Abstracts Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Integrative Therapiemaßnahmen bei der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs Axtner, J.1; Grah, C.2; Matthes, B.3; Happe, A.1; Schad, F.1,2 1 2 3 Forschungsinstitut Havelhöhe gGmbH, Berlin Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin Medizinisches Versorgungszentrum Havelhöhe, Berlin Hintergrund: Integrative Therapiekonzepte und supportive Maßnahmen im Rahmen der Versorgung palliativer Lungenkrebspatienten zielen darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern, eigenen Ressourcen der Patienten zu aktivieren und Nebenwirkungen der konventionellen Therapie zu mindern. In der Anthroposophischen Medizin kommen hierbei zahlreiche Therapiemaßnahmen wie pflegerische Anwendungen, Kunsttherapien, Bewegungstherapien und die Misteltherapie zur Anwendung. Methoden: Im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, sowie im Medizinischem Versorgungszentrum Havelhöhe wurden seit 2006 354 Lungenkrebspatienten dokumentiert, die sich bereits bei Erstdiagnose im UICC Stadium IV befanden. Erhaltene Therapiemaßnahmen wurden nach Aktenlage erfasst und ausgewertet. Etwaige Unterschiede zwischen Gruppen wurden nichtparametrisch mittels Fishers Exakt-Test, χ² Test oder auch Medianvergleich getestet. Bei multiplen Tests wurde α entsprechend Bonferroni korrigiert. Ergebnisse: 127 (35,9%) Patienten waren weiblich, 227 (64,1%) waren männlich. Alter reichte von 32 bis 92 Jahre, betrug median 64 Jahre und unterschied sich nicht zwischen den Geschlechtern. Insgesamt erhielten 78,8% mindestens eine Zusatztherapie, davon 67,5% eine nichtpharmazeutische Therapie und 51.4% eine Misteltherapie. Nichtpharmazeutische Therapie waren: Psychologische Therapie (18.8%), Plastizieren (0,9%), Musik (15,5%), Maltherapie (8,8%), Physiotherapie (22,6%), Heileurythmietherapie (16,7%), Lymphdrainage (2,23), Atemtherapie (12,4%), Hyperthermie (0,3%), Massage (18,6%), Einreibungen (41.5%) und pflegerische Wickel/Umschläge (30,8%), wobei die Therapien von beiden Geschlechtern unterschiedliche wahrgenommen wurden. So gab es generell den Trend innerhalb der pflegerischen Anwendungen, der Bewegungstherapien und der Kunst-therapien, dass Frauen diese eher wählten als Männer, jedoch war die Odds ratio diesbezüglich nur für die Kunsttherapien signifikant von 1 verschieden (αBonferroni= 0.017; Bewegung: OR= 1.48, CI= 0.91-2.40, p= 0.098; Pflege: OR= 1.65, CI= 1.04-2.66, p= 0.034; Kunst: OR= 2.15, CI= 1.25-3.68, p= 0.004). Zudem waren Patienten die Misteltherapie oder Kunsttherapien erhielten im Median jünger als solche, die dies nicht erhielten (αBonferroni= 0.025; pMistel=0.007; pKunst=0.002). Es gab keine Geschlechtsunterschiede bezüglich der Anzahl gewählter nicht-pharmazeutische Therapien (χ ²= 6.32, df= 7, p= 0.503) und deren Anzahl betrug im Median bei Frauen 3 und bei Männern 2 und reichte jedoch bis zu 8 verschiedenen Therapien pro Patient. Insgesamt hatten 37,4% der Frauen und 31,4% der Männer mindestens 4 nicht-pharmazeutische Therapien. Schlussfolgerung: Bei ernsten Diagnosen wie dem fortgeschrittenen Lungenkarzinom sind integrative Therapieverfahren ein hilfreicher Baustein eines multimodalen Therapiekonzeptes. Gerade pflegerische Maßnahmen als auch psychoonkologische Betreuung und die Misteltherapie werden von den Patienten in Anspruch genommen. In der Versorgungsforschung sollte künftig verstärkt die Evaluierung der Lebensqualität berücksichtigt werden, um Effektivität derartiger Therapiemaßnahmen bewerten zu können. Abstracts 02 Relevanz und Problematik der neuen Hygienegesetzgebung am Beispiel der onkologischen Rehabilitation Eichhorn, A.¹; Barth, J.¹; Christiansen, B.² ¹Klinik Nordfriesland, Fachklinik für onkologische Rehabilitation und Anschlussrehabilitation (AHB), St. Peter-Ording ²Zentrale Einrichtung Interne Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Hintergrund: Das am 3. August 2011 ausgegebene „Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze“ enthält eine Reihe von Neuerungen, die für alle Einrichtungen des Gesundheitswesens Handlungsbedarf nach sich ziehen. Ein wichtiger jetzt verbindlich zu erfüllender Punkt ist die Bereitstellung von Hygienefachkräften und Krankenhaushygienikern. Die diesbezüglichen gesetzlichen Vorgaben sind inzwischen, wie im neuen Gesetz vorgesehen, auf Länderebene in Hygieneverordnungen geregelt. Sie fußen überwiegend auf einer Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) zu personellen und organisatorischen Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen. Diese Empfehlung bezieht sich auf die Verhältnisse in Krankenhäusern der Akutversorgung. Zu den Einrichtungen, in denen diese Vorgaben vom Gesetz her umgesetzt werden müssen, zählen aber auch Rehabilitationseinrichtungen, in denen "eine den Krankenhäusern vergleichbare medizinische Versorgung erfolgt". Dabei wird nicht berücksichtigt, dass inhaltlich gesehen nur ein kleiner Teil der stationären Rehabilitationspatienten bezogen auf ihr Infektionsrisiko Krankenhauspatienten gleichgesetzt werden muss und kann. Der weitaus größte Teil der Patienten in der stationären Rehabilitation ist aus hygienischer Sicht viel eher mit ambulanten Patienten zu vergleichen. Eine entsprechende Problematik ergibt sich auch im Hinblick auf Surveillance-Empfehlungen, die ebenfalls Besonderheiten in der Rehabilitation nicht berücksichtigen. Methode: Es werden hier praktische Hinweise zu einer risikoadaptierten Bereitstellung von Hygienefachpersonal in Rehabilitationskliniken gegeben bzw. abgeleitet. Dabei kommt ein Score zur Abschätzung des Infektionsrisikos von Patienten zum Einsatz, der zu diesem Zweck am Beispiel einer onkologischen Rehabilitationsklinik erstellt wurde. Die Items des Scores wurden mittels Extraktion von Risikofaktoren aus den KRINKO-Empfehlungen des RKI(Robert-Koch-Institut) ausgewählt. Die Punktevergabe wurde anhand eines „Eichkollektivs“ von 28 Patienten unter klinischen Aspekten festgelegt. Der Score wurde zur Charakterisierung der Klinik auf 238 Patienten angewendet. Seine klinische Tauglichkeit ließ sich bei diesem größeren Kollektiv uneingeschränkt bestätigen. Am Ende wird kurz – wieder anhand des Beispiels unserer onkologischen Rehabilitationsklinik – auf praktische Besonderheiten in der Surveillance nosokomialer Infektionen und der Aufzeichnung und Bewertung spezieller Resistenzen und Multiresistenzen sowie des Antibiotika-Verbrauches im Rehabilitationsbereich eingegangen. Ergebnisse: Von den mit Hilfe des Scores untersuchten 238 Patienten erwiesen sich nur 12 Patienten unter den hier betrachteten RisikoAspekten als vergleichbar mit Patienten eines Akutkrankenhauses oder eines Pflegeheims. 100 Patienten wurden als gleichwertig mit ambulanten Patienten mit mittlerem Risiko eingestuft, die übrigen 126 Patienten entsprachen ambulanten Patienten mit niedrigem Risiko, für die laut KRINKO-Empfehlung kein speziell ausgebildetes Hygienefachpersonal bereitgestellt werden muss. Die Anwendung der KRINKO-Empfehlung zu personellen und organisatorischen Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen auf die erstgenannten insgesamt 112 Patienten ergibt für diese Rehabilitationsklinik einen Bedarf von einer Hygienefachkraft an einem Tag im Monat. Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 1 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM 01 Interessenskonflikte: Keine. 03 Bewegungsinterventionen für Kinder und Jugendliche mit einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) - eine Literaturübersicht Beulertz, J.; Bloch, W.; Baumann, F.T. Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Abt. molekulare und zelluläre Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln Hintergrund: Die Überlebenschancen von pädiatrischen ALL-Patienten haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Jedoch haben verschiedene Studien bisher gezeigt, dass die körperliche Leistungsfähigkeit (insbesondere Motorik, Belastungsfähigkeit) von ALL-Patienten sowohl während als auch nach der Therapie deutlich reduziert ist. Methode: Mit Hilfe definierter Suchkriterien (Patientenkollektiv: ALLPatienten unter 18 Jahren; Studien nach 1990) wurde die Datenbank Pubmed nach Interventionsstudien, die den Einfluss von Bewegungsprogrammen auf die körperliche Leistungsfähigkeit bei pädiatrischen ALL-Patienten analysierten, durchsucht. Ergebnisse: Insgesamt konnten 8 Studien identifiziert werden, in die insgesamt 133 ALL-Patienten unter 18 Jahren eingeschlossen wurden. Neben drei RCT-Studien [2,4,5], wurden zwei Kontrollstudien [3,10] sowie drei Fallserien [1,6-9] durchgeführt. Die Ergebnisse belegen, dass Bewegungsinterventionen mit ALL-Patienten machbar sind [1, 9, 10] und keinen negativen Effekt auf das Immunsystem haben [3,6–8]. Weiterhin zeigen sich positive Effekte auf verschiedene Parameter der körperlichen Leistungsfähigkeit (Kraft, Ausdauer, Funktionsfähigkeit, Dorsalflexion im Sprunggelenk) [1,2,4–8], das Aktivitätsverhalten [5] und das Fatigue-Syndrom [1,10]. Das Studiendesign variiert jedoch sehr stark. Während zwei Programme überwacht [3,6-8] und zwei Programme ausschließlich selbständig [5,10] durchgeführt wurden, wurde in vier Studien überwachtes und selbständiges Training kombiniert [1,2,4,9]. Weiterhin wurden sieben Bewegungsinterventionen während der medizinischen Therapie durchgeführt, während sich nur ein Programm auf ALL-Patienten in der Nachsorge konzentrierte [9]. Auch in Bezug auf die Form der Bewegungsintervention gibt es deutliche Unterschiede. Während zwei Programme ausschließlich ein Ausdauertraining vorsahen [4,10], wurden in sechs Studien gemischte Trainingsinhalte (Ausdauer, Kraft, Koordination, Beweglichkeit etc.) integriert [1–3,5–9]. 2 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Schlussfolgerung: Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Bewegungsinterventionen mit ALL-Patienten machbar, sicher und effektiv sind. Obwohl sich Studien in der pädiatrischen Onkologie vor allem auf ALLPatienten konzentrieren, sodass für dieses Patientenkollektiv die meisten Daten vorliegen, erschwert die große Heterogenität der Studiendesigns die Bewertung der Ergebnisse. Aus diesem Grund müssen sich zukünftige Studien auf klar definierte Interventionen fokussieren, die jedoch gleichzeitig auch in die Versorgungsstruktur der pädiatrischen Onkologie und den Alltag der Kinder und Jugendliche integrierbar sind. Außerdem muss der Zeitraum der Nachsorge einer ALL-Erkrankung weiter in den Mittelpunkt rücken und zukünftige Studien sollten sich insbesondere auf kindspezifische Parameter konzentrieren. Literatur [1] Gohar SF, Comito M, Price J, et al.: Feasibility and parent satisfaction of a physical therapy intervention program for children with acute lymphoblastic leukemia in the first 6 months of medical treatment. Pediatric blood & cancer 2011;5:799–804. [2] Hartman A, te Winkel ML, van Beek RD, et al.: A randomized trial investigating an exercise program to prevent reduction of bone mineral density and impairment of motor performance during treatment for childhood acute lymphoblastic leukemia. Pediatric blood & cancer 2009;1:64–71. [3] Ladha AB, Courneya KS, Bell GJ, et al.: Effects of acute exercise on neutrophils in pediatric acute lymphoblastic leukemia survivors: a pilot study. Journal of pediatric hematology/oncology 2006;10:671–677. [4] Marchese VG, La Chiarello, Lange BJ: Effects of physical therapy intervention for children with acute lymphoblastic leukemia. Pediatric blood & cancer 2004;2:127–133. [5] Moyer-Mileur L, Ransdell L, Bruggers C. Fitness of children with standardrisk acute lymphoblastic leukemia during maintenance therapy: response to a home-based exercise and nutrition program. Journal of pediatric hematology/oncology 2009;4:259–266. [6] Ruiz J, Fleck S, Vingren J, et al.: Preliminary findings of a 4-month intrahospital exercise training intervention on IGFs and IGFBPs in children with leukemia. Journal of strength and conditioning research 2010;5:1292– 1297. [7] San Juan A, Fleck S, Chamorro-Vina C, et al.: Early-phase adaptations to intrahospital training in strength and functional mobility of children with leukemia. J Strength Cond Res (Journal of strength and conditioning research) 2007;1:173–177. [8] San Juan A, Fleck S, Chamorro-Vina C, et al.: Effects of an intrahospital exercise program intervention for children with leukemia. Medicine and science in sports and exercise 2007;1:13–21. [9] Takken T, van der Torre P, Zwerink M, et al.: Development, feasibility and efficacy of a community-based exercise training program in pediatric cancer survivors. Psycho-oncology 2009;4:440–448. [10] Yeh C, Man W, Lin U, et al.: A pilot study to examine the feasibility and effects of a home-based aerobic program on reducing fatigue in children with acute lymphoblastic leukemia. Cancer nursing 2011;1:3–12. Autorenerklärung: Die Autoren geben an, dass keine Interessenskonflikte bestehen. 04 Vergleich verschiedener Methoden zur Erfassung des Ernährungsstatus und Identifizierung einer Mangelernährung bei Tumorpatienten Diemar, C.; Jordan, K.; Güntsch, F.; Behlendorf, T.; Wass, M.; Schmoll, H.-J.; Rüssel, J. Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Universitätsklinik für Innere Medizin IV Hintergrund: Krebspatienten entwickeln im Laufe der Zeit, bedingt durch die Erkrankung und durch die Nebenwirkungen der Therapie, häufig eine Mangelernährung. Dabei ist vor allem bei Tumorpatienten ein Gewichtsverlust mit einer ungünstigeren Prognose, einer verminderten Lebensqualität, erhöhter Chemotherapie-induzierter Toxizität, reduziertem Überleben und einem verringerten Therapieansprechen assoziiert. Jedoch existiert weder eine einheitliche und anerkannte Definition der Mangelernährung, noch gibt es einen allgemein akzeptierten Parameter zur eindeutigen Erfassung des Ernährungszustandes im Sinne eines Goldstandards. Dieser Umstand erschwert die Diagnose einer Mangelernährung und verhindert eine rechtzeitige Intervention, um dem Verlust an Körpermasse entgegen zu wirken. Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Schlussfolgerung: Einrichtungen der stationären Rehabilitation können anhand eines hier vorgestellten Scores zur Abschätzung des Infektionsrisikos von Patienten individuell charakterisiert werden. Die Punktevergabe in diesem Score erfolgt zwar nicht auf dem Boden wissenschaftlicher Untersuchungen, die Risiken wurden aber in klinisch angemessener Relation zueinander bewertet und im Zweifelsfall wurde ein Risiko eher überschätzt als unterschätzt, so dass eine aus einem derartigen Score erfolgte Personal-Entscheidung sich „auf der sicheren Seite“ befindet. Die erfolgte Anwendung des Scores auf 238 Patienten unserer Klinik spricht ohne Einschränkungen für eine gute klinische Plausibilität der ermittelten Ergebnisse. Es kann mit dieser Methode abgeschätzt werden, wie groß der Anteil der Patienten einer Rehabilitationsklinik ist, die unter hygienischen Gesichtspunkten bezüglich des Risikos, eine nosokomiale Infektion zu entwickeln, mit Krankenhauspatienten gleichzusetzen sind und wie viele Patienten der Klinik ambulanten Patienten mit mittlerem Risiko für das Auftreten von Infektionen entsprechen. Aus dem mit dem Score gewonnenen Ergebnis lässt sich ein plausibler, mit der KRINKO-Empfehlung „Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen“ kompatibler Wert für den Bedarf einer Klinik an Hygienefachkraft-Kapazität ermitteln. Die Tatsache, dass Rehabilitationskliniken unter hygienischem Aspekt nur zu einem geringen Teil Krankenhäusern gleichzusetzen sind und ansonsten eher ambulanten Einrichtungen entsprechen, rechtfertigt auch vereinfachte - und damit wieder für die Rehabilitation plausible - Surveillance-Empfehlungen. Methode: Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine monozentrische, nicht-interventionelle Reliabilitätsstudie, die auf der Station für Hämatologie und Onkologie in der Klinik für Innere Medizin IV des Universitätsklinikums in Halle/Saale durchgeführt wurde. Nach Erhalt des positiven Votums der Ethikkommission der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg wurden im Zeitraum vom 13. August 2012 bis 07. Januar 2013 insgesamt 50 Patienten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen in die Studie eingeschlossen. Während des Studienzeitraumes wurden alle Patienten, die erstmalig oder wiederholt auf der Station zum Beginn oder zur Fortführung einer Chemotherapie aufgenommen wurden, hinsichtlich der Ein-und Ausschlusskriterien überprüft. Im Fall der Eignung für die Studie wurden die Patienten über die Studie informiert. Nach schriftlicher Einverständniserklärung der Patienten erfolgte zeitnah die Ernährungsanamnese mittels Nutritional Risk Screening, die Durchführung einer Bioimpedanzanalyse (BIA) zur Ermittlung der Körperzusammensetzung und die Bestimmung der Laborparameter Albumin, Präalbumin und Retinol-bindendes Protein (RBP), um eine Aussage über die viszeralen Proteinspeicher zu erhalten. Die statistische Auswertung erfolgte mittels einer ANOVA-Analyse, um eine Aussage zur Varianz zwischen gut- und mangelernährten Patienten treffen zu können. Ergebnisse: Nach der Auswertung des NRS-2002 hatten 14 Patienten ein hohes und 7 Patienten ein mäßiges Risiko eine Mangelernährung zu entwickeln. Für die verbleibenden 29 Patienten wurde kein Risiko einer Mangelernährung ermittelt. Der Parameter Albumin klassifizierte 28 Patienten als mangelernährt (Albumin < 35 g/l), Präalbumin 7 Patienten (Präalbumin < 150 mg/l) und RBP 5 Patienten (RBP <26 mg/l). Die Ergebnisse der BIA-Messung werden derzeit noch geprüft. Diejenigen Patienten, die anhand der Parameter Präalbumin und RBP als unterernährt eingestuft wurden, hatten auch signifikant niedrigere Werte von Albumin und Präalbumin bzw. RBP und erreichten eine höhere Punktzahl beim NRS-2002, was mit einem erhöhten Risiko eine Mangelernähung zu entwickeln, gleichzusetzen ist. Schlussfolgerung: Für die Diagnose einer Mangelernährung bei Patienten mit malignen Erkrankungen erscheint nach den bisherigen Ergebnissen das Screening nach NRS-2002 als zeiteffektives und rescourcensparendes Instrument sinnvoll zur sein. Die Bestimmung von Präalbumin und RBP als Proteine mit kurzer Halbwertszeit können das NRS-2002 zwar nicht ersetzen, zur Diagnosestellung der Mangelernährung jedoch aber ergänzend beitragen. Die finalen Ergebnisse inkl. der BIA werden auf dem Kongress präsentiert. In der prospektiv betrachteten Gruppe wurden die Expressionen der miRNA 22, miRNA 199a und miRNA 210 an Nativmaterial von Plattenepithelkarzinomen der Mundhöhle im Vergleich zu tumorassoziiertem Normalgewebe analysiert. Die jeweiligen klinischen Verläufe wurden mit den jeweiligen miRNA-Expressionen korreliert und mittels entsprechender Statistik [univariat log-rank-Test, multivariat CoxRegressionsanalyse] gesichert. Ergebnisse: Die multivariaten Cox-Regressionanalysen (adj. nach Tumorgröße und Differenzierung) zeigten im Falle einer Überexpression von HIF-1 α ein 3,87-fach erhöhtes Risiko des tumorassoziierten Versterbens (p=0.0013). Hohe Expressionen von GLUT-1 und Survivin hatten ein 4-fach bzw. 6,8-fach erhöhtes Risiko (p=0,014 und p=0,015), eine niedrige pVHL-Expression hatte ein 3,7-fach erhöhtes Risiko des tumorassoziierten Versterbens zur Folge (p=0,014). Wenn HIF-1α und GLUT-1 hochgradig, pVHL aber gering im Tumorgewebe exprimiert war, musste ein mehr als 17-fach erhöhtes Risiko beobachtet werden (p=0,000093). Interessanterweise konnten für CA IX und VEGF-C keine eindeutigen Korrelationen zur Prognose beschrieben werden. Bei den miRNA konnte eine Hochregulation der miRNA 210 im Tumorgewebe der Patienten verzeichnet werden. Herunterreguliert wurden die miRNA 22 und 199a im Mundhöhlenkarzinom im Vergleich zum Normalgewebe. Eine hohe Expression der miRNA 199a im Tumorgewebe war mit einer schlechteren Prognose korreliert. Patienten, deren Tumoren eine Hochregulation der miRNA 199a aufwiesen, hatten ein 2,3-fach erhöhtes Risiko des tumorassoziierten Versterbens (p=0,12). Schlussfolgerung: Die Proteine HIF-1α, GLUT-1, pVHL, CA IX und VEGF-C sind wichtige Kernproteine des hypoxischen Pathways. Survivin ist vergleichsweise unabhängig von diesem Pathway, charakterisiert jedoch sehr gut eine mögliche Strahlenresistenz des Tumorgewebes. Gegenwärtig sollten deshalb bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung HIF-1α, GLUT-1 und Survivin bestimmt werden. MiRNA spielen als 19 bis 25 Basenpaare lange, nicht codierende RNA im Tumorregulationsprozess eine entscheidende Rolle. So ist bekannt, dass u.a. die miRNA 210 hypoxie-assoziiert reguliert wird. Von den derzeit bekannten etwa 1600 miRNA kann die miRNA 199a möglicherweise in der Zukunft als unabhängiger additiver Prognosemarker beim Pattenepithelkarzinom der Mundhöhle herangezogen werden. Möglicherweise kann in der Zukunft anhand additiver prädiktiver Marker eine individualisierte Prognosekalkultion beim Mundhöhlenkarzinom erfolgen. Die Therapie könnte somit entscheidend stratifiziert werden. 05 06 Eckert, A.W.1; Keschke, C.B.1; Taubert, H.1,2; Kappler, M.1 Eckert, A.W. 1 Universitätsklinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Saale) 2 Institut für Molekulare Onkologie, Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Therapie und Rehabilitation bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Mundhöhlenkarzinom Universitätsklinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, ErnstGrube-Str. 40, 06120 Halle (Saale) Hintergrund: Das Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle gehört zu den zehn häufigsten bösartigen Malignomen des Menschen. Neben dem TNM-System und der histologischen Differenzierung fokussiert sich die Forschung vermehrt auf additive molekulare Parameter zur Kalkulation einer individuellen Prognose. Ziel der Studie war, ausgewählte immunhistochemisch nachweisbare Proteine und einzelne microRNA [miRNA] hinsichtlich ihrer Eignung für eine Prognosekalkulation beim Mundhöhlenkarzinom zu analysieren. Methode: Alle Untersuchungen basierten auf zwei Patientengruppen. In der ersten, retrospektiv betrachteten Gruppe, wurden 82 Patienten mit einem Mundhöhlenkarzinom erfasst. Die zweite, prospektiv analysierte Gruppe umfasst 130 Patienten mit einem Mundhöhlenkarzinom. Retrospektiv erfolgten an Paraffinschnitten immunhistochemische Färbungen für HIF-1α, GLUT-1, pVHL, CA IX, VEGF-C und Survivin. Alle Färbeintensitäten wurden mit den klinischen Verläufen der Patienten [tumorfreies Überleben bzw. rezidivfreies Überleben] korreliert. Hintergrund: Jährlich werden in Deutschland etwa 8.000 bis 10.000 Plattenepithelkarzinome der Mundhöhle diagnostiziert. Nicht selten erreicht der Patient die Klinik in einem fortgeschrittenen Stadium der Tumorerkrankung. Ziel ist es, die therapeutischen Konzepte dieser Entität speziell bei ausgedehnten Tumoren näher darzustellen. Methode: Wir überblicken die Behandlungsdaten von mehreren Hundert behandelten Patienten mit einem Mundhöhlenkarzinom seit Eröffnung der Bettenstation am halleschen Universitätsklinikum Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die ablativen und rehabilitativen Strategien werden detailliert vorgestellt. Auf die wesentlichen Komplikationen alternativer Intentionen wie die Bestrahlung oder die kombinierte Radio-chemotherapie wird näher eingegangen. Exemplarisch werden einige klinische Fälle mit einem fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle präsentiert. Ergebnisse: Die überwiegende Anzahl von Patienten mit einem Mundhöhlenkarzinom wurde operativ behandelt. Die operative Therapie gliedert sich in die Resektion des Primärtumors unter onkologischen Gesichtspunkten und der Ausräumung der regionären Lymphknoten (Neck Abstracts Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 3 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Prädiktive Marker zur Prognosekalkulation beim Mundhöhlenkarzinom Interessenkonflikt: Es besteht kein Interessenkonflikt. dissection). Im Falle histologisch bestätigter Lymphknotenmetastasen kam eine postoperative Radiatio zum Einsatz. Lediglich bei sehr fortgeschrittener Tumorstadien oder eingeschränkt operativ belastbaren Patienten erfolgte eine ausschließliche Bestrahlung bzw. Radiochemotherapie. Rekonstruktiv werden diverse Optionen vom lokal-plastischen Verschluss bis zum mikrochirurgisch anastomosierten Gewebstransfer diskutiert. Beim letzteren Verfahren ist die hohe Lebensqualität als Vorteil, die längere Operationsdauer mit konsekutiver intensivmedizinischer Nachsorge als Nachteil zu nennen. Eine hochwertige dentale Rehabilitation kann mittels Insertion enossaler Transplantate realisiert werden. Schlussfolgerung: Nach wie vor stellt die Operation den Goldstandard der Therapie des Mundhöhlenkarzinoms dar. Ausgedehnte Karzinome erfordern ein interdisziplinäres Behandlungskonzept. Dadurch kann auch in derartigen Fällen unter einem kurativen Ansatz ein hohes Maß an Lebensqualität garantiert werden. Interessenkonflikt: Es besteht kein Interessenkonflikt. 07 Einfluss von einem Ausdauertrainingsprogramm in Vorbereitung auf einen Benefizlauf auf die körperliche Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Kognition bei Brustkrebspatientinnen in der Rehabilitationsphase Geus, V.; Weißen, A.; Zopf, E.; Bloch, W.; Baumann, F.T. Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Abt. Molekulare und zelluläre Sportmedizin Deutsche Sporthochschule Köln Hintergrund: Die interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms empfiehlt Ausdauersport in der Reha-Phase zur Verbesserung des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität (Evidenzlevel 1a). Erste Studien zeigen zudem, dass durch körperliche Aktivität auch die kognitiven Beeinträchtigungen, die bis zu 75% der Patientinnen erleben [Stewart 2006], positiv beeinflusst werden könnten [Baumann 2011]. Die folgende Studie wurde durchgeführt um die aktuelle Datenlage zum Rehabilitationssport bei Brustkrebspatientinnen zu unterstützen. Gezielt wurde der Einfluss eines – mit einer öffentlichen Laufveranstaltung verknüpften – Ausdauertrainings auf die Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Kognition untersucht. Methode: Im Rahmen eines Benefizlaufs wurden Brustkrebsbetroffene im Alter zwischen 30 und 70 Jahren rekrutiert, die nach Abschluss der Akutbehandlung und unter Aufsicht an einem dreimonatigen, progressiven Ausdauertraining in Form von Laufen oder Walken teilnahmen. Am Studienende stand als gemeinsames Ziel ein weiterer Benefizlauf. Unmittelbar vor und nach der Intervention wurde (1.) der 6-Minuten-Gehtest zur Erfassung der körperlichen Leistungsfähigkeit, (2.) der Fragebogen EORTC-QLQ C30 zur Evaluation der Lebensqualität und (3.) der MemoTest nach Schaaf et al. zur Erfassung der Gedächtnisleistung angewandt. Ein Follow-Up wurde nach sechs Monaten durchgeführt. Ergebnisse: Durch den Benefizlauf und seine Vorbereitung konnten 21 Brustkrebspatientinnen für die Studie gewonnen werden. Die Evaluation der ersten Ergebnisse zum Effekt des 3-monatigen Bewegungsprogramms auf die Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Kognition bei Brustkrebspatientinnen wird zum Zeitpunkt des Kongresstages im April 2013 abgeschlossen sein. Das zunächst auf die Studienzeit begrenzte Ausdauertraining hat sich auf Wunsch der Probandinnen zu einem dauerhaften Lauf- und Walkingangebot für Brustkrebspatientinnen entwickelt. Schlussfolgerung: Die positiven Effekte einer Rehabilitationsintervention unter anderem auf die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit bei Brustkrebspatientinnen sind in der Literatur vielfach dokumentiert [u.a. McNeely 2006, Schmitz 2011]. Möglicherweise kann jedoch eine Bewegungsintervention die in Vorbereitung auf eine öffentliche Laufveranstaltung durchgeführt wird, aufgrund der motivationalen und gruppendynamischen Aspekte, diese Effekte noch verstärken, das Aktivitätsniveau der Patientinnen langfristig erhöhen und zu einer Kognitionsverbesserung beitragen. Um dies noch näher zu untersuchen müssen zukünftig weitere Studien mit größeren Stichprobenumfängen und einer Kontrollgruppe folgen. 08 f Verbesserung der Selbstpflegekompetenz von stammzelltransplantierten Patienten durch ein modulares, pflegerisch-interdisziplinäres Beratungsprogramm in der ambulanten Nachsorge: eine prospektive randomisierte kontrollierte Studie Gittler-Hebestreit, N.1; Landenberger, M.2; Sayer, H.G.1 1 Klinik für Innere Medizin II – Hämatologie/Onkologie, Universitätsklinikum Jena 2 Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Universität HalleWittenberg Hintergrund: In Abhängigkeit vom Behandlungsverlauf haben HSCTPatienten im Anschluss an die Primärtherapie kurz- und langfristige transplantationsbedingte Einschränkungen und Folgeschäden zu bewältigen. Im Vordergrund stehen physische und psychische Störungen aber auch soziale Anpassungs- und Rollenprobleme. Ein hohes Maß an Patientenkompetenz ist erforderlich, um die komplexen Belastungen der Intermediär- und Spätphase nach HSCT zu bewältigen und den Behandlungserfolg abzusichern. Ziel: Um angemessen auf das Problemprofil der Transplantierten reagieren zu können, gilt es, pflegerische Beiträge in die übliche medizinische HSCT-Nachsorge zu integrieren. Hierzu wurde ein pflegerischinterdisziplinäres Beratungsprogramm entwickelt und konsentiert (6 Module): (1) Körperpflege, (2) Aktivität/Ruhe, (3) Ernährung/Sicherheit, (4) Therapiekooperation, (5) Soziale Interaktion und (6) Integrität der Person. Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit der strukturierten Intervention klinisch zu überprüfen. Fragestellung & Hypothesen: Das Programm zielt auf eine Verbesserung der Patientenkompetenz als Voraussetzung für eine größere Alltagsautonomie und schließlich ein gesteigertes Wohlbefinden der Transplantierten ab. Dieser Kausalität folgend wird spekuliert, dass eine Interventionsanwendung in der HSCT-Nachsorge sich fördernd auf die (a) Selbstpflegekompetenz der Patienten auswirkt, deren (b) Pflegeabhängigkeit senkt und schließlich die (c) individuelle Lebensqualität der Transplantierten steigert. Methoden: Die Intervention wird über eine einfach verblindete, prospektive randomisierte kontrollierte Monocenterstudie evaluiert. Die Interventionspatienten (IG) nehmen ergänzend zur medizinischen Nachsorge in den ersten drei Monaten nach Entlassung am Beratungsprogramm teil. Die Kontrollpatienten (KG) werden kliniküblich versorgt. Für alle drei Studienendpunkte (a, b, c) werden zur Entlassung (T1), nach drei Monaten (T2) und nach sechs Monaten (T3) Messwerte (ASAA, PAS, SEIQoL-DW) erfasst. Ergebnisse: 62 Patienten wurden in die Studie aufgenommen. Abzüglich eines Drop-out von13% wurden 26 Beratungs- mit 28 Kontrollpatienten unter Baseline- und Behandlungsäquivalenz verglichen. Die Ergebnisse belegen von T1 nach T3 einen größeren Anstieg der Selbstpflegekompetenz (ASA-Punkte: IG 8,9 vs. KG 0,1; P < 0,01) und einen stärkeren Abfall der Pflegeabhängigkeit (PAS-Punkte: IG 8,5 vs. KG 4,4; P < 0,01) unter Intervention. Effekte bezüglich der Lebensqualität waren nicht nachweisbar. Diskussion: Die Studienergebnisse bestätigen die positiven Auswirkungen der erweiterten pflegerisch-interdisziplinären HSCT-Nachsorge auf das Patientenoutcome. Damit werden Erkenntnisse aus Untersuchungen unterstützt, welche den patientenseitigen Nutzen von vergleichbaren modular strukturierten Interventionen in der Intermediär- und Spätphase nach HSCT belegen. Zur Ergebnisbekräftigung gilt es, Replikationen in größeren Stichproben und mit erweitertem Ziel- und Evaluationsradius zu planen. Offenlegung potenzieller Interessenskonflikte: 1. Anstellungsverhältnis oder Führungsposition: Keine 2. Beratungstätigkeit: Keine 3. Aktienbesitz: Keine 4. Honorare: Keine 5. Finanzierung wissenschaftlicher Untersuchungen: Keine 6. Gutachtertätigkeiten: Keine 7. Andere finanzielle Beziehungen: Keine 4 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Disclosure Statement: Es bestehen keine Interessenkonflikte Veränderungen der körperlichen und sportlichen Aktivitäten von Kindern während einer onkologischen Erkrankung – erste Ergebnisse Götte, M.1; Kesting, S.1; Winter, C.2; Rosenbaum, D.2; Boos, J.1 1 Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Münster, Deutschland; 2 Funktionsbereich Bewegungsanalytik, Institut für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin, Universitätsklinikum Münster, Deutschland Hintergrund: Körperliche Aktivität und Sporttreiben während der Behandlung einer Krebserkrankung konnte bei Erwachsenen bereits als wichtige und einflussreiche Maßnahme zur Verbesserung diverser körperlicher und psychischer Faktoren identifiziert werden [1]. Zu Effekten bei Kindern und Jugendlichen liegen bisher nur unzureichende Ergebnisse vor. Das Ziel dieser Untersuchung war es die auftretenden Veränderungen des Aktivitätsverhaltens in Umfang, Art und Intensität während der Therapie darzustellen, um den aktuellen Status Quo zu definieren und einen möglichen Interventionsbedarf abzuleiten. Methode: Als Erhebungsmethode diente ein Aktivitätsfragebogen, der auf dem Fragebogeninstrument der KiGGS-Studie [2] des Robert KochInstituts basiert und durch therapiespezifische Fragen ergänzt wurde. Drei Monate nach Erstdiagnose wurden retrospektiv die körperlichen Aktivitäten (Gehstrecke und Spielen im Freien) und das Sporttreiben vor der Erkrankung erfragt und mit den aktuellen, während der Therapie vorliegenden körperlichen und sportlichen Aktivitäten verglichen. Zusätzlich wurde die Zeit erhoben, die der Patient jeden Tag außerhalb des Bettes verbringt. Bisher wurden 111 Patienten verschiedener Tumorentitäten befragt (Alter 12,3 ± 4,5 Jahre; Alterspanne 4 - 23 Jahre; 67 m/44 w; Zeitraum nach Diagnosestellung 2,9 ± 1,7 Monate; 40 Leukämien, 31 Knochentumore, 13 Lymphome, 7 Hirntumore, 20 weitere solide Tumore). Ergebnisse: Während 46 von 110 Befragten (42%) vor der Erkrankung 1–2 km/Tag und 32 von 110 (29%) 3–5 km/Tag zu Fuß gegangen sind, gingen während der Erkrankung die Mehrzahl der Patienten (83 von 108; 77%) unter 1 km/Tag (stationär). In den Therapiepausen zu Hause war die Gehstrecke mit der Gehstrecke vor der Erkrankung vergleichbar; die Tage an denen die Kinder und Jugendlichen im Freien spielten halbierten sich jedoch von 4,4 auf 2,2 Tage. Der Umfang sportlicher Aktivitäten reduzierte sich während des stationären Aufenthalts um 91% von 213 min/Woche auf 19 min/Woche und zu Hause um 77% auf 50 min/Woche. Knapp die Hälfte der Befragten (52 von 108; 48%) gab jedoch auch während der Erkrankung großes oder sehr großes Interesse am Sport an. 52 von 107 Befragten (49%) verließen in den stationären Phasen für weniger als eine Stunde/Tag das Bett (vs. 2 von 107 Befragten über zehn Stunden/Tag), während sich der Großteil der Patienten zu Hause (48 von 107 Befragten; 45%) über zehn Stunden/Tag außerhalb des Bettes aufhielt (vs. 8 von 107 Befragten weniger als eine Stunde/Tag). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl körperliche als auch sportliche Aktivitäten während der onkologischen Erkrankung stark bis sehr stark reduziert werden. Es ist zu beobachten, dass die Patienten sich insbesondere während der stationären Aufenthalte größtenteils im Bett aufhalten und kaum körperlich-sportlich aktiv werden. Hier gilt es zukünftig die vorliegenden Hemmnisse zu identifizieren und zu überwinden. Ein Ansatz sollte dabei die Implementierung von individuellen stationären Bewegungsangeboten sein, um den diversen negativen Konsequenzen von körperlicher Inaktivität schon frühzeitig entgegen zu wirken. Während der Therapiepausen zu Hause ist die sportliche Aktivität im Vergleich zu den stationären Phasen höher, wenn auch deutlich reduziert gegenüber dem Ausgangszustand. Die zum Zeitraum vor der Erkrankung vergleichbar beurteilte tägliche Gehstrecke könnte darauf hindeuten, dass die frühere sportliche Betätigung zu Hause durch Gehen und Spazieren ersetzt oder zu positiv eingeschätzt wird. Zur Überprüfung der Selbsteinschätzung der Patienten werden zurzeit in einer Studie die Angaben im Aktivitätsfragebogen mit objektiven Messungen der Schrittzahl und Aktivitätsdauer durch ein Akzelerometer verglichen. Abstracts Literatur 1. Galvão DA, Newton RU: Review of Exercise Intervention Studies in Cancer Patients. J Clin Oncol 2005;23(4):899–909. 2. Bös et al.: Motorik-Modul: Motorische Leistungsfähigkeit und körperlichsportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. 2009, Baden-Baden: Nomos-Verlag. Interessenskonflikte: Keine. 10 Bewegungs- und Physiotherapie bei schwerst- und sterbenskranken Krebspatienten auf einer Palliativstation – eine retrospektive Analyse Jensen, W.1; Bialy, L.1; Karabugday, C.2; Baumann, F.T.2; Bokemeyer, C.1; Oechsle, K.1 1 2. Medizinische Klinik und Poliklinik für Onkologie, Hämatologie, KMT mit Sektion Pneumologie, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf 2 Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln Hintergrund: Schwerst- und sterbenskranke onkologische Patienten leiden häufig an belastenden Symptomen wie Schmerzen, Schwäche, Atemnot, Übelkeit, Schlafstörungen, oder Unruhezuständen. In die symptomatische Therapie in einer multidisziplinären palliativmedizinischen Versorgung werden in den letzten Jahren vermehrt bewegungsund physiotherapeutische Maßnahmen integriert. Bei unheilbar kranken Krebspatienten unter noch laufender onkologischer Behandlung konnten klinische Studien zeigen, dass Bewegungs- und Physiotherapie nicht nur positive Effekte auf diese körperlichen Symptome, sondern auch auf das psychosoziale Wohlbefinden dieser Patienten haben können. Die vorliegende Studie evaluiert daher, inwieweit bewegungs- und physiotherapeutische Maßnahmen auch bei sterbenskranken Krebspatienten auf einer Palliativstation eingesetzt werden können und welche Maßnahmen bei welchen Patienten geeignet zu sein scheinen. Methode: In diese retrospektive Analyse wurden alle Patienten mit onkologischer Grunderkrankung eingeschlossen, die zwischen Januar 2009 und August 2012 auf die Palliativstation am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf aufgenommen wurden. Während des Aufenthaltes auf der Palliativstation erhielten alle Patienten an 4 Tagen / Woche ein bewegungs- und/oder physiotherapeutisches Angebot. Im Rahmen dieser Analyse wurde die Zahl und Art der durchgeführten Maßnahmen sowie mögliche Gründe für eine fehlende Durchführung erhoben und mit soziodemographischen und Krankheits-spezifischen Charakteristika verglichen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 778 Patienten mit onkologischer Grunderkrankung evaluiert (385 Frauen, 393 Männer, Durchschnittsalter 62,3±13,3 Jahre). 206 Patienten (26%) konnten aufgrund von kurzer Liegedauer (3,1±1,2) bzw. organisatorischen Gründen kein bewegungsoder physiotherapeutisches Angebot erhalten, während 572 Patienten (74%) die Möglichkeit erhielten, an bewegungs- und physiotherapeutischen Maßnahmen teilzunehmen. Diese Maßnahmen wurden ihnen im Durchschnitt 5,1±3,6-mal/Aufenthalt angeboten. Von diesen 572 Patienten führten 528 Patienten (92,3%) im Mittel 4,2±3,1-mal bewegungsund physiotherapeutische Maßnahmen bei einer medianen Liegedauer von 9.9±6.2 Tagen durch. Die häufigsten Gründe für die NichtDurchführung waren Müdigkeit/Schwäche“ (18%) „Verschlechterung des Gesamtbefindens“ (16%), „zu schlechter Zustand“ (9%) und die Kombination aus diesen genannten Gründen (9%). Patienten, die grundsätzlich mitmachten, aber zumindest einmal aussetzen, taten dies hauptsächlich wegen „Müdigkeit/Schwäche“ (25%) und „Verschlechterung des Allgemeinzustandes“ (24%). Bei den 528 Patienten waren die häufigsten Tumorentitäten Bronchialkarzinome (24%), gastrointestinale Tumore (15%) und Pankreaskarzinome (11%). Am häufigsten durchgeführt werden konnten: aktive Bewegungsübungen (54%), Entspannung (22%), Atemtherapie (10%), Lagerung (6%), Lymphdrainage (6%) und weitere Maßnahmen z.B. Kolonmassage, Kräftigungsübungen (2%,). Die Bewegungsübungen wurden hauptsächlich im Sitzen (33%) oder im Gehen (19%) durchgeführt. Der Vergleich mit Patientencharakteristika zeigte, dass Bewegungstherapien häufiger bei älteren als bei jüngeren Patienten durchge- Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 5 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM 09 Interessenskonflikte: Keine 11 The implementation of an end-of-life integrated care pathway in Cancer patients Karthaus, M.; Weber, U.; Riesle-Keil, J. Klinikum Neuperlach, Hematology/Oncology and Palliative Care, Germany Background: Supportive care for dying cancer patients in the hospital remains an unmet need. The Liverpool Care Pathway (LCP) has been developed in Europe for patients in the final 24-72 h of life to help physicians and nurses in the end-of-life care (ELC). We evaluated appropriately timed cessation of treatment in an Oncology Department after integration of a modified LCP in a tertiary Munich cancer center. The End-of-life Care Pathway was modified to suit local conditions. The aim of the trial was to include over 40% of dying patients in the ELC. The effectiveness of symptom control which included termination of not necessary drugs, sufficient pain relief, control of agitation, bronchial fluid secretion, dyspnea, nausea and emesis was compared with a control group (CG). The ELC was in accordance to local ethics. Nurses and physicians were trained. The ELC was reviewed by a local multidisciplinary steering group for improvements periodically. Patients and Methods: From 01/10 until 06/11 a total of 228 cancer deaths were observed. Criteria for entry onto the ELC were that the multidisciplinary team agreed the patient was dying, and was at least two of the following: bedbound; semi-comatose; only able to take sips of fluid; no longer able to take tablets. 96 pts (41 male/55 female) went on the ELC (42%), while 132 dying cancer pts were not enrolled due to a variety of reasons (e.g. lack of informed consent, rapid deterioration). The mean age was 72,6 ys (range 33 to 91 ys). The median duration of ELC use was 41,3 hours (range 0.5 to 189 h). Six patients improved after they had entered the ELC and left the ELC consecutively. Out of these four patients reentered the ELC and died, one of these six patients died without being reentered on the ELC. Symptom control (ELC/CG in%) was achieved in pain in 92/50%; agitation 89/50%, nausea 96/40%, dyspnoea 92/55% while unnecessary medication was terminated in 95/90%. All patients had current medication assessed and non-essential drugs were discontinued. Inappropriate interventions with antibiotics (85/65%), blood tests (95/75%), iv fluids (90/70%) were terminated more often when pts entered the ELC. Conclusion: Integration of an ELC in a hematology unit provides a better symptom control for dying patients. Inappropriate interventions could be reduced. Appropriate template design and supervision are the keys to success for end-of-life care in cancer patients. Interessenskonflikte: Keine 6 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 12 Sportliche Aktivität im Verein nach einer kindlichen Krebserkrankung – vergleichbar mit gesunden Gleichaltrigen? Kesting, S.1; Götte, M.1; Winter, C.2; Rosenbaum, D.2; Boos, J.1 1 Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Münster, 2 Funktionsbereich Bewegungsanalytik, Institut für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin, Universitätsklinikum Münster Hintergrund: Ab dem Zeitpunkt der Diagnose einer onkologischen Erkrankung verlieren Kinder und Jugendliche durch die Erkrankung selbst sowie die wiederholten stationären Aufenthalte häufig den engen Kontakt zu ihrem sozialen Umfeld, was auch den Anschluss an die Schule und Sportvereine mit einschließt [1,2]. Nach Abschluss der Akuttherapie spielt die Rückkehr in den Alltag und damit in die Normalität eine wichtige Rolle. In einer Untersuchung mit Überlebenden kindlicher Krebserkrankungen zeigte sich, dass die Betroffenen gerade den Sport als bedeutend für den Auf- und Ausbau ihres sozialen Umfeldes ansehen [3]. Ziel der Untersuchung war daher die Analyse des Integrationsstatus dieser Patienten in Vereinssportstrukturen und der Wiederaufnahme von organisierter Sportaktivität nach Abschluss der intensiven Therapiephase. Methode: Die Daten wurden mit dem standardisierten Aktivitätsfragebogen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland des Robert-Koch-Instituts (KiGGS) erhoben. Für eine detaillierte Analyse wurden Fragen zu spezifischen krankheits- und therapiebezogenen Aspekten ergänzt. Der Einsatz des KiGGS-Fragebogens ermöglichte den Vergleich mit einer Referenzpopulation gesunder Kinder und Jugendlicher zwischen 4 und 17 Jahren [4]. Das Patientenkollektiv bestand aus insgesamt 85 Patienten (m = 48, w = 37, Alter = 13,5 ± 3,7 Jahre) mit diversen Tumorentitäten, die sich in der Phase der Dauertherapie bzw. Nachsorge einer pädiatrisch-onkologischen Erkrankung befanden (4,6 ± 3,6 Jahre nach Diagnosestellung). Ergebnisse: Im befragten Kollektiv waren 43 von 83 (52%) der Kinder und Jugendlichen als Mitglieder im Sportverein aktiv und wiesen damit einen mit der Referenzpopulation vergleichbaren Status auf (KiGGS: 58%; n = 4.502). Eine frühere Mitgliedschaft vor der Erkrankung bestätigten 25 der 83 Patienten (30%), während sich bei der Referenzpopulation ein Anteil an Aussteigern von 19% ergab. Als am häufigsten betriebene Sportarten wurden Fußball, Schwimmen, Reiten, Fitnesstraining und Turnen angegeben; dieses Ergebnis deckt sich überwiegend mit den KiGGS-Daten. In Bezug auf die Gründe gegen eine Teilnahme an Vereinssportaktivitäten wurde unterschieden zwischen Patienten, die vor der Erkrankung Vereinssport betrieben hatten und denen, die bisher noch nie Mitglied in einem Sportverein waren. Die Aussteiger (n = 25 von 83 Patienten) gaben als häufigsten Grund fehlende Motivation an. Weitere Gründe waren Zeitmangel, fehlende Angebote, Unsicherheit bezogen auf die Belastbarkeit sowie therapiebedingte Einschränkungen oder eine prothetische Versorgung. Vereinzelt wurde ein konkretes ärztliches Sportverbot genannt. Die entitätenbezogene Differenzierung zeigte, dass insbesondere die Knochentumorpatienten eine hohe Aussteigerquote aufwiesen und lediglich ein Patient (aus n = 10) in den Vereinssport zurückkehrte. Patienten in der Nachsorge eines Knochentumors gaben hauptsächlich physische Gründe gegen eine sportliche Aktivität im Verein an, äußerten jedoch deutlich den Wunsch nach Vereinssport, während die Patienten mit anderen Tumorentitäten – genauso wie Kinder und Jugendliche, die noch nie Mitglied im Sportverein waren – am häufigsten fehlendes Interesse nannten. Das subjektiv eingeschätzte Intensitätsniveau des Vereinssports gaben die Patienten zu 44% als hoch an, einen mittleren Anstrengungsgrad nannten 42% und mit niedriger Intensität betrieben 14% der Befragten Sport im Verein. Diese Ergebnisse sind mit den Daten der KiGGS-Studie vergleichbar. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Untersuchung lassen vermuten, dass Kinder und Jugendliche nach einer Krebserkrankung grundsätzlich im Vergleich zu der betrachteten Referenzpopulation gut in die Vereinssportstrukturen integriert sind. Allerdings sollte dieser zunächst positive Eindruck nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Drittel der Patienten (25 von 70; 36%) nicht wieder in den Sportverein zurückkehrt. Im beobachteten Kollektiv haben insbesondere die Knochentumorpatienten Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM führt wurden (p=0,009). Andererseits wurden auch Lagerungstherapien häufiger bei älteren Patienten als bei jüngeren (p=0,022) angewandt. Jüngere Patienten führten häufiger Entspannungsübungen durch (p=0,05) oder erhielten Lymphdrainage (p=0,001). Patienten mit KopfHals-Tumoren erhielten häufiger Atemtherapie (p=0,002) als Patienten mit anderen Tumorentitäten. Lagerungstherapien wurden am häufigsten bei Hirntumorpatienten (p=0,021) und Lymphdrainage bei Sarkompatienten angewandt (p=0,012). Signifikante Zusammenhänge zwischen der anwendbaren Maßnahme und dem Geschlecht des Patienten, einer Aufnahme aus stationären vs. ambulanten Versorgungsstrukturen oder der realisierbaren Weiterversorgung konnte in diesem Kollektiv nicht nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Bei etwa 75% der schwerst- und sterbenskranken Patienten auf der Palliativstation konnten bewegungs- und physiotherapeutische Maßnahmen durchgeführt werden. Über 90% der Patienten, die ein Angebot erhielten, haben es angenommen. Etwa 50% der durchgeführten Maßnahmen waren Bewegungsübungen. In weiteren Studien sollte zukünftig prospektiv untersucht werden, welche Patienten von welchen Angeboten am besten profitieren, welchen Umfang diese Maßnahmen optimalerweise haben sollten und welche positiven Effekte konkret erreicht werden können. Literatur 1 Moody et al.: Exploring concerns of children with cancer. Support Care Cancer 2006;14:960–966. 2 Ladehoff et al.: Körperliche und psychosoziale Belastung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer Krebserkrankung. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie 2011;19(1):43–64. 3 Bertorello et al.: Physical activity and late effects in childhood acute lymphoblastic leukaemia long-term survivors. Pediatric Hematology and Oncology 2011;28:354–363. 4 Bös et al.: Motorik-Modul: Eine Studie zur motorischen Leistungsfähigkeit und körperlich-sportlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Forschungsreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Band 5. 2009, Nomos Verlag, Baden-Baden. 13 MOON-Test – erster Motorik-Test in der Pädiatrischen Onkologie Kesting, S.1; Götte, M.1; Albrecht, C.2; Worth, A.2; Bös, K.3; Boos, J.1 1 Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Münster, Deutschland; 2Institut für Bewegungserziehung und Sport, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Deutschland; 3Institut für Sport und Sportwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland Hintergrund: Zu den unerwünschten medizinischen und psychosozialen Wirkungen einer kindlichen Krebserkrankung während und nach der intensiven Behandlung liegen bereits viele Studienergebnisse vor [1,2] und valide Erhebungsinstrumente stehen zur Verfügung [3]. Wenig untersucht sind bisher die Auswirkungen der Grunderkrankung, der Therapie und der Inaktivität auf die Motorik der Kinder und Jugendlichen. Diese Tatsache ist unter anderem darin begründet, dass derzeit kein praktikabler Test existiert, der die motorische Leistungsfähigkeit während der Behandlung verschiedener kindlicher Krebserkrankungen zuverlässig abbildet. Methode: Zur Bestimmung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit onkologisch erkrankter Kinder und Jugendlicher wurde ein speziell angepasster Motorik-Test aus bereits bestehenden etablierten Tests mit Referenzwerten gesunder Kinder und Jugendlicher weiter entwickelt. Insgesamt acht Testitems zur Abbildung von Koordination, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit bilden den MOON-Test (Motorik-Test in der Onkologie). Hauptkriterien für den Test waren die Anwendbarkeit unter Therapie bei sämtlichen Entitäten mit unterschiedlichen körperlichen Einschränkungen und der Bezug zu Aktivitäten des täglichen Lebens. Darüber hinaus sollten wissenschaftliche Gütekriterien und ökonomische Aspekte (geringer finanzieller und zeitlicher Aufwand, Praktikabilität auf kleinem Raum) erfüllt sein. Der MOON-Test wurde mit 37 pädiatrisch-onkologischen Patienten auf Durchführbarkeit und Akzeptanz getestet. Insgesamt fanden 45 Tests statt, davon wurden acht als Re-Test nach 11,3 ± 2,3 Monaten absolviert (30 während intensiver Therapie, 15 in Dauertherapie/Nachsorge, Alter 12,3 ± 4,3 Jahre, Altersspanne 4 bis 18 Jahre, 21m, 16w, 16 Leukämien, 16 Knochentumore, 1 Hirntumor, 4 andere solide Tumore). Abstracts Ergebnisse: In einem ersten Schritt wurde der Test auf Durchführbarkeit und Akzeptanz der Probanden überprüft. Der MOON-Test war sowohl bei hämatologischen als auch soliden Tumoren während und nach der intensiven Therapie sowie bei körperlichen Einschränkungen (Amputationen, Endoprothesen und reduziertem Allgemeinzustand) und begrenzter Bewegungsfreiheit (z.B. Unterarmgehstützen, Infusionsständer) durchführbar. Die Patienten zeigten über alle Altersgruppen hinweg eine große Akzeptanz gegenüber dem MOON-Test und dieser konnte erfolgreich als Standardtest in der lokalen Pädiatrischen Onkologie etabliert werden. Schlussfolgerung: Aufgrund der positiven Ergebnisse in der Überprüfung der Machbarkeit und der erfolgreichen Implementierung des Motorik-Tests während der Behandlung und Nachsorge einer pädiatrischonkologischen Erkrankung, kann der MOON-Test als geeignetes Instrument zur Erfassung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit sowohl in Akutkliniken als auch in Reha- und Nachsorgeeinrichtungen empfohlen werden. Auf Grundlage der durch den MOON-Test erhobenen Daten und dabei identifizierter Probleme können Bewegungsprogramme zukünftig spezifisch angepasst und auf eine optimale Förderung hin ausgerichtet werden. Ein möglichst breiter bundesweiter Einsatz dieses speziellen Motorik-Tests kann einerseits die Generierung von Normdaten für pädiatrisch-onkologische Patienten ermöglichen, andererseits könnte die motorische Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Entitäten während der verschiedenen Therapiephasen und in Bezug auf Behandlungsprotokolle sowie Tumorlokalisationen verglichen werden. Literatur 1 Fuemmeler et al.: Survivors of childhood brain tumors: Behavioural, emotional and social adjustment. Clinical Psychology Review 2002;22:547– 585. 2 Klassen et al.: Identifying determinants of quality of life of children with cancer and childhood cancer survivors: a systematic review. Support Care Cancer 2011;19(9):1275–1287. 3 Klassen et al.: Quality of life questionnaires for children with cancer and childhood cancer survivors: a review of the development of available measures. Support Care Cancer 2010;18(9):1207–1217. 14 f Prospective evaluation of neuromuscular complications after hematopoietic stem cell transplantation Koeppen, S.1; Thirugnanasambanthan, A.1; Koldehoff, M.2 1 Department of Neurology, University of Essen Department of Bone Marrow Transplantation, West German Cancer Centre, University of Essen, Germany 2 Background: Neurological complications usually due to graft –versushost disease (GvHD) occur in 50–60% of allogeneic haematopoietic stem cell transplantation (HSCT) recipients. By definition, acute GvHD develops within 100 days following HSCT, and the chronic form of GvHD develops thereafter. GvHD may affect the central or peripheral nervous system or the musculoskeletal system. The most commonly recognized neuromuscular complications include polyneuropathy (PNP), followed by myopathy and myasthenia gravis. Because of the different new conditioning protocols of allogeneic HSCT and immunosuppression, the nature of neurologic complications has changed over time. Auto-/alloimmune mechanisms play a major role in the pathogenesis of GvHD- associated neuromuscular manifestations. GvHD is a multisystem disease with predominant cutaneous and less frequent mucocutaneous, hepatic, gastrointestinal, pulmonary and neurologic involvement. Methods: Twenty patients with GvHD and neurological symptoms after HSCT were recruited from patients who underwent HSCT for treatment of malignant haematologic disease. During follow-up visits clinical and electrophysiological findings were correlated to the presence of auto/alloantibodies in blood samples of these patients. Results: Five patients (25%) were identified with PNP, 10 patients (50%) with combined PNP and myopathy, 4 patients (20%) with myopathy or polymyositis (PM) and one patient (5%) with myasthenia gravis. Immune mediated sensorimotor PNP after HSCT is characterized by a predominantly axonal lesion and can be overlapping with neurotoxic side effects. The latency between HSCT and development of PM Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 7 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM an dieser Stelle deutliche Schwierigkeiten. Die von ihnen angegebenen Gründe gegen Vereinssportaktivitäten in Kombination mit dem Wunsch nach einem höheren Aktivitätsniveau verdeutlichen die Notwendigkeit einer Unterstützung bei der Reintegration. Die von den Patienten mit anderen Tumorentitäten genannten Hemmnisse geben Anlass zu gezielten Sportangeboten und dem Abbau von Unsicherheiten durch individuelle Beratung. Die betriebenen Sportarten unterscheiden sich nicht von den Aktivitäten gesunder Gleichaltriger und es ist eine vergleichbare Verteilung von sowohl Individual- als auch Mannschaftssportarten zu beobachten. Bezüglich des Intensitätsniveaus ist zudem positiv hervorzuheben, dass sich die meisten Patienten während der Trainingseinheiten subjektiv eingeschätzt mit moderat-hoher Intensität belasten. Über eine mögliche Überschätzung der Intensität kann jedoch an dieser Stelle keine Aussage getroffen werden. Grundsätzlich sollten weiterhin Konzepte zur Förderung eines aktiven Lebensstils und angepasster Sportangebote etabliert werden, um mögliche krankheits- und therapiebedingte Spätfolgen zu verringern. varied between 60 days and 60 months. In general, PM occurs parallel to GvHD after dose reduction of immunosuppressive medication. Typical clinical features are proximal bilateral limb weakness with accompanying muscle atrophy. The maximum creatine kinase level was 475 U / l. Autoantibodies were detected in 14 patients, myositis-specific antibodies only in one patient. In clinically stable situation, the CD4/CD8 ratio is expected to exceed the standard limit, while in patients with progressive neurological symptoms an increase in the ratio is observed. Conclusion: GvHD-related myositis appeared similar to idiopathic myositis in clinical and electromyographical findings. As outcome measure sequential analysis of lymphocyte subpopulations in peripheral blood seems to be more suitable than autoantibody measurements. The pathogenesis of peripheral neuropathies following allogeneic HSCT is often multifactorial. Whereas peripheral neuropathies are commonly observed in the early phase after HSCT, myasthenia gravis is a late complication in the post-HSCT phase. 15 The CREAM-1 Trial: A multicenter randomized clinical trial on R1 and R2 for prophylaxis of acute radiation dermatitis in patients treated with platin-based chemoradiation for locally advanced head and neck cancer Potthoff, K.1,2; Naumann, P.1; Krug, D.1; Tarcea, V.1; Hinke, A.3; Debus, J.1 1 Department of Radiation Oncology, University of Heidelberg Medical Center, Heidelberg, Germany 2 Department of Medical Oncology, University of Heidelberg Medical Center, National Center for Tumor Diseases, Heidelberg, Germany 3 Biometrics, WiSP Pharma, Langenfeld, Germany Background: Acute radiation-induced dermatitis (ARD) is a common complication in patients with squamous cell cancer of the head and neck (SCCHN) treated by platin-based chemoradiation. Despite ongoing progress in supportive cancer care ARD remains a major adverse side effect with a severe impact on quality of life. An additional lack of evidence concerning ARD emphasizes the need for improvements in prophylaxis and treatment. Due to convincing clinical experiences with the new lactokine containing two-step topical treatment ‘R1 and R2’ in a pilot case series for management of ARD we launched a multicenter, randomized clinical trial with a recruitment goal of 132 patients in 29 centers to assess safety and efficacy of R1 and R2 for prophylaxis of ARD. Methods: Patients with SCCHN were 1:1 randomized to either receive prophylactic topical ‘R1 and R2’ or the standard skin care of the institution. All patients were treated by fractionated radiotherapy and concomitant platin-based chemotherapy in curative intention. The primary objective was the amount of patients that experience an ARD grade 3 or 4 (NCI CTCAE v. 4.03). According to study protocol, all patients were regularly evaluated and the irradiated skin was photographed and graded according to NCI CTCAE. In addition, patients completed quality of life (QoL) questionnaires. Results: As of January 2013, 84 patients were evaluable for safety analysis. Application of R1 and R2 was well tolerated. No allergic reactions occurred and no grade 3 or 4 toxicities were seen. QoL was maintained in patients applying R1 and R2. Results of the interim analysis will be presented. Conclusion: The application of ‘R1 and R2’ is feasible, safe and effective in prophylaxis of ARD. Due to promising initial results active accrual will be continued. 16 The HICARE Trial: A multicenter clinical trial on skin reactions and translational research in patients with locally advanced head and neck cancer undergoing radioimmunotherapy Potthoff, K.1,2,x; Habl, G.1,x; Haefner, M.1; Abdollahi, A.3,4,; Boller, B.5; Debus, J.1 x Both authors contributed equally Department of Radiation Oncology, University of Heidelberg Medical Center 2 Department of Medical Oncology, University of Heidelberg Medical Center 3 Molecular and Translational Radiation Oncology, Heidelberg Ion Therapy Center (HIT), University of Heidelberg Medical School and National Center for Tumor Diseases, German Cancer Research Center, Heidelberg 4 Center of Cancer Systems Biology, St. Elizabeth's Medical Center, Tufts University School of Medicine, Boston 5 iOMEDICO AG, Freiburg 1 Background: In order to improve the clinical outcome of patients with locally advanced squamous cell carcinoma of the head and neck (LASCCHN) not being capable to receive platinum-based chemoradiation, radiotherapy can be intensified by addition of cetuximab, a monoclonal antibody that blocks the epidermal growth factor receptor (EGFR). The radioimmunotherapy with cetuximab is a feasible treatment option showing a favourable toxicity profile. The most frequent side effect of radiotherapy is radiation dermatitis, the most frequent side effect of treatment with cetuximab is acneiform rash. Incidence and severity of these frequent, often overlapping and sometimes limiting skin reactions, however, are not well explored. A clinical and molecular differentiation between radiogenic skin reactions and skin reactions caused by cetuximab which may correlate with outcome, has never been analyzed before. Methods: The HICARE study is a national, multicenter, prospective phase IV study exploring the different types of skin reactions that occur in patients with LASSCHN undergoing radioimmunotherapy with the EGFR inhibitor cetuximab. 500 patients with LASSCHN will be enrolled in 40 participating sites in Germany. Primary endpoint is the rate of radiation dermatitis NCI CTCAE grade 3 and 4 (v. 4.02). Radioimmunotherapy will be applied according to SmPC, i.e. cetuximab will be administered as loading dose and then weekly during the radiotherapy. Irradiation will be applied as intensity-modulated radiation therapy or 3D-dimensional radiation therapy. For translational research HPV status of the tumor samples and genomic and proteomic analyses of blood samples will be carried out at several time points during the trial. Results: As of January 2013, 61 patients were recruited and evaluable for safety analysis. Application of cetuximab and radiation therapy was well tolerated. 2 patients died due to severe comorbidities. QoL was maintained in all patients alive. Results of an interim analysis will be presented. Conclusion: The goal of the HICARE trial is to differentiate skin reactions caused by radiation from those caused by the monoclonal antibody cetuximab, to evaluate the incidence and severity of these skin reactions and to correlate them with outcome parameters. Besides, the translational research program will help to identify and confirm novel peripheral blood based molecular predictors and surrogates for treatment response and resistance. Due to promising interim results active accrual will be continued. Trial Registration: Clinical Trial Identifier: NCT01553032 (clinicaltrials.gov). Disclosure: Keine Interessenkonflikte. 8 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Trial Registration: ISRCTN 87302591 (DOI 10.1186/ISRCTN87302591) Disclosure: No conflict of interest. 17 Patientenschulung bei tumorbedingter chronischer Fatigue Reif, K.1; de Vries, U.2; Petermann, F.3 1 hsg Hochschule für Gesundheit Bochum Rehawissenschaftlicher Forschungsverbund Niedersachsen-Bremen, Universität Bremen 3 Prof. Dr. Franz Petermann, Zentrum für Rehabilitationsforschung an der Universität Bremen 2 Hintergrund: Tumorbedingte Fatigue ist ein weit verbreitetes und sehr belastendes Syndrom im Rahmen einer Krebserkrankung und -therapie. Fatigue geht mit subjektiven Gefühlen von physischer, kognitiver und affektiver Müdigkeit einher. Erschöpfung, Energieverlust und eingeschränkte Möglichkeiten der Erholung sind weitere Charakteristika der Fatigue. Die psychosozialen Beeinträchtigungen sind erheblich: Die Lebensqualität, das psychische Wohlbefinden, die Teilhabe am Alltagsleben und die berufliche Leistungsfähigkeit sind meist eingeschränkt. Aufgrund der langfristig ansteigenden Überlebensraten bei Krebspatienten treten zunehmend chronische Folgesymptome, wie die tumorbedingte Fatigue, auch bei Patienten nach Abschluss der Tumortherapie in den Vordergrund. Methode: Ziel dieses Projekts war die Entwicklung und Evaluation eines Patientenschulungsprogramms zur Reduktion der subjektiv empfundenen Fatigue bei Krebspatienten nach Abschluss der Tumortherapie. Zur Programmentwicklung und formativen Evaluation wurden die Schulungsinhalte und das didaktisch-methodische Konzept in einer interdisziplinären Expertengruppe diskutiert und anschließend bei einer kleinen Gruppe von Patienten getestet. Zur summativen Evaluation wurde das Schulungsprogramm in einer randomisierten, kontrollierten Studie auf seine Wirksamkeit überprüft. Das primäre Outcome war tumorbedingte Fatigue, gemessen mit dem Fatigue Assessment Quaestionnaire (FAQ). Weitere sekundäre Outcomes wurden erhoben. Die Datenerhebung fand zu drei Zeitpunkten statt: vor der Randomisierung, nach der Schulung und 6 Monate nach der Schulung. Zur Datenauswertung wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung durchgeführt. Ergebnisse: Das neu entwickelte Programm besteht aus 6 Sessions von je 90 Minuten Dauer. In zehn deutschen Zentren wurden insgesamt 261 Patienten zur Teilnahme an dem Schulungsprogramm oder in eine Wartekontrollgruppe randomisiert. Die Zufriedenheit der Patienten, die an der Schulung teilgenommen hatten, war hoch. 95,8% der Patienten erzielten einen subjektiv eingeschätzten persönlichen Gewinn durch die Schulung, im Mittel 8,14 von 12 möglichen Punkten. Die Gesamtschulungszufriedenheit mit dem Programm betrug 78,72%. Die Patienten in der Interventionsgruppe zeigten eine statistisch signifikante Reduktion der Fatiguebelastung (F=76.510, p<0.001) mit einer hohen Effektstärke (η2=0.248). Auch in den sekundären Outcomes zeigten sich signifikante Besserungen. Schlussfolgerung: Mit dem neu entwickelten Selbstmanagementprogramm kann eine Versorgungslücke für Krebspatienten mit chronischer Fatigue geschlossen werden, für die es bislang kaum Therapieansätze gibt. Das Programm zeichnet sich durch zielgruppengerechte Inhalte und Methoden bei einer hohen Effektivität und Patientenzufriedenheit aus. Erklärung zu Interessenskonflikten: Es bestehen bei allen Autoren keine Interessenskonflikte. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Verbundförderung des Pflegeforschungsverbunds Nord gefördert. 18 f Bekanntheit und Umsetzung von antiemetischen Leitlinien in der gynäko-onkologischen Praxis: Eine Analyse von 150 Patientinnen unter (neo)adjuvanter AC-haltiger Chemotherapie Schilling, J.1; Hindenburg, H.-J.2 1 Berufsverband der Niedergelassenen Gynäkologischen Onkologen in Deutschland (BNGO) e.V. Schöneiche b. Berlin 2 Gynäkologisch-Onkologische Schwerpunktpraxis, Berlin Einführung: Leitlinien für die Supportivtherapie bei onkologischen Therapien stellen ein wichtiges Instrument zur Sicherung der Therapiequalität und zum Erhalt der Lebensqualität von Krebspatienten dar. Allerdings bestehen trotz der breiten Verfügbarkeit und dem hohen Bekanntheitsgrad der Leitlinien zur antiemetischen Therapie erhebliche Lücken in der praktischen Anwendung. Auch werden Änderungen in den Leitlinien nicht immer wahrgenommen und oft nicht zeitnah genug in der Praxis implementiert. Ziel: Ziel unserer Untersuchung war es, Informationen über die Bekanntheit verschiedener nationaler und Internationaler Leitlinien zu gewinnen und deren Umsetzung in die Praxis bei Mammakarzinompatientinnen zu evaluieren, die eine adjuvante oder neoadjuvante Therapie mit einem ein Anthrazyklin plus Cyclophosphamid ( AC) enthaltenden Schema erhalten hatten. Hintergrund: AC wird in den aktuellen Leitlinien der amerikanischen Krebsgesellschaft ASCO seit 2011 als hoch emetogen (HEC) klassifiziert (1), obwohl sowohl Anthrazykline als auch Cyclophosphamid als Einzelsubstanzen nur moderat emetogen sind. AC-haltige Schemata werden jedoch sehr häufig in der adjuvanten und neoadjuvanten Therapie bei jüngeren Frauen eingesetzt. Jüngeres Alter und weibliches Geschlecht gelten als zusätzlich Risikofaktoren für Übelkeit und Erbrechen bei einer Chemotherapie. Methoden: Die Beantwortung der Fragen zu den Leitlinien und die Dokumentation der Patientendaten erfolgten über das ODM Quasi® GYN System. Es wurden demographische Fragen zu den Institutionen, zur Bekanntheit von Leitlinien und zur Umsetzung der Leitlinien bei verschiedenen AC-haltigen Therapien erhoben. Die tatsächliche antiemetische Behandlung wurde bei 150 Patientinnen in 6 aufeinanderfolgenden Wochen dokumentiert, die den ersten Zyklus einer AC-haltigen adjuvanten (77% der Pat.) oder neoadjuvanten (23% der Pat.) Chemotherapie erhielten. Die Dokumentation begann Mitte Oktober 2012 und endete im November 2012. Ergebnisse: 36 Praxen beteiligten sich an der Umfrage und Dokumentation. Die Bekanntheit der Leitlinien war gut, am bekanntesten sind in den BNGO-Praxen die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) mit 71%, gefolgt von ASCO (65%), NCCN (22%), am wenigsten bekannt ist die Leitlinie von MASCC/ ESMO (19%). Die Anwendung einerLeitlinie erfolgte ebenfalls am häufigsten gemäß der AGO-Empfehlung (49%), gefolgt von ASCO (33%); keiner Umsetzung (9%), MASCC (7%), sonstige (2%). 93% der befragten Ärzte gaben an, dass Ihnen die Änderung der emetogenen Risikogruppe von AC in HEC bekannt sei. 74% gaben an, dass sie die empfohlenen Dreifachantiemese mit 5-HT3-Rezeptorantagonist, NK1-Rezeptoranatonist und Dexamethason bereits umsetzten würden, weitere 17% planten dies in Zukunft und nur 9% wollen diese Empfahlung nicht umsetzen. Die Dokumentation des tatsächlichen Therapieverhaltens bei 150 Patientinnen im ersten Zyklus der AC-haltigen Therapie zeigte jedoch auf, dass nur 37% (56/150 Pat.) die Dreifachantiemese gemäß Leitlinien erhielten. 94/150 (63%) der Patientinnen erhielten eine Zweierkombination mit 5HT3-Rezeptorantagonist und Dexamethason. Fazit/ Ausblick: Obwohl die modernen antiemetischen Leitlinien bei etwa 70% der befragten Ärzte bekannt sind, werden sie im ersten Zyklus einer AC-haltigen Chemotherapie nur bei 37% der dokumentierten Patientinnen angewandt. Gründe für die Diskrepanz zwischen Absichtserklärung und Umsetzung sollen aufgezeigt werden. Eine weitere Analyse des Therapieverhaltens im dritten Therapiezyklus ist geplant. Abstracts Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 9 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Literatur Basch E et al.: J Clin Oncol 2011;29(31):4189–98. Effektivität einer Zweier- oder Dreierkombination mit Palonosetron bei Mammakarzinompatientinnen mit adjuvanter AC-haltiger Chemotherapie – „real-life“Erfahrungen aus gynäko-onkologischen Praxen Schilling, J.1; Hindenburg, H.-J.2; Kittel, K.3; Klare, P.3; Wetzel, A.3; Jungberg, P.4; Guth, D.5; Konias, M.6; Gazawi, N.7; Busch, S.8; Diel, I.J.9; Gebert, M.9; Walter, S.10; Feyer, P.11; Ortner, P.12 1 Berufsverband niedergelassener gynäkologischer Onkologen (BNGO) e.V., Schöneiche b. Berlin 2 Gynäkologisch-Onkologische Schwerpunktpraxis, Berlin 3 Praxisklinik Krebsheilkunde, Berlin 4 Praxis für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und gynäkologische Onkologie, Chemnitz 5 Praxis für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und gynäkologische Onkologie, Plauen 6 Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe, Oranienburg 7 Praxis für gynäkologische Onkologie, Leipzig 8 SPGO-Mannheim, Praxis für gynäkologische Onkologie, Mannheim 9 Gynäkologische Gemeinschaftspraxis, Mannheim 10 Frauenärztliche Gemeinschaftspraxis, Cottbus 11 Klinik für Radioonkologie und Nuklearmedizin, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin 12 Pomme-med, München Einleitung: Patientinnen, die in kontrollierten klinischen Studien behandelt werden, bilden aufgrund der meist engen Ein- und Ausschlusskriterien nicht das tatsächliche Patientenkollektiv in der gynäkoonkologischen Praxis ab. Zudem können viele Patientinnen z.B. aufgrund des Alters oder wegen Komorbiditäten nicht an Studien teilnehmen. Die Dokumentation des „real-life“ im Management onkologischer Erkrankungen spielt daher eine wichtige Rolle in der Optimierung der Patientenversorgung. Sie wird vom Gesetzgeber gefordert und ist ein Instrument zur Qualitätssicherung in der Onkologie. Zielsetzung: In dieser Patientendokumentation des Berufsverbands niedergelassener gynäkologischer Onkologen e.V. (BNGO e.V.) wird die Effektivität der antiemetischen Prophylaxe unter Einschluss von Palonosetron in den angeschlossenen Praxen seit 2008 kontinuierlich erfasst, wobei in diesem Zeitraum fast 3000 Patientinnen dokumentiert wurden. Diese retrospektive Auswertung der Daten aus BNGO-Praxen hatte zum Ziel, die Effektivität einer Palonosetron-basierten Zweierbzw. Dreier-Antiemese nach 4 Zyklen einer Anthrazyklin- plus Cyclophosphamid (AC)-haltigen Chemotherapie (CT) bei Patientinnen mit Mammakarzinom zu evaluieren. Hintergrund: Mammakarzinompatientinnen, die adjuvant oder neoadjuvant AC-haltige Chemotherapien erhalten, leiden besonders häufig unter Übelkeit (Ü) und Erbrechen (E). Weibliches Geschlecht und jüngeres Alter erhöhen das Emesis-Risiko noch zusätzlich. Daher wird die AC-haltige Chemotherapie (CT) in modernen Leitlinien z.B. der Amerikanischen Krebsgesellschaft ASCO von 2011 (1) als hochemetogen (HEC) klassifiziert. Zudem nimmt die antiemetische Kontrolle bei den Patientinnen nach wiederholten Zyklen ab. In den aktuellsten evidenzbasierten Leitlinien z.B, ASCO, MASCC/ ESMO oder NCCN daher wird bei AC-basierter Chemotherapie in Analogie zu HEC eine Dreierprophylaxe aus 5-HT3-Rezeptorantagonist (5HT3-RA), Neurokinin1Rezeptorantagonist (NK1-RA) und Dexamethason (Dex) empfohlen. Palonosetron ist in den Leitlinien der empfohlene 5HT3-RA bei moderat emetogener CT (MEC), denn in Studien bei MEC war Palonosetron bei akuter und verzögerter Emesis und über nachfolgende Zyklen wirksamer als ältere Substanzklassenvertreter. In anderen Studien und auch in eigenen Erfahrungen aus der Praxis zeigte sich Palonosetron innerhalb einer Dreierkombination bei HEC und AC ebenfalls hoch effektiv. Diese Kombination wird in Praxen des BNGO häufig eingesetzt. Methoden: In diese retrospektive Analyse wurden die Daten von Mammakarzinompatientinnen nach dem 4. Zyklus einer adjuvanten oder neoadjuvanten AC-haltigen Chemotherapie untersucht, die Palonosetron entweder als Zweierkombination mit Dexamethason oder als Dreierkombination mit zusätzlich NK1-Antagonist als antiemetische Prophylaxe erhalten hatten. Die Daten wurden online dokumentiert. Ein Patiententagebuch erfasste Stärke, Häufigkeit, Dauer und Beginn von Ü/E. Die Effektivitätskriterien waren: Komplette Kontrolle (CC: kein E, keine 10 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Reservemedikation, milde Ü); komplettes Ansprechen (CR: kein E, keine Reservemedikation) und Reservemedikation. Ergebnisse: Insgesamt 653 Patientinnen mit AC-haltiger Chemotherapie erhielten entweder eine Zweifach-oder Dreifachantiemese mit Palonosetron. 74% erhielten als Anthrazyklin Epirubicin. Das mediane Patientenalter betrug 55 Jahre. 251 Patientinnen hatten Palonosetron/Dexamethason (P-Dex), 402 hatten Palonosetron/Dexamethason/NK1-RA (P-N-Dex) erhalten. Die Wirksamkeit (Gesamtansprechen über 5 Tage) nach 4 Zyklen AC war: P-Dex: CC: 59,0%, CR 83,3%; PN-Dex: CC 74,1%, CR 84,3%. In beiden Armen war die verzögerte Übelkeit über 5 Tage sehr gut kontrolliert. Bei vergleichbarer CR zwischen beiden Schemata führte die Dreierkombination zu einer deutlich höheren Rate an kompletter Kontrolle von Übelkeit und Erbrechen. Fazit: Die antiemetische Dreierprophylaxe mit Palonosetron, NK1Rezeptorantagonist und Dexamethason ist nach den Erfahrungen aus dieser Erhebung in gynäko-onkologischen Praxen eine effektive Methode, Übelkeit und Erbrechen bei AC-haltiger Chemotherapie nachhaltig und auch über mehrere Chemotherapiezyklen hinweg zu verhindern. Literatur Basch E. et al.: J Clin Oncol 2011;29(31):4189–98. Disclosure Statement: Die Dokumentation der Daten wurde durch RIEMSER Pharma GmbH unterstützt. RIEMSER hatte keinen Einfluss auf die Datenauswertung. 20 Belastung von onkologischen Patienten durch Multisymptomerleben: Vorläufige Ergebnisse einer multizentrischen Querschnittsstudie Schmidt, H.1; Landenberger, M.1; Jahn, P.1, 2 1 2 Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, MLU Halle-Wittenberg, Universitätsklinikum Halle (Saale) Hintergrund: Tumorpatienten leiden häufig an mehreren krankheitsund therapiebedingten Symptomen sowie an Einschränkungen der Funktionalität. Da anhaltendes Symptomerleben sowohl die Lebensqualität beeinträchtigen als auch die Behandlungsintensität limitieren oder zu einem vorzeitigen Abbruch der Tumorbehandlung führen kann, ist es Ziel unterstützender Therapie, lindernde Maßnahmen möglichst frühzeitig und bedarfsgerecht einzuleiten. Hierzu sind eine standardisierte Symptomerfassung und ein guter Informationsfluss vom Patienten zu den beteiligten Berufsgruppen anzustreben. Methode: In einer multizentrischen Querschnittsstudie unter Beteiligung von 5 Uniklinika wurden die erlebte Symptomintensität und die daraus resultierenden Belastungen onkologischer Patienten erhoben. Eingeschlossen wurden n=697 Patienten mit diagnostiziertem solidem Tumor, im Alter zwischen 18 und 80 Jahren sowie laufender ambulanter oder stationärer Tumortherapie. Im Rahmen dieser Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem M. D. Anderson Cancer Center erstmalig das M.D. Anderson Symptom Inventory in der deutschen Version (MDASI-G) eingesetzt. Mit dem MDASIG wurden, bezogen auf die letzten 24 h, Symptombelastungen und Einschränkungen der Funktionalität erhoben (0 bis 10 Punkte je Skala), die als Summenscore im Symptom Burden zusammengefasst werden können. Zusammenhänge von Symptom Burden mit Distress (Distress Thermometer) und globaler Lebensqualität (EORTC QLQ-C 30) wurden explorativ untersucht. Bei zwei der teilnehmenden Zentren wurden zusätzlich Kompetenzen und Belastungen von Pflegenden im Umgang mit onkologischen Patienten analysiert (Nurse Competence Scale und FBAS). Anhand von 31 Patientenakten wurde stichprobenartig der symptombezogene Dokumentationsstandard erfasst. Ergebnisse: Im Durchschnitt wurden im MDASI 6 (±3) Symptome (Intensität ≥1) benannt. Bezogen auf die Belastungsstufen (≥1–4 leicht, 5-7 moderat und 8-10 schwer) wurden am häufigsten Fatigue (43% leicht, 26% moderat, 9% schwer), Sorgen/Kummer (36% leicht, 23% moderat, 10% schwer), Traurigkeit (36% leicht, 18% moderat, 9% schwer) sowie Schlafstörungen (37% leicht, 20% moderat, 10% schwer) angegeben. 18% der Patienten gaben schwere Einschränkungen der Alltagstätigkeit an. Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM 19 höhere Odds für Nichtteilnahme für Patientinnen, die alleine lebten, älter waren, eine weite Anreise hatten oder keine Fatiguesymptomatik aufwiesen. Ebenso nahmen Patientinnen mit fortgeschrittener Grunderkrankungen, mehr Begleiterkrankungen oder vorangegangener Chemotherapie signifikant seltener an der Studie teil. Für BMI und körperliche Aktivität wurden keine Assoziationen mit dem Teilnahmeverhalten beobachtet. Schlussfolgerung: Die Bereitschaft von Brustkrebspatientinnen an einer randomisierten Sportinterventionsstudie teilzunehmen unterschied sich hinsichtlich Alter und Gesundheitszustand. Hingegen fand keine Selektion bezüglich des aktuellen körperlichen Aktivitätsverhaltens und des BMI statt. Eine Verringerung der zusätzlichen Belastungen, die sich aus der Teilnahme an einer Studie ergeben können, durch zum Beispiel das Anbieten von flexiblen Trainingszeiten und dezentralen Trainingsstandorten könnten vielversprechende Ansätze sein, um die Teilnahmeraten an Sportinterventionsstudien zu erhöhen. Interessenkonflikte: keine 21 Literatur 1. Velthuis MJ, et al.: The effect of physical exercise on cancer-related fatigue during cancer treatment: a meta-analysis of randomised controlled trials. Clin Oncol (R Coll Radiol) 2010;22(3):208–21. 2. Jones LW, Alfano CM: Exercise-oncology research: Past, present, and future. Acta Oncol 2013;52(2):195–215. 3. Cramp F, James A, Lambert J: The effects of resistance training on quality of life in cancer: a systematic literature review and meta-analysis. Support Care Cancer 2010;18(11):1367–76. Steindorf, K.1,2; Gollhofer, S.M.1; Wiskemann, J.1,3; Schmidt, M.E.1,2; Klassen, O.1; Potthoff, K.3,4 22 Eine randomisierte klinische Interventionsstudie zu Krafttraining während einer adjuvanten Strahlentherapie bei Brustkrebspatientinnen: Welche Faktoren beeinflussen die Studienteilnahme? 1 AG Bewegung und Krebs, Abteilung Präventive Onkologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT), Im Neuenheimer Feld 460, 69120 Heidelberg 2 Abteilung Umweltepidemiologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg 3 Abteilung Medizinische Onkologie, Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT), Im Neuenheimer Feld 460, 69120 Heidelberg 4 Abteilung Radioonkologie, Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT), Universitätsklinikum Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Hintergrund: Im Allgemeinen nimmt nur ein geringer Anteil von Krebspatienten an randomisierten kontrollierten Studien teil, wodurch die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse in Frage gestellt sein kann. Dieses gilt auch für die Studien, die in jüngster Zeit gezeigt haben, dass ein strukturiertes körperliches Training unerwünschte Therapienebenwirkungen wie krebsassoziierte Fatigue (CRF), verminderte Lebensqualität und verringerte Fitness verbessern kann [1–3]. Nach unserer Kenntnis liegen bislang keine Untersuchungen zum Teilnahmeverhalten an Sportinterventionsstudien bei Krebspatienten vor. Im Rahmen einer randomisierten Sportinterventionsstudie (BEST-Studie; Registrierungsnummer bei ClinicalTrials.gov: NCT01468766) mit Brustkrebspatientinnen während der Strahlentherapie haben wir daher untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Teilnahme und Nichtteilnahme haben. Methode: Von Juli bis Dezember 2011 wurden 121 Brustkrebspatientinnen, die für den Einschluss in die BEST-Studie in Frage kamen, in die Substudie eingeschlossen, davon 52 Teilnehmerinnen und 69 Nichtteilnehmerinnen. Sozio-demographische Charakteristiken (Alter, Familienstand, Anfahrtszeit zum Studienzentrum), klinische Daten (Body Mass Index (BMI), Tumorstadium, Tumorgröße und Lymphknotenstatus, Begleiterkrankungen, Chemotherapie), Fatiguestatus und körperliches Aktivitätsverhalten wurden erfasst und zwischen Teilnehmerinnen und Nichtteilnehmerinnen verglichen. Zusätzlich wurden bei den Teilnehmern Motivationsgründe zur Studienteilnahme und bei Nichtteilnehmern Gründe für das Ablehnen erhoben. Ergebnisse: Für 117 Patientinnen (52 Teilnehmerinnen und 65 Nichtteilnehmerinnen) lagen auswertbare Datensätze vor. Die Gruppe der Nichtteilnehmerinnen wies einen höheren Prozentsatz an älteren (≥70 Jahre) und jüngeren Patientinnen (<40 Jahre) auf (p=.02), lebte häufiger alleine (p=.01), hatte lange Anfahrtszeiten (p=.02), und hatte eine lokal weiter fortgeschrittene Erkrankung (p<.05) als die Gruppe der Teilnehmerinnen. Multiple logistische Regressionsanalysen zeigten signifikant Abstracts Symptoms and needs of neurooncological palliative care patients – the physicians’ perspective Heilmann, E.1; Rock, H.1; Nauck, F.2; Strik, H.1 1 2 Neurology, University of Marburg, Germany Dept. of Palliative Care, University of Goettingen, Germany Background: Symptoms and needs in the terminal phase of life of neurooncological patients and of patients with systemic cancer are different. Specific symptoms and distress of neurooncological patients and their caregivers were assessed with a survey among treating physicians. Methods: 46 palliative-care physicians of various specializations in outand inpatient instutions were asked with questionnaires for most frequent symptoms and distress-causing factors during the last phase of life of neurooncological patients. Results: Palliative care structures were most often contacted earlier during the course of the disease (48%) than directly at the beginning of the palliative care phase (39%). General weakness, pain and nausea were regarded to be the three most frequent general symptoms, followed by therapy-induced symptoms – most often steroid-induced. Paresis, loss of cognitive functions and anxiety were named to be the three most frequent neurological symptoms. Depression was valued to be the most frequent psychiatric symptom, while paranoid symptoms and suicidal tendency were less frequent. The time needed by caregivers was estimated to be more than 20% or even more than 50% of the daily awake time. The direct financial burden for families was estimated intermediate, indirect burden as high. Conclusions: The survey presented here indicates a number of specific symptoms during the terminal phase of neurooncological disease with a high incidence of psychiatric symptoms. The financial and time burden of the caring families is estimated intermediate to high. An extension of the survey to a larger number of colleagues and a parallel survey among caregivers is warranted. Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 11 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Es zeigten sich signifikante Zusammenhänge sowohl zwischen Symptom Burden (MW 46,6 ±30,6) und der globalen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (MW: 49,4±22,7) (r=0,66; p<0,01) als auch zwischen Symptom Burden und Distress (MW 5,13 ±2,7) (r=0,59; p<0,01). In der Personalbefragung schätzten Pflegende den Bereich Beratung und Betreuung der Patienten als sehr bedeutsam für ihre Arbeit, beurteilten ihre diesbezüglichen Kompetenzen jedoch im Vergleich zu anderen Kompetenzen geringer. Der stichprobenartige Abgleich der Patientenangaben mit der Pflegedokumentation ergab Hinweise für Optimierungspotential bezüglich Symptomerfassung und Dokumentation. Schlussfolgerungen: Das eingesetzte MDASI-G scheint gut zur zeitnahen Erfassung der Symptombelastung onkologischer Patienten geeignet zu sein. Systematische Symptomerfassung und entsprechende Schulung des medizinischen Personals könnten zu verbesserter Aufmerksamkeit bezüglich Belastungen der Patienten und diesbezüglich verbesserter interdisziplinärer Kommunikation führen. Dies könnte zur Optimierung der supportiven Therapie und damit zu einer weiteren Verbesserung der Lebensqualität onkologischer Patienten und letztlich zum Erfolg der gesamten Tumorbehandlung beitragen. 23 Viscum album [L.] Extrakt-Therapie versus keine antineoplastische Therapie bei Patienten in lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Stadium des Pankreas-Karzinoms: Eine randomisierte konfirmative klinische Studie (ISRCTN 70760582) Tröger, W.1; Reif, M.2; Galun, D.3; Schumann, A.2; Stanković, N.4; Milićević, M. 5 1 Klinische Forschung Dr. Tröger, Freiburg Institut für Klinische Forschung, Berlin 3 HPB Chirurgische Abteilung der Ersten Chirurgischen Klinik des Klinischen Zentrums von Serbien 4 CLINICOBSS, Serbien. 5 Medizinische Fakultät der University Belgrad, Serbien 2 Hintergrund: Die Situation für Patienten in lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Stadium des Pankreas-Karzinoms ist unbefriedigend, wenn diese in reduziertem Allgemeinzustand sind oder wenn Standard-Therapien versagen. Lebensverlängernde Therapien sind meist toxisch und werden von diesen Patienten oft nicht mehr toleriert. Nichttoxische, lebensverlängernde Therapien, die gleichzeitig die Lebensqualität für diese Patienten erhöhen, müssen erforscht werden. Die Therapie mit Mistel–Extrakten (Viscum album [L.], VaL) ist in Westeuropa weit verbreitet; mehrere Mistelpräparate verschiedener Hersteller sind für die Tumorbehandlung zugelassen und werden im palliativen Setting von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Patienten und Methoden: In dieser prospektiven, offenen, gruppensequenziellen, randomisierten Studie (ISRCTN 70760582) wurden Patienten in lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Stadium eines Pankreas-Karzinoms, die nicht für Gemcitabin- oder andere Therapien geeignet waren, gemäß „guter“ oder „schlechter“ Prognose stratifiziert. Die Prognosekriterien waren das Alter (> 65 Jahre), UICC (IV) und ECOG (≥ 2). Eine „schlechte“ Prognose ergab sich, wenn 2 der 3 Kriterien zutrafen. Anschließend wurden die Patienten (1:1) randomisiert und erhielten entweder „Best Supportive Care (BSC)“, oder BSC und zusätzlich drei Mal wöchentlich VaL als s.c.–Injektionen (Iscador®Qu spezial). Die Dosierung begann bei 0,01mg und steigerte sich auf 10 mg. Das primäre Ziel der Studie war das Gesamtüberleben (OS) innerhalb von 12 Monaten, welches in drei aufeinander folgenden gruppensequenziellen Analysen geprüft werden sollte. Die Fallzahlberechnung ergab 428 Patienten. Das sekundäre Ziel der Studie war die Lebensqualität (QoL), die mit dem Basisfragebogen der „European Organisation for Research and Treatment of Cancer” (EORTC QLQ-C30) erfasst wurde. Ergebnisse: Diese erste Zwischenanalyse berichtet von 220 Patienten. Die Daten der beiden Patientengruppen (VaL und Kontrolle) waren bei Aufnahme in die Studie ausgeglichen. Die mediane Gesamtüberlebenszeit der VaL- und der Kontrollpatienten waren 4,8 bzw. 2,7 Monate (p < 0,0001). Bei der Prognosegruppe “gut” waren es 6,6 bzw. 3,2 Monate (p < 0,0001); und bei der Prognosegruppe „schlecht“ 3,4 bzw. 2,0 Monate (p = 0,0031) (Abb. 1). Kontrolle VaL Hazard Ratio (95% Konfidenzintervall) Anzahl Ereignisse / Anzahl Patienten Gesamt 105/110 90/110 0,472 (0,352-0,631) Alter ≤65 >65 54/56 51/54 60/71 30/39 0,446 (0,321-0,678) 0,484 (0,306-0,766) Geschlecht männlich weiblich 60/63 47/45 56/65 34/45 0,409 (0,281-0,596) 0,520 (0,331-0,816) ECOG 0-1 2-4 51/56 54/54 43/56 47/54 0,503 (0,333-0,760) 0,382 (0,254-0,573) Stadium III IV 61/64 44/46 39/57 51/53 0,337 (0,222-0,511) 0,642 (0,416-0,936) Prognose gut schlecht 51/53 54/56 42/52 48/55 0,437 (0,288-0,662) 0,505 (0,341-0,750) 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 <-- VaL besser Kontrolle besser --> Subgruppenanalyse (Forest Plot) des Behandlungseffektes des "12-Monats-Gesamtüberlebens" Abb. 1 Abb. 2 Die Lebensqualität wurde mit den 15 Dimensionen des EORTC QLQC30 erfasst. Bei 13 der 15 QoL Scores wurde ein signifikanter Vorteil der VaL-Gruppe ermittelt (p≤0.0001). Zehn der 15 Scores wiesen eine klinisch relevante Verbesserung von ≥ 10 Punkten auf: von 11,4 (Übelkeit / Erbrechen) über 23.5 (Allgemeiner Gesundheitszustand / QoL) und 24,2 (Schmerz) bis zu 43,5 (Appetitlosigkeit). Die Analyse der Häufigkeit und Schwere der Krankheits-bezogenen Symptome sowie des Körpergewichtes bestätigen die günstigen Effekte der VaL-Therapie auf die Lebensqualität. Es wurden keine unerwünschten oder schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse festgestellt, die durch VaL bewirkt wurden. Schlussfolgerung: Die VaL-Therapie bewirkt eine signifikante und klinisch relevante Lebensverlängerung, eine Erhöhung der Lebensqualität und keine Nebenwirkungen. Der Gruppenunterschied im Lebensqualitätsscore ‘Appetitlosigkeit‘ spiegelt sich im Gruppenunterschied des Körpergewichts während der Nachbeobachtung wider. Das Gleiche gilt für den Lebensqualitätsscore ‘Schmerz‘. VaL könnte eine effektive Supportiv- und Zweitlinientherapie für Patienten in lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Stadium des Pankreas-Karzinoms darstellen. 12 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Interessenskonflikte: Keine f Behandlungsphasenübergreifendens körperliches Training für Patienten mit Nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC): Ergebnisse einer Feasibilty-Studie Wiskemann, J.1,2*; Kühr, L.1,3*; Abel, U.4; Zoz, M.5; Hummler, S.3; Thomas, M.3 1 AG Bewegung und Krebs, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Abteilung Präventive Onkologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg 2 AG Bewegung und Krebs, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Abteilung Medizinische Onkologie, Universitätsklinikum Heidelberg 3 Thoraxklinik, Abteilung Onkologie der Thoraxtumoren, Universitätsklinikum Heidelberg 4 Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) & Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg, Germany 5 Spital Waldshut, Medizinische Klinik II * geteilte Erstautorenschaft Hintergrund: Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom leiden unter zahlreichen therapie- und tumorbedingten Komplikationen, die sich insbesondere auf die körperliche Funktionsfähigkeit und die Lebensqualität auswirken. Nachdem erste Studien zeigen konnten, dass bei Patienten mit operable Lungenkarzinom ein körperliches Training möglich ist und positive Auswirkungen hat [1], war es das Ziel dieser Studie, die Sicherheit und Machbarkeit, als auch die Effektivität eines entsprechenden körperlichen Trainings bei Patienten mit nichtoperablem, fortgeschrittenen Lungenkarzinom zu evaluieren. Eine besonders Ziel der vorliegenden Studie war es zudem, das Trainingsprogramm auf die Gegebenheiten der medizinischen Therapiephasen (stationär vs. ambulant/Wohnort) anzupassen. Methode: Es handelt sich bei der vorliegenden Untersuchung um eine offene, prospektive, single-center Studie, in die Patienten mit histologisch gesicherten Nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) eingeschlossen wurden. Alle Patienten mussten sich zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses und für die folgenden 8 Wochen in der akuten Therapiephase befinden und entweder eine Chemo- oder Kombinationstherapie (Chemo-/Radiotherapie) erhalten. Die Teilnehmer erhielten nach Ausfüllen des Informed Consent eine therapeutengestützte Einführung in das körperliche Trainingsprogramm. Das im hämatoonkologischen Setting bereits evaluierte [2] kombinierte Kraft-Ausdauer-Training wurde anschließend für 8 Wochen von den Patienten durchgeführt. Während den stationären Behandlungsphasen waren die Studienteilnehmer dazu angehalten mindestens 5x/Woche zu trainieren. 3x/Woche erhielten die Patienten dabei die Unterstützung eines Sporttherapeuten. Während den ambulanten Phasen sollten die Patienten das Training im häuslichen Kontext weiterführen. Zur Unterstützung erhielten sie wöchentlich einen Anruf durch den Sporttherapeuten, welcher sich nach dem Befinden der Studienteilnehmer und nach etwaigen Problemen mit dem körperlichen Training erkundigte. Vor Beginn der Intervention (T0), nach Abschluss der Intervention (T1) und 8 Wochen später (T2) wurde die körperliche Leistungsfähigkeit mit Hilfe des 6-MinutenWalk-Tests und durch Handhelddynamometrie erhoben. Die lungenkarzinomspezifische Lebensqualität (FACT-L), krebsbedingte Fatigue (MFI) und Depressivität (PHQ-9) wurden mit Hilfe von standardisierten Fragebogen erfasst. Primärer Endpunkt war die Machbarkeit (Feasibility) der Intervention, definiert als das Absolvieren von mindestens 2 Trainingseinheiten/Woche in mindestens 6 der 8 Interventionswochen. Ergebnisse: Von 81 informierten Patienten unterschieben 40 den Informed Consent. Die Verteilung des Krankheitsstadiums nach IASLC war IIA 5%; IIIA 8%; IIIB 20%; IV 67%. Das mediane Alter betrugt 63 Jahre (22-75) und 60% (n= 24) der Probanden waren männlich. 31/40 (77.5%) der Studienteilnehmer konnten zum Messzeitpunkt T1 und 22/40 (55%) zum Follow-Up Zeitpunkt T2 untersucht werden. Bei Betrachtung der Patientengruppe, die den Messzeitpunkt T1 durchgeführt haben (n=31), lag die Trainingsadhärenz bei 82%. Bei Anwendung des Machbarkeitskriteriums (>2 Trainingseinheiten/Woche in mindestens 6 Interventionswochen) auf alle Studienstarter, konnte eine Machbarkeitsquote von 55% festgestellt werden. Bei Betrachtung der untersuchten Parameter über den Interventionszeitraum hinweg (T0 à T1), Abstracts konnten für den 6-Minuten-Walk-Test (mittlere Steigerung der Gehstrecke um 28m) und für die isometrische Maximalkraft der Knie-, Ellbogen- und Hüftmuskulatur (mittlere Steigerungen zwischen 12 und 72 Newton) signifikante Veränderungen festgestellt werden. Lebensqualität, Fatigue und Depressivität blieben in diesem Zeitraum unverändert. Mit Blick auf den Follow-Up Messzeitpunkt (T2) konnte zudem ein signifikanter Kraftanstieg der Kniemuskulatur festgestellt werden. Schlussfolgerung: Systematisches körperliches Training ist bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom (NSCLC) unter laufender Chemo- oder Kombinationstherapie machbar. Der phasenübergreifende Interventionsansatz konnte zudem eine Verbesserung der Ausdauer- und Kraftleistungsfähigkeit zeigen. Variablen der Lebensqualität, Fatigue und Depressivität blieben über den Studienverlauf – trotz laufender Therapie – unverändert. Verlaufstendenzen einzelner Parameter zum Zeitpunkt des Follow-Up lassen zudem eine gewisse Nachhaltigkeit der Intervention vermuten. Zukünftige Studien müssen nun den tatsächlichen Stellenwert und Nutzen von Sport- und Bewegungstherapie in randomisierten, kontrollierten Designs untersuchen. Interessenkonflikte: keine Literatur 1. Granger CL, McDonald CF, Berney S, Chao C, Denehy L: Exercise intervention to improve exercise capacity and health related quality of life for patients with Non-small cell lung cancer: A systematic review. Lung Cancer 2011;72(2):139–53. 2. Wiskemann J, Dreger P, Schwerdtfeger R, et al.: Effects of a partly selfadministered exercise program before, during, and after allogeneic stem cell transplantation. Blood 2011;117(9):2604–13. 25 f Einfluss verschiedener Therapieschemata auf die individuelle Alpha Peak Frequenz im EEG nach NonHodgkin Lymphomerkrankungen – Ist das Cancer Related Fatigue zentral sichtbar? Hülsdünker, T.1; Mierau, A.1; Elter, T.2; Baumann, F.T.3; Bloch, W.3; Zimmer, P.3 1 Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft 2 Universitätsklinikum Köln, Med. Klinik 1 3 Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin Hintergrund: Das Cancer Related Fatigue (CRF) ist die bei onkologischen Patienten am häufigsten auftretende Nebenwirkung der medikamentösen Tumortherapie. Neben der hohen Prävalenz des CRF wird dieses von den Patienten als die am meisten belastende Nebenwirkung der Therapie wahrgenommen. Olbrich et al. (2011) konnten anhand eines heterogenen Tumorpatientenkollektives mit CRF erstmals Unterschiede zu gesunden Kontrollprobanden im Vigilanzstatus mittels EEG nachweisen. Anhand einer homogenen Subgruppe (n=13) aus einer noch nicht abgeschlossenen Studie, wollten wir überprüfen ob die Ausprägung des CRF sowie die Medikation der Patienten einen Einfluss auf die individuelle Alpha Peak Frequenz (iAPF) haben, da diese unter anderem mit der kognitiven Leistungsfähigkeit in Zusammenhang gebracht wird (Richard et al., 2004). Um potentielle therapiespezifische Effekte auf die iAPF darzustellen beschränkt sich die Untersuchung auf Non-Hodgkin Lymphompatienten, die entweder nach dem R-CHOP Protokoll, dass u.a. das neurotoxische Vincristin beinhaltet, oder mit R-Bendamustin behandelt werden. Methode: Einschlusskriterien: Zustand nach abgeschlossener Erstlinientherapie eines B-NHL, Behandlung mit R-CHOP (Gruppe 1) oder RBendamustin (Gruppe 2), Therapieabschluss darf maximal sechs Monate zurückliegen, Alter > 18. Ausschlusskriterien: Hb< 8 g/dl, Thrombozytopenie < 10 000/µl, Hypothyreose, Herzinsuffiziens nach NYHA > III, Symptomatische KHK, Behandlungsbedürftige COPD, Respiratorische Globalinsuffiziens, Medikamentöse Behandlung des Fatigue, Zerebrales Krampfleiden, Sedierende Medikation Die Erfassung des CRF erfolgte mittels Symptomskala des EORTC QLQ-C30. Während einer 5-minütigen Ruhemessung mit geschlossenen Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 13 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM 24 Augen, wurde mit einem 16-Kanal EEG-System die elektrokortikale Aktivität basierend auf dem internationalen 10:20-System in präfrontalen, frontalen, zentralen, parietalen und okzipitalen Arealen des Kortex aufgezeichnet. Die Rohdaten wurden zunächst band-pass gefiltert (2– 100 Hz) und global re-referenziert. Anschließend wurde die Ruhemessung in Segmente mit einer Länge von jeweils 4 Sekunden unterteilt und die baseline für jedes Segment korrigiert. Mittels eines ICA (Independent component analysis) basierten Ansatzes wurden residuale Augenartefakte entfernt und die korrigierten Daten anschließend mittels einer semi-automatischen Analyse überprüft und zusätzlich visuell kontrolliert. Das Frequenzspektrum wurde mittels fast Fourier Transformation (FFT) für eine Frequenzauflösung von 0,244 Hz berechnet und die IAF als die Frequenz mit der höchsten elektrische Leistung im AlphaFrequenzband zwischen 8,296 und 13,18 Hz definiert. Die ermittelten iAPF-Werte wurden für jede Region über die entsprechenden Elektroden gemittelt. Mittels eines unabhängigen t-test wurde der Effekt der Medikation auf die iAPF in den untersuchten Regionen des Kortex bestimmt. Des Weiteren wurden die Korellationskoeffizienten zwischen Fatigue-Score, Alter und iAPF in den untersuchten Regionen berechnet. Das Signifikanzniveau beträgt p<0,05. Ergebnisse: Der t-test zeigt die Tendenz einer Medikamentenabhängigkeit der iAPF in der frontalen Kortexregion (p=0,056) mit einer tendenziell höheren iAPF bei Patienten, die mit dem „Benda“-Medikament behandelt wurden. Basierend auf den Korellationskoeffizienten wird ein signifikant negativer Zusammenhang des Fatigue-Scores mit der iAPF in der frontalen Region deutlich (r=-0,66; p<0,05). Keine Zusammenhänge konnten hingegen in dieser Region für IAF und Alter (r=-0,14) sowie Alter und Fatigue (r=-0,01) nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ausprägung des CRF einen Einfluss auf die iAPF im frontalen Kortex hat. Dieser Zusammenhang ermöglicht eine potentielle Erweiterung der Diagnostik von CRF basierend auf elektrokortikaler Aktivität. Der bereits nachgewiesene negative Zusammenhang zwischen frontaler iAPF und kognitiver Leistungsfähigkeit (Richard et al., 2004) gibt darüber hinaus Aufschlüsse über mögliche kognitive Beeinträchtigungen basierend auf der Ausprägung des CRF. Vor diesem Hintergrund ist auch die tendenzielle Abhängigkeit der iAPF von der Medikation zu beurteilen. Das R-CHOP Protokoll zur Behandlung aggressiver NHL, welches das neurotoxische Präparat Vincristin beinhaltet, scheint zu einer geringeren iAPF zu führen als das vermutlich weniger zentral wirkende R-Bendamustin Therapieprotokoll. Inwieweit sich dieser Effekt klinisch manifestiert, z.B. in einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit, sollte der Gegenstand aufbauender Studien sein. Folgestudien mit größeren Stichproben müssen die Belastbarkeit der Ergebnisse überprüfen. 26 Bewegungstherapeutische Interventionen bei Prostatakarzinom – eine Übersichtsarbeit Zopf, E.M.; Bloch, W.; Baumann, F.T. Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Abt. Molekulare und Zelluläre Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln Hintergrund: Zu den häufigsten Beschwerden bei einer Prostatakrebserkrankung zählen Harninkontinenz, erektile Dysfunktion, FatigueSymptomatik sowie Ängste und Depressionen. Auf sozialer Ebene folgt eine reduzierte Teilhabe und zunehmende Isolation. Insgesamt wird die Lebensqualität stark negativ beeinflusst. Zunehmend mehr Studien mit bewegungstherapeutischen Interventionen belegen zahlreiche positive Wirkungsweisen. Ziel war es, die Evidenz von bewegungstherapeutischen Interventionsstudien in der Akutphase und der Rehabilitationsphase einer Prostatakrebserkrankung zu überprüfen und die Effektivität dieser darzulegen. Methode: Es konnten durch eine umfassende Literaturrecherche in der Datenbank Medpilot 28 randomisiert-kontrollierte Studien zur Bewegungstherapie mit Prostatakrebspatienten ermittelt werden. Ergebnisse: Die Studienlage deutet darauf hin, dass durch eine Bewegungstherapie die Inkontinenz, Fitness, Fatigue-Symptomatik, Körperkomposition und letztendlich auch die Lebensqualität von Patienten während und nach einer Prostatakrebserkrankung verbessert werden können. Sowohl ein Krafttraining als auch ein Ausdauertraining mit Prostatakrebspatienten ist machbar und effektiv. Zudem bestätigt die Studienlage, dass ein Beckenboden-/ Schließmuskeltraining die Dauer der Inkontinenz verkürzen kann. Der Einsatz eines zusätzlichen Biofeedback- oder Elektrotherapieverfahrens ist noch umstritten. Schlussfolgerung: Insgesamt kann festgehalten werden, dass diese Übersichtsarbeit vorläufige Evidenz liefert, dass bewegungstherapeutische Interventionen im Rahmen von Beckenboden-/ Schließmuskeltraining, Ausdauer- und/oder Krafttraining für Prostatakrebspatienten gesundheitsförderliche und rehabilitative Effekte zu haben scheinen. Aufgrund der unterschiedlichen Interventionen, der verschiedenen Messmethoden und Endpunkte können insgesamt jedoch noch keine fundierten und umfassenden Bewegungsempfehlungen für die Praxis definiert werden. Zukünftig müssen weitere randomisiert-kontrollierte Studien mit guter methodischer Qualität durchgeführt werden, um evidenzbasierte Bewegungsempfehlungen bei Prostatakrebs geben zu können. Dennoch sollten die bereits gewonnen Erkenntnisse schnellstmöglich in den Rehabilitationskliniken und im Nachsorgesport umgesetzt werden. Disclosure: Es bestehen keine Interessenskonflikte. Literatur Angelakis E, Lubar JF, Stathopoulou S: Electroencephalographic peak alpha frequency correlates of cognitive traits. Neurosci Lett 2004;1:60–63. Angelakis E, Lubar JF, Stathopoulou S, Kounios J: Peak alpha frequency: an electroencephalographic measure of cognitive preparedness. Clin Neurophysiol 2004;4:887–897. Olbrich S, Sander C, Jahn I, Eplinius F, Claus S, Mergl R et al.: Unstable EEGvigilance in patients with cancer-related fatigue (CRF) in comparison to healthy controls. World J Biol Psychiatry 2012;2:146–152. Richard Clark C, Veltmeyer MD, Hamilton RJ, Simms E, Paul R, Hermens D, Gordon E: Spontaneous alpha peak frequency predicts working memory performance across the age span. Int J Psychophysiol 2004;1:1–9. 14 Onkologie 2013;36(suppl 3):1–15 Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Author Index Onkologie 2013;36(suppl 3):15 Abdollahi, A. 17 Abel, U. 24 Albrecht, C. 13 Axtner, J. 01 Thirugnanasambanthan, A. Thomas, M. 24 Tröger, W. 23 Jordan, K. 04 Jungberg, P. 19 Barth, J. 02 Baumann, F.T. 03, 07, 10, 25, 26 Behlendorf, T. 04 Beulertz, J. 03 Bialy, L. 10 Bloch, W. 03, 07, 25, 26 Bokemeyer, C. 10 Boller, B. 17 Boos, J. 09, 12, 13 Bös, K. 13 Busch, S. 19 Kappler, M. 05 Karabugday, C. 10 Karthaus, M. 11 Keschke, C.B. 05 Kesting, S. 09, 12, 13 Kittel, K. 19 Klare, P. 19 Klassen, O. 23 Koeppen, S. 14 Koldehoff, M. 14 Konias, M. 2 Krug, D. 15 Kühr, L. 24 Christiansen, B. Landenberger, M. 02 Walter, S. 19 Wass, M. 04 Weber, U. 11 Weißen, A. 07 Wetzel, A. 19 Winter, C. 09, 12 Wiskemann, J. 21, 24 Worth, A. 13 Zimmer, P. 25 Zopf, E. 07, 26 Zoz, M. 24 08, 20 Matthes, B. 01 Mierau, A. 25 Milićević, M. 23 de Vries, U. 17 Debus, J. 15, 16 Diel, I.J. 19 Diemar, C. 04 Nauck, F. 22 Naumann, P. 15 Eckert, A.W. 05, 06 Eichhorn, A. 02 Elter, T. 25 Oechsle, K. 10 Ortner, P. 19 19 Galun, D. 23 Gazawi, N. 19 Gebert, M. 19 Geus, V. 07 Gittler-Hebestreit, N. 08 Gollhofer, S.M. 21 Götte, M. 09, 12, 13 Grah, C. 01 Güntsch, F. 04 Guth, D. 19 Petermann, F. 17 Potthoff, K. 15, 16, 21 Reif, K. 17 Reif, M. 23 Riesle-Keil, J. 11 Rock, H. 22 Rosenbaum, D. 09, 12 Rüssel, J. 04 Habl, G. 16 Haefner, M. 16 Happe, A. 01 Heilmann, E. 22 Hindenburg, H.-J. 18, 19 Hinke, A. 15 Hülsdünker, T. 25 Hummler, S. 24 Sayer, H.G. 08 Schad, F. 01 Schilling, J. 18, 19 Schmidt, H. 20 Schmidt, M.E. 21 Schmoll, H.-J. 04 Schumann, A. 23 Stanković, N. 23 Steindorf, K. 21 Strik, H. 22 Jahn, P. 21 Jensen, W. 10 Tarcea, V. 16 Taubert, H. 05 © 2013 S. Karger GmbH, Freiburg Fax +49 761 4 52 07 14 [email protected] www.karger.com Accessible online at: www.karger.com/onk Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 4:38:57 AM Feyer, P. 14