Vergaberecht SS 2012 (2) rechtl. Grundlagen online IV

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Auftragsvergaben/Vergaberecht (2)
Rechtliche Grundlagen
SS 2012
Kurt Reindl
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Gliederung
Rechtliche Grundlagen
Persönlicher Geltungsbereich
Sachlicher Geltungsbereich
Verfahrensarten
Ablauf des Vergabeverfahrens
Rechtsschutz
Besondere Rechtsfragen
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Zahlen und Fakten
Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu Marktpreisen 2010:
— EU: 12.256 Mrd Euro
— Ö: 286 Mrd Euro
Quelle: Eurostat http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/refreshTableAction.do?tab=table&plugin=0&pcode=tec00001&language=de
Geschätztes Volumen öffentlicher Aufträge
— 15 % des BIP
— EU: rd. 1.800 Mrd Euro
— Ö: rd. 43 Mrd Euro
Ausschreibungsvolumina auf Basis der in den zur Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen
Union (Supplement S) vorgelegten Ausschreibungen und Bekanntmachungen
— Volumen öffentlicher Aufträge 2009:
•
EU: 3,7 % des BIP (rd 453 Mrd Euro)
•
Ö: 2,3 % des BIP (rd 6,5 Mrd Euro)
Quelle: Eurostat http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?dataset=gov_oth_procur&lang=de
3
Ziele des Vergaberechts
Erzeugung bzw Verstärkung von Wettbewerb
— Beschränkung der Machtposition des Staates als Auftraggeber
— Hintanhalten der Bevorzugung nationaler, regionaler oder lokaler Auftragnehmer
— Bestimmbarkeit, Berechenbarkeit, Vorhersehbarkeit staatlichen Handelns
— fairer Wettbewerb durch gleiche Zutrittsmöglichkeiten; gleiche Chancen auf Auftragserteilung
— Transparenz des Verfahrens und der Vergabe als Voraussetzung für Rechtsschutz
Optimale Bedarfsdeckung
— wirtschaftliche, sparsame und zweckmäßige Beschaffung
— „value für money“
vergabefremde Ziele
— zB Sicherung von Beschäftigung, Erreichen von Sozialstandards, Nachhaltigkeit des Wachstums (vgl zB die
Nachhaltigkeitsrechtsprechung des EuGH, zB RS C-448/01, Wienstrom, Tenor Pkt 1)
(Quelle: Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht2 [2012] 388 f)
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Internationales Recht
Agreement on Government Procurement – GPA
Überblick über die Geschichte des „Agreement on Government Procurement“
— Siehe „General overview of WTO work on government procurement “
http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/overview_e.htm
Kein multilaterales, sondern bloß plurilaterales Abkommen („of minory interest“)
— Siehe http://www.wto.org/english/thewto_e/whatis_e/tif_e/agrm10_e.htm
„Tokyo-Round Agreement on Government Procurement“ (GPA 1979)
— Im Rahmen des GATT in der “Tokyo Runde” verhandelt und am 01.01.1981 in Kraft getreten
— Transparentere Vergaben von Lieferaufträgen durch „Zentrale Regierungsstellen“
— Gegen Inländerbegünstigung und Diskriminierung ausländischer Lieferanten und Produzenten
— Abgelöst durch Uruguay-Round Agreement on Government Procurement
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Internationales Recht
„Agreement on Government Procurement“ (GPA 1994 bzw GPA)
— Ergebnis der Verhandlungen der „Uruguay-Runde“ (1986 – 1994) und gleichzeitig mit dem WTO-Abkommen am
01.01.1996 in Kraft getreten
— GPA ist gem Art II Abs 3 des Abkommens zur Errichtung der Welthandelsorganisation integrierender
Bestandteil dieses Abkommens [siehe http://www.wto.int/english/docs_e/legal_e/legal_e.htm, Annex 4(b)]
— Ausweitung des persönlichen Anwendungsbereiches auf die subzentrale Ebene und öffentliche Einrichtungen
— Ausweitung des sachlichen Anwendungsbereiches auf Dienstleistungen und Bauleistungen
— Sicherstellung einer fairen und nichtdiskriminierenden Auftragsvergabe durch ein subjektive Rechte
einräumendes innerstaatliches Vergabeverfahren
— Instrument zur Durchsetzung des GPA: WTO-Abkommen über die Streitbeilegungsverfahren (Understanding on
rules and procedures governing the settlement of disputes - DSU); Strafzölle als Sanktionen gegen Missachtung
von Panelentscheidungen
— WTO-Novum: Widerspruchsverfahren vor unparteiischem Gericht oder sonstigen unabhängigen
Nachprüfungsstelle (Aufhebung, Nichtigerklärung, Erlassung von einstweiligen Verfügungen, Schadenersatz)
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Internationales Recht
— “Plurilaterales Abkommen”
•
Gem Art II Abs 3 des Abkommens zur Errichtung der Welthandelsorganisation bindet das GPA nur
jene WTO-Mitgliedstaaten, die es ratifiziert haben
•
ua EU, USA, Japan, Kanada
(siehe http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/memobs_e.htm#parties)
•
EU als Vertragspartner:
•
Bindung auch der Mitglieder der EU gem Art 216 Abs 2 AEUV (ex-Art 300 Abs 7 EGV): „Die von
der Union geschlossenen Übereinkünfte binden die Organe der Union und die Mitgliedstaaten.“
•
Abschluss des Abkommens nur hinsichtlich Warenverkehr? Für Dienstleistungen und
Bauleistungen wären nach dieser Ansicht die Mitgliedstaaten (MS) der EU zuständig und das GPA
in diesem Bereich somit nur für jene MS verbindlich, die es ratifiziert haben.
•
Unterschiedliche Zugeständnisse der GPA-Mitgliedstaaten
•
ersichtlich aus Appendix I zum Abkommen (der, wie die drei weiteren Appendizes, einen
integrierenden Bestandteil des Abkommens bildet)
— Siehe http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/gp_gpa_e.htm
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Internationales Recht
Appendix I zum GPA
Besteht aus Annexen 1 bis 5
Annexe 1 bis 3: Persönlicher Anwendungsbereich je Mitliedstaat
— Siehe http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/appendices_e.htm#ec
— Annex 1: 130 TSZR / 130 TSZR / 5000 TSZR
•
Rat der Europäischen Union und Europäische Kommission
•
„central public authorities” (zentrale Regierungsstellen)
•
in Ö: Bundeskanzleramt, Bundesministerien bzw bestimmte Abteilungen von Bundesministerien,
weitere explizit genannte Stellen, wie zB das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen; sowie
„All other central public authorities including their regional and local sub-divisions provided that
they do not have an industrial or commercial character.”
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Internationales Recht
— Annex 2: 200 TSZR / 200 TSZR / 5000T SZR
•
„regional or local public authorities”
•
“bodies governed by public law” gem Annex I der RL 93/37/EWG, ABl L 1993/199, 56, und C
1994/241, 228
•
Für Ö siehe Pkt XIII Anhang I: “Alle Körperschaften ohne industriellen oder kommerziellen
Charakter, die der Finanzkontrolle des Rechnungshofs unterstehen.“ (siehe konsolidierte Fassung
der RL 93/37 zum 01.01.1995)
— Annex 3: 400 TSZR / 400 TSZR / 5000T SZR
•
Staatliche Behörden oder öffentliche Unternehmen, die eine Sektorentätigkeit im Sinne von Art 2
RL 93/98/EWG, ABl L 1993/199, 84, und C 1994/241, 228, ausüben
•
In Ö sind dies jedenfalls folgende staatliche Behörden bzw öffentliche Unternehmen:
•
Gem Anhang I RL 93/98/EWG: Gemeinden und Gemeindeverbände, die Trinkwasser gewinnen,
weiterleiten und verteilen, gemäß den Wasserversorgungsgesetzen der neun Länder.
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Internationales Recht
•
Gem Anhang II RL 93/98/EWG: Stellen, die Strom erzeugen, weiterleiten oder verteilen, gemäß
dem 2. Verstaatlichungsgesetz (BGBl. Nr. 81/1947) und dem Elektrizitätswirtschaftsgesetz (BGBl.
Nr. 260/1975) sowie gemäß den Elektrizitätswirtschaftsgesetzen der neun Länder.
•
Gem Anhang VII RL 93/98/EWG: Stellen, die Verkehrsdienste anbieten, gemäß dem
Eisenbahngesetz 1957 (BGBl. Nr. 60/1957) und dem Kraftfahrliniengesetz 1952 (BGBl. Nr.
84/1952).
•
Gem Anhang VIII RL 93/98/EWG: Die Austro Control GmbH sowie Stellen gemäß der Definition
der Artikel 60 bis 80 des Luftfahrtgesetzes 1957 (BGBl. Nr. 253/1957).
•
Gem Anhang IX RL 93/98/EWG: Inlandshäfen, vollständig oder teilweise im Eigentum der Länder
und/oder Gemeinden.
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Internationales Recht
Annexe 4 und 5 - Sachlicher Anwendungsbereich je Mitliedstaat
— Annex 4: Positivliste der Dienstleistungen
•
zB Telecommunications services, Central Product Classification (CPC) no 752* (except 7524, 7525,
7526)
*except voice telephony, telex, radiotelephony, paging and satellite services
Siehe http://unstats.un.org/unsd/cr/registry/regcst.asp?Cl=9&Lg=1
— Annex 5: Positivliste der Bauleistungen
•
A construction services contract is a contract which has as its objective the realization by whatever
means of civil or building works, in the sense of Division 51 of the Central Product Classification; zB
51120 Demolition work (Corresponding ISCI: 4510)
(ISCI = International Standard Industrial Classifacation of All Economic Activites, Rev. 4, zu finden unter
http://unstats.un.org/unsd/cr/registry/isic-4.asp)
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Internationales Recht
Appendix II zum GPA
publication of notices of intended procurements (Art IX:1 GPA) and of post-award notices (Art
XVIII:1 GPA)
— Für Ö: Amtsblatt der Europäischen Union und Amtsblatt zur Wiener Zeitung
Appendix III zum GPA
annual publication of information on permanent lists of qualified suppliers in the case of selective
tendering procedures (Art IX:9 GPA)
— Für die EU: “Member States do not normally operate permanent lists of suppliers and service providers. In the
few cases that such lists exist, this will be published in the Official Journal of the European Communities”
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Internationales Recht
Appendix IV zum GPA
publication of laws, regulations, judicial decisions, administrative rulings of general application and
any procedure regarding government procurement covered by the Agreement on Government
Procurement (Art XIX:1 GPA)
— Für Ö:
•
Österreichisches Bundesgesetzblatt Amtsblatt zur Wiener Zeitung
•
Sammlung von Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes
•
Sammlung der Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofes – administrativrechtlicher und
finanzrechtlicher Teil
•
Amtliche Sammlung der Entscheidungen des OGH in Zivilsachen
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Internationales Recht
Appendizes zum GPA (Zusammenfassung)
Sachlicher Anwendungsbereich GPA: Liefer-, Dienstleistungs- und Bauaufträge
— „Negativlistenmodell“ bei Lieferungen (jede nicht explizit ausgeschlossene Warenart vom GPA umfasst)
— „Positivlistenmodell“ bei Dienstleistungen und Bauleistungen (siehe oben Annexe 4 und 5 zu Appendix I GPA)
Persönlicher Anwendungsbereich GPA: öffentliche Beschaffungsstellen
(siehe oben Annexe 1-3 zu Appendix I zum GPA)
— Ebene der Zentralregierung (Annex 1)
— Ebene unterhalb der Zentralregierung (Annex 2)
— Alle anderen genannten Beschaffungsstellen (Annex 3)
Schwellenwerte
— Können von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat unterschiedlich sein
•
Ausgedrückt in SZR („Sonderziehungsrechte“) („Special Drawing Rights“ SDR)
•
Recheneinheit des internationalen Währungsfonds (IWF)
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Internationales Recht
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enthält feste Beträge der vier wichtigsten Weltwährungen US-Dollar, Euro, Yen und britisches Pfund und
wird täglich neu festgesetzt
— Für EU laut Appendix I zum GPA gültige Schwellenwerte
•
Lieferungs- und Dienstleistungsaufträge auf Ebene der Zentralregierung: 130.000 SZR
•
•
Lieferungs- und Dienstleistungsaufträge unterhalb der Zentralregierung: 200.000 SZR
•
•
Annex 2 zu Appendix I
Lieferungs- und Dienstleistungsaufträge von Sektorenauftraggebern: 400.000 SZR
•
•
Annex 1 zu Appendix I
Annex 3 zu Appendix I
Bauaufträge: 5 Mio SZR
Transparenz
— Ausschreibung in einem Publikationsmedium
— in Ö: Amtsblatt zur Wiener Zeitung (siehe Appendix II zum GPA)
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Internationales Recht
GPA-Verfahren
„Open Procedure“ (offenes Verfahren):
— Offen für alle Bieter, hohe Transparenz
„Selective Tendering Procedure“ (selektives Verfahren)
— Aufforderung durch Beschaffungsstelle
„Limited Tendering Procedure“ (beschränktes Verfahren)
— Auftragsvergabe ohne öffentliche Ausschreibung; nur unter besonderen Umständen (zB bei
besonderer Dringlichkeit)
GPA-Zuschlagskriterien
Günstigster Preis
Bestes Angebot
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Internationales Recht
Aktuelle Verhandlungen zum Thema „government procurement“
Lfd Verhandlung über Änderung des GPA – Article XXIV:7(b) GPA
—
15.12.2011: “Historic deal reached on government procurement” http://www.wto.org/english/news_e/news11_e/gpro_15dec11_e.htm
—
The re-negotiation of the Agreement on Government Procurement (GPA) http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/negotiations_e.htm
Multilaterale Verhandlungen über Vergaben von Dienstleistungsaufträgen gem Artikel XIII GATS
-
Siehe http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/gpserv_e.htm
-
Lt Pkt 8 der „Guidelines and Procedures for the Negotiations on Trade in Services“ (2001) sollten die Verhandlungen vor Abschluss der
Verhandlungen im Rahmen der Doha-Runde abgeschlossen sein
(http://docsonline.wto.org/imrd/directdoc.asp?DDFDocuments/t/S/L/93.doc)
Arbeitsgruppe „Transparency in government procurement“
-
Siehe http://www.wto.org/english/tratop_e/gproc_e/gptran_e.htm
-
Eingerichtet durch die Ministerkonferenz 1996 (Singapur)
-
Ministerkonfernz 2001 (Doha): Einvernehmen darüber, neue Verhandlunge naufzunehmen („Doha-Agenda“); in Bezug auf government
procurement aber mit folgender Einschränkung: „negotiations shall be limited to the transparency aspects and therefore will not restrict the
scope for countries to give preferences to domestic supplies and suppliers“
-
Ministerkonferenz 2003 (Canún): Uneinigkeit im Agrarbereich und über die vier sog „Singapur“-Themen, ua „transparency in governmment
procurement“, welches schließlich am 1.8.2004 von der Doha-Agenda“ genommen wurde
17
Unionsrecht
Primärrecht
Grundfreiheiten und allgemeines Diskriminierungsverbot
Beschränkt auf Sachverhalte mit grenzüberschreitendem Bezug
Subsidiäre Anwendung
— Nur, wenn keine speziellen Regelungen im Sekundärrecht (zB Vergabe-Richtlinien; siehe unten)
•
zB Auftragsvergaben im Unterschwellenbereich oder
•
Vergabe von Dienstleistungskonzessionen
Unmittelbare Anwendung
— Keine Umsetzung in nationales Recht
18
Unionsrecht
Grundfreiheiten
Warenverkehrsfreiheit (Art 34 AEUV [ex-Art 28 EGV])
Arbeitnehmerfreizügigkeit (Art 45 AEUV [ex-Art 39 EGV])
Niederlassungsfreiheit (Art 49 AEUV [ex-Art 43 EGV])
Dienstleistungsfreiheit (Art 56 AEUV [ex-Art 49 EGV])
Beispiel EuGH Rs C-243/89, Storebaelt
— Angebotsbedingung: weitgehende Verwendung von inländischen Baustoffen,
Verbrauchsgütern, Arbeitskräften und Geräten
— Laut EuGH war dies ein Verstoß gegen die Warenverkehrsfreiheit, Arbeitnehmerfreizügigkeit
und Dienstleistungsfreiheit (LS 3)
•
Hinweis: Artikel 30, 48 und 49 des EG-Vertrages vor dem Vertrag von Amsterdam
(vgl Art 12 Abs 1 und Pkt B der Übereinstimmungstabelle des Anhangs zum Vertrag von Amsterdam,
ABl C 1997/340)
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Unionsrecht
Beispiel EuGH Rs C-231/03, Coname
— „Die Artikel 43 EG [Niederlassungsfreiheit] und 49 EG [Dienstleistungsfreiheit] stehen der unmittelbaren
Vergabe einer Konzession für die Verwaltung der öffentlichen Dienstleistung der Gasversorgung an eine
Gesellschaft mit überwiegend öffentlichem Stammkapital, an dem eine Gemeinde eine Beteiligung von 0,97
% hält, durch diese Gemeinde entgegen, wenn diese Vergabe nicht Transparenzerfordernissen genügt, die,
ohne notwendigerweise eine Verpflichtung zur Vornahme einer Ausschreibung zu umfassen, insbesondere
geeignet sind, einem in einem anderen Mitgliedstaat als dem dieser Gemeinde niedergelassenen
Unternehmen vor der Vergabe Zugang zu angemessenen Informationen über diese Konzession zu
ermöglichen, so dass dieses Unternehmen gegebenenfalls sein Interesse am Erhalt dieser Konzession hätte
bekunden können.“ (LS 2; Hervorhebung durch Verfasser)
20
Unionsrecht
Allgemeines Diskriminierungsverbot
Artikel 18 AEUV (ex-Art 12 EGV)
Verbot der Bevorzugung inländischer gegenüber ausländischen Unternehmen oder Produkten bzw
Dienstleistungen
EuGH bezieht sich auf das Diskriminierungsverbot, wenn Subsumtion unter Grundfreiheiten nicht
möglich ist (insbes bei der Beurteilung vergabefremder, etwa sozialer oder ökologischer,
Entscheidungskriterien)
Beispiel EuGH Rs 31/87, Beentjes
— Vergabekriterium: Beschäftigung einer bestimmten Anzahl von Langzeitarbeitslosen, die beim regionalen
Arbeitsamt gemeldet sind
— Vergabefremde Kriterien grundsätzlich zulässig, wenn sie nicht gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen
— Verstoß gegen Diskriminierungsverbot möglich, wenn Kriterium von nicht einheimischen Unternehmen nicht
oder nur schwer erfüllbar ist (Rn 30)
— Weitere Voraussetzung: Vergabefremde Kriterien müssen veröffentlicht sein (Rn 36)
21
Unionsrecht
Verbot der Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit schließt Verpflichtung zur
Transparenz ein
Beispiel EuGH Rs C-324/98, Telaustria
— Herstellung von Telefonbüchern ist vom Anwendungsbereich der Sektoren-RL nicht umfasst, wenn die
vereinbarte Gegenleistung im Recht zur Verwertung seiner eigenen Leistung besteht (sog
„Dienstleistungskonzession“)
— „Auch wenn solche Verträge […] vom Anwendungsbereich der [Sektoren-RL] ausgenommen sind, haben die
Auftraggeber, die sie schließen, doch die Grundregeln des Vertrages im Allgemeinen und das Verbot der
Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit im Besonderen zu beachten, das insbesondere eine
Verpflichtung zur Transparenz einschließt, die es dem Auftraggeber ermöglicht, festzustellen, ob dieses Verbot
beachtet worden ist.
22
Unionsrecht
Sekundärrecht
Verdrängt als spezielle Norm („lex specialis“) idR das Primärrecht („lex generalis“)
Vergabe- und Rechtsmittelrichtlinien
— „klassische“ RL; SektorenRL; RechtsmittelRL; Verteidigungs- und Sicherheits-Richtlinie
•
Harmonisierung der nationalen Vergaberechtsordnungen
— Grundsätzlich keine unmittelbare Anwendung
•
Umsetzung in nationales Recht erforderlich
•
(mangels Umsetzung uU unmittelbare Anwendung nach den Prinzipien des EuGH)
Verordnungen
— Unmittelbar anwendbar
— zB Schwellenwertverordnungen
Entscheidungen
— zB Entscheidung der Kommission gem Artikel 30 Absatz 1 der Richtlinie 2004/17/EG (Sektoren-RL) zur
Freistellung bestimmter Sektorentätigkeiten von der Anwendung der Sektoren-RL, wenn davon auszugehen ist
dass eine Tätigkeit unmittelbar dem Wettbewerb ausgesetzt ist
23
Unionsrecht
„klassische“ Richtlinie (RL 2004/18/EG idF ABl L 2011/319, 43)
Sachlicher Anwendungsbereich
— Bauaufträge und Baukonzessionsaufträge
— Lieferaufträge
— Dienstleistungsaufträge (nicht: Dienstleistungskonzessionsverträge)
Persönlicher Anwendungsbereich (Art 1 Abs 9)
— Der Staat und seine Gebietskörperschaften (GKö)
— Einrichtungen des öffentlichen Rechts (EÖRe):
(1) Besorgung von im Allgemeininteresse liegenden Aufgaben nicht gewerblicher Art
(2) Eigene Rechtspersönlichkeit (privat- oder öffentlich-rechtlicher Natur)
(3) Beherrschung: a. Finanzierung überwiegend durch Staat/GKö/andere EÖRe;
b. Aufsicht über Leitung durch Staat/GKö/andere EÖRe
c. Ernennung der Mitglieder der Leitungs- oder Aufsichtsorgane mehrheitlich durch Staat/GKö/andere EÖRe
— Verbände aus den oa Körperschaften oder Einrichtungen
24
Unionsrecht
Sektoren-Richtlinie (RL 2004/17/EG idF ABl L 2011/319, 43)
Sachlicher Anwendungsbereich
— Bauaufträge (nicht: Baukonzessionsaufträge)
— Lieferaufträge
— Dienstleistungsaufträge (nicht: Dienstleistungskonzessionsverträge)
Persönlicher Anwendungsbereich: in den Wirtschaftssektoren Wasser-, Energie- und
Verkehrsversorgung sowie Postdienste tätige Unternehmen (Art 2 ff)
— Der Staat und seine Gebietskörperschaften (GKö)
— Einrichtungen des öffentlichen Rechts (EÖRe)
— Verbände aus den oa Körperschaften oder Einrichtungen
— Mit Ausschließlichkeitsrechten bzw besonderen Rechten ausgestattete private Unternehmen
Anwendungsbereich weiter als „klassische“ RL; allerdings für Sektorenauftraggeber gewisse
Erleichterungen vorgesehen
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Unionsrecht
Möglichkeit von Freistellungen (Art 30 Sektoren-RL)
— Verfahren zur Feststellung, ob eine bestimmte Tätigkeit unmittelbar dem Wettbewerb ausgesetzt ist
z.B.:
•
Entscheidung 2008/585/EG der Kommission vom 7. Juli 2008 zur Freistellung der Erzeugung von
Strom in Österreich von der Anwendung der Richtlinie 2004/17/EG des Europäischen Parlaments und
des Rates zur Koordinierung der Zuschlagserteilung durch Auftraggeber im Bereich der Wasser-,
Energie- und Verkehrsversorgung sowie der Postdienste, ABl L 2008/188, 28
•
Beschluss 2010/142/EU der Kommission vom 3. März 2010 zur Ausnahme bestimmter Dienste des
Postsektors in Österreich von der Anwendung der Richtlinie 2004/17/EG des Europäischen
Parlaments und des Rates, ABl L 2010/56, 8.
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Unionsrecht
Verteidigungs- und Sicherheits-Richtlinie (RL 2009/81/EG idF ABl L 2009/314, 64)
Sachlicher Anwendungsbereich (Art 2)
— Lieferung von Militärausrüstung, einschließlich dazugehöriger Teile, Bauteile und/oder Bausätze
— Lieferung von sensibler Ausrüstung, einschließlich dazugehöriger Teile, Bauteile und/oder Bausätze
— Bauleistungen, Lieferungen und Dienstleistungen in unmittelbarem Zusammenhang mit der in den Buchstaben
a und b genannten Ausrüstung in allen Phasen ihres Lebenszyklus
— Bau- und Dienstleistungen speziell für militärische Zwecke oder sensible Bauleistungen und sensible
Dienstleistungen
Persönlicher Anwendungsbereich (Art 1 Z 17)
— „Auftraggeber“: öffentliche Auftraggeber im Sinne von Artikel 1 Absatz 9 der Richtlinie 2004/18/EG und
Auftraggeber im Sinne von Artikel 2 der Richtlinie 2004/17/EG
Umsetzungsfrist: 21. August 2011; umgesetzt durch BGBl I 2012/10
27
Unionsrecht
Schwellenwerte
Die Richtlinien sind nur ab bestimmten
Auftragsvergabe
Auftragsvergaben
Auftragsvergaben
durch zentrale
n durch andere
durch Sektoren-
im Bereich
Regierungs-
als zentrale
Auftraggeber
Verteidigung und
behörden*)
Regierungs-
(Art 16 RL 2004/17/EG)
Sicherheit
(Art 7 u 56 RL
behörden
2004/18/EG
Schwellenwerten anwendbar
— Unterhalb der Schwellenwerte ist das
Auftragsvergaben
(Art 8 RL 2009/81/EG)
(Art 7 u 56 RL
2004/18/EG)
Bauaufträge
5.000 TEUR
5.000 TEUR
5.000 TEUR
5.000 TEUR
Baukonzes-
5.000 TEUR
5.000 TEUR
---
5.000 TEUR
Lieferaufträge
130 TEUR
200 TEUR
400 TEUR
400 TEUR
Dienstleis-
130 TEUR
200 TEUR
400 TEUR
400 TEUR
Primärrecht maßgeblich
Ab 01.01.2012 gültige Schwellenwerte
gem VO 2011/1251/EU der
sionsverträge
Kommission vom 30.11.2011, ABl L
2011/319/EU, 43
tungsaufträge
*) Zentrale Regierungsbehörden gem Anhang IV der RL 04/18/EG; für Ö:
Bundskanzleramt, Bundesministerien, Bundesamt für Eich- und
Vermessungswesen, Österr Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal GmbH,
Bundesprüfanstalt für KFZ, BB-GmbH, BRZ GmbH
28
Unionsrecht
Rechtsmittelrichtlinie für den „klassischen Bereich“ (RL 89/665/EWG idF ABl L 2007/335, 31)
Liefer-, Bau- und Dienstleistungsaufträge
Harmonisierung der unterschiedlichen nationalen Rechtsschutzstandards
Gemeinschaftsweite Grundstandards für rasche und wirksame Nachprüfung von Vergabeverfahren „Nachprüfungsverfahren“
Auch Harmonisierung verfahrens- und organisationsrechtlicher Aspekte des innerstaatlichen Vollzuges
— Individuell durchsetzbare Bieterrechte
— Vorgaben hinsichtlich der Organisation der Rechtsschutzinstanzen
— Absicherung der Vorlageberechtigung der Rechtsschutzinstanzen an den EuGH
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Unionsrecht
Sektorenrechtsmittelrichtlinie (RL 92/13/EWG idF ABl L 2007/335, 31)
Auftraggeber im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie der Postdienste
„Nachprüfungsverfahren“
„Bescheinigungsverfahren“ und „Schlichtungsverfahren“ wurden aufgehoben (vgl ErwG 29 und 30
der RL 2007/66/EG, ABl 2007/335, 31)
30
Unionsrecht
Mitteilung der Kommission zu Auslegungsfragen in Bezug auf das Gemeinschaftsrecht, das für
die Vergabe öffentlicher Aufträge gilt, die nicht oder nur teilweise unter die
Vergaberichtlinien fallen, ABl C 2006/179, 2
Grundanforderungen für die Vergabe von Aufträgen mit Binnenmarktrelevanz
-
Bekanntmachung
-
Auftragsvergabe
-
Rechtsschutz
EuG 20.05.2010, T-258/06, Deutschland/Kommission, bestätigt, dass die (bestandenen)
Bestimmungen der Mitteilung die Auslegung des EuGH wieder geben.
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Unionsrecht
Geltendes Unionsrecht
Siehe im Übrigen
— http://eur-lex.europa.eu/de/legis/latest/chap0630.htm
— http://ec.europa.eu/internal_market/publicprocurement/legislation_de.htm
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Ö Bundesverfassungsrecht
Kompetenzrechtliche Grundlagen des B-VG
Materielles Vergaberecht
— Gesetzgebung: Bund (Art 14 b Abs 1 B-VG)
— Vollziehung: Bund
• für eigene Vergaben und für Vergaben von bestimmten Stiftungen, Fonds, Anstalten,
Unternehmungen, bundesgesetzlich eingerichteten Selbstverwaltungskörpern und
sonstigen Rechtsträgern [Generalklausel] (Art 14 Abs 2 Z 1 B-VG)
— Vollziehung: Länder
• für eigene Vergaben und Vergaben von Gemeinden, Gemeindeverbänden sowie von
bestimmten Stiftungen, Fonds, Anstalten, Unternehmungen, landesgesetzlich
eingerichteten Selbstverwaltungskörpern und sonstigen Rechtsträgern (Art 14b Abs 2 Z 2
B-VG)
33
Ö Bundesverfassungsrecht
Vergabekontrolle
— Gesetzgebung und Vollziehung: Bund
• für eigene Vergaben und für Vergaben von bestimmten Stiftungen, Fonds, Anstalten,
Unternehmungen, bundesgesetzlich eingerichteten Selbstverwaltungskörpern und
sonstigen Rechtsträgern [Generalklausel] (Art 14 Abs 1 und Abs 2 Z 1 B-VG)
— Gesetzgebung und Vollziehung: Länder
• Art 14b Abs 3 B-VG: „Landessache ist die Gesetzgebung und die Vollziehung in den
Angelegenheiten der Nachprüfung im Rahmen der Vergabe von Aufträgen durch
Auftraggeber im Sinne des Abs. 2 Z 2.“
• Auftraggeber iSd Art 14b Abs 2 Z 2 B-VG: Gemeinden, Gemeindeverbände sowie
bestimmte Stiftungen, Fonds, Anstalten, Unternehmungen, landesgesetzlich eingerichtete
Selbstverwaltungskörper und sonstige Rechtsträger
34
Ö Bundesverfassungsrecht
Verordnungserlassung
— Art 14b Abs 5 B-VG: „Die Durchführungsverordnungen zu den nach Abs. 1 ergehenden Bundesgesetzen sind,
soweit in diesen Gesetzen nicht anderes bestimmt ist, vom Bund zu erlassen. Abs. 4 ist auf solche
Verordnungen sinngemäß anzuwenden.“
Mitwirkung
— Art 14b Abs 4 B-VG: „Der Bund hat den Ländern Gelegenheit zu geben, an der Vorbereitung von
Gesetzesvorhaben in Angelegenheiten des Abs. 1 mitzuwirken. Nach Abs. 1 ergehende Bundesgesetze, die
Angelegenheiten regeln, die in Vollziehung Landessache sind, dürfen nur mit Zustimmung der Länder
kundgemacht werden.“
35
Ö Bundesverfassungsrecht
(Sonder-)Schadenersatzrecht
-
Gesetzgebung und Vollziehung: Bund
• Art 10 Abs 1 Z 6 B-VG: Zivilrechtswesen
36
Ö Bundesrecht
Bundesvergabegesetz 2006 (BVergG)
NEU
Quelle: www.ris.bka.gv.at
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Ö Bundesrecht
Stammfassung (StF) BGBl I 2006/17
— Vgl EBRV 1171 BlgNR 22. GP
Änderungen:
— Betragsanpassung mittels Verordnung (BGBl II 2006/193)
• wegen neuer EU-Schwellenwerteverordnung
— Aufhebung einer Wortfolge in § 318 Abs 1 sowie einer Wortfolge in Anhang XIX des
Bundesvergabegesetzes 2006 durch den Verfassungsgerichtshof (BGBl I 2007/84)
— Gewisse Änderungen im Bundesvergabegesetzes 2006 (BGBl I 2007/86)
— Betragsanpassung mittels Verordnung (BGBl II 2007/366)
• wegen neuer EU-Schwellenwerteverordnung
— Anpassungen aufgrund der Änderung des Bundes-Verfassungsgesetzes und Erlassung eines
Ersten Bundesverfassungsrechtsbereinigungsgesetzes (BGBl I 2008/2)
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Ö Bundesrecht
— Anpassung des Anhanges I des Bundesvergabegesetzes 2006 an das Gemeinsame Vokabular
für öffentliche Aufträge - CPV-Verordnung (BGBl II 2008/326)
•
CPV – „Common Procurement Vocabulary“
•
Siehe VO (EG) 2195/2002 des europ. Parlaments und des Rates vom 5. November 2002 über das „Gemeinsame
Vokabular für öffentliche Aufträge“ (CPV) idF ABl L 2009/188, 14
•
NACE Rev1 – “General Industrial Classification of Economic Activities within the European Communities”
•
•
CPC Prov – “Provisional Central Product Classification” (CPC Prov) der Vereinten Nationen
•
•
Siehe Anhang III der VO (EG) 2195/2002 mit der “Entsprechungstabelle” zwischen CPV und NACE Rev1
Siehe Anhang II der VO (EG) 2195/2002 mit der “Entsprechungstabelle” zwischen CPV und CPC Prov
Vorrang zwischen den Nomenklaturen:
•
§§ 51 Abs 2 und 212 Abs 2 BVergG: “Zur Abgrenzung des Anwendungsbereiches dieses Bundesgesetzes in Bezug auf
die diesem Bundesgesetz gemäß Anhang I unterliegenden Bauleistungen bzw. zur Abgrenzung zwischen den diesem
Bundesgesetz unterliegenden Kategorien der prioritären oder nicht prioritären Dienstleistungen hat die NACENomenklatur bzw. die CPC-Nomenklatur Vorrang gegenüber der CPV-Nomenklatur.“
39
Ö Bundesrecht
— Betragsanpassungen durch österr. „Schwellenwerteverordnung 2009“ (BGBl II 2009/125)
NEU
•
außer Kraft getreten durch Schwellenwerteverordnung 2012 (BGBl I 2012/95)
— Vergaberechtsnovelle 2009 (BGBl I 2010/15)
•
Ua Umsetzung der Änderungen in den Rechtsmittelrichtlinien
•
Vgl EBRV 327 BlgNR 24. GP
— Betragsanpassung mittels Kundmachung (BGBl II 2010/73)
•
wegen neuer EU-Schwellenwerteverordnung (VO 2009/1177/EG)
•
nunmehr nicht mehr mittels Verordnung, sondern per Kundmachung: Kundmachungskompetenz gem §
18 BVergG mit Vergaberechtsnovelle 2009 eingeführt
„Durch die vorgeschlagenen Änderungen soll es ermöglicht werden, möglichst zeitnah zur Publikation der Verordnung auf
Gemeinschaftsebene auch bestimmte Schwellenwerte des BVergG 2006 entsprechend anpassen zu können, ohne das in Art.
14b Abs. 5 B-VG vorgesehene Verfahren beachten zu müssen. Abs. 2 ermöglicht nur die Angleichung (im Sinne eines bloßen
Nachvollzuges) bestimmter Schwellenwerte des BVergG 2006 an die von der Kommission neu festgesetzten Schwellenwerte.“
(EB 327 BlgNR 24. GP, 11)
40
Ö Bundesrecht
— Betragsanpassung mittels Verordnung (BGBl II 2010/455)
•
NEU
Verlängerung der österr. „Schwellenwertverordnung 2009“ bis 31.12.2011
(Hinweis: Schwellenwertverordnung 2009 wurde durch Schwellenwerteverordnung 2012 BGBI I 2012/95
außer Kraft gesetzt)
— Betragsanpassung mittels Kundmachung (BGBl II 2011/415)
•
neue EU-Schwellenwerteverordnung (VO 2011/1251/EU)
— Betragsanpassung mittels Verordnung (BGBl II 2011/433)
•
NEU
wegen Verlängerung der österr. „Schwellenwertverordnung 2009“ bis 31.12.2012
(Hinweis: Schwellenwertverordnung 2009 wurde durch Schwellenwerteverordnung 2012 BGBI I 2012/95
außer Kraft gesetzt)
41
Ö Bundesrecht
— Vergaberechtsnovelle 2012 (BGBl I 2012/10)
•
NEU
Neue Verfahrensart:
Direktvergabe mit vorheriger Bekanntmachung bzw nach vorherigem Aufruf zum Wettbewerb (§§ 41a
u. 201a)
•
Änderung des Schwellenwertes bei der Direktvergabe (ohne vorherige Bekanntmachung/ohne
vorherigem Aufruf zum Wettbewerb) (§§ 41 u. 201)
•
•
von 40 TEUR auf 50 TEUR (klassischer Bereich) bzw
•
von 60 TEUR auf 75 TEUR (Sektorenbereich)
Änderung des Schwellenwertes für Bauaufträge im nicht offenen Verfahren ohne vorherige
Bekanntmachung (§ 37 Z 1 BVergG)
•
•
von 120 TEUR auf 300 TEUR
Weitere Erleichterungen sowohl für Auftraggeber als auch Unternehmer durch Vereinfachungen bei der
Eignungsprüfung sowie durch punktuelle Änderungen etwa bei der vertieften Angebotsprüfung
•
Änderungen der Regelungen betreffend Schadenersatzansprüche gegen den Auftraggeber
•
Umsetzung des EuGH Erkenntnisses in der Rs C-314/09
42
Ö Bundesrecht
— Schwellenwerteverordnung 2012 (BGBI II 2012/95)
•
NEU
befristete Anhebung bestimmter Schwellen im Unterschwellenbereich (USB)
•
Im Unterschwellenbereich können gem § 37 Z 1 BVerG Bauaufträge im nicht offenen Verfahren
ohne vorherige Bekanntmachung vergeben werden, u.a. wenn der geschätzte Auftragswert 1 Mio
EUR nicht erreicht
•
Im Unterschwellenbereich können gem § 37 Z 2 BVerG Liefer- und Dienstleistungsaufträgen im
nicht offenen Verfahren ohne vorherige Bekanntmachung vergeben werden, u.a. wenn der
geschätzte Auftragswert 100 TEUR nicht erreicht.
•
Im Unterschwellenbereich sind Direktvergaben (ohne vorherige Bekanntmachung) gem § 41 Abs 2
BVergG zulässig, wenn der geschätzte Auftragswert 100 TEUR nicht erreicht.
•
nach Außerkrafttreten der Verordnung gelten wieder die eigentlichen Schwellenwerte
•
laut Schwellenwerteverordnung 2012, BGBl II 2012/95 idF BGBl II 2011/433, gilt ab 01.01.2013
iZm
•
§ 37 Z 1 BVergG der per Vergaberechtsnovelle 2012 neu festgesetzte Wert von 300 TEUR;
•
§ 37 Z 2 BVergG wieder der im BVergG ursprünglich enthaltene Schwellenwert iHv 80
TEUR;
43
•
§ 41 Abs 2 BVergG der per Vergaberechtsnovelle 2012 neu festgesetzte Wert von 50 TEUR.
Ö Bundesrecht
Gliederung BVergG:
— Erster Teil: Regelungsgegenstand und Begriffsbestimmungen
— Zweiter Teil: Vergabeverfahren für öffentliche Auftraggeber
•
1. Hauptstück: Geltungsbereich, Grundsätze
•
2. Hauptstück: Arten und Wahl der Vergabeverfahren
•
3. Hauptstück: Bestimmungen für die Durchführung von Vergabeverfahren
•
4. Hauptstück: Bestimmungen für besondere Aufträge und für besondere Verfahren
— Dritter Teil: Verfahren für Sektorenauftraggeber
•
1. Hauptstück: Geltungsbereich, Grundsätze
•
2. Hauptstück: Arten und Wahl der Vergabeverfahren
•
3. Hauptstück: Bestimmungen für die Durchführung von Vergabeverfahren
•
4. Hauptstück: Bestimmungen für besondere Aufträge und für besondere Verfahren
44
Ö Bundesrecht
— Vierter Teil: Rechtsschutz vor dem Bundesvergabeamt
•
1. Hauptstück: Einrichtung und innere Organisation
•
2. Hauptstück: Zuständigkeit und Verfahren
•
Nachprüfungsverfahren, Einstweilige Verfügungen, Feststellungsverfahren
— Fünfter Teil: Außerstaatliche Kontrolle und zivilrechtliche Bestimmungen
•
1. Hauptstück: Außerstaatliche Kontrolle
•
2. Hauptstück: Zivilrechtliche Bestimmungen
— Sechster Teil: Straf-, Schluss- und Übergangsbestimmungen
— Anhänge I bis XIX
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Ö Landesrecht
Vergabe-Kontrolle der Länder
Neun Landesgesetze
— „Vergabe-Nachprüfungs“- bzw „Vergabe-Kontroll“-Gesetze
— Gesetzgebungskompetenz in Art 14b Abs 3 B-VG
Beispiel Oberösterreich:
— Oö Vergaberechtsschutzgesetz 2006, LGBl 2006/130 idF 2010/68
•
1. TEIL: Geltungsbereich und Zuständigkeit
•
Zuständige Behörde: UVS des Landes OÖ
•
2. TEIL: Nachprüfungsverfahren
•
3. TEIL: einstweilige Verfügung
•
4. TEIL: Feststellungsverfahren
•
5. TEIL: gemeinsame Verfahrensrechtliche Bestimmungen
•
6. TEIL: Schlussbestimmungen
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