14 akademie Bronchialobstruktion Akute Exazerbation der COPD Was steht in den aktuellen Leitlinien für ambulant erworbene tiefe Atemwegsinfektionen? Eine Zusammenfassung. 2009 wurde eine revidierte klinisch orientierte Leitlinie über „Ambulant erworbene Pneumonie/untere Atemwegsinfektionen“ publiziert. Schwerpunkt dieser Leitlinie ist die antibakterielle Behandlung der AECOPD. Annähernd die Hälfte aller AECOPD wird durch infektiöse Ursachen ausgelöst, wobei nach neueren Untersuchungen Viren die führende Ursache sind. Die häufigsten bakteriellen Erreger sind H. influenzae, S. pneumoniae, M. catarrhalis, Enterobacteriaceae und P. aeruginosa. Eine mikrobiologische Sputumuntersuchung ist bei Patienten mit schwerem Verlauf, mit häufigen (>2) Exazerbationen pro Jahr oder bei Verdacht auf multiresistente Erreger empfohlen. Mikrobiologische Diagnostik. Ausmaß und Intensität der Diagnostik bzw. Ausbeute und klinische Relevanz mikrobiologischer Befunde orientieren sich am klinischen Schweregrad der CAP. Die Daten bestimmen die lokale Kleinraumepidemiologie und bilden zusammen mit überregional aus epidemiologischen Studien erhobenen Befunden die Basis zur rationalen Formulierung empirischer Therapieempfehlungen. Die Durchführung von epidemiologischen Untersuchungen wird dringend empfohlen. CAP oder Non-CAP? Klinische Symptome. Es gibt keine Symptom- bzw. Befundkonstellation mit einer ausreichenden Aussagekraft, um die Diagnose CAP klinisch stellen zu können. Der 1_2010 Anfertigung einer Röntgenthorax-Aufnahme kommt bei einem lokalisierten Auskultationsbefund, bei Vorliegen von Begleiterkrankungen bzw. Vitalfunktionsstörungen oder aus differentialdiagnostischen und klinischen Erwägungen eine wichtige Steuerungsfunktion zur Differenzierung von zwei Krankheitsentitäten zu: Vorliegen einer CAP bzw. einer akuten unteren Atemwegsinfektion (Non-CAP). Bei Patienten mit Non-CAP werden folgende Erkrankungen unterschieden: akute Bronchitis, akute Exazerbation einer chronischen Bronchitis (AECOPD) sowie andere virale Infektionen (z. B. Influenzainfektion). Die Indikation zur Antibiotikatherapie bei AECOPD ist umstritten. • Bei Patienten mit leichter AECOPD, die ambulant behandelt werden können, wird sie nur empfohlen bei zu Grunde liegender schwerer COPD und Vorliegen von purulentem Sputum. Hospitalisierte Patienten sollten ebenfalls bei Vorliegen von purulentem Sputum behandelt werden. Wurde die Serumkonzentration von Procalcitonin bestimmt, kann bei einem Wert < 0,1 ng/ml auf eine Antibiotikagabe verzichtet werden. Für Patienten mit leichter AECOPD (ambulante Behandlung) ist ein Aminopenicillin ohne Betalaktamaseinhibitor das Mittel der Wahl. Alternativen sind Makrolide und Doxycyclin. • Patienten mit einer schweren AECOPD, die auf einer ITS behandelt werden, sollten generell eine antimikrobielle Therapie erhalten. 15 • Bei mittelschwerer oder schwerer AECOPD (hospitalisierte Patienten) wird ein Aminopenicillin mit Betalaktamaseinhibitor oder ein parenterales Cephalosporin der Gruppe II oder III empfohlen. Alternativen bestehen mit den pneumokokkenwirksamen Fluor-chinolonen. kann 48 bis 72 Stunden nach klinischer Besserung mit Entfieberung, jedoch frühestens nach fünf Tagen beendet werden. Eine Therapiedauer von mehr als sieben Tagen ist im Regelfall nicht erforderlich. Objektivierung mit Punkteskala Krankenhauseinweisung. Die Krankenhauseinweisung beruht auf dem klinischen Urteil des Arztes. Diese Entscheidung kann objektiviert werden durch die Verwendung des CRB-65-Index, bei einem Wert über 0 sollte die Notwendigkeit einer Einweisung erwogen werden. Ambulantes Management. CAP-Patienten, bei denen eine Behandlung ambulant durchgeführt wird, werden in zwei Gruppen eingeteilt: Patienten ohne und Patienten mit den Risikofaktoren Antibiotikavortherapie, chronische internistische und neurologische Begleiterkrankungen oder Herkunft aus einem Pflegeheim, da diese Faktoren Einfluss auf die Ätiologie und das diagnostische und therapeutische Vorgehen besitzen. Die Diagnostik bei aCAP-Patienten sollte sich auf eine gründliche klinische Untersuchung, Anfertigen einer Röntgenthorax-Aufnahme und einer Laboruntersuchung zur Erfassung wichtiger biologischer Parameter begrenzen. Eine mikrobiologische Diagnostik wird nicht empfohlen. Bei aCAP-Patienten mit Risikofaktoren sollte die Labordiagnostik entsprechend der Risikokonstellation erweitert und eine mikrobiologische Diagnostik (z.B. aus Sputum) erwogen werden. Fotos: Kaulitzki, Lecko (Fotolia) Engmaschige Überwachung Als Therapie der Wahl für die unkomplizierte aCAP im ambulanten Bereich bei Patienten ohne Risikofaktoren wird eine Monotherapie mit einem hochdosierten Aminopenicillinpräparat empfohlen, bei Penicillinunverträglichkeit kann mit einem neueren Makrolid oder Doxycyclin behandelt werden. Fluorchinolone werden bei dieser Patientengruppe nicht empfohlen. Als Therapie der Wahl für die aCAP bei Patienten mit Risikofaktoren wird eine Monotherapie mit einer hochdosierten Aminopenicillin/Betalaktamaseinhibitor-Kombination empfohlen. Bei Therapieversagen oder Penicillinunverträglichkeit kann ein pneumokokkenwirksames Fluorchinolonen eingesetzt werden. Bei Verdacht auf eine Infektion durch Mykoplasmen, Chlamydien oder Legionellen kann auch eine Kombinationstherapie in Form einer Betalaktam-Makrolid-Kombination durchgeführt werden. Die antibiotische Therapie Eine gute häusliche Versorgung und engmaschige Überwachung der aCAP-Patienten, die Gewährleistung einer ausreichenden Oxygenierung, einer stabilen Kreislaufsituation und einer sicheren Medikamenteneinnahme und -resorption sind Voraussetzungen für eine ambulante Therapie. Im Zweifelsfall sollte eine kurzfristige Hospitalisierung erwogen werden. Eine Reevaluation der Patienten nach 48 (bis 72) Stunden ist notwendig. Die Leitlinie im Internet: www.uni-duesseldorf.de/ AWMF/ll/082-001.htm Kontakt Dr. med. Dipl. Biol. Ernst Kühnen synlab Trier Telefon: 06 51 – 9 77 18 05 Fax: 06 51 – 9 77 0 E-Mail: [email protected] 1_2010