Vorstellung des Faches Latein Das Römische Reich umfasste verschiedenste Völker Europas, Asiens und Afrikas. Amts- und Verkehrssprache dieses Staatsgebildes war Latein. Auch nach dem Untergang des Römischen Reiches blieb das Lateinische bis in die Neuzeit die völkerverbindende Sprache Europas, die Sprache der Universitäten, der Diplomatie, der Kirche. Auch mittelalterliche Texte sind meist in Latein verfasst. Latein ist die Mutter der romanischen Sprachen, Sprachen wie Spanisch oder Französisch. Diese Sprachen nachträglich zu erlernen fällt Lateinkundigen relativ leicht. Im Englischen sind eine Fülle lateinischer Wörter enthalten, im Deutschen lebt die Sprache in vielen Lehnund besonders Fremdwörtern fort. Lateinkenntnisse fördern Kompetenzen im Umgang mit wissenschaftlicher Terminologie. Aber auch über den rein sprachlichen Bereich hinausgehend begegnen uns Zeugnisse der untergegangenen Kultur auf Schritt und Tritt, in der Architektur, der Literatur, der Kunst und in vielen anderen Disziplinen. Überhaupt gilt die klassische Antike als die Wiege der abendländischen Kultur, in ihr hat der moderne Europäer seine Wurzeln, hier findet er unterschiedlichste Anregungen. Im Lateinunterricht selbst werden lateinische Texte, über die sich das Leben in der Antike exemplarisch erschließt, ins Deutsche übertragen. Unterrichtssprache ist dabei Deutsch. Damit eignet sich das Lateinische auch besonders für Kollegiaten ohne fremdsprachliche Vorkenntnisse. Über die Beschäftigung mit der lateinischen Sprache erlangt man zugleich Kenntnisse der deutschen Grammatik, verbessert also die muttersprachliche Kompetenz und darüber hinaus Lern- und Sprachlernkompetenz generell. Analytisches und methodisches Denken wird geschult und somit auch Studierfähigkeit in besonderem Maße gefördert. Das korrekte Textverständnis setzt dabei oft zudem kombinatorische Fähigkeit voraus, so dass das Auffinden möglicher Lösungen ähnlich wie beim Puzzlespiel Spaß bereitet und Erfolgserlebnisse eigener Art vermittelt. Andererseits verlangt das Fach aber auch Durchhaltevermögen und Arbeitsdisziplin. Latinumsprüfung Die Unterscheidung zwischen „Großem und Kleinem Latinum“ ist inzwischen in Berlin wie in anderen Bundesländern auch aufgehoben. Stattdessen gibt es nur noch das Latinum. Diese Qualifikation wird weiterhin an zahlreichen Universitäten für bestimmte Fächer wie z.B. Philosophie, Geisteswissenschaften, Musikwissenschaft, Archäologie Geschichte, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Theologie etc. verlangt. Die Frage, ob ein Latinum benötigt wird oder nicht, hängt von Fach, Hochschule, Prüfungsordnung und Studienabschluss ab. Wer promovieren will, benötigt meist das Latinum. Mit dem Erwerb des Latinums am Kolleg hält man sich für die spätere Studienwahl Optionen offen. Ein Latinum an der Universität nachzuholen ist mit einem enormen Zeitaufwand, in der Regel von zumindest ein bis zwei Jahren, verbunden. Dieser zusätzliche erhebliche Zeitaufwand wird nicht eigens durch Bafög gefördert. Viele scheitern an der Hürde und geben das ursprünglich gewählte Studienfach auf. Latein im Abitur Am Kolleg kann man das Latinum im Rahmen des regulären Unterrichts in einer angenehmen Lernatmosphäre erwerben, sofern das Fach schriftliches drittes Prüfungsfach oder mündliches viertes Prüfungsfach im Abitur ist. Das Latinum kann auch im Rahmen der sogenannten Latinumsprüfung als Ergänzungsprüfung erworben werden. Curriculum für das Fach Latein letzte Fassung.docx_22.09.2014_15:12 Die Abiturprüfung selbst besteht aus der Übersetzung eines lateinischen Textes ins Deutsche sowie aus weiteren Interpretationsaufgaben. Diese beziehen sich z.B. auf Themenfelder aus den Bereichen Geschichte und Politik, Dichtung, Religion und Philosophie oder auch auf Fragestellungen zur römischen Gesellschaft und zum römischen Alltagsleben. Die Themenfelder sind zuvor im Unterricht behandelt, die Antworten erfolgen in deutscher Sprache. Die Gewichtung der Interpretationsaufgaben im schriftlichen Abitur beträgt z.Z. 30%, die der Übersetzungsaufgabe 60%. Weitere 10% werden für Korrektheit der Muttersprache und äußere Formkriterien erteilt. Latein ist seit drei Jahren zentrales Abiturfach. Die Erfahrungen mit dem Zentralabitur sind positiv. Wahl der zweiten Fremdsprache Angehende Kollegiaten haben die Möglichkeit, am Kolleg zwischen den Fremd- sprachen Spanisch, Französisch und Latein als zweiter Fremdsprache zu wählen. Die Wahl will gut durchdacht sein. Sie sollte nicht von momentanen Nützlichkeits-Erwägungen ausschließlich bestimmt sein. Die Entscheidung für das Fach Latein ist nicht antiquiert; das Fach hat eine historische Dimension und trägt in hohem Maße dazu bei, moderne Sichtweisen zu relativieren. Humanistische Bildung erfährt auch noch heutzutage in der akademischen Welt eine besondere Wertschätzung und ist kosmopolitischer Natur. Latein muss kein Abiturfach sein. Es kann auch belegt werden, um die Verpflichtung der Wahl einer zweiten Fremdsprache zu erfüllen und damit Zulassungsbedingungen für die Aufnahme eines Studienganges zu genügen. Curriculum für das Fach Latein letzte Fassung.docx_22.09.2014_15:12 Curriculum für das Fach: Latein Latein als zweite Fremdsprache orientiert sich am Kolleg an den Abschlussstandards für spät beginnenden Lateinunterricht (L 4). Die dort geforderten Kompetenzen umfassen die Bereiche Spracherwerb, methodische und interkulturelle Kompetenz sowie den Bereich Text und Literatur. Latein am Kolleg wird gegenwärtig ausschließlich im Grundkursbereich angeboten. Dies bedingt im Bereich der Sprach- und Textkompetenz die nachfolgende schulinterne Umsetzung: Arbeit mit dem Lehrbuch: Spracherwerbsphase: Grundlage der Spracherwerbsphase ist die Arbeit mit dem Lehrwerk „Orbis Romanus - Einführung in die lateinische Sprache“ (hg. Schmeken, Schöningh, Paderborn 1991). Das Buch ist für Latein als zweite Fremdsprache konzipiert und erfüllt das Kriterium einer „stärkeren Progression“. Zugleich genügt es den im Rahmenlehrplan vorgegebenen Anforderungen hinsichtlich Sprach- und Textkompetenz. Im Inhaltsverzeichnis des genannten Lehrwerks werden diese Kompetenzen unter den Rubriken Formenlehre und Satzlehre ausgewiesen und Kapiteln zugeordnet. Die Arbeit mit dem Lehrbuch verfolgt das Ziel, die Kollegiaten auf das Übersetzen von Originallektüre (Caesar/Cicero/Sallust) vorzubereiten und die hauptsächlichen lektürerelevanten sprachlichen Erscheinungen dieser Autoren zu behandeln. Angesichts der zu geringen Zeit, die für den Erwerb der dafür nötigen Sprachkompetenz zur Verfügung steht, können nicht alle sprachlichen Erscheinungen und Formen umfassend behandelt werden, vielmehr ist ihre Beschränkung erforderlich. Stattdessen sind die Schüler zu befähigen, Formen und bestimmte syntaktische Phänomene ggf. in Grammatiken und Formentabellen nachzuvollziehen sowie Lexika adäquat einzusetzen. Die Arbeit mit dem Lehrbuch wird mit Ablauf des zweiten GK Semesters abgeschlossen. Die Erarbeitung rhetorischer Mittel und metrischer Grundkenntnisse ist gleichfalls Gegenstand der Spracherwerbsphase. Interkulturelle Kompetenz und der Bereich Text und Literatur Gemäß den Vorgaben des Rahmenlehrplanes für die gymnasiale Oberstufe sind für L4 die Themenfelder 4.1 (Gesellschaft und Alltagsleben) und 4.2 (Geschichte und Politik) verbindlich. Da am Kolleg das Latinum erworben wird und Latein insoweit im Abitur als 3. oder 4. Prüfungsfach bzw. als Ergänzungsprüfung oder auch als 5. Prüfungskomponente eingebracht werden kann, sind über die verbindlichen Vorgaben von 4.1 und 4.2 hinausgehend die Themenfelder 4.3 (Welterfahrung in poetischer Gestaltung) und 4.4 (Philosophie und Religion) im Unterricht zusätzlich angemessen zu behandeln. Eine schwerpunktmäßige Bearbeitung genannter Themenfelder erfolgt in der Einführungsphase und den beiden ersten Semestern der Qualifikationsphase mittels Lehrbuch, in den letzten beiden Semestern im Zusammenhang mit der Lektüre der für das Abitur relevanten Autoren Caesar, Cicero und Sallust und Ovid. Die Themenschwerpunkte unterliegen Änderungen beim Zentralabitur. Als zentrale Teilkompetenz wird insbesondere die Fähigkeit erwartet, einen orginalsprachlichen Text zu erschließen, dass Textverständnis durch eine sinntreffende Übersetzung nachzuweisen und einen weiteren lateinischen Text mit deutscher Übersetzung zu interpretieren. Curriculum für das Fach Latein letzte Fassung.docx_22.09.2014_15:12 E-Phase Inhalte //Themenfelder 1.Sem. E-Phase Aspekte des röm. Alltagslebens/Trojas Untergang/Weg des Aeneas pius /Roms Gründungsmythos/antike Mythen - versus moderner Mythenbildung/antike Gottesvorstellungen historisch: Epoche der römischen Monarchie literarisch: Epos (Homers Odysse /Vergils Aeneis) 2. Sem. E-Phase Beginn der „libera res publica“ / Männer- und Frauengestalten in Vorbildfunktion /Sozialstruktur der röm. Gesellschaft / Ständekämpfe / Grundzüge der röm. Verfassung / Bedrohung Roms durch Gallier/Konfrontation mit Pyrrhus u. Folgen für Unteritalien (Magna Graecia) / Unterwerfung Griechenlands historisch: Phase der frühen Republik literarisch: Geschichtsschreibung und Intention des T. Livius Gattung „fabula“ Q1 Inhalte //Themenfelder historisch: punische Kriege und Auswirkungen/Bedeutung des Scipio Africanus/Beginn der Krise der Republik/Reformversuche der Gracchen/Spaltung der Nobilität in Optimaten und Popularen wegen der ungelösten sozialen Problematik. literarisch: römische Historiographie und literarische Geschichtsdeutung (Überblick von Fabius Pictor bis zu den Annalisten) Q2 Inhalte //Themenfelder historisch: Jahrhundert der Bürgerkriege/Ende der Republik/Beginn des Prinzipats literarisch: Sokrates – Sophisten Philosophie zur Zeit des Hellenismus und Einbürgerung der Philosophie in Rom / Gattung der Elegie (Liebesbeziehungen in dichterischer Gestaltung) / Ovid Q3 Inhalte //Themenfelder Caesars: Bellum Gallicum: (z.B. Darstellung fremder Völker/römischer Imperialismus literarisch: „historischer commentarius“ als autonome Gattung. Sallust: Coniuratio Catilinae (Roms Glanz- und Verfallszeit) literarisch: Gattung der Monographie , verschiedene literarische Formen (Prooem, Reden, Exkurse, Charakteristiken) Würdigung beider Autoren. Q4 Inhalte //Themenfelder Cicero: Auswahl aus Reden bzw. philosophischen Werken unter Schwerpunktsetzung von Stoa und Epikureismus (Formen der Lebensbewältigung im Jahrhundert der Bürgerkriege)/Rezeption der Lehren/ Seneca: Briefe (Epistulae morales / Diatribe) Curriculum für das Fach Latein letzte Fassung.docx_22.09.2014_15:12