KOF Konjunktur - Analysen - ETH E-Collection

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Research Collection
Journal Issue
KOF Analysen 2011, Nr. 2, Sommer
Publication Date:
2011-06-21
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-b-000176848
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ETH Library
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KOF Analysen
Konjunkturanalyse:
Prognose 2011/2012
Starker Franken belastet Konjunktur
Spezialanalysen:
Der Einfluss der Wechselkursentwicklung auf
die schweizerischen Warenexporte: eine disaggregierte Analyse
Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft
Der Nutzen unterschiedlicher Arten von
internationalen Wirtschaftsabkommen
Sommer 2011
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Swiss Federal Institute of Technology Zurich
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ETH Zürich
KOF Konjunkturforschungsstelle
WEH D 4
Weinbergstrasse 35
8092 Zürich
Telefon +41 44 632 85 35
Fax +41 44 632 12 18
www.kof.ethz.ch
[email protected]
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Übersicht
Konjunkturanalyse
Y Starker Franken belastet Konjunktur
1 –
27
Y Der Einfluss der Wechselkursentwicklung auf
die schweizerischen Warenexporte:
eine disaggregierte Analyse
31 –
49
Y Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft
51 –
62
Y Der Nutzen unterschiedlicher Arten von
internationalen Wirtschaftsabkommen
63 –
72
73 –
76
Spezialanalysen
Neue KOF-Veröffentlichungen
Y Working Papers
Konjunktur 74. Jahrgang
Y Sommer 2011
Y 21. Juni 2011
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KONJUNKTURANALYSE
Starker Franken belastet Konjunktur
YNGVE ABRAHAMSEN
ROLAND AEPPLI
ERDAL ATUKEREN
CHRISTIAN BUSCH
RICHARD ETTER
ANDRES FRICK
MICHAEL GRAFF
GÜNTHER GREULICH
JOCHEN HARTWIG
DAVID ISELIN
MICHAEL J. LAMLA
ANDREA LASSMANN
WILLY ROTH
ANDREA SCHNELL
BORISS SILIVERSTOVS
BANU SIMMONS-SÜER
MARTIN STRAUB
ANNE STÜCKER
JAN-EGBERT STURM
MATTHIAS W. UHL
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Sommer 2011
KONJUNKTURANALYSE
PROGNOSEAKTUALISIERUNG SOMMER 2011
1
GESAMTDARSTELLUNG:
STARKER FRANKEN BELASTET KONJUNKTUR
Die schweizerische Wirtschaft konnte nach dem Ende der Finanzkrise schnell Tritt fassen
und hat seither ein beachtliches Wachstumstempo gezeigt. Der inzwischen im Aussenwert stark angestiegene Schweizerfranken trübt jedoch die Aussichten. Konnten die
schweizerischen Exporteure zunächst durch qualitativ hochstehende Produkte und eine
Margenverkleinerung einen Einbruch der Exporte vermeiden, ist die Wahrscheinlichkeit
einer Stagnation oder sogar einer erneuten Rezession zuletzt gestiegen.
Grafik 1
Schweiz: Reales BIP mit Prognose
(Annualisierte Veränderung gegenüber Vorquartal, in %)
5
4
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
-5
2006
2007
2008
2009
Prognose 25. März 2011
2010
2011
2012
Prognose 21. Juni 2011
Der Fremdenverkehr hat bisher am stärksten unter der Höherbewertung des Frankens
gelitten, und die Rückgänge der Zahl der Reisenden aus dem europäischen Ausland sind
deutlich. Aber auch viele Industriebetriebe bekunden mittlerweile Mühe, die in der Schweiz
anfallenden Kosten zu tragen. Es wird wohl vermehrt über Auslagerung von Teilen der
Produktion ins Ausland nachgedacht, und inländischen Zulieferern stehen beim aktuellen
Wechselkurs sowohl im Inland als auch im Ausland härtere Zeiten bevor. Lediglich der in
den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnene internationale Handel mit Rohstoffen
von schweizerischem Boden aus, der sogenannte Transithandel, konnte bis zuletzt stark
zulegen.
Aufgrund der schwachen Lohnentwicklung im letzten Jahr wird der private Konsum nicht
allzu stark zulegen. Die Bauinvestitionen werden dank des lebhaften Wohnbaus die Konjunktur weiterhin stützen, auch wenn die Rückgänge im Infrastrukturbau mit dem Auslaufen der zur Konjunkturstützung vorgezogenen Projekte sich bereits bemerkbar machen.
Bis wieder eine gewisse Stabilität im Wechselkursgefüge eintritt, dürften geplante Investitionen in der Industrie vielfach hinausgeschoben werden.
1
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2
Konjunkturanalyse
Grafik 2
Reales BIP und KOF Konjunkturbarometer
(BIP 2008 –2011Q1: Schätzung BFS/SECO; ab 2011Q2: Prognose KOF)
5
3.0
4
2.4
3
1.8
2
1.2
1
0.6
0
0.0
-1
-0.6
-2
-1.2
-3
-1.8
-4
-2.4
-5
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
-3.0
Reales BIP (Vorjahresveränderung, in %)
KOF Konjunkturbarometer, rechte Skala
Das für dieses Jahr prognostizierte, in der langen Sicht vergleichsweise hohe, gesamtwirtschaftliche Wachstum wird mehrheitlich vom erwähnten Transithandel herrühren.
Die übrige Wirtschaft wird sich nur schwach entwickeln. Dies hat auch für den Arbeitsmarkt Konsequenzen, die Beschäftigungszunahme dürfte in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen.
Wegen der anhaltenden Frankenstärke wird auch die Normalisierung des Zinsniveaus
auf sich warten lassen. Eine behutsame Erhöhung der Kurzfristzinsen auf ein «normales»
Niveau würde der Wirtschaft zwar nicht weh tun und könnte gewisse Überhitzungserscheinungen im Wohnbaubereich dämpfen. Die Gefahr, dass dadurch eine weitere
Aufwertungswelle des Schweizerfrankens ausgelöst werden würde, erachtet die SNB
nach wie vor als zu gross.
Die erfreuliche Absenkung der registrierten Arbeitslosigkeit hält bislang an; sie wurde
allerdings im April durch einen Sondereffekt – die Verkürzung der Bezugsdauer für die
meisten Arbeitslosen – verstärkt. Ein grosser Teil der Personen, die Ende März zusätzlich
ausgesteuert wurden, ist vorderhand noch als arbeitslos gemeldet, kann jedoch keinen
Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung mehr geltend machen. Eine Verminderung der
Arbeitslosenquote wegen des Verlusts der Unterstützung durch die Arbeitslosenversicherung bedeutet allerdings alleine keine Verbesserung am Arbeitsmarkt.
Zu Aufmerksamkeit gibt auch die aktuelle Entwicklung der Lagerbestände Anlass. So ist
2010 die gesamtwirtschaftliche Endnachfrage deutlich stärker gewachsen als die inländische Produktion von Gütern und Dienstleistungen, was einen massiven Lagerabbau
anzeigt. Diese Entwicklung hat sich nach den letzten verfügbaren statistischen Angaben
bis ins 1. Quartal 2011 fortgesetzt. Mittlerweile sollte sich die Produktion aber wieder
der Nachfrage anpassen, so dass auch von der Lagerentwicklung im laufenden Jahr eine
Konjunkturstützung ausgehen dürfte.
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Sommer 2011
Grafik 3
Beschäftigung und Arbeitslosigkeit mit Prognose
(in 1000 Personen, glatte Komponente)
200
3600
160
3450
120
3300
80
3150
40
3000
0
1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
2850
Zahl der registrierten Arbeitslosen, linke Skala
Vollzeitäquivalente Beschäftigung, rechte Skala
Was tun?
Fragen im Zusammenhang mit der Angemessenheit konjunkturstabilsierender Massnahmen
werden angesichts der Unsicherheiten über die aktuelle Situation, die richtige Erfassung
der makroökonomischen Zusammenhänge, der Wirkungsverzögerungen und vielfältiger
anderer Gesichtpunkte unter Ökonomen zu Recht kontrovers diskutiert. Die richtigen
Schritte zur Neutralisierung oder – zumindest – Verminderung der negativen Auswirkungen
des starken Anstiegs des Aussenwerts des Frankens auf die Schweizer Wirtschaft machen
hier keine Ausnahme.
Die theoretische Identifizierung der auf Dauer wirksamen Massnahmen ist in diesem
Falle jedoch vergleichsweise klar: Eine kleine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz
kann angesichts der an den Devisenmärkten gehandelten Volumina bei flexiblen Wechselkursen nur geringfügig und kurzfristig den Aussenwert der nationalen Währung beeinflussen. Wenn die Ausschläge oder Abweichungen von einem für die Binnenwirtschaft
insgesamt als verträglich angesehenen Wechselkurs untragbar erscheinen, bleibt nur ein
möglichst fester Wechselkurs. Dabei sind verschiedene Grade erreichbar, die mit zunehmender Wirksamkeit gleichzeitig mit prononcierterer Preisgabe von währungspolitischer
Souveränität einhergehen: einseitige Verteidigung eines Wechselkursziels durch die
nationale Währungsbehörde, bi- oder multilateral verteidigte Wechselkursziele, Währungsunion (sprich: Beitritt zur EWU), «Dollarisierung».
Die Feststellung, dass kaum eine dieser Optionen zurzeit in der Schweiz politisch durchsetzbar sein dürfte, sollte nicht von der Erkenntnis ablenken, dass diese die einzig dauerhaft erfolgversprechenden Massnahmen zur Eliminierung des Wechselkurses als Unsicherheitsfaktor oder Belastung sind. Die vergangenen Jahre – wie z.B. während der
Rettung einer der beiden Schweizer Grossbanken – haben aber gezeigt, dass die Souveränität im Bereich der Geldpolitik auch deutliche Vorteile mit sich bringen kann. Die
Frage nach der für die Schweiz wirtschaftlich-politisch sinnvollsten Wechselkursstrategie
bleibt somit schwierig zu beantworten.
3
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4
Konjunkturanalyse
Grafik 4
Devisenkurs CHF/EUR mit Prognose
1.7
1.6
1.5
1.4
1.3
1.2
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
Erhebliche Prognoserisiken
Die wirtschaftlichen Folgen der Naturereignisse und der davon ausgelösten nuklearen Havarien in Japan sowie der Revolten im Nahen Osten erscheinen zurzeit absehbar. Dagegen
bergen die internationalen Finanz- und Währungsmärkte Risiken für die Weltkonjunktur,
die derzeit kaum quantifizierbar sind. Wir befinden uns damit weniger in einer Situation
der Unsicherheit als vielmehr in einer des Unwissens. Der aktuelle hohe Euro-Franken
Wechselkurs ist in der Prognose berücksichtigt, ebenso wie die Erwartung einer ganz
allmählichen Normalisierung (Abwertung) im Verlauf des Jahres 2012. Eine schnellere
Frankenabwertung würde eine insgesamt etwas optimistischere Prognose nahelegen.
Eine neuerliche internationale Finanz- und Währungskrise hätte dagegen unabsehbare
negative Folgen.
2
DIE ENTWICKLUNG DER SCHWEIZ IM EINZELNEN
Der starke Franken hat in diesem Jahr bislang unerwartet schwach auf die Exporte und
somit auch auf das Wirtschaftswachstum durchgeschlagen: Auch wenn sich dies im Jahresverlauf ändern dürfte, wächst das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss KOFPrognose im laufenden Jahr insgesamt um 2.8%. Begünstigt wird das hohe Wachstum
durch das starke Bevölkerungswachstum – mit entsprechend tieferen BIP-Wachstumsraten pro Kopf – und den stabilen Konsum. Der Transithandel spielt eine immer grössere
Rolle für die BIP-Entwicklung – zudem ist dieser relativ unabhängig vom Frankenkurs.
Eine Fortsetzung der Entwicklung im nächsten Jahr ist jedoch unwahrscheinlich, vor
allem der starke Franken dürfte das Wachstum drücken. Darüber hinaus macht sich 2012
auch der schwächere Gang der Weltwirtschaft bemerkbar. Das Schweizer BIP-Wachstum wird noch 1.9% betragen.
Exporte: Frankenstärke dämpft Exportwachstum
Die Schweizer Warenausfuhren setzten im 1. Quartal 2011 bei gleichzeitig sinkenden
Exportpreisen das starke Wachstum von Ende 2010 fort und nahmen um 10.5% gegenüber dem Vorquartal zu. Vor allem trug die starke Nachfrage nach Uhren und Maschinen
zu diesem starken Anstieg bei. Die KOF erwartet, dass sich die Dynamik der Warenexporte vor dem Hintergrund des starken Frankens und der nur noch moderaten Konjunkturaussichten der bedeutendsten Handelspartner zunächst verlangsamt. Gegen Ende
des Jahres setzt bei leichten Abwertungstendenzen ein beschleunigtes Wachstum bis
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Sommer 2011
Grafik 5
Verwendungsseitige Wachstumsbeiträge zum realen BIP
(in PP vom BIP)
5
4
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012
Aussenhandel
Lager (inkl. stat. Differenz)
Wachstumsrate BIP
Bauinvestitionen
Ausrüstungsinvestitionen
Öffentlicher Konsum
Privater Konsum
zum Ende des Prognosehorizonts ein. 2011 beträgt die Wachstumsrate 5%. Im kommenden Jahr beschleunigt sich das Wachstum der Warenexporte leicht auf 5.3%. Die
Dienstleistungsexporte nehmen 2011 aufgrund stark steigender Einnahmen aus dem
Transithandel um 6.3% zu. Unter der Annahme, dass sich diese Entwicklung 2012 abbremst, rechnet die KOF mit sinkenden Ausfuhren von Dienstleistungen um 0.1%. Mit
der dynamischen und schwer abschätzbaren Entwicklung beim Transithandel dürfte
dieses Szenario allerdings einem deutlichen Risiko unterliegen. Aufgrund des fortgesetzt
starken Frankens und der moderaten Wachstumsaussichten im Ausland werden die
Gesamtexporte in diesem Jahr nur um 5.4% zunehmen. 2012 dürfte sich das Wachstum
auf 3.5% reduzieren.
Grafik 6
Exporte von Waren (Total 1) und Dienstleistungen
(Annualisierte Veränderung gegenüber Vorquartal, in %)
30
20
10
0
-10
-20
-30
2006
2007
2008
2009
Prognose 25. März 2011
2010
2011
2012
Prognose 21. Juni 2011
5
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6
Konjunkturanalyse
Die zunehmende regionale Diversifizierung der Schweizer Warenexporte
Die Schweiz ist als kleine offene Volkswirtschaft mit einem hohen Spezialisierungsgrad und einer starken Güterkonzentration über den Handel mit Waren und Dienstleistungen stark mit dem Ausland vernetzt. Dabei spielen nicht nur die Güter,
welche ein Land produziert, sondern auch die Struktur der Handelspartner eine Rolle. Dies zeigte sich verstärkt während und
nach der vergangenen Rezession, die die Verschiebung der Exporte weg von den EU-Ländern (Anteil von knapp 60%) hin zu
anderen Wirtschaftsräumen leicht beschleunigte. Diese «anderen Wirtschaftsräume», die zunehmend Schweizer Waren
nachfragen, werden durch die Eidgenössische Zollverwaltung in die Kategorien Transformationsländer, Schwellenländer und
Entwicklungsländer unterteilt. Die Transformationsländer umfassen Russland (GUS), China (asiatische Transformationsländer) und die südosteuropäischen Transformationsländer (z.B. Kroatien, Serbien). Die Schwellenländer decken einerseits
die asiatischen Schwellenländer, darunter Hongkong, Singapur, Thailand, Taiwan, Südkorea, Malaysia und die Philippinen ab,
andererseits die wirtschaftlich stärker entwickelten Länder in Lateinamerika – Mexiko, Brasilien, Argentinien und Chile.
Zudem umfassen die Schwellenländer unter anderem die Türkei und Südafrika. Unter die Kategorie der erdölexportierenden
und der nicht erdölexportierenden Entwicklungsländer fallen bedeutende Handelspartner wie die OPEC-Länder, Indien,
Vietnam, Indonesien, Israel und der Libanon. Die Zahlen zum Handel nach Ländern sind nur nominell verfügbar und können
nicht problemlos deflationiert werden.
Die Ausfuhren in die genannten Exportregionen boomen bereits seit dem 2. Quartal 2009, als die europäischen und aussereuropäischen Industrieländer noch mitten in der Rezession steckten. Diese zeigen bislang auch keine gedämpfte oder negative
Reaktion auf den starken Franken. Grafik K1-1 zeigt, dass sich die Wachstumsbeiträge in den Krisenjahren dementsprechend
verschoben haben. Im vergangenen Jahr trugen die Schwellenländer ebenso viel wie die EU-Länder zum Wachstum der
Schweizer Warenexporte bei. Gleichfalls ähnelte der Wachstumsbeitrag der Transformationsländer jenem der Industrieländer
ohne EU. In diesem Licht ist auch das kräftige nominelle Wachstum der Warenausfuhren um 7.2% (real + 9.3%) zu betrachten.
Grafik K1-1
Wachstumsbeiträge der CH-Exporte nach
Wirtschaftsräumen
(nominell, in PP des CH-Exportwachstums)
15
10
5
0
-5
-10
-15
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010
EU
Transformationsländer
Schwellenländer
Entwicklungsländer
Industrieländer ohne EU
Exportwachstum (in %)
Besonders ausgeprägt trugen im vergangenen Jahr die asiatischen Schwellenländer und China zur Erholung im Schweizer
Aussenhandel bei. Diese Länder waren die Haupttreiber der raschen Erholung im Welthandel nach der vergangenen Rezession. Die Wachstumsbeiträge Chinas und des Aggregats der asiatischen Schwellenländer sind in Grafik K1-2 dargestellt. Daraus
ist ein geringer negativer Wachstumsbeitrag der Exporte nach China und ein hoher Wachstumsbeitrag von fast 1% im vergangenen Jahr sowie deutliche positive Wachstumsbeiträge in den Jahren nach der Jahrtausendwende ersichtlich.
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Sommer 2011
Grafik K1-2
Wachstumsbeiträge China vs asiat. Schwellenländer
Wachstumsbeiträge China vs asiat. Schwellenländer
3
15
2
10
1
5
0
0
-1
-5
-2
-10
-3
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010
-15
China
asiatische Schwellenländer
Exportwachstum (in %), rechte Skala
Chinas Anteil an den Schweizer Exporten (und damit der Anteil der Transformationsländer, zu denen China gezählt wird) stieg
gemäss Grafik K1-3 zudem sehr deutlich von unter 1% auf über 3.6% an. Im Gegensatz dazu verzeichnen die Ausfuhren in die
Schwellen- und Entwicklungsländer zwar derzeit noch höhere Exportanteile als China. Diese blieben aber über die Zeit verhältnismässig konstant, wie die Grafik verdeutlicht. Ein Grossteil der Dynamik geht also auf den Handel mit den Transformationsländern
zurück. Das Land, welches als Handelspartner für die Schweiz über die Zeit am meisten an Bedeutung gewonnen hat, ist China.
Grafik K1-3
CH-Exportanteile nach Wirtschaftsräumen
(in %)
10
8
6
4
2
0
1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010
China
Transformationsländer
Schwellenländer
Entwicklungsländer
7
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8
Konjunkturanalyse
Arbeitsmarkt: weiterhin positive Aussichten
Zwar nahm die Zahl der Beschäftigten in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres
zu, in Anbetracht des kräftigen Wirtschaftswachstums blieb der Stellenzuwachs allerdings
vergleichsweise bescheiden. Dies hat verschiedene Ursachen: Während der kurzen, aber
scharfen Rezession blieb der Arbeitsmarkt robust, so dass die Betriebe am Ende der
Rezession noch immer über eine reichliche Personaldecke verfügten. Hinzu kommt, dass
die Schweiz in Wirtschaftszweigen wie dem Transithandel wächst, die wenig beschäftigungsintensiv sind. In den vergangenen Quartalen verlief zudem die Entwicklung in zwei
der beschäftigungsmässig bedeutsamsten Branchen – dem Detailhandel und dem Gastgewerbe – nur schleppend. Mit dem zu verzeichnenden Beschäftigungsanstieg ist ein
Rückgang der Arbeitslosigkeit verbunden, von dem praktisch sämtliche Wirtschaftszweige profitierten.
Wirtschaftslage und Erwerbslose
Wenn sich die Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit verschlechtert, steigt der Anteil der Erwerbslosen, die sich
bei einem RAV einschreiben bei gegebener Arbeitslosen- bzw. Erwerbslosenquote
Üblicherweise wird für die Höhe der Arbeitslosigkeit hierzulande die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) veröffentlichte Zahl der Arbeitslosen verwendet. Bei den Daten zur Arbeitslosigkeit gemäss SECO handelt es sich um die Anzahl von
arbeitslosen Personen, die sich bei einem Arbeitsamt registrieren lassen. Aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung
(SAKE) ist aber bekannt, dass sich nicht alle Erwerblosen beim Arbeitsamt melden. Der Anteil der Erwerbslosen, die sich bei
einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV einschreiben lassen, ist – bei gegebener Arbeitslosenquote – massgeblich
von der Beurteilung der Arbeitsplatzsicherheit abhängig. Wird die Arbeitsplatzsicherheit pessimistischer eingeschätzt, so
nimmt der Anteil der Erwerbslosen, die sich bei einem RAV einschreibt zu und umgekehrt. Weil die Stellensuche bei höherer
Arbeitslosenquote schwieriger wird, lohnt es sich dann eher, sich bei einem Arbeitsamt zu melden.
Diese Überlegungen werden anhand der folgenden zwei Modelle geschätzt (Mit standardisierten Variablen):
Modell I
Anteil Eingeschriebenert =
C(1) + C(2)*Anteil Eingeschriebener(t-1) + C(3)* ALQ_SECOt + C(4)*Arbeitsplatzsicherheitt
Modell II
Anteil Eingeschriebenert =
C(1) + C(2)*Anteil Eingeschriebener(t-1) + C(3)*ELQt + C(4)*Arbeitsplatzsicherheitt
Dabei gilt:
Anteil Eingeschriebener
100*Zahl der bei einem Arbeitsamt eingeschriebenen Erwerbslosen/Zahl der Erwerbslosen total
ALQ_SECO
Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)
ELQ
Erwerbslosenquote gemäss SAKE
Arbeitplatzsicherheit
Antwort zur Frage der Beurteilung der Arbeitsplatzsicherheit im Rahmen der Konsumenten
stimmung vom SECO (gewichteter Saldo zwischen positiven und negativen Antworten)
C(i), i = 1,2,3,4
Zu schätzende Koeffizienten
t
Zeitindex
Der Unterschied zwischen den beiden Modellen betrifft also die Operationalisierung der Arbeitslosigkeit. In Modell I wird
hierzu die Arbeitslosenquote des SECO verwendet, in Modell II die Erwerbslosenquote gemäss SAKE.
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Sommer 2011
Werden die Variablen standardisiert, so ergeben die beiden Modelle folgende standardisierte Beta-Koeffizienten (Schätzperiode
1991 bis 2010, Jahresdaten).
Abhängige Variable
Anteil der eingeschriebenen Erwerbslosen
Unabhängige Variable
Modell I
Modell II
Konstante
–1.28***
–1.92**
Anteil eingeschriebener Erwerbsloser im Vorjahr
0.23*
0.51***
Arbeitslosenquote SECO
0.49**
Erwerbslosenquote SAKE
Arbeitsplatzsicherheit
Anzahl Beobachtungen
R2
***
**
*
0.06
– 0.35***
– 0.53***
19
19
0.91
0.86
unterscheidet sich von null bei einem Testniveau von 1%
unterscheidet sich von null bei einem Testniveau von 5%
unterscheidet sich von null bei einem Testniveau von 10%
Die Resultate zeigen, dass für den Entscheid, sich bei einer regionalem Arbeitsvermittlungsamt einzuschreiben, die Beurteilung der Arbeitplatzsicherheit von entscheidender Bedeutung ist. Je pessimistischer die Arbeitsplatzsicherheit eingeschätzt
wird, desto höher der Anteil von Erwerbslosen bzw. Arbeitslosen, der sich bei einem RAV meldet. Damit werden die eingangs
gemachten Überlegungen erwartungsgemäss bestätigt.
Der Rückgang der Quote der Stellensuchenden beziehungsweise der Arbeitslosen in den
vergangenen Quartalen dürfte allerdings ein zu optimistisches Bild der Arbeitsmarktsituation vermitteln. Ein Grund ist die hohe und weiterhin ansteigende Zahl der ausgesteuerten Personen. Dies speziell für die Monate März und April. Bedingt durch die per
1. April 2011 in Kraft getretene Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes lag die
Zahl der Aussteuerungen bei 12 000 Personen. Dies entspricht einem Rückgang der offiziellen Arbeitslosenquote um rund 0.3 Prozentpunkte. Der Beschäftigungsanstieg beschleunigt sich bis Jahresende, verliert dann aber etwas an Schwung. Dadurch steigt die
Beschäftigung 2011 nur um 0.8%; 2012 um 1.5%. Die Arbeitslosigkeit geht von 3.1%
in diesem Jahr bis Ende 2012 auf 2.7% weiter zurück, allerdings verflacht sich der Rückgang im Verlauf spürbar.
9
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10
Konjunkturanalyse
Löhne: nehmen wieder kräftiger zu
Dank der steigenden Beschäftigung sind auch die Lohnaussichten wieder etwas freundlicher. Wie üblich reagieren die Löhne für bestehende Arbeitverhältnisse träger auf Veränderungen der Arbeitsmarktlage als die Durchschnittslöhne. Bei den Löhnen fallen die
nominellen Erhöhungen im laufenden Jahr etwas kräftiger aus als 2010, im kommenden
Jahr ist der Nominalanstieg nur leicht höher. Bei den Durchschnittslöhnen ist eine deutlichere Beschleunigung des Anstiegs zu erwarten. Da die Inflationsraten leicht steigen,
bleibt die Reallohnsteigerung in langfristiger Betrachtung gleichwohl bescheiden.
Privater Konsum: steigende Einkommen als Stütze
Die Indikatoren zum privaten Konsum zeichneten in den ersten Monaten dieses Jahres
kein einheitliches Bild. So stieg die Zahl der Neuimmatrikulationen von Personenwagen zwar
auf einen neuen Höchststand. Hingegen sanken die realen Detailhandelsumsätze im
1. Quartal 2011 um 0.3% gegenüber dem Vorjahr. Der Index der Konsumentenstimmung,
der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) erhoben wird, sank im April ebenfalls.
Das Wachstum des privaten Konsums verlangsamte sich zum Jahreswechsel 2010/11.
Das dürfte vor allem auf die schwache Einkommensentwicklung im Jahr 2010 zurückzuführen sein. Die Einkommensentwicklung scheint sich aber am aktuellen Rand wieder
zu verbessern und wird sich in den kommenden Quartalen weiter beschleunigen, was
sich auch in den optimistischeren Lohnaussichten zeigt. Entsprechend erwartet die KOF
für den privaten Konsum wieder höhere Wachstumsraten. Im Jahresergebnis dürfte der
private Konsum 2011 um 1.0% zunehmen, 2012 um 1.6%. Daraus ergeben sich Wachstumsbeiträge zum BIP von 0.6 Prozentpunkten (2011) und 0.9 Prozentpunkten (2012).
Grafik 7
Privater Konsum
(Annualisierte Veränderung gegenüber Vorquartal, in %)
3.0
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
-0.5
2006
2007
2008
2009
Prognose 25. März 2011
2010
2011
2012
Prognose 21. Juni 2011
Öffentlicher Konsum: Beschleunigung 2011
Im vergangenen Jahr gab es wegen der guten konjunkturellen Entwicklung keine weiteren
Stimulierungsmassnahmen. Gemäss provisorischen Schätzungen gingen die öffentlichen
Konsumausgaben 2010 um 1.6% zurück. Im Prognosezeitraum wird sich die seit 2002
schwache Aufwärtstendenz nur allmählich wieder durchsetzen. Zwar deuten die Rechnungsergebnisse für 2010 darauf hin, dass die negativen Effekte der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Staatsfinanzen geringer ausfallen als ursprünglich befürchtet. Eine Reihe
von Kantonen und Gemeinden haben allerdings neue Sparprogramme angekündigt.
Beim Bund kommt es gemäss Finanzplan in diesem Jahr zu einer vorübergehenden Ausgabenbeschleunigung, im nächsten Jahr dagegen zu einer Abnahme. Für den öffentlichen
Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 11
Sommer 2011
Konsum insgesamt geht die KOF von einer Zunahme von 0.6% in diesem und von 0.2%
im nächsten Jahr aus.
Ausrüstungsinvestitionen: aufgeschoben, nicht aufgehoben
Aufgrund der grossen Unsicherheit hinsichtlich der Wechselkursentwicklung werden
Ausrüstungsinvestitionen tendenziell eher aufgeschoben. Da bis Ende 2012 wieder mit
einer zumindest leichten Abwertung des Frankens zu rechnen ist, werden Investitionen
in Ausrüstungen erst verzögert im nächsten Jahr realisiert. In diesem Jahr werden die
Ausrüstungsinvestitionen mit 4.8% schwächer wachsen als im vergangenen Jahr. 2012
wird dann mit 6.9% eine wieder leicht höhere Wachstumsrate verzeichnet. Die Preise für
Ausrüstungsgüter sinken aufgrund des starken Schweizerfrankens weiter. Der Preisrückgang von 2.8% in diesem Jahr ist nochmals stärker als im vergangenen (–2.0%). Diese
Entwicklung wird sich im nächsten Jahr fortsetzen. 2012 werden die Preise für Ausrüstungsgüter voraussichtlich um 3.1% sinken.
Importe: beschleunigte Zunahme
Da sich der private Konsum in der Schweiz weiter beleben wird, die Ausrüstungsinvestitionen steigen und die Preise für Importgüter mit der Frankenstärke günstig bleiben,
werden die Importe bis zum Ende des Prognosehorizonts beschleunigt zunehmen. In
diesem Jahr steigen die Einfuhren von Waren um 4.6%. 2012 erhöht sich das Wachstum
auf 8.8%. Die Dienstleistungsimporte stiegen im 1. Quartal 2011 um 4.3%. Beide Komponenten der Dienstleistungsimporte – die Importe übriger Dienstleistungen, darunter
die Ausgaben für die Nutzung von Lizenzen und Patenten sowie die Tourismusimporte –
verzeichneten eine Zunahme, wobei der starke Franken die Tourismusimporte wachsen
liess. Im weiteren Verlauf werden die Ausfuhren von Dienstleistungen kräftig zunehmen,
so dass in diesem Jahr ein Wachstum von 4% resultieren wird. 2012 steigen die Dienstleistungsimporte um 7.5%. Insgesamt werden die Importe in diesem Jahr um 4.5% zunehmen. 2012 dürfte sich das Wachstum auf 8.6% erhöhen.
Lager: erst Aufbau, dann Normalisierung
Mit der starken Konjunkturerholung verminderte sich im Verlauf von 2010 und Anfang
2011 der Lagerabbau deutlich. Dabei war das Nachfragewachstum in der Industrie und
im Grosshandel so gross, dass gemäss den KOF Konjunkturumfragen ein gewünschter
Lageraufbau noch nicht realisiert werden konnte. Entsprechend ist die Lager/ProduktionQuote extrem tief. Im Zuge der leicht verflachten Konjunkturdynamik wird es ab Sommer
2011 zu einem Lageraufbau kommen und damit eine Normalisierung der Lagerquoten
einsetzen. Bereits 2012 ist aber wieder mit einer leichten Verlangsamung der Lagerinvestitionen zu rechnen.
Produktion: starker Einfluss des vergangenen Jahres
Die Verlaufswachstumsraten des BIP bleiben bis 2011 Jahr beinahe unverändert, bilden
sich in der ersten Hälfte 2012 vorübergehend zurück und liegen bei rund 2%. Der kräftigere Wertschöpfungszuwachs im Durchschnitt gegenüber 2010 ist teilweise durch den
hohen Überhang Ende 2010 bedingt. In der Industrie steigt die Produktion weiter an,
gegenüber dem vergangenen Jahr ist aber aufgrund der leicht gedämpften Konsumentwicklung und den weniger dynamisch expandierenden Exporten und Ausrüstungsinvestitionen eher mit einem Rückgang der Wachstumsraten zu rechnen. Der Anstieg
der Wertschöpfung im Baugewerbe dürfte sich im laufenden und kommenden Jahr bei
unverändert ansteigenden Bauinvestitionen im Ausmass von 2010 erhöhen. Im Dienstleistungssektor ergibt sich wegen der eher verhalten zunehmenden Konsumnachfrage
der privaten Haushalte in den konjunkturreagiblen Sparten ebenfalls eine leichte Verflachung der Zuwachsraten. In den weniger konjunkturabhängigen Teilen wie den
11
Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 12
12
Konjunkturanalyse
staatsnahen Bereichen und dem Gesundheitswesen setzt sich die Expansion im Ausmass
der jüngsten Vergangenheit fort. Ungünstig sind die Aussichten beim Tourismus ausländischer Gäste.
Preise: weiterhin tief
Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessene Teuerung belief sich 2010 auf
0.7%. Die starke Aufwertung des Schweizerfrankens sowie die schwache Weltkonjunktur
im Laufe des letzten Jahres reduzierten die Preise der importierten Waren. Die inländischen
Güter und Dienstleistungen wiesen ebenfalls sehr geringe Wachstumsraten auf. Zu Jahresbeginn führten steigende Rohstoffpreise zu teilweise teureren Lebensmitteln sowie Ölderivaten. Die Schweiz ist davon aufgrund des starken Frankens aber vergleichsweise
wenig betroffen. Eine Revision im Erhebungszyklus im Bereich «Bekleidung und Schuhe»
hat im März zu einem Anstieg des LIK im Vorjahresvergleich um 1% geführt. Die Kategorie
«Bekleidung und Schuhe» wuchs im Vorjahresvergleich um 8.5%. Für die Monate Juni,
September und Dezember sind daher auch Ausschläge zu erwarten.
Die KOF geht davon aus, dass in naher Zukunft mit einem moderaten Preisanstieg zu
rechnen ist. Der verschärfte Wettbewerb im Lebensmittelhandel eröffnet wenig Spielraum für Preissteigerungen in diesem Bereich. Da der Schweizerfranken auch weiterhin
stark bleiben dürfte, sind günstige Einkäufe auf den Weltmärkten möglich. Anziehende
Rohstoffpreise beziehungsweise wiederkehrende Rohstoffpreisblasen können in der
Schweiz somit zumindest teilweise abgefedert werden. Für 2011 prognostiziert die KOF
eine Inflationsrate von ca. 0.7%. 2012 wird mit einer leichten Abwertung des Schweizerfrankens ein Trend zu höheren Inflationsraten einsetzen (1.2%).
Grafik 8
Konsumentenpreise
(Veränderung gegenüber Vorjahr, in %)
4
3
2
1
0
-1
-2
2007
2008
2009
Prognose 25. März 2011
2010
2011
2012
Prognose 21. Juni 2011
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Sommer 2011
Geldpolitik: Zeit für Normalisierung ist gekommen
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) operiert bei einem beinahe Nullzinsniveau und
verfolgt damit weiterhin eine sehr expansive Geldpolitik. Die massiven Deviseninterventionen des vergangenen Jahres führten zu einer Abschöpfung der Überschussliquidität
mittels «reverse repos» und SNB-Bills. Damit ist die SNB ausschliesslich als «Cash Taker»
tätig. Aufgrund der bisherigen Aussagen der SNB und der erwarteten Rücksichtnahme
auf die Wechselkursbewegungen geht die KOF davon aus, dass die SNB die Zinswende
erst zum Jahresende einleiten wird. Von der Preisseite her besteht kein Druck für ein vorschnelles Eingreifen der SNB. Allerdings muss bei den Überlegungen für den Zeitpunkt
von Zinserhöhungen berücksichtigt werden, dass die Wirkungsverzögerung eines Zinsschrittes sehr gross ist. Zudem ist die Sorge von Fehlentwicklungen am Hypothekarmarkt
und der Immobilienpreise berechtigt. Daher ist die KOF der Meinung, die SNB sollte mit
einer Normalisierung der Geldpolitik, weg von dieser äusserst expansiven Ausrichtung,
zeitnah beginnen.
Finanzpolitik: günstige Entwicklung
Die Staatshaushalte haben sich im vergangenen Jahr wesentlich günstiger entwickelt als
erwartet. Der Saldo der Staatshaushalte von Bund, Kantonen und Gemeinden insgesamt
dürfte vergangenes Jahr 5.3 Mrd. Fr. (1.0% des BIP) betragen. Das positive Ergebnis ist
vor allem auf die Entwicklung bei den Einnahmen zurückzuführen, die eine merkliche
Zunahme anstatt der im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise erwarteten Abnahme
verzeichneten. Beim Bund lagen sie um 4.6 Mrd. Fr. über dem budgetierten Wert, was auf
Probleme bei der Einnahmenprognose hindeutet. Gleichzeitig verlangsamte sich mit
dem Auslaufen der Konjunkturmassnahmen das Wachstum der Ausgaben – sieht man
vom Effekt der vom Bund 2008 getätigten Sonderausgaben ab. Bei den staatlichen
Sozialversicherungen vergrösserte sich 2010 dagegen das Defizit auf 2.9 Mrd. Fr., was vor
allem auf einen Einnahmenrückgang bei der AHV zurückzuführen ist. 2011 und 2012
hält das Einnahmenwachstum an. Abwärtsrisiken ergeben sich bezüglich der Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform II und den Gewinnausschüttungen der SNB. Bei
den Ausgaben ist parallel zur Entwicklung des BIP mit einer Wachstumsbeschleunigung
zu rechnen. Bei den Kantonen kann von deutlichen Mehrausgaben aufgrund der neuen
Spitalfinanzierung ausgegangen werden. Der gesamte Überschuss reduziert sich auf
1.9 Mrd. Fr. (0.3% des BIP) im Jahr 2011. 2012 könnte ein leichtes Defizit von 0.5 Mrd. Fr.
(0.1% des BIP) eintreten. Bei den Sozialversicherungen wirken sich die auf 2011 in Kraft
getretenen Beitragserhöhungen (IV, EO und ALV) und die sinkende Zahl leistungsberechtigter Arbeitsloser positiv aus. Hier können steigende Überschüsse von 0.9 Mrd. Fr. 2010
und 2.4 Mrd. Fr. 2012 erwartet werden.
Beim unterstellten Szenario üben die Staatsfinanzen im Prognosezeitraum einen positiven
Einfluss auf die Konjunktur aus. Nach einem expansiven Fiskalimpuls von rund 1% des BIP
im Jahr 2009 (bereinigt um grösstenteils nicht nachfragewirksame Sonderausgaben des
Bundes) und einem leicht negativen Wert für 2010, sind für 2011 und 2012 wieder positive
Werte von 0.5% bzw. 0.9% zu erwarten. Das ist in erster Linie auf einen Rückgang der
Einnahmenquote, aber auch auf einen etwas über dem Potenzial des BIP liegenden Anstieg
der Ausgaben zurückzuführen. Dem stehen 2011 die höheren Sozialbeiträge und die verschärften Bezugsbedingungen bei der ALV als nachfragedämpfende Faktoren gegenüber.
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Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 14
14
Konjunkturanalyse
3
INTERNATIONALE KONJUNKTUR
ÜBERSICHT
Belastungen haben in den letzten Monaten zugenommen
Zwar befindet sich die Weltwirtschaft weiterhin von der Grundtendenz her in einer konjunkturellen Aufschwungphase, jedoch haben die Belastungen für diesen Aufschwung
seit der Frühjahrsprognose im März zugenommen. So leidet z.B. Japan stärker als erwartet unter den Folgen der Natur- und Nuklearkatastrophe: Das Bruttoinlandprodukt
(BIP) ist im 1. Quartal 2011 um annualisiert 3.7% zurückgegangen. Nachdem die japanische
Wirtschaft bereits im Schlussquartal 2010 ähnlich stark geschrumpft war, ist Japan somit
technisch gesehen in die Rezession zurückgefallen. Die konjunkturelle Dynamik in den
aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas bleibt dagegen zwar hoch,
jedoch wirkt hier die teilweise bereits weit fortgeschrittene Straffung der Geldpolitik
zunehmend bremsend.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Anfang April 2011 den Zinserhöhungszyklus eingeleitet. Damit hat sie auf die in den vergangenen Monaten über ihren Zielwert von 2% gestiegenen Inflationsraten reagiert. Durch die Anhebung der Kreditkosten seitens der EZB
erhöht sich der Druck auf die nach wie vor schwer angeschlagenen Schuldnerstaaten
Griechenland, Irland und Portugal. Neuerdings wird von der Politik eine Umschuldung
Griechenlands nicht mehr ausgeschlossen. Obwohl ein solcher Schritt die Finanzmärkte,
die sich gleichwohl über das letzte Jahr hinweg erholt haben, erneut erschüttern könnte,
erachtet die KOF eine Umschuldung Griechenlands schon seit einiger Zeit als unumgänglich.
In den USA war das Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2011 enttäuschend. Dies lag zum
einen an den enormen Benzin- und Energiepreissteigerungen, ausgelöst durch den
sprunghaften Anstieg des Ölpreises um knapp 40 Dollar pro Barrel seit letztem September.
Dadurch wurde den US-Konsumenten im 1. Quartal Kaufkraft in Höhe von über 50 Mrd.
Dollar entzogen. Als Folge mussten andere Käufe zurückgestellt werden. Zweitens führte
der strenge Winter zu einem Einbruch beim öffentlichen und privaten Bau. Bei beiden Faktoren handelt es sich allerdings um Sondereffekte, die keine Belastung für die zukünftige
Entwicklung darstellen, wobei sich allerdings der Wohnbau erst im Verlaufe des nächsten
Jahres erholen dürfte. Der Ölpreis ist gegenüber seinem im April erreichten Höchststand
mittlerweile um rund 10 Dollar gesunken. Und selbst wenn er wieder ansteigen sollte,
dürften die Preiserhöhungen kaum mehr die Grössenordnung des Winterhalbjahres erreichen. Eine weitere Abwertung des Dollars könnte allerdings die Inflation erneut anheizen.
Negative Impulse kamen im 1. Quartal zudem vom Staatssektor, welcher seine Ausgaben
deutlich reduzierte. Angesichts der desolaten Haushaltslage dürften von diesem weitere
negative Impulse zu erwarten sein.
Die Konjunkturlokomotive Europas ist Deutschland. Mit einem Wachstum von annualisiert 6.1% im 1. Quartal übertrifft Deutschland zurzeit alle anderen entwickelten Volkswirtschaften. Da auch die Importe auf Rekordniveau liegen, dürften vom Boom der deutschen Wirtschaft die kriselnden europäischen Partnerländer ebenfalls profitieren, allerdings
nur, sofern sie über exportstarke Branchen verfügen. Dies ist ein Problem für Griechenland, dessen Exportanteil am BIP nur bei lediglich 20% liegt – einem der tiefsten Werte
in der EU.
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Sommer 2011
USA
Negative Fiskalimpulse kommen allmählich
In den USA liegt die Teuerung im Vorjahresvergleich seit April bei über 3% und wird im
Herbst bis gegen 4% ansteigen. Verantwortlich hierfür ist neben dem Ölpreisanstieg die
Dollarschwäche, durch die Importe generell verteuert werden. Sofern der Ölpreis nicht
weiter massiv aufschlägt und der Dollar nicht weiter abwertet, sollte die Vorjahresteuerung dank Basiseffekten aber bereits in einem Jahr wieder in der Nähe der Komfortzone der US-Notenbank (Fed), d.h. bei rund 2%, liegen. Die KOF erwartet, dass die Fed
erst Anfang kommenden Jahres an der Zinsschraube zu drehen beginnt, wenn sich der
Abwärtstrend bei der Arbeitslosigkeit verfestigt haben wird.
Grafik 9
USA: Reales BIP mit Prognose
(saisonbereinigt)
8
auf Jahresbasis in %
Index, 2000=100
4
120
0
2.4% 2.7%
-4
-8
130
110
100
2000
2002
2004
2006
VQ-Veränd., linke Skala
Schätzung/Prognose KOF
2008
2010
2012
90
Niveau, rechte Skala
Schätzung/Prognose KOF
Der Budgetentwurf für das Fiskaljahr 2012 (Oktober 2011– September 2012) sieht noch
keinen Ausstieg aus der sehr expansiven Finanzpolitik vor, so dass erneut ein Budgetdefizit von über 1 Bio. Dollar resultieren dürfte. Getrieben werden die Staatsausgaben
vor allem von den Transfers, wie z.B. den ausufernden Gesundheitsausgaben, von denen
in den USA ein Drittel direkt vom Staat bezahlt wird. Hingegen sind die unmittelbar BIPrelevanten Staatsausgaben – der Staatskonsum und die öffentlichen Investitionen – zuletzt
überraschend deutlich zurückgefahren worden. So sank der Staatskonsum auf Bundesebene im 1. Quartal um 5%. Hierzu passen die Angaben aus der Beschäftigungsstatistik,
wonach Personal im öffentlichen Dienst abgebaut wurde, denn unter der Rubrik Staatskonsum werden hauptsächlich die Personalausgaben für die im öffentlichen Dienst
Beschäftigten verbucht. Die öffentlichen Investitionen sanken im 1. Quartal 2011 sogar um
knapp 18%. Zwar dürften hierbei die Witterungsbedingungen eine massgebliche Rolle
gespielt haben, so dass für das 2. Quartal mit einem gewissen Rückpralleffekt gerechnet
werden kann – dies gilt nicht nur für den öffentlichen, sondern ebenso für den privaten
Bau. Es ist aber unübersehbar, dass die Notwendigkeit zur Haushaltskonsolidierung auch
in den USA auf der politischen Agenda angekommen ist. Für den weiteren Prognosezeitraum sind daher weiterhin negative Wachstumsbeiträge vonseiten des Staatskonsums
und der öffentlichen Investitionen zu erwarten.
Dennoch dürfte es im weiteren Verlauf zu einer leichten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums insgesamt kommen. Hintergrund dieser Erwartung ist einerseits, dass
sich der Wirtschaftsbau nach einer langen Durststrecke wieder beleben dürfte. Auch im
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Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 16
16
Konjunkturanalyse
Wohnbau sollte es wieder aufwärts gehen, allerdings erst nächstes Jahr. Für die nähere
Zukunft deuten vorlaufende Indikatoren wie Baugenehmigungen und Baubeginne noch
keine Trendwende beim Wohnbau an, zumal die Leerstandsquote nach wie vor hoch ist
und immer noch Objekte aus Zwangsräumungen auf den Markt kommen, die Neubauten
konkurrenzieren. Für die Ausrüstungsinvestitionen hingegen bleiben die Aussichten angesichts niedriger Zinsen, stark verbesserter Kreditverfügbarkeit und tendenziell steigender
Kapazitätsauslastung weiterhin günstig. Weitere Impulse erhält die Konjunktur von den
Exporten, die vom schwachen Dollar profitieren.
EUROPÄISCHE UNION
Europas Sorgenkinder
Die Schuldenkrise im Euroraum hat sich wieder verschärft. Nachdem auch Portugal mit
78 Mrd. Euro aus dem Rettungsschirm EFSF («European Financial Stability Fund») unterstützt werden musste, steht nun Griechenland wieder im Fokus der Finanzmärkte. In den
letzten Wochen stiegen die Renditen griechischer Staatsanleihen massiv an; dies aufgrund von Ängsten, dass das Land umschulden müsse. Ein Schuldenschnitt wird immer
wahrscheinlicher. Nichtsdestotrotz arbeitet die Europäische Union anscheinend an einem
zweiten Rettungspaket in Höhe von 90 Mrd. Euro, um eine Umschuldung doch noch
abzuwenden. Zusätzliche Unruhe erzeugt Italien. Jüngst hat die Ratingagentur Standard &
Poors den Ausblick auf dessen Kreditwürdigkeit auf «negativ» verändert. Eine stärkere
Verunsicherung an den Finanzmärkten ist absehbar, denn die italienische Schuldenquote
ist – gleich nach der griechischen – mit ca. 120% in Relation zum Bruttoinlandprodukt
die zweithöchste im Euroraum.
Grafik 10
Europäische Union (EU-27): Reales BIP mit Prognose
(saisonbereinigt)
6
auf Jahresbasis in %
Index, 2000=100
3
120
115
0
2.1% 2.0%
110
-3
105
-6
100
-9
95
-12
2000
2002
2004
2006
VQ-Veränd., linke Skala
Schätzung/Prognose KOF
2008
2010
2012
90
Niveau, rechte Skala
Schätzung/Prognose KOF
Bezogen auf das BIP verlief die Entwicklung im gesamten Euroraum positiv. Der Zuwachs
im 1. Quartal 2011 von annualisiert 3.8% war aber vor allem den zwei Schwergewichten
Deutschland und Frankreich geschuldet. In Deutschland kam der starke Zuwachs des BIP
(+6.1%) vor allem vom Inlandsbeitrag. Sowohl der Konsum als auch die Investitionen
legten massiv zu. Trotz gut laufender Binnenkonjunktur konnte der Aussenhandel einen
positiven Beitrag liefern (+2.1%). Frankreichs Volkswirtschaft profitierte vor allem von
gestiegenen Ausrüstungsinvestitionen (+11%). Der private Konsum, traditionell eine
Stütze der französischen Volkswirtschaft, erstarkte weiter, ebenso die Exporte und Im-
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Sommer 2011
17
porte, wobei letztere stärker zulegen konnten. Insgesamt wuchs die französische Wirtschaftsleistung im 1. Quartal um 3.9%. Italien enttäuschte dagegen mit einem sehr
niedrigen Zuwachs des BIP in Höhe von 0.4%. Diese Entwicklung ist vor allem auf den
schwachen privaten Konsum sowie die stagnierenden Investitionen zurückzuführen. Die
übrigen Länder des Euroraums entwickelten sich unterschiedlich. Griechenland konnte
sich mit einem BIP-Zuwachs von 3.2% wieder aus der Rezession lösen, während Spaniens
Volkswirtschaft nur leicht zulegen konnte. Portugal ist im abgelaufenen Quartal wieder
in die Rezession abgerutscht; es war das zweite Quartal in Folge, in dem die portugiesische
Wirtschaftsleistung abgenommen hat. Die KOF rechnet für den Euroraum insgesamt mit
einem jährlichen Zuwachs von 2.2% in diesem und 1.9% im nächsten Jahr.
Divergierende Ertragsbilanzen in der Eurozone
Die Ertragsbilanz eines Landes gibt Aufschluss darüber, wie sich die Güter- und Kapitalströme des Landes zusammensetzen.
Wenn ein Land konstant über längere Zeit einen Ertragsbilanzüberschuss produziert, dann verzichtet es auf Konsum in der
Gegenwart zugunsten zukünftigen Konsums. Anders formuliert bedeutet dies, dass ein Land mit einem Überschuss für die
Zukunft spart, weil es mehr Güter exportiert als importiert und damit netto Kapital exportiert.
Betrachtet man die Ertragsbilanzsalden innerhalb der Eurozone, so ist zu erkennen, dass es starke Unterschiede zwischen
einzelnen europäischen Ländern gibt. In Grafik K3-1 sind die Länder, die aktuell in der Schuldenkrise im Fokus stehen, wie
Griechenland, Irland und Portugal. Diese Länder haben – gemessen an ihrem BIP – relativ hohe Schuldenstandsquoten. Diese
sind einer der Gründe, warum die Länder in den letzten Monaten im Fokus der Finanzmärkte standen und Rettungspakete von
der Europäischen Union (EU) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen mussten.
Die Länder, die zurzeit ein hohes Budgetdefizit aufweisen, wie z.B. Griechenland, Irland, Portugal, aber auch Spanien, hatten
in den letzten Jahren ebenfalls ein Ertragsbilanzdefizit. Deutschland steht dagegen fast am anderen Ende der Skala: Das Land
weist einen permanenten Ertragsbilanzüberschuss aus. Wollen die angeschlagenen Länder ihre wirtschaftliche Situation
nachhaltig verbessern, wird u.a. der strukturelle Teil ihrer Budgetdefizite abgebaut werden müssen. Dies wird zumindest vorübergehend die Nachfrage dämpfen und es ist zu erwarten, dass dann auch die Ertragsbilanzdefizite reduziert werden. Die
jüngste Entwicklung in Irland lässt hoffen, da die irische Ertragsbilanz im 3.Quartal 2010 erstmals einen Überschuss aufweisen konnte. Dieser Trend scheint sich bislang fortzusetzen. Auch bei Spanien scheint sich die Lage jüngst zu verbessern.
Im 4. Quartal des abgelaufenen Jahres wies das Ertragsbilanzdefizit den niedrigsten Wert seit Langem aus.
Grafik K3-1
Ertragsbilanzsalden ausgewählter Länder der Eurozone
(in % des BIP)
10
5
0
-5
-10
-15
-20
2006
2007
Deutschland
Irland
Griechenland
2008
Spanien
Portugal
2009
2010
W
g
e
V
Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 18
18
Konjunkturanalyse
Auch in Grossbritannien läuft es nicht rund. Die Wirtschaftsleistung legte zwar im
1. Quartal dieses Jahres wieder um annualisiert 1.9% zu, nachdem sie im Quartal davor
gesunken war; die Probleme der britischen Volkswirtschaft bleiben aber weiter bestehen.
Dazu gehören der erneut gesunkene private Konsum (–2.3%) sowie die stark gefallenen
Bruttoinvestitionen (–16.5%). Die Exporte stiegen merklich an, was einen starken Aussenbeitrag zur Folge hatte (8.0%), auch weil die Importe zugleich nachgaben. Der hohe
Aussenbeitrag ist auch eine Folge der Pfundabwertung, die begünstigend auf die Exporte
und dämpfend auf die Importe wirkt. Dieses Jahr dürfte das britische BIP um 1.3%, 2012
um 1.8% zulegen.
Die EZB hat, wie erwartet, den Leitzins im April um 0.25 Prozentpunkte erhöht und somit die Zinswende eingeläutet. Zum einen möchte die EZB damit wieder eine Normalisierung am Geldmarkt ansteuern, zum anderen soll auch die steigende Inflation eingedämmt
werden. Diese betrug im 1. Quartal dieses Jahres im Euroraum annualisiert 3.7%, in Italien
sogar 4.2%. Die EZB dürfte dieses Jahr noch zwei, eventuell drei, Zinserhöhungen von je
25 Basispunkten vornehmen. Der nächste Zinsschritt dürfte wohl schon im Juli erfolgen.
Die Teuerungsrate wird trotzdem bei knapp über 3% liegen, nächstes Jahr aber wieder
auf den von der EZB angestrebten Zielwert von 2% zurückgehen. Die langfristigen Zinsen
im gesamten Euroraum sind im 1. Quartal im Rahmen der wieder aufgeflammten Schuldenkrise angestiegen. Vor allem die Renditen auf griechische und portugiesische Staatsanleihen
legten stark zu. So sind beispielsweise die Renditen von zweijährigen griechischen Staatsanleihen jüngst auf über 25% angestiegen, zehnjährige rentierten bei über 17%.
In Grossbritannien ist die Teuerungsrate im abgelaufenen Quartal erneut stark angestiegen.
Im Vergleich zum Vorquartal betrug sie annualisiert 8.0%. Aufgrund der lahmenden
Konjunktur ist die englische Zentralbank offensichtlich weniger gewillt als noch vor ein
paar Monaten, die Zinsen im Einklang mit der EZB zu erhöhen. Somit ist frühestens gegen
Ende des Jahres, vermutlich aber erst Anfang nächsten Jahres, mit Zinsschritten der Bank
of England zu rechnen. Es wird jedoch entscheidend sein, wie die konjunkturelle Erholung
fortschreitet. Die Teuerungsrate dürfte dieses Jahr 4.6% und nächstes Jahr 2.8% betragen.
JAPAN
Japan erholt sich von der Katastrophe
Das Erdbeben in der Region Tohoku und die darauf folgende nukleare Katastrophe von
Fukushima haben die japanische Wirtschaft im 1. Quartal 2011 erheblich belastet. Wegen der
Ausfälle von Produktionsstätten sowie Engpässen in den Lieferketten und bei der Energieversorgung ist die Industrieproduktion im März um fast 16% zurückgegangen. Am
sichtbarsten betroffen war dabei die Automobilindustrie. Als Folge der Produktionsausfälle sind die Exporte im März und April deutlich zurückgegangen. Da der Aussenhandel
vor der Katastrophe im 1. Quartal noch von den starken Zuwächsen der Nachfrage in
China profitierte, konnten die Exporte dennoch insgesamt in diesem Zeitraum um 2.8%
gegenüber dem Vorquartal zulegen. Dagegen waren die privaten Konsumausgaben
nach dem Auslaufen von Stimulusmassnahmen zum Jahresbeginn ohnehin schwach. Vor
dem Hintergrund einer deutlichen Verschlechterung der Konsumentenstimmung, welche
nicht auf die betroffenen Regionen begrenzt blieb, fiel der Konsum im 1. Quartal mit
einem Einbruch von 2.2% überraschend deutlich, wobei insbesondere dauerhafte Konsumgüter weniger nachgefragt wurden. Insgesamt ging das BIP im 1. Quartal um weitere
3.7% zurück; nach einem bereits verzeichneten Rückgang von 3% im 4. Quartal 2010.
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Sommer 2011
Grafik 11
Japan: Reales BIP mit Prognose
(saisonbereinigt)
8
auf Jahresbasis in %
Index, 2000=100
120
4
110
0
100
-4
90
-8
80
-12
-16
70
-0.6%2.5%
2000
2002
2004
2006
VQ-Veränd., linke Skala
Schätzung/Prognose KOF
2008
2010
2012
60
Niveau, rechte Skala
Schätzung/Prognose KOF
Obwohl die Engpässe in der Infrastruktur und in der Energieversorgung noch belastend
wirken, zeichnet sich eine rasche Erholung der Produktion ab. Dazu beitragen dürfte
auch, dass die Kapazitäten vor der Katastrophe nur unterdurchschnittlich ausgelastet
waren, was Verlagerungen erleichterte. Die Industrieproduktion hat sich im April bereits
stabilisiert und die Unternehmen erwarten gemäss Umfragen, bis Juni wieder annähernd
das Produktionsniveau vom Februar zu erreichen. Selbst einzelne Automobilproduzenten
rechnen bis dahin wieder mit 90% des Produktionsniveaus von vor der Katastrophe.
Dennoch ist für das 2. Quartal nochmals ein Rückgang des BIP zu erwarten. Dieser ist vor
allem auf die Schärfe des temporären Einbruchs bei Produktion, Konsumausgaben und
Exporten zurückzuführen. Ab der zweiten Jahreshälfte dürfte der auch durch staatliche
Massnahmen geprägte Wiederaufbau der zerstörten Infrastrukturen und Anlagen in den
betroffenen Regionen zu überdurchschnittlich hohen Zuwachsraten des BIP von um die
4% führen. Ab dem Frühjahr 2012 wird sich das Wachstum des BIP zunehmend normalisieren, wobei der Aussenhandel wieder stärker von der anhaltenden Expansion in China
profitieren und stärkere Wachstumsbeiträge liefern wird. Insgesamt ist mit einem Rückgang des BIP von 0.6% in diesem Jahr und 2012 dank eines starken Aufholprozesses mit
einem Zuwachs von 2.5% zu rechnen. Angesichts dieses optimistischen Ausblicks hat
die Notenbank entschieden, keine weiteren liquiditätsausweitenden Massnahmen zu ergreifen. Mit einer Anhebung des Leitzinses ist jedoch nicht vor Ende 2012 zu rechnen.
CHINA
Moderate Wachstumsabschwächung in China
In China hat sich der Zuwachs des BIP gemäss den erstmals offiziell ausgewiesenen realen
Vorquartalswachstumsraten von annualisiert 10% im 4. Quartal 2010 auf 8.7% im
1. Quartal dieses Jahres etwas abgeschwächt. Dabei haben sich die Investitionen dank
des staatlich forcierten Ausbaus günstigen Wohnraums wieder stärker beschleunigt. Angesichts der gestiegenen Inflationsraten haben demgegenüber die Zuwächse des Konsums
deutlich abgenommen. Die jüngsten verlangsamten Preisanstiege bei Nahrungsmitteln
und Rohstoffen dürften allerdings die Inflation im Jahresverlauf senken; entsprechend
hat sich die Konsumentenstimmung von zwischenzeitlichen Rückschlägen erholt. Im
Aussenhandel wurde im April wieder ein höherer Überschuss erzielt, nachdem die Bilanz
temporär negativ ausgefallen war. Allerdings ist dies zum grössten Teil auf die geringeren
Importe aus Japan zurückzuführen; der Trend des stärkeren Wachstums der Importe
19
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20
Konjunkturanalyse
dürfte sich denn auch im Prognosezeitraum weiter fortsetzen. Der wirtschaftspolitische
Fokus wird weiterhin auf die Eindämmung der Inflation und der Übertreibungen am Immobilienmarkt gerichtet bleiben. Sowohl Geldmengen- als auch Kreditwachstum und der
Anstieg der Immobilienpreise sind aufgrund des restriktiveren geldpolitischen Kurses seit
Jahresbeginn tiefer ausgefallen. Damit dürfte sich das Wachstum des BIP gegenüber 2010
weiter abschwächen. Für 2011 erwartet die KOF unverändert einen Zuwachs von knapp
über 9%, welcher sich 2012 auf unter 9% abschwächen wird.
ÜBRIGE SCHWELLENLÄNDER
Normalisierung auf hohem Niveau
Die übrigen Schwellenländer weisen im Vergleich mit den OECD-Ländern weiterhin eine
deutlich höhere Wachstumsdynamik auf. Dabei ist die Expansion nach einer Verlangsamung
Mitte 2010 zur Jahreswende wieder höher ausgefallen. Trendmässig dürfte sich die
Wachstumsabschwächung jedoch fortsetzen. Zugpferd ist zusammen mit China die restliche ostasiatische Region, wo sich sowohl der Aussenhandel als auch die binnenwirtschaftliche Expansion zuletzt wieder leicht beschleunigte. In den übrigen grossen Schwellenländern sind dagegen die konjunkturellen Entwicklungen deutlich heterogener. In den
exportabhängigeren Ländern, wie Russland und Mexiko, die von der Grossen Rezession
ungleich stärker getroffen wurden, wurde der Aufschwung bislang wesentlich von den
aussenwirtschaftlichen Impulsen und insbesondere von Rohstofferlösen getragen. Dort
entwickelt sich die Binnenwirtschaft nach anhaltend langer Erholungsphase des Aussenhandels nun zunehmend kräftiger. Allerdings sorgen bestehende Überkapazitäten,
hohe Arbeitslosigkeit und eine weiterhin offene Produktionslücke für eine nur moderate
Erholung, so dass die Abschwächung des Aussenhandels nicht gänzlich kompensiert
wird. Dagegen sehen sich die Länder, deren Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren
von der binnenwirtschaftlichen Stärke dominiert wurde, allmählichen Überhitzungserscheinungen sowie starken Kapitalzuflüssen ausgesetzt. Dazu zählen insbesondere Brasilien
und Indien. Die dortigen Zentralbanken haben entsprechend die geldpolitischen Rahmenbedingungen weit stärker verschärft, und auch Aufwertungen der lokalen Währungen
tragen zu einem restriktiveren Umfeld bei. Insgesamt ist in den Schwellenländern wegen der
nach wie vor hohen Inflationsraten und der zunehmenden Auswirkungen der geldpolitischen
Straffung mit tieferen Verlaufsraten zu rechnen. Die hohen Inflationsraten sind bislang
verbreitet auf Nahrungsmittel und Rohstoffe zurückzuführen. Mit den zu erwartenden
Basiseffekten dürfte sich daher die Lage im Jahresverlauf zunehmend entspannen.
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DETAILLIERTE ERGEBNISSE UND PROGNOSEN
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22
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen
Tabelle 1
Tabelle 1
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen des realen Bruttoinlandprodukts
für die OECD, die Europäische Union und die 6 grossen OECD-Länder 1998–2012
(Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate)
Ergebnisse für die OECD, die Europäische Union und die 6 grossen OECD-Länder
98-07
2008
2009
2010
OECD (4)
Bruttoinlandprodukt (BIP)
2.7
0.4
-3.5
Privater Konsum
Staatlicher Konsum
Bruttoanlageinvestitionen
Inländische Endnachfrage (1)
Exporte von Waren und Diensten
Importe von Waren und Diensten
3.0
2.2
3.1
2.9
6.0
6.6
0.3
2.3
-1.9
0.2
2.4
0.7
-1.5
2.4
-11.9
-3.0
-11.5
-12.8
2011
2012
98-07
2008
2009
2010
2011
Europäische Union EU-27
2012
2.9
1.8
2.4
2.5
0.5
-4.2
1.8
2.1
2.0
1.9
1.3
2.2
1.9
11.2
11.3
1.6
0.5
3.1
1.7
6.5
5.1
2.2
-0.1
5.2
2.3
7.1
6.2
2.5
2.0
3.7
2.6
6.1
6.5
0.7
2.3
-0.8
0.7
1.5
1.1
-1.7
2.2
-12.0
-3.1
-12.4
-12.3
0.8
0.7
-0.7
0.5
10.6
9.4
1.1
1.3
3.7
1.7
7.9
6.8
1.8
0.4
4.6
2.0
6.7
6.6
USA
Japan
Bruttoinlandprodukt (BIP)
3.0
0.0
-2.6
2.9
2.4
2.7
1.2
-1.2
-6.3
4.0
-0.6
2.5
Privater Konsum
Staatlicher Konsum
Bruttoanlageinvestitionen
davon: Ausrüstungen (2)
Bauten (3)
Inländische Endnachfrage (1)
Exporte von Waren und Diensten
Importe von Waren und Diensten
3.6
2.1
3.7
6.0
1.1
3.4
4.3
6.6
-0.3
2.5
-4.5
-2.4
-10.2
-0.6
6.0
-2.6
-1.2
1.9
-14.8
-15.3
-21.5
-3.1
-9.5
-13.8
1.7
0.9
3.3
15.3
-8.9
1.9
11.7
12.6
2.8
-0.9
3.9
10.0
-1.2
2.4
7.9
5.0
3.0
-1.0
5.5
7.5
4.5
2.8
8.0
6.5
1.0
2.3
-1.0
1.6
-3.4
0.7
5.9
3.0
-0.7
0.5
-3.6
-1.4
-8.0
-1.2
1.6
0.4
-1.9
3.0
-11.7
-16.7
-14.0
-3.2
-23.9
-15.3
1.8
2.3
-0.2
2.1
-6.3
1.5
23.9
9.7
-1.0
2.6
1.1
2.2
5.3
0.1
1.4
6.2
1.2
0.6
5.3
5.0
5.1
1.9
5.8
4.9
Deutschland
Grossbritannien
Bruttoinlandprodukt (BIP)
1.6
1.0
-4.7
3.5
3.5
2.3
2.9
-0.1
-4.9
1.3
1.3
1.8
Privater Konsum
Staatlicher Konsum
Bruttoanlageinvestitionen
davon: Ausrüstungen
Bauten
Inländische Endnachfrage (1)
Exporte von Waren und Diensten
Importe von Waren und Diensten
0.9
0.9
1.4
5.2
-1.7
1.0
7.9
6.3
0.7
2.3
2.5
3.6
1.2
1.4
2.5
3.3
-0.2
2.9
-10.1
-17.2
-1.5
-1.7
-14.3
-9.4
0.5
1.9
6.0
9.1
2.8
1.9
14.7
13.0
1.5
1.8
8.4
10.3
6.4
3.0
9.1
6.6
1.2
0.9
3.1
3.8
2.4
1.5
7.3
6.2
3.3
2.5
4.8
6.2
3.5
3.4
4.3
6.0
0.4
1.6
-5.0
-4.5
-5.5
-0.4
1.0
-1.2
-3.2
1.0
-15.4
-17.2
-13.4
-4.5
-10.1
-11.9
0.6
0.8
3.0
5.9
0.1
1.0
5.3
8.5
-0.2
1.4
-1.6
-1.8
-1.5
-0.1
8.1
3.5
1.5
0.3
4.3
4.2
4.4
1.7
4.3
5.8
Frankreich
Italien
Bruttoinlandprodukt (BIP)
2.3
-0.1
-2.7
1.5
2.0
1.4
1.4
-1.3
-5.2
1.2
1.0
1.5
Privater Konsum
Staatlicher Konsum
Bruttoanlageinvestitionen
davon: Ausrüstungen
Bauten
Inländische Endnachfrage (1)
Exporte von Waren und Diensten
Importe von Waren und Diensten
2.5
1.4
4.3
5.2
3.7
2.6
4.3
5.9
0.2
1.3
0.3
3.2
-1.7
0.5
-0.3
0.9
0.2
2.3
-9.0
-12.7
-6.3
-1.2
-12.4
-10.8
1.4
1.2
-1.2
3.7
-5.0
0.9
9.7
8.8
1.6
0.6
3.4
6.7
0.8
1.7
5.2
7.4
1.4
0.0
4.0
3.2
4.7
1.5
4.7
6.3
1.4
1.8
2.7
2.9
2.5
1.8
2.8
4.3
-0.8
0.5
-3.8
-4.6
-3.0
-1.2
-4.3
-4.4
-1.8
1.0
-11.9
-14.9
-8.7
-3.4
-18.4
-13.7
1.0
-0.6
2.3
8.5
-3.7
0.9
8.9
10.3
1.2
0.2
1.8
2.0
1.5
1.1
5.8
6.4
1.1
-0.6
4.0
4.0
3.9
1.3
5.5
4.1
(1)
(2)
(3)
(4)
Inländ. Endnachfr. (priv. u. staatl. Konsum, Bruttoanl.inv., näherungsweise)
USA: private Ausrüstungen, Japan: Unternehmungsanlagen
USA: private Bauten, Japan: Wohnbau
Aggregation zu konstanten Preisen und Kaufkraftparitäten von 2000
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23
Sommer 2011
Tabelle 2a
Tabelle 2a
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012
a) Reales Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Verwendung
(in Mio. Fr.; Volumen verkettet (Basisjahr 2007); Veränderung gegenüber Vorjahr zu Preisen des Vorjahres in % resp. mittlere Veränderungsrate)
98-07
2008
(1)
2009
(1)
1.6
1.7
1.2
2.5
0.4
4.1
358'084
300'727
57'357
112'783
47'334
65'449
1.4
1.3
1.7
0.5
0.0
0.8
Inländische Endnachfrage
3.Lagerveränderung
1.8
-
470'867
-2'924
1.2
-
Inlandnachfrage (*)
4.Exporte von Waren und
Dienstleistungen (*)
davon: Waren (*)
Dienstleistungen
1.5
467'943
0.3
6.1
6.1
6.1
292'680
202'539
90'141
2.9
2.1
4.8
Gesamtnachfrage (*)
5.Importe von Waren
und Dienstleistungen (*)
davon: Waren (*)
Dienstleistungen
6.Statistische Differenz
davon: aus Verkettung der
Verwendungskomponenten
aus Lagerbewertung
3.0
760'623
1.3
5.3
5.1
6.6
-
229'636
186'149
43'487
0
-0.1
-1.0
3.9
-
Bruttoinlandprodukt
2.1
-
0
0
530'987
1.9
1.1
303'730
1.0
58'263
1.6
-4.9
48'751
3.0
58'394 -10.8
1'972
-
-0.3
0.3
-8.3
180'101 -11.1
88'346 -2.0
170'327
46'995
265
-1'668
520'832
(1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS)
(3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011
-3.0
-5.4
-8.5
8.1
-1.9
2011
(3)
2012
(3)
308'972
57'337
50'380
61'736
1.2
1.7
-1.6
4.6
3.3
5.7
312'105
57'670
51'846
64'686
0.9
1.0
0.6
3.9
2.9
4.8
317'098
57'796
52'860
69'125
1.4
1.6
0.2
4.6
2.0
6.9
-8'456
2.0
-
-5'536
1.6
-
4'103
2.1
-
196'810
94'127
187'267
44'885
175
5'192
534'121
1.1
8.4
9.3
6.5
3.7
6.8
9.9
-4.5
2.6
206'622
100'102
195'864
46'699
-180
4'476
549'228
2.1
5.4
5.0
6.3
217'669
99'986
3.3
4.5
4.6
4.0
-
213'121
50'195
-
2.8
-655
5'242
559'908
4.0
3.5
5.3
-0.1
3.8
8.6
8.8
7.5
1.9
(2) Schätzung SECO
(*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen, Edel- und
Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. Diese Bereinigung ist BIP-neutral.
(+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Wert aufgeführt. Dabei wurde
für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den
konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt. Dies hat Auswirkungen auf den ausgewiesenen Nettozugang an Wertsachen.
3.Nettozugang an Wertsachen (+)
Inlandnachfrage (+)
4.Exporte von Waren
und Dienstleistungen
davon: Waren (+)
Gesamtnachfrage (+)
5.Importe von Waren
und Dienstleistungen
davon: Waren (+)
1.5
638
468'581
0.2
5.8
5.7
2.9
302'609
212'468
771'190
5.0
4.7
240'203
196'716
2'147
-
0.6
-709
-
0.6
-650
-
2.1
-300
-
4.1
3.3
2.6
1.4
-8.7
188'136 -11.5
-3.0
208'149
-
9.3
10.6
3.8
218'087
-
5.3
4.8
3.3
229'748
-
3.6
5.3
3.9
0.3
-0.5
180'460
198'262
6.8
9.9
207'029
4.3
4.4
225'270
8.6
8.8
-5.4
-8.3
Reales Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Verwendung
1.Konsumausgaben
davon: Private Haushalte und POoE
Staat
2.Anlageinvestitionen
davon: Bauten
Ausrüstungen
2010
(2)
Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 24
24
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen
Tabelle 2b
Tabelle 2b
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012
b) Nominelles Bruttoinlandprodukt (BIP) und Bruttonationaleinkommen (BNE) nach Verwendung
(in Mio. Fr. zu laufenden Preisen; Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate)
98-07
2008
(1)
2009
(1)
2010
(2)
2011
(3)
2012
(3)
Nominelles Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Verwendung
1.Konsumausgaben
davon: private Haushalte und POoE
Staat
2.Anlageinvestitionen
davon: Bauten
Ausrüstungen
2.4
2.4
2.3
3.1
2.2
3.8
367'276
308'629
58'647
115'200
49'109
66'091
4.0
4.0
4.0
2.7
3.8
1.8
371'108
1.0
310'459
0.6
60'649
3.4
108'176 -6.1
50'024
1.9
58'152 -12.0
376'521 1.5
316'362 1.9
60'160 -0.8
112'217 3.7
51'937 3.8
60'281 3.7
383'019
322'017
61'002
116'138
54'714
61'424
1.7
1.8
1.4
3.5
5.3
1.9
392'739
330'944
61'795
120'906
57'293
63'612
2.5
2.8
1.3
4.1
4.7
3.6
Inländische Endnachfrage
3.Lagerveränderung
2.6
-
482'476
-1'238
3.7
-
479'284
-4'472
-0.7
-
488'739
-7'637
2.0
-
499'157
-4'983
2.1
-
513'645
2'260
2.9
-
Inlandnachfrage (*)
4.Exporte von Waren und
Dienstleistungen (*)
davon: Waren (*)
Dienstleistungen
2.6
481'238
3.1
474'812
-1.3
481'101
1.3
494'174
2.7
515'904
4.4
6.7
6.3
8.0
297'801
207'343
90'457
4.7
4.6
5.1
269'724 -9.4
181'533 -12.4
88'191 -2.5
286'142
194'332
91'810
6.1
7.1
4.1
298'209
199'445
98'765
4.2
2.6
7.6
306'131
206'638
99'494
2.7
3.6
0.7
Gesamtnachfrage (*)
5.Importe von Waren und
Dienstleistungen (*)
davon: Waren (*)
Dienstleistungen
3.9
779'039
3.7
744'535
767'243
3.0
792'383
3.3
822'036
3.7
6.2
5.8
8.1
234'843
191'318
43'525
2.2
1.8
4.0
209'253 -10.9
162'976 -14.8
46'277
6.3
220'998 5.6
177'272 8.8
43'726 -5.5
225'895
181'788
44'107
2.2
2.5
0.9
239'296
192'922
46'374
5.9
6.1
5.1
Bruttoinlandprodukt
3.1
544'196
4.4
535'282
-1.6
546'245
2.0
566'488
3.7
582'740
2.9
-
-25'623
-13'007
433
-
35'142
-13'353
423
-
39'646
-14'075
478
-
41'224
-15'977
478
-
42'661
-17'312
478
-
2.7
505'998
-3.8
557'495
10.2
572'294
2.7
592'213
3.5
608'567
2.8
6. Saldo Kapitaleinkommensbilanz
7. Saldo Arbeitseinkommensbilanz
8. Saldo Produktionssteuern (mit dem Ausland)
Bruttonationaleinkommen
(1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS);
(3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011
-4.4
(2) Schätzung SECO
(*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen, Edelund Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. Diese Bereinigung ist BIP-neutral.
(+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Werte aufgeführt. Dabei wurde
für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den
konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt. Dies hat auch Auswirkungen auf den ausgewiesenen Nettozugang an Wertsachen.
3.Nettozugang an Wertsachen
Inlandnachfrage (+)
4.Exporte von Waren und
Dienstleistungen
davon: Waren (+)
Gesamtnachfrage (+)
5.Importe von Waren und
Dienstleistungen
davon: Waren (+)
2.5
983
482'221
3.1
1'898
476'710
-1.1
-545
480'556
0.8
-348
493'826
2.8
-121
515'784
4.4
6.6
6.1
3.9
307'454
216'997
789'676
4.9
4.8
3.8
276'637 -10.0
188'446 -13.2
753'347 -4.6
296'125
204'315
776'682
7.0
8.4
3.1
308'069
209'304
801'895
4.0
2.4
3.2
316'346
216'852
832'130
2.7
3.6
3.8
6.0
5.6
245'480
201'955
2.5
2.2
218'064 -11.2
171'787 -14.9
230'437
186'711
5.7
8.7
235'407
191'300
2.2
2.5
249'390
203'016
5.9
6.1
Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 25
25
Sommer 2011
Tabelle 2c
Tabelle 2c
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012
c) Implizite Deflatoren des Bruttoinlandprodukts (BIP) nach Verwendung
(Indizes, 2007 = 100; Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate)
98-07
2008
(1)
2009
(1)
102.6
102.6
102.2
102.1
103.8
101.0
Inländische Endnachfrage
3.Lagerveränderung
0.7
-
102.5 2.5
-
Inlandnachfrage (*)
4.Exporte von Waren und
Dienstleistungen (*)
davon: Waren (*)
Dienstleistungen
1.1
Gesamtnachfrage (*)
5.Importe von Waren und
Dienstleistungen (*)
davon: Waren (*)
Dienstleistungen
0.9
0.8
0.7
1.5
102.3 2.3
102.8 2.8
100.1 0.1
96.4 -5.8
95.7 -6.9
98.5 -1.6
95.3 -1.1
94.7 -1.1
97.4 -1.1
Bruttoinlandprodukt
1.0
102.5 2.5
102.8 0.3
102.3 -0.5
0.6
0.1
1.8
101.7 1.7
102.4 2.4
100.4 0.4
-
2.4
(1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS)
(3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011
0.0
-0.4
1.8
-1.3
-1.1
-1.4
102.1 -0.3
-
102.8 0.3
102.4 0.2
104.9 0.8
100.0 -0.8
103.1 0.5
97.6 -2.0
103.6 0.8
103.2 0.8
105.8 0.8
99.6 -0.4
105.5 2.4
95.0 -2.8
104.8 1.1
104.4 1.2
106.9 1.1
99.2 -0.4
108.4 2.7
92.0 -3.1
102.1
-
102.7
-
103.4
-
-1.7
-
100.5 -1.2
100.8 -1.5
99.8 -0.5
-
2012
(3)
0.0
0.2
98.4 -2.1
98.7 -2.0
97.5 -2.3
-1.5
-
-0.7
-
0.5
0.6
97.3 -1.1
96.5 -2.2
98.7 1.2
-
0.9
0.4
96.4 -0.9
94.9 -1.7
99.5 0.9
0.0
93.3 -2.2
92.8 -2.0
94.5 -3.0
103.1
-
0.8
-
-
-0.1
91.0 -2.4
90.5 -2.5
92.4 -2.2
104.1
0.9
(2) Schätzung SECO
(*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen,
Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. Diese Bereinigung hat auch Einfluss auf
die Deflatoren.
(+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Werte aufgeführt.
Dabei wurde für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt.
3.Nettozugang an Wertsachen
Inlandnachfrage (+)
4.Exporte von Waren und
Dienstleistungen
davon: Waren (+)
Gesamtnachfrage (+)
5.Importe von Waren und
Dienstleistungen
davon: Waren (+)
1.0
-
2.9
-
-1.8
-
0.2
-
0.7
-
0.4
0.8
0.4
1.0
101.6 1.6
102.1 2.1
- 2.4
100.1 -1.5
100.2 -1.9
- -1.7
98.0 -2.1
98.2 -2.0
- -0.7
96.9 -1.2
96.0 -2.2
0.0
96.0 -0.9
94.4 -1.7
- -0.1
0.9
0.8
102.2 2.2
102.7 2.7
95.9 -6.1
95.2 -7.3
94.9 -1.1
94.2 -1.1
92.9 -2.1
92.4 -1.9
90.7 -2.4
90.1 -2.5
Deflatoren des Bruttoinlandprodukts (BIP) nach Verwendung
0.8
0.7
1.1
0.6
1.8
-0.3
2.8
102.5
102.2
104.1
100.9
102.6
99.6
2011
(3)
1.Konsumausgaben
davon: private Haushalte und POoE
Staat
2.Anlageinvestitionen
davon: Bauten
Ausrüstungen
-
2.6
2.6
2.2
2.1
3.8
1.0
2010
(2)
Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 26
26
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen
Tabelle 2d
Tabelle 2d
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 2008–2012
d) Handels-, Leistungs- und Ertragsbilanz
(in Mio. Fr. zu laufenden Preisen)
Handels-, Leistungs- und Ertragsbilanz
2008
(1)
2009
(1)
2010
(2)
2011
(3)
2012
(3)
Handelsbilanz (*)
Dienstleistungsbilanz
Kapitaleinkommen
Arbeitseinkommen
16'025
46'932
-25'623
-13'007
18'557
41'914
35'142
-13'353
17'059
48'084
39'646
-14'075
17'656
54'658
41'224
-15'977
13'716
53'120
42'661
-17'312
Leistungsbilanz (*)
Einseitige Übertragungen
24'327
-10'060
82'260
-9'885
90'715
-9'521
97'561
-9'868
92'185
-10'181
Ertragsbilanz (*)
Ertragsbilanz in % des BIP (*)
14'267
2.6
72'374
13.5
81'194
14.9
87'693
15.5
82'004
14.1
(1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS), KOF
(3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011
(2) Schätzung SECO
(*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h.
Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt.
(+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Werte
aufgeführt. Dabei wurde für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme
gleicher Wachstumsraten wie bei den konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt.
Handelsbilanz (+)
Leistungsbilanz (+)
Ertragsbilanz (+)
Ertragsbilanz in % des BIP (+)
15'042
23'344
13'284
2.4
16'659
80'362
70'477
13.2
17'604
91'260
81'738
15.0
18'004
97'909
88'041
15.5
13'837
92'306
82'125
14.1
Tabelle 2e
Tabelle 2e
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012
e) Verfügbares Einkommen, Konsum und Ersparnis der privaten
Haushalte und Organisationen ohne Erwerbszweck
(in Mio. Fr. zu laufenden Preisen; Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate)
98-07
Einkommen und Ersparnis
Verfügbares
Haushaltseinkommen
Konsumausgaben
Ersparnis (4)
Ersparnis (5)
Sparquote (4,6)
Sparquote (5,6)
2008
(1)
2009
(1)
2010
(2)
2011
(3)
2.8
337'382
2.4
349'255
3.5
352'241
0.9
359'382
2.4
7.3
3.8
-
308'629
4.0
28'753 -11.8
63'210 -1.2
8.5
17.0
310'459
38'796
73'080
-
0.6
34.9
15.6
11.1
19.1
316'362
35'879
70'506
-
1.9
-7.5
-3.5
10.2
18.2
322'017
37'365
72'547
-
(1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS), KOF
(2) Schätzung SECO
(3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011
2012
(3)
2.0 371'119
1.8
4.1
2.9
10.4
18.4
330'944
40'175
76'094
-
(4) Exkl. Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche
(5) Inkl. Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche
(6) Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens
3.3
2.8
7.5
4.9
10.8
18.7
Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 27
Sommer 2011
27
Tabelle 2f
Tabelle 2f
Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012
f) Gesamtwirtschaftlich wichtige Grössen ausserhalb der
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
(Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate)
2008
2009
2010
2011
2012
-0.5
5.3
3.5
5.8
8.7
-1.1
2.9
2.8
2.9
2.1
2.2
2.0
1.6
1.7
2.0
2.2
2.4
2.5
1.6
1.6
2.6
0.9
0.4
0.3
0.2
0.2
0.2
0.3
0.7
1.0
0.8
1.0
2.4
0.7
-0.5
0.3
0.7
0.5
0.7
1.0
1.2
1.3
1.3
1.0
1.0
1.1
1.1
1.3
2.0
3.0
4.6
2.6
2.7
-0.8
-0.8
0.1
2.0
2.7
2.6
3.9
0.4
-0.1
0.1
-1.8
-2.1
2.1
3.1
3.7
5.2
0.9
0.7
-0.9
1.8
3.5
0.8
-0.2
3.9
5.5
0.8
0.6
0.3
2.2
2.5
1.3
1.0
3.1
4.5
1.5
1.1
1.7
0.9
0.3
1.4
2.3
2.7
4.0
0.7
1.4
1.3
1.2
0.7
-7.4
1.2
-3.0
9.3
1.3
1.2
1.2
1.3
1.5
1.4
1.3
0.6
0.3
Monetärer Bereich
Realer Aussenwert des Frankens
(24 Länder, exportgewichtet)
10-jähriger Kassazinssatz der Bundesobligationen (1)
- Jahresdurchschnitt
- Jahresende
3-Monats-Fr.-Liborsatz (1)
- Jahresdurchschnitt
- Jahresende
Konsumentenpreise
- Jahresdurchschnitt
- Jahresende
Beschäftigung und Arbeitsmarkt
Beschäftigung
Vollzeitäquivalente Beschäftigung
Arbeitsvolumen in Std.
Arbeitsproduktivität pro Vollzeitbeschäftigten
Arbeitsproduktivität pro Std.
Löhne (Basis Suva resp. SSUV)
Durchschnittslohn (2)
Arbeitslosenquote (1)
Stellensuchendenquote (1)
Bevölkerung und Pro-Kopf-Indikatoren
Bevölkerung
Reales Bruttoinlandprodukt pro Kopf
Reales Bruttonationaleinkommen pro Kopf (3)
(1) Niveau
(2) Arbeitnehmerentgelt pro Beschäftigten (in Vollzeitäquivalenten)
(3) Deflationierung mittels Konsumdeflator
Grössen ausserhalb der VGR
98-107
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SPEZIALANALYSEN
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Sommer 2011
31
SPEZIALANALYSEN – 1
DER EINFLUSS DER WECHSELKURSENTWICKLUNG AUF DIE
SCHWEIZERISCHEN WARENEXPORTE: EINE DISAGGREGIERTE ANALYSE
Zusammenfassung: Angesichts der massiven Aufwertung des Schweizerfrankens im letzten Jahr
stellt sich die Frage nach den Konsequenzen für die Entwicklung der Exporte. Bei der Untersuchung
dieser Problematik berücksichtigen wir, dass sich Wechselkursschwankungen je nach Branche unterschiedlich auswirken können. Entsprechend führen wir nach Absatzländern und Warenarten differenzierte ökonometrische Schätzungen durch. In der Tat stellen wir eine starke Heterogenität der
Wechselkurselastizität fest. Es zeigt sich zudem, dass der Wechselkurseffekt insgesamt nicht so stark
ist, wie vielfach vermutet wird. Dies ist wohl darauf zurückzuführen dass in manchen Branchen der
nichtpreisliche Wettbewerb im Vordergrund steht. Auf der anderen Seite zeigt die Analyse, dass die
Entwicklung der Exporte in hohem Mass von der Auslandsnachfrage beeinflusst wird. Vor dem Hintergrund dieser Resultate überrascht es nicht, dass sich die schweizerischen Exporte trotz der sehr starken
und schnellen Aufwertung bis zuletzt günstig entwickelt haben.
Stichworte: Wechselkurs, Aussenhandel, Konjunktur, Spezialisierung
1
EINLEITUNG UND FRAGESTELLUNG
Die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz erwies sich während der jüngsten Rezession
im Vergleich mit anderen Industrieländern als sehr robust. Indessen haben sich im vergangenen Jahr die Turbulenzen in der Eurozone verschärft. Da die Schweizer Währung
erneut als «Safe Haven» diente, nahm der Aussenwert des Frankens stark zu, eine Entwicklung, die auch durch die massiven Devisenmarktinterventionen der Schweizerische
Nationalbank (SNB) nicht verhindert werden konnte.
Wie Grafik 1 zeigt, verzeichnete der im Trend steigende reale Frankenkurs in den letzten
zwanzig Jahren drei grössere Aufwertungsphasen, nämlich 1992–1996, 2000 –2002
und schliesslich 2007–2010. Die stärkste Aufwertung war in der jüngsten Periode zu verzeichnen mit einer Zunahme von rund 20% in nur gut zwei Jahren. Bei einer so starken
und derart raschen Aufwertung – besonders ausgeprägt im Jahr 2010 – ist eine Anpassung
Grafik 1
Exporte und Wechselkurs
Exportvolumen, glatte Komponente; realer exportgewichteter
Wechselkursindex (24 Länder, 1998=100)
180
120
160
115
140
110
120
105
100
100
95
80
60
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
Exportvolumen, glatte Komponente
realer exp.gewichteter Fr.-Kurs (24 Länder)
2008
2010
90
MICHAEL
LAMLA
ANDREA
LASSMANN
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 32
32
Spezialanalysen
der Exportwirtschaft schwierig, so dass erhebliche Absatzverluste zu erwarten wären. Im
Gegensatz dazu ist der kräftige Anstieg der realen Exporte bislang, d.h. bis Ende 2010,
lediglich zum Stillstand gekommen, wie ebenfalls aus Grafik 1 hervorgeht. Da sich jedoch
im Laufe von 2010 auch die Auslandkonjunktur wieder verbesserte, widerspiegelt die
Entwicklung der Exporte gemäss Grafik 1 nicht nur den Wechselkurseffekt, sondern
auch den die Exporte stützenden Nachfrageeffekt.
Der Einfluss des Wechselkurses auf die Exporte der Schweiz wird im Allgemeinen auf aggregierter Ebene untersucht.1 Die Exporte sind jedoch nicht homogen, weder hinsichtlich der
Absatzländer noch der exportierten Waren. Insbesondere sind die verschiedenen Arten von
Waren nicht in gleichem Mass dem Preiswettbewerb ausgesetzt. Entsprechend erwarten wir,
dass die Exporte der einzelnen Branchen unterschiedlich stark und rasch auf eine Veränderung des Wechselkurses reagieren. So ist zu vermuten, dass technologisch hochwertige Produkte (z.B. Pharmazeutika) von Wechselkursschwankungen weniger betroffen sind als Güter
preissensitiver Bereiche (z.B. Papier). Relativ gering könnte die Wechselkursanfälligkeit
auch jener Waren sein, die – basierend auf einer attraktiven Marke oder einem guten Image –
im höheren Qualitätssegment angesiedelt sind, z.B. Luxusuhren. Im Weiteren ist davon
auszugehen, dass die Exporte je nach Destination unterschiedlich auf Veränderungen des
Wechselkurses reagieren, unter anderem weil die Zusammensetzung der Exporte eine
andere ist.
Vor diesem Hintergrund zielt der vorliegende Beitrag darauf ab, die Wechselkursabhängigkeit der schweizerischen Exporte auf disaggregierter Ebene zu untersuchen, d.h. differenziert nach Warenarten und für jede Warenart nach den wichtigsten Absatzländern. Im Weiteren versuchen wir – ebenfalls nach Ländern und Warenarten differenziert –, für den Nachfrageeffekt zu kontrollieren, der sich aus der Konjunkturentwicklung im Ausland ergibt
und dem Aufwertungseffekt entgegenwirken könnte.
Im nächsten Abschnitt geben wir einen kurzen Überblick über die Exportaktivitäten der
Schweizer Wirtschaft, wobei die Struktur nach Warenarten und Absatzländern im Vordergrund steht. In einer ersten empirischen Teiluntersuchung bestimmen wir mit Hilfe
der Schätzung von Einzelgleichungen nach Ländern und Warenarten disaggregierte
Wechselkurselastizitäten (Kapitel 3). Die zweite ökonometrische Analyse beruht auf der
Schätzung eines vektorautoregressiven Modells, mit dem die Auswirkungen eines Wechselkurs- und eines Nachfrageschocks auf die realen Exporte über einen Zeitraum von zwölf
Monaten ermittelt werden (Kapitel 4). Im Schlusskapitel fassen wir die wichtigsten Resultate zusammen.
.
1
Eine Ausnahme ist z.B. die Untersuchung von Abrahamsen und Simmons-Süer (2011), in der Wechselkurselastizitäten für die Branchen Tourismus, Metallverarbeitung und Maschinen/Elektrotechnik
geschätzt wurden.
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 33
Sommer 2011
2.
DESKRIPTIVE ANALYSE DER STRUKTUR DER GÜTEREXPORTE
Die Schweiz ist eine kleine offene Volkswirtschaft, die wirtschaftlich stark mit dem Ausland verflochten ist. So beträgt Anteil der realen Gesamtexporte, d.h. der Summe der
Waren und Dienstleistungsexporte, am realen BIP derzeit rund 50%. Berücksichtigt man –
wie es im vorliegenden Beitrag der Fall ist – nur die Warenexporte sind es 40%.
Aufgrund ihrer geografischen Nähe ist die Europäische Union der wichtigste Markt der
schweizerischen Exportwirtschaft. So entfallen nicht weniger als 44% der gesamten Warenexporte auf die vier grossen EU-Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien),
davon die Hälfte auf Deutschland, den für die Schweiz mit Abstand wichtigsten Handelspartner. In die grossen wirtschaftlich fortgeschrittenen Volkwirtschaften in Übersee, d.h.
die USA und Japan, gehen 9% bzw. 4% der Warenexporte. Insgesamt nehmen die
genannten sechs Länder 57% der Warenexporte ab (siehe Grafik 2). Da die Schweizer
Exportfirmen zunehmend geografisch diversifizieren, vor allem in Richtung China und
asiatische Schwellenländer, ist die Tendenz etwas rückläufig, betrug doch dieser Anteil
vor zwanzig Jahren noch 63%.
Grafik 2
Länderanteile an den gesamten Warenexporten, Durchschnitt 1991–2009
22%
Deutschland
43%
Rest
9%
Frankreich
8%
Italien
5%
9%
USA
4%
Japan
UK
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung (Swiss Impex)
Angesichts dieser beträchtlichen geografischen Konzentration ist die Entwicklung der
schweizerischen Warenexporte in hohem Mass von der Konjunkturlage in wenigen
Absatzländern sowie vom Frankenkurs einiger weniger Währungen abhängig. Gemäss
Angaben der SNB wird der Export in die oben genannten sechs Länder zu rund 60% in
Euro, zu 30% in Schweizerfranken und zu 10% in anderen Währungen (Dollar usw.) gehandelt. Ausserdem wird der Euro teilweise auch ausserhalb der sechs Länder als Fakturierungswährung verwendet. Somit dürfte etwas weniger als die Hälfte der Schweizer Warenexporte in Euro abgewickelt werden. Bei der Beurteilung der Wechselkursabhängigkeit der
Exporte ist auch zu beachten, dass ein Teil der Vorleistungsgüter importiert wird. Dadurch wird der negative Effekt einer Aufwertung auf die schweizerischen Exporte etwas
gemildert. Dies gilt ganz besonders bei einer Aufwertung gegenüber dem Euro, da die
Importe stärker auf die Eurozone konzentriert sind als die Exporte.
Wie sehr sich eine Frankenaufwertung negativ auf die Güterexporte auswirkt, hängt –
wie in der Einleitung ausgeführt – wesentlich von der gütermässigen Zusammensetzung der
Ausfuhren ab. Je grösser der Anteil der Warenarten ist, für welche nichtpreisliche Wettbewerbsfaktoren (Marktmacht durch technologischen Vorsprung, Service, Komplexität des
33
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 34
34
Spezialanalysen
Produkts, Produktdifferenzierung, Patent- und Markenschutz, Flexibilität bei Kundenwünschen usw.) im Vordergrund stehen, umso weniger dürfte die Exportentwicklung durch
eine Frankenaufwertung tangiert werden. Ebenso ist zu erwarten, dass die Wechselkursabhängigkeit der Exporte je nach Absatzland differiert, da die gütermässige Zusammensetzung der Lieferungen unterschiedlich ist. Dies gilt umso mehr, als auch der Mix der
Währungen, in denen die Exporte in die einzelnen Länder fakturiert werden, sowie die
Kursentwicklung von Euro, Dollar, Pfund und Yen nicht einheitlich sind.
Tabelle 1 zeigt die Zusammensetzung der gesamten Güterexporte nach zwölf Warenarten. Die Exporte sind nach diesen Kategorien stark konzentriert. So entfallen gut zwei
Drittel der Ausfuhren auf lediglich drei Warenarten, nämlich «Chemikalien (wobei Pharmaprodukte die wichtigste Komponente darstellen), «Maschinen /Apparate /Elektronik»
sowie «Präzisionsinstrumente / Uhren / Bijouterie». Es ist zu vermuten, dass in allen drei
Bereichen die Segmente, bei denen nichtpreisliche Wettbewerbsfaktoren eine grosse Rolle
spielen, ins Gewicht fallen. Entsprechend lässt sich die These aufstellen, dass die Wechselkursentwicklung die Güterexporte nur mässig beeinflusst. Die ökonometrischen Untersuchungen in den Kapiteln 3 und 4 werden zeigen, ob diese Vermutung zutrifft.
Tabelle 1: Zusammensetzung der realen Exporte nach Warenarten
(Prozent, Durchschnitt der Periode 1991–2009)
Warenart
Mittelwert
1991–2009
Standardabweichung
1991
2009
01
AGRI
4.6
0.5
4
6
02
ENE
1.5
1.4
0
3
03
TEXT
4.1
1.3
6
3
04
PAP
2.7
0.4
3
2
05
LED
06
CHEM
07
08
3.2
0.3
3
3
29.1
3.9
23
34
STE
1.2
0.1
1
1
MET
8.6
0.9
9
7
09
MAE
23.7
2.5
26
20
10
FAHR
3.8
1.1
3
5
11
UHR
15.6
2.5
19
16
12
WOHN
1.9
0.4
2
1
Quelle: Eidgenössiche Zollverwaltung (Swiss Impex); die nominellen Daten wurden mit dem
Mittelwertindex deflationiert. Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier,
Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen,
Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie;
WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Im Weiteren zeigt die Tabelle, dass sich die Struktur der Exporte im Laufe der letzten
zwanzig Jahre erheblich verändert hat. Insbesondere hat der Anteil der Warenart
«Chemie/Pharma» primär auf Kosten der anderen beiden «grossen Bereiche» zugenommen.
Da der Anteilsgewinn von «Chemie /Pharma» ausschliesslich auf eine enorme Zunahme
der Pharmaexporte zurückzuführen ist, für die der Preiswettbewerb von untergeordneter
Bedeutung ist, dürfte die Wechselkursabhängigkeit der aggregierten Güterexporte im
Laufe der letzten zwei Dekaden insgesamt geringer geworden sein. Diese Hypothese
wird in diesem Artikel nicht weiterverfolgt.
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 35
Sommer 2011
Aus Tabelle 2 geht hervor, dass in allen sechs in dieser Studie betrachteten Absatzländern
die Konzentration auf die genannten drei Warenarten sehr ausgeprägt ist. Weit überdurchschnittlich gilt dies für die USA und Japan mit Anteilen von über 80% bzw. beinahe
90%, während die Konzentration im Fall von Italien (67%) und Deutschland (63%) unter
dem Durchschnitt liegt.
Eine genauere Betrachtung der Tabelle zeigt, dass – gemessen am Durchschnitt – die
Ausfuhren nach Deutschland auf den Metall- und Maschinenbereich (Warenarten 8 und 9)
konzentriert sind, während die Orientierung auf Chemikalien und Präzisionsinstrumente/
Uhren /Bijouterie (Warenarten 6 und 11) deutlich unterdurchschnittlich ausfällt. Italien ist
in diversen Sparten leicht überdurchschnittlich vertreten (insbesondere Energie), dagegen
bei Maschinen und Uhren unterspezialisiert. Keine wesentlichen Abweichungen vom
allgemeinen Muster liegen bei den Exporten nach Frankreich und Grossbritannien vor.
Demgegenüber finden sich bei den Exporten in die USA und nach Japan klare Schwerpunkte, bei den USA sind es Präzisionsinstrumente /Uhren /Bijouterie, bei Japan neben Uhren auch noch Chemikalien, wogegen Maschinen /Apparate /Elektronik unterdurchschnittlich vertreten sind. Aufgrund der nach Ländern erheblich abweichenden Muster ist zu vermuten, dass sich die Wechselkursabhängigkeit der Exporte zwischen den sechs Exportdestinationen wesentlich unterscheidet.
Tabelle 2:
Zusammensetzung der Exporte nach Warenarten und Destinationen
(Prozent, Volumen in CHF, Durchschnitt der Periode 1991–2009)
Warenart
DE
FR
IT
UK
US
JP
1
AGRI
4
4
5
4
2
2
2
ENE
2
3
8
0
0
0
3
TEXT
4
3
4
3
2
3
4
PAP
4
3
2
2
1
0
5
LED
6
CHEM
7
STE
1
1
1
1
1
0
8
MET
13
8
8
7
6
3
9
MAE
29
20
17
23
23
15
10
FAHR
3
3
1
3
4
0
11
UHR
10
15
13
18
25
31
12
WOHN
2
2
1
1
1
1
TOTAL
100
100
100
100
100
100
4
3
3
3
2
2
24
35
36
35
33
43
Quelle: Eidgenössiche Zollverwaltung (Swiss Impex); die nominellen Daten wurden mit dem
Mittelwertindex deflationiert. Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier,
Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen,
Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie;
WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Die Länder lauten wie folgt: DE: Deutschland; FR: Frankreich; IT: Italien; UK: Grossbritannien; US: Vereinigte Staaten; JP: Japan.
Abschliessend liefern wir anhand von einfachen Korrelationen zwischen den Exporten
nach Güterarten bzw. Ländern und dem realen Wechselkursindex (basierend auf dem
Durchschnitt der Währungen Euro, Dollar, Pfund und Yen) erste Hinweise zur Wechselkursabhängigkeit der Güterexporte. Die Grafiken 3.1 bis 3.12 zeigen, dass nach Warenarten Unterschiede bestehen. Eine Frankenaufwertung scheint die Exporte der Waren-
35
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 36
36
Spezialanalysen
arten Wohnungseinrichtungen, Papier, Metall sowie Maschinen /Apparate/Elektronik
zu dämpfen, während bei den übrigen Bereichen (praktisch) keine Korrelation besteht.
Da auf die genannten vier Bereiche nur etwas mehr als ein Drittel der Exporte entfällt und
die Elastizitäten relativ niedrig sind (am höchsten bei Wohnungseinrichtungen mit – 0.45),
spricht einiges für eine insgesamt mässige Wechselkurselastizität der Exporte. Analog
zeigen die Grafiken 4.1 bis 4.6 die Korrelation zwischen den länderspezifischen Güterexporten und dem bilateralen realen Wechselkurs. Aufgrund dieser Grafiken scheinen die
Exporte in die drei Euro-Länder Deutschland, Frankreich und Italien auf eine Frankenaufwertung negativ zu reagieren. Dasselbe gilt für die Ausfuhren in die USA, nicht aber für
jene nach Grossbritannien und Japan.
Grafik 3
Streudiagramm Exporte und Wechselkurs nach Warenarten
Arbeitstagsbereinigte reale Warenexporte nach Warenart in CHF, Januar 1991 bis Juni 2011, deflationiert mit dem Mittelwertindex
nach Warenarten (Quelle EZV); Durchschnitt des realen Wechselkursindex gegenüber Euro, US Dollar, Pfund und Yen (Quelle SNB)
Energieträger
Textilien, Bekleidung und Schuhe
Realer Exportwert in CHF (log)
11
11.2
11.4
11.6
Realer Exportwert in CHF (log)
8
10
Realer Exportwert in CHF (log)
11
11.5
12
12
11.8
Land− und forstwirtschaftl. Produkte & Fischerei
95
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
90
95
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
115
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
95
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
11.2
13.4
Realer Exportwert in CHF (log)
10.4
10.6
10.8
11
90
3.12
10.2
3.11
12.4
10
90
Wohnungseinrichtungen und Spielzeuge
Realer Exportwert in CHF (log)
12.6
12.8
13
13.2
12.5
Realer Exportwert in CHF (log)
10.5
11
11.5
12
95
3.9
12.8
95
Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie
3.10
115
13.8
90
Fahrzeuge
90
95
Realer Exportwert in CHF (log)
13
13.2
13.4
13.6
Realer Exportwert in CHF (log)
12
12.2
12.4
12.6
9.5
3.8
11.8
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
90
Maschinen, Apparate und Elektronik
12.8
11
Realer Exportwert in CHF (log)
10
10.5
95
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
3.6
12.5
95
Metalle
3.7
115
Realer Exportwert in CHF (log)
13
13.5
14
90
Steine und Erden
90
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
14.5
12
3.5
10.5
95
95
Chemikalien
Realer Exportwert in CHF (log)
11
11.5
Realer Exportwert in CHF (log)
10.8
11
11.2
11.4
10.6
3.4
90
90
Leder, Kautschuk und Kunststoffe
11.6
Papier, Papierwaren und grafische Erzeugnisse
3.3
10.8
3.2
6
10.5
3.1
90
95
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
90
95
100
105
110
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
115
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 37
Sommer 2011
Grafik 4
Streudiagramm Exporte und Wechselkurs nach Ländern
Arbeitstagsbereinigte reale Warenexporte nach Exportdestination in CHF, Januar 1991 bis Juni 2011, deflationiert mit dem Mittelwertindex nach Land (Quelle EZV); Durchschnitt des realen Wechselkursindex gegenüber Euro, US Dollar, Pfund und Yen (Quelle SNB)
Frankreich
Realer Exportwert in CHF (log)
12.5
13
4.1
90
12
13.4
Realer Exportwert in CHF (log)
13.6
13.8
14
14.2
13.5
Deutschland
95
100
105
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
110
Realer Exportwert in CHF (log)
12
12.5
13
13.5
Realer Exportwert in CHF (log)
12
12.5
13
4.3
90
11.5
11.5
95
100
105
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
Grossbritannien
Italien
95
100
105
Realer Wechselkursindex EUR/CHF
4.4
90
110
100
110
120
Realer Wechselkursindex GBP/CHF
130
Japan
Realer Exportwert in CHF (log)
12.5
13
Realer Exportwert in CHF (log)
12
13.5
12.5
Vereinigte Staaten
4.5
60
11.5
12
4.2
90
110
80
100
120
Realer Wechselkursindex USD/CHF
140
4.6
80
100
120
Realer Wechselkursindex JPY/CHF
140
Diese Korrelationen zeigen im Wesentlichen, dass eine nach Warenarten und Exportdestinationen differenzierte Betrachtung des Wechselkurseffekts wichtige Zusatzinformationen zu einer aggregierten Analyse liefert. Die negativen Wechselkurseffekte scheinen
sich bei den Gütern auf wenige Kategorien zu beschränken, sind jedoch nach Ländern
etwas ausgeprägter; in diesem Fall spielt neben der gütermässigen Zusammensetzung
der Ausfuhren auch noch die nach Ländern unterschiedliche Entwicklung des Frankenkurses eine Rolle. Diese auf Einfachkorrelationen beruhenden Schlussfolgerungen sind
jedoch zu relativieren. Denn die Entwicklung der Exporte wird nicht nur durch die Veränderung der Wechselkurse, sondern auch durch andere Faktoren beeinflusst, insbesondere durch die Konjunkturentwicklung im Ausland. Der tatsächliche Wechselkurseinfluss
lässt sich nur mit Hilfe von Modellen ermitteln, die alle relevanten Erklärungsfaktoren
berücksichtigen (siehe die Kapitel 3 und 4).
37
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 38
38
Spezialanalysen
3.
EINFLUSS DER WECHSELKURSENTWICKLUNG AUF DIE WARENEXPORTE
GEMÄSS EINZELGLEICHUNGSSCHÄTZUNGEN
3.1 Daten
Für die ökonometrischen Untersuchungen werden die realen Exporte verwendet. Basis
zur Messung dieser Variablen sind die nominellen monatlichen Exportwerte in CHF
gemäss der Aussenhandelsstatistik der Eidg. Zollverwaltung (EZV). Die Exportwerte
werden nach den in der Tabelle 3 aufgeführten zwölf Warenarten (2-Steller-Ebene) und
sechs Absatzländern differenziert. Zur Deflationierung der nominellen Exportwerte dienen
die entsprechenden Exportmittelwertindizes.
Als Indikator für die Wechselkursentwicklung verwenden wir den Index des realen Wechselkurses der jeweiligen Währung (Euro, Dollar, Pfund, Yen). Die Auslandkonjunktur, welche
die Nachfrageseite erfasst, messen wir anhand des Index der realen Industrieproduktion
des jeweiligen Handelspartners.
Die Untersuchung deckt den Zeitraum zwischen Januar 1991 (dem ersten Jahr nach der deutschen Vereinigung) und Juni 2010 ab, wobei Monatswerte verwendet werden.
3.2 Modellspezifikation
Im Folgenden ermitteln wir den Einfluss des realen Wechselkurses auf die realen Warenexporte anhand von OLS-Regressionen mit robusten Standardfehlern, und zwar disaggregiert nach Ländern und Warenarten («Branchen»). Die Schätzgleichung lautet wie folgt:
dlvt
3
3
3
j 1
j 1
j 1
D ¦ E j dlvt j ¦ T j wkrt j ¦ U j ipt j G Z t H t
Die realen Exporte, die zu erklärende Variable, wird spezifiziert als logarithmierte Vorjahresdifferenz der Exportwerte (in CHF), dividiert durch die Anzahl Arbeitstage des jeweiligen
Monats (Variable dlv).2 Die realen Exporte werden durch drei Variablen erklärt, die durchwegs als monatliche Verzögerungen mit einem maximalen Lag von drei Monaten3 in die Gleichung eingehen. Bei den drei Variablen handelt es sich um die verzögerten, logarithmierten
Vorjahresdifferenzen der Exporte dlv (Parameter β), des Wechselkursindexes wkr (Parameter θ) und der Industrieproduktion ip (Parameter ρ). Bei der gewählten funktionalen
Form lassen sich die drei Parameter als Elastizitäten interpretieren.4 Zusätzlich werden jahresspezifische Effekte berücksichtigt (Parameter δ); monatsspezifische Effekte erwiesen sich als
nicht signifikant und wurden deshalb nicht einbezogen.
3.3 Resultate
Die Tabellen A1 bis A6 im Anhang weisen für jedes der sechs Länder die Ergebnisse der
Schätzungen für die zwölf Warenarten aus. Wie erwartet sind die Resultate nach Handelspartnern und Warenarten sehr heterogen. Generell zeigen die Schätzungen, dass die
realen Exporte am stärksten durch die Industrieproduktion in den Absatzländern und die
2
Schätzungen, die anstelle der deflationierten Exportwerte auf die exportierten Mengen (in kg) abstellen,
lieferten ähnliche Ergebnisse.
3
Die Anzahl der zeitverzögerten Variablen wurde anhand des «Bayesian Information Criterion» (BIC)
festgelegt.
4
Das Modell ist log-linear in Bezug auf den Wechselkursindex und die Industrieproduktion. Dies
bedeutet, dass ein Anstieg des Index um einen Indexpunkt das Exportwachstum um 100*theta%
bzw. 100*rho% verändert. Die Koeffizienten in Tabelle 3 wurden bereits mit 100 multipliziert.
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 39
Sommer 2011
39
verzögerten Exporte beeinflusst werden. Die Auslandkonjunktur und die Trägheit der
Anpassung der Exporte selbst stehen also als Bestimmungsfaktoren im Vordergrund.
Unser spezielles Augenmerk gilt den Wechselkurseffekten und ihrer unterschiedlichen
Bedeutung nach Ländern und Warenarten. Tabelle 3 gibt einen kompakten Überblick
über die in den Anhangtabellen A1 bis A6 im Detail dargestellten Resultate zu den Auswirkungen von Wechselkursänderungen auf die realen Exporte. Tabelle 3 enthält für jede
«Warenart /Länder»-Kombination die Summe der Koeffizienten der drei verzögerten
Wechselkursvariablen (θ1 + θ2 + θ3), d.h. die Wechselkurs-Elastizität der realen Exporte.
Summiert werden nur die statistisch signifikanten «θ-Koeffizienten», und die Summe
wird in der Tabelle nur erfasst, wenn sie gemäss Neutralitätstest von null verschieden ist.5
Tabelle 3: Summe der signifikanten Wechselkurs-Elastizitäten
der realen Exporte nach Warenarten
Warenart
DE
FR
IT
UK
US
JP
AGRI
ENE
9.89
TEXT
–0.75
PAP
LED
CHEM
STE
MET
–0.55
MEM
–0.51
–0.39
FAHR
UHR
WOHN
–0.52
–2.22
–0.90
–0.16
1.48
Summe der signifikanten Koeffizienten des Wechselkursindex (3 Lags) bei gleichzeitig signifikantem Neutralitätstest (OLS Regressionen). Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und
forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung,
Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle;
MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren
und Bijouterie; WOHN, Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.; DE: Deutschland; FR:
Frankreich; IT: Italien; UK: Grossbritannien; US: Vereinigte Staaten; JP: Japan.
Für die Mehrheit der Warenarten finden wir keinen signifikanten Wechselkurseffekt. Für die
Exporte nach fünf der sechs Länder spielt zwar der Wechselkurs eine Rolle, aber in keinem
Land für mehr als zwei Branchen. Insgesamt stellen wir nur in neun 6 der maximal 72 möglichen «Warenart/Länder»-Kombinationen signifikante Wechselkurseffekte fest.
Von den drei die Warenexporte dominierenden Branchen (zusammen rund zwei Drittel des
Exportumsatzes) finden wir für deren zwei einen signifikanten Wechselkurseffekt, nämlich
«Maschinen/Apparate/ElektronikElektrotechnik» und «Präzisionsinstrumente/Uhren/Bijouterie».
5
6
Die Resultate des F-Test zeigen, ob die Koeffizienten der Wechselkursvariablen zusammen signifikant von
null verschieden sind (H0: θ1 = θ2 = θ3 = 0). Dagegen wird mit dem Neutralitätstest geprüft, ob die
Summe der drei Koeffizienten von null verschieden ist (H0: θ1 + θ2 + θ3 = 0). Die beiden Tests liefern unterschiedliche Ergebnisse, wenn sich die (statistisch signifikanten) Koeffizienten von zwei gegenläufig
wirkenden Verzögerungen gegenseitig aufheben, so dass die Summe nicht signifikant von null abweicht.
Die Resultate der beiden Tests finden sich in den Tabellen im Anhang.
Von der unplausiblen positiven Elastizität für Energieexporte im Fall von Frankreich wird hier abstrahiert.
5
6
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 40
40
Spezialanalysen
Allerdings gilt dies in beiden Fällen nur für zwei Destinationen, im ersten für die USA und
Japan, im zweiten für Italien und Deutschland. Mögliche Erklärungen für die stärkere Wechselkursreaktion der Ausfuhren nach den beiden Destinationen in Übersee sind leichtere
Substitutionsmöglichkeiten und der kostspieligere Transport, der bei höherem Produktgewicht und grösserer geografischer Entfernung eine Rolle spielen könnte. Die Elastizitäten betragen rund – 0.5 ausser bei den Uhrenexporten nach Italien, die offensichtlich
sehr wechselkursabhängig sind (Elastizität –2.2). Insbesondere im Fall von Deutschland ist
der Wechselkurseffekt möglicherweise deshalb signifikant, weil in überdurchschnittlichem
Mass Uhren des günstigeren Preissegments importiert werden7. Der Export der wichtigsten
Branche (Chemikalien), die gleich viel im Ausland absetzt wie die eben genannten bei den
Warenarten zusammen, reagiert nicht auf eine Veränderung des Wechselkurses. In dieser
spitzentechnologischen Branche dürfte also der nichtpreisliche Wettbewerb dominieren.
Von den übrigen Branchen ist die Wechselkursabhängigkeit bei «Wohnungseinrichtungen»
am stärksten (drei Länder mit teilweise recht hohen Elastizitäten). Im Weiteren finden wir
signifikante Wechselkurseffekte für Textilien (USA: Elastizität – 0.8) und Metall (Deutschland;
Elastizität – 0.5).
Die generell geringe Wechselkursabhängigkeit dürfte auf den in der Schweizer Industrie
grossen Anteil technologisch und qualitativ hochstehender Güter sowie die starke Spezialisierung auf Nischenprodukte zurückzuführen sein.8
4.
DYNAMISCHER EFFEKT DER AUSLANDNACHFRAGE UND DES WECHSELKURSES
AUF DIE WARENEXPORTE – EINE ANALYSE ANHAND EINES VAR-MODELLS
4.1 Vorgehen
Zur Ergänzung des Einzelgleichungsansatzes schätzen wir auch ein VektorautoregressionsModell (VAR), das sich aus einem System von drei autoregressiven Gleichungen für die
Variablen Export, Wechselkurs und Industrieproduktion zusammensetzt. Ziel dieser Analyse
ist es, das Wechselspiel von Veränderungen der Exporte, des Wechselkurses und der Auslandkonjunktur in ihrer zeitlichen Dynamik vollständig zu erfassen. Im Vordergrund des
Interesses steht dabei die Frage, wie stark und mit welcher Verzögerung sich eine Frankenaufwertung und ein positiver Nachfrageschock (Auslandkonjunktur) auf die realen Exporte
auswirken. Zu diesem Zweck berechnen wir auf der Basis des VAR-Modells die kumulierten
«Impulsantwortfolgen» und deren Konfidenzbänder (mittels «Bootstrap»-Verfahren).
Ähnlich wie zuvor kontrollieren wir zusätzlich für Zeiteffekte.
Bei der Darstellung der Resultate beschränken wir uns auf die drei wichtigsten Branchen,
(Chemikalien, Maschinen , Uhren), auf die – wie in Kapitel 2 dargelegt – zwei Drittel der
Warenexporte entfallen. Grafik 5 zeigt für die sechs Länder, wie sich ein Nachfrageschock
bzw. ein Wechselkursschock auf die realen Exporte über die nächsten zwölf Monate auswirkt.
Die durchgezogene Linie stellt den durchschnittlichen Effekt dar, während die schattierte
Fläche das 95%-Konfidenzintervall signalisiert. Liegt die Nullinie ausserhalb des Intervalls, ist
der kumulierte Effekt statistisch von null verschieden, so dass man davon ausgehen kann, dass
sich ein Nachfrage- bzw. ein Wechselkursschock tatsächlich auf das Exportvolumen auswirkt.
7
Im Fall von Deutschland ist der Exportmittelwert (Unit Value), d.h. der Wert je kg in CHF, im Vergleich
zu den anderen Destinationen gering.
8
Dass die Schweiz in dieser Hinsicht klare Vorteile gegenüber den meisten anderen Ländern aufweist,
zeigt die detaillierte Analyse von Arvanitis et al. (2005).
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41
Sommer 2011
Grafik 5
Impuls eines Nachfrageschocks und eines Wechselkursschocks auf die Exporte
Chemie / Pharma
Nachfrageschock
Machinen / Elektronik
Wechselkursschock
Nachfrageschock
Uhren / Präzisionsinstrumente
Wechselkurschock
Nachfrageschock
Wechselkurschock
05
.05
.05
Deutschland
0
0
0
05
−.05
−.05
−.1
−.1
−.1
5
0
5
10
15 0
5
10
15
.2
0
5
10
15 0
5
10
15
.2
0
5
10
15 0
5
10
15
0
5
10
15 0
5
10
15
0
5
10
15 0
5
10
15
0
5
10
15 0
5
10
15
0
5
10
15 0
5
10
15
0
5
10
15 0
5
10
15
.2
Frankreich
.1
.1
.1
0
0
0
−.1
−.2
−.1
0
5
10
15 0
5
10
15
.05
−.1
0
5
10
15 0
5
10
15
.1
.2
.1
0
Italien
0
0
−.05
−.1
−.1
−.1
−.2
−.2
0
5
10
15 0
5
10
15
0
5
10
15 0
5
10
15
.2
.15
.1
.1
.05
0
.05
0
−.1
United Kingdom
.15
.1
−.05
0
−.05
−.2
0
5
10
15 0
5
10
0
15
.1
USA
.05
5
10
15 0
5
10
15
.3
.15
.2
.1
.1
.05
0
0
0
−.05
0
5
10
15 0
5
10
0
15
.4
5
10
15 0
5
10
15
.4
.6
.3
Japan
.2
.4
.2
0
.2
.1
−.2
0
0
5
10
15 0
5
10
15
0
0
5
10
15 0
5
10
15
Die schattierte Fläche entspricht 95% des Konfidenzintervalls, die durchgezogene rote Linie stellt den druchschnittlichen kumulierten
Effekt dar, Zeitraum 1–12 Monate.
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 42
42
Spezialanalysen
4.2 Resultate
Eine detailliertere Betrachtung der Resultate zeigt, dass in der Branche «Chemie /Pharma»
der Wechselkurs die realen Exporte in keinem einzigen der sechs Absatzländer tatsächlich
(d.h. statistisch signifikant) beeinflusst. Wie schon im Kommentar zu den Einzelgleichungsschätzungen festgehalten, dürfte dieses Ergebnis auf die Dominanz des nichtpreislichen
Wettbewerbs zurückzuführen sein. Allerdings finden wir auch nur für drei der vier grossen
EU-Länder einen (positiven) Nachfrageeffekt, nicht aber für das vierte (Italien) und auch
nicht für Japan und die USA.
Die Exporte der Branche «Maschinen /Apparate/Elektronik» reagieren auf Veränderungen
des Frankenkurses nur in den Ländern Deutschland und Frankreich. Dieses Resultat deutet
darauf hin, dass die für die schweizerische Maschinenindustrie typische starke Spezialisierung auf Nischenprodukte einen erheblichen Schutz gegenüber der Preiskonkurrenz
darstellt. Diese Resultate zum Wechselkurseffekt entsprechen nicht den Ergebnissen der
Einzelgleichungsschätzungen und hängen somit von der Modellselektion ab, welche –
wenn auch nur für die USA und Japan – Elastizitäten von – 0.5 bzw. – 0.4 erbrachten. Der
Nachfrageeffekt ist gemäss den Impulsfolgen-Berechnungen – ausser für Frankreich –
durchwegs signifikant positiv und damit – verglichen mit der Branche «Chemie /Pharma» –
geografisch breiter abgestützt.
Die Resultate zum Einfluss des Wechselkurses auf die Exporte von «Uhren / Instrumenten»
decken sich mit jenen der Einzelgleichungsschätzungen. Eine Frankenaufwertung reduziert
lediglich die Exporte nach Deutschland und Italien. Der Nachfrageeffekt ist – ausser für den
britischen Markt – durchwegs positiv, ausgeprägt für Frankreich, die USA und Japan, eher
marginal für Deutschland und Italien. Die insgesamt moderate Wechselkursabhängigkeit
der Exporte dürfte auch in dieser Branche auf die grosse Bedeutung der nichtpreislichen
Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen sein, im Fall der Instrumente – wie bei der Maschinenindustrie – aufgrund der Spezialisierung auf Nischenprodukte, bei den Uhren
aufgrund der marketinggestützten Überlegenheit (Reputation, Marken usw.).
5.
ZUSAMMENFASSUNG
In dieser Studie untersuchen wir den Einfluss von Veränderungen des Wechselkurses und
der Auslandkonjunktur (Nachfrage) auf die Entwicklung der realen Warenexporte der
Schweizer Wirtschaft. Dabei gehen wir davon aus, dass die Preiskonkurrenz nicht für alle
Branchen von gleicher Bedeutung ist, da Preiswettbewerb in hochtechnologischen Branchen
nur eine untergeordnete Rolle spielt. Deshalb wählen wir einen stark disaggregierten
Ansatz und führen – getrennt nach sechs Absatzländern – Modellschätzungen für zwölf
Warenarten durch. Die Studie basiert einerseits auf der Bestimmung von Wechselkurselastizitäten mit Hilfe von Einzelgleichungsschätzungen, andererseits auf der Schätzung
eines VAR-Modells, das eine Darstellung der zeitlichen Dynamik der Entwicklung der
Wechselkurs- und Nachfrageschocks erlaubt.
Die Studie zeigt erstens, dass die Wechselkursabhängigkeit tatsächlich nach Branchen
und Ländern heterogen ist. Eine disaggregierte Untersuchung der Wechselkurselastizität
der Exporte erweist sich also als sinnvoll. Zweitens wird die Exportentwicklung durch Veränderungen des Wechselkurses in den für die Schweiz mit Abstand wichtigsten Branchen
(«Chemie/Pharma», «Maschinen/Apparate/Elektronik» und«Präzisionsinstrumente/Uhren/
Bijouterie») weniger stark beeinflusst als üblicherweise angenommen, bei «Chemie/Pharma»
sind die Exporte in keinem einzigen der sechs Absatzländer von Wechselkursschwankungen abhängig. Drittens ergeben sich fast durchwegs mehr oder weniger erhebliche
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 43
Sommer 2011
Nachfrageeffekte, was bei der gegenwärtigen Entwicklung der Weltwirtschaft und der
Finanzmärkte impliziert, dass vorhandene negative Auswirkungen der Frankenaufwertung teilweise durch die positiven Effekte der Verbesserung der Auslandkonjunktur kompensiert werden.
Der vergleichsweise mässige Einfluss des Wechselkurses auf die wichtigsten Exportbranchen
der Schweizer Wirtschaft könnte damit zusammenhängen, dass die Industrie dank Innovationen und Spezialisierung dem Preiswettbewerb relativ wenig ausgesetzt ist (Marktmacht), aufgrund des Imports von Vorleistungsgütern ausreichend Spielraum hinsichtlich der Margen hat oder die Firmen aufgrund starken Wettbewerbsdrucks zu Preissenkungen gezwungen sind.
Die Schweiz ist eine kleine Volkswirtschaft, die stark von ihrer internationalen Verflechtung lebt und von ihr abhängig ist. Sehr deutlich zeigte dies die jüngste Rezession, welche die
Exporte einbrechen liess. Dass sich die schweizerischen Exporteure in den letzten Jahren
mit einigem Erfolg vermehrt auf die dynamischen Märkte Asiens ausgerichtet haben,
welche auch in weltwirtschaftlich weniger günstigen Zeiten wachsen, wird zu einer vergleichsweise stabilen Exportentwicklung beitragen. Dies gilt umso mehr als die Exportindustrie die periodisch auftretenden Probleme mit dem Wechselkurs dank ihrer hohen
nichtpreislichen Konkurrenzfähigkeit relativ gut absorbieren kann.
LITERATUR
Abrahamsen, Y. und B. Simmons-Süer (2011):Die Wechselkursabhänigigkeit der Schweizer
Wirtschaft, KOF Analysen, Frühjahr 2011,KOF Konjunkturforschungsstelle, ETH Zürich.
Arvanitis, S., Hollenstein, H. und D. Marmet (2005): Internationale Wettbewerbsfähigkeit:
Wo steht der Standort Schweiz? Eine Analyse auf sektoraler Ebene, vdf Hochschulverlag, Zürich.
43
0.044
0.047
F-Test
Neutralitätstest
200
0.234
0.037
0.802
0.974
0.701
0.523
200
(0.052)*
0.099
(0.001)
0.002
(0.001)***
0.005
(0.001)**
0.003
(0.004)
–0.002
(0.005)
–0.000
(0.004)
0.003
(0.095)
–0.015
(0.075)
0.018
(0.081)**
0.204
TEXT
PAP
0.033
0.194
0.537
200
(0.042)
0.027
(0.001)
0.000
(0.001)
0.001
(0.001)***
0.004
(0.003)
-0.002
(0.006)
–0.001
(0.004)
–0.002
(0.074)
–0.048
(0.078)
0.057
(0.076)*
0.140
LED
0.005
0.046
0.597
200
(0.041)**
0.103
(0.001)
–0.000
(0.001)**
0.002
(0.001)*
0.002
(0.003)
–0.003
(0.004)
0.000
(0.003)
–0.003
(0.065)**
0.162
(0.070)***
0.254
(0.068)***
0.227
CHEM
0.280
0.164
0.28
200
(0.064)
0.033
(0.002)**
–0.005
(0.003)*
0.005
(0.002)***
0.010
(0.008)*
0.014
(0.010)
–0.003
(0.007)
–0.006
(0.075)
0.076
(0.083)
–0.080
(0.076)
–0.037
STE
0.760
0.542
0.7
200
(0.062)
0.059
(0.002)*
0.003
(0.002)***
0.006
(0.002)**
0.004
(0.006)
-0.004
(0.007)
0.001
(0.005)
0.004
(0.063)*
–0.119
(0.070)
0.073
(0.066)***
0.208
0.004
0.009
0.811
200
(0.046)
0.024
(0.001)*
–0.003
(0.001)***
0.005
(0.002)*
0.003
(0.003)
0.000
(0.005)
–0.000
(0.003)*
-–0.005
(0.094)
0.085
(0.094)
-–0.078
(0.085)***
0.553
MET
0.205
0.600
0.813
200
(0.040)
0.016
(0.001)***
0.003
(0.001)***
0.006
(0.001)***
0.003
(0.003)
–0.002
(0.004)
0.002
(0.003)
–0.003
(0.070)*
0.120
(0.068)
–0.007
(0.069)**
0.158
MAE
0.037
0.124
0.175
200
(0.212)*
0.364
(0.006)
–0.003
(0.004)**
0.009
(0.007)
0.005
(0.015)
–0.007
(0.027)
0.012
(0.021)
–0.027
(0.084)*
–0.149
(0.073)**
0.155
(0.064)
0.017
FAHR
0.001
0.004
0.627
200
(0.037)***
0.104
(0.001)***
0.003
(0.001)***
0.004
(0.001)
0.001
(0.003)*
–0.005
(0.005)
–0.006
(0.003)
0.004
(0.077)
0.017
(0.073)
0.055
(0.065)**
0.131
UHR
0.561
0.595
0.566
200
(0.049)***
–0.128
(0.002)
–0.000
(0.001)
0.000
(0.001)**
0.003
(0.005)
0.005
(0.007)
–0.003
(0.005)
–0.001
(0.068)
0.073
(0.074)
–0.095
(0.073)
0.106
WOHN
Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe;
CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe
die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen.
200
0.363
(0.240)
(0.052)**
Adj. R2
–0.218
(0.008)
0.106
–0.009
(0.002)
(0.007)
–0.001
–0.001
0.002
(0.008)
(0.001)
–0.000
0.005
(0.023)**
(0.004)
(0.001)***
0.048
(0.039)
(0.005)
0.002
0.021
(0.032)
–0.006
–0.051
(0.004)
(0.046)
(0.075)
–0.001
–0.003
–0.049
(0.077)
N
Konstante
l3.ip
l2.ip
l.ip
l3.wkr
l2.wkr
l.wkr
l3.dlv
0.032
(0.067)
–0.041
(0.071)
l2.dlv
(0.077)*
0.079
ENE
0.133
AGRI
l.dlv
44
Variable
Tabelle A1: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): DEUTSCHLAND
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 44
Spezialanalysen
0.105
0.862
F-Test
Neutralitätstest
200
0.013
0.014
0.471
0.664
0.004
0.502
200
(0.050)
0.023
(0.004)
0.006
(0.004)
0.002
(0.003)***
0.011
(0.005)***
0.014
(0.008)
–0.013
(0.004)
–0.003
(0.074)
–0.119
(0.071)***
–0.203
(0.075)***
0.241
TEXT
0.036
0.075
0.495
200
(0.042)
0.049
(0.003)
0.002
(0.004)
0.007
(0.003)
–0.000
(0.005)
–0.001
(0.007)
–0.006
(0.005)
0.002
(0.067)
0.096
(0.071)
0.011
(0.084)***
0.221
PAP
0.715
0.287
0.314
200
(0.047)
0.059
(0.003)
–0.004
(0.004)
–0.001
(0.003)***
0.013
(0.004)
0.004
(0.007)
–0.000
(0.005)
–0.005
(0.088)
–0.037
(0.081)
–0.017
(0.077)**
0.165
LED
0.211
0.42
0.183
200
(0.098)
0.136
(0.007)
0.009
(0.007)
0.008
(0.007)
0.006
(0.008)
0.010
(0.013)
–0.004
(0.009)
0.002
(0.070)
0.056
(0.095)**
–0.193
(0.072)
-0.106
CHEM
0.93
0.66
0.572
200
(0.077)
0.037
(0.006)
0.007
(0.007)
0.001
(0.005)***
0.014
(0.008)
0.008
(0.011)
–0.007
(0.007)
–0.002
(0.068)
0.065
(0.080)
0.049
(0.081)**
0.174
STE
0.126
0.134
0.777
200
(0.049)***
0.145
(0.003)*
–0.005
(0.003)**
0.007
(0.002)***
0.013
(0.003)
0.002
(0.005)
–0.002
(0.004)
-0.004
(0.075)***
0.212
(0.074)
0.087
(0.070)***
0.278
MET
0.631
0.951
0.63
200
(0.064)
0.013
(0.004)
-–0.003
(0.005)***
0.013
(0.004)
0.005
(0.005)
–0.002
(0.008)
0.002
(0.005)
–0.001
(0.086)*
0.147
(0.092)
0.028
(0.082)*
0.141
MAE
0.053
0.189
0.111
200
(0.476)
–0.022
(0.030)
0.015
(0.035)
0.001
(0.029)
–0.006
(0.042)
–0.069
(0.064)
0.050
(0.046)
–0.028
(0.066)***
–0.191
(0.084)
–0.104
(0.072)
–0.105
FAHR
0.426
0.22
0.294
200
(0.104)*
0.188
(0.008)
0.010
(0.008)
0.001
(0.007)*
0.013
(0.009)
-0.006
(0.012)
–0.001
(0.009)
0.012
(0.078)
–0.095
(0.077)
–0.028
(0.065)
0.004
UHR
0.726
0.747
0.414
200
(0.088)
–0.041
(0.006)
–0.005
(0.007)
0.003
(0.006)
0.003
(0.008)
0.005
(0.011)
0.001
(0.007)
–0.004
(0.067)
–0.049
(0.063)**
0.144
(0.078)***
0.234
WOHN
Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe;
CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe
die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen.
200
0.327
(0.425)
(0.050)**
Adj. R2
–0.382
(0.027)
0.113
–0.021
0.001
(0.003)
0.003
(0.032)
0.002
(0.004)
0.015
(0.026)
0.005
(0.004)
0.022
(0.040)
(0.004)
(0.053)*
(0.006)*
–0.002
0.099
(0.045)
0.011
(0.004)**
(0.086)***
–0.045
–0.009
(0.070)**
-–0.233
(0.074)
0.159
0.239
(0.089)***
–0.059
N
Konstante
l3.ip
l2.ip
l.ip
l3.wkr
l2.wkr
l.wkr
l3.dlv
l2.dlv
0.275
(0.085)***
0.204
(0.080)**
l.dlv
ENE
AGRI
Variable
Tabelle A2: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): FRANKREICH
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 45
Sommer 2011
45
0.051
0.274
F-Test
Neutralitätstest
200
0.782
0.145
0.677
0.006
0.019
0.644
200
(0.059)
0.006
(0.003)
–0.001
(0.003)
0.001
(0.003)***
0.010
(0.005)
0.001
(0.008)
–0.003
(0.004)
–0.006
(0.086)
–0.061
(0.082)
0.104
(0.091)**
0.213
TEXT
PAP
0.454
0.532
0.621
200
(0.130)
–0.021
(0.003)
0.004
(0.004)
–0.004
(0.003)
0.001
(0.006)
0.001
(0.009)
0.004
(0.006)
–0.008
(0.085)
0.090
(0.079)
0.022
(0.080)***
0.445
LED
0.000
0.004
0.418
200
(0.077)
–0.026
(0.004)
–0.004
(0.005)
0.003
(0.004)
0.007
(0.006)
–0.004
(0.008)
–0.004
(0.005)
–0.005
(0.076)
–0.070
(0.080)
–0.115
(0.092)
0.105
CHEM
0.856
0.056
0.238
200
(0.103)
–0.105
(0.006)
–0.005
(0.007)
0.002
(0.005)
0.004
(0.008)**
–0.019
(0.011)**
0.022
(0.008)
–0.004
(0.064)
–0.068
(0.069)
0.063
(0.070)
–0.004
STE
0.289
0.144
0.412
200
(0.104)**
–0.237
(0.006)
–0.003
(0.006)
0.004
(0.004)
0.002
(0.008)**
–0.018
(0.012)**
0.024
(0.008)
–0.011
(0.081)*
–0.136
(0.075)*
–0.138
(0.074)
–0.056
0.402
0.031
0.738
200
(0.077)
0.013
(0.004)
0.002
(0.004)***
0.012
(0.003)***
0.009
(0.007)
–0.001
(0.009)
0.014
(0.006)***
–0.016
(0.067)*
–0.118
(0.077)
–0.003
(0.070)***
0.195
MET
0.670
0.460
0.523
200
(0.093)
0.010
(0.004)
0.006
(0.004)
0.001
(0.003)***
0.011
(0.008)
0.006
(0.010)
0.004
(0.007)
–0.007
(0.070)**
0.144
(0.080)
–0.053
(0.086)
0.057
MAE
0.193
0.142
0.175
200
(0.195)**
–0.406
(0.023)
0.026
(0.024)
–0.025
(0.024)
–0.004
(0.042)*
0.070
(0.060)**
–0.127
(0.042)**
0.092
(0.089)*
–0.164
(0.077)
0.081
(0.086)*
0.152
FAHR
UHR
0.000
0.000
0.375
200
(0.118)
–0.170
(0.003)***
0.009
(0.004)
0.005
(0.004)
–0.003
(0.007)***
–0.022
(0.009)
0.011
(0.006)
–0.004
(0.071)**
–0.150
(0.090)
0.082
(0.056)
–0.006
0.04
0.006
0.751
200
(0.117)
–0.076
(0.005)
0.009
(0.006)
0.007
(0.004)
0.002
(0.007)***
–0.020
(0.010)***
0.030
(0.007)***
–0.019
(0.072)
0.004
(0.079)
0.066
(0.085)***
0.342
WOHN
Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe;
CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe
die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen.
200
0.133
(0.314)
Adj. R2
–0.440
(0.048)
(0.014)
(0.004)
–0.057
–0.018
–0.003
0.003
(0.019)
0.008
(0.012)
(0.004)
(0.005)*
–0.002
0.005
0.031
(0.027)
0.008
(0.054)
(0.011)
(0.007)
0.066
(0.044)**
(0.007)
–0.003
–0.090
–0.010
0.100
(0.067)
(0.069)***
(0.129)
(0.076)*
–0.253
–0.123
–0.142
N
Konstante
l3.ip
l2.ip
l.ip
l3.wkr
l2.wkr
l.wkr
l3.dlv
l2.dlv
(0.095)
(0.110)
ENE
–0.058
AGRI
–0.038
l.dlv
46
Variable
Tabelle A3: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): ITALIEN
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 46
Spezialanalysen
0.007
0.001
F-Test
Neutralitätstest
200
0.021
0.148
0.513
0.003
0.000
0.478
200
(0.082)
–0.012
(0.007)
–0.005
(0.010)
0.004
(0.007)***
0.020
(0.003)
0.004
(0.005)
–0.006
(0.003)
–0.004
(0.067)
–0.035
(0.076)
–0.095
0.000
0.000
0.423
200
(0.144)
–0.151
(0.009)*
–0.016
(0.011)
0.004
(0.010)
0.005
(0.004)
–0.001
(0.007)
–0.010
(0.005)
–0.004
(0.083)
–0.050
(0.072)
0.015
(0.064)**
–0.134
PAP
0.049
0.214
0.533
200
(0.081)***
0.230
(0.006)
0.004
(0.006)
0.010
(0.007)*
0.013
(0.003)
0.000
(0.004)
–0.001
(0.003)
–0.003
(0.068)
0.011
(0.079)**
0.162
(0.075)
0.121
LED
0.820
0.077
0.265
200
(0.130)
0.088
(0.009)
0.000
(0.011)
–0.010
(0.011)***
0.037
(0.005)
–0.004
(0.007)
–0.003
(0.004)**
0.008
(0.066)
–0.084
(0.072)**
–0.163
(0.086)***
–0.329
CHEM
0.465
0.820
0.214
200
(0.136)
0.046
(0.012)
0.018
(0.015)
–0.006
(0.013)
0.018
(0.006)
–0.001
(0.008)
–0.004
(0.006)
0.002
(0.064)
–0.027
(0.074)
0.004
(0.077)
–0.083
STE
0.006
0.048
0.594
200
(0.058)*
0.104
(0.005)
–0.000
(0.007)
0.001
(0.006)
0.009
(0.003)
–0.003
(0.004)
0.001
(0.003)
–0.003
(0.076)
–0.022
(0.087)**
0.194
(0.076)***
0.266
MET
0.482
0.355
0.451
200
(0.111)
–0.070
(0.010)
0.006
(0.012)
–0.005
(0.008)
-0.002
(0.005)
–0.003
(0.007)
–0.004
(0.004)
0.005
(0.121)
0.093
(0.087)
0.107
(0.090)***
0.367
MAE
0.120
0.218
0.265
200
(0.724)
–0.442
(0.057)
–0.035
(0.059)
–0.017
(0.054)
0.083
(0.027)
0.004
(0.035)
–0.008
(0.023)
0.030
(0.072)
–0.057
(0.073)*
–0.125
(0.087)
0.016
FAHR
0.838
0.563
0.148
200
(0.147)
–0.090
(0.013)*
0.025
(0.018)
–0.018
(0.014)
0.002
(0.008)
0.003
(0.010)
0.002
(0.006)
–0.006
(0.083)
–0.020
(0.089)
–0.108
(0.067)**
–0.133
UHR
0.015
0.023
0.291
200
(0.154)**
–0.343
(0.016)*
–0.030
(0.019)
0.007
(0.016)
0.025
(0.008)***
–0.021
(0.010)**
0.019
(0.006)
–0.007
(0.074)
–0.090
(0.074)
0.020
(0.075)
–0.022
WOHN
Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe;
CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe
die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen.
200
0.433
(0.316)
(0.128)
Adj. R2
–0.127
(0.024)**
(0.008)
0.052
–0.047
–0.002
0.002
(0.033)
(0.011)
(0.027)
(0.008)
–0.012
0.025
(0.018)
(0.004)
0.006
–0.010
–0.005
(0.024)
(0.007)
(0.013)
–0.014
–0.003
(0.004)
(0.085)***
–0.002
(0.078)
–0.003
0.222
0.017
(0.087)***
(0.075)
N
Konstante
l3.ip
l2.ip
l.ip
l3.wkr
l2.wkr
l.wkr
l3.dlv
0.295
–0.015
(0.083)
l2.dlv
0.053
(0.073)
–0.075
0.014
(0.092)
TEXT
l.dlv
ENE
AGRI
Variable
Tabelle A4: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): GROSSBRITANNIEN
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 47
Sommer 2011
47
0.983
0.792
F-Test
Neutralitätstest
200
0.164
0.456
0.588
0.002
0.002
0.432
200
(0.098)**
–0.241
(0.014)
–0.000
(0.020)
0.026
(0.014)
–0.019
(0.003)
0.002
(0.004)
–0.002
(0.004)**
–0.008
(0.074)
–0.009
(0.072)
–0.064
(0.079)
0.008
TEXT
PAP
0.079
0.226
0.239
200
(0.143)
–0.024
(0.027)
0.006
(0.035)
–0.020
(0.022)**
0.046
(0.006)
–0.001
(0.008)
0.003
(0.005)
–0.008
(0.072)
–0.032
(0.067)
–0.058
(0.065)
0.006
LED
0.028
0.049
0.548
200
(0.074)
–0.022
(0.010)
0.003
(0.014)
–0.012
(0.009)**
0.023
(0.003)
–0.002
(0.004)
–0.005
(0.003)
0.002
(0.069)**
0.165
(0.073)
0.100
(0.072)**
0.188
0.287
0.077
0.108
200
(0.132)
0.045
(0.017)
0.006
(0.024)
–0.010
(0.017)
0.006
(0.004)**
–0.008
(0.006)**
0.014
(0.004)**
–0.008
(0.066)
0.052
(0.072)
0.087
(0.071)**
0.152
CHEM
STE
0.849
0.401
0.181
200
(0.180)
0.145
(0.025)
-0.009
(0.036)
0.016
(0.023)
0.017
(0.008)
0.004
(0.011)
0.004
(0.007)
–0.008
(0.072)
–0.034
(0.075)
–0.040
(0.084)
0.034
0.813
0.179
0.706
200
(0.059)
–0.046
(0.008)***
0.022
(0.011)
–0.008
(0.008)
0.001
(0.002)*
0.004
(0.003)**
–0.006
(0.002)
0.001
(0.062)**
0.153
(0.069)*
0.132
(0.077)*
0.129
MET
0.005
0.005
0.632
200
(0.061)
0.028
(0.009)**
0.018
(0.014)
–0.005
(0.009)
0.011
(0.002)
0.001
(0.003)*
–0.005
(0.002)
–0.001
(0.064)***
0.187
(0.072)
–0.003
(0.067)
0.028
MAE
0.259
0.025
0.07
200
(0.364)
–0.559
(0.049)*
0.081
(0.068)***
–0.190
(0.054)*
0.097
(0.014)*
0.025
(0.019)***
–0.053
(0.015)
0.015
(0.080)
0.017
(0.075)
0.065
(0.086)
0.022
FAHR
0.630
0.412
0.54
200
(0.057)***
0.170
(0.008)
0.007
(0.012)
0.017
(0.007)
–0.001
(0.002)
–0.003
(0.003)*
0.005
(0.003)
–0.003
(0.070)
0.045
(0.071)**
0.147
(0.076)*
0.142
UHR
0.294
0.573
0.192
200
(0.155)
0.010
(0.028)
–0.020
(0.042)*
0.078
(0.028)*
–0.054
(0.006)
0.002
(0.009)
0.001
(0.007)
–0.007
(0.077)
0.046
(0.085)*
–0.154
(0.091)**
0.230
WOHN
Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe;
CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe
die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen.
200
0.31
(0.382)
(0.212)*
Adj. R2
–0.344
(0.055)
–0.399
–0.035
0.010
(0.088)
(0.030)
(0.020)
0.072
(0.066)
–0.026
–0.056
(0.025)
(0.017)
–0.002
–0.016
(0.004)
(0.023)
(0.006)
–0.001
–0.001
0.000
0.000
(0.015)
0.001
(0.005)
0.388
(0.088)***
0.085
(0.063)
N
Konstante
l3.ip
l2.ip
l.ip
l3.wkr )
l2.wkr
l.wkr
l3.dlv
0.143
(0.099)
0.010
(0.064)
(0.072)
l2.dlv
(0.112)
0.113
ENE
0.137
AGRI
l.dlv
48
Variable
Tabelle A5: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): USA
Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 48
Spezialanalysen
0.000
0.000
F-Test
Neutralitätstest
200
0.125
0.107
0.323
0.319
0.647
0.403
200
(0.129)**
–0.278
(0.006)
–0.003
(0.009)
0.007
(0.007)
–0.010
(0.005)
–0.000
(0.006)
–0.003
(0.004)
0.001
(0.066)
–0.069
(0.071)
–0.113
(0.070)**
–0.147
TEXT
0.770
0.029
0.232
200
(0.198)
–0.242
(0.011)
–0.010
(0.014)**
0.031
(0.010)**
–0.023
(0.007)**
0.015
(0.010)
–0.002
(0.007)*
-0.012
(0.069)
0.078
(0.094)
–0.034
(0.087)**
–0.172
PAP
0.432
0.366
0.246
200
(0.157)
0.044
(0.010)
–0.008
(0.014)
0.014
(0.009)
0.009
(0.006)
–0.000
(0.009)
0.007
(0.006)
-0.009
(0.089)
0.042
(0.077)
–0.112
(0.088)***
0.238
LED
0.623
0.613
0.035
200
(0.158)**
0.319
(0.007)
0.007
(0.009)
–0.006
(0.009)
0.002
(0.004)
0.002
(0.007)
0.001
(0.005)
-0.004
(0.086)
0.007
(0.071)
–0.003
(0.086)
–0.079
CHEM
0.935
0.182
0.227
200
(0.299)**
–0.677
(0.010)***
0.035
(0.016)
-0.011
(0.014)
–0.019
(0.009)**
–0.018
(0.013)
0.018
(0.008)
-0.001
(0.068)
–0.018
(0.070)
–0.067
(0.065)***
–0.181
STE
0.034
0.156
0.705
200
(0.107)***
0.341
(0.006)
–0.001
(0.008)***
0.021
(0.006)**
0.011
(0.003)
–0.005
(0.004)
0.004
(0.003)
-0.004
(0.063)**
0.126
(0.064)
–0.056
(0.074)
–0.022
MET
0.011
0.000
0.505
200
(0.143)
–0.010
(0.006)
0.001
(0.008)
0.010
(0.007)
0.009
(0.004)
–0.004
(0.006)**
–0.013
(0.004)**
0.009
(0.075)
0.030
(0.072)
0.094
(0.071)
–0.025
MAE
0.361
0.018
0.114
200
(0.692)
0.945
(0.031)
–0.032
(0.046)**
0.106
(0.031)
–0.050
(0.025)*
–0.049
(0.028)*
0.049
(0.018)
0.014
(0.079)
0.031
(0.074)
0.016
(0.067)***
0.214
FAHR
0.340
0.812
0.414
200
(0.066)
–0.015
(0.005)**
0.011
(0.006)
–0.002
(0.004)
0.000
(0.003)
0.001
(0.004)
–0.001
(0.003)
0.001
(0.093)
–0.116
(0.067)***
0.215
(0.074)*
–0.137
UHR
0.095
0.123
0.265
200
(0.176)***
–0.478
(0.009)*
–0.017
(0.014)
0.002
(0.009)
0.012
(0.006)
–0.006
(0.009)
0.013
(0.006)**
-0.015
(0.076)
0.011
(0.088)
0.103
(0.078)
0.033
WOHN
Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe;
CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.
Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe
die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen.
200
0.531
(1.008)**
(0.142)
Adj. R2
2.192
0.050
0.002
(0.044)
0.003
(0.061)
(0.008)
–0.022
0.008
(0.042)***
(0.006)***
(0.010)
0.127
–0.028
0.015
(0.026)
(0.004)
(0.036)
(0.007)
–0.003
0.004
(0.024)*
–0.005
(0.005)
(0.076)
-0.045
(0.073)
-0.004
0.023
0.087
N
Konstante
l3.ip
l2.ip
l.ip
l3.wkr
l2.wkr
l.wkr
l3.dlv
0.189
(0.070)***
0.095
(0.079)
(0.088)
l2.dlv
0.092
(0.084)
–0.019
l.dlv
ENE
AGRI
Variable
Tabelle A6: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen):JAPAN
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Sommer 2011
49
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51
Sommer 2011
SPEZIALANALYSEN – 2
DIE INTERNATIONALISIERUNG DER SCHWEIZER WIRTSCHAFT 1
Zusammenfassung: In diesem Beitrag berichten wir über die Resultate einer Studie, die auf Daten
für ca. 1900 Firmen basiert. Diese stammen aus einer im Jahr 2010 durchgeführten Erhebung bei
einer repräsentativen Stichprobe von Unternehmen der Sektoren Industrie, Bau und Dienstleistungen (DL). Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf folgenden vier Aspekten der Internationalisierung schweizerischer Unternehmen: a) Bestimmungsfaktoren und Motive für Aktivitäten an ausländischen Standorten; b) Leistungsverflechtung zwischen den Mutterfirmen und ihren ausländischen
Filialen; c) Auswirkungen der Auslandpräsenz auf das Wachstum der Produktivität der Mutterfirmen,
und d) Beurteilung der Frage, ob Investitionen im Ausland den Standort Schweiz – wie häufig vermutet – schwächen (Verlagerung) oder umgekehrt, ob sie diesen stärken (komplementäre Aktivitäten).
Grundlage des Beitrags: Arvanitis, S., Hollenstein, H., Ley, M. und T. Stucki (2011): Die Internationalisierung des Dienstleistungssektors und der Industrie der Schweizer Wirtschaft, Strukturberichterstattung Nr. 47/1, Hrsg. vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Bern.2
Stichworte: Auslandinvestitionen, Internationalisierung, Intra-Firmen-Handel, Produktivitätseffekte
von FDI, Subititutions- vs. Komplementaritätshypothese
1
HINTERGRUND UND FRAGESTELLUNG
Die Einbindung der schweizerischen Unternehmen in die Weltwirtschaft ist sowohl
durch Exporte als auch direkte Auslandaktivitäten in Form von Tochtergesellschaften,
Gemeinschaftsunternehmen («Joint Ventures») oder langfristig angelegten Kooperationsverträgen mit ausländischen Partnern ausserordentlich stark. Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, gilt dies für die Industrie in wesentlich höherem Mass als für Firmen des Dienstleistungssektors (DL-Firmen). Die wichtigsten Gründe für den Unterschied zwischen den
beiden Sektoren sind die geringere Handelbarkeit von Dienstleistungen, die im DL-Sektor höheren Handelsschranken und der kleinere geografische Aktionsradius der vielfach
gewerblichen DL-Firmen. Dennoch beträgt der Anteil exportierender DL-Firmen rund
30%, und 12% sind darüber hinaus direkt im Ausland präsent. In der Industrie sind
diese Anteile doppelt so hoch.
Aus Tabelle 1 geht auch hervor, dass die Häufigkeit von Auslandaktivitäten – wenig überraschend – mit zunehmender Unternehmensgrösse stark zunimmt. Für die direkte Auslandpräsenz gilt dies noch viel mehr als für die Exportaktivitäten. So sind mittelgrosse
Firmen rund doppelt so häufig wie kleine direkt im Ausland aktiv, für grosse Unternehmen
beträgt die Relation zu den kleinen sogar vier zu eins. Ausserdem zeigt die Tabelle, dass
40% aller im Jahr 2010 direkt im Ausland aktiven Firmen erst nach 1990 erstmals im
Ausland investiert haben; bei den kleinen Firmen und den wissensintensiven DL (Banken/
1
Eine kürzere Fassung dieses Artikels erschien in: Die Volkswirtschaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, 84(4), 21–25.
2
Die Studie kann beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bestellt oder von dessen Website heruntergeladen werden (www.seco.admin.ch/dokumentation/publikation/00004/00018/index.html?lang=de).
Zudem besteht die Möglichkeit, die als KOF-Studie Nr. 21 publizierte Arbeit als pdf-File von der Website der KOF herunterzuladen (http://www.kof.ethz.ch/publications/science/show_studien).
SPYROS
ARVANITIS
HEINZ
HOLLENSTEIN
MARIUS
LEY
TOBIAS
STUCKI
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52
Spezialanalysen
Versicherungen, EDV-/F&E-Dienstleistungen, Unternehmensbezogene DL) sind es sogar
rund 50%. Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft hat also seit 1990 kräftig
zugenommen.3 Zahlreiche Faktoren haben zu dieser Beschleunigung beigetragen. Zu
nennen sind vor allem die sinkenden Informations- und Transportkosten, die bilateralen
Abkommen mit der EU, die Öffnung Osteuropas, die Liberalisierung der Kapitalmärkte
und der Infrastrukturbranchen sowie der Übergang vieler Schwellenländer zu vermehrt
weltwirtschaftsorientierten Wachstumsstrategien.
Tabelle 1:
Prozentualer Anteil der Firmen mit Exporten
bzw. direkter Auslandpräsenz
Exporte
Auslandpräsenz
Sektor
Dienstleistungssektor
Industrie
Bauwirtschaft
29
62
10
12
23
2
Firmengrösse (Beschäftigte)
5 – 49
50 – 249
250 und mehr
32
50
60
11
23
41
Erstmalige Auslandspräsenz
Vor 1990
1990 – 2000
Nach 2000
–
–
–
60
25
15
37
14
TOTAL
Eine Firma ist direkt im Ausland präsent, wenn sie ausländische Töchter oder Gemeinschaftsunternehmen («Joint Ventures») besitzt oder sich durch langfristig angelegte
Kooperationsverträge mit ausländischen Partnern gebunden hat.
In diesem Beitrag präsentieren wir Resultate von teils deskriptiven, teils ökonometrischen
Analysen zu folgenden vier Fragestellungen: 1. Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung einer Unternehmung, im Ausland vor Ort aktiv zu werden? Dabei unterscheiden
wir zwischen der generellen Neigung zur Aufnahme einer Auslandtätigkeit und der Auslandpräsenz in Form spezifischer (Kombinationen von) Unternehmensfunktionen (Distribution, Fertigung /Beschaffung, Forschung & Entwicklung [F&E]). 2. Welcher Art und wie
intensiv ist die Leistungsverflechtung zwischen den Mutterfirmen und ihren Auslandfilialen?
Wie häufig werden verschiedene Kategorien von Gütern /Dienstleistungen den Filialen
geliefert bzw. von diesen bezogen? Wie umfangreich sind die in beiden Richtungen fliessenden firmeninternen Leistungsströme? 3. Welche Motive bewegen Unternehmen dazu,
im Ausland eine oder mehrere der oben erwähnten Unternehmensfunktionen anzusiedeln? 4. Wie wirken sich Aktivitäten an ausländischen Standorten auf das Wachstum
der Produktivität der Mutterfirmen aus?
Die Resultate zu diesen vier Fragekreisen erlauben es zu beurteilen, ob die vielfach gehegten Befürchtungen zutreffen, dass eine Zunahme der Investitionen im Ausland entsprechende Aktivitäten im Inland ersetzt (Substitutionshypothese: Verlagerung), oder ob
es nicht gerade umgekehrt ist, d.h. ob die Präsenz im Ausland die Aktivitäten im Inland
ergänzt und erweitert und so den Wirtschaftsstandort Schweiz stärkt (Komplementaritätshypothese).
3
Dies gilt nicht nur in qualitativer (Anteil Unternehmen mit direkter Auslandpräsenz) sondern auch in
quantitativer Hinsicht, wie aus der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geführten Statistik
zu den Direktinvestitionen im Ausland hervorgeht (SNB, 2010).
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Frühjahr 2011
2
DETERMINANTEN DER AUSLANDAKTIVITÄTEN
Für die Analyse der Bestimmungsfaktoren der Auslandaktivitäten von Unternehmen
diente als theoretischer Bezugsrahmen das OLI-Modell von Dunning (2000), das die
wichtigsten Ansätze zur Erklärung von Auslandinvestitionen zusammenfasst. In diesem
Modell sind es drei Gruppen von Faktoren, die eine Firma veranlassen, an ausländischen
Standorten aktiv zu werden, nämlich (a) Vorteile der Mutterfirma gegenüber den Unternehmen in den Zielregionen dank der Nutzung ihrer «firmenspezifischen Charakteristika» wie z.B. F&E-Intensität, Patentschutz, Humankapitalintensität, Auslanderfahrung
(«Ownership-specific advantages» [O]), (b) nachteilige «standortspezifische Faktoren»
wie z.B. hohe Lohnkosten oder starke Marktregulierung im Ursprungsland («Locationspecific disadvantages» [L]) und (c) Vorteile der Mutterfirma, die sie sich durch eine «Internalisierung von Marktbeziehungen» verschaffen kann, so z.B. durch die Übernahme eines
Lieferanten mit dem Ziel, die Qualität von Schlüsselkomponenten zu sichern («Internalising-advantages» [I]).
Insgesamt zeigten die Schätzergebnisse, dass das OLI-Modell die Neigung der Unternehmen,
im Ausland vor Ort aktiv zu werden, recht gut erklärt. Dies gilt nicht nur für die ja /neinEntscheidung generell, sondern auch für die Wahl (ja /nein) bestimmter Typen der Auslandpräsenz, die anhand der im Ausland angesiedelten (Kombinationen von) Unter nehmensfunktionen definiert wurden («nur Distribution»; «nur Fertigung und /oder
Beschaffung»; «Distribution und Fertigung /Beschaffung»; «zusätzlich auch F&E»).4
Im Einzelnen zeigt Tabelle 2, dass sowohl in der Industrie als auch im DL-Sektor die firmenspezifische Stärken («O-advantages») die treibende Kraft der Auslandaktivitäten sind,
und zwar insbesondere jene, die mit den komparativen Vorteilen der Schweiz übereinTabelle 2:
Determinanten der Aulandpräsenz ja/nein
(Probit-Schätzungen)
Erklärende Variablen
O-advantages
F&E
Beschäftigtenanteil tertiär Ausgebildeter
Imitationsschutz
Investitionen je Beschäftigten
Verfügbarkeit von Eigenmitteln
Firmenalter
Industrie
DL-Sektor
+
+
+
+
+
+
+
+
L-advantages
Lokale Marktorientierung als Hindernis
–
–
I-advantages, Firmengrösse
Kooperation im Inland
Beschäftigtenzahl
Beschäftigtenzahl im Quadrat
+
+
–
+
Marktbedingungen
Preiskonkurrenz
Nachfrageentwicklung
+
+
+
Aufgeführt sind nur die Vorzeichen derjenigen Variablen, deren Koeffizienten statistisch
signifikant sind (10%-Testniveau).
4
Diese wie auch die im Folgenden präzisierten Ergebnisse stehen im Einklang mit den Resultaten
einer früheren auf demselben Modellansatz beruhenden ökonometrischen Analyse für die Schweiz
(Hollenstein, 2005); letztere war aber auf die Industrie beschränkt.
53
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54
Spezialanalysen
stimmen (Innovationsfähigkeit, Humankapital usw.). Die Determinanten der direkten
Auslandpräsenz unterscheiden sich zwischen Industrie- und DL-Firmen nicht stark. So
beziehen sich die Differenzen zwischen den beiden Sektoren auf Variablen, die nicht den
Kern des Erklärungsmodells ausmachen. Bei den «O-advantages» finden sich Unterschiede bei den Variablen «Verfügbarkeit von Eigenmitteln» (nur im DL-Sektor relevant)
und «Firmenalter» (nur Industrie), bei den «I-advantages» nur bei «Kooperation im
Inland». Der positive Zusammenhang mit der Unternehmensgrösse5 weicht zwischen
den Sektoren leicht ab. So finden wir für den DL-Sektor eine lineare Beziehung, während
in der Industrie der positive Effekt mit zunehmender Grösse etwas schwächer wird.
Schliesslich spielt die «Intensität des Preiswettbewerbs» – eine der beiden Variablen, die
für das spezifische Marktumfeld kontrollieren sollen – nur im DL-Sektor eine Rolle.
Eine interessante Differenz zwischen Industrie- und DL-Firmen ergibt sich gemäss den
Schätzungen eines differenzierteren Modells, das die Wahl bestimmter Typen der Auslandpräsenz (siehe oben) erklärt. In der Industrie gewinnen die Variablen des OLI-Modells mit
zunehmender Vielfalt bzw. Komplexität der Auslandaktivitäten, d.h. mit wachsender
Zahl der im Ausland angesiedelten Unternehmensfunktionen, im Vergleich zu den ausschliesslich exportierenden Firmen zusehends einen stärkeren Einfluss. Im Dienstleistungssektor dagegen ist das Erklärungsmuster für die verschiedenen Typen der direkten
Auslandpräsenz sehr ähnlich, und es weicht auch relativ wenig vom Muster ab, das wir
für die ausschliesslich exportierenden Unternehmen finden. Aber im Vergleich zu den
rein inlandorientierten Firmen spielen die OLI-Variablen für alle Typen von auslandaktiven
Firmen (inkl. der Unternehmen, die nur im Export tätig sind) eine wesentlich grössere
Rolle. Im DL-Sektor gibt es also eine klare «Trennlinie» zwischen den inlandorientierten und
allen auf Auslandmärkten tätigen Firmen, während in der Industrie mit zunehmender Integration in die Weltwirtschaft, d.h. von der ausschliesslichen Exporttätigkeit bis hin zur
höchsten Stufe der Internationalisierung (Präsenz mit sämtlichen Unternehmensfunktionen),
die Bedeutung der «O- und I-advantages» kontinuierlich zunimmt. Was die «L-disadvantages»
des Standorts Schweiz angeht, finden wir keine Unterschiede zwischen den verschiedenen
Arten der direkten Auslandpräsenz, und zwar weder für die Industrie noch den DL-Sektor.
3
LEISTUNGSVERFLECHTUNG ZWISCHEN DEN MUTTERFIRMEN
UND IHREN AUSLANDFILIALEN
3.1 Quantitative Bedeutung der Auslandaktivitäten
Welches Gewicht besitzen die Auslandeinheiten der Mutterfirmen (exkl. Kooperationen
mit ausländischen Partnern) an den Aktivitäten des gesamten Konzerns? Anhand von
Angaben zum durchschnittlichen Anteil der Auslandfilialen bei Umsatz, Beschäftigung,
Investitionen und F&E-Ausgaben an den entsprechenden Grössen im Gesamtunter nehmen lässt sich diese Frage näherungsweise beantworten. Die genannten Anteile sind
je nach Kriterium unterschiedlich und variierten im Jahr 2008 zwischen 38% (Umsatz)
und 28% (F&E), wobei zwischen 2003 und 2008 eine Zunahme je nach Messgrösse um
drei bis fünf Prozentpunkte zu verzeichnen war. Im DL-Sektor sind die Auslandanteile
generell niedriger als in der Industrie. Die Differenz bewegte sich 2008 im Firmendurchschnitt zwischen drei (F&E) und acht (Beschäftigung) Prozentpunkten.
5
Die Grössenvariable deckt u.a. den Umstand ab, dass bei grossen Unternehmen eine «natürliche»
Tendenz zu Auslandaktivitäten besteht, da für sie der Binnenmarkt zu klein ist. Darüber hinaus erfasst
die Unternehmensgrösse eine Reihe von nicht explizit spezifizierten Vorteilen grosser Firmen z.B. bezüglich dem internationalen Marketing («O-advantages») oder Technologiemanagement («I-advantages»), die vor allem auf die hohen Fixkosten solcher Aktivitäten zurückzuführen sind.
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Frühjahr 2011
Diese Durchschnittswerte abstrahieren von der Firmengrösse, sind also ungewichtet. Da
für die vielen in der Schweiz ansässigen Grossunternehmen der inländische Markt praktisch irrelevant ist, wären die Auslandanteile bei einer Hochrechnung auf die beiden Sektoren oder auf die Gesamtwirtschaft wesentlich höher, und zwar bei allen vier Messgrössen.
Dennoch: selbst wenn man von diesem Aspekt abstrahiert, zeigen die Daten – und das
ist hier die zentrale Aussage –, dass die Auslandpräsenz der Firmen nicht nur qualitativ
(Anteil von Firmen mit direkter Auslandpräsenz; siehe Tabelle 1) beträchtlich ist, sondern
auch quantitativ (Anteil der Auslandfilialen bei den vier erwähnten Grössen an den Aktivitäten des Gesamtunternehmens). Dass bei F&E der Auslandanteil deutlich geringer ist
als bei Beschäftigung und Umsatz, ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Unternehmen den Prozess der Wissensgenerierung vom Stammsitz aus kontrollieren wollen,
ganz abgesehen davon, dass F&E-Personal in der Schweiz reichlicher vorhanden ist als an
der Mehrzahl der ausländischen Standorte.
3.2 Leistungsströme zwischen Mutterfirma und Auslandfilialen
Untersuchungen für eine Reihe von Ländern haben gezeigt, dass der Handel innerhalb
von multinationalen Unternehmen von grosser Bedeutung ist, und zwar sowohl jener
zwischen der Mutterfirma und ihren Auslandtöchtern als auch jener zwischen den Auslandfilialen eines Konzerns (Intra-Firmen-Handel). Die verlässlichsten Daten zu dieser Art
von Handelsströmen liegen für die USA vor. Wie Dunning und Lundan (2008) aufgrund
verschiedener Quellen ermittelt haben, entfielen im Jahr 2004 rund 38% der Exporte
der in den USA domizilierten Mutterfirmen auf Lieferungen an ihre Auslandfilialen. Die
Bezüge von den Auslandtöchtern waren mit 42% der gesamten Importe der Mutterfirmen noch etwas höher. Interessanterweise – und etwas überraschend – haben sich
diese Anteile zwischen 1985 und 2004 nur wenig verändert.
Für die Schweiz wurde dieser Aspekt der Internationalisierung noch nie untersucht, wohl
nicht zuletzt mangels entsprechender Daten. Deshalb haben wir in unserer Umfrage
Angaben zur konzerninternen Leistungsverflechtung erhoben, welche die Lieferung von
Waren /Dienstleistungen zwischen den Mutterfirmen und ihren Auslandeinheiten in beide
Richtungen widerspiegelt. Wir verfügen einerseits über Informationen zum Umfang der
Grafik 1a
Prozentualer Anteil der Mutterfirmen mit Lieferungen/Bezügen
von Waren /DL an /von ihre(n) Auslandfilialen: INDUSTRIE
(in %)
Rohstoffe
Einfache
Komponenten/Vorprodukte
Komplexe
Komponenten/Vorprodukte
Fertigprodukte
Bezüge
Lieferungen
Software, Informatik-DL
Know-how, Patente,
Produktkonzepte usw.
Vekaufslizenzen
0
20
40
60
80
55
Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 56
56
Spezialanalysen
Grafik 1b
Prozentualer Anteil der Mutterfirmen mit Lieferungen/Bezügen
von Waren/DL an/von ihre(n) Auslandfilialen: DL-SEKTOR
(in %)
Rohstoffe
Einfache
Komponenten/Vorprodukte
Komplexe
Komponenten/Vorprodukte
Fertigprodukte
Lieferungen
Bezüge
Software, Informatik-DL
Know-how, Patente,
Produktkonzepte usw.
Vekaufslizenzen
0
20
40
60
Leistungsströme, anderseits über deren Zusammensetzung nach sieben Kategorien von
Waren /Dienstleistungen, nämlich: Rohstoffe, einfache Komponenten /Vorprodukte,
komplexe Komponenten/Vorprodukte, Fertigprodukte, Software/Informatik-DL, Knowhow/
Patente /Produktkonzepte und schliesslich Verkaufslizenzen.
Gemäss den Grafiken 1a und 1b ist sowohl in der Industrie als auch im DL-Sektor der
Anteil der Mutterfirmen, die ihren Auslandeinheiten Waren /Dienstleistungen liefern, bei
sechs der sieben Leistungsarten (deutlich) höher als der Anteil der Unternehmen, die von
ihren Auslandfilialen Waren /Dienstleistungen beziehen. Die Summe der (sieben) Anteile
von Mutterfirmen mit Lieferungen an ihre Töchter ist in beiden Sektoren um 80% höher
als die entsprechende Summe von Unternehmen, die von ihren Auslandeinheiten Waren /
Dienstleistungen beziehen. Es besteht also ein ausgeprägter «Lieferüberschuss».
Die in den Grafiken dargestellten «Profile» der Lieferungen bzw. Bezüge zeigen, dass in
beiden Sektoren die drei wissensorientierten Leistungsarten «Software /Informatik-DL»,
«Knowhow/Patente/Produktkonzepte» und «Verkaufslizenzen» einen besonders hohen
Lieferüberschuss verzeichnen. Unter Berücksichtigung der «Breite» der Lieferströme (Summe
von Lieferungen und Bezügen) sind in der Industrie die Mutterfirmen beonders auf die
Lieferung von «Fertigprodukten», aber auch von «Knowhow /Patenten/Produktkonzepten»
und «komplexen Komponenten /Vorprodukten» spezialisiert, während aus dem Ausland
in erheblichem Mass «einfache Komponenten /Vorprodukte» bezogen werden. Im DLSektor spielen bei den Lieferungen der Mutterfirmen vor allem die Kategorien «Software /
Informatik-DL» und «Knowhow /Patente /Produktkonzepte» eine zentrale Rolle. Der Bezug von Leistungen von Auslandfilialen fällt bei DL-Firmen relativ wenig ins Gewicht. Das
Muster der konzerninternen Leistungsverflechtung entspricht in beiden Sektoren den
komparativen Vorteilen der Schweiz (Humankapital, technologisches Wissen), auf deren
Basis die Fertigungsstandorte entlang der Wertschöpfungskette optimiert und die im Ausland angesiedelten Verkaufspunkte /-netze mit Fertigprodukten bzw. die Produktionsstätten mit komplexen Komponenten /Zwischenprodukten beliefert werden. Die Grafiken 1a und 1b zeigen auch, dass der Intra-Firmen-Handel in der Industrie eine wesentlich häufigere Praxis darstellt als im DL-Sektor.
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Frühjahr 2011
Die in Tabelle 3 präsentierten quantitativen Angaben bestätigen, dass im Intra-FirmenHandel die Mutterfirmen insgesamt einen Lieferüberschuss aufweisen. 45% der Industrieunternehmen bzw. 29% der DL-Firmen liefern mehr als 15% ihrer Exporte an ihre Auslandfilialen, während in beiden Sektoren nur 19% der Mutterfirmen mehr als 15% ihrer
Importe von ihren Auslandeinheiten beziehen. Der Exportüberschuss scheint also in
beiden Sektoren beträchtlich zu sein. Der Intra-Firmen-Handel ist – wie oben festgehalten –
in der Industrie nicht nur häufiger als im Dienstleistungssektor, sondern weist gemäss
Tabelle 3 auch einen grösseren Umfang auf.6
Tabelle 3:
Intensität der Leistungsverflechtung zwischen den Mutterfirmen und ihren Auslandeinheiten
A. Export von Waren/DL der Mutterfirmen an ihre Auslandeinheiten in Prozent der Gesamtexporte der Mutterfirma
(prozentuale Verteilung der Mutterfirmen nach der Intensität der Lieferungen an ihre Auslandeinheiten)
Prozent der Exporte
Industrie
DL-Sektor
0
13
23
1–15
42
48
16–50
23
19
51–100
22
10
Summe
100
100
B. Import von Waren/DL durch die Mutterfirmen von ihren Auslandeinheiten in Prozent der Gesamtimporte der Mutterfirma
(prozentuale Verteilung der Mutterfirmen nach der Intensität des Leistungsbezugs von ihren Auslandeinheiten)
Prozent der Exporte
4
Industrie
DL-Sektor
0
36
42
1–15
45
39
16–50
15
11
51–100
4
8
Summe
100
100
MOTIVE FÜR AUSLANDAKTIVITÄTEN
Weshalb streben Unternehmen eine direkte Präsenz im Ausland an? Diese Frage haben
wir in Kapitel 2 mithilfe einer ökonometrischen Analyse der Determinanten der Auslandpräsenz in einer theoretischen Perspektive behandelt. Im Folgenden präsentieren wir die
Resultate einer Analyse, welche die eingangs gestellte Frage anhand von Informationen
zu beantworten sucht, die unmittelbar auf die Strategien bezogen sind, welche die Unternehmen mit der Internationalisierung verfolgen. Untersucht wurde die Bedeutung einer
Vielzahl möglicher Motive für die Aufnahme /Erweiterung von Auslandaktivitäten, wie
sie von den befragten Unternehmen beurteilt wurden. Da sich die Motive je nach funktioneller Art der Auslandaktivität unterscheiden, erhoben wir entsprechende Angaben
getrennt nach Distribution, Fertigung /Beschaffung sowie F&E.
Bei der Distribution dominieren – wenig überraschend – absatzorientierte Motive. Kostenorientierte (z.B. Transportkosten) oder regulierungsbedingte (z.B. Handelsschranken) Beweggründe sind praktisch irrelevant, dies im Unterschied zu 1998 als der beschränkte Zutritt
zum europäischen Binnenmarkt noch recht häufig ein Motiv für eine direkte Präsenz in
6
Da wir die Lieferungen bzw. Bezüge nicht in Prozent sondern nur in Intervallen (z.B. 6 –10%) erhoben
haben, können wir zum Umfang der Leistungsströme keine genauen Angaben machen. Vor allem
aber ist ohne eine Gewichtung der Handelsströme mit der Unternehmensgrösse kein Vergleich möglich
mit dem im Text erwähnten Umfang der Intra-Firmen-Lieferungen der multinationalen Firmen der USA.
57
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58
Spezialanalysen
einem EU-Mitgliedsstaat darstellte.7 Unter den absatzseitigen Motiven spielen neben den
beiden dominierenden Faktoren «Erschliessung neuer Märkte» und «Sicherung /Ausbau
bestehender Märkte» die Vorteile eine Rolle, die eine Präsenz vor Ort für die «gute Bedienung der Kundenwünsche» und die «Vertrautheit mit den lokalen Marktverhältnissen»
bietet. Sich in der «Nähe des Hauptabnehmers» anzusiedeln, ist ebenfalls ein bedeutendes
absatzorientiertes Distributionsmotiv; denn in manchen Fällen ist diese Nähe erforderlich,
um mit den (lokalen) Konkurrenten mithalten zu können. Die Distributionsmotive unterscheiden sich zwischen der Industrie und dem DL-Sektor nur unwesentlich.
Bei Fertigung/Beschaffung sind absatzseitige Motive von etwa gleich grosser Bedeutung
wie bei Distribution, und auch die relative Bedeutung der entsprechenden Einzelmotive
ist sehr ähnlich. Aber im Unterschied zur Distribution fallen bei Fertigung /Beschaffung
neben absatzseitigen auch kostenseitige Motive ins Gewicht (siehe Tabelle 4). Dabei steht
die Nutzung niedriger Löhne im Vordergrund, und in zweiter Linie geht es darum, von
einer kostengünstigen Belieferung durch die Auslandfilialen zu profitieren. Letzteres steht
im Einklang mit dem in den Grafiken 1a und 1b dargestellten Muster der firmeninternen
Leistungsverflechtung, das auf die grosse Rolle der Optimierung der Unternehmensstandorte entlang der Wertschöpfungskette hinweist. Der einzige ins Gewicht fallende
Tabelle 4:
Motive für eine direkte Auslandpräsenz bei Fertigung/Beschaffung
(prozentualer Anteil der Firmen, die dem jeweiligen Motiv eine (sehr) hohe Bedeutung beimessen)
(Basis: Auslandaktive Firmen im Bereich «Fertigung» oder «Beschaffung»)
Industrie
DL-Sektor
Absatzseite
Exportchancen nach Drittmärkten nutzen
36
32
Sicherung /Ausbau eines bisherigen Marktes
48
47
Erschliessung neuer Absatzmärkte
53
55
Hauptabnehmer befindet sich in der Zielregion
34
29
Hauptkonkurrenten sind in der Zielregion präsent
17
11
Mit früher Präsenz Konkurrenzvorteile realisieren
22
21
Überwindung von Handelsschranken
21
12
Im Speziellen: Besserer Zugang zum EU-Binnenmarkt
18
15
Kostenseite
7
Reiche natürliche Ressourcen
10
9
Besseres Angebot an Vor- /Zwischenprodukten
17
13
Einsparung von Transportkosten
22
15
Fachkräfte reichlich vorhanden
19
16
Wenig qualifiziertes Personal reichlich vorhanden
16
9
Niedrige Lohnkosten
50
26
Bessere/kostengünstigere Infrastrukturleistungen
25
12
(Kostengünstige) Belieferung der eigenen Firma
36
18
Aufwertungsdruck /Volatilität des Frankens entgehen
19
8
Vorteile bezüglich Steuern/Investitionsbeihilfen
13
9
Flexiblere Arbeitsmarktregulierung
12
7
Lockere Umweltschutzgesetze
4
1
Einfachere/zügigere Bewilligungsverfahren
8
9
Siehe die Studie von Arvanitis et al. (2001), die auf einer von der KOF im Jahr 1998 durchgeführten
Unternehmensbefragung zur Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft beruhte, die ähnlich
konzipiert war wie die Erhebung von 2010.
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Frühjahr 2011
Unterschied zwischen Industrie und DL-Sektor betrifft das Motiv der Nutzung der im
Ausland tieferen Lohnkosten. Dieser Beweggrund ist zwar auch im DL-Sektor von einiger
Bedeutung, fällt aber bei weitem nicht so stark ins Gewicht wie in der Industrie. Insgesamt überwiegen im DL-Sektor eindeutig die absatzseitigen Motive. Aber auch in der Industrie scheint diese Motivgruppe eine etwas grössere Rolle zu spielen als die kostenseitigen
Faktoren. Regulatorische Nachteile des Standorts Schweiz sind bei Fertigung /Beschaffung –
ebenso wie bei Distribution – in keinem der beiden Sektoren ein Motiv, um im Ausland
aktiv zu werden.
Bei F&E sind zusätzlich auch wissensorientierte Motive zu berücksichtigen. Denn durch
die Nähe zu Hochschulen oder zu Netzwerken innovativer Firmen erhält die Mutterfirma
Zugang zu neuem Wissen, was jedoch voraussetzt, dass sie vor Ort F&E betreibt. Nur so
hat sie die Kapazität, neues Wissen in ihre eigene Wissensbasis zu integrieren, und nur
so ist sie ein attraktiver Partner für F&E-Kooperationen und ein interessanter Arbeitgeber
für extern verfügbare Forscher, die über das gewünschte Wissen verfügen. Hinter dem
Absatzmotiv steht bei F&E die Absicht oder Notwendigkeit, vor Ort die vielfach in der
Schweiz entwickelten Produkte an die spezifischen lokalen Marktbedürfnisse anzupassen,
und das Kostenmotiv bezieht sich darauf, dass im Vergleich zur Schweiz die Löhne des
F&E-Personals in der Mehrzahl der Länder niedriger sind und der Staat die privaten F&EAktivitäten stärker fördert. Es zeigte sich, dass in der Industrie wissens-, absatz- und kostenseitige Motive für F&E-Aktivitäten im Ausland etwa von gleich grosser Bedeutung sind.
Im DL-Sektor ist das Motivmuster weniger ausgewogen. Bei den DL-Firmen dominieren
absatzseitige Motive, also die F&E-gestützte Anpassung der Produkte an die lokalen
Marktverhältnisse; aber auch in diesem Sektor kommt wissens- und kostenorientierten
Motiven eine gewisse Bedeutung zu. Keine wesentliche Rolle spielen in beiden Sektoren
allfällige regulierungsbedingte Nachteile des Standorts Schweiz, welche Firmen dazu bewegen könnten, ihre F&E-Aktivitäten vermehrt im Ausland anzusiedeln (z.B. restriktive
Regulierungen für F&E in Bereichen wie Gentechnik oder Humanmedizin).
5
AUSWIRKUNGEN DER AUSLANDAKTIVITÄTEN AUF DIE PRODUKTIVITÄT
DER MUTTERFIRMA
Abschliessend untersuchten wir, ob Unternehmen, die im Ausland investiert haben, ihre
Produktivität im Zeitablauf stärker steigern konnten als vollständig inlandorientierte Firmen
oder als Unternehmen, die im Ausland ausschliesslich durch Exporte präsent sind. Die
theoretische wie auch die empirische Literatur hat bisher auf diese Frage keine eindeutige
Antwort gefunden.8 Die Resultate des vorliegenden Beitrags deuten darauf hin, dass
zwischen der direkten Auslandpräsenz und der Steigerung der Produktivität einer Mutterfirma ein positiver Zusammenhang besteht. Allerdings gilt dies – wie im Folgenden dargestellt wird – nur für einen Teil der auslandaktiven Unternehmen (z.B. Firmen mit Investitionen in einer bestimmten Zielregion).
In der Industrie wirken sich – wie aus Tabelle 4 hervorgeht – Auslandinvestitionen jener
Unternehmen direkt positiv auf das Wachstum der Produktivität aus, die im Internationalisierungsprozess bereits weit fortgeschritten sind (d.h. Firmen, die neben Distribution und /
oder Produktion im Ausland auch F&E betreiben). Dasselbe gilt für Firmen, die primär in
den Zielregionen Nordamerika, Asien oder Lateinamerika investiert haben. Ausserdem
8
Zu den Resultaten der theoretischen Literatur siehe z.B. Barba Navaretti und Venables (2004), zum
Stand der empirischen Forschung vgl. z.B. Temouri et al. (2010).
59
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60
Spezialanalysen
verzeichnen auch auslandaktive Firmen mit einer hohen Humankapitalintensität im Vergleich zu Unternehmen ohne Auslandpräsenz eine höhere Produktivitätssteigerung;
allerdings ist dieser Effekt indirekt, d.h. er kommt durch das Zusammenwirken von Auslandaktivität und Humankapital zustande (Interaktionseffekt). Keine Evidenz finden wir für
Produktivitäts-Spillovers von den Firmen mit direkter Auslandpräsenz auf Unternehmen,
die nur im Inland operieren oder im Ausland nur durch Exporte aktiv sind. Auch im DLSektor begünstigt die Auslandpräsenz die Entwicklung der Produktivität der Mutterfirmen.
Allerdings ist dieser Effekt auf andere Gruppen von auslandaktiven Unternehmen zurückzuführen als in der Industrie. Positive Effekte resultierten für Firmen, die noch wenig
internationalisiert sind, d.h. die im Ausland nur Distribution betreiben. Die Produktivität
nimmt auch in jenen Mutterfirmen überdurchschnittlich zu, welche im Ausland über
«Joint Ventures» (Gemeinschaftsunternehmen) präsent sind. Dasselbe gilt für Firmen mit
Investitionen in der Zielregion «andere Länder» (d.h. Japan, Australien, Afrika). Insgesamt scheinen – im Gegensatz zur Industrie – die Produktivitätsgewinne von Auslandaktivitäten bei relativ geringem Grad der Internationalisierung am höchsten zu sein. Wie in
der Industrie gibt es keine Hinweise auf nennenswerte Produktivitäts-Spillovers.9
Tabelle 5:
Einfluss von Auslandaktivitäten (AA) auf das Wachstum der Arbeitsproduktivität
(OLS-Schätzungen)
Erkärende Variablen
Industrie
DL-Sektor
AA ja/nein
AA * Anteil tertiär Ausgebideter
+
AA * Investitionen pro Besch.
AA-Spillover zu inländischen Firmen
AA: vor 1990
AA: 1990-2000
AA: nur Distribution
+
AA: nur Produktion
AA: Distribution und Produktion
AA: Distribution und/oder Produktion und F&E
+
AA: eigene Auslandsfiliale
AA: Joint Venture
+
AA: langfristige Verträge
AA: EU
AA: USA
+
AA: Süd-/Osteuropa (inkl. Russland)
AA: Asien
+
AA: Lateinamerika
+
AA: Andere Länder
+
+
Die Koeffizienten der in der Tabelle aufgeführten Variablen wurden einzeln in separaten Regressionen geschätzt, die in
jedem Fall auch die «Kernvariablen» des Produktivitätsmodells (Sachkapital, Humankapital, F&E-Investitionen im Inland)
enthalten. Die Koeffizienten dieser Variablen, die – wie erwartet – durchwegs positiv waren, werden in der Tabelle nicht ausgewiesen. Die Tabelle zeigt nur die Vorzeichen der statistisch signifikanten Koeffizienten (Testniveau von 10%).
9
Die ausführliche Studie, auf welcher der vorliegende Artikel beruht, enthält auch eine ökonometrische Analyse des Zusammenhangs zwischen der Auslandaktivität und der Innovationsleistung,
einem anderen Mass der Unternehmensleistung, das aber – wie Arvanitis (2008) gezeigt – hat mit der
Produktivität korreliert. Aus den entsprechenden Modellschätzungen geht hervor, dass der «Innovationseffekt» von Auslandaktivitäten grösser ist als der «Produktivitätseffekt». Aber analog zu den
Auswirkungen auf die Entwicklung der Produktivität ist der gesamthaft positive Innovationseffekt
ebenfalls nur auf Mutterfirmen mit ganz bestimmten Arten von Auslandaktivitäten zurückzuführen
(Firmen mit früher Auslandpräsenz; Unternehmen, die ihre Auslandsaktivität als Joint Venture oder
Kooperationen organisiert haben usw.). Und erneut gibt es keine gesicherten Hinweise auf Spillovers
zwischen den Firmen mit direkter Auslandpräsenz und den übrigen Unternehmen.
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Frühjahr 2011
6
SCHLUSSFOLGERUNGEN
6.1 Substitution versus Komplementarität
Die Auswirkungen von Investitionen an ausländischen Standorten auf die heimische
Wirtschaft werden – nicht nur in der Schweiz – unterschiedlich beurteilt. Die einen vertreten die Meinung, dass Auslandinvestitionen auf Kosten der inländischen Wirtschaft
gehen, also inländische Aktivitäten durch Auslagerung verdrängen (Substitutionshypothese). Die anderen gehen davon aus, dass inländische Aktivitäten von einer direkten
Auslandpräsenz profitieren (Komplementaritätshypothese), z.B. durch die Markterweiterung für im Inland entwickelte Produkte, die Konzentration im Inland auf wertschöpfungsintensive Aktivitäten, die Verbreiterung der Wissensbasis der Mutterfirmen usw.
Die vorliegende Studie erlaubt ein Urteil über die beiden konkurrierenden Hypothesen.
Im Fall der Schweiz dominieren die Komplementaritätseffekte. Diese Schlussfolgerung
wird durch die Resultate verschiedener Teiluntersuchungen gestützt.
Erstens zeigt die Analyse der Leistungsverflechtung innerhalb der Konzerne (Kapitel 3),
dass die Lieferungen der Mutterfirmen an ihre Auslandeinheiten die in umgekehrter Richtung fliessenden Leistungen bei weitem überwiegen. Das Muster der konzerninternen
Leistungsverflechtung entspricht den komparativen Vorteilen der Schweiz (Humankapital,
technologisches Wissen). Zweitens wird die Komplementaritätshypothese auch durch
die Resultate zu den Motiven für Auslandaktivitäten gestützt (Kapitel 4). Im DL-Sektor
dominieren bei allen drei Unternehmensfunktionen die Motive, die auf eine Erhöhung
des Absatzes abzielen. Aber auch in der Industrie überwiegen insgesamt – trotz erheblicher
Bedeutung der kostenorientierten Motive – diejenigen Motive, die auf eine Stärkung der
Markt- und Konkurrenzposition abzielen. Drittens finden wir auch in der Teiluntersuchung
zu den Determinanten der Auslandpräsenz keine Evidenz für Substitutionseffekte (Kapitel 2).
Vielmehr sind firmenspezifische Stärken die treibende Kraft, und zwar solche, die mit
den komparativen Vorteilen der Schweiz übereinstimmen (Innovationsfähigkeit, Humankapital usw.). Viertens zeigt eine Teilstudie zur Wahl der Standorte von Auslandaktivitäten,10 dass die (quantitativ dominierenden) Investitionen in den Zielregionen Westeuropa, Nordamerika und asiatische «Tigerstaaten» komplementär sind zu den Aktivitäten
der Mutterfirma in der Schweiz. Fünftens liefert auch die Teiluntersuchung zum Einfluss
der Auslandaktivitäten auf die Produktivitätsentwicklung und die Innovationsleistung der
Mutterfirmen – jedenfalls für einen erheblichen Teil der auslandaktiven Unternehmen –
Evidenz für die Komplementaritätshypothese (Kapitel 5).
6.2 Wirtschaftspolitische Implikationen
Angesichts der Komplementarität von ausländischen und inländischen Aktivitäten der
Mutterfirmen und des hohen Internationalisierungsgrads der Schweizer Wirtschaft –
und nicht nur der Grossunternehmen – besteht für die Wirtschaftspolitik grundsätzlich
kaum Handlungsbedarf. Dennoch sei hier auf zwei politikrelevante Punkte hingewiesen.
(a) Die Schweiz bietet offensichtlich gute Voraussetzungen, um vom Internationalisierungsprozess zu profitieren. Deshalb muss die Politik in erster Linie dafür sorgen,
dass die Schweiz als Standort für F&E-intensive Headquarter und generell für innovative Unternehmen weiterhin gute Bedingungen bietet bzw. ihre Standortattraktivität
noch verbessert. Gefordert sind damit in erster Linie die Bildungs- und Forschungspolitik sowie die Steuerpolitik.
10
Diese Fragestellung ist Gegenstand einer ökonometrischen Teilstudie, auf die wir in diesem Beitrag
nicht eingegangen sind (siehe dazu «Determinanten der Wahl ausländischer Zielregionen», Kapitel 4
unserer ausführlichen Studie).
61
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62
Spezialanalysen
(b)
Gemäss den hier nicht präsentierten Resultaten zu den Hemmnissen für Auslandaktivitäten gibt es darunter auch gewisse Faktoren, die von der Politik beeinflusst werden
können. Zu denken ist in erster Linie an Probleme infolge von Restriktionen in den
Zielregionen: beschränkter Marktzugang für ausländische Firmen, ungenügender
Schutz des geistigen Eigentums, generell restriktive Regulierung wirtschaftlicher Aktivitäten. Verbesserungen in dieser Hinsicht sind wohl nur im Rahmen von bilateralen,
über die WTO-Regeln hinausgehendes Wirtschaftsabkommen zu erreichen.
LITERATUR
Arvanitis, S. (2008): Innovation and Labour Productivity in the Swiss Manufacturing Sector:
An Analysis Based on Firm Panel Data, in: C. van Beers, A. Kleinknecht, R. Ortt and R.
Verburg (eds.), Determinants of Innovative Behaviour: A Firm’s Internal Practices and
its External Environment, Palgrave, London-Basingstoke, pp. 13– 62.
Arvanitis, S., M. Bezzola, L. Donzé, H. Hollenstein und D. Marmet (2001): Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft. Ausmass, Motive, Wirkungen, vdf Hochschulverlag,
ETH Zürich.
Arvanitis, S., Hollenstein, H., Ley, M. und T. Stucki (2011): Die Internationailisierung des Dienstleistungssektors der Schweizer Wirtschaft, Die Volkswirtschaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, 84(4), 21– 25.
Barba Navaretti, G. and A. Venables (2004): Multinational Firms in the World Economy,
Princeton University Press, Princeton.
Dunning, J.H. (2000): The Eclectic Paradigm as an Envelope for Economic and Business
Theories of MNE Activity, International Business Review, 9, 163–190.
Dunning, J.H. and S.M. Lundan (2008): Multinational Enterprises and the Global Economy,
Second Edition, Edward Elgar, Cheltenham (UK).
Hollenstein, H. (2005): Determinants of International Activities: Are SMEs Different, Small
Business Economics, 24, 431– 450.
Schweizerische Nationalbank (2010): Statistik der Direktinvestitionen: Auslandvermögen
der Schweiz, Zürich (www.snb.ch/de/iabout/stat/statpub/iip/id/statpub_iip_hist).
Temouri, Y., Driffield, N.L. and D. Anon Higon (2010): German Outward FDI and Firm Performance, Applied Economics Quarterly, 56(1), 31–50.
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63
Sommer 2011
SPEZIALANALYSEN – 3
DER NUTZEN UNTERSCHIEDLICHER ARTEN VON
INTERNATIONALEN WIRTSCHAFTSABKOMMEN 1
Zusammenfassung: In diesem Beitrag berichten wir über die Resultate einer Studie, welche die
Effekte von ökonomischen Integrationsabkommen auf Aussenhandelsströme und Direktinvestitionen
untersucht. Dabei werden auch die Faktoren berücksichtigt, die einen Einfluss darauf haben, wer mit
wem welche Art Abkommen schliesst. Angaben zum Zeitpunkt des Abschlusses der genannten
Abkommenstypen über nahezu zwei Jahrzehnte erlauben die Identifikation typischer sequentieller
Muster der ökonomischen Integration. Des Weiteren ermöglichen die Daten Aussagen zur Frage, ob
grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten überhaupt zustande kommen (der so genannte
Effekt am extensiven Rand) als auch in welchem Ausmass bestehende Aktivitäten durch ein Abkommen ausgeweitet werden (der so genannte Effekt am intensiven Rand).
Grundlage des Beitrags: Egger, P. und G. Wamser (2011): Selektion in und Effekte von endogenen
ökonomischen Integrationsabkommen, Strukturberichterstattung Nr. 47/4, Hrsg. vom Staatssekretariat
für Wirtschaft (Seco), Bern. 2
Stichworte: Wirtschaftliche Integration, Bilaterale Abkommen, Exporte, Direktinvestitionen, Multivariate Entscheidungsmodelle.
1
EINLEITUNG
Für die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft im Herzen Westeuropas erscheint die
Frage nach der Entwicklung optimaler Integrationsstrategien über die Zeit hinweg als
besonders wichtig. Das Land zeichnet sich u.a. durch eine starke Exportposition im verarbeitenden Gewerbe und bei wissensintensiven handelbaren Dienstleistungen aus, aber
auch durch eine beachtliche Präsenz von multinationalen Unternehmen. Welche Abkommen sind nötig, um diese Stärken zu sichern bzw. noch auszubauen? Was können wir für
die Schweiz aus typischen ökonomischen Integrationspfaden, die andere Länder in Form
von Abkommen beschritten haben, lernen? Welche Auswirkungen auf aussenwirtschaftliche Transaktionen dürfen wir daraus erwarten? Ziel dieses Artikels und insbesondere der zugrunde liegenden Studie ist es, einige Antworten auf diese Fragen zu geben.
Im Folgenden werden typische Muster beim Abschluss von ökonomischen Abkommen
beschrieben, die Determinanten der Wahl des Abkommenspartners und der Abkommensart identifiziert und Auswirkungen auf Handels- sowie Direktinvestitionsvolumina
abzuschätzen versucht. Abschliessend fassen wir zusammen und ziehen für die Schweiz
einige Schlussfolgerungen.
1
Eine erste Fassung dieses Artikels erschien in: Die Volkswirtschaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik,
84(4), 7–10.
2
Die Studie kann beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestellt oder von dessen Website
heruntergeladen werden
(http://www.seco.admin.ch/dokumentation/publikation/00004/00018/index.html?lang=de).
PETER
EGGER
GEORG
WAMSER
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64
Spezialanalysen
2
HÄUFIGKEIT UND ABSCHLUSSMUSTER VON MITGLIEDSCHAFTEN IN
WIRTSCHAFTLICHEN INTEGRATIONSABKOMMEN
Tabelle 1 enthält für 129 Volkswirtschaften Informationen über die Häufigkeit bestimmter
bilateraler Abkommen im Zeitraum 1990 –2005. Zudem gibt die Tabelle Auskunft darüber,
wie sich das Abkommensnetzwerk im betrachteten Zeitraum verändert hat. Die Studie
fasst ökonomische Integrationsabkommen sehr weit. Es werden Güterhandelsabkommen
(GA), Dienstleistungshandelsabkommen (DA), bilaterale Investitionsschutzabkommen (IA),
bilaterale Doppelbesteuerungsabkommen (SA) und Währungsabkommen (Währungsunionen bzw. Währungen mit Kursbindung, WA) betrachtet. Alle eindeutigen bilateralen
Tabelle 1: Möglichkeiten ökonomischer Integration
Paare
Wechsler
Wechsler
GA
Integrationsabkommen
DA
SA
IA
WA
(insgesamt)
(in)
(aus)
0
0
0
1
0
1
0
1
1
0
1
0
0
1
1
1
0
0
1
1
0
1
0
0
0
0
0
1
1
1
1
1
0
0
1
0
0
1
0
0
1
0
1
0
1
1
0
0
0
1
1
0
1
1
0
1
1
1
1
0
0
0
1
1
0
1
0
0
1
0
0
1
1
0
1
1
1
1
0
1
1
1
0
0
0
0
0
0
0
1
1
0
1
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
0
0
1
0
1
1
1
1
1
1
0
1
0
1
0
1
1
0
1
1
1
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
1
1
0
0
1
0
1
0
0
0
0
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
93.200
10.005
7.093
4.345
3.319
1.631
1.444
1.136
1.207
1.003
534
421
407
262
216
197
171
95
78
73
70
64
40
8
0
0
0
0
0
0
0
0
94
544
139
111
275
54
143
83
104
124
59
47
24
65
6
35
24
13
14
9
11
15
4
1
0
0
0
0
0
0
0
0
1030
299
41
102
86
45
89
27
38
111
2
42
14
0
27
12
2
2
5
5
5
13
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
127.019
1.998
1.998
0
1
GA: Güterhandelsabkommen; DA: Dienstleistungshandelsabkommen; IA: Investitionsschutzabkommen; SA: Doppelbesteuerungsabkommen; WA: Währungsabkommen. 0 (es besteht kein Abkommen),
1 (es besteht ein Abkommen). Paare (insgesamt) bezeichnet die Anzahl an Länderpaar-Jahr Kombinationen. Wechsler (in) entspricht der Anzahl der Länderpaare, die in eine entsprechende Kombination eintreten. Wechsler (aus) entspricht der Anzahl dern Länderpaare, die eine entsprechende
Kombination verlassen, um in eine andere Integrationskombination einzutreten.
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Sommer 2011
Aussenwirtschaftsbeziehungen, welche diese Länder bilden – d.h. (129*128) /2 = 8256
Länderpaare – und alle 16 Jahre zwischen 1990 und 2005 gehen in die Analyse ein. Da
wir 5 Typen von Abkommen betrachten, denen Länder alternativ oder sich ergänzend
beitreten können, ergeben sich 2 5 = 32 Möglichkeiten ökonomischer Integration.
In Tabelle 1 sind diese Kombinationen – geordnet nach der Häufigkeit des Auftretens –
aufgelistet. Da der Datensatz in grosser Zahl Schwellen- und Entwicklungsländer umfasst,
überrascht es nicht, dass die meisten der möglichen Länderpaar-Jahr Kombinationen
nicht auftreten (als 00000 indiziert); zahlreiche dieser Länder sind also noch wenig in die
Weltwirtschaft eingebunden. Dass sich für viele der bilateralen Beziehungen das Aushandeln eines bilateralen Abkommens nicht lohnt, zeigt, wie wichtig und nützlich es ist,
dass es WTO-Bestimmungen gibt, welche solche bilateralen Wirtschaftsbeziehungen klar
regeln. Zu beachten ist jedoch auch, dass relativ viele Länderpaare diesen abkommenslosen
Zustand im Laufe des Untersuchungszeitraums verlassen haben. Für nahezu 10% der
Beobachtungen besteht ein SA ohne jegliche andere Abkommensform. Dieser Zustand
wird häufiger aufgesucht als verlassen. Als nächst häufige Zustände folgen DAs. Während
in 7093 Länderpaar-Jahren ausschliesslich ein DA abgeschlossen wurde und daneben
kein weiteres Abkommen bestand, findet sich in 4356 Länderpaar-Jahren zusätzlich zu
einem DA ein oder mehrere weitere Abkommen. Ein GA ohne weiteres Abkommen
bestand in 4345 Länderpaar-Jahren. In 5325 Fällen existierte neben einem GA noch ein
anderes oder mehrere weitere Abkommen. Nur 8 der 32 Kombinationsmöglichkeiten
kommen in den Daten überhaupt nicht vor. Fragt man nach typischen Integrationspfaden,
zeigt sich, dass viele der Länder, die anfänglich noch kein Wirtschaftabkommen abgeschlossen hatten, einen ersten Integrationsschritt in Form von SAs vollzogen, gefolgt von
WAs und DAs 3. Immerhin wird in 79 Fällen als erster Integrationsschritt ein GA abgeschlossen. WAs sind insgesamt als Abkommen besonderer Art anzusehen. Selbst zwischen
Ländern (etwa in Westeuropa oder Nordamerika), welche der Idee eines optimalen
Währungsraumes noch am nächsten kommen, wird diese Form der Integration nicht
gewählt. Zudem sind viele der Währungsabkommen oder Kursbindungen aus einer Krise
heraus entstanden und sind nicht notwendigerweise auf eine langfristige Bindung angeTabelle 2: Integrationsverläufe – Häufigste Fälle
Kombinationen (2-Fach Wechsler)
#
von
in
in
59
00000
00100
00110
49
00000
00010
00110
49
00000
10000
10100
28
00000
00100
11100
22
00100
00110
11110
17
00000
00001
00000
10
00100
00000
00100
# gibt die Anzahl der Länderpaare an, die den entsprechenden Integrationsverlauf gewählt haben. Integrationsabkommenskombinationen entsprechend der Reihenfolge in Tabelle 1: GA – DA – SA – IA – WA. 0 (es besteht kein
Abkommen), 1 (es besteht ein Abkommen).
3
Dienstleistungsabkommen sind in dieser Untersuchung so zahlreich, da auch einfache Handelsabkommen berücksichtigt wurden.
65
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Spezialanalysen
legt. Dies zeigt sich unter anderem am Umstand, dass relativ häufig (immerhin in 27 Fällen)
von einem Status mit GA und WA in einen solchen nur mit GA gewechselt wird.
Tabelle 2 fokussiert auf Integrationspfade mit mindestens zwei sequentiellen Integrationsschritten bei Fehlen jeglicher Art von Abkommen oder bei Bestehen eines SA im Ausgangszustand. Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass 59 Länderpaare ohne Abkommen zunächst
ein SA abschlossen und dieses in der Folge um ein IA ergänzten. Von 49 Länderpaaren
wurde der umgekehrte Weg beschritten, d.h. zuerst ein IA vereinbart und dann ein SA.
Weitere 49 Länderpaare ohne Abkommen schlossen zuerst ein GA ab, um dieses dann
um ein SA zu ergänzen. 28 Länderpaare ohne Abkommen begannen mit einem SA und
ergänzten dieses dann zusätzlich sowohl durch ein GA als auch ein DA. Insgesamt lässt
sich beobachten, dass die Integration zwischen zwei Ländern häufig mit einem SA oder
IA beginnt und dann um ein IA bzw. SA ergänzt wird, bevor ein GA und /oder ein DA
abgeschlossen wird.
3
DETERMINANTEN DER MITGLIEDSCHAFT IN ABKOMMEN DER
WIRTSCHAFTLICHEN INTEGRATION
Ein wichtiges Ziel der Studie war es, nach dieser ersten Bestandsaufnahme wirtschaftlicher
Integrationsschritte die Systematik dieser Schritte zu erklären. Dies erfolgte mit Hilfe
statischer und dynamischer multivariater Entscheidungsmodelle. Insbesondere wurden
ökonomische Erklärungsfaktoren herangezogen, die aus der Literatur als Triebkräfte bzw.
Hemmnisse des Handels mit Gütern und Dienstleistungen bzw. der Direktinvestitionstätigkeit bekannt sind. Aus früheren Forschungsarbeiten wissen wir, dass Länder mit einem
hohen natürlichen Handels- und Direktinvestitionsvolumen – also mit einem Volumen,
das höher ist, als es die relevanten ökonomischen Erklärungsfaktoren erwarten lassen –
grosses Interesse am Abbau bzw. an der Beseitigung von politischen Barrieren für diese
Aktivitäten haben sollten. Darüber hinaus wurden auch politische Erklärungsfaktoren
(Stabilität des politischen Regimes, Häufigkeit und Länge politischer Konflikte, etc.)
berücksichtigt. Die in die Entscheidungsmodelle einbezogenen Determinanten ökonomischer Integrationsabkommen sind in Box 1 aufgeführt und begründet.
Die empirischen Modelle, die auf den in der Box dargestellten Variablen beruhen, konnten
die Wahl der Integrationsstrategien in hohem Mass erklären. Die gleichzeitige Betrachtung von 5 unterschiedlichen Abkommen eröffnet interessante Vergleichsmöglichkeiten.
So zeigt sich beispielsweise, dass geographische Faktoren wie die Entfernung zwischen
Länderpaaren die Wahrscheinlichkeit, dass ein Abkommen abgeschlossen wird, unterschiedlich beeinflusst, je nachdem, um welche spezifische Abkommensart es sich handelt.
Insgesamt üben verschiedene natürliche, ökonomische und politische Bestimmungsfaktoren signifikante Einflüsse auf den Abschluss eines Abkommens aus.
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Sommer 2011
Box 1: Übersicht zu den Determinanten ökonomischer Integrationsabkommen
Die empirische Spezifikation der Determinanten von Integrationsabkommen ist ähnlich der in Baier und
Bergstrand (2004) und enthält die im Folgenden kurz beschriebenen Variablen. Theoretische Modelle zur
Aussenhandels- sowie Investitionsliberalisierung legen nahe, dass die gleichen Determinanten, die den Handel
zwischen Ländern beeinflussen, im allgemeinen Gleichgewicht auch die Auslandsdirektinvestitionen betreffen.
Insofern bestimmen die gleichen Faktoren, die präferentielle Handelsliberalisierung erklären, auch die Liberalisierung von Investitionen (siehe Egger u.a., 2007 a,b; Egger u.a., 2006, oder Bergstrand und Egger, 2011).
Natürlich bedeutet das nicht, dass verschiedene Typen der Liberalisierung nach der identischen Konfiguration
von beobachtbaren Variablen vorgenommen werden. Allerdings hängen diese von den gleichen Bestimmungsfaktoren ab. Folgende beobachtbare Faktoren wurden berücksichtigt (Variablendefinitionen und -bezeichnungen
entsprechend der eingangs erwähnten, diesem Beitrag zu Grunde liegenden Studie):
•
SumGDPijt ≡ (GDPit + GDPjt ), wobei GDPit das reale Bruttoinlandsprodukt (in U.S. Dollar des Jahres
2000) eines Landes darstellt. Nach der neuen Aussenhandelstheorie werden zwischen grösseren Ländern
sowohl Handel als auch Direktinvestitionen ceteris paribus grösser sein und somit auch die Wohlfahrtseffekte von präferentiellen Handels- und/oder Investitionsliberalisierungen. Die Daten zum realen
Bruttoinlandsprodukt stammen aus den World Development Indicators der Weltbank.
•
SimGDPijt ist definiert durch In [1 – (GDPit / GDPijt) 2 – (GDPjt / GDPijt) 2 ] und sollte ceteris paribus die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Länderpaar ein Abkommen abschliesst, positiv beeinflussen.
•
SumPOPijt ist analog zu SumGDPijt definiert, ausser dass nun die Zahl der Bevölkerung POPit sowie
POPjt verwendet wird. Diese Variable wurde in früheren Studien nicht berücksichtigt (siehe Baier und
Bergstrand, 2004), aber es scheint ratsam, sie einzuschliessen, falls sich Länder hinsichtlich der Produktivität stark unterscheiden. Die Daten zur Bevölkerung stammen ebenfalls aus den World Development
Indicators der Weltbank.
•
SimPOPijt ist wie SimGDPijt definiert (lediglich mit Angaben zur Bevölkerungszahl) und aus denselben
Gründen wie SumPOPijt in die Untersuchung aufgenommen.
•
DKLijt ist ein Mass für die unterschiedliche relative Faktorausstattung zweier Länder. Die Variable wird
gemessen als die absolute Differenz des Logarithmus des realen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts zweier
Länder (siehe Egger und Larch, 2008), | In(GDPit / POPit – In(GDPjt / POPit )|. Obwohl Unterschiede
der realen Pro-Kopf-Einkommen keine perfekten Masse für die Unterschiede des Kapital-ArbeitsVerhältnisses darstellen, ist dieses Vorgehen zulässig, da die beiden Variablen hoch korreliert sind. Da
Daten zum Pro-Kopf-Einkommen für sehr viele Länder und einen sehr viel längeren Zeitraum verfügbar
sind als Investitions- und Kapitalstockdaten, wird die Variable DKLijt anhand des Pro-Kopf-Einkommens
berechnet. Dies umso mehr als bei einer Berechnung des Kapital-Arbeits-Verhältnisses nach der «perpetual inventory»-Methode zahlreiche Annahmen hätten getroffen werden müssen (siehe Leamer,
1984). In Modellen in der Art von Helpman und Krugman (1985) mit Handel aber ohne Multinationale
Firmen nimmt das Handelsvolumen mit DKLijt eindeutig zu, solange ein Ausgleich der Faktorpreise stattfindet. Werden Multinationale Firmen mitberücksichtigt und kommt es nicht zu einem Ausgleich der
Faktorpreise, wirkt sich zwar DKLijt weiterhin auf die relevanten ökonomischen Grössen aus – und ebenso auf die Wohlfahrtseffekte von präferentiellen Handels- und Investitionsliberalisierungen –, aber der
Einfluss ist nicht mehr eindeutig.
•
DKL2ijt ist der quadrierte Wert von DKLijt. Die Variable wird einbezogen, da der Einfluss von DKLijt auf
Handel, Investitionen und Wohlfahrtseffekte von Integrationsabkommen von Natur aus nicht-linear ist.
•
Remoteijt misst die durchschnittliche Distanz zwischen zwei Ländern i und j von allen anderen Ländern
des Datensamples in einem gegebenen Jahr t. Wird die (Grosskreis-)Distanz zwischen Ländern i und j mit
Dij bezeichnet, ist Remoteijt = 0,5{[ln i z j Dij /( N t 1)] ln j zi Dij /( N t 1)}
¦
•
¦
(siehe Baier und Bergstrand, 2004; Egger und Larch, 2008), wobei Nt die Anzahl der Länder im Sample im
Jahr t angibt. Remoteijt variiert über die Zeit, da auch die Zahl der Länder, die politisch unabhängig sind
über die Zeit variiert. Je grösser Remoteijt für ein Länderpaar ist, umso wichtiger sind die Länder füreinander. In diesem Sinne würden wir einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines
Integrationsabkommens erwarten.
DRowKLijt misst die durchschnittliche Differenz der relativen Faktorausstattungen des Länderpaars ij
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68
Spezialanalysen
zusammen mit allen Ländern des Samples innerhalb eines Jahres t. Ähnlich wie DKLijt basiert die Variable
auf den absoluten logarithmierten Differenzen der Pro-Kopf-Einkommen (siehe Egger und Larch, 2008).
•
Distanceij ist der natürliche Logarithmus der geographischen (Grosskreis-)Distanz zwischen den ökonomischen Zentren zweier Länder. Wir nutzen die Distanzvariable, die vom Centre d’Études Prospectives et
d’Informations Internationales (CEPII) in deren geographischem Datensatz zur Verfügung gestellt wird.
•
Common Borderij ist eine Indikatorvariable, die immer dann den Wert eins annimmt, wenn zwei Länder
eine gemeinsame Grenze teilen. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII.
•
Common Languageij ist eine Indikatorvariable, die immer dann den Wert eins annimmt, wenn in zwei
Ländern die gleiche Sprache (offiziell und andere) gesprochen wird. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII.
•
Same Continentij ist eine Indikatorvariable, die immer dann den Wert eins annimmt, wenn zwei Länder
(zumindest teilweise) auf demselben Kontinent liegen. Die Variable ist auf Basis von öffentlich zugänglichen Daten von CEPII gebildet.
•
WTO Memberitj (one) ist eine Variable, die immer dann eins ist, wenn lediglich ein Land eines
Länderpaares GATT oder WTO Mitglied im Jahr t ist (siehe Egger und Nelson, 2010).
•
WTO Memberitj (both) ist eine Variable, die immer dann eins ist, wenn beide Länder eines Länderpaares
GATT oder WTO Mitglied im Jahr t sind (siehe Egger und Nelson, 2010).
•
Landlockedij (one) ist eine Variable, die den Wert eins annimmt, falls eines der zwei Länder eines Paares
Zugang zum Meer hat. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII.
•
Landlockedij (both) ist eine Indikatorvariable, die immer dann eins ist, wenn keines der beiden Länder
eines Paares Zugang zum Meer hat. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII.
•
CMonthWarijt zählt die Anzahl der Tage, an denen ein seit dem Ende des 2. Weltkriegs bewaffnete
Konflikte ausgetragen hat. Die Daten haben wir der Armed Conflict-Datenbank des International Institute
for Strategic Studies entnommen. Generell kann man erwarten, dass lang anhaltende bewaffnete
Konflikte Vertrauen und Vertragstreue zwischen Geschäftspartnern zweier Länder zerstören. Krieg beeinträchtigt somit die Basis für Handel und für Integrationsabkommen.
•
DiffYearWarijt zählt die Anzahl Jahre, die seit dem letzten bewaffneten, als Krieg klassifizierten Konflikt
zwischen zwei Ländern verflossen sind. Die Daten stammen erneut aus der Armed Conflict-Datenbank des
International Institute for Strategic Studies. Wir erwarten ceteris paribus grössere destruktive Kriegseffekte für Handel und Direktinvestitionen sowie für die Wahrscheinlichkeiten der Integration, je weniger
lange ein Konflikt zurückreicht.
•
DiffRegDurijt zählt die absolute Differenz zwischen zwei Ländern, in denen ein politisches Regime im
Amt ist. Die Daten sind der Marshall und Jaggers Polity IV-Datenbank entnommen. Politikwissenschaftler
stellten fest, dass bei zunehmender Dauer eines Regimes ein stabiles Umfeld entsteht, das sich positiv auf
den Handel auswirkt.
•
DiffPolFreedijt misst die Differenz im Polity 2-Index, der einen umso höheren Wert aufweist, je grösser
die politische Freiheit in einem Land ist. Es hat sich gezeigt, dass ökonomische Aktivitäten von und in
Ländern mit grösserer politischer Freiheit ceteris paribus grösser sind.
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Sommer 2011
4
EFFEKTE VON MITGLIEDSCHAFTEN IN WIRTSCHAFTLICHEN
INTEGREATIONSABKOMMEN
Die Schätzung der oben genannten multivariaten Entscheidungsmodelle erlaubte es,
Länderpaare zu bestimmen, die mit der gleichen Wahrscheinlichkeit eine bestimmte
Abkommenskombination aufweisen, sich in Wirklichkeit aber durch das Bestehen bzw.
Fehlen eines bilateralen Abkommens unterscheiden (zur Methode siehe Lechner, 2001).
Gestützt auf diese Paarbildung kann der durchschnittliche Effekt der verschiedenen Abkommensarten auf den Güterhandel (GH), den Dienstleistungshandel (DH) und die Direktinvestitionen (DI) abgeschätzt werden. Für das «durchschnittliche Länderpaar» im Sample
wurden sowohl die langfristigen Auswirkungen der Abkommen als auch deren Kurzfristeffekte geschätzt.
Gemäss den Schätzergebnissen erhöht im Durchschnitt jegliche Form von Integrationsabkommen die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen Länderpaaren mit Gütern gehandelt
wird. Im Mittel findet sich ein Effekt von ca. 10 Prozentpunkten. Das bedeutet, dass im
Vergleich mit der Situation ohne Integration ein Abkommen die Wahrscheinlichkeit, dass
Länderpaare überhaupt miteinander handeln (extensiver Rand), um 10 Prozentpunkte
erhöht. Auch das Ausmass des Güterhandels (intensiver Rand) wird durch jede Art von
Abkommen positiv beeinflusst. Vergleicht man wiederum den Zustand ohne jegliche
Integration mit Zuständen, in denen ein oder mehrere Abkommen abgeschlossen wurden,
erhöht sich der (logarithmierte) Wert der Güterexporte um durchschnittlich ca. 2.7. Der
Effekt von 2.7 impliziert, dass die Güterexporte um ca. 1387% steigen, was immens
erscheint. Es ist jedoch zu beachten, dass diese riesige prozentuale Erhöhung einen
Durchschnittseffekt darstellt, der durch einen Vergleich zwischen Länderpaaren mit einem
oder mehreren Abkommen einerseits und Länderpaaren ohne jegliches Abkommen
andererseits zustande kommt. Da es sich zudem um einen langfristig akkumulierten Effekt
handelt, scheint eine Auswirkung in dieser Grössenordnung durchaus plausibel.
Für den Dienstleistungshandel resultieren sowohl am extensiven als auch am intensiven
Rand ähnliche Effekte. Der ökonomische Effekt am extensiven Rand fällt sogar noch
grösser aus als beim Güterhandel und beträgt im Mittel ca. 18 Prozentpunkte. Das heisst:
Im Vergleich zur Situation ohne jegliche Integration erhöht ein Abkommen die Wahrscheinlichkeit, dass Länderpaare überhaupt miteinander Dienstleistungen handeln, um
18 Prozentpunkte. Am intensiven Rand, der sich auf die Veränderung des Handelsvolumens bezieht, führt der Abschluss eines Integrationsabkommens im Durchschnitt zu
einem Anstieg des (logarithmierten) Werts der Dienstleistungsexporte um ca. 1.56, was
etwas weniger ist als beim Güterhandel.
Betrachtet man schliesslich die Direktinvestitionen am extensiven und intensiven Rand,
fällt auf, dass vor allem von SAs und IAs positive Effekte ausgehen. Demgegenüber hängen
die Effekte auf den Güter- und den Dienstleistungshandel nur wenig vom Abkommenstyp ab. Bei beiden Arten von Transaktionen scheint jede Form von Abkommen zu mehr
Exporten am extensiven und intensiven Rand zu führen.
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Spezialanalysen
5
FOLGERUNGEN FÜR DIE SCHWEIZ
Für die Schweiz ergeben sich aus der durchgeführten Studie verschiedene Folgerungen.
Zunächst lohnt sich ein genauerer Blick auf die Situation des Landes. Gemäss der verfügbaren Daten für das Jahr 2005 hatte die Schweiz mit ca. 30 der potentiellen Partnerländer
ein GA abgeschlossen, mit 3 ein DA, mit 58 ein SA, mit 23 ein IA und ein WA.4 Wenn man
sich die wichtigsten Integrationskombinationen ansieht, stellt man fest, dass mit 40%
der potentiellen Partnerländer gar kein Abkommen abgeschlossen wurde, mit ca. 19%
der Länder lediglich ein SA, mit ca. 18% ein GA und ein SA und mit ca. 10% ein SA und
gleichzeitig ein IA.5
Ein Vergleich der Schweiz mit ausgewählten wirtschaftlich hoch entwickelten, ebenfalls
relativ kleinen Volkswirtschaften zeigt, dass die Schweiz eine ähnliche Zahl von Integrationsabkommen unterhält. 2005 hatte die Schweiz, wie erwähnt, mit ca. 40% der potentiellen
Partnerländer keinerlei Abkommen. Mit 25% der Länderpaare wurde genau ein Abkommen eingegangen und mit 35% mehr als ein Abkommen. Die entsprechenden Angaben
für die Vergleichsländer sind ähnlich. Die Niederlande haben mit 37% kein Abkommen
abgeschlossen und mit 34% eines. Dänemark ist mit 42% der Länderpaare kein Abkommen eingegangen, mit 29% nur eines. In Belgien wurde mit 43% der Länderpaare kein
Abkommen, mit 29% nur ein Abkommen abgeschlossen.
Ein einfacher deskriptiver Vergleich zeigt, dass sich das in der empirischen Untersuchung
aller Länder gefundene Muster auch in den schweizerischen Daten findet. Mit den Ländern,
mit denen die Schweiz keinerlei Abkommen abgeschlossen hat, beläuft sich der durchschnittliche (logarithmierte) Wert des bilateralen Güterhandels auf 2.29. Dies entspricht
einem Wert von annähernd 10 Mio. US $. Ist mit einem Land ein SA sowie ein IA abgeschlossen worden (aber kein GA, DA oder WA; eine Kombination, die im Falle der
Schweiz häufiger vorkommt, beispielsweise mit China, Indien und Thailand), so steigt
dieser Wert im Durchschnitt auf 6.31. Dies entspricht etwa einem bilateralen Handelswert von 550 Mio. US $. Dieser einfache Vergleich der Durchschnittswerte (10 vs. 550
Mio. US $) zeigt, dass im Falle einer bilateralen Integration das durchschnittliche Handelsvolumen deutlich höher liegt; dieser Unterschied sollte allerdings nicht kausal interpretiert
werden. Bei den Direktinvestitionen zeigt sich ein ähnliches Bild. Während sich der Wert
der Direktinvestitionen ohne ein Abkommen auf 3.41 (ca. 30 Mio. US $) beläuft, liegt der
Mittelwert gegenüber Ländern mit SA und IA mit 6.41 (ca. 608 Mio. US $) deutlich höher.
Aus den obigen Resultaten können auch Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwiefern sich für die Schweiz – ausgehend von der aktuellen Situation – eine weitere Integration auszahlen würde. Wenn sie mit allen Ländern, mit denen sie gar kein Abkommen
unterhält (40% der potentiellen Partnerländer), ein erstes Abkommen abschliessen würde,
ergäben sich unabhängig vom Abkommenstyp positive Effekte auf die Güterexporte, die
Dienstleistungsexporte sowie die Direktinvestitionen. Um genau zu sein: Würde als erster
Integrationsschritt ein GA abgeschlossen, resultierte ein (logarithmierter) Langfrist-Effekt
auf die Güterexporte von 2.32. Würde statt eines GA zuerst ein SA abgeschlossen, könnte
man auf die Güterexporte einen (logarithmierten) Langfrist-Effekt von 2.7 erwarten. Bei
den Direktinvestitionen wäre mit einem (logarithmierten) Langfrist-Effekt von 2.33 zu
rechnen, während bei den Dienstleistungsexporten ein (logarithmierter) Langfrist-Effekt
4
Das Fürstentum Liechtenstein ist nicht als solches unter den 129 Ländern aufgeführt.
5
Es ist wichtig anzumerken, dass EU-weite bzw. generell alle multilateralen Abkommen zwischen Länderpaaren bilateral berücksichtigt werden, da die Untersuchung auf Länderpaar-Jahr Einheiten basiert.
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Sommer 2011
von noch 1.58 erwartet werden könnte. Weitere Integrationsschritte wären dann, bestehende Investitionsschutz- und /oder Steuerabkommen durch Abkommen des Güter- und
Dienstleistungshandels zu ergänzen, oder Abkommen des Güter- und Dienstleistungsverkehrs um solche des Investitionsschutzes oder der Doppelbesteuerungsvermeidung
anzureichern. Im ersten Fall wäre mit einem Ansteigen des bilateralen Güterhandels um
(log) 0.68 bzw. (log) 0.78 zu rechnen. Werden bestehende DAs und GAs um ein SA ergänzt,
erhöht sich der Wert des bilateralen Güterhandels um (log) 2.98, falls gleichzeitig noch
ein IA abgeschlossen wird, sogar um (log) 3.4.
6
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNGEN
Der Beitrag untersuchte die Auswirkungen von fünf verschiedenen wirtschaftlichen Integrationsabkommen auf den Aussenhandel mit Gütern bzw. mit Dienstleistungen sowie auf
die Direktinvestitionen im Ausland. In einem ersten Schritt wurden hierfür die Determinanten für den Abschluss bilateraler Abkommen über einen Zeitraum von sechzehn Jahren
ermittelt. Basierend auf diesen Ergebnissen wurden ähnliche Länderpaare mit und ohne
Integrationsabkommen miteinander verglichen und so die ökonomischen Effekte des
Abschlusses eines bestimmten Abkommenstyps bestimmt.
Insgesamt zeigt die Untersuchung eindrücklich, dass mit der Zunahme der internationalen
Wirtschaftsintegration die grenzüberschreitenden ökonomischen Aktivitäten wachsen.
Die ermittelten Langfrist-Effekte deuten etwa auf eine Verdoppelung der Handels- und
Investitionsströme hin.
Eine zentrale Implikation der Ergebnisse besteht darin, dass ein Land nicht so sehr darüber
nachdenken sollte, welche Art von Abkommen es zuerst abschliessen will, da ein GA oder
SA den Handel mit Gütern und Dienstleistungen sowie die Direktinvestitionen in einem
ähnlichen Ausmass stimuliert. Vielmehr sollten sie einen ersten Schritt tun, gleich welcher
Art, denn vom Abschluss eines spezifischen Abkommenstyps gehen langfristig signifikante Effekte auf weite Bereiche der Wirtschaft aus.
Auch für die Schweiz würde sich eine zusätzliche Öffnung im Sinne einer weiteren weltwirtschaftlichen Integration lohnen. Potenzial dafür ist angesichts dessen, dass mit vielen
Ländern noch keine Wirtschaftsabkommen bestehen, ausreichend vorhanden. Die in
diesem Beitrag summarisch wiedergegebenen quantitativen Ergebnisse zu den ökonomischen Effekten von spezifischen Integrationsabkommen und ihrer kombinierten Wirkung
können für die künftige Ausrichtung der aussenwirtschaftlichen Strategie der Schweiz
wichtige Anhaltspunkte liefern.
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Spezialanalysen
LITERATUR
Baier, S. L. and J. H. Bergstrand (2004): Economic Determinants of Free Trade Agreements,
Journal of International Economics 64, 29 – 63.
Bergstrand, J. H. and P. Egger (2011): The Determinants of BITs, unpublished manuscript.
Egger, P. and M. Larch (2008): Interdependent Preferential Trade Agreement Memberships:
An Empirical Analysis, Journal of International Economics 76, 384–399.
Egger, P., Larch, M. and M. Pfaffermayr (2007a): On the Welfare Effects of Trade and Investment
Liberalization, European Economic Review 51, 669 – 694.
Egger, P., Larch, M. and M. Pfaffermayr (2007b): Bilateral versus Multilateral Trade and Investment Liberalization, The World Economy 30(4), 567–596.
Egger, P., Larch, M, Pfaffermayr, M. and H. Winner (2006): The Impact of Endogenous Tax
Treaties on Foreign Direct Investment: Theory and Empirical Evidence, Canadian Journal
of Economics 39(3), 901– 931.
Egger, P. and D. Nelson (2010): How Bad is Antidumping? Evidence from Panel Data, Review
of Economics and Statistics, forthcoming.
Leamer, E. (1984): Sources of International Comparative Advantage: Theory and Evidence, MIT
Press, Boston, MA.
Lechner, M. (2001): Identification and Estimation of Causal Effects of Multiple Treatments under
the Conditional Independence Assumption, in M. Lechner and F. Pfeiffer (Eds.), Econometric Evaluation of Labour Market Policies, Physica Verlag, Heidelberg, 43–58.
Helpman, E. and P. Krugman (1985): Market Structure and Foreign Trade: Increasing Returns,
Imperfect Competition, and the International Economy. MIT Press. Boston, MA.
Dok_7_2011_sommer_publikationen_Layout 1 20.06.2011 11:40 Seite 73
WORKING PAPERS
Vollständige Liste der Working Papers und anderer wissenschaftlicher Publikationen von KOF Mitarbeitenden unter:
www.kof.ethz.ch/publications/science/
Dok_7_2011_sommer_publikationen_Layout 1 20.06.2011 11:40 Seite 74
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Working Papers
KOF Working Paper No. 283 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
THE ROLE OF COUNTRY-OF-ORIGIN CHARACTERISTICS FOR FOREIGN
DIRECT INVESTMENT AND TECHNICAL COOPERATION IN POST-REFORM INDIA
The decisions of foreign investors on technical cooperation versus equity engagements
and on the degree of ownership in FDI projects are likely to depend on their relative bargaining position vis-à-vis the host country. India provides an interesting case for analyzing the interplay between country-of origin-characteristics and host-country-characteristics and their respective effects on ownership decisions since opening up its economy
to FDI in the early 1990s. We perform negative binominal regressions by making use of
a unique dataset on about 24,500 technical cooperation and FDI projects by investors
from 45 countries of origin over the 1991–2004 period. We find that relative market
size, relative financial market development, relative risk, relative endowment of human
capital and previous international experience significantly affect the type of engagement
by foreign investors in post-reform India.
AXEL
DREHER
KRISHNA
CHAITANYA
VADLAMANNATIC
KOF Working Paper No. 282 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
KEYNES’S AGGREGATE SUPPLY FUNCTION: EVERYTHING YOU ALWAYS WANTED
TO KNOW ABOUT Z
The paper suggests a consistent interpretation for the much debated Z-footnote on pp.
55–56 of the General Theory and discards claims recently made in the literature concerning the importance of output heterogeneity for Keynes’s macroeconomic approach.
JOCHEN
HARTWIG
KOF Working Paper No. 281 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
ARE GDP REVISIONS PREDICTABLE?
EVIDENCE FOR SWITZERLAND
This study presents a model that delivers more accurate forecasts of the revised rather
initial estimates of the quarterly GDP growth rate in Switzerland during the period of the
recent financial crisis. The key explanation to our findings is that our model, capitalizing
on the information contained in the Business Tendency Surveys, is able to predict future
revisions of the initial estimates. Our findings imply that there seems to be a scope for
improvement of how preliminary estimates of the quarterly GDP growth rate are produced
in Switzerland.
PETER
NUNNENKAMP
BORISS
SILIVERSTOVS
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Sommer 2011
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KOF Working Paper No. 280 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
HAS THE EMU REDUCED WAGE GROWTH AND UNEMPLOYMENT?
Testing a Model of Trade Union Behaviour
By using a model of trade union behaviour Grüner (2010) argues that the introduction of
the European Monetary Union (EMU) led to lower wage growth and lower unemployment
in participating countries. Following Grüner’s model, monetary centralization lets the
central bank react less flexibly to national business cycle movements. This increases the
amplitude of national business cycles which, in turn, leads to higher unemployment risk.
In order to counter-balance this effect, trade unions lower their claims for wage mark-ups
resulting in lower wage growth and lower unemployment. This paper uses macroeconomic
data on OECD countries and a difference-in-differences approach to empirically test the
implications of this model. Although we come up with some weak evidence for increased
business cycle amplitudes within the EMU, we neither find a significant general effect of
the EMU on wage growth nor on unemployment.
HEINER
MIKOSCH
JAN-EGBERT
STURM
CHRISTOPH
MOSER
JAN-EGBERT
STURM
KOF Working Paper No. 279 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
EXPLAINING IMF LENDING DECISIONS AFTER THE COLD WAR
This paper empirically investigates the economic and political factors that affect a country’s
likelihood to sign an arrangement with the IMF and the determinants of the financial size
of such a program. Arguably the world and the global financial architecture underwent
structural changes after the ending of Cold War and so did the role of the IMF. Hence,
we update and extend the work of Sturm et al. (2005) by employing a panel model for
165 countries that focuses on the post-Cold War era, i.e., 1990–2009. Our results, based
on extreme bounds analysis, suggest that some economic and political variables are
robustly related to these two dimensions of IMF program decisions. Furthermore, we show
that it is important to distinguish between concessional and non-concessional IMF loans.
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Working Papers
KOF Working Paper No. 278 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
THE DYNAMICS OF LABOR PRODUCTIVITY IN SWISS UNIVERSITIES
This paper analyzes the labor productivity of Swiss university departments between 1995
and 2007. Using a parametric input distance function we estimate and decompose the
Malmquist productivity indexes in line with Fuentes et al. (2001) and Atkinson et al.
(2003). By contrast to those studies, this paper proposes a panel data specification to
account for unobserved heterogeneity across production units. The adopted model is a
mixed-effects model with department fixed effects as well as random coefficients for
time variables. We also use an autoregressive stochastic term to model inefficiency
shocks while allowing for gradual improvement of persistent inefficiencies. The results
indicate a negative trend in overall productivity measured by Malmquist index, particularly
after 2002, with an average productivity decline of about one percent per year. A major
part of this productivity decline coincides with the recent developments in Switzerland’s
higher education system following the adoption of the Bologna agreement. However,
the results do not provide any evidence of statistically significant relationship between
productivity and reforms. Our decomposition analysis suggests that the observed productivity decline could be contributed to technical regress but also to a rising inefficiency with
a relatively high level of persistence. The results also point to various patterns across different fields. In particular, economics and business departments and law schools show
the lowest performance, whereas science departments stand out as an exception with
productivity improvement.
THOMAS
BOLLI
MEHDI
FARSI
SPYROS
ARVANITIS
MARTIN
WOERTER
KOF Working Paper No. 277 / www.kof.ethz.ch/workingpapers
FIRM CHARACTERISTICS AND THE CYCLICALITY OF R&D INVESTMENTS
Aim of this study is to combine micro-aspects of firm behaviour with macro-aspects of
business development and identify market conditions (for example, price competition)
and firm characteristics (for example, type of R&D partners) that enable a firm to have a
procyclical, anti-cyclical or non-systematic R&D investment behaviour. New elements of
our analysis are: (a) the identification in our data of the above three main types of R&D
behaviour with respect to the fluctuation of overall economic activity as measured by a
standard composite indicator of the business conditions at industry level and (b) the investigation of a series of hypotheses as to innovation-relevant firm characteristics that underline the three different behaviour categories. The empirical results confirm to large
extent our hypotheses and allow us to make profiles of the three types of R&D behaviour.
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