Gemeindegebetsabend zum Sprachengebet am: Di., 06.06.17: Pastor Matthias Weber, Ausgabe 05.07.17 Tel. 07247 – 95 35 935 / Mail: [email protected] 1. Biblische Impulse zum Sprachengebet anhand folgender Begriffe: Sprache bzw. ein Volk mit einer bestimmten Sprache wird durch das Wort „Zunge“ ausgedrückt: (Off 5,9: Alle Stämme, Zungen = Sprachfamilien, Völker und Nation beten das Lamm an.) Zunge wird als körperliches Organ bezeichnet: (Lukas 1,64 Zacharias Zunge wird gelöst und er kann wieder sprechen) Das Wort „Feuerzungen“ wird von der Beobachtung her für „die Flammen eines Feuers“ verwendet (Jes 5,24: Feuer lodert und verbrennt Stroh bzw. Apg 2,3 Feuerflammen entzünden Christen) Folgende Begriffe meinen dasselbe: Sprachengebet, Zungenrede, Glossolalie gehen zurück auf das Wort „Zunge“: Glossa (griech) und Laschon (hebr.) Sprachenwunder: Menschen können miteinander reden, ohne dass sie die Sprache lernten. In Apg 2 hat dieses Pfingstwunder vier Richtungen: 1. Menschen verstehen das Lob Gottes in ihrer Sprache und sind betroffen (Apg 2,11: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden). 2. Sie verstehen geistliche Zusammenhänge wie es bei der „Prophetie“ stattfindet. Auf die Fähigkeit zur „Prophetischen Gabe“ bezieht sich Petrus letztlich mit dem Zitat aus Joel 3, obwohl beim Pfingstfest ja Sprachengebet stattfindet, welches Joel so nicht erwähnte. Sprachengebet und Prophetie scheinen nahe beieinander zu liegen (1.Kor 14,5) und findet auch bei den Ephesern in Apg 19,6 gleichzeitig statt (und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten.) 3. Menschen hören die Apostel, verstehen aber die Sprache nicht und machen sich darüber lustig, als ob sie betrunken wären (Apg 2,13: Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins. Die Menschen, die in einer Gruppe um einen der 12 Apostel standen, verstanden also nicht alle den Dialekt einer Mittelmeer-Region, den der jeweilige Apostel sprach. 4. Gott offenbart symbolisch an Pfingsten, dass er eine Gemeinde aus allen Sprachen zu sich ruft. Dem gegenüber steht die Sprachenverwirrung beim Turmbau zu Babel am Anfang der Menschheitsgeschichte (1.Mose 11). Sprachengebet / Sprachengesang: Der Heilige Geist befähigt meinen Geist zum Lob, aber mein Verstand versteht es nicht: 1.Kor 14,14 Geist redet, Verstand bleibt unfruchtbar. Ich bin im Blick auf die Sprache ungelehrt, der Geist aber befähigt mich zum Sprechen ohne dass er mich beherrscht. Ich erfahre Übernatürliches, ich habe aber die Kontrolle, ob ich es in mir zulasse oder sogar öffentlich weitersage. Sprachenauslegung (Übersetzung = griech. Hermeneutik): 1. Ich verstehe mein eigenes Sprachengebet (1.Kor 14,13 er bete, dass er es auch auslegen könne) 2. Ich verstehe das Sprachengebet anderer (1.Kor 14,28 wenn kein Ausleger da ist, schweige er). Ich verstehe es, weil es meine Muttersprache ist oder weil ich es gelernt habe (Apg 2,11) oder weil Gott mich eine Sprache der Erde oder der Engel (1.Kor 12,10 = Gattungen / 13,1 Engelssprachen) verstehen lässt. Ziele des Sprachengebetes: 1. Lob Gottes (Apg 2,11 große Taten Gottes / 1.Kor 14,16 Gott segnen bzw. loben) 2. Es baut mich als Beter selbst auf (1.Kor 14,5 erbaut mich auf, Prophetie erbaut andere auf). Auswirkungen auf verschiedenen Beobachter: 1. In Nichtchristen löst es Verwirrung oder Spott aus (Jesaja 28,11 und 1.Kor 14,22+23 und Apg 2,13) während Prophetie die Nichtchristen zur Umkehr herausfordert (1.Kor 14,24). 2. Von Christen wird es aktuell je nach Denominationen unterschiedlich beurteilt, teils leidenschaftlich begehrt, teils als befremdlich betrachtet, teils neugierig bzw. mündig im Umgang… 3. Manche Wissenschaftler heute ordnen es eher der griechischen Ekstase zu oder der Parapsychologie. Bereits in Apg 2,13 wird es von einzelnen als Trunkenheit eingeordnet oder evtl. im damals griechisch geprägten Raum der Trance. Jesus sagt Sprachengebet voraus: Markus 16,17: Jünger werden in neuen Sprachen reden, Dämonen austreiben, Kranke heilen, Schlangen oder Gift unbeschadet begegnen. Sprachengebet als Zeichen für neue Phasen der Weltmission bzw. für Rechtgläubigkeit: Sprachengebet wird in der Apg als Zeichen für Rechtgläubigkeit erlebt z.B. bei der Ausbreitung des Glaubens hin zu den Römern (Apg 10,46) oder Griechen (Apg 19,6). Es sind allerdings zwei lehrhafte Über-Interpretationen, wenn jemand meint, dass 1. nach dem ersten Jahrhundert diese Gabe nicht mehr vorliege – oder 2. diese für jeden Christen gelten müsse (Apg 8,17 wird es z.B. bei der Bekehrung der den Juden nahe stehenden Samaritaner nicht erwähnt / 1.Kor 12,10+30 Sprachengebet wird als Teil einer Reihe von Gaben aufgeführt / 1.Kor 14,5 Paulus wünschte, dass alle wie er in Sprachen reden könnten und setzt voraus, dass eben nicht jeder die Gabe hat / andere Briefe des NT schweigen zu dem Thema völlig / Röm 8,26+27 Kann nicht eindeutig dem Sprachengebet zugeordnet werden: Der Geist vertritt uns im Gebet. Gottesdienst-Hinweise: Das Sprachengebet soll übersetzt oder still gesprochen werden (1.Kor 14,28). Wir sollen ihm mit Ordnung begegnen, aber nicht mit Angst oder Verhinderung: 1.Kor 14,39,40: Strebt nach Prophetie, wehrt nicht dem Sprachengebet, lasst alles in gutem Ablauf stattfinden. 2. Eindrücke aus dem anschließenden Austausch im Gemeindegebetsabend über das Sprachengebet: 1. Da beide Pastoren die Gabe des Sprachengebetes haben, schildern sie es u.a. als Hilfe um schwere Gedanken in Gottes Gegenwart loszulassen. Sie bringen darüber hinaus sowohl ihr Vertrauen und ihren Dank Gott dar als auch die nicht zu fassenden Gefühle oder belastende Erfahrungen oder Emotionen. Beide verstehen nicht die Aussagen der Sprache. Vom Ergebnis her bildet es eine gute Atmosphäre in ihnen und um sie herum. Bei einer weiteren Beterin verbindet sich Sprachengebet mit prophetischen Bildern. 2. Einige Besucher schildern, dass erlebter Missbrauch von Sprachengebet und Prophetie sie lange Jahre vor dem angemessenen Gebrauch oder der Offenheit dafür zurückgehalten hat. 3. Auf die Frage hin, warum in einer über 100 jährigen Gemeinde über diese Gabe erst jetzt in solcher Offenheit gesprochen und gelehrt wird, vermuten wir, dass die Spannungen zwischen Evangelikaler und Charismatischer Gemeinden der letzten 100 Jahre ein Grund sein können oder mögliche Befürchtungen. 4. Auf die Frage, warum Gott die Bitte nach der Geistesgabe nicht erhört, stellen wir fest, dass von Seiten Gottes er in der Zuteilung frei. Von Seiten der Menschen her ist es interessant, dass wohl viele um diese außergewöhnlichen Gabe wie Sprachengebet oder Wunderheilung … beten, aber wenige um die Gabe der freiwilligen Armut, des Gebens und des Dienens. 5. Da an diesem Abend 1x Sprachengebet praktiziert und bewertet wurde, gab es folgende Ergebnisse: Es herrschte beim Hören kein Klima der Angst, wohl aber das des Respektes und der gegenseitigen Ermutigung. Auch wurden dabei Gedanken und Gefühle geordnet.