Juni 2016 Finanzplatz Schweiz 2016 Negative Zinsen Regulierung Erfolgsfaktoren Finanzplatz Schweiz gefordert Schweiz mit weltweit striktesten Regeln Konkrete Handlungsempfehlungen für Banken und Politik Seite 9 Seite 14 Seite 29 Credit Suisse Impressum Herausgeber: Public Affairs and Policy Christine Schmid Global Head of Equity and Credit Research [email protected] Manuel Rybach Global Head of Public Affairs and Policy [email protected] René Buholzer Head of Public Policy Swiss Universal Bank [email protected] Philip Hess Head Chairman's Office [email protected] Druck GALLEDIA AG Redaktionsschluss 30. April 2016 Copyright Die Publikation darf mit Quellenangabe zitiert werden. Copyright © 2016 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr Verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Autoren Bruno Bischoff Maxime Botteron Andreas Brand René Buholzer Sara Carnazzi Weber Wingson Cheng Adriana Ennab Sarah Fuchs Lukas Gehrig Fredy Hasenmaile Soek Ching Kum Patrick Lagger Claude Maurer Bastien Menninger Urs Reich Manuel Rybach Elena Scherrer Christine Schmid Joseph Seidel Selina Sia Fabian Waltert Claudio Wewel Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 2 Credit Suisse Inhalt Vorwort Zusammenfassung der Empfehlungen, nach Stakeholder-Gruppen 4 5 Schweizer Finanzplatz im Umbruch 6 Negativzinsen belasten Negativzinsen prägen Immobilienmarkt 9 13 Regulatorisches Umfeld Internationaler Vergleich der «Too Big to Fail»-Regeln Steigende Regulierungsanforderungen auch in der Schweiz Praktische Auswirkungen der TBTF-Regulierung für Schweizer Grossbanken 14 14 15 19 Wettbewerbsposition globaler Finanzdienstleistungszentren 20 Relevante Trends Aufstrebende Wirtschaften zentral für Vermögensverwaltung Technologische Entwicklungen verändern das Banking Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch Renminbi-Hub Schweiz – weitere Meilensteine erreicht 22 22 24 26 28 Zukünftige Erfolgsfaktoren für den Finanzplatz Schweiz Konstruktiver Umgang mit Tiefzinsumfeld Pragmatische Regulierung Sicherstellung und Verbesserung des Marktzugangs Weitere Erhöhung der Standortattraktivität Erfolgreiche Bewältigung der Digitalisierung Stärkere Verankerung der Nachhaltigkeit in der Geschäftstätigkeit 29 29 29 31 32 33 34 Glossar 35 Disclaimer/ Wichtige Informationen 37 Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 3 Credit Suisse Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Wie bereits im Sommer 2014 und im Herbst 2012 legen wir erneut eine Studie zum Schweizer Finanzplatz vor. Unser Ziel ist es, einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion rund um die Wahrung und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit zu leisten. Wir haben uns abermals auf die wichtigsten Bereiche beschränkt und legen neben einer Analyse auch konkrete Handlungsempfehlungen vor. Diese werden wir auch weiterhin regelmässig aktualisieren. Die von uns in den vorgängigen Studien identifizierten Trends haben sich zu grossen Teilen bestätigt und teilweise sogar deutlich akzentuiert. Mit Blick auf das Makro-Umfeld ist die Tiefzins- sogar in eine Negativzinsphase übergegangen. Wir haben uns aufgrund der bedeutenden Auswirkungen dieses präzedenzlosen Phänomens dazu entschlossen, den negativen Zinsen und ihren Auswirkungen ein eigenes Kapitel zu widmen. Die Digitalisierung schreitet weiter voran. Es bedarf fortgesetzter konzertierter Anstrengungen, um die Schweiz in diesem Bereich international verstärkt auf die Landkarte zu bringen. Neu vertieft betrachten wir in dieser Studie die Nachhaltigkeit und die daraus resultierenden Geschäftsmöglichkeiten im Finanzbereich. Nach einem kurzen Blick auf ausgewählte internationale Finanzzentren runden konkrete Handlungsempfehlungen in den folgenden sechs Bereichen, gegliedert nach Empfehlungen an Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden einerseits sowie Banken und Wirtschaft andererseits, die Publikation wie bereits in den Vorjahren ab: Konstruktiver Umgang mit Tiefzinsumfeld Pragmatische Regulierung Sicherstellung und Verbesserung des Marktzugangs Weitere Erhöhung der Standortattraktivität Erfolgreiche Bewältigung der Digitalisierung Stärkere Verankerung der Nachhaltigkeit in der Geschäftstätigkeit Wir hoffen mit der vorliegenden Studie Denkanstösse zu liefern, die zur langfristigen Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unseres Finanzplatzes beitragen, und freuen uns auf den Dialog mit Ihnen. Mit freundlichen Grüssen Urs Rohner Präsident des Verwaltungsrats Credit Suisse Group AG Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 4 Credit Suisse Zusammenfassung der Empfehlungen, nach Stakeholder-Gruppen Konstruktiver Umgang mit Tiefzinsumfeld Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Pragmatische Regulierung Sicherstellung und Weitere Erhöhung der Erfolgreiche Bewälti- Stärkere Verankerung Verbesserung des Standortattraktivität gung der Digitalisierung der Nachhaltigkeit in Marktzugangs der Geschäftstätigkeit Beibehaltung der Anerkennung der Erhöhung der Rechts- Marktzutritt zur EU Wahrung und Steige- Beste Kommunikationsinfrastrukturen (fläFreibeträge. nachhaltigen Anlagen und Planungssicherheit; sichern und verbesrung der steuerlichen chendeckendes Breitund ihrer speziellen mittel bis langfristige sern: Standardisierter Attraktivität (UnternehBei weiter fallenden bandnetz). Unterkategorien ImPriorisierung der ReguProzess zur Anerkenmenssteuerreform III, Zinsen möglicher Einpact Investing und lierungsvorhaben durch nung der Gleichwertig- BEPS-Standards). Anpassung der Ausschluss der PensionsNaturschutzfinanziedas Finanzdepartement keit von Drittstaatenund Weiterbildung an kassengelder in Freirung als eigenständiin Absprache mit Branregulierungen durch Stärkung des Kapitalbetrag. marktes durch Abschaf- wandelnde Bedürfnisse. ge Anlageklassen. che. die EU. fung der EmissionsabÜberarbeiten der Pragmatische Umset- Verbesserung Marktgabe auf Eigenkapital. Regelmässige Überprü- Ausgabe von Grünen fung und Anpassung «Liquiditätsregeln» für Anleihen (Green Bonds) zung internationaler zutritt zu Emerging Banken; Belastung durch öffentliche AkteuStandards. Market-Kernmärkten. Zugang zu notwendigen bestehender regulatoriFachkräften; Erhalt der scher Rahmenbedindurch negative Zinsen re auf Staats-, KantonsPlanungs- und Rechtsgungen. auf höchstqualitativen Aktivere Involvierung Vertiefung bestehenund Gemeindeebene sicherheit. Anlagen und Berückund Mitarbeit der der Opportunitäten, (Vorbildfunktion). Schaffen einer anersichtigung unter der Schweiz bei internatiobeispielsweise durch Beibehaltung von kannten Dachmarke Leverage Ratio führt zu nalen Standardsetzern. Weiterführung der Schweizer Franken und «Digital Switzerland» zur hohen Kosten. Finanzdialoge. Unabhängigkeit der Verbesserung der Aus Einführung einer ReguSNB. senwahrnehmung. Angleichung der lierungsprüfstelle. Regulierung im Hypothekarbereich für Versicherungen und Pensionskassen, um zukünftige Risiken zu limitieren. Anpassung des Konsequente Umset- Dienstleistungs- und zung und Einhaltung Produktangebots sogeltender Regulierunwie der Gebührengen; Anwendung höchsstrukturen. ter ethischer und pro- fessioneller Standards. Umsetzen verstärkter Kosteneffizienz. Anpassung Strategie und Dienstleistungs Zusammenlegung oder spektrum an veränderAuslagerung nicht tes regulatorisches Umstrategischer Bankbefeld. reiche zwecks KostenBanken und senkung. Wirtschaft Konsequente Umsetzung von Digitalisierungsmassnahmen. Frühzeitige Identifikati- Förderung und Nutzung Bündelung der Bran- on von Marktzudes einheimischen cheninitiativen: gemeintrittshindernissen. Fachkräftepools. sames Vermarkten von «Digital Switzerland». Kooperation mit Ausbau von flexiblen Behörden bei Suche Arbeitsmodellen zwecks Anpassung der Genach Lösungen. Attraktivität für Fachschäftsmodelle und der kräfte. Dienstleistungen an die Nutzung von Gedigitale Realität. schäftsopportunitäten Erhalt der Innovationsdurch Etablierung neu- kraft durch Förderung Bessere Vernetzung mit er, innovativer Produk- der Zusammenarbeit anderen Branchen te (z.B. CNY). zwischen Privatwirt(Skaleneffekte). schaft und Forschungs Bekenntnis zu Standort institutionen. Schweiz bei Entwicklung und Implementierung Proaktivere, internatiodigitaler Dienstleistunnale Vermarktung des gen und GeschäftsmoWirtschaftsstandorts delle. und Finanzplatzes Schweiz. Zusammenlegen nicht strategisch relevanter Funktionen zwecks Kostenoptimierung (Utility-Modell). Entwicklung innovativer Anlageprodukte und -instrumente zur Bewältigung sozialer und ökologischer Herausforderungen. Schulung der Kundenberater in nachhaltigen Anlageprodukten. Steigerung der nachhaltigen Finanzierungsvolumen bei institutionellen Anlegern mit langfristigem Anlagehorizont. Quelle: Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 5 Credit Suisse Kapitel 1 Schweizer Finanzplatz im Umbruch In einem von extrem niedrigen Zinsen und verschärfter Regulierung geprägten Umfeld suchen die Schweizer Banken neue Geschäftsfelder. Die Digitalisierung eröffnet Möglichkeiten, die auch die Konsolidierung und Veränderung der Vertriebswege fördern dürften. Extrem niedrige Zinsen lasten auf Zinsgeschäft Als 2014 die letzte Studie zum Finanzplatz Schweiz publiziert wurde, sahen sich die Banken bereits tiefen Zinsen gegenüber. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen lag im Schnitt bei 0.7%. Heute liegt sie im negativen Bereich, bei nunmehr –0.4%. Gleichzeitig verlangt die Schweizerische Nationalbank (SNB) von den Banken eine Gebühr auf den bei ihr deponierten Giroanlagen. Die extrem niedrigen (bzw. sogar negativen) Zinsen belasten das traditionelle Zinsdifferenzgeschäft, das bei den Schweizer Regional- und Kantonalbanken bis zu zwei Drittel des Ertrags beisteuert. Über alle Bankgruppen hinweg stammen 38.5% der Erträge aus dem Zinsdifferenzgeschäft. Weil negative Zinsen grösstenteils nicht an die Retail-Kunden weitergegeben werden, entsteht Druck auf die Zinsmarge der Passivseite der Bilanz. Teilweise konnten die Einbussen der Passivmarge jedoch durch höhere Kreditsätze – und damit durch eine Ausweitung der Aktivmarge – kompensiert werden. Abb. 1 stellt die Entwicklung des 3-Monats-CHF-Libor den Zinsen von neu abgeschlossenen Libor-Hypotheken gegenüber. Die Zinsdifferenz blieb in Zeiten positiver Zinsen weitgehend konstant. Mit der Einführung von Negativzinsen nahm dieser Spread jedoch zu. Eine Erholung der Zinserträge ohne deutliches Kreditwachstum ist unseres Erachtens aber nicht in Sicht (vgl. Abb. 2, Seite 7). Negative Zinsen dürften in Europa noch auf einige Jahre hinaus Bestand haben, was den Druck auf die Zinsmarge aufrechterhalten wird. Abb. 1: Hypothekarsätze in Zeiten von Negativzinsen 3-Monats-CHF-Libor und Kosten Neuabschluss Libor-Hypothek 5% CHF-Libor 3 Monate Libor-Hypothek: Zinsen bei Neuabschluss 4% 3% 2% 1% 0% -1% 2007 2009 2011 2013 2015 Quelle: Datastream, Credit Suisse. Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 6 Credit Suisse Rückläufige Bruttowertschöpfung der Banken im Jahr 2015 Die Schwierigkeiten im Kerngeschäft der Banken widerspiegeln sich auch in der Bruttowertschöpfung der Finanzdienstleister. Diese ist im Jahr 2015 um 2% gesunken, während in den drei vorangehenden Jahren auch dank positiver Aktienmarktentwicklungen jeweils ein Wachstum verzeichnet werden konnte. Der schwierige Start der Aktienmärkte ins Jahr 2016 dürfte die Bruttowertschöpfung der Banken zusätzlich belastet haben. Regulatorische Anforderungen und Investitionen in Technologie treiben Konsolidierung Die in den letzten Jahren stetig gestiegenen regulatorischen Anforderungen verursachen den Banken Zusatzkosten. Des Weiteren werden in den kommenden Jahren grosse Investitionen in die Erneuerung und den Ausbau von IT-Systemen erforderlich. Dies treibt die Konsolidierung, die auf dem Schweizer Finanzplatz schon länger im Gange ist, weiter an. Von 1999 bis 2014 sank die Zahl der Banken in der Schweiz von 372 auf 275 (–26%, vgl. Abb. 3). Konsolidierung unter Banken ist dabei kein rein schweizerisches Phänomen: In der Eurozone ist die Zahl der Kreditinstitute im selben Zeitraum sogar um 30% auf 5677 gesunken. Bis Anfang 2016 hat sich die Konsolidierung in der Eurozone fortgesetzt (–6% der Finanzinstitute). Wir gehen davon aus, dass die Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz, nicht zuletzt wegen des Bedarfs an Skaleneffekten, in einem ähnlichen Ausmass andauern wird. Digitalisierung und Kundenbedarf führen zur Ausdünnung des Filialnetzes Während die Bankenkonsolidierung bereits seit Längerem im Gange ist, ist eine starke Reduktion der Filialdichte bislang ausgeblieben. Die Zahl der Filialen nahm im Zeitraum von 1999 bis 2014 schweizweit lediglich um 14% ab. Die Digitalisierung hat in dieser Zeitspanne jedoch grosse Fortschritte gemacht. Heute ist es dank Online-Banking beispielsweise möglich, Überweisungen bequem per Smartphone-Applikation zu erledigen. Dadurch sinkt zwangsläufig das Kundenaufkommen in den Bankfilialen. Im Kampf um Kunden und Margen wird daher nichts an einem Ausbau des digitalen Angebots auf Kosten von physischen Bankfilialen vorbeiführen. Anfang 2016 hat etwa die Raiffeisen Bankengruppe erklärt, sie wolle die Anzahl der Filialen von heute rund 1000 auf 700 bis 750 reduzieren. Das wären etwas weniger als 10% der zurzeit insgesamt 3188 Bankfilialen in der Schweiz, die alleine durch die Raiffeisen Bankengruppe geschlossen würden. Auch andere Marktteilnehmer planen derzeit eine Optimierung ihres Filialnetzes. Abb. 2: Zinsmarge sinkt im Niedrigstzinsumfeld Abb. 3: Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz In %, *Prognose Credit Suisse: Zinsmarge (2015/16), Rendite Staatsanleihen bis Februar 2016 Abnehmende Zahl von Banken und Filialen in der Schweiz, 2009 = 100 3.0 105 Filialen 2.5 2.0 Zinsmarge Rendite 10-jähriger Staatsanleihen 95 1.5 90 1.0 85 0.5 80 0 75 -0.5 Banken 100 70 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015* 2016* Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse, Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. 1999 2002 2005 2008 2011 2014 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse, Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 7 Credit Suisse Filialen am Arbeitsplatz eher vor Schliessung gefeit Ob eine Bankfiliale besucht wird, hängt nicht nur vom Wohnort der Kunden, sondern auch von deren Arbeitsort ab. Abb. 4 illustriert die Filialdichte auf Gemeindeebene anhand der Anzahl Banken pro 10‘000 Einwohner und Beschäftigte. Dunkelblau eingefärbte Gemeinden weisen eine geringe Filialdichte und eine dementsprechend hohe potenzielle Auslastung auf, bei Rot eingefärbten Gemeinden ist das Gegenteil der Fall. Gemäss dieser Grafik sind Filialen in beschäftigungsreichen Städten dank der Pendler eher vor einer Schliessung gefeit. Tiefrot eingefärbt sind meist Berggemeinden, die unter anderem aufgrund des Tourismus über Bankfilialen verfügen, jedoch wenige Bewohner aufweisen. In diesen Gemeinden könnte der Repräsentationscharakter schwerer wiegen als das Auslastungsargument. Vielleicht ist aber auch die Nutzung in den touristischen Spitzenzeiten derart hoch, dass die notwendige Auslastung ebenfalls erreicht werden kann. Abb. 4: Filialauslastung am höchsten in Städten Anzahl Bankfilialen pro 10'000 Einwohner und Beschäftigte (Vollzeitäquivalente) Quelle: AFO Marketing AG, Bundesamt für Statistik, Geostat, Credit Suisse GIS Research Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 8 Credit Suisse Kapitel 2 Negativzinsen belasten Die Negativzinsen verändern das Verhalten von CHF-Anlegern und Banken. KMUInvestitionen werden aber nur bedingt beflügelt, und bisher fliesst das Geld vor allem in den Immobilienmarkt. Risiken bestehen für die Altersvorsorge. Negativzinsen bezwecken Schwächung des Frankens Die Negativzinsen der SNB sollen die Zuflüsse in den «sicheren Hafen» Franken reduzieren – was durchaus der Fall zu sein scheint. Während der finanziellen Turbulenzen in der Eurozone im Jahr 2012 und nach der Lancierung der quantitativen Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB) Ende 2014 fanden Anfang 2015 umfassende Kapitalzuflüsse ihren Weg in die Schweiz. Ein grosser Teil davon stammte von ausländischen Banken, die diese Mittel bei in der Schweiz ansässigen ausländischen Banken deponierten. Letztere verzeichneten folglich eine markante Zunahme ihrer CHF-Verbindlichkeiten (v.a. Einlagen), die sie wiederum bei der SNB deponierten. Nach der Einführung negativer Zinsen auf Giroguthaben begannen ausländische Banken ihr CHF-Exposure zu reduzieren, wenn auch nur allmählich (vgl. Abb. 5). Pensionskassen schichten wegen Negativzinsen in Immobilien um In den Jahren der Eurokrise ab 2010 lösten Schweizer Anleger zudem Kapitalzuflüsse in die Schweiz aus, indem sie in ausländische Anlagen investiertes Kapital repatriierten. Darüber hinaus reduzierten sie ihre Käufe ausländischer Vermögenswerte substanziell, was die Kapitalabflüsse schmälerte. Beides trug zur Aufwertung des CHF bei. Von den inländischen Investoren werden bisher vor allem institutionellen Anlegern und insbesondere Pensionsfonds Negativzinsen auf ihren Einlagen bei Banken belastet. Für Pensionsfonds verschärft sich die Lage durch die neuen Regulierungsvorschriften zusätzlich. Diese verpflichten die Banken dazu, zur Deckung von Pensionskasseneinlagen qualitativ hochwertige, liquide Aktiva (High Quality Liquid Assets, HQLA) zu halten, was die Verwaltung von Pensionskasseneinlagen für Banken kostspielig macht. Die Pensionsfonds haben auf die negativen Zinsen mit einer Reduktion ihrer Allokation in liquide Mittel (wohl mehrheitlich CHF) von 7.0% auf nur knapp über 4.5% reagiert (vgl. Abb. 6). Sie scheinen aber ihr Fremdwährungsengagement bisher noch nicht erhöht zu haben. Stattdessen hat ihre Allokation in Immobilien zugenommen (vgl. Negativzinsen prägen Immobilienmarkt, Seite 13). Abb. 5: Auslandbanken in der Schweiz haben CHFLiquidität reduziert Abb. 6: Pensionskassen mit geringeren Cash-Beständen In CHF Mrd. Allokation in liquide Mittel, in % der verwalteten Gesamtvermögen 140 Negativzinsen bei der SNB 120 9.0 Negativzinsen bei der SNB 8.5 8.0 100 7.5 80 7.0 60 6.5 6.0 40 5.5 20 CHF-Liquidität (Bankaktiven) CHF-Einlagen Auslandsbanken (Bankpassiven) 0 2011 2012 2013 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse 2014 2015 5.0 4.5 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Quelle: Credit Suisse Pension Fund Index Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 9 Credit Suisse Die «effektive Untergrenze» für die Zinsen ist wahrscheinlich noch nicht erreicht Eine Kernüberlegung bei der Einführung negativer Zinsen (oder deren Senkung) betrifft die Bestimmung der «effektiven Zinsuntergrenze». Diese entspricht dem Zinsniveau, bei welchem Anleger eine Umschichtung aus Bankeinlagen in physisches Geld vorzunehmen beginnen. Die effektive Zinsuntergrenze ist schwer zu identifizieren, ist aber unseres Erachtens in der Schweiz noch nicht erreicht. Die Nachfrage nach Banknoten hat seit der Einführung der Negativzinsen zwar zugenommen, die «überschüssige» Cash-Nachfrage liegt aber mit einem Wert unter CHF 4 Mrd. (oder weniger als 0.5% der Gesamtgeldmenge M3) nach wie vor deutlich unter Niveaus, welche die Auswirkungen negativer Zinsen beeinträchtigen oder die Finanzstabilität bedrohen würden. Ausländische Banken sowie reine Vermögensverwalter zahlen am meisten Negativzins Per Ende Dezember 2015 beliefen sich die Giroguthaben der Banken bei der SNB auf CHF 470 Mrd. (vgl. Abb. 7). Indes werden die Negativzinsen nicht auf diesem Gesamtbetrag erhoben. Erstens ist der Bund vollumfänglich davon ausgenommen. Zweitens wurden für Inlandbanken Freibeträge in 20-facher Höhe der erforderlichen Mindestreserven festgelegt. Für Auslandbanken und andere Institute gelten individuelle Freibeträge, die nicht öffentlich kommuniziert wurden. Auf Basis unserer Schätzungen und anhand von Kommentaren von SNB-Vertretern gehen wir allerdings davon aus, dass diese individuellen Freibeträge proportional tiefer sind als jene inländischer Banken. Die Höhe der Mindestreserven, die für die Freibeträge den Ausschlag geben, hängt von ausgewählten Verbindlichkeiten einer Bank ab, v.a. von ihren Kundeneinlagen. Ein Institut mit grossem Retail-Geschäft muss in der Regel höhere Mindestreserven halten, weshalb auch sein Freibetrag höher ausfällt. Die Reserven bei der SNB übersteigen die erforderlichen Mindestbeträge zurzeit deutlich. Diese «Überschussreserven» stammen aus der «Schaffung von Geld» durch die SNB, mit dem sie ihre Devisenmarktinterventionen finanziert. Abb. 8 illustriert das Verhältnis der Giroguthaben inländischer Banken bei der SNB zu den erforderlichen Mindestreserven. Diese Schätzungen zeigen klar, dass Banken mit stärkerer RetailAusrichtung zurzeit unter oder nur knapp über ihrer Freibetragsschwelle liegen, was sich in Zukunft verschärfen dürfte. Dies legt nahe, dass ihnen die Negativzinsen nur relativ geringe Kosten verursachen. Dagegen halten Geschäftsstellen ausländischer Banken in der Schweiz sowie andere Institute, wie z.B. reine Vermögensverwalter oder Effektenhändler, deutlich über dem Freibetrag liegende Überschussreserven. Dies impliziert einen proportional höheren Aufwand für Negativzinsen. Abb. 7: Inländische Banken überwiegen bei SNBGiroguthaben Abb. 8: Nicht alle Bankgruppen gleich betroffen In CHF Mrd. Verhältnis der Giroguthaben zu den erforderlichen Mindestreserven. Die Schätzungen basieren auf unserer Berechnung der erforderlichen Mindestreserven und sind für gewisse Bankgruppen mit hoher Unsicherheit behaftet. Andere Einlagen (z.B. inländische Versicherungen) Ausländische Banken und andere Organisationen Bund Inländische Banken 500 450 400 70 60 Ausländisch kontrollierte Banken Grossbanken Raiffeisenbanken Andere Banken Kantonalbanken Regionalbanken und Sparkassen 50 350 300 40 250 30 200 150 Freibetragsschwelle 20 100 10 50 0 0 2010 2011 2012 2013 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse, Nega 2014 2015 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 10 Credit Suisse Negativzinsen beflügeln KMU-Investitionen nicht Auf das Investitionsverhalten hierzulande haben die Negativzinsen bisher nur wenig Einfluss. In unserer Umfrage bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) 2015 haben wir gefragt, wie das Tiefzinsumfeld die Höhe ihrer Investitionen in der Periode 2009–2014 beeinflusst habe. Nur knapp ein Drittel der befragten KMU gab für diese Periode positive oder sehr positive Auswirkungen der tiefen Zinsen auf ihre Investitionsvolumen an; bei über 60% hatte das Niedrigzinsumfeld keinen Einfluss (vgl. Abb. 9). Der positive Effekt ist bei jenen Firmen ausgeprägter, bei denen Fremdkapital für die Investitionsfinanzierung eine wichtige Rolle spielt (vgl. Abb. 10). Dass sich der Effekt tiefer Zinsen auf die Investitionen eher in Grenzen hält, dürfte mehrere Gründe haben. So scheint Fremdkapital bei der Investitionsfinanzierung von KMUs eine relativ begrenzte Rolle zu spielen: Nur knapp 40% der befragten Unternehmen bezeichneten Bankkredite als für sie wichtige Finanzierungsinstrumente. Zudem zeigen Studien, dass den Finanzierungsbedingungen (u.a. dem Zinsniveau) bei Investitionsentscheiden oft nur eine zweitrangige Bedeutung zukommt. Die Entwicklung der Nachfrage und die Unsicherheit stellen weitere wichtige Faktoren dar. Das generell schwierige Investitionsumfeld (Eurokrise, starker Franken, Unsicherheit usw.) dürfte demnach mögliche positive Zinseffekte überkompensiert haben. Bund spart beinahe CHF 1 Mrd. pro Jahr Demgegenüber profitiert der Bund mit Bruttoschulden in der Höhe von rund CHF 106 Mrd. (Stand 2015) von den niedrigen Zinsen. Die für den Bund äusserst günstigen Konditionen widerspiegeln sich in dessen Zinsaufwand: Während sich der Zinsaufwand 2010 bei vergleichbarem Schuldenstand noch auf CHF 2.8 Mrd. belief, waren es 2015 nur noch CHF 1.9 Mrd. (rund 3% der Gesamtausgaben). Die hohe Kreditwürdigkeit des Bundes und die starke Nachfrage nach langen Laufzeiten erlauben es zudem, einen im internationalen Vergleich sehr hohen Anteil des Kapitals mit langen Laufzeiten und attraktiven Zinsen aufzunehmen. Altersvorsorge unter Druck Langfristig könnte das Tiefzinsumfeld jedoch auch für den Staat zu einem Problem werden: Im Rahmen der beruflichen Vorsorge «zwingt» er die Arbeitnehmer zum Sparen. Zusammen mit dem Umlagesystem der AHV bildet dies die staatlich geregelte Altersvorsorge. Mit einem Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen von 22% zählt die Schweiz zu den Ländern mit den höchsten Sparquoten. Die privaten Haushalte legen dabei 13.2% ihres verfügbaren Einkommens freiwillig auf die Seite. Die restlichen Ersparnisse (8.8%) erfolgen im Rahmen der beruflichen Vorsorge als Kapitalakkumulation bei den Pensionskassen. Bei diesem sogenannten Zwangssparen wird die Sparentscheidung zu einem grossen Teil durch den Gesetzgeber getroffen. Durch Umschichtung aus dem freiwilligen Sparen haben Haushalte jedoch die Möglichkeit, ihre späteren Leistungsansprüche zu beeinflussen, indem sie zum Beispiel einen freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse vornehmen. Abb. 9: Nur ein Teil der KMU profitiert von den tiefen Zinsen Abb. 10: Tiefe Zinsen beflügeln vor allem das Baugewerbe Anteil der Antworten auf die Frage, welchen Einfluss das Tiefzinsumfeld 2009–2014 auf die Höhe der Investitionen hatte, in % Anteil der Unternehmen, bei denen das Tiefzinsumfeld 2009–2014 einen positiven oder sehr positiven Einfluss auf die Höhe der Investitionen ausübte, in % 70% 45% 40% 60% 35% 50% 30% 40% 25% 20% 30% 15% 20% 10% 10% 5% 0% 0% Bau stark negativ negativ Quelle: Credit Suisse KMU-Umfrage 2015 neutral/keinen Einfluss positiv stark positiv Alle antwortenden KMU Dienstleistungen Traditionelle Industrie Spitzenindustrie Quelle: Credit Suisse KMU-Umfrage 2015 Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 11 Credit Suisse Niedrigzinsumfeld lässt Deckungsgrad der Pensionskassen um 3 Prozentpunkte sinken Fallende Zinsen erhöhen zwar kurzfristig den Wert eines typischen Obligationenportfolios, wie es Pensionskassen in der Regel halten, ein anhaltendes Niedrigzinsumfeld reduziert aber zunehmend die zukünftigen Erträge. Die Summe der beiden Effekte ergibt die Gesamtrendite (Total Return). Unter den Annahmen, dass eine Pensionskasse von ihrer Obligationenquote jährlich rund 11% reinvestiert, das Niedrigzinsumfeld noch länger andauert und keine Kreditausfälle auftreten, würde der technische Deckungsgrad – d.h. das Verhältnis zwischen Vorsorgevermögen und künftig erwarteten Verpflichtungen – eines typischen Obligationenportfolios von 105% im Jahr 2015 in zehn Jahren auf etwas über 102% fallen (vgl. Abb. 11). Selbstverständlich hängen die finanziellen Aussichten der Pensionskassen auch sehr stark von der Entwicklung der Renditen auf anderen Anlagen, wie zum Beispiel Aktien oder Immobilien, ab, wobei hier die Prognoseunsicherheit noch höher ist als bei den Zinsen. Doch sicher ist, dass die tiefen Zinsen keine Entlastung für die Altersvorsorge bringen, die angesichts der demografischen Entwicklung ohnehin bereits mit grossen Herausforderungen konfrontiert ist. Weniger Renten, höhere Beiträge – beides dürfte den Konsum belasten Die sowohl politisch als auch wirtschaftlich unangenehmen Alternativen sind eine erhöhte Belastung der Erwerbstätigen oder eine Senkung der Renten – beides hätte wohl negative Auswirkungen auf den Konsum und damit auf die bisherige Stütze der Schweizer Konjunktur. Werden Rentenleistungen gekürzt, würde der Konsum der Rentenbezüger in Zukunft wohl geringer ausfallen: Eine – hypothetische – Senkung der Rentenleistungsauszahlungen um 1% entspräche einem Minus von rund CHF 0.35 Mrd. oder 0.1% des gesamten privaten Konsums. Schliesslich wurden aus der beruflichen Vorsorge 2014 beinahe CHF 35 Mrd. ausbezahlt, was rund 10% der jährlichen Konsumausgaben aller Haushalte hierzulande entspricht. Und der Konsum der älteren Generationen dürfte in Zukunft sogar noch deutlich an Gewicht gewinnen: Während heute rund 2 Millionen Einwohner über 60 Jahr alt sind, werden es in 25 Jahren mehr als 3 Millionen sein. Dies entspricht einem Anstieg um 70% (vgl. Abb. 12). Vorsichtssparen jüngerer Generationen könnte Konsum weiter beeinträchtigen Darüber hinaus könnten die Unsicherheiten bezüglich der in Zukunft zu erwartenden Auszahlungen aus der Altersvorsorge einen Anreiz für zusätzliches Vorsichtssparen seitens der Haushalte im erwerbsfähigen Alter darstellen. Ein Anstieg der Sparquote würde jedoch einen Rückgang der Konsumquote bewirken. Höhere Beiträge an die Pensionskassen wiederum würden das verfügbare Einkommen der Haushalte direkt mindern. Über die genaue Verteilung der durch das Niedrigstzinsumfeld entstehenden ökonomischen Lasten wird letztlich jedoch die Politik entscheiden müssen. Abb. 11: Technischer Deckungsgrad im Negativzinsumfeld Abb. 12: Demografischer Wandel mit Auswirkungen auf die Konsumausgaben Deckungsgrad in %; x-Achse: Zeit in Jahren Anzahl über 60-jähriger Einwohner, Schätzungen Credit Suisse 106 2015 105 104 2020 + 12% 103 2030 102 101 +39% 2040 + 55% 100 t0 t2 Quelle: Credit Suisse t4 t6 t8 t10 t12 t14 t16 t18 0 1'000'000 2'000'000 3'000'000 Quelle: Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 12 Credit Suisse Negativzinsen prägen Immobilienmarkt Direkte Immobilienanlagen durch Anlagenotstand getrieben Abb. 13: Negativzinsen beflügeln Mietwohnungsbau Renditedifferenz Immobilienfonds (Ausschüttungsrendite abzüglich Rendite Benchmarkanleihe); Baugesuche: Anzahl Mietwohnungen (rechte Skala) Der Anlagenotstand, der die Märkte seit der Finanzkrise beherrscht, hat sich 2015 durch die Zinssenkung der SNB verschärft. Entsprechend sind Renditeliegenschaften bei den Anlegern – trotz rückläufiger Flächennachfrage und hoher Preise – weiterhin beliebt. Immobilien bieten nach wie vor äusserst attraktive Renditen. Die Differenz zwischen den Ausschüttungsrenditen von Immobilienfonds und der Rendite 10jähriger Eidgenossen hat sich auf rund 300 Basispunkte erhöht. Die höheren Renditedifferenzen lösen zusätzliche Bauprojekte aus (2015: Gesuche für 30'000 Wohnungen). 6% 5% 4% Renditedifferenz Immobilienfonds 35'000 Schweizer Benchmarkanleihe 10 Jahre 30'000 Baugesuche Mietwohnungen (Gleitender 12-Monats-Durchschnitt) 25'000 3% 20'000 2% 15'000 1% 10'000 0% 5'000 -1% 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 0 Quelle: Credit Suisse, Datastream, letzter Jahresbericht Immobilienfonds, Baublatt. Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Indirekte Immobilienanlagen dürften teuer bleiben Abb. 14: Indirekte Immobilienanlagen bleiben teuer Entwicklung von Prämien (Immobilienaktien) und Agios (Immobilienfonds) Die hohe Volatilität der langfristigen Zinsen schlägt sich zurzeit stark in den Prämien und Agios der kotierten Immobilienaktien und Immobilienfonds nieder. Die Zinssenkung durch die SNB Anfangs 2015 bewirkte einen sprunghaften Anstieg auf hohe 20% (Aktien) beziehungsweise 35% (Immobilienfonds). Auf eine Beruhigungsphase folgte ab Ende 2015 – ausgelöst durch eine erneute Talfahrt der langfristigen Zinsen – ein abermaliger Anstieg der durchschnittlichen Prämien und Agios. Gleichzeitig zeichnen sich aus fundamentaler Perspektive nur wenige Werttreiber nach oben oder unten ab. 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% 2003 Schweizer Immobilienaktien Schweizer Immobilienfonds 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Quelle: Credit Suisse, datastream. Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Wohneigentum durch Selbstregulierung der Banken eingeschränkt Abb. 15: Regulierung dominiert Zinseffekt Wachstum Hypothekarvolumen privater Haushalte im Vergleich zum Vorjahresmonat und Wachstum Preise Wohneigentum im Vergleich zum Vorjahresquartal Keine zusätzliche Nachfrage haben die Negativzinsen beim Wohneigentum ausgelöst. Zum einen bewirkten sie keinen weiteren Rückgang der Hypothekarzinsen der Banken, da sich Letztere mit zusätzlichen Absicherungskosten konfrontiert sehen (vgl. Abb. 1, Seite 6). Weiter setzt das hohe Preisniveau zusammen mit den regulatorisch bedingt gestiegenen Finanzierungsanforderungen hohe Hürden für potenzielle Wohneigentümer. Dies zeigt sich im rückläufigen Wachstum des Hypothekarvolumens (2015: +3.1%) und in einer weiteren Reduktion der Preisdynamik (2015: +1.3%). 10% 9% Preise Wohneigentum Lfr. Durchschnitt Kredite Privat-HH Hypothekarkredite Privat-HH 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% 0% -1% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Wüest & Partner, Credit Suisse. Historische Wertentwicklungen und Finanzmarktszenarien sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 13 Credit Suisse Kapitel 3 Regulatorisches Umfeld Die regulatorischen Standards für Banken wurden weltweit deutlich verschärft. Aufgrund des zusätzlich nötigen Abwicklungskapitals wird ein Bail-out durch die Steuerzahler noch unwahrscheinlicher. Das Schweizer «Too Big to Fail»-Regelwerk ist international führend. Auch im Bereich des automatischen Informationsaustauschs implementiert die Schweiz die neuen Regeln zügig und umfassend. Die letzte Etappe der Modernisierung der Finanzmarktregulierung steht indessen noch an. Internationaler Vergleich der «Too Big to Fail»-Regeln Standards für Banken werden weiter erhöht Die regulatorischen Anforderungen an systemrelevante Banken befinden sich seit 2008 im Wandel. Auf globaler Ebene präsentierte das Financial Stability Board (FSB) im November 2015 den neuen Standard für verlustabsorbierendes Kapital im Krisenfall, die sogenannte Total LossAbsorbing Capacity (TLAC). Diese ergänzt die bereits bestehenden Eigenmittel- und Liquiditätsvorschriften gemäss Basel III, die als Mindeststandard für international tätige Banken gelten. Auch auf nationaler Ebene wurden die Regulierungsbemühungen verstärkt. In der Schweiz wurde das bestehende «Too Big to Fail»-Regime (TBTF) revidiert, um den internationalen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Ähnlich rasch übernahmen die USA die globalen Bestimmungen und führten teilweise weitergehende Anforderungen ein. In der Europäischen Union (EU) herrscht unterdessen in diversen Regulierungsbereichen immer noch Unklarheit; beispielsweise ist erst 2017 mit einem Vorschlag für die Kalibrierung der Leverage Ratio zu rechnen, während Grossbritannien eigenständig nationale Vorgaben einführte. Eine Regelung zur Umsetzung der TLAC fehlt aktuell allerdings; es ist nach wie vor unklar, wie der EU-eigene Standard für verlustabsorbierendes Kapital (Minimum Requirement for Own Funds and Eligible Liabilities, MREL) mit TLAC vereinbar ist. Schweizer Kapital- und Liquiditätsanforderungen sind international führend Abb. 16 auf Seite 15 gibt eine Übersicht über den aktuellen Stand der regulatorischen Entwicklungen im Bereich TBTF. Sie zeigt auch, dass die Schweizer Anforderungen international sowohl im risikogewichteten Bereich als auch in Bezug auf den Vergleich zur Bilanzgrösse führend sind. Hingegen hat sich die Schweiz im Bereich der organisatorischen Massnahmen für ein liberales Modell entschieden, das auf Anreizen basiert und von starren strukturellen Vorgaben, wie beispielsweise der Einführung eines Trennbankensystems, absieht. Schweizer Grossbanken mit eigenständiger Schweizer Rechtseinheit Das Resultat des schweizerischen Anreizsystems ist im Endeffekt vergleichbar mit einer klaren strukturellen Vorgabe: Die Gründung einer eigenständigen Schweizer Rechtseinheit inklusive der systemrelevanten Funktionen ist folglich bei beiden Grossbanken in Umsetzung. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 14 Credit Suisse Abb. 16: Aktueller Stand der regulatorischen Entwicklungen im Bereich «Too Big To Fail» (TBTF) Transparente Länderkreise signalisieren, dass noch keine Regelung definiert wurde; die Einschätzung im internationalen Vergleich basiert auf Annahmen; Risk-Weighted Assets. Capital Conservation Buffer. Puffer setzen sich zusammen aus 0–2.5% Countercyclical Capital Buffer, 1–3.5% Buffer for Global and Other Systemically Important Institutions sowie 0–3% Systemic Risk Buffer (nur für Grossbritannien). 4 5% Leverage Ratio gilt für US Global Systemically Important Banks; für deren Tochtergesellschaften mit Einlagegeschäft gilt eine Leverage Ratio von 6%. 5 Minimum Requirement for Own Funds and Eligible Liabilities. 6 Die Liquidity Coverage Ratio der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) soll sicherstellen, dass Banken einen intensiven Liquiditätsstress von bis zu 30 Tagen überstehen; als Richtwert für den internationalen Vergleich wird eine 60%ige Umsetzung der LCR per 01.01.2015 angenommen. 7 Schaffung von Schweizer Rechtseinheit (Ring Fence). 1 2 3 Quelle: Financial Stability Board, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Europäische Zentralbank, Prudential Regulation Authority/Bank of England, Federal Reserve, Eidgenössische Finanzmarktaufsicht, Credit Suisse Steigende Regulierungsanforderungen auch in der Schweiz Die Bewältigung der Finanz- und Schuldenkrise ist in der Schweiz in regulatorischer Hinsicht weit fortgeschritten. Seit Sommer 2014 wurden wichtige Meilensteine erreicht. Dabei stehen die drei Themenbereiche Systemstabilität, automatischer Informationsaustausch sowie neue Architektur der Finanzmarktregulierung im Zentrum. Schweiz führte als einer der ersten Staaten ein TBTF-Gesetzespaket ein 1. Systemstabilität Die Schweiz hat als einer der ersten Staaten ein TBTF-Regime eingeführt. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise war es das erklärte Ziel der nationalen und internationalen Regulatoren, das Risiko, dass eine systemrelevante Bank mit Steuergeldern gerettet werden muss, zu minimieren. Dies ist mit den bereits 2012 in Kraft getretenen Gesetzesänderungen in der Schweiz gelungen. Die beiden Grossbanken sind mit Nachdruck daran, die entsprechenden Vorgaben umzusetzen. Beispielsweise haben sie ihre Bilanzen deutlich verkleinert und auch organisatorische Anpassungen – wie z.B. die Schaffung einer Schweizer Rechtseinheit – angekündigt bzw. vorgenommen (vgl. Praktische Auswirkungen der TBTF-Regulierung für Schweizer Grossbanken, Seite 19). Risiken für Steuerzahler sollen eliminiert werden Die Expertengruppe «Brunetti II», bestehend aus Bank- und Behördenvertretern, kam in ihrem Schlussbericht vom Dezember 2014 zum Schluss, dass eine grundlegende Anpassung des TBTF-Regulierungswerks weder nötig noch angezeigt sei. Dieser Befund wurde auch im ersten Evaluationsbericht des Bundesrats vom Februar 2015 unterstützt. Zwischenzeitlich haben sich die internationalen Regulatoren darauf geeinigt, dass es nicht genügt, das Risiko für die SteuerFinanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 15 Credit Suisse zahler zu minimieren. Neu wird eine gänzliche Eliminierung dieses Risikos angestrebt. Deshalb empfahlen sowohl die Expertengruppe als auch der Bundesrat, den FSB-Standard für TLAC als Basis für einen Swiss Finish zu übernehmen. Schweizer Regelungen international führend Der Bundesrat hat im Oktober 2015 Eckwerte für die entsprechende Anpassung des Schweizer TBTF-Regimes verabschiedet. Diese sehen insbesondere eine ungewichtete Quote für verlusttragendes Kapital von total 10% und risikogewichtete Anforderungen von total 28.6% vor (vgl. Abb. 17 und Abb. 18). Damit werden die Schweizer Kapitalanforderungen auch künftig international führend sein. Erstmals wird auch eine Frist für die Umsetzung der Notfallplanung angesetzt. So müssen die beiden Grossbanken die neuen Kapitalanforderungen und die Notfallplanung bis Ende 2019 umsetzen. Konkret werden die Eckwerte über eine Revision der Eigenmittelverordnung (ERV) und der Bankenverordnung (BankV) umgesetzt. Die Anhörung zu den entsprechenden Änderungen wurde Ende Dezember 2015 eröffnet und endete am 15. Februar 2016. Nach Auswertung der Anhörungsantworten und Anhörung der Kommissionen für Wirtschaft und Abgaben des Parlaments soll die vom Bundesrat definitiv verabschiedete Verordnung per 1. Juli 2016 – mit einer bis Ende 2019 dauernden Implementierungsphase – in Kraft treten. Weitere Evaluationsberichte sind im Februar 2017 bzw. 2019 fällig. Abb. 17: Strengere risikogewichtete Kapitalanforderungen in der Schweiz Abb. 18: Deutlich höhere Leverage-Ratio-Anforderungen in der Schweiz Gegenüberstellung der Anforderungen FSB und Schweiz Gegenüberstellung der Anforderungen FSB und Schweiz 35% 12% CET1 AT1 T2 Bail-in Bonds Capital Cons. Buffer 30% 25% 20% 15% 14.3% 2.5% Bail-in Bonds 8% 5.00% 6% 10.0% 4.3% 2.0% 1.5% 10.0% 10% 5% Tier 1 10% 3.75% 4% 2% 4.5% 0% 5.00% 3.00% 0% FSB TLAC Parameter CH ab 01.01.2020 Quelle: Financial Stability Board, TBTF-Regeln Schweiz, Credit Suisse FSB TLAC Parameter CH ab 01.01.2020 Quelle: Financial Stability Board, TBTF-Regeln Schweiz, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 16 Credit Suisse Schweiz setzt globalen AIAStandard vollumfänglich um Abkommen mit ersten Partnerstaaten unterzeichnet 2. Automatischer Informationsaustausch Der automatische Informationsaustausch in Steuerfragen (AIA) ist ein Verfahren, das den Austausch von Daten über Bankkonten und Wertschriftendepots von Steuerpflichtigen unter den Steuerbehörden der teilnehmenden Länder regelt. Ziel ist es, Steuerhinterziehung zu verunmöglichen. 2013 beauftragten die Finanzminister der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit der Ausarbeitung eines globalen Standards für den AIA. Im gleichen Jahr bekannte sich die Schweiz aktiv dazu, diesen Standard umzusetzen. Gewisse Staaten, die sogenannten «Early Adopters», haben sich dazu verpflichtet, die ersten Daten bereits im September 2017 (erstmalige Sammlung der Daten 2016) auszutauschen. Die Schweiz und diverse andere Staaten wie zum Beispiel Singapur haben sich für einen Austausch ab 2018 (erstmalige Sammlung der Daten 2017) ausgesprochen. Damit die Schweiz für den ersten Datenaustausch 2018 bereit ist, hat sich das Schweizer Parlament im 2. Halbjahr 2015 intensiv mit den rechtlichen Grundlagen befasst und diese in der Wintersession 2015 verabschiedet. Da kein Referendum ergriffen wurde, werden die gesetzlichen Grundlagen per 2017 in Kraft treten – rechtzeitig, um die Daten wie geplant 2018 erstmals austauschen zu können. Ausstehend für die Umsetzung des AIA sind nun noch Abkommen mit den entsprechenden Partnerländern (vgl. Abb. 19). Bereits 2015 unterzeichnete die Schweiz Abkommen mit der EU und Australien. Gestützt auf das Verhandlungsmandat des Bundesrats wurden Gespräche mit weiteren Partnerstaaten über die Einführung des AIA geführt. Angestrebt wird zudem eine Anpassung des «Foreign Account Tax Compliance Act»-Abkommens (FATCA) mit den USA. Abb. 19: AIA – Schweiz baut dichtes Netz von Abkommen auf Übersicht der Partnerstaaten der Schweiz Kanada Norwegen Isle of Man Island Japan EU Südkorea Australien AIA-Abkommen unterzeichnet; Ratifizierung in der Schweiz ausstehend (inkl. Jersey, Guernsey, Isle of Man FATCA-Abkommen (Modell 2) Amtshilfe nach internationalem Standard Quelle: Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 17 Credit Suisse Drei Projekte für neue Architektur: FinfraG, FIDLEG, FiniG 3. Neue Architektur der Finanzmarktregulierung Aufgrund der internationalen Regulierungsbestrebungen im Bereich des Anlegerschutzes und der «Over the Counter» (OTC) gehandelten Derivate gelangte auch die Schweiz zur Ansicht, dass in diesen Bereichen Handlungsbedarf bestehe. Treiber waren einerseits entsprechende Empfehlungen der G20 und andererseits Drittstaatenregeln in den entsprechenden EU-Regulierungen. Dementsprechend nahm das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) Arbeiten an die Hand, um das hiesige Recht den Veränderungen im internationalen Regulierungsumfeld anzugleichen. Im Zuge dieser Arbeiten kam die Idee einer kompletten Neustrukturierung der Architektur der Finanzmarktregulierung auf (vgl. Abb. 20). Der Bundesrat hat das EFD deshalb damit beauftragt, drei neue Gesetze zu erarbeiten, die teilweise alte Bestimmungen ablösen und neue Regelungen einführen sollen: Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG): Bestimmungen für Finanzmarktinfrastrukturen und den Handel mit OTC-Derivaten. Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG): Verhaltens- und Produktregeln für in der Schweiz erbrachte Finanzdienstleistungen. Finanzinstitutsgesetz (FiniG): Unterstellung der Vermögensverwalter unter die Aufsicht sowie Anpassungen am Bankengesetz. FinfraG in Kraft Am weitesten gediehen ist das FinfraG. Dieses wurde in der Sommersession 2015 – nachdem es im Sinne der Branche verschlankt und verbessert worden war – vom Schweizer Parlament verabschiedet und ist am 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Gleichzeitig sind auch die entsprechenden Finanzmarktinfrastruktur-Verordnungen vom EFD und von der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (FinfraV respektive FinfraV-FINMA) sowie die geänderte Nationalbankverordnung (NBV) in Kraft getreten. Das FinfraG-Projekt befindet sich somit nun in der Phase der Umsetzung. FIDLEG und FiniG in entscheidender Phase Weniger weit fortgeschritten sind die beiden anderen Projekte: FIDLEG und FiniG. Beide Projekte hat der Bundesrat aufgrund der Ergebnisse aus der Vernehmlassung verschlankt und angepasst. Die überarbeiteten Vorlagen hat die Regierung am 4. November 2015 an das Parlament überwiesen. Abb. 20: Folgen der Finanzkrise für die Finanzmarktregulierung Übersicht der neuen Architektur in der Schweiz Eckwerte der Botschaften Geplante Struktur Nationalbankgesetz (Systemstabilität) Finanzmarktaufsichtsgesetz (FINMAG) Aus- und Weiterbildungspflicht für Kundenberater Kundensegmentierung mit Opting-System Modulare Abklärungspflicht Transparenz bei Entschädigungszahlungen Vereinheitlichung Prospektrecht, Einführung Basisinformationsblatt (BIB) Stärkung Ombudsstelle Befreiung Privatkunden v. Prozesskostenvorschüssen Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) – verschlankt Finanzinstitutsgesetz (FiniG) –verschlankt Tragung eigener Prozesskosten durch Finanzdienstleister (unter Voraussetzungen) auch im Falle des Obsiegens Einführung einer Bewilligungskaskade Risikobasierte prudenzielle Aufsicht über Vermögensverwalter von Kollektivanlagen, Fondsleitungen und Wertpapierhäuser (FINMA) sowie Vermögensverwalter, Trustees und Edelmetallhändler (Aufsichtsorganisation) Abstimmung BankG und weitere Gesetze auf FINIG Pfandbriefgesetz Versicherungsaufsichtsgesetz Versicherungsvertragsgesetz Bankengesetz Geldwäschereigesetz (GwG) Kollektivanlagengesetz Finanzmarktinfrastrukturgesetz (FinfraG) – verschlankt Quelle: Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 18 Credit Suisse Praktische Auswirkungen der TBTF-Regulierung für Schweizer Grossbanken Deutlich kleinere Grossbankbilanzen Abb. 21: Gesamtaktiva und BIZ Leverage Ratio 4.Q 2015 Deutlich gesunkene Gesamtaktiven bei UBS und CS, in CHF Mrd.; verbessertes BIZ Leverage Ratio (rechte Skala) Der Verschuldungsgrad (Leverage Ratio) der systemrelevanten Schweizer Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS darf den durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) definierten Mindestwert von 3% nicht unterschreiten. Sowohl CS als auch UBS erreichen bzw. übertrafen per Ende 2015 die Anforderungen mit 4.5% bzw. 4% deutlich. Gut ersichtlich ist auch, wie stark die beide Banken ihre Bilanzsummen reduziert haben. Die CS verkleinerte ihre Bilanz innerhalb der dargestellten Periode um 35%, die UBS um 59%. Per Ende 2015 wies die UBS mit CHF 943 Mrd. eine leicht höhere Bilanz aus als die Credit Suisse mit CHF 873 Mrd. Die neuen TBTF Regeln sind in Abb. 18 zusammengefasst. 3'000 6% Gesamtaktiva 2007 Gesamtaktiva 2015 Leverage Ratio 2'500 5% 2'000 4% 1'500 3% 1'000 2% 500 1% 0 0% Credit Suisse Group UBS Group Quelle: Unternehmensdaten, Credit Suisse Schweizer Heimmarkt im Fokus der Banken Abb. 22: Entwicklung der Gesamtaktiva Schweiz Wachstum im Schweizer Heimmarkt, in CHF Mrd. In dieser Abbildung sind die Bilanzsummen der Raiffeisen Bank und der Zürcher Kantonalbank (ZKB) denjenigen der schweizerischen Sparten der CS (Swiss Universal Bank SUB) und der UBS (UBS Switzerland AG) für die Jahre 2007 und 2015 gegenübergestellt. Da die SUB und UBS Switzerland AG im Jahr 2007 noch nicht existierten, stehen für diesen Zeitraum keine Zahlen zur Verfügung. Auffallend ist das bedeutende Wachstum sowohl bei der Raiffeisen Gruppe als auch bei der ZKB im beobachteten Zeitraum. Erstere wies 2015 nur ein knapp geringeres Volumen auf als die SUB. Mit gut CHF 300 Mrd. verfügte die UBS Switzerland AG 2015 über die grösste Bilanz der vier Banken. 350 Gesamtaktiva 2007 Gesamtaktiva 2015 300 250 200 150 100 50 0 Swiss Universal Bank UBS Switzerland AG Raiffeisen ZKB Quelle: Unternehmensdaten, Credit Suisse Hohe Liquidität Abb. 23: Hohe Liquidität der Bilanz bringt Sicherheit Liquiditätshaltung kostet in Zeiten negativer Zinsen Laut Basel III müssen die Nettoabflüsse von 30 Tagen in einem Stressfall zu jeder Zeit komplett durch den Bestand an erstklassigen liquiden Aktiva (HQLA) gedeckt sein. Dies wird durch die Liquidity Coverage Ratio (LCR) sichergestellt, die eine Höhe von mindestens 100% erreichen muss. Diese Auflage wird von der CS, UBS und ZKB bereits heute eingehalten. Die Raiffeisen Gruppe verfehlt diese Auflage mit 95.8% knapp. Das Verhältnis zwischen vergebenen Krediten und Einlagen ist seit 2007 mit Ausnahme der ZKB konservativer geworden. 160%Total Kredite/Total Einlagen 2007 Liquidity Coverage Ratio 140% Total Kredite/Total Einlagen 2015 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% Credit Suisse UBS Raiffeisen ZKB Quelle: Unternehmensdaten, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 19 Credit Suisse Kapitel 4 Wettbewerbsposition globaler Finanzdienstleistungszentren Fünf zentrale Faktoren bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit von Finanzplätzen. Die nachfolgenden Kurzanalysen beleuchten ausgewählte internationale Finanzzentren. Erfolgsfaktoren für Finanzzentren Die Auswahl der Finanzplätze richtet sich nach unseren früheren Studien «Finanzplatz Schweiz» von 2012 und 2014 und nach dem Global Financial Center Index (GFCI). Dieser bewertet seit 2007 die grossen Finanzzentren der Welt nach ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Wir schauen erneut Frankfurt, London, Luxemburg, Hongkong, Singapur, Tokio und New York an. Allgemein lassen sich Erfolgsfaktoren von Finanzplätzen in fünf Kategorien unterteilen: Arbeitskräfte, Geschäftsumfeld, Marktzugang, Rahmenbedingungen sowie die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit. Relative Wettbewerbsfähigkeit ausgewählter Finanzplätze Die folgenden Kurzanalysen vermitteln einen Überblick über die Stärken und Schwächen der sieben genannten ausländischen Finanzplätze. Frankfurt: Mitteposition mit Potenzial Frankfurt nimmt eine Position im Mittelfeld ein. Zu den Nachteilen zählen die ungewisse Zukunft des Euroraums, die beschränkte Offenheit gegenüber Nichtbanken (wie Hedge-Fonds) und die vergleichsweise hohe Besteuerung. Es ist Frankfurt bislang nicht gelungen, London einen nennenswerten Anteil der eurobezogenen Kapitalmarktgeschäfte streitig zu machen. Der Finanzplatz scheint sich auch nicht besonders um eine Positionierung als Zentrum für internationale Vermögensverwaltung zu bemühen. Frankfurt verzeichnet allerdings grosse Fortschritte bei der Ansiedlung einer florierenden FinTech-Szene. Mit der Bankenunion und einer möglicherweise stärkeren Zentralisierung der Bankenpolitik könnte Frankfurt künftig in einem gewissen Mass zu einem Anziehungspunkt für Finanzdienstleistungsgeschäfte in der EU werden. London: Beschränkungen und zunehmender Regulierungsdruck im Investment Banking; Start-ups nicht von den Beschränkungen betroffen London ist nach wie vor ein global führender Finanzplatz. Seine strukturellen Stärken wie Lage, Sprache und Rechtssystem sind jedoch nicht gegen eine Aushöhlung gefeit. Die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage in Europa, neue Technologien, die strengen Regulierungsvorschriften nach der Krise und das im Umbruch befindliche Steuersystem stellen allesamt Herausforderungen dar. Mit dem «neuen Abkommen» der neuen Regierung mit der City und dem bekräftigten Anspruch, dafür zu sorgen, dass Grossbritannien über die besten und wettbewerbsfähigsten Finanzdienstleistungen der Welt verfügt, haben sich die Rahmenbedingungen für Banken verbessert. Darüber hinaus bietet London beste Voraussetzungen für die Entwicklung des FinTechMarkts. Neben der Nähe zu einem der weltweit grössten Finanzdienstleistungszentren tragen weitere Faktoren zum FinTech-Wachstum bei: ein grosser und technisch anspruchsvoller Kundenkreis, gute Verfügbarkeit von Geschäftskapital, ein unterstützender und pragmatischer Regulierungsansatz, eine hervorragende Infrastruktur für Finanzdienstleistungen und Londons Stellung als globales Handelszentrum. Grossbritannien avanciert daher zügig zu einem der führenden Standorte der FinTech-Branche. Luxemburg: Verlagerter Schwerpunkt auf grenzüberschreitende Märkte Luxemburg hat in einer Vielzahl von Bereichen grenzüberschreitende Produkte und Dienstleistungen entwickelt, unter anderem für Bankgeschäfte, Anlagefonds, Vermögensverwaltung sowie für die Versicherungs- und Kapitalmärkte. Daher verhält sich der Standort in hohem Mass komplementär zu anderen Finanzplätzen, die überwiegend auf die Binnenmärkte ausgerichtet sind. Dank des Know-hows in Bezug auf verschiedene Rechtssysteme, des vielfältigen Finanzdienstleistungssektors und der grossen Stabilität ist Luxemburg ein florierendes Finanzzentrum. In den letzten Jahren haben viele führende Finanzinstitute erkannt, wie attraktiv Luxemburg als Finanzdrehscheibe in der Eurozone ist. Hongkong: Handelsund Finanzdrehscheibe für den Grossraum China Hongkong profitiert vom Potenzial und Wirtschaftswachstum im Grossraum China und von der zunehmenden internationalen Mobilität der chinesischen Unternehmen und des chinesischen Kapitals. Seit 2014 hat sich Hongkong zudem zum wichtigsten Renminbi-Geschäftszentrum Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 20 Credit Suisse ausserhalb Chinas entwickelt. Die Renminbi-Einlagen machten Ende 2015 8.5% der Gesamteinlagen aus. Zudem ist Hongkong nicht nur eine wichtige Drehscheibe für die Handelsfinanzierung, neben Singapur stellt es auch ein wesentliches Zentrum für die Vermögensverwaltung dar. Zu den Stärken zählen das Rechts- sowie das Steuersystem, zu den Herausforderungen die hohen Immobilienkosten aufgrund des begrenzt verfügbaren Baulands sowie tendenziell hohe Lohnkosten. Wie in anderen Finanzzentren wird auch in Hongkong FinTech gezielt gefördert. Singapur: Setzt seine erfolgreiche Laufbahn als Finanzzentrum fort Tokio: Weiterhin binnenmarktorientiert New York: Diversifizierung – weg vom reinen Investment Banking und Expansion in andere Bereiche Singapur verdankt seinen Erfolg als Finanzzentrum seinen stabilen politischen Verhältnissen, den transparenten und einheitlichen regulatorischen Rahmenbedingungen, einem vorteilhaften Steuersystem sowie einem umfassenden Reservoir an Know-how und fähigen Mitarbeitern im Finanzsektor. Letzteres ist das Ergebnis einer relativ liberalen Einwanderungspolitik für Fachkräfte und eines hervorragenden Bildungssystems. Neben Erfolgen in den Bereichen Devisenhandel, Vermögensverwaltung und Immobilienanlagen über börsennotierte Real Estate Investment Trusts (REITs) ist Singapur in den letzten Jahren auch zu einer wichtigen Drehscheibe für den Derivatehandel in Asien geworden. Für die Zukunft ist entscheidend, dass das Land auf neue Technologien setzt, um angesichts verschärfter aufsichtsrechtlicher Vorschriften und eines zunehmend angespannten Arbeitsmarkts seine führende Stellung zu behaupten. Als Reaktion auf diesen Trend befindet sich beispielsweise die FinTech-Branche im Aufwind. Diese wird durch eine robuste IT-Infrastruktur sowie Anreize von staatlicher Seite unterstützt. Trotz der Grösse der japanischen Volkswirtschaft, des enormen Reservoirs an inländischen Privatersparnissen sowie seiner liquiden Aktien- und Anleihenmärkte fällt es Tokio immer noch schwer, sich als globales Finanzzentrum zu behaupten. Zu den Schwächen zählen die mangelnde internationale Eignung der Produkte, der relativ hohe bürokratische Aufwand und einige aufsichtsrechtliche Schwierigkeiten. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Negativzinspolitik der japanischen Zentralbank mittel- und langfristig haben wird. Sie könnte den japanischen Banken Anreize bieten, nachdrücklicher vom inländischen Kernbankgeschäft abzurücken und eine stärkere Diversifizierung der Erträge zu betreiben. Unlängst hat der Regulator zudem Änderungen angekündigt, die es u.a. Banken erlauben würden, engere Partnerschaften mit FinTechUnternehmungen einzugehen. Damit will Japan dem Eindruck entgegenwirken, in diesem Bereich ein Nachzügler zu sein. In New York herrscht nach wie vor die höchste Dichte an globalen Banken und Finanzinstituten, darunter die kapitalstärksten Investmentbanken. Auf Grundlage der zahlreichen neuen DoddFrank-Vorschriften, die höhere Standards für Kapitalausstattung, Liquidität und Risikomanagement vorsehen, wurden die Geschäftsmodelle im Investment Banking angepasst. Dies hat dazu geführt, dass sich viele Finanzunternehmen aus dem traditionellen Kapitalmarktgeschäft zurückziehen und ihr Kapital sowie ihre sonstigen Ressourcen auf ihre gewinnträchtigsten Geschäftsbereiche konzentrieren. Investmentbanken mit Sitz ausserhalb der USA waren besonders betroffen, da die USA ein auf ausländische Unternehmen abzielendes Ring-Fencing-System eingeführt haben. Vermögensverwaltern nützt diese Entwicklung. Da für sie weniger umfassende Regulierungsvorschriften gelten, befinden sie sich in einer wesentlich günstigeren Lage als Gross- und Investmentbanken. Die Stadt und ihr Umland sind von zentraler Bedeutung für das Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA. Wir gehen davon aus, dass dieser Typus von Instituten weiter wachsen wird. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 21 Credit Suisse Kapitel 5 Relevante Trends Neben dem Heimmarkt bleiben die aufstrebenden asiatischen Länder im Fokus für die Vermögensverwaltung. Die Digitalisierung verändert das Banking. Sie hilft als Unterstützer, bringt aber auch neue Konkurrenz. Nachhaltiges Investieren hat in den vergangenen Jahren ein konstantes Wachstum verzeichnet. Davon profitiert der Schweizer Finanzplatz. Und der Renminbi-Hub Schweiz ist auf Kurs. Aufstrebende Wirtschaften zentral für Vermögensverwaltung Wachstum bei verwalteten Vermögen dank starken Frankens Per Ende 2015 verwalteten Banken mit einer schweizerischen oder liechtensteinischen Banklizenz Kundendepots mit einem Gegenwert von CHF 5‘518 Mrd. sowie CHF 1‘761 Mrd. an Kundeneinlagen. Davon entfielen CHF 2‘896 Mrd. (52%) der Wertschriftenbestände und CHF 647 Mrd. (36%) der Kundeneinlagen auf ausländische Kunden. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung ausländischer Kunden für den hiesigen Finanzplatz. Abb. 24 illustriert die Entwicklung der verwalteten Kundenvermögen durch Schweizer Banken seit 2008. Insgesamt nahm deren Wert von CHF 5‘267 Mrd. im Jahr 2008 auf CHF 7‘279 Mrd. Ende 2015 zu, was einem Wachstum von gut 38% entspricht. Dabei fällt auf, dass das Wachstum der verwalteten Vermögen mit Schweizer Domizil in diesem Zeitraum mit 43% deutlich stärker war, als jenes bei ausländischen Kunden (+24%). Gebremstes Wachstum bei ausländischen Kunden Für das verhältnismässig stärkere Vermögenswachstum bei den Schweizer Kunden kommen diverse Erklärungen infrage. Ein Teil der Diskrepanz ist auf den starken Schweizer Franken zurückzuführen, der sich bei ausländischen Kunden, deren Referenzwährung meist nicht der CHF ist, in den vergangenen Jahren negativ ausgewirkt hat. Tatsächlich hielten ausländische Kunden 2014 nur 38% ihrer Wertschriften in CHF, gegenüber 66% bei Schweizer Kunden. Allein von Ende 2014 bis Ende 2015 erstarkte der CHF gegenüber den wichtigsten Währungen um rund 10%. Als weitere Gründe für das schwächere Wachstum bei Auslandkunden können die Regulierung sowie der erschwerte Zutritt der Schweizer Banken zu den umliegenden Finanzmärkten in den letzten Jahren ins Feld geführt werden. Beides hatte Abflüsse von Kundengeldern aus der Schweiz zur Folge. Schliesslich hat auch der Rückzug ausländischer Banken aus dem Schweizer Markt dazu beigetragen, dass sich ausländische Kunden aus der Schweiz verabschiedeten. Nichtsdestotrotz ist der Schweizer Finanzplatz in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung nach wie vor weltweit führend. Abb. 24: Schweizer Banken: Verwaltete Vermögen Verwaltete Vermögen nach Kundeneinlagen und Wertschriftenbeständen schweizerischer und ausländischer Kunden, in CHF Mrd. Wertschriftenbestände CH-Kunden Wertschriftenbestände ausl. Kunden Einlagen CH-Kunden Einlagen ausl. Kunden 3'000 2'500 2'000 1'500 1'000 500 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Schweizerische Nationalbank, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 22 Credit Suisse Wachstumschancen in der Vermögensverwaltung auch ausserhalb des Heimmarktes In Anbetracht der geringen Grösse des Heimmarktes ist es für den Schweizer Finanzplatz entscheidend, sich als führendes Zentrum für die weltweite Verwaltung privater Vermögen zu halten bzw. weiterzuentwickeln. Von besonderer Bedeutung für das Private Banking sind vermögende Kunden, sogenannte «(Ultra) High Net Worth Individuals» oder (U)HNWIs. Es ist daher im Interesse von Schweizer Banken, sich in Märkten mit einer möglichst grossen (U)HNWI-Population oder einem überdurchschnittlichen Wachstum in diesem Segment zu etablieren. Im Gegensatz zu Personen mit tiefen und mittleren Vermögen, die über sämtliche Regionen verteilt sind und sich in den verschiedensten Lebensphasen befinden, haben (U)HNWIs diverse Gemeinsamkeiten. Sie finden sich in einer kleineren Auswahl an Ländern und haben einen ähnlichen Lebenswandel. Sie partizipieren beispielsweise an den gleichen globalen Märkten für Luxusgüter, und ihre Vermögenssituationen sind weitgehend vergleichbar – ihr Fokus liegt auf Finanzinstrumenten, namentlich Aktien, Obligationen und anderen handelbaren Wertschriften. Dementsprechend haben sie in der Regel auch einen erhöhten Bedarf an Finanzdienstleistungen. Abb. 25 zeigt die Zugehörigkeit der verschiedenen Vermögensgruppen zu den einzelnen Regionen. Daraus geht hervor, dass knapp 80% der HNWIs und UHNWIs entweder in Europa oder Nordamerika domiziliert sind (oberster Balken). Weitere 14.6% leben in Asien-Pazifik, während sich die restlichen 6.31% auf die anderen vier Regionen verteilen. Asien mit stärkstem Wachstum der Vermögen Aufschlussreich ist die Gegenüberstellung dieser Zahlen mit den Wachstumsraten der Bevölkerung von (U)HNWIs. Diese sind in Abb. 26 ersichtlich. China sticht in dieser Darstellung mit einem sehr hohen Wachstum von 3100% in 15 Jahren hervor. Der Vorsprung auf das zweitplatzierte Indien mit einer Rate von knapp 600% ist aussergewöhnlich, zumal sich die Schere tendenziell weiter öffnet. Die restlichen Regionen liegen näher beieinander und weisen allesamt Wachstumsraten zwischen 218% und 341% auf. Schweizer Vermögensverwalter in Asien stark präsent Private Vermögensverwaltung erfolgt tendenziell nahe beim Kunden. Dank der heute bereits starken Vernetzung der Schweizer Vermögensverwalter in Asien und einigen anderen Schwellenländern präsentiert sich die Ausgangslage zur Ausweitung der Marktanteile attraktiv. Langjährige Erfahrung der Schweizer Banken mit Verwaltung international diversifizierter Portfolios Angesichts der bereits relativ grossen (U)HNWI-Population ist das Wachstum in Europa (323%) erstaunlich hoch. Im Beobachtungszeitraum liegt es nur knapp hinter dem von Afrika, obwohl Afrika erhebliches Aufholpotenzial aufweist. Die in Europa konzentrierten Vermögen sind nach wie vor sehr gross und sollten gemäss unseren Prognosen weiter zunehmen. Die geografische und kulturelle Nähe zur Schweiz ist dabei ein wesentlicher Vorteil für hiesige Finanzdienstleister, genauso wie die langjährige Erfahrung in der Verwaltung international diversifizierter Kundenportfolios. Abb. 25: Regionale Zugehörigkeit nach individuellem Vermögen Abb. 26: Entwicklung der USD-Millionäre zwischen 2000 und 2015 Die USA und Europa stellen derzeit noch den grössten Anteil an vermögenden Personen, Angaben in USD Basis 2000: 100%, logarithmische Skala, ungebremstes Wachstum in Asien, allen voran China und Indien 3200% > 1 Million 1600% 100'000 - 1 Million Nordamerika Asien-Pazifik Lateinamerika Afrika Europa China Indien 800% 10'000 - 100'000 400% < 10'000 200% Alle Stufen 100% 0% Indien Afrika Asien-Pazifik 25% 50% Lateinamerika China 75% 100% Europa Nordamerika Quelle: James Davies, Rodrigo Lluberas und Anthony Shorrocks, Credit Suisse Global Wealth Databook 2015 50% 2000 2003 2006 2009 2012 2015 Quelle: James Davies, Rodrigo Lluberas und Anthony Shorrocks, Credit Suisse Global Wealth Databook 2015 Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 23 Credit Suisse Technologische Entwicklungen verändern das Banking Das Internet verändert das Verhalten der Bankkunden Bankkunden sind heute durch die praktisch unbeschränkte Verfügbarkeit des Internets so gut informiert wie nie zuvor. Sie haben direkte Vergleichsmöglichkeiten, können sich im Netz in Communitys austauschen und auf Online-Ratgeber zurückgreifen. Dadurch sinkt ihre Abhängigkeit von Beratungsdienstleistungen. Dies hat auch Folgen für die Finanzwirtschaft und drückt sich beispielsweise in einer steigenden Nachfrage nach «Execution Only»-Banking-Lösungen aus. Bei diesen wird vollständig auf einen menschlichen Ansprechpartner seitens der Bank verzichtet, und die Abwicklung von Transaktionen erfolgt häufig mobil über das Smartphone. Ein weiteres Indiz für das sich ändernde Kundenverhalten ist die Verbreitung von digitalen Marktplätzen, an denen beispielsweise Investoren und Kreditnehmer miteinander direkt Kreditvergaben besprechen und abwickeln können, ohne auf eine Bank zurückzugreifen. Solche Ansätze gibt es unter anderem im Crowdfunding und -lending. Internet und Smartphones ermöglichen digitale Lösungen für Kunden Eine Schlüsselrolle für die Digitalisierung spielen insbesondere Smartphones. Die verschiedenen Smartphone-Betriebssysteme bieten Softwareentwicklern mit ihren «App-Stores» eine Plattform, um neuartige Software zu entwickeln und auf unkomplizierte Art und Weise einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. FinTech: Hype oder Trend? Das dominierende Schlagwort im Zusammenhang mit dem technologischen Wandel in der Finanzbranche lautet FinTech. Abb. 27 zeigt anhand der Anzahl Suchanfragen auf Google eindrücklich, wie das Interesse an diesem Thema seit 2014 einen regelrechten Boom erlebt hat. Die Digitalisierung im Finanzwesen wird das Banking verändern. Die nachstehende Auflistung gibt einen groben und nicht abschliessenden Überblick über die wichtigsten Einsatzgebiete von neuen Technologien, Prozessen und Anwendungen: Mit der Digitalisierung und der Dezentralisierung von Dienstleistungen im Finanzbereich stellen sich zunehmend Fragen zu Daten und Sicherheit. Dementsprechend wichtig ist Cybersecurity. Überweisungen und Zahlungsverkehr erfolgen in der Regel über Applikationen auf Smartphones. Sie bieten eine attraktive Alternative zu Barzahlungen. Im Retail Banking steht die Online-Abwicklung sämtlicher Bankaktivitäten im Fokus. Infolge der Digitalisierung wird häufig auf einen Kundenberater verzichtet. Teilweise werden auch «Mobile Only»-Lösungen angeboten, die ausschliesslich über Smartphones laufen. Abb. 27: Massiv gestiegenes Interesse am Thema FinTech: Hype oder Trend? Weltweites Suchinteresse zum Stichwort «FinTech» relativ zum Höchstwert (100 = Februar 2016), gemäss Google Trends 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Google Trends, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 24 Credit Suisse Anwendungen im Bereich des persönlichen Finanzmanagements (PFM) bieten Kunden einen Überblick über das persönliche Vermögen sowie die laufenden Einnahmen und Ausgaben. Sie erstellen Auswertungen und Empfehlungen für die persönliche Budgetierung. Solche Lösungen werden sowohl von Banken für ihre Kunden angeboten als auch von unabhängigen Dritten. Handels- und Beratungsplattformen konzentrieren sich auf Anlagethemen. Sie ermöglichen Zugang zum Börsenhandel, analysieren (gestützt auf Algorithmen) die Kundenportfolios und generieren automatisierte Anlageempfehlungen (Robo Advisors). Robo Advisors kommen auch im Private Banking zum Einsatz und ergänzen dort vermehrt die Arbeit der Kundenberater. Im Kreditgeschäft und Kapitalmarkt entstehen zunehmend Angebote, bei denen Banken als Finanzintermediäre umgangen werden. Dabei treten Kapitalgeber und -nehmer über eine gemeinsame Plattform direkt miteinander in Kontakt. Typische Beispiele für diese Entwicklung sind Crowdfunding oder Peer-to-Peer Lending (P2P-Kredite). Virtuelle Währungen stellen ein alternatives Zahlungsmittel zu den nationalen Währungen dar. Die Zahlung erfolgt direkt zwischen Sender und Empfänger, ohne dass eine Bank oder ein anderer Mittelsmann dazwischengeschaltet ist. Die heute bekannteste virtuelle Währung ist der Bitcoin. Digitale Unterstützung findet sich vermehrt auch im Compliance- und Reporting-Bereich der Banken – die sogenannte RegTech (Regulatory Technology). RegTech fördert die effiziente Umsetzung von Regulierungen und trägt dazu bei, Risikoanalysen unstrukturierter Daten, Szenario-Analysen oder Monitoring-Aktivitäten effizienter zu gestalten. Die neuen Technologien im Finanzbereich werden in den kommenden Jahren zu einer Rationalisierung der Prozesse im Bankensektor führen und durch die Stärkung der Position des Kunden die Kunden-Bank-Beziehung nachhaltig verändern. Digitale Lösungen halten vermehrt Einzug im Private Banking Im Private Banking erfreuen sich insbesondere digitale Finanzassistenten, die vorstehend erwähnten Robo Advisors, zunehmender Beliebtheit. Robo Advisors basieren auf Algorithmen und generieren automatisch Meldungen und Hinweise bei Marktereignissen; sie ergänzen/ersetzen so die Arbeit von Kundenberatern. Die Vorteile von Robo Advisors liegen auf der Hand – sie sind kostengünstig, können in der breiten Masse eingesetzt werden, greifen auf riesige Datenbanken zurück und versehen ihren Dienst 24 Stunden am Tag. Im klassischen Private Banking existieren für Kunden Eintrittshürden hinsichtlich des minimal notwendigen Vermögens. Robo Advisors haben bezüglich Höhe der verwalteten Vermögen, wenn überhaupt, viel tiefere Anforderungen und können dementsprechend breit eingesetzt werden. Blockchain – «the next big thing»? Eine besondere Rolle innerhalb von FinTech kommt der Blockchain-Technologie zu. Ihr wird von verschiedenen Seiten das Potenzial attestiert, die Finanzbranche grundlegend zu verändern. Hierbei handelt es sich vereinfacht gesagt um ein Protokoll, in welchem sämtliche Transaktionen zwischen Vertragsparteien eines gemeinsamen Handelsplatzes in chronologischer Reihenfolge dokumentiert werden. Der grösste Unterschied zu herkömmlichen Systemen besteht darin, dass die Blockchain nicht zentral abgelegt wird, sondern sich dezentral auf den Rechnern der Marktteilnehmenden befindet. Jeder Teilnehmer, der dem System beitritt, lädt sich die Liste aller bisherigen Transaktionen auf seinen Rechner. Eine Fälschung der Liste auf bloss einem Rechner ist nicht möglich, da die Diskrepanz von den anderen Teilnehmenden erkannt und abgelehnt würde. Blockchain als Basis für Bitcoin und Handelsplattformen Bekanntheit erlangte die Blockchain vor allem dank der Kryptowährung Bitcoin. Das Einsatzgebiet beschränkt sich aber nicht bloss auf digitale Währungen. Vielmehr kann die Technologie prinzipiell in verschiedensten Bereichen zur Anwendung gelangen. So hat beispielsweise die amerikanische Börse Nasdaq eine Handelsplattform auf Blockchain-Basis eingeführt. Es ist denkbar, dass die Blockchain-Technologie im Wertschriftenhandel Clearingstellen ablösen könnte. Aber auch im Kunst- und Diamantenhandel birgt die Blockchain das Potenzial, Fälschungen und Verkauf von Diebesgut zu erschweren. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 25 Credit Suisse Digitale Schweiz fragmentiert, aber auf dem Vormarsch Im Vergleich zu anderen Regionen, namentlich Grossbritannien, den USA oder auch Singapur und Hongkong, sind die FinTech-Initiativen in der Schweiz verhältnismässig fragmentiert – teilweise nach Regionen oder Kantonen. Weitere Herausforderungen für den Standort Schweiz sind der kleine Heimmarkt, die hohen Lebenshaltungskosten und der Mangel an Risikokapital. DigitalZurich2025 attraktiv für weltweite FinTech-Startups DigitalZurich2025 sucht diese Nachteile auszugleichen. Die Credit Suisse, UBS, Swisscom, Swiss Life und Ernst & Young haben zusammen ein FinTech-Förderprogramm angekündigt, das im Sommer 2016 startet. Das Förderprogram ist Teil des «Kickstart Accelerator», einer Initiative von DigitalZurich2025. Die weltweit besten Geschäftsideen aus den Bereichen Vermögensverwaltung, Digitale Identität und Blockchain werden in einem Mentoring-Programm betreut. Die Jungunternehmer erhalten während drei Monaten finanzielle Unterstützung, einen Arbeitsplatz in Zürich und direkten Zugang zur Finanzindustrie. DigitalZurich2025 arbeitet zudem eng mit dem ebenfalls kürzlich gegründeten Verband Swiss FinTech Innovations zusammen. Dieser bezweckt einen direkten Austausch zwischen Finanzwirtschaft und Finanztechnologie, Wissenschaft, Dienstleistern und Behörden, um die Schweiz auf der Digitalisierungslandkarte prominent zu positionieren. Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch Globale Vereinbarungen über nachhaltige Entwicklung als Basis für die Finanzwirtschaft 2015 war ein historisches Jahr für die nachhaltige Entwicklung weltweit. So wurden im September in New York die Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen und im Dezember beim Klimagipfel das internationale Abkommen zur Begrenzung der globalen Erwärmung verabschiedet. Mit diesen Vereinbarungen wurde Klarheit über die Richtung der weiteren Entwicklung geschaffen. Nun dreht sich die Diskussion darum, wie und mit welcher Geschwindigkeit diese Ziele erreicht werden sollen. Darüber hinaus wurden 2015 weitere in direktem Zusammenhang mit der Finanzbranche stehende Initiativen vorbereitet, die zum Erreichen dieser Ziele beitragen und ab 2016 Wirkung entfalten sollten. Dazu gehören die Veröffentlichung des Abschlussberichts zur «Inquiry into the Design of a Sustainable Financial System» durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) im Oktober 2015, die Schaffung der Green Finance Study Group unter Chinas G20-Vorsitz im Jahr 2016 und die Gründung der Task Force on Climate-related Financial Disclosures des Financial Stability Board (FSB), welche Empfehlungen für die Unternehmensberichterstattung ausarbeiten soll, um den Finanzmarktteilnehmern das Verständnis klimabezogener Risiken zu erleichtern. Diese Entwicklungen widerspiegeln die zunehmende Konvergenz der Traktandenlisten von Akteuren, die sich mit internationalen Angelegenheiten oder der globalen Nachhaltigkeit befassen. Sie sind eine Bestätigung für die Notwendigkeit, die weltweiten Kapitalströme und die nachhaltigen Entwicklungsschwerpunkte stärker auf das Verständnis und die Anwendung nachhaltiger Finanzierungsmethoden auszurichten. Dies gewährleistet sowohl die Nachhaltigkeit des Finanzsystems als auch die Finanzierung nachhaltiger Aktivitäten und dient somit als Grundpfeiler für die langfristige Stabilität dieses Systems. Schweiz mit Führungsrolle bei nachhaltigen Investitionen Aufgrund seiner internationalen Vernetzung und seiner Bedeutung für die Weltwirtschaft ist der Finanzplatz Schweiz massgeblich von diesen Entwicklungen betroffen. Die Schweiz ist gut aufgestellt, um von diesen Trends zu profitieren und sollte diese nutzen, um ihre Stellung in der nachhaltigen Finanzwirtschaft weiter zu stärken. So war nicht nur eine ausgewählte Gruppe von Schweizer Experten an der UNEP-Untersuchung beteiligt, sondern die Schweiz ist auf dem Gebiet der nachhaltigen Finanzwirtschaft auch allgemein als wichtiger Akteur anerkannt. 220 Finanzanbieter verwalten CHF 71 Mrd. nachhaltige Anlagen in der Schweiz Rund 220 Banken, Vermögensverwalter, Investment-Boutiquen und sonstige Gesellschaften bieten eine breite Palette nachhaltiger Anlageprodukte und -dienstleistungen an, wie beispielsweise Green Bonds bzw. Grüne Anleihen. Grüne Anleihen sind festverzinsliche Standardfinanzinstrumente, deren Platzierungserlöse ausschliesslich zur Finanzierung von Projekten oder Tätigkeiten mit nachweisbarem Umweltnutzen eingesetzt werden. Gemeinsam bilanzierten die Finanzinstitute Ende 2014 gemäss Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) nachhaltig angelegte Vermögen in Höhe von CHF 71.3 Mrd. Dies entspricht ungefähr 1% der in der Schweiz verwalteten Vermögen in Höhe von CHF 6.6 Bio. Nachhaltige Anlagen sind jedoch trotz zweistelliger Zuwachsraten in den letzten Jahren (vgl. Abb. 28, Seite 27) immer noch eine Marktnische. Interessanterweise unterscheidet sich die Zusammensetzung nachhaltiger Anlagen in der Schweiz von der an anderen europäischen und weltweiten Finanzmärkten. Der Anteil institutioneller Anleger (59% der nachhaltigen Anlagen) ist beispielsweise geringer als in sämtliFinanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 26 Credit Suisse chen anderen europäischen Ländern (mit Ausnahme Polens), während Privatanlegern (41%) eine vergleichsweise grosse Bedeutung zukommt (vgl. Abb. 29). Die Erhöhung des Anteils institutioneller Anleger stellt, unter Berücksichtigung der wesentlich höheren Investitionsvolumen in diesem Bereich, eine offenkundige Wachstumsmöglichkeit für die nachhaltige Finanzwirtschaft in der Schweiz dar. Schweizer Finanzplatz stark im Bereich Mikrofinanz Die Schweiz verfügt in der nachhaltigen Finanzwirtschaft über besondere Stärken, namentlich auf dem Gebiet der Mikrofinanz und in anderen Bereichen des sogenannten Impact Investing. Gemäss einer Umfrage von Symbiotics Microfinance Investment Vehicles (MIV) von 2015 wird ein Drittel aller weltweiten Mikrofinanzanlagen derzeit in der Schweiz verwaltet. Auch spezifische Umweltthemen wie erneuerbare Energien, Wasser oder neustens die Naturschutzfinanzierung sind stark vertreten. Ende 2014 wurden CHF 17 Mrd. an derartigen Vermögenswerten verwaltet. Dies entspricht rund einem Zehntel des weltweiten nach themenspezifischen Nachhaltigkeitskriterien verwalteten Anlagevolumens, das von der Global Sustainable Investment Alliance im Jahr 2014 auf USD 166 Mrd. geschätzt wurde. Mit der Gründung der Plattform Swiss Sustainable Finance (SSF) im Jahr 2014 erhielten diese Bestrebungen eine solide institutionelle Grundlage. Diese wird dazu beitragen, die Nachhaltigkeit am Schweizer Finanzmarkt weiter zu fördern und die Stellung der Schweiz als führendes Zentrum für eine nachhaltige Finanzwirtschaft weltweit zu stärken. Umstellung auf emissionsarme Volkswirtschaft benötigt Finanzplatz Zur Finanzierung der Umstellung auf eine emissionsarme Wirtschaft (wie an der Klimakonferenz in Paris vereinbart) und für eine nachhaltige Entwicklung (gemäss den SDGs) sind weltweit Anlagevolumen in einer Grössenordnung von schätzungsweise USD 5–7 Bio. pro Jahr notwendig. Da der öffentliche Sektor nur einen kleinen Teil dieser Kosten schultern kann, muss ein Grossteil der Finanzierung aus dem privaten Sektor kommen. Banken allein verwalten weltweit ein Finanzvermögen von fast USD 140 Bio., und institutionelle Anleger verwalten weitere USD 100 Bio. Grundsätzlich sind also ausreichend Kapitalreserven vorhanden, aus denen die Finanzierung gedeckt werden kann. Umsetzung der Grundsätze für eine verantwortungsvolle Geldanlage Für eine nachhaltige Entwicklung sind in gewissen Bereichen mehr Investitionen erforderlich, in anderen hingegen weniger. Investitionen müssen aus weniger nachhaltigen Bereichen abgezogen und in nachhaltigere Aktivitäten umgeleitet werden. Es gibt sowohl für die Vermögensverwaltung als auch für das Firmenkundengeschäft und das Investment Banking Orientierungshilfen, wie sich dies bewerkstelligen lässt. Die Grundsätze für eine verantwortungsvolle Geldanlage (Principles for Responsible Investment, PRI), zu denen sich etliche Schweizer Investoren, Vermögensverwalter und professionelle Dienstleistungspartner bekennen, enthalten Vorschläge für konkrete Massnahmen, mit deren Hilfe sich Nachhaltigkeitsüberlegungen über verschiedene Anlageklassen hinweg in die Praxis einbinden lassen. Ebenso verfügen Schweizer Banken mit internationalen Firmenkunden- und Investment-Banking-Sparten bereits über bewährte Prozesse und Standards für die Ermittlung und Beurteilung von Umwelt- und Sozialrisiken bei der Kreditvergabe und Kapitalmarkttransaktionen. Die Prozesse stehen in Einklang mit führenden Abb. 28: Wachstum nachhaltiger Anlagen in der Schweiz Abb. 29: Anteile institutioneller und privater Anleger Nachhaltige Anlagen im Aufwind, Angaben in CHF Mrd. Schweiz im internationalen Vergleich mit hohem Anteil privater Anleger Institutionelle Anleger Strukturierte Produkte 0 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen, Credit Suisse 2011 2012 2013 Poland Schweiz Finnland Frankreich 10 Deutschland 20 Belgien Niederlande 30 Österreich 40 Schweden 50 Spanien 60 Europa 70 2005 Privatanleger 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Grossbritannien Mandate Norwegen Fonds Italien 80 2014 Quelle: European Sustainable Investment Forum, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 27 Credit Suisse Brancheninitiativen, wie beispielsweise den Equator Principles, und orientieren sich an den Standards grosser multilateraler Finanzinstitute, wie z.B. der Weltbank oder der International Finance Corporation (IFC). Renminbi-Hub Schweiz – weitere Meilensteine erreicht Internationalisierung des Renminbi schreitet voran Die Internationalisierung der chinesischen Währung Renminbi (RMB oder CNY) ist in den letzten Jahren weiter fortgeschritten. Die chinesische Regierung treibt die Lockerung der Währungspolitik sowie die Liberalisierung des Kapital- und Kreditmarktes mit diversen Reformen entschlossen voran. Auf dem globalen Devisenmarkt kommt dem Renminbi eine zunehmend wichtige Bedeutung zu. Gemäss den regelmässigen Erhebungen von SWIFT zum weltweiten Zahlungsvolumen diverser Währungen belegt der Renminbi bereits den fünften Platz (vgl. Abb. 30). Über 30 Zentralbanken mit Swap-Abkommen mit der PBoC Bisher haben über 30 Zentralbanken die Grundsteine für Renminbi-Hubs gelegt und hierfür mit der People’s Bank of China (PBoC), der Zentralbank Chinas, für insgesamt rund CHF 500 Mrd. Währungsabkommen, sogenannten Swap-Lines, vereinbart. Hongkong ist der mit Abstand grösste CNY-Hub weltweit, gefolgt von Singapur. Derzeit treiben auch europäische Finanzplätze ihre Positionierung als CNY-Hub voran: London als Kapitalmarktzentrum, Luxemburg als europäische Fondsdrehscheibe und Frankfurt als Handelszentrum. Deutliche Fortschritte in der Schweiz Bei der von der chinesischen Zentralbank angestrebten Internationalisierung spielt auch die Schweiz eine wichtige Rolle. Am 21. Juli 2014 schloss die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein Währungsabkommen mit der PBoC über maximal CHF 21 Mrd. ab. Zusätzlich gewährt die PBoC der SNB eine Investitionsquote für den chinesischen Interbanken-Anleihenmarkt in der Höhe von gut CHF 2 Mrd., womit die SNB ihre Devisenreserven weiter diversifizieren kann. Direkter CNY/CHF-Handel eröffnet neue Möglichkeiten Am 21. Januar 2015 kündigte die PBoC an, dass sie ihr Pilotprogramm Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors (RQFII) mit einer Quote von CNY 50 Mrd. auf die Schweiz ausdehnen werde. Im November 2015 erfolgte die Zulassung der China Construction Bank Schweiz (CCB) als chinesische Clearing-Bank in der Schweiz. Zudem bewilligte die PBoC die Aufnahme des direkten Handels zwischen dem Renminbi und dem Schweizer Franken. Damit wird die Verwendung des CNY bei grenzüberschreitenden Transaktionen zwischen Unternehmen und Finanzinstituten gefördert. Zudem bieten sich für Finanzdienstleister neue Möglichkeiten im Hinblick auf eine um CNY-Produkte erweiterte Anlageangebotspalette. Dies erlaubt es Kunden, ihr Vermögen global weiter zu diversifizieren. Abb. 30: SWIFT-Zahlungen nach Währung, Januar 2012 und Januar 2016 Renminbi (CNY) auf dem Vormarsch: von 0.25% im Jahr 2012 auf 2.45% per Januar 2016 Januar 2012 44.04% 29.43% USD 29.73% 8.66% 2.48% JPY 2.08% AUD 1.81% CAD 1.74% CHF 1.63% 1.36% 25% 42.96% GBP 9% 50% Januar 2016 EUR 3.07% 1.47% 1.05% SEK 0.86% 1.03% SGD 0.95% HKD 0.9% 1.23% 0.63% 0.93% NOK 0.82% THB 0.54% DKK 0.99% 0.43% 0.48% ZAR 0.35% 0.33% NZD 0.34% 0.31% MXN 0.32% 0.27% TRY 0.24% 0.25% 0% CNY 0% 2.45% 25% 50% Quelle: Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 28 Credit Suisse Kapitel 6 Zukünftige Erfolgsfaktoren für den Finanzplatz Schweiz Ein konstruktiver Umgang mit dem Tiefzinsumfeld, Sicherstellung und Verbesserung des Marktzugangs im Ausland, eine erfolgreiche Bewältigung der Digitalisierung, eine stärkere Verankerung der Nachhaltigkeit in der Geschäftstätigkeit, eine pragmatische Regulierung sowie eine weitere Erhöhung der Standortattraktivität – dies sind die zentralen zukünftigen Erfolgsfaktoren für den Finanzplatz Schweiz. Konstruktiver Umgang mit Tiefzinsumfeld Negative Zinsen sind für den Finanzplatz Schweiz eine zentrale Herausforderung Für den Finanzplatz Schweiz ist ein konstruktiver Umgang mit den negativen Zinsen zentral für die langfristige Sicherstellung des hiesigen Wohlstands. Die negativen Zinsen belasten den Finanzmarktbereich – Banken, Versicherungen, Pensionskassen. Darüber hinaus besteht ein Risiko für Fehlallokationen der Vermögen auf der Suche nach Rendite. Eine Blasenbildung, wenn nicht in der Schweiz, so doch in anderen Ländern, kann nicht ausgeschlossen werden. Mit der Selbstregulierung der Banken im Hypothekargeschäft zeichnet sich für die Schweiz im Immobilienbereich eine Entspannung ab. Handlungsempfehlungen Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Freibetrag im Fall von negativen Zinsen beibehalten. Bei weiter fallenden Zinsen möglicher Einschluss von Pensionskassengelder in den Freibetrag. Die Altersvorsorge der Schweiz muss grundsätzlich reformiert und langfristig auf gesunde Füsse gestellt werden. Überarbeiten der «Liquiditätsregeln» für Banken; Belastung durch negative Zinsen auf höchstqualitativen Anlagen und Berücksichtigung unter der Leverage Ratio führen zu hohen Kosten für die Banken. Angleichung der Regulierung im Hypothekarbereich für Versicherungen und Pensionskassen, um künftige Risiken zu limitieren. Handlungsempfehlungen Banken Anpassung des Dienstleistungs- und Produktangebots sowie der Gebührenstrukturen an neue Kostengegebenheiten im Tiefzinsumfeld. Umsetzung verstärkter Kosteneffizienz. Zusammenlegung oder Auslagerung nicht strategischer Bankbereiche zwecks Kostensenkung. Konsequente Umsetzung von Digitalisierungsmassnahmen. Pragmatische Regulierung Rasche und pragmatische Umsetzung der regulatorischen Vorgaben stärken den Schweizer Finanzplatz Eine schlanke und effiziente Regulierung der Wirtschaft hat in der Schweiz Tradition. Verbunden mit einer hohen Rechts- und Planungssicherheit sowie dem (Fiskal-) Föderalismus ist sie einer der wichtigsten Pfeiler des vielzitierten Erfolgsmodells Schweiz. Die Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise hat jedoch weltweit zu einer grossen Flut von neuen Regulierungen im Finanzbereich geführt. Diese ist auch an der Schweiz nicht spurlos vorübergegangen. Erfreulicherweise konnte die Schweiz aber in vielen Bereichen einen gewissen Pragmatismus im Umgang mit neuen Gesetzen wahren. Diesen gilt es künftig noch weiter zu stärken. Um künftigen internationalen Druck zu vermeiden, sind internationale Standards zügig umzusetzen, und wo es nötig und sinnvoll ist, ist eine gleichwertige Regulierung mit der EU anzustreben. Existierender Raum für Differenzierung ist aber konsequent zu nutzen, und auf einen Swiss Finish bzw. ein «Gold Plating» ist ebenso konsequent zu verzichten. Darüber hinaus sind die Regeln der «Better Regulation» einzuhalten. Dies bedeutet, dass nur reguliert wird, wo ein Bedarf besteht und wo der Nutzen die Kosten übersteigt. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 29 Credit Suisse Handlungsempfehlungen Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Erhöhung der Rechts- und Planungssicherheit: Auf Basis des Nutzens und des Bedarfs sollte das Finanzdepartement in Absprache mit der Branche eine mittel- bis langfristige Priorisierung der Regulierungsvorhaben vornehmen und die entsprechende Planung transparent kommunizieren und jährlich aktualisieren. Pragmatische Umsetzung internationaler Standards: Internationale Regulierungsempfehlungen stellen nicht per se einen internationalen Standard dar. Hier ist je nach Ausgangslage einzeln zu entscheiden, ob eine Empfehlung auch einen internationalen Standard definiert. Aktivere Involvierung der Schweiz in Standards setzenden Organisationen: Um internationale Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und nötigenfalls Einfluss darauf nehmen zu können, ist eine aktive Mitarbeit in den Gremien der internationalen Standardsetzer unabdingbar. Hierbei kann die Schweiz künftig eine noch aktivere Rolle spielen, was jedoch die Ausstattung der zuständigen Stellen mit ausreichenden Ressourcen bedingt. Einführung einer Regulierungsprüfstelle: Die Qualität der Regulierungsfolgeabschätzungen und der Bedarfsanalysen sollte gesteigert werden. Ein geeignetes Instrument hierfür wäre eine Regulierungsprüfstelle. Abb. 31: Einsitz der Schweiz bei internationalen Organisationen Schweiz ausser in IASB, Joint Forum und G20 direkt oder indirekt vertreten Quelle: Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 30 Credit Suisse Handlungsempfehlungen Banken und Wirtschaft Konsequente Umsetzung geltender Regulierungen und Anwendung höchster ethischer und professioneller Standards: Die sogenannte Compliance ist auch künftig von grösster Bedeutung. Dabei gilt es nicht nur, die gültigen gesetzlichen Bestimmungen strikte einzuhalten, sondern auch, ganz grundsätzlich höchste Standards anzuwenden und den Kundennutzen ins Zentrum zu stellen. Anpassung von Strategie und Dienstleistungsspektrum an das veränderte regulatorische Umfeld: Die Finanzdienstleister sind gefordert, sich auf dieses neue Umfeld einzustellen und sowohl ihre Strategie als auch ihre Angebote daran anzupassen, um auch künftig erfolgreich am Markt bestehen zu können. Sicherstellung und Verbesserung des Marktzugangs Im Private Banking muss der internationale Marktzugang sichergestellt sein Für den Finanzplatz Schweiz ist die Sicherstellung sowie die Verbesserung des Zugangs zu ausländischen Schlüsselmärkten ein zentraler Erfolgsfaktor. Insbesondere gilt dies für das Private Banking, wo die Schweiz im grenzüberschreitenden Geschäft die weltweite Spitzenposition einnimmt. Aufgrund der geografischen und kulturellen Nähe stammt der Löwenanteil der heute in der Schweiz verwalteten Vermögen aus Westeuropa (46%). Deshalb und wegen der intensiven Handelsbeziehungen der Schweiz mit ihren Nachbarn steht der Marktzugang zum EU/EWRRaum im Fokus. Um eine Verschlechterung des Marktzutritts zu vermeiden, muss die Schweiz wo erforderlich und sinnvoll mit den EU-Bestimmungen gleichwertige Regulierungen erlassen. Wünschenswert wäre zudem ein standardisierter und vor allem entpolitisierter Prozess seitens der EU zur Anerkennung der Gleichwertigkeit von Regeln (vgl. Abb. 32). Bilaterale Abkommen mit einzelnen Staaten genügen langfristig nicht, es braucht ein Abkommen mit der EU Kurzfristig ist der Marktzugang zu zentralen Kernmärkten mittels bilateraler Abkommen sicherzustellen und – wo das möglich ist – zu verbessern. Märkte wie Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Grossbritannien oder die Niederlande sind prioritär zu behandeln. Langfristig gesehen dürften bilaterale Abkommen mit einzelnen Staaten nicht ausreichen. Daher ist eine grundsätzliche Regelung mit der EU wünschenswert, wobei die Suche nach einer Lösung durch das derzeitige Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU erschwert wird. Deshalb gilt es, alle denkbaren Varianten zu analysieren und zu prüfen – von einem Abkommen zur Beseitigung aktueller Marktzutrittshindernisse in einem einzelnen Teilbereich (Marktzutrittsabkommen) bis hin zu einem umfassenden (Finanz-) Dienstleistungsabkommen (Integrationsabkommen) ((F)DLA). Dabei gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass die politische Machbarkeit eines (F)DLA momentan fraglich ist und einen langen Zeithorizont beanspruchen würde. Unabdingbare Voraussetzung für eine jegliche Lösung ist, dass die Beziehung der Schweiz zur EU wieder eine stabile Basis erhält. Dazu braucht es insbesondere Antworten auf Fragen hinsichtlich der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative (MEI) sowie auf Fragen im institutionellen Bereich. Abb. 32: Marktzugang: Schritt für Schritt zu einer Verbesserung Gleichwertige Regulierung wichtig – Äquivalenzanerkennung durch die EU für Schweizer Regulierung anzustreben Quelle: Swiss Finance Council, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 31 Credit Suisse Weitere wichtige Schlüsselmärkte in Emerging Markets Neben dem Marktzugang zur EU ist auch derjenige zu Schlüsselmärkten in Emerging Markets erforderlich. Türöffner für entsprechende Gespräche können Finanzdialoge oder auch Gespräche über ein bilaterales Abkommen zur Einführung des automatischen Informationsaustauschs in Steuersachen oder ein Freihandelsabkommen sein. Die Schweizer Finanzdienstleister sind zudem gefordert, sich auf das neue Umfeld und die veränderte Vermögensverteilung einzustellen und sich bietende Opportunitäten zu ergreifen, während die Behörden die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür schaffen müssen. Dazu ist eine enge Koordination sicherzustellen. Im Falle des Renminbi-Hubs ist dies in den letzten Jahren sehr gut gelungen. Es liegt nun an den Finanzdienstleistern, entsprechende Produkte zu entwickeln und anzubieten und so neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Eine koordinierte internationale Vermarktung des Finanzplatzes Schweiz könnte diese Anstrengungen unterstützen und sowohl neue Kunden als auch ausländische Finanzdienstleister anziehen. Handlungsempfehlungen Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Marktzutritt zur EU sichern und verbessern: Standardisierter Prozess zur Anerkennung der Gleichwertigkeit von Drittstaatenregulierungen durch die EU. Verbesserung des Marktzutritts zu wichtigen Emerging Market-Kernmärkten. Vertiefung bestehender Opportunitäten anhand der Finanzdialoge. Handlungsempfehlungen Banken Frühzeitige Identifikation von möglichen Marktzutrittshindernissen und Kommunikation derselben an die Behörden. Kooperation mit den Behörden bei der Suche nach möglichen Lösungen. Nutzung der sich bietenden Geschäftsopportunitäten, beispielsweise durch Etablierung neuer, innovativer Produkte und Dienstleistungen im Bereich des Renminbi. Weitere Erhöhung der Standortattraktivität Der Wirtschaftsstandort Schweiz befindet sich trotz Frankenstärke in einer soliden Verfassung Der Wettbewerb unter den weltweiten Wirtschaftsstandorten und Finanzplätzen hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies zeigt auch die Analyse der globalen Finanzdienstleistungszentren in Kapitel 4. Trotz der Aufhebung des Mindestkurses zum Euro am 15. Januar 2015 und der darauffolgenden Frankenstärke befindet sich der Wirtschaftsstandort Schweiz in einer grundsätzlich nach wie vor guten Ausgangslage. Abb. 33: Telekom – durchschnittliche Geschwindigkeit der Netze Abb. 34: Ease of Doing Business Index, Rang der Schweiz Durchschnittliche Download-Geschwindigkeit in Mbps Die Schweiz hat in den vergangenen Jahren leicht an Attraktivität eingebüsst 1 25 4 20 7 15 10 10 13 16 5 19 Quelle: Akamai, Credit Suisse Tschechische Repulik Lettland Finnland Japan Niederlande Hongkong Schweiz Norwegen Schweden Südkorea Global 0 22 25 28 31 34 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: World Bank, Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 32 Credit Suisse Den heutigen Standortvorteilen ist Sorge zu tragen Den Faktoren, welche die Standortqualität der Schweiz ausmachen, ist Sorge zu tragen; sie müssen längerfristig gewahrt und wo möglich ausgebaut werden. Zu ihnen zählen: 1) Die attraktive Besteuerung von natürlichen und juristischen Personen, die insbesondere mit der Unternehmenssteuerreform III zu garantieren ist. 2) Das liberale Arbeitsrecht, das durch eine faire Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und -nehmern, ein angemessenes Sozialversicherungssystem und einen einfachen Zugang zu Fachkräften gekennzeichnet ist. 3) Eine Altersvorsorge, die sich an zeitgemässe Gegebenheiten wie das Zinsumfeld oder die Altersstruktur der Bevölkerung anpasst und so die Standortkosten der in der Schweiz angesiedelten Unternehmen nicht weiter erhöht. 4) Das liberale Unternehmensrecht, das bislang weitgehend auf unnötige Einschränkungen für Unternehmen verzichtete und diesen so den nötigen Spielraum für Innovationen bot. 5) Stabilität des politischen Systems und der Rechtssicherheit, der Sorge zu tragen ist. 6) Verfolgung einer unabhängigen Geld- und Währungspolitik, was der SNB dank einer eigenen Währung möglich ist. 7) Verbesserung der Kommunikationsinfrastruktur, mit einem Fokus auf den Ausbau der Breitbandnetze sowie die Sicherheit der digitalen Netze. 8) Wahrung der verkehrstechnischen Anbindung des Standorts Schweiz, sei dies im Individual-, öffentlichen oder Luftverkehr, und Erneuerung der Infrastruktur in regelmässigen Abständen. Handlungsempfehlungen Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Wahrung und Steigerung der steuerlichen Attraktivität: Um internationalen Druck im Bereich der Unternehmensbesteuerung zu vermeiden und gleichzeitig die steuerliche Attraktivität zu wahren, ist eine rasche Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III sowie der verpflichtenden «Base Erosion and Profit Shifting»-Standards (BEPS) nötig. Stärkung des Kapitalmarktes durch die Abschaffung der Emissionsabgabe auf Eigenkapital. Diesem Ziel würde auch eine Reform der Verrechnungssteuer dienen. Zurückhaltung bei standortschädlichen Vorlagen und Initiativen: Erhalt der Planungs- und Rechtssicherheit sowie des liberalen Arbeits- und Unternehmensrechts und Sicherstellung des Zugangs zu den notwendigen Fachkräften. Beibehaltung des Schweizer Frankens und Stärkung der Unabhängigkeit der SNB. Handlungsempfehlungen Banken und Wirtschaft Förderung der Nutzung des einheimischen Fachkräftepools. Ausbau von flexiblen Arbeitsmodellen, um Attraktivität für hochqualifizierte Fachkräfte zu erhöhen. Erhalt der Innovationskraft durch gezielte Förderung der Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft einerseits und Ausbildungs- und Forschungsinstitutionen andererseits. Internationale Standortvermarktung: Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts und Finanzplatzes Schweiz sollte in Zusammenarbeit mit den Behörden international proaktiver vermarktet werden. Erfolgreiche Bewältigung der Digitalisierung Die erfolgreiche Bewältigung der Digitalisierung im Finanzsektor hängt von drei zentralen Faktoren ab Für eine erfolgreiche Integration der Digitalisierung in die Geschäftswelt braucht es drei Rahmenbedingungen: 1) Es ist eine moderne Kommunikationsinfrastruktur erforderlich, die den aktuellen Anforderungen entspricht, wie beispielsweise ein flächendeckendes Breitbandnetz. 2) Durch die Digitalisierung entstehen neue Berufsbilder mit anderen Anforderungen an die Arbeitnehmenden. Insbesondere steigt die Bedeutung der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) weiter an. Dieser Entwicklung ist Rechnung zu tragen, um sicherzustellen, dass die Unternehmen am Standort Schweiz die benötigten Fachkräfte rekrutieren können. 3) Die regulatorischen Rahmenbedingungen müssen den neuen Anforderungen angepasst werden. Neue Geschäftsmodelle sollten ermöglicht werden, ohne gegen die Prinzipien der Wettbewerbs- und Technologieneutralität zu verstossen. Die verlässliche und anwenderfreundliche digitale Identifikation von Individuen und Unternehmen ist ein erster Schritt, den Alltag in der digitalen Welt abzubilden. Notwendig sind auch Standards bezüglich Schnittstellen zum Austausch von Informationen. Diese Rahmenbedingungen können aber nur die Voraussetzung dafür schaffen, die Schweiz zu einem führenden Standort für digitale Wirtschaft zu machen. Die Schweizer Unternehmen – und damit auch die Finanzdienstleister – müssen die angebotenen Dienstleistungen und Produkte zeitnah auf die modernen Kundenbedürfnisse ausrichten, um im globalisierten Wettbewerb mit neuen Mitbewerbern mithalten zu können. Für einen nachhaltigen Erfolg des Standorts Schweiz Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 33 Credit Suisse wird es zudem entscheidend sein, dass sich ein entsprechender Cluster aus verschiedensten Wirtschaftssektoren bildet. Beispielsweise profitiert das Silicon Valley in erheblichem Masse davon, dass Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen auf engstem Raum existieren und untereinander im Austausch, aber auch im Wettbewerb stehen. Dies stärkt einerseits die Entwicklung von Innovationen und andererseits die Aussenwahrnehmung. Die Schweiz hat mit ihren geografisch nahe beieinanderliegenden Wirtschaftsräumen wie Zürich (Finanzdienstleistungen, Industrie), Basel (Pharma, Chemie), Genf (Finanzdienstleistungen, Rohstoffe) gute Voraussetzungen. Jedoch sind eine bessere Vernetzung der einzelnen Sektoren untereinander, ein Bekenntnis zum Standort Schweiz und eine verbesserte Aussenwahrnehmung notwendig, um als «Digital Switzerland» wahrgenommen zu werden. Handlungsempfehlungen Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Beste Kommunikationsinfrastrukturen, vor allem flächendeckendes Breitbandnetz. Anpassen der Aus- und Weiterbildung an wandelnde Bedürfnisse einer digitalisierten Wirtschaft. Regelmässige Überprüfung und Anpassung der bestehenden regulatorischen Rahmenbedingungen, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Schaffen einer anerkannten Dachmarke «Digital Switzerland» zur Verbesserung der Aussenwahrnehmung. Handlungsempfehlungen Banken und Wirtschaft Bündelung der Brancheninitiativen: Gemeinsames Vermarkten von «Digital Switzerland». Anpassung der Geschäftsmodelle und der Dienstleistungen an die digitale Realität. Vernetzung mit anderen Branchen, um notwendige Skaleneffekte zu erzielen. Bekenntnis zum Standort Schweiz bei der Entwicklung und Implementierung digitaler Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Zusammenlegen nicht strategisch relevanter Funktion der Wertschöpfungskette zwecks Kostenoptimierung (Utility-Modell). Stärkere Verankerung der Nachhaltigkeit in der Geschäftstätigkeit Der Schweizer Finanzplatz ist in Bezug auf nachhaltiges Investieren gut aufgestellt Wie in Kapitel 5 dargelegt, ist die Schweizer Finanzbranche gut aufgestellt, um von den Trends in Zusammenhang mit einer nachhaltigen Finanzwirtschaft zu profitieren. Ihre besonderen Stärken sind das breite Spektrum sowie die Vielfalt der Unternehmen und Organisationen, die an nachhaltigen Finanzierungsaktivitäten beteiligt sind, die vielfältige Stiftungslandschaft und die bedeutenden, von Stiftungen verwalteten Vermögen, die Plattform Swiss Sustainable Finance, die viele dieser Akteure zusammenführt, die erheblichen Marktanteile bestimmter Anlagethemen und das nach wie vor dynamische Wachstum der nachhaltigen Anlagevolumen. Chancen für weiteres Wachstum liegen in der Erhöhung des Anteils nachhaltiger Anlagen an den verwalteten Vermögen insgesamt, im Ausbau des Anteils der institutionellen Anleger sowie in der Anwendung und Skalierung innovativer Finanzierungsansätze. Anerkennung nachhaltiger Anlagen als eigenständige Anlageklasse Handlungsempfehlungen Regierung, Parlament und Aufsichtsbehörden Anerkennung der nachhaltigen Anlagen und ihrer speziellen Unterkategorien Impact Investing und Naturschutzfinanzierung als eigenständige Anlageklassen. Öffentliche Akteure auf Staats-, Kantons- und Gemeindeebene sollten in Erwägung ziehen Grüne Anleihen (Green Bonds) zu begeben und so als glaubwürdige Vorbilder für andere Emittenten zu agieren. Handlungsempfehlungen Banken und Wirtschaft Die Akteure auf dem Schweizer Finanzmarkt sollten auch weiterhin innovative Anlageprodukte und -instrumente zur Bewältigung sozialer und ökologischer Herausforderungen entwickeln. Schulung der Kundenberater, um mit Kunden kompetent über nachhaltige Anlageprodukte sprechen zu können. Steigerung der nachhaltigen Finanzierungsvolumen bei institutionellen Anlegern mit langfristigem Anlagehorizont. Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 34 Credit Suisse Glossar Abkürzung/Begriff Vollständige Bezeichnung/Übersetzung AIA Automatischer Informationsaustausch in Steuerfragen Antizyklischer Puffer - AT1 Additional Tier 1 Capital, zusätzliches Kernkapital Basel III - Bail-in Bonds Bail-in-Anleihen BIB Basisinformationsblatt BIS/BIZ Bank for International Settlements Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BEPS Base Erosion and Profit Shifting, Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung CCB Capital Conservation Buffer, Kapitalsicherungspuffer CET1 Common Equity Tier 1, hartes Eigenkapital CoCos Contingent Convertible Bonds, Pflichtwandelanleihen Conservation Finance Naturschutzfinanzierung Crowdfunding/Crowdlending Schwarmfinanzierung/Schwarmausleihe Dodd-Frank Act - Drittstaatenregel - ETF Exchange Traded Fund, börsengehandelter Fonds FATCA Foreign Account Tax Compliance Act FIDLEG Finanzdienstleistungsgesetz FiniG Finanzinstitutsgesetz FinTech Financial Services Technology Erläuterung Automatische Meldung von Zinszahlungen oder anderen Erträgen an Regierung oder Steueramt des Heimatlandes (Steuerwohnsitz) des Anlegers. Präventive Massnahme, die von der Schweizer Nationalbank empfohlen und vom Bundesrat beschlossen werden kann, um bei Anzeichen von Fehlentwicklungen die Kreditvergabe einzuschränken, indem die Banken verpflichtet werden, mehr Eigenkapital vorzuhalten. Ergänzungskapital, das von Banken zusätzlich zum harten Kernkapital bei der Berechnung der Eigenkapitalquoten verwendet werden darf. Darunter fallen namentlich sogenannte High-Trigger CoCos. Regelwerk des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zur Regulierung der Banken. Dieses löst seit 2013 nach und nach die Vorgaben gemäss Basel II ab. Bail-in Bonds werden bei drohender Insolvenz des Finanzinstituts reduziert oder in Eigenkapital umgewandelt. Dokument mit Basisinformationen zu einem Finanzinstrument, das Privatkunden vor dem Kauf angeboten wird. Hierbei handelt es sich um ein Projekt der OECD und der G20, das die Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung in Länder mit Tief- oder Nichtbesteuerung verhindern soll. Der CCB stellt sicher, dass die Mindestkapitalerfordernisse nicht verletzt werden. Dieser Puffer wird ausserhalb von Stressperioden aufgebaut. In Stressperioden kann darauf zurückgegriffen werden. Gemäss Basel III muss der Puffer bis 2019 auf 2.5% der risikogewichteten Aktiva ausgebaut werden. CET1 bezeichnet das harte Eigenkapital. Gemäss Vorgaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich besteht dieses in erster Linie aus Aktienkapital und einbehaltenen Gewinnen. Hybride, nachrangige Anleihen, die bei Eintreten von vereinbarten Wandlungskriterien von Fremd- in Eigenkapital umgewandelt werden. Sie verbessern so die Kapitalausstattung des Schuldners im Krisenfall. HT = High Trigger, LT = Low Trigger Finanzinvestition, deren Rendite zu einem Teil in den langfristigen Erhalt von Ökosystemen fliesst, während der Rest den Anlegern eine finanzielle Rendite liefert. Finanzierung eines Projekts, Produkts o.ä. mittels Bereitstellung von Eigen- (Crowdfunding) bzw. Fremdkapital (Crowdlending) durch eine grosse Anzahl Personen, meist über das Internet. Ein 2010 verabschiedetes US-amerikanisches Bundesgesetz, das als Reaktion auf die Finanzkrise das Finanzmarktrecht der USA umfassend änderte. Ziele sind: Erhöhung der Stabilität des Finanzmarktes, Verbesserung von Transparenz und Verantwortlichkeit im Finanzsystem, Eindämmung der TBTF-Problematik, Beendigung von Bail-outs, Konsumentenschutz. Eine Regulierung mit Drittstaatenregeln regelt das Verhältnis eines Landes oder einer Organisation zu Drittstaaten, meistens betreffend Marktzugang (Voraussetzung für Geschäftstätigkeit). Meist passiv verwaltete (Abbildung eines Börsenindex), an der Börse gehandelte Investmentfonds. Teil eines 2010 verabschiedeten US-Gesetzes, mit dem verhindert werden soll, dass in den USA Steuerpflichtige ihre Steuerpflicht umgehen können. Zu diesem Zweck wurden die Informationspflichten von ausländischen Banken an die US-Behörden verschärft. Geplantes Gesetz zur Ausweitung des Kundenschutzes in der Schweiz. Geplantes Schweizer Gesetz zur Regelung der Aufsicht über sämtliche Finanzdienstleister, die in irgendeiner Form Vermögensverwaltungsgeschäfte betreiben. Technologie, insbesondere Software, zur Unterstützung von Aktivitäten am Finanzmarkt (Trading, Big Data usw.). Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 35 Credit Suisse FSB Financial Stability Board, Finanzstabilitätsrat Gesamtgeldmenge M3 - Green Bonds Grüne/Öko-Anleihen HQLA High Quality Liquid Assets, erstklassige liquide Aktiva Impact Investing - IPO Initial Public Offering, Börsengang LCR Liquidity Coverage Ratio, Mindestliquiditätsquote Leverage Ratio Verschuldungsgrenze MREL OTC-Derivate Peer-to-Peer Lending PFM Renminbi-Hub RWA Minimum Requirement for Own Funds and Eligible Liabilities, Mindestanforderung an Eigenmitteln und berücksichti- gungsfähigen Verbindlichkeiten Over-the-counter-Derivate, ausserbörslich gehandelte Derivate Kredit, der von Privatperson an Privatperson vergegeben P2P-Kredit wird, ohne dass dabei eine Bank eingeschaltet wird. Ermöglicht dem Nutzer eine übersichtliche (häufig kategorisierte) Darstellung seiner Finanztransaktionen, insbesonPersonal Financial Management dere Ausgaben, teilweise zusammengeführt von verschiedenen Konten. Handelszentrum für die chinesische Währung Renminbi (CNY). Risk-Weighted Assets, risikogewichtete Aktiva - SIF Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SNB Schweizerische Nationalbank Strukturiertes Produkt T2 TBTF TLAC (U)HNWI Volcker Rule Internationale Organisation mit Sitz bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, die das globale Finanzsystem überwacht und Empfehlungen ausspricht. Gegründet wurde das FSB von den G20-Staaten; auch Institutionen wie die Europäische Zentralbank, die Europäische Kommission und die Weltbank sind Mitglied. Die Geldmenge (M) wird gemäss SNB in vier Kategorien gegliedert (0–3), wobei die Geldmenge mit der tieferen Zahl jeweils eine Teilmenge der nächst höheren darstellt. M3 ist die am weitesten gefasste Definition und umfasst Bargeldumlauf (M0), Sichteinlagen (M1), Spareinlagen in CHF (M2) sowie Termineinlagen in CHF (M3). Grüne Anleihen sind festverzinsliche StandardFinanzinstrumente, deren Platzierungserlöse ausschliesslich zur Finanzierung von Projekten oder Tätigkeiten mit Umweltnutzen eingesetzt werden. Flüssige Mittel oder Vermögenswerte, die ohne oder nur mit geringem Verlust an privaten Märkten veräussert werden können, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf einer Bank in einer Stressperiode zu decken. Anlageformen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven sozialen oder ökologischen Effekt (Impact) zu erzielen beabsichtigen. Erstmaliges Angebot von Aktien eines Unternehmens auf dem organisierten Kapitalmarkt. Die LCR stellt sicher, dass eine Bank über genügend HQLA verfügt, um ihren Liquiditätsbedarf in einer Stressperiode von 30 Kalendertagen decken zu können. Verhältnis der (weitgehend) ungewichteten Bilanzsumme zum verlusttragenden Kapital. - Finanzprodukt, das aus Basiswerten (Aktien, Anleihen, etc.) und einer derivativen Komponente besteht. Das Tier-2-Kapital umfasst Schuldinstrumente, die im Tier-2-Kapital, Ergänzungskapital Insolvenzfall Verluste auffangen. Systemrelevant. Wird als Begriff für Institutionen, insbesondere Banken, verwendet, die bei drohendem Ausfall Too Big to Fail, Zu gross, um zu scheitern (vom Staat) gerettet werden müssen, um die Stabilität des Gesamtsystems nicht zu gefährden. Das TLAC-Konzept schreibt vor, dass Banken über genügend verlustabsorbierendes Kapital verfügen müssen, um Total Loss-Absorbing Capacity, Verlustabsortionsfähigkeit im Krisenfall die Finanzstabilität nicht zu gefährden und nicht auf Mittel der öffentlichen Hand angewiesen zu sein. Als HNWI werden i.d.R: Personen mit mehr als (Ultra) High Net Worth Individuals, Individuen mit einem USD 1 Mio. an Vermögen bezeichnet, als UHNWI solche (ultra) hohen Nettovermögen mit mehr als USD 50 Mio. Diese Werte können je nach Definition auch variieren. Bestimmung im Rahmen des Dodd Frank Act, welche die Geschäftstätigkeit amerikanischer Banken hinsichtlich Volcker-Regel Eigenhandel sowie Investitionen in gewisse Fonds beschränkt. - Quelle: Credit Suisse Finanzplatz Schweiz 2016 I Juni 2016 36 Credit Suisse Disclaimer/ Wichtige Informationen Die bereitgestellten Informationen dienen Werbezwecken. Sie stellen keine Anlageberatung dar oder basieren auf andere Weise auf einer Berücksichtigung der persönlichen Umstände des Empfängers und sind auch nicht das Ergebnis einer objektiven oder unabhängigen Finanzanalyse. Die bereitgestellten Informationen sind nicht rechtsverbindlich und stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar. Diese Informationen wurden von der Credit Suisse AG und/oder den mit ihr verbundenen Unternehmen (nachfolgend CS) mit grösster Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. 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Aktien können Marktkräften und daher Wertschwankungen, die nicht genau vorhersehbar sind, unterliegen. Zu den Hauptrisiken von Immobilienanlagen zählen die begrenzte Liquidität im Immobilienmarkt, Änderungen der Hypothekarzinssätze, die subjektive Bewertung von Immobilien, immanente Risiken im Zusammenhang mit dem Bau von Gebäuden sowie Umweltrisiken (z. B. Bodenkontaminierung). Anlagen in Schwellenländern sind in der Regel mit höheren Risiken verbunden. Dazu zählen u.a. politische Risiken, wirtschaftliche Risiken, Bonitätsrisiken, Wechselkursrisiken, Marktliquiditätsrisiken, rechtliche Risiken, Abwicklungs- und Marktrisiken. Schwellenländer weisen eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften auf: eine gewisse politische Instabilität, eine relative Unberechenbarkeit der Finanzmärkte und der wirtschaftlichen Entwicklung, einen noch im Entwicklungsstadium befindlichen Finanzmarkt oder eine schwache Wirtschaft. 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