The Economics of Banking Vorlesung zur Volkswirtschaftspolitik Prof. Dr. Isabel Schnabel FB 03 - Abteilung Wirtschaftswissenschaften Johannes Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2009 Dienstags, 10.15 - 11.45 Uhr, 14.15 - 13.45 Uhr, RW 2 Vorlesung 1, 3. November 2009 1 / 43 Gegenstand und Ziele der Vorlesung Organisation der Veranstaltung I. Einführung I.1. Die Funktionen von Banken I.1.1. Funktionen von Banken im Zahlungssystem I.1.2. Transformation von Vermögensgegenständen durch Banken I.2. Die Irrelevanz von Banken 2 / 43 Gegenstand der Vorlesung I Traditionelle Literatur: Banken spielen in vollständigen und vollkommenen Märkten (Arrow-Debreu-Welt) keine Rolle ⇔ Große Bedeutung von Banken in der Praxis I I I I I Bankkredite als wichtigste Form der Außenfinanzierung → Einfluss auf Innovationstätigkeit und Wirtschaftswachstum Wichtige Rolle von Banken in der Bereitstellung von Zahlungsmitteln (insb. Einlagen) und Zahlungssystemen Banken als “Market Maker” in Finanzmärkten Banken als Berater von Haushalten und Unternehmen ... 4 / 43 Asymmetrische Information I I 1970er Jahre: Entdeckung der Bedeutung asymmetrischer Informationen für viele ökonomische Probleme Bankenbereich ist in besonderem Maße durch eine asymmetrische Informationsverteilung gekennzeichnet I I I I Banken ↔ Kreditnehmer Einleger ↔ Banken Bankeigentümer ↔ Bankmanager Theorie asymmetrischer Information hat die Bankentheorie revolutioniert und ist heute der Standardansatz in den meisten Modellen 5 / 43 Ziele der Vorlesung I Überblick über die “neue Bankentheorie”: Warum gibt es Banken? Wie verhalten sich Banken (Wettbewerbsverhalten, Risikoübernahme)? I Diskussion wirtschaftspolitisch relevanter Fragestellungen: Warum sind Banken so instabil? Warum sollten Banken reguliert werden? Wie sollten Banken reguliert werden? I Heranführen der Studierenden an ein aktives Forschungsgebiet I Verständnis der grundlegenden Mechanismen ist auch wichtig für die Praxis (Banken, Versicherungen etc. als potenzielle Arbeitgeber) 6 / 43 Organisation der Veranstaltung I Dienstag vormittags: Zweistündige Vorlesung I Dienstag nachmittags: Zweistündige Vorlesung oder Übung (ungefähr im vierzehntägigen Wechsel) I Übungsleiter: Andreas Barth ([email protected]) I Veranstaltung richtet sich an Studierende des Hauptstudiums im Kernfach Volkswirtschaftspolitik, außerdem: Wahlfach Weder I Ggf. auch Anrechnung für das Wahlfach “Bankbetriebslehre” I Vorkenntnisse in Bankbetriebslehre, Vertragstheorie, Informationsökonomik, Empirischer Wirtschaftsforschung sind hilfreich, aber nicht erforderlich I Bitte beachten Sie: Eine Anrechnung dieser Vorlesung ist für Teilnehmer der Vorlesung “Mikroökonomik des Bankwesens” (SS 2007) nicht möglich! 8 / 43 Organisation der Veranstaltung I Homepage der Veranstaltung: http://www.financial-economics.vwl.uni-mainz.de/358.php I Unterrichtsmaterialen (Folien, zusätzliche Literatur etc.) werden auf der Homepage bereitgestellt I Login/Password werden angekündigt Kontakt zu den Dozenten: I I I I I I Fragen sollten möglichst in der Veranstaltung gestellt werden Dozenten stehen auch vor und nach der Veranstaltung für Fragen zur Verfügung Kollektive Fragestunde vor der Klausur Kritik: Jederzeit! Aktive Mitarbeit in der Vorlesung ist erwünscht! 9 / 43 Organisation der Veranstaltung I Fragen zur Organisation? 10 / 43 Literatur I Zu jedem Abschnitt werden Literaturquellen angegeben I “Modernes” Lehrbuch zur Theorie der Banken: “The Microeconomics of Banking” von Xavier Freixas und Jean-Charles Rochet, MIT Press 2008 (2. Auflage) I Deutschsprachiges Lehrbuch mit stärkerer Betonung von institutionellen Aspekten: Hartmann-Wendels et al. (2007) I Zusätzlich: Aufsätze aus der Fachliteratur (werden auf der Homepage bereitgestellt) I Ziel: Studierende sollen am Ende der Vorlesung in der Lage sein, wissenschaftliche Artikel aus dieser Literatur in den Grundzügen zu verstehen und eine Seminararbeit oder Diplomarbeit in diesem Bereich zu schreiben 11 / 43 I.1. Die Funktionen von Banken I I Literatur: Freixas/Rochet, S. 1–7 Traditionelle Sichtweise der Funktionsweise einer Bank: I I Aktivseite der Bilanz: Gewährung langfristiger, “informationsintensiver”, nicht handelbarer Kredite Passivseite der Bilanz: Finanzierung über kurzfristige, nicht verbriefte Einlagen (zum großen Teil bei Sicht fällig) I Tatsächlich machen Banken viel mehr, aber es ist die Kombination dieser beiden Tätigkeiten, die Banken von anderen Finanzintermediären abgrenzt I Die Möglichkeit des Kreditirisikotransfers könnte den Charakter des Bankgeschäfts grundlegend ändern 13 / 43 Legaldefinition im Kreditwesengesetz (KWG), § 1 (1) Kreditinstitute sind Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreiben, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert. Bankgeschäfte sind 1. die Annahme fremder Gelder als Einlagen oder anderer rückzahlbarer Gelder des Publikums, sofern der Rückzahlungsanspruch nicht in Inhaber- oder Orderschuldverschreibungen verbrieft wird, ohne Rücksicht darauf, ob Zinsen vergütet werden (Einlagengeschäft), 2. die Gewährung von Gelddarlehen und Akzeptkrediten (Kreditgeschäft), 3. ... 14 / 43 Regulierung I I Unternehmen, die laut Gesetz als Kreditinstitute gelten, unterliegen besonders strengen Regulierungsvorschriften und der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie die Deutsche Bundesbank Arten der Regulierung: I I I I I Marktzutrittsbarrieren (Zulassungserfordernis) Eigenkapitalregulierung (Basel II) Liquiditätsregulierung Regulierung der Kreditvergabe (Großkredite, Millionenkredite) Einlagensicherungssysteme 15 / 43 Gründe für die Regulierung 1. “Systemisches Risiko”: Befürchtung, dass der Zusammenbruch einer Bank auch das restliche Bankensystem “ansteckt”, Zusammenbruch des Finanzsystems hat hohe gesamtwirtschaftliche Kosten I I I Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise: Schwere Rezession wurde unter anderem auf den Zusammenbruch des Finanzsystems zurückgeführt; ein großer Teil der Bankenregulierung und die Bankenaufsicht stammen aus dieser Zeit Aktuelle Krise verdeutlicht die Bedeutung des Finanzsystems für die Realwirtschaft Systemische Externalitäten rechtfertigen den Staatseingriff 2. Schutzbedürftigkeit der Einleger: Einleger sind zu klein und zu schlecht informiert, um ihre Bank ordnungsgemäß zu kontrollieren 16 / 43 Banken versus Märkte I Aufgabe des Finanzsystems: Zusammenführen von Kapitalgebern und Kapitalnehmern I Was unterscheidet Banken und Märkte? Wieso benötigt man Finanzintermediäre, d. h. wieso können die Funktionen von Banken nicht durch die Märkte übernommen werden? Zentrale Funktionen von Banken: I 1. Funktionen von Banken im Zahlungssystem 2. Transformation von Vermögensgegenständen durch Banken a Losgrößentransformation b Fristentransformation c Risikotransformation 17 / 43 I.1.1. Funktionen von Banken im Zahlungssystem I In einer Welt ohne Transaktionskosten benötigt man kein Geld I Aber: In der Realität wäre ein Tauschhandel sehr teuer, Problem der “doppelten Koinzidenz der Tauschwünsche” → Verwendung von Geld ist effizient I Mit den vorherrschenden Geldarten wandelten sich auch die Aufgaben der Banken im Zahlungssystem 18 / 43 Geldarten I I Waren als Geld, insb. Edelmetall (Gold, Silber), aber auch Zigaretten “Fiat money”, insb. Papiergeld I I I I Geld ist nur deshalb etwas wert, weil es eine Institution gibt, die den Wert des Geldes garantiert Dies können auch die Banken selbst sein (“Banknoten”), heute ist es üblicherweise die Zentralbank Entscheidend ist das Vertrauen in den Wert des Geldes: Früher durch Deckung, heute insb. durch stabilitätsorientierte Geldpolitik/Reputation der Zentralbank Giralgeld = Einlagen bei den Banken, die durch den bargeldlosen Zahlungsverkehr als Zahlungsmittel genutzt werden können 19 / 43 Historische Aufgaben der Banken im Zahlungssystem 1. Banken als Geldwechsler 2. Banken als Aufbewahrungsstätte (Depositengeschäft) 3. Banken als Schöpfer von Giralgeld 4. Banken als Emittenten von Papiergeld 20 / 43 1. Banken als Geldwechsler I Umlauf vieler verschiedener Münzen, Münzen wurden nicht überall akzeptiert → Banken wechselten verschiedene Münzen gegeneinander (insb. an internationalen Handelsplätzen) I Edelmetallgehalt der Münzen war häufig nur schwer zu überprüfen → Banken spezialisierten sich darauf, “gute” von “schlechten” Münzen zu unterscheiden (in England waren die “Bankiers” daher häufig Goldschmiede) 21 / 43 2. Banken als Aufbewahrungsstätte (Depositengeschäft) I Betreiben eines reinen Verwahrgeschäfts mit der Verpflichtung, dieselben Wertgegenstände (i. d. R. Münzen) wieder auszuliefern, die eingeliefert worden waren I I Grund: Schutz vor Diebstahl, Feuer etc. Banken spezialisierten sich auf die Verwahrung (Bau von Safes etc. → Skaleneffekte) I Später: Man konnte nicht dieselben, sondern nur gleichwertige/gleichartige Wertgegenstände zurückverlangen (geringere Transaktionskosten) I Das eingelegte Geld wurde zunächst typischerweise nicht verliehen (kein Kreditgeschäft!) 22 / 43 3. Banken als Schöpfer von Giralgeld I Eingebrachte Münzen wurden auf Konten gutgeschrieben I Geld konnte bargeldlos auf andere Konten innerhalb derselben Bank übertragen werden I Aber: Keine Überziehungsmöglichkeiten! I Berühmtes Beispiel einer solchen Bank: Bank von Amsterdam (gegründet 1609) (Adam Smith 1776, Wealth of Nations, Book IV, Chapter III, Part I) I Clearing-Systeme zwischen verschiedenen Banken erst viel später (vergl. Deutschland vs. USA) 23 / 43 Die Bank von Amsterdam I Gutschrift eingelagerter Münzen in einer eigenen Währung (“Bankgeld”) (keine physische Ausprägung) I typischerweise Agio des Bankgeldes gegenüber dem umlaufenden Geld, dessen Qualität zumeist nicht dem herrschenden Standard entsprach I Bank unterlag einer staatlichen Garantie I Amsterdamer Bankgeld wurde im 18. Jahrhundert zur Leitwährung im internationalen Handel: Zahlungen erfolgten auf Basis von Wechseln, die in Amsterdamer Bankgeld nominiert waren I Kreditgeschäfte erfolgten in der Regel über Wechsel (eng gebunden an Handelsgeschäfte) 24 / 43 4. Banken als Emittenten von Papiergeld I Ende des 18. Jahrhunderts/Anfang des 19. Jahrhunderts: Metallgeld wurde zunehmend durch Papiergeld verdrängt (“Fiat Money”) (Transaktionskosten) I “Banknoten” wurden früher auch durch die Banken selbst emittiert, heute ausschließlich durch Zentralbanken I Standardbeispiel: USA Free Banking Era (1837–1862), siehe z. B. Gorton (Journal of Political Economy 1996) 25 / 43 Zwischenfazit I Das Kreditgeschäft mit privaten Schuldnern spielte bei den Banken historisch ein relativ geringe Rolle (erst ab 19. Jahrhundert), aber: Pfandhäuser u. ä. I Kreditgeschäfte mit dem Staat sind hingegen viel älter, z. B. Fugger I Banken sind in ihrer heutigen Form (Kombination von Kreditund Einlagengeschäft) ein recht neues Phänomen I Frage: Warum ist eine solche Kombination optimal (und warum war sie früher nicht optimal)? Alternative: 2 verschiedene Banken, eine nimmt Einlagen herein und kauft festverzinsliche Wertpapiere, eine finanziert sich über festverzinsliche Wertpapiere und vergibt Kredite I I Vergl. Arbeitsteilung zwischen Privatbankiers und Sparkassen im 19. Jahrhundert in Deutschland 26 / 43 I.1.2. Transformation von Vermögensgegenständen durch Banken I Eine “moderne” Bank führt eine Transformation von kleinen, liquiden, sicheren Einlagen in große, illiquide, informationsintensive/ riskante Kredite durch (Gurley/Shaw 1960): 1. Losgrößentransformation 2. Fristentransformation 3. Risikotransformation I Frage: Unter welcher Voraussetzung haben Banken eine Funktion, die nicht auch durch die Kapitalmärkte erbracht werden könnte? 27 / 43 1. Losgrößentransformation I Kreditbedarf typischerweise größer als Anlagebedarf I Aufgabe des Finanzintermediärs: Zusammenführung großer und kleiner Akteure durch Pooling kleiner Einlagen zu großen Krediten 28 / 43 2. Fristentransformation I Kredite typischerweise längerfristig (z. B. für Investitionsprojekte) und nicht ohne Verlust kurzfristig liquidierbar I Einleger wollen hingegen jederzeit über ihre Einlagen verfügen Folge: I I I Die Bank ist selbst illiquide → Gefahr von Bank Runs (Diamond/Dybvig, Journal of Political Economy 1983) Die Bank unterliegt dem aus der Fristentransformation entstehenden Zinsrisiko → Möglicherweise Ertragsprobleme bei Zinsänderungen (vergl. Krise der “Savings and Loans” in den USA in den 1980er Jahren, vergl. auch Liquiditätsprobleme der Zweckgesellschaften/SIVs in aktueller Krise ) 29 / 43 3. Risikotransformation I Kredite typischerweise “riskant” und mit großen Informationsproblemen behaftet, Einleger haben großes Sicherheitsbedürfnis I Einleger erwerben einen Anspruch gegenüber der Bank, nicht gegenüber dem Kreditnehmer I Warum kann die Bank einen besseren Rendite-Risiko-Trade-off bieten als der Markt (Diamond, Review of Economic Studies 1984)? I Wie gehen die Banken mit den Informationsproblemen um? (z. B. Monitoring, langfristige Bankbeziehungen) 30 / 43 Banken versus Märkte I Auch Finanzmärkte erfüllen diese 3 Funktionen: 1. Losgrößentransformation: Gesamtemission vs. einzelne Anteile, aber: Mindestgebühren machen den Handel sehr kleiner Beträge unattraktiv 2. Fristentransformation: Über Sekundärmärkte → Hier trägt typischerweise der Anleger das Zins-/Kursrisiko, dies möchte er vielleicht nicht 3. Risikotransformation: Über Diversifikation oder spezielle Produkte, die der Risikobereitschaft der Anleger entsprechen (z. B. Mindestverzinsungen etc.), aber: Kleine Unternehmen haben es aufgrund von Informationsproblemen schwer, an den Kapitalmarkt zu gehen 31 / 43 Trends im Finanzsystem I Disintermediation: I I I Zunehmende Vernetzung des Finanzsystems: I I I I Zunehmende Unternehmensfinanzierung über Märkte Größere Bedeutung von Wertpapieren als Anlageform für Haushalte (z. B. im Rahmen der Altersvorsorge), Unternehmen und auch Banken Konsolidierung: Wachsende Bedeutung großer Banken durch Fusionen, inzwischen auch zunehmend grenzüberschreitend Konglomeration: Zusammenschluss von Banken und Versicherungen zu großen, global agierenden Allfinanzkonzernen Kreditrisikotransfer: Weitergabe von Kreditrisiken der Banken an Dritte durch Kreditverbriefung (“securitization”, z. B. Mortgage-backed Securities, Collateralized Debt Obligations) oder Kreditderivate (z. B. Credit Default Swaps) Höhere Komplexität von Finanzprodukten → Neue Rolle von Banken als Berater 32 / 43 I.2. Die Irrelevanz von Banken I Literatur: Freixas/Rochet, S. 7–11 I Annahmen an vollständige und vollkommene Märkte: I Vollständigkeit des Marktsystems (Arrow/Debreu-Märkte) I I Es gibt keine Transaktionskosten, Unteilbarkeiten, Handelsbeschränkungen, Steuern I I Hinreichende Bedingung: Es gibt für jeden Zustand der Welt ein Wertpapier (“contingent claim”), das genau in diesem Zustand eine positive Auszahlung hat und sonst nicht Finanztitel (d. h. Kombinationen von Zahlungsströmen) sind kostenlos und in beliebiger Menge am Markt handelbar (Leerverkäufe möglich, keine Mindestmengen) Es gibt keine Informationsasymmetrien I Alle Marktteilnehmer verfügen über dieselbe Information (diese muss nicht unbedingt vollständig sein) 34 / 43 Banken im Allgemeinen Gleichgewicht - ein einfaches Modell I Annahmen des Modells: I I I I 2 Zeitpunkte, t = 1, 2 1 Gut, das anfänglich den Konsumenten gehört Vollständiger Wettbewerb 3 (repräsentative) Agenten: Haushalte (h), Unternehmen (f ), Banken (b) 35 / 43 Maximierungsproblem der Haushalte I Anfangsausstattung der Haushalte: ω1 → kann konsumiert oder gespart werden I Haushalte wählen ihr Konsumprofil über die Zeit (C1 , C2 ) und die Verteilung ihrer Ersparnisse auf Bankeinlagen (Dh = Depositenangebot) und Wertpapiere (Bh ), um ihren Nutzen zu maximieren I Haushalte sind Eigentümer der Unternehmen und Banken I r = Zinsen auf Wertpapiere, rD = Zinsen auf Bankeinlagen I Maximierungsproblem der Haushalte: max u(C1 , C2 ) s.t. C1 + Bh + Dh = ω1 C2 = Πf + Πb + (1 + r )Bh + (1 + rD ) Dh 36 / 43 Maximierungsproblem der Unternehmen I Unternehmen wählen ihr Investitionsvolumen I und ihre Finanzierung über Bankkredite (Lf = Kreditnachfrage) und Wertpapiere (Bf ), um ihre Gewinne zu maximieren I Produktionsfunktion: f (I ) I rL = Zinsen auf Bankkredite I Gewinne Πf werden in Periode 2 an die Haushalte ausgeschüttet I Maximierungsproblem der Unternehmen: max Πf = f (I ) − (1 + r )Bf − (1 + rL )Lf s.t. I = Bf + Lf 37 / 43 Maximierungsproblem der Banken I Banken wählen ihre Nachfrage nach Einlagen (Db ) und ihr Angebot an Krediten (Lb ), um ihre Gewinne zu maximieren (Annahme: Keine Finanzierung der Bank über Wertpapiere, Bb = 0) I Gewinne Πb werden in Periode 2 an die Haushalte ausgeschüttet I Maximierungsproblem der Banken: max Πb = rL Lb − rD Db s.t. Lb = Db 38 / 43 Allgemeines Gleichgewicht I I Endogene Variablen: Preise (Zinsen: r , rD , rL ) und Mengen (C1 , C2 , Bh , Bf , Dh , Db , Lf , Lb , I ) Ein allgemeines Gleichgewicht ist gekennzeichnet durch 2 Bedingungen: 1. Alle Agenten verhalten sich optimal. 2. Alle Märkte sind geräumt. I Markträumung: I I I I Gütermarkt: Investition = Ersparnis, I = ω1 − C1 Einlagenmarkt: Angebot = Nachfrage, Dh = Db Kreditmarkt: Angebot = Nachfrage, Lb = Lf Wertpapiermarkt: Angebot = Nachfrage, Bf = Bh 39 / 43 Allgemeines Gleichgewicht I Wertpapiere und Einlagen sind perfekte Substitute für Haushalte ⇒ r = rD I Wertpapiere und Kredite sind perfekte Substitute für Unternehmen ⇒ r = rL I Ergebnis 1: Im allgemeinen Gleichgewicht sind alle Zinsen gleich hoch, r = rL = rD ⇒ Banken machen Nullgewinne (unabhängig vom Wettbewerb) I Ergebnis 2: B, L und D tauchen nur in der Kombination B + D = B + L auf ⇒ sie können nicht separat bestimmt werden, da alle Akteure indifferent sind zwischen den verschiedenen Anlage-/Finanzierungsformen I Banken sind in diesem Sinne “irrelevant” (vergl. Modigliani/Miller-Theorem, 1958, Irrelevanz der Kapitalstruktur) 40 / 43 Erweiterung auf Welt mit Unsicherheit I Jeder Marktteilnehmer kann die von ihm gewünschte Kombination von Zahlungsströmen durch Kauf/Verkauf von Wertpapieren (“contingent claims”) realisieren I Dies bedeutet insbesondere, dass Einlagen und Bankkredite durch Bündel von “contingent claims” repliziert werden können → Für die Allokation in der Ökonomie ist es irrelevant, ob es Einlagen und Bankkredite gibt oder nicht ⇒ Banken sind auch bei Unsicherheit “irrelevant” I Fazit: Die Existenz von Banken kann nur in einem Modellrahmen erklärt werden, in dem mindestens eine der Annahmen des Arrow-Debreu-Modells nicht erfüllt ist! 41 / 43 I Zwei verschiedene Ansätze: 1. Einführung von Transaktionskosten (weniger interessant) 2. Einführung asymmetrischer Information (hier!) I Zentrale Frage in dieser Vorlesung: Welche Finanzinstitutionen können die existierenden Informationsprobleme (und die daraus resultierenden Anreizprobleme) am besten lösen? 42 / 43 Programm der nächsten Vorlesung I II. Warum gibt es Banken? I I II.1.: Transaktionskosten (Freixas/Rochet, S. 15–20) II.2: Versicherung gegen Liquiditätsschocks, Modell von Diamond und Dybvig (Journal of Political Economy, 1983) (Freixas/Rochet, S. 20–24) 43 / 43