Research Collection Journal Issue KOF Analysen 2011, Nr. 2, Sommer Publication Date: 2011-06-21 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-b-000176848 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For more information please consult the Terms of use. ETH Library Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 1 KOF Analysen Konjunkturanalyse: Prognose 2011/2012 Starker Franken belastet Konjunktur Spezialanalysen: Der Einfluss der Wechselkursentwicklung auf die schweizerischen Warenexporte: eine disaggregierte Analyse Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft Der Nutzen unterschiedlicher Arten von internationalen Wirtschaftsabkommen Sommer 2011 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 2 ETH Zürich KOF Konjunkturforschungsstelle WEH D 4 Weinbergstrasse 35 8092 Zürich Telefon +41 44 632 85 35 Fax +41 44 632 12 18 www.kof.ethz.ch [email protected] Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 3 Übersicht Konjunkturanalyse Y Starker Franken belastet Konjunktur 1 – 27 Y Der Einfluss der Wechselkursentwicklung auf die schweizerischen Warenexporte: eine disaggregierte Analyse 31 – 49 Y Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft 51 – 62 Y Der Nutzen unterschiedlicher Arten von internationalen Wirtschaftsabkommen 63 – 72 73 – 76 Spezialanalysen Neue KOF-Veröffentlichungen Y Working Papers Konjunktur 74. Jahrgang Y Sommer 2011 Y 21. Juni 2011 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 4 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 5 KONJUNKTURANALYSE Starker Franken belastet Konjunktur YNGVE ABRAHAMSEN ROLAND AEPPLI ERDAL ATUKEREN CHRISTIAN BUSCH RICHARD ETTER ANDRES FRICK MICHAEL GRAFF GÜNTHER GREULICH JOCHEN HARTWIG DAVID ISELIN MICHAEL J. LAMLA ANDREA LASSMANN WILLY ROTH ANDREA SCHNELL BORISS SILIVERSTOVS BANU SIMMONS-SÜER MARTIN STRAUB ANNE STÜCKER JAN-EGBERT STURM MATTHIAS W. UHL Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 6 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:18 Seite 1 Sommer 2011 KONJUNKTURANALYSE PROGNOSEAKTUALISIERUNG SOMMER 2011 1 GESAMTDARSTELLUNG: STARKER FRANKEN BELASTET KONJUNKTUR Die schweizerische Wirtschaft konnte nach dem Ende der Finanzkrise schnell Tritt fassen und hat seither ein beachtliches Wachstumstempo gezeigt. Der inzwischen im Aussenwert stark angestiegene Schweizerfranken trübt jedoch die Aussichten. Konnten die schweizerischen Exporteure zunächst durch qualitativ hochstehende Produkte und eine Margenverkleinerung einen Einbruch der Exporte vermeiden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Stagnation oder sogar einer erneuten Rezession zuletzt gestiegen. Grafik 1 Schweiz: Reales BIP mit Prognose (Annualisierte Veränderung gegenüber Vorquartal, in %) 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 2006 2007 2008 2009 Prognose 25. März 2011 2010 2011 2012 Prognose 21. Juni 2011 Der Fremdenverkehr hat bisher am stärksten unter der Höherbewertung des Frankens gelitten, und die Rückgänge der Zahl der Reisenden aus dem europäischen Ausland sind deutlich. Aber auch viele Industriebetriebe bekunden mittlerweile Mühe, die in der Schweiz anfallenden Kosten zu tragen. Es wird wohl vermehrt über Auslagerung von Teilen der Produktion ins Ausland nachgedacht, und inländischen Zulieferern stehen beim aktuellen Wechselkurs sowohl im Inland als auch im Ausland härtere Zeiten bevor. Lediglich der in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnene internationale Handel mit Rohstoffen von schweizerischem Boden aus, der sogenannte Transithandel, konnte bis zuletzt stark zulegen. Aufgrund der schwachen Lohnentwicklung im letzten Jahr wird der private Konsum nicht allzu stark zulegen. Die Bauinvestitionen werden dank des lebhaften Wohnbaus die Konjunktur weiterhin stützen, auch wenn die Rückgänge im Infrastrukturbau mit dem Auslaufen der zur Konjunkturstützung vorgezogenen Projekte sich bereits bemerkbar machen. Bis wieder eine gewisse Stabilität im Wechselkursgefüge eintritt, dürften geplante Investitionen in der Industrie vielfach hinausgeschoben werden. 1 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 2 2 Konjunkturanalyse Grafik 2 Reales BIP und KOF Konjunkturbarometer (BIP 2008 –2011Q1: Schätzung BFS/SECO; ab 2011Q2: Prognose KOF) 5 3.0 4 2.4 3 1.8 2 1.2 1 0.6 0 0.0 -1 -0.6 -2 -1.2 -3 -1.8 -4 -2.4 -5 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -3.0 Reales BIP (Vorjahresveränderung, in %) KOF Konjunkturbarometer, rechte Skala Das für dieses Jahr prognostizierte, in der langen Sicht vergleichsweise hohe, gesamtwirtschaftliche Wachstum wird mehrheitlich vom erwähnten Transithandel herrühren. Die übrige Wirtschaft wird sich nur schwach entwickeln. Dies hat auch für den Arbeitsmarkt Konsequenzen, die Beschäftigungszunahme dürfte in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen. Wegen der anhaltenden Frankenstärke wird auch die Normalisierung des Zinsniveaus auf sich warten lassen. Eine behutsame Erhöhung der Kurzfristzinsen auf ein «normales» Niveau würde der Wirtschaft zwar nicht weh tun und könnte gewisse Überhitzungserscheinungen im Wohnbaubereich dämpfen. Die Gefahr, dass dadurch eine weitere Aufwertungswelle des Schweizerfrankens ausgelöst werden würde, erachtet die SNB nach wie vor als zu gross. Die erfreuliche Absenkung der registrierten Arbeitslosigkeit hält bislang an; sie wurde allerdings im April durch einen Sondereffekt – die Verkürzung der Bezugsdauer für die meisten Arbeitslosen – verstärkt. Ein grosser Teil der Personen, die Ende März zusätzlich ausgesteuert wurden, ist vorderhand noch als arbeitslos gemeldet, kann jedoch keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung mehr geltend machen. Eine Verminderung der Arbeitslosenquote wegen des Verlusts der Unterstützung durch die Arbeitslosenversicherung bedeutet allerdings alleine keine Verbesserung am Arbeitsmarkt. Zu Aufmerksamkeit gibt auch die aktuelle Entwicklung der Lagerbestände Anlass. So ist 2010 die gesamtwirtschaftliche Endnachfrage deutlich stärker gewachsen als die inländische Produktion von Gütern und Dienstleistungen, was einen massiven Lagerabbau anzeigt. Diese Entwicklung hat sich nach den letzten verfügbaren statistischen Angaben bis ins 1. Quartal 2011 fortgesetzt. Mittlerweile sollte sich die Produktion aber wieder der Nachfrage anpassen, so dass auch von der Lagerentwicklung im laufenden Jahr eine Konjunkturstützung ausgehen dürfte. Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 3 Sommer 2011 Grafik 3 Beschäftigung und Arbeitslosigkeit mit Prognose (in 1000 Personen, glatte Komponente) 200 3600 160 3450 120 3300 80 3150 40 3000 0 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2850 Zahl der registrierten Arbeitslosen, linke Skala Vollzeitäquivalente Beschäftigung, rechte Skala Was tun? Fragen im Zusammenhang mit der Angemessenheit konjunkturstabilsierender Massnahmen werden angesichts der Unsicherheiten über die aktuelle Situation, die richtige Erfassung der makroökonomischen Zusammenhänge, der Wirkungsverzögerungen und vielfältiger anderer Gesichtpunkte unter Ökonomen zu Recht kontrovers diskutiert. Die richtigen Schritte zur Neutralisierung oder – zumindest – Verminderung der negativen Auswirkungen des starken Anstiegs des Aussenwerts des Frankens auf die Schweizer Wirtschaft machen hier keine Ausnahme. Die theoretische Identifizierung der auf Dauer wirksamen Massnahmen ist in diesem Falle jedoch vergleichsweise klar: Eine kleine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz kann angesichts der an den Devisenmärkten gehandelten Volumina bei flexiblen Wechselkursen nur geringfügig und kurzfristig den Aussenwert der nationalen Währung beeinflussen. Wenn die Ausschläge oder Abweichungen von einem für die Binnenwirtschaft insgesamt als verträglich angesehenen Wechselkurs untragbar erscheinen, bleibt nur ein möglichst fester Wechselkurs. Dabei sind verschiedene Grade erreichbar, die mit zunehmender Wirksamkeit gleichzeitig mit prononcierterer Preisgabe von währungspolitischer Souveränität einhergehen: einseitige Verteidigung eines Wechselkursziels durch die nationale Währungsbehörde, bi- oder multilateral verteidigte Wechselkursziele, Währungsunion (sprich: Beitritt zur EWU), «Dollarisierung». Die Feststellung, dass kaum eine dieser Optionen zurzeit in der Schweiz politisch durchsetzbar sein dürfte, sollte nicht von der Erkenntnis ablenken, dass diese die einzig dauerhaft erfolgversprechenden Massnahmen zur Eliminierung des Wechselkurses als Unsicherheitsfaktor oder Belastung sind. Die vergangenen Jahre – wie z.B. während der Rettung einer der beiden Schweizer Grossbanken – haben aber gezeigt, dass die Souveränität im Bereich der Geldpolitik auch deutliche Vorteile mit sich bringen kann. Die Frage nach der für die Schweiz wirtschaftlich-politisch sinnvollsten Wechselkursstrategie bleibt somit schwierig zu beantworten. 3 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 4 4 Konjunkturanalyse Grafik 4 Devisenkurs CHF/EUR mit Prognose 1.7 1.6 1.5 1.4 1.3 1.2 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Erhebliche Prognoserisiken Die wirtschaftlichen Folgen der Naturereignisse und der davon ausgelösten nuklearen Havarien in Japan sowie der Revolten im Nahen Osten erscheinen zurzeit absehbar. Dagegen bergen die internationalen Finanz- und Währungsmärkte Risiken für die Weltkonjunktur, die derzeit kaum quantifizierbar sind. Wir befinden uns damit weniger in einer Situation der Unsicherheit als vielmehr in einer des Unwissens. Der aktuelle hohe Euro-Franken Wechselkurs ist in der Prognose berücksichtigt, ebenso wie die Erwartung einer ganz allmählichen Normalisierung (Abwertung) im Verlauf des Jahres 2012. Eine schnellere Frankenabwertung würde eine insgesamt etwas optimistischere Prognose nahelegen. Eine neuerliche internationale Finanz- und Währungskrise hätte dagegen unabsehbare negative Folgen. 2 DIE ENTWICKLUNG DER SCHWEIZ IM EINZELNEN Der starke Franken hat in diesem Jahr bislang unerwartet schwach auf die Exporte und somit auch auf das Wirtschaftswachstum durchgeschlagen: Auch wenn sich dies im Jahresverlauf ändern dürfte, wächst das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss KOFPrognose im laufenden Jahr insgesamt um 2.8%. Begünstigt wird das hohe Wachstum durch das starke Bevölkerungswachstum – mit entsprechend tieferen BIP-Wachstumsraten pro Kopf – und den stabilen Konsum. Der Transithandel spielt eine immer grössere Rolle für die BIP-Entwicklung – zudem ist dieser relativ unabhängig vom Frankenkurs. Eine Fortsetzung der Entwicklung im nächsten Jahr ist jedoch unwahrscheinlich, vor allem der starke Franken dürfte das Wachstum drücken. Darüber hinaus macht sich 2012 auch der schwächere Gang der Weltwirtschaft bemerkbar. Das Schweizer BIP-Wachstum wird noch 1.9% betragen. Exporte: Frankenstärke dämpft Exportwachstum Die Schweizer Warenausfuhren setzten im 1. Quartal 2011 bei gleichzeitig sinkenden Exportpreisen das starke Wachstum von Ende 2010 fort und nahmen um 10.5% gegenüber dem Vorquartal zu. Vor allem trug die starke Nachfrage nach Uhren und Maschinen zu diesem starken Anstieg bei. Die KOF erwartet, dass sich die Dynamik der Warenexporte vor dem Hintergrund des starken Frankens und der nur noch moderaten Konjunkturaussichten der bedeutendsten Handelspartner zunächst verlangsamt. Gegen Ende des Jahres setzt bei leichten Abwertungstendenzen ein beschleunigtes Wachstum bis Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 5 Sommer 2011 Grafik 5 Verwendungsseitige Wachstumsbeiträge zum realen BIP (in PP vom BIP) 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Aussenhandel Lager (inkl. stat. Differenz) Wachstumsrate BIP Bauinvestitionen Ausrüstungsinvestitionen Öffentlicher Konsum Privater Konsum zum Ende des Prognosehorizonts ein. 2011 beträgt die Wachstumsrate 5%. Im kommenden Jahr beschleunigt sich das Wachstum der Warenexporte leicht auf 5.3%. Die Dienstleistungsexporte nehmen 2011 aufgrund stark steigender Einnahmen aus dem Transithandel um 6.3% zu. Unter der Annahme, dass sich diese Entwicklung 2012 abbremst, rechnet die KOF mit sinkenden Ausfuhren von Dienstleistungen um 0.1%. Mit der dynamischen und schwer abschätzbaren Entwicklung beim Transithandel dürfte dieses Szenario allerdings einem deutlichen Risiko unterliegen. Aufgrund des fortgesetzt starken Frankens und der moderaten Wachstumsaussichten im Ausland werden die Gesamtexporte in diesem Jahr nur um 5.4% zunehmen. 2012 dürfte sich das Wachstum auf 3.5% reduzieren. Grafik 6 Exporte von Waren (Total 1) und Dienstleistungen (Annualisierte Veränderung gegenüber Vorquartal, in %) 30 20 10 0 -10 -20 -30 2006 2007 2008 2009 Prognose 25. März 2011 2010 2011 2012 Prognose 21. Juni 2011 5 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 6 6 Konjunkturanalyse Die zunehmende regionale Diversifizierung der Schweizer Warenexporte Die Schweiz ist als kleine offene Volkswirtschaft mit einem hohen Spezialisierungsgrad und einer starken Güterkonzentration über den Handel mit Waren und Dienstleistungen stark mit dem Ausland vernetzt. Dabei spielen nicht nur die Güter, welche ein Land produziert, sondern auch die Struktur der Handelspartner eine Rolle. Dies zeigte sich verstärkt während und nach der vergangenen Rezession, die die Verschiebung der Exporte weg von den EU-Ländern (Anteil von knapp 60%) hin zu anderen Wirtschaftsräumen leicht beschleunigte. Diese «anderen Wirtschaftsräume», die zunehmend Schweizer Waren nachfragen, werden durch die Eidgenössische Zollverwaltung in die Kategorien Transformationsländer, Schwellenländer und Entwicklungsländer unterteilt. Die Transformationsländer umfassen Russland (GUS), China (asiatische Transformationsländer) und die südosteuropäischen Transformationsländer (z.B. Kroatien, Serbien). Die Schwellenländer decken einerseits die asiatischen Schwellenländer, darunter Hongkong, Singapur, Thailand, Taiwan, Südkorea, Malaysia und die Philippinen ab, andererseits die wirtschaftlich stärker entwickelten Länder in Lateinamerika – Mexiko, Brasilien, Argentinien und Chile. Zudem umfassen die Schwellenländer unter anderem die Türkei und Südafrika. Unter die Kategorie der erdölexportierenden und der nicht erdölexportierenden Entwicklungsländer fallen bedeutende Handelspartner wie die OPEC-Länder, Indien, Vietnam, Indonesien, Israel und der Libanon. Die Zahlen zum Handel nach Ländern sind nur nominell verfügbar und können nicht problemlos deflationiert werden. Die Ausfuhren in die genannten Exportregionen boomen bereits seit dem 2. Quartal 2009, als die europäischen und aussereuropäischen Industrieländer noch mitten in der Rezession steckten. Diese zeigen bislang auch keine gedämpfte oder negative Reaktion auf den starken Franken. Grafik K1-1 zeigt, dass sich die Wachstumsbeiträge in den Krisenjahren dementsprechend verschoben haben. Im vergangenen Jahr trugen die Schwellenländer ebenso viel wie die EU-Länder zum Wachstum der Schweizer Warenexporte bei. Gleichfalls ähnelte der Wachstumsbeitrag der Transformationsländer jenem der Industrieländer ohne EU. In diesem Licht ist auch das kräftige nominelle Wachstum der Warenausfuhren um 7.2% (real + 9.3%) zu betrachten. Grafik K1-1 Wachstumsbeiträge der CH-Exporte nach Wirtschaftsräumen (nominell, in PP des CH-Exportwachstums) 15 10 5 0 -5 -10 -15 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 EU Transformationsländer Schwellenländer Entwicklungsländer Industrieländer ohne EU Exportwachstum (in %) Besonders ausgeprägt trugen im vergangenen Jahr die asiatischen Schwellenländer und China zur Erholung im Schweizer Aussenhandel bei. Diese Länder waren die Haupttreiber der raschen Erholung im Welthandel nach der vergangenen Rezession. Die Wachstumsbeiträge Chinas und des Aggregats der asiatischen Schwellenländer sind in Grafik K1-2 dargestellt. Daraus ist ein geringer negativer Wachstumsbeitrag der Exporte nach China und ein hoher Wachstumsbeitrag von fast 1% im vergangenen Jahr sowie deutliche positive Wachstumsbeiträge in den Jahren nach der Jahrtausendwende ersichtlich. Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 7 Sommer 2011 Grafik K1-2 Wachstumsbeiträge China vs asiat. Schwellenländer Wachstumsbeiträge China vs asiat. Schwellenländer 3 15 2 10 1 5 0 0 -1 -5 -2 -10 -3 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 -15 China asiatische Schwellenländer Exportwachstum (in %), rechte Skala Chinas Anteil an den Schweizer Exporten (und damit der Anteil der Transformationsländer, zu denen China gezählt wird) stieg gemäss Grafik K1-3 zudem sehr deutlich von unter 1% auf über 3.6% an. Im Gegensatz dazu verzeichnen die Ausfuhren in die Schwellen- und Entwicklungsländer zwar derzeit noch höhere Exportanteile als China. Diese blieben aber über die Zeit verhältnismässig konstant, wie die Grafik verdeutlicht. Ein Grossteil der Dynamik geht also auf den Handel mit den Transformationsländern zurück. Das Land, welches als Handelspartner für die Schweiz über die Zeit am meisten an Bedeutung gewonnen hat, ist China. Grafik K1-3 CH-Exportanteile nach Wirtschaftsräumen (in %) 10 8 6 4 2 0 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 China Transformationsländer Schwellenländer Entwicklungsländer 7 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 8 8 Konjunkturanalyse Arbeitsmarkt: weiterhin positive Aussichten Zwar nahm die Zahl der Beschäftigten in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres zu, in Anbetracht des kräftigen Wirtschaftswachstums blieb der Stellenzuwachs allerdings vergleichsweise bescheiden. Dies hat verschiedene Ursachen: Während der kurzen, aber scharfen Rezession blieb der Arbeitsmarkt robust, so dass die Betriebe am Ende der Rezession noch immer über eine reichliche Personaldecke verfügten. Hinzu kommt, dass die Schweiz in Wirtschaftszweigen wie dem Transithandel wächst, die wenig beschäftigungsintensiv sind. In den vergangenen Quartalen verlief zudem die Entwicklung in zwei der beschäftigungsmässig bedeutsamsten Branchen – dem Detailhandel und dem Gastgewerbe – nur schleppend. Mit dem zu verzeichnenden Beschäftigungsanstieg ist ein Rückgang der Arbeitslosigkeit verbunden, von dem praktisch sämtliche Wirtschaftszweige profitierten. Wirtschaftslage und Erwerbslose Wenn sich die Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit verschlechtert, steigt der Anteil der Erwerbslosen, die sich bei einem RAV einschreiben bei gegebener Arbeitslosen- bzw. Erwerbslosenquote Üblicherweise wird für die Höhe der Arbeitslosigkeit hierzulande die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) veröffentlichte Zahl der Arbeitslosen verwendet. Bei den Daten zur Arbeitslosigkeit gemäss SECO handelt es sich um die Anzahl von arbeitslosen Personen, die sich bei einem Arbeitsamt registrieren lassen. Aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) ist aber bekannt, dass sich nicht alle Erwerblosen beim Arbeitsamt melden. Der Anteil der Erwerbslosen, die sich bei einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV einschreiben lassen, ist – bei gegebener Arbeitslosenquote – massgeblich von der Beurteilung der Arbeitsplatzsicherheit abhängig. Wird die Arbeitsplatzsicherheit pessimistischer eingeschätzt, so nimmt der Anteil der Erwerbslosen, die sich bei einem RAV einschreibt zu und umgekehrt. Weil die Stellensuche bei höherer Arbeitslosenquote schwieriger wird, lohnt es sich dann eher, sich bei einem Arbeitsamt zu melden. Diese Überlegungen werden anhand der folgenden zwei Modelle geschätzt (Mit standardisierten Variablen): Modell I Anteil Eingeschriebenert = C(1) + C(2)*Anteil Eingeschriebener(t-1) + C(3)* ALQ_SECOt + C(4)*Arbeitsplatzsicherheitt Modell II Anteil Eingeschriebenert = C(1) + C(2)*Anteil Eingeschriebener(t-1) + C(3)*ELQt + C(4)*Arbeitsplatzsicherheitt Dabei gilt: Anteil Eingeschriebener 100*Zahl der bei einem Arbeitsamt eingeschriebenen Erwerbslosen/Zahl der Erwerbslosen total ALQ_SECO Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) ELQ Erwerbslosenquote gemäss SAKE Arbeitplatzsicherheit Antwort zur Frage der Beurteilung der Arbeitsplatzsicherheit im Rahmen der Konsumenten stimmung vom SECO (gewichteter Saldo zwischen positiven und negativen Antworten) C(i), i = 1,2,3,4 Zu schätzende Koeffizienten t Zeitindex Der Unterschied zwischen den beiden Modellen betrifft also die Operationalisierung der Arbeitslosigkeit. In Modell I wird hierzu die Arbeitslosenquote des SECO verwendet, in Modell II die Erwerbslosenquote gemäss SAKE. Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 9 Sommer 2011 Werden die Variablen standardisiert, so ergeben die beiden Modelle folgende standardisierte Beta-Koeffizienten (Schätzperiode 1991 bis 2010, Jahresdaten). Abhängige Variable Anteil der eingeschriebenen Erwerbslosen Unabhängige Variable Modell I Modell II Konstante –1.28*** –1.92** Anteil eingeschriebener Erwerbsloser im Vorjahr 0.23* 0.51*** Arbeitslosenquote SECO 0.49** Erwerbslosenquote SAKE Arbeitsplatzsicherheit Anzahl Beobachtungen R2 *** ** * 0.06 – 0.35*** – 0.53*** 19 19 0.91 0.86 unterscheidet sich von null bei einem Testniveau von 1% unterscheidet sich von null bei einem Testniveau von 5% unterscheidet sich von null bei einem Testniveau von 10% Die Resultate zeigen, dass für den Entscheid, sich bei einer regionalem Arbeitsvermittlungsamt einzuschreiben, die Beurteilung der Arbeitplatzsicherheit von entscheidender Bedeutung ist. Je pessimistischer die Arbeitsplatzsicherheit eingeschätzt wird, desto höher der Anteil von Erwerbslosen bzw. Arbeitslosen, der sich bei einem RAV meldet. Damit werden die eingangs gemachten Überlegungen erwartungsgemäss bestätigt. Der Rückgang der Quote der Stellensuchenden beziehungsweise der Arbeitslosen in den vergangenen Quartalen dürfte allerdings ein zu optimistisches Bild der Arbeitsmarktsituation vermitteln. Ein Grund ist die hohe und weiterhin ansteigende Zahl der ausgesteuerten Personen. Dies speziell für die Monate März und April. Bedingt durch die per 1. April 2011 in Kraft getretene Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes lag die Zahl der Aussteuerungen bei 12 000 Personen. Dies entspricht einem Rückgang der offiziellen Arbeitslosenquote um rund 0.3 Prozentpunkte. Der Beschäftigungsanstieg beschleunigt sich bis Jahresende, verliert dann aber etwas an Schwung. Dadurch steigt die Beschäftigung 2011 nur um 0.8%; 2012 um 1.5%. Die Arbeitslosigkeit geht von 3.1% in diesem Jahr bis Ende 2012 auf 2.7% weiter zurück, allerdings verflacht sich der Rückgang im Verlauf spürbar. 9 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 10 10 Konjunkturanalyse Löhne: nehmen wieder kräftiger zu Dank der steigenden Beschäftigung sind auch die Lohnaussichten wieder etwas freundlicher. Wie üblich reagieren die Löhne für bestehende Arbeitverhältnisse träger auf Veränderungen der Arbeitsmarktlage als die Durchschnittslöhne. Bei den Löhnen fallen die nominellen Erhöhungen im laufenden Jahr etwas kräftiger aus als 2010, im kommenden Jahr ist der Nominalanstieg nur leicht höher. Bei den Durchschnittslöhnen ist eine deutlichere Beschleunigung des Anstiegs zu erwarten. Da die Inflationsraten leicht steigen, bleibt die Reallohnsteigerung in langfristiger Betrachtung gleichwohl bescheiden. Privater Konsum: steigende Einkommen als Stütze Die Indikatoren zum privaten Konsum zeichneten in den ersten Monaten dieses Jahres kein einheitliches Bild. So stieg die Zahl der Neuimmatrikulationen von Personenwagen zwar auf einen neuen Höchststand. Hingegen sanken die realen Detailhandelsumsätze im 1. Quartal 2011 um 0.3% gegenüber dem Vorjahr. Der Index der Konsumentenstimmung, der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) erhoben wird, sank im April ebenfalls. Das Wachstum des privaten Konsums verlangsamte sich zum Jahreswechsel 2010/11. Das dürfte vor allem auf die schwache Einkommensentwicklung im Jahr 2010 zurückzuführen sein. Die Einkommensentwicklung scheint sich aber am aktuellen Rand wieder zu verbessern und wird sich in den kommenden Quartalen weiter beschleunigen, was sich auch in den optimistischeren Lohnaussichten zeigt. Entsprechend erwartet die KOF für den privaten Konsum wieder höhere Wachstumsraten. Im Jahresergebnis dürfte der private Konsum 2011 um 1.0% zunehmen, 2012 um 1.6%. Daraus ergeben sich Wachstumsbeiträge zum BIP von 0.6 Prozentpunkten (2011) und 0.9 Prozentpunkten (2012). Grafik 7 Privater Konsum (Annualisierte Veränderung gegenüber Vorquartal, in %) 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 -0.5 2006 2007 2008 2009 Prognose 25. März 2011 2010 2011 2012 Prognose 21. Juni 2011 Öffentlicher Konsum: Beschleunigung 2011 Im vergangenen Jahr gab es wegen der guten konjunkturellen Entwicklung keine weiteren Stimulierungsmassnahmen. Gemäss provisorischen Schätzungen gingen die öffentlichen Konsumausgaben 2010 um 1.6% zurück. Im Prognosezeitraum wird sich die seit 2002 schwache Aufwärtstendenz nur allmählich wieder durchsetzen. Zwar deuten die Rechnungsergebnisse für 2010 darauf hin, dass die negativen Effekte der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Staatsfinanzen geringer ausfallen als ursprünglich befürchtet. Eine Reihe von Kantonen und Gemeinden haben allerdings neue Sparprogramme angekündigt. Beim Bund kommt es gemäss Finanzplan in diesem Jahr zu einer vorübergehenden Ausgabenbeschleunigung, im nächsten Jahr dagegen zu einer Abnahme. Für den öffentlichen Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 11 Sommer 2011 Konsum insgesamt geht die KOF von einer Zunahme von 0.6% in diesem und von 0.2% im nächsten Jahr aus. Ausrüstungsinvestitionen: aufgeschoben, nicht aufgehoben Aufgrund der grossen Unsicherheit hinsichtlich der Wechselkursentwicklung werden Ausrüstungsinvestitionen tendenziell eher aufgeschoben. Da bis Ende 2012 wieder mit einer zumindest leichten Abwertung des Frankens zu rechnen ist, werden Investitionen in Ausrüstungen erst verzögert im nächsten Jahr realisiert. In diesem Jahr werden die Ausrüstungsinvestitionen mit 4.8% schwächer wachsen als im vergangenen Jahr. 2012 wird dann mit 6.9% eine wieder leicht höhere Wachstumsrate verzeichnet. Die Preise für Ausrüstungsgüter sinken aufgrund des starken Schweizerfrankens weiter. Der Preisrückgang von 2.8% in diesem Jahr ist nochmals stärker als im vergangenen (–2.0%). Diese Entwicklung wird sich im nächsten Jahr fortsetzen. 2012 werden die Preise für Ausrüstungsgüter voraussichtlich um 3.1% sinken. Importe: beschleunigte Zunahme Da sich der private Konsum in der Schweiz weiter beleben wird, die Ausrüstungsinvestitionen steigen und die Preise für Importgüter mit der Frankenstärke günstig bleiben, werden die Importe bis zum Ende des Prognosehorizonts beschleunigt zunehmen. In diesem Jahr steigen die Einfuhren von Waren um 4.6%. 2012 erhöht sich das Wachstum auf 8.8%. Die Dienstleistungsimporte stiegen im 1. Quartal 2011 um 4.3%. Beide Komponenten der Dienstleistungsimporte – die Importe übriger Dienstleistungen, darunter die Ausgaben für die Nutzung von Lizenzen und Patenten sowie die Tourismusimporte – verzeichneten eine Zunahme, wobei der starke Franken die Tourismusimporte wachsen liess. Im weiteren Verlauf werden die Ausfuhren von Dienstleistungen kräftig zunehmen, so dass in diesem Jahr ein Wachstum von 4% resultieren wird. 2012 steigen die Dienstleistungsimporte um 7.5%. Insgesamt werden die Importe in diesem Jahr um 4.5% zunehmen. 2012 dürfte sich das Wachstum auf 8.6% erhöhen. Lager: erst Aufbau, dann Normalisierung Mit der starken Konjunkturerholung verminderte sich im Verlauf von 2010 und Anfang 2011 der Lagerabbau deutlich. Dabei war das Nachfragewachstum in der Industrie und im Grosshandel so gross, dass gemäss den KOF Konjunkturumfragen ein gewünschter Lageraufbau noch nicht realisiert werden konnte. Entsprechend ist die Lager/ProduktionQuote extrem tief. Im Zuge der leicht verflachten Konjunkturdynamik wird es ab Sommer 2011 zu einem Lageraufbau kommen und damit eine Normalisierung der Lagerquoten einsetzen. Bereits 2012 ist aber wieder mit einer leichten Verlangsamung der Lagerinvestitionen zu rechnen. Produktion: starker Einfluss des vergangenen Jahres Die Verlaufswachstumsraten des BIP bleiben bis 2011 Jahr beinahe unverändert, bilden sich in der ersten Hälfte 2012 vorübergehend zurück und liegen bei rund 2%. Der kräftigere Wertschöpfungszuwachs im Durchschnitt gegenüber 2010 ist teilweise durch den hohen Überhang Ende 2010 bedingt. In der Industrie steigt die Produktion weiter an, gegenüber dem vergangenen Jahr ist aber aufgrund der leicht gedämpften Konsumentwicklung und den weniger dynamisch expandierenden Exporten und Ausrüstungsinvestitionen eher mit einem Rückgang der Wachstumsraten zu rechnen. Der Anstieg der Wertschöpfung im Baugewerbe dürfte sich im laufenden und kommenden Jahr bei unverändert ansteigenden Bauinvestitionen im Ausmass von 2010 erhöhen. Im Dienstleistungssektor ergibt sich wegen der eher verhalten zunehmenden Konsumnachfrage der privaten Haushalte in den konjunkturreagiblen Sparten ebenfalls eine leichte Verflachung der Zuwachsraten. In den weniger konjunkturabhängigen Teilen wie den 11 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 12 12 Konjunkturanalyse staatsnahen Bereichen und dem Gesundheitswesen setzt sich die Expansion im Ausmass der jüngsten Vergangenheit fort. Ungünstig sind die Aussichten beim Tourismus ausländischer Gäste. Preise: weiterhin tief Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessene Teuerung belief sich 2010 auf 0.7%. Die starke Aufwertung des Schweizerfrankens sowie die schwache Weltkonjunktur im Laufe des letzten Jahres reduzierten die Preise der importierten Waren. Die inländischen Güter und Dienstleistungen wiesen ebenfalls sehr geringe Wachstumsraten auf. Zu Jahresbeginn führten steigende Rohstoffpreise zu teilweise teureren Lebensmitteln sowie Ölderivaten. Die Schweiz ist davon aufgrund des starken Frankens aber vergleichsweise wenig betroffen. Eine Revision im Erhebungszyklus im Bereich «Bekleidung und Schuhe» hat im März zu einem Anstieg des LIK im Vorjahresvergleich um 1% geführt. Die Kategorie «Bekleidung und Schuhe» wuchs im Vorjahresvergleich um 8.5%. Für die Monate Juni, September und Dezember sind daher auch Ausschläge zu erwarten. Die KOF geht davon aus, dass in naher Zukunft mit einem moderaten Preisanstieg zu rechnen ist. Der verschärfte Wettbewerb im Lebensmittelhandel eröffnet wenig Spielraum für Preissteigerungen in diesem Bereich. Da der Schweizerfranken auch weiterhin stark bleiben dürfte, sind günstige Einkäufe auf den Weltmärkten möglich. Anziehende Rohstoffpreise beziehungsweise wiederkehrende Rohstoffpreisblasen können in der Schweiz somit zumindest teilweise abgefedert werden. Für 2011 prognostiziert die KOF eine Inflationsrate von ca. 0.7%. 2012 wird mit einer leichten Abwertung des Schweizerfrankens ein Trend zu höheren Inflationsraten einsetzen (1.2%). Grafik 8 Konsumentenpreise (Veränderung gegenüber Vorjahr, in %) 4 3 2 1 0 -1 -2 2007 2008 2009 Prognose 25. März 2011 2010 2011 2012 Prognose 21. Juni 2011 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 13 Sommer 2011 Geldpolitik: Zeit für Normalisierung ist gekommen Die Schweizerische Nationalbank (SNB) operiert bei einem beinahe Nullzinsniveau und verfolgt damit weiterhin eine sehr expansive Geldpolitik. Die massiven Deviseninterventionen des vergangenen Jahres führten zu einer Abschöpfung der Überschussliquidität mittels «reverse repos» und SNB-Bills. Damit ist die SNB ausschliesslich als «Cash Taker» tätig. Aufgrund der bisherigen Aussagen der SNB und der erwarteten Rücksichtnahme auf die Wechselkursbewegungen geht die KOF davon aus, dass die SNB die Zinswende erst zum Jahresende einleiten wird. Von der Preisseite her besteht kein Druck für ein vorschnelles Eingreifen der SNB. Allerdings muss bei den Überlegungen für den Zeitpunkt von Zinserhöhungen berücksichtigt werden, dass die Wirkungsverzögerung eines Zinsschrittes sehr gross ist. Zudem ist die Sorge von Fehlentwicklungen am Hypothekarmarkt und der Immobilienpreise berechtigt. Daher ist die KOF der Meinung, die SNB sollte mit einer Normalisierung der Geldpolitik, weg von dieser äusserst expansiven Ausrichtung, zeitnah beginnen. Finanzpolitik: günstige Entwicklung Die Staatshaushalte haben sich im vergangenen Jahr wesentlich günstiger entwickelt als erwartet. Der Saldo der Staatshaushalte von Bund, Kantonen und Gemeinden insgesamt dürfte vergangenes Jahr 5.3 Mrd. Fr. (1.0% des BIP) betragen. Das positive Ergebnis ist vor allem auf die Entwicklung bei den Einnahmen zurückzuführen, die eine merkliche Zunahme anstatt der im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise erwarteten Abnahme verzeichneten. Beim Bund lagen sie um 4.6 Mrd. Fr. über dem budgetierten Wert, was auf Probleme bei der Einnahmenprognose hindeutet. Gleichzeitig verlangsamte sich mit dem Auslaufen der Konjunkturmassnahmen das Wachstum der Ausgaben – sieht man vom Effekt der vom Bund 2008 getätigten Sonderausgaben ab. Bei den staatlichen Sozialversicherungen vergrösserte sich 2010 dagegen das Defizit auf 2.9 Mrd. Fr., was vor allem auf einen Einnahmenrückgang bei der AHV zurückzuführen ist. 2011 und 2012 hält das Einnahmenwachstum an. Abwärtsrisiken ergeben sich bezüglich der Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform II und den Gewinnausschüttungen der SNB. Bei den Ausgaben ist parallel zur Entwicklung des BIP mit einer Wachstumsbeschleunigung zu rechnen. Bei den Kantonen kann von deutlichen Mehrausgaben aufgrund der neuen Spitalfinanzierung ausgegangen werden. Der gesamte Überschuss reduziert sich auf 1.9 Mrd. Fr. (0.3% des BIP) im Jahr 2011. 2012 könnte ein leichtes Defizit von 0.5 Mrd. Fr. (0.1% des BIP) eintreten. Bei den Sozialversicherungen wirken sich die auf 2011 in Kraft getretenen Beitragserhöhungen (IV, EO und ALV) und die sinkende Zahl leistungsberechtigter Arbeitsloser positiv aus. Hier können steigende Überschüsse von 0.9 Mrd. Fr. 2010 und 2.4 Mrd. Fr. 2012 erwartet werden. Beim unterstellten Szenario üben die Staatsfinanzen im Prognosezeitraum einen positiven Einfluss auf die Konjunktur aus. Nach einem expansiven Fiskalimpuls von rund 1% des BIP im Jahr 2009 (bereinigt um grösstenteils nicht nachfragewirksame Sonderausgaben des Bundes) und einem leicht negativen Wert für 2010, sind für 2011 und 2012 wieder positive Werte von 0.5% bzw. 0.9% zu erwarten. Das ist in erster Linie auf einen Rückgang der Einnahmenquote, aber auch auf einen etwas über dem Potenzial des BIP liegenden Anstieg der Ausgaben zurückzuführen. Dem stehen 2011 die höheren Sozialbeiträge und die verschärften Bezugsbedingungen bei der ALV als nachfragedämpfende Faktoren gegenüber. 13 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 14 14 Konjunkturanalyse 3 INTERNATIONALE KONJUNKTUR ÜBERSICHT Belastungen haben in den letzten Monaten zugenommen Zwar befindet sich die Weltwirtschaft weiterhin von der Grundtendenz her in einer konjunkturellen Aufschwungphase, jedoch haben die Belastungen für diesen Aufschwung seit der Frühjahrsprognose im März zugenommen. So leidet z.B. Japan stärker als erwartet unter den Folgen der Natur- und Nuklearkatastrophe: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im 1. Quartal 2011 um annualisiert 3.7% zurückgegangen. Nachdem die japanische Wirtschaft bereits im Schlussquartal 2010 ähnlich stark geschrumpft war, ist Japan somit technisch gesehen in die Rezession zurückgefallen. Die konjunkturelle Dynamik in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas bleibt dagegen zwar hoch, jedoch wirkt hier die teilweise bereits weit fortgeschrittene Straffung der Geldpolitik zunehmend bremsend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Anfang April 2011 den Zinserhöhungszyklus eingeleitet. Damit hat sie auf die in den vergangenen Monaten über ihren Zielwert von 2% gestiegenen Inflationsraten reagiert. Durch die Anhebung der Kreditkosten seitens der EZB erhöht sich der Druck auf die nach wie vor schwer angeschlagenen Schuldnerstaaten Griechenland, Irland und Portugal. Neuerdings wird von der Politik eine Umschuldung Griechenlands nicht mehr ausgeschlossen. Obwohl ein solcher Schritt die Finanzmärkte, die sich gleichwohl über das letzte Jahr hinweg erholt haben, erneut erschüttern könnte, erachtet die KOF eine Umschuldung Griechenlands schon seit einiger Zeit als unumgänglich. In den USA war das Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2011 enttäuschend. Dies lag zum einen an den enormen Benzin- und Energiepreissteigerungen, ausgelöst durch den sprunghaften Anstieg des Ölpreises um knapp 40 Dollar pro Barrel seit letztem September. Dadurch wurde den US-Konsumenten im 1. Quartal Kaufkraft in Höhe von über 50 Mrd. Dollar entzogen. Als Folge mussten andere Käufe zurückgestellt werden. Zweitens führte der strenge Winter zu einem Einbruch beim öffentlichen und privaten Bau. Bei beiden Faktoren handelt es sich allerdings um Sondereffekte, die keine Belastung für die zukünftige Entwicklung darstellen, wobei sich allerdings der Wohnbau erst im Verlaufe des nächsten Jahres erholen dürfte. Der Ölpreis ist gegenüber seinem im April erreichten Höchststand mittlerweile um rund 10 Dollar gesunken. Und selbst wenn er wieder ansteigen sollte, dürften die Preiserhöhungen kaum mehr die Grössenordnung des Winterhalbjahres erreichen. Eine weitere Abwertung des Dollars könnte allerdings die Inflation erneut anheizen. Negative Impulse kamen im 1. Quartal zudem vom Staatssektor, welcher seine Ausgaben deutlich reduzierte. Angesichts der desolaten Haushaltslage dürften von diesem weitere negative Impulse zu erwarten sein. Die Konjunkturlokomotive Europas ist Deutschland. Mit einem Wachstum von annualisiert 6.1% im 1. Quartal übertrifft Deutschland zurzeit alle anderen entwickelten Volkswirtschaften. Da auch die Importe auf Rekordniveau liegen, dürften vom Boom der deutschen Wirtschaft die kriselnden europäischen Partnerländer ebenfalls profitieren, allerdings nur, sofern sie über exportstarke Branchen verfügen. Dies ist ein Problem für Griechenland, dessen Exportanteil am BIP nur bei lediglich 20% liegt – einem der tiefsten Werte in der EU. Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 15 Sommer 2011 USA Negative Fiskalimpulse kommen allmählich In den USA liegt die Teuerung im Vorjahresvergleich seit April bei über 3% und wird im Herbst bis gegen 4% ansteigen. Verantwortlich hierfür ist neben dem Ölpreisanstieg die Dollarschwäche, durch die Importe generell verteuert werden. Sofern der Ölpreis nicht weiter massiv aufschlägt und der Dollar nicht weiter abwertet, sollte die Vorjahresteuerung dank Basiseffekten aber bereits in einem Jahr wieder in der Nähe der Komfortzone der US-Notenbank (Fed), d.h. bei rund 2%, liegen. Die KOF erwartet, dass die Fed erst Anfang kommenden Jahres an der Zinsschraube zu drehen beginnt, wenn sich der Abwärtstrend bei der Arbeitslosigkeit verfestigt haben wird. Grafik 9 USA: Reales BIP mit Prognose (saisonbereinigt) 8 auf Jahresbasis in % Index, 2000=100 4 120 0 2.4% 2.7% -4 -8 130 110 100 2000 2002 2004 2006 VQ-Veränd., linke Skala Schätzung/Prognose KOF 2008 2010 2012 90 Niveau, rechte Skala Schätzung/Prognose KOF Der Budgetentwurf für das Fiskaljahr 2012 (Oktober 2011– September 2012) sieht noch keinen Ausstieg aus der sehr expansiven Finanzpolitik vor, so dass erneut ein Budgetdefizit von über 1 Bio. Dollar resultieren dürfte. Getrieben werden die Staatsausgaben vor allem von den Transfers, wie z.B. den ausufernden Gesundheitsausgaben, von denen in den USA ein Drittel direkt vom Staat bezahlt wird. Hingegen sind die unmittelbar BIPrelevanten Staatsausgaben – der Staatskonsum und die öffentlichen Investitionen – zuletzt überraschend deutlich zurückgefahren worden. So sank der Staatskonsum auf Bundesebene im 1. Quartal um 5%. Hierzu passen die Angaben aus der Beschäftigungsstatistik, wonach Personal im öffentlichen Dienst abgebaut wurde, denn unter der Rubrik Staatskonsum werden hauptsächlich die Personalausgaben für die im öffentlichen Dienst Beschäftigten verbucht. Die öffentlichen Investitionen sanken im 1. Quartal 2011 sogar um knapp 18%. Zwar dürften hierbei die Witterungsbedingungen eine massgebliche Rolle gespielt haben, so dass für das 2. Quartal mit einem gewissen Rückpralleffekt gerechnet werden kann – dies gilt nicht nur für den öffentlichen, sondern ebenso für den privaten Bau. Es ist aber unübersehbar, dass die Notwendigkeit zur Haushaltskonsolidierung auch in den USA auf der politischen Agenda angekommen ist. Für den weiteren Prognosezeitraum sind daher weiterhin negative Wachstumsbeiträge vonseiten des Staatskonsums und der öffentlichen Investitionen zu erwarten. Dennoch dürfte es im weiteren Verlauf zu einer leichten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums insgesamt kommen. Hintergrund dieser Erwartung ist einerseits, dass sich der Wirtschaftsbau nach einer langen Durststrecke wieder beleben dürfte. Auch im 15 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 16 16 Konjunkturanalyse Wohnbau sollte es wieder aufwärts gehen, allerdings erst nächstes Jahr. Für die nähere Zukunft deuten vorlaufende Indikatoren wie Baugenehmigungen und Baubeginne noch keine Trendwende beim Wohnbau an, zumal die Leerstandsquote nach wie vor hoch ist und immer noch Objekte aus Zwangsräumungen auf den Markt kommen, die Neubauten konkurrenzieren. Für die Ausrüstungsinvestitionen hingegen bleiben die Aussichten angesichts niedriger Zinsen, stark verbesserter Kreditverfügbarkeit und tendenziell steigender Kapazitätsauslastung weiterhin günstig. Weitere Impulse erhält die Konjunktur von den Exporten, die vom schwachen Dollar profitieren. EUROPÄISCHE UNION Europas Sorgenkinder Die Schuldenkrise im Euroraum hat sich wieder verschärft. Nachdem auch Portugal mit 78 Mrd. Euro aus dem Rettungsschirm EFSF («European Financial Stability Fund») unterstützt werden musste, steht nun Griechenland wieder im Fokus der Finanzmärkte. In den letzten Wochen stiegen die Renditen griechischer Staatsanleihen massiv an; dies aufgrund von Ängsten, dass das Land umschulden müsse. Ein Schuldenschnitt wird immer wahrscheinlicher. Nichtsdestotrotz arbeitet die Europäische Union anscheinend an einem zweiten Rettungspaket in Höhe von 90 Mrd. Euro, um eine Umschuldung doch noch abzuwenden. Zusätzliche Unruhe erzeugt Italien. Jüngst hat die Ratingagentur Standard & Poors den Ausblick auf dessen Kreditwürdigkeit auf «negativ» verändert. Eine stärkere Verunsicherung an den Finanzmärkten ist absehbar, denn die italienische Schuldenquote ist – gleich nach der griechischen – mit ca. 120% in Relation zum Bruttoinlandprodukt die zweithöchste im Euroraum. Grafik 10 Europäische Union (EU-27): Reales BIP mit Prognose (saisonbereinigt) 6 auf Jahresbasis in % Index, 2000=100 3 120 115 0 2.1% 2.0% 110 -3 105 -6 100 -9 95 -12 2000 2002 2004 2006 VQ-Veränd., linke Skala Schätzung/Prognose KOF 2008 2010 2012 90 Niveau, rechte Skala Schätzung/Prognose KOF Bezogen auf das BIP verlief die Entwicklung im gesamten Euroraum positiv. Der Zuwachs im 1. Quartal 2011 von annualisiert 3.8% war aber vor allem den zwei Schwergewichten Deutschland und Frankreich geschuldet. In Deutschland kam der starke Zuwachs des BIP (+6.1%) vor allem vom Inlandsbeitrag. Sowohl der Konsum als auch die Investitionen legten massiv zu. Trotz gut laufender Binnenkonjunktur konnte der Aussenhandel einen positiven Beitrag liefern (+2.1%). Frankreichs Volkswirtschaft profitierte vor allem von gestiegenen Ausrüstungsinvestitionen (+11%). Der private Konsum, traditionell eine Stütze der französischen Volkswirtschaft, erstarkte weiter, ebenso die Exporte und Im- Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 17 Sommer 2011 17 porte, wobei letztere stärker zulegen konnten. Insgesamt wuchs die französische Wirtschaftsleistung im 1. Quartal um 3.9%. Italien enttäuschte dagegen mit einem sehr niedrigen Zuwachs des BIP in Höhe von 0.4%. Diese Entwicklung ist vor allem auf den schwachen privaten Konsum sowie die stagnierenden Investitionen zurückzuführen. Die übrigen Länder des Euroraums entwickelten sich unterschiedlich. Griechenland konnte sich mit einem BIP-Zuwachs von 3.2% wieder aus der Rezession lösen, während Spaniens Volkswirtschaft nur leicht zulegen konnte. Portugal ist im abgelaufenen Quartal wieder in die Rezession abgerutscht; es war das zweite Quartal in Folge, in dem die portugiesische Wirtschaftsleistung abgenommen hat. Die KOF rechnet für den Euroraum insgesamt mit einem jährlichen Zuwachs von 2.2% in diesem und 1.9% im nächsten Jahr. Divergierende Ertragsbilanzen in der Eurozone Die Ertragsbilanz eines Landes gibt Aufschluss darüber, wie sich die Güter- und Kapitalströme des Landes zusammensetzen. Wenn ein Land konstant über längere Zeit einen Ertragsbilanzüberschuss produziert, dann verzichtet es auf Konsum in der Gegenwart zugunsten zukünftigen Konsums. Anders formuliert bedeutet dies, dass ein Land mit einem Überschuss für die Zukunft spart, weil es mehr Güter exportiert als importiert und damit netto Kapital exportiert. Betrachtet man die Ertragsbilanzsalden innerhalb der Eurozone, so ist zu erkennen, dass es starke Unterschiede zwischen einzelnen europäischen Ländern gibt. In Grafik K3-1 sind die Länder, die aktuell in der Schuldenkrise im Fokus stehen, wie Griechenland, Irland und Portugal. Diese Länder haben – gemessen an ihrem BIP – relativ hohe Schuldenstandsquoten. Diese sind einer der Gründe, warum die Länder in den letzten Monaten im Fokus der Finanzmärkte standen und Rettungspakete von der Europäischen Union (EU) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen mussten. Die Länder, die zurzeit ein hohes Budgetdefizit aufweisen, wie z.B. Griechenland, Irland, Portugal, aber auch Spanien, hatten in den letzten Jahren ebenfalls ein Ertragsbilanzdefizit. Deutschland steht dagegen fast am anderen Ende der Skala: Das Land weist einen permanenten Ertragsbilanzüberschuss aus. Wollen die angeschlagenen Länder ihre wirtschaftliche Situation nachhaltig verbessern, wird u.a. der strukturelle Teil ihrer Budgetdefizite abgebaut werden müssen. Dies wird zumindest vorübergehend die Nachfrage dämpfen und es ist zu erwarten, dass dann auch die Ertragsbilanzdefizite reduziert werden. Die jüngste Entwicklung in Irland lässt hoffen, da die irische Ertragsbilanz im 3.Quartal 2010 erstmals einen Überschuss aufweisen konnte. Dieser Trend scheint sich bislang fortzusetzen. Auch bei Spanien scheint sich die Lage jüngst zu verbessern. Im 4. Quartal des abgelaufenen Jahres wies das Ertragsbilanzdefizit den niedrigsten Wert seit Langem aus. Grafik K3-1 Ertragsbilanzsalden ausgewählter Länder der Eurozone (in % des BIP) 10 5 0 -5 -10 -15 -20 2006 2007 Deutschland Irland Griechenland 2008 Spanien Portugal 2009 2010 W g e V Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 18 18 Konjunkturanalyse Auch in Grossbritannien läuft es nicht rund. Die Wirtschaftsleistung legte zwar im 1. Quartal dieses Jahres wieder um annualisiert 1.9% zu, nachdem sie im Quartal davor gesunken war; die Probleme der britischen Volkswirtschaft bleiben aber weiter bestehen. Dazu gehören der erneut gesunkene private Konsum (–2.3%) sowie die stark gefallenen Bruttoinvestitionen (–16.5%). Die Exporte stiegen merklich an, was einen starken Aussenbeitrag zur Folge hatte (8.0%), auch weil die Importe zugleich nachgaben. Der hohe Aussenbeitrag ist auch eine Folge der Pfundabwertung, die begünstigend auf die Exporte und dämpfend auf die Importe wirkt. Dieses Jahr dürfte das britische BIP um 1.3%, 2012 um 1.8% zulegen. Die EZB hat, wie erwartet, den Leitzins im April um 0.25 Prozentpunkte erhöht und somit die Zinswende eingeläutet. Zum einen möchte die EZB damit wieder eine Normalisierung am Geldmarkt ansteuern, zum anderen soll auch die steigende Inflation eingedämmt werden. Diese betrug im 1. Quartal dieses Jahres im Euroraum annualisiert 3.7%, in Italien sogar 4.2%. Die EZB dürfte dieses Jahr noch zwei, eventuell drei, Zinserhöhungen von je 25 Basispunkten vornehmen. Der nächste Zinsschritt dürfte wohl schon im Juli erfolgen. Die Teuerungsrate wird trotzdem bei knapp über 3% liegen, nächstes Jahr aber wieder auf den von der EZB angestrebten Zielwert von 2% zurückgehen. Die langfristigen Zinsen im gesamten Euroraum sind im 1. Quartal im Rahmen der wieder aufgeflammten Schuldenkrise angestiegen. Vor allem die Renditen auf griechische und portugiesische Staatsanleihen legten stark zu. So sind beispielsweise die Renditen von zweijährigen griechischen Staatsanleihen jüngst auf über 25% angestiegen, zehnjährige rentierten bei über 17%. In Grossbritannien ist die Teuerungsrate im abgelaufenen Quartal erneut stark angestiegen. Im Vergleich zum Vorquartal betrug sie annualisiert 8.0%. Aufgrund der lahmenden Konjunktur ist die englische Zentralbank offensichtlich weniger gewillt als noch vor ein paar Monaten, die Zinsen im Einklang mit der EZB zu erhöhen. Somit ist frühestens gegen Ende des Jahres, vermutlich aber erst Anfang nächsten Jahres, mit Zinsschritten der Bank of England zu rechnen. Es wird jedoch entscheidend sein, wie die konjunkturelle Erholung fortschreitet. Die Teuerungsrate dürfte dieses Jahr 4.6% und nächstes Jahr 2.8% betragen. JAPAN Japan erholt sich von der Katastrophe Das Erdbeben in der Region Tohoku und die darauf folgende nukleare Katastrophe von Fukushima haben die japanische Wirtschaft im 1. Quartal 2011 erheblich belastet. Wegen der Ausfälle von Produktionsstätten sowie Engpässen in den Lieferketten und bei der Energieversorgung ist die Industrieproduktion im März um fast 16% zurückgegangen. Am sichtbarsten betroffen war dabei die Automobilindustrie. Als Folge der Produktionsausfälle sind die Exporte im März und April deutlich zurückgegangen. Da der Aussenhandel vor der Katastrophe im 1. Quartal noch von den starken Zuwächsen der Nachfrage in China profitierte, konnten die Exporte dennoch insgesamt in diesem Zeitraum um 2.8% gegenüber dem Vorquartal zulegen. Dagegen waren die privaten Konsumausgaben nach dem Auslaufen von Stimulusmassnahmen zum Jahresbeginn ohnehin schwach. Vor dem Hintergrund einer deutlichen Verschlechterung der Konsumentenstimmung, welche nicht auf die betroffenen Regionen begrenzt blieb, fiel der Konsum im 1. Quartal mit einem Einbruch von 2.2% überraschend deutlich, wobei insbesondere dauerhafte Konsumgüter weniger nachgefragt wurden. Insgesamt ging das BIP im 1. Quartal um weitere 3.7% zurück; nach einem bereits verzeichneten Rückgang von 3% im 4. Quartal 2010. Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 19 Sommer 2011 Grafik 11 Japan: Reales BIP mit Prognose (saisonbereinigt) 8 auf Jahresbasis in % Index, 2000=100 120 4 110 0 100 -4 90 -8 80 -12 -16 70 -0.6%2.5% 2000 2002 2004 2006 VQ-Veränd., linke Skala Schätzung/Prognose KOF 2008 2010 2012 60 Niveau, rechte Skala Schätzung/Prognose KOF Obwohl die Engpässe in der Infrastruktur und in der Energieversorgung noch belastend wirken, zeichnet sich eine rasche Erholung der Produktion ab. Dazu beitragen dürfte auch, dass die Kapazitäten vor der Katastrophe nur unterdurchschnittlich ausgelastet waren, was Verlagerungen erleichterte. Die Industrieproduktion hat sich im April bereits stabilisiert und die Unternehmen erwarten gemäss Umfragen, bis Juni wieder annähernd das Produktionsniveau vom Februar zu erreichen. Selbst einzelne Automobilproduzenten rechnen bis dahin wieder mit 90% des Produktionsniveaus von vor der Katastrophe. Dennoch ist für das 2. Quartal nochmals ein Rückgang des BIP zu erwarten. Dieser ist vor allem auf die Schärfe des temporären Einbruchs bei Produktion, Konsumausgaben und Exporten zurückzuführen. Ab der zweiten Jahreshälfte dürfte der auch durch staatliche Massnahmen geprägte Wiederaufbau der zerstörten Infrastrukturen und Anlagen in den betroffenen Regionen zu überdurchschnittlich hohen Zuwachsraten des BIP von um die 4% führen. Ab dem Frühjahr 2012 wird sich das Wachstum des BIP zunehmend normalisieren, wobei der Aussenhandel wieder stärker von der anhaltenden Expansion in China profitieren und stärkere Wachstumsbeiträge liefern wird. Insgesamt ist mit einem Rückgang des BIP von 0.6% in diesem Jahr und 2012 dank eines starken Aufholprozesses mit einem Zuwachs von 2.5% zu rechnen. Angesichts dieses optimistischen Ausblicks hat die Notenbank entschieden, keine weiteren liquiditätsausweitenden Massnahmen zu ergreifen. Mit einer Anhebung des Leitzinses ist jedoch nicht vor Ende 2012 zu rechnen. CHINA Moderate Wachstumsabschwächung in China In China hat sich der Zuwachs des BIP gemäss den erstmals offiziell ausgewiesenen realen Vorquartalswachstumsraten von annualisiert 10% im 4. Quartal 2010 auf 8.7% im 1. Quartal dieses Jahres etwas abgeschwächt. Dabei haben sich die Investitionen dank des staatlich forcierten Ausbaus günstigen Wohnraums wieder stärker beschleunigt. Angesichts der gestiegenen Inflationsraten haben demgegenüber die Zuwächse des Konsums deutlich abgenommen. Die jüngsten verlangsamten Preisanstiege bei Nahrungsmitteln und Rohstoffen dürften allerdings die Inflation im Jahresverlauf senken; entsprechend hat sich die Konsumentenstimmung von zwischenzeitlichen Rückschlägen erholt. Im Aussenhandel wurde im April wieder ein höherer Überschuss erzielt, nachdem die Bilanz temporär negativ ausgefallen war. Allerdings ist dies zum grössten Teil auf die geringeren Importe aus Japan zurückzuführen; der Trend des stärkeren Wachstums der Importe 19 Dok_1_2011_sommer_konjunktur_Layout 1 20.06.2011 14:19 Seite 20 20 Konjunkturanalyse dürfte sich denn auch im Prognosezeitraum weiter fortsetzen. Der wirtschaftspolitische Fokus wird weiterhin auf die Eindämmung der Inflation und der Übertreibungen am Immobilienmarkt gerichtet bleiben. Sowohl Geldmengen- als auch Kreditwachstum und der Anstieg der Immobilienpreise sind aufgrund des restriktiveren geldpolitischen Kurses seit Jahresbeginn tiefer ausgefallen. Damit dürfte sich das Wachstum des BIP gegenüber 2010 weiter abschwächen. Für 2011 erwartet die KOF unverändert einen Zuwachs von knapp über 9%, welcher sich 2012 auf unter 9% abschwächen wird. ÜBRIGE SCHWELLENLÄNDER Normalisierung auf hohem Niveau Die übrigen Schwellenländer weisen im Vergleich mit den OECD-Ländern weiterhin eine deutlich höhere Wachstumsdynamik auf. Dabei ist die Expansion nach einer Verlangsamung Mitte 2010 zur Jahreswende wieder höher ausgefallen. Trendmässig dürfte sich die Wachstumsabschwächung jedoch fortsetzen. Zugpferd ist zusammen mit China die restliche ostasiatische Region, wo sich sowohl der Aussenhandel als auch die binnenwirtschaftliche Expansion zuletzt wieder leicht beschleunigte. In den übrigen grossen Schwellenländern sind dagegen die konjunkturellen Entwicklungen deutlich heterogener. In den exportabhängigeren Ländern, wie Russland und Mexiko, die von der Grossen Rezession ungleich stärker getroffen wurden, wurde der Aufschwung bislang wesentlich von den aussenwirtschaftlichen Impulsen und insbesondere von Rohstofferlösen getragen. Dort entwickelt sich die Binnenwirtschaft nach anhaltend langer Erholungsphase des Aussenhandels nun zunehmend kräftiger. Allerdings sorgen bestehende Überkapazitäten, hohe Arbeitslosigkeit und eine weiterhin offene Produktionslücke für eine nur moderate Erholung, so dass die Abschwächung des Aussenhandels nicht gänzlich kompensiert wird. Dagegen sehen sich die Länder, deren Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren von der binnenwirtschaftlichen Stärke dominiert wurde, allmählichen Überhitzungserscheinungen sowie starken Kapitalzuflüssen ausgesetzt. Dazu zählen insbesondere Brasilien und Indien. Die dortigen Zentralbanken haben entsprechend die geldpolitischen Rahmenbedingungen weit stärker verschärft, und auch Aufwertungen der lokalen Währungen tragen zu einem restriktiveren Umfeld bei. Insgesamt ist in den Schwellenländern wegen der nach wie vor hohen Inflationsraten und der zunehmenden Auswirkungen der geldpolitischen Straffung mit tieferen Verlaufsraten zu rechnen. Die hohen Inflationsraten sind bislang verbreitet auf Nahrungsmittel und Rohstoffe zurückzuführen. Mit den zu erwartenden Basiseffekten dürfte sich daher die Lage im Jahresverlauf zunehmend entspannen. Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 21 DETAILLIERTE ERGEBNISSE UND PROGNOSEN Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 22 22 Detaillierte Ergebnisse und Prognosen Tabelle 1 Tabelle 1 Detaillierte Ergebnisse und Prognosen des realen Bruttoinlandprodukts für die OECD, die Europäische Union und die 6 grossen OECD-Länder 1998–2012 (Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate) Ergebnisse für die OECD, die Europäische Union und die 6 grossen OECD-Länder 98-07 2008 2009 2010 OECD (4) Bruttoinlandprodukt (BIP) 2.7 0.4 -3.5 Privater Konsum Staatlicher Konsum Bruttoanlageinvestitionen Inländische Endnachfrage (1) Exporte von Waren und Diensten Importe von Waren und Diensten 3.0 2.2 3.1 2.9 6.0 6.6 0.3 2.3 -1.9 0.2 2.4 0.7 -1.5 2.4 -11.9 -3.0 -11.5 -12.8 2011 2012 98-07 2008 2009 2010 2011 Europäische Union EU-27 2012 2.9 1.8 2.4 2.5 0.5 -4.2 1.8 2.1 2.0 1.9 1.3 2.2 1.9 11.2 11.3 1.6 0.5 3.1 1.7 6.5 5.1 2.2 -0.1 5.2 2.3 7.1 6.2 2.5 2.0 3.7 2.6 6.1 6.5 0.7 2.3 -0.8 0.7 1.5 1.1 -1.7 2.2 -12.0 -3.1 -12.4 -12.3 0.8 0.7 -0.7 0.5 10.6 9.4 1.1 1.3 3.7 1.7 7.9 6.8 1.8 0.4 4.6 2.0 6.7 6.6 USA Japan Bruttoinlandprodukt (BIP) 3.0 0.0 -2.6 2.9 2.4 2.7 1.2 -1.2 -6.3 4.0 -0.6 2.5 Privater Konsum Staatlicher Konsum Bruttoanlageinvestitionen davon: Ausrüstungen (2) Bauten (3) Inländische Endnachfrage (1) Exporte von Waren und Diensten Importe von Waren und Diensten 3.6 2.1 3.7 6.0 1.1 3.4 4.3 6.6 -0.3 2.5 -4.5 -2.4 -10.2 -0.6 6.0 -2.6 -1.2 1.9 -14.8 -15.3 -21.5 -3.1 -9.5 -13.8 1.7 0.9 3.3 15.3 -8.9 1.9 11.7 12.6 2.8 -0.9 3.9 10.0 -1.2 2.4 7.9 5.0 3.0 -1.0 5.5 7.5 4.5 2.8 8.0 6.5 1.0 2.3 -1.0 1.6 -3.4 0.7 5.9 3.0 -0.7 0.5 -3.6 -1.4 -8.0 -1.2 1.6 0.4 -1.9 3.0 -11.7 -16.7 -14.0 -3.2 -23.9 -15.3 1.8 2.3 -0.2 2.1 -6.3 1.5 23.9 9.7 -1.0 2.6 1.1 2.2 5.3 0.1 1.4 6.2 1.2 0.6 5.3 5.0 5.1 1.9 5.8 4.9 Deutschland Grossbritannien Bruttoinlandprodukt (BIP) 1.6 1.0 -4.7 3.5 3.5 2.3 2.9 -0.1 -4.9 1.3 1.3 1.8 Privater Konsum Staatlicher Konsum Bruttoanlageinvestitionen davon: Ausrüstungen Bauten Inländische Endnachfrage (1) Exporte von Waren und Diensten Importe von Waren und Diensten 0.9 0.9 1.4 5.2 -1.7 1.0 7.9 6.3 0.7 2.3 2.5 3.6 1.2 1.4 2.5 3.3 -0.2 2.9 -10.1 -17.2 -1.5 -1.7 -14.3 -9.4 0.5 1.9 6.0 9.1 2.8 1.9 14.7 13.0 1.5 1.8 8.4 10.3 6.4 3.0 9.1 6.6 1.2 0.9 3.1 3.8 2.4 1.5 7.3 6.2 3.3 2.5 4.8 6.2 3.5 3.4 4.3 6.0 0.4 1.6 -5.0 -4.5 -5.5 -0.4 1.0 -1.2 -3.2 1.0 -15.4 -17.2 -13.4 -4.5 -10.1 -11.9 0.6 0.8 3.0 5.9 0.1 1.0 5.3 8.5 -0.2 1.4 -1.6 -1.8 -1.5 -0.1 8.1 3.5 1.5 0.3 4.3 4.2 4.4 1.7 4.3 5.8 Frankreich Italien Bruttoinlandprodukt (BIP) 2.3 -0.1 -2.7 1.5 2.0 1.4 1.4 -1.3 -5.2 1.2 1.0 1.5 Privater Konsum Staatlicher Konsum Bruttoanlageinvestitionen davon: Ausrüstungen Bauten Inländische Endnachfrage (1) Exporte von Waren und Diensten Importe von Waren und Diensten 2.5 1.4 4.3 5.2 3.7 2.6 4.3 5.9 0.2 1.3 0.3 3.2 -1.7 0.5 -0.3 0.9 0.2 2.3 -9.0 -12.7 -6.3 -1.2 -12.4 -10.8 1.4 1.2 -1.2 3.7 -5.0 0.9 9.7 8.8 1.6 0.6 3.4 6.7 0.8 1.7 5.2 7.4 1.4 0.0 4.0 3.2 4.7 1.5 4.7 6.3 1.4 1.8 2.7 2.9 2.5 1.8 2.8 4.3 -0.8 0.5 -3.8 -4.6 -3.0 -1.2 -4.3 -4.4 -1.8 1.0 -11.9 -14.9 -8.7 -3.4 -18.4 -13.7 1.0 -0.6 2.3 8.5 -3.7 0.9 8.9 10.3 1.2 0.2 1.8 2.0 1.5 1.1 5.8 6.4 1.1 -0.6 4.0 4.0 3.9 1.3 5.5 4.1 (1) (2) (3) (4) Inländ. Endnachfr. (priv. u. staatl. Konsum, Bruttoanl.inv., näherungsweise) USA: private Ausrüstungen, Japan: Unternehmungsanlagen USA: private Bauten, Japan: Wohnbau Aggregation zu konstanten Preisen und Kaufkraftparitäten von 2000 Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 23 23 Sommer 2011 Tabelle 2a Tabelle 2a Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012 a) Reales Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Verwendung (in Mio. Fr.; Volumen verkettet (Basisjahr 2007); Veränderung gegenüber Vorjahr zu Preisen des Vorjahres in % resp. mittlere Veränderungsrate) 98-07 2008 (1) 2009 (1) 1.6 1.7 1.2 2.5 0.4 4.1 358'084 300'727 57'357 112'783 47'334 65'449 1.4 1.3 1.7 0.5 0.0 0.8 Inländische Endnachfrage 3.Lagerveränderung 1.8 - 470'867 -2'924 1.2 - Inlandnachfrage (*) 4.Exporte von Waren und Dienstleistungen (*) davon: Waren (*) Dienstleistungen 1.5 467'943 0.3 6.1 6.1 6.1 292'680 202'539 90'141 2.9 2.1 4.8 Gesamtnachfrage (*) 5.Importe von Waren und Dienstleistungen (*) davon: Waren (*) Dienstleistungen 6.Statistische Differenz davon: aus Verkettung der Verwendungskomponenten aus Lagerbewertung 3.0 760'623 1.3 5.3 5.1 6.6 - 229'636 186'149 43'487 0 -0.1 -1.0 3.9 - Bruttoinlandprodukt 2.1 - 0 0 530'987 1.9 1.1 303'730 1.0 58'263 1.6 -4.9 48'751 3.0 58'394 -10.8 1'972 - -0.3 0.3 -8.3 180'101 -11.1 88'346 -2.0 170'327 46'995 265 -1'668 520'832 (1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS) (3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011 -3.0 -5.4 -8.5 8.1 -1.9 2011 (3) 2012 (3) 308'972 57'337 50'380 61'736 1.2 1.7 -1.6 4.6 3.3 5.7 312'105 57'670 51'846 64'686 0.9 1.0 0.6 3.9 2.9 4.8 317'098 57'796 52'860 69'125 1.4 1.6 0.2 4.6 2.0 6.9 -8'456 2.0 - -5'536 1.6 - 4'103 2.1 - 196'810 94'127 187'267 44'885 175 5'192 534'121 1.1 8.4 9.3 6.5 3.7 6.8 9.9 -4.5 2.6 206'622 100'102 195'864 46'699 -180 4'476 549'228 2.1 5.4 5.0 6.3 217'669 99'986 3.3 4.5 4.6 4.0 - 213'121 50'195 - 2.8 -655 5'242 559'908 4.0 3.5 5.3 -0.1 3.8 8.6 8.8 7.5 1.9 (2) Schätzung SECO (*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. Diese Bereinigung ist BIP-neutral. (+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Wert aufgeführt. Dabei wurde für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt. Dies hat Auswirkungen auf den ausgewiesenen Nettozugang an Wertsachen. 3.Nettozugang an Wertsachen (+) Inlandnachfrage (+) 4.Exporte von Waren und Dienstleistungen davon: Waren (+) Gesamtnachfrage (+) 5.Importe von Waren und Dienstleistungen davon: Waren (+) 1.5 638 468'581 0.2 5.8 5.7 2.9 302'609 212'468 771'190 5.0 4.7 240'203 196'716 2'147 - 0.6 -709 - 0.6 -650 - 2.1 -300 - 4.1 3.3 2.6 1.4 -8.7 188'136 -11.5 -3.0 208'149 - 9.3 10.6 3.8 218'087 - 5.3 4.8 3.3 229'748 - 3.6 5.3 3.9 0.3 -0.5 180'460 198'262 6.8 9.9 207'029 4.3 4.4 225'270 8.6 8.8 -5.4 -8.3 Reales Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Verwendung 1.Konsumausgaben davon: Private Haushalte und POoE Staat 2.Anlageinvestitionen davon: Bauten Ausrüstungen 2010 (2) Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 24 24 Detaillierte Ergebnisse und Prognosen Tabelle 2b Tabelle 2b Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012 b) Nominelles Bruttoinlandprodukt (BIP) und Bruttonationaleinkommen (BNE) nach Verwendung (in Mio. Fr. zu laufenden Preisen; Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate) 98-07 2008 (1) 2009 (1) 2010 (2) 2011 (3) 2012 (3) Nominelles Bruttoinlandprodukt (BIP) nach Verwendung 1.Konsumausgaben davon: private Haushalte und POoE Staat 2.Anlageinvestitionen davon: Bauten Ausrüstungen 2.4 2.4 2.3 3.1 2.2 3.8 367'276 308'629 58'647 115'200 49'109 66'091 4.0 4.0 4.0 2.7 3.8 1.8 371'108 1.0 310'459 0.6 60'649 3.4 108'176 -6.1 50'024 1.9 58'152 -12.0 376'521 1.5 316'362 1.9 60'160 -0.8 112'217 3.7 51'937 3.8 60'281 3.7 383'019 322'017 61'002 116'138 54'714 61'424 1.7 1.8 1.4 3.5 5.3 1.9 392'739 330'944 61'795 120'906 57'293 63'612 2.5 2.8 1.3 4.1 4.7 3.6 Inländische Endnachfrage 3.Lagerveränderung 2.6 - 482'476 -1'238 3.7 - 479'284 -4'472 -0.7 - 488'739 -7'637 2.0 - 499'157 -4'983 2.1 - 513'645 2'260 2.9 - Inlandnachfrage (*) 4.Exporte von Waren und Dienstleistungen (*) davon: Waren (*) Dienstleistungen 2.6 481'238 3.1 474'812 -1.3 481'101 1.3 494'174 2.7 515'904 4.4 6.7 6.3 8.0 297'801 207'343 90'457 4.7 4.6 5.1 269'724 -9.4 181'533 -12.4 88'191 -2.5 286'142 194'332 91'810 6.1 7.1 4.1 298'209 199'445 98'765 4.2 2.6 7.6 306'131 206'638 99'494 2.7 3.6 0.7 Gesamtnachfrage (*) 5.Importe von Waren und Dienstleistungen (*) davon: Waren (*) Dienstleistungen 3.9 779'039 3.7 744'535 767'243 3.0 792'383 3.3 822'036 3.7 6.2 5.8 8.1 234'843 191'318 43'525 2.2 1.8 4.0 209'253 -10.9 162'976 -14.8 46'277 6.3 220'998 5.6 177'272 8.8 43'726 -5.5 225'895 181'788 44'107 2.2 2.5 0.9 239'296 192'922 46'374 5.9 6.1 5.1 Bruttoinlandprodukt 3.1 544'196 4.4 535'282 -1.6 546'245 2.0 566'488 3.7 582'740 2.9 - -25'623 -13'007 433 - 35'142 -13'353 423 - 39'646 -14'075 478 - 41'224 -15'977 478 - 42'661 -17'312 478 - 2.7 505'998 -3.8 557'495 10.2 572'294 2.7 592'213 3.5 608'567 2.8 6. Saldo Kapitaleinkommensbilanz 7. Saldo Arbeitseinkommensbilanz 8. Saldo Produktionssteuern (mit dem Ausland) Bruttonationaleinkommen (1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS); (3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011 -4.4 (2) Schätzung SECO (*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen, Edelund Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. Diese Bereinigung ist BIP-neutral. (+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Werte aufgeführt. Dabei wurde für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt. Dies hat auch Auswirkungen auf den ausgewiesenen Nettozugang an Wertsachen. 3.Nettozugang an Wertsachen Inlandnachfrage (+) 4.Exporte von Waren und Dienstleistungen davon: Waren (+) Gesamtnachfrage (+) 5.Importe von Waren und Dienstleistungen davon: Waren (+) 2.5 983 482'221 3.1 1'898 476'710 -1.1 -545 480'556 0.8 -348 493'826 2.8 -121 515'784 4.4 6.6 6.1 3.9 307'454 216'997 789'676 4.9 4.8 3.8 276'637 -10.0 188'446 -13.2 753'347 -4.6 296'125 204'315 776'682 7.0 8.4 3.1 308'069 209'304 801'895 4.0 2.4 3.2 316'346 216'852 832'130 2.7 3.6 3.8 6.0 5.6 245'480 201'955 2.5 2.2 218'064 -11.2 171'787 -14.9 230'437 186'711 5.7 8.7 235'407 191'300 2.2 2.5 249'390 203'016 5.9 6.1 Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 25 25 Sommer 2011 Tabelle 2c Tabelle 2c Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012 c) Implizite Deflatoren des Bruttoinlandprodukts (BIP) nach Verwendung (Indizes, 2007 = 100; Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate) 98-07 2008 (1) 2009 (1) 102.6 102.6 102.2 102.1 103.8 101.0 Inländische Endnachfrage 3.Lagerveränderung 0.7 - 102.5 2.5 - Inlandnachfrage (*) 4.Exporte von Waren und Dienstleistungen (*) davon: Waren (*) Dienstleistungen 1.1 Gesamtnachfrage (*) 5.Importe von Waren und Dienstleistungen (*) davon: Waren (*) Dienstleistungen 0.9 0.8 0.7 1.5 102.3 2.3 102.8 2.8 100.1 0.1 96.4 -5.8 95.7 -6.9 98.5 -1.6 95.3 -1.1 94.7 -1.1 97.4 -1.1 Bruttoinlandprodukt 1.0 102.5 2.5 102.8 0.3 102.3 -0.5 0.6 0.1 1.8 101.7 1.7 102.4 2.4 100.4 0.4 - 2.4 (1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS) (3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011 0.0 -0.4 1.8 -1.3 -1.1 -1.4 102.1 -0.3 - 102.8 0.3 102.4 0.2 104.9 0.8 100.0 -0.8 103.1 0.5 97.6 -2.0 103.6 0.8 103.2 0.8 105.8 0.8 99.6 -0.4 105.5 2.4 95.0 -2.8 104.8 1.1 104.4 1.2 106.9 1.1 99.2 -0.4 108.4 2.7 92.0 -3.1 102.1 - 102.7 - 103.4 - -1.7 - 100.5 -1.2 100.8 -1.5 99.8 -0.5 - 2012 (3) 0.0 0.2 98.4 -2.1 98.7 -2.0 97.5 -2.3 -1.5 - -0.7 - 0.5 0.6 97.3 -1.1 96.5 -2.2 98.7 1.2 - 0.9 0.4 96.4 -0.9 94.9 -1.7 99.5 0.9 0.0 93.3 -2.2 92.8 -2.0 94.5 -3.0 103.1 - 0.8 - - -0.1 91.0 -2.4 90.5 -2.5 92.4 -2.2 104.1 0.9 (2) Schätzung SECO (*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. Diese Bereinigung hat auch Einfluss auf die Deflatoren. (+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Werte aufgeführt. Dabei wurde für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt. 3.Nettozugang an Wertsachen Inlandnachfrage (+) 4.Exporte von Waren und Dienstleistungen davon: Waren (+) Gesamtnachfrage (+) 5.Importe von Waren und Dienstleistungen davon: Waren (+) 1.0 - 2.9 - -1.8 - 0.2 - 0.7 - 0.4 0.8 0.4 1.0 101.6 1.6 102.1 2.1 - 2.4 100.1 -1.5 100.2 -1.9 - -1.7 98.0 -2.1 98.2 -2.0 - -0.7 96.9 -1.2 96.0 -2.2 0.0 96.0 -0.9 94.4 -1.7 - -0.1 0.9 0.8 102.2 2.2 102.7 2.7 95.9 -6.1 95.2 -7.3 94.9 -1.1 94.2 -1.1 92.9 -2.1 92.4 -1.9 90.7 -2.4 90.1 -2.5 Deflatoren des Bruttoinlandprodukts (BIP) nach Verwendung 0.8 0.7 1.1 0.6 1.8 -0.3 2.8 102.5 102.2 104.1 100.9 102.6 99.6 2011 (3) 1.Konsumausgaben davon: private Haushalte und POoE Staat 2.Anlageinvestitionen davon: Bauten Ausrüstungen - 2.6 2.6 2.2 2.1 3.8 1.0 2010 (2) Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 26 26 Detaillierte Ergebnisse und Prognosen Tabelle 2d Tabelle 2d Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 2008–2012 d) Handels-, Leistungs- und Ertragsbilanz (in Mio. Fr. zu laufenden Preisen) Handels-, Leistungs- und Ertragsbilanz 2008 (1) 2009 (1) 2010 (2) 2011 (3) 2012 (3) Handelsbilanz (*) Dienstleistungsbilanz Kapitaleinkommen Arbeitseinkommen 16'025 46'932 -25'623 -13'007 18'557 41'914 35'142 -13'353 17'059 48'084 39'646 -14'075 17'656 54'658 41'224 -15'977 13'716 53'120 42'661 -17'312 Leistungsbilanz (*) Einseitige Übertragungen 24'327 -10'060 82'260 -9'885 90'715 -9'521 97'561 -9'868 92'185 -10'181 Ertragsbilanz (*) Ertragsbilanz in % des BIP (*) 14'267 2.6 72'374 13.5 81'194 14.9 87'693 15.5 82'004 14.1 (1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS), KOF (3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011 (2) Schätzung SECO (*) Diese Komponenten wurden um die nicht konjunkturrelevanten Ausfuhren und Einfuhren von Wertsachen, d.h. Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten bereinigt. (+) Da das BFS die oben genannten Komponenten unbereinigt ausweist, sind nachfolgend auch die unbereinigten Werte aufgeführt. Dabei wurde für die Jahre 2011–2012 hinsichtlich des Handels von Edelmetall etc. die technische Annahme gleicher Wachstumsraten wie bei den konjunkturrelevanten Importen und Exporten unterstellt. Handelsbilanz (+) Leistungsbilanz (+) Ertragsbilanz (+) Ertragsbilanz in % des BIP (+) 15'042 23'344 13'284 2.4 16'659 80'362 70'477 13.2 17'604 91'260 81'738 15.0 18'004 97'909 88'041 15.5 13'837 92'306 82'125 14.1 Tabelle 2e Tabelle 2e Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012 e) Verfügbares Einkommen, Konsum und Ersparnis der privaten Haushalte und Organisationen ohne Erwerbszweck (in Mio. Fr. zu laufenden Preisen; Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate) 98-07 Einkommen und Ersparnis Verfügbares Haushaltseinkommen Konsumausgaben Ersparnis (4) Ersparnis (5) Sparquote (4,6) Sparquote (5,6) 2008 (1) 2009 (1) 2010 (2) 2011 (3) 2.8 337'382 2.4 349'255 3.5 352'241 0.9 359'382 2.4 7.3 3.8 - 308'629 4.0 28'753 -11.8 63'210 -1.2 8.5 17.0 310'459 38'796 73'080 - 0.6 34.9 15.6 11.1 19.1 316'362 35'879 70'506 - 1.9 -7.5 -3.5 10.2 18.2 322'017 37'365 72'547 - (1) Vorläufige Berechnung Bundesamt für Statistik (BFS), KOF (2) Schätzung SECO (3) Prognose KOF vom 21. Juni 2011 2012 (3) 2.0 371'119 1.8 4.1 2.9 10.4 18.4 330'944 40'175 76'094 - (4) Exkl. Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche (5) Inkl. Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche (6) Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens 3.3 2.8 7.5 4.9 10.8 18.7 Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 27 Sommer 2011 27 Tabelle 2f Tabelle 2f Detaillierte Ergebnisse und Prognosen für die Schweiz 1998–2012 f) Gesamtwirtschaftlich wichtige Grössen ausserhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (Veränderung gegenüber Vorjahr in % resp. mittlere Veränderungsrate) 2008 2009 2010 2011 2012 -0.5 5.3 3.5 5.8 8.7 -1.1 2.9 2.8 2.9 2.1 2.2 2.0 1.6 1.7 2.0 2.2 2.4 2.5 1.6 1.6 2.6 0.9 0.4 0.3 0.2 0.2 0.2 0.3 0.7 1.0 0.8 1.0 2.4 0.7 -0.5 0.3 0.7 0.5 0.7 1.0 1.2 1.3 1.3 1.0 1.0 1.1 1.1 1.3 2.0 3.0 4.6 2.6 2.7 -0.8 -0.8 0.1 2.0 2.7 2.6 3.9 0.4 -0.1 0.1 -1.8 -2.1 2.1 3.1 3.7 5.2 0.9 0.7 -0.9 1.8 3.5 0.8 -0.2 3.9 5.5 0.8 0.6 0.3 2.2 2.5 1.3 1.0 3.1 4.5 1.5 1.1 1.7 0.9 0.3 1.4 2.3 2.7 4.0 0.7 1.4 1.3 1.2 0.7 -7.4 1.2 -3.0 9.3 1.3 1.2 1.2 1.3 1.5 1.4 1.3 0.6 0.3 Monetärer Bereich Realer Aussenwert des Frankens (24 Länder, exportgewichtet) 10-jähriger Kassazinssatz der Bundesobligationen (1) - Jahresdurchschnitt - Jahresende 3-Monats-Fr.-Liborsatz (1) - Jahresdurchschnitt - Jahresende Konsumentenpreise - Jahresdurchschnitt - Jahresende Beschäftigung und Arbeitsmarkt Beschäftigung Vollzeitäquivalente Beschäftigung Arbeitsvolumen in Std. Arbeitsproduktivität pro Vollzeitbeschäftigten Arbeitsproduktivität pro Std. Löhne (Basis Suva resp. SSUV) Durchschnittslohn (2) Arbeitslosenquote (1) Stellensuchendenquote (1) Bevölkerung und Pro-Kopf-Indikatoren Bevölkerung Reales Bruttoinlandprodukt pro Kopf Reales Bruttonationaleinkommen pro Kopf (3) (1) Niveau (2) Arbeitnehmerentgelt pro Beschäftigten (in Vollzeitäquivalenten) (3) Deflationierung mittels Konsumdeflator Grössen ausserhalb der VGR 98-107 Dok_2_2011_sommer_tabellen_jj_mm_HJA_1.3.qxd 20.06.2011 11:36 Seite 28 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 29 SPEZIALANALYSEN Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 30 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 31 Sommer 2011 31 SPEZIALANALYSEN – 1 DER EINFLUSS DER WECHSELKURSENTWICKLUNG AUF DIE SCHWEIZERISCHEN WARENEXPORTE: EINE DISAGGREGIERTE ANALYSE Zusammenfassung: Angesichts der massiven Aufwertung des Schweizerfrankens im letzten Jahr stellt sich die Frage nach den Konsequenzen für die Entwicklung der Exporte. Bei der Untersuchung dieser Problematik berücksichtigen wir, dass sich Wechselkursschwankungen je nach Branche unterschiedlich auswirken können. Entsprechend führen wir nach Absatzländern und Warenarten differenzierte ökonometrische Schätzungen durch. In der Tat stellen wir eine starke Heterogenität der Wechselkurselastizität fest. Es zeigt sich zudem, dass der Wechselkurseffekt insgesamt nicht so stark ist, wie vielfach vermutet wird. Dies ist wohl darauf zurückzuführen dass in manchen Branchen der nichtpreisliche Wettbewerb im Vordergrund steht. Auf der anderen Seite zeigt die Analyse, dass die Entwicklung der Exporte in hohem Mass von der Auslandsnachfrage beeinflusst wird. Vor dem Hintergrund dieser Resultate überrascht es nicht, dass sich die schweizerischen Exporte trotz der sehr starken und schnellen Aufwertung bis zuletzt günstig entwickelt haben. Stichworte: Wechselkurs, Aussenhandel, Konjunktur, Spezialisierung 1 EINLEITUNG UND FRAGESTELLUNG Die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz erwies sich während der jüngsten Rezession im Vergleich mit anderen Industrieländern als sehr robust. Indessen haben sich im vergangenen Jahr die Turbulenzen in der Eurozone verschärft. Da die Schweizer Währung erneut als «Safe Haven» diente, nahm der Aussenwert des Frankens stark zu, eine Entwicklung, die auch durch die massiven Devisenmarktinterventionen der Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht verhindert werden konnte. Wie Grafik 1 zeigt, verzeichnete der im Trend steigende reale Frankenkurs in den letzten zwanzig Jahren drei grössere Aufwertungsphasen, nämlich 1992–1996, 2000 –2002 und schliesslich 2007–2010. Die stärkste Aufwertung war in der jüngsten Periode zu verzeichnen mit einer Zunahme von rund 20% in nur gut zwei Jahren. Bei einer so starken und derart raschen Aufwertung – besonders ausgeprägt im Jahr 2010 – ist eine Anpassung Grafik 1 Exporte und Wechselkurs Exportvolumen, glatte Komponente; realer exportgewichteter Wechselkursindex (24 Länder, 1998=100) 180 120 160 115 140 110 120 105 100 100 95 80 60 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Exportvolumen, glatte Komponente realer exp.gewichteter Fr.-Kurs (24 Länder) 2008 2010 90 MICHAEL LAMLA ANDREA LASSMANN Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 32 32 Spezialanalysen der Exportwirtschaft schwierig, so dass erhebliche Absatzverluste zu erwarten wären. Im Gegensatz dazu ist der kräftige Anstieg der realen Exporte bislang, d.h. bis Ende 2010, lediglich zum Stillstand gekommen, wie ebenfalls aus Grafik 1 hervorgeht. Da sich jedoch im Laufe von 2010 auch die Auslandkonjunktur wieder verbesserte, widerspiegelt die Entwicklung der Exporte gemäss Grafik 1 nicht nur den Wechselkurseffekt, sondern auch den die Exporte stützenden Nachfrageeffekt. Der Einfluss des Wechselkurses auf die Exporte der Schweiz wird im Allgemeinen auf aggregierter Ebene untersucht.1 Die Exporte sind jedoch nicht homogen, weder hinsichtlich der Absatzländer noch der exportierten Waren. Insbesondere sind die verschiedenen Arten von Waren nicht in gleichem Mass dem Preiswettbewerb ausgesetzt. Entsprechend erwarten wir, dass die Exporte der einzelnen Branchen unterschiedlich stark und rasch auf eine Veränderung des Wechselkurses reagieren. So ist zu vermuten, dass technologisch hochwertige Produkte (z.B. Pharmazeutika) von Wechselkursschwankungen weniger betroffen sind als Güter preissensitiver Bereiche (z.B. Papier). Relativ gering könnte die Wechselkursanfälligkeit auch jener Waren sein, die – basierend auf einer attraktiven Marke oder einem guten Image – im höheren Qualitätssegment angesiedelt sind, z.B. Luxusuhren. Im Weiteren ist davon auszugehen, dass die Exporte je nach Destination unterschiedlich auf Veränderungen des Wechselkurses reagieren, unter anderem weil die Zusammensetzung der Exporte eine andere ist. Vor diesem Hintergrund zielt der vorliegende Beitrag darauf ab, die Wechselkursabhängigkeit der schweizerischen Exporte auf disaggregierter Ebene zu untersuchen, d.h. differenziert nach Warenarten und für jede Warenart nach den wichtigsten Absatzländern. Im Weiteren versuchen wir – ebenfalls nach Ländern und Warenarten differenziert –, für den Nachfrageeffekt zu kontrollieren, der sich aus der Konjunkturentwicklung im Ausland ergibt und dem Aufwertungseffekt entgegenwirken könnte. Im nächsten Abschnitt geben wir einen kurzen Überblick über die Exportaktivitäten der Schweizer Wirtschaft, wobei die Struktur nach Warenarten und Absatzländern im Vordergrund steht. In einer ersten empirischen Teiluntersuchung bestimmen wir mit Hilfe der Schätzung von Einzelgleichungen nach Ländern und Warenarten disaggregierte Wechselkurselastizitäten (Kapitel 3). Die zweite ökonometrische Analyse beruht auf der Schätzung eines vektorautoregressiven Modells, mit dem die Auswirkungen eines Wechselkurs- und eines Nachfrageschocks auf die realen Exporte über einen Zeitraum von zwölf Monaten ermittelt werden (Kapitel 4). Im Schlusskapitel fassen wir die wichtigsten Resultate zusammen. . 1 Eine Ausnahme ist z.B. die Untersuchung von Abrahamsen und Simmons-Süer (2011), in der Wechselkurselastizitäten für die Branchen Tourismus, Metallverarbeitung und Maschinen/Elektrotechnik geschätzt wurden. Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 33 Sommer 2011 2. DESKRIPTIVE ANALYSE DER STRUKTUR DER GÜTEREXPORTE Die Schweiz ist eine kleine offene Volkswirtschaft, die wirtschaftlich stark mit dem Ausland verflochten ist. So beträgt Anteil der realen Gesamtexporte, d.h. der Summe der Waren und Dienstleistungsexporte, am realen BIP derzeit rund 50%. Berücksichtigt man – wie es im vorliegenden Beitrag der Fall ist – nur die Warenexporte sind es 40%. Aufgrund ihrer geografischen Nähe ist die Europäische Union der wichtigste Markt der schweizerischen Exportwirtschaft. So entfallen nicht weniger als 44% der gesamten Warenexporte auf die vier grossen EU-Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien), davon die Hälfte auf Deutschland, den für die Schweiz mit Abstand wichtigsten Handelspartner. In die grossen wirtschaftlich fortgeschrittenen Volkwirtschaften in Übersee, d.h. die USA und Japan, gehen 9% bzw. 4% der Warenexporte. Insgesamt nehmen die genannten sechs Länder 57% der Warenexporte ab (siehe Grafik 2). Da die Schweizer Exportfirmen zunehmend geografisch diversifizieren, vor allem in Richtung China und asiatische Schwellenländer, ist die Tendenz etwas rückläufig, betrug doch dieser Anteil vor zwanzig Jahren noch 63%. Grafik 2 Länderanteile an den gesamten Warenexporten, Durchschnitt 1991–2009 22% Deutschland 43% Rest 9% Frankreich 8% Italien 5% 9% USA 4% Japan UK Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung (Swiss Impex) Angesichts dieser beträchtlichen geografischen Konzentration ist die Entwicklung der schweizerischen Warenexporte in hohem Mass von der Konjunkturlage in wenigen Absatzländern sowie vom Frankenkurs einiger weniger Währungen abhängig. Gemäss Angaben der SNB wird der Export in die oben genannten sechs Länder zu rund 60% in Euro, zu 30% in Schweizerfranken und zu 10% in anderen Währungen (Dollar usw.) gehandelt. Ausserdem wird der Euro teilweise auch ausserhalb der sechs Länder als Fakturierungswährung verwendet. Somit dürfte etwas weniger als die Hälfte der Schweizer Warenexporte in Euro abgewickelt werden. Bei der Beurteilung der Wechselkursabhängigkeit der Exporte ist auch zu beachten, dass ein Teil der Vorleistungsgüter importiert wird. Dadurch wird der negative Effekt einer Aufwertung auf die schweizerischen Exporte etwas gemildert. Dies gilt ganz besonders bei einer Aufwertung gegenüber dem Euro, da die Importe stärker auf die Eurozone konzentriert sind als die Exporte. Wie sehr sich eine Frankenaufwertung negativ auf die Güterexporte auswirkt, hängt – wie in der Einleitung ausgeführt – wesentlich von der gütermässigen Zusammensetzung der Ausfuhren ab. Je grösser der Anteil der Warenarten ist, für welche nichtpreisliche Wettbewerbsfaktoren (Marktmacht durch technologischen Vorsprung, Service, Komplexität des 33 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 34 34 Spezialanalysen Produkts, Produktdifferenzierung, Patent- und Markenschutz, Flexibilität bei Kundenwünschen usw.) im Vordergrund stehen, umso weniger dürfte die Exportentwicklung durch eine Frankenaufwertung tangiert werden. Ebenso ist zu erwarten, dass die Wechselkursabhängigkeit der Exporte je nach Absatzland differiert, da die gütermässige Zusammensetzung der Lieferungen unterschiedlich ist. Dies gilt umso mehr, als auch der Mix der Währungen, in denen die Exporte in die einzelnen Länder fakturiert werden, sowie die Kursentwicklung von Euro, Dollar, Pfund und Yen nicht einheitlich sind. Tabelle 1 zeigt die Zusammensetzung der gesamten Güterexporte nach zwölf Warenarten. Die Exporte sind nach diesen Kategorien stark konzentriert. So entfallen gut zwei Drittel der Ausfuhren auf lediglich drei Warenarten, nämlich «Chemikalien (wobei Pharmaprodukte die wichtigste Komponente darstellen), «Maschinen /Apparate /Elektronik» sowie «Präzisionsinstrumente / Uhren / Bijouterie». Es ist zu vermuten, dass in allen drei Bereichen die Segmente, bei denen nichtpreisliche Wettbewerbsfaktoren eine grosse Rolle spielen, ins Gewicht fallen. Entsprechend lässt sich die These aufstellen, dass die Wechselkursentwicklung die Güterexporte nur mässig beeinflusst. Die ökonometrischen Untersuchungen in den Kapiteln 3 und 4 werden zeigen, ob diese Vermutung zutrifft. Tabelle 1: Zusammensetzung der realen Exporte nach Warenarten (Prozent, Durchschnitt der Periode 1991–2009) Warenart Mittelwert 1991–2009 Standardabweichung 1991 2009 01 AGRI 4.6 0.5 4 6 02 ENE 1.5 1.4 0 3 03 TEXT 4.1 1.3 6 3 04 PAP 2.7 0.4 3 2 05 LED 06 CHEM 07 08 3.2 0.3 3 3 29.1 3.9 23 34 STE 1.2 0.1 1 1 MET 8.6 0.9 9 7 09 MAE 23.7 2.5 26 20 10 FAHR 3.8 1.1 3 5 11 UHR 15.6 2.5 19 16 12 WOHN 1.9 0.4 2 1 Quelle: Eidgenössiche Zollverwaltung (Swiss Impex); die nominellen Daten wurden mit dem Mittelwertindex deflationiert. Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Im Weiteren zeigt die Tabelle, dass sich die Struktur der Exporte im Laufe der letzten zwanzig Jahre erheblich verändert hat. Insbesondere hat der Anteil der Warenart «Chemie/Pharma» primär auf Kosten der anderen beiden «grossen Bereiche» zugenommen. Da der Anteilsgewinn von «Chemie /Pharma» ausschliesslich auf eine enorme Zunahme der Pharmaexporte zurückzuführen ist, für die der Preiswettbewerb von untergeordneter Bedeutung ist, dürfte die Wechselkursabhängigkeit der aggregierten Güterexporte im Laufe der letzten zwei Dekaden insgesamt geringer geworden sein. Diese Hypothese wird in diesem Artikel nicht weiterverfolgt. Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 35 Sommer 2011 Aus Tabelle 2 geht hervor, dass in allen sechs in dieser Studie betrachteten Absatzländern die Konzentration auf die genannten drei Warenarten sehr ausgeprägt ist. Weit überdurchschnittlich gilt dies für die USA und Japan mit Anteilen von über 80% bzw. beinahe 90%, während die Konzentration im Fall von Italien (67%) und Deutschland (63%) unter dem Durchschnitt liegt. Eine genauere Betrachtung der Tabelle zeigt, dass – gemessen am Durchschnitt – die Ausfuhren nach Deutschland auf den Metall- und Maschinenbereich (Warenarten 8 und 9) konzentriert sind, während die Orientierung auf Chemikalien und Präzisionsinstrumente/ Uhren /Bijouterie (Warenarten 6 und 11) deutlich unterdurchschnittlich ausfällt. Italien ist in diversen Sparten leicht überdurchschnittlich vertreten (insbesondere Energie), dagegen bei Maschinen und Uhren unterspezialisiert. Keine wesentlichen Abweichungen vom allgemeinen Muster liegen bei den Exporten nach Frankreich und Grossbritannien vor. Demgegenüber finden sich bei den Exporten in die USA und nach Japan klare Schwerpunkte, bei den USA sind es Präzisionsinstrumente /Uhren /Bijouterie, bei Japan neben Uhren auch noch Chemikalien, wogegen Maschinen /Apparate /Elektronik unterdurchschnittlich vertreten sind. Aufgrund der nach Ländern erheblich abweichenden Muster ist zu vermuten, dass sich die Wechselkursabhängigkeit der Exporte zwischen den sechs Exportdestinationen wesentlich unterscheidet. Tabelle 2: Zusammensetzung der Exporte nach Warenarten und Destinationen (Prozent, Volumen in CHF, Durchschnitt der Periode 1991–2009) Warenart DE FR IT UK US JP 1 AGRI 4 4 5 4 2 2 2 ENE 2 3 8 0 0 0 3 TEXT 4 3 4 3 2 3 4 PAP 4 3 2 2 1 0 5 LED 6 CHEM 7 STE 1 1 1 1 1 0 8 MET 13 8 8 7 6 3 9 MAE 29 20 17 23 23 15 10 FAHR 3 3 1 3 4 0 11 UHR 10 15 13 18 25 31 12 WOHN 2 2 1 1 1 1 TOTAL 100 100 100 100 100 100 4 3 3 3 2 2 24 35 36 35 33 43 Quelle: Eidgenössiche Zollverwaltung (Swiss Impex); die nominellen Daten wurden mit dem Mittelwertindex deflationiert. Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Die Länder lauten wie folgt: DE: Deutschland; FR: Frankreich; IT: Italien; UK: Grossbritannien; US: Vereinigte Staaten; JP: Japan. Abschliessend liefern wir anhand von einfachen Korrelationen zwischen den Exporten nach Güterarten bzw. Ländern und dem realen Wechselkursindex (basierend auf dem Durchschnitt der Währungen Euro, Dollar, Pfund und Yen) erste Hinweise zur Wechselkursabhängigkeit der Güterexporte. Die Grafiken 3.1 bis 3.12 zeigen, dass nach Warenarten Unterschiede bestehen. Eine Frankenaufwertung scheint die Exporte der Waren- 35 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 36 36 Spezialanalysen arten Wohnungseinrichtungen, Papier, Metall sowie Maschinen /Apparate/Elektronik zu dämpfen, während bei den übrigen Bereichen (praktisch) keine Korrelation besteht. Da auf die genannten vier Bereiche nur etwas mehr als ein Drittel der Exporte entfällt und die Elastizitäten relativ niedrig sind (am höchsten bei Wohnungseinrichtungen mit – 0.45), spricht einiges für eine insgesamt mässige Wechselkurselastizität der Exporte. Analog zeigen die Grafiken 4.1 bis 4.6 die Korrelation zwischen den länderspezifischen Güterexporten und dem bilateralen realen Wechselkurs. Aufgrund dieser Grafiken scheinen die Exporte in die drei Euro-Länder Deutschland, Frankreich und Italien auf eine Frankenaufwertung negativ zu reagieren. Dasselbe gilt für die Ausfuhren in die USA, nicht aber für jene nach Grossbritannien und Japan. Grafik 3 Streudiagramm Exporte und Wechselkurs nach Warenarten Arbeitstagsbereinigte reale Warenexporte nach Warenart in CHF, Januar 1991 bis Juni 2011, deflationiert mit dem Mittelwertindex nach Warenarten (Quelle EZV); Durchschnitt des realen Wechselkursindex gegenüber Euro, US Dollar, Pfund und Yen (Quelle SNB) Energieträger Textilien, Bekleidung und Schuhe Realer Exportwert in CHF (log) 11 11.2 11.4 11.6 Realer Exportwert in CHF (log) 8 10 Realer Exportwert in CHF (log) 11 11.5 12 12 11.8 Land− und forstwirtschaftl. Produkte & Fischerei 95 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 90 95 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 115 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 95 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 11.2 13.4 Realer Exportwert in CHF (log) 10.4 10.6 10.8 11 90 3.12 10.2 3.11 12.4 10 90 Wohnungseinrichtungen und Spielzeuge Realer Exportwert in CHF (log) 12.6 12.8 13 13.2 12.5 Realer Exportwert in CHF (log) 10.5 11 11.5 12 95 3.9 12.8 95 Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie 3.10 115 13.8 90 Fahrzeuge 90 95 Realer Exportwert in CHF (log) 13 13.2 13.4 13.6 Realer Exportwert in CHF (log) 12 12.2 12.4 12.6 9.5 3.8 11.8 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 90 Maschinen, Apparate und Elektronik 12.8 11 Realer Exportwert in CHF (log) 10 10.5 95 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 3.6 12.5 95 Metalle 3.7 115 Realer Exportwert in CHF (log) 13 13.5 14 90 Steine und Erden 90 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 14.5 12 3.5 10.5 95 95 Chemikalien Realer Exportwert in CHF (log) 11 11.5 Realer Exportwert in CHF (log) 10.8 11 11.2 11.4 10.6 3.4 90 90 Leder, Kautschuk und Kunststoffe 11.6 Papier, Papierwaren und grafische Erzeugnisse 3.3 10.8 3.2 6 10.5 3.1 90 95 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 90 95 100 105 110 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 115 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 37 Sommer 2011 Grafik 4 Streudiagramm Exporte und Wechselkurs nach Ländern Arbeitstagsbereinigte reale Warenexporte nach Exportdestination in CHF, Januar 1991 bis Juni 2011, deflationiert mit dem Mittelwertindex nach Land (Quelle EZV); Durchschnitt des realen Wechselkursindex gegenüber Euro, US Dollar, Pfund und Yen (Quelle SNB) Frankreich Realer Exportwert in CHF (log) 12.5 13 4.1 90 12 13.4 Realer Exportwert in CHF (log) 13.6 13.8 14 14.2 13.5 Deutschland 95 100 105 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 110 Realer Exportwert in CHF (log) 12 12.5 13 13.5 Realer Exportwert in CHF (log) 12 12.5 13 4.3 90 11.5 11.5 95 100 105 Realer Wechselkursindex EUR/CHF Grossbritannien Italien 95 100 105 Realer Wechselkursindex EUR/CHF 4.4 90 110 100 110 120 Realer Wechselkursindex GBP/CHF 130 Japan Realer Exportwert in CHF (log) 12.5 13 Realer Exportwert in CHF (log) 12 13.5 12.5 Vereinigte Staaten 4.5 60 11.5 12 4.2 90 110 80 100 120 Realer Wechselkursindex USD/CHF 140 4.6 80 100 120 Realer Wechselkursindex JPY/CHF 140 Diese Korrelationen zeigen im Wesentlichen, dass eine nach Warenarten und Exportdestinationen differenzierte Betrachtung des Wechselkurseffekts wichtige Zusatzinformationen zu einer aggregierten Analyse liefert. Die negativen Wechselkurseffekte scheinen sich bei den Gütern auf wenige Kategorien zu beschränken, sind jedoch nach Ländern etwas ausgeprägter; in diesem Fall spielt neben der gütermässigen Zusammensetzung der Ausfuhren auch noch die nach Ländern unterschiedliche Entwicklung des Frankenkurses eine Rolle. Diese auf Einfachkorrelationen beruhenden Schlussfolgerungen sind jedoch zu relativieren. Denn die Entwicklung der Exporte wird nicht nur durch die Veränderung der Wechselkurse, sondern auch durch andere Faktoren beeinflusst, insbesondere durch die Konjunkturentwicklung im Ausland. Der tatsächliche Wechselkurseinfluss lässt sich nur mit Hilfe von Modellen ermitteln, die alle relevanten Erklärungsfaktoren berücksichtigen (siehe die Kapitel 3 und 4). 37 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 38 38 Spezialanalysen 3. EINFLUSS DER WECHSELKURSENTWICKLUNG AUF DIE WARENEXPORTE GEMÄSS EINZELGLEICHUNGSSCHÄTZUNGEN 3.1 Daten Für die ökonometrischen Untersuchungen werden die realen Exporte verwendet. Basis zur Messung dieser Variablen sind die nominellen monatlichen Exportwerte in CHF gemäss der Aussenhandelsstatistik der Eidg. Zollverwaltung (EZV). Die Exportwerte werden nach den in der Tabelle 3 aufgeführten zwölf Warenarten (2-Steller-Ebene) und sechs Absatzländern differenziert. Zur Deflationierung der nominellen Exportwerte dienen die entsprechenden Exportmittelwertindizes. Als Indikator für die Wechselkursentwicklung verwenden wir den Index des realen Wechselkurses der jeweiligen Währung (Euro, Dollar, Pfund, Yen). Die Auslandkonjunktur, welche die Nachfrageseite erfasst, messen wir anhand des Index der realen Industrieproduktion des jeweiligen Handelspartners. Die Untersuchung deckt den Zeitraum zwischen Januar 1991 (dem ersten Jahr nach der deutschen Vereinigung) und Juni 2010 ab, wobei Monatswerte verwendet werden. 3.2 Modellspezifikation Im Folgenden ermitteln wir den Einfluss des realen Wechselkurses auf die realen Warenexporte anhand von OLS-Regressionen mit robusten Standardfehlern, und zwar disaggregiert nach Ländern und Warenarten («Branchen»). Die Schätzgleichung lautet wie folgt: dlvt 3 3 3 j 1 j 1 j 1 D ¦ E j dlvt j ¦ T j wkrt j ¦ U j ipt j G Z t H t Die realen Exporte, die zu erklärende Variable, wird spezifiziert als logarithmierte Vorjahresdifferenz der Exportwerte (in CHF), dividiert durch die Anzahl Arbeitstage des jeweiligen Monats (Variable dlv).2 Die realen Exporte werden durch drei Variablen erklärt, die durchwegs als monatliche Verzögerungen mit einem maximalen Lag von drei Monaten3 in die Gleichung eingehen. Bei den drei Variablen handelt es sich um die verzögerten, logarithmierten Vorjahresdifferenzen der Exporte dlv (Parameter β), des Wechselkursindexes wkr (Parameter θ) und der Industrieproduktion ip (Parameter ρ). Bei der gewählten funktionalen Form lassen sich die drei Parameter als Elastizitäten interpretieren.4 Zusätzlich werden jahresspezifische Effekte berücksichtigt (Parameter δ); monatsspezifische Effekte erwiesen sich als nicht signifikant und wurden deshalb nicht einbezogen. 3.3 Resultate Die Tabellen A1 bis A6 im Anhang weisen für jedes der sechs Länder die Ergebnisse der Schätzungen für die zwölf Warenarten aus. Wie erwartet sind die Resultate nach Handelspartnern und Warenarten sehr heterogen. Generell zeigen die Schätzungen, dass die realen Exporte am stärksten durch die Industrieproduktion in den Absatzländern und die 2 Schätzungen, die anstelle der deflationierten Exportwerte auf die exportierten Mengen (in kg) abstellen, lieferten ähnliche Ergebnisse. 3 Die Anzahl der zeitverzögerten Variablen wurde anhand des «Bayesian Information Criterion» (BIC) festgelegt. 4 Das Modell ist log-linear in Bezug auf den Wechselkursindex und die Industrieproduktion. Dies bedeutet, dass ein Anstieg des Index um einen Indexpunkt das Exportwachstum um 100*theta% bzw. 100*rho% verändert. Die Koeffizienten in Tabelle 3 wurden bereits mit 100 multipliziert. Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 39 Sommer 2011 39 verzögerten Exporte beeinflusst werden. Die Auslandkonjunktur und die Trägheit der Anpassung der Exporte selbst stehen also als Bestimmungsfaktoren im Vordergrund. Unser spezielles Augenmerk gilt den Wechselkurseffekten und ihrer unterschiedlichen Bedeutung nach Ländern und Warenarten. Tabelle 3 gibt einen kompakten Überblick über die in den Anhangtabellen A1 bis A6 im Detail dargestellten Resultate zu den Auswirkungen von Wechselkursänderungen auf die realen Exporte. Tabelle 3 enthält für jede «Warenart /Länder»-Kombination die Summe der Koeffizienten der drei verzögerten Wechselkursvariablen (θ1 + θ2 + θ3), d.h. die Wechselkurs-Elastizität der realen Exporte. Summiert werden nur die statistisch signifikanten «θ-Koeffizienten», und die Summe wird in der Tabelle nur erfasst, wenn sie gemäss Neutralitätstest von null verschieden ist.5 Tabelle 3: Summe der signifikanten Wechselkurs-Elastizitäten der realen Exporte nach Warenarten Warenart DE FR IT UK US JP AGRI ENE 9.89 TEXT –0.75 PAP LED CHEM STE MET –0.55 MEM –0.51 –0.39 FAHR UHR WOHN –0.52 –2.22 –0.90 –0.16 1.48 Summe der signifikanten Koeffizienten des Wechselkursindex (3 Lags) bei gleichzeitig signifikantem Neutralitätstest (OLS Regressionen). Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN, Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw.; DE: Deutschland; FR: Frankreich; IT: Italien; UK: Grossbritannien; US: Vereinigte Staaten; JP: Japan. Für die Mehrheit der Warenarten finden wir keinen signifikanten Wechselkurseffekt. Für die Exporte nach fünf der sechs Länder spielt zwar der Wechselkurs eine Rolle, aber in keinem Land für mehr als zwei Branchen. Insgesamt stellen wir nur in neun 6 der maximal 72 möglichen «Warenart/Länder»-Kombinationen signifikante Wechselkurseffekte fest. Von den drei die Warenexporte dominierenden Branchen (zusammen rund zwei Drittel des Exportumsatzes) finden wir für deren zwei einen signifikanten Wechselkurseffekt, nämlich «Maschinen/Apparate/ElektronikElektrotechnik» und «Präzisionsinstrumente/Uhren/Bijouterie». 5 6 Die Resultate des F-Test zeigen, ob die Koeffizienten der Wechselkursvariablen zusammen signifikant von null verschieden sind (H0: θ1 = θ2 = θ3 = 0). Dagegen wird mit dem Neutralitätstest geprüft, ob die Summe der drei Koeffizienten von null verschieden ist (H0: θ1 + θ2 + θ3 = 0). Die beiden Tests liefern unterschiedliche Ergebnisse, wenn sich die (statistisch signifikanten) Koeffizienten von zwei gegenläufig wirkenden Verzögerungen gegenseitig aufheben, so dass die Summe nicht signifikant von null abweicht. Die Resultate der beiden Tests finden sich in den Tabellen im Anhang. Von der unplausiblen positiven Elastizität für Energieexporte im Fall von Frankreich wird hier abstrahiert. 5 6 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:37 Seite 40 40 Spezialanalysen Allerdings gilt dies in beiden Fällen nur für zwei Destinationen, im ersten für die USA und Japan, im zweiten für Italien und Deutschland. Mögliche Erklärungen für die stärkere Wechselkursreaktion der Ausfuhren nach den beiden Destinationen in Übersee sind leichtere Substitutionsmöglichkeiten und der kostspieligere Transport, der bei höherem Produktgewicht und grösserer geografischer Entfernung eine Rolle spielen könnte. Die Elastizitäten betragen rund – 0.5 ausser bei den Uhrenexporten nach Italien, die offensichtlich sehr wechselkursabhängig sind (Elastizität –2.2). Insbesondere im Fall von Deutschland ist der Wechselkurseffekt möglicherweise deshalb signifikant, weil in überdurchschnittlichem Mass Uhren des günstigeren Preissegments importiert werden7. Der Export der wichtigsten Branche (Chemikalien), die gleich viel im Ausland absetzt wie die eben genannten bei den Warenarten zusammen, reagiert nicht auf eine Veränderung des Wechselkurses. In dieser spitzentechnologischen Branche dürfte also der nichtpreisliche Wettbewerb dominieren. Von den übrigen Branchen ist die Wechselkursabhängigkeit bei «Wohnungseinrichtungen» am stärksten (drei Länder mit teilweise recht hohen Elastizitäten). Im Weiteren finden wir signifikante Wechselkurseffekte für Textilien (USA: Elastizität – 0.8) und Metall (Deutschland; Elastizität – 0.5). Die generell geringe Wechselkursabhängigkeit dürfte auf den in der Schweizer Industrie grossen Anteil technologisch und qualitativ hochstehender Güter sowie die starke Spezialisierung auf Nischenprodukte zurückzuführen sein.8 4. DYNAMISCHER EFFEKT DER AUSLANDNACHFRAGE UND DES WECHSELKURSES AUF DIE WARENEXPORTE – EINE ANALYSE ANHAND EINES VAR-MODELLS 4.1 Vorgehen Zur Ergänzung des Einzelgleichungsansatzes schätzen wir auch ein VektorautoregressionsModell (VAR), das sich aus einem System von drei autoregressiven Gleichungen für die Variablen Export, Wechselkurs und Industrieproduktion zusammensetzt. Ziel dieser Analyse ist es, das Wechselspiel von Veränderungen der Exporte, des Wechselkurses und der Auslandkonjunktur in ihrer zeitlichen Dynamik vollständig zu erfassen. Im Vordergrund des Interesses steht dabei die Frage, wie stark und mit welcher Verzögerung sich eine Frankenaufwertung und ein positiver Nachfrageschock (Auslandkonjunktur) auf die realen Exporte auswirken. Zu diesem Zweck berechnen wir auf der Basis des VAR-Modells die kumulierten «Impulsantwortfolgen» und deren Konfidenzbänder (mittels «Bootstrap»-Verfahren). Ähnlich wie zuvor kontrollieren wir zusätzlich für Zeiteffekte. Bei der Darstellung der Resultate beschränken wir uns auf die drei wichtigsten Branchen, (Chemikalien, Maschinen , Uhren), auf die – wie in Kapitel 2 dargelegt – zwei Drittel der Warenexporte entfallen. Grafik 5 zeigt für die sechs Länder, wie sich ein Nachfrageschock bzw. ein Wechselkursschock auf die realen Exporte über die nächsten zwölf Monate auswirkt. Die durchgezogene Linie stellt den durchschnittlichen Effekt dar, während die schattierte Fläche das 95%-Konfidenzintervall signalisiert. Liegt die Nullinie ausserhalb des Intervalls, ist der kumulierte Effekt statistisch von null verschieden, so dass man davon ausgehen kann, dass sich ein Nachfrage- bzw. ein Wechselkursschock tatsächlich auf das Exportvolumen auswirkt. 7 Im Fall von Deutschland ist der Exportmittelwert (Unit Value), d.h. der Wert je kg in CHF, im Vergleich zu den anderen Destinationen gering. 8 Dass die Schweiz in dieser Hinsicht klare Vorteile gegenüber den meisten anderen Ländern aufweist, zeigt die detaillierte Analyse von Arvanitis et al. (2005). Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 41 41 Sommer 2011 Grafik 5 Impuls eines Nachfrageschocks und eines Wechselkursschocks auf die Exporte Chemie / Pharma Nachfrageschock Machinen / Elektronik Wechselkursschock Nachfrageschock Uhren / Präzisionsinstrumente Wechselkurschock Nachfrageschock Wechselkurschock 05 .05 .05 Deutschland 0 0 0 05 −.05 −.05 −.1 −.1 −.1 5 0 5 10 15 0 5 10 15 .2 0 5 10 15 0 5 10 15 .2 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 .2 Frankreich .1 .1 .1 0 0 0 −.1 −.2 −.1 0 5 10 15 0 5 10 15 .05 −.1 0 5 10 15 0 5 10 15 .1 .2 .1 0 Italien 0 0 −.05 −.1 −.1 −.1 −.2 −.2 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15 .2 .15 .1 .1 .05 0 .05 0 −.1 United Kingdom .15 .1 −.05 0 −.05 −.2 0 5 10 15 0 5 10 0 15 .1 USA .05 5 10 15 0 5 10 15 .3 .15 .2 .1 .1 .05 0 0 0 −.05 0 5 10 15 0 5 10 0 15 .4 5 10 15 0 5 10 15 .4 .6 .3 Japan .2 .4 .2 0 .2 .1 −.2 0 0 5 10 15 0 5 10 15 0 0 5 10 15 0 5 10 15 Die schattierte Fläche entspricht 95% des Konfidenzintervalls, die durchgezogene rote Linie stellt den druchschnittlichen kumulierten Effekt dar, Zeitraum 1–12 Monate. Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 42 42 Spezialanalysen 4.2 Resultate Eine detailliertere Betrachtung der Resultate zeigt, dass in der Branche «Chemie /Pharma» der Wechselkurs die realen Exporte in keinem einzigen der sechs Absatzländer tatsächlich (d.h. statistisch signifikant) beeinflusst. Wie schon im Kommentar zu den Einzelgleichungsschätzungen festgehalten, dürfte dieses Ergebnis auf die Dominanz des nichtpreislichen Wettbewerbs zurückzuführen sein. Allerdings finden wir auch nur für drei der vier grossen EU-Länder einen (positiven) Nachfrageeffekt, nicht aber für das vierte (Italien) und auch nicht für Japan und die USA. Die Exporte der Branche «Maschinen /Apparate/Elektronik» reagieren auf Veränderungen des Frankenkurses nur in den Ländern Deutschland und Frankreich. Dieses Resultat deutet darauf hin, dass die für die schweizerische Maschinenindustrie typische starke Spezialisierung auf Nischenprodukte einen erheblichen Schutz gegenüber der Preiskonkurrenz darstellt. Diese Resultate zum Wechselkurseffekt entsprechen nicht den Ergebnissen der Einzelgleichungsschätzungen und hängen somit von der Modellselektion ab, welche – wenn auch nur für die USA und Japan – Elastizitäten von – 0.5 bzw. – 0.4 erbrachten. Der Nachfrageeffekt ist gemäss den Impulsfolgen-Berechnungen – ausser für Frankreich – durchwegs signifikant positiv und damit – verglichen mit der Branche «Chemie /Pharma» – geografisch breiter abgestützt. Die Resultate zum Einfluss des Wechselkurses auf die Exporte von «Uhren / Instrumenten» decken sich mit jenen der Einzelgleichungsschätzungen. Eine Frankenaufwertung reduziert lediglich die Exporte nach Deutschland und Italien. Der Nachfrageeffekt ist – ausser für den britischen Markt – durchwegs positiv, ausgeprägt für Frankreich, die USA und Japan, eher marginal für Deutschland und Italien. Die insgesamt moderate Wechselkursabhängigkeit der Exporte dürfte auch in dieser Branche auf die grosse Bedeutung der nichtpreislichen Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen sein, im Fall der Instrumente – wie bei der Maschinenindustrie – aufgrund der Spezialisierung auf Nischenprodukte, bei den Uhren aufgrund der marketinggestützten Überlegenheit (Reputation, Marken usw.). 5. ZUSAMMENFASSUNG In dieser Studie untersuchen wir den Einfluss von Veränderungen des Wechselkurses und der Auslandkonjunktur (Nachfrage) auf die Entwicklung der realen Warenexporte der Schweizer Wirtschaft. Dabei gehen wir davon aus, dass die Preiskonkurrenz nicht für alle Branchen von gleicher Bedeutung ist, da Preiswettbewerb in hochtechnologischen Branchen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Deshalb wählen wir einen stark disaggregierten Ansatz und führen – getrennt nach sechs Absatzländern – Modellschätzungen für zwölf Warenarten durch. Die Studie basiert einerseits auf der Bestimmung von Wechselkurselastizitäten mit Hilfe von Einzelgleichungsschätzungen, andererseits auf der Schätzung eines VAR-Modells, das eine Darstellung der zeitlichen Dynamik der Entwicklung der Wechselkurs- und Nachfrageschocks erlaubt. Die Studie zeigt erstens, dass die Wechselkursabhängigkeit tatsächlich nach Branchen und Ländern heterogen ist. Eine disaggregierte Untersuchung der Wechselkurselastizität der Exporte erweist sich also als sinnvoll. Zweitens wird die Exportentwicklung durch Veränderungen des Wechselkurses in den für die Schweiz mit Abstand wichtigsten Branchen («Chemie/Pharma», «Maschinen/Apparate/Elektronik» und«Präzisionsinstrumente/Uhren/ Bijouterie») weniger stark beeinflusst als üblicherweise angenommen, bei «Chemie/Pharma» sind die Exporte in keinem einzigen der sechs Absatzländer von Wechselkursschwankungen abhängig. Drittens ergeben sich fast durchwegs mehr oder weniger erhebliche Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 43 Sommer 2011 Nachfrageeffekte, was bei der gegenwärtigen Entwicklung der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte impliziert, dass vorhandene negative Auswirkungen der Frankenaufwertung teilweise durch die positiven Effekte der Verbesserung der Auslandkonjunktur kompensiert werden. Der vergleichsweise mässige Einfluss des Wechselkurses auf die wichtigsten Exportbranchen der Schweizer Wirtschaft könnte damit zusammenhängen, dass die Industrie dank Innovationen und Spezialisierung dem Preiswettbewerb relativ wenig ausgesetzt ist (Marktmacht), aufgrund des Imports von Vorleistungsgütern ausreichend Spielraum hinsichtlich der Margen hat oder die Firmen aufgrund starken Wettbewerbsdrucks zu Preissenkungen gezwungen sind. Die Schweiz ist eine kleine Volkswirtschaft, die stark von ihrer internationalen Verflechtung lebt und von ihr abhängig ist. Sehr deutlich zeigte dies die jüngste Rezession, welche die Exporte einbrechen liess. Dass sich die schweizerischen Exporteure in den letzten Jahren mit einigem Erfolg vermehrt auf die dynamischen Märkte Asiens ausgerichtet haben, welche auch in weltwirtschaftlich weniger günstigen Zeiten wachsen, wird zu einer vergleichsweise stabilen Exportentwicklung beitragen. Dies gilt umso mehr als die Exportindustrie die periodisch auftretenden Probleme mit dem Wechselkurs dank ihrer hohen nichtpreislichen Konkurrenzfähigkeit relativ gut absorbieren kann. LITERATUR Abrahamsen, Y. und B. Simmons-Süer (2011):Die Wechselkursabhänigigkeit der Schweizer Wirtschaft, KOF Analysen, Frühjahr 2011,KOF Konjunkturforschungsstelle, ETH Zürich. Arvanitis, S., Hollenstein, H. und D. Marmet (2005): Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Wo steht der Standort Schweiz? Eine Analyse auf sektoraler Ebene, vdf Hochschulverlag, Zürich. 43 0.044 0.047 F-Test Neutralitätstest 200 0.234 0.037 0.802 0.974 0.701 0.523 200 (0.052)* 0.099 (0.001) 0.002 (0.001)*** 0.005 (0.001)** 0.003 (0.004) –0.002 (0.005) –0.000 (0.004) 0.003 (0.095) –0.015 (0.075) 0.018 (0.081)** 0.204 TEXT PAP 0.033 0.194 0.537 200 (0.042) 0.027 (0.001) 0.000 (0.001) 0.001 (0.001)*** 0.004 (0.003) -0.002 (0.006) –0.001 (0.004) –0.002 (0.074) –0.048 (0.078) 0.057 (0.076)* 0.140 LED 0.005 0.046 0.597 200 (0.041)** 0.103 (0.001) –0.000 (0.001)** 0.002 (0.001)* 0.002 (0.003) –0.003 (0.004) 0.000 (0.003) –0.003 (0.065)** 0.162 (0.070)*** 0.254 (0.068)*** 0.227 CHEM 0.280 0.164 0.28 200 (0.064) 0.033 (0.002)** –0.005 (0.003)* 0.005 (0.002)*** 0.010 (0.008)* 0.014 (0.010) –0.003 (0.007) –0.006 (0.075) 0.076 (0.083) –0.080 (0.076) –0.037 STE 0.760 0.542 0.7 200 (0.062) 0.059 (0.002)* 0.003 (0.002)*** 0.006 (0.002)** 0.004 (0.006) -0.004 (0.007) 0.001 (0.005) 0.004 (0.063)* –0.119 (0.070) 0.073 (0.066)*** 0.208 0.004 0.009 0.811 200 (0.046) 0.024 (0.001)* –0.003 (0.001)*** 0.005 (0.002)* 0.003 (0.003) 0.000 (0.005) –0.000 (0.003)* -–0.005 (0.094) 0.085 (0.094) -–0.078 (0.085)*** 0.553 MET 0.205 0.600 0.813 200 (0.040) 0.016 (0.001)*** 0.003 (0.001)*** 0.006 (0.001)*** 0.003 (0.003) –0.002 (0.004) 0.002 (0.003) –0.003 (0.070)* 0.120 (0.068) –0.007 (0.069)** 0.158 MAE 0.037 0.124 0.175 200 (0.212)* 0.364 (0.006) –0.003 (0.004)** 0.009 (0.007) 0.005 (0.015) –0.007 (0.027) 0.012 (0.021) –0.027 (0.084)* –0.149 (0.073)** 0.155 (0.064) 0.017 FAHR 0.001 0.004 0.627 200 (0.037)*** 0.104 (0.001)*** 0.003 (0.001)*** 0.004 (0.001) 0.001 (0.003)* –0.005 (0.005) –0.006 (0.003) 0.004 (0.077) 0.017 (0.073) 0.055 (0.065)** 0.131 UHR 0.561 0.595 0.566 200 (0.049)*** –0.128 (0.002) –0.000 (0.001) 0.000 (0.001)** 0.003 (0.005) 0.005 (0.007) –0.003 (0.005) –0.001 (0.068) 0.073 (0.074) –0.095 (0.073) 0.106 WOHN Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen. 200 0.363 (0.240) (0.052)** Adj. R2 –0.218 (0.008) 0.106 –0.009 (0.002) (0.007) –0.001 –0.001 0.002 (0.008) (0.001) –0.000 0.005 (0.023)** (0.004) (0.001)*** 0.048 (0.039) (0.005) 0.002 0.021 (0.032) –0.006 –0.051 (0.004) (0.046) (0.075) –0.001 –0.003 –0.049 (0.077) N Konstante l3.ip l2.ip l.ip l3.wkr l2.wkr l.wkr l3.dlv 0.032 (0.067) –0.041 (0.071) l2.dlv (0.077)* 0.079 ENE 0.133 AGRI l.dlv 44 Variable Tabelle A1: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): DEUTSCHLAND Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 44 Spezialanalysen 0.105 0.862 F-Test Neutralitätstest 200 0.013 0.014 0.471 0.664 0.004 0.502 200 (0.050) 0.023 (0.004) 0.006 (0.004) 0.002 (0.003)*** 0.011 (0.005)*** 0.014 (0.008) –0.013 (0.004) –0.003 (0.074) –0.119 (0.071)*** –0.203 (0.075)*** 0.241 TEXT 0.036 0.075 0.495 200 (0.042) 0.049 (0.003) 0.002 (0.004) 0.007 (0.003) –0.000 (0.005) –0.001 (0.007) –0.006 (0.005) 0.002 (0.067) 0.096 (0.071) 0.011 (0.084)*** 0.221 PAP 0.715 0.287 0.314 200 (0.047) 0.059 (0.003) –0.004 (0.004) –0.001 (0.003)*** 0.013 (0.004) 0.004 (0.007) –0.000 (0.005) –0.005 (0.088) –0.037 (0.081) –0.017 (0.077)** 0.165 LED 0.211 0.42 0.183 200 (0.098) 0.136 (0.007) 0.009 (0.007) 0.008 (0.007) 0.006 (0.008) 0.010 (0.013) –0.004 (0.009) 0.002 (0.070) 0.056 (0.095)** –0.193 (0.072) -0.106 CHEM 0.93 0.66 0.572 200 (0.077) 0.037 (0.006) 0.007 (0.007) 0.001 (0.005)*** 0.014 (0.008) 0.008 (0.011) –0.007 (0.007) –0.002 (0.068) 0.065 (0.080) 0.049 (0.081)** 0.174 STE 0.126 0.134 0.777 200 (0.049)*** 0.145 (0.003)* –0.005 (0.003)** 0.007 (0.002)*** 0.013 (0.003) 0.002 (0.005) –0.002 (0.004) -0.004 (0.075)*** 0.212 (0.074) 0.087 (0.070)*** 0.278 MET 0.631 0.951 0.63 200 (0.064) 0.013 (0.004) -–0.003 (0.005)*** 0.013 (0.004) 0.005 (0.005) –0.002 (0.008) 0.002 (0.005) –0.001 (0.086)* 0.147 (0.092) 0.028 (0.082)* 0.141 MAE 0.053 0.189 0.111 200 (0.476) –0.022 (0.030) 0.015 (0.035) 0.001 (0.029) –0.006 (0.042) –0.069 (0.064) 0.050 (0.046) –0.028 (0.066)*** –0.191 (0.084) –0.104 (0.072) –0.105 FAHR 0.426 0.22 0.294 200 (0.104)* 0.188 (0.008) 0.010 (0.008) 0.001 (0.007)* 0.013 (0.009) -0.006 (0.012) –0.001 (0.009) 0.012 (0.078) –0.095 (0.077) –0.028 (0.065) 0.004 UHR 0.726 0.747 0.414 200 (0.088) –0.041 (0.006) –0.005 (0.007) 0.003 (0.006) 0.003 (0.008) 0.005 (0.011) 0.001 (0.007) –0.004 (0.067) –0.049 (0.063)** 0.144 (0.078)*** 0.234 WOHN Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen. 200 0.327 (0.425) (0.050)** Adj. R2 –0.382 (0.027) 0.113 –0.021 0.001 (0.003) 0.003 (0.032) 0.002 (0.004) 0.015 (0.026) 0.005 (0.004) 0.022 (0.040) (0.004) (0.053)* (0.006)* –0.002 0.099 (0.045) 0.011 (0.004)** (0.086)*** –0.045 –0.009 (0.070)** -–0.233 (0.074) 0.159 0.239 (0.089)*** –0.059 N Konstante l3.ip l2.ip l.ip l3.wkr l2.wkr l.wkr l3.dlv l2.dlv 0.275 (0.085)*** 0.204 (0.080)** l.dlv ENE AGRI Variable Tabelle A2: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): FRANKREICH Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 45 Sommer 2011 45 0.051 0.274 F-Test Neutralitätstest 200 0.782 0.145 0.677 0.006 0.019 0.644 200 (0.059) 0.006 (0.003) –0.001 (0.003) 0.001 (0.003)*** 0.010 (0.005) 0.001 (0.008) –0.003 (0.004) –0.006 (0.086) –0.061 (0.082) 0.104 (0.091)** 0.213 TEXT PAP 0.454 0.532 0.621 200 (0.130) –0.021 (0.003) 0.004 (0.004) –0.004 (0.003) 0.001 (0.006) 0.001 (0.009) 0.004 (0.006) –0.008 (0.085) 0.090 (0.079) 0.022 (0.080)*** 0.445 LED 0.000 0.004 0.418 200 (0.077) –0.026 (0.004) –0.004 (0.005) 0.003 (0.004) 0.007 (0.006) –0.004 (0.008) –0.004 (0.005) –0.005 (0.076) –0.070 (0.080) –0.115 (0.092) 0.105 CHEM 0.856 0.056 0.238 200 (0.103) –0.105 (0.006) –0.005 (0.007) 0.002 (0.005) 0.004 (0.008)** –0.019 (0.011)** 0.022 (0.008) –0.004 (0.064) –0.068 (0.069) 0.063 (0.070) –0.004 STE 0.289 0.144 0.412 200 (0.104)** –0.237 (0.006) –0.003 (0.006) 0.004 (0.004) 0.002 (0.008)** –0.018 (0.012)** 0.024 (0.008) –0.011 (0.081)* –0.136 (0.075)* –0.138 (0.074) –0.056 0.402 0.031 0.738 200 (0.077) 0.013 (0.004) 0.002 (0.004)*** 0.012 (0.003)*** 0.009 (0.007) –0.001 (0.009) 0.014 (0.006)*** –0.016 (0.067)* –0.118 (0.077) –0.003 (0.070)*** 0.195 MET 0.670 0.460 0.523 200 (0.093) 0.010 (0.004) 0.006 (0.004) 0.001 (0.003)*** 0.011 (0.008) 0.006 (0.010) 0.004 (0.007) –0.007 (0.070)** 0.144 (0.080) –0.053 (0.086) 0.057 MAE 0.193 0.142 0.175 200 (0.195)** –0.406 (0.023) 0.026 (0.024) –0.025 (0.024) –0.004 (0.042)* 0.070 (0.060)** –0.127 (0.042)** 0.092 (0.089)* –0.164 (0.077) 0.081 (0.086)* 0.152 FAHR UHR 0.000 0.000 0.375 200 (0.118) –0.170 (0.003)*** 0.009 (0.004) 0.005 (0.004) –0.003 (0.007)*** –0.022 (0.009) 0.011 (0.006) –0.004 (0.071)** –0.150 (0.090) 0.082 (0.056) –0.006 0.04 0.006 0.751 200 (0.117) –0.076 (0.005) 0.009 (0.006) 0.007 (0.004) 0.002 (0.007)*** –0.020 (0.010)*** 0.030 (0.007)*** –0.019 (0.072) 0.004 (0.079) 0.066 (0.085)*** 0.342 WOHN Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen. 200 0.133 (0.314) Adj. R2 –0.440 (0.048) (0.014) (0.004) –0.057 –0.018 –0.003 0.003 (0.019) 0.008 (0.012) (0.004) (0.005)* –0.002 0.005 0.031 (0.027) 0.008 (0.054) (0.011) (0.007) 0.066 (0.044)** (0.007) –0.003 –0.090 –0.010 0.100 (0.067) (0.069)*** (0.129) (0.076)* –0.253 –0.123 –0.142 N Konstante l3.ip l2.ip l.ip l3.wkr l2.wkr l.wkr l3.dlv l2.dlv (0.095) (0.110) ENE –0.058 AGRI –0.038 l.dlv 46 Variable Tabelle A3: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): ITALIEN Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 46 Spezialanalysen 0.007 0.001 F-Test Neutralitätstest 200 0.021 0.148 0.513 0.003 0.000 0.478 200 (0.082) –0.012 (0.007) –0.005 (0.010) 0.004 (0.007)*** 0.020 (0.003) 0.004 (0.005) –0.006 (0.003) –0.004 (0.067) –0.035 (0.076) –0.095 0.000 0.000 0.423 200 (0.144) –0.151 (0.009)* –0.016 (0.011) 0.004 (0.010) 0.005 (0.004) –0.001 (0.007) –0.010 (0.005) –0.004 (0.083) –0.050 (0.072) 0.015 (0.064)** –0.134 PAP 0.049 0.214 0.533 200 (0.081)*** 0.230 (0.006) 0.004 (0.006) 0.010 (0.007)* 0.013 (0.003) 0.000 (0.004) –0.001 (0.003) –0.003 (0.068) 0.011 (0.079)** 0.162 (0.075) 0.121 LED 0.820 0.077 0.265 200 (0.130) 0.088 (0.009) 0.000 (0.011) –0.010 (0.011)*** 0.037 (0.005) –0.004 (0.007) –0.003 (0.004)** 0.008 (0.066) –0.084 (0.072)** –0.163 (0.086)*** –0.329 CHEM 0.465 0.820 0.214 200 (0.136) 0.046 (0.012) 0.018 (0.015) –0.006 (0.013) 0.018 (0.006) –0.001 (0.008) –0.004 (0.006) 0.002 (0.064) –0.027 (0.074) 0.004 (0.077) –0.083 STE 0.006 0.048 0.594 200 (0.058)* 0.104 (0.005) –0.000 (0.007) 0.001 (0.006) 0.009 (0.003) –0.003 (0.004) 0.001 (0.003) –0.003 (0.076) –0.022 (0.087)** 0.194 (0.076)*** 0.266 MET 0.482 0.355 0.451 200 (0.111) –0.070 (0.010) 0.006 (0.012) –0.005 (0.008) -0.002 (0.005) –0.003 (0.007) –0.004 (0.004) 0.005 (0.121) 0.093 (0.087) 0.107 (0.090)*** 0.367 MAE 0.120 0.218 0.265 200 (0.724) –0.442 (0.057) –0.035 (0.059) –0.017 (0.054) 0.083 (0.027) 0.004 (0.035) –0.008 (0.023) 0.030 (0.072) –0.057 (0.073)* –0.125 (0.087) 0.016 FAHR 0.838 0.563 0.148 200 (0.147) –0.090 (0.013)* 0.025 (0.018) –0.018 (0.014) 0.002 (0.008) 0.003 (0.010) 0.002 (0.006) –0.006 (0.083) –0.020 (0.089) –0.108 (0.067)** –0.133 UHR 0.015 0.023 0.291 200 (0.154)** –0.343 (0.016)* –0.030 (0.019) 0.007 (0.016) 0.025 (0.008)*** –0.021 (0.010)** 0.019 (0.006) –0.007 (0.074) –0.090 (0.074) 0.020 (0.075) –0.022 WOHN Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen. 200 0.433 (0.316) (0.128) Adj. R2 –0.127 (0.024)** (0.008) 0.052 –0.047 –0.002 0.002 (0.033) (0.011) (0.027) (0.008) –0.012 0.025 (0.018) (0.004) 0.006 –0.010 –0.005 (0.024) (0.007) (0.013) –0.014 –0.003 (0.004) (0.085)*** –0.002 (0.078) –0.003 0.222 0.017 (0.087)*** (0.075) N Konstante l3.ip l2.ip l.ip l3.wkr l2.wkr l.wkr l3.dlv 0.295 –0.015 (0.083) l2.dlv 0.053 (0.073) –0.075 0.014 (0.092) TEXT l.dlv ENE AGRI Variable Tabelle A4: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): GROSSBRITANNIEN Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 47 Sommer 2011 47 0.983 0.792 F-Test Neutralitätstest 200 0.164 0.456 0.588 0.002 0.002 0.432 200 (0.098)** –0.241 (0.014) –0.000 (0.020) 0.026 (0.014) –0.019 (0.003) 0.002 (0.004) –0.002 (0.004)** –0.008 (0.074) –0.009 (0.072) –0.064 (0.079) 0.008 TEXT PAP 0.079 0.226 0.239 200 (0.143) –0.024 (0.027) 0.006 (0.035) –0.020 (0.022)** 0.046 (0.006) –0.001 (0.008) 0.003 (0.005) –0.008 (0.072) –0.032 (0.067) –0.058 (0.065) 0.006 LED 0.028 0.049 0.548 200 (0.074) –0.022 (0.010) 0.003 (0.014) –0.012 (0.009)** 0.023 (0.003) –0.002 (0.004) –0.005 (0.003) 0.002 (0.069)** 0.165 (0.073) 0.100 (0.072)** 0.188 0.287 0.077 0.108 200 (0.132) 0.045 (0.017) 0.006 (0.024) –0.010 (0.017) 0.006 (0.004)** –0.008 (0.006)** 0.014 (0.004)** –0.008 (0.066) 0.052 (0.072) 0.087 (0.071)** 0.152 CHEM STE 0.849 0.401 0.181 200 (0.180) 0.145 (0.025) -0.009 (0.036) 0.016 (0.023) 0.017 (0.008) 0.004 (0.011) 0.004 (0.007) –0.008 (0.072) –0.034 (0.075) –0.040 (0.084) 0.034 0.813 0.179 0.706 200 (0.059) –0.046 (0.008)*** 0.022 (0.011) –0.008 (0.008) 0.001 (0.002)* 0.004 (0.003)** –0.006 (0.002) 0.001 (0.062)** 0.153 (0.069)* 0.132 (0.077)* 0.129 MET 0.005 0.005 0.632 200 (0.061) 0.028 (0.009)** 0.018 (0.014) –0.005 (0.009) 0.011 (0.002) 0.001 (0.003)* –0.005 (0.002) –0.001 (0.064)*** 0.187 (0.072) –0.003 (0.067) 0.028 MAE 0.259 0.025 0.07 200 (0.364) –0.559 (0.049)* 0.081 (0.068)*** –0.190 (0.054)* 0.097 (0.014)* 0.025 (0.019)*** –0.053 (0.015) 0.015 (0.080) 0.017 (0.075) 0.065 (0.086) 0.022 FAHR 0.630 0.412 0.54 200 (0.057)*** 0.170 (0.008) 0.007 (0.012) 0.017 (0.007) –0.001 (0.002) –0.003 (0.003)* 0.005 (0.003) –0.003 (0.070) 0.045 (0.071)** 0.147 (0.076)* 0.142 UHR 0.294 0.573 0.192 200 (0.155) 0.010 (0.028) –0.020 (0.042)* 0.078 (0.028)* –0.054 (0.006) 0.002 (0.009) 0.001 (0.007) –0.007 (0.077) 0.046 (0.085)* –0.154 (0.091)** 0.230 WOHN Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen. 200 0.31 (0.382) (0.212)* Adj. R2 –0.344 (0.055) –0.399 –0.035 0.010 (0.088) (0.030) (0.020) 0.072 (0.066) –0.026 –0.056 (0.025) (0.017) –0.002 –0.016 (0.004) (0.023) (0.006) –0.001 –0.001 0.000 0.000 (0.015) 0.001 (0.005) 0.388 (0.088)*** 0.085 (0.063) N Konstante l3.ip l2.ip l.ip l3.wkr ) l2.wkr l.wkr l3.dlv 0.143 (0.099) 0.010 (0.064) (0.072) l2.dlv (0.112) 0.113 ENE 0.137 AGRI l.dlv 48 Variable Tabelle A5: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen): USA Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 48 Spezialanalysen 0.000 0.000 F-Test Neutralitätstest 200 0.125 0.107 0.323 0.319 0.647 0.403 200 (0.129)** –0.278 (0.006) –0.003 (0.009) 0.007 (0.007) –0.010 (0.005) –0.000 (0.006) –0.003 (0.004) 0.001 (0.066) –0.069 (0.071) –0.113 (0.070)** –0.147 TEXT 0.770 0.029 0.232 200 (0.198) –0.242 (0.011) –0.010 (0.014)** 0.031 (0.010)** –0.023 (0.007)** 0.015 (0.010) –0.002 (0.007)* -0.012 (0.069) 0.078 (0.094) –0.034 (0.087)** –0.172 PAP 0.432 0.366 0.246 200 (0.157) 0.044 (0.010) –0.008 (0.014) 0.014 (0.009) 0.009 (0.006) –0.000 (0.009) 0.007 (0.006) -0.009 (0.089) 0.042 (0.077) –0.112 (0.088)*** 0.238 LED 0.623 0.613 0.035 200 (0.158)** 0.319 (0.007) 0.007 (0.009) –0.006 (0.009) 0.002 (0.004) 0.002 (0.007) 0.001 (0.005) -0.004 (0.086) 0.007 (0.071) –0.003 (0.086) –0.079 CHEM 0.935 0.182 0.227 200 (0.299)** –0.677 (0.010)*** 0.035 (0.016) -0.011 (0.014) –0.019 (0.009)** –0.018 (0.013) 0.018 (0.008) -0.001 (0.068) –0.018 (0.070) –0.067 (0.065)*** –0.181 STE 0.034 0.156 0.705 200 (0.107)*** 0.341 (0.006) –0.001 (0.008)*** 0.021 (0.006)** 0.011 (0.003) –0.005 (0.004) 0.004 (0.003) -0.004 (0.063)** 0.126 (0.064) –0.056 (0.074) –0.022 MET 0.011 0.000 0.505 200 (0.143) –0.010 (0.006) 0.001 (0.008) 0.010 (0.007) 0.009 (0.004) –0.004 (0.006)** –0.013 (0.004)** 0.009 (0.075) 0.030 (0.072) 0.094 (0.071) –0.025 MAE 0.361 0.018 0.114 200 (0.692) 0.945 (0.031) –0.032 (0.046)** 0.106 (0.031) –0.050 (0.025)* –0.049 (0.028)* 0.049 (0.018) 0.014 (0.079) 0.031 (0.074) 0.016 (0.067)*** 0.214 FAHR 0.340 0.812 0.414 200 (0.066) –0.015 (0.005)** 0.011 (0.006) –0.002 (0.004) 0.000 (0.003) 0.001 (0.004) –0.001 (0.003) 0.001 (0.093) –0.116 (0.067)*** 0.215 (0.074)* –0.137 UHR 0.095 0.123 0.265 200 (0.176)*** –0.478 (0.009)* –0.017 (0.014) 0.002 (0.009) 0.012 (0.006) –0.006 (0.009) 0.013 (0.006)** -0.015 (0.076) 0.011 (0.088) 0.103 (0.078) 0.033 WOHN Warenarten 2-Steller (EZV): AGRI: Land- und forstwirtschaftl. Produkte, Fischerei; ENE: Energieträger; TEXT: Textilien, Bekleidung, Schuhe; PAP: Papier, Papierwaren und Grafische Erzeugnisse; LED: Leder, Kautschuk, Kunststoffe; CHEM: Chemikalien und verwandte Erzeugnisse; STE: Steine und Erden; MET: Metalle; MAE: Maschinen, Apparate, Elektronik; FAHR: Fahrzeuge; UHR: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie; WOHN: Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge usw. Statistisch signifikante Parameter bei einer Schwelle von 10% bzw. 5% bzw. 1% sind mit ***, ** bzw. * bezeichnet. Der F-Test und der Neutralitätstest beziehen sich auf die Wechselkursvariable (Parameter θ). Zu diesen Tests siehe die Fussnote 3 im Text. Standardfehler sind in Klammern; N = Anzahl der Beobachtungen. 200 0.531 (1.008)** (0.142) Adj. R2 2.192 0.050 0.002 (0.044) 0.003 (0.061) (0.008) –0.022 0.008 (0.042)*** (0.006)*** (0.010) 0.127 –0.028 0.015 (0.026) (0.004) (0.036) (0.007) –0.003 0.004 (0.024)* –0.005 (0.005) (0.076) -0.045 (0.073) -0.004 0.023 0.087 N Konstante l3.ip l2.ip l.ip l3.wkr l2.wkr l.wkr l3.dlv 0.189 (0.070)*** 0.095 (0.079) (0.088) l2.dlv 0.092 (0.084) –0.019 l.dlv ENE AGRI Variable Tabelle A6: Determinanten der realen Warenexporte nach Branchen (logarithmierte Vorjahresveränderungen):JAPAN Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 49 Sommer 2011 49 Dok_3_2011_sommer_spezialanalysen_1_ML_AL_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 50 Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 51 51 Sommer 2011 SPEZIALANALYSEN – 2 DIE INTERNATIONALISIERUNG DER SCHWEIZER WIRTSCHAFT 1 Zusammenfassung: In diesem Beitrag berichten wir über die Resultate einer Studie, die auf Daten für ca. 1900 Firmen basiert. Diese stammen aus einer im Jahr 2010 durchgeführten Erhebung bei einer repräsentativen Stichprobe von Unternehmen der Sektoren Industrie, Bau und Dienstleistungen (DL). Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf folgenden vier Aspekten der Internationalisierung schweizerischer Unternehmen: a) Bestimmungsfaktoren und Motive für Aktivitäten an ausländischen Standorten; b) Leistungsverflechtung zwischen den Mutterfirmen und ihren ausländischen Filialen; c) Auswirkungen der Auslandpräsenz auf das Wachstum der Produktivität der Mutterfirmen, und d) Beurteilung der Frage, ob Investitionen im Ausland den Standort Schweiz – wie häufig vermutet – schwächen (Verlagerung) oder umgekehrt, ob sie diesen stärken (komplementäre Aktivitäten). Grundlage des Beitrags: Arvanitis, S., Hollenstein, H., Ley, M. und T. Stucki (2011): Die Internationalisierung des Dienstleistungssektors und der Industrie der Schweizer Wirtschaft, Strukturberichterstattung Nr. 47/1, Hrsg. vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Bern.2 Stichworte: Auslandinvestitionen, Internationalisierung, Intra-Firmen-Handel, Produktivitätseffekte von FDI, Subititutions- vs. Komplementaritätshypothese 1 HINTERGRUND UND FRAGESTELLUNG Die Einbindung der schweizerischen Unternehmen in die Weltwirtschaft ist sowohl durch Exporte als auch direkte Auslandaktivitäten in Form von Tochtergesellschaften, Gemeinschaftsunternehmen («Joint Ventures») oder langfristig angelegten Kooperationsverträgen mit ausländischen Partnern ausserordentlich stark. Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, gilt dies für die Industrie in wesentlich höherem Mass als für Firmen des Dienstleistungssektors (DL-Firmen). Die wichtigsten Gründe für den Unterschied zwischen den beiden Sektoren sind die geringere Handelbarkeit von Dienstleistungen, die im DL-Sektor höheren Handelsschranken und der kleinere geografische Aktionsradius der vielfach gewerblichen DL-Firmen. Dennoch beträgt der Anteil exportierender DL-Firmen rund 30%, und 12% sind darüber hinaus direkt im Ausland präsent. In der Industrie sind diese Anteile doppelt so hoch. Aus Tabelle 1 geht auch hervor, dass die Häufigkeit von Auslandaktivitäten – wenig überraschend – mit zunehmender Unternehmensgrösse stark zunimmt. Für die direkte Auslandpräsenz gilt dies noch viel mehr als für die Exportaktivitäten. So sind mittelgrosse Firmen rund doppelt so häufig wie kleine direkt im Ausland aktiv, für grosse Unternehmen beträgt die Relation zu den kleinen sogar vier zu eins. Ausserdem zeigt die Tabelle, dass 40% aller im Jahr 2010 direkt im Ausland aktiven Firmen erst nach 1990 erstmals im Ausland investiert haben; bei den kleinen Firmen und den wissensintensiven DL (Banken/ 1 Eine kürzere Fassung dieses Artikels erschien in: Die Volkswirtschaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, 84(4), 21–25. 2 Die Studie kann beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bestellt oder von dessen Website heruntergeladen werden (www.seco.admin.ch/dokumentation/publikation/00004/00018/index.html?lang=de). Zudem besteht die Möglichkeit, die als KOF-Studie Nr. 21 publizierte Arbeit als pdf-File von der Website der KOF herunterzuladen (http://www.kof.ethz.ch/publications/science/show_studien). SPYROS ARVANITIS HEINZ HOLLENSTEIN MARIUS LEY TOBIAS STUCKI Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 52 52 Spezialanalysen Versicherungen, EDV-/F&E-Dienstleistungen, Unternehmensbezogene DL) sind es sogar rund 50%. Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft hat also seit 1990 kräftig zugenommen.3 Zahlreiche Faktoren haben zu dieser Beschleunigung beigetragen. Zu nennen sind vor allem die sinkenden Informations- und Transportkosten, die bilateralen Abkommen mit der EU, die Öffnung Osteuropas, die Liberalisierung der Kapitalmärkte und der Infrastrukturbranchen sowie der Übergang vieler Schwellenländer zu vermehrt weltwirtschaftsorientierten Wachstumsstrategien. Tabelle 1: Prozentualer Anteil der Firmen mit Exporten bzw. direkter Auslandpräsenz Exporte Auslandpräsenz Sektor Dienstleistungssektor Industrie Bauwirtschaft 29 62 10 12 23 2 Firmengrösse (Beschäftigte) 5 – 49 50 – 249 250 und mehr 32 50 60 11 23 41 Erstmalige Auslandspräsenz Vor 1990 1990 – 2000 Nach 2000 – – – 60 25 15 37 14 TOTAL Eine Firma ist direkt im Ausland präsent, wenn sie ausländische Töchter oder Gemeinschaftsunternehmen («Joint Ventures») besitzt oder sich durch langfristig angelegte Kooperationsverträge mit ausländischen Partnern gebunden hat. In diesem Beitrag präsentieren wir Resultate von teils deskriptiven, teils ökonometrischen Analysen zu folgenden vier Fragestellungen: 1. Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung einer Unternehmung, im Ausland vor Ort aktiv zu werden? Dabei unterscheiden wir zwischen der generellen Neigung zur Aufnahme einer Auslandtätigkeit und der Auslandpräsenz in Form spezifischer (Kombinationen von) Unternehmensfunktionen (Distribution, Fertigung /Beschaffung, Forschung & Entwicklung [F&E]). 2. Welcher Art und wie intensiv ist die Leistungsverflechtung zwischen den Mutterfirmen und ihren Auslandfilialen? Wie häufig werden verschiedene Kategorien von Gütern /Dienstleistungen den Filialen geliefert bzw. von diesen bezogen? Wie umfangreich sind die in beiden Richtungen fliessenden firmeninternen Leistungsströme? 3. Welche Motive bewegen Unternehmen dazu, im Ausland eine oder mehrere der oben erwähnten Unternehmensfunktionen anzusiedeln? 4. Wie wirken sich Aktivitäten an ausländischen Standorten auf das Wachstum der Produktivität der Mutterfirmen aus? Die Resultate zu diesen vier Fragekreisen erlauben es zu beurteilen, ob die vielfach gehegten Befürchtungen zutreffen, dass eine Zunahme der Investitionen im Ausland entsprechende Aktivitäten im Inland ersetzt (Substitutionshypothese: Verlagerung), oder ob es nicht gerade umgekehrt ist, d.h. ob die Präsenz im Ausland die Aktivitäten im Inland ergänzt und erweitert und so den Wirtschaftsstandort Schweiz stärkt (Komplementaritätshypothese). 3 Dies gilt nicht nur in qualitativer (Anteil Unternehmen mit direkter Auslandpräsenz) sondern auch in quantitativer Hinsicht, wie aus der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geführten Statistik zu den Direktinvestitionen im Ausland hervorgeht (SNB, 2010). Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 53 Frühjahr 2011 2 DETERMINANTEN DER AUSLANDAKTIVITÄTEN Für die Analyse der Bestimmungsfaktoren der Auslandaktivitäten von Unternehmen diente als theoretischer Bezugsrahmen das OLI-Modell von Dunning (2000), das die wichtigsten Ansätze zur Erklärung von Auslandinvestitionen zusammenfasst. In diesem Modell sind es drei Gruppen von Faktoren, die eine Firma veranlassen, an ausländischen Standorten aktiv zu werden, nämlich (a) Vorteile der Mutterfirma gegenüber den Unternehmen in den Zielregionen dank der Nutzung ihrer «firmenspezifischen Charakteristika» wie z.B. F&E-Intensität, Patentschutz, Humankapitalintensität, Auslanderfahrung («Ownership-specific advantages» [O]), (b) nachteilige «standortspezifische Faktoren» wie z.B. hohe Lohnkosten oder starke Marktregulierung im Ursprungsland («Locationspecific disadvantages» [L]) und (c) Vorteile der Mutterfirma, die sie sich durch eine «Internalisierung von Marktbeziehungen» verschaffen kann, so z.B. durch die Übernahme eines Lieferanten mit dem Ziel, die Qualität von Schlüsselkomponenten zu sichern («Internalising-advantages» [I]). Insgesamt zeigten die Schätzergebnisse, dass das OLI-Modell die Neigung der Unternehmen, im Ausland vor Ort aktiv zu werden, recht gut erklärt. Dies gilt nicht nur für die ja /neinEntscheidung generell, sondern auch für die Wahl (ja /nein) bestimmter Typen der Auslandpräsenz, die anhand der im Ausland angesiedelten (Kombinationen von) Unter nehmensfunktionen definiert wurden («nur Distribution»; «nur Fertigung und /oder Beschaffung»; «Distribution und Fertigung /Beschaffung»; «zusätzlich auch F&E»).4 Im Einzelnen zeigt Tabelle 2, dass sowohl in der Industrie als auch im DL-Sektor die firmenspezifische Stärken («O-advantages») die treibende Kraft der Auslandaktivitäten sind, und zwar insbesondere jene, die mit den komparativen Vorteilen der Schweiz übereinTabelle 2: Determinanten der Aulandpräsenz ja/nein (Probit-Schätzungen) Erklärende Variablen O-advantages F&E Beschäftigtenanteil tertiär Ausgebildeter Imitationsschutz Investitionen je Beschäftigten Verfügbarkeit von Eigenmitteln Firmenalter Industrie DL-Sektor + + + + + + + + L-advantages Lokale Marktorientierung als Hindernis – – I-advantages, Firmengrösse Kooperation im Inland Beschäftigtenzahl Beschäftigtenzahl im Quadrat + + – + Marktbedingungen Preiskonkurrenz Nachfrageentwicklung + + + Aufgeführt sind nur die Vorzeichen derjenigen Variablen, deren Koeffizienten statistisch signifikant sind (10%-Testniveau). 4 Diese wie auch die im Folgenden präzisierten Ergebnisse stehen im Einklang mit den Resultaten einer früheren auf demselben Modellansatz beruhenden ökonometrischen Analyse für die Schweiz (Hollenstein, 2005); letztere war aber auf die Industrie beschränkt. 53 Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 54 54 Spezialanalysen stimmen (Innovationsfähigkeit, Humankapital usw.). Die Determinanten der direkten Auslandpräsenz unterscheiden sich zwischen Industrie- und DL-Firmen nicht stark. So beziehen sich die Differenzen zwischen den beiden Sektoren auf Variablen, die nicht den Kern des Erklärungsmodells ausmachen. Bei den «O-advantages» finden sich Unterschiede bei den Variablen «Verfügbarkeit von Eigenmitteln» (nur im DL-Sektor relevant) und «Firmenalter» (nur Industrie), bei den «I-advantages» nur bei «Kooperation im Inland». Der positive Zusammenhang mit der Unternehmensgrösse5 weicht zwischen den Sektoren leicht ab. So finden wir für den DL-Sektor eine lineare Beziehung, während in der Industrie der positive Effekt mit zunehmender Grösse etwas schwächer wird. Schliesslich spielt die «Intensität des Preiswettbewerbs» – eine der beiden Variablen, die für das spezifische Marktumfeld kontrollieren sollen – nur im DL-Sektor eine Rolle. Eine interessante Differenz zwischen Industrie- und DL-Firmen ergibt sich gemäss den Schätzungen eines differenzierteren Modells, das die Wahl bestimmter Typen der Auslandpräsenz (siehe oben) erklärt. In der Industrie gewinnen die Variablen des OLI-Modells mit zunehmender Vielfalt bzw. Komplexität der Auslandaktivitäten, d.h. mit wachsender Zahl der im Ausland angesiedelten Unternehmensfunktionen, im Vergleich zu den ausschliesslich exportierenden Firmen zusehends einen stärkeren Einfluss. Im Dienstleistungssektor dagegen ist das Erklärungsmuster für die verschiedenen Typen der direkten Auslandpräsenz sehr ähnlich, und es weicht auch relativ wenig vom Muster ab, das wir für die ausschliesslich exportierenden Unternehmen finden. Aber im Vergleich zu den rein inlandorientierten Firmen spielen die OLI-Variablen für alle Typen von auslandaktiven Firmen (inkl. der Unternehmen, die nur im Export tätig sind) eine wesentlich grössere Rolle. Im DL-Sektor gibt es also eine klare «Trennlinie» zwischen den inlandorientierten und allen auf Auslandmärkten tätigen Firmen, während in der Industrie mit zunehmender Integration in die Weltwirtschaft, d.h. von der ausschliesslichen Exporttätigkeit bis hin zur höchsten Stufe der Internationalisierung (Präsenz mit sämtlichen Unternehmensfunktionen), die Bedeutung der «O- und I-advantages» kontinuierlich zunimmt. Was die «L-disadvantages» des Standorts Schweiz angeht, finden wir keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten der direkten Auslandpräsenz, und zwar weder für die Industrie noch den DL-Sektor. 3 LEISTUNGSVERFLECHTUNG ZWISCHEN DEN MUTTERFIRMEN UND IHREN AUSLANDFILIALEN 3.1 Quantitative Bedeutung der Auslandaktivitäten Welches Gewicht besitzen die Auslandeinheiten der Mutterfirmen (exkl. Kooperationen mit ausländischen Partnern) an den Aktivitäten des gesamten Konzerns? Anhand von Angaben zum durchschnittlichen Anteil der Auslandfilialen bei Umsatz, Beschäftigung, Investitionen und F&E-Ausgaben an den entsprechenden Grössen im Gesamtunter nehmen lässt sich diese Frage näherungsweise beantworten. Die genannten Anteile sind je nach Kriterium unterschiedlich und variierten im Jahr 2008 zwischen 38% (Umsatz) und 28% (F&E), wobei zwischen 2003 und 2008 eine Zunahme je nach Messgrösse um drei bis fünf Prozentpunkte zu verzeichnen war. Im DL-Sektor sind die Auslandanteile generell niedriger als in der Industrie. Die Differenz bewegte sich 2008 im Firmendurchschnitt zwischen drei (F&E) und acht (Beschäftigung) Prozentpunkten. 5 Die Grössenvariable deckt u.a. den Umstand ab, dass bei grossen Unternehmen eine «natürliche» Tendenz zu Auslandaktivitäten besteht, da für sie der Binnenmarkt zu klein ist. Darüber hinaus erfasst die Unternehmensgrösse eine Reihe von nicht explizit spezifizierten Vorteilen grosser Firmen z.B. bezüglich dem internationalen Marketing («O-advantages») oder Technologiemanagement («I-advantages»), die vor allem auf die hohen Fixkosten solcher Aktivitäten zurückzuführen sind. Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 55 Frühjahr 2011 Diese Durchschnittswerte abstrahieren von der Firmengrösse, sind also ungewichtet. Da für die vielen in der Schweiz ansässigen Grossunternehmen der inländische Markt praktisch irrelevant ist, wären die Auslandanteile bei einer Hochrechnung auf die beiden Sektoren oder auf die Gesamtwirtschaft wesentlich höher, und zwar bei allen vier Messgrössen. Dennoch: selbst wenn man von diesem Aspekt abstrahiert, zeigen die Daten – und das ist hier die zentrale Aussage –, dass die Auslandpräsenz der Firmen nicht nur qualitativ (Anteil von Firmen mit direkter Auslandpräsenz; siehe Tabelle 1) beträchtlich ist, sondern auch quantitativ (Anteil der Auslandfilialen bei den vier erwähnten Grössen an den Aktivitäten des Gesamtunternehmens). Dass bei F&E der Auslandanteil deutlich geringer ist als bei Beschäftigung und Umsatz, ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Unternehmen den Prozess der Wissensgenerierung vom Stammsitz aus kontrollieren wollen, ganz abgesehen davon, dass F&E-Personal in der Schweiz reichlicher vorhanden ist als an der Mehrzahl der ausländischen Standorte. 3.2 Leistungsströme zwischen Mutterfirma und Auslandfilialen Untersuchungen für eine Reihe von Ländern haben gezeigt, dass der Handel innerhalb von multinationalen Unternehmen von grosser Bedeutung ist, und zwar sowohl jener zwischen der Mutterfirma und ihren Auslandtöchtern als auch jener zwischen den Auslandfilialen eines Konzerns (Intra-Firmen-Handel). Die verlässlichsten Daten zu dieser Art von Handelsströmen liegen für die USA vor. Wie Dunning und Lundan (2008) aufgrund verschiedener Quellen ermittelt haben, entfielen im Jahr 2004 rund 38% der Exporte der in den USA domizilierten Mutterfirmen auf Lieferungen an ihre Auslandfilialen. Die Bezüge von den Auslandtöchtern waren mit 42% der gesamten Importe der Mutterfirmen noch etwas höher. Interessanterweise – und etwas überraschend – haben sich diese Anteile zwischen 1985 und 2004 nur wenig verändert. Für die Schweiz wurde dieser Aspekt der Internationalisierung noch nie untersucht, wohl nicht zuletzt mangels entsprechender Daten. Deshalb haben wir in unserer Umfrage Angaben zur konzerninternen Leistungsverflechtung erhoben, welche die Lieferung von Waren /Dienstleistungen zwischen den Mutterfirmen und ihren Auslandeinheiten in beide Richtungen widerspiegelt. Wir verfügen einerseits über Informationen zum Umfang der Grafik 1a Prozentualer Anteil der Mutterfirmen mit Lieferungen/Bezügen von Waren /DL an /von ihre(n) Auslandfilialen: INDUSTRIE (in %) Rohstoffe Einfache Komponenten/Vorprodukte Komplexe Komponenten/Vorprodukte Fertigprodukte Bezüge Lieferungen Software, Informatik-DL Know-how, Patente, Produktkonzepte usw. Vekaufslizenzen 0 20 40 60 80 55 Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 56 56 Spezialanalysen Grafik 1b Prozentualer Anteil der Mutterfirmen mit Lieferungen/Bezügen von Waren/DL an/von ihre(n) Auslandfilialen: DL-SEKTOR (in %) Rohstoffe Einfache Komponenten/Vorprodukte Komplexe Komponenten/Vorprodukte Fertigprodukte Lieferungen Bezüge Software, Informatik-DL Know-how, Patente, Produktkonzepte usw. Vekaufslizenzen 0 20 40 60 Leistungsströme, anderseits über deren Zusammensetzung nach sieben Kategorien von Waren /Dienstleistungen, nämlich: Rohstoffe, einfache Komponenten /Vorprodukte, komplexe Komponenten/Vorprodukte, Fertigprodukte, Software/Informatik-DL, Knowhow/ Patente /Produktkonzepte und schliesslich Verkaufslizenzen. Gemäss den Grafiken 1a und 1b ist sowohl in der Industrie als auch im DL-Sektor der Anteil der Mutterfirmen, die ihren Auslandeinheiten Waren /Dienstleistungen liefern, bei sechs der sieben Leistungsarten (deutlich) höher als der Anteil der Unternehmen, die von ihren Auslandfilialen Waren /Dienstleistungen beziehen. Die Summe der (sieben) Anteile von Mutterfirmen mit Lieferungen an ihre Töchter ist in beiden Sektoren um 80% höher als die entsprechende Summe von Unternehmen, die von ihren Auslandeinheiten Waren / Dienstleistungen beziehen. Es besteht also ein ausgeprägter «Lieferüberschuss». Die in den Grafiken dargestellten «Profile» der Lieferungen bzw. Bezüge zeigen, dass in beiden Sektoren die drei wissensorientierten Leistungsarten «Software /Informatik-DL», «Knowhow/Patente/Produktkonzepte» und «Verkaufslizenzen» einen besonders hohen Lieferüberschuss verzeichnen. Unter Berücksichtigung der «Breite» der Lieferströme (Summe von Lieferungen und Bezügen) sind in der Industrie die Mutterfirmen beonders auf die Lieferung von «Fertigprodukten», aber auch von «Knowhow /Patenten/Produktkonzepten» und «komplexen Komponenten /Vorprodukten» spezialisiert, während aus dem Ausland in erheblichem Mass «einfache Komponenten /Vorprodukte» bezogen werden. Im DLSektor spielen bei den Lieferungen der Mutterfirmen vor allem die Kategorien «Software / Informatik-DL» und «Knowhow /Patente /Produktkonzepte» eine zentrale Rolle. Der Bezug von Leistungen von Auslandfilialen fällt bei DL-Firmen relativ wenig ins Gewicht. Das Muster der konzerninternen Leistungsverflechtung entspricht in beiden Sektoren den komparativen Vorteilen der Schweiz (Humankapital, technologisches Wissen), auf deren Basis die Fertigungsstandorte entlang der Wertschöpfungskette optimiert und die im Ausland angesiedelten Verkaufspunkte /-netze mit Fertigprodukten bzw. die Produktionsstätten mit komplexen Komponenten /Zwischenprodukten beliefert werden. Die Grafiken 1a und 1b zeigen auch, dass der Intra-Firmen-Handel in der Industrie eine wesentlich häufigere Praxis darstellt als im DL-Sektor. Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 57 Frühjahr 2011 Die in Tabelle 3 präsentierten quantitativen Angaben bestätigen, dass im Intra-FirmenHandel die Mutterfirmen insgesamt einen Lieferüberschuss aufweisen. 45% der Industrieunternehmen bzw. 29% der DL-Firmen liefern mehr als 15% ihrer Exporte an ihre Auslandfilialen, während in beiden Sektoren nur 19% der Mutterfirmen mehr als 15% ihrer Importe von ihren Auslandeinheiten beziehen. Der Exportüberschuss scheint also in beiden Sektoren beträchtlich zu sein. Der Intra-Firmen-Handel ist – wie oben festgehalten – in der Industrie nicht nur häufiger als im Dienstleistungssektor, sondern weist gemäss Tabelle 3 auch einen grösseren Umfang auf.6 Tabelle 3: Intensität der Leistungsverflechtung zwischen den Mutterfirmen und ihren Auslandeinheiten A. Export von Waren/DL der Mutterfirmen an ihre Auslandeinheiten in Prozent der Gesamtexporte der Mutterfirma (prozentuale Verteilung der Mutterfirmen nach der Intensität der Lieferungen an ihre Auslandeinheiten) Prozent der Exporte Industrie DL-Sektor 0 13 23 1–15 42 48 16–50 23 19 51–100 22 10 Summe 100 100 B. Import von Waren/DL durch die Mutterfirmen von ihren Auslandeinheiten in Prozent der Gesamtimporte der Mutterfirma (prozentuale Verteilung der Mutterfirmen nach der Intensität des Leistungsbezugs von ihren Auslandeinheiten) Prozent der Exporte 4 Industrie DL-Sektor 0 36 42 1–15 45 39 16–50 15 11 51–100 4 8 Summe 100 100 MOTIVE FÜR AUSLANDAKTIVITÄTEN Weshalb streben Unternehmen eine direkte Präsenz im Ausland an? Diese Frage haben wir in Kapitel 2 mithilfe einer ökonometrischen Analyse der Determinanten der Auslandpräsenz in einer theoretischen Perspektive behandelt. Im Folgenden präsentieren wir die Resultate einer Analyse, welche die eingangs gestellte Frage anhand von Informationen zu beantworten sucht, die unmittelbar auf die Strategien bezogen sind, welche die Unternehmen mit der Internationalisierung verfolgen. Untersucht wurde die Bedeutung einer Vielzahl möglicher Motive für die Aufnahme /Erweiterung von Auslandaktivitäten, wie sie von den befragten Unternehmen beurteilt wurden. Da sich die Motive je nach funktioneller Art der Auslandaktivität unterscheiden, erhoben wir entsprechende Angaben getrennt nach Distribution, Fertigung /Beschaffung sowie F&E. Bei der Distribution dominieren – wenig überraschend – absatzorientierte Motive. Kostenorientierte (z.B. Transportkosten) oder regulierungsbedingte (z.B. Handelsschranken) Beweggründe sind praktisch irrelevant, dies im Unterschied zu 1998 als der beschränkte Zutritt zum europäischen Binnenmarkt noch recht häufig ein Motiv für eine direkte Präsenz in 6 Da wir die Lieferungen bzw. Bezüge nicht in Prozent sondern nur in Intervallen (z.B. 6 –10%) erhoben haben, können wir zum Umfang der Leistungsströme keine genauen Angaben machen. Vor allem aber ist ohne eine Gewichtung der Handelsströme mit der Unternehmensgrösse kein Vergleich möglich mit dem im Text erwähnten Umfang der Intra-Firmen-Lieferungen der multinationalen Firmen der USA. 57 Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 58 58 Spezialanalysen einem EU-Mitgliedsstaat darstellte.7 Unter den absatzseitigen Motiven spielen neben den beiden dominierenden Faktoren «Erschliessung neuer Märkte» und «Sicherung /Ausbau bestehender Märkte» die Vorteile eine Rolle, die eine Präsenz vor Ort für die «gute Bedienung der Kundenwünsche» und die «Vertrautheit mit den lokalen Marktverhältnissen» bietet. Sich in der «Nähe des Hauptabnehmers» anzusiedeln, ist ebenfalls ein bedeutendes absatzorientiertes Distributionsmotiv; denn in manchen Fällen ist diese Nähe erforderlich, um mit den (lokalen) Konkurrenten mithalten zu können. Die Distributionsmotive unterscheiden sich zwischen der Industrie und dem DL-Sektor nur unwesentlich. Bei Fertigung/Beschaffung sind absatzseitige Motive von etwa gleich grosser Bedeutung wie bei Distribution, und auch die relative Bedeutung der entsprechenden Einzelmotive ist sehr ähnlich. Aber im Unterschied zur Distribution fallen bei Fertigung /Beschaffung neben absatzseitigen auch kostenseitige Motive ins Gewicht (siehe Tabelle 4). Dabei steht die Nutzung niedriger Löhne im Vordergrund, und in zweiter Linie geht es darum, von einer kostengünstigen Belieferung durch die Auslandfilialen zu profitieren. Letzteres steht im Einklang mit dem in den Grafiken 1a und 1b dargestellten Muster der firmeninternen Leistungsverflechtung, das auf die grosse Rolle der Optimierung der Unternehmensstandorte entlang der Wertschöpfungskette hinweist. Der einzige ins Gewicht fallende Tabelle 4: Motive für eine direkte Auslandpräsenz bei Fertigung/Beschaffung (prozentualer Anteil der Firmen, die dem jeweiligen Motiv eine (sehr) hohe Bedeutung beimessen) (Basis: Auslandaktive Firmen im Bereich «Fertigung» oder «Beschaffung») Industrie DL-Sektor Absatzseite Exportchancen nach Drittmärkten nutzen 36 32 Sicherung /Ausbau eines bisherigen Marktes 48 47 Erschliessung neuer Absatzmärkte 53 55 Hauptabnehmer befindet sich in der Zielregion 34 29 Hauptkonkurrenten sind in der Zielregion präsent 17 11 Mit früher Präsenz Konkurrenzvorteile realisieren 22 21 Überwindung von Handelsschranken 21 12 Im Speziellen: Besserer Zugang zum EU-Binnenmarkt 18 15 Kostenseite 7 Reiche natürliche Ressourcen 10 9 Besseres Angebot an Vor- /Zwischenprodukten 17 13 Einsparung von Transportkosten 22 15 Fachkräfte reichlich vorhanden 19 16 Wenig qualifiziertes Personal reichlich vorhanden 16 9 Niedrige Lohnkosten 50 26 Bessere/kostengünstigere Infrastrukturleistungen 25 12 (Kostengünstige) Belieferung der eigenen Firma 36 18 Aufwertungsdruck /Volatilität des Frankens entgehen 19 8 Vorteile bezüglich Steuern/Investitionsbeihilfen 13 9 Flexiblere Arbeitsmarktregulierung 12 7 Lockere Umweltschutzgesetze 4 1 Einfachere/zügigere Bewilligungsverfahren 8 9 Siehe die Studie von Arvanitis et al. (2001), die auf einer von der KOF im Jahr 1998 durchgeführten Unternehmensbefragung zur Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft beruhte, die ähnlich konzipiert war wie die Erhebung von 2010. Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 59 Frühjahr 2011 Unterschied zwischen Industrie und DL-Sektor betrifft das Motiv der Nutzung der im Ausland tieferen Lohnkosten. Dieser Beweggrund ist zwar auch im DL-Sektor von einiger Bedeutung, fällt aber bei weitem nicht so stark ins Gewicht wie in der Industrie. Insgesamt überwiegen im DL-Sektor eindeutig die absatzseitigen Motive. Aber auch in der Industrie scheint diese Motivgruppe eine etwas grössere Rolle zu spielen als die kostenseitigen Faktoren. Regulatorische Nachteile des Standorts Schweiz sind bei Fertigung /Beschaffung – ebenso wie bei Distribution – in keinem der beiden Sektoren ein Motiv, um im Ausland aktiv zu werden. Bei F&E sind zusätzlich auch wissensorientierte Motive zu berücksichtigen. Denn durch die Nähe zu Hochschulen oder zu Netzwerken innovativer Firmen erhält die Mutterfirma Zugang zu neuem Wissen, was jedoch voraussetzt, dass sie vor Ort F&E betreibt. Nur so hat sie die Kapazität, neues Wissen in ihre eigene Wissensbasis zu integrieren, und nur so ist sie ein attraktiver Partner für F&E-Kooperationen und ein interessanter Arbeitgeber für extern verfügbare Forscher, die über das gewünschte Wissen verfügen. Hinter dem Absatzmotiv steht bei F&E die Absicht oder Notwendigkeit, vor Ort die vielfach in der Schweiz entwickelten Produkte an die spezifischen lokalen Marktbedürfnisse anzupassen, und das Kostenmotiv bezieht sich darauf, dass im Vergleich zur Schweiz die Löhne des F&E-Personals in der Mehrzahl der Länder niedriger sind und der Staat die privaten F&EAktivitäten stärker fördert. Es zeigte sich, dass in der Industrie wissens-, absatz- und kostenseitige Motive für F&E-Aktivitäten im Ausland etwa von gleich grosser Bedeutung sind. Im DL-Sektor ist das Motivmuster weniger ausgewogen. Bei den DL-Firmen dominieren absatzseitige Motive, also die F&E-gestützte Anpassung der Produkte an die lokalen Marktverhältnisse; aber auch in diesem Sektor kommt wissens- und kostenorientierten Motiven eine gewisse Bedeutung zu. Keine wesentliche Rolle spielen in beiden Sektoren allfällige regulierungsbedingte Nachteile des Standorts Schweiz, welche Firmen dazu bewegen könnten, ihre F&E-Aktivitäten vermehrt im Ausland anzusiedeln (z.B. restriktive Regulierungen für F&E in Bereichen wie Gentechnik oder Humanmedizin). 5 AUSWIRKUNGEN DER AUSLANDAKTIVITÄTEN AUF DIE PRODUKTIVITÄT DER MUTTERFIRMA Abschliessend untersuchten wir, ob Unternehmen, die im Ausland investiert haben, ihre Produktivität im Zeitablauf stärker steigern konnten als vollständig inlandorientierte Firmen oder als Unternehmen, die im Ausland ausschliesslich durch Exporte präsent sind. Die theoretische wie auch die empirische Literatur hat bisher auf diese Frage keine eindeutige Antwort gefunden.8 Die Resultate des vorliegenden Beitrags deuten darauf hin, dass zwischen der direkten Auslandpräsenz und der Steigerung der Produktivität einer Mutterfirma ein positiver Zusammenhang besteht. Allerdings gilt dies – wie im Folgenden dargestellt wird – nur für einen Teil der auslandaktiven Unternehmen (z.B. Firmen mit Investitionen in einer bestimmten Zielregion). In der Industrie wirken sich – wie aus Tabelle 4 hervorgeht – Auslandinvestitionen jener Unternehmen direkt positiv auf das Wachstum der Produktivität aus, die im Internationalisierungsprozess bereits weit fortgeschritten sind (d.h. Firmen, die neben Distribution und / oder Produktion im Ausland auch F&E betreiben). Dasselbe gilt für Firmen, die primär in den Zielregionen Nordamerika, Asien oder Lateinamerika investiert haben. Ausserdem 8 Zu den Resultaten der theoretischen Literatur siehe z.B. Barba Navaretti und Venables (2004), zum Stand der empirischen Forschung vgl. z.B. Temouri et al. (2010). 59 Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 60 60 Spezialanalysen verzeichnen auch auslandaktive Firmen mit einer hohen Humankapitalintensität im Vergleich zu Unternehmen ohne Auslandpräsenz eine höhere Produktivitätssteigerung; allerdings ist dieser Effekt indirekt, d.h. er kommt durch das Zusammenwirken von Auslandaktivität und Humankapital zustande (Interaktionseffekt). Keine Evidenz finden wir für Produktivitäts-Spillovers von den Firmen mit direkter Auslandpräsenz auf Unternehmen, die nur im Inland operieren oder im Ausland nur durch Exporte aktiv sind. Auch im DLSektor begünstigt die Auslandpräsenz die Entwicklung der Produktivität der Mutterfirmen. Allerdings ist dieser Effekt auf andere Gruppen von auslandaktiven Unternehmen zurückzuführen als in der Industrie. Positive Effekte resultierten für Firmen, die noch wenig internationalisiert sind, d.h. die im Ausland nur Distribution betreiben. Die Produktivität nimmt auch in jenen Mutterfirmen überdurchschnittlich zu, welche im Ausland über «Joint Ventures» (Gemeinschaftsunternehmen) präsent sind. Dasselbe gilt für Firmen mit Investitionen in der Zielregion «andere Länder» (d.h. Japan, Australien, Afrika). Insgesamt scheinen – im Gegensatz zur Industrie – die Produktivitätsgewinne von Auslandaktivitäten bei relativ geringem Grad der Internationalisierung am höchsten zu sein. Wie in der Industrie gibt es keine Hinweise auf nennenswerte Produktivitäts-Spillovers.9 Tabelle 5: Einfluss von Auslandaktivitäten (AA) auf das Wachstum der Arbeitsproduktivität (OLS-Schätzungen) Erkärende Variablen Industrie DL-Sektor AA ja/nein AA * Anteil tertiär Ausgebideter + AA * Investitionen pro Besch. AA-Spillover zu inländischen Firmen AA: vor 1990 AA: 1990-2000 AA: nur Distribution + AA: nur Produktion AA: Distribution und Produktion AA: Distribution und/oder Produktion und F&E + AA: eigene Auslandsfiliale AA: Joint Venture + AA: langfristige Verträge AA: EU AA: USA + AA: Süd-/Osteuropa (inkl. Russland) AA: Asien + AA: Lateinamerika + AA: Andere Länder + + Die Koeffizienten der in der Tabelle aufgeführten Variablen wurden einzeln in separaten Regressionen geschätzt, die in jedem Fall auch die «Kernvariablen» des Produktivitätsmodells (Sachkapital, Humankapital, F&E-Investitionen im Inland) enthalten. Die Koeffizienten dieser Variablen, die – wie erwartet – durchwegs positiv waren, werden in der Tabelle nicht ausgewiesen. Die Tabelle zeigt nur die Vorzeichen der statistisch signifikanten Koeffizienten (Testniveau von 10%). 9 Die ausführliche Studie, auf welcher der vorliegende Artikel beruht, enthält auch eine ökonometrische Analyse des Zusammenhangs zwischen der Auslandaktivität und der Innovationsleistung, einem anderen Mass der Unternehmensleistung, das aber – wie Arvanitis (2008) gezeigt – hat mit der Produktivität korreliert. Aus den entsprechenden Modellschätzungen geht hervor, dass der «Innovationseffekt» von Auslandaktivitäten grösser ist als der «Produktivitätseffekt». Aber analog zu den Auswirkungen auf die Entwicklung der Produktivität ist der gesamthaft positive Innovationseffekt ebenfalls nur auf Mutterfirmen mit ganz bestimmten Arten von Auslandaktivitäten zurückzuführen (Firmen mit früher Auslandpräsenz; Unternehmen, die ihre Auslandsaktivität als Joint Venture oder Kooperationen organisiert haben usw.). Und erneut gibt es keine gesicherten Hinweise auf Spillovers zwischen den Firmen mit direkter Auslandpräsenz und den übrigen Unternehmen. Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 61 Frühjahr 2011 6 SCHLUSSFOLGERUNGEN 6.1 Substitution versus Komplementarität Die Auswirkungen von Investitionen an ausländischen Standorten auf die heimische Wirtschaft werden – nicht nur in der Schweiz – unterschiedlich beurteilt. Die einen vertreten die Meinung, dass Auslandinvestitionen auf Kosten der inländischen Wirtschaft gehen, also inländische Aktivitäten durch Auslagerung verdrängen (Substitutionshypothese). Die anderen gehen davon aus, dass inländische Aktivitäten von einer direkten Auslandpräsenz profitieren (Komplementaritätshypothese), z.B. durch die Markterweiterung für im Inland entwickelte Produkte, die Konzentration im Inland auf wertschöpfungsintensive Aktivitäten, die Verbreiterung der Wissensbasis der Mutterfirmen usw. Die vorliegende Studie erlaubt ein Urteil über die beiden konkurrierenden Hypothesen. Im Fall der Schweiz dominieren die Komplementaritätseffekte. Diese Schlussfolgerung wird durch die Resultate verschiedener Teiluntersuchungen gestützt. Erstens zeigt die Analyse der Leistungsverflechtung innerhalb der Konzerne (Kapitel 3), dass die Lieferungen der Mutterfirmen an ihre Auslandeinheiten die in umgekehrter Richtung fliessenden Leistungen bei weitem überwiegen. Das Muster der konzerninternen Leistungsverflechtung entspricht den komparativen Vorteilen der Schweiz (Humankapital, technologisches Wissen). Zweitens wird die Komplementaritätshypothese auch durch die Resultate zu den Motiven für Auslandaktivitäten gestützt (Kapitel 4). Im DL-Sektor dominieren bei allen drei Unternehmensfunktionen die Motive, die auf eine Erhöhung des Absatzes abzielen. Aber auch in der Industrie überwiegen insgesamt – trotz erheblicher Bedeutung der kostenorientierten Motive – diejenigen Motive, die auf eine Stärkung der Markt- und Konkurrenzposition abzielen. Drittens finden wir auch in der Teiluntersuchung zu den Determinanten der Auslandpräsenz keine Evidenz für Substitutionseffekte (Kapitel 2). Vielmehr sind firmenspezifische Stärken die treibende Kraft, und zwar solche, die mit den komparativen Vorteilen der Schweiz übereinstimmen (Innovationsfähigkeit, Humankapital usw.). Viertens zeigt eine Teilstudie zur Wahl der Standorte von Auslandaktivitäten,10 dass die (quantitativ dominierenden) Investitionen in den Zielregionen Westeuropa, Nordamerika und asiatische «Tigerstaaten» komplementär sind zu den Aktivitäten der Mutterfirma in der Schweiz. Fünftens liefert auch die Teiluntersuchung zum Einfluss der Auslandaktivitäten auf die Produktivitätsentwicklung und die Innovationsleistung der Mutterfirmen – jedenfalls für einen erheblichen Teil der auslandaktiven Unternehmen – Evidenz für die Komplementaritätshypothese (Kapitel 5). 6.2 Wirtschaftspolitische Implikationen Angesichts der Komplementarität von ausländischen und inländischen Aktivitäten der Mutterfirmen und des hohen Internationalisierungsgrads der Schweizer Wirtschaft – und nicht nur der Grossunternehmen – besteht für die Wirtschaftspolitik grundsätzlich kaum Handlungsbedarf. Dennoch sei hier auf zwei politikrelevante Punkte hingewiesen. (a) Die Schweiz bietet offensichtlich gute Voraussetzungen, um vom Internationalisierungsprozess zu profitieren. Deshalb muss die Politik in erster Linie dafür sorgen, dass die Schweiz als Standort für F&E-intensive Headquarter und generell für innovative Unternehmen weiterhin gute Bedingungen bietet bzw. ihre Standortattraktivität noch verbessert. Gefordert sind damit in erster Linie die Bildungs- und Forschungspolitik sowie die Steuerpolitik. 10 Diese Fragestellung ist Gegenstand einer ökonometrischen Teilstudie, auf die wir in diesem Beitrag nicht eingegangen sind (siehe dazu «Determinanten der Wahl ausländischer Zielregionen», Kapitel 4 unserer ausführlichen Studie). 61 Dok_4_2011_sommer_spezialanalysen_2_SA_HH_Layout 1 20.06.2011 11:38 Seite 62 62 Spezialanalysen (b) Gemäss den hier nicht präsentierten Resultaten zu den Hemmnissen für Auslandaktivitäten gibt es darunter auch gewisse Faktoren, die von der Politik beeinflusst werden können. Zu denken ist in erster Linie an Probleme infolge von Restriktionen in den Zielregionen: beschränkter Marktzugang für ausländische Firmen, ungenügender Schutz des geistigen Eigentums, generell restriktive Regulierung wirtschaftlicher Aktivitäten. Verbesserungen in dieser Hinsicht sind wohl nur im Rahmen von bilateralen, über die WTO-Regeln hinausgehendes Wirtschaftsabkommen zu erreichen. LITERATUR Arvanitis, S. (2008): Innovation and Labour Productivity in the Swiss Manufacturing Sector: An Analysis Based on Firm Panel Data, in: C. van Beers, A. Kleinknecht, R. Ortt and R. Verburg (eds.), Determinants of Innovative Behaviour: A Firm’s Internal Practices and its External Environment, Palgrave, London-Basingstoke, pp. 13– 62. Arvanitis, S., M. Bezzola, L. Donzé, H. Hollenstein und D. Marmet (2001): Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft. Ausmass, Motive, Wirkungen, vdf Hochschulverlag, ETH Zürich. Arvanitis, S., Hollenstein, H., Ley, M. und T. Stucki (2011): Die Internationailisierung des Dienstleistungssektors der Schweizer Wirtschaft, Die Volkswirtschaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, 84(4), 21– 25. Barba Navaretti, G. and A. Venables (2004): Multinational Firms in the World Economy, Princeton University Press, Princeton. Dunning, J.H. (2000): The Eclectic Paradigm as an Envelope for Economic and Business Theories of MNE Activity, International Business Review, 9, 163–190. Dunning, J.H. and S.M. Lundan (2008): Multinational Enterprises and the Global Economy, Second Edition, Edward Elgar, Cheltenham (UK). Hollenstein, H. (2005): Determinants of International Activities: Are SMEs Different, Small Business Economics, 24, 431– 450. Schweizerische Nationalbank (2010): Statistik der Direktinvestitionen: Auslandvermögen der Schweiz, Zürich (www.snb.ch/de/iabout/stat/statpub/iip/id/statpub_iip_hist). Temouri, Y., Driffield, N.L. and D. Anon Higon (2010): German Outward FDI and Firm Performance, Applied Economics Quarterly, 56(1), 31–50. Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 63 63 Sommer 2011 SPEZIALANALYSEN – 3 DER NUTZEN UNTERSCHIEDLICHER ARTEN VON INTERNATIONALEN WIRTSCHAFTSABKOMMEN 1 Zusammenfassung: In diesem Beitrag berichten wir über die Resultate einer Studie, welche die Effekte von ökonomischen Integrationsabkommen auf Aussenhandelsströme und Direktinvestitionen untersucht. Dabei werden auch die Faktoren berücksichtigt, die einen Einfluss darauf haben, wer mit wem welche Art Abkommen schliesst. Angaben zum Zeitpunkt des Abschlusses der genannten Abkommenstypen über nahezu zwei Jahrzehnte erlauben die Identifikation typischer sequentieller Muster der ökonomischen Integration. Des Weiteren ermöglichen die Daten Aussagen zur Frage, ob grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten überhaupt zustande kommen (der so genannte Effekt am extensiven Rand) als auch in welchem Ausmass bestehende Aktivitäten durch ein Abkommen ausgeweitet werden (der so genannte Effekt am intensiven Rand). Grundlage des Beitrags: Egger, P. und G. Wamser (2011): Selektion in und Effekte von endogenen ökonomischen Integrationsabkommen, Strukturberichterstattung Nr. 47/4, Hrsg. vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Bern. 2 Stichworte: Wirtschaftliche Integration, Bilaterale Abkommen, Exporte, Direktinvestitionen, Multivariate Entscheidungsmodelle. 1 EINLEITUNG Für die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft im Herzen Westeuropas erscheint die Frage nach der Entwicklung optimaler Integrationsstrategien über die Zeit hinweg als besonders wichtig. Das Land zeichnet sich u.a. durch eine starke Exportposition im verarbeitenden Gewerbe und bei wissensintensiven handelbaren Dienstleistungen aus, aber auch durch eine beachtliche Präsenz von multinationalen Unternehmen. Welche Abkommen sind nötig, um diese Stärken zu sichern bzw. noch auszubauen? Was können wir für die Schweiz aus typischen ökonomischen Integrationspfaden, die andere Länder in Form von Abkommen beschritten haben, lernen? Welche Auswirkungen auf aussenwirtschaftliche Transaktionen dürfen wir daraus erwarten? Ziel dieses Artikels und insbesondere der zugrunde liegenden Studie ist es, einige Antworten auf diese Fragen zu geben. Im Folgenden werden typische Muster beim Abschluss von ökonomischen Abkommen beschrieben, die Determinanten der Wahl des Abkommenspartners und der Abkommensart identifiziert und Auswirkungen auf Handels- sowie Direktinvestitionsvolumina abzuschätzen versucht. Abschliessend fassen wir zusammen und ziehen für die Schweiz einige Schlussfolgerungen. 1 Eine erste Fassung dieses Artikels erschien in: Die Volkswirtschaft – Das Magazin für Wirtschaftspolitik, 84(4), 7–10. 2 Die Studie kann beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestellt oder von dessen Website heruntergeladen werden (http://www.seco.admin.ch/dokumentation/publikation/00004/00018/index.html?lang=de). PETER EGGER GEORG WAMSER Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 64 64 Spezialanalysen 2 HÄUFIGKEIT UND ABSCHLUSSMUSTER VON MITGLIEDSCHAFTEN IN WIRTSCHAFTLICHEN INTEGRATIONSABKOMMEN Tabelle 1 enthält für 129 Volkswirtschaften Informationen über die Häufigkeit bestimmter bilateraler Abkommen im Zeitraum 1990 –2005. Zudem gibt die Tabelle Auskunft darüber, wie sich das Abkommensnetzwerk im betrachteten Zeitraum verändert hat. Die Studie fasst ökonomische Integrationsabkommen sehr weit. Es werden Güterhandelsabkommen (GA), Dienstleistungshandelsabkommen (DA), bilaterale Investitionsschutzabkommen (IA), bilaterale Doppelbesteuerungsabkommen (SA) und Währungsabkommen (Währungsunionen bzw. Währungen mit Kursbindung, WA) betrachtet. Alle eindeutigen bilateralen Tabelle 1: Möglichkeiten ökonomischer Integration Paare Wechsler Wechsler GA Integrationsabkommen DA SA IA WA (insgesamt) (in) (aus) 0 0 0 1 0 1 0 1 1 0 1 0 0 1 1 1 0 0 1 1 0 1 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0 1 0 1 1 0 0 0 1 1 0 1 1 0 1 1 1 1 0 0 0 1 1 0 1 0 0 1 0 0 1 1 0 1 1 1 1 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 1 1 1 1 1 1 0 1 0 1 0 1 1 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 1 0 0 1 0 1 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 93.200 10.005 7.093 4.345 3.319 1.631 1.444 1.136 1.207 1.003 534 421 407 262 216 197 171 95 78 73 70 64 40 8 0 0 0 0 0 0 0 0 94 544 139 111 275 54 143 83 104 124 59 47 24 65 6 35 24 13 14 9 11 15 4 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1030 299 41 102 86 45 89 27 38 111 2 42 14 0 27 12 2 2 5 5 5 13 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 127.019 1.998 1.998 0 1 GA: Güterhandelsabkommen; DA: Dienstleistungshandelsabkommen; IA: Investitionsschutzabkommen; SA: Doppelbesteuerungsabkommen; WA: Währungsabkommen. 0 (es besteht kein Abkommen), 1 (es besteht ein Abkommen). Paare (insgesamt) bezeichnet die Anzahl an Länderpaar-Jahr Kombinationen. Wechsler (in) entspricht der Anzahl der Länderpaare, die in eine entsprechende Kombination eintreten. Wechsler (aus) entspricht der Anzahl dern Länderpaare, die eine entsprechende Kombination verlassen, um in eine andere Integrationskombination einzutreten. Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 65 Sommer 2011 Aussenwirtschaftsbeziehungen, welche diese Länder bilden – d.h. (129*128) /2 = 8256 Länderpaare – und alle 16 Jahre zwischen 1990 und 2005 gehen in die Analyse ein. Da wir 5 Typen von Abkommen betrachten, denen Länder alternativ oder sich ergänzend beitreten können, ergeben sich 2 5 = 32 Möglichkeiten ökonomischer Integration. In Tabelle 1 sind diese Kombinationen – geordnet nach der Häufigkeit des Auftretens – aufgelistet. Da der Datensatz in grosser Zahl Schwellen- und Entwicklungsländer umfasst, überrascht es nicht, dass die meisten der möglichen Länderpaar-Jahr Kombinationen nicht auftreten (als 00000 indiziert); zahlreiche dieser Länder sind also noch wenig in die Weltwirtschaft eingebunden. Dass sich für viele der bilateralen Beziehungen das Aushandeln eines bilateralen Abkommens nicht lohnt, zeigt, wie wichtig und nützlich es ist, dass es WTO-Bestimmungen gibt, welche solche bilateralen Wirtschaftsbeziehungen klar regeln. Zu beachten ist jedoch auch, dass relativ viele Länderpaare diesen abkommenslosen Zustand im Laufe des Untersuchungszeitraums verlassen haben. Für nahezu 10% der Beobachtungen besteht ein SA ohne jegliche andere Abkommensform. Dieser Zustand wird häufiger aufgesucht als verlassen. Als nächst häufige Zustände folgen DAs. Während in 7093 Länderpaar-Jahren ausschliesslich ein DA abgeschlossen wurde und daneben kein weiteres Abkommen bestand, findet sich in 4356 Länderpaar-Jahren zusätzlich zu einem DA ein oder mehrere weitere Abkommen. Ein GA ohne weiteres Abkommen bestand in 4345 Länderpaar-Jahren. In 5325 Fällen existierte neben einem GA noch ein anderes oder mehrere weitere Abkommen. Nur 8 der 32 Kombinationsmöglichkeiten kommen in den Daten überhaupt nicht vor. Fragt man nach typischen Integrationspfaden, zeigt sich, dass viele der Länder, die anfänglich noch kein Wirtschaftabkommen abgeschlossen hatten, einen ersten Integrationsschritt in Form von SAs vollzogen, gefolgt von WAs und DAs 3. Immerhin wird in 79 Fällen als erster Integrationsschritt ein GA abgeschlossen. WAs sind insgesamt als Abkommen besonderer Art anzusehen. Selbst zwischen Ländern (etwa in Westeuropa oder Nordamerika), welche der Idee eines optimalen Währungsraumes noch am nächsten kommen, wird diese Form der Integration nicht gewählt. Zudem sind viele der Währungsabkommen oder Kursbindungen aus einer Krise heraus entstanden und sind nicht notwendigerweise auf eine langfristige Bindung angeTabelle 2: Integrationsverläufe – Häufigste Fälle Kombinationen (2-Fach Wechsler) # von in in 59 00000 00100 00110 49 00000 00010 00110 49 00000 10000 10100 28 00000 00100 11100 22 00100 00110 11110 17 00000 00001 00000 10 00100 00000 00100 # gibt die Anzahl der Länderpaare an, die den entsprechenden Integrationsverlauf gewählt haben. Integrationsabkommenskombinationen entsprechend der Reihenfolge in Tabelle 1: GA – DA – SA – IA – WA. 0 (es besteht kein Abkommen), 1 (es besteht ein Abkommen). 3 Dienstleistungsabkommen sind in dieser Untersuchung so zahlreich, da auch einfache Handelsabkommen berücksichtigt wurden. 65 Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 66 66 Spezialanalysen legt. Dies zeigt sich unter anderem am Umstand, dass relativ häufig (immerhin in 27 Fällen) von einem Status mit GA und WA in einen solchen nur mit GA gewechselt wird. Tabelle 2 fokussiert auf Integrationspfade mit mindestens zwei sequentiellen Integrationsschritten bei Fehlen jeglicher Art von Abkommen oder bei Bestehen eines SA im Ausgangszustand. Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass 59 Länderpaare ohne Abkommen zunächst ein SA abschlossen und dieses in der Folge um ein IA ergänzten. Von 49 Länderpaaren wurde der umgekehrte Weg beschritten, d.h. zuerst ein IA vereinbart und dann ein SA. Weitere 49 Länderpaare ohne Abkommen schlossen zuerst ein GA ab, um dieses dann um ein SA zu ergänzen. 28 Länderpaare ohne Abkommen begannen mit einem SA und ergänzten dieses dann zusätzlich sowohl durch ein GA als auch ein DA. Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Integration zwischen zwei Ländern häufig mit einem SA oder IA beginnt und dann um ein IA bzw. SA ergänzt wird, bevor ein GA und /oder ein DA abgeschlossen wird. 3 DETERMINANTEN DER MITGLIEDSCHAFT IN ABKOMMEN DER WIRTSCHAFTLICHEN INTEGRATION Ein wichtiges Ziel der Studie war es, nach dieser ersten Bestandsaufnahme wirtschaftlicher Integrationsschritte die Systematik dieser Schritte zu erklären. Dies erfolgte mit Hilfe statischer und dynamischer multivariater Entscheidungsmodelle. Insbesondere wurden ökonomische Erklärungsfaktoren herangezogen, die aus der Literatur als Triebkräfte bzw. Hemmnisse des Handels mit Gütern und Dienstleistungen bzw. der Direktinvestitionstätigkeit bekannt sind. Aus früheren Forschungsarbeiten wissen wir, dass Länder mit einem hohen natürlichen Handels- und Direktinvestitionsvolumen – also mit einem Volumen, das höher ist, als es die relevanten ökonomischen Erklärungsfaktoren erwarten lassen – grosses Interesse am Abbau bzw. an der Beseitigung von politischen Barrieren für diese Aktivitäten haben sollten. Darüber hinaus wurden auch politische Erklärungsfaktoren (Stabilität des politischen Regimes, Häufigkeit und Länge politischer Konflikte, etc.) berücksichtigt. Die in die Entscheidungsmodelle einbezogenen Determinanten ökonomischer Integrationsabkommen sind in Box 1 aufgeführt und begründet. Die empirischen Modelle, die auf den in der Box dargestellten Variablen beruhen, konnten die Wahl der Integrationsstrategien in hohem Mass erklären. Die gleichzeitige Betrachtung von 5 unterschiedlichen Abkommen eröffnet interessante Vergleichsmöglichkeiten. So zeigt sich beispielsweise, dass geographische Faktoren wie die Entfernung zwischen Länderpaaren die Wahrscheinlichkeit, dass ein Abkommen abgeschlossen wird, unterschiedlich beeinflusst, je nachdem, um welche spezifische Abkommensart es sich handelt. Insgesamt üben verschiedene natürliche, ökonomische und politische Bestimmungsfaktoren signifikante Einflüsse auf den Abschluss eines Abkommens aus. Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 67 Sommer 2011 Box 1: Übersicht zu den Determinanten ökonomischer Integrationsabkommen Die empirische Spezifikation der Determinanten von Integrationsabkommen ist ähnlich der in Baier und Bergstrand (2004) und enthält die im Folgenden kurz beschriebenen Variablen. Theoretische Modelle zur Aussenhandels- sowie Investitionsliberalisierung legen nahe, dass die gleichen Determinanten, die den Handel zwischen Ländern beeinflussen, im allgemeinen Gleichgewicht auch die Auslandsdirektinvestitionen betreffen. Insofern bestimmen die gleichen Faktoren, die präferentielle Handelsliberalisierung erklären, auch die Liberalisierung von Investitionen (siehe Egger u.a., 2007 a,b; Egger u.a., 2006, oder Bergstrand und Egger, 2011). Natürlich bedeutet das nicht, dass verschiedene Typen der Liberalisierung nach der identischen Konfiguration von beobachtbaren Variablen vorgenommen werden. Allerdings hängen diese von den gleichen Bestimmungsfaktoren ab. Folgende beobachtbare Faktoren wurden berücksichtigt (Variablendefinitionen und -bezeichnungen entsprechend der eingangs erwähnten, diesem Beitrag zu Grunde liegenden Studie): • SumGDPijt ≡ (GDPit + GDPjt ), wobei GDPit das reale Bruttoinlandsprodukt (in U.S. Dollar des Jahres 2000) eines Landes darstellt. Nach der neuen Aussenhandelstheorie werden zwischen grösseren Ländern sowohl Handel als auch Direktinvestitionen ceteris paribus grösser sein und somit auch die Wohlfahrtseffekte von präferentiellen Handels- und/oder Investitionsliberalisierungen. Die Daten zum realen Bruttoinlandsprodukt stammen aus den World Development Indicators der Weltbank. • SimGDPijt ist definiert durch In [1 – (GDPit / GDPijt) 2 – (GDPjt / GDPijt) 2 ] und sollte ceteris paribus die Wahrscheinlichkeit, dass ein Länderpaar ein Abkommen abschliesst, positiv beeinflussen. • SumPOPijt ist analog zu SumGDPijt definiert, ausser dass nun die Zahl der Bevölkerung POPit sowie POPjt verwendet wird. Diese Variable wurde in früheren Studien nicht berücksichtigt (siehe Baier und Bergstrand, 2004), aber es scheint ratsam, sie einzuschliessen, falls sich Länder hinsichtlich der Produktivität stark unterscheiden. Die Daten zur Bevölkerung stammen ebenfalls aus den World Development Indicators der Weltbank. • SimPOPijt ist wie SimGDPijt definiert (lediglich mit Angaben zur Bevölkerungszahl) und aus denselben Gründen wie SumPOPijt in die Untersuchung aufgenommen. • DKLijt ist ein Mass für die unterschiedliche relative Faktorausstattung zweier Länder. Die Variable wird gemessen als die absolute Differenz des Logarithmus des realen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts zweier Länder (siehe Egger und Larch, 2008), | In(GDPit / POPit – In(GDPjt / POPit )|. Obwohl Unterschiede der realen Pro-Kopf-Einkommen keine perfekten Masse für die Unterschiede des Kapital-ArbeitsVerhältnisses darstellen, ist dieses Vorgehen zulässig, da die beiden Variablen hoch korreliert sind. Da Daten zum Pro-Kopf-Einkommen für sehr viele Länder und einen sehr viel längeren Zeitraum verfügbar sind als Investitions- und Kapitalstockdaten, wird die Variable DKLijt anhand des Pro-Kopf-Einkommens berechnet. Dies umso mehr als bei einer Berechnung des Kapital-Arbeits-Verhältnisses nach der «perpetual inventory»-Methode zahlreiche Annahmen hätten getroffen werden müssen (siehe Leamer, 1984). In Modellen in der Art von Helpman und Krugman (1985) mit Handel aber ohne Multinationale Firmen nimmt das Handelsvolumen mit DKLijt eindeutig zu, solange ein Ausgleich der Faktorpreise stattfindet. Werden Multinationale Firmen mitberücksichtigt und kommt es nicht zu einem Ausgleich der Faktorpreise, wirkt sich zwar DKLijt weiterhin auf die relevanten ökonomischen Grössen aus – und ebenso auf die Wohlfahrtseffekte von präferentiellen Handels- und Investitionsliberalisierungen –, aber der Einfluss ist nicht mehr eindeutig. • DKL2ijt ist der quadrierte Wert von DKLijt. Die Variable wird einbezogen, da der Einfluss von DKLijt auf Handel, Investitionen und Wohlfahrtseffekte von Integrationsabkommen von Natur aus nicht-linear ist. • Remoteijt misst die durchschnittliche Distanz zwischen zwei Ländern i und j von allen anderen Ländern des Datensamples in einem gegebenen Jahr t. Wird die (Grosskreis-)Distanz zwischen Ländern i und j mit Dij bezeichnet, ist Remoteijt = 0,5{[ln i z j Dij /( N t 1)] ln j zi Dij /( N t 1)} ¦ • ¦ (siehe Baier und Bergstrand, 2004; Egger und Larch, 2008), wobei Nt die Anzahl der Länder im Sample im Jahr t angibt. Remoteijt variiert über die Zeit, da auch die Zahl der Länder, die politisch unabhängig sind über die Zeit variiert. Je grösser Remoteijt für ein Länderpaar ist, umso wichtiger sind die Länder füreinander. In diesem Sinne würden wir einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Integrationsabkommens erwarten. DRowKLijt misst die durchschnittliche Differenz der relativen Faktorausstattungen des Länderpaars ij 67 Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 68 68 Spezialanalysen zusammen mit allen Ländern des Samples innerhalb eines Jahres t. Ähnlich wie DKLijt basiert die Variable auf den absoluten logarithmierten Differenzen der Pro-Kopf-Einkommen (siehe Egger und Larch, 2008). • Distanceij ist der natürliche Logarithmus der geographischen (Grosskreis-)Distanz zwischen den ökonomischen Zentren zweier Länder. Wir nutzen die Distanzvariable, die vom Centre d’Études Prospectives et d’Informations Internationales (CEPII) in deren geographischem Datensatz zur Verfügung gestellt wird. • Common Borderij ist eine Indikatorvariable, die immer dann den Wert eins annimmt, wenn zwei Länder eine gemeinsame Grenze teilen. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII. • Common Languageij ist eine Indikatorvariable, die immer dann den Wert eins annimmt, wenn in zwei Ländern die gleiche Sprache (offiziell und andere) gesprochen wird. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII. • Same Continentij ist eine Indikatorvariable, die immer dann den Wert eins annimmt, wenn zwei Länder (zumindest teilweise) auf demselben Kontinent liegen. Die Variable ist auf Basis von öffentlich zugänglichen Daten von CEPII gebildet. • WTO Memberitj (one) ist eine Variable, die immer dann eins ist, wenn lediglich ein Land eines Länderpaares GATT oder WTO Mitglied im Jahr t ist (siehe Egger und Nelson, 2010). • WTO Memberitj (both) ist eine Variable, die immer dann eins ist, wenn beide Länder eines Länderpaares GATT oder WTO Mitglied im Jahr t sind (siehe Egger und Nelson, 2010). • Landlockedij (one) ist eine Variable, die den Wert eins annimmt, falls eines der zwei Länder eines Paares Zugang zum Meer hat. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII. • Landlockedij (both) ist eine Indikatorvariable, die immer dann eins ist, wenn keines der beiden Länder eines Paares Zugang zum Meer hat. Die Variable stammt aus dem geographischen Datensatz des CEPII. • CMonthWarijt zählt die Anzahl der Tage, an denen ein seit dem Ende des 2. Weltkriegs bewaffnete Konflikte ausgetragen hat. Die Daten haben wir der Armed Conflict-Datenbank des International Institute for Strategic Studies entnommen. Generell kann man erwarten, dass lang anhaltende bewaffnete Konflikte Vertrauen und Vertragstreue zwischen Geschäftspartnern zweier Länder zerstören. Krieg beeinträchtigt somit die Basis für Handel und für Integrationsabkommen. • DiffYearWarijt zählt die Anzahl Jahre, die seit dem letzten bewaffneten, als Krieg klassifizierten Konflikt zwischen zwei Ländern verflossen sind. Die Daten stammen erneut aus der Armed Conflict-Datenbank des International Institute for Strategic Studies. Wir erwarten ceteris paribus grössere destruktive Kriegseffekte für Handel und Direktinvestitionen sowie für die Wahrscheinlichkeiten der Integration, je weniger lange ein Konflikt zurückreicht. • DiffRegDurijt zählt die absolute Differenz zwischen zwei Ländern, in denen ein politisches Regime im Amt ist. Die Daten sind der Marshall und Jaggers Polity IV-Datenbank entnommen. Politikwissenschaftler stellten fest, dass bei zunehmender Dauer eines Regimes ein stabiles Umfeld entsteht, das sich positiv auf den Handel auswirkt. • DiffPolFreedijt misst die Differenz im Polity 2-Index, der einen umso höheren Wert aufweist, je grösser die politische Freiheit in einem Land ist. Es hat sich gezeigt, dass ökonomische Aktivitäten von und in Ländern mit grösserer politischer Freiheit ceteris paribus grösser sind. Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 69 Sommer 2011 4 EFFEKTE VON MITGLIEDSCHAFTEN IN WIRTSCHAFTLICHEN INTEGREATIONSABKOMMEN Die Schätzung der oben genannten multivariaten Entscheidungsmodelle erlaubte es, Länderpaare zu bestimmen, die mit der gleichen Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Abkommenskombination aufweisen, sich in Wirklichkeit aber durch das Bestehen bzw. Fehlen eines bilateralen Abkommens unterscheiden (zur Methode siehe Lechner, 2001). Gestützt auf diese Paarbildung kann der durchschnittliche Effekt der verschiedenen Abkommensarten auf den Güterhandel (GH), den Dienstleistungshandel (DH) und die Direktinvestitionen (DI) abgeschätzt werden. Für das «durchschnittliche Länderpaar» im Sample wurden sowohl die langfristigen Auswirkungen der Abkommen als auch deren Kurzfristeffekte geschätzt. Gemäss den Schätzergebnissen erhöht im Durchschnitt jegliche Form von Integrationsabkommen die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen Länderpaaren mit Gütern gehandelt wird. Im Mittel findet sich ein Effekt von ca. 10 Prozentpunkten. Das bedeutet, dass im Vergleich mit der Situation ohne Integration ein Abkommen die Wahrscheinlichkeit, dass Länderpaare überhaupt miteinander handeln (extensiver Rand), um 10 Prozentpunkte erhöht. Auch das Ausmass des Güterhandels (intensiver Rand) wird durch jede Art von Abkommen positiv beeinflusst. Vergleicht man wiederum den Zustand ohne jegliche Integration mit Zuständen, in denen ein oder mehrere Abkommen abgeschlossen wurden, erhöht sich der (logarithmierte) Wert der Güterexporte um durchschnittlich ca. 2.7. Der Effekt von 2.7 impliziert, dass die Güterexporte um ca. 1387% steigen, was immens erscheint. Es ist jedoch zu beachten, dass diese riesige prozentuale Erhöhung einen Durchschnittseffekt darstellt, der durch einen Vergleich zwischen Länderpaaren mit einem oder mehreren Abkommen einerseits und Länderpaaren ohne jegliches Abkommen andererseits zustande kommt. Da es sich zudem um einen langfristig akkumulierten Effekt handelt, scheint eine Auswirkung in dieser Grössenordnung durchaus plausibel. Für den Dienstleistungshandel resultieren sowohl am extensiven als auch am intensiven Rand ähnliche Effekte. Der ökonomische Effekt am extensiven Rand fällt sogar noch grösser aus als beim Güterhandel und beträgt im Mittel ca. 18 Prozentpunkte. Das heisst: Im Vergleich zur Situation ohne jegliche Integration erhöht ein Abkommen die Wahrscheinlichkeit, dass Länderpaare überhaupt miteinander Dienstleistungen handeln, um 18 Prozentpunkte. Am intensiven Rand, der sich auf die Veränderung des Handelsvolumens bezieht, führt der Abschluss eines Integrationsabkommens im Durchschnitt zu einem Anstieg des (logarithmierten) Werts der Dienstleistungsexporte um ca. 1.56, was etwas weniger ist als beim Güterhandel. Betrachtet man schliesslich die Direktinvestitionen am extensiven und intensiven Rand, fällt auf, dass vor allem von SAs und IAs positive Effekte ausgehen. Demgegenüber hängen die Effekte auf den Güter- und den Dienstleistungshandel nur wenig vom Abkommenstyp ab. Bei beiden Arten von Transaktionen scheint jede Form von Abkommen zu mehr Exporten am extensiven und intensiven Rand zu führen. 69 Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 70 70 Spezialanalysen 5 FOLGERUNGEN FÜR DIE SCHWEIZ Für die Schweiz ergeben sich aus der durchgeführten Studie verschiedene Folgerungen. Zunächst lohnt sich ein genauerer Blick auf die Situation des Landes. Gemäss der verfügbaren Daten für das Jahr 2005 hatte die Schweiz mit ca. 30 der potentiellen Partnerländer ein GA abgeschlossen, mit 3 ein DA, mit 58 ein SA, mit 23 ein IA und ein WA.4 Wenn man sich die wichtigsten Integrationskombinationen ansieht, stellt man fest, dass mit 40% der potentiellen Partnerländer gar kein Abkommen abgeschlossen wurde, mit ca. 19% der Länder lediglich ein SA, mit ca. 18% ein GA und ein SA und mit ca. 10% ein SA und gleichzeitig ein IA.5 Ein Vergleich der Schweiz mit ausgewählten wirtschaftlich hoch entwickelten, ebenfalls relativ kleinen Volkswirtschaften zeigt, dass die Schweiz eine ähnliche Zahl von Integrationsabkommen unterhält. 2005 hatte die Schweiz, wie erwähnt, mit ca. 40% der potentiellen Partnerländer keinerlei Abkommen. Mit 25% der Länderpaare wurde genau ein Abkommen eingegangen und mit 35% mehr als ein Abkommen. Die entsprechenden Angaben für die Vergleichsländer sind ähnlich. Die Niederlande haben mit 37% kein Abkommen abgeschlossen und mit 34% eines. Dänemark ist mit 42% der Länderpaare kein Abkommen eingegangen, mit 29% nur eines. In Belgien wurde mit 43% der Länderpaare kein Abkommen, mit 29% nur ein Abkommen abgeschlossen. Ein einfacher deskriptiver Vergleich zeigt, dass sich das in der empirischen Untersuchung aller Länder gefundene Muster auch in den schweizerischen Daten findet. Mit den Ländern, mit denen die Schweiz keinerlei Abkommen abgeschlossen hat, beläuft sich der durchschnittliche (logarithmierte) Wert des bilateralen Güterhandels auf 2.29. Dies entspricht einem Wert von annähernd 10 Mio. US $. Ist mit einem Land ein SA sowie ein IA abgeschlossen worden (aber kein GA, DA oder WA; eine Kombination, die im Falle der Schweiz häufiger vorkommt, beispielsweise mit China, Indien und Thailand), so steigt dieser Wert im Durchschnitt auf 6.31. Dies entspricht etwa einem bilateralen Handelswert von 550 Mio. US $. Dieser einfache Vergleich der Durchschnittswerte (10 vs. 550 Mio. US $) zeigt, dass im Falle einer bilateralen Integration das durchschnittliche Handelsvolumen deutlich höher liegt; dieser Unterschied sollte allerdings nicht kausal interpretiert werden. Bei den Direktinvestitionen zeigt sich ein ähnliches Bild. Während sich der Wert der Direktinvestitionen ohne ein Abkommen auf 3.41 (ca. 30 Mio. US $) beläuft, liegt der Mittelwert gegenüber Ländern mit SA und IA mit 6.41 (ca. 608 Mio. US $) deutlich höher. Aus den obigen Resultaten können auch Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwiefern sich für die Schweiz – ausgehend von der aktuellen Situation – eine weitere Integration auszahlen würde. Wenn sie mit allen Ländern, mit denen sie gar kein Abkommen unterhält (40% der potentiellen Partnerländer), ein erstes Abkommen abschliessen würde, ergäben sich unabhängig vom Abkommenstyp positive Effekte auf die Güterexporte, die Dienstleistungsexporte sowie die Direktinvestitionen. Um genau zu sein: Würde als erster Integrationsschritt ein GA abgeschlossen, resultierte ein (logarithmierter) Langfrist-Effekt auf die Güterexporte von 2.32. Würde statt eines GA zuerst ein SA abgeschlossen, könnte man auf die Güterexporte einen (logarithmierten) Langfrist-Effekt von 2.7 erwarten. Bei den Direktinvestitionen wäre mit einem (logarithmierten) Langfrist-Effekt von 2.33 zu rechnen, während bei den Dienstleistungsexporten ein (logarithmierter) Langfrist-Effekt 4 Das Fürstentum Liechtenstein ist nicht als solches unter den 129 Ländern aufgeführt. 5 Es ist wichtig anzumerken, dass EU-weite bzw. generell alle multilateralen Abkommen zwischen Länderpaaren bilateral berücksichtigt werden, da die Untersuchung auf Länderpaar-Jahr Einheiten basiert. Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 71 Sommer 2011 von noch 1.58 erwartet werden könnte. Weitere Integrationsschritte wären dann, bestehende Investitionsschutz- und /oder Steuerabkommen durch Abkommen des Güter- und Dienstleistungshandels zu ergänzen, oder Abkommen des Güter- und Dienstleistungsverkehrs um solche des Investitionsschutzes oder der Doppelbesteuerungsvermeidung anzureichern. Im ersten Fall wäre mit einem Ansteigen des bilateralen Güterhandels um (log) 0.68 bzw. (log) 0.78 zu rechnen. Werden bestehende DAs und GAs um ein SA ergänzt, erhöht sich der Wert des bilateralen Güterhandels um (log) 2.98, falls gleichzeitig noch ein IA abgeschlossen wird, sogar um (log) 3.4. 6 ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNGEN Der Beitrag untersuchte die Auswirkungen von fünf verschiedenen wirtschaftlichen Integrationsabkommen auf den Aussenhandel mit Gütern bzw. mit Dienstleistungen sowie auf die Direktinvestitionen im Ausland. In einem ersten Schritt wurden hierfür die Determinanten für den Abschluss bilateraler Abkommen über einen Zeitraum von sechzehn Jahren ermittelt. Basierend auf diesen Ergebnissen wurden ähnliche Länderpaare mit und ohne Integrationsabkommen miteinander verglichen und so die ökonomischen Effekte des Abschlusses eines bestimmten Abkommenstyps bestimmt. Insgesamt zeigt die Untersuchung eindrücklich, dass mit der Zunahme der internationalen Wirtschaftsintegration die grenzüberschreitenden ökonomischen Aktivitäten wachsen. Die ermittelten Langfrist-Effekte deuten etwa auf eine Verdoppelung der Handels- und Investitionsströme hin. Eine zentrale Implikation der Ergebnisse besteht darin, dass ein Land nicht so sehr darüber nachdenken sollte, welche Art von Abkommen es zuerst abschliessen will, da ein GA oder SA den Handel mit Gütern und Dienstleistungen sowie die Direktinvestitionen in einem ähnlichen Ausmass stimuliert. Vielmehr sollten sie einen ersten Schritt tun, gleich welcher Art, denn vom Abschluss eines spezifischen Abkommenstyps gehen langfristig signifikante Effekte auf weite Bereiche der Wirtschaft aus. Auch für die Schweiz würde sich eine zusätzliche Öffnung im Sinne einer weiteren weltwirtschaftlichen Integration lohnen. Potenzial dafür ist angesichts dessen, dass mit vielen Ländern noch keine Wirtschaftsabkommen bestehen, ausreichend vorhanden. Die in diesem Beitrag summarisch wiedergegebenen quantitativen Ergebnisse zu den ökonomischen Effekten von spezifischen Integrationsabkommen und ihrer kombinierten Wirkung können für die künftige Ausrichtung der aussenwirtschaftlichen Strategie der Schweiz wichtige Anhaltspunkte liefern. 71 Dok_5_2011_sommer_spezialanalysen_3_GW_PE_Layout 1 20.06.2011 11:39 Seite 72 72 Spezialanalysen LITERATUR Baier, S. L. and J. H. Bergstrand (2004): Economic Determinants of Free Trade Agreements, Journal of International Economics 64, 29 – 63. Bergstrand, J. H. and P. Egger (2011): The Determinants of BITs, unpublished manuscript. Egger, P. and M. 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Dok_7_2011_sommer_publikationen_Layout 1 20.06.2011 11:40 Seite 73 WORKING PAPERS Vollständige Liste der Working Papers und anderer wissenschaftlicher Publikationen von KOF Mitarbeitenden unter: www.kof.ethz.ch/publications/science/ Dok_7_2011_sommer_publikationen_Layout 1 20.06.2011 11:40 Seite 74 74 Working Papers KOF Working Paper No. 283 / www.kof.ethz.ch/workingpapers THE ROLE OF COUNTRY-OF-ORIGIN CHARACTERISTICS FOR FOREIGN DIRECT INVESTMENT AND TECHNICAL COOPERATION IN POST-REFORM INDIA The decisions of foreign investors on technical cooperation versus equity engagements and on the degree of ownership in FDI projects are likely to depend on their relative bargaining position vis-à-vis the host country. India provides an interesting case for analyzing the interplay between country-of origin-characteristics and host-country-characteristics and their respective effects on ownership decisions since opening up its economy to FDI in the early 1990s. We perform negative binominal regressions by making use of a unique dataset on about 24,500 technical cooperation and FDI projects by investors from 45 countries of origin over the 1991–2004 period. We find that relative market size, relative financial market development, relative risk, relative endowment of human capital and previous international experience significantly affect the type of engagement by foreign investors in post-reform India. AXEL DREHER KRISHNA CHAITANYA VADLAMANNATIC KOF Working Paper No. 282 / www.kof.ethz.ch/workingpapers KEYNES’S AGGREGATE SUPPLY FUNCTION: EVERYTHING YOU ALWAYS WANTED TO KNOW ABOUT Z The paper suggests a consistent interpretation for the much debated Z-footnote on pp. 55–56 of the General Theory and discards claims recently made in the literature concerning the importance of output heterogeneity for Keynes’s macroeconomic approach. JOCHEN HARTWIG KOF Working Paper No. 281 / www.kof.ethz.ch/workingpapers ARE GDP REVISIONS PREDICTABLE? EVIDENCE FOR SWITZERLAND This study presents a model that delivers more accurate forecasts of the revised rather initial estimates of the quarterly GDP growth rate in Switzerland during the period of the recent financial crisis. The key explanation to our findings is that our model, capitalizing on the information contained in the Business Tendency Surveys, is able to predict future revisions of the initial estimates. Our findings imply that there seems to be a scope for improvement of how preliminary estimates of the quarterly GDP growth rate are produced in Switzerland. PETER NUNNENKAMP BORISS SILIVERSTOVS Dok_7_2011_sommer_publikationen_Layout 1 20.06.2011 11:40 Seite 75 Sommer 2011 75 KOF Working Paper No. 280 / www.kof.ethz.ch/workingpapers HAS THE EMU REDUCED WAGE GROWTH AND UNEMPLOYMENT? Testing a Model of Trade Union Behaviour By using a model of trade union behaviour Grüner (2010) argues that the introduction of the European Monetary Union (EMU) led to lower wage growth and lower unemployment in participating countries. Following Grüner’s model, monetary centralization lets the central bank react less flexibly to national business cycle movements. This increases the amplitude of national business cycles which, in turn, leads to higher unemployment risk. In order to counter-balance this effect, trade unions lower their claims for wage mark-ups resulting in lower wage growth and lower unemployment. This paper uses macroeconomic data on OECD countries and a difference-in-differences approach to empirically test the implications of this model. Although we come up with some weak evidence for increased business cycle amplitudes within the EMU, we neither find a significant general effect of the EMU on wage growth nor on unemployment. HEINER MIKOSCH JAN-EGBERT STURM CHRISTOPH MOSER JAN-EGBERT STURM KOF Working Paper No. 279 / www.kof.ethz.ch/workingpapers EXPLAINING IMF LENDING DECISIONS AFTER THE COLD WAR This paper empirically investigates the economic and political factors that affect a country’s likelihood to sign an arrangement with the IMF and the determinants of the financial size of such a program. Arguably the world and the global financial architecture underwent structural changes after the ending of Cold War and so did the role of the IMF. Hence, we update and extend the work of Sturm et al. (2005) by employing a panel model for 165 countries that focuses on the post-Cold War era, i.e., 1990–2009. Our results, based on extreme bounds analysis, suggest that some economic and political variables are robustly related to these two dimensions of IMF program decisions. Furthermore, we show that it is important to distinguish between concessional and non-concessional IMF loans. Dok_7_2011_sommer_publikationen_Layout 1 20.06.2011 11:40 Seite 76 76 Working Papers KOF Working Paper No. 278 / www.kof.ethz.ch/workingpapers THE DYNAMICS OF LABOR PRODUCTIVITY IN SWISS UNIVERSITIES This paper analyzes the labor productivity of Swiss university departments between 1995 and 2007. Using a parametric input distance function we estimate and decompose the Malmquist productivity indexes in line with Fuentes et al. (2001) and Atkinson et al. (2003). By contrast to those studies, this paper proposes a panel data specification to account for unobserved heterogeneity across production units. The adopted model is a mixed-effects model with department fixed effects as well as random coefficients for time variables. We also use an autoregressive stochastic term to model inefficiency shocks while allowing for gradual improvement of persistent inefficiencies. The results indicate a negative trend in overall productivity measured by Malmquist index, particularly after 2002, with an average productivity decline of about one percent per year. A major part of this productivity decline coincides with the recent developments in Switzerland’s higher education system following the adoption of the Bologna agreement. However, the results do not provide any evidence of statistically significant relationship between productivity and reforms. Our decomposition analysis suggests that the observed productivity decline could be contributed to technical regress but also to a rising inefficiency with a relatively high level of persistence. The results also point to various patterns across different fields. In particular, economics and business departments and law schools show the lowest performance, whereas science departments stand out as an exception with productivity improvement. THOMAS BOLLI MEHDI FARSI SPYROS ARVANITIS MARTIN WOERTER KOF Working Paper No. 277 / www.kof.ethz.ch/workingpapers FIRM CHARACTERISTICS AND THE CYCLICALITY OF R&D INVESTMENTS Aim of this study is to combine micro-aspects of firm behaviour with macro-aspects of business development and identify market conditions (for example, price competition) and firm characteristics (for example, type of R&D partners) that enable a firm to have a procyclical, anti-cyclical or non-systematic R&D investment behaviour. New elements of our analysis are: (a) the identification in our data of the above three main types of R&D behaviour with respect to the fluctuation of overall economic activity as measured by a standard composite indicator of the business conditions at industry level and (b) the investigation of a series of hypotheses as to innovation-relevant firm characteristics that underline the three different behaviour categories. The empirical results confirm to large extent our hypotheses and allow us to make profiles of the three types of R&D behaviour.