einer zuvor NHS-aktivierten
4-Pentinsäure umgesetzt und anschließend die Hydroxamsäure-Funktion mit Hilfe einer
Trityl-Schutzgruppe geschützt worden war. Dies war notwendig, da die ungeschützte
Salicylhydroxamsäure in der Lage ist, abgesehen von den Boronsäuren auch andere
Reaktionspartner, wie beispielsweise Kupfer[138], zu komplexieren und somit unerwünschte
Nebenreaktionen zu verursachen.
Schema 3-21. Syntheseroute des 2-Hydroxy-4-(pent-4-inamido)-N-(trityloxy)-benzamids; i) DIEA, Dimethylformamid,
80 °C, 48 h; ii) N-Trityloxyamin, Tetrahydrofuran, RT, 48 h.
Wie im nachfolgenden Schema dargestellt, war die Syntheseroute, die funktionalisierte SHSVerbindung durch die 1,3-dipolaren Cycloaddition mit dem Azid-Interkalator 23 über einen
1,2,3-Triazolring miteinander zu verbinden.
Schema 3-22. Syntheseroute des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24; i) Kupfer(II)-sulfat, Natriumascorbat, THF/H2O
(2:1), RT, 24 h.
Für die Click-Reaktion wurden sowohl der Interkalator 23 als auch die geschützte
Salicylhydroxamsäure in Tetrahydrofuran gelöst. In einem zweiten Reaktionsgefäß wurden
Kupfer(II)-sulfat und Natriumascorbat im Verhältnis 2:1 in demineralisiertem Wasser gelöst
und die Farbänderung von dunkelbraun zu hellbeige abgewartet. Diese Änderung der Farbe
82 | Ergebnisse und Diskussion
spiegelt die Reduktion des Kupfer(II) zum eigentlichen Katalysator Kupfer(I) durch das
Reduktionsmittel Natriumascorbat wieder. Da für die Click-Reaktion das Vorliegen von
Kuper(I) notwendig ist, verbessert sich der Reaktionsfortschritt, wenn die in situ-Bildung des
Kupfers(I) bereits abgeschlossen ist, bevor die beiden Click-Edukte zum Katalysator gegeben
werden. Nach der Farbänderung der Katalysatorlösung wurde diese der EduktReaktionsmischung zugegeben und für 24 h bei Raumtemperatur gerührt. Im Laufe der
Reaktionszeit bildete sich allmählich ein dunkelgrün-brauner Niederschlag aus, welcher auf
Kupfersalz hindeutete. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde das grünlich-türkise
Reaktionsgemisch ohne vorherige Abtrennung des Niederschlags säulenchromatographisch
(Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt und Verbindung 24 mit einer Ausbeute von 60%
erhalten.
Die Masse konnte durch MALDI-FTICR-MS bestätigt werden. Zur Strukturaufklärung wurden
C,H-Korrelationsexperimente
durchgeführt.
Das
1
H-NMR-Spektrum
abgebildet.
1
Abbildung 3-20. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24.
ist
nachfolgend
Ergebnisse und Diskussion | 83
Auch in diesem 1H-NMR-Spektrum lassen sich an den Signalen a und b sowie den kleinen
Dubletts bei 7.83 und 7.70 ppm, ein geringer Anteil an Monosulfon-Produkt in der Probe
festzustellen. Dies macht sich auch in den erniedrigten Intergralsummen des Bisulfon-Teils
(1,2,3) bemerkbar. Die Protonen 1, 4 und 5 des Bisulfon-Teils sind an gewohnter Stelle zu
finden, wobei sich Signal 5 mit Signal 17 der TEO-Kette überlagert. Die Signale der Protonen
19 und 20, zwischen Triazolring und Amidbindung, werden den Multipletts bei 3.02 ppm
sowie 2.68 ppm zugewiesen. Die TEO-Signale 8 sowie 10-14 überlagern sich mit den Signalen
4a und 4b des Interkalators im Bereich 3.40 – 3.66 ppm. 9 und 16 des Linkers, lassen sich
den beiden Signalen bei 1.88 und 2.01 ppm zuordnen. Signal 15 kann aufgrund der Nähe
zum Triazolring bei dieser Verbidnung als eigenständiges Multiplett bei 3.27 ppm lokalisiert
werden. Die aromatischen Signale 2 des Interkalators überlagern sich mit den aromatischen
Signalen 24 und 26 der Trityl-Schutzgruppe sowie 18 des Triazol-Rings und bilden dadurch
ein großes Multiplett, welches zusätzlich mit dem Chloroform-Signal des NMR-Lösungsmittel
interferiert. Die Protonen 25 werden in einem eigenständigen Multiplett bei 7.50 ppm
aufgespalten. Die Signale 3 und 7 des Interkalators bilden zusammen mit Signal 23 des
Salicylaldehydrings ein Multiplett bei 7.66 ppm. Die anderen beiden Signale 21 und 22 des
Rings befinden sich separiert bei 7.06 und 6.94 ppm.
Die Synthese des SHS-Interkalators 24, über den Weg der Click-Chemie, konnte als gut
umsetzbare Methode etabliert werden. Aus den hier gewonnen positiven Erkenntnissen
entstand die Idee, den Azid-Interkalator 23 sowie die Click-Chemie als dritte Variante für die
Synthese eines Kronenether-Interkalators einzusetzen.
84 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1.8 Synthese und Charakterisierung des
Aza-Kronenether-Interkalators
unter
Anwendung der Click-Chemie
Im Kapitel 3.1.1.3 wurden bereits zwei Varianten für die Synthese eines Aza-KronenetherInterkalators erläutert. Beide Wege nutzten dabei die Verknüpfung von Amin- und
Carboxygruppe, wobei in beiden Fällen keine zufriedenstellende Ausbeute erreicht werden
konnte. Nach der erfolgreichen Darstellung des Azid-Interkalators 23 eröffnete sich dank der
Azidgruppe die neue Synthesestrategie der Click-Chemie.
Synthese-Variante C über den Azid-Interkalator 23
Aufgrund der Notwendigkeit einer Ethinylgruppe am Kronenether, sollte eine [15]Krone-5
mit einer Verbindung verknüpft werden, welche bereits eine Ethinylgruppe aufwies. Dazu
wurde wieder 1-Aza-[15]Krone-5 verwendet, welche in einem Schritt mit einer zuvor NHSaktivierten 4-Pentinsäure umgesetzt wurde. Anschließend fand die Click-Reaktion mit dem
Azid-Interkalator 23 statt. Eine Übersicht der Syntheseschritte ist in Schema 3-23 zu sehen.
Schema 3-23. Syntheseroute des Aza-Kronenether-Interkalators 27 via Click-Reaktion; i) N-Hydroxysuccinimid, EDC·HCl,
[157]
DMAP, Dichlormethan, RT, 24 h;
ii) DCM, RT, 24 h; iii) DIEA, Kupfer(I)iodid, THF, RT, 24 h.
Die NHS-Aktivierung der 4-Pentinsäure erfolgte in Anlehnung an die Literatur von Slater et
al.[157] Dazu wurden 4-Pentinsäure sowie N-Hydroxysuccinimid unter Argonatmosphäre in
trockenem Dichlormethan vorgelegt, mit EDC·HCl sowie DMAP versetzt und für 24 h gerührt.
Ergebnisse und Diskussion | 85
Die Aufarbeitung der Verbindung 25 erfolgte via Säulenchromatographie (EA:n-Hexan = 1:1).
Im Anschluss wurde 25 unter Argonatmosphäre in DCM gelöst und mit 1-Aza-[15]Krone-5
versetzt. Nach 24 h wurde das Produkt 26 mittels Säulenchromatographie (10% Methanol in
Chloroform) aufgereinigt und mit einer Ausbeute von 95% erhalten.
Die Click-Reaktion zwischen dem Azid-Interkalator 23 und der Ethinyl-modifizierten AzaKrone 26 stellte den letzten Schritt dar. Hierzu wurden beide Reaktanden in Tetrahydrofuran
gelöst und mit einem Überschuss an DIEA versetzt. Zum Schluss wurde der Katalysator
Kupfer(I)-iodid hinzugefügt und die Reaktionsmischung für 24 h gerührt, woraufhin sich
Kupfersalz als dunkelgrün-brauner Niederschlag im Reaktionsgefäß absetzte. Dieses Salz
wurde mit Hilfe einer kurzen Aluminiumoxid-Säule abfiltriert. Anschließend wurde das
Produkt 27 zuerst säulenchromatographisch (10% Methanol in Chloroform) und für
analytische Reinheit zusätzlich mittels HPLC aufgereinigt. Die Ausbeute betrug allerdings nur
28%, was möglicherweise die Folge des Einsatzes von Kupfer(I) sein könnte, da dieses leicht
zu Kupfer(II) reduziert werden kann und somit nicht mehr die gewünschte Katalyse bewirken
kann.
Da eine mögliche Kupferkomplexierung durch den Kronenether offensichtlich die Reaktion
nicht grundlegend zu unterbinden schien, wurden die Reaktionsbedingungen hinsichtlich des
Kupfersalzes verändert, indem statt DIEA und Kupfer(I)-iodid, Natriumascorbat und
Kupfer(II)-sulfat eingesetzt wurden. Da hier der eigentliche Katalysator Kupfer(I) direkt in situ
gebildet wird, versprach dieser Weg an sich eine bessere Ausgangssituation, jedoch waren
die
komplexierenden Eigenschaften
der Krone hinsichtlich des Natriumions zu
berücksichtigen. Wie erwartet, führte dieser Ansatz daher leider nicht zum gewünschten
Ziel, woraus geschlossen werden konnte, dass der Kronenether unter den gegebenen
Reaktionsbedingungen unter Umständen neben dem Kupfer- auch das Natrium-Ion
komplexierte und so zu einer verminderten Reaktionsfähigkeit der Ethinyl-funktionalisierten
Krone führte. Unterstützt wurde diese Vermutung durch den Vergleich zum SHS-Interkalator
24. Denn die Reaktionsbedingungen des gescheiterten, zweiten Syntheseversuchs, inklusive
des Azid-Interkalator-Edukts 23, stimmten mit denen der Synthese des SHS-Interkalators
überein. Dieser konnte allerdings mit einer relativ guten Ausbeute von 60% erhalten werden,
wohingegen der Aza-Kronenether-Interkalator 27 auf diesem Weg nicht synthetisiert werden
86 | Ergebnisse und Diskussion
konnte. Mögliche unerwünschte Komplexierungen waren auch der Grund für die Nutzung
der Trityl-geschützten Salicylhydroxamsäure.
Die korrekte Masse der Verbindung 27 wurde mittels LC-MS sowie MALDI-FTICR-MSMessungen belegt und die Struktur durch
1
H-NMR-Spektroskopie charakterisiert. Die
Zuordnung der Daten ist in nachfolgender Abbildung wiedergegeben.
1
Abbildung 3-21. H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Aza-Kronenether-Interkalators 27.
Die Struktur der Verbindung 27, gleicht bis zur Amidbindung der Struktur des SHSInterkalators 24. Es ist daher interessant, beide 1H-NMR-Spektren bezüglich einiger Signale in
Vergleich zu setzten. In Abbildung 3-21 zeigt sich wieder die typische Aufspaltung der
aromatischen Signale 2, 3 sowie 6 und 7 des Bisulfon-Teils der Verbindung 27. Ungewöhnlich
für Interkalator-NMR-Spektren, ist es in diesem Fall möglich, das Amid-Proton 8a als Triplett
bei 7.59 ppm zu erkennen. Außerdem kann im aromatischen Bereich dem Signal 7.55 ppm
das Proton 18 zugewiesen werden, welches dem, bei der Click-Reaktion neu gebildeten,
Triazol-Ring entstammt. Aufgrund der elektronischen Einflüsse dieses Ringes auf die TEOKette, kommt es besonders bei Signal 17 zu einer deutlichen Tieffeld-Verschiebung um mehr
als 1 ppm. Dies hat eine Überlagerung mit dem für das Proton in Position 5 typischen Signal
bei etwa 4.38 ppm zur Folge. Gleiches konnte bereits beim SHS-Interkalator 24 beobachtet
werden. Der Einfluss des Triazolrings spiegelt sich auch in der Verschiebung der Multipletts
Ergebnisse und Diskussion | 87
der TEO-Kette wieder. Sehr gut zu erkennen bei Signal 16, welches um ca. 0.3 ppm auf 2.08
ppm verschoben wurde. Die Protonen der Methylengruppe 9 bleiben von diesem unerreicht
und zeigen im Vergleich zu den beiden vorherigen NMR-Spektren keinerlei Veränderung
hinsichtlich ihrer chemischen Verschiebung. Gleiches gilt für die Protonen der Aza-Krone,
inklusive dem markanten Signal 22, verglichen mit den beiden Aza-KronenetherInterkalatoren 8 und 11. Die beiden Methylengruppen 19 und 20, welche zwischen TriazolRing und Aza-Kronenether lokalisiert sind, können den Signalen 2.80 und 3.04 ppm, im
Vergleich zum SHS-Interkalator jedoch genau gegensätzlich, zugwiesen werden.
Der Versuch den Baustein des Kronenethers, mittels der 1-Aza-[15]Krone-5, im Aufbau einer
neuen Interkalator-Verbindung zu verwenden, konnte nun über drei verschiedene Wege
gezeigt werden. Auch die letzte Variante, unter Anwendung der kupferkatalysierten 1,3dipolaren Cycloaddition, konnte keine gewünschte Steigerung der Ausbeute liefern.
Verglichen mit der Synthese des SHS-Interkalators 24, lässt sich festhalten, dass der Erfolg
der Click-Reaktion in einer gewissen Abhängigkeit zu den verwendeten Reaktionspartnern
steht, sobald diese unerwünschte Komplexierungen der Natrium- bzw. Kupferionen
bewirken können.
Einen Vergleich über alle in diesem Kapitel vorgestellten Interkalator-Verbindungen wird
nachfolgend
angestellt.
Im
Anschluss
daran
werden
schließlich
die
Biokonjugationsreaktionen der erfolgreich synthetisierten Interkalatoren mit Somatostatin
und Glutathion durchgeführt und vergleichend in Kapitel 3.1.2 erläutert.
88 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.1.9 Zusammenfassung der Synthesen der Interkalator-Verbindungen
Im Verlauf des aktuellen Kapitels konnten die Synthesen einer Reihe unterschiedlich
funktionalisierter Interkalatoren und deren resultierendem breiten Reaktionsspektrum
vorgestellt werden. Alle Interkalatoren beruhen auf dem von Lawton und Brocchini
entwickelten Bisulfon-System, wodurch über das Konzept der Interkalation in die
Disulfidbindung eine optimale Verknüpfung mit Peptiden und Proteinen gewährleistet
werden sollte.[17] Die Funktionalisierung des Interkalator-Grundgerüsts erfolgte meist
ausgehend von der Stufe des Bisulfons sowie einer mit diesem Grundgerüst verknüpften
kurzen TEO-Kette, welche im Anschluss mit unterschiedlichen supramolekular zugänglichen
Funktionalitäten modifiziert worden war.
Schema 3-24. Allgemeine Syntheseroute der funktionalisierten Interkalatoren.
Das Bisulfon 3 sowie dessen nicht-oxidierte Vorstufe das Bisulfid 2 waren synthetisiert und
jeweils über ihre Carboxygruppe mit der Aminogruppe des TEO-Linkers verknüpft worden.
Dabei wurden die Kupplungsreagenzien EDC, HBTU sowie BOP verwendet. Dabei konnte
festgestellt werden, dass bei gleichem TEO-Linker die Ausbeuten beim Bisulfid im Gegensatz
zum Bisulfon meist deutlich höher ausfielen. Auch die Aufreinigung gestaltete sich einfacher,
da das Bisulfon-Produkt durch die meist basischen Reaktionsbedingungen bereits während
der Reaktion, unter Abspaltung des Toluolsulfonsäure-Rests, das Michael-Akzeptor-System
ausbildete (siehe Schema 3-2). Dadurch war es ohne HPLC kaum möglich, das BisulfonProdukt vollständig vom Monosulfon-Produkt abzutrennen. Die Nutzung des Bisulfids konnte
allerdings nur durchgeführt werden, wenn die eingeführte Funktionalität keine Reaktivität
gegenüber einer nachfolgenden Oxidation mittels Oxone® aufwies.
Ergebnisse und Diskussion | 89
Um im Hinblick auf die spätere Biokonjugation eine verbesserte Wasserlöslichkeit der rein
organischen Interkalatoren zu erlangen, wurde eine kurze TEO-Kette, als Linker zwischen
Interkalator-Grundgerüst und der neu eingeführten Funktionalität, verwendet. Zusätzlich
sollte dieser Linker für mehr Flexibilität in der Verbindung sorgen. Durch seine Funktion als
Abstandshalter, zwischen dem Angriffspunkt des Michael-Systems und der eingeführten
reaktiven Gruppe, konnten so sterische Hinderungen im Interkalations-Vorgang sowie
späteren Folgereaktionen reduziert werden. Über diese Verbindung wurde schließlich auch
die Aminogruppe, mittels der Kupplung an das Bisulfon 3, eingeführt. Der AminoInterkalator 6 konnte mit einer Ausbeute von 64% synthetisiert werden und stellte die
Ausgangsverbindung in der Entwicklung weiterer Interkalatoren dar.
Die darauffolgend eingeführten supramolekularen Funktionalitäten sind hier nochmals
dargestellt, wobei jeder Baustein individuelle synthetische Herausforderungen mit sich
brachte.
Abbildung 3-22. Übersicht der eingeführten Bausteine der synthetisierten Interkalatoren.
Im Vergleich zum Amino-Interkalator gestalteten sich die Synthesen eines Kronenethermodifizierten Interkalators als wesentlich schwieriger. Aufgrund einiger synthetischer
Schwierigkeiten wurden mit verschiedenen Herangehensweisen experimentiert. Dabei
handelte es sich zum einen um Kupplungsreaktionen sowohl an dem bereits verknüpften
TEO-Rest als auch direkt am Bisulfon-Grundgerüst, und zum anderen um kupferkatalysierte
Click-Reaktionen, wiederum sowohl mit Kupfer(I) als auch Kupfer(II). Die erfolgreichste
Methode (Variante A, 8) mit einer Ausbeute von 43% stellte die HBTU-Kupplung zwischen
dem Amino-Interkalator 6 und einer Aza-[15]Krone-5 dar, welche zuvor mit einer
Carboxygruppe modifiziert worden war. Der zweite Weg (Variante B, 11) verlief über zwei
aufeinanderfolgende Kupplungsreaktionen, zuerst zwischen der Aza-[15]Krone-5 und einer
kurzen TEO-Kette, gefolgt von der Kupplung dieser Zwischenstufe an das Bisulfon. Das
Produkt konnte allerdings nur mit einer Ausbeute von 25% erhalten werden. Da die beiden
90 | Ergebnisse und Diskussion
Kupplungsreaktionen nicht den gewünschten Durchsatz lieferten, wurde als dritte Strategie
(Variante C, 27) die kupferkatalysierte Click-Reaktion verfolgt. Dazu wurde die Aza[15]Krone-5 zuerst mit einer Ethinyl-modifizierten Verbindung und anschließend mit dem
Azid-Interkalator 23 umgesetzt, wobei die Katalyse einmal direkt mit Kupfer(I) und einmal
über
die
in
situ-Reduktion
von
Kupfer(II)
durchgeführt
wurde.
Die
eigentlich
vielversprechendere Variante der in situ-Kupfer(I)-Erzeugung verlief gänzlich ohne Erfolg und
auch der direkte Einsatz von Kupfer(I) erzielte nur eine geringe Ausbeute von 28%. Da
andere Click-Reaktionen mit dem Azid-Interkalator sehr gut funktionierten, lässt sich daraus
schlussfolgern, dass das Problem wohl auf seitens des Kronenethers liegen musste. Das
größte Hindernis stellten dabei sicherlich die komplexierenden Eigenschaften der Krone
sowohl gegenüber Alkaliionen als auch Kupfer dar. Dies hat zur Folge, dass zum einen der zur
Reaktion notwendige Kupferkatalysator nicht mehr aktiv sein kann und zum anderen dass
sich möglicherweise das Reaktionsverhalten der komplexierten im Vergleich zur
unkomplexierten Krone verschlechtert. Auch die Reaktionsbedingungen im Umgang mit der
Krone sind sehr problematisch, da penibel darauf geachtet werden musste, dass die KronenVerbindungen nicht in Kontakt mit Natrium- oder Kalium-Ionen kamen, um unerwünschte
Komplexe zu vermeiden. Im Gegensatz zu anderen reaktiven Funktionalitäten ist es beim
Kronenether leider nicht möglich eine Schutzgruppe zu verwenden. Da die Stärke und
Vielfalt der Komplexbildung bezüglich Alkaliionen oder Übergangsmetallen gleichzeitig von
unterschiedlichen Faktoren, unter anderem auch dem Lösungsmittel, abhängig ist, ist es
schwierig zur Inhibition einer unerwünschten Komplexierung eine reversible, für die
Durchführung einer Reaktion temporäre, Komplexierung vorzunehmen. Zusammengefasst
über alle drei Routen lässt sich also sagen, dass die Einführung des Aza-Kronenethers
problematisch verlief und nur mit geringen Ausbeuten erreicht werden konnte.
Im Falle des Bipyridin-Interkalators 16, wurde zuerst ein 4-Carbonsäure-2,2,´-Bipyridin
synthetisiert, welches im Anschluss einmal direkt, mittels EDC-Katalyse, sowie parallel dazu
als Säurechlorid mit dem Amin-Interkalator 6 umgesetzt worden war. Vergleicht man die
Ausbeuten beider Varianten, zeigt sich, dass der Weg über das Säurechlorid mit 47% eine
Verbesserung um 27% nach sich zog. Dies liegt zum einen an der erhöhten Reaktivität des
Säurechlorids im Vergleich zur in der Kupplung aktivierten Säuregruppe. Zum anderen kann
die Verwendung des Hilfsreagenz EDC, wie in Schema 3-14 ausführlich dargestellt, eine
Reihe von Nebenreaktionen und somit Nebenprodukte verursachen, wodurch sich der
Ergebnisse und Diskussion | 91
Reaktionsumsatz erniedrigen kann. Außerdem kann im Gegensatz zum Säurechlorid hier
nicht sichergestellt werden, dass 100% der Säure-Verbindung durch das EDC aktiviert wurde
und somit eine vollständige Umwandlung theoretisch überhaupt möglich wäre. Der Nachteil
des Säurechlorids liegt dagegen in einem zusätzlich notwendigen Reaktionsschritt sowie
einer hohen Hydrolyseempfindlichkeit, wodurch immer in absolut trockenen Lösungsmitteln
sowie unter Argonatmosphäre gearbeitet werden muss. Es ist daher von Vorteil, wenn die
benötigte Menge an Säurechlorid frisch hergestellt und ohne Aufreinigungsschritte sofort
weiter umgesetzt werden kann.
Eine hervorragende Umsetzung von fast 100% konnte dagegen bei der Synthese des
Boronsäure-Interkalators
17
erreicht
werden.
Hierzu
wurde
eine
geschützte
Phenylboronsäure als Reaktionspartner verwendet, deren Säure-Funktion durch NHS zuvor
aktiviert worden war. Diese wurde im Überschuss unter basischen Bedingungen mit dem
Amin-Interkalator 6 umgesetzt und führte zu einer vollständigen Umsetzung.
Um eine funktionelle Gruppe zu besitzen, welche auch interkaliert noch selektiv modifiziert
werden kann, wurde ein Azid-Interkalator entwickelt. Die Synthese der Verbindung 23
erfolgte durch Überführung der Aminogruppe der verwendeten TEO-Kette in eine
Azidgruppe, gefolgt von einer Kupplung an das Bisulfid sowie einer anschließenden
Oxidation mittels Oxone®. Beim Kuppplungsschritt konnte dabei eine gute Ausbeute von
70% erreicht werden, gefolgt von einem vollständig verlaufenden Oxidationsschritt.
Für die Synthese des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24 war eine Ethinyl-modifizierte
Salicylhydroxamsäure eingesetzt und mittels kupferkatalysierter Click-Reaktion mit dem
Azid-Interkalator 23 verknüpft worden. Aufgrund der komplexierenden Eigenschaften dieser
Verbindung, auch hinsichtlich Kupfer, wurde die mit Triphenylmethyl geschützte Variante
eingesetzt und sich an den Reaktionsbedingungen der Variante C der KronenetherInterkalator-Synthese orientiert. Der geschützte Interkalator konnte auf diesem Weg mit
einer Ausbeute von bis zu 60% synthetisiert werden.
Im nachfolgenden Kapitel werden nun die Biokonjugationsreaktionen der unterschiedlich
funktionalisierten Interkalatoren mit Somatostatin sowie Glutathion untersucht und die
Ergebnisse hinsichtlich der Reaktivität vergleichend analysiert.
92 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.2 Biokonjugationsreaktionen der Interkalatoren: Somatostatin versus
Glutathion
Die Biokonjugationsreaktion der Interkalatoren war eine wichtige synthetische Hürde in der
Darstellung modifizierter Biokonjugate. Da der mechanistische Vorgang bei allen
nachfolgenden Reaktionen analog verlief, wird zu Beginn des Kapitels, vor der Darstellung
der synthetischen Ergebnisse, auf den Mechanismus sowie die beiden verwendeten ModelPeptide Somatostatin und Glutathion eingegangen.
Mittels des Bisulfon-Grundgerüsts sind alle der im vorherigen Kapitel synthetisierten
Interkalatoren in der Lage über das Michael-Akzeptor-System von Nukleophilen angegriffen
zu werden. Im Falle des Somatostatins findet die Biokonjugation in Form der Interkalation
statt. Das Besondere an dieser gezielten Art der Modifikation stellt der mechanistische
Prozess der Interkalation dar, welcher mit dem Wiederaufbau der Disulfidbindung über das
interkalierte Molekül hinweg endet. Dies ist hinsichtlich des Einsatzes von Proteinen von
großer Bedeutung, da die Zerstörung der Disulfidbrücke meist mit einer Veränderung der
dreidimensionalen Struktur einhergeht, was wiederum in einer Inaktivierung der
biologischen Aktivität resultieren kann. Die selektive Spaltung der Brücke wird dabei durch
bestimmte Reduktionsmittel, wie beispielsweise TCEP, realisiert.[12] Die zur Interkalation
notwendige Verbindung muss, wie bereits in Kapitel 3.1.1.1 angesprochen, bestimmte
strukturelle Eigenschaften, wie eine elektronenziehende Gruppe in Nachbarschaft zu einem
Akzeptor-System sowie eine geeignete Abgangsgruppe, aufweisen. Die Arbeitsgruppe um
Brocchini entwickelte hierfür die Bisulfon-Verbindung. welche die angesprochenen
Eigenschaften vereint und darüber hinaus durch den Prozess der Michael-Addition ein
zweites neues Michael-Akzeptor-System ausbilden kann, welches wiederum nukleophil
angegriffen werden kann.[18]
Abbildung 3-23. Grundgerüst I) eines Michael-Akzeptor-Systems, II) eines aktivierten Bisulfon-Interkalators, III) eines
Bisulfon-Interkalators nach der ersten Michael-Addition eines Nukleophils.
Ergebnisse und Diskussion | 93
Die Grundform des Bisulfon-Interkalators weist eine weitere Besonderheit auf. Dabei
handelt es sich um die Eigenschaft, dass der Beginn der Interkalations-Reaktion gezielt über
den pH-Wert gesteuert werden kann, denn das das zur Michael-Addition notwendige
Akzeptor-System (Abbildung 3-23, II) wird erst durch die Einstellung des pH-Werts der
Lösung auf etwa 8 ausgebildet. Dieser pH-Wert ermöglicht, dass eine der beiden
Abgangsgruppen nach dem E1cB-Mechanismus eliminiert wird, wodurch eine α,βungesättigte Carbonyl-Verbindung entsteht. Diese ist in der Lage, zwei aufeinanderfolgende
Michael-Additionen einzugehen.
Schema 3-25. Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems unter basischen Bedingungen durch Abspaltung eines
Toluolsulfonsäure-Restes, ausgehend von der Grundform des Bisulfons.
Der Mechanismus der Interkalation in Disulfidbindungen
Der Mechanismus, ausgehend vom Monosulfons, kann in vier Schritte unterteilt werden,
welche in Schema 3-26 aufgezeigt werden.
Schema 3-26. Mechanismus der Interkalation, dargestellt mit Somatostatin als zyklisches Peptid; a) Reduktive Spaltung
der Disulfidbindung; b) Nukleophiler Angriff am Michael-Akzeptor-System; c) Abspaltung der Abgangsgruppe sowie
Ausbildung eines neuen Akzeptor-Systems; d) Wiederaufbau der früheren Disulfidbindung durch eine zweite Michael[18]
Addition.
94 | Ergebnisse und Diskussion
Schritt a stellt die reduktive Spaltung der Disulfidbindung mittels eines Reduktionsmittels
dar, wodurch zwei reaktive Thiol-Reste entstehen, welche nukleophil am Interkalator
angreifen können. Der zweite Schritt b beinhaltet den nukleophilen Angriff am MichaelAkzeptor-System des Interkalators. Hierbei greift eine der Thiolgruppen an der
Doppelbindung der α,β-ungesättigten Carbonyl-Verbindung an, wodurch es zu einer
Verschiebung der Elektronendichte hin zum Carbonyl-Sauerstoff kommt. Diese reaktive
Zwischenstufe reagiert nun in Schritt c durch Abspaltung des Toluolsulfonsäure-Rests zu
einer neuen α,β-ungesättigten Carbonyl-Verbindung, welche somit erneut nukleophil
angegriffen werden kann. Der Vorgang des nukleophilen Angriffs am Akzeptor, gefolgt von
der Abspaltung der Abgangsgruppe und somit der Ausbildung der Carbonyl-Verbindung, wird
im Allgemeinen als Michael-Addition bezeichnet. Dass die Verbindung erneut eine MichaelAddition eingehen kann, stellt zum einen die strukturelle Besonderheit des BisulfonInterkalator-Moleküls und
zum
anderen
die
für
eine
Interkalation
notwendige
Grundvoraussetzung dar. Nur durch einen Angriff des zweiten Thiols (Schritt d) an der
bereits mit dem ersten Thiol des Peptids verknüpften Interkalator-Verbindung, ist der
vollständige Einbau des Moleküls in die frühere Disulfidbindung möglich. Theoretisch könnte
das zweite Thiol auch an einem anderen Interkalator-Molekül angreifen, wodurch es zur
Entstehung von unerwünschten Nebenprodukten kommen kann. Greift nun in Schritt d das
Thiol an der Doppelbindung an, kommt es wieder zu einer Verschiebung der
Elektronendichte hin zum Carbonyl-Sauerstoff und somit zur Entstehung einer
Zwischenstufe, welche durch Tautomerie in eine stabile Carbonyl-Verbindung übergeht. In
diesem letzten Schritt wird nun über drei Kohlenstoff-Atome hinweg die frühere SchwefelSchwefel-Bindung und somit auch die Tertiärstruktur des Somatostatins wieder
aufgebaut.[18]
Die Model-Peptide Somatostatin und Glutathion
Wie bereits angesprochen, wurde in dieser Arbeit das zyklische Peptidhormon Somatostatin,
als typischer Vertreter für ein Biomolekül mit intramolekularer Disulfidbindung, verwendet.
Die biologische Aktivität beruht auf der räumlichen Anordnung der Aminosäure-Sequenz
Phe7-Trp8-Lys9-Thr10. Es ist daher notwendig, dass die Tertiärstruktur aufgrund der
Modifizierung der Disulfidbrücke zwischen den Cysteinen Cys3 und Cys14 nicht gestört wird.
Ergebnisse und Diskussion | 95
Neben der Aktivität ist auch die Plasma-Stabilität von Interesse. Diese liegt beim nativen
Somatostatin bei wenigen Minuten und kann anhand der hier beschriebenen Art der
Modifizierung deutlich erhöht werden. Dass diese Annahmen auch auf die Nutzung der
Bisulfon-Interkalatoren zutrifft, konnte bereits durch Anne Pfisterer belegt werden. [149]
Somatostatin weist mit seinen 14 Aminosäuren oftmals bereits Protein-ähnliche
Eigenschaften auf, besonders im Hinblick auf Stabilität und Löslichkeit. Proteine sind
allerdings aus chemischer Sichtweise schwierig zu charakterisieren. Beim Somatostatin
hingegen ist es noch möglich, Techniken wie die NMR-Spektroskopie zu nutzten und auf
diese Weise sogar die Vollständigkeit der Interkalations-Reaktion zu überwachen. Es eignet
sich daher ideal als Model-Peptid zur Untersuchung des Einflusses der InterkalationsProzesse auf die gesamten Eigenschaften eines Peptids. Da bei der Verwendung des Peptids
allerdings Sterik sowie Zersetzung eine wichtige Rolle spielen, wurden als Vergleich
hinsichtlich Größe und Reaktivität alle Reaktionen der Interkalatoren auch mit dem Tripeptid
Glutathion wiederholt. Hierbei handelt es sich um ein nicht-zyklisches Tripeptid, bestehend
aus den Aminosäuren Glycin, Cystein und Glutaminsäure, wobei hier keine richtige
Peptidverknüpfung zwischen Cystein und Glutaminsäure vorliegt. Durch das Cystein weist
das Glutathion eine reaktive Thiolgruppe auf, welche am Interkalator angreifen kann. Im
menschlichen Körper lässt es sich in fast allen Zellen in relativ hoher Konzentration vorfinden
und spielt in zellulären Redoxreaktionen eine entscheidende Rolle.[139] Auch in Krebszellen,
wie beispielsweise Blasenkrebs, konnte eine stark erhöhte Konzentration an Glutathion
nachgewiesen werden.[140] Im menschlichen Körper kann es in zwei Formen vorliegen, dem
aktiven reduzierten Monomer und dem oxidierten Dimer.
Abbildung 3-24. L-Glutathion, aufgebaut aus den Aminosäuren Glycin (grün), Cystein (rot) und Glutaminsäure (blau) in
der reduzierten Form als Monomer und in der Variante als Dimer.
Die reduzierte Form des L-Glutathion sollte nun im Vergleich zum Somatostatin unter nahezu
identischen Bedingungen mit den Interkalatoren umgesetzt werden. Dadurch sollte die
Reaktivität der unterschiedlichen Interkalatoren besser analysiert werden und so bei
96 | Ergebnisse und Diskussion
Schwierigkeiten bessere Rückschlüsse gezogen werden können, ob die Ursache im
verwendeten Peptid oder beim jeweiligen Interkalator liegt.
Anmerkungen zum Kapitel
Da es sich bei der Verwendung des Glutathions um reine Testreaktionen handelte, wurden,
mit Ausnahme des Azid-Interkalators, nur geringe Mengen der Interkalatoren eingesetzt.
Nach HPLC-Aufreinigung war daher eine korrekte Bestimmung der Ausbeute nicht möglich.
Das Lösungsmittel der erhaltenen Fraktionen der Produkte wurde mittels Lyophilisation
unter Zuhilfenahme von Eppendorf- oder Falcon-Tube-Reaktionsgefäßen entfernt, wodurch
sich bei der Wägung das Problem ergab, dass die Massendifferenz der Plastikgefäße vor und
nach der Lyophilisation größer war, als die eigentliche Produktmenge. Zusätzlich war auch
die Messungenauigkeit, welche sich durch mehrmaliges Wiegen des Produkts ergab, im
Bereich der Produktmenge. Daher wurde hier auf eine Bestimmung der Ausbeute verzichtet
und eine Charakterisierung nur mittels LC-MS oder MALDI-MS-Messungen durchgeführt.
In den nachfolgenden Kapiteln wird aufgrund der Übersichtlichkeit das SomatostatinMolekül meist nur schematisch dargestellt.
Abbildung 3-25. Einführung der schematischen Darstellung des Somatostatins.
Nachfolgend werden nun die Ergebnisse der Interkalations-Versuche der in den vorherigen
Kapiteln synthetisierten, funktionalisierten Interkalatoren mit dem zyklischen Peptid
Somatostatin vorgestellt. Angefangen wird dabei beim Azid-Interkalator 23, da bereits im
Rahmen der Diplomarbeit damit begonnen wurde, diesen im Hinblick auf die Interkalation
mit Somatostatin zu untersuchen.[129]
Ergebnisse und Diskussion | 97
3.1.2.1 Synthese und Charakterisierung von Azid-Somatostatin/Glutathion
Im Allgemeinen verliefen die Durchführung der Interkalation bzw. Reaktion mit Glutathion,
die Aufreinigung sowie die Analyse der Produkte bei allen Interkalatoren auf ähnliche Weise
und werden am ersten Beispiel des Azid-Interkalators 23 ausführlicher erläutert.
Darstellung des Azid-Somatostatins
Ein Überblick über die dreistufige Synthese-Route des Azid-Somatostatin ist im
nachfolgenden Schema dargestellt.
Schema 3-27. Synthese des Azid-Somatostatins 28; i) 40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=7.8), RT,
24 h; ii) Somatostatin, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 40 min; iii) RT, 24 h.
Der erste Schritt in der Durchführung der Interkalation bestand in der Inkubation der
Interkalator-Verbindung. Dazu wurde ein Gemisch aus 40% Acetonitril in Phosphatpuffer (50
mM, 10 mM EDTA, pH=7.8) verwendet. Ein Äquivalent des Interkalators wurde in Acetonitril
gelöst, anschließend mit Phosphatpuffer verdünnt und das Reaktionsgemisch für 24 h bei
Raumtemperatur gerührt. Je nach strukturellem Aufbau des Interkalators konnte die
Inkubationszeit von mehreren Stunden bis hin zu einem Tag variieren. Dies wurde mittels LC-
98 | Ergebnisse und Diskussion
MS-Untersuchungen überwacht, indem nach verschiedenen Zeiten Proben entnommen und
hinsichtlich der Bildung von 23a untersucht worden waren.
Bevor das Somatostatin der Inkubationslösung zugegeben werden konnte, musste die
Disulfidbindung der Cysteinreste gespalten werden. Dies geschah indem das Peptid in
Phosphatpuffer gelöst, mit zwei Äquivalenten an TCEP, ebenfalls in Phosphatpuffer gelöst,
versetzt und das Reaktionsgemisch anschließend für etwa 40 Minuten geschüttelt wurde.
Nun wurde die zuvor inkubierte Interkalator-Lösung dem Somatostatin-TCEP-Gemisch
zugegeben und für 24 h auf einem Rüttler geschüttelt. Im Verlauf der Reaktionszeit konnte
eine Trübung der Lösung sowie die Bildung einer geringen Menge an Niederschlag
beobachtet werden. Die Aufreinigung des Produkts geschah mittels präparativer HPLC mit
einem Laufmittelgemisch aus Wasser und Acetonitril, jeweils mit 0.1% TFA versetzt. Nach
Lyophilisation wurde das Produkt als weißer Feststoff mit einer, für Interkalationen relativ
hohen, Ausbeute von 40% erhalten.
Wie bereits angesprochen, wurde schon während der Diplomarbeit an der Interkalation mit
dem Azid-Interkalator gearbeitet. Damals wurde das Somatostatin im Verhältnis 1:2
gegenüber dem Interkalator eingesetzt. Es konnten jedoch nur Ausbeuten im Bereich von
22% erzielt werden. Im Laufe der Dissertation konnten schließlich die hier verwendeten
Konditionen, auch hinsichtlich Puffer/Acetonitril-Verhältnisses sowie der Menge an TCEP, als
Idealbedingungen gefunden werden. Auch wurde damals zur Entfernung von Puffersalzen,
den im Überschuss zugegebenen Interkalator sowie nicht abreagiertem Somatostatin, eine
Dialyse unter Verwendung einer Membran mit einer Ausschlussgrenze von 2 kDA
durchgeführt. Allerdings zeigte sich im Laufe dieser Arbeit, dass dieser Vorgang zu immensen
Verlusten des Produkts führte und wurde daher nicht weiter verfolgt.
Verschiedene Testreaktionen ergaben, dass sich bei der Reduktion der Disulfidbindung eine
Wartezeit von etwa 30 Minuten positiv auf den späteren Interkalations-Prozess auswirkte. Je
nach verwendetem Interkalator, konnte eine Erhöhung der Reaktionszeit von 24 auf 48 h zu
einer Verbesserung, in manchen Fällen jedoch auch zu einer Verschlechterung der Ausbeute
führen. Beim Azid-Interkalator ergaben 24 h das beste Ergebnis. Für die Durchführung aller
Interkalations-Reaktionen mit Somatostatin wurden bewusst ein Rüttler und kein Rührer
eingesetzt, da das Rühren zu einer deutlichen Erniedrigung des Reaktionsumsatzes führte.
Ursachen hierfür können entweder in der Zersetzung des Produkts oder möglicherweise in
Ergebnisse und Diskussion | 99
einer
Störung
des
Interkalations-Prozess
durch
den
Magnetrührer
liegen.
Die
Charakterisierung des Somatostatin-Derivats erfolgte mittels LC-MS- sowie MALDI-MSMessungen.
Abbildung 3-26. Azid-Somatostatin 28: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm 214 nm;
3+
2+
C) MS-Spektrum (+) t = 13.75 min: m/z = 686 g/mol [M+H] , m/z = 1029 g/mol [M+H] ; D) MS-Spektrum (-) t = 13.75
2
+
min: m/z = 1027 g/mol [M-H] ; E) MALDI-TOF-MS: m/z = 2058.03 [M+2H] ; berechnet: [M] = 2056.39 g/mol.
Nach erfolgreicher Synthese des Azid-Somatostatins 28 erfolgte die Umsetzung mit
Glutathion.
Darstellung des Azid-Glutathions
Die reduzierte Form des Glutathions weist aufgrund der Aminosäure Cystein eine reaktive
Thiolgruppe auf. Daher ist es bei Zugabe der entsprechenden Äquivalente auch möglich,
zwei Moleküle Glutathion nacheinander an die Verbindung 23a zu binden. Die
Untersuchung, ob nun nach der Reaktion mit dem ersten Glutathion auch ein zweites
Molekül angreifen kann, ist von Interesse, da sich bei der Interkalation mit Somatostatin
natürlich immer die Frage stellt, ob nach dem Angriff des ersten Thiols auch das zweite Thiol
reagiert und der Zyklus wieder geschlossen werden kann und ob die Sterik dabei einen
entscheidenden Faktor darstellt. Glutathion ist im Vergleich zum Somatostatin wesentlich
kleiner und sollte daher geringere sterische Probleme verursachen. Die Syntheseroute kann
nachfolgendem Schema entnommen werden.
100 | Ergebnisse und Diskussion
Schema 3-28. Synthese des Azid-Glutathions 29; i) 40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=7.8), RT, 24 h;
ii) Glutathion, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24 h.
Für einen aussagekräftigen Vergleich zur Somatostatin-Interkalation, sollte die Synthese
unter nahezu identischen Bedingungen erfolgen. Dazu wurde wieder zuerst der AzidInterkalator 23 im Phosphatpuffer für 24 h inkubiert. Anschließend wurden 5 Äquivalente
Glutathion, analog zum Somatostatin, in Phosphatpuffer gelöst, der inkubierten InterkalatorLösung zugegeben und das Reaktionsgemisch für 24 h geschüttelt. L-Glutathion wurde zwar
bereits als reduzierte Form käuflich erworben, zur Absicherung wurden der GlutathionLösung jedoch katalytische Mengen an TCEP beigemischt. Nach den 24 h wurde das
Rohprodukt mittels LC-MS hinsichtlich der Vollständigkeit der Reaktion sowie dem Verhältnis
der Umsetzung des Interkalators bezüglich einem oder zwei Glutathion-Molekülen,
untersucht.
Abbildung 3-27. LC-MS-Spektren Azid-Glutathion 29; A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm 214 nm; C)
2+
MS-Spektrum (+) t = 6.25 min: m/z = 517 g/mol [M+2H] ; D) MS-Spektrum (-) t = 6.25 min: m/z = 1029 g/mol [M-H] , m/z
= 1030 g/mol [M] ; berechnet: [M] = 1030.37 g/mol.
Wie aus den Chromatogrammen A und B in Abbildung 3-27 ersichtlich, gibt es nur zwei dicht
aufeinander folgenden Signale im Bereich von t = 6.0-6.75 min. Dies bedeutet, dass der Azid-
Ergebnisse und Diskussion | 101
Interkalator 23a vollständig mit Glutathion abreagiert hatte. Beide Signale weisen außerdem
ein identisches Massenspektrum mit den Massen 517, 1029 und 1030 g/mol auf, welche alle
zum Produkt 29, also dem mit zwei Glutathion-Molekülen, gehören. Das Doppelsignal
entsteht durch das Vorliegen eines Isomerengemischs, welches durch die Reaktion mit LGlutathion entstehen kann.
Die Aufarbeitung erfolgte, analog zum Azid-Somatostatin 28, mittels präparativer HPLC. Das
Produkt 29 wurde mittels LC-MS-Messungen sowie 1H-NMR-Spektroskopie analysiert.
1
Abbildung 3-28. H-NMR-Spektrum (MeOD) des Azid-Glutathions 29.
Im aromatischen Bereich des Spektrums finden sich die Ring-Protonen 11 und 12 des
Interkalators bei 7.95 und 8.11 ppm. Auch das Interkalator-Signal 13 kann an gewohnter
Stelle bei 4.11 ppm gefunden werden. Die Protonen 14 können nun, aufgrund der
Verknüpfung zum Glutathion, hochfeldverschoben den Mulitpletts im Bereich von 2.722.93 ppm zugeordnet werden. Vergleicht man die Signale dieses NMR-Spektrums mit denen
des Azid-Interkalators 23 in Abbildung 3-19, so kann man auch hier die Protonen 1, 2 und 9
des Azid-TEO-Linkers, aufgrund ihrer Nachbarschaft zur Azid- bzw. Amidgruppe, separat
aufgespalten den Mulitpletts bei 3.37, 1.81 und 1.91 ppm zuweisen. Das Signal der Protonen
10 überlagert sich mit den restlichen Signalen der TEO-Kette 3-8 im Bereich von 3.513.65 ppm. Die Menge des synthetisierten Azid-Glutathions reichte nicht für C,HKorrelationsexperimente aus, weswegen bei der Zuordnung der Signale der beiden
102 | Ergebnisse und Diskussion
Glutathion-Moleküle auch auf einen Vergleich mit NMR-Spektren des nativen L-Glutathions
zurück gegriffen wurde. Die Protonen 17 lassen sich aufgrund der benachbarten Amid- und
Säuregruppe dem Singulett bei 3.92 ppm zuordnen. Die Position der Protonen 16 zwischen
zwei Amid-Bindungen spiegelt sich im tieffeldverschobenen Multiplett bei 4.59 ppm wieder.
Ähnlich den Protonen 14 spalten sich auch die Protonen 15 im Bereich von 2.95-3.09 ppm
auf. Die Methylengruppen 18 und 19 korrelieren mit den Signalen bei 2.19 und 2.54 ppm, 20
mit dem Mulitplett bei 4.01 ppm.
Vergleicht man nun die Reaktivität des Azid-Interkalators 23 gegenüber dem Somatostatin
und Glutathion, so führten beide Reaktionen zu vielversprechenden Ausbeuten von 40% und
90%, was Rückschlüsse auf eine sehr gute Zugänglichkeit des Michael-Akzeptor-Systems
hinsichtlich eines nukleophilen Angriffs mittels Thiol-Verbindungen zulässt. Gerade beim
Glutathion konnte bereits nach 24 h eine vollständige Umsetzung mit zwei Molekülen LGlutathion beobachtet werden. Die Einführung der Azidgruppe hatte das Ziel nach der
Biokonjugation eine reaktive Plattform in das Biomolekül einzuführen und so weitere
Postmodifikationen, beispielsweise mittels der Click-Reaktion, durchführen zu können.
Einige praktische Anwendungen des Azid-Somatostatins 28 wurden auch im Rahmen dieser
Forschungsarbeit durchgeführt und werden in späteren Kapiteln wieder aufgegriffen.
Ergebnisse und Diskussion | 103
3.1.2.2 Synthese und Charakterisierung von Aza-Kronenether-Somatostatin/Glutathion
In Kapitel 3.1.1 wurden auf verschiedenen Wegen die drei Aza-Kronenether-Interkalatoren,
8, 11 und 27 synthetisiert. Die nachfolgenden Reaktionen mit Somatostatin und Glutathion
wurden, aufgrund der synthetisierten Menge der drei Interkalatoren, vorerst nur mit
Verbindung 11 durchgeführt. Das Reaktionsschema ist nachfolgend im Überblick dargestellt.
Schema 3-29. Biokonjugation des Azid-Kronenether-Interkalators 11 mit Somatostatin und Glutathion; i) 40% ACN in
Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24 h; iii) Glutathion,
Phosphatpuffer, RT, 24 h.
Darstellung des Aza-Kronenether-Somatostatins
Die Durchführung der Interkalation erfolgte analog zur Azid-Somatostatin-Synthese 28.
Wieder wurde der Interkalator 11 in 40% Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM
EDTA, pH=8.0) gelöst und 24 h inkubiert. Das Somatostatin wurde ebenfalls im Puffer gelöst,
mit der TCEP-Pufferlösung versetzt und 30 Minuten inkubiert. Anschließend wurden beide
Lösungen vereinigt und für weitere 24 h geschüttelt. Die Aufreinigung erfolgte mittels HPLC.
Das Produkt 30 konnte mit einer Ausbeute von 25% erhalten werden und wurde mittels LCMS und MALDI-FTICR-MS-Messungen analysiert.
104 | Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3-29. Aza-Kronenether-Somatostatin 30: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV4+
3+
Chromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.50 min: m/z = 584 g/mol [M+H] , 778 g/mol [M+H] , 1167
2+
2[M+2H] ; D) MS-Spektrum (-) t = 13.50 min: m/z = 1164 g/mol [M-H] ; E) MALDI-FTICR-MS-Spektrum: m/z = 2332.12
+
g/mol [M+2H] ; berechnet: [M] = 2330.10 g/mol.
Der verwendete Phosphatpuffer wurde aus NaH2PO4 und Na2HPO4 hergestellt, wodurch sich
beim Aza-Kronenether wieder das Problem der Komplexierung von Alkalimetallen ergab. Es
konnten allerdings weder bei LC-MS noch bei MALDI-MS-Messungen Komplexe jeglicher Art
detektiert werden. Dies kann entweder bedeuten, dass nie eine Komplexierung
stattgefunden hatte oder dass der Komplex unter den Messbedingungen wieder zerstört
worden war. Daher wurde in einer Test-Reaktion ein Puffer aus Kalium-Salzen für die
Interkalation verwendet. Dies führte jedoch zu einem identischen Ergebnis.
Darstellung des Aza-Kronenether-Glutathions
Die Umsetzung mit Glutathion erfolgte nach der bereits zuvor beschriebenen
Vorgehensweise. Der Interkalator wurde im Acetonitril/Phosphatpuffer-Gemisch 24 h
inkubiert, mit der Glutathion-Pufferlösung versetzt und für 24 h gerüttelt. Anhand der
MALDI-FTICR-MS-Untersuchungen des Rohprodukts konnte Produkt 31 mit zwei verknüpften
Glutathion-Molekülen als Hauptbestandteil detektiert werden. Im Gegensatz zur AzidGlutathion-Synthese konnten hier allerdings trotz identischer Reaktionsbedingungen geringe
Mengen des einfach Glutathion-modifizierten Interkalators nachgewiesen werden. Die
Abtrennung des Nebenproduktes erfolgte mittels HPLC. Die Reinheit wurde anhand von LCMS- Messungen analysiert.
Ergebnisse und Diskussion | 105
Abbildung 3-30. LC-MS-Spektren Aza-Kronenether-Somatostatin 31; A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV3+
2+
Chromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.0 min: m/z = 436 g/mol [M+H] , 654 g/mol [M+H] , 1307 g/mol
+
[M+2H ; D) MS-Spektrum (-) t = 13.0 min: m/z = 1304 g/mol [M-H] ; berechnet: [M] = 1305.54 g/mol.
Auch bei dieser Reaktion konnten keine Komplexe mit Alkaliionen detektiert werden. Um
dieses Phänomen weiter zu untersuchen, sollte ein bereits interkaliertes Somatostatin mit
einem Kronenether verknüpft werden. Da im Institut von Tao Wang bereits ein Somatostatin
mit einer Thiolgruppe (Schema 3-31) synthetisiert worden war, sollte eine Aza-Krone mit
einem Maleimid funktionalisiert werden. Dies geschah mittels einer Kupplungsreaktion
zwischen 1-Aza-[15]Krone-5 und einer Maleimid-funktionalisierten Hexansäure, welche
ebenfalls im Institut von David Ng synthetisiert worden war. Es wurden BOP und HOBt als
Kupplungsreagenzien verwendet und das Produkt 38 nach säulenchromatographischer
Aufarbeitung mit einer Ausbeute von 43% erhalten. Die Charakterisierung erfolgte durch
NMR-Spektroskopie und LC-MS-Messungen.
Schema 3-30. Synthese des Maleimid-Aza-Kronenethers 38; i) BOP, HOBt, DIEA, Dimethylformamid, RT, 24 h.
Dieses Molekül wurde anschließend in unterschiedlichen Verhältnissen in einem 1:1
Gemisch aus Wasser und Dimethylformamid mit dem Thiol-Somatostatin umgesetzt.
Schema 3-31. Synthese des Maleimid-Aza-Kronenther-Somatostatins; i) H2O/Dimethylformamid, RT, 24 h.
106 | Ergebnisse und Diskussion
Da keine der Reaktionen zu positivem Ergebnis führte, wurde Verbindung 38 nun auf zwei
verschiedene Varianten mit Glutathion im Überschuss umgesetzt. In Variante A wurde 38 im
üblichen Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) und in Variante B, um Alkaliionen
zu vermeiden in Dimethylformamid gelöst. Es wurden jeweils drei Äquivalente L-Glutathion
zugesetzt und das Reaktionsgemisch für 24 h bei 45 °C geschüttelt. Zur Abtrennung des
überschüssigen Tripeptids wurde die analytische HPLC verwendet.
Schema 3-32. Synthese des Maleimid-Aza-Kronenether-Glutathions 39; i-a) Glutathion, Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM
EDTA, pH=8.0), 45 °C, 24 h; i-b) Glutathion, Dimethylformamid, 45 °C, 24 h.
Beide Varianten führten unabhängig vom verwendeten Lösungsmittel zum gewünschten
Produkt 39. Die Verbindung wurde mittels NMR- und LC-MS-Messungen charakterisiert.
Allerdings konnten auch hier keine Komplexbildungen jeglicher Form beobachtet werden.
Es bleibt nun weiterhin die Frage bestehen, ob die Bildung eines Alkalimetall-Komplexes
bisher aufgrund Instabilität sowie Limitationen seitens der Analysemethoden nur nicht
nachgewiesen werden konnte oder gar nicht erst stattfand. Genauere Untersuchungen
hierzu werden in Kapitel 3.3.2.1 diskutiert.
Ergebnisse und Diskussion | 107
3.1.2.3 Synthese und Charakterisierung von 2,2´-Bipyridin-Somatostatin/Glutathion
Für die Reaktionen des Bipyridin-Interkalators 16 mit den beiden Peptiden wurden, im
Vergleich
zum
Aza-Kronenether-Interkalator,
keine
Schwierigkeiten
bezüglich
Nebenreaktionen durch Komplexbildung erwartet, weswegen hier das bereits etablierte
Verfahren der Biokonjugation verfolgt wurde.
Schema 3-33. Biokonjugation des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 16 mit Somatostatin und Glutathion; i) 40% ACN in
Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 48 h; iii) Glutathion,
Phosphatpuffer, RT, 24 h.
Darstellung des 2,2´-Bipyridin-Somatostatins
Die Synthese des 2,2´-Bipyridin-Somatostatins 32 erfolgte analog der bereits beschriebenen
Durchführung, wobei jedoch eine Erhöhung der Reaktionsdauer der Interkalation von 24 auf
48 h eine Verbesserung der Ausbeute nach sich zog. Die Entstehung des Produkts 32 wurde
mittels MALDI-MS-Messungen kontrolliert. Das überschüssige Somatostatin konnte durch
Einsatz präparativer HPLC abgetrennt und das Produkt mit 34% Ausbeute erhalten werden.
Die Reinheit wurde wieder mittels MALDI-FTICR-MS und MALDI-TOF-MS überprüft.
108 | Ergebnisse und Diskussion
+
Abbildung 3-31. 2,2´-Bipyridin-Somatostatin 32: A) MALDI-FTICR-MS-Spektrum: m/z = 2213.00 g/mol [M+H] ; B) MALDI+
TOF-MS-Spektrum: : m/z = 2213.05 g/mol [M+H] ; berechnet: [M] = 2212.57 g/mol.
Darstellung des 2,2´-Bipyridin-Glutathions
Da die Synthese des Bipyridin-Somatostatins 32 mit einer, für die Interkalation, guten
Ausbeute von 34% gelang, wurde erwartet, dass auch die Reaktion mit L-Glutathion
erfolgreich verlaufen sollte und das Hauptprodukt dabei die Verbindung mit zwei Molekülen
des Tripeptids darstellt. Die Durchführung erfolgte ebenfalls analog zu den vorherigen
Glutathion-Reaktionen. Im Gegensatz zum Somatostatin wurde hier bereits nach 24 h
Reaktionszeit eine vollständige Umsetzung des Interkalators 28 festgestellt. Wie im Falle des
Azid-Glutathions 29 konnte auch hier durch MALDI-MS-Messungen kein Produkt mit nur
einem verknüpften Molekül Glutathion detektiert werden. Nach der Aufreinigung durch
analytische HPLC wurde die erhaltene Verbindung mittels LC-MS-Messungen untersucht.
Abbildung 3-32. 2,2´-Bipyridin-Glutathion 33: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm
3+
2+
214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 5.50 min: m/z = 397 g/mol [M+H] , 594 g/mol [M+H] ; D) MS-Spektrum (-) t = 5.50 min:
+
m/z = 1185 g/mol [M-2H] ; E) MALDI-FTICR-MS-Spektrum: m/z = 1209.42 g/mol [M-H+Na] ; berechnet: [M] = 1187.30
g/mol.
Ergebnisse und Diskussion | 109
Analog zum Azid-Interkalator 23, lieferte auch der Bipyridin-Interkalator 16, hinsichtlich der
Biokonjugation mit Somatostatin und Glutathion, sehr zufriedenstellende Ergebnisse. Nach
erfolgter Synthese, sollte das Somatostatin-Derivat 32 nun auch für die Komplexbildung mit
Übergangsmetallen herangezogen werden, worauf in Kapitel 3.3 näher eingegangen wird.
Nachfolgend wird nun die Biokonjugation des Boronsäure-Interkalators 18 erörtert.
110 | Ergebnisse und Diskussion
3.1.2.4 Synthese und Charakterisierung von Boronsäure-Somatostatin-/Glutathion
Auch die Reaktionen des Boronsäure-Interkalators 18 erfolgten nach bereits bekanntem
Verfahren. Nachfolgend ist der Reaktionsweg der Biokonjugationsreaktionen aufgezeigt.
Schema 3-34. Biokonjugation des Boronsäure-Interkalators 18 mit Somatostatin und Glutathion; i) 40% ACN in
Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24-48 h; iii)
Glutathion, Phosphatpuffer, RT, 24 h.
Darstellung des Boronsäure-Somatostatins
Analog zur Bipyridin-Somatostatin-Synthese, führte auch hier eine Erhöhung der
Reaktionsdauer von 24 auf 48 h zu vermehrter Produktbildung. Nach der Aufarbeitung unter
Verwendung der präparativen HPLC konnten 21% der Verbindung 34 isoliert und mittels LCMS und MALDI-FTICR-Messungen charakterisiert werden (Abbildung 3-33). Verglichen mit
den Ausbeuten der anderen Interkalationen, verlief diese Reaktion bisher am schlechtesten.
Möglicherweise kann dies auf die freie Boronsäure zurückgeführt werden. Daher wurde in
Erwägung gezogen, statt 18 die noch geschützte Variante des Interkalators (17) zu nutzen
und die Entschützung erst nach erfolgter Interkalation durchgezogen. Die Stabilität der
Schutzgruppe der Boronsäure gegenüber Säuren ist allerdings höher als die der BocSchutzgruppe, weswegen bei der Abspaltungs-Reaktion mit Trifluoressigsäure auf eine
Ergebnisse und Diskussion | 111
ausreichende Reaktionsdauer sowie entsprechenden Überschuss geachtet werden musste.
Da Somatostatin jedoch nur bis zu einem gewissen Grad gegenüber Trifluoressigsäure stabil
bleibt, wurde diese Alternative wieder verworfen.
Abbildung 3-33. Boronsäure-Somatostatin 34; LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm
3+
2+
214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.25 min: m/z = 715 g/mol [M-2H2O+H] , 1071 g/mol [M-2H2O] ; D) MS-Spektrum (-) t =
2+
6.25 min: m/z = 1078 g/mol [M-H2O-2H] ; MALDI-FTICR-MS-Spektrum (CHCA): m/z = 2142.97 g/mol [M-2H2O+H] ,
+
+
2150.98 g/mol [M-2H2O+9H] , 2160.98 g/mol [M-H2O+H] ; berechnet: [M] = 2177.99 g/mol.
Es war nun interessant zu sehen, in wie fern sich auch die Biokonjugation mit Glutathion
bezüglich des Reaktionsumsatzes verhält.
Darstellung des Boronsäure-Glutathions
Bei der Kronenether-Somatostatin-Reaktion war die Ausbeute in einem ähnlichen Bereich
wie hier beim Boronsäure-Interkalator. Da bei der Kronenether-Glutathion-Reaktion bisher
zum ersten Mal auch Mono-Glutathion-Produkt gefunden werden konnte, konnte auch beim
Boronsäure-Interkalator Mono-Produkt erwartet werden, falls eine Korrelation zwischen der
Reaktivität gegenüber Somatostatin und Glutathion bestehen sollte.
Für die Synthese wurde der inkubierte Interkalator 18a mit der Glutathion-Pufferlösung
versetzt und insgesamt 48 h inkubiert. Nach 24 h wurde eine Probe entnommen, wobei nur
geringe Mengen an zweifach modifiziertem Produkt detektiert werden konnten. Aus diesem
Grund wurde die Reaktionszeit analog zur Somatostatin-Interkalation um weitere 24 h
verlängert. MALID-FTICR-MS-Messungen zeigten anschließend, dass in den zusätzlichen 24 h
nahezu das gesamte einfach modifizierte Produkt mit einem weiteren Molekül L-Glutathion
weiter reagiert hatte.
112 | Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3-34. Boronsäure-Glutathion 35; LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm 214
2+
+
nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.0 min: m/z = 568 g/mol [M(2Glu)-H2O+H] , 1135 g/mol [M(2Glu)-H2O+H] ; D) MS-Spektrum
2(-) t = 6.0 min: m/z = 557 g/mol [M(2Glu)-2H2O-H] , 1115 g/mol [M(2Glu)-2H2O-H] ; MALDI-FTICR-MS-Spektrum: 1004.35
+
+
+
g/mol [M(1Glu)+DHB+4H] , 1157.49 g/mol [M(2Glu)+5H] , 1293.43 g/mol [M(2Glu)+DHB-H2O+5H] ; berechnet: [M(2Glu)]
= 1152.42 g/mol.
Beide Biokonjugationsreaktionen des Boronsäure-Interkalators 18 führten zum gewünschten
Produkt, jedoch im Falle des Somatostatins leider nur mit einer Ausbeute von 21%. Die
Umsetzung mit Glutathion zeigte nach 24 h, im Gegensatz zu den bisherigen Reaktionen,
noch große Mengen an Mono-Glutathion-Produkt.
Nach erfolgreicher Synthese des Boronsäure-Somatostatin-Derivats, sollte nun die
Darstellung des komplementären Reaktionspartners, das Salicylhydroxamsäure-Derivat,
versucht werden. Aufgrund der Ergebnisse der bereits durchgeführten Reaktionen der vier
Interkalatoren, war es nun von Interesse, in welchem Umfang die Interkalation des
Salicylhydroxamsäure-Interkalators in das Somatostatin verlaufen wird und ob sich wieder
eine Korrelation zur Reaktion mit Glutathion erkennen lässt.
Ergebnisse und Diskussion | 113
3.1.2.5 Synthese
und
Charakterisierung
von
Salicylhydroxamsäure-
Somatostatin/Glutathion
Für die Reaktionen mit Somatostatin und Glutathion wurde die Trityl-geschützte Variante
des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24 eingesetzt, um von Anfang an mögliche
Nebenreaktionen oder Störungen der Interkalation durch unerwünschte Komplexbildungen
zu vermeiden. Da nur geringe Mengen an Säure notwendig sind, um die Trityl-Schutzgruppe
abzuspalten, sollte das interkalierte Somatostatin-Produkt genügend Stabilität aufweisen,
um die Schutzgruppe nach der Interkalation oder Reaktion mit Glutathion zu entfernen.
Nachfolgend ist der geplante Syntheseweg abgebildet.
Schema 3-35. Biokonjugation des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24 mit Somatostatin und Glutathion; i) 40% ACN in
Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24-48 h; iii)
Glutathion, Phosphatpuffer, RT, 24 h.
Darstellung des Salicylhydroxamsäure-Somatostatins
114 | Ergebnisse und Diskussion
Die Interkalation wurde wieder nach dem Standardverfahren durchgeführt. Dazu wurde der
Interkalator 24 in Acetonitril gelöst und mit Puffer verdünnt. Im Gegensatz zu den bisher
beschriebenen Interkalatoren konnte hier eine sofortige Trübung und nach kurzer Zeit auch
weißer Niederschlag beobachtet werden. Es wurde daraufhin weiter nach Syntheseplan
verfahren und die Somatostatin-TCEP-Lösung zugegeben. Nach jeweils 24 und 48 h
Reaktionszeit wurden dem Reaktionsgemisch Proben entnommen und mittels LC-MS und
MALDI-MS-Messungen untersucht. Anhand der LC-MS-Spektren konnte weder Produkt,
noch der Interkalator selbst detektiert werden. Ein Problem war dabei, dass durch die TFAhaltige mobile Phase während der Messung die Tritylgruppe sehr wahrscheinlich
abgespalten wurde und die ungeschützte Verbindung, aufgrund der stark veränderten
Wechselwirkungen, nicht detektiert werden konnte. Die Reaktion wurde mehrmals mit
veränderten Reaktionsbedingungen wiederholt. Eine Untersuchung mittels MALDI-FTICR-MS
zeigte jedoch im besten Fall nur Spuren eines möglichen Produkts 36. Alle weiteren
detektierten Massen konnten, abgesehen vom Somatostatin, nicht zugeordnet werden.
Abbildung 3-35. MALDI-FTICR-MS-Spektrum der Reaktionslösung der Somatostatin-Interkalation des SHS-Interkalators
+
+
24; m/z = 2305.02 g/mol [M+2H] , 2327.01 g/mol [M+Na+H] ; berechnet: [M] = 2303.05 g/mol; Somatostatin: m/z =
+
1661.72 g/mol [M+Na+2H] ; berechnet: [M] = 1637.90 g/mol.
Es stellte sich nun die Frage, ob sich möglicherweise das Michael-Akzeptor-System
(Verbindung 24a) durch die Inkubation nicht ausbilden konnte oder ob die Reaktion mit dem
Somatostatin das Problem darstellte. Da während der Inkubation sowohl Trübung als auch
Niederschlag beobachtet werden konnte, wurde versucht, die Inkubationslösung zu
analysieren. Weder durch LC-MS noch MALDI-MS-Untersuchungen konnten jedoch die
Massen der Verbindungen 24 und 24a detektiert werden.
Ergebnisse und Diskussion | 115
Ein Problem war nun, dass neben der Tatsache, dass die Synthese fehlgeschlagen sein
könnte, auch die Möglichkeit bestand, dass nur die Flugeigenschaften der Verbindungen zu
schlecht waren und somit eine Detektion mittels MALDI-MS schlichtweg nicht realisiert
werden konnte.
Um nun herauszufinden, ob die Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems oder die Reaktion
mit Somatostatin das grundsätzliche Problem darstellt, wurde die Glutathion-Reaktion
durchgeführt.
Darstellung des Salicylhydroxamsäure-Glutathions
Für die Reaktion wurden wieder 5 Äquivalente des Glutathions eingesetzt. Nach 24 h wurde
das Reaktionsgemisch analysiert und es konnten sowohl Verbindung 37 mit zwei Molekülen
Glutathion als auch Verbindung 37a mit nur einem verknüpften Glutathion detektiert
werden. Im Gegensatz zu den vorherigen Reaktionen mit jeweils 5 Äquivalenten an LGlutathion, stellte hier allerdings 37a das Hauptprodukt dar. Aus diesem Grund wurde die
Reaktion mit 3 und 8 Äquivalenten wiederholt.
Das Ergebnis ist in Abbildung 3-36 dargestellt, wobei alle Verbindungen ohne Schutzgruppe
detektiert wurden. Dies hat möglicherweise die Ursache, dass die Trityl-Schutzgruppe
während der MALDI-FTICR-MS-Messung durch die Laserbestrahlung abgespalten werden
kann. Es lässt sich daher keine genaue Aussage darüber treffen, ob die Schutzgruppe
aufgrund der Messung oder bereits während der Reaktion abgespalten wurde. Da die
Schutzgruppe allerdings nur zum Zwecke der besseren Reaktivität verwendet wurde und im
nächsten Schritt ohnehin abgespalten werden würde, stellt dies synthetisch gesehen kein
Problem dar. Diesbezüglich wäre die NMR-Spektroskopie zur besseren Charakterisierung
heranzuziehen. Deren Durchführung war hier aber aufgrund der geringen Substanzmenge
der Testreaktionen nicht möglich.
116 | Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3-36. MALDI-FTICR-MS-Spektren der Glutathion-SHS-Interkalator-Reaktionslösungen mit 3, 5 und 8 Eq.
+
+
+
Glutathion; A) m/z = 994.36 g/mol [M(1Glu)+Na+H] , 1301.44 g/mol [M(2Glu)+Na] ; B) m/z = 972.24 g/mol [M(1Glu)+H] ,
+
+
+
1279.46 g/mol [M(2Glu)+H] ; C) m/z = 994.36 g/mol [M(1Glu)+Na+H] , 1317.44 g/mol [M(2Glu)+K] ; berechnet:
[M(1Glu)] = 971.37 g/mol, [M(2Glu)] = 1278.54 g/mol.
Vergleicht man nun die drei MS-Spektren, lässt sich bei der Erhöhung von 3 auf 5 sowie 8
Äquivalenten L-Glutathion eine Zunahme der Bildung der Verbindung 37 im Verhältnis zu
37a von 1:7 über 1:5 auf 1:3.5 feststellen. Im Vergleich zu allen bisherigen Reaktionen mit 5
Äquivalenten Glutathion lässt sich sagen, dass die Reaktivität des SHS-Interkalators im
Vergleich zu den bisherigen Interkalatoren deutlich niedriger ausfällt und wesentlich höhere
Mengen an Peptid notwendig sind, um zwei Moleküle Glutathion zu binden.
Da sowohl 37 als auch 37a erfolgreich synthetisiert werden konnten, lässt sich daraus im
Hinblick auf die Interkalation mit Somatostatin schließen, dass nicht wie vermutet die
Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems der Verbindung 24a, sondern der Prozess der
Interkalation ein Hindernis darzustellen scheint. Aus diesem Grund wurde nicht weiter
versucht, das Somatostatin-Derivat 36 durch eine Variation der Reaktionsbedingungen zu
synthetisieren, sondern es wurde ein alternativer Weg in Betracht gezogen. Für den Aufbau
des Interkalators 24 wurde die SHS-Verbindung mittels Click-Reaktion in guten Ausbeuten an
den Azid-Interkalator 23 gebunden. Durch die Synthese des Azid-Somatostatins 28, könnte
eine Click-Reaktion dieses Derivats mit der SHS-Verbindung eine vielversprechendere
Alternative zum bereits verwendeten Syntheseweg darstellen. Diese Synthese wird in Kapitel
3.2.3 näher untersucht.
Ergebnisse und Diskussion | 117
3.1.2.6 Zusammenfassung der Somatostatin/Glutathion-Derivat-Synthesen
Nachfolgend
ist
tabellarisch
eine
Zusammenfassung
der
Produktbildung
der
Biokonjugationsreaktionen der Interkalatoren dargestellt. Es wird dabei zwischen dem
Mono- und Di-Glutathion-Addukt sowie der Interkalation in die Disulfidbrücke des
Somatostatins unterschieden. Konnte bei der Reaktion kein Produkt nachgewiesen werden,
erfolgte eine Kennzeichnung mit , Spuren wurden mit  und das Hauptprodukt mit 
markiert. Aufgrund der Substanzmenge konnten die jeweiligen Ausbeuten nur bei der
Interkalation mit Somatostatin bestimmt werden und sind ebenfalls in der Tabelle vermerkt.
Tabelle 3. Zusammenfassung der Reaktivität der funktionalisierten Interkalatoren gegenüber dem Glutathion und dem
Somatostatin, inklusive der Ausbeute, wobei  = kein Produkt, = Spuren und  = Hauptprodukt darstellt.
Interkalatoren
1 Glu
2 Glu








Somatostatin


40%

25%

34%

00
-


21%




Die unterschiedlich funktionalisierten Interkalatoren sind jeweils aus den drei Komponenten
Bisulfon-Grundgerüst, TEO-Linker sowie einem reaktiven Baustein aufgebaut. Durch den
Einbau des Triethylenoxid-Linkers konnte ein räumlicher Abstand zwischen den beiden
reaktiven Zentren der Verbindungen ermöglicht werden. Es war daher davon auszugehen,
dass der jeweils eingeführte Baustein, trotz der prinzipiell beweglichen TEO-Kette, keinen
nennenswerten Einfluss auf die Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems sowie der
Reaktivität hinsichtlich der Interkalation ausüben sollte.
118 | Ergebnisse und Diskussion
Alle Reaktionen waren nach dem gleichen Schema durchgeführt worden. Der Interkalator
wurde jeweils in Acetonitril gelöst, mit Phosphatpuffer verdünnt und für 24 h inkubiert. Im
Laufe dieser Zeit sollte sich das Michael-Akzeptor-System des Bisulfon-Interkalator-Teils der
unterschiedlichen Verbindungen vollständig ausgebildet haben. Im Falle der Interkalation,
wurde die Disulfidbindung mittels Zugabe des Reduktionsmittels TCEP gespalten, dieses
Gemisch langsam der inkubierten Interkalator-Lösung hinzugefügt und in einem Rüttler für
24-48 h inkubiert. Das Glutathion wurde ebenfalls in Phosphatpuffer gelöst, zur InterkalatorLösung gegeben und analog für 24-48 h inkubiert. Bei beiden Reaktionstypen erfolgte nach
dem Entfernen des Puffers eine Aufarbeitung mittels HPLC.
Betrachtet man Tabelle 3, lassen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Reaktivität der
verschiedenen Interkalatoren, in Abhängigkeit der eingeführten reaktiven Gruppe,
feststellen. Die Ausbeuten der Somatostatin-Interkalationen variieren beispielsweise im
Bereich von 0 - 40%, wobei sich die Frage stellt, ob die Limitation der Reaktion vom
Interkalator oder vom Somatostatin herrührt. Zum Vergleich wurden alle Interkalatoren
auch mit Glutathion umgesetzt, welches im Vergleich zum Somatostatin wesentlich höhere
Stabilität sowie Reaktivität bezüglich der Cystein-Thiolgruppe und dem Michael-AkzeptorSystem aufweist. Es lassen sich daher bessere Rückschlüsse auf die Zugänglichkeit der
Interkalatoren ziehen.
Vergleicht man nun in Tabelle 3 die drei Spalten der Produktbildung, so fällt auf, dass sobald
ein Interkalator hohe Reaktivität mit Somatostatin zeigt, er ausschließlich zum Di-GlutathionProdukt abreagiert, wie im Falle des Azid- und Bipyridin-Interkalators. Findet die
Interkalation dagegen nur mit geringerem Umsatz statt, wird neben dem Di-GlutathionProdukt auch eine Bildung des Mono-Addukts beobachtet (siehe dazu Kronenether- und
PBS-Interkalator). Im Falle des SHS-Interkalators konnten nur sehr geringe Spuren des
Somatostatin-Produkts hergestellt werden. Ähnlich verhielt es sich auch beim Glutathion,
auch hier konnte das Di- im Vergleich zum Mono-Produkt nur in geringen Mengen erhalten
werden. Es scheint sich also ein Zusammenhang bezüglich einer ähnlichen Reaktivität der
Interkalatoren jeweils gegenüber beiden Peptiden abzuzeichnen. Zumindest bei den hier
verwendeten Peptiden konnte keine Abhängigkeit der Reaktion von der Art des Thiol-Peptids
festgestellt werden, wobei beim Glutathion, als reaktives Tripeptid, im Vergleich zum
Somatostatin höhere Ausbeute erwartet worden waren. Jedoch scheinen, wie bisher
Ergebnisse und Diskussion | 119
angenommen, die sterischen Ansprüche des Somatostatins während der Interkalation nicht
die Hauptrolle zu spielen. Anhand der Ergebnisse der Reaktionen dieser fünf
unterschiedlichen Interkalatoren lässt sich also klar feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit,
dass eine reaktive Thiol-Verbindung am Michael-Akzeptor-System erfolgreich angreifen
kann, durch das Verändern der eingeführten Gruppe massiv beeinflusst werden kann und
daher eingehender untersucht werden sollte.
Welchen Einfluss nun die eingeführten Endgruppen auf die Interkalator-Funktion haben,
konnte bisher nicht genau geklärt werden, da sich kein eindeutiges Muster hinsichtlich
elektronischer Einflüsse abgezeichnet hatte. Warum ausgerechnet der SHS-Interkalator so
schlechte Reaktivität zeigt, liegt unter Umständen doch an einer gewissen sterischen
Hinderung, welche durch die SHS-Gruppe nach Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems
auftritt. Eine andere Vermutung sind Löslichkeitsprobleme. Während der Inkubation des
SHS-Interkalators traten im Laufe der Zeit, im Vergleich zu den anderen Interkalatoren,
starke Trübungen sowie Niederschlag auf, was auf eine verminderte Löslichkeit des
aktivierten Interkalators hindeuten kann. Da das Mono-Glutathion-Produkt trotzdem
gebildet werden konnte, ist die Löslichkeit des Intekalators jedoch hoch genug, um einmal
mit Glutathion zu reagieren. Die daraus resultierende Abspaltung des ToluolsulfonsäureRests sorgt möglicherweise für eine so drastische Herabsetzung der Löslichkeit, dass das
Produkt ausfällt und somit keine Reaktion mit einem weiteren Molekül Glutathion möglich
ist. Ähnliches könnte sich im Falle des Somatostatins nach Angriff des ersten Thiols
abspielen, wodurch es zu keiner bzw. nur geringer Produktbildung oder Ausfällung kam.
Anne Pfisterer konnte an den von ihr synthetisierten Interkalatoren, bei welchen die
eingeführten Substituenten direkt am Bisulfon gebunden waren, starke Einflüsse dieser
Substituenten hinsichtlich der Reaktivität feststellen. Aktivierende Reste führten, aufgrund
einer schlechteren Stabilisierung des Übergangszustands, zu einer erhöhten Reaktionsdauer
mit erniedrigten Ausbeuten, jedoch gleichzeitiger Unterbindung der Rückreaktion. Ein
desaktivierender Rest verursachte gegenteiliges Verhalten und ermöglichte bei geeignetem
reaktiven Nukleophil sogar einen Austausch des bereits gebundenen Nukleophils. [149] Da bei
den in dieser Arbeit untersuchten Interkalatoren ein TEO-Linker als eine Art Abstandshalter
verwendet worden war, ist es unwahrscheinlich, dass die Einflüsse des eingeführten
Bausteins so weitreichend über das gesamte Molekül hinweg wirken können.
120 | Ergebnisse und Diskussion
Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass der Erfolg der Biokonjugationsreaktionen
der unterschiedlichen Interkalatoren, trotz TEO-Linker, in einer gewissen Abhängigkeit zu
den verwendeten Substituenten stehen und aus diesem Grund der Verlauf der Reaktion
nicht zufriedenstellend vorhergesagt werden kann.
Es konnte außerdem gezeigt werden, dass Peptide, welche sich sowohl in Größe als auch
Eigenschaften
wie
Stabilität
oder
Löslichkeit
unterscheiden,
trotzdem
eine
übereinstimmende Tendenz bezüglich des Umsatzes der Reaktion aufweisen.
Bis auf das SHS-Somatostatin, konnten alle Derivate über die hier vorgestellte erste
Synthesestrategie hergestellt und hinsichtlich der korrekten Masse charakterisiert werden.
Diese Konjugate konnten nun, mittels der eingeführten stimuli-responsiven Plattformen,
zum Aufbau definierter Biokonjugate genutzt werden. Einblicke hierzu liefert Kapitel 3.3.
Nachfolgend wird nun die alternative Syntheseroute, bezüglich der Darstellung von
Somatostatin-Konjugaten, nach dem Prinzip des grafting from vorgestellt.
Ergebnisse und Diskussion | 121
3.2 Somatostatin-Konjugate – Entwicklung nach der grafting from Methode
Im vorherigen Kapitel konnte gezeigt werden, dass die zweistufige Synthese der
Somatostatin-Konjugate über den Weg des grafting onto zu sehr guten Resultaten geführt
hatte. Es wurden dabei in einem ersten Schritt unterschiedlich funktionalisierte InterkalatorVerbindungen hergestellt, welche in einem zweiten Schritt mittels der Interkalation in das
Somatostatin eingebaut worden waren. Parallel dazu ergab sich natürlich die Option, die
gewünschten Bausteine nicht vor sondern erst nach der Interkalation in das Somatostatin
einzuführen. Dieses Prinzip der Postmodifikation wird auch als grafting from bezeichnet.
Dazu wurden, aufgrund der Reaktivität der beiden funktionellen Gruppen, das AzidSomatostatin 28 sowie ein Ethinyl-Derivat als Ausgangsverbindungen gewählt. In diesem
Kapitel werden nun die Syntheseversuche dieser Modifizierungsart vorgestellt bzw. erläutert
warum für bestimmte Bausteine dieser Weg ungeeignet war. Es wird dabei die gleiche
Reihenfolge wie bei der vorherigen Synthesestrategie verfolgt, angefangen bei der Synthese
eines Kronenether-Derivats.
3.2.1 Darstellung von Aza-Kronenether-Somatostatin via Click-Reaktion
In Kapitel 3.1.1.8 wurde die Synthese des Aza-Kronenether-Interkalators 27 über den Weg
der kupferkatalysierten Click-Reaktion zwischen einer Ethinyl-funktionalisierten Aza-Krone
26 und dem Azid-Interkalator 23 beschrieben. Dabei konnte Verbindung 27 mit 28%
Ausbeute erhalten werden. Unter Verwendung der gleichen Reaktionsbedingungen,
Kupfer(I)-iodid sowie DIEA als Base, sollte es daher theoretisch auch möglich sein, die AzaKrone 26 an das Azid-Somatostatin 28 zu klicken (siehe Schema 3-36).
Die Krone 26 wurde dazu in THF, das Azid-Somatostatin 28 in Wasser gelöst. Dies war
notwendig, da sich das Somatostatin in rein organischen Lösungsmitteln meist nicht
vollständig in Lösung bringen lässt bzw. es zur Ausfällung des Peptids kommen kann. Zum
Schluss wurden das DIEA und das Kupfer(I)-iodid zugegeben. Das Reaktionsgemisch wurde
für 24 h auf dem Rüttler geschüttelt. Aufgrund der Oxidationsempfindlichkeit des Kupfer(I)Salzes wurde die Reaktion unter Argonatmosphäre durchgeführt.
122 | Ergebnisse und Diskussion
Schema 3-36. Syntheseroute des Aza-Kronenether-Somatostatins über das Azid-Somatostatin 28; i) DIEA, Kupfer(I)iodid,
THF/H2O, RT, 24 h.
Zur Analyse des Reaktionsumsatzes wurde eine Probe entnommen und diese mittels MALDITOF-MS untersucht. Es ließ sich nur die Masse des Azid-Somatostatin 28, jedoch keine
Produktmasse detektieren. Da jedoch die Reaktion mit dem Azid-Interkalator 23 positiv
verlief, lässt sich daraus folgern, dass unter Umständen das Peptid ein Hindernis darstellt.
Viele Peptide sind dafür bekannt, dass es ihnen möglich ist Metallionen, wie beispielsweise
Kupfer, in ihrer Tertiärstruktur einzulagern. Dies ist insbesondere beim Einsatz im Prozess
des medikamentösen Wirkstofftransports ein schwerwiegender Nachteil, da Kupfer meist
Zytotoxizität aufweist.[141] Es ist daher vorstellbar, dass dies auch hier beim Somatostatin,
zusätzlich zur Komplexierung durch den Kronenether, aufgetreten ist und daher der
Kupferkatalysator der Reaktionslösung entzogen worden war.
Auf einen alternativen Syntheseversuch des Bipyridin-Somatostatins wurde, aufgrund
weiterer notwendiger Modifizierungen der Bipyridin-Säure, verzichtet. Da dies insgesamt zu
einer hohen Anzahl an synthetischen Schritten geführt hätte, wäre, selbst bei gewünschtem
Reaktionsausgang, auch die Rentabilität im Vergleich zur bereits vorgestellten Syntheseroute
stark gesunken. Im Falle einer Click-Reaktion, hätte sich hier zusätzlich das Problem einer
möglichen Komplexierung des Kupfers durch den zweizähnigen Bipyridin-Liganden ergeben.
Eine zur Bipyridin-Interkalator-Synthese (16) analoge Kupplung an eine Amin-Somatostatin
wäre aufgrund der Lysin-Aminogruppen des Peptids ebenfalls nicht sinnvoll.
Ergebnisse und Diskussion | 123
3.2.2 Darstellung von Boronsäure-Somatostatin via Click-Reaktion
Als Alternative zur Interkalation des PBS-Interkalators 18, wurde auch hier ein Weg über die
Click-Chemie versucht. Christiane Seidler synthetisierte im Rahmen ihrer Dissertation eine
Phenylboronsäure, welche mit einer Azidgruppe funktionalisiert worden war. Diese
Verbindung sollte schließlich in einer kupferkatalysierten Click-Reaktion mit einem EthinylSomatostatin umgesetzt werden. Dieses Derivat wurde bereits in der Diplomarbeit[129] unter
Anleitung von Tao Wang synthetisiert. Der geplante Syntheseweg ist nachfolgend
dargestellt.
Schema 3-37. Syntheseroute von Boronsäure-Somatostatin via Click-Reaktion; i) Kupfer(II)-sulfat, Natriumascorbat,
THF/H2O, RT, 24 - 48 h.
Da der Einsatz des Kupfer(I)-iodids in der Aza-Kronenether-Somatostatin-Synthese keine
Umsetzung erzielt hatte sowie die Tatsache, dass hier Natriumionen keine Nebenreaktionen
verursachen konnten, sollten in dieser Synthese die bereits bekannten Komponenten
Kupfer(II)-sulfat und Natriumascorbat verwendet werden. Diese wurden separat in Wasser
gelöst, vereinigt und die Farbänderung von dunkelbraun nach beige-orange abgewartet. Das
Ethinyl-Somatostatin wurde ebenfalls in Wasser, die Azid-Boronsäure aufgrund der
Löslichkeit in Tetrahydrofuran gelöst und beide Lösungen vereinigt. Anschließend wurde die
Katalysatorlösung hinzugefügt und das Reaktionsgemisch für 24 – 48 h inkubiert.
Für die Reaktion wurde die Azid-Boronsäure im Überschuss zugesetzt und in
unterschiedlichen Reaktionsversuchen das Verhältnis von Kupfersulfat und Natriumascorbat
variiert.
124 | Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 4. Äquivalent-Verhältnisse der Synthese des Boronsäure-Somatostatins via Click-Reaktion.
Eth.Soma
N3-BS
CuSO4
NaAsc
1
3
5
10
1
3
10
20
1
3
20
40
Es konnte jedoch in keinem Fall Produkt mittels MALDI-TOF-MS-Messungen nachgewiesen
werden. Möglicherweise stellten auch hier die sehr guten komplexierenden Eigenschaften
der Boronsäure, hinsichtlich des Kupferkatalysators, ein zu großes Hindernis dar.
Da die Herstellung des Boronsäure-Somatostatins 34, mittels des Schritts der Interkalation,
bereits zu guten Resultaten geführt hatte, stellt der hier beschriebene Weg keine
interessante Alternative dar. Auch die Synthese eines weiteren Boronsäure-Interkalators ist,
aufgrund der fast vollständigen Umsetzung bei der in Kapitel 3.1.1.5 beschriebenen
Syntheseroute, nicht sinnvoll.
Nachfolgend wird nun die Darstellung des SHS-Somatostatins über das Prinzip des grafting
from erläutert.
Ergebnisse und Diskussion | 125
3.2.3 Darstellung des Salicylhydroxamsäure-Somatostatins via Click-Reaktion
Im Gegensatz zu allen anderen Somatostatin-Derivaten, konnte das SHS-Somatostatin im
grafting onto-Kapitel nicht synthetisiert werden. Es war zwar möglich, den SHS-Interkalator
24 in guter Ausbeute (60%) herzustellen, jedoch scheiterte die Biokonjugationsreaktion mit
Somatostatin. Da in den beiden vorherigen Kapiteln die verwendeten Click-Reaktionen
sowohl mit Kupfer(I) als auch Kupfer(II) nicht funktionierten, war auch hier die
Erwartungshaltung gegenüber einer Produktbildung gering.
Das Salicylhydroxamsäure-Somatostatin 36 sollte nun analog der in Kapitel 3.1.1.7
beschriebenen kupferkatalysierten Click-Reaktion, zwischen dem Azid-Interkalator 23 und
der Trityl-geschützten Ethinyl-modifizierten Salicylhydroxamsäure, synthetisiert werden. Wie
aus Schema Schema 3-38 ersichtlich, wurde zum Vergleich sowohl die Trityl-geschützte als
auch die ungeschützte Variante der Verbindung eingesetzt.
Schema 3-38. Synthese des Salicylhydroxamsäure-Somatostatins 36 via Click-Reaktion; i) Kupfer(II)-sulfat,
Natriumascorbat, Tetrahydrofuran, H2O, RT, 24-48 h.
Für
die
Reaktion
wurden
die
beiden
Reaktanden
Azid-Somatostatin
28
und
Salicylhydroxamsäure sowie Kupfer(II)-sulfat und Natriumascorbat in unterschiedlichen
Verhältnissen zueinander eingesetzt. Da die Salicylhydroxamsäure gut in Tetrahydrofuran
löslich ist, wurde als Reaktionsmedium eine 1:1 Mischung aus Wasser und Tetrahydrofuran
gewählt. Wieder wurden der Kupferkatalysator und das Reduktionsmittel Natriumascorbat
separat in Wasser gelöst, vereinigt und die Farbänderung der Lösung von dunkelbraun zu
beige-orange abgewartet. Anschließend wurden die beiden Ausgangsverbindungen mit der
126 | Ergebnisse und Diskussion
Katalysator-Lösung vereinigt und zwischen 24 und 48 h auf dem Rüttler inkubiert. Die
eingesetzten Äquivalent-Verhältnisse der Reaktion sind in Tabelle 5 aufgeführt, wobei die rot
markierten Äquivalente den besten Umsatz mit einer Ausbeute von 55% erzielten.
Tabelle 5. Verhältnisse der Äquivalente der Synthese von Salicylhydroxamsäure-Somatostatin 36 via Click-Reaktion.
N3-Soma
g.SHS
CuSO4
NaAsc
1
3
3
1.5
1
3
2
4
1
3
5
10
1
5
5
10
1
5
10
20
Wie auch bei der Synthese des SHS-Interkalators 24 beobachtet, konnte eine Produktbildung
nur mit der geschützten Variante der Salicylhydroxamsäure erreicht werden. Die
Aufreinigung des Produkts 36 erfolgte mittels HPLC sowie einer Charakterisierung der Masse
durch MALDI-FTICR-MS.
Abbildung 3-37. MALDI-FTICR-MS-Spektrum des SHS-Somatostatins 36, hergestellt über den Weg der Click-Reaktion;
+
m/z = 2305.02 g/mol [M+2H] , berechnet: [M] = 2303.05 g/mol.
Beim Versuch der Interkalation des SHS-Interkalators 24 in Kapitel 3.1.2.5 wurde bei der
Charakterisierung der Reaktionslösung die Vermutung angestellt, dass möglicherweise die
Flugeigenschaften der Produktsubstanz schlecht waren und daher eine Detektion mittels
MALDI-Massenspektrometrie nicht aussagekräftig war. Da bei dieser Click-Reaktion das
Produkt 36 allerdings ohne Schwierigkeiten detektiert werden konnte, kann diese
Vermutung dadurch wiederlegt werden.
Ergebnisse und Diskussion | 127
Im direkten Vergleich der Reaktion von Trityl-geschützter und ungeschützter SHSVerbindung konnte hier bewiesen werden, dass die ausgeprägten komplexierenden
Eigenschaften der der Salicylhydroxamsäure jegliche Produktbildung unterbinden können.
3.2.4 Zusammenfassung der Syntheseversuche der Somatostatin-Konjugate
nach der grafting from-Methode
Mittels der zweistufigen grafting onto-Methode der vorherigen Kapitel, konnten das AzidSomatostatin sowie Derivate mit den Plattformen Aza-Kronenether, 2,2´-Bipyridin sowie
Boronsäure erfolgreich mit Ausbeuten zwischen 21 und 40% dargestellt werden. Lediglich
der SHS-Interkalator zeigte nahezu keine Reaktivität gegenüber dem Peptid. Der Vorteil
dieser Methode lag zum einen darin, dass das Peptid erst am Ende der Syntheseroute
eingesetzt und daher während der organischen Synthese keine Rücksicht auf dessen
Sensitivität gegenüber Temperatur oder Lösungsmittel genommen werden musste. Zum
anderen war dadurch eine exakte Charakterisierung der rein organischen InterkalatorVerbindungen mittels NMR-Spektroskopie möglich.
Im aktuellen Kapitel wurde dagegen versucht die Derivate über eine Postmodifikation eines
bereits interkalierten Somatostatin-Derivats herzustellen. Aufgrund der Aminogruppen des
Somatostatins, war die Verwendung eines Amin-Derivats und somit der bewährten
Kupplungschemie nicht möglich. Aus diesem Grund wurde auch auf eine alternative
Darstellung des Bipyridin-Somatostatins verzichtet. Es wurde daher versucht, die Bausteine
über die kupferkatalysierte Click-Chemie einzuführen, wobei sowohl auf die Kupfer(I)- sowie
die Kupfer(II)-Variante zurückgegriffen wurde.
Wie es sich herausstellte, war dieser Reaktionsweg im Falle des Aza-Kronenethers und der
Phenylboronsäure
nicht
erfolgreich,
obwohl
bei
der
Krone
nahezu
identische
Reaktionsbedingungen wie bei der Click-Reaktion im Verlauf der Kronenether-InterkalatorSynthese (27) verwendet worden waren. Eine mögliche Schlussfolgerung aus diesem
Reaktionsverhalten war der Einfluss des Somatostatins, welches zu einer Komplexierung der
Kupferionen und somit zu einer Inaktivierung des Katalysators geführt haben könnte.
128 | Ergebnisse und Diskussion
Die Click-Synthese des SHS-Somatostatins 36, über die Trityl-geschützte SHS-Verbindung,
verlief allerdings mit 55% Ausbeute durchaus erfolgreich. Da bei dieser Reaktion analog wie
zuvor beim Kronenether das Azid-Somatostatin 28 eingesetzt worden war, bleibt das
Reaktionsverhalten des Somatostatins bei kupferkatalysierten Click-Reaktionen weiterhin
fraglich und sollte zukünftig noch genauer untersucht werden.
Nach der erfolgreichen Synthese aller gewünschten Somatostatin-Derivate konnte nun mit
der Darstellung der komplexeren Biokonjugate begonnen werden.
Ergebnisse und Diskussion | 129
3.3 Design multivalenter und stimuli-responsiver Somatostatin-Biokonjugate
Im letzten Kapitel soll nun auf die eigentliche Darstellung der responsiven, definierten
Biokonjugate eingegangen werden. Dazu sollten die zuvor hergestellten SomatostatinDerivate herangezogen werden. Begonnen wird dabei mit den Forschungsergebnissen zur
Darstellung multivalenter Somatostatin-Dimere sowie –Trimere. Diese beruhen auf
kupferkatalysierten Click-Reaktionen unter Verwendung des Azid-Somatostatins 28 und
stellen damit ein interessantes Beispiel bezüglich der Postmodifikation eines Biokonjugats
über die reaktive Plattform der Azidgruppe dar. Im Anschluss daran, werden erste
Reaktionsversuche sowie vorläufige Ergebnisse der stimuli-responsiven Derivate, das 2,2´Bipyridin-,
das
Phenylboronsäure-
sowie
das
Salicylhydroxamäsure-Somatostatin,
vorgestellt.
3.3.1 Multivalente Somatostatin-Konjugate
Multivalenz beschreibt das Konzept, dass Liganden in der Lage sind über mehrere identische
Bindungsstellen an eine mehrfach vorhandene Akzeptoreinheit zu binden. Dabei ist es von
großem Interesse, wie sich die Bindungsaffinität in Abhängigkeit der möglichen
Mehrfachbindungen im Vergleich zur normalen Einfachbindung verändern kann. [142] Denn,
wie auch im Falle der Antikörper-Antigen-Bindung, kann es bei multivalenten Bindungstellen
zu einer Vervielfachung der Bindungsstärke kommen.[143] Ist eine Zelle nun in der Lage
Somatostatin-Rezeptoren auszubilden, werden diese in hoher Zahl auf der Oberfläche
expressioniert. Möglicherweise kann nun auch bei einer gleichzeitigen Bindung mehrerer
Somatostatine, verknüpft über ein Kernsystem, eine deutliche Verbesserung der
Zellaufnahme verfolgt werden. Das Ziel war es daher, ein Interkalator-System mit mehreren
verknüpften
Somatostatin-Molekülen
aufzubauen,
welches
somit
über
mehrere
Bindungsstellen gleichzeitig mit den Rezeptoren der Zellen in Wechselwirkung treten kann.
Dieses Konzept wurde bereits von Anne Pfisterer im Rahmen ihrer Dissertation aufgegriffen.
Ihr war es möglich multivalente rigide Linkersysteme zu synthetisieren (Abbildung 3-38),
welche über zwei oder drei Bisulfongruppen verfügten und somit mittels Interkalation
Somatostatin-Dimere und –Trimere synthetisch zugänglich waren.[149]
130 | Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3-38. Multivalente Linkersysteme, synthetisiert von Anne Pfisterer.
Der von ihr gewählte Weg des grafting onto sah vor, zuerst das Linkersystem aufzubauen
und in einem zweiten Schritt die Interkalation zu vollziehen. Aufgrund der Rigidität der
Systeme war zu erwarten, dass die Somatostatin-Moleküle klar definiert ohne sterische
Hinderungen verknüpft werden. Es stellten sich allerdings, vor allem beim Trimer,
schwerwiegende Löslichkeitsprobleme ein, welche eine weiterführende Verwendung und
Charakterisierung der Eigenschaften erschwerten. Dass gerade Wasserlöslichkeit eine
entscheidende Rolle spielt, wurde auch bei Octreotid-Multimeren von Yim et al.
beobachtet.[144]
Aus diesem Grund sollten in dieser Arbeit, für die Synthese von Somatostatin-Multimeren,
TEO-Linker zur Verbesserung der Wasserlöslichkeit eingesetzt werden. Da der grafting ontoAnsatz mit einigen synthetischen Hürden verbunden war, sollten die Multimere hier über
den alternativen Weg des grafting from synthetisiert werden, indem die Verknüpfung
bereits interkalierter Somatostatin-Derivate über ein Kern-Molekül realisiert wird.
Nachfolgend wird nun die Synthese von Somatostatin-Dimer und -Trimer mittels der ClickReaktion vorgestellt.
Ergebnisse und Diskussion | 131
3.3.1.1 Darstellung eines Somatostatin-Dimers mittels Triazol-Kerns
Ein Dimer stellt die einfachste Form eines Mulimers dar und kann auf verschiedenen Wegen
mit den bereits vorgestellten Somatostatin-Derivaten entwickelt werden. Hierfür verwendet
wurde schließlich das Azid-Somatostatin 28. Dieses konnte bereits mehrfach mittels
kupferkatalysierten Click-Reaktionen in guten Ausbeuten umgesetzt werden. Als
Reaktionspartner wurde das Ethinyl-Somatostatin-Derivat eingesetzt, welches strukturell
sehr ähnlich dem Azid-Derivat aufgebaut ist und im nachfolgenden Schema zusammen mit
der Syntheseroute abgebildet wird.
Schema 3-39. Syntheseroute des Somatostatin-Dimers 40 via kupferkatalysierter Click-Reaktion; i) Kupfer(II)-sulfat,
Natriumascorbat, H2O, RT, 24 h.
Die Durchführung der Click-Reaktion geschah nach der bereits bekannten Vorgehensweise.
Die beiden Somatostatin-Derivate wurden dazu in äquimolarem Verhältnis in Wasser gelöst.
Der Kupfer(II)-Katalysator sowie das Natriumascorbat wurden ebenfalls separat in Wasser
gelöst, vereinigt und die Kupfer(I)-Bildung abgewartet. Diese Lösung wurde anschließend der
Somatostatin-Reaktionslösung beigemischt und für 24 h inkubiert. Das Produkt 40 konnte
mittels LC-MS- und MALDI-FTICR-MS-Messungen im Rohprodukt nachgewiesen werden,
wobei beide Messungen auf eine nahezu vollständige Umsetzung hindeuteten. Da es sich
hierbei um eine reine Testreaktion handelte, wurden vorerst keine Aufreinigungsschritte
durchgeführt.
132 | Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3-39. Somatostatin-Dimer 40: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UV-Chromatogramm 214
6+
5+
4+
nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.70 min: 677 g/mol [M+H] , 812 g/mol [M+H] , 1014 g/mol [M] ; D) MS-Spektrum (-) t =
65+
13.73 min: m/z = 676 g/mol [M] , 812 g/mol [M+H] ; E) MALDI-TOF-MS-Spektrum: m/z = 4057.06 g/mol [M+2H] ;
berechnet: [M] = 4054.69 g/mol.
Die Synthese des Dimers konnte ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden, wobei eine
Analyse des Rohprodukts mittels MALDI-TOF-MS sowie LC-MS eine nahezu vollständige
Umsetzung wiederspiegelte. Verglichen mit den Dimer-Synthese-Versuchen von Anne
Pfisterer, welche versucht hatte, die zuvor synthetisierten Tetrasulfone (siehe Abbildung
3-38) beidseitig in das Somatostatin zu interkalieren, scheint die hier vorgestellte Synthese
wesentlich vielversprechender. In ihrem Fall konnten die beiden Produkte zwar als
Niederschlag in der Reaktionslösung nachgewiesen werden, jedoch aufgrund von fehlender
Wasserlöslichkeit nicht weiter charakterisiert und verwendet werden. Das hier synthetisierte
Dimer 40 zeigt dagegen sehr gute Wasserlöslichkeit und wäre daher für eine Untersuchung
der biologischen Aktivität hinsichtlich der Zellaufnahme aber auch eine Charakterisierung
mittels AFM bezüglich möglicher Überstrukturbildung von Interesse.
Nach der erfolgreichen Darstellung des Dimers sollte nun ein Somatostatin-Trimer ebenfalls
mittels Click-Chemie und Einsatz des Azid-Somatostatins synthetisiert werden. Die
Syntheseversuche werden in folgendem Kapitel beschrieben.
Ergebnisse und Diskussion | 133
3.3.1.2 Darstellung von Somatostatin-Trimeren mittels unterschiedlicher Phenyl-Kerne
Da mit dem Azid-Somatostatin 28 bisher in allen Reaktionen die besten Ergebnisse erzielt
worden waren, sollte es auch beim Syntheseversuch eines Somatostatin-Trimers mittels
kupferkatalysierter Click-Reaktion eingesetzt werden. Es musste daher ein symmetrisches
Kernmolekül mit drei Ethinylgruppen eingesetzt werden. Da Azid-Somatostatin im Hinblick
auf die Wasserlöslichkeit des Produkts bereits einen TEO-Linker enthielt, wurde beim Aufbau
des Kernmoleküls darauf verzichtet. Daher wurde Phloroglucin, ein Derivat des Benzols mit
drei Hydroxygruppen in symmetrischer 1,3,5-Stellung, zur weiteren Funktionalisierung
verwendet. Die Ethinylgruppen wurden, wie in Schema 3-40 dargestellt, mittels 4Pentinsäure eingeführt.
Schema 3-40. Synthese der Trimer-Kernverbindung 41; i) EDC, DMAP, Tetrahydrofuran, RT, 24 h.
Für die vollständige Modifizierung mit drei Ethinyl-Verbindungen, wurden in mehreren
Testreaktionen zwischen 1.2 und 2 Äquivalenten 4-Pentinsäure pro Hydroxygruppe variiert,
wobei mit 2 Äquivalenten das gewünschte Trimer 41 als Hauptprodukt erhalten werden
konnte. Daher wurde die 4-Pentinsäure in sechsfachem Überschuss eingesetzt, in
Tetrahydrofuran gelöst und die Carboxygruppe durch den Einsatz von EDC und DMAP
aktiviert. Nach der Zugabe des Pholorglucin wurde das Reaktionsgemisch 24 h gerührt und
im Anschluss säulenchromatographisch mit 10% Methanol in Chloroform als Eluens
aufgereinigt. Verbindung 41 konnte mit 56% Ausbeute erhalten werden.
Für die Synthese des Somatostatin-Trimer, wurde Verbindung 41 in Tetrahydrofuran, AzidSomatostatin in Wasser gelöst und beide Lösungen vereinigt. Kupfersulfat sowie
Natriumascorbat wurden jeweils in Wasser gelöst, ebenfalls vereinigt, anschließend der
Edukt-Lösung beigemischt und für 24 - 48 h inkubiert. Das Syntheseschema ist nachfolgend
dargestellt.
134 | Ergebnisse und Diskussion
Schema 3-41. Syntheseroute des Somatostatin-Trimers via Kernverbindung 41; i) Kupfer(II)-sulfat, Natriumascorbat,
Tetrahydrofuran/Wasser, RT, 24-48 h.
Es wurden alle vier Verbindungen in unterschiedlichen Verhältnissen zueinander eingesetzt.
Eine Übersicht über die Reaktionsbedingungen ist in Tabelle 6 zusammengestellt.
Tabelle 6. Verhältnisse der Äquivalente der Synthese des Somatostatin-Trimers via Click-Reaktion.
Vbdg. 41
N3-Soma
CuSO4
NaAsc
1
1.2
2
4
1
1.2
5
10
1
2
2
4
1
2
5
10
1
1.5
10
20
Alle Reaktionslösungen wurden mittels MALDI-TOF-MS-Messungen analysiert. Es konnte
jedoch weder die Produktbildung noch die Masse von Verbindung 41 verknüpft mit einem
oder zwei Molekülen Azid-Somatostatin nachgewiesen werden. Es wurden allerdings
größere Mengen an Niederschlag im Reaktionsgefäß gefunden, was möglicherweise ein
Ergebnisse und Diskussion | 135
Hinweis auf zu geringe Wasserlöslichkeit der Kern-Verbindung oder auf eine Ausfällung der
Peptid-Verbindung sein kann und somit eine Ursache für das Fehlschlagen der Reaktion
darstellt.
Da die in Kapitel 3.2 vorgestellte Click-Reaktion des SHS-Somatostatins 36 mit AzidSomatostatin unter sehr ähnlichen Reaktionsbedingungen zu positivem Ergebnis führte, lag
die Vermutung nahe, dass das Kernmolekül die Ursache des Problems darstellte. Um dies
näher untersuchen zu können, wurde eine zweite Phenyl-basierte Kernverbindung
synthetisiert, welche, aufgrund zusätzlicher TEO-Linker, eine wesentlich verbesserte
Wasserlöslichkeit aufweisen sollte. Die Syntheseroute ist im nachfolgenden Schema
dargestellt, wobei als Ausgangsverbindung wieder das Phloroglucin herangezogen wurde.
Ein dazu geeigneter Ethinyl-funktionalisierter TEO-Linker wurde nach Literaturvorschrift[145]
synthetisiert.
Schema 3-42. Syntheseroute der TEO-Trimer-Kernverbindung 43; i) wässrige Natronlauge, Tetrahydrofuran, 5 °C, RT, 2 h;
ii) Kaliumcarbonat, Dimethylformamid, 80 °C, 24 h .
Für die Synthese des Trimer-Kerns musste nun zuerst der TEO-Linker aktiviert werden, was
durch die Umsetzung mit Toluolsulfonsäurechlorid realisiert wurde. Dazu wurde der Linker in
Tetrahydrofuran gelöst, mit wässriger NaOH versetzt und abgekühlt. Zur Aufarbeitung wurde
neutral gewaschen und das Produkt 42 anschließend säulenchromatographisch mit einer 1:1
n-Hexan/Ethylacetat-Mischung als Eluens abgetrennt und mit 80% Ausbeute erhalten. Im
nächsten Schritt wurde der TEO-Linker 42 unter Argonatmosphäre, zusammen mit
Pholoroglucin, in Dimethylformamid gelöst, Kaliumcarbonat hinzugefügt und das
136 | Ergebnisse und Diskussion
Reaktionsgemisch für 24 h bei 80 °C erhitzt. Die Aufarbeitung erfolgte analog Verbindung 42.
Der TEO-Phenyl-Kern 43 wurde mit einer Ausbeute von 61% erhalten.
Aufgrund der Wasserlöslichkeit des TEO-Kernmoleküls konnten nun, für die Umsetzung mit
dem Azid-Somatostatin 28, beide Ausgangsverbindungen in Wasser gelöst und wieder mit
Kupfersulfat und Natriumascorbat umgesetzt werden.
Schema 3-43. Synthese des Somatostatin-Trimers via Kernverbindung 43; i) Kupfer(II)-sulfat, Natriumascorbat, Wasser,
RT, 24-48 h.
Für die Click-Reaktion wurden wieder die bereits zuvor in Tabelle 6 dargestellten
Äquivalentverhältnisse eingesetzt. Allerdings konnten auch hier mittels MALDI-TOF-MSMessungen keine Produktbildung detektiert werden.
Trotz der erfolgreichen Darstellung des Dimers scheiterten beide Syntheseversuche der
Somatostatin-Trimere, da es nicht möglich war das Azid-Somatostatin mit den beiden KernVerbindungen 41 und 43 zu verknüpfen. Auch die Verbesserung der Wasserlöslichkeit über
die zusätzliche Einführung von TEO-Linker im Falle von 43 erzielte keine Änderung. Dass die
Umsetzung des Azid-Somatostatins 28 unter ähnlichen Reaktionsbedingungen möglich ist,
konnte bereits mehrfach gezeigt werden, wodurch ein Scheitern der Trimer-Synthesen hier
grundsätzlich nicht erwartet worden war und daher eine genauere Untersuchung des
Reaktionsverhaltens nötig wäre. Anne Pfisterer konnte über ihren Weg zwar die Bildung
eines Somatostatin-Trimers nachweisen, jedoch war eine Abtrennung der Nebenprodukte
und somit genauere Charakterisierung auch in ihrem Fall nicht möglich.
Im nächsten Kapitel wird nun der Einsatz der Somatostatin-Derivate im Hinblick auf die
Darstellung stimuli-responsiver Biokonjugate erläutert.
Ergebnisse und Diskussion | 137
3.3.2 Darstellung responsiver Somatostatin-Konjugate durch ortsgerichtete,
supramolekulare Chemie
Neben dem Azid-Somatostatin 28 wurden im Rahmen dieser Arbeit Somatostatin-Derivate
hergestellt, welche durch die jeweils eingeführte Plattform in der Lage sind, über den Weg
der Selbstorganisation stimuli-responsive, definierte Biokonjugate auszubilden. In diesem
Kapitel wird nun näher auf die Reaktionsvielfalt dieser Derivate eingegangen.
Begonnen wird dabei beim Aza-Kronenether-Somatostatin 30 und dessen Komplexierung
mittels Alkaliionen. Darauffolgend werden vorläufige Ergebnisse bezüglich der Nutzung von
2,2´-Bipyridin-Somatostatin 32 in der übergangsmetallkatalysierten Darstellung von
Biokonjugaten vorgestellt. Zum Schluss werden kurz die Reaktionsmöglichkeiten des pHabhängige SHS-PBS-Systems unter Verwendung von SHS-Somatostatin 36 sowie des
Boronsäure-Somatostatins 34 erläutert.
3.3.2.1 Komplexierung des Aza-Kronenether-Somatostatins mittels Alkaliionen
Bekanntermaßen bilden Kronenether mit Alkaliionen relativ stabile Komplexe aus, welche je
nach Größenverhältnis von Ligand zu Ion in 1:1- oder 2:1-Form vorliegen können.[45,46]
Hinsichtlich der Komplexierung des Aza-Kronenether-Somatostatins 30 lag das Augenmerk
natürlich auf der 2:1-Sandwichform, welche, beim Vorliegen einer Aza-[15]Krone-5, durch
Zugabe von Kaliumionen erreicht werden sollte.[52]
Schema 3-44. Dimerisierung des Aza-Kronenther-Somatstatins 30; i) Wasser, KI/NaBr in Wasser, RT, 1 h.
138 | Ergebnisse und Diskussion
Da Verbindung 30 allerdings nur in sehr geringen Mengen vorlag und im zeitlichen Rahmen
der Arbeit nicht in größeren Mengen nachsynthetisiert werden konnte, wurden vorerst nur
wenige Testreaktionen durchgeführt.
Das Aza-Kronenether-Somatostatin wurde in Wasser gelöst und 0.1, 0.5 sowie 1 Äquivalent
K+ in Form einer wässrigen KI-Lösung zugegeben. Die Reaktionen wurden auch mit NaBr
wiederholt und jeweils mittels MALDI-MS-Messungen analysiert. Es war allerdings nur eine
Detektion des Ausgangsprodukts möglich. Gebildete Komplexe könnten natürlich aufgrund
der Lasersbestrahlung während der MALDI-MS-Messungen zerstört worden sein. Bei LC-MSMessungen können, aufgrund der Detektionsgrenze von 2000 g/mol, nur mehrfach geladene
Komponenten detektiert werden. Aber auch hier konnten nur Massen des Edukts gefunden
werden. Beide Analyse-Methoden stellen keine geeigneten und aussagekräftigen
Charakterisierungsmittel dar, da die Komplexbildung nicht mit Sicherheit ausgeschlossen
werden konnte. Weitere Untersuchungen waren im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der
geringen Substanzmenge der Verbindung 30 nicht möglich. Für zukünftige Analysen wären
spektroskopische Untersuchungen mittels UV-Vis-Titration besser geeignet, da hierbei eine
Komplexbildung oder -veränderung im Spektrum aufgrund einer Änderung des
Absorptionsverhaltens der Substanz sichtbar sein sollte. Eine weitere Alternative stellt
sicherlich die NMR-Spektroskopie dar, deren Einsatz allerdings durch die Komplexität des
Somatostatins sowie der benötigten Substanzmenge limitiert wird. Es sollte jedoch prinzipiell
möglich sein, die Komplexierung in Form einer Änderung der chemischen Verschiebung der
Signale, beobachten zu können.
Ergebnisse und Diskussion | 139
3.3.2.2 Darstellung von Bipyridin-Biokonjugaten mittels Übergangsmetall-Komplexierung
In der Natur gibt es viele Beispiele für Metall-gerichtete Protein-Komplexe, wie
beispielsweise das Eisen-speichernde Metalloprotein Ferritin.[5] Oft beruhen diese Vorgänge
auf nicht-kovalenten aber definierten Bindungen zu Metall-Ionen auch unter physiologischen
Bedingungen.[64] Um diese Prozesse besser verstehen und möglicherweise auch kontrollieren
zu können, wird versucht, diese Vorgänge zu imitieren und so neuartige Protein-Komplexe
durch Selbstassemblierung zu entwickeln. Durch die Verwendung von Proteinen als Liganden
im Gegensatz zu kleineren rein organischen Liganden, ergeben sich natürlich gewisse
Herausforderungen. Ein Problem stellt die selektive Bindung des Proteins an das Metall dar,
besonders bei höheren Metallionen-Konzentrationen. Aufgrund der Größe der Biomoleküle,
treten hier nicht vernachlässigbare Wechselwirkungen untereinander auf, wodurch auch das
Problem einer Quervernetzung auftreten kann.[146] Um dies zu umgehen, werden oftmals
nicht-native Liganden, wie das Bipyridin, verwendet. Da alle metall-koordinierenden nativen
Gruppen der Aminosäuren einzähnig sind, kann gerade durch die Verwendung von
mehrzähnigen Liganden, eine erhöhte Chelatisierung erreicht werden.
Daher sollte nun das 2,2´-Bipyridin-Somatostatin 32 hinsichtlich einer Koordination an ein
Übergangsmetall untersucht werden. Dazu wurde eine erste Reaktion mit Verbindung 32
und Rutheniumchlorid durchgeführt, welche im nachfolgenden Schema dargestellt wird.
Dies wurde in Zusammenarbeit mit Pascal Heitel im Zuge seiner Masterarbeit untersucht,
welche zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Arbeit noch nicht fertiggestellt war.[147] Sein Ziel
war es, Biomoleküle, welche mit Heterozyklen funktionalisiert worden waren, mittels
Komplexbildung zu verknüpfen. Bipyridin-Komplexe sind inzwischen mit nahezu jedem
Übergangsmetall bekannt. Da beim Somatostatin ein Einsatz unter physiologischen
Bedingungen erwünscht ist, sollte ein nicht-nativ im menschlichen Körper vorkommendes
Metall verwendet werden. Die Wahl fiel daher auf Ruthenium. Dessen Komplexe können in
Zellen aufgenommen werden und gelten daher als vielversprechende Anti-KrebsTherapeutika.[148] Da zur Komplexbildung normalerweise geheizt werden muss, war die
Befürchtung, dass das Somatostatin denaturiert werden könnte. Für die Synthese wurde das
Ruthenium-Chlorid im Verhältnis 1:2 zum Bipyridin-Somatostatin 32 zugegeben und das
Reaktionsgemisch für 18 h bei 80 °C in Ethanol geheizt. Die Reaktionslösung wurde mittels
LC-MS-Messungen untersucht, wobei jedoch nur Verbindung 32 detektiert werden konnte.
140 | Ergebnisse und Diskussion
Schema 3-45. Übergangsmetall-Komplexbildung des Bipyridin-Somatostatins 32; i) RuCl3, EtOH, 80 °C, 18 h.
Da es sich nur um eine erste Testreaktion handelte, sollten weitere Optimierungen, unter
anderem hinsichtlich eines Eisen-Salzes, folgen. Da dieses Vorgehen sehr zeitintensiv ist,
jedoch der Aufbau dieser Biokonjugate trotzdem von großem Interesse ist, konnte dies im
Rahmen dieser Arbeit nicht weiterverfolgt werden und sollte daher in der Masterarbeit von
Pascal Heitel erarbeitet werden.
Ein Alternative sollte die Bildung eines Bipyridin-Terpyridin-Komplexes sein, bei welchem das
Somatostatin mit dem Protein BSA verknüpft werden sollte. Als Metallsalz sollte dabei
Eisenchlorid verwendet werden. Das Terpyridin wurde dazu von Pascal Heitel mit einem
Maleimid verknüpft und im Anschluss über die Thiolgruppe der Aminosäure Cystein mit BSA
verbunden. Um die Bildung eines bis- oder tris-Bipyridin-Komplexes zu vermeiden, wurde die
Terpyridin-BSA-Verbindung zuerst mit einer wässrigen Fe(II)-chlorid-Lösung umgesetzt und
erst im Anschluss 32 zugegeben. Die Reaktionslösung wurde bei 37 °C für 24 h gerührt und
mit MALDI-MS analysiert. Nach einer ersten Testreaktion konnte noch kein Produkt
detektiert werden. Es sollten jedoch Optimierungen hinsichtlich Temperatur und
Reaktionsdauer folgen. Die Struktur des möglichen Produkts ist in nachfolgender Abbildung
dargestellt.
Abbildung 3-40. Mögliches Produkt einer Nickelbasierten Komplexbildung des Bipyridin-Somatostatins 32 und einem
Terpyridin, welches zuvor mit einem Molekül BSA verknüpft worden war.
Ergebnisse und Diskussion | 141
3.3.2.3 Komplexbildung
der
Salicyhydroxamsäure-
und
Boronsäure-Somatostatin-
Derivate über die Einstellung des pH-Werts
Als letzter Punkt soll hier kurz die pH-abhängige Komplexbildung des SHS-PBS-Systems
erläutert werden. Die in Schema 3-46 dargestellte Komplexbildung zwischen den Derivaten
36 und 34, konnte im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der geringen Substanzmengen der
beiden Derivate nicht mehr durchgeführt werden, wird hier aber der Vollständigkeit halber
aufgeführt.
Schema 3-46. Mögliches Somatostatin-Dimer via dem pH-sensitiven SHS-PBS-System.
Wie bereits angesprochen, führt die Einstellung des entsprechenden pH-Werts zu einer
Komplexbildung aufgrund spezifischer nicht-kovalenter Wechselwirkungen zwischen den
beiden Bausteinen Salicylhydroxamsäure und Phenylboronsäure. Dabei gilt, liegt der pHWert der Lösung über 7.4, kann eine Komplexbildung stattfinden, fällt der pH-Wert hingegen
unter 5.0, kommt es zur Dissoziation der Bausteine. Die Ausbildung des Komplexes kann
dabei
mittels
1
H-NMR-Spektroskopie
beobachtet
werden,
indem
die
chemische
Verschiebung der an der Komplexbildung beteiligten Protonen analysiert wird. Das acide
Amid-Proton sowie das phenolische Hydroxy-Proton der SHS-Verbindung bilden mit dem
Bor-Atom einen sechsgliedrigen Ring aus, wodurch die Signale der beiden Protonen im Laufe
der Komplexierung verschwinden.[94] Aufgrund der Komplexstabilität kann auch eine
Massenbestimmung mittels MALDI-TOF-MS durchgeführt werden.
142 | Zusammenfassung und Ausblick
4 Zusammenfassung und Ausblick
Das Ziel dieser Forschungsarbeit war die Darstellung von Somatostatin-Konjugaten, welche
mittels eingebauter stimuli-responsiver Plattformen in der Lage sein sollten, definierte
Biokonjugate mit sich selbst oder einem komplementären Reaktionspartner auszubilden. Die
Synthese besagter Somatostatin-Derivate stellte dabei den zentralen Kern der Arbeit dar und
wurde über zwei gegensätzliche Synthesestrategien, welche nachfolgend dargestellt sind,
verwirklicht.
Schema 4-1. Schematische Darstellung eines Somatostatin-Konjugats, sowie die beiden verfolgten Synthesestrategien
grafting onto und grafting from.
Begonnen wurde dabei mit einer zweistufigen Route, welche der Methode des grafting onto
folgte. Im ersten Schritt beinhaltete dies die Entwicklung der gewünschten InterkalatorVerbindungen, welche anschließend in einem zweiten Schritt mit dem Peptid Somatostatin
umgesetzt wurden. Um am Ende eine möglichst breit gefächerte Reaktivität gewährleisten
zu können, wurden bei der Wahl der Bausteine Komplexbildner unterschiedlicher Art
herangezogen. Ihre Gemeinsamkeit sollte in einem jeweils spezifischen Stimulus liegen,
welcher als Antwort eine selbstständige Komplexierung bewirken kann. Unterscheiden
sollten sie sich jedoch in der Art der Wechselwirkung, welche die Bildung des
entsprechenden Komplexes realisiert. Die Wahl fiel daher auf den Kronenether, das 2,2´Bipyridin sowie den beiden komplementären Reaktanden die Phenylboronsäure und die
Salicylhydroxamsäure.
Zusammenfassung und Ausblick | 143
Abbildung 4-1. Auswahl der reaktiven Bausteine, welche in die Interkalator-Verbindungen eingeführt worden waren.
Der Aufbau der unterschiedlich funktionalisierten Interkalator-Verbindungen erfolgte
ausgehend vom sogenannten Bisulfon-Interkalator-Grundgerüst 3, welches strukturell für
die Biokonjugation mit Somatostatin notwendig war. Dessen Carboxygruppe stellte den
Verknüpfungspunkt zu einem TEO-Linker dar, welcher zum einen als Abstandshalter
zwischen dem Bisulfon-Interkalator sowie dem eingeführten Baustein und zum anderen zur
Erhöhung der Wasserlöslichkeit dienen sollte. Der gewählte Diamino-TEO-Linker ermöglichte
zusätzlich die einfache Einführung einer Aminogruppe, welche als Ausgangsplattform im
Aufbau der weiteren Interkalatoren verwendet wurde. Im Falle des Kronenethers wurde,
aufgrund der besseren Zugänglichkeit für Modifikationen, ein Aza-Derivat der [15]Krone-5
eingesetzt. Dieses wurde Säure-funktionalisiert und über zwei Varianten durch Bildung eines
Amids mit dem Amino-Interkalator verknüpft. Das 2,2´-Bipyridin wurde ebenfalls vor
Verwendung Säure-funktionalisiert. Aus sterischen Gründen wurde ein 4-CarbonsäureDerivat unter Ausführung der Stille-Kreuzkupplung synthetisiert, welches anschließend
direkt sowie alternativ über die Zwischenstufe des Säurechlorids mit dem Amino-Interkalator
umgesetzt wurde. Die erfolgreichste Synthese war die des Boronsäure-Interkalators, welche
über die vollständige Umsetzung des Amino-Interkalators mit einer NHS-aktivierten
geschützten Phenylboronsäure verlief. Die Einführung der Salicylhydroxamsäure konnte
angesichts des Vorliegens einer Ethinyl-Funktion nicht ausgehend vom Amino-Interkalator
durchgeführt werden. Mithilfe eines Diazo-Transfer-Reagenzes wurde daher eine Azidgruppe
basierend auf der Aminogruppe des TEO-Linkers hergestellt, welche zum Aufbau weiterer
Interkalatoren eingesetzt wurde. Zusätzlich erwies sie sich, im Gegensatz zu den anderen
Bausteinen, auch eingebaut in das Somatostatin, als ein reaktiver und einfach adressierbarer
Zugangspunkt für Postmodifikationen. Nach Erhalt dieser wertvollen Verbindung wurde,
über den Weg der kupferkatalysierten Click-Reaktion, die Salicylhydroxamsäure mit dem
Azid-Interkalator verknüpft. Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurde die Synthese eines
weiteren Aza-Kronenether-Interkalators mittels einer analogen Reaktionsweise, jedoch mit
wesentlich geringerem Erfolgt, versucht. Insgesamt verliefen die verschiedenen Synthesen
144 | Zusammenfassung und Ausblick
aller Interkalatoren sehr erfolgreich. Es war möglich alle ausgewählten Liganden einzubauen
und die Strukturen dieser Verbindungen mittels NMR-Spektroskopie vollständig zu
charakterisieren. Es konnte gezeigt werden, dass es prinzipiell möglich sein sollte, jegliche
Art an funktioneller Gruppe bzw. Baustein mit dem Interkalator-Grundgerüst zu verbinden.
Dies
spiegelt
eine
enorme
Bandbreite
hinsichtlich
möglicher
unterschiedlicher
Reaktionswege als auch vielfältigen Einsatzgebieten wieder.
Nach der Interkalatoren-Synthese, stellte die Biokonjugation mit Somatostatin den nächsten
Schritt dar. Wie bereits mehrfach angesprochen, handelt es sich dabei um ein zyklisches
Peptidhormon, dessen Ringschluss auf der Ausbildung einer Disulfidbindung zwischen den
Resten der Aminosäure Cystein beruht. Diese Bindung ermöglichte die spezifische
Modifizierung des Peptids über den Weg der Interkalation, ohne dabei die Tertiärstruktur
und somit die biologische Aktivität des Somatostatins zu verändern. Diese Art der
Biokonjugationsreaktion beruht auf konsekutiven Michael-Additionen, welche über das
Bisulfon-Grundgerüst aller synthetisierten Interkalatoren ermöglicht wird. Der Mechanismus
der Bisulfon-Biokonjugation/Interkalation ist nachfolgend nochmals kurz aufgeführt.[18]
Schema 4-2. Mechanismus der Biokonjugation bzw. Interkalation eines Bisulfons, dargestellt am Beispiel zweier
unterschiedlicher Peptide sowie einem Peptid mit intramolekularer Disulfidbrücke.
Nach der Optimierung der Reaktionsbedingungen verlief die Durchführung der Interkalation
aller Verbindungen nach dem gleichen Schema. Dazu wurde der Interkalator in einem
Gemisch aus basischem Phosphatpuffer und Acetonitril gelöst, um so eine der beiden
Toulosulfonsäuregruppen abzuspalten und auf diese Weise das zur Reaktion notwendige
Michael-Akzeptor-System auszubilden. Das Somatostatin wurde ebenfalls im Phosphatpuffer
gelöst und mit dem Reduktionsmittel TCEP zur Spaltung der Disulfidbindung versetzt. Die
Reaktionsdauer wurde je nach Interkalator zwischen 24 und 48 h variiert. Die Aufarbeitung
Zusammenfassung und Ausblick | 145
erfolgte in allen Fällen mittels HPLC. Auf diese Weise konnten, bis auf das
Salicylhydroxamsäure-Derivat, alle Interkalatoren mit einer Ausbeute zwischen 21 und 40%
in das Somatostatin interkaliert werden. Um das Reaktionsverhalten der verschiedenen
Interkalatoren gegenüber dem Somatostatin besser einordnen zu können, wurden alle
Verbindungen unter nahezu identischen Reaktionsbedingungen auch mit dem Tripeptid
Glutathion umgesetzt. Dieses Peptid weist ebenfalls eine reaktive Thiolgruppe auf, ist jedoch
aufgrund seiner Größe weniger anspruchsvoll hinsichtlich Sterik und Lösungsmitteln. Da das
Glutathion keine Ringstruktur aufweist, war es somit möglich, dass zwei Moleküle
nacheinander an den Interkalator binden (siehe
Vergleichsreaktion
konnte
eine
gewisse
Schema 4-2). Anhand dieser
Abhängigkeit
des
Ausgangs
der
Biokonjugationsreaktion vom eingeführten Baustein des Interkalators festgestellt werden.
Denn in allen Reaktionen der fünf verschiedenen Verbindungen verhielt sich die Reaktivität
zu Somatostatin und zu Glutathion ähnlich. Das bedeutet, war der Umsatz mit Somatostatin
gut, entstand ausschließlich das Zweifach-Glutathion-Addukt. Verhielt sich der Umsatz eher
moderat, konnten auch größere Mengen an Einfach-Glutathion-Addukt detektiert werden.
Im Falle der Salicylhydroxmsäure, welche so gut wie keine Reaktion mit Somatostatin zeigte,
konnte das Zweifach-Addukt nur in geringen Mengen, das Einfach-Addukt jedoch als
Hauptprodukt erhalten werden. Die zuvor angestellte Vermutung, dass die Größe des
Somatostatins sowie der Ringschluss limitierende Faktoren der Interkalations-Reaktion
darstellen, konnte mittels der Vergleichsreaktion mit Glutathion nicht bestätigt werden.
Die Verwendung dieser zweistufigen Methode stellte eine interessante und vielfältige
Möglichkeit zur Entwicklung der Somatostatin-Konjugate dar. Sie bot den Vorteil, dass
Bausteine unterschiedlichster Art, bereits auf der Stufe der Interkalator-Synthese eingeführt
werden konnten. Im Grunde ermöglicht dies die Nutzung sämtlicher organischer
Synthesewege, da der Aufbau der Interkalatoren großen Spielraum für individuelles Design
bietet und im ersten Schritt keine Rücksicht auf die Eigenschaften des zu verwendenden
Peptids genommen werden muss. Einzige Bedingung ist dabei, dass der Einbau des Bisulfons
ermöglicht werden muss. Bezüglich der Umsetzung mit Somatostatin muss zusätzlich
gewährleistet werden, dass eine gewisse Wasserlöslichkeit der Verbindungen vorhanden ist.
Auch eine genaue Charakterisierung der Derivate konnte angesichts dieser Syntheseroute
ermöglicht werden. Gerade beim Einsatz von Proteinen ist dies, aufgrund der Vielzahl und
Vielfalt an Aminosäuren, oft schwierig insbesondere die Struktur genauestens zu
146 | Zusammenfassung und Ausblick
analysieren. Da die Interkalatoren jedoch auf rein organischen Molekülen beruhen, kann hier
die NMR- Spektroskopie verwendet werden. Die Arbeit mit Peptiden und Proteinen stellt
meist auch aufgrund ihres hohen Preises im Einkauf bzw. einer aufwendigen Synthese eine
zusätzliche Herausforderung dar. Oft können daher Reaktionsansätze nur im NanomolBereich durchgeführt werden, was sowohl Aufarbeitung als auch Charakterisierung
erschwert. Dieses Problem kann jedoch bei diesem ersten Syntheseweg durch die anfangs
rein organische Synthese der Interkalatoren zumindest im ersten Schritt einfach umgangen
werden.
Die zweite Synthesestrategie, welche in dieser Arbeit eingesetzt worden war, folgte der
grafting from-Methode (siehe Schema 4-1). Im Vergleich zum vorherigen Weg, wurde hier
versucht, ein bereits interkaliertes Somatostatin-Derivat anhand einer funktionellen Gruppe
mit dem jeweiligen Bausteinen aus Abbildung 4-1 zu verknüpfen. Nicht-nativ in Aminosäuren
vorkommende funktionelle Gruppen erweisen sich, hinsichtlich möglicher Nebenreaktionen,
als vorteilhaft für die Postmodifikation von Peptiden bzw. Proteinen. Daher wurde hier auf
Ethinyl- und Azidgruppen zurückgegriffen. Angesichts dieser beiden Gruppen fiel die
Entscheidung auf die Nutzung der kupferkatalysierten 1,3-dipolaren Cycloaddition nach
Huisgen. Diese Reaktion wurde bereits zuvor erfolgreich in der Synthese zweier
Interkalatoren eingesetzt. Leider führte nur die Synthese des Salicylhydroxamsäure-Derivats
zum erhofften Produkt, denn sowohl das Aza-Kronenether- als auch das PhenylboronsäureSomatostatin konnten über diesen Syntheseweg nicht dargestellt werden. Die KatalysatorZugabe erfolgte dabei sowohl in Form eines Kupfer(I)-Salzes als auch der in situ-Erzeugung
unter Verwendung von Kupfer(II) und dem Reduktionsmittel Natriumascorbat. Limitationen
des verwendeten Reaktionswegs lagen hier sicherlich in den komplexierenden Eigenschaften
aller beteiligten Reaktanden. Zum einen ist allein das Somatostatin in der Lage, Kupferionen
im Rahmen der Aminosäurereste einzuschließen und so der Reaktion zu entziehen. Zum
anderen sind gerade der Kronenether sowie die Boronsäure für ihre Komplexe bekannt.
Allerdings konnte wiederum auch gezeigt werden, dass sowohl das Somatostatin als auch die
Aza-Krone grundsätzlich unter Anwendung der Click-Chemie modifiziert werden können. Die
genauen Hintergründe hierzu konnten leider nicht vollständig aufgeklärt werden. Zukünftig
wäre
hier
die
Verwendung
der
kupferfreien
Variante
der
Click-Chemie
eine
vielversprechende Alternative. Auch gäbe es die Möglichkeit, bestimmte Liganden
Zusammenfassung und Ausblick | 147
einzusetzen, welche das Kupfer während der Reaktion stabilisieren und somit eine
unerwünschte Komplexbildung unterbinden könnten.
Nach der erfolgreichen Synthese der Somatostatin-Derivate, sollte das eigentliche Ziel der
Arbeit, die Darstellung definierter, responsiver Biokonjugate unter Verwendung dieser
Derivate erreicht werden. Begonnen wurde dabei mit der Entwicklung multivalenter
Systeme. Es war versucht worden, symmetrische Dimere und Trimere über das AzidSomatostatin mittels der Click-Chemie aufzubauen. Dabei gelang die Synthese eines Dimers
unter Verwendung des Ethinyl-Somatostatins sowie der Click-Chemie ohne Schwierigkeiten,
jedoch scheiterten alle Versuche der Synthese eines Trimers. Als symmetrischen Kern der
Trimer-Verbindung
wurden
ein
kurzkettiges
sowie
ein,
zur
Verbesserung
der
Wasserlöslichkeit, mit TEO-Ketten modifiziertes Phenylsystem synthetisiert. Beide Kerne
ließen sich allerdings nicht mit dem Azid-Somatostatin verknüpfen. Die Verwendung bereits
interkalierter Derivate sollte dabei den gegensätzlichen Aufbau im Vergleich zu bereits
veröffentlichten Syntheseversuchen zu multivalenten Somatostatin-Systeme darstellen.[149]
Dort wurde die Strategie verfolgt, ein mulitvalentes Linkersystem aufzubauen, welches erst
zum Schluss mit dem Somatostatin umgesetzt worden war. Auch diese Versuche führten
hauptsächlich aufgrund von Löslichkeitsproblemen nicht zum gewünschten Erfolg. Beide
Synthesestrategien weisen bisher noch großen Überarbeitungsbedarf auf und sollten daher
möglicherweise über einen anderen Weg versucht werden. Eine vielversprechendere
Möglichkeit wäre die Verwendung eines Kernsystems mit Maleimiden, an welchen ein ThiolSomatostatin-Derivat nukleophil angreifen könnte.
Die Hoffnung, im Bereich der stimuli-responsiven Konjugat-Bildung, mehr Erfolg vorweisen
zu
können,
konnte
bisher
leider
nicht
erfüllt
werden.
Notwendige,
intensive
Forschungsarbeit war jedoch im zeitlichen Rahmen dieser Arbeit nicht mehr umsetzbar. Es
war die Bildung eines 2:1 Sandwich-Komplexes des Aza-Kronenether-Somatostatins versucht
worden, jedoch konnte dieser nicht nachgewiesen werden. Wie bereits angesprochen wäre
hier bei ausreichender Substanzmenge eine Analyse mittels einer UV-Vis-Titration oder der
NMR-Spektroskopie sinnvoll. Bei der Umsetzung des Bipyridin-Somatostatins mit einem
entsprechenden Übergangsmetall wurden bis jetzt nur erste Testversuche mit
Rutheniumchlorid durchgeführt. Weitere Reaktionen, unter anderem auch mit Terpyridinfunktionalisierten Biomolekülen, sollten in der Masterarbeit von Pascal Heitel unternommen
148 | Zusammenfassung und Ausblick
werden. Da in der Literatur, gerade auch im biologischen Bereich, bereits viele
unterschiedliche Komplexe mit Bipyridinen bekannt sind, zeigen sich hier, bei
entsprechender Investition von Zeit und Arbeit, wohl die besten Erfolgsaussichten.
Die Verwendung von Peptiden und Proteinen im Hinblick auf chemische Reaktionen, stellt
immer eine große Herausforderung dar. Wichtige Eckpunkte wie Temperatur und
Lösungsmittel können im Umgang mit Biomolekülen meist nicht groß variiert werden und
sind daher, abgesehen vom finanziellen Aspekt, die größten Limitationen dieser Forschung.
Bei der Überlegung von Synthesestrategien für Postmodifikationen müssen diese
Gesichtspunkte
sowie
die
natürliche
Vielfalt
an
funktionellen
Gruppen
immer
mitberücksichtigt werden, wodurch alternative chemische Reaktionswege oft nicht einfach
durchgeführt werden können. Dies traf auch auf die Nutzung von Somatostatin zu, welches
in der Forschung aufgrund seiner Eigenschaften oft als Modelpeptid im Hinblick auf die
eigentlich gewünschte Verwendung von Proteinen eingesetzt wird. Auch eine fehlende
Reproduzierbarkeit von Reaktionsergebnissen beim Somatostatin erschwerte des Öfteren
die Weiterentwicklung der Forschungsarbeit. Zum einen wurden Testreaktionen im
Nanomol-Bereich ausgeführt und ließen sich bei Wiederholung im größeren Maßstab
oftmals nicht mit dem gleichen Ergebnis wiederholen. Zum anderen kam es auch bei exakt
gleichen Reaktionsbedingungen teilweise zur Ausfällung des Peptids. Dies sollte auch bei
zukünftigen Forschungen am Somatostatin bedacht werden.
Nichtsdestotrotz bleibt das Gebiet der Selbstassemblierung von Biokonjugaten weiterhin von
großem Interesse. Gerade die Möglichkeit, Komplexbildung bzw. Dissoziation mittels eines
spezifischen Reizes steuern zu können, ist heute in unterschiedlichsten Bereichen gefragt.
Vor dem Hintergrund der Verwendung von Biomolekülen, wie Peptiden und Proteinen, ist
natürlich besonders ein Einsatz im menschlichen Körper hinsichtlich des medikamentösen
Wirkstofftransports interessant. Die Natur steuert viele wichtige Prozesse nur über kleinste
Stimuli, welche auch in Zukunft ein Vorbild für diese Art der Forschungsarbeit darstellen
werden. Gerade das Somatostatin ist, dank der rezeptorvermittelten Zellaufnahme,
prädestiniert für diese Forschung, vor allem vor dem Hintergrund der Exprimierung dieser
Rezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen.
Experimenteller Teil | 149
5 Experimenteller Teil
5.1 Allgemeine Vorbemerkungen
5.1.1 Arbeitstechniken
Alle hydrolyseempfindliche Reaktionen wurden unter Schutzgas und mit Hilfe der
Schlenktechnik durchgeführt. Als Schutzgas diente Argon der Reinheitsstufe 4.6 (entspricht
99.9996%) der Firma MTI. Sämtliche in diesem Zusammenhang benutzten Lösungsmittel
wurden nach jeweiliger Standardmethode getrocknet und über Molsieb gelagert. [150]
Zur Reaktionsverfolgung bzw. Kontrolle der Aufreinigung mittels Säulenchromatographie
wurde Dünnschichtchromatographie durchgeführt. Hierzu wurden Kieselgel-beschichtete
Aluminiumfolien (Kieselgel 60 F254) der Firma Merck verwendet. Zur Detektion wurden Iod,
ethanolische KMnO4-Lösung, ethanolische Ninhydrin-Lösung sowie die Wellenlängen 254 nm
und 365 nm herangezogen.
Die Säulenchromatographie erfolgte unter Einsatz von Glassäulen unterschiedlichen
Durchmessers. Als stationäre Phase wurde Kieselgel 60 (0.040 – 0.063 mm) ebenfalls der
Firma Merck verwendet. Als Eluenten wurden unterschiedliche Lösungsmittel mit
technischem Reinheitsgrad genutzt.
5.1.2 HPLC-Systeme
Präparative HPLC
Shimadzu LC-20AP Prominence
Säule: Atlantis T3 OBD Prep Column, 5 µm, 19 mm X 100 mm
Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm, LiChroCART® 250-10
Lösungsmittel mobile Phase: A (Wasser, 0.1% TFA); B (Acetonitril, 0.1% TFA)
Analytische HPLC
Dionex P 680 HPLC (Thermo Scientific)
Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 5 µm, LiChroCART® 125-4
150 | Experimenteller Teil
Lösungsmittel mobile Phase: A (Wasser, 0.1% TFA); B (Acetonitril, 0.1% TFA)
5.1.3 Analyse-Geräte/Methoden
1
H-NMR-Spektroskopie
13
C-NMR-Spektroskopie
Bruker Avance 400 (400.13 MHz)
Bruker Avance 400 (100.62 MHz)
Bruker Avance 500 (125.77 MHz)
Massenspektrometrie
MALDI-TOF-MS: Bruker Daltonics Reflex III
MALDI-FTICR-MS: Bruker Solarix FTICR-MS
LC-MS: Shimadzu LC-MS 2020
Säule: Gemini 5u C18 110 Å
IR-Spektroskopie
Bruker, Vektor 22 FT-IR, He-Ne-Laser
Software Bruker, Opus NT 2.06
NMR-Spektroskopie
Alle Spektren wurden bei 298 K aufgenommen. Als Standard dienten die Signale der
verwendeten Lösemittel:
Chloroform-d1 (CHCl3): δ = 7.24 ppm und 77.16 ppm
Methanol-d4 (MeOD): δ = 3.31 ppm und 49.00 ppm
Dimethylsulfoxid-d6 (DMSO): δ = 2.50 ppm und 39.43 ppm
Die Angaben zur chemischen Verschiebung beziehen sich auf die δ-Skala in ppm. Die
Auswertung der Spektren erfolgte nach 1. Ordnung. Die Kopplungskonstanten J sind in Hertz
[Hz], die Signalmuster wie folgt angegeben: s (Singulett), d (Dublett), dd (Dublett vom
Dublett), ddd (Dublett vom Dublett vom Dublett), t (Triplett), q (Quartett), m (Multiplett).
Für die spezifische Zuordnung der NMR-spektroskopischen Daten wurden bei einigen
Verbindungen APT-, COSY-, HSQC- und HMBC-Experimente durchgeführt.
Experimenteller Teil | 151
Massenspektrometrie
MALDI
Als Matrix der MALDI-TOF- bzw. MALDI-FTICR-MS-Messungen wurden DHB, CHCA und
Sinapinsäure verwendet.
LC-MS
Der Gradient der LC-MS-Messungen begann mit 95% Lösungsmittel B (Wasser, 0.1% FA) und
5% Lösungsmittel A (Acetonitril, 0.1%) und stieg innerhalb von 20 Min auf 95% A und 5% B.
Nach 8 Min kehrte dieser innerhalb von 0.1 Min zurück zu 95% B und 5% A. Nach insgesamt
35 Min wurde der Lauf beendet. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 0.4 mL/min. Die
Absorption wurde bei 214 nm und 254 nm gemessen.
IR-Spektroskopie
Die Kennzeichnung der Bandenintensität erfolgte nach s = stark, m = mittel, w = schwach, br
= breit. Die Feststoffe wurden als KBr-Pressling vermessen.
5.1.4 Verwendete Chemikalien
Alle nachfolgend aufgelisteten Chemikalien wurden käuflich erworben und ohne weitere
Aufreinigung in den beschriebenen Reaktionen eingesetzt:
1,4-Dioxan (Merck), 4,7,10-Trioxa-1,13-tridecandiamin (Merck), 4-Methylthiophenol (SigmaAldrich), Acetylchlorid (Acros Organics), N,N-Diisopropylethylamine (Merck), (Deuter o), Ditert-butyldicarbonat (Merck), 4-(Dimethylamino)-pyridin (Merck), Formaldehyd (Alfa Aesar),
Imidazol (Merck), Kaliumcarbonat (Merck), Kupferbromid (Merck), Kupfer(II)-sulfat
wasserfrei (Merck), Magnesiumsulfat (Merck), Natriumascorbat (Alfa Aesar), Natriumazid
(Sigma Aldrich), Natriumhydrogencarbonat (Merck), Natriumsulfat (Merck), Oxone® (Sigma
Aldrich), Paraformaldehyd (Sigma Aldrich), Piperidine Hydrochlorid (Merck) Salzsäurekonz
(VWR
Prolabo),
Somatostatin
(Shanghai
Hanhong
Chemical
Co.),
Tris(2-
carboxyethyl)phosphin Hydrochlorid (Alfa Aesar), Trifluoressigsäure (Sigma Aldrich), p-
152 | Experimenteller Teil
Acetylbenzoesäure (GL Biochem Shanghai), HBTU (Shanghai Hanhong Chemical Co.), 1-Ethyl3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid (Shanghai Hanhong Chemical Co.), BOP (GL Biochem
Shanghai), Glutathion (AppliChem), Kupfer(I)-iodid (Merck), Trimethylamin (Merck),
Oxalylchlorid (Acros Organics), Tetrakis(triphenylphosphine)palladium(0) (Sigma Aldrich),
Methyl-2-chloropyridin-4-carboxylat
n-Butyllithium
(Acros,
1-Hydroxybenzotriazol
2.5
M
(Sigma
(Sigma
in
Aldrich),
Toluol),
Aldrich),
Brompyridin
(Sigma
Aldrich),
N-Hydroxysuccinimid
(Sigma
Aldrich),
Ethylendiamintetraessigsäure
(AppliChem),
4-Pentinsäure (Sigma Aldrich), Dihydropyran-2,6-dion (Sigma Aldrich), 1-Aza-[15]Krone-5
(Sigma Aldrich), N-Boc-N′-succinyl-4,7,10-trioxa-1,13-tridecanediamin (Sigma Aldrich).
Folgende Lösemittel wurden käuflich erworben:
Aceton, Ethylacetat, Ethanol, Methanol, Diethylether, n-Hexan, Dichlormethan, Chloroform,
Tetrahydrofuran (alle VWR BDH Prolabo, GPR Rectapur), Dimethylformamid (Sigma),
Acetonitril
(AppliChem),
Dimethylsulfoxid
(AppliChem),
Chloroform-d1 (Deutero), Dimethylsulfoxid-d6 (Deutero).
Methanol-d4
(Deutereo),
Experimenteller Teil | 153
5.2 Arbeitsvorschriften
In diesem Kapitel wird aufgrund der Übersichtlichkeit das Somatostatin-Molekül, wie
nachfolgend abgebildet, nur schematisch dargestellt.
154 | Experimenteller Teil
5.2.1 Mannich-Salz
4-(3-(Piperidin-1-yl)propanoyl)benzoesäure-Hydrochlorid (Carbonsäure-Mannich-Salz)[18]
Es wurden 600 mg (3.66 mmol, 1 eq.) p-Acetylbenzoesäure in 5 mL EtOHabs vorgelegt. Hierzu
wurden unter 444 mg (3.66 mmol, 1 eq.) Piperidin-Hydrochlorid sowie 329 mg (10.0 mmol, 3
eq.) Paraformaldehyd gegeben. Als letzter Schritt wurden 36 µL (1.18 mmol) Salzsäurekonz
dem Gemisch zugefügt und dieses anschließend insgesamt 18 h bei 105 °C unter Rückfluss
erhitzt. Nach vier Stunden wurde die Lösung kurzzeitig abgekühlt und weitere 329 mg (10.0
mmol, 3 eq.) Paraformaldehyd hinzugegeben. Der sich bereits während der Reaktionszeit
ausgebildete weiße Niederschlag wurde vom Lösungsmittel getrennt, mit Aceton gewaschen
und am Vakuum getrocknet. 588 mg (1.97 mmol, 54%) der Verbindung wurden als gelblichweißer Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.54-1.99 (m, 6H, 1-H, 2-H), 3.05 (m, 2H, 4-H), 3.53-3.57 (m,
2H, 5-H), 3.61-3.68 (m, 4H, 3-H), 8.12-8.18 (m, 4H, 6-H, 7-H).
13
C-NMR (100 MHz, DMSO): δ = 21.41, 22.51, 43.57, 50.94, 52.29, 128.33, 139.40, 134.92,
139.01, 167.68, 197.64.
LC-MS: m/z = 262.6 g/mol [M-HCl+H]+, berechnet: [M] = 261.14 g/mol.
Experimenteller Teil | 155
5.2.2 Bisulfid
4-(3-(p-Tolylthio)-2-(p-tolylthiomethyl)propanoylbenzoesäure[18]
300 mg (1.01 mmol, 1 eq.) der Verbindung 1 sowie 251 mg (2.01 mmol, 2 eq.) 4Methylthiophenol wurden in einer Mischung aus 3 mL EtOHabs und 3 mL MeOHabs gelöst.
Hierzu wurden nacheinander in folgender Reihenfolge 42 µL (39.0 mg, 456 mmol, 0.5 eq.)
Piperidin und 300 µL (330 mg, 6.48 mmol, 10 eq.) Formaldehydaqu zugegeben. Das
Reaktionsgemisch wurde für eine Stunde unter Rückfluss erhitzt. Nach kurzem Abkühlen
wurden nochmals 300 µL (330 mg, 6.48 mmol, 10 eq.) Formaldehydaqu zugegeben und die
Reaktionslösung für weitere drei Stunden refluxiert. Nach dem die Lösungsmittel entfernt
worden waren, wurde der Rückstand in Dichlormethan gelöst und mehrmals mit 1M
Salzsäure gewaschen. Die organische Phase wurde über Natriumsulfat getrocknet.
Anschließend wurde das Produkt säulenchromatographisch aufgereinigt, wobei hierzu zuerst
reines Dichlormethan zur Entfernung des überschüssigen Methylthiophenols benutzt wurde
und danach bis zu 10% Methanol zugefügt wurde. 52 mg (0.12 mmol, 71%) der Verbindung
wurden als weißer Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 2.34 (s, 6H, 7-H), 3.12-3.26 (m, 4H, 4-H), 3.76-3.82 (m, 1H, 3-
H), 7.04 (d, 3J = 8.0 Hz, 2H, 6-H), 7.12 (d, 3J = 8.1 Hz, 2H, 5-H), 7.59 (d, 3J = 8.4 Hz, 2H, 2-H),
8.03 (d, 3J = 8.4 Hz, 2H, 1-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.13, 36.39, 45.93, 128.34, 129.88, 130.29, 131.07, 131.57,
133.00, 137.29, 140.51, 170.50, 200.65.
HR-ESI-MS: m/z = 435 g/mol [M-H]+, berechnet: [M] = 436.12 g/mol.
156 | Experimenteller Teil
5.2.3 Bisulfon
4-(3-Tosyl-2-(tosylmethyl)propanoylbenzoesäure[18]
Es wurden 500 mg (1.15 mmol, 1 eq.) Bisulfid 2 und 4.25 g (6.85 mmol, 6 eq.) Oxone®
vorgelegt. Nach der Zugabe von 10 mL eines Gemisches aus MeOH und H2O (1:1) bildete sich
eine weiße Suspension aus, welche 24 h bei RT gerührt wurde. Anschließend wurde das
Methanol am Vakuum entfernt, der Rückstand in Wasserdemin verdünnt und mehrmals mit
Chloroform gewaschen. Die vereinigten organischen Phasen wurden über Natriumsulfat
getrocknet. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde das Produkt als Feststoff
erhalten. 851 mg (1.70 mmol, 74%) der Verbindung wurden als weißer Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 2.47 (s, 6H, 7-H), 3.46-3.51 (m, 2H, 4-H), 3.59-3.64 (m, 2H, 4-
H), 4.37-4.40 (m, 1H, 3-H), 7.35 (d, 3J = 8.1 Hz, 4H, 6-H), 7.70 (m, 3J = 8.2 Hz, 6H, 5-H, 2-H),
8.07 (d, 3J = 8.4 Hz, 2H, 1-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.90, 35.83, 55.79, 128.49, 128.72, 130.37, 130.73, 135.40,
138.28, 142.58, 145.77, 170.29, 195.51.
HR-ESI-MS: m/z = 501 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 500.10 g/mol.
Experimenteller Teil | 157
5.2.4 Boc-TEO-Linker
1N-Tert-Butoxycarbonyl-4,7,10-trioxa-1,13-triceandiamin[18]
1.00 mL (1.00 g, 4.50 mmol, 2 eq.) 4,7,10-Trioxa-1,13-tridecandiamin wurden in 8 mL 1,4Dioxan vorgelegt. Hierzu wurde unter Rühren über 15 Minuten hinweg langsam eine Lösung
aus 508 µL (479 mg, 2.25 mmol, 1 eq.) Di-tert-butyldicarbonat in 7 mL 1,4-Dioxan zugetropft.
Die Reaktionslösung wurde 12 h bei RT gerührt und anschließend das Lösungsmittel am
Vakuum entfernt. Das Produkt wurde säulenchromatographisch (10% Methanol in
Dichlormethan, 1% Ammoniumhydroxid) aufgereinigt und als gelbes Öl mit einer Ausbeute
von 43% (620 mg, 1.94 mmol) erhalten.
1
H-NMR (400MHz, CDCl3): δ = 1.42 (s, 9H, 12-H), 1.71-1.76 (m, 4H, 3-H, 10-H), 2.80 (t, 3J =
6.7 Hz, 2H, 2-H), 3.20-3.23 (m, 2H, 11-H), 3.51-3.64 (m, 12H, 4-H-9-H), 5.13 (s, 2H, 1-H).
13
C-NMR (100MHz, CDCl3): δ = 28.57 (13-C), 29.74 (9-C), 33.03 (2-C), 38.57 (10-C), 39.68 (1-
C), 69.62 (3-C, 8-C), 70.29/70.33 (4-C, 7-C), 70.68 (5-C, 6-C), 79.03 (12-C), 156.25 (11-C).
LC-MS: m/z = 320 g/mol [M]+, berechnet: [M] = 320.23 g/mol.
158 | Experimenteller Teil
5.2.5 Boc-geschützter Amin-Interkalator
Tert-Butyl(1-oxo-1-(4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)phenyl)-6,9,12-trioxa-2-azapentadecan-15-yl)carbamat
1.00 g (2.00 mmol, 1 eq.) Bisulfon 3 wurden in 5 mL DMFabs gelöst und im Eisbad auf 0 °C
abgekühlt. Nun wurden 1.21 g (3.19 mmol, 1.6 eq.) HBTU und 663 µL (517 mg, 4.00 mmol,
2 eq.) DIEA zugegeben und für zehn Minuten im Eisbad belassen. Ebenfalls bei 0 °C wurden
anschließend 768 mg (2.40 mmol, 1.2 eq.) Boc-TEO-Amin 4 zugefügt und das
Reaktionsgemisch langsam auf RT erwärmt und für 24 h gerührt. Nachdem das
Lösungsmittel entfernt worden war, wurde der Rückstand in Chloroform gelöst und
mehrmals mit gesättigter Natriumhydrogencarbonat-Lösung sowie Brine gewaschen. Nach
dem Trocknen der organischen Phasen über Magnesiumsulfat wurde das Produkt
säulenchromatographisch (3% Methanol in Chloroform) aufgereinigt und 1.02 g (1.27 mmol,
64%) als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.36 (s, 9H, 20-H), 1.61–1.67 (m, 2H, 17-H), 1.82–1.88 (m, 2H,
10-H), 2.43 (s, 3H, 1-H), 3.11–3.13 (m, 2H, 18-H), 3.40 (t, 3J = 5.95 Hz, 2H, 16-H), 3.44–3.45
(m, 2H, 15-H), 3.54–3.63 (m, 10H, 9-H, 11-H, 12-H, 13-H, 14-H), 4.29 (s, 4H, 4-H), 5.93/6.19
(s, 2H, 5-H), 7.28–7.31 (m, 2H, 2-H), 7.61–7.66 (m, 2H, 6-H), 7.71–7.73 (m, 2H, 3-H), 7.82–
7.84 (m, 2H, 7-H).
Experimenteller Teil | 159
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.70 (1-C), 28.40 (27-C), 28.71 (16-C), 29.58 (23-C), 38.34
(24-C), 39.03 (15-C), 57.65 (6-C), 69.39 (22-C), 70.03 (21-C), 70.22/70.37/70.39/70.56 (17-C20-C), 78.81 (26-C), 127.06 (12-C), 128.26 (4-C), 129.58 (11-C), 129.88/130.17 (3-C), 134.31
(8-C), 135.20/135.93 (5-C), 135.72/135.76 (7-C), 138.31 (10-C), 138.37 (13-C), 145.10/145.54
(2-C), 156.04 (25-C), 166.16 (14-C), 194.23 (9-C).
MALDI-TOF-MS: m/z = 804.41 g/mol [M+2H]+, berechnet: [M] = 802.32 g/mol.
160 | Experimenteller Teil
5.2.6 Amin-Interkalator
N-(3-(2-(2-(3-Aminopropoxy)ethoxy)ethoxy)propyl)-4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)benzamid
Es wurden 150 mg (187 µmol, 1 eq.) Boc-Amin-Interkalator 5 in 2 mL DCM gelöst und unter
Rühren 137 µL (213 mg, 1.87 mmol, 10 eq.) Trifluoressigsäure zugegeben. Das
Reaktionsgemisch wurde 24 h bei RT gerührt und das Lösungsmittel sowie die überschüssige
Trifluoressigsäure am Vakuum entfernt. 131 mg (186 mmol, 99%) der Verbindung wurden als
gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.84–1.90 (m, 2H, 10-H), 1.94–1.99 (m, 2H, 17-H), 2.41 (s, 3H,
1-H), 3.20–3.25 (m, 2H, 18-H), 3.47–3.55 (m, 4H, 9-H, 11-H), 3.57–3.62 (m, 8H, 12-H, 13-H,
14-H, 15-H), 3.72 (t, 3J = 5.22 Hz, 2H, 16-H), 4.33 (s, 2H, 4-H), 5.96/6.17 (s, 2H, 5-H), 7.33–7.35
(m, 2H, 2-H), 7.59–7.67 (m, 2H, 6-H), 7.69–7.77 (m, 2H, 3-H), 7.83–7.85 (m, 2H, 7-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.74 (1-C), 26.15 (23-C), 29.30 (16-C), 38.01 (15-C), 40.97
(24-C), 57.91 (6-C), 69.04 (17-C), 69.42/69.74/69.80/70.28 (18-C-21-C), 71.01 (22-C), 127.33
(12-C), 128.43 (4-C), 129.78 (11-C), 130.12 (3-C), 134.79 (8-C), 135.01 (5-C), 135.66 (7-C),
137.53 (10-C), 138.98 (13-C), 145.48 (2-C), 167.68 (14-C), 194.50 (9-C).
LC-MS: m/z = 702 g/mol [M]+, 547 g/mol [M-C7H8SO2+H]+, berechnet: [M] = 702.26 g/mol.
Experimenteller Teil | 161
5.2.7 Säure-funktionalisierter Aza-Kronenether
5-(1,4,7,10-Tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-5-oxopentinsäure[151]
Es wurden 46.0 mg (404 µmol, 1 eq.) Dihydropyran-2,6-dion in 5 mL THFabs gelöst. Unter
Rühren wurden 106 mg (484 µmol, 1.2 eq.) 1-Aza-[15]Krone-5 zugegeben und das
Reaktionsgemisch für 3 h refluxiert. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde das
Produkt in Chloroform gelöst, mit 1M Salzsäure extrahiert und über Natriumsulfat
getrocknet. Es wurden 120 mg (369 µmol, 89%) der Verbindung als farbloses, hochviskoses
Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.95-2.02 (m, 2H, 2-H), 2.43-2.53 (m, 4H, 1-H, 3-H), 3.51 (t, 3J
= 6.7 Hz, 2H, 4-H), 3.56-3.69 (m, 16H, 6-H-13-H), 3.81 (t, 3J =6.7 Hz, 2H, 5-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 20.44 (2-C), 31.99 (1-C), 33.34 (3-C), 49.58 (4-C), 50.57 (13-C),
69.51 (5-C), 69.72 (12-C), 70.08/70.12/70.15/70.36/70.66/71.63 (6-C-11-C), 173.26 (3a-C),
177.08 (1a-C).
LC-MS: m/z = 334 g/mol [M]+, 332 g/mol [M-H]-, berechnet: [M] = 333.18 g/mol.
162 | Experimenteller Teil
5.2.8 Aza-Kronenether-Interkalator: Variante A
N-(19-(1,4,7,10-Tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-15,19-dioxo-4,7,10-trioxa-14azanonadecyl)-4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)benzamid
30.0 mg (90.0 µmol, 1 eq.) der Verbindung 7 wurden in 3 mL DMFabs vorgelegt und im Eisbad
auf 0 °C abgekühlt. Unter Rühren wurden 54.6 mg (144 µmol, 1.6 eq.) HBTU sowie 29.9 µL
(23.3 mg, 180 µmol, 2 eq.) DIEA zugegeben und für zehn Minuten im Eisbad belassen. Im
Anschluss wurden ebenfalls bei 0 °C 94.9 mg (135 µmol, 1.5 eq.) Amin-Interkalator 6
zugegeben. Die Reaktionslösung wurde langsam unter Rühren auf RT erwärmt und
schließlich für 24 h weiter gerührt. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde das
Produkt mittels präparativer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm,
LiChroCART®
250-10)
aufgereinigt.
Zu
Beginn
der
Trennung
bestand
das
Lösungsmittelgemisch für 4 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5%
Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), bei 6 Min aus 40% B und 60% A und bei 38 Min
schließlich aus 65% B und 35% A. Nach 42 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und
verlief für weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt 45 Min wurde das Ausgansverhältnis von
95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 4 mL/min. Die
Absorption wurde bei 254 nm und 280 nm gemessen. Die Verbindung wurde mit 39.3 mg
(38.6 µmol, 43%) als gelbliches, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.70-1.76 (m, 2H, 16-H), 1.83-1.94 (m, 4H, 9-H, 19-H), 2.21 (t,
3
J = 7.4 Hz, 2H, 20-H), 2.40-2.44 (m, 2H, 18-H), 2.50 (s, 6H, 1-H), 3.21-3.26 (m, 2H, 17-H),
3.47-3.56 (m, 10H, 8-H, 10-H, 15-H, 21-H, 30-H), 3.59-3.66 (m, 24H, 4b-H, 11-H-14-H, 23-H29-H), 3.73-3.80 (m, 4H, 4a-H, 22-H), 4.10-4.16 (m, 1H, 5-H), 7.43 (d, 3J =8.0 Hz, 4H, 2-H), 7.56
(d, 3J = 8.5 Hz, 2H, 6-H), 7.62 (d, 3J = 8.3 Hz, 4H, 3-H), 7.80 (d, 3J = 8.5 Hz, 2H, 7-H).
Experimenteller Teil | 163
13
C-NMR (100 MHz, MeOD): δ = 21.69 (1-C), 22.76 (26-C), 30.33 (15-C), 30.43 (22-C), 33.32
(25-C), 36.42 (27-C), 37.08(7-C), 37.82 (23-C), 38.94(14-C), 50.21 (-C), 51,61 (29-C), 56.42 (6C), 69.90 (21-C), 70.04/70.28 (X-C), 70.89 (30-C), 70.98 (X-C), 71.17 (X-C), 71.21 (16-C),
71.24/71.30/71.38/71.54 (X-C), 128.68 (11-C), 129.50 (4-C), 129.64 (10-C), 131.17 (3-C),
136.64 (5-C), 138.14 (12-C), 140.09 (9-C), 147.13 (2-C), 167.79 (13-C), 175.31 (28-C), 176.00
(24-C), 196.73 (8-C); (X-C): (17-C-20-C, 31-C-38-C).
LC-MS: m/z = 1018 g/mol [M+H]+, 1016 g/mol [M-H]-, berechnet: [M] = 1017.43 g/mol.
164 | Experimenteller Teil
5.2.9 Boc-geschützter TEO-Aza-Kronenether
Tert-butyl(18-(1,4,7,10-tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-15,18-dioxo-4,7,10-trioxa14-azaoctadecyl)carbamat
Es wurden 58.0 mg (137 µmol, 1 eq.) N-Boc-N′-succinyl-4,7,10-trioxa-1,13-tridecanediamin
unter Argonatmosphäre in 4 mL DMFabs gelöst und im Eisbad auf 0 °C abgekühlt.
Anschließend wurden unter Rühren 66.7 mg (151 µmol, 1.1 eq.) BOP, 19.4 mg (151 µmol,
1.1 eq.) DIEA sowie 1.85 mg (13.7 µmol, 0.1 eq.) HOBT hinzugefügt. Nach zehn Minuten
wurden 60.1 mg (274 µmol, 2 eq.) 1-Aza-[15]Krone-5 zugegeben und das Reaktionsgemisch
langsam auf RT erwärmt und für 48 h gerührt. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels
wurde das Produkt säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt.
53.7 mg (86.3 µmol, 63%) der Verbindung wurden als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.43 (m, 9H, 1-H), 1.69-1.79 (m, 4H, 3-H, 10-H), 2.47 (t,
3
J =7.0 Hz, 2H, 12-H), 2.68-2.74 (m, 2H, 13-H), 3.12 (t, 3J = 6.8 Hz, 2H, 2-H), 3.25 (t, 3J = 6.8 Hz,
2H, 11-H), 3.49-3.66 (m, 30H, 4-H-9-H, 14-H, 16-H-23-H), 3.80 (t, 3J = 6.2 Hz, 2H, 15-H).
13
C-NMR (100 MHz, MeOD): δ = 28.81 (1-C), 29.71 (5-C), 30.41 (12-C), 30.93 (16-C), 32.11
(15-C), 37.83 (13-C), 38.72 (4-C), 50.34 (18-C), 51.60 (27-C), 69.87 (26-C), 70.04 (19-C),
70.86/71.05/71.21/71.26/71.40/71.57/71.75/72.18 (6-C-11-C, 20-C-25), 79.88 (2-C), 156.32
(3-C), 174.64 (17-C), 174.87 (14-C).
LC-MS: m/z = 622 g/mol [M+H]+, 666 g/mol [M+2Na-H]-, berechnet: [M] = 621.38 g/mol.
Experimenteller Teil | 165
5.2.10 TEO-Aza-Kronenether
N-(3-(2-(2-(3-Aminopropoxy)ethoxy)ethoxy)propyl)-4-(1,4,7,10-tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-4-oxobutanamid
75.0 mg (121 µmol, 1 eq.) der Verbindung 9 wurden in 3 mL DCM gelöst. Anschließend
wurden 92.9 µL (137 mg, 1.21 mmol, 10 eq.) TFA zugegeben und die Reaktionslösung für
weitere 18 h bei RT gerührt. Das Lösungsmittel sowie die überschüssige TFA wurden am
Vakuum entfernt. Die Verbindung wurde mit 62.9 mg (120 µmol, 99%) als gelbes,
hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.73-1.78 (m, 2H, 9-H), 1.90-1.95 (m, 2H, 2-H), 2.47 (t, 3J = 6.7
Hz, 2H, 11-H), 2.69-2.74 (m, 2H, 12-H), 3.07-3.13 (m, 2H, 1-H), 3.22-3.27 (m, 2H, 10-H), 3.503.69 (m, 30H, 3-H-8-H, 13-H, 15-H-22-H), 3.79 (t, 3J = 6.1 Hz, 2H, 14-H).
13
C-NMR (100 MHz, MeOD): δ = 28.04 (2-C), 29.60 (9-C), 30.53 (13-C), 31.90 (12-C), 37.72
(10-C),
40.34
(1-C),
50.30
(15-C),
51.40
(24-C),
69.62
(23-C),
70.02
(16-C),
70.50/70.80/70.91/70.99/71.00/71.07/71.23/71.40/71.41/71.68/71.98 (3-C-8-C, 17-C-22-C),
174.77 (14-C), 175.00 (11-C).
LC-MS: m/z = 522 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 521.33 g/mol.
166 | Experimenteller Teil
5.2.11 Aza-Kronenether-Interkalator: Variante B
N-(18-(1,4,7,10-Tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-15,18-dioxo-4,7,10-trioxa-14-azaoctadecyl)-4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)-propanoyl)benzamid
Es wurden 44.0 mg (87.8 µmol, 1 eq.) Bisulfon 3 in 4 mL DMFabs gelöst und im Eisbad auf 0 °C
abgekühlt. Anschließend wurden unter Rühren 52.8 mg (139 µmol, 1.6 eq.) HBTU sowie
22.4 mg (174 µmol, 2 eq.) DIEA zugegeben. Nach etwa zehn Minuten wurden ebenfalls bei
0 °C 50.4 mg (96.6 µmol, 1.1 eq.) der Verbindung 10 hinzugefügt und das Reaktionsgemisch
langsam auf RT erwärmt und für 24 h gerührt. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels
wurde das Gemisch zuerst säulenchromatographisch (5% Methanol in Chloroform) und
anschließend via präparativer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm,
LiChroCART®
250-10)
aufgereinigt.
Zu
Beginn
der
Trennung
bestand
das
Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5%
Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), bei 10 Min aus 45% B und 55% A und bei 38 Min
schließlich aus 52% B und 48% A. Nach 40 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und
verlief für weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt 45 Min wurde das Ausgansverhältnis von
95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 4 mL/min. Die
Absorption wurde bei 254 nm und 280 nm gemessen. Es wurden 21.9 mg (21.8 µmol, 25%)
als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.69-1.75 (m, 2H, 16-H), 1.89-1.95 (m, 2H, 9-H), 2.48 (s, 6H, 1-
H), 2.58-2.63 (m, 2H, 18-H), 2.76-2.79 (m, 2H, 19-H), 3.28-3.33 (m, 2H, 17-H), 3.45-3.52 (m,
10H, 8-H, 10-H, 15-H, 20-H, 29-H), 3.55-3.69 (m, 26H, 4-H, 11-H-14-H, 22-H-28-H), 3.78 (t, 3J =
6.1 Hz, 2H, 21-H), 4.32-4.39 (m, 1H, 5-H), 7.36 (dd, 3J = 7.2 Hz 4H, 2-H), 7.41 (d, 3J = 8.5 Hz,
2H, 6-H), 7.66 (dd, 3J = 8.4 Hz, 2H, 7-H), 7.70-7.72 (m, 4H, 3-H).
Experimenteller Teil | 167
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.65, 30.33, 30.39, 35.55, 37.12, 37.17, 38.94, 39.81, 51.62,
56.34, 71.01, 71.20, 71.31, 71.38, 71.54, 71.56, 71.64, 71.72, 72.13, 128.33, 129.53, 129.56,
129.64, 129.74, 131.34, 131.36, 136.78, 142.54, 147.11, 147.13, 167.29, 175.35, 181.83,
196.51.
LC-MS m/z = 1004 g/mol [M+H]+, 503 g/mol [M+H]2+, berechnet: [M] = 1003.42 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 1004.42 g/mol [M+H]+, 1026.41 g/mol [M+Na]+, 1042.39 g/mol
[M+K]+, berechnet: [M] = 1003.42 g/mol.
168 | Experimenteller Teil
5.2.12 Lithiiertes/Stannyliertes Pyridin
2-(Trimethylstannyl)-pyridin[152,153]
Unter Argonatmosphäre wurden 500 mg (3.16 mmol, 1 eq.) 2-Brompyridin in 5 mL THFabs
gelöst. Diese Reaktionslösung wurde mit Hilfe eines Aceton-Trockeneisbads auf -78 °C
abgekühlt und langsam tropfenweise 1.30 mL (3.16 mmol, 1 eq.) einer 2.5M n-BuLi-Lösung
(2.5 M in Toluol) zugegeben, woraufhin sich die Lösung zuerst braun grünlich und schließlich
schwarz verfärbte. Nach dem Zutropfen wurde die Lösung 1 h bei -78 °C weitergerührt. In
einem 10 mL Rundhalskoben wurden unter Argonatmosphäre 693 mg (3.48 mmol, 1.1 eq.)
Trimethylzinnchlorid in 2 mL THFabs gelöst und zum vorherigen Reaktionsgemisch bei -78 °C
zugegeben. Diese Lösung wurde weitere 1.5 h gerührt und dabei langsam auf RT erwärmt.
Anschließend wurde das Lösungsmittel am Vakuum entfernt und die Entstehung des
Produkts mittels 1H-NMR-Untersuchungen des Reaktionsgemisches nachgewiesen. Auf
weitere Aufarbeitungsschritte wurde aufgrund der hohen Toxizität der Stannylverbindung
verzichtet.
Experimenteller Teil | 169
5.2.13 Methylester-funktionalisiertes 2,2´Bipyridin
2,2'-Bipyridin-4-methylester[152,153]
764 mg (3.16 mmol, 1 eq.) 2-(Trimethylstannyl)-pyridin 12 wurden unter Argonatmosphäre
in 10 mL Dioxanabs vorgelegt. Hierzu wurden unter Rühren 183 mg (158 µmol, 0.05 eq.)
Pd(PPh3)4 sowie 651 mg (3.79 mmol, 1.2 eq.) 2-Chloropyridin-4-methylester zugegeben und
die Reaktionsmischung unter Reflux 18 h erhitzt, woraufhin sich die Lösung schwarz
verfärbte.
Nach
dem
Entfernen
des
Lösungsmittels
wurde
das
Produkt
säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt. Es wurden 237 mg
(1.11 mmol, 35%) der Verbindung als gelb-braunes Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 3.97 (s, 3H, 1-H), 7.34-7.37 (m, 1H, 5-H), 7.82-7.88 (m, 2H, 2-
H, 6-H), 8.42 (dt, 3J = 7.9 Hz, 3J = 1.0 Hz, 1H, 4-H), 8.72-8.74 (m, 1H, 3-H), 8.83 (dd, 3J = 5.0 Hz,
1H, 7-H), 8.94 (s, 1H, 8-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 52.63, 120.41, 121.26, 122.79, 124.16, 137.09, 138.51,
149.44, 149.93, 155.33, 157.38, 165.71.
170 | Experimenteller Teil
5.2.14 Säure-funktionalisiertes 2,2´-Bipyridin
2,2'-Bipyridin-4-carbonsäure[154]
20.0 mg (93.4 µmol) 2,2'-Bipyridin-4-methylester 13 wurden in 3 mL heißem MeOH gelöst.
Hierzu wurden langsam 3 mL 1N Natronlauge gegeben und die Reaktionslösung bei RT 5 h
gerührt. Nach dem Entfernen des Methanols am Vakuum wurde die wässrige Phase mittels
1M Salzsäure auf pH 4 eingestellt und im Eisbad abgekühlt. Hierdurch bildete sich weißer
Niederschlag aus, welcher abfiltriert und am Vakuum getrocknet wurde. 3.74 mg (18.7 µmol,
20%) der Verbindung wurden als weißer Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 7.51 (ddd, 3J = 7.5 Hz, 3J = 4.8 Hz, 4J = 1.0 Hz, 1H, 5-H), 7.87 (dd,
3
J = 4.9 Hz, 4J = 1.4 Hz, 1H, 2-H), 7.99 (ddd, 3J = 7.8 Hz, 4J = 1.6 Hz, 1H, 6-H), 8.42 (d, 3J = 7.9 Hz,
1H, 7-H), 8.73 (dd, 3J = 4.1 Hz, 1H, 4-H), 8.83 (s, 1H, 1-H), 8.88 (d, 3J = 4.9 Hz, 1H, 3-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 119.49 (6-C), 120.68 (8-C), 123.07 (3-C), 124.76 (10-C),
137.67 (9-C), 139.43 (2-C), 149.49 (11-C), 150.49 (4-C), 154.35(7-C), 156.32 (5-C), 166.13 (1C).
Experimenteller Teil | 171
5.2.15 2,2´-Bipyridin-Säurechlorid
2,2'-Bipyridin-4-carbonsäurechlorid
40.0 mg (200 mmol, 1 eq.) (2,2'-Bipyridin)-4-carbonsäure 14 wurden unter Argonatmosphäre
in 3 mL THFabs gelöst. 50.8 mg (400 mmol, 2 eq.) Oxalylchlorid wurden ebenfalls unter
Argonatmosphäre in 2 mL THFabs gelöst und der ersten Reaktionslösung langsam zugegeben.
Anschließend wurde dem Gemisch ein Tropfen DMFabs zugefügt und für 3 h refluxiert,
woraufhin sich ein dunkelvioletter Niederschlag bildete. Nach dem Abkühlen auf RT wurde
das
Lösungsmittel
am
Vakuum
entfernt
und
ohne
weitere
Reinigungsschritte
weiterverwendet. 43.6 mg (200 mmol, 100%) der Verbindung wurden als schwarzdunkelgrauer Feststoff erhalten.
Aufgrund der Hydrolyseempfindlichkeit des Säurechlorids wurde dieses ohne weitere
Charakterisierung sofort weiter umgesetzt.
172 | Experimenteller Teil
5.2.16 2,2´-Bipyridin-Interkalator
N-(1-Oxo-1-(4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)phenyl)-6,9,12-trioxa-2-azapentadecan15-yl)-[2,2'-bipyridin]-4-carboxamid
Variante A
Es wurden 20.0 mg (99.9 µmol, 1 eq.) (2,2'-Bipyridin)-4-carbonsäure 14 unter
Argonatmosphäre in 3 mL DMFabs vorgelegt und im Eisbad auf 0 °C abgekühlt. Unter Rühren
wurden 23.0 mg (120 µmol, 1.2 eq.) EDC, 1.46 mg (12.0 µmol, 0.12 eq.) DMAP sowie 17.3 µL
(12.1 mg, 120 µmol, 1.2 eq.) Triethylamin zugegeben und für zehn Minuten im Eisbad
belassen. Anschließend wurden bei 0 °C 84.3 mg (120 µmol, 1.2 eq.) Amin-Interkalator 6
hinzugefügt und das Reaktionsgemisch langsam auf RT erwärmt und für weitere 24 h
gerührt. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde der Rückstand in Chloroform gelöst
und mit Natriumhydrogencarbonat sowie Brine gewaschen. Daraufhin wurde das Produkt
säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt. 32.3 mg (36.5 µmol,
37%) der Verbindung wurden als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
Variante B
In einem 50 mL Rundhalskolben wurden unter Argonatmosphäre 70.0 mg (99.5 µmol, 1 eq.)
Amin-Interkalator 6 sowie 43.4 mg (199 µmol, 2 eq.) Bipyridin-Säurechlorid 15 in THFabs
gelöst und mit 43.1 µL (30.1 mg, 298 µmol, 3 eq.) Triethylamin versetzt. Die Reaktionslösung
wurde 3h bei RT gerührt und anschließend für weitere 3 h refluxiert. Nach dem Entfernen
des Lösungsmittels am Vakuum wurde der Rückstand in Ethylacetat gelöst mit
Natriumhydrogencarbonat sowie Wasserdemin extrahiert. Anschließend wurde das Produkt
Experimenteller Teil | 173
säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt. Es wurden 40.3 mg
(45.5 mmol, 47%) der Verbindung als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.81-1.87 (m, 4H, 9-H, 16-H), 2.44 (s, 6H, 1-H), 3.43-3.65 (m,
20H, 4-H, 8-H, 10-H-15-H, 17-H), 4.31-4.36 (m, 1H, 5-H), 7.26-7.33 (m, 5H, 21-H, 2-H), 7.49 (t,
3
J = 5.0 Hz, 1H, 8a), 7.54 (t, 3J = 5.0 Hz, 1H, 17a), 7.62-7.66 (m, 6H, 7-H, 3-H), 7.72 (t, 3J =
5.1 Hz, 4J = 1.7 Hz, 1H, 24-H), 7.78-7.86 (m, 3H, 6-H, 20-H), 8.37 (d, 3J = 8.0 Hz, 1H, 19-H), 8.62
(d, 3J = 4.7 Hz, 1H, 22-H), 8.66 (s, 1H, 18-H), 8.73 (d, 3J = 4.9 Hz, 1H, 23-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.83 (1-H), 28.75 (22-C), 28.87 (15-C), 35.56 (7-C), 39.00 (23-
C), 39.29 (14-C), 55.65 (6-C), 70.23/70.30/70.43/70.48/70.76 (16-C-21-C), 117.97 (26-C),
121.36 (28-C), 121.77 (34-C), 124.27 (30-C), 127.74 (10-C), 128.35 (11-C), 128.74 (4-C),
130.30 (3-C), 135.36 (5-C), 136.11 (12-C), 137.20 (29-C), 139.73 (9-C), 143.11 (25-C), 145.69
(2-C), 149.28 (31-C), 150.08 (33-C), 155.44 (27-C), 156.86 (32-C), 165.58 (24-C), 165.97 (13C), 195.35 (8-C).
LC-MS: m/z = 885 g/mol [M+H]+, 444 g/mol [M+H]2+, berechnet: [M] = 884.31 g/mol.
174 | Experimenteller Teil
5.2.17 Geschützter Boronsäure-Interkalator
4-(5,5-Dimethyl-1,3,2-dioxaborinan-2-yl)-N-(1-oxo-1-(4-(3-tosyl-2-(tosyl-methyl)propanoyl)phenyl)-6,9,12-trioxa-2-azapentadecan-15-yl)-benzamid
Unter Argonatmosphäre wurden 22.0 mg (69.8 µmol, 1.2 eq.) NHS-aktivierte Boronsäure (1(4-(5,5-dimethyl-1,3,2-dioxaborinan-2-yl)benzoyl)pyrrolidine-2,5-dion) in DMFabs gelöst und
mit 40.9 mg (58.2 µmol, 1 eq.) Amin-Interkalator 6 versetzt. Anschließend wurden 18.2 µL
(13.5 mg, 0.105 mmol, 1.5 eq.) DIEA zugegeben und das Reaktionsgemisch für 24 h bei RT
gerührt. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde das Gemisch mittels präparativer
HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm, LiChroCART® 250-10) aufgereinigt. Zu
Beginn der Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A
(Wasser, 0.1% TFA) und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), erreichte bei 40 Min 95%
B und 5% A und verlief für weitere 3 Min konstant. Bei insgesamt 46 Min wurde das
Ausgansverhältnis von 95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit
betrug 4 mL/min. Die Absorption wurde bei 254 nm und 280 nm gemessen. Das Produkt
konnte mit 48.7 mg (52.96 µmol, 91%) als farbloses, hochviskoses Öl erhalten werden.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.28 (s, 6H, 21-H), 1.83-1.85 (m, 4H, 9-H, 16-H), 2.45 (s, 6H, 1-
H), 3.44-3.63 (m, 24H, 4-H, 20-H, 8-H, 10-H-15-H, 17-H), 4.35-4.38 (m, 1H, 5-H), 7.32-7.34 (d,
3
J = 8.2 Hz, 4H, 2-H), 7.47 (t, 3J = 4.9 Hz, 1H, -NH), 7.60-7.65 (m, 8H, 3-H, 7-H, 19-H), 769-7.71
(d, 3J = 7.8 Hz, 4H, 6-H, 18-H).
LC-MS: m/z = 851 g/mol [M-SG+H+]+, 895 g/mol [M-SG+2Na]+, berechnet: [M-SG] =
850.30 g/mol (Aufgrund von FA im Lösungsmittel war nur die entschützte Masse
nachweisbar).
Experimenteller Teil | 175
5.2.18 Boronsäure-Interkalator
(4-((1-Oxo-1-(4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)phenyl)-6,9,12-trioxa-2-azapentadecan15-yl)carbamoyl)phenyl)boronsäure
In einem 5 mL Rundhalskolben wurden 12.0 mg (13.1 µmol, 1 eq.) geschützter BoronsäureInterkalator 17 in 2 mL CHCl3 gelöst und unter Rühren 10.0 µL (14.9 mg, 131 µmol, 10 eq.)
Trifluoressigsäure zugegeben. Das Reaktionsgemisch wurde für 24 h bei RT gerührt und
anschließend das Lösungsmittel sowie die überschüssige Trifluoressigsäure am Vakuum
entfernt. 11.0 mg (13.0 mmol, 99%) der Verbindung wurden als gelbes, hochviskoses Öl
erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.83-1.85 (m, 4H, 9-H, 16-H), 2.46 (s, 6H, 1-H), 3.49–3.62 (m,
20H, 4-H, 8-H, 10-H-15-H, 17-H), 4.34-4.39 (m, 1H, 5-H), 7.34 (d, 3J = 8.2 Hz, 4H, 2-H), 7.51 (t,
3
J = 4.9 Hz, 1H, -NH), 7.62-7.67 (m, 8H, 3-H, 7-H, 19-H), 7.74 (d, 3J = 7.8 Hz, 4H, 6-H, 18-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.82 (1-C), 28.83/31.25 (15-C/22-C), 35.49 (7-C) 38.82/38.95
(14-C/23-C), 55.74 (6-C), 69.90/69.95 (16-C/21-C), 70.04/70.06/70.18/70.25 (17-C-20-C),
126.29 (26-C), 127.86 (10-C), 128.32/128.83 (4-C/11-C), 130.41 (3-C), 134.30 (27-C), 135.22
(25-C), 135.61 (28-C), 135.76 (5-C), 136.33 (12-C), 139.17 (9-C), 145.93 (2-C), 167.03/168.60
(13-C/24-C), 195.42 (8-C).
LC-MS: m/z = 851 g/mol [M+H]+, 895 g/mol [M+2Na]+, berechnet: [M] = 850.30 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 851.31 g/mol [M+H]+, 969.31 g/mol [M+DHB-2H2O]+, berechnet:
[M] = 850.30 g/mol.
176 | Experimenteller Teil
5.2.19 Azido-Transfer-Agent
Imidazol-1-sulfonylazid Hydrochlorid[155]
Unter Rühren wurden 500 mg (7.69 mmol, 1 eq.) Natriumazid in 8 mL ACN gelöst und im
Eisbad auf 0 °C abgekühlt. Zu dieser Lösung wurden 622 µL (7.69 mmol, 1 eq.) Sulfurylchlorid
langsam
hinzugetropft, woraufhin
sich
die Lösung milchig-weiß eintrübte. Das
Reaktionsgemisch wurde langsam auf RT erwärmt und für weitere 24 h gerührt. Wieder
unter Eiskühlung wurden in kleinen Portionen insgesamt 1.05 g (15.4 mmol, 2 eq.) Imidazol
zugegeben. Nach dem sich das Gemisch unter Rühren auf RT erwärmt hatte, wurde es für
weitere drei Stunden gerührt, woraufhin sich die Suspension gelblich verfärbte. Nach dem
das Lösungsmittel entfernt worden war, wurde der Rückstand in Ethylacetat gelöst und
mehrmals mit Wasserdemin sowie mit gesättigter Natriumhydrogencarbonat-Lösung
gewaschen. Die organische Phase wurde über Magnesiumsulfat getrocknet. Anschließend
wurde eine eisgekühlte Lösung aus 800 µL (11.0 mmol) Acetylchlorid in 2.8 mL Ethanolabs
langsam zu der ebenfalls eisgekühlten organischen Phase hinzugetropft, woraufhin sich
weißer Niederschlag ausbildete. Nach kurzer Zeit wurde das Reaktionsgemisch filtriert und
der Rückstand mehrmals mit eiskaltem Ethylacetat gewaschen. 1.02 g (4.96 mmol, 63%) der
Verbindung wurden als weißer Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400MHz, MeOD): δ = 7.80 (dd, 1H, 2-H), 8.21 (dd, 1H, 1-H), 9.75 (dd, 1H, 3-H).
13
C-NMR (100MHz, MeOD): δ = 127.61 (1-C), 135.29 (2-C), 145.60 (3-C).
HR-ESI-MS: m/z = 173.9 g/mol [M-HCl+H]+, berechnet: [M-HCl] = 173.00 g/mol.
Experimenteller Teil | 177
5.2.20 Boc-geschützter Azid-TEO-Linker
Tert-Butyl (3-(2-(2-(3-azidopropoxy)ethoxy)ethoxy)propyl)carbamat [155]
Unter Rühren wurden 180 mg (562 µmol, 1 eq.) der Verbindung 4, 176 mg (843 µmol,
1.5 eq.) Imidazole-1-Sulfonylazide 19 sowie 38.8 mg (281 µmol, 0.5 eq.) Kaliumcarbonat in
10 mL MeOHabs gelöst. 0.90 mg (5.62 µmol, 0.01 eq.) Kupfer(II)-sulfat wurde in Wasserdemin
gelöst und ebenfalls der Reaktionslösung hinzugefügt und diese 24 h bei RT gerührt. Nach
dem Entfernen des Lösungsmittels wurde der Rückstand in Wasserdemin gelöst und mehrmals
mit Ethylacetat gewaschen. Die organischen Phasen wurden vereinigt, mit 1M Salzsäure
gewaschen und anschließend über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Produkt konnte
säulenchromatographisch (n-Hexan:EA = 2:1) aufgereinigt werden. 140 mg (406 µmol, 72%)
der Verbindung wurden als gelbes hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.42 (s, 9H, 11-H), 1.73-1.76 (m, 2H, 9-H), 1.82-1.85 (m, 2H, 2-
H), 2.92-2.95 (m, 2H, 1-H), 3.20-3.25 (m, 2H, 10-H), 3.52-3.68 (m, 12H, 3-H-8-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 28.59 (13-C), 29.82 (9-C), 30.96 (2-C), 38.50 (10-C), 39.87 (1-
C), 69.46 (8-C), 69.88 (3-C), 70.16/70.21/70.44/70.64 (4-C, 5-C, 6-C, 7-C), 79.13 (12-C),
156.38 (11-C).
LC-MS: m/z = 347 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 346.22 g/mol.
178 | Experimenteller Teil
5.2.21 Azid-TEO-Linker
3-(2-(2-(3-Azidopropoxy)ethoxy)ethoxy)propan-1-amin[156]
Es wurden 30.0 mg (86.7 µmol, 1 eq.) Boc-geschütztes TEO-Amin 20 in 1 mL DCM gelöst und
unter Rühren 64 µL (98.8 mg, 867 µmol, 10 eq.) Trifluoressigsäure hinzugefügt. Das
Reaktionsgemisch wurde 16 h bei RT gerührt. Anschließend wurde das Lösungsmittel sowie
die überschüssige Trifluoressigsäure am Vakuum entfernt und das Produkt als gelbes
hochviskoses Öl mit einer Ausbeute von 95% (20.3 mg, 82.4 µmol) erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.78-187 (m, 2H, 2-H), 1.93-1.97 (m, 2H, 9-H), 3.23-3.27 (m,
2H, 1-H), 3.37 (t, 3J =6.4 Hz, 2H, 10-H), 3.54-3.67 (m, 10H, 3-H-7-H), 3.75 (t, 3J=5.3 Hz, 2H, 8H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 25.98 (9-C), 28.47 (2-C), 40.93 (10-C), 48.42 (1-C),
68.31/69.35/69.72/69.89/69.97/70.80 (3-C-8-C).
FT-IR (KBr): ν̃ [cm-1] = 3371 (br), 2927 (s), 2868 (s), 2354 (w), 2095 (s), 1713 (s), 1517 (s),
1456 (m), 1371 (m), 1366 (s), 1252 (s), 1173 (s), 1124 (s), 1024 (w), 982 (w), 862 (w), 781 (w),
668 (w), 559 (w).
LC-MS: m/z = 247 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 246.17 g/mol.
Experimenteller Teil | 179
5.2.22 Azid-Bisulfid-Interkalator
N-(3-(2-(2-(3-Azidopropoxy)ethoxy)ethoxy)propyl)-4-(3-(p-tolylthio)-2((ptolylthio)methyl)propanoyl)benzamid
Unter Argonatmosphäre wurden 266 mg (609 µmol, 1 eq.) Bisulfid 2 in 3 mL DMFabs gelöst
und im Eisbad auf 0 °C abgekühlt. Hierzu wurden unter Rühren 123 µL (157mg, 1.22 mmol, 2
eq.) DIEA und 369 mg (974 µmol, 1.6 eq.) HBTU gegeben und für zehn Minuten im Eisbad
belassen. Anschließend wurden dem Reaktionsgemisch bei 0 °C 150 mg (609 µmol, 1 eq.)
Azid-TEO-Amin 21 hinzugefügt, langsam auf RT erwärmt und für 24 h gerührt. Nach dem
Entfernen des Lösungsmittels am Vakuum wurde der Rückstand in Dichlormethan gelöst,
mehrmals mit gesättigter Natriumhydrogencarbonat-Lösung sowie Brine gewaschen. Die
organische
Phase
wurde
über
Magnesiumsulfat
getrocknet
und
anschließend
säulenchromatographisch (EA:n-Hexan= 1:1) aufgereinigt. Die Verbindung wurde mit 284 mg
(426 mmol, 70%,) als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.74-1.80 (m, 2H, 2-H), 1.87-1.92 (m, 2H, 9-H), 2.34 (s, 6H, 17-
H), 3.10-3.25 (m, 4H, 14-H), 3.31 (t, 3J = 6.7 Hz, 2H, 1-H), 3.43-3.49 (m, 4H, 3-H, 4-H), 3.563.67 (m, 10H, 5-H, 6-H, 7-H, 8-H, 10-H), 3.74-3.81 (m, 1H, 13-H), 7.04 (dd, 3J = 8.0 Hz, 4H, 16H), 7.11-7.13 (m, 4H, 15-H), 7.34 (t, 1H, NH), 7.58 (dd, 3J = 8.5 Hz, 2H, 12-H), 7.75 (dd, 3J = 8.5
Hz, 2H, 11-H).
180 | Experimenteller Teil
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.19 (23-C), 28.74 (9-C), 29.09 (2-C), 36.47 (18-C), 39.31 (10-
C), 45.62 (17-C), 48.46 (1-C), 67.97 (3-C), 70.28 (4-C), 70.36/70.47 (6-C, 7-C), 70.48 (5-C),
70.89 (8-C), 127.34 (13-C), 128.55 (14-C), 129.94 (21-C), 131.19 (19-C), 131.57 (20-C), 137.30
(22-C), 138.52 (15-C), 138.91 (12-C), 166.21 (11-C), 200.45 (16-C).
MALDI-TOF-MS: m/z = 665.36 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 664.88 g/mol.
Experimenteller Teil | 181
5.2.23 Azid-Interkalator
N-(3-(2-(2-(3-Azidopropoxy)ethoxy)ethoxy)propyl)-4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)-propanoyl)benzamid
Es wurden 130 mg (196 µmol, 1 eq.) Azid-TEO-Bisulfid 22 und 721 mg (1.17 mmol, 6 eq.)
Oxone® in einem 50 mL Rundhalskolben vorgelegt. Hierzu wurden 5 mL eines Gemischs aus
Methanol und Wasser (1:1) gegeben und die milchige Suspension für 48 Stunden bei RT
gerührt. Anschließend wurde das Lösungsmittelgemisch größtenteils am Vakuum entfernt,
der verbliebene Rückstand in Wasserdemin verdünnt und mehrmals mit Chloroform
gewaschen. Nach dem Trocknen der organischen Phase wurde das Lösungsmittel am
Vakuum entfernt und das Produkt mit 128 mg (177 µmol, 90%) als gelbes, hochviskoses Öl
erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.75-1.81 (m, 2H, 2-H), 1.88-1.94 (m, 2H, 9-H), 2.48 (s, 6H, 17-
H), 3.32 (t, 3J = 6.7 Hz, 2H, 1-H), 3.45-3.52 (m, 6H, 3-H, 4-H, 14b-H), 3.59-3.69 (m, 12H, 5-H-8H, 10-H, 14a-H), 4.31-4.38 (m, 1H, 13-H), 7.36 (d, 3J = 8.0 Hz, 4H, 16-H), 7.64-7.69 (m, 6H, 15H, 12-H), 7.80 (d3J = 6.7 Hz, 2H, 11-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.89 (23-C), 28.71 (9-C), 29.12 (2-C), 35.66 (17-C), 39.49 (10-
C), 48.52 (1-C), 55.68 (18-C), 67.99 (3-C), 70.32/70.45/70.53 (8-C)/70.57/71.02 (4-C-7-C),
182 | Experimenteller Teil
127.73 (13-C), 128.44 (20-C), 128.79 (14-C), 130.34 (21-C), 135.54 (19-C), 136.18 (12-C),
139.76 (15-C), 145.71 (22-C), 165.96 (11-C), 195.33 (16-C).
FT-IR (KBr): ν̃ [cm-1] = 3371 (br), 3047 (w), 2921 (s), 2866 (s), 2355 (w), 2095 (s), 1664 (s),
1652 (s), 1596 (s), 1538, 1494 (m), 1451 (m), 1404 (m), 1303 (s), 1141 (s), 1086 (s), 968 (m),
928 (m), 860 (m), 814 (m), 740 (m), 667 (m), 571 (s), 518 (s).
LC-MS: m/z = 729.65 g/mol [M+H]+, berechnet [M] = 728.88 g/mol.
Experimenteller Teil | 183
5.2.24 Salicylhydroxamsäure-Interkalator
N-2-Dihydroxy-4-(3-(1-(1-oxo-1-(4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)-phenyl)-6,9,12trioxa-2-azapentadecan-15-yl)-1H-1,2,3-triazol-5-yl)-propanamido)benzamid
Es wurden 9.00 mg (18.3 µmol, 1 eq.) 2-Hydroxy-4-(pent-4-inamido)-N-(trityloxy)-benzamid
und 20.0 mg (27.5 µmol, 1.5eq) Azid-Interkalator 23 in 3 mL THFabs gelöst. In einem weiteren
Reaktionsgefäß wurden 8.76 mg (54.9 µmol, 3 eq.) Kupfer(II)-sulfat sowie 5.44 mg
(27.5 µmol, 1.5 eq.) Natriumascorbat in jeweils 1.5 mL Wasserdemin gelöst und anschließend
vereinigt, wodurch sich die Lösung aufgrund der Reduktion des Kupfers langsam von
dunkelbraun zu hellbeige verfärbte. Im Anschluss wurden die beiden Reaktionslösungen
vereinigt und bei RT für 24 h gerührt. Nach dem destillativen Entfernen des Lösungsmittels
unter
vermindertem
Druck
wurde
das
Gemisch
säulenchromatographisch
(Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt und 13.4 mg (11.0 µmol, 60%) als gelber, zäher
Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.87-1.90 (m, 2H, 9-H), 2.0-2.03 (m, 2H, 16-H), 2.46 (s, 6H, 1-
H), 2.65-2.71 (m, 2H, 20-H), 2.98-3.06 (m, 2H, 19-H), 3.24-3.28 (m, 2H, 15-H), 3.40-3.50 (m,
4H, 4a-H, 10-H), 3.54-3.66 (m, 12H, 4b-H, 8-H, 11-H-14-H), 4.31-4.39 (m, 3H, 5-H, 17-H), 6.926.98 (m, 1H, 22-H), 7.06 (s, 1H, 21-H), 7.28-7.37 (m, 14H, 2-H, 18-H, 24-H, 26-H), 7.48-7.50
(m, 6H, 25-H), 7.63-7.66 (m, 5H, 7-H, 3-H, 23-H), 7.76 (d, 3J = 8.3 Hz, 2H, 6-H).
184 | Experimenteller Teil
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.27 (26-C), 21.88 (1-C), 28.81 (15-C), 30.16 (22-C), 35.46 (7-
C), 36.43 (27-C), 39.28 (14-C), 45.44 (23-C), 47.11 (-C), 55.76 (6-C), 67.12 (21-C), 70.21 (16-C),
70.40, 70.45, 70.51, 70.55, 70.76 (17-C-20-C), 93.36 (36-C), 107.64 (30-C), 110.42 (34-C),
111.12 (32-C), 122.40 (24-C), 127.82 (40-C), 128.03 (38-C), 128.17 (10-C), 128.36 (4-C),
128.42 (11-C), 128.78/129.06 (39-C), 130.13 (33-C), 130.39 (3-C), 135.35 (5-C), 136.16 (12-C),
139.74 (9-C), 141.98 (37-C), 143.57 (29-C), 145.83 (2-C), 146.23 (25-C), 162.71 (31-C), 166.21
(13-C), 166.53 (35-C), 171.09 (28-C), 195.64 (8-C).
MALDI-FTICR-MS: m/z = 976 g/mol [M-Trt]+, 998 g/mol [M-Trt+Na]-, 1242 g/mol [M+Na]+,
berechnet: [M] = 1219.43 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 842 g/mol [M(-C7H8SO2)-Trt+Na]+, 1062 g/mol [M(-C7H8SO2)-H]+,
1086 g/mol [M(-C7H8SO2)+Na]+, berechnet: [M(-C7H8SO2)] = 1063.22 g/mol.
Experimenteller Teil | 185
5.2.25 NHS-aktivierte Pentinsäure
2,5-Dioxopyrrolidin-1-yl-pent-4-ynoat[157]
Unter Argonatmosphäre wurden 1.00 g (10.2 mmol, 1 eq.) 4-Pentinsäure und 1.41 g
(12.3 mmol, 1.2 eq.) NHS in 35 mL DCMabs vorgelegt. Unter Rühren wurden 2.34 g
(12.2 mmol, 1.2 eq.) EDC sowie 150 mg (1.22 mmol, 0.12 eq.) DMAP hinzugefügt. Das
Reaktionsgemisch wurde 24 h bei RT gerührt. Im Gegensatz zur Literatur wurde das
Produktgemisch nach dem Entfernen des Lösungsmittels sofort säulenchromatographisch
über Silicagel (Ethylacetat:n-Hexan = 1:1) aufgereinigt. Es wurden 1.67 g (8.57 mmol, 84%)
als weißer Feststoff erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 2.05 (t, 4J = 3.1 Hz, 1H, 1-H), 2.61 (td, 3J = 8.0 Hz, 4J = 2.7 Hz,
2H, 2-H), 2.84 (s, 4H, 4-H), 2.88 (t, 3J = 7.9 Hz, 2H, 3-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 14.01 (3-C), 25.51 (7-C), 30.21 (4-C), 69.99 (1-C), 80.82 (2-C),
166.99 (5-C), 168.97 (6-C).
186 | Experimenteller Teil
5.2.26 Pentinsäure-modifizierter Aza-Kronenether
1-(1,4,7,10-Tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)pent-4-yn-1-on
Unter Argonatmosphäre wurden 50.0 mg (256 µmol, 1 eq.) der Verbindung 25 in DCMabs
vorgelegt. Unter Rühren wurden 72.8 mg (333 µmol, 1.3 eq.) 1-Aza-[15]Krone-5 zugegeben.
Das Reaktionsgemisch wurde für weitere 24 h bei RT gerührt und anschließend das
Lösungsmittel entfernt. Das Produkt wurde säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform
= 1:9) aufgereinigt und mit 72.8 mg (243 µmol, 95%) als gelbliches, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.96 (t, 3J = 2.5 Hz, 1H, 1-H), 2.51-2.55 (m, 2H, 2-H), 2.60-2.64
(m, 2H, 3-H), 3.53 (t, 3J = 7.0 Hz, 2H, 4-H), 3.57-3.70 (m, 16H, 6-H-13-H), 3.81 (t, 3J = 7.0 Hz,
2H, 5-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 14.72 (3-C), 32.41 (4-C), 49.64 (15-C), 50.48 (6-C), 68.74 (1-C),
69.72 (14-C), 69.78 (7-C), 70.22/70.26/70.28/70.52/70.80/71.81 (8-C-13-C), 83.83 (2-C),
171.49 (5-C).
LC-MS: m/z = 300 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 299.17 g/mol.
Experimenteller Teil | 187
5.2.27 Aza-Kronenether-Interkalator: Variante C
N-(3-(2-(2-(3-(5-(3-(1,4,7,10-Tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-3-oxopropyl)-1H-1,2,3triazol-1-yl)propoxy)ethoxy)ethoxy)propyl)-4-(3-tosyl-2-(tosylmethyl)propanoyl)benzamid
Unter Argonatmosphäre wurden 10.0 mg (33.4 µmol, 1 eq.) der Verbindung 26 und 48.7 mg
(66.8 µmol, 2 eq.) Azid-Interkalator 23 in 2 mL THFabs gelöst. Anschließend wurden 215 mg
(1.67 mmol, 50 eq.) DIEA und 13.0 mg (66.8 µmol, 2 eq.) Kupfer(I)-iodid hinzugefügt und die
Reaktionslösung für 24 h bei RT gerührt. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels wurde die
Reaktionsmischung säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform = 1:9) gereinigt. Für
analytische Reinheit wurde das Produkt zusätzlich mit Hilfe der analytischen HPLC (Säule:
Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 5 µm, LiChroCART® 125-4) weiter aufgereinigt. Zu Beginn
der Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 2 Min aus 95% Lösungsmittel A
(Wasser, 0.1% TFA) und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA) und bei 35 Min
schließlich aus 50% A und 50% B. Nach 36 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und
verlief für weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt 38 Min wurde das Ausgansverhältnis von
95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 1 mL/min. Die
Absorption wurde bei 220 nm, 254 nm und 280 nm gemessen. 9.70 mg (9.43 µmol, 28%) der
Verbindung wurden als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.88-1.94 (m, 2H, 9-H), 2.05-2.11 (m, 2H, 16-H), 2.48 (s, 6H, 1-
H), 2.80 (t, 3J = 7.1 Hz, 2H, 20-H), 3.04 (t, 3J = 7.1 Hz, 2H, 19-H), 3.36 (t, 3J = 5.8 Hz, 2H, 15-H),
3.46-3.55 (m, 8H, 8-H, 10-H, 21-H, 30-H), 3.59-3.69 (m, 26H, 4-H, 11-H-14-H, 23-H-29-H),
3.74 (t, 3J = 6.4 Hz, 2H, 22-H), 4.33-4.41 (m, 3H, 5-H, 17-H), 7.36 (d, 3J = 8.1 Hz, 4H, 2-H), 7.55
(s, 1H, 18-H), 7.59 (t, 3J = 5.1 Hz, 1H, -NH), 7.67 (d, 3J = 8.3 Hz, 6H, 3-H, 6-H), 7.83 (d, 3J = 8.5
Hz, 2H, 7-H).
188 | Experimenteller Teil
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.89 (1-C), 26.53 (26-C), 29.83 (15-C), 30.35 (22-C), 32.83
(27-C), 35.64 (7-C), 39.43 (14-C), 47.07 (23-C), 49.49 (29-C), 50.43 (38-C), 55.67 (6-C),
67.36/69.55/69.78/70.19/70.27/70.33/70.44/70.50/70.58/70.61/70.86/71.61(16-C-23-C, 30C-37-C), 127.79 (11-C), 128.44 (4-C), 128.77 (10-C), 130.35 (3-C), 135.44 (24-C), 135.83 (5-C),
136.17 (12-C), 139.78 (9-C), 145.171 (2-C), 147.02 (25-C), 166.52 (13-C), 172.46 (28-C),
195.33 (8-C).
LC-MS: m/z = 1028 g/mol [M+H]+, 515 g/mol [M+H]2+, 1026 g/mol [M-H]-, 1072 g/mol
[M+2Na-H]-, berechnet: [M] = 1027.43 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 1028.44 g/mol [M+H]+, 1050.42 g/mol [M+Na]+, 1066.39 g/mol
[M+K]+, berechnet: [M] = 1027.43 g/mol.
Experimenteller Teil | 189
5.2.28 Azid-Somatostatin
8.73 mg (12.0 µmol, 1 eq.) Azid-Interkalator 23 wurden in 10 mL eines Gemischs aus 40%
Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=7.8) gelöst und für 24 h inkubiert.
39.3 mg (24.0 µmol, 2 eq.) Somatostatin wurden in 5 mL Phosphatpuffer gelöst und mit
einer Lösung aus 10.3 mg (36.0 µmol, 3 eq.) TCEP in 3 mL Phosphatpuffer versetzt. Dieses
Gemisch wurde für 40 Minuten bei RT geschüttelt. Anschließend wurde die inkubierte AzidInterkalator-Lösung langsam zur Somatostatin-Lösung hinzugefügt und das gesamte
Reaktionsgemisch für 24 h mit 700 rpm geschüttelt. Die Entfernung des Puffersalzes erfolgte
durch Dialyse in H2Odemin über 24 h. Die weitere Aufreinigung des Produktes geschah mittels
präparativer HPLC (Säule: Atlantis T3 OBD Prep Column, 5 µm, 19 mm X 100 mm). Zu Beginn
der Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 20 Min aus 100% Lösungsmittel A
(Wasser, 0.1% TFA) und 0% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), bei 25 Min aus 30% A
und 70% B. Nach 34 Min erreichte der Gradient innerhalb von 1 Min 40% B und 60% A.
Zwischen 46 und 51 Min stieg der Gradient schließlich auf 100% B und 0% A und endete
nach insgesamt 60 Min. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 10 mL/min. Die Absorption
wurde bei 254 nm und 280 nm gemessen. Nach Lyophilisation wurden 4.93 mg (2.40 µmol,
40%) als weißer Feststoff erhalten.
MALDI-TOF-MS: m/z = 2058.03 [M+2H]+, berechnet: [M] = 2056.39 g/mol
LC-MS: m/z = 686 g/mol [M+H]3+, 1029 g/mol [M+H]2+, 1027 g/mol [M-H]2-, berechnet: [M] =
2056.39 g/mol.
190 | Experimenteller Teil
5.2.29 Aza-Kronenether-Somatostatin
Es wurden 10.0 mg (9.96 µmol, 1 eq.) Aza-Kronenether-Interkalator 11 in 6 mL eines
Gemischs aus 40% Acetonitril und Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und
für 24 h inkubiert. 32.6 mg (19.9 µmol, 2 eq.) Somatostatin wurden in 5 mL Phosphatpuffer
gelöst und mit einer Lösung aus 7.47 mg (29.9 µmol, 3 eq.) TCEP in 3 mL Phosphatpuffer
versetzt und für 30 Minuten bei RT inkubiert. Anschließend wurde die Interkalator-Lösung
schrittweise zur Somatostatin-Lösung hinzugegeben und das gesamte Reaktionsgemisch für
24 h bei 700 rpm geschüttelt. Die Aufreinigung des Produktes geschah mittels analytischer
HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 5 µm, LiChroCART® 125-4). Zu Beginn der
Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 2 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser,
0.1% TFA) und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), bei 6 Min aus 25% B und 75% A
und bei 35 Min aus 45% B und 55% A. Nach 36 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A
und verlief für weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt 39 Min wurde das Ausgansverhältnis
von 95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 1 mL/min. Die
Absorption wurde bei 220 nm, 254 nm und 280 nm gemessen. Nach Lyophilisation wurden
5.80 mg (2.49 µmol, 25%) des Produkts als weißer Feststoff erhalten.
LC-MS m/z = 1167 [M+2H]2+, 778 g/mol [M+H]3+, 584 g/mol [M+H]4+, 1164 g/mol [M-H]2-,
berechnet: [M] = 2330.10 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 2332.12 g/mol [M+2H]+, 2354.17 g/mol [M+Na+H]+, 2373.22 g/mol
[M+K+4H]+, berechnet: [M] = 2330.10 g/mol.
Experimenteller Teil | 191
5.2.30 Bipyridin-Somatostatin
Es wurden 10.0 mg (11.3 µmol, 1 eq.) Bipyridin-Interkalator 16 in 10 mL eines Gemischs aus
40% Acetonitril und Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und für 24 h
inkubiert. 37.0 mg (22.6 µmol, 2 eq.) Somatostatin wurden in 5 mL Phosphatpuffer gelöst
und mit einer Lösung aus 8.49 mg (33.9 µmol, 3 eq.) TCEP in 3 mL Phosphatpuffer versetzt
und für 30 Minuten bei RT inkubiert. Anschließend wurde die Interkalator-Lösung
schrittweise zur Somatostatin-Lösung hinzugegeben und das gesamte Reaktionsgemisch für
48 h bei 700 rpm geschüttelt. Die Aufreinigung des Produktes geschah mittels präparativer
HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm, LiChroCART® 250-10). Zu Beginn der
Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser,
0.1% TFA) und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA) und bei 12 Min aus 55% B und 45%
A. Nach 43 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und verlief für weitere 3 Min
konstant. Bei insgesamt 48 Min wurde das Ausgansverhältnis von 95% A und 5% B wieder
erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 4 mL/min. Die Absorption wurde bei 254 nm
und 280 nm gemessen. Die Verbindung wurde nach Lyophilisation mit 4.18 mg (1.89 µmol,
34%) als weißer Feststoff erhalten.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 2213.00 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 2212.57 g/mol.
MALDI-TOF-MS: m/z = 2213.05 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 2212.57 g/mol.
192 | Experimenteller Teil
5.2.31 Boronsäure-Somatostatin
10.0 mg (11.8 µmol, 1 eq.) Boronsäure-Interkalator 18 wurden in 10 mL einer Mischung aus
45% Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und 24 h inkubiert.
38.6 mg (23.6 µmol, 2 eq.) Somatostatin wurden in 6 mL Phosphatpuffer und 8.81 mg
(35.2 µmol, 3 eq.) TCEP in 1 mL Phosphatpuffer gelöst und beide Lösungen miteinander
vereinigt und für 30 Minuten inkubiert. Im Anschluss daran wurde die Interkalator-Lösung
zugegeben und das Gemisch für 48 h bei RT mit 700 rpm geschüttelt. Nach dem destillativen
Entfernen des Lösungsmittels wurde das Gemisch mittels präparativer HPLC (Säule: Merck,
LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm, LiChroCART® 250-10) aufgereinigt. Zu Beginn der Trennung
bestand das Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA)
und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), erreichte bei 40 Min 95% B und 5% A und
verlief für weitere 3 Min konstant. Bei insgesamt 46 Min wurde das Ausgansverhältnis von
95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 4 mL/min. Die
Absorption wurde bei 254 nm und 280 nm gemessen. Nach Lyophilisation wurden 5.39 mg
(2.48 µmol, 21%) der Verbindung als weißer Feststoff erhalten.
MALDI-FTICR-MS (CHCA) m/z = 2142.97 g/mol [M-2H2O+H]+, 2160.98 g/mol [M-H2O+H]+,
berechnet: [M] = 2177.99 g/mol.
LC-MS m/z = 547 g/mol [M+2H]4+, 1088 g/mol [M-H]2+, 715 g/mol [M-2H2O+H]3+, 1071 g/mol
[M-2H2O]2+, 1078 g/mol [M-H2O-2H]2-, berechnet: [M] = 2177.99 g/mol.
Experimenteller Teil | 193
5.2.32 Salicylhydroxamsäure-Somatostatin
Variante A: Interkalation
5.00 mg (4.10 µmol, 1 eq.) Salicylhydroxamsäure-Interkalator 24 wurden in 5 mL einer
Mischung aus 40% Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und
24 h inkubiert. 13.4 mg (8.20 µmol, 2 eq.) Somatostatin wurden in 3 mL Phosphatpuffer und
3.08 mg (12.3 µmol, 3 eq.) TCEP in 1 mL Phosphatpuffer gelöst, beide Lösungen miteinander
vereinigt und für 30 Minuten inkubiert. Im Anschluss wurde die Interkalator-Lösung langsam
zugegeben und das Gemisch für 48 h bei RT mit 700 rpm geschüttelt.
Variante B: Click-Reaktion
500 µg (0.243 µmol, 1 eq.) Azid-Somatostatin 28 wurden in 85 µL Wasserdemin gelöst und
357 µg (0.729 µmol, 3 eq.) der Trityl-geschützten Salicylhydroxamsäure in 125 µL THFabs
dazugegeben. In einem seperaten Reaktionsgefäß wurden 74.7 µg (0.486 µmol, 2 eq.)
Kupfer(II)-sulfat sowie 193 µg (0.972 µmol, 4 eq.) Natriumascorbat in jeweils in 20 µL
Wasserdemin gelöst und vereinigt, wodurch eine Farbänderung von dunkelbraun zu beigeorange stattfand. Die beiden Lösungen wurden nun vereinigt und bei RT für 48 h bei 700 rpm
geschüttelt. Die Aufreinigung erfolgte mittels analytischer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher®
100, RP-18, 5 µm, LiChroCART® 125-4). Zu Beginn der Trennung bestand das
Lösungsmittelgemisch für 2 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5%
Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), bei 6 Min aus 25% B und 75% A und bei 35 Min aus
45% B und 55% A. Nach 36 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und verlief für
weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt 39 Min wurde das Ausgansverhältnis von 95% A und
5% B erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 1 mL/min. Die Absorption wurde bei
220 nm, 254 nm und 280 nm gemessen. Nach Lyophilisation konnten 309 µg (0.134 µmol,
55%) als weißer Feststoff isoliert werden.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 2305.02 g/mol [M+2H]+, berechnet: [M] = 2303.05 g/mol.
194 | Experimenteller Teil
5.2.33 Azid-Glutathion
Es wurden 5.00 mg (6.85 µmol, 1 eq.) Azid-Interkalator 23 in 3 mL einer Lösung aus 40%
Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=7.8) gelöst und 24 h inkubiert.
10.5 mg (34.3 µmol, 5 eq.) Glutathion wurden zusammen mit katalytischen Mengen an TCEP
in 1 mL Phosphatpuffer gelöst und zur inkubierten Interkalator-Lösung gegeben. Das
Reaktionsgemisch wurde 24 h bei RT mit 700 rpm geschüttelt und mittels präparativer HPLC
(Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm, LiChroCART® 250-10) aufgereinigt. Zu Beginn
der Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A
(Wasser, 0.1% TFA) und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), erreichte bei 40 Min 95%
B und 5% A und verlief für weitere 3 Min konstant. Bei insgesamt 46 Min wurde das
Ausgansverhältnis von 95% A und 5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit
betrug 4 mL/min. Die Absorption wurde bei 254 nm und 280 nm gemessen. Nach
Lyophilisation konnten 6.35 mg (6.17 µmol, 90%) als weißer Feststoff isoliert werden.
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.77-1.83 (m, 2H, 2-H), 1.88-1.94 (m, 2H, 9-H), 2.13-2.25 (m,
4H, 19-H), 2.51-2.57 (m, 4H, 18-H), 2.72-2.93 (m, 4H, 14-H), 2.95-3.09 (m, 4H, 15-H), 3.353.39 (m, 2H, 1-H), 3.51-3.65 (m, 14H, 3-H-8-H, 10-H ), 3.92 (s, 4H, 17-H), 3.99-4.04 (m, 2H,
20-H), 4.07-4.14 (m, 1H, 13-H), 4.57-4.62 (m, 2H, 16-H), 7.95 (d, 3J = 8.5 Hz, 2H, 12-H), 8.11
(d, 3J = 8.4 Hz, 2H, 11-H).
13
C-NMR (100 MHz, MeOD): δ = 27.18, 30.13, 30.31, 31.43, 32.49, 35.22, 38.90, 41.85, 51.58,
53.86, 54.17, 68.85, 68.91, 70.21, 70.23, 71.25, 71.27, 71.52, 71.53, 128.85, 129.83, 137.97
140.50, 168.27, 171.99, 172.75, 174.50, 177.80 202.85.
LC-MS: m/z = 1029 g/mol [M-H]+, 516 g/mol [M+H]2+, berechnet: [M] = 1030.37 g/mol.
Experimenteller Teil | 195
5.2.34 Aza-Kronenether-Glutathion
5.00 mg (4.98 µmol, 1 eq.) Aza-Kronenether-Interkalator 11 wurden in 4 mL einer Lösung aus
40% Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und 24 h inkubiert.
7.64 mg (24.9 µmol, 5 eq.) Glutathion wurden in 1.5 mL Phosphatpuffer gelöst und zur
inkubierten Interkalator-Lösung gegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 24 h bei RT mit
700 rpm geschüttelt und mittels analytischer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18,
5 µm, LiChroCART® 125-4) aufgereinigt. Zu Beginn der Trennung bestand das
Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5%
Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), bei 5 Min aus 15% B und 85% A und bei 31 Min aus
30% B und 70% A. Nach 34 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und verlief für
weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt 38 Min wurde das Ausgansverhältnis von 95% A und
5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 1 mL/min. Die Absorption wurde
bei 220 nm, 254 nm und 280 nm gemessen. Eine Ausbeutenbestimmung konnte nicht
durchgeführt werden.
LC-MS m/z = 654 g/mol [M+H]2+, 436 g/mol [M+H]3+, 1304 g/mol [M-H]-, berechnet: [M] =
1305.54 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 1310.58 g/mol [M+5H]+, 1331.56 g/mol [M+Na+3H]+, 1351.61 g/mol
[M+K+7H]+, berechnet: [M] = 1305.54 g/mol.
196 | Experimenteller Teil
5.2.35 Bipyridin-Glutathion
Es wurden 5.00 mg (5.65 µmol, 1 eq.) Bipyridin-Interkalator 16 in 5 mL einer Lösung aus 40%
Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und 24 h inkubiert.
8.68 mg (28.2 µmol, 5 eq.) Glutathion wurden in 1.5 mL Phosphatpuffer gelöst und zur
inkubierten Interkalator-Lösung gegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 24 h bei RT mit
700 rpm geschüttelt und mittels analytischer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18,
5 µm, LiChroCART® 125-4) aufgereinigt. Zu Beginn der Trennung bestand das
Lösungsmittelgemisch für 2 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5%
Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA) und bei 35 Min schließlich aus 50% B und 50% A.
Nach 36 Min erreichte der Gradient 95% B und 5% A und verlief für weitere 2 Min konstant.
Bei insgesamt 38 Min wurde das Ausgansverhältnis von 95% A und 5% B wieder erreicht. Die
Durchflussgeschwindigkeit betrug 1 mL/min. Die Absorption wurde bei 220 nm, 254 nm und
280 nm gemessen. Eine Ausbeutenbestimmung konnte nicht durchgeführt werden.
LC-MS: m/z = 1185 g/mol [M-2H]-, 594 g/mol [M+H]2+, 397 g/mol [M+H]3+, berechnet: [M] =
1187.30 g/mol.
MALDI-FTICR-MS: m/z = 1209.42 g/mol [M-H+Na]+, berechnet: [M] = 1187.30 g/mol.
Experimenteller Teil | 197
5.2.36 Boronsäure-Glutathion
5.00 mg (5.88 µmol, 1 eq.) Boronsäure-Interkalator 18 wurden in 5 mL einer Lösung aus 40%
Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und 24 h inkubiert.
9.03 mg (29.4 µmol, 5 eq.) Glutathion wurden in 1.5 mL Phosphatpuffer gelöst und zur
inkubierten Interkalator-Lösung gegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 48 h bei RT mit
700 rpm geschüttelt. Nach dem destillativen Entfernen des Lösungsmittels wurde das
Gemisch mittels präparativer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 10 µm,
LiChroCART®
250-10)
aufgereinigt.
Zu
Beginn
der
Trennung
bestand
das
Lösungsmittelgemisch für 3 Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5%
Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1% TFA), erreichte bei 40 Min 95% B und 5% A und verlief für
weitere 3 Min konstant. Bei insgesamt 46 Min wurde das Ausgansverhältnis von 95% A und
5% B wieder erreicht. Die Durchflussgeschwindigkeit betrug 4 mL/min. Die Absorption wurde
bei 254 nm und 280 nm gemessen. Eine Ausbeutenbestimmung konnte nicht durchgeführt
werden.
MALDI-FTICR-MS m/z = 850.33 g/mol [M(1Glu)+4H]+, 1004.35 g/mol [M(1Glu)+DHB+4H]+,
1157.49 g/mol [M(2Glu)+5H]+, 1293.43 g/mol [M(2Glu)+DHB-H2O+5H]+, berechnet:
[M(1Glu)] = 845.33 g/mol, [M(2Glu)] = 1152.42 g/mol.
LC-MS m/z = 568 g/mol [M(2Glu)-H2O+H]2+, 1135 g/mol [M(2Glu)-H2O+H]+, 557 g/mol
[M(2Glu)-2H2O-H]2-, 1115 g/mol [M(2Glu)-2H2O-H]-, 1133 g/mol [M(2Glu)-H2O-H]-,
berechnet: [M(2Glu)] = 1152.42 g/mol.
198 | Experimenteller Teil
5.2.37 Salicylhydroxamsäure-Glutathion
Es wurden 5.00 mg (4.10 µmol, 1 eq.) Salicylhydroxamsäure-Interkalator 24 in 5 mL einer
Lösung aus 40% Acetonitril in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) gelöst und
24 h inkubiert. 6.30 mg (20.5 µmol, 5 eq.) Glutathion wurden in 1.5 mL Phosphatpuffer
gelöst und zur inkubierten Interkalator-Lösung gegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 24 h
bei RT mit 700 rpm geschüttelt. Eine Ausbeutenbestimmung konnte nicht durchgeführt
werden.
Die Reaktion wurde ebenfalls mit 3 eq. sowie 8 eq. Glutathion durchgeführt.
3 eq.:
MALDI-FTICR-MS: m/z = 994.36 g/mol [M(1Glu)+Na+H]+, 1301.44 g/mol [M(2Glu)+Na]+,
berechnet: [M(1Glu)] = 971.37 g/mol, [M(2Glu)] = 1278.54 g/mol.
5 eq.:
MALDI-FTICR-MS: m/z = 972.24 g/mol [M(1Glu)+H]+, 1279.46 g/mol [M(2Glu)+H]+,
berechnet: [M(1Glu)] = 971.37 g/mol, [M(2Glu)] = 1278.54 g/mol.
8 eq.:
MALDI-FTICR-MS: m/z = 994.36 g/mol [M(1Glu)+Na+H]+, 1317.44 g/mol [M(2Glu)+K]+,
berechnet: [M(1Glu)] = 971.37 g/mol, [M(2Glu)] = 1278.54 g/mol.
Experimenteller Teil | 199
5.2.38 Maleimid-modifizierter Aza-Kronenether
1-(6-(1,4,7,10-tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-6-oxohexyl)-1H-pyrrole-2,5-dion
In einem 5 mL Rundhalskolben wurden 30.0 mg (142 µmol, 1 eq.) 6-(2,5-dioxo-2,5-dihydro1H-pyrrol-1-yl)hexansäure unter Argonatmosphäre in 4 mL DMFabs vorgelegt und im Eisbad
auf 0 °C abgekühlt. Anschließend wurden unter Rühren 68.9 mg (156 µmol, 1.1 eq.) BOP,
20.1 mg (156 µmol, 1.1 eq.) DIEA sowie eine Spatelspitze HOBt zugegeben. Nach zehn
Minuten bei 0 °C wurden dem Reaktionsgemisch 62.2 mg (284 µmol, 2 eq.) 1-Aza[15]Krone-5 hinzugefügt und anschließend langsam auf RT erwärmt. Nach 24 h wurde das
Produkt säulenchromatographisch (Methanol:Chloroform = 1:9) aufgereinigt. Es wurden
25.1 mg (6.09 µmol, 43%) der Verbindung als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 1.28-1.36 (m, 2H, 4-H), 1.57-1.69 (m, 4H, 3-H, 5-H), 2.33 (t, 3J =
7.7 Hz, 2H, 6-H), 3.50-3.70 (m, 20H, 7-H-16-H), 3.79 (t, 3J = 7.1 Hz, 2H, 2-H), 6.68 (s, 2H, 1-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 24.87 (6-C), 26.65 (5-C), 28.51 (4-C), 33.01 (7-C), 37.80 (3-C),
49.35 (9-C), 50.42 (18-C), 69.74 (10-C), 69.80 (17-C), 70.15/70.39/70.72/71.67 (11-C-16-C),
134.12 (1-C), 170.92 (2-C), 173.23 (8-C).
LC-MS: m/z = 413 g/mol [M+H]+, berechnet: [M] = 412.22 g/mol.
200 | Experimenteller Teil
5.2.39 Maleimid-Aza-Kronenether-Glutathion
N-5-(3-((1-(6-(1,4,7,10-Tetraoxa-13-azacyclopentadecan-13-yl)-6-oxohexyl)-2,5-dioxopyrrolidin-3-yl)thio)-1-((carboxymethyl)amino)-1-oxopropan-2-yl)glutamin
Variante A
10.0 mg (24.2 µmol, 1 eq.) Maleimid-Aza-Kronenether 38 wurden in 2 mL Phosphatpuffer
(50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0) vorgelegt. Im Anschluss wurden 22.3 mg (72.7 µmol, 3 eq.)
Glutathion hinzugefügt und die Reaktionslösung für 24 h bei 45 °C mit 700 rpm inkubiert. Die
Aufarbeitung erfolgte mittels analytischer HPLC (Säule: Merck, LiChrospher® 100, RP-18, 5
µm, LiChroCART® 125-4). Zu Beginn der Trennung bestand das Lösungsmittelgemisch für 3
Min aus 95% Lösungsmittel A (Wasser, 0.1% TFA) und 5% Lösungsmittel B (Acetonitril, 0.1%
TFA), bei 5 Min aus 15% B und 85% A und bei 31 Min aus 30% B und 70% A. Nach 34 Min
erreichte der Gradient 95% B und 5% A und verlief für weitere 2 Min konstant. Bei insgesamt
38 Min wurde das Ausgansverhältnis von 95% A und 5% B wieder erreicht. Die
Durchflussgeschwindigkeit betrug 1 mL/min. Die Absorption wurde bei 220 nm, 254 nm und
280 nm gemessen. Eine Ausbeutenbestimmung konnte nicht durchgeführt werden.
Variante B
10.0 mg (24.2 µmol, 1 eq.) Maleimid-Aza-Kronenether 38 wurden in 2 mL DMFabs gelöst und
mit 22.3 mg (72.7 mmol, 3 eq.) Glutathion versetzt. Diese Reaktionslösung wurde ebenfalls
bei 45 °C für 24 h mit 700 rpm geschüttelt. Die Aufarbeitung erfolgte wieder mittels
analytischer HPLC.
Experimenteller Teil | 201
1
H-NMR (400 MHz, MeOD): δ = 1.29-1.38 (m, 2H, 11-H), 1.56-1.66 (m, 4H, 10-H, 12-H), 2.12-
2.28 (m, 2H, 2-H), 2.41 (t, 3J = 7.5 Hz, 2H, 13-H), 2.59 (t, 3J = 7.1 Hz, 2H, 3-H), 2.75-2.95 (m,
2H, 6-H), 3.16-3.25 (m, 2H, 8-H), 3.51-3.67 (m, 21H, 7-H, 14-H-23-H), 3.77 (t, 3J = 6.2 Hz, 2H,
9-H), 3.95 (s, 2H, 5-H), 3.98-4.08 (m, 2H, 1-H), 4.68-4.75 (m, 1H, 4-H).
13
C-NMR (100 MHz, MeOD): δ = 25.96 (18-C), 27.03 (17-C), 27.39 (16-C), 28.31 (3-C), 32.39
(19-C), 33.88 (4-C), 36.78 (15-C), 39.64 (12-C), 40.52 (10-C), 41.31 (11-C), 41.83 (8-C), 50.22
(21-C), 51.69 (6-C), 53.53 (2-C), 70.07/71.01/71.20/71.41/71.73/71.24 (22-C-30-C), 168.26
(14-C), 172.57 (20-C), 172.68 (13-C), 174.30 (7-C), 175.99 (1-C), 176.84 (5-C), 179.04 (9-C).
LC-MS: m/z = 720 g/mol [M+H]+, 361 g/mol [M+H]2+, 718 g/mol [M-H]-, berechnet: [M] =
719.30 g/mol.
202 | Experimenteller Teil
5.2.40 Somatostatin-Dimer
Es wurden 252 µg (0.125 µmol, 1eq.) Ethinyl-Somatostatin und 260 µg (0.126 µmol, 1eq.)
Azid-Somatostatin 28 in 100 µl H2Odemin gelöst. In einem seperaten Reaktionsgefäß wurden
101 µg (0.632 µmol, 5 eq.) Kupfer(II)-sulfat sowie 251 µg (1.26 µmol, 10 eq.)
Natriumascorbat in jeweils in 20 µL Wasserdemin gelöst, vereinigt und die Farbänderung von
dunkelbraun zu beige-orange abgewartet. Anschließend wurden beide Lösungen vereinigt
und bei RT für 24 h bei 700 rpm inkubiert. Eine Ausbeutenbestimmung konnte nicht
durchgeführt werden.
LC-MS: m/z = 677 g/mol [M+H]6+, 812 g/mol [M+H]5+, 1014 g/mol [M]4+, 676 g/mol [M]6-, 812
g/mol [M+H]5-, berechnet: [M] = 4054.69 g/mol.
MALDI-TOF-MS: m/z = 4057.06 g/mol [M+2H]+, berechnet: [M] = 4054.69 g/mol.
Experimenteller Teil | 203
5.2.41 Trimer-Kern-Verbindung
1,3,5-Triyl-tris(pent-4-ynoat)-Benzol
Unter Argonatmosphäre wurden 233 mg (2.38 mmol, 6 eq.) 4-Pentinsäure in 10 mL THF
gelöst und im Eisbad abgekühlt. Unter Rühren wurden 2.38 g (2.38 mmol, 6 eq.) EDC sowie
13.0 mg (0.107 mmol, 0.36 eq.) DMAP hinzugefügt. Nach zehn Minuten wurden 50.0 mg
(0.396 mmol, 1 eq.) 1,3,5-Trihydroxybenzol zugegeben und das Reaktionsgemisch 24 h bei
RT gerührt. Das Produktgemisch wurde nach dem Entfernen des Lösungsmittels
säulenchromatographisch mit 10% Methanol in Chloroform aufgereinigt. Es wurden 81.3 mg
(0.222 mmol, 56%) der Verbindung als gelbes hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 2.04 (t, 4J = 2.6 Hz, 3H, 4-H), 2.58-2.63 (td, 4J = 2.7 Hz, 3J = 7.1
Hz, 6H, 3-H), 2.79 (t, 3J = 7.5 Hz, 6H, 2-H), 6.88 (s, 3H, 1-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 14.44 (3-C), 33.50 (2-C), 69.74 (4-C), 81.92 (7-C), 112.93 (1-C),
151.06 (5-C), 169.61 (7-C).
MALDI-TOF-MS: m/z = 367.17 g/mol [M+H]+, 389.14 g/mol [M+Na]+, 405.11 g/mol [M+K]+,
berechnet: [M] = 366.41 g/mol.
204 | Experimenteller Teil
5.2.42 Tosylierter Ethinyl-TEO-Linker
2-(2-(2-(Prop-2-yn-1-yloxy)ethoxy)ethoxy)ethyl-p-tolylsulfat
Es wurden 600 mg (3.19 mmol, 1 eq.) Ethinyl-TEO-Linker in 20 mL THF gelöst. Hierzu wurde
eine Lösung aus 166 mg (4.15 mmol, 1.3 eq.) NaOH in 3 mL H2O gegeben und das
Reaktionsgemisch auf 5 °C abgekühlt. Anschließend wurde unter starkem Rühren eine
Lösung aus 730 mg (3.83 mmol, 1.2 eq.) Toluolsulfonsäurechlorid in 5 mL THF langsam
hinzugetropft und weiter zwei Stunden bei RT gerührt. Im Anschluss wurde mit H 2O und
Dichlormethan gewaschen, die organische Phase abgetrennt und solange mit H 2O
gewaschen, bis ein pH-Wert von 7 erreicht war. Nach dem Trocken über MgSO4 wurde das
Produktgemisch säulenchromatographisch mit n-Hexan:Ethylacetat 1:1 aufgereinigt und das
Produkt als weißer Feststoff mit 914 mg (2.55 mmol, 80%) erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 2.43 (t, 4J = 2.3 Hz, 1H, 1-H), 2.45 (s, 3H, 11-H), 3.59-3.70 (m,
10H, 3-H-7-H), 4.16 (t, 3J = 4.7 Hz, 2H, 8-H), 4.19 (d, 4J = 2.3 Hz, 2H, 2-H), 7.34 (d, 3J = 8.5 Hz,
2H, 9-H), 7.80 (d, 3J = 8.3 Hz, 2H, 10-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 21.59 (11-C), 58.32 (2-C), 68.61/69.00/69.19/70.34/70.76 (3-
C-7-C), 72.28 (8-C), 74.55 (1-C), 79.52 (1a-C), 127.92 (9-C), 129.78/129.81 (10-C), 132.87
(10a-C), 144.78 (9a-C).
Experimenteller Teil | 205
5.2.43 TEO-Trimer-Kern-Verbindung
1,3,5-Tris(2-(2-(2-(prop-2-yn-1-yloxy)ethoxy)ethoxy)ethoxy)benzol
50.0 mg (0.396 mmol, 1 eq.) 1,3,5-Trihydroxybenzol wurden zusammen mit 568 mg
(1.59 mmol, 4 eq.) tosyliertem Ethinyl-TEO 42 in 10 mL DMFabs unter Argonatmosphäre
gelöst. Anschließend wurden 1.09 g (7.92 mmol, 20 eq.) Kaliumcarbonat hinzugegeben und
das Reaktionsgemisch bei 80 °C für 24 h erhitzt. Nach Ablauf der Reaktionszeit wurde
mehrmals mit H2O und DCM gewaschen, die organische Phase abgetrennt und solange mit
H2O gewaschen, bis ein neutraler pH-Wert erreicht worden war. Nach dem Trocken über
MgSO4, wurde das Produkt säulenchromatographisch mit n-Hexan:Ethylacetat 1:1
aufgereinigt und mit 154 mg (0.242 mmol, 61%) als gelbes, hochviskoses Öl erhalten.
1
H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ = 2.43 (t, 4J = 2.4 Hz, 3H, 9-H), 3.67-3.74 (m, 24H, 4-H-7H), 3.83
(t, 3J = 5.04 Hz, 6H, 3-H), 4.06 (t, 3J = 4.56 Hz, 6H, 2-H), 4.20 (d, 4J = 2.4 Hz, 6H, 8-H), 6.10 (s,
3H, 1-H).
13
C-NMR (100 MHz, CDCl3): δ = 58.51 (8-C), 67.50/69.21/69.76/70.56/70.76/70.89 (2-C-7-C),
74.70 (9-C), 79.76 (8a-C), 94.43 (1-C), 160.59 (1a-C).
MALDI-TOF-MS: m/z = 637.42 g/mol [M+H]+, 659.49 g/mol [M+Na]+, 675.37 g/mol [M+K]+,
berechnet: [M] = 636.73 g/mol.
206 | Verzeichnisse
6 Verzeichnisse
6.1 Abkürzungsverzeichnis
Abs
Absolut
AFM
Rasterkraftmikroskop (engl. atomic/scanning force microscope)
APT
Attached Proton Test
Boc
tert-Butyloxycarbonyl
BOP
(Benzotriazol-1-yloxy)tris(dimethylamino)phosphonium-hexafluorophosphat
bpy
Bipyridin
BSA
Bovine serum albumin
CHCA
α-Cyano-4-hydroxyzimtsäure
COSY
Correlated Spectroscopy
Cys
Cystein
d (NMR)
Dublett
DCC
N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid
DCM
Dichlormethan
dd (NMR)
Dublett vom Dublett
ddd (NMR)
Dublett vom Dublett vom Dublett
DEPT
Distortionless Enhancement by Polarization Transfer
DHB
2,5-Dihydroxybenzoesäure
DIEA
Diisopropylethylamin
DMAP
4-(Dimethylamino)-pyridin
DMSO
Dimethylsulfoxid
EDC
1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl)carbodiimid
EDTA
Ethylendiamintetraessigsäure
ESI
Elektrosprayionisation
Eth.
Ethinyl
EtOH
Ethanol
Eq./eq.
Äquivalent
Verzeichnisse | 207
FG
Funktionelle Gruppe
FTICR-MS
Fourier transform ion cyclotron resonance mass spectrometry
FT-IR
Fourier-Transform-Infrarotspektrometer
g.SHS
Trityl-geschützte Salicylhydroxamsäure
Glu
Glutathion
h
Stunde
H
Proton
HBTU
N,N,N′,N′-Tetramethyl-O-(1H-benzotriazol-1-yl)uranium-hexafluorophosphat
HMBC
Heteronuclear Multiple Bond Correlation
HOBt
1-Hydroxybenzotriazol
HPLC
Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (engl. high performance liquid
chromatography
HSQC
Heteronuclear Single Quantum Coherence
Hz
Hertz
IK
Interkalator
konz
konzentriert
L
Ligand
LC-MS
Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (engl. liquid
chromatography–mass spectrometry)
Lys
Lysin
m (NMR)
Multiplett
M
Molekulargewicht
M
Molar [mol/l]
m
Masse
MALDI
Matrix-unterstützte Laser-Desorption/Ionisation
MeOD
Methanol (deuteriert)
MeOH
Methanol
Min
Minuten
MS
Massen
NaAsc
Natriumascorbat
208 | Verzeichnisse
N3
Azid
NMR
Kernspinresonanz (engl. Nuclear Magnetic Resonance)
p
para
PBS
Phenylboronsäure
PEG
Polyethylene glycol
PEO
Polyethylenoxid
Phe
Phenylalanin
ppm
parts per million
q (NMR)
Quartett
R
Rest
rpm
Umdrehungen pro Minute (engl. rounds per minute)
RT
Raumtemperatur
s (NMR)
Singulett
SG
Schutzgruppe
SHS
Salicylhydroxamsäure
Soma
Somatostatin
t (NMR)
Triplett
t
Zeit (engl. time)
TCEP
tris(2-carboxyethyl)phosphine
TEO
Tetraethylenoxid
TFA
Trifluoressigsäure
THF
Tetrahydrofuran
Thr
Threonin
TOF
Time of flight
Trp
Tryptophan
UV
Ultraviolett
Vbdg
Verbindung
z
Ladung
δ (NMR)
Chemische Verschiebung
Verzeichnisse | 209
6.2 Liste der synthetisierten Verbindungen
Mannich-Salz 1
Bisulfid 2
Boc-geschützter Amin-Interkalator 5
Säure-funktionalisierter
Aza-Kronenether 7
Boc-TEO-Linker 4
Amin-Interkalator 6
Aza-Kronenether-Interkalator: Variante A 8
Boc-geschützter TEO-Aza-Kronenether 9
Aza-Kronenether-Interkalator: Variante B 11
Säure-funktionalisiertes
2,2´-Bipyridin 14
Bisulfon 3
2,2´-BipyridinSäurechlorid 15
Geschützter Boronsäure-Interkalator 17
TEO-Aza-Kronenether 10
Stannyliertes
Pyridin 12
2,2'-Bipyridin-4methylester 13
2,2´-Bipyridin-Interkalator 16
Boronsäure-Interkalator 18
210 | Verzeichnisse
Azido-Transfer-Agent 19
Boc-geschützter Azid-TEO-Linker 20
Azid-Bisulfid-Interkalator 22
Azid-Interkalator 23
Salicylhydroxamsäure-Interkalator 24
Pentinsäure-modifizierter AzaKronenether 26
Azid-TEO-Linker 21
NHS-aktivierte Pentinsäure
25
Aza-Kronenether-Interkalator: Variante C 27
Azid-Somatostatin 28
Azid-Glutathion 29
Aza-Kronenether-Somatostatin 30
Aza-Kronenether-Glutathion 31
Bipyridin-Somatostatin 32
Bipyridin-Glutathion 33
Verzeichnisse | 211
Boronsäure-Somatostatin 34
Boronsäure-Glutathion 35
Salicylhydroxamsäure-Somatostatin 36
Salicylhydroxamsäure-Glutathion 37
Maleimid-Aza-KronenetherGlutathion 39
Trimer-KernVerbindung 41
Maleimid-modifizierter AzaKronenether 38
Somatostatin-Dimer 40
Tosylierter Ethinyl-TEO-Linker 42
TEO-Trimer-Kern-Verbindung 43
212 | Verzeichnisse
6.3 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1. Oberflächenmodelle a) eines Ferritin-Protein-Komplexes; b) eine der 24 FerritinUntereinheiten; c) Metall-Bindungsstellen in den Untereinheiten.[5] Adapted by permission from
Macmillan Publishers Ltd: Nature Chemical Biology [5], copyright 2013. .............................................. 1
Abbildung 1-2. Schematische Darstellung der Zn-vermittelten Dimerisierung des RIDC3-Monomers
sowie die Bildung einer helikalen 1D Kette aus RIDC3-Dimeren.[8] Adapted by permission from
Macmillan Publishers Ltd: Nature Chemistry [8], copyright 2012. ......................................................... 3
Abbildung 1-3. a) Aminosäurensequenz des modifizierten H-byp; b) Seitliche Ansicht nach TripelHelix-Bildung; c) Ansicht von oben auf einen einzelnen Tripel-Helix-Strang, gefolgt von der Metallgetriggerten Selbstassemblierung.[10] Reprinted with permission from [10], copyright 2008 American
Chemical Society. .................................................................................................................................... 4
Abbildung 1-4. Allgemeiner Aufbau eines Michael-Akzeptors, wobei W (blau) für eine
elektronenziehende Gruppe und X (rot) für eine Abgangsgruppe steht.[14] ........................................... 5
Abbildung 1-5. ETAC-Reagenzien der ersten Stunde.[15] ......................................................................... 5
Abbildung 1-6. Grundgerüst einer neuartigen Interkalator-Verbindung.[17] ........................................... 6
Abbildung 1-7. Natives Somatostatin-14 und das Analoga Octreotid, wobei die Disulfidbrücken rot
und die pharmakologisch aktive Aminosäuresequenz blau dargestellt sind. ......................................... 8
Abbildung 1-8. Natives Somatostatin, sowie mit blauen Pfeilen gekennzeichnet die metabolischen
Abbaustellen............................................................................................................................................ 9
Abbildung 1-9. Darstellung der beiden unterschiedlichen Synthesestrategien grafting from und
grafting onto am Beispiel der Interkalation in die Disulfidbrücke eines Biomoleküls. ......................... 12
Abbildung 1-10. Unterschiedliche Vertreter der Stoffklasse der Kronenether..................................... 15
Abbildung 1-11. Vergleich der Durchmesser von Krone und Kation für die Bildung eines 1:1Komplexes.[43] ........................................................................................................................................ 16
Abbildung 1-12. Schematische Darstellung einer Kalium-induzierten Aggregierung durch Ausbildung
von Sandwich-Komplexen in einem Natrium-haltigen Medium.[46] Reprinted (adapted) with
permission from [46], copyright 2002 American Chemical Society. ..................................................... 16
Abbildung 1-13. Lösungsmittel-Einfluss auf die Konformation der Kronenether.[47] ............................ 17
Abbildung 1-14. Beispiele für Licht- und Redox-induzierte Komplexbildung.[41] .................................. 18
Abbildung 1-15. Kronenether-funktionalisierte Aminosäure, sowie die durch Cäsiumionen getriggerte
Ausbildung einer α-Helix-Konformation.[] Adapted from [51] with permission of The Royal Society of
Chemistry. ............................................................................................................................................. 18
Abbildung 1-16. Komplexierung von Aza-Kronenether-modifizierten Porphyrinen mit Natrium (1:1Komplex) und Kalium (2:1-Komplex).[52] Adapted from [52] with permission of The Royal Society of
Chemistry. ............................................................................................................................................. 19
Abbildung 1-17. Schematische Darstellung eines Übergangsmetalls Mn+ mit ein-, zwei- und
dreizähnigen Liganden L. ....................................................................................................................... 19
Abbildung 1-18. Die am häufigsten verwendeten Liganden in der Übergangsmetall-Komplexierung. 20
Abbildung 1-19. Darstellung der sechs möglichen Bipyridin-Isomere. ................................................. 20
Abbildung 1-20. Strukturformel und 3D-Modell[] des [Ru(bipy)3]Cl2-Komplexes.................................. 21
Abbildung 1-21. Absorptions-Spektrum von Ru(bipy)32+; LC: 185/285 nm, MC: 322/344 nm, MLCT:
240/450 nm.[]; Reprinted from Coordination Chemistry Reviews, Vol. 84, A. Juris, V. Balzani, F.
Verzeichnisse | 213
Barigelletti, S. Campagna, P. Belser, A. von Zelewsky, Ru(II) polypyridine complexes: photophysics,
photochemistry, eletrochemistry, and chemiluminescence, Pages 85–277, Copyright 1988, with
permission from Elsevier. ...................................................................................................................... 22
Abbildung 1-22. Links: Natives Insulin-Hexamer (Koordination von HisB10-Reste (grün) an Zn(II)
(grau));[] Rechts: Model des erwarteten Trimers aus 2,2´-Bipy-(lila)-modifiziertem Insulin mit Fe(II)
(magenta).[64] Reprinted with permission from [64], copyright © 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co.
KGaA, Weinheim. .................................................................................................................................. 23
Abbildung 1-23. Metall-induzierte Bildung eines 3-α-Helix-Bündel.[68] Adapted with permission from
[68], Copyright © 1991, American Chemical Society. ........................................................................... 23
Abbildung 1-24. Entwurf eines künstlichen Metalloproteins mit einem Ruthenium-(II)-tris(bipyridyl)Komplex als Kern.[9] Reprinted with permission from [9], copyright © 2006 WILEY-VCH Verlag GmbH
& Co. KGaA, Weinheim. ......................................................................................................................... 24
Abbildung 1-25. Angriff eines Nukleophils am Bor-Zentrum.[80] ........................................................... 25
Abbildung 1-26. Thermodynamische Analyse der Wechselwirkungen von Phenylboronsäure mit 1,2Ethandiol.[73] .......................................................................................................................................... 26
Abbildung 1-27. Boronsäure-Makrozyklen.[81,82] ................................................................................... 27
Abbildung 1-28. Beispiel einer Verkapselungsreaktion durch Boronsäure-Veresterung, Kubo et al..[83]
Adapted from [83] with permission of The Royal Society of Chemistry. ............................................. 27
Abbildung 1-29. Einfluss eines Lösungsmittelmoleküls auf die B-N-Bindung.[85] .................................. 28
Abbildung 1-30. a) Salicylhydroxamsäure; b) Salicylsäure/o-Hydroxybenzoesäure; c) Aspirin®/
Acetylsalicylsäure. ................................................................................................................................. 28
Abbildung 1-31. Gleichgewicht der Ausbildung von O-Anion und N-Anion einer HydroxamsäureVerbindung.[88] ....................................................................................................................................... 29
Abbildung 1-32. Zwei mögliche Wege der Ausbildung von Metall-Komplexen der
Salicylhydroxamsäure; a) [O,O]; b) [N,O´].[91] ........................................................................................ 29
Abbildung 1-33. PH-abhängige Gleichgewichtsreaktion zwischen Salicylhydroxamsäure und
Phenylboronsäure.[98] ............................................................................................................................ 30
Abbildung 1-34. PH-abhängige Bildung und Spaltung eines Dendrimer-Enzym-Komplexes.[] ............. 31
Abbildung 3-1. I) Grundgerüst der 1990 veröffentlichten Interkalator-Verbindung; II) BisulfonInterkalator.[17,18] ................................................................................................................................... 35
Abbildung 3-2. Die vielfältigen Einsatzgebiete von Oxone®.[105] Adapted with permission from [105].
Copyright © 2003, American Chemical Society. ................................................................................... 41
Abbildung 3-3. 1H-NMR-Spektren (CDCl3) von Bisulfid 2 und Bisulfon 3 im Vergleich.......................... 42
Abbildung 3-4. LC-MS-Spektren des Amino-Interkalators 6; A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UVChromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.25 min: m/z = 547 g/mol [Mmono]+ ; D) MSSpektrum (-) t = 7.75 min: m/z = 702 g/mol [M]-; berechnet: [Mmono] = 547 g/mol, [M] = 702.32 g/mol.
............................................................................................................................................................... 47
Abbildung 3-5. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Amin-Interkalators 6. .................................................. 48
Abbildung 3-6. Strukturformeln und Kugel-Strich-Modelle der [15]Krone-5 sowie der Modifikation
Aza-[15]Krone-5. ................................................................................................................................... 50
Abbildung 3-7. 1H-NMR-Spektrum (MeOD) des Aza-Kronenether-Interkalators 8............................... 52
Abbildung 3-8. Vergleich der Strukturformeln der Kupplungsreagenzien HBTU, BOP und HOBT. ....... 54
Abbildung 3-9. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Aza-Kronenether-Interkalators 11. ............................. 55
214 | Verzeichnisse
Abbildung 3-10. 1H-NMR-Spektren (CDCl3) des Aza-Kronenether-Interkalators 11, dessen Integrale
über verschiedene Ausgangssignale kalibriert wurden; Integration ausgehend vom Bisulfon-Teil (A),
Aza-Kronenether-TEO-Teil (B); C) Integration der beiden Mulitpletts im Bereich von 3.46 – 3.69 ppm.
............................................................................................................................................................... 56
Abbildung 3-11. 3D-Modell eines oktaedrischen [M(bipy)3]n+-Komplexes.[]......................................... 58
Abbildung 3-12. 1H-NMR-Spektrum (DMSO) des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins 14. ........................... 61
Abbildung 3-13. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 16. ................................. 64
Abbildung 3-14. LC-MS-Spektren des Rohprodukts 17; A) UV-Chromatogramm 254nm; B) MSSpektrum t = 10 min, [MMono+H+] = 695 g/mol; C) MS-Spektrum t = 11.5 min, [M+H+] = 851 g/mol;
berechnet: [M-SG] = 850.30 g/mol. ...................................................................................................... 68
Abbildung 3-15. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Boronsäure-Interkalators 18. .................................... 69
Abbildung 3-16. 1,3-dipolare Cycloaddition ohne Katalysator; 1:1-Produktgemisch aus 1,4- und 1,5substituierten Triazolringen.[]................................................................................................................ 71
Abbildung 3-17. FT-IR-Spektrum (KBr) des Azid-Boc-TEO-Linkers 20. .................................................. 74
Abbildung 3-18. FT-IR-Spektrum (KBr) des Azid-Interkalators 23. ........................................................ 76
Abbildung 3-19. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Azid-Interkalators 23. ................................................ 77
Abbildung 3-20. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24. ................... 82
Abbildung 3-21. 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) des Aza-Kronenether-Interkalators 27. ........................... 86
Abbildung 3-22. Übersicht der eingeführten Bausteine der synthetisierten Interkalatoren................ 89
Abbildung 3-23. Grundgerüst I) eines Michael-Akzeptor-Systems, II) eines aktivierten BisulfonInterkalators, III) eines Bisulfon-Interkalators nach der ersten Michael-Addition eines Nukleophils. . 92
Abbildung 3-24. L-Glutathion, aufgebaut aus den Aminosäuren Glycin (grün), Cystein (rot) und
Glutaminsäure (blau) in der reduzierten Form als Monomer und in der Variante als Dimer............... 95
Abbildung 3-25. Einführung der schematischen Darstellung des Somatostatins. ................................ 96
Abbildung 3-26. Azid-Somatostatin 28: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UVChromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.75 min: m/z = 686 g/mol [M+H]3+, m/z = 1029
g/mol [M+H]2+; D) MS-Spektrum (-) t = 13.75 min: m/z = 1027 g/mol [M-H]2; E) MALDI-TOF-MS: m/z =
2058.03 [M+2H]+; berechnet: [M] = 2056.39 g/mol. ............................................................................ 99
Abbildung 3-27. LC-MS-Spektren Azid-Glutathion 29; A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UVChromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.25 min: m/z = 517 g/mol [M+2H]2+; D) MSSpektrum (-) t = 6.25 min: m/z = 1029 g/mol [M-H]-, m/z = 1030 g/mol [M]-; berechnet: [M] = 1030.37
g/mol. .................................................................................................................................................. 100
Abbildung 3-28. 1H-NMR-Spektrum (MeOD) des Azid-Glutathions 29. .............................................. 101
Abbildung 3-29. Aza-Kronenether-Somatostatin 30: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm;
B) UV-Chromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.50 min: m/z = 584 g/mol [M+H]4+, 778
g/mol [M+H]3+, 1167 [M+2H]2+; D) MS-Spektrum (-) t = 13.50 min: m/z = 1164 g/mol [M-H]2-; E)
MALDI-FTICR-MS-Spektrum: m/z = 2332.12 g/mol [M+2H]+; berechnet: [M] = 2330.10 g/mol. ....... 104
Abbildung 3-30. LC-MS-Spektren Aza-Kronenether-Somatostatin 31; A) UV-Chromatogramm 254 nm;
B) UV-Chromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.0 min: m/z = 436 g/mol [M+H]3+, 654
g/mol [M+H]2+, 1307 g/mol [M+2H+; D) MS-Spektrum (-) t = 13.0 min: m/z = 1304 g/mol [M-H]-;
berechnet: [M] = 1305.54 g/mol. ........................................................................................................ 105
Verzeichnisse | 215
Abbildung 3-31. 2,2´-Bipyridin-Somatostatin 32: A) MALDI-FTICR-MS-Spektrum: m/z = 2213.00 g/mol
[M+H]+; B) MALDI-TOF-MS-Spektrum: : m/z = 2213.05 g/mol [M+H]+; berechnet: [M] = 2212.57
g/mol. .................................................................................................................................................. 108
Abbildung 3-32. 2,2´-Bipyridin-Glutathion 33: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B)
UV-Chromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 5.50 min: m/z = 397 g/mol [M+H]3+, 594 g/mol
[M+H]2+; D) MS-Spektrum (-) t = 5.50 min: m/z = 1185 g/mol [M-2H]-; E) MALDI-FTICR-MS-Spektrum:
m/z = 1209.42 g/mol [M-H+Na]+; berechnet: [M] = 1187.30 g/mol. .................................................. 108
Abbildung 3-33. Boronsäure-Somatostatin 34; LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B)
UV-Chromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.25 min: m/z = 715 g/mol [M-2H2O+H]3+, 1071
g/mol [M-2H2O]2+; D) MS-Spektrum (-) t = 6.25 min: m/z = 1078 g/mol [M-H2O-2H]2-; MALDI-FTICRMS-Spektrum (CHCA): m/z = 2142.97 g/mol [M-2H2O+H]+, 2150.98 g/mol [M-2H2O+9H]+, 2160.98
g/mol [M-H2O+H]+; berechnet: [M] = 2177.99 g/mol. ........................................................................ 111
Abbildung 3-34. Boronsäure-Glutathion 35; LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UVChromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 6.0 min: m/z = 568 g/mol [M(2Glu)-H2O+H]2+, 1135
g/mol [M(2Glu)-H2O+H]+; D) MS-Spektrum (-) t = 6.0 min: m/z = 557 g/mol [M(2Glu)-2H2O-H]2-, 1115
g/mol [M(2Glu)-2H2O-H]-; MALDI-FTICR-MS-Spektrum: 1004.35 g/mol [M(1Glu)+DHB+4H]+, 1157.49
g/mol [M(2Glu)+5H]+, 1293.43 g/mol [M(2Glu)+DHB-H2O+5H]+; berechnet: [M(2Glu)] = 1152.42
g/mol. .................................................................................................................................................. 112
Abbildung 3-35. MALDI-FTICR-MS-Spektrum der Reaktionslösung der Somatostatin-Interkalation des
SHS-Interkalators 24; m/z = 2305.02 g/mol [M+2H]+, 2327.01 g/mol [M+Na+H]+; berechnet: [M] =
2303.05 g/mol; Somatostatin: m/z = 1661.72 g/mol [M+Na+2H]+; berechnet: [M] = 1637.90 g/mol.
............................................................................................................................................................. 114
Abbildung 3-36. MALDI-FTICR-MS-Spektren der Glutathion-SHS-Interkalator-Reaktionslösungen mit 3,
5 und 8 Eq. Glutathion; A) m/z = 994.36 g/mol [M(1Glu)+Na+H]+, 1301.44 g/mol [M(2Glu)+Na]+; B)
m/z = 972.24 g/mol [M(1Glu)+H]+, 1279.46 g/mol [M(2Glu)+H]+; C) m/z = 994.36 g/mol
[M(1Glu)+Na+H]+, 1317.44 g/mol [M(2Glu)+K]+; berechnet: [M(1Glu)] = 971.37 g/mol, [M(2Glu)] =
1278.54 g/mol. .................................................................................................................................... 116
Abbildung 3-37. MALDI-FTICR-MS-Spektrum des SHS-Somatostatins 36, hergestellt über den Weg der
Click-Reaktion; m/z = 2305.02 g/mol [M+2H]+, berechnet: [M] = 2303.05 g/mol. ............................. 126
Abbildung 3-38. Multivalente Linkersysteme, synthetisiert von Anne Pfisterer. ............................... 130
Abbildung 3-39. Somatostatin-Dimer 40: LC-MS-Spektren: A) UV-Chromatogramm 254 nm; B) UVChromatogramm 214 nm; C) MS-Spektrum (+) t = 13.70 min: 677 g/mol [M+H]6+, 812 g/mol [M+H]5+,
1014 g/mol [M]4+; D) MS-Spektrum (-) t = 13.73 min: m/z = 676 g/mol [M]6-, 812 g/mol [M+H]5-; E)
MALDI-TOF-MS-Spektrum: m/z = 4057.06 g/mol [M+2H]+; berechnet: [M] = 4054.69 g/mol. .......... 132
Abbildung 3-40. Mögliches Produkt einer Nickelbasierten Komplexbildung des BipyridinSomatostatins 32 und einem Terpyridin, welches zuvor mit einem Molekül BSA verknüpft worden
war. ...................................................................................................................................................... 140
Abbildung 4-1. Auswahl der reaktiven Bausteine, welche in die Interkalator-Verbindungen eingeführt
worden waren. .................................................................................................................................... 143
6.4 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Bindungsstärken von Somatostatin, Octreotid und Lanreotid an die fünf SomatostatinRezeptoren (SSTR).[] Reprinted with permission from [30], copyright © 2002, European Society of
Endocrinology. ....................................................................................................................................... 10
216 | Verzeichnisse
Tabelle 2. Zusammenfassung von nicht-kovalenten Wechselwirkungen.[40] ........................................ 14
Tabelle 3. Zusammenfassung der Reaktivität der funktionalisierten Interkalatoren gegenüber dem
Glutathion und dem Somatostatin, inklusive der Ausbeute, wobei  = kein Produkt, = Spuren und
 = Hauptprodukt darstellt. ................................................................................................................ 117
Tabelle 4. Äquivalent-Verhältnisse der Synthese des Boronsäure-Somatostatins via Click-Reaktion.124
Tabelle 5. Verhältnisse der Äquivalente der Synthese von Salicylhydroxamsäure-Somatostatin 36 via
Click-Reaktion. ..................................................................................................................................... 126
Tabelle 6. Verhältnisse der Äquivalente der Synthese des Somatostatin-Trimers via Click-Reaktion.134
6.5 Schemataverzeichnis
Schema 1-1. Mechanismus der konsekutiven Michael-Additionen zweier nukleophiler Reste.[16] ........ 5
Schema 1-2. Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems durch Abspaltung eines ToluolsulfonsäureRestes. ..................................................................................................................................................... 7
Schema 1-3. Bisphenol-Synthese von C. J. Pedersen.[41] ....................................................................... 15
Schema 1-4. Konformation einer [18]Krone-6 vor und nach der Komplexbildung mit einem KaliumIon.[48,] .................................................................................................................................................... 17
Schema 2-1. Übersichtsschema der beiden Syntheserouten zur Herstellung von SomatostatinKonjugaten, welche mittels eines komplementären Reaktionspartners responsive, definierte
Biokonjugate ausbilden können. ........................................................................................................... 34
Schema 3-1. Übersicht der Synthesestrategie I zur Darstellung von Somatostatin-Konjugaten nach der
Methode des grafting onto. Dazu wurde zuerst eine Bibliothek an unterschiedlich funktionalisierten
Interkalator-Verbindungen synthetisiert und im Anschluss deren Verhalten bei der Biokonjugation
mit Somatostatin und Glutathion untersucht. ...................................................................................... 36
Schema 3-2. Eliminierung der Toluolsulfonsäure nach dem E1cB-Mechanismus. ............................... 38
Schema 3-3. Konsekutive Michael-Additions-Reaktionen am aktivierten Bisulfon-Interkalator mit
unterschiedlichen Peptiden, welche ein oder zwei Thiolgruppen aufweisen. ..................................... 39
Schema 3-4. Syntheseroute des Bisulfon-Interkalators 3; i) Piperidin-Hydrochlorid, Paraformaldehyd,
Salzsäure, EtOH, 105 °C, 18 h; ii) 4-Methylthiophenol, Piperidin, 37% Formaldehydlösung,
EtOH/MeOH (1:1), 105 °C 4 h; iii) Oxone, MeOH/H20 (1:1), 24 h, RT. .................................................. 40
Schema 3-5. Mechanismus der Mannich-Reaktion über die Zwischenstufe der Bildung eines
Iminiumions.[] ........................................................................................................................................ 40
Schema 3-6. Mechanismus einer Sulfid-Oxidation via Oxone®. ........................................................... 42
Schema 3-7. Syntheseroute des Amin-Interkalators 6; i) Di-tert-butyldicarbonat, 1,4-Dioxan, RT, 18 h;
ii) HBTU, DIEA, Dimethylformamid, 24 h, iii) Trifluoressigsäure, DCM, RT, 24 h. ................................. 45
Schema 3-8. Mechanismus der HBTU-Kupplungsreaktion zwischen einer Carboxy- und einer
Aminverbindung. ................................................................................................................................... 46
Schema 3-9. Syntheseroute A des Aza-Kronenther-Interkalators 8; i) THF, Reflux, 3 h;[151] ii) HBTU,
DIEA, Dimethylformamid, RT, 24 h........................................................................................................ 51
Schema 3-10. Syntheseroute des Aza-Kronenether-Interkalators 11; i) BOP, HOBt, DIEA,
Dimethylformamid, RT, 48 h; ii) Trifluoressigsäure, DCM, RT, 24 h; iii) HBTU, DIEA, Dimethylformamid,
RT, 24 h. ................................................................................................................................................. 53
Verzeichnisse | 217
Schema 3-11. Syntheseroute des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins 14. i) n-BuLi, Tetrahydrofuran, -78 °C,
1 h; ii) Trimethylzinnchlorid, Tetrahydrofuran, -78 °C – RT, 90 Min; iii) 2-Chloropyridin-4-methylester,
Tetrakis(triphenyl-phosphan)-Palladium, Dioxan, Reflux, 18 h; iv[154]) NaOH, Methanol, HCl, RT, 5 h; v)
Oxalylchlorid, Tetrahydrofuran, Reflux, 3 h. ......................................................................................... 59
Schema 3-12. Mechanismus der Palladiumkatalysierten Stille-Kreuzkupplung am Beispiel der
Synthese des 4-Carbonsäure-2,2´-Bipyridins (14). ................................................................................ 60
Schema 3-13. Syntheseroute des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 28. i-a) EDC·HCl, DMAP, Triethylamin,
Dimethylformamid, RT, 24 h; i-b) Triethylamin, Tetrahydrofuran, Reflux, 3 h. .................................... 62
Schema 3-14. Schematischer Mechanismus einer EDC-Aktivierung.[,] ................................................. 63
Schema 3-15. pH-abhängige Wechselwirkung zwischen substituierter Salicylhydroxamsäure und
Phenylboronsäure. ................................................................................................................................ 66
Schema 3-16. Syntheseroute des Boronsäure-Interkalators 18; i) DIEA, Dimethylformamid, RT, 24 h;
ii) Trifluoressigsäure, Chloroform, RT, 24 h. .......................................................................................... 67
Schema 3-17. Syntheseroute des Azid-TEO-Amins 21 mittels Diazo-Transfer-Reagenzes; i)
Sulfurylchlorid, Imidazol, 0 °C, ACN, Acetylchlorid, EtOH; ii) Di-tert-butyldicarbonat, 1,4-Dioxan, RT,
18 h; iii) K2CO3, MeOH, CuSO4, H2O, RT, 24 h; iv) Trifluoressigsäure, DCM, RT, 16 h. ........................... 73
Schema 3-18. Mechanismus eines Diazo-Transfers mit Trifluormethansulfonylazid. .......................... 73
Schema 3-19. Syntheseroute des Azid-Interkalators 23; i) HBTU, DIEA, Dimethylformamid, 24 h; ii)
Oxone®, MeOH/H2O (1:1), RT, 48 h....................................................................................................... 75
Schema 3-20. Schematischer Mechanismus einer kupferkatalysierten 1,3-dipolaren Cycloaddition. . 80
Schema 3-21. Syntheseroute des 2-Hydroxy-4-(pent-4-inamido)-N-(trityloxy)-benzamids; i) DIEA,
Dimethylformamid, 80 °C, 48 h; ii) N-Trityloxyamin, Tetrahydrofuran, RT, 48 h.................................. 81
Schema 3-22. Syntheseroute des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24; i) Kupfer(II)-sulfat,
Natriumascorbat, THF/H2O (2:1), RT, 24 h. ........................................................................................... 81
Schema 3-23. Syntheseroute des Aza-Kronenether-Interkalators 27 via Click-Reaktion; i) NHydroxysuccinimid, EDC·HCl, DMAP, Dichlormethan, RT, 24 h;[157] ii) DCM, RT, 24 h; iii) DIEA,
Kupfer(I)iodid, THF, RT, 24 h. ................................................................................................................ 84
Schema 3-24. Allgemeine Syntheseroute der funktionalisierten Interkalatoren. ................................ 88
Schema 3-25. Ausbildung des Michael-Akzeptor-Systems unter basischen Bedingungen durch
Abspaltung eines Toluolsulfonsäure-Restes, ausgehend von der Grundform des Bisulfons................ 93
Schema 3-26. Mechanismus der Interkalation, dargestellt mit Somatostatin als zyklisches Peptid; a)
Reduktive Spaltung der Disulfidbindung; b) Nukleophiler Angriff am Michael-Akzeptor-System; c)
Abspaltung der Abgangsgruppe sowie Ausbildung eines neuen Akzeptor-Systems; d) Wiederaufbau
der früheren Disulfidbindung durch eine zweite Michael-Addition.[18] ................................................ 93
Schema 3-27. Synthese des Azid-Somatostatins 28; i) 40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM
EDTA, pH=7.8), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 40 min; iii) RT, 24 h. ................ 97
Schema 3-28. Synthese des Azid-Glutathions 29; i) 40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA,
pH=7.8), RT, 24 h; ii) Glutathion, TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24 h. ..................................................... 100
Schema 3-29. Biokonjugation des Azid-Kronenether-Interkalators 11 mit Somatostatin und
Glutathion; i) 40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin,
TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24 h; iii) Glutathion, Phosphatpuffer, RT, 24 h......................................... 103
Schema 3-30. Synthese des Maleimid-Aza-Kronenethers 38; i) BOP, HOBt, DIEA, Dimethylformamid,
RT, 24 h. ............................................................................................................................................... 105
218 | Verzeichnisse
Schema 3-31. Synthese des Maleimid-Aza-Kronenther-Somatostatins; i) H2O/Dimethylformamid, RT,
24 h. ..................................................................................................................................................... 105
Schema 3-32. Synthese des Maleimid-Aza-Kronenether-Glutathions 39; i-a) Glutathion,
Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), 45 °C, 24 h; i-b) Glutathion, Dimethylformamid, 45
°C, 24 h. ............................................................................................................................................... 106
Schema 3-33. Biokonjugation des 2,2´-Bipyridin-Interkalators 16 mit Somatostatin und Glutathion; i)
40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP,
Phosphatpuffer, RT, 48 h; iii) Glutathion, Phosphatpuffer, RT, 24 h................................................... 107
Schema 3-34. Biokonjugation des Boronsäure-Interkalators 18 mit Somatostatin und Glutathion; i)
40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin, TCEP,
Phosphatpuffer, RT, 24-48 h; iii) Glutathion, Phosphatpuffer, RT, 24 h. ............................................ 110
Schema 3-35. Biokonjugation des Salicylhydroxamsäure-Interkalators 24 mit Somatostatin und
Glutathion; i) 40% ACN in Phosphatpuffer (50 mM, 10 mM EDTA, pH=8.0), RT, 24 h; ii) Somatostatin,
TCEP, Phosphatpuffer, RT, 24-48 h; iii) Glutathion, Phosphatpuffer, RT, 24 h. .................................. 113
Schema 3-36. Syntheseroute des Aza-Kronenether-Somatostatins über das Azid-Somatostatin 28; i)
DIEA, Kupfer(I)iodid, THF/H2O, RT, 24 h. ............................................................................................. 122
Schema 3-37. Syntheseroute von Boronsäure-Somatostatin via Click-Reaktion; i) Kupfer(II)-sulfat,
Natriumascorbat, THF/H2O, RT, 24 - 48 h. .......................................................................................... 123
Schema 3-38. Synthese des Salicylhydroxamsäure-Somatostatins 36 via Click-Reaktion; i) Kupfer(II)sulfat, Natriumascorbat, Tetrahydrofuran, H2O, RT, 24-48 h. ............................................................ 125
Schema 3-39. Syntheseroute des Somatostatin-Dimers 40 via kupferkatalysierter Click-Reaktion; i)
Kupfer(II)-sulfat, Natriumascorbat, H2O, RT, 24 h. .............................................................................. 131
Schema 3-40. Synthese der Trimer-Kernverbindung 41; i) EDC, DMAP, Tetrahydrofuran, RT, 24 h. . 133
Schema 3-41. Syntheseroute des Somatostatin-Trimers via Kernverbindung 41; i) Kupfer(II)-sulfat,
Natriumascorbat, Tetrahydrofuran/Wasser, RT, 24-48 h. .................................................................. 134
Schema 3-42. Syntheseroute der TEO-Trimer-Kernverbindung 43; i) wässrige Natronlauge,
Tetrahydrofuran, 5 °C, RT, 2 h; ii) Kaliumcarbonat, Dimethylformamid, 80 °C, 24 h . ........................ 135
Schema 3-43. Synthese des Somatostatin-Trimers via Kernverbindung 43; i) Kupfer(II)-sulfat,
Natriumascorbat, Wasser, RT, 24-48 h. .............................................................................................. 136
Schema 3-44. Dimerisierung des Aza-Kronenther-Somatstatins 30; i) Wasser, KI/NaBr in Wasser, RT, 1
h. .......................................................................................................................................................... 137
Schema 3-45. Übergangsmetall-Komplexbildung des Bipyridin-Somatostatins 32; i) RuCl3, EtOH, 80 °C,
18 h. ..................................................................................................................................................... 140
Schema 3-46. Mögliches Somatostatin-Dimer via dem pH-sensitiven SHS-PBS-System. ................... 141
Schema 4-1. Schematische Darstellung eines Somatostatin-Konjugats, sowie die beiden verfolgten
Synthesestrategien grafting onto und grafting from. ......................................................................... 142
Schema 4-2. Mechanismus der Biokonjugation bzw. Interkalation eines Bisulfons, dargestellt am
Beispiel zweier unterschiedlicher Peptide sowie einem Peptid mit intramolekularer Disulfidbrücke.
............................................................................................................................................................. 144
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Danksagung
An erster Stelle möchte ich mich bei Frau Prof. Dr. Tanja Weil für die interessante
Themenstellung sowie die Möglichkeit meine Dissertation in ihrem Institut anzufertigen
bedanken. Des Weiteren danke ich ihr für ihre fortwährende Unterstützung durch
konstruktive Anregungen sowie ihrer unermüdlichen Diskussionsbereitschaft.
Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Gerhard Maas für die Übernahme
des Zweitgutachtens.
Ein ganz herzlicher Dank geht an Seah Ling Kuan und David Ng, welche mir während der
letzten Jahre immer mit Rat und Tat zur Seite standen und mich immer wieder von neuem
motivierten. Bedanken möchte ich mich auch bei Wang Tao, welche mich mit ihrer Erfahrung
in diesem Themengebiet unterstützte.
Ferner möchte ich mich bei Markus Lamla für die zahlreichen MALDI-Messungen sowie einer
nicht enden wollenden Diskussionsbereitschaft bezüglich dieser Spektren bedanken. Ich
danke auch Ulrich Ziegler und Birgit Mögenburg für die Durchführung aller NMR-Messungen
sowie Magdalene Zimmermann für die Bestellungen.
Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Praktikanten und Bachelorstudenten, unter
anderem Lena Ebert, Maxim Pfeiffer, Thuy Tam Tran und Alexander Mengele.
Ich danke der gesamten Arbeitsgruppe OC3 für die außerordentlich nette Arbeitsatmosphäre
sowie einer guten wissenschaftlichen und persönlichen Zusammenarbeit. Für die netten
Grillabende und viele lustige Gespräche danke ich insbesondere Felix Boldt, Andreas Riegger,
Matthias Arzt, Christiane Seidler, Fabian Bischoff, Pascal Heitel und Stefanie Sieste.
Mein ganz besonderer Dank geht an Laura Pendi, Bettina Stöckle, Jan Szabo und Roman Vill,
welche auch privat immer ein offenes Ohr für mich und meine viiiielen Problemen hatten
und ohne die ich die letzten Jahre sicher nicht überstanden hätte.
Zum Schluss danke ich Martin Rauscher, welcher mich während meines gesamten Studiums
sowie meiner Doktorarbeit mit unendlicher Geduld ertragen und mit ganz viel Verständnis
unterstützt hat.
Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbstständig und nur mit den angegebenen
Hilfsmitteln angefertigt habe. Alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinn gemäß anderen
Arbeiten entnommen wurden, sind durch Angabe der Quellen kenntlich gemacht.
…………………………………………………..
Ort, Datum
……………………………………
Unterschrift
Aus datenschutzrechlichen Gründen sind persönliche Kapitel in dieser Version nicht
verfügbar.
Publikationen
Bis-sulfide bioconjugates for glutathione triggered tumor responsive drug release
T. Wang, D. Y. W. Ng, Y. Wu, J. Thomas, T. T. Trana, T. Weil, Chem. Comm. 2014, 50, 11161118.
A Disulfide Intercalator Toolbox for Site-Directed Protein Chemistry
T. Wang, Y. Wu, S. L. Kuan, O. Dumele, D. Y. W. Ng, J. Thomas, M. Lamla, C. Barner-Kowollik,
T. Weil, Chem. Eur. J. 2015, 21, 228-238
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