Moderne und sichere Diabetestherapie im Alter Kombinierte DMP-Veranstaltung KVBB 07.10.2017 Potsdam Herzlich Willkommen! OÄ Dr. med. Cristine Pietsch FÄ für Chirurgie, Innere Medizin, Diabetologin Diabetes mellitus Volkskrankheit mit hoher Dunkelziffer! 50% der Typ 2-Diabetetiker sind über 70Jahre alt Herausforderung des 21. Jahrhunderts . . Aufgrund der steigenden Lebenserwartung nimmt die Zahl der älteren Diabetiker stetig zu . Die meisten Vorgaben, Behandlungsleitlinien, Schulungsprogramme, Ernährungs-und Bewegungsempfehlungen richten sich aber an den jüngeren, adipösen Diabetiker. Über die erforderliche Versorgungs-und Behandlungssituation dieser älteren Patienten wenig bekannt. • Diabetes mellitus betrifft jeden 6. HA Patienten, bei den 55-74 Jährigen jeden 3. Patienten • 80 % der Patienten versterben an kardiovaskulären Erkrankungen • Risiko für CV Erkrankungen 7x größer für Nichtdiabetiker als • Erhöhter Blutzucker ist oftmals ein Zufallsbefund; dann meist mit erhöhtem Blutdruck und anderen Risikofaktoren kombiniert Diabetes im hohen Lebensalter • Gebrechlichkeit (Frailty) • Immobilität • Sarkopenie (Muskelmasse ) • Emotionale Störungen(Depression) • Kognitive Beeinträchtigung • Sturzrisiko erhöht Sinclair et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2015; 3: 275–85 Diabetesbehandlung aktuell 2017 bei älteren Diabetikern bedeutet….. • Im Focus der modernen Therapie des Typ -2- Diabetes stehen die: » » » » » » Individuellen Therapieziele des HbA1c Hypoglykämiefreiheit, Gewichtsneutralität Therapieakzeptanz des Patienten Therapiesicherheit für die polymorbiden Patienten Bei dauerhafter Hyperglykämie führt die Exsikkose zu kognitiven Beeinträchtigungen, Dabei bieten neue Wirkstoffklassen und Therapieoptionen verschiedenste Ansatzmöglichkeiten …. Therapiealgorithmus nach Leitlinien… kann man mäßig erhöhte BZ-Werte tolerieren? Diagnose Typ-2-Diabetes HbA1c-Ziel 6,5 - 7,5 %# Erste Stufe: Basistherapie Schulung, Ernährungstherapie, Steigerung der körperlichen Aktivität, Raucher-Entwöhnung Individualisie rte Therapie Zweite Stufe: Basistherapie + Pharmaka-Monotherapie Bei Metformin-Unverträglichkeit • • • • • Humaninsulin‡ Glibenclamid (Sulfonylharnstoff) DPP-4-Hemmer* Glukosidasehemmer* Weitere Sulfonylharnstoffe/Glinid* 1. Wahl: Metformin Bei Metformin-Unverträglichkeit • DPP4-Hemmer • Insulin • SGLT2-Hemmer • Sulfonylharnstoff/Glinid • • Glukosidasehemmer Pioglitazon Dritte Stufe: Insulin allein oder Pharmaka-Zweifachkombination Therapie nach: DEGAM/AkdÄ DDG/DGIM Metformin plus… • Insulin oder • Glibenclamid oder • DPP-4-Hemmer • • • • • SGLT2-Hemmer* DPP-4-Hemmer* GLP1-Rezeptoragonist* • Sulfonylharnstoff/Glinid* Glukosidasehemmer* • Pioglitazon* Insulin* Vierte Stufe: Intensivierte(re) Insulin- und Kombinationstherapieformen # ‡ Übergang zur nächsten Therapiestufe, wenn HbA1c-Wert nach 3-6 Monaten nicht erreicht ist. Mit Nutzennachweis in klinischen Endpunktstudien. *Alphabetische Listung. Mod. nach: Nationale Versorgungsleitlinie zur Therapie des Typ-2-Diabetes, Sept. 2013; http://www.leitlinien.de/nvl/diabetes/ 8 HbA1C-Zielwert muss individuell festgelegt werden! Zielwertdefinition in Abhängigkeit von: HbA1c – Diabetesdauer – Alter – CoMorbidität - andere Risikofaktoren HbA1c 6,5% Kurze DiabetesDauer Keine CVErkrankung 7,0% 7,5% 8% Lange Diabetes-Dauer CV-Komorbidität Hypoglykämiegefahr Lebenserwartung ↓ CV-Komorbidität Geriatrisches Syndrom Ziel: HbA1c so niedrig wie möglich, mit möglichst wenigen Nebenwirkungen , aber ohne Hypoglykämien UKPDS 33: Lancet 1998; 352: 837-853. ADVANCE: N Engl J Med 2008; 358: 2560-2572. ACCORD: N Engl J Med 2008; 358: 2545-2559. VADT: N Engl J Med 2009; 360:129-39. http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/ redaktion/news/ACCORD_ADVANCE_DDG_Stellungnahme_2008_07_09.pdf Ein guter HbA1c ist kein Garant für eine gute Blutzuckereinstellung Plasmaglukose Durchschnittlicher Blutzucker HbA1c 7,5% Zeit Modifiziert nach Del Prato S., International Journal of Obesity 2002, 26(3) S:9-17 und Rohlfing CL et al. Diab Care 2002, 25 S:275-278 HbA1c mg/dl mmol/l 65 3,5 4% 100 5,5 5% 135 7,5 6% 170 9,5 7% 205 11,5 8% 240 13,5 9% 275 15,5 10% 310 17,5 11% 345 19,5 12% Was beeinflußt den HBA1c-Wert? „Falsch“ hohe Werte HBA1c „Falsch“ niedrige Werte • • • • • • • • • • • • • • Eisenmangel(mit /ohne Anämie) Infekt-und Tumoranämie Organtransplantation Terminale Niereninsuffiziens(Krea >5mg/dl:karbamyliertes HBA) Hämoglobinopathien(HbH;HbF) Pharmaka(hohe Dosen ASS, Immunsuppressiva u.a.) Alter des Menschen Bestimmte ethnische Zugehörigkeit Folsäuremangel Hämolytische Anämien Blutverlust Nach Bluttransfusion Pharmaka:Erythropoetin,Eisengabe Chron.Niereninsuff.mit verkürztem Erythrozytenüberleben • Leber-Zirrhose • Ernährungsbedingt (Alkohol,Fett) • Hämoglobinopathien(HBs,HbC,HbD) HBA1c nicht zur Diagnose bei :Kindern und Jugendliche,Schwangere bis 3Monate postpartum,bei akuter Stresshyperglykämie(Apoplex,Infarkt), HIV, Z.n. Pankreasoperation, Glucocorticoide, Psychopharmaka neu in Medikation!! Diabetes und Alter – besondere Alltagssituationen ! Regelmäßige Medikamenteneinnahme/ Insulin Regelmäßige Essensaufnahme • Mahlzeit angepasst an Insulintherapie • Insulin spritzen (eigenständig oder durch PFK) • Motorische und Sehbeeinträchtigung Einschränkungen (Handhabung Pen / BZMessgerät) • Kognitive Einschränkungen (doppelte Injektion, Insulin vergessen ,depressiv etc.) • Vorgesehene Essensmenge nicht zu sich genommen (Teller halb voll) • Zusätzliche Mahlzeit eingenommen ohne Bescheid zu sagen Komplikationen • Hypoglykämie • Sturzgefahr Altersbedingte und krankheitsbedingte Aspekte spielen bei der Bewältigung der besonderen Alltagssituation gleichermaßen eine Rolle! Therapieprinzipien hinsichtlich des funktionellen Status • Go-Go • Höheres chronologisches Alter, wenig Komorbiditäten, keine funktionellen Einschränkungen, gute Kompensationsmöglichkeiten • Diabetologisches Assessment, kein geriatrisches Assessment nötig • Ziele in Absprache mit Patient/Angehörigem unter Berücksichtigung von Alter, Wohlbefinden, Funktionsstatus, Lebenserwartung, Lebensqualität • Leitliniengerechte Therapie ,HbA1c Ziel 6,5 % bis eher 7,5 %, normotensive Blutdruckeinstellung, Prävention von mikro- und makrovaskulären Folge- und Begleiterkrankungen, kritische und individualisierte Orientierung an nichtgeriatrischen Leitlinien • Strukturierte Schulung, modifizierte Ernährungsempfehlungen, auch komplexere antihyperglykämische Therapieformen möglich Therapieprinzipien hinsichtlich des funktionellen Status • Slow-Go • • Höheres chronologisches Alter, Multimorbidität, funktionelle Einschränkungen, Vorliegen von geriatrischen Symptomen • Ziele in Absprache mit Patient/Angehörigem unter Berücksichtigung von Alter, Wohlbefinden, Funktionsstatus, Lebenserwartung, Lebensqualität • • Primär Blutdruckeinstellung, sekundär Blutzuckereinstellung (HbA1c 7 % bis 8 %), Prävention von makrovaskulären Folge- u. Begleiterkrankungen • Bevorzugung nicht hypoglykämiegefährdender Therapien • Angepasste Ernährungsempfehlung, Therapieprinzipien hinsichtlich des funktionellen Status • No-Go • Höheres chronologisches Alter, Multimorbidität, Vorliegen von Erkrankungen mit limitierter Lebensprognose, ausgeprägte funktionelle Einschränkungen, Vorliegen von geriatrischen Symptomen • Symptomkontrolle und maximale Lebensqualität steht als Therapieziel im Vordergrund • Geriatrisches oder Diabetes-Assesment nicht erforderlich • Strikte Prävention lebensqualitätsmindernder Symptome und Hypoglykämien • Vorgehensweisen mit Schulung des Pflegepersonals/Angehörigen, möglichst keine Einschränkung der Ernährung, einfache antihyperglykämische Therapieformen sinnvoll • HbA1c sekundär, um 8 % bis 8,5 % Zeyfang A et al, Diabetes mellitus im Alter, Diabetologie 7:163-169, 2012 UKPDS: Besserer HbA1c weniger Komplikationen Relatives Risiko Inzidenz der Komplikationen n=4585 Pro 1% HbA1c-Senkung 160 Adjustierte Inzidenz pro 1000 Personenjahre (%) Mikrovaskulärer Endpunkt 120 RISIKOSENKUNG (p<0,0001) diabetesbedingter Tod Jegl. Diabetesendpunkt 140 n=3642 Myokardinfarkt 100 Myokardinfarkt 1% 80 60 mikrovaskuläre Komplikationen 40 20 0 5 6 7 8 9 10 11 Amputationen oder Tod durch periphere Gefäßkrankheit Mittlerer HbA1c (%) Kann man mäßig erhöhte BZ-Werte tolerieren oder haben Patienten einen Benefit von einer sehr strengen BZ-Einstellung…….? Therapieansätze beim Typ 2 Diabetes… nicht für Jeden ist das Gleiche „gut“ SGLT-2 Inhibitoren DPP4Inhibitoren Glukoseaufnahme aus GI Trakt Insulinsensitivität steigern Alphaglukosidasehemmer TZDs Metformin Inadäquate Glukagonsekretion (Alphazelldysfunktion) Betazelldysfunktion aufheben Chronischen Betazellverlust aufhalten SH Glinide GLP-1 Rezeptoragonisten •Nebenwirkungen sind relevant zur Therapieauswahl •Gastrointestinale Probleme: Metformin, Acarbose, GLP1-Rezeptor-Agonist •Metformin Vitamin B12 Mangel,Lactatacidose!! •Patienten mit Herzinsuffiziens: (Pioglitazon), Saxagliptin •Neigung zu Exsikkose,Inkontinenz: Dapagliflozin,(Empagliflozin) Gewichtsreduktion Glukoseausscheidung über die Niere Vitamin B12-Mangel,Lactatacidose Therapieauswahl unter Berücksichtigung der Komplikationen, besonders der Hypoglykämien Hohes Risiko Geringeres Risiko Sulfonylharnstoffe Metformin5 Insulintherapie1 α-Glucosidasehemmer6 Glinide (geringer als SHs)1,3 DDP-4-Inhibitoren Arzneimittelwechselwirkungen können das GLP-1-Rezeptoragonisten Hypoglykämierisiko ebenfalls erhöhen4,5 SGLT-2-Hemmer Die therapeutischen Möglichkeiten sind mit einem unterschiedlich starkem Hypoglykämierisiko verknüpft .Mit modernen Therapien wird die Gratwanderung zwischen guter Diabeteseinstellung und Vermeidung von Hypoglykämien aber möglich. 1. Henderson JN et al., Diabet Med 2003;20:1016-21 2. Bolen S et al., Ann Intern Med 2007;147:386-99 3. Kahn SE et al., N Engl J Med 2006;355:2427-43 4. Krentz AJ, Bailey CJ, Drugs 2005;65(3):385-411 5. Kahn SE et al., N Engl J Med 2006;355:2427-43 6. Cefalu WT, Nature 2007; 81:636-49 7. Bolen S et al., Ann Intern Med 2007;147:386-99 8. DeFronzo RA et al., Diabetes Care 2005; 28(5):1092-1100 9. Stonehouse A, Curr Diabetes Rev 2008;4:101-9 10. Aschner P et al., Diabetes Care 2006;29:2632-7 11. Rosenstock J et al., Diabetes Obes Metab 2008; 10:376-86 Der Vermeidung von Hypoglykämien kommt eine wesentliche prognostische Bedeutung zu! n >100 000 Pat.) SULFONYLHARNSTOFFE bis zu 47% erhöhtes Mortalitätsrisiko gegenüber Metformin Mögliche Ursache: HYPOGLYKÄMIEN European Heart Journal 2011 Hypoglykämien und Sulfonylharnstoffe: Keine ausgeprägte Dosisabhängigkeit SH-Dosierungen bei Patienten mit Diabetes Typ 2 mit schwerer Hypoglykämie n 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 n 30 Glibenclamid (n=40) Glimepirid (n=98) 25 20 15 10 5 1,75 3,5 5,25 7 10,5 14 mg 0 1 1,5 2 3 4 5 6 9 mg Holstein A et al; Exp. Op. Drug Safety 2010; 9(5): 675 Im Fokus stehen heute die kardiovaskuläre Sicherheit …….Endpunktstudien bei DM Typ2 Study ✓ ✓ SAVOR EXAMINE DPP4-i saxagliptin Comparator ✓ TECOS CAROLINA CARMELINA alogliptin sitagliptin linagliptin linagliptin placebo placebo placebo sulfonylurea placebo N 16,500 5,400 14,000 6,000 8,300 Results 2013 2013 2015 2017 2017 Study LEADER GLP1-RA ✓ ELIXA SUSTAIN 6 EXSCEL REWIND liraglutide lixisenatide semaglutide exenatide LR dulaglutide Comparator placebo placebo placebo placebo placebo N 16,500 14,000 6,000 5,400 8,300 Results 2016 2015 2016 2018 2019 Study EMPA-REG CANVAS DECLARE NCT01986881 SGLT-2-i empaglifozin canagliflozin dapagliflozin ertugliflozin Comparator placebo placebo placebo placebo N 7300 4300 22,200 3900 Results 2015 2017 2019 2020 Anforderungen an neue Medikamente ist die kardiovaskuläre Sicherheit der antidiabetischer Therapien In 2008 erhöhte die FDA die Anforderungen an die Zulassung neuer antidiabetischer Therapien: Zusätzlich zum Nachweis der Blutzuckersenkung soll durch Erreichen spezifischer statistischer Kriterien die kardiovaskuläre Sicherheit der neuen Wirkstoffe gezeigt werden. CV-Risikobewertung der Phase-II/IIIStudien der Wirkstoffe. Diese muss von einem unabhängigen Gremium zur Beurteilung verblindeter klinischer Ereignisse durchgeführt werden. CV = kardiovaskulär. U.S. Department of Health and Human Services Food and Drug Administration Center for Drug Evaluation and Research (CDER) December 2008: http://www.fda.gov/downloads/drugs/guidancecomplianceregulatoryinformation/guidances/ucm071627.pdf [Zugriff: 14.08.2015]. DPP 4 - Hemmer • Sitagliptin: Januvia / Xelevia 25/50/100 1x täglich - in Fixkombination mit Metformin: Janumet / Velmetia 50/1000 mg 2x täglich (Tecos Studie keine Erhöhung cardiovask.Risikos ) • Saxagliptin: Onglyza (BMS) 2,5/5 mg 1x tgl -Fixkombination mit Metformin: Komboglyze, 5/1000 mg 2x täglich Dosisreduzierung bei eingeschränkter Nierenfunktion !! Beachte Therapie bei Patienten mit Herzinsuffizienz ! (27% mehr HI bei Saxa,Savor Timi 53Studie) DPPIV-Hemmer in Kombination mit Metformin: zusätzliche HbA1c-Senkung um 1,1% 8,4 8,2 8,0 1,1 % Mittlerer HbA1c (%) 8,6 7,8 7,6 Vildagliptin 1x50 mg + Metformin Vildagliptin 2x50 mg + Metformin 7,4 Placebo + Metformin 7,2 -4 4 8 0 Zeit (Behandlungswochen) HbA1c = Hämoglobin A1c; Bosi E, et al. Diabetes Care. 2007; Feb 2 [Epub]. 12 16 20 24 Sitagliptin in Kombination mit Insulin Glargin Auftreten von Hypoglykämien Zusammenfassung: Durch Kombination von Sitagliptin mit Insulin Glargin kommt es: • zu einem niedrigeren Insulinbedarf • einer besseren HbA1c-Senkung • weniger Hypoglykämien Matthieu et al. Diab Care (2015) 6: 127-142 Diabetes mellitus Typ-2-Therapie + GLP1 Analoga auch bei Älteren Exenatide – Byetta 2xtgl.5µg, nach 14 Tagen 2x 10µg – Bydureon,1x wöchentlich Liraglutid - Victoza, 1x täglich Dulaglutid - Trulicity 1x wöchentlich verbesserte BZ-Werte, HBA1c, geringere Insulinmengen, geringere Hypoglykämierate und geringere Gewichtszunahme Kombination mit allen Diabetesmedikamenten und mit Insulin …… LEADER Studie 2016 New Orleans Liraglutid (Victoza) reduzierte: • Risiko für kardiovaskulären Tod um 22% (signif.) • Risiko für Tod jeglicher Ursache um 15% • Risiko für nicht tödlichen Schlaganfall um 11% • HBA1c-Wert, das Körpergewicht und die Hypoglykämien …..eine Meilensteinstudie in der Diabetologie….. Therapie mit Natrium abhängige Glucose 2 Transporter = SGLT2-Hemmern Dapagliflocin-Forxiga (AstraZeneca GmbH ) Empagliflocin - Jardiance (Boehringer Ingelheim und Lilly Deutschland) Vorsicht bei älteren Patienten mit Neigung zur Exsikkose und bei Inkontinenz! EMPA-REG OUTCOME®: Zusammenfassung • 38% geringeres Risiko für kardiovaskulären Tod • Gesamtsterblichkeit war mit Empagliflozin in der Studie um 32% gegenüber Placebo reduziert • Empagliflozin reduziert die Hospitalisierungsrate wegen Herzinsuffizienz um 35% • NNT nur 39 über 3 Jahre zur Verhinderung eines Todesfalles • Am 08.09.16 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) für Jardiance den beträchtlichen Zusatznutzen für Patienten mit kardiovasculären Vorerkrankungen bestätigt !! • Am 27.01.2017 Erweiterung der bisherigen Zulassung zur BZ Senkung auch zur Risikoreduktion der CV Mortalität durch EMEA 32 Aktuelle Daten aus kardiovaskulären Sicherheitsstudien berücksichtigt: „…Damit ist für den SGLT2-Inhibitor Empagliflozin eindrücklich dessen positive Wirkung auf kardiovaskuläre und renale Endpunkte belegt.“ „… konnte erstmals auch für einen GLP-1-RA (Liraglutid) in einer RCT ein positiver Effekt auf Patienten-relevante Endpunkte nachgewiesen werden.“ New ADA position statement 2017 „In patients with T2D and established cardiovascular disease: DMP DM Typ SGLT-2 Inhibitors with demonstrated CV benefit 2 or neu! Liraglutide are recommended“ wird empfohlen Peters, oral presentation ADA 2017, June 9th, 2pm DMP Diabetes Typ 2 Fassung 28.6.17,gültig ab 1.7.17 DMP-Diabetes mell.Typ2 aktualisiert ab 01.07.2017 Diagnostik : • Diab.mell. Typ2 aus Plasma des nüchternen Patienten 2xNachweis von HBA1c >=6,5% Kontrolluntersuchungen: – Mindestens 1x/Jahr GFR bestimmen – Ein-oder zweijährig (risikoabhängig)augenärztliche Untersuchung – 1xjährlich Inspektion der Füße ( bei erhöhtem Risiko viertelhalbjährlich) – Blutdruck und HBA1c sind vierteljährlich , mindestens aber halbjährlich die Spritzstellen kontrollieren – Raucherberatung – Diabetologisch versierten Ärzte müssen 2xjährlich an FB teilnehmen , auch das Praxispersonal muß 1xjährlich geschult werden Einsatz von OAD bei Nierenfunktionseinschränkung Stadium Chronische Nierenerkrankung 1 2 3 4 5 > 90 90 - 60 < 60 - 30 < 30 - 15 < 15 + + + bis 25 - + + +bis >=30ml/mi n seit 11/16 - - Glibenclamid + + + - - Glimepirid + + + - - +1 1.7.16 nur noch bei GFR nach MDRD (ml/min) Acarbose Metformin Sulfonylharnstoffe: +1 Glinide: Repaglinid + +1 ab - GFR <25 + + + +1 - Glitazone: Pioglitazon2 + + + + bis 4 DPP-4-Hemmer: + + +3 +3 +3 Nateglinid Sitagliptin ® Stand 10/2011, Glucophage® Stand Inkretin-Mimetika: Exenatid + 10/2010, Glibenclamid + +3Stand 07/2010, Amaryl - ® Stand 06/2011, Fachinformationen Glucobay Heumann ® ® ® ® ® NovoNorm Stand 12/2008, Starlix Stand 10/2011, Actos Stand 12/2011, Januvia Stand 12/2011, Galvus Stand 01/2012, Onglyza® Stand Liraglutid + + 12/2011, Byetta® Stand 11/2011, Victoza® Stand 11/2011 Insulin- ein faszinierendes Hormon Therapiekonzepte… B.O.T SIT BOT + ISI /BIT CT ICT Insulintherapie……wann ? • Empfehlung: Eine Insulintherapie ist indiziert, wenn durch modifizierte Ernährungstherapie und/oder orale Antidiabetika das individuelle Therapieziel nicht erreicht werden kann (in der Regel immer bei einem HbA1c > 8% über 2Quartale) • • • • Typ 1 Diabetes (LADA!) bei / nach Akuterkrankung (Apoplex, Herzinfarkt, Herzinsuffiziens,DFS) Schluckstörung / Sondenernährung Niereninsuffizienz KDOQI Stadium „IV“ • zunehmender Exsikkose,Malnutrition, Sarkopenie, Gebrechlichkeit Die verschiedenen Insuline im Überblick NPH-Insuline Normal-Insuline Analog-Insuline kurzwirksam Analog-Insuline langwirksam Huminsulin Basal Huminsulin Normal Humalog Lilly Lilly Lilly Berlinsulin Basal Berlinsulin Normal Liprolog/Lispro BerlinChemie BerlinChemie BerlinChemie Protaphane Actrapid NovoRapid Levemir, NovoNordisk NovoNordisk NovoNordisk NovoNordisk Insuman Basal Insuman Rapid Apidra Sanofi Sanofi Sanofi Glargin (Lantus (U100), Toujeo(U300)Sanofi Abasaglar (Lilly / Boehringer) Mischinsuline Huminsulin Profil III Humalog Mix 25 Lilly Lilly Humalog Mix 50 Lilly Berlinsulin 30/70 Liprolog Mix 25 BerlinChemie BerlinChemie Liprolog Mix 50 BerlinChemie Insuman Comb 25 Actraphane 30 NovoMix 30 Sanofi NovoNordisk NovoNordisk Insuman Comb 50 Actraphane 50 Fasterinsulin Fasterinsuline Sanofi NovoNordisk faster aspart,Novo I Therapiestrategie BOT • Hinzufügen von 1-mal täglicher Insulingabe zu bestehender Tablettentherapie Insulinspiegel Insulinbedarf 7:0 0 Orales Antidiabetikum* Lang wirksames Insulin 13:0 0 Schematische Darstellung 19:0 0 23:0 0 3:00 7:00 Uhrzeit * Je nach Wirkstoff werden Tabletten i.d.R. 1–3-mal täglich genommen 24-h Blutzuckerprofil bei T2DM und beim Gesunden: Effekt einer BOT „Fix Fasting First“ 20 300 15 T2DM 200 10 100 5 Gesunde 0 Mahlzeit 6 10 Mahlzeit 14 Mahlzeit 18 22 Tageszeit (h) Modifiziert nach Polonsky K et al. N Engl J Med 1988; 318: 1231-9 2 6 0 Blutzucker (mmol/l) Blutzucker (mg/dl) 400 Kombinationstherapie DPP IV-Hemmer und Basalinsulin • Bei Patienten mit unregelmäßiger Nahrungsaufnahme ( oder konsumierende Erkrankung, Demenz ) • Bei schlechter Stoffwechseleinstellung oder hochgradiger Niereninsuffizienz • Bei Kontraindikationen für andere orale Antidiabetika • Wunsch des Patienten …nur maximal 1 Spritze pro Tag .…Herr Doktor …. ist die Gabe von z.B. Sitagliptin ideal (Novonorm bei GFR<25) +Basalinsulin aber auch SGLT 2 und Basalinsulin Kontraindikationen beachten !! Sichere Insulintherapie bei einer beginnenden Demenz Kognitive Einbußen Zuhause, selbständig Emotionale Veränderungen Insulintherapie ICT, CT Patient kann noch aktiv Insulin spritzen, verlässlich, selbständig, Langzeitinsulin 1x tgl. anvisieren, geriatrische Symptome beachten & „Entwicklung Papierhaut“ Zuhause & Pflege (ggf. Pflegedienst), ansprechbar 1xtgl. Insulin basal, zeitl. flexibel, Ernährung & Trinken sichern, auf Depression achten, Hypos vermeiden Pflegeheim, ansprechbar Zeitliche, räumliche Orientierung? Selbstgefährdung? einfache Insulintherapie, 1x tgl.: - HbA1c sekundär - Hypos vermeiden - Fokus: Lebensqualität Pflegeheim, keine Ansprechbarkeit Patientenwille? Lebensqualität, einfache Insulintherapie, Langzeitinsulin 1x tgl. Quelle: K. Lange, u.a. Arbeitsfolie im Rahmen des PERLEN-Projekts, Hannover/Berlin 2016 Die konventionelle Insulintherapie (CT) Meist 2-mal täglich Mischinsulin Insulinspiegel Insulinbedarf Mischinsulin 7:00 Schematische Darstellung 13:00 19:00 23:00 3:00 7:00 Uhrzeit Intensivierte Insulintherapie (ICT) Unter BOT,BOT+ und SIT ……alle BZ-Werte noch erhöht Basalinsulin muß dazugegeben werden Patient muß BE- etwas können (Flexibel oder feste Insulindosen möglich ) Berechnung: Insulinbedarf Kurz wirksames Insulin Insulinspiegel Lang wirksames Insulin 7:00 Schematische Darstellung 13:00 19:00 23:00 3:00 7:00 Uhrzeit 48 Warum hochkonzentriertes Insulin ? Toujeo (U 300) NBZ (mmol/l) 12,0 11,0 Durchschnittlicher NBZ 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 Zielbereich 4,0 3,0 Hypoglykämischer Bereich 2,0 1,0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Tag 49 Warum hochkonzentriertes Insulin ? Toujeo (U 300) NBZ (mmol/l) 12,0 11,0 Durchschnittlicher NBZ 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 Zielbereich 4,0 3,0 Hypoglykämischer Bereich 2,0 1,0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Tag Warum hochkonzentriertes Mahlzeiteninsulin ??? Liprolog 200; Humalog 200 2/3 der Patienten mit Typ 2 Diabetes mit Mahlzeiteninsulin brauchen mehr als 20 IE / Tag Risikostratifizierung in der Diabetologie……… Wir müssen noch ( mal )über die Hypoglykämien bei älteren Diabetikern sprechen… Besonderheiten der Hypoglykämien bei älteren Patienten Achtung: ältere Menschen haben ein höheres Risiko für schwere Unterzuckerungen dies gilt vor allem, wenn… sie viele Medikamente einnehmen nicht regelmäßig und nicht ausreichend essen,trinken ihre Nierenfunktion eingeschränkt ist Symptome der Unterzuckerung werden im Alter schwächer oder werden fehlinterpretiert Besonders schwierig bei Demenzpatienten hoher Bewegungsdrang schlecht vorhersehbare Nahrungsaufnahme Hypoglykämie ist häufigste Ursache für Krankenhauseinweisung bei Älteren und führen nicht selten zu Stürzen – Zielwerte überprüfen und bei stationärer Entlassung angeben! Therapieanpassung bei Hypoglykämien unterschiedlich nach zeitlichem Auftreten Ursachen der Hypoglykämie zu viel Alkohol einige Medikamente Gewichtsabnahme Erbrechen / Durchfall Schilddrüsenunterfunktion Niereninsuffizienz Magenentleerungsstörung Therapie der Hypoglykämie Erst essen – dann messen! Auf Hypoglykämien schnell und angemessen reagieren „Nicht kleckern sondern klotzen“ Zufuhr von schnellresorbierbaren Kohlenhydraten (2 BE) 20 g Glucose entsprechen: 4 Täfelchen 200 ml Apfelsaft oder Cola(Vorsicht beiDialysepat) 1 Tube (2,6 BE) 10 Drops 2 Schläuche 200 ml ® Sana Klinikum Lichtenberg Folie 55 Fanningerstraße 32 | 10365 Berlin I www.sana-kl.de Auf Unterzuckerungen reagieren Bei ansprechbaren Patienten: BZ <3,3 mmol/l: 2schnelle BE=20 g Glucose( z.B 200 ml Fruchtsaft oder Cola ) oder 4 Stück Traubenzucker = 24 g KH plus 1-2 langsame BE (Joghurt,Vollkornbrot) Bei Bewußtlosigkeit : Arzt 30 ml Glucose 40% i.v. = 12g Glucose Ziel : BZ um 4,4 mmol/l erhöhen = Gabe von 60ml Glucose 40% sind erforderlich Ziel : BZ >6,6mmol/l Angehörige: alternativ Glukagon 1mg i.m. Cave: Erbrechen / Aspirationsgefahr Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Kontaktdaten KH MOL Dr.C.Pietsch Tel.03341 5222823 Anmeldung Fußsprechstunde Tel.03341 5222354 OA Dr. med. C. Pietsch 59 Krankenhaus MOL, Innere Abteilung