DIFFERENTIALGEOMETRIE VORLESUNG IM WINTERSEMESTER 1996/97 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Richard Bödi Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Kurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Differenzierbare Mannigfaltigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Flächen I, Die erste Fundamentalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Riemannsche Mannigfaltigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Flächen II, Die zweite Fundamentalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Flächen III, Struktur der zweiten Fundamentalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Exponentialabbildung und Krümmungstensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Kapitel 1: Kurven 1 KAPITEL 1 Kurven Alle differenzierbaren Abbildungen sollen, sofern nichts Gegenteiliges vorausgesetzt wird, stets unendlich oft differenzierbar sein. Als Synonym für ”unendlich oft differenzierbar” werden wir auch glatt verwenden. (1.1) Definition. Eine Abbildung c : [a, b] → Rn heißt glatt, wenn es eine glatte Fortsetzung c̃ : (a − ε, b + ε) → Rn von c gibt. Eine glatte Abbildung c : [a, b] → Rn heißt (parametrisierte) Kurve. Der Punkt c(a) heißt Anfangspunkt, der Punkt c(b) heißt Endpunkt der Kurve c. Die Kurve c heißt geschlossen, falls c(n) (a) = c(n) (b) für alle n ≥ 0 gilt. Die Kurve c heißt einfach, falls c injektiv ist. Die Menge S(c) = {c(t) | t ∈ [a, b]} heißt Spur der Kurve c. Ist c : [a, b] → Rn eine parametrisierte Kurve, so gibt es zu jedem t0 ∈ [a, b] eine lineare Abbildung Lt0 : R → Rn , die Ableitung von c im Punkt t0 . Lineare Abbildungen von R nach Rn haben stets die Form t 7→ t · v0 mit v0 ∈ Rn . Wir nennen den Vektor c0 (t0 ) := v0 den Tangentialvektor von c im Punkt t0 . Dieser repräsentiert die Ableitung Lt0 von c im Punkt t0 . (1.2) Definition. Eine parametrisierte Kurve c : [a, b] → Rn heißt regulär, falls c0 (t) 6= 0 für alle t ∈ (a, b) gilt. (1.3) Beispiele. (a) Die Kurve c1 : [0, 1] → R2 : t 7→ 2t(1, 0) + t(0, 1) ist einfach und regulär. Die Spur von c1 ist ein Geradenstück. (ã) Die Kurve c̃1 : [0, 2] → R2 : t 7→ t(1, 0) + 21 t(0, 1) hat dieselbe Spur wie die Kurve c1 . (b) Die Kurve c2 : [0, 2π] → R2 : t 7→ cos t(1, 0) + sin t(0, 1) ist regulär und geschlossen, aber nicht einfach. Die Spur von c2 ist der Einheitskreis in R2 . (c) Die Kurve c3 : [−1, 1] → R2 : t 7→ t2 (1, 0) ist weder einfach noch regulär. (d) Die Kurve c4 : [−2π, 2π] → R3 : t 7→ cos t(1, 0, 0) + sin t(0, 1, 0) + t(0, 0, 1) ist einfach und regulär. Die Spur von c4 ist eine Schraubenlinie. Die Kurven aus Beispiel (a) und (ã) sind bis auf die ”Durchlaufgeschwindigkeit” gleich. Wir definieren deshalb: 2 Kapitel 1: Kurven (1.4) Definition. Zwei parametrisierte Kurven c1 : [a1 , b1 ] → Rn und c2 : [a2 , b2 ] → Rn heißen äquivalent, in Zeichen c1 ∼ c2 , falls es eine glatte Funktion ϕ : [a2 , b2 ] → [a1 , b1 ] gibt mit ϕ(a2 ) = a1 , ϕ(b2 ) = b1 und ϕ0 (t) > 0 für alle t ∈ [a2 , b2 ], so daß c2 = c1 ◦ ϕ gilt. Die Abbildung ϕ wird Parameterwechsel genannt. Wegen (ϕ−1 )0 (t) = 1 ϕ0 (ϕ−1 (t)) > 0 ist die Relation ∼ symmetrisch; sie ist sogar eine Äquivalenzrelation auf der Menge aller parametrisierten Kurven in Rn . Bei Parameterwechsel bleibt die Regularität erhalten, denn es ist c02 (t) = c01 (ϕ(t)) · ϕ0 (t) 6= 0. Ebenso bleiben Spur, Einfachheit und Geschlossenheit einer Kurve invariant. Die Tangentialvektoren von c1 bzw. von c2 in den Punkten t bzw. ϕ(t) unterscheiden sich nur um ein skalares positives Vielfaches (nämlich um ϕ0 (t)), d.h. sie unterscheiden sich nur in der Länge, nicht aber in der Richtung. (1.5) Definition. Eine Äquivalenzklasse γ von regulären Kurven heißt (unparametrisierte) Kurve. Die Elemente der Klasse γ werden Parametrisierungen von γ genannt. (1.6) Definition. Sei c : [a, b] → Rn eine reguläre Kurve. Die Länge von c wird definiert Rb als l(c) := a |c0 (t)| dt. (1.7) Lemma. Zwei äquivalente reguläre Kurven haben die gleiche Kurvenlänge. Deshalb setzt man l(γ) = l(c) für eine Kurve γ, wobei c ∈ γ beliebig ist. Beweis. Sei γ eine Kurve in Rn und seien c1 : [a1 , b1 ] → Rn , c2 : [a2 , b2 ] → Rn Parametrisierungen von γ. Sei ϕ : [a2 , b2 ] → [a1 , b1 ] mit c2 = c1 ◦ ϕ. Dann ist wegen ϕ0 (t) > 0 für alle t ∈ (a2 , b2 ) nach dem Transformationssatz für Integrale (siehe Spivak, [15], 3-13) Z b2 Z b2 Z b2 Z b1 0 0 0 0 0 |c2 (t)| dt = |ϕ (t) · c1 (ϕ(t))| dt = ϕ (t) · |c1 (ϕ(t))| dt = |c01 (t)| dt. a2 a2 a2 a1 (1.8) Beispiel. Bogenlänge eines Kreises vom Radius r. Die Kurve c : [0, 2π] → R2 : t 7→ r · cos t(1, 0) + r · sin t(0, 1) hat als Spur den Kreis um den Ursprung 0 mit Radius r. Dann ist Z 2π Z 2π Z 2π p 2 0 2 2 2 r sin t + r cos t dt = r dt = 2πr. l(c) = |c (t)| dt = 0 0 0 ∗ Sei γ eine (reguläre) Kurve mit Parametrisierung c : [a, b] → Rn . Setze Z s sc : [a, b] → R : s 7→ |c0 (t)| dt. a Kapitel 1: Kurven 3 Dann ist sc : [a, b] → [0, l(γ)] ein Parameterwechsel, denn es ist s0c (t) = |c0 (t)| > 0 aufn grund der Regularität von c. Die parametrisierte Kurve b = c ◦ s−1 c : [0, l(γ)] → R heißt Parametrisierung von γ nach der Bogenlänge. Eine Charakterisierung dieser Parametrisierung gibt das folgende Lemma. (1.9) Lemma. Sei γ eine Kurve in Rn . Eine Parametrisierung c : [0, l] → Rn von γ ist genau dann die Parametrisierung nach der Bogenlänge, wenn |c0 (t)| = 1 für alle t ∈ [0, l] gilt. Beweis. Für eine Parametrisierung c nach der Bogenlänge ist c = d ◦ s−1 mit einer d n 0 0 Parametrisierung d : [a, b] → R . Also gilt wegen |d (t)| = sd (t) 0 0 −1 |c0 (t)| = |(s−1 d ) (t) · d (sd (t))| = | 1 s0d (s−1 d (t)) · d0 (s−1 d (t))| = 1 |d0 (s−1 d (t))| · |d0 (s−1 d (t))| = 1. Gilt umgekehrt |c0 (t)| = 1 für alle t ∈ [0, l], so folgt wegen sc (0) = 0 und s0c (t) > 0 Z sc (t) = t Z 0 c (s)ds = 0 t |c0 (s)|ds = t 0 d.h. die Kurve c ist eine Parametrisierung von γ nach der Bogenlänge. (1.10) Definition. Sei b ∈ γ eine Parametrisierung von γ nach der Bogenlänge. Dann heißt der Vektor b00 (t) ∈ Rn der Krümmungsvektor der Kurve γ im Punkt b(t). Wir schreiben dafür κ(t). Die reelle Zahl k(t) := |κ(t)| heißt die Krümmung von γ im Punkt b(t). Bemerkung. Der Krümmungsvektor κ(t) beschreibt, wie ”schnell” und in welche Richtung sich der Einheitstangentenvektor an die Kurve γ im Punkt b(t) ändert. (1.11) Beispiel. Es ist t t b : [0, 2πr] → R : t 7→ r cos (1, 0) + sin (0, 1) r r 2 die Parametrisierung nach der Bogenlänge für den Kreis γ im Ursprung mit Radius r, denn für t ∈ [0, 2πr] ist t t b0 (t) = − sin (1, 0) + cos (0, 1), r r also |b0 (t)| = 1. Außerdem ist 1 b (t) = r 00 t t 1 − cos (1, 0) − sin (0, 1) = − 2 b(t), r r r 4 Kapitel 1: Kurven d.h. wir haben k(t) = 1 . r (1.12) Lemma. Eine Kurve γ ist genau dann eine Gerade, wenn κ(t) = 0 für alle t ∈ [0, l(γ)] gilt. Beweis. Sei γ eine Kurve in Rn von u nach v. Ist γ eine Gerade, so ist nach (1.9) die v−u Abbildung b : [0, l(γ)] → Rn : t 7→ u + t |v−u| eine Parametrisierung von γ nach der v−u 0 Bogenlänge, denn es ist |b (t)| = | |v−u| | = 1 für alle t. Außerdem gilt κ(t) = b00 (t) = 0. Umgekehrt folgt aus b00 ≡ 0, daß die Abbildung b0 auf [0, l(γ)] konstant ist. Integration liefert nun b(t) = b(0) + t · b0 (0), d.h. die Kurve γ ist eine Gerade. (1.13) Lemma. Für eine Kurve γ stehen κ(t) und b0 (t) stets senkrecht aufeinander. Beweis. Aus 1 = |b0 (t)|2 = hb0 (t), b0 (t)i folgt mit Hilfe der Produktregel (Skalarprodukt ausschreiben!) folgt d 0 0= hb (t), b0 (t)i = 2 hb00 (t), b0 (t)i , dt was zu beweisen war. n (1.14) Definition. Sei γ eine Kurve in Rn . Eine Familie {ei (t)}i=1 von glatten Abbildungen ei : [a, b] → Rn heißt Frenet-n-Bein von γ, wenn hei (t), ej (t)i = δij für alle t ∈ [a, b] gilt, und für alle 1 ≤ k ≤ n die k-te Ableitung b(k) (t) im Unterraum he1 (t), . . . , ek (t)i liegt. (1.15) Satz. Sei γ eine Kurve mit Parametrisierung c : [a, b] → Rn . Sind die Vektoren c0 (t), . . . , c(n) (t) für alle t ∈ [a, b] linear unabhängig, so existiert genau ein Frenet-n-Bein k n k {ei (t)}i=1 , so daß {ei (t)}i=1 und c(i) (t) i=1 für alle 1 ≤ k ≤ n gleich orientiert sind. Beweis (mittels Gram-Schmidt-Verfahren). 0 (t) Existenz: Setze e1 (t) := |cc0 (t)| . Sind e1 , . . . , ek−1 für k < n schon definiert, so setze (k) fk (t) := c (t) − k−1 XD j=1 (k) c E fk (t) (t), ej (t) · ej (t) und ek (t) = |fk (t)| (♠). Natürlich erfüllt die so definierte Abbildung ek die geforderten Eigenschaften. n Eindeutigkeit: Sei {e∗i (t)}i=1 ein weiteres Frenet-n-Bein mit den im Satz angegebenen 0 ∗ Eigenschaften. Dann ist e∗1 (t) = |cc0 (t) (t)| = e1 (t) aufgrund der Normiertheit von e1 und der Tatsache, daß e1 (t) und e∗1 (t) gleich orientiert sind nach Voraussetzung. Da e1 (t) = e∗1 (t) und e∗2 (t) nach Voraussetzung den gleichen Unterraum aufspannen wie e1 (t) und e2 (t) und beide Paare orthonormal sind und die gleiche Orientierung haben, folgt e∗2 (t) = e2 (t) für alle t. Via Induktion gilt dies nun für alle 1 ≤ k ≤ n. Kapitel 1: Kurven 5 (1.16) Satz. Sei γ eine Kurve in Rn mit Parametrisierung b nach der Bogenlänge. Es seien n die Vektoren b0 (t), . . . , b(n) (t) für alle t ∈ [0, l(γ)] linear unabhängig, und es sei {ei (t)}i=1 ein Frenet-n-Bein zu γ. Dann gibt es Funktionen ωij : R → R mit ωij = −ωji und e0i (t) = i+1 X ωij (t) · ej (t) j=1 für alle 1 ≤ i < n. Dabei verschwinden alle Funktionen ωij mit Ausnahme der Funktionen ωi,i+1 = −ωi+1,i . Die reellen Zahlen ki (t) := ωi,i+1 (t) werden i-te Krümmungen von γ im Punkt b(t) genannt. Beweis. Sei b ∈ γ eine Parametrisierung nach der Bogenlänge. Dann ist b0 (t) e1 (t) = 0 = b0 (t), |b (t)| und nach (1.10) und (1.13), sowie Gleichung (♠) ist e01 (t) = b00 (t) = b00 (t) − hb00 (t), b0 (t)i · b0 (t) = e2 (t) · |b00 (t)| = k(t) · e2 (t). Also ist ω11 = 0 und ω12 (t) = k(t). Induktiv rechnet man nun die Formeln für e0i nach: Aus i−1 D E X (i) ei (t)|fi (t)| = fi (t) = b (t) − b(i) (t), ej (t) · ej (t) j=1 folgt fi0 (t) =b (i+1) (t) − i−1 D X E D E D E b(i+1) (t), ej (t) + b(i) (t), e0j (t) ej (t) + b(i) (t), ej (t) e0j (t) . j=1 Nach Definition eines Frenet-n-Beines und Induktionsvoraussetzung liegt die rechte Seite in he1 (t), . . . , ei+1 (t)i. Das gleiche gilt auch für e0i (t). Dabei ist he0i (t), ek (t)i = * i+1 X + ωij (t) · ej (t), ek (t) j=1 = i+1 X ωij (t)δjk = ωik (t). j=1 Aus der Konstanz von hei (t), ej (t)i folgt 0= d hei (t), ej (t)i = he0i (t), ej (t)i + ei (t), e0j (t) = ωij + ωji . dt Insbesondere ist also ωij = 0 für j 6= i − 1, i + 1. 6 Kapitel 1: Kurven (1.17) Satz. Seien ϕi : [0, l] → R, 1 ≤ i ≤ n − 1 glatte Funktionen mit ϕi > 0. Dann existiert eine Kurve γ in Rn mit Krümmungen ki = ϕi für 1 ≤ i ≤ n − 1. Beweis. Setze ϕi falls i = k und j = k + 1 −ϕi falls i = k + 1 und j = k 0 sonst Betrachte die homogene lineare Differentialgleichung ( ωij := x0i (t) = n X ωij (t)xj (t) j=1 zu den Anfangswerten xi (0) = (δi1 , . . . , δin ). Nach der Theorie homogener linearer Differentialgleichungen existieren glatte Lösungen bi : [0, l] → Rn obiger Gleichungen. Die Kurve Z t b : [0, l] → Rn : t 7→ b1 (s) ds 0 ist parametrisiert nach der Bogenlänge: Mit sij (t) := hbi (t), bj (t)i erhalten wir die homogene lineare Differentialgleichung s0ij (t) = hb0i (t), bj (t)i + bi (t), b0j (t) = n X (ωik (t)skj (t) + ωjk (t)sik (t)) k=1 zu den Anfangswerten sij (0) = δij . Die eindeutige Lösung dieser Gleichung ist gegeben durch sij = δij wegen ωij = −ωji . Insbesondere folgt hieraus |b0 (t)| = |b1 (t)| = 1 für alle n t ∈ [0, l]. Schließlich ist nach Konstruktion die Familie {bi (t)}i=1 ein Frenet-n-Bein für die Kurve b und daher ist ki = ϕi für 1 ≤ i < n. (1.18) Definition. Eine Bewegung von Rn ist eine Abbildung der Form τ ◦ β0 : Rn → Rn , wobei β0 ∈ SOn R = {f : Rn → Rn | f linear, det f > 0, hf (x), f (y)i = hx, yi ∀ x, y ∈ Rn } und τ = τv : Rn → Rn : x 7→ x + v ist. Statt τ ◦ β0 schreiben wir auch kurz τ β0 . n (1.19) Satz. Seien γ, γ̃ Kurven in Rn mit zugehörigen Frenet-n-Beinen {ei (t)}i=1 und n {ẽi (t)}i=1 . Es gibt genau dann eine (eindeutig bestimmte) Bewegung β = τ β0 von Rn mit b̃ = β ◦ b, wenn k̃i = ki gilt. Es gilt dann ẽi = β0 ◦ ei . Beweis. Sei β = τv β0 eine Bewegung mit b̃ = β ◦ b. Dann ist wegen Dβ0 (x) = β0 und Dτv (x) = 1l b̃0 (t) = (τv β0 b)0 (t) = Dτv (β0 b(t)) · (β0 b)0 (t) = Dβ0 (b(t)) · b0 (t) = β0 b0 (t) und ebenso b̃(k) (t) = β0 b(k) (t) für k = 1, . . . , n. Kapitel 1: Kurven 7 Nach Konstruktion eines Frenet-n-Beines folgt somit ẽi = β ◦ ei für 1 ≤ k ≤ n und nach (1.16) ist ωij (t) = he0i (t), ej (t)i = hβ0 e0i (t), β0 ej (t)i = h(β0 ei )0 (t), β0 ej (t)i = hẽ0i (t), ẽj (t)i = ω̃ij (t). Insbesondere ist k̃i = ki . Umgekehrt gibt es genau eine Bewegung β = τ β0 von Rn mit β0 ei (0) = ẽi (0) und βb(0) = b̃(0) (wähle dazu die Translation τ entsprechend). Aus ω̃ij (t) = ωij (t) folgt ẽ0i (t) = n X ωij (t)ẽj (t). j=1 Andererseits ist 0 (β0 ei ) (t) = β0 e0i (t) n n X X = β0 ( ωij (t)ej (t)) = ωij (t)β0 ej (t), j=1 n j=1 n d.h. {ẽi (t)}i=1 und {β0 ei (t)}i=1 genügen denselben Differentialgleichungen und erfüllen dieselbe Anfangsbedingung. Also sind beide Frenet-n-Beine identisch. Schließlich folgt aus β0 b0 (t) = β0 e1 (t) = ẽ1 (t) = b̃0 (t) die Gleichung Z βb(t) − βb(0) = β0 b(t) − β0 b(0) = 0 Z β0 b (s) ds = 0 und wegen βb(0) = b̃(0) ist somit βb = b̃. t t b̃0 (s) ds = b̃(t) − b̃(0) 0 Die bisherigen Lemmata und Sätze behandelten durchweg lokale Probleme. Die nächsten Sätze zeigen, wie die Krümmung einer geschlossenen Kurve das globale Aussehen einer Kurve bestimmt. Sei γ eine einfache geschlossene Kurve in R2 . Nach dem Jordanschen Kurvensatz zerlegt (die Spur von) γ den Raum R2 in zwei Zusammenhangskomponenten, wovon genau eine beschränkt ist. Der Flächeninhalt (Lebesgue-Maß) der beschränkten Komponente C sei mit A bezeichnet. Für welche einfachen geschlossenen Kurven γ der festen Länge l hat die beschränkte Komponente C den größten Flächeninhalt A? Die l Antwort ist seit dem Altertum bekannt und lautet: genau für Kreise vom Radius 2π . Allgemeiner gilt der folgende Satz. (1.20) Satz (Isoperimetrische Ungleichung). Es ist l(γ)2 ≥ 4πA. Gleichheit gilt in dieser Ungleichung genau dann, wenn γ ein Kreis ist. 8 Kapitel 1: Kurven Beweis. Sei l = l(γ) und sei b : [0, l] → R2 : t 7→ (b1 (t), b2 (t)) eine Parametrisierung von γ nach der Bogenlänge. (1) Für den Flächeninhalt A gilt nach dem Greenschen Integralsatz (siehe Heuser, Lehrbuch der Analysis II, 207.2 oder Apostol, Mathematical Analysis) Z A= C 1 dx dy = 2 l Z (b1 (t)b02 (t) − l Z b2 (t)b01 (t)) dt b2 (t)b01 (t) dt =− 0 Z = 0 l b1 (t)b02 (t) dt. 0 Die Gleichheit der letzten drei Integrale folgt aus b(0) = b(l) unter Anwendung partieller Integration. (2) Sei nun 2r der Durchmesser von γ in x-Richtung und seien t0 , t1 ∈ [0, l] mit t0 < t1 und |b(t0 ) − b(t1 )| = 2r. Durch Anwendung einer Translation können wir o.E. c1 (t0 ) = −r und c1 (t1 ) = r erreichen. Dadurch parametrisieren wir einen Kreis mit Radius r durch p (b1 (t), p r2 − b1 (t)2 ) für t ∈ [t0 , t1 ] d(t) = (d1 (t), d2 (t)) = 2 2 (b1 (t), − r − b1 (t) ) für t ∈ [0, t0 ] ∪ [t1 , l] Beachte, daß d i.a. keine reguläre Parametrisierung ist. Nach (1) ist Z l A= b1 (t)b02 (t) dt 2 Z und πr = − 0 l d2 (t)d01 (t) dt 0 und es folgt Z 2 l (b1 (t)b02 (t) − d2 (t)d01 (t)) dt A + πr = 0 Z l (b1 (t)b02 (t) − d2 (t)b01 (t)) dt = 0 ≤ Z lq (b1 (t)b02 (t) − d2 (t)b01 (t))2 dt 0 ≤ Z lq (b1 (t)b02 (t) − d2 (t)b01 (t))2 + (b1 (t)b01 (t) + d2 (t)b02 (t))2 dt 0 = Z lp b1 (t)2 + d2 (t)2 q b01 (t)2 + b02 (t)2 dt 0 Z l r · 1 dt = 0 = rl. Für a, b > 0 ist √ ab ≤ 12 (a + b) mit Gleichheit genau für a = b. Damit erhalten wir Aπr2 ≤ 1 1 (A + πr2 )2 ≤ r2 l2 4 4 Kapitel 1: Kurven 9 und es folgt die Behauptung des Satzes. (3) Ist γ ein Kreis vom Radius r, so gilt natürlich 4πA = 4π 2 r2 = l(γ)2 . (4) Umgekehrt folgt bei l(γ)2 = 4πA aus (2) die Gleichheit A = πr2 und in der Abschätzung aus (2) gilt überall die Gleichheit. Insbesondere ist b1 (t)b01 (t) + d2 (t)b02 (t) = 0, woraus b1 (t)2 b01 (t)2 + b1 (t)2 b02 (t)2 = d2 (t)2 b02 (t)2 + b1 (t)2 b02 (t)2 und q p b1 (t) = b1 (t) b01 (t)2 + b02 (t)2 = ±b02 (t) b1 (t)2 + d2 (t)2 = ±b02 (t) · r folgt. Aus A = πr2 folgt überdies, daß r unabhängig vom gewählten Koordinatensystem ist. Also dürfen x- und y-Koordinate vertauscht werden und man erhält b2 (t) = ±b01 (t) · r. Damit haben wir wegen |b0 (t)| = 1 b1 (t)2 + b2 (t)2 = r2 (b01 (t)2 + b02 (t)2 ) = r2 |b0 (t)|2 = r2 , d.h. die Spur von c ist ein Kreis mit Radius r und Mittelpunkt 0. (1.21) Definition. Eine reguläre Kurve c : [a, b] → R2 heißt konvex, falls die Spur von c für alle t ∈ (a, b) ganz auf einer Seite der Tangente durch c(t) liegt, d.h. das Skalarprodukt hc(s) − c(t), e2 (t)i hat für alle s ∈ (a, b) dasselbe Vorzeichen. (1.22) Definition. Eine geschlossene Kurve c : [a, b] → Rn heißt periodisch, wenn alle Ableitungen im Punkt a mit denen im Punkt b übereinstimmen, d.h. es gibt eine glatte = c und c̃(t + w) = c̃(t) für alle t ∈ R und w = b − a. Funktion c̃ : R → Rn mit c̃ [a, b] Ein Beweis des nachstehenden Fenchelschen Satzes findet man z.B. in C. Hsiung, [10], 3.1.4, p.140–142. (1.23) Satz (Fenchel 1929). Für eine einfache, periodische Kurve γ in Rn ist die R l(γ) Gesamtkrümmung kγ := 0 k(s) ds mindestens 2π. Genau dann ist kγ = 2π, wenn γ in einer Ebene liegt und konvex ist. (1.24) Vierscheitelsatz. Sei γ ein konvexe, periodische Kurve im R2 . Dann gibt es mindestens vier Punkte auf γ, an denen k 0 (t) verschwindet. Beweis. Da γ geschlossen ist, läßt sich k als periodische Funktion von R nach R mit Periode l(γ) deuten. Auf jedem Intervall der Länge l(γ) hat k genauso viele lokale Maxima wie Minima. Somit gibt es stets eine gerade Anzahl von Punkten in [0, l(γ)] an denen k 0 10 Kapitel 1: Kurven verschwindet. Sei b : [0, γ(l)] → R : t 7→ (b1 (t), b2 (t)) eine Parametrisierung von γ nach der Bogenlänge. Für ein Frenet-2-Bein {e1 , e2 } gilt nach (1.16) und (1.13) e1 (t) = b0 (t) = (b01 (t), b02 (t)) und e2 (t) = (−b02 (t), b01 (t)). Die Frenet-Formeln lauten im Zweidimensionalen e01 (t) = k(t)e2 (t). Einsetzen liefert nun b001 (t) = −k(t)b02 (t) und b002 (t) = k(t)b01 (t). Da γ geschlossen ist, ist Z l(γ) k 0 (t) dt = 0 0 und mit Hilfe der obigen Gleichungen und partieller Integration folgt ebenso Z l(γ) Z l(γ) 0 b1 (t)k (t) dt = (k(t)b1 (t) − b02 (t))0 dt = 0 0 und Z 0 l(γ) 0 Z b2 (t)k (t) dt = 0 l(γ) (k(t)b2 (t) + b01 (t))0 dt = 0. 0 Somit gilt für alle a0 , a1 , a2 ∈ R Z l(γ) (a0 + a1 b1 (t) + a2 b2 (t))k 0 (t) dt = 0 (♣) 0 Wir nehmen nun o.E. an, daß k(t) nicht konstant ist; andernfalls ist der Satz trivial. Dann gibt es t0 , t1 ∈ [0, γ(l)], so daß k an diesen Punkten globale Extrema besitzt. Sei g eine Gerade in R2 durch die Punkte A = b(t0 ) und B = b(t1 ). Die Gerade g zerlegt die Spur von γ in zwei Teile C1 = b([0, t0 ]) ∪ ([t1 , l(γ)]) und C2 = b([t0 , t1 )]. Angenommen, ein weiterer Punkt P von γ liegt auf g. Sei etwa P auf g zwischen A und B gelegen. Da γ konvex ist, muß die Tangente an γ durch P mit g übereinstimmen (andernfalls lägen A und B auf verschiedenen Seiten der Tangente). Aber dann ist g auch Tangente an den Punkten A und B. Hieraus folgt, daß die Kurve zwischen A und B ganz in g verläuft. Insbesondere ist k(t0 ) = 0 = k(t1 ), d.h. es ist k ≡ 0, ein Widerspruch. Außerdem sieht man nun, daß die Reihenfolge der Punkte A, B, und P auf g irrelevant ist. Also liegt außer A und B kein weiterer Punkt auf g. Sei die Gerade g durch die Gleichung a0 + a1 x1 + a2 x2 = 0 gegeben. Angenommen, die Funktion k hat nur die zwei lokalen Extrema t0 und t1 . Dann ist etwa k 0 > 0 auf C1 und k 0 < 0 auf C2 . Da C1 und C2 auf verschiedenen Seiten von g liegen, gilt etwa a0 + a1 x1 + a2 x2 > 0 für Punkte auf C1 und a0 + a1 x1 + a2 x2 < 0 für Punkte auf C2 . Jedenfalls hat der Integrand in der Gleichung (♣) stets gleiches Vorzeichen. Dies widerspricht aber Gleichung (♣). Damit ist der Satz bewiesen. Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 11 KAPITEL 2 Differenzierbare Mannigfaltigkeiten (2.1) Definition. Eine n-dimensionale topologische Mannigfaltigkeit M n ist ein topologischer Hausdorff-Raum mit einer abzählbaren Basis, der lokal homöomorph zu Rn ist, d.h. zu jedem Punkt p ∈ M gibt es eine offene Umgebung U von p und einen Homöomorphismus h : U → U 0 ⊆ Rn , wobei U 0 offen in Rn ist. Die Homöomorphismen h werden Karten, lokale Koordinatensysteme oder lokale Koordinaten genannt, die zugehörigen Umgebungen U heißen Kartengebiete. Eine Familie {(hi , Ui )}i∈I von Karten-Kartengebiet-Paaren heißt S Atlas von M , falls M = i∈I Ui gilt. Oft wird auch ein Paar (h, U ) eine Karte genannt. (2.2) Beispiele topologischer Mannigfaltigkeiten. (a) Jede offene Teilmenge U des Rn mit (x 7→ x, U ) als einzige Karte. (b) Die n-Sphäre Sn = x ∈ Rn+1 |x| = 1 . Ein Atlas wird etwa durch die Mengen der Form Uik = x ∈ Sn (−1)k xi > 0 gegeben, wobei xi die i-te Komponente von x ist. Die zugehörigen Karten sind hik : Uik → {x ∈ Rn | |x| < 1} : x 7→ (x0 , . . . , xi−1 , xi+1 , . . . , xn ). Da die n-Sphäre homöomorph zur Einpunkt-Kompaktifizierung Rn ∪ {∞} ist, können wir z.B. auch (h1 , U1 ) = (x 7→ x, Rn ) und (h2 , U2 ) = (x 7→ |x|x 2 , Rn ∪ {∞} \ 0) als Atlas wählen. (c) Der n-dimensionale projektive Raum RPn = Sn ∼ mit der Quotiententopologie, wobei ∼ bedeutet, daß Antipodenpunkte identifiziert werden. Als Kartengebiete kann man etwa Uk = {[x]∼ ∈ RPn | xk 6= 0} wählen. Die zugehörigen Karten können wir definieren als hk : Uk → {x ∈ Rn | |x| < 1} : [x1 , . . . , xn ] 7→ |xxkk | (x0 , . . . , xi−1 , xi+1 , . . . , xn ). (2.3) Definition. Sei M n eine topologische Mannigfaltigkeit und seien (hα , Uα ) und (hβ , Uβ ) zwei Karten von M mit Uαβ := Uα ∩ Uβ 6= ∅. Die Abbildung hαβ = hβ ◦ h−1 α : hα (Uαβ ) → hβ (Uαβ )) ist ein Homöomorpismus und wird Kartenwechsel genannt. (2.4) Definition. Eine topologische n-Mannigfaltigkeit M n heißt differenzierbar oder glatt, falls alle Kartenwechsel eines Atlas von M unendlich oft differenzierbar sind. Bemerkung. (a) Alle Beispiele von (2.2) sind glatte Mannigfaltigkeiten. 12 Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten (b) Ist A ein Atlas einer glatten Mannigfaltigkeit M , so sei D die Menge aller Karten auf M , für die jeder Kartenwechsel mit einer Karte aus A glatt ist. Dann ist auch D ein glatter Atlas für M , der nach Konstruktion der größte glatte Atlas auf M ist, d.h. jeder Atlas A einer glatten Mannigfaltigkeit M bestimmt eindeutig einen größten Atlas D auf M , der von A erzeugt heißt. Der Atlas D wird auch glatte Struktur auf M genannt. Im weiteren werden wir jedoch nicht streng unterscheiden zwischen den Atlanten A und D. Wir werden stets davon ausgehen, daß wir einen maximalen Atlas vor uns haben, auch wenn wir wie in den Beispielen (2.2) nur erzeugende Atlanten angegeben haben. Dies wird z.B. bei der Definition einer Untermannigfaltigkeit eine Rolle spielen. (2.5) Definition. Eine stetige Abbildung f : M → N zwischen zwei glatten Mannigfaltigkeiten heißt differenzierbar im Punkt p ∈ M , wenn es Karten h : U → U 0 ⊆ Rm mit p ∈ U und g : V → V 0 ⊆ Rn mit f (p) ∈ V gibt, so daß die Komposition f˜ := g◦f ◦h−1 : Rm → Rn glatt ist. Die Abbildung f heißt differenzierbar oder glatt, falls f in jedem Punkt von M differenzierbar ist. Man sagt, die Abbildung f˜ ist eine Darstellung von f in lokalen Koordinaten. Die Abbildung f heißt ein Diffeomorphismus, falls f bijektiv ist und sowohl f als auch f −1 glatt sind. Bemerkung. (a) Ein differenzierbarer Homöomorphismus muß nicht unbedingt ein Diffeomorphismus sein. Als Beispiel betrachte die Abbildung f : R → R : x 7→ x3 . Hier ist f −1 im Punkt 0 nicht differenzierbar. (b) Alle Kartenwechsel eines glatten Atlanten sind Diffeomorphismen. (2.6) Definition. Eine Teilmenge N einer n + k-dimensionalen Mannigfaltigkeit M heißt n-dimensionale Untermannigfaltigkeit von M , falls es zu jedem Punkt p ∈ N eine Karte h : U → U 0 ⊆ Rn × Rk mit p ∈ U gibt, so daß h(N ∩ U ) = U 0 ∩ (Rn × {0}) gilt. Die Zahl k heißt Kodimension von N in M . Eine glatte Abbildung f : N → M heißt eine Einbettung, falls f (N ) ⊆ M eine Untermannigfaltigkeit von M ist, und f : N → f (N ) ein Diffeomorphismus ist. (2.7) Beispiele. (a) Der Äquator N := {(x0 , . . . , xn ) ∈ Sn | xn = 0} der n-Sphäre Sn ist eine Untermannigfaltigkeit von Sn der Kodimension 1. Die Inklusionsabbildung N ,→ Sn : x 7→ x ist eine Einbettung. (b) Das Paraboloid (x1 , x2 , x3 ) ∈ R3 x21 + x22 = x23 , x3 > 0 ist eine Untermannigfaltigkeit von R3 der Kodimension 1. (c) Die Kurve c : R → R3 : t 7→ cos t(1, 0, 0) + sin t(0, 1, 0) + t(0, 0, 1) ist eine Untermannigfaltigkeit von R3 der Kodimension 2 und c ist eine Einbettung. (d) Die Menge (x, 0) ∈ R2 x ∈ R ∪ (0, y) ∈ R2 y ∈ R ist keine Untermannigfaltigkeit von R2 . Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 13 Als nächstes soll der wichtige Begriff des Tangentialraumes eingeführt werden. Betrachtet man z.B. die 2-Sphäre S2 in R3 , so ist intuitiv klar, was die Tangentialebene von S2 in einem Punkt p ∈ Sn sein soll. Bei dieser Vorstellung hängt aber die Tangentialebene nicht nur von S2 ab, sondern auch vom umgebenden Raum R3 . Deshalb werden wir den Begriff des Tangentialraumes abstrakt einführen. Welche Zusammenhänge zwischen diesem abstrakten Begriff und der zuvor angesprochenen intuitiven Vorstellung bestehen, wird im nächsten Kapitel näher beleuchtet. (2.8) Definition. Sei A eine Algebra über einem Körper K, d.h. A ist ein K-Vektorraum mit einer assoziativen Multiplikation A × A → A : (a, b) 7→ ab, die beide Distributivgesetze erfüllt. Eine lineare Abbildung D : A → A heißt eine Derivation von A, falls D(f · g) = f (Dg) + g(Df ) für alle f, g ∈ A gilt. Bemerkung. Besitzt A ein Einslement e, so folgt aus der Produktregel D(e) = D(e) + D(e), also ist D(e) = 0. Aus der Linearität von D folgt D(λ · e) = λ · D(e) = 0 für alle λ ∈ K. (2.9) Lemma. Sei A eine K-Algebra. Die Menge Der (A) aller Derivationen von A ist ein Modul über dem Ring A bezüglich punktweiser Verknüpfungen. Beweis. Durch X + Y : A → A : g 7→ Xg + Y g für alle X, Y ∈ Der (A) wird Der (A) zur kommutativen Gruppe. Schließlich wird Der (A) durch die wie folgt definierte Skalarmultiplikation A × Der (A) → Der (A) : (f, X) 7→ f X = (g 7→ f (Xg)) ein Modul über dem Ring A. (2.10) Definition. Sei M m eine glatte Mannigfaltigkeit und sei p ∈ M . Wir bezeichnen mit C ∞ (p) die Menge aller Abbildungen f : M → R, die im Punkt p unendlich oft differenzierbar (also glatt) sind. Für U ⊆ M sei C ∞ (U ) = \ C ∞ (p) p∈U die Menge aller Abbildungen f : M → R, die in allen Punkten aus U glatt sind. 14 Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten (2.11) Lemma. Sei M m eine glatte Mannigfaltigkeit und sei U ⊆ M . Dann ist C ∞ (U ) eine kommutative R-Algebra bezüglich punktweiser Verknüpfungen. Insbesondere ist also C ∞ (U ) ein kommutativer Ring mit Einselement f ≡ 1. Beweis. Für f, g ∈ C ∞ (U ) und λ ∈ R setzen wir f + g : M → R : x 7→ f (x) + g(x) und analog f · g : M → R : x 7→ f (x) · g(x), sowie λf : M → R : x 7→ λ · f (x). Es ist klar, daß f + g, f · g, λf wieder glatt sind auf U . Ebenso ist klar, daß C ∞ (U ) bezüglich der oben definierten Operationen eine kommutative R-Algebra ist. (2.12) Notation. Sei M m eine glatte Mannigfaltigkeit und sei U ⊆ M . Dann setzen wir Der (U ) := Der (C ∞ (U )). (2.13) Definition. Sei M m eine glatte Mannigfaltigkeit und sei p ∈ M . Die Menge linearer Abbildungen Tp M := {Xp : C ∞ (p) → R : f 7→ (Xf )(p) | X ∈ Der (p)} heißt der Tangentialraum von M an p. Die Elemente aus Tp M werden Tangentialvektoren in p genannt. (2.14) Lemma. Sei M m eine glatte Mannigfaltigkeit und sei p ∈ M . Bezüglich punktweiser Addition und Skalarmultiplikation ist Tp M ein reeller Vektorraum. Jede glatte Abbildung f zwischen zwei glatten Mannigfaltigkeiten M nach N induziert für jedes p ∈ M durch f ∗ : C ∞ (f (p)) → C ∞ (p) : ϕ 7→ ϕ ◦ f einen R-Algebren-Homomorphismus. Dabei gelten die Relationen (g ◦ f )∗ = f ∗ ◦ g ∗ und (idM )∗ = idC ∞ (p) im Falle M = N . Desweiteren induziert f eine lineare Abbildung Tp f : Tp M → Tf (p) N : Xp 7→ Xp ◦ f ∗ . Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 15 Die Abbildung Tp f heißt Tangentialabbildung oder Differential von f in p. Ist p ∈ M , so gibt es eine Karte h : U → Rn mit h(p) = 0. Verstehen wir Rn ebenfalls als glatte Mannigfaltigkeit, so folgt aus h ◦ h−1 = idRn die Relation (h−1 )∗ ◦ h∗ = idC ∞ (0) , d.h. die Abbildung h∗ : C ∞ (0) → C ∞ (p) ist ein Isomorphismus zwischen R-Algebren. Somit genügt es, die Algebren C ∞ (0) aller in 0 glatten Funktionen f von Rn zu untersuchen. Außerdem induziert h∗ einen Vektorraum-Isomorphismus Tp h : Tp M → T0 Rn . Als nächstes wollen wir die Dimension von Tp M bestimmen. Nach der intuitiven Vorstellung wie vor (2.10) beschrieben erwarten wir, daß dim Tp M = n ist. Nach dem zuvor Gesagten genügt es, dim T0 Rn auszurechnen. Um dies zu tun, benötigen wir das folgende Lemma. (2.15) Lemma. Sei Br (p) ⊆ Rn die offene Kugel um p = (p1 , . . . , pn ) ∈ Rn mit Radius r, wobei r = ∞ zugelassen ist und B∞ (p) = Rn bedeute. Sei f : Br (p) → R eine glatte Funktion. Dann gibt es glatte Funktionen f1 , . . . , fn : Br (p) → R mit f (x) = f (p) + n X (xi − pi ) · fi (x) i=1 für alle x = (x1 , . . . , xn ) ∈ Br (p), und fi (p) = i-ten Komponente im Punkt p. ∂f ∂xi (p) ist die Ableitung von f nach der Beweis. Setzt man Z fi (x) := 0 1 ∂f (p1 + t(x1 − p1 ), . . . , pn + t(xn − pn )) dt, ∂xi so gilt Z 1 d f (p1 + t(x1 − p1 ), . . . , pn + t(xn − pn )) dt 0 dt Z 1 n X ∂f = (xi − pi ) (p1 + t(x1 − p1 ), . . . , pn + t(xn − pn )) dt ∂x i 0 i=1 f (x) − f (p) = = n X (xi − pi ) · fi (x). i=1 Außerdem ist Z fi (p) = 0 1 ∂f ∂f (p1 , . . . , pn )dt = (p). ∂xi ∂xi 16 Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten (2.16) Satz. Die partiellen Ableitungen ∂ ∂ : C ∞ (0) → R : f 7→ f (0), ∂xi ∂xi ausgewertet an der Stelle 0, bilden eine Basis von T0 Rn . Insbesondere ist dim Tp M = dim T0 Rn = n. Beweis. Aus der Gleichung n X ai i=1 ∂ =0 ∂xi folgt für die k-te Koordinatenfunktion xk ak = n X ai i=1 ∂ xk = 0, ∂xi d.h. die partiellen Ableitungen an der Stelle 0 sind linear unabhängig. Wir wollen nun zeigen, daß diese auch den Vektorraum T0 Rn erzeugen. Sei dazu D ∈ Der (0) und ak := D0 xk . Betrachtet man die partiellen Ableitungen als Elemente von Der (0), so ist die Abbildung n X ∂ C := D − ai ∂xi i=1 eine Derivation von C ∞ (p), und es gilt C0 xk = 0 nach Konstruktion. Eine Funktion f ∈ C ∞ (0) läßt sich nach Lemma (2.15) schreiben als f = f (0) + n X xi · fi i=1 und wir erhalten hieraus Cf = C(f (0)) + n X Cxi · fi + i=1 n X Cfi · xi , i=1 wobei wir f (0) als konstante Abbildung von M nach R mit Wert f (0) auffassen. Wegen X0 (gh) = X(gh)(0) = (g · Xh + h · Xg)(0) = g(0) · X0 h + h(0) · X0 g für alle X ∈ Der (0) und alle f, g ∈ C ∞ (0) folgt C0 f = C0 (f (0)) + n X C0 xi · fi (0) + i=1 | {z =0 } | n X C0 fi · xi (0) = 0, i=1 {z =0 } | {z } =0 Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten d.h. wir haben D= n X i=1 ai 17 ∂ ∂xi wie gewünscht. Bemerkung. (a) Der obige Beweis funktioniert immer noch, wenn man anstelle von D ∈ Der (0) nur voraussetzt, daß D : C ∞ (0) → R eine lineare Abbildung mit D(f g) = f (0)Dg + g(0)Df für alle f, g ∈ C ∞ (0) ist. (b) Ist h : U → Rn eine Karte von M um p mit h(p) = 0, so ist die Menge n n ∂ −1 ∂ −1 ∗ Tp h ( = ) ◦h ∂xi i=1 ∂xi i=1 eine Basis von Tp M . Wenn keine Verwechselungsgefahr besteht, schreiben wir für für ∂ ∂ −1 ∗ wieder kurz ∂x . ∂xi ◦ h i (2.17) Satz. Sei f : M m → N n eine glatte Abbildung in p ∈ M und seienn hM obzw. hN m ∂ lokale Koordinaten um p bzw. um f (p). Dann wird bezüglich der Basen ∂x und i i=1 n on ∂ von Tp M bzw. von Tf (p) N die Tangentialabbildung T0 f˜ von f˜ = hN ◦ f ◦ h−1 M ∂yj j=1 beschrieben durch die Jacobi-Matrix Df˜(0) von f˜ = (f˜1 , . . . , f˜n ) im Punkt 0 via ! ˜j ∂ f (0) · x. Df˜(0) : Rm → Rn : x 7→ ∂xi ji Beweis. Durch die Einführung lokaler Koordinaten haben wir folgendes kommutative Diagramm M hM hN ? R f N m f˜ - ? Rn wobei f˜(0) = 0 ist. Für ϕ ∈ C ∞ (0) folgt aus der Definition des Differentials T0 f˜(X0 )(ϕ) = X0 ◦ f˜∗ (ϕ) = X0 (ϕ ◦ f˜) für alle X0 ∈ T0 Rm . Mit Hilfe der Kettenregel gilt daher n X ∂ϕ ∂ ∂ ∂ f˜j T0 f˜( )(ϕ) = (ϕ ◦ f˜)(0) = (0) · (0) ∂xi ∂xi ∂yj ∂xi j=1 18 und somit ist Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten n X ∂ ∂ f˜j ∂ ˜ T0 f ( )= (0) · ∂xi ∂xi ∂yj j=1 wie behauptet. Da wir schon wissen, daß die Kettenregel für glatte reelle Funktionen gilt, folgt aus dem letzten Satz die Kettenregel für Abbildungen zwischen glatten Mannigfaltigkeiten. (2.18) Korollar. Seien f : K k → M m und g : M m → N n glatte Abbildungen und sei p ∈ K. Dann gilt die Kettenregel Tp (g ◦ f ) = Tf (p) g ◦ Tp f. (2.19) Satz. Sei M n eine Mannigfaltigkeit und sei (h, U ) eine Karte von M . Sei X eine Derivation von C ∞ (U ). Dann gibt es Abbildungen γi ∈ C ∞ (U ) mit X= n X γi i=1 Insbesondere ist ∂ . ∂xi ∂ ∂ ,..., ∂x1 ∂xn eine Basis von Der (U ). Beweis. Sei p ∈ U und h(q) = (h1 (q), . . . , hn (q)) für alle q ∈ U . Für f ∈ C ∞ (U ) setzen wir f˜ = f ◦ h−1 . Sei V ⊆ M eine Umgebung von p, so daß W = h(V ) eine Kugel um h(p) mit Radius r ist. Nach (2.15) können wir die Funktion f˜ auf W schreiben als f˜(x) = f˜(h(p)) + n X (xi − hi (p))f˜i (x) i=1 mit f˜i ∈ C ∞ (W ) und ∂ f˜ f˜i (h(p)) = (h(p)). ∂xi Damit gilt für alle q ∈ V f (q) = f (p) + n X i=1 (hi (q) − hi (p))fi (x) Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 19 mit fi (q) = f˜i (h(q)) ∈ C ∞ (V ). Damit ist fi (p) = ∂ f˜ (h(p)). ∂xi Analog wie im Beweis von (2.16) ergibt die Anwendung der Derivation X mit anschließender Auswertung im Punkt q = p n X ∂ f˜ (h(p))(Xhi )(p). (Xf )(p) = ∂x i i=1 Bezeichnen wir die Derivation C ∞ (U ) → C ∞ (U ) : f 7→ erneut mit ∂ f˜ ∂xi ! ◦h ∂ , ∂xi so folgt mit γi = Xhi die erste Behauptung. Die zweite Behauptung folgt aus (2.16). (2.20) Satz. Seien M m und N n glatte Mannigfaltigkeiten und sei f : U ⊆ M → N glatt auf einer offenen Teilmenge U . Ist die Tangentialabbildung Tp f : Tp M → Tf (p) N ein Vektorraum-Isomorphismus, so ist f ein lokaler Diffeomorphismus um p, d.h. es gibt Umgebungen V ⊆ U von p und W ⊆ N von f (p), so daß die Einschränkung f :V →W V ein Diffeomorphismus ist. Beweis. Seien hM : V 0 → Rm und hN : W 0 → Rn Karten um p bzw. um f (p). Wir schreiben g = hN ◦ f ◦ h−1 M mit g(0) = 0. Nach (2.17) wird T0 g beschrieben durch Dg(0) : R m n → R : x 7→ ∂gi ∂xj (0) · x. ij Nach Voraussetzung und dem Satz über die inverse Abbildung ist die Abbildung g lokal diffeomorph in einer Umgebung von 0. Da die Karten hM und hN Diffeomorphismen sind, −1 ist auch h−1 N ◦ g ◦ hM = f ein lokaler Diffeomorphismus um hM (0) = p. (2.21) Definition. Es sei f : M m → N n ein glatte Abbildung. Die Abbildung heißt Immersion, falls die lineare Abbildung Tp f für alle p ∈ M den Rang m hat. Sie heißt Submersion, wenn Tp f für alle p ∈ M den Rang n hat. Die Abbildung f heißt eine Einbettung, wenn f (M ) eine Untermannigfaltigkeit von M und f : M → f (M ) ein Diffeomorphismus ist. Hat Tp f einen Rang kleiner als m, so heißt p ein singulärer oder kritischer Punkt von 20 Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten f und f (p) heißt ein singulärer oder kritischer Wert von f . Nicht singuläre Punkte und Werte werden regulär genannt. (2.22) Der Tangentialraum (alternative Definition). Sei Wp die Menge aller glatten Abbildungen (Kurven) c : [−ε, ε] → M mit c(0) = p ∈ M . Wir definieren zwei solche Wege c und d als äquivalent, in Zeichen c ∼p d, falls für jede Funktion f ∈ C ∞ (p) (f ◦ c)0 (0) = (f ◦ d)0 (0) gilt, d.h. wenn sie die gleiche ,,Ableitung von Funktionen in Richtung der Kurve” definieren. Die zugehörigen Äquivalenzklassen werden mit [c]p bezeichnet. Durch die lineare Abbildung Dc : C ∞ (p) → R : f 7→ (f ◦ c)0 (0) wird ein Tangentialvektor von Tp M definiert, denn nach der Bemerkung von (2.16) folgt aus (2.16) und (2.19), daß eine lineare Abbildung Xp : C ∞ (p) → R genau dann ein Tangentialvektor ist, wenn Xp (f g) = f (p)Xp g + g(p)Xp f für alle f, g ∈ C ∞ (p) gilt. Die Derivation Dc wird die Richtungsableitung in Richtung [c]p genannt. Die Zuordnung Wp ∼p → Tp M : [c]p 7→ Dc Pn ∂ ist D = Dh−1 ◦c ist injektiv nach Definition. Sie ist auch surjektiv, denn für D = i=1 ai ∂x i m m mit c : R → R : t 7→ p + (ta1 , . . . , tan ), wobei h : U → R eine Karte mit h(p) = 0 ist. Die Tangentialabbildung Tp f einer glatten Abbildung f : M → N läßt sich wie folgt beschreiben. Die Abbildung f induziert die Abbildung Wp ∼p → Wf (p) ∼ : [c]p 7→ [f ◦ c]f (p) , f (p) und man erhält Tp f : Dc 7→ Df ◦c . Diese Definition stimmt mit der usprünglichen Definition aus (2.13) überein, denn es gilt Df ◦c (ϕ) = (ϕ ◦ f ◦ c)0 (0) = Dc (ϕ ◦ f ) = Tp f (Dc )(ϕ). (2.23) Definition. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit. Eine Familie {ϕi }i∈I von glatten Funktionen ϕi : M → [0, 1] heißt eine (glatte) Zerlegung der Eins, wenn es zu jedem Punkt x ∈ M eine Umgebung Ux von x gibt, so daß nur endlich viele Funktionen ϕi auf Ux nicht verschwinden und X ϕi (u) = 1 i∈I Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 21 für alle u ∈ M gilt. Eine Zerlegung der Eins {ϕi }i∈I heißt einer Überdeckung {Vj }j∈J von M aus offenen Mengen Vj untergeordnet, falls für jedes i ∈ I der Träger supp ϕi := {x ∈ M | ϕi (x) 6= 0} in einer der Mengen Vj enthalten ist. (2.24) Lemma. Sei M eine glatte n-Mannigfaltigkeit und sei U = {Ui }i∈I eine offene Überdeckung von M . Dann gibt es einen Atlas AU = {(hk , Vk )}k∈N von M mit folgenden Eigenschaften: (AT1) (AT2) (AT3) (AT4) Zu jedem Vk gibt es ein Ui mit Vk ⊆ Ui . Jeder Punkt x ∈ M liegt nur in endlich vielen Mengen Vk . Für alle k ∈ N ist hk (Vk ) = {x ∈ Rn | |x| < 3}. n Die Urbilder Wk := h−1 k ({x ∈ R | |x| < 1}) überdecken M . Beweis. Da M eine abzählbare Basis besitzt, können wir o.E. voraussetzen, daß U abzählbar ist. Als lokalkompakter Raum mit abzählbarer Basis besitzt M eine Familie {Km }m∈N S kompakter Mengen Km ⊆ M mit Km ⊆ (Km+1 )◦ und M = m∈N Km , siehe etwa Querenburg, Mengentheoretische Topologie, Satz 8.22b. Zu jedem m ∈ N gibt es aufgrund der Kompaktheit der Mengen Km endlich viele Karten hk : Vk → {x ∈ Rn | |x| < 3} mit ◦ Vk ⊆ Km+2 \ Km−1 und Vk ⊆ Ui für ein i ∈ I, so daß die Urbilder Wk die Menge ◦ Km+1 \ Km überdecken. Dies ergibt insgesamt abzählbar viele Karten, die (AT1) bis (AT4) erfüllen. (2.25) Lemma. Zu jedem Paar (r, R) positiver reeller Zahlen mit R > r gibt es eine glatte Funktion ψ : Rn → [0, 1] mit ψ −1 (1) = {x ∈ Rn | |x| ≤ r} und ψ −1 (0) = {x ∈ Rn | |x| ≥ R} . Eine solche Funktion wird Glockenfunktion genannt. Beweis. Die Funktion α : R → R : x 7→ 0 falls x ≤ 0 exp(−x−2 ) falls x > 0 ist glatt und es gilt α−1 (0) = {x ∈ R | x ≤ 0}. Deshalb ist auch β : R → R : x 7→ α(x) α(x) + α(R − x) glatt und es ist β −1 (0) = {x ∈ R | x ≤ 0}, sowie β −1 (1) = {x ∈ R | x ≥ R}. Die Funktion ψ : Rn → R : x 7→ 1 − β(|x| − r) 22 Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten ist glatt und erfüllt die Aussagen des Lemmas. Beachte dabei, daß die Betragsfunktion bei x = 0 nicht differenzierbar ist. In einer Umgebung von −r ist jedoch β konstant, d.h. ψ ist in einer Umgebung von 0 konstant und daher glatt. (2.26) Folgerung. Sei M eine glatte n-Mannigfaltigkeit und sei U = {Ui }i∈I eine offene Überdeckung von M . Dann gibt es eine zu U untergeordnete glatte Zerlegung der Eins. Beweis. Sei AU = {hk : Vk → Rn }k∈N der nach Lemma (2.24) zu U assoziierte Atlas. Wähle nach (2.25) eine Glockenfunktion ψ : Rn → R mit ψ −1 (1) = {x ∈ Rn | |x| ≤ 1} und ψ −1 (0) = {x ∈ Rn | |x| ≥ 2}. Dann ist für k ∈ N die Abbildung ψk : M → R : x 7→ n ψ ◦ hk (x) falls x ∈ Vk 0 sonst glatt nach (AT3). Nach (AT2) ist s= ∞ X ψk k=1 wohldefiniert und glatt. Wegen (AT4) und wegen ψ ≥ 0 ist s(x) 6= 0 für alle x ∈ M . Also bildet die Familie s−1 · ψk k∈N eine zu U untergeordnete glatte Zerlegung der Eins. (2.27) Folgerung. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und seien A und B zwei nichtleere, abgeschlossene, disjunkte Mengen aus M . Dann gibt es eine glatte Funktion ϕ : M → R mit ϕ(A) = {0} und ϕ(B) = {1}. Die Abbildung ϕ wird eine (glatte) Urysohn-Funktion auf M genannt. Beweis. Sei {ϕn }n∈N eine {M \ A, M \ B} untergeordnete glatte Zerlegung der Eins. Setzt man J = {n ∈ N | supp ϕn ⊆ M \ A}, so ist ϕ= X ϕj j∈J die gesuchte Abbildung, denn für a ∈ A ist ϕ(a) = 0 nach Definition von J. Für b ∈ B mit ϕn (b) 6= 0 ist b ∈ supp ϕn , also supp ϕn 6⊆ M \ B. Da {ϕn }n∈N der Überdeckung {M \ A, M \ B} untergeordnet ist, folgt supp ϕn ⊆ M \ A, also n ∈ J. Damit ist 1 = P P n∈N ϕn (b) = j∈J ϕj (b) = ϕ(b). (2.28) Folgerung. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei c : R → M eine einfache reguläre Kurve. Sei g : R → R glatt und sei [a, b] ⊆ R, so daß eine Karte (h, U ) existiert mit c([a, b]) ⊆ U . Dann gibt es eine glatte Funktion G : M → R mit G(c(t)) = g(t) für alle t ∈ [a, b]. Kapitel 2: Differenzierbare Mannigfaltigkeiten 23 Beweis. Sei t0 ∈ [a, b] und sei h : U → Rn : q 7→ (h1 (q), . . . , hn (q)) eine Karte um c(t0 ). Da c regulär ist, gibt es ein i ∈ {1, . . . , n} so daß die Abbildung [a, b] → R : t 7→ (hi ◦ c)(t)) eine nichtverschwindende Ableitung im Punkt t0 besitzt. Nach dem Satz über die Umkehrfunktion gibt es eine glatte Funktion yi : (c, d) → R mit (yi ◦ hi ◦ c)(t) = t. Außerdem gibt es eine offene Umgebung V ⊆ U um c(t0 ), so daß g̃ := g◦yi ◦xi : V → R glatt ist. Da M lokalkompakt ist, ist M regulär. Also gibt es offene Umgebungen W, W 0 ⊆ V um c(t0 ) mit W ⊆ W 0 ⊆ W 0 ⊆ V . Wegen W ∩ M \ W 0 = ∅ gibt es nach (2.27) eine glatte Urysohn-Funktion ϕ : M → R mit ϕ(W ) = {1} und ϕ(M \ W 0 ) = {0}. Dann läßt sich die Abbildung ϕ · g̃ durch die Nullfunktion zu einer glatten Abbildung G̃ : M → R fortsetzen. Insbesondere ist G̃(c(t)) = g(t) in einer Umgebung von t0 in [a, b]. Das folgende Diagramm zeigt die bisherige Situation. R I @ @ yi c @ @ g̃ @ ? - R R - M h i G g Da [a, b] kompakt ist, ist auch c([a, b]) kompakt. Daher gibt es endlich viele offene Mengen U1 , . . . , Un ⊆ U und glatte Abbildungen G̃i : Mn→oR mit G̃i (c(t)) = g(t) für alle t ∈ [a, b] mit c(t) ∈ Ui . Wähle eine offene Überdeckung Ũi von M \ c([a, b]). Dann ist i∈I n o U = {U1 , . . . , Un } ∪ Ũi i∈I eine Überdeckung von M . Nach (2.26) gibt es eine U untergeordnete Zerlegung der Eins {sk }k∈N . Setze J1 := {i ∈ N | supp si ⊆ U1 }, sowie Jk := {i ∈ N | supp si ⊆ Uk } \ (J1 ∪ . . . ∪ Jk−1 ) für 1 < k ≤ n. Die Funktion n X X G̃i (q) G : M → R : q 7→ sj (q) i=1 j∈Ji ist glatt und es gilt für t ∈ [a, b] n n X X X X G(c(t)) = G̃i (c(t)) sj (c(t)) = g(t) sj (c(t)) = g(t). i=1 j∈Ji i=1 j∈Ji | {z =1 } 24 Kapitel 3: Flächen I, Die erste Fundamentalform KAPITEL 3 Flächen I, Die erste Fundamentalform (3.1) Definition. Eine Teilmenge S ⊆ Rn heißt (reguläre) m-Fläche, falls es zu jedem Punkt p ∈ S eine offene Umgebung V ⊆ Rn , eine offene Menge U ⊆ Rm , und einen glatten regulären (d.h. das Differential DF (x) ist für alle x ∈ U injektiv) Homöomorphismus F : U → V ∩ S gibt. Die Abbildung F heißt eine Parametrisierung von S um p. (3.2) Beispiele. (a) Ist g : U ⊆ Rm → Rn−m eine glatte Funktion, so ist die Abbildung F : U → Rn : x 7→ (x, g(x)) eine Parametrisierung der m-Fläche S = {(x, g(x)) | x ∈ U }, genannt der Graph von g. (b) Sei f : U ⊆ Rn → Rn−m eine glatte Funktion und sei a ∈ Rm ein regulärer Wert von f , d.h. es hat Df (p) Rang n − m für alle p ∈ U mit f (p) = a. Dann folgt aus dem Satz über implizite Funktionen (siehe Spivak [15], 2-12), daß die Menge S = f −1 (a) = {x ∈ U | f (x) = a} eine m-Fläche ist, die Niveaufläche genannt wird. Bemerkung. Eine Fläche S ⊆ Rn ist stets eine glatte Mannigfaltigkeit im Sinne von Definition (2.4), denn S ist bzgl. der Spurtopologie von Rn ein Hausdorff-Raum mit abzählbarer Basis und die Menge der Inversen aller Parametrisierungen von S ergibt einen glatten Atlas von S, da alle Kartenwechsel glatt sind aufgrund der Injektivität der Differentiale (Satz über die Umkehrfunktion, siehe [15], 2-11). Deshalb ist eine Fläche S im wesentlichen unabhängig von der Wahl der Parametrisierung, d.h. zwei Parametrisierungen F : U → S, G : V → S mit F (U ) ∩ G(V ) 6= ∅ unterscheiden sich nur durch einen Diffeomorphismus G−1 ◦ F . (3.3) Satz. Sei S ⊆ Rn eine m-Fläche. Dann gibt es zu jedem p ∈ S eine offene Umgebung W von p in S, so daß W der Graph einer glatten Funktion H : Rm → Rn−m ist. Beweis. Nach Definition gibt es zu p ∈ S eine Parametrisierung F : U → W := V ∩ S von S, wobei U ⊆ Rm offen ist. Sei a ∈ U mit F (a) = p. Das Differential DF (a) von F in a ist bzgl. der kanonischen Basen durch eine n × m-Matrix A beschrieben. Da nach Voraussetzung der Kern der linearen Abbildung λ : x 7→ Ax : Rm → Rn trivial ist, hat A den Rang m, d.h. es existieren m linear unabhängige Zeilen in A. Durch etwaiges Permutieren der kanonischen Basis können wir annehmen, daß die ersten m Zeilen von A Kapitel 3: Flächen I, Die erste Fundamentalform 25 n linear unabhängig sind. Sei πm : Rn → Rm : (x1 , . . . , xn ) 7→ (x1 , . . . , xm ) die entsprechende n Projektion. Dann ist die Komposition G := πm ◦ F : U → Rm regulär im Punkt F −1 (p). Nach dem Satz über die Umkehrfunktion ist G−1 in einer Umgebung von p differenzierbar und regulär. Ohne Einschränkung können wir annehmen, daß diese Umgebung gerade n n : Rn → Rn−m : (x1 , . . . , xn ) 7→ (xm+1 , . . . , xn ) ist dann πm (W ) ist. Mit πn−m n n n F (x) = (πm (F (x)), πn−m (F (x))) = (G(x), πn−m (F (x))) für alle x ∈ U . Damit ist n n W = (u, πn−m ◦ F ◦ G−1 (u)) u ∈ πm (W ) n der Graph der glatten Funktion H := πn−m ◦ F ◦ G−1 : Rm → Rn−m . (3.4) Korollar. Sei S ⊆ Rn eine m-Fläche. Dann gibt es zu jedem p ∈ S eine offene Umgebung W von p in S, so daß W = g −1 (0) Niveaufläche einer glatten Funktion g : Rn → Rn−m ist, die in p regulär ist. Beweis. Zu p ∈ S gibt es nach (3.3) eine offene Umgebung V ⊆ Rn , so daß W = V ∩ S der Graph einer glatten Funktion f : U ⊆ Rm → Rn−m ist, also p = (x, f (x)) für ein x ∈ U . Setzt man g : U × Rn−m → Rn−m : (x, a) 7→ a − f (x), so ist W = {(x, a) ∈ U × Rn−m | g(x, a) = 0} und g ist regulär in p, d.h. der Rang von Dg(p) ist n − m. (3.5) Beispiele. Sei f : R3 → R : x 7→ a1 x21 + a2 x22 + a3 x23 mit a = (a1 , a2 , a3 ) 6= 0. Dann ist 1 ein regulärer Wert von f , denn für x ∈ R3 mit f (x) = 1 gibt es ein i ∈ {1, 2, 3} mit ∂f ai x2i 6= 0, und daher ist ∂x (x) = 2ai xi 6= 0. Also ist nach Beispiel (3.2)(b) die Niveaufläche i −1 Q := f (1) eine Fläche in R3 . Wir betrachten einige Spezialfälle: (a) a = (1, 1, 1). Dann ist Q die Einheitssphäre in R3 . (b) Sind alle ai positiv, so ist Q ein Ellipsoid. (c) Für a = (−1, −1, 1) ergibt sich die Gleichung x21 + x22 = x23 − 1 eines zweischaligen Hyperboloids. Diese Fläche ist unzusammenhängend. (d) Ist a = (1, 1, −1), so erhält man ein einschaliges Hyperboloid. (e) Für a = (1, 1, 0) bekommt man den Zylinder. (3.6) Definition. Sei S ⊆ Rn eine m-Fläche und sei p ∈ S. Ein Vektor v ∈ Rn heißt Tangentialvektor an S in p, wenn es eine glatte parametrisierte Kurve c : [−ε, ε] → S gibt, so daß c(0) = p und c0 (0) = v gilt. Die Menge aller Tangentialvektoren an S in p bezeichnen wir wieder mit Tp S. 26 Kapitel 3: Flächen I, Die erste Fundamentalform (3.7) Satz. Sei F : U → S ⊆ Rn eine Parametrisierung der m-Fläche S. Dann ist die Menge aller Tangentialvektoren in b = F (a) ein m-dimensionaler Untervektorraum von Rn , der gegeben ist durch DF (a)(Rm ). Beweis. Sei v ein Tangentialvektor an S in b. Dann gibt es eine glatte Kurve c : [−1, 1] → S mit c(0) = b und c0 (0) = v. Dann ist die Komposition d : F −1 ◦ c : [−1, 1] → U eine glatte Kurve in U mit d(0) = a. Außerdem ist v = c0 (0) = DF (d(0)) · d0 (0) = DF (a) · d0 (0) ∈ DF (a)(Rm ). Ist umgekehrt v ∈ DF (a)(Rm ), so gibt es w ∈ Rm mit v = DF (a)(w). Betrachte die glatte Kurve d : [−1, 1] → Rm : t 7→ a + tw. Die Kurve c = F ◦ d : [−ε, ε] → S ist für ε > 0 hinreichend klein ebenfalls glatt und es ist c(0) = F (a) = b und c0 (0) = DF (d(0)) · d0 (0) = DF (a)(w) = v. (3.8) Satz. Sei S ⊆ Rn eine Niveaumenge einer glatten Funktion f : Rn → Rn−m vom Rang n − m, d.h. es ist S = f −1 (b). Dann ist die Menge aller Tangentialvektoren in a ∈ S gegeben durch ker Df (a). Beweis. Sei v ein Tangentialvektor an S in a. Dann gibt es eine glatte Kurve c : [−1, 1] → S mit c(0) = a und c0 (0) = v. Außerdem ist f (c(t)) = b für alle t ∈ [−1, 1]. Somit folgt 0 = Df (a)(c0 (0)) = Df (a)(v), also v ∈ ker Df (a). Die Dimensionsformel für lineare Abbildungen liefert dim ker Df (a) + dim Df (a)(Rn ) = n, also ist dim ker Df (a) = m. Wegen dim Ta S = m folgt damit ker Df (a) = Ta S. Bemerkung. Nach der alternativen Beschreibung des Tangentialraumes in Kapitel 2 ist klar, daß Tangentialvektoren auch im Sinne von (2.22) interpretiert werden können, wenn wir S als glatte Mannigfaltigkeit auffassen. Deshalb können die Resultate aus Kapitel 2 im Rahmen der jetzigen Definitionen interpretiert werden. Ein wichtiges Ergebnis dabei ist: (3.9) Satz. Seien S1 ⊆ Rm und S2 ⊆ Rn zwei Flächen und sei f : S1 → S2 glatt 0 im Punkt p, d.h. es gibt Parametrisierungen F1 : U1 ⊆ Rm → S1 mit F1 (0) = p und 0 F2 : U2 ⊆ Rn → S2 mit F2 (0) = f (p), so daß F2−1 ◦ f ◦ F1 : U1 → U2 glatt ist im Punkt 0. Dann ist die Tangentialabbildung Tp f gegeben durch Tp f : Tp S1 → Tf (p) S2 : c0 (0) 7→ (f ◦ c)0 (0), wobei c : [−1, 1] → S1 eine Kurve ist mit c(0) = p. (3.10) Erinnerung an Bilinearformen. Eine Bilinearform f : Rn × Rn → R auf dem Rn ist eine in beiden Argumenten lineare Abbildung f , d.h. es ist f (ax + bx0 , y) = Kapitel 3: Flächen I, Die erste Fundamentalform 27 af (x, y) + bf (x0 , y) und f (x, ay + by 0 ) = af (x, y) + bf (x, y 0 ) für alle x, x0 , y, y 0 ∈ Rn und alle a, b ∈ R. Die zu f gehörige quadratische Form q : Rn → R ist definiert durch q(x) := f (x, x). Insbesondere gilt q(ax) = a2 q(x). Dies rechtfertigt die Bezeichnung quadratisch. Falls f symmetrisch ist (also falls f (x, y) = f (y, x) für alle x, y ∈ Rn gilt), so ist f durch q via f (x, y) = 12 (q(x + y) − q(x) − q(y)) eindeutig bestimmt. Ist {b1 , . . . , bn } eine Basis von Rn , P P so gilt mit fij = f (bi , bj ), x = xi bi und y = yi bi die Darstellung f (x, y) = n X fij xi yj . i,j=1 Wählt man speziell für {b1 , . . . , bn } die kanonische Basis, so ist f (x, y) = xt F y mit F = (fij )i,j . Ist f symmetrisch, so ist die Matrix F ebenfalls symmetrisch. Die Umkehrung gilt natürlich ebenso. Eine symmetrische Bilinearform f heißt Skalarprodukt, falls sie positiv definit ist, d.h. es ist q(x) > 0 für alle x 6= 0. Das gewöhnliche Skalarprodukt f (x, y) = hx, yi = xt y ist ein Skalarprodukt in diesem Sinne und besitzt die Einheitsmatrix F = En als zugehörige Matrix. Ist α : Rm → Rn eine lineare Abbildung, so ist durch g(x, y) := f (α(x), α(y)) eine Bilinearform auf Rm definiert. Diese heißt die von f und α induzierte Bilinearform. Hat α die Matrixdarstllung A bzgl. gewisser Basen B1 und B2 von Rn und Rm , und hat f bzgl. B1 die Matrix F , so hat g bzgl. B2 die Matrixdarstellung G = At F A. Sind {e1 , . . . , en } und {ẽ1 , . . . , ẽn } zwei Basen von Rn und sind F bzw. F̃ die zugehörigen Matrixdarstellungen von f , so ist F̃ = At F A, wobei A die Transformationsmatrix zum Basiswechsel ist. Ist f eine symmetrische Bilinearform auf Rn und ist α : Rn → Rn linear mit f (α(x), y) = f (x, α(y)) für alle x, y ∈ Rn , so heißt α selbstadjungiert bzgl. f . Bezüglich einer Orthonormalbasis wird α durch eine symmetrische Matrix beschrieben. (3.11) Die erste Fundamentalform. Sei S ⊆ Rn eine m-Fläche und sei p ∈ S. Das Skalarprodukt gp : Tp S × Tp S → R : (x, y) 7→ hx, yi , heißt die erste Fundamentalform von S in p, d.h. gp ist die Einschränkung des gewöhnlichen Skalarproduktes h , i von Rn auf den m-dimensionalen Unterraum Tp S. Die erste Fundamentalform ist ein Spezialfall einer Riemannschen Metrik, siehe dazu das folgende Kapitel. (3.12) Matrixdarstellung der ersten Fundamentalform. Sei F : U ⊆ Rm → S eine Parametrisierung der Fläche S bei y = F (x). Nach (3.7) ist dann DF (x) : Rm → Ty S ein 28 Kapitel 3: Flächen I, Die erste Fundamentalform linearer Isomorphismus zwischen Rm und Ty S. Die vom euklidischen Skalarprodukt h , i k auf Rm und DF (x) = ( ∂F ∂xl (x))kl induzierte Bilinearform gy auf Ty S ist bzgl. der Basis n om ∂F gegeben durch die Matrix ∂xi (x) i=1 G(x) = (gij (x))m i,j=1 , wobei gij (x) = ∂F ∂F (x), (x) . ∂xi ∂xj In dieser Schreibweise ist dann gy (u, v) = ut G(x)v für alle u, v ∈ Ty S. Wendet man das ∂F ∂F , . . . , ∂x ) Gram-Schmidtsche Orthonormalisierungsverfahren auf die kanonische Basis ( ∂x 1 m von Tp S an, so kann man stets erreichen, daß G(p) die Einheitsmatrix ist. (3.13) Lemma. Es sei S ⊆ Rn eine m-Fläche mit Parametrisierungen F : U ⊆ Rm → S und F̃ : Ũ ⊆ Rm → S. Ist y = F (x) = F̃ (x̃), so gilt für die Matrixdarstellungen G und G̃ der zugehörigen ersten Fundamentalformen G̃ = At GA, wobei A = A(x̃) die Jacobi-Matrix des Parameterwechsels h = F −1 ◦ F̃ an der Stelle x̃ ist. Beweis. Wegen F̃ = F ◦ h ist nach der Kettenregel m X ∂F ∂ F̃ ∂hj (x̃) = (x) · (x̃). ∂ x̃i ∂x ∂ x̃ j i j=1 om n ∂F (x) und Damit folgt die Behauptung aus (3.10) und (3.12), da die beiden Basen ∂x i i=1 n om ∂ F̃ nach obiger Gleichung durch die Jacobi-Matrix von h ineinander übergeführt ∂ x̃i (x̃) i=1 werden. (3.14) Beispiele. (a) Die Hyperebene H = a0 + t1 a1 + . . . + tn an ∈ Rn+1 (t1 , . . . , tn ) ∈ Rn ⊆ Rn+1 mit a1 , . . . , an ∈ Rn+1 linear unabhängig. Dann ist F : Rn → Rn+1 : (t1 , . . . , tn ) 7→ a0 + t1 a1 + . . . + tn an eine globale Parametrisierung von H und es gilt ∂F (t1 , . . . , tn ) = ai ∂ti und gij (t1 , . . . , tn ) = hai , aj i . (b) Die Sphäre Sr = x ∈ R3 |x| = r in R3 . Die Sphäre Sr läßt sich parametrisieren durch F : (0, π) × (0, 2π) → R3 : (s, t) 7→ (r sin s cos t, r sin s sin t, r cos s). Damit folgt ∂F (s, t) = (r cos s cos t, r cos s sin t, −r sin s), ∂s ∂F (s, t) = (−r sin s sin t, r sin s cos t, 0), ∂t Kapitel 3: Flächen I, Die erste Fundamentalform 29 und g11 (s, t) = r2 , g12 (s, t) = 0, g22 (s, t) = r2 sin2 s. (c) Der Zylinder Zr = {(r cos t, r sin t, s) | s ∈ R, t ∈ (0, 2π)}. Es ist ∂F (s, t) = (0, 0, 1), ∂s ∂F (s, t) = (−r sin t, r cos t, 0), ∂t woraus g11 (s, t) = 1, g12 (s, t) = 0, g22 (s, t) = r2 folgt. (d) Der Torus Tr = {((r1 + r2 cos s) cos t, (r1 + r2 cos s) sin t, r2 sin s) | s, t ∈ (0, 2π)}. Es ist ∂F (s, t) = (−r2 sin s cos t, −r2 sin s sin t, r2 cos s), ∂s ∂F (s, t) = (−(r1 + r2 cos s) sin t, (r1 + r2 cos s) cos t, 0), ∂t und g11 (s, t) = r22 , g12 (s, t) = 0, g22 (s, t) = (r1 + r2 cos s)2 . (e) Die Sattelfläche A = (s, t, s2 − t2 ) ∈ R3 s, t ∈ (−1, 1) . Es ist ∂F (s, t) = (1, 0, 2s), ∂s ∂F (s, t) = (0, 1, −2t), ∂t und g11 (s, t) = 4s2 + 1, g12 (s, t) = −4st, g22 (s, t) = 4t2 + 1. 30 Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten KAPITEL 4 Riemannsche Mannigfaltigkeiten Die Idee der Riemannschen Mannigfaltigkeit beruht auf dem Begriff des Tangentialbündels. Um letzteres zu definieren, beginnen wir etwas allgemeiner mit Vektorraumbündeln. In diesem Kapitel sei M stets ein glatte Mannigfaltigkeit. (4.1) Definition. Ein Tripel ξ = (E, π, B) heißt n-dimensionales reelles Vektorraumbündel, wenn E und B topologische Räume sind und π : E → B eine stetige surjektive Abbildung ist, so daß folgende Axiome gelten: (VB1) Jede Faser Eb := π −1 (b) ⊆ E ist ein n-dimensionaler reeller Vektorraum. (VB2) Zu jedem Punkt b ∈ B gibt es eine Umgebung U ⊆ B und einen Homöomorphismus h : π −1 (U ) → U × Rn , so daß die Einschränkung hb := h : Eb → {b} × Rn Eb für jedes b ∈ U ein Vektorraum-Isomorphismus ist. Der Raum E heißt der Totalraum, der Raum B heißt die Basis und die Abbildung π die Projektion des Bündels ξ. Die Abbildung (h, U ) aus Axiom (VB2) wird eine Bündelkarte genannt. Das Bündel ξ heißt trivial, wenn eine Bündelkarte h : E → B × Rn existiert. Deshalb wird Axiom (VB2) auch Axiom der lokalen Trivialität genannt. Eine stetige Abbildung s : B → E heißt Schnitt des Bündels ξ, falls s(b) ∈ Eb ist für alle b ∈ B. Die Abbildung s0 : B → E : b 7→ 0 ∈ Eb ist ein Schnitt von ξ, genannt der Nullschnitt. Bemerkung. Ist s : B → E ein Schnitt eines Vektorraumbündels ξ = (E, π, B), so ist s : B → s(B) ⊆ E eine Homöomorphismus, denn die Umkehrabbildung s−1 ist gerade die Einschränkung π . s(B) (4.2) Beispiele. (a) Der Zylinder Z = S1 × R läßt sich als ein triviales 1-dimensionales Vektorraumbündel (Z, π, S1 ) ansehen, wobei π : Z → S1 die Projektion auf die zweite Komponente ist. (b) Das offene Moebiusband läßt sich ebenfalls als ein 1-dimensionales Vektorraumbündel deuten. Dieses ist aber nicht trivial. (4.3) Definition. Sei ξ = (E, π, B) ein n-dimensionales Vektorbündel und sei A ⊆ B ein topologischer Unterraum von B. Dann ist ξA := (π −1 (A), π −1 , A) ein nπ (A) Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten 31 dimensionales Vektorbündel über A, welches die Einschränkung von ξ auf A genannt wird. Gibt es eine Teilmenge F ⊆ E, so daß es um jeden Punkt aus B eine Bündelkarte (h, U ) mit h(π −1 (U ) ∩ F ) = U × Rk ⊆ U × Rn gibt, so ist ξ F = (F, π , B) ein k-dimensionales Vektorbündel über B, welches ein kF dimensionales Teilbündel von ξ genannt wird. (4.4) Definition. Sei ξ = (E, π, B) ein n-dimensionales reelles Vektorraumbündel. Eine S Menge {(hi , Ui )}i∈I von Bündelkarten heißt Bündelatlas von ξ, falls i∈I Ui = B ist. Ist Ui ∩ Uj 6= ∅, so heißen die Abbildungen 2 Ui ∩ Uj → GLn R ⊆ Rn : x 7→ (hj )x ◦ (hi )−1 x Übergangsfunktionen des Atlanten. (4.5) Definition. Sei ξ = (E, π, B) ein n-dimensionales reelles Vektorraumbündel über einer glatten Mannigfaltigkeit B. Das Bündel ξ mit Bündelatlas A heißt glatt, falls alle Übergangsfunktionen bzgl. A glatt sind. Bemerkung. (a) Wie in der Bemerkung zu Definition (2.4) läßt sich der Bündelatlas eines glatten Vektorraumbündels stets zu einem maximalen glatten Bündelatlas erweitern. (b) Ist ξ = (E, π, B) ein glattes n-dimensionales reelles Vektorraumbündel über der kdimensionalen glatten Mannigfaltigkeit B, so ist der Totalraum eine (n + k)-dimensionale glatte Mannigfaltigkeit, denn die Bündelkarten von ξ definieren einen glatten Atlas auf E. Um das Tangentialbündel ξ = (E, π, M ) einer glatten Mannigfaltigkeit M zu definieren, wird es notwendig sein, anstatt von einem topologischen Raum E nur von einer Menge E auszugehen. In diesem Falle wird π nur als surjektiv und die Bündelkarten (h, U ) als bijektiv vorausgesetzt, so daß die Abbildungen hb : Eb → {b} × Rn lineare VektorraumIsomorphismen sind und alle Übergangsfunktionen glatt sein sollen. Man nennt ξ dann ein Prä-Vektorbündel. Von dieser Situation ausgehend wollen wir der Menge E eine HausdorffTopologie mit abzählbarer Basis verpassen. Dazu wählen wir eine abzählbare Basis B von M . Zu jedem Punkt p ∈ M gibt es eine Bündelkarte (hp , Up ), wobei Up eine offene Umgebung von p in M ist. Wähle zu jedem p ∈ M eine Umgebung Bp ∈ B um p mit Bp ⊆ Up . Zu jedem B ∈ B, welches in einer Bündelkartenumgebung UB liegt, sei hB die Einschränkung der zu UB gehörigen Bündelkarte auf B. Da B abzählbar ist, ist auch die Menge aller so definierten Paare (B, hB ) abzählbar. Nun definieren wir die Topologie auf E als die Initialtopologie OE bzgl. aller Abbildungen hB : E → B × Rn . Diese hat nach Konstruktion ebenfalls eine abzählbare Basis. Da die Abbildungen hB injektiv sind, 32 Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten werden die Abbildungen hB : π −1 (B) → B × Rn bzgl. OE zu Homöomorphismen. Die Hausdorff-Eigenschaft folgt aus dem Axiom der lokalen Trivialität. (4.6) Satz. Sei M eine glatte n-Mannigfaltigkeit mit Atlas A. Dann ist durch TM := [ Tp M, p∈M π : TM → M : x 7→ b, falls x ∈ Tb M , {hf | (f, U ) ∈ A} , wobei hf : π −1 (U ) → U × Rn : D 7→ {p} × (Df1 , . . . , Dfn ), falls D ∈ Tp M und f = (fi )ni=1 ist, ein glattes n-dimensionales Vektorraum-Bündel TM = (TM, π, M ) definiert. Das Bündel TM wird das Tangentialbündel von M genannt. Nach obiger Bemerkung ist TM eine 2n-dimensionale glatte Mannigfaltigkeit. Beweis. Sei (f, U ) eine Karte von M . Nachn (2.17) on läßt sich n die on Tangentialabbildung ∂ Tp f als Jacobi-Matrix Df (0) bzgl. der Basen ∂x und ∂y∂ j schreiben. Da die i i=1 j=1 Abbildung f : U → f (U ) ⊆ Rn ein Diffeomorphismus ist, ist Df (0) = ∂fi ∂xj (0) eine reguläre Matrix. Sei D ∈ Tb M = π −1 (b) für ein b ∈ M . Dann ist in lokalen Koordinaten nach (2.16) n X ∂ D= ai ∂xi i=1 für gewisse a1 , . . . , an ∈ R. Wegen (Df1 , . . . , Dfn ) = (a1 , . . . , an )Df (0) folgt aus der Regularität von Df (0), daß die Abbildung hf Tp M bijektiv ist. Damit ist auch hf eine Bijektion. Die Übergangsfunktionen 2 −1 Uf ∩ Ug → GLn R ⊆ Rn : x 7→ (hf )x ◦ (hg )x Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten 33 lassen sich lokal wie oben als Produkt von Jacobi-Matrizen darstellen. Deshalb sind die Übergangsfunktionen glatt. (4.7) Definition. Sei f : M → N eine glatte Abbildung zwischen glatten Mannigfaltigkeiten. Durch die Tangentialabbildungen Tp f : Tp M → Tf (p) N wird nach (2.17) eine glatte Abbildung Tf : TM → TN , das Differential von f , definiert. (4.8) Definition. Ein (glattes) Vektorfeld auf einer glatten Mannigfaltigkeit M ist ein (glatter) Schnitt X : M → TM des Tangentialbündels. Anstelle des Funktionswertes X(p) schreiben wir auch häufig Xp . (4.9) Lemma. Die Menge Vec(M ) (oder auch T 1 (M )) aller Vektorfelder auf einer Mannigfaltigkeit M n ist bezüglich punktweiser Addition und (f, X) 7→ f X = (p 7→ f (p) · Xp ) als Skalarmultiplikation ein Modul über dem Ring C∞ (M ). Bemerkung. Ein glattes Vektorfeld X auf M läßt sich via C ∞ (M ) → C ∞ (M ) : f 7→ (p 7→ (Xp (f ))) als Derivation der R-Algebra C ∞ (M ) auffassen. Umgekehrt induziert jede Derivation X von C ∞ (M ) via p 7→ Xp = (f 7→ (Xf )(p)) : M → TM ein Vektorfeld auf M , welches nach (2.19) glatt ist. (4.10) Lemma. Sei X ∈ Vec (M ). Sei p ∈ M und sei h : U → Rn eine Karte um p mit lokalen Koordinaten (x1 , . . . , xn ). Dann gibt es Funktionen fi ∈ C ∞ (U ) mit X= n X i=1 fi ∂ . ∂xi Beweis. Folgt aus der obigen Bemerkung wie im Beweis von (2.19). (4.11) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei U ⊆ M eine offene Teilmenge von M . Sei p ∈ U . Dann gibt es eine offene Umgebung V von p in U , so daß zu jedem Vektorfeld X̃ ∈ Vec (U ) ein Vektorfeld X ∈ Vec (M ) gibt, welches auf V mit X̃ übereinstimmt. Beweis. Sei p ∈ U . Da M lokalkompakt und damit regulär ist, gibt es eine offene Umgebungen V, W von p in U mit V ⊆ W ⊆ W ⊆ U . Dann ist V ∩ (M \ W ) = ∅. Somit gibt es nach (2.27) eine glatte Urysohn-Funktion ϕ : M → R mit ϕ(V ) = {1} und ϕ(M \W ) ⊆ {0}. 34 Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten Damit läßt sich ϕX̃ außerhalb von U durch den Nullschnitt zu einem glatten Vektorfeld X ∈ Vec (M ) fortsetzen, welches auf V mit X̃ übereinstimmt. (4.12) Definition. Sei T1 (M ) der zu Vec (M ) = T 1 (M ) duale C ∞ (M )-Modul. Wir nennen die Elemente von T1 (M ) Differential-1-Formen oder einfach 1-Formen. (4.13) Lemma. Seien X ∈ T 1 (M ) und ω ∈ T1 (M ). Verschwindet X auf einer Umgebung U von p, so verschwindet auch ω(X) auf U . Beweis. Sei p ∈ U . Da M lokalkompakt ist, gibt es offene Umgebungen V, W von p mit V ⊆ W ⊆ W ⊆ U . Nach (2.27) gibt es eine glatte Funktion ϕ : M → R mit ϕ(V ) = {0} und ϕ(M \ W ) ⊆ {1}. Dann ist ϕX = X und aus der Linearität von ω folgt ω(X)(p) = ω(ϕX)(p) = ϕ(p)ω(X)(p) = 0. (4.14) Lemma. Sei U ⊆ M eine offene Teilmenge von M . Dann induziert jede 1-Form ω auf M eine 1-Form auf U . Beweis. Sei X̃ ∈ Vec (U ) und sei p ∈ U . Dann gibt es nach (4.11) eine offene Umgebung V ⊆ U um p und ein Vektorfeld X ∈ Vec (M ), welches mit X̃ auf V übereinstimmt. Setze nun ωU (X̃) (p) = ω(X)(p). Nach (4.13) ist ωU (X) unabhängig von der Wahl des Vektorfeldes X, d.h. die Abbildung ωU ist wohldefiniert. Da ωU linear ist, ist ωU eine 1-Form auf U . (4.15) Darstellung einer 1-Form in lokalen Koordinaten. Sei ω ∈ T1 (M ). Sei h : U → Rn : q 7→ (x1 (q), . . . , xn (q)) eine Karte von M . Betrachte auf U die Vektorfelder ∂ ∂xi . Dann sind auf U durch ∂ j ω = δij ∂xi n verschiedene 1-Formen ω j auf U definiert. Sei X ∈ T 1 (M ). Nach (4.10) läßt sich X auf U schreiben als n X ∂ X= fi . ∂xi i=1 Setzen wir j u := ωU ∂ ∂xj Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten und ω̃ := n X 35 uj ω j , j=1 so folgt aus der Linearität von ωU ωU (X) = n X i=1 fi ωU ∂ ∂xi = n X i fi u = i=1 d.h. es ist ωU = n X n X fi ω̃ i=1 ∂ ∂xi = ω̃(X), uj ω j , j=1 (4.16) Lemma. Seien X ∈ T 1 (M ) und ω ∈ T1 (M ). Ist Xp = 0 für ein p ∈ M , so ist ω(X)(p) = 0. Beweis. Sei h : U → Rn : q 7→ (x1 (q), . . . , xn (q)) eine Karte um den Punkt p. Auf U läßt sich X nach (4.10) darstellen als n X ∂ X= fk ∂xk k=1 mit glatten Funktionen fk : U → R. Wegen Xp = 0 folgt fk (p) = 0 für alle 1 ≤ k ≤ n. Dann ist nach (4.14) und (4.13) ω(X)(p) = ωU (X)(p) = n X fk (p)ωU k=1 ∂ ∂xi (p) = 0. Ist ω ∈ T1 (M ), so ist die Abbildung ωp : Tp M → R : Xp 7→ ω(X)(p) wohldefiniert, denn sind X, Y ∈ T 1 (M ) mit Xp = Yp , so folgt aus (4.16) sofort ω(X − Y )(p) = 0, also ωp (Xp ) = ωp (Yp ). Somit können wir folgende Definition angeben. (4.17) Definition. Sei p ∈ M . Die Menge linearer Abbildungen T∗p M := {ωp : Tp M → R | ω ∈ T1 (M )} 36 Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten heißt der Cotangentialraum von M an p. Die Elemente aus T∗p M werden Cotangentialvektoren in p genannt. Bemerkung. Es ist T∗p M = (Tp M )∗ , siehe Helgason, Lemma 2.2, p.12. (4.18) Lemma. Bezüglich punktweiser Addition und Skalarmultiplikation ist T∗p M ein reeller Vektorraum. (4.19) Tensoren. Sei V ein Modul über einem kommutativen Ring R und sei V ∗ der zu V duale R-Modul. Dann bildet die Menge aller Multilinearformen T : V ∗ × ... × V ∗ ×V × ... × V → R | {z } | {z } r s via punktweiser Addition und Skalarmultiplikation einen R-Modul Tsr (V ): für f, g ∈ Tsr (V ) und λ ∈ R setzen wir (f + g)(x1 , . . . , xr+s ) = f (x1 , . . . , xr+s ) + g(x1 , . . . , xr+s ) und (λf )(x1 , . . . , xr+s ) = λ · f (x1 , . . . , xr+s ). Die Elemente von Tsr (V ) werden auch Tensoren vom Typ (r, s) oder kurz (r, s)-Tensoren genannt. Ein Tensor vom Typ (r, s) heißt kontravariant vom Grad r und kovariant vom Grad s. Wie setzen zusätzlich T00 (V ) = R. r+k Für f ∈ Tsr (V ) und g ∈ Tlk (V ) definieren wir das Tensorprodukt f ⊗ g ∈ Ts+l (V ) von f und g durch (f ⊗ g)(u1 , . . . , ur+k , v1 , . . . , vs+l ) := f (u1 , . . . , vr , v1 , . . . , vs ) · g(ur+1 , . . . , ur+k , vs+1 , . . . , vs+l ). Es ist klar, daß im allgemeinen f ⊗ g und g ⊗ f verschieden sind. Es gelten die folgenden leicht nachzuweisenden Rechenregeln: (TR1) (TR2) (TR3) (TR4) (f + g) ⊗ h = f ⊗ h + g ⊗ h h ⊗ (f + g) = h ⊗ f + h ⊗ g (λf ) ⊗ g = f ⊗ (λg) = λ(f ⊗ g) (f ⊗ g) ⊗ h = f ⊗ (g ⊗ h) (4.20) Lemma. Sei V ein n-dimensionaler reeller Vektorraum mit Basis B = {e1 , . . . , en }. Sei B∗ = {ω1 , . . . , ωn } ⊆ V ∗ die zu B duale Basis, d.h. es ist ωi (ej ) = δij . Dann bilden die Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten 37 Elemente der Form ωi1 ⊗ . . . ⊗ ωis mit 1 ≤ ij ≤ n eine Basis von Ts0 (V ). Insbesondere ist Ts0 (V ) ein ns -dimensionaler reeller Vektorraum. Beweis. Es ist ωi1 ⊗ . . . ⊗ ωis (ej1 , . . . , ejs ) = δi1 j1 . . . δis js = Für f ∈ Ts0 (V ) und v1 , . . . , vs ∈ V mit vi = linearität von f f (v1 , . . . , vs ) = = n X Pn n j=1 1 falls i1 = j1 , . . . , is = js 0 sonst aij ej gilt dann aufgrund der Multi- a1,j1 · . . . · ar,js f (ej1 , . . . , ejs ) j1 ,...,js =1 n X (ωj1 ⊗ . . . ⊗ ωjs )(v1 , . . . , vs )f (ej1 , . . . , ejs ), j1 ,...,js =1 d.h. wir haben f= n X f (ej1 , . . . , ejs ) · (ωj1 ⊗ . . . ⊗ ωjs ). j1 ,...,js =1 Also spannen die im Lemma genannten Elemente den Vektorraum Ts0 (V ) auf. Diese sind aber auch linear unabhängig, denn aus n X aj1 ,...,js · (ωj1 ⊗ . . . ⊗ ωjs ) = 0 j1 ,...,js folgt nach Anwendung der linken Seite dieser Gleichung auf (ek1 , . . . , eks ) ak1 ,...,ks = 0 für alle 1 ≤ ki ≤ n. (4.21) Definition. Sei p ∈ M . Wir setzen Tsr (p) := Tsr (Tp M ) und Tsr (M ) := Tsr (Vec (M )). (4.22) Folgerung. Sei p ∈ M . Der R-Vektorraum Tsr (p) ist isomorph zum Tensorprodukt T∗p M ⊗ . . . ⊗ T∗p M ⊗ Tp M ⊗ . . . ⊗ Tp M . {z } | {z } | r s (4.23) Darstellung eines (r, s)-Tensors in lokalen Koordinaten. Sei T ∈ Tsr (M ) und sei h : U → Rn : q 7→ (x1 (q), . . . , xn (q)) eine Karte von M . Seien γ 1 , . . . , γ r ∈ T1 (M ) und Z1 , . . . , Zs ∈ T 1 (M ). Betrachte auf U die Vektorfelder Xi = ∂ ∂xi und ω j 38 Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten wie in (4.15). Dann gibt es Funktionen fik , gjl ∈ C ∞ (U ) mit j γ = n X gjl ω l und Zi = l=1 n X fik Xk k=1 auf U . Damit ist auf U 1 r T (γ , . . . , γ , Z1 , . . . , Zs ) = n X g1l1 . . . grlr f1k1 . . . fsks T (ω l1 , . . . , ω lr , Xk1 , . . . , Xks ), lj ,ki =1 vergleiche den Beweis von (4.20). (4.24) Definition. Sei ξ = (E, π, B) ein n-dimensionales Vektorraumbündel mit Bündelatlas A. Seien r, s ∈ N und sei k = r + s. Durch Esr = [ Tsr (Ex ), x∈B πsr : Esr → B : v 7→ x, falls v ∈ Tsr (Ex ), und Ars = {hrs | (h, U ) ∈ A} , k wobei hrs : (πsr )−1 (U ) → U × Rn gegeben ist durch k (hrs )x : Tsr (Ex ) → {x} × Rn : f 7→ (x, fsr ) und −1 fsr (u1 , . . . , ur , v1 , . . . , vs ) := f (h∗x (x, u1 ), . . . , h∗x (x, ur ), h−1 x (x, v1 ), . . . , hx (x, vs )) mit h∗x : {x} × Rn → Ex∗ : (x, λ) 7→ λ ◦ hx , ist ein nk -dimensionales Prä-Vektorraumbündel mit Bündelatlas Ars gegeben. Das zugehörige Vektorraumbündel ξsr = (Esr , πsr , B) wird das zu ξ gehörige Tensorbündel vom Typ (r, s) genannt. Klar: Ist ξ ein glattes Vektorraumbündel, so ist auch ξsr glatt. (4.25) Lemma. Sei ξ = (E, π, B) ein triviales Vektorraumbündel, so ist ξsr für alle r, s ≥ 0 ebenfalls ein triviales Vektorraumbündel. Beweis. Dies folgt sofort aus der Definition von ξsr , denn mit der globalen Bündelkarte (h, B) von ξ gibt es auch eine globale Bündelkarte (hrs , B) von ξsr , d.h. das Bündel ξsr ist trivial. Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten 39 (4.26) Definition. Ein (glattes) Tensorfeld vom Typ (r, s) auf einer glatten Mannigfaltigkeit M ist ein (glatter) Schnitt X : M → (TM )rs des Tensorbündels (TM )rs bzgl. des Tangentialbündels TM . Eine (glatte) Riemannsche Metrik ist ein (glattes) Tensorfeld g ∈ (TM )02 auf M mit gp symmetrisch und gp (u, u) > 0 für alle p ∈ M und alle u ∈ Tp M mit u 6= 0 und gp (u, v) = gp (v, u) für alle u, v ∈ Tp M . Eine glatte Mannigfaltigkeit M zusammen mit einer glatten Riemannschen Metrik g wird Riemannsche Mannigfaltigkeit (M, g) genannt. Das von g induzierte Skalarprodukt gp in Tp M wird auch mit h , ip bezeichnet. Bemerkung. Ein Tensorfeld X vom Typ (r, s) auf M läßt sich via X = (p 7→ X(p)) als Element von Tsr (M ) auffassen. Umgekehrt induziert jedes Element X ∈ Tsr (M ) durch p 7→ Xp = ((γ 1 , . . . , γ r , Z1 , . . . , Zs ) 7→ X(γ 1 , . . . , γ r , Z1 , . . . , Zs )(p)) : M → (TM )rs ein Tensorfeld auf M , welches nach (4.23) glatt ist, denn es gilt das folgende Lemma (vgl. (4.16)): Lemma. Seien γ 1 , . . . , γ r ∈ T1 (M ) und X1 , . . . , Xs ∈ T 1 (M ). Sei p ∈ M . Ist γ j (p) = 0 oder Xi (p) = 0 für ein i oder ein j, so ist T (γ 1 , . . . , γ r , X1 , . . . , Xs )(p) = 0 für alle T ∈ Tsr (M ) Tensoren aus T00 (M ) sind nach Definition gerade die glatten Funktionen von M nach R. Die Elemente aus T10 (M ) sind gerade die 1-Formen. Da die C ∞ (M )-Module T1 (M ) und T 1 (M ) dual zueinander sind, sind die Tensoren aus T01 (M ) die Vektorfelder auf M , d.h. wir haben T10 (M ) = T1 (M ) und T01 (M ) = Vec (M ) = T 1 (M ). (4.27) Die Tensoralgebra. Sei p ∈ M . Dann setzen wir T(M ) = ∞ X Tsr (M ) und T(p) = r,s=0 ∞ X Tsr (p). r,s=0 Dann ist T(M ) ein Modul über C ∞ (M ) und T(p) ist ein R-Vektorraum. Mittels des Tensorproduktes wird T(p) soger zu einer R-Algebra. Wir wollen nun T(M ) ebenfalls mit Hilfe des Tensorproduktes zu einer Algebra machen, allerdings zu einer Algebra über dem Ring C ∞ (M ). Dies wird durch (S ⊗ T )p = Sp ⊗ Tp 40 Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten für S, T ∈ T(M ) und alle p ∈ M erreicht. Die Algebren T(p) bzw. T(M ) heißen die Tensoralgebren über Tp M bzw. über M . (4.28) Definition. Betrachte die R-lineare Abbildung r−1 Cji : Tsr (p) → Ts−1 (p) e1 ⊗ . . . ⊗ er ⊗ f1 ⊗ . . . ⊗ fs 7→ ei (fj )(e1 ⊗ . . . êi . . . ⊗ er ⊗ f1 ⊗ . . . fˆj . . . ⊗ fs ), wobei ˆ bedeutet, daß dieses Element fehlt. Durch (Cji (T ))p := Cji (Tp ) bekommen wir auch eine R-lineare Abbildung r−1 Cji : Tsr (M ) → Ts−1 (M ), die eine Kontraktion genannt wird. (4.29) Definition. Sei (M, g) eine Riemannsche Mannigfaltigkeit und sei N ⊆ M eine Untermannigfaltigkeit von M . Die Einschränkung des Tangentialbündels TM auf N sei bezeichnet. Das Tangentialbündel TN von N läßt sich als Unterbündel von mit TM N TM verstehen. Für jedes x ∈ N läßt sich deshalb ein Unterbündel νN = (F, π , N ) N N S auf N durch Fx = {u ∈ Tx M | ∀ v ∈ Tx M : hu, vix = 0} und F = x∈N Fx definieren, welches als Normalenbündel von N in M bezeichnet wird. (4.30) Definition. Eine glatte Abbildung f : M m → M̃ n zwischen Riemannschen Mannigfaltigkeiten (M, g) und (M̃ , g̃) heißt Isometrie, falls für alle p ∈ M und alle u, v ∈ Tp M gilt gp (u, v) = g̃f (p) (Tp f (u), Tp f (v)). (4.31) Proposition. Sei M n eine glatte Mannigfaltigkeit mit trivialem Tangentialbündel TM . Dann gibt es auf M eine Riemannsche Metrik. Beweis. Da TM trivial ist, ist nach (4.25) auch das Bündel (TM )02 trivial, d.h. es gibt 2 eine globale Bündelkarte f : (TM )02 → M × Rn . Sei h , i das euklidische Skalarprodukt 2 auf Rn , welches durch die Einheitsmatrix E ∈ Rn gegeben ist. Dann ist g : M → (TM )02 : x 7→ f −1 (x, E) eine Riemannsche Metrik auf M , da f −1 eine glatte Abbildung ist. Kapitel 4: Riemannsche Mannigfaltigkeiten 41 Wir wollen nun zeigen, daß auf jeder glatten Mannigfaltigkeit M eine Riemannsche Metrik g existiert. Dazu werden wir wieder eine Zerlegung der Eins verwenden. (4.32) Satz. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit. Dann gibt es eine Riemannsche Metrik g auf M . Beweis. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei T = {(hi , Ui )}i∈I ein Bündelatlas von TM . Nach (2.26) gibt es eine zu {Ui }i∈I untergeordnete glatte Zerlegung der Eins {τk }k∈N . Zu jedem k ∈ N wähle eine Karte (hik , Uik ) mit supp τk ⊆ Uik , sowie eine Riemannsche Metrik sk auf Uik gemäß (4.31). Dann ist τk · sk : Uik → (TM )02 ein glatter Schnitt, der sich wegen supp τk ⊆ Uik außerhalb von Uik durch den Nullschnitt glatt fortsetzen läßt. Bezeichnen wir mit Sk diese Fortsetzung, so ist g= ∞ X Sk k=1 eine Riemannsche Metrik auf M . 42 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform KAPITEL 5 Flächen II, Die zweite Fundamentalform (5.1) Die erste Fundamentalform als Riemannsche Metrik. Sei F : U ⊆ Rm → S eine Parametrisierung der Fläche S um y = F (x). Betrachte in jedem Punkt y von S die erste Fundamentalform gy . Faßt man S als glatte Mannigfaltigkeit auf, so ist die Abbildung g : S → T02 (S) : u → gu nach der Darstellung aus (3.12) glatt in einer Umgebung von y. Da sich zwei Parametrisierungen von S nur durch einen Diffeomorphismus unterscheiden, ist S → T02 (S) : u → gu auf ganz S glatt, d.h. die Abbildung g ist eine Riemannsche Metrik. Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Skalarproduktes ist, Begriffe wie Länge von Kurven und Winkel zwischen Kurven zu definieren. Wir benützen dazu die erste Fundamentalform. (5.2) Definition. Sei S ⊆ Rn eine m-Fläche mit Parametrisierung F : U ⊆ Rm → S um y = F (x) und sei c : [−1, 1] → S eine Kurve durch den Punkt y = c(0) mit c(] − 1, 1]) ⊆ F (U ). Dann ist c1 := F −1 ◦ c : [−1, 1] → U eine Kurve durch x = F −1 (y). Mit c2 := F können wir die Kurve c somit schreiben als c = c2 ◦ c1 . In (1.6) wurde im(c1 ) die Bogenlänge einer Kurve d : [a, b] → Rn definiert als Z b Z 0 |d (t)| dt = l(d) := a b p hd0 (t), d0 (t)i dt. a Nach (3.12) und der Kettenregel ist Z 1 Z 0 1 |c (t)| dt = l(c) := −1 |Dc2 (c1 (t)) · c01 (t)| dt −1 1 Z = −1 1 Z = −1 1 Z = −1 |DF (c1 (t)) · c01 (t)| dt q hDF (c1 (t)) · c01 (t), DF (c1 (t)) · c01 (t)i dt q gc1 (t) (c01 (t), c01 (t)) dt Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform 43 die Bogenlänge der Kurve c. Ist b : [−1, 1] → S eine zweite Kurve mit b(0) = y = c(0), so definieren wir den Winkel ϕ = ϕ(b, c, y) zwischen den Kurven b und c im Punkt y durch gy (b01 (t), c01 (t)) p cos ϕ(b, c, y) = p . gy (b01 (t), b01 (t)) · gy (c01 (t), c01 (t)) Für eine beschränkte, abgeschlossene Menge B = F (A) definieren wir Z |B| := dµ := B Z p det G(F (x))dx A als den Flächeninhalt der Menge B, wobei G(F (x)) die zur ersten Fundamentalform gehörige Matrix im Punkt F (x) gemäß (3.12) ist. (5.3) Lemma. Der Flächeninhalt einer beschränkten, abgeschlossenen Menge B = F (A) ist unabhängig von der Parametrisierung. Beweis. Es sei S ⊆ Rn eine m-Fläche mit Parametrisierungen F : U ⊆ Rm → S und F̃ : Ũ ⊆ Rm → S. Es sei A(u) die Jacobimatrix des Parameterwechsel h = F̃ −1 ◦ F an der Stelle u. Sei F (A) = B = F̃ (Ã) eine beschränkte, abgeschlossene Menge. Dann ist h(K) = Ã, und nach (3.13) und dem Transformationssatz für Integrale ([15], 3-13) gilt Z q Z q det G̃(F̃ (x̃)) dx̃ = det At GA(F̃ (x)) dx̃ Ã Ã Z q = det A(x̃) det G(F̃ (x̃)) det A(x̃) dx̃ ZÃ q = det G(F̃ (x̃)) · | det A(x̃)| dx̃ ZÃ p = det G(F (x)) dx, A was zu beweisen war. (5.4) Beispiel. Der Torus T ⊆ R3 mit den Radien r1 und r2 wird (bis auf eine Nullmenge) parametrisiert von der Abbildung F : (0, 2π) × (0, 2π) : (s, t) 7→ ((r1 + r2 cos s) cos t, (r1 + r2 cos s) sin t, r2 sin s). Die Matrix G(s, t) der zugehörigen ersten Fundamentalform gF (s,t) bzgl. der Basis ∂F ∂F (s, t), (s, t) ∂s ∂t 44 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform wird nach (3.12) durch die Elemente gij = ∂F ∂F (s, t), (s, t) ∂s ∂t bestimmt. Wegen ∂F (s, t) = (−r2 sin s cos t, −r2 sin s sin t, r2 cos s), ∂s ∂F (s, t) = (−(r1 + r2 cos s) sin t, (r1 + r2 cos s) cos t, 0) ∂t folgt g11 = r22 , g12 = g21 = 0, g22 = (r1 + r2 cos s)2 . Damit ist p det G(F (s, t)) = r2 (r1 + r2 cos s) und wir erhalten Z |T | = v Z v lim u→0,v→2π u = 4π 2 r1 r2 + r22 u r2 (r1 + r2 cos s) ds dt Z vZ v lim cos s ds dt u→0,v→2π u u 2 = 4π r1 r2 . Als nächstes soll das Konzept der Krümmung, welches bisher nur für Kurven definiert wurde, auf Flächen ausgedehnt werden. Im darauffolgenden Kapitel werden wir dann den Krümmungsbegriff auf Riemannsche Mannigfaltigkeiten verallgemeinern. Wie bei Kurven soll eine Fläche lokal durch ihre Krümmung bis auf eine Bewegung eindeutig festgelegt sein, vgl. Satz (1.19). Um möglichst einfach argumentieren zu können, beschränken wir uns im Rest dieses Kapitels auf Hyperflächen H n ⊆ Rn+1 , d.h. auf Flächen der Codimension 1. Es sei außerdem stets Sn = x ∈ Rn+1 |x| = 1 die Einheitssphäre in Rn+1 . (5.5) Die zweite Fundamentalform. Sei y ∈ H und sei F : U → H eine Parametrisierung von H mit F (x) = y für ein x ∈ U . Nach (3.7) ist der Tangentialraum Ty H gegeben durch DF (x)(Rn ) ⊆ Rn+1 . Wähle einen Normalenvektor ν(y) ∈ Rn+1 zu Ty H der Länge 1 (wegen dim H = n hat man für ν(y) genau zwei Möglichkeiten, nämlich bis auf das Vorzeichen). Durch geeignete Wahl des Einheitsnormalenvektors wird die Abbildung ν : F (U ) → Sn : p 7→ ν(p) eine glatte Abbildung, die die Gauß-Abbildung genannt wird. Deren Differential Dν(p) : Tp H → Tν(p) Sn Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform 45 heißt Weingarten-Abbildung. Da beide Tangentialräume Tp H und Tν(p) Sn isomorph zu Rn sind, werden wir stets Tν(p) Sn mit Tp H identifizieren, so daß wir Dν(p) als Abbildung von Tp H in Tp H verstehen werden. Mit Hilfe der Weingarten-Abbildung definieren wir eine weitere Bilinearform ap : Tp H × Tp H → R : (u, v) 7→ gp (Dν(p)(u), v) , die zweite Fundamentalform von H genannt wird. (5.6) Lemma. Die zweite Fundamentalform ap ist symmetrisch. Beweis. Sei p ∈ H und sei F : U → H eine Parametrisierung von H mit F (x) = p für ein x ∈ U . Betrachte die Abbildung ν̃ = ν ◦ F : U → Rn+1 . Aus Dν̃(x) = Dν(F (x)) · DF (x) folgt ∂F ∂ ν̃ (x) = Dν(p) · (x). ∂xi ∂xi ∂F ∂F Da die Vektoren ∂x (x), . . . , ∂x (x) den Tangentialraum Tp H aufspannen, gilt nach De1 n finition eines Normalenvektors ∂F (x) = 0 ν̃(x), ∂xi für alle 1 ≤ i ≤ n, alle x ∈ U und p = F (x). Partielle Differentiation nach xj liefert hieraus ∂ ν̃ ∂F ∂2F (x), (x) + ν̃(x), (x) 0= ∂xj ∂xi ∂xi ∂xj ∂F ∂F ∂2F = Dν(p) · (x), (x) + ν̃(x), (x) ∂xj ∂xi ∂xi ∂xj ∂F ∂F ∂2F = gp Dν(p) · (x), (x) + ν̃(x), (x) ∂xj ∂xi ∂xi ∂xj ∂F ∂F ∂2F = ap (x), (x) + ν̃(x), (x) (♣) ∂xj ∂xi ∂xi ∂xj für alle i, j. Nach dem Schwarzschen Vertauschungssatz ist der rechte Term der letzten Gleichung symmetrisch in i und j. Also ist auch ap symmetrisch. (5.7) Definition. Setze für F (x) = p und i, j = 1, . . . , n ∂F ∂F hij := ap (x), (x) . ∂xi ∂xj 46 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform Die aus obiger Gleichung (♣) gewonnene Beziehung ∂2F ∂ ν̃ ∂F hij = − ν(p), (x) = gp (x), (x) ∂xi ∂xj ∂xj ∂xi heißen die Weingarten-Gleichungen. Aus der Symmetrie der ersten Fundamentalform gp und der Gleichung (♣) folgt sofort: (5.8) Korollar. Die Weingartenabbildung Dν(p) ist selbstadjungiert. (5.9) Definition. Als selbstadjungierte lineare Abbildung kann die Weingartenabbildung Dν(p) nach (3.10) durch eine symmetrische Matrix dargestellt werden. Da solche Matrizen stets diagonalisierbar sind, besitzt Dν(p) folglich n reelle Eigenwerte λ1 , . . . , λn . Diese Eigenwerte werden die Hauptkrümmungen der Fläche M an der Stelle p genannt. Die zugehörigen Eigenvektoren werden Hauptkrümmungsrichtungen genannt. (5.10) Bemerkung. Sei p ∈ H und sei e1 , . . . , en eine Orthonormalbasis von Tp H bzgl. Pn Pn gp . Für X = i=1 fi ei und Y = i=1 gi ei aus Tp H ist dann ap (X, Y ) = n X n X hij fi gj i=1 j=1 und mit ν = (ν1 , . . . , νn ) ist gp (Dν(p)X, Y ) = n X n X gij (Dν(p)X)i gj = i=1 j=1 n X n X i=1 j=1 gij n X ∂νi k=1 ∂xk ! (p)fk gj . Damit folgt aus der Weingarten-Gleichung für alle i, j hij = n X k=1 gki ∂νk . ∂xj Ist X eine Hauptkrümmungsrichtung zur Krümmung λ, so folgt n X hij fi gj = gp (Dν(p) X, Y ) = gp (λX, Y ) = λgp (X, Y ) = λ i,j=1 n X gij fi gj . i,j=1 Nach (3.12) können wir eine Basis von Tp H stets so wählen, daß G(p) die Einheitsmatrix ist. Da die zweite Fundamentalform ap symmetrisch ist, kann man desweiteren eine orthogonale Abbildung auf Tp M finden, welche die zu a gehörige Matrix A diagonalisiert. Da dieser Basiswechsel die Einheitsmatrix G(p) invariant läßt, gilt somit in dieser Basis hij = λi δij . Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform 47 Das nächste Lemma zeigt, daß der bisher nur für Kurven definierte Begriff der Krümmung in der zweiten Fundamentalform enthalten ist. (5.11) Lemma. Sei M ⊆ Rn+1 eine Hyperfläche und sei γ eine Kurve auf M durch einen Punkt p ∈ M . Sei b : [0, l(γ)] → M die Parametrisierung nach der Bogenlänge von γ. Sei t0 ∈ (0, l(γ)) mit b(t0 ) = p. Dann ist hb00 (t0 ), ν(p)i = −ap (b0 (t0 ), b0 (t0 )), d.h. −ap (b0 (t0 ), b0 (t0 )) ist die Krümmung k(t0 ) der Kurve γ̃ im Punkt p = b(t0 ), die als Schnitt von M mit der Ebene p + hν(p), b0 (t0 )i entsteht. Beweis. Da b0 (t) für alle t in Tb(t) M liegt, ist hb0 (t), ν(b(t))i = 0 für alle t. Wegen d ν(b(t)) = Dν(b(t)) · b0 (t) dt folgt via Differentiation 0 = hb00 (t), ν(b(t))i + hb0 (t), Dν(b(t)) · b0 (t)i = hb00 (t), ν(b(t))i + gb(t) (b0 (t), Dν(b(t)) · b0 (t)) = hb00 (t), ν(b(t))i + ab(t) (b0 (t), b0 (t)) woraus die Behauptung für t = t0 folgt. Bemerkung. Eine Kurve γ auf einer Hyperfläche M heißt Krümmungslinie, wenn γ = γ̃ ist. Krümmungslinien können dazu benutzt werden, um die zweite Fundamentalform zu bestimmen, siehe Beispiel b) unten. (5.12) Beispiele. (a) Die Hyperebene H = a0 + t1 a1 + . . . + tn an ∈ Rn+1 (t1 , . . . , tn ) ∈ Rn ⊆ Rn+1 mit a1 , . . . , an ∈ Rn+1 linear unabhängig besitzt als Gauß-Abbildung die konstante Abbildung auf einen Einheitsvektor des orthogonalen Komplements von ha1 , . . . , an i in Rn+1 . Somit ist die Weingarten-Abbildung Dν konstant Null. Somit ist auch die zweite Fundamentalform identisch Null, d.h. die Hyperebene H ist nicht gekrümmt. Umgekehrt wird eine Hyperebene durch die Eigenschaft Dν ≡ 0 charakterisiert. (b) Sphäre Sr = x ∈ Rn+1 |x| = r in Rn+1 . Die Gauß-Abbildung ist die Abbildung Sr → Sn : x 7→ r−1 x und somit ist die Weingarten-Abbildung Dν(x) : u 7→ r−1 u. Um die zweite Fundamentalform zu bestimmen, verwenden wir Lemma (5.11). Betrachte den Nordpol N = (0, . . . , 0, r) ∈ Sr und sei e1 , . . . , en+1 die kanonische Basis von Rn+1 . Der Schnitt der Ebene Ei = hei , en+1 i für 1 ≤ i ≤ n ergibt einen Großkreis γi durch N . 48 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform Betrachte die Parametrisierung bi : [0, 2πr] → Sr nach Bogenlänge von γi mit bi (πr) = N . Dann ist in N der Vektor en+1 ein normierter Normalenvektor an Sr und es ist b0 (πr) = ei (wobei der Umlaufsinn von γi entsprechend gewählt sei). Nach (1.11) ist b00 (πr) = −r−2 b(πr) = −r−1 en+1 und es folgt 1 1 0 0 00 −aN (b (πr), b (πr)) = −aN (ei , ei ) = hb (πr), ν(N )i = − en+1 , en+1 = − . r r Mit Hilfe der Polarisierung aN (ei , ej ) = aN (ei + ej , ei + ej ) − aN (ei , ei ) − aN (ej , ej ) läßt sich nun aN vollständig bestimmen. Wegen gN (ei , ej ) = δij folgt damit aN (ei , ej ) = 1 δij . r (c) Zylinder Zr = {(r cos t, r sin t, s) | r, s ∈ R}. Es ist ν : Zr → S2 : (r cos t, r sin t, s) 7→ (− sin t, cos t, o) eine Gauß-Abbildung. Wie in (b) berechnen wir für einen Punkt p ∈ Zr ap (e1 , e1 ) = 1 , r ap (e2 , e2 ) = 0, ap (e1 , e2 ) = ap (e2 , e1 ) = 0. Bezüglich der kanonischen Basis folgt damit aus den Weingarten-Gleichungen −1 r 0 Dν(s, t) = . 0 0 (5.13) Definition. Sei F : U → M ⊆ Rn+1 eine Hyperfläche und sei p ∈ M . Seien λ1 , . . . , λn die n Hauptkrümmungen von M in p. Die Spur der Weingartenabbildung ist gerade die Summe H = H(p) = λ1 + . . . + λn und wird als mittlere Krümmung von M in p bezeichnet. Die Determinante der Weingartenabbildung ist das Produkt K = K(p) = λ1 · . . . · λn und wird als die Gauß-Kronecker-Krümmung von M in p bezeichnet. Das zweite elementarsymmetrische Polynom R = R(p) = 2(λ1 λ2 + λ1 λ3 + . . . + λ1 λn + λ2 λ3 + . . . + λn−1 λn ) Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform 49 in den Hauptkrümmungen wird die skalare Krümmung von M in p bezeichnet. Eine Hyperfläche M mit mittlerer Krümmung 0 in allen Punkten wird als Minimalfläche bezeichnet. Bemerkung. (a) Alle oben definierten Ausdrücke sind unabhängig von der Parametrisierung F und werden Krümmungsinvarianten von M in p genannt. Für n = 2 heißt K(p) = λ1 λ2 die Gauß-Krümmung der Fläche im Punkt p, und in diesem Falle ist R(p) = 2K(p). (b) Alle Hauptkrümmungen, sowie die oben definierten Krümmungsbegriffe hängen a priori vom umgebenden Raum ab. So ist der Zylinder zwar lokal isometrisch zu R2 , aber die Hauptkrümmungen, sowie die mittlere Krümmung des Zylinders stimmen nicht mit denen von R2 überein. Jedoch sind die Gauß-Krümmungen von Zylinder und euklidischer Ebene beide Null. Es zeigt sich (siehe Satz (7.7), Theorema Egregium von C.F. Gauß), daß die Gauß-Krümmung tatsächlich nicht vom umgebenden Raum abhängt und damit ein Begriff der inneren Geometrie einer Fläche ist. (c) Lokal isometrische Flächen besitzen nach (b) die gleiche Gauß-Krümmung. Deshalb können die n-Sphäre (Gauß-Krümmung in jedem Punkt positiv) und der Rn (GaußKrümmung in jedem Punkt Null) nicht lokal isometrisch sein. Die Umkehrung dieses Sachverhaltes ist falsch: Es gibt nicht lokal isometrische Flöchen mit gleicher GaußKrümmung. Als nächstes sollen Berechnungsverfahren für die zweite Fundamentalform im Falle von Niveauflächen und Graphen angegeben werden. (5.14) Satz. Sei M ⊆ Rn+1 eine Hyperfläche, die in einer Umgebung von p ∈ M als Niveaufläche gegeben sein soll, also M ∩ V = f −1 (0) für eine Funktion f : Rn+1 → R mit 0 als regulärem Wert. Setze B(q) = n+1 ∂2f (q) ∂xi ∂xj i,j=1 und betrachte die Bilinearform b(q) : Rn+1 × Rn+1 → R : (u, v) 7→ ut B(q)v. Dann gilt: (i) Die Gauß-Abbildung ist gegeben durch ν : M ∩ V → Sn ⊆ Rn+1 : x 7→ 1 grad f (x) |gradf (x)| 50 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform (ii) Die Weingarten-Abbildung in q ist gegeben durch 1 Dν(q) : Tq M → Tq M : v → 7 |grad f (q)| b(q)(grad f (q), v) B(q)v − grad f (q) |grad f (q)|2 (iii) Die zweite Fundamentalform in q ist gegeben durch aq : Tq M × Tq M → R : (v, w) 7→ 1 b(q)(v, w). |grad f (q)| (iv) Die mittlere Krümmung H in q ist gegeben durch 1 H= |grad f (q)| b(q)(grad f (q), grad f (q)) ∆f (q) − |grad f (q)|2 mit ∆f (q) = n+1 X i=1 ∂2f (q) ∂x2i (v) Die Gauß-Kronecker-Krümmung K in q ist gegeben durch K= 1 hB(q)∗ grad f (q), grad f (q)i n+2 |grad f (q)| wobei B(q)∗ die zu B(q) adjunkte Matrix ist. Beweis. (i): Nach (3.8) ist für y = f (x) Tp M = ker Df (x) = ker grad f (x) = u ∈ Rn+1 grad f (x) · u = 0 = u ∈ Rn+1 hgrad f (x), ui = 0 , d.h. der Vektor grad f (x) steht senkrecht auf Tp M . Da die Abbildung ν : M ∩ V → Sn ⊆ Rn+1 : x 7→ 1 grad f (x). |gradf (x)| glatt ist, ist diese eine Gauß-Abbildung. (ii): Es ist D(grad f )(q) = n+1 ∂2f (q) (q) = B(q) ∂xi ∂xj i,j=1 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform und 51 hgrad f, grad f i (q) s 2 2 ∂f ∂f (q) = D + ... + ∂x1 ∂xn+1 D(|grad f |)(q) = D p 2 2 ! 1 ∂f ∂f D + ... + (q) 2 |grad f (q)| ∂x1 ∂xn+1 2 n+1 1 ∂ f = (q) (q) · 2 grad f (q) 2 |grad f (q)| ∂xi ∂xj i,j=1 = = b(q)(grad f (q), . ) . |grad f (q)|2 Damit folgt die behauptete Formel aus der Quotientenregel. (iii): Es ist aq (v, w) = hDν(p)v, wi und wegen hw, grad f (q)i = 0 für alle w ∈ Tq M folgt die angegebene Formel aus (ii). (iv): Die Summe der Eigenwerte von Dν(q) ist gerade die Summe der Diagonalelemente (bzgl. einer beliebigen Matrixdarstellung). Außerdem ist die lineare Abbildung Aq : Tq M → Tq M : v 7→ b(q)(grad f (q), v)grad f (q) durch die Matrix (αij (q))n+1 i,j=1 gegeben, wobei αij (q) = n+1 X k=1 ∂ 2 f ∂f ∂xk ∂xi ∂xk ! ∂f ∂xj ist. Damit folgt die Behauptung aus (ii) durch Aufsummieren der Diagonalelemente. (v): Das Produkt der Eigenwerte von Dν(q) ist gerade die Determinante von Dν(q). Dies ergibt die Formel für K. (5.15) Satz. Sei M ⊆ Rn+1 eine Hyperfläche, die in einer Umgebung von p ∈ M als Graph gegeben sein soll, also M ∩ V = {(x, g(x)) | x ∈ U ⊆ Rn } für eine glatte Abbildung g : U → R. Setze B̃(q) = n ∂2g (q) ∂xi ∂xj i,j=1 und B(q) = B̃(q) 0 0 0 und betrachte die zugehörigen Bilinearformen b̃(q) : Rn × Rn → R : (u, v) 7→ ut B̃(q)v. 52 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform und b(q) : Rn+1 × Rn+1 → R : (u, v) 7→ ut B(q)v. p Für q = (x, g(x)) ∈ M ∩ V und N (q) := 1 + |grad g(x)|2 gilt: (i) Die Gauß-Abbildung in q ist gegeben durch ν : M ∩ V → Rn+1 : q 7→ 1 (−grad g(x), 1). N (q) (ii) Die Weingarten-Abbildung in q ist gegeben durch Dν(q) : Tq M → Tq M 1 v→ 7 N (q) b(q)((−grad g(x), 1), v) B(q)v − (−grad g(x), 1) N (q)2 (iii) Die zweite Fundamentalform in q ist gegeben durch aq : Tq M × Tq M → R : (v, w) 7→ 1 b(q)(v, w) N (q) (iv) Die mittlere Krümmung H in q ist gegeben durch 1 H= N (q) b̃(q)(grad g(x), grad g(x)) ∆g(q) − N (q)2 ! (v) Die Gauß-Kronecker-Krümmung K in q ist gegeben durch K= 1 det B̃(q). N (q)n+2 Beweis. Betrachte die Abbildung f : Rn+1 → R : (x1 , . . . , xn , xn+1 ) 7→ g(x1 , . . . , xn ) − xn+1 . Damit läßt sich M ∩ V als Niveaufläche f −1 (0) ∩ V schreiben, denn f hat 0 als regulären Wert: Ist x ∈ Rn+1 mit f (x) = 0, so ist grad f (x) = (grad g(x), 1) 6= 0. Die Aussagen folgen nun aus dem vorhergehenden Satz. (5.16) Beispiel. Sattelfläche A = (s, t, s2 − t2 ) ∈ R3 s, t ∈ (−1, 1) . Die Sattelfläche A ist Graph der Abbildung g : R2 → R : (s, t) 7→ s2 − t2 . Für q = (s, t) ∈ R2 ist √ grad f (q) = (2s, 2t). Damit haben wir N (q) = 1 + 4s2 + 4t2 und ν(q) = √ 1 (−2s, 2t, 1). 1 + 4s2 + 4t2 Kapitel 5: Flächen II, Die zweite Fundamentalform 53 Für q = (0, 0) ist Tq A = he1 , e2 i, wobei e1 , e2 , e3 die kanonische Basis von R3 ist. Somit ist b(q)((−grad g(x), 1), v) = 0 für alle v ∈ Tq A, und es folgt Dν(q) = B(q) = 2 −2 . 0 Für die Koeffizienten hij der zweiten Fundamentalform gilt a11 = 2, a22 = −2, a12 = a21 = 0. Daraus errechnet man H(0, 0) = 0 und K(0, 0) = −4. 54 Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung KAPITEL 6 Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung (6.1) Der kanonische Zusammenhang auf Rn . Um den Begriff der Krümmung auf Riemannsche Mannigfaltigkeiten zu übertragen, ist es zweckmäßig, Richtungsableitungen von Vektorfeldern zu definieren. Dies wird in Analogie zur Richtungsableitung von Funktionen getan, siehe (2.22). Als Motivation für den allgemeinen Fall studieren wir zunächst die Situation im Rn . In (4.8) haben wir Vektorfelder auf glatten Mannigfaltigkeiten definiert. Dies waren glatte Abbildungen X : M → TM . Sei nun U ⊆ Rn offen. Ein (glattes) Vektorfeld auf U ist in diesem Fall nichts anderes als eine (glatte) Abbildung V : U → Rn . Ist c : [−1, 1] → U ein Weg, so heißt die Komposition Vc = V ◦ c : [−1, 1] → Rn ein Vektorfeld entlang des Weges c. Die Ableitung Vc0 : [−1, 1] → Rn heißt Ableitung des Vektorfeldes Vc längs c. Diese Ableitung kann natürlich wieder als ein Vektorfeld entlang c angesehen werden, und der Funktionswert Vc0 (0) hängt nach der Kettenregel nur von p = c(0) und c0 (0), also vom Keim [c] ab. Ist Wp ∈ Tp Rn mit Wp = c0 (0), so setzen wir ∇Wp (V ) = Vc0 (0). Für ein gegebenes Vektorfeld W auf U haben wir also eine R-lineare Abbildung ∇W : Vec (U ) → Vec (U ) : V 7→ ∇W V = (p 7→ ∇Wp (V )). Die daraus gewonnene Abbildung ∇ : Vec (U ) → HomR (Vec (U ), Vec (U )) : W 7→ ∇W heißt der kanonische Zusammenhang von Rn . Außerdem können wir die Richtungsableitungen Dc f einer glatten Funktion f : U → R zu einer neuen Funktion wie folgt zusammenfassen: Für f : U → R glatt und V ∈ Vec (U ) definieren wir die Richtungsableitung von f längs des Vektorfeldes V als DV f : U → R : p 7→ DV f (p) := (DV (p) f ). Für f, g : U → R glatt und V, W ∈ Vec (U ) gilt dann (KAZ1) ∇f V +gW = f ∇V + g∇W , (KAZ2) ∇V (f W ) = f ∇V (W ) + (DV f )W . Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung 55 Beweis von (KAZ1). Seien V, W ∈ Vec (U ) und sei p ∈ U . Seien c, d : [−1, 1] → Rn Wege mit c0 (0) = Vp und d0 (0) = Wp . Betrachte außerdem die Wege ∗ t Z n ((f ◦ c) · c)0 (s) − (f ◦ c)0 (s) · c(s)ds c : [−1, 1] → R : t 7→ p + 0 und ∗ Z n d : [−1, 1] → R : t 7→ p + t ((g ◦ d) · d)0 (s) − (g ◦ d)0 (s) · d(s)ds, 0 sowie e∗ (t) = c∗ (t) + d∗ (t) − p. Dann ist c∗ (0) = d∗ (0) = e∗ (0) = p und nach der Produktregel gilt c∗ 0 (0) = (f ◦ c) · c)0 (0) − (f ◦ c)0 (0) · c(0) = (f ◦ c)0 (0) · c0 (0) = f (p)Vp , und ebenso d∗ 0 (0) = g(p)Wp und e∗ 0 (0) = c∗ 0 (0) + d∗ 0 (0). Damit ist für X ∈ Vec (U ) ∇f V +gW (X)p = ∇f (p)Vp +g(p)Wp (X) = Xe0 ∗ (0) = (X ◦ e∗ )0 (0) = DX(e∗ (0)) · e∗ 0 (0) = DX(p)(c∗ 0 (0) + d∗ 0 (0)) = DX(p)c∗ 0 (0) + DX(p)d∗ 0 (0) = f (p)DX(p)c0 (0) + g(p)DX(p)d0 (0) = f (p)(X ◦ c)0 (0) + g(p)(X ◦ d)0 (0) = f (p)∇Vp (X) + g(p)∇Wp (X) = (f ∇V (X) + g∇W (X))p . Beweis von (KAZ2). Es ist ∇V (f W )(p) = (f W ◦ c)0 (0) 0 = ((f ◦ c)(W ◦ c)) (0) = (f ◦ c)(0)(W ◦ c)0 (0) + (f ◦ c)0 (0)(W ◦ c)(0) = f (p)(W ◦ c)0 (0) + (f ◦ c)0 (0)d0 (0) = (DV f ) Wp + f (p)∇V (W )p . da DX linear 56 Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung In Anlehnung an den kanonischen Zusammenhang auf Rn wollen wir nun entsprechende Abbildungen auf einer glatten Mannigfaltigkeit M definieren. Wir werden uns dabei von den Axiomen (KAZ1) und (KAZ2) leiten lassen. (6.2) Definition. Ein affiner Zusammenhang auf einer glatten Mannigfaltigkeit M ist eine Abbildung ∇ : Vec (M ) → HomR (Vec (M ), Vec (M )) : X 7→ ∇X , die folgende Axiome erfüllt: (AZ1) ∇f X+gY = f ∇X + g∇Y (AZ2) ∇X (f Y ) = f ∇X (Y ) + (Xf )Y für alle f, g : M → R glatt und alle X, Y ∈ Vec (M ). Die lineare Abbildung ∇X heißt kovariante Ableitung bezüglich X. (6.3) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei ∇ ein affiner Zusammenhang auf M . Verschwindet eines der Vektorfelder X, Y auf einer offenen Teilmenge U ⊆ M , so verschwindet auch ∇X (Y ) auf U . Beweis. Sei zunächst Yx = 0 für alle x ∈ U . Sei p ∈ U . Nach (2.27) gibt es eine UrysohnFunktion ϕ auf M mit ϕ(p) = 0 und ϕ(M \ U ) = {1}. Dann gilt ϕY = Y und für g : M → R glatt haben wir nach (AZ2) ∇X (Y ) = ∇X (ϕY ) = ϕ∇X (Y ) + (Xϕ)Y. Wegen Yp = 0 haben wir (Xϕ)(p)Yp = 0. Außerdem ist (ϕ∇X (Y ))p = ϕ(p)∇X (Y )p = 0, d.h. es gilt ∇X (Y )p = 0. Ist Xp = 0 für alle p ∈ U , so folgt die Behauptung wie eben aus (AZ1). (6.4) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei U ⊆ M eine offene Untermannigfaltigkeit von M . Dann induziert jeder affine Zusammenhang ∇ auf M einen affinen Zusammenhang ∇U auf U . Beweis. Seien X̃, Ỹ ∈ Vec (U ) und sei p ∈ U . Dann gibt es nach (4.11) eine offene Umgebung V ⊆ U um p und Vektorfelder X, Y ∈ Vec (M ), die mit X̃ bzw. mit Ỹ auf V übereinstimmen. Setze nun (∇U )X̃ (Ỹ )p := ∇X (Y )p . Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung 57 Nach (6.3) ist (∇U )X̃ (Ỹ ) unabhängig von der Wahl der Vektorfelder X und Y , d.h. ∇U ist wohldefiniert. Da ∇U natürlich (AZ1) und (AZ2) erfüllt, ist ∇U ein affiner Zusammenhang auf U . (6.5) Darstellung eines affinen Zusammenhangs in lokalen Koordinaten. Sei M n eine glatte Mannigfaltigkeit und sei h : U → R : q 7→ (h1 (q), . . . , hn (q)) eine Karte. Nach ∂ (2.16) läßt sich (∇U ) ∂ ∂x in lokalen Koordinaten schreiben als j ∂xi (∇U ) ∂ ∂xi ∂ ∂xj = n X Γkij k=1 ∂ ∂xk mit glatten Funktionen Γkij : U → R. Die Funktionen Γkij werden Christoffel-Symbole von ∇U genannt. Der affine Zusammenhang ∇U ist durch die Christoffel-Symbole eindeutig bestimmt. Mit Hilfe von (AZ1) und (AZ2) können wir (∇U )X (Y ) für X, Y ∈ Vec (M ) mit n X ∂ X= fi ∂xi i=1 durch (∇U )X (Y ) = n X k=1 n X und Y = n X gi i=1 n X ∂ ∂xi n X ∂gk ∂ ∂ fi + fi gj Γkij = uk ∂xi i,j=1 ∂xk ∂xk i=1 (♥) k=1 darstellen. (6.6) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei ∇ ein affiner Zusammenhang auf M . Verschwindet das Vektorfeld X im Punkt p ∈ M , so gilt ∇X (Y )p = 0. Beweis. Sei h : U → Rn : q 7→ (h1 (q), . . . , hn (q)) eine Karte um den Punkt p. Auf U läßt sich X nach (4.10) darstellen als n X ∂ X= fk ∂xk k=1 mit glatten Funktionen fk : U → R. Wegen Xp = 0 folgt fk (p) = 0 für alle 1 ≤ k ≤ n. Dann ist nach (6.5) ∇X (Y )p = ((∇U )X (Y ))p = n X k=1 wegen uk (p) = 0 für alle 1 ≤ k ≤ n. uk (p) ∂ ∂xk =0 p Als nächstes wollen wir den Begriff des Parallelismus einführen. Dies wird mit Hilfe eines affinen Zusammenhanges geschehen. Wir benötigen dazu ein paar Vorbereitungen. 58 Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung (6.7) Definition. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei c : R → M eine Kurve. Eine glatte Abbildung X : R → TM mit X(t) ∈ Tc(t) M heißt Vektorfeld entlang der Kurve c. Die Menge Vec c (M ) aller Vektorfelder entlang c bilden bezüglich der punktweisen Addition und der Verknüpfung C ∞ (R) × Vec c (M ) → Vec c (M ) : (f, X) 7→ f X = (t 7→ f (t)X(t)) als Skalarmultiplikation einen kommutativen Modul über C ∞ (R). (6.8) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei c : R → M eine einfache Kurve. Liegt c([a, b]) in einer Koordinatenumgebung U , so besitzt jedes glatte Vektorfeld X̃ : [a, b] → TM entlang c ein Vektorfeld X auf M als Fortsetzung, d.h. es ist X̃(t) = X(c(t)) für alle t ∈ [a, b]. Beweis. Da c eine einfache Kurve ist, ist c([a, b]) eine Untermannigfaltigkeit von U . Nach (4.10) läßt sich X̃ darstellen als n X ∂ X̃(t) = gi (t) ∂xi c(t) i=1 mit gi : [a, b] → R glatt. Nach (2.28) gibt es glatte Abbildungen Gi : M → R mit Gi (c(t)) = gi (t) für alle t ∈ [a, b] und alle i ∈ {1, . . . , n}. Definieren wir nun X auf einer beliebigen Karte von M durch n X ∂ X= Gi , ∂xi i=1 so ist X ein wohldefiniertes Vektorfeld auf M , welches die im Lemma angegeben Eigenschaften nach Konstruktion besitzt. Nach (2.16) ist die gewöhnliche Ableitung d ∂ = : C ∞ (p) → R : f 7→ f 0 (p) dt p ∂x1 p eine Basis des Tangentialraumes Tp R und es ist d : R → TR : p 7→ dt d dt p ein Vektorfeld auf R, welches das kanonische Vektorfeld auf R genannt wird. (6.9) Definition. Sei c : (a, b) → M eine einfache Kurve. Das Vektorfeld d 0 Xc : R → TM : s 7→ c (s) := Ts c dt s Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung 59 entlang der Kurve c heißt das Geschwindigkeitsvektorfeld der Kurve c. Ist umgekehrt X ∈ Vec (M ), so heißt eine nichtkonstante Kurve c : (a, b) → M eine Integralkurve von X, falls Xc(t) = c0 (t) für alle t ∈ R gilt. Bemerkung. Man beachte, daß die obige Definition von Xc mit der Definition einer Richtungsableitung Dc wie in (2.22) definiert zusammenpaßt, denn für f ∈ C ∞ (M ) ist Xc (0)f = T0 c d dt (f ) = 0 d dt ∗ ◦ c (f ) = 0 d dt (f ◦ c) = (f ◦ c)0 (0) = Dc (f ) 0 (6.10) Darstellung eines Geschwindigkeitsvektorfeldes in lokalen Koordinaten. Sei [a, b] ⊆ R so, daß c([a, b]) in einer Koordinatenumgebung U liegt. Sei Xc : R → TM das Geschwindigkeitsvektorfeld längs c und sei X ∈ Vec (M ) eine Fortsetzung von Xc . Dann gilt nach (2.19) bezüglich der lokalen Koordinaten (x1 , . . . , xn ) auf U X= n X Xxi i=1 ∂ . ∂xi Somit haben wir für t ∈ [a, b] und x̃i (t) = xi (c(t)) Xc (t) = Xc(t) = n X i=1 (Xxi )c(t) ∂ ∂xi = c(t) n X Xc (t)xi i=1 ∂ ∂xi = c(t) n X i=1 x̃0i (t) ∂ ∂ x̃i . t (6.11) Definition. Sei c : R → M eine einfache Kurve. Sei Xc : R → TM das Geschwindigkeitsvektorfeld von c und sei Ỹ : R → TM ein Vektorfeld entlang c. Seien X und Y Fortsetzungen von Xc und Ỹ gemäß (6.8). Das Vektorfeld ∇Xc (Ỹ ) : R → TM : t 7→ ∇X (Y )c(t) entlang c wird die kovariante Ableitung von Ỹ entlang der Kurve c genannt. In der Literatur wird für ∇Xc (Ỹ ) auch häufig das Symbol d Ỹ dt oder DỸ dt verwendet. Das Vektorfeld Ỹ heißt parallel entlang c, wenn für alle t ∈ R ∇Xc (Ỹ )t = 0 60 Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung gilt. Bemerkung. Damit sich obige Definition als sinnvoll erweist, müssen wir nachweisen, daß ∇Xc (Y )t unabhängig von den Fortsetzungen X und Y ist. Sei dazu U eine Koordinatenumgebung mit Koordinaten (x1 , . . . , xn ). Nach (4.10) gibt es fi , gi ∈ C ∞ (U ) mit X= n X fi i=1 ∂ ∂xi und Y = n X gi i=1 ∂ . ∂xi Setzen wir auf [a, b] x̃i (t) = xi (c(t)), f˜i (t) = fi (c(t)) und g̃i (t) = gi (c(t)), so ist nach der Bemerkung vor (6.11) g̃k0 (t) 0 = (gk ◦ c) (t) = Xc (t)gk = X(c(t))gk = n X fi (c(t)) i=1 ∂gk ∂xi = c(t) n X i=1 f˜i (t) ∂g̃k ∂ x̃i . t Nach Wahl des Vektorfeldes X ist f˜i (t) = x̃0i (t). Aus der Darstellung (♥) in (6.5) folgt für die Koeffizienten uk von ∇Xc (Ỹ )t = ∇X (Y )c(t) = ((∇U )X (Y ))c(t) uk (c(t)) = n X f˜i (t) i=1 = g̃k0 (t) + = g̃k0 (t) + ∂g̃k ∂ x̃i n X i,j=1 n X + t n X f˜i (t)g̃j (t)Γkij (c(t)) i,j=1 f˜i (t)g̃j (t)Γkij (c(t)) (♦) x̃0i (t)g̃j (t)Γkij (c(t)). i,j=1 Der rechte Ausdruck hängt nur von den Werten von X und Y auf der Kurve c ab, d.h. ∇Xc (Ỹ ) ist unabhängig von den Fortsetzungen X und Y . (6.12) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei c : R → M eine einfache Kurve. Es gilt für alle Vektorfelder Ỹ , Z̃ ∈ Vec c (M ) und für alle glatten Funktionen f˜ : R → R d d d (a) (Ỹ + Z̃) = Ỹ + Z̃ dt dt dt d d d ˜ (b) (f Ỹ ) = f˜ Ỹ + f˜ Ỹ dt dt dt Beweis. Teil (a) folgt sofort aus der Linearität von ∇Xc . Nach (2.28) gibt es eine Abbildung f ∈ C ∞ (M ) mit f (c(t)) = f˜(t) für alle t ∈ [a, b] eines geeigneten Intervalles [a, b]. Seien Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung 61 X, Y ∈ Vec (M ) Fortsetzungen von Xc und Ỹ gemäß (6.8). Teil (b) der Aussage folgt nun aus dem Axiom (AZ2): Nach (2.22) ist d ˜ f (s) = (f ◦ c)0 (s) = Xc (s)f = X(c(s))f dt und wir bekommen hieraus mittels (AZ2) d ˜ (f Ỹ )(s) = ∇X (f Y )c(s) dt = f (c(s))∇X (Y )c(s) + (Xc(s) f )Yc(s) d d ˜ ˜ = f (s) Ỹ (s) + f (s) · Ỹ (s). dt dt (6.13) Definition. Sei c : R → M eine einfache reguläre Kurve in M . Die Kurve c heißt eine Geodäte in M , wenn das Geschwindigkeitsvektorfeld Xc parallel entlang der Kurve c ist, d.h. wenn ∇Xc (Xc )t = 0 für alle t ∈ R ist. Eine Geodäte heißt maximal, wenn sie keine echte Einschränkung einer anderen Geodäte ist. (6.14) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit mit einem affinen Zusammenhang ∇ und sei c : R → M eine einfache reguläre Kurve mit c(a) = p und c(b) = q. Dann induziert der Parallelismus entlang c, d.h. die Gleichung ∇Xc (Y ) = 0, einen Isomorphismus Φc zwischen den Tangentialräumen Tp M und Tq M , der Parallelverschiebung von p nach q längs c genannt wird. Die Menge Φt : Tp M → Tc(t) M t ∈ R heißt die Parallelverschiebung längs der Kurve c. Beweis. Seien zunächst p, q in einer Koordinatenumgebung U enthalten. Seien (x1 , . . . , xn ) die Koordinaten auf U . Aus ∇Xc (Y ) = 0 und den Gleichungen (♥) und (♦) erhält man das folgende System gewöhnlicher linearer Differentialgleichungen erster Ordnung in den Funktion g̃k : n X 0 g̃k = − f˜i g̃i Γkij ◦ c (♠) i,j=1 Es gibt n eindeutig bestimmte glatte Funktionen ϕi : [a, b] × Rn → R, so daß für jedes (y1 , . . . , yn ) ∈ Rn die Abbildungen ϕi (t, y1 , . . . , yn ) Lösungen dieses Systems sind, welche die Anfangsbedingung ϕi (a, y1 , . . . , yn ) = yi erfüllen und linear in den yi sind. Somit ist das Vektorfeld n X ∂ Ỹ : [a, b] → TM : t 7→ ϕi (t, y1 , . . . , yn ) ∂xi c(t) i=1 62 Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung entlang der Kurve c : [a, b] → M parallel entlang c und es gilt Y (a) = n X i=1 yi ∂ ∂xi . p Da die Abbildungen ϕi in den Variablen y1 , . . . , yn linear sind, ist die Abbildung Φc : Tp M → Tq M : Y (a) 7→ Y (b) eine lineare Abbildung. Da die Abbildungen ϕi eindeutig sind, ist Φc injektiv. Da beide Vektorräume Tp M und Tq M die gleiche Dimension haben, ist Φc auch surjektiv. Sind p, q ∈ M beliebig, so gibt es aufgrund der Kompaktheit von c([a, b]) endlich viele Punkte p1 , . . . , pm ∈ c([a, b]) mit p0 = p, und pm = q, so daß pi , pi+1 für alle i immer in einer Koordinatenumgebung liegen. Damit erhält man Φc als Komposition der Parallelverschiebungen zwischen den Punkten pi , pi+1 . Ist c : [a, b] → M die Einschränkung einer Geodäten, so gilt in einer Koordinatenumgebung bezüglich der Koordinaten (x1 , . . . , xn ) in den Bezeichnungen von oben f˜i (t) = x̃0i (t) und g̃i (t) = x̃0i (t). Die erste Gleichung gilt nach der Bemerkung vor (6.11), da Xc ein Geschwindigkeitsvektorfeld ist. Die zweite Gleichung folgt aus der Eigenschaft, daß c eine Geodäte ist. Somit bekommt die Gleichung (♠) folgende Gestalt x̃00k (t) + n X x̃0i (t)x0j (t)Γkij (c(t)) = 0. i,j=1 Mit ähnlichen Methoden (Existenz- und Eindeutigkeit der Lösungen von Systemen gewöhnlicher Differentialgleichungen) wie sie im Beweis des letzten Lemmas verwendet wurden beweist man damit den folgenden Satz. (6.15) Satz. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit mit einem affinen Zusammenhang ∇. Sei p ∈ M und X ∈ Tp M \ {0}. Dann gibt es eine eindeutig bestimmte maximale Geodäte cX : R → M mit cX (0) = p und (cX )0 (0) = X. Wir wollen nun den Begriff der kovarianten Ableitung auf Tensorfelder beliebiger Stufe erweitern. Dazu benötigen wir folgendes Lemma. (6.16) Satz. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit mit einem affinen Zusammenhang ∇. Sei p ∈ M und seien X, Y ∈ Vec (M ) mit Xp 6= 0. Dann existiert eine (einfache und reguläre) Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung 63 Integralkurve c : R → M durch p = c(0). Ist {Φt }t∈R die Parallelverschiebung längs c, so ist 1 −1 (∇X (Y ))p = lim Φt Yc(t) − Yp . t→0 t Beweis. Sei U eine Koordinatenumgebung um p mit den Koordinaten h = (x1 , . . . , xn ). Wir schreiben X auf U als n X ∂ X= fi ∂xi i=1 mit fi ∈ C ∞ (U ). Bezeichnen wir wieder x̃i (t) = xi (c(t)) für t ∈ [a, b] und f˜i = fi ◦ c für eine Kurve c : [a, b] → U mit 0 ∈ [a, b] und c(0) = p, so ist Xc(t) = c0 (t) äquivalent zu x̃0i (t) 0 = (xi ◦ c) (t) = Xc (t)xi = Xc(t) xi = n X fi (c(t)) j=1 ∂xi ∂xj = f˜i (t). c(t) Dies ist ein System gewöhnlicher Differentialgleichungen erster Ordnung, welches eine Lösung ϕ = (ϕ1 , . . . , ϕn ) mit ϕi (0) = 0 besitzt. Wegen Xp 6= 0 verschwinden nicht alle Funktion f˜i im Punkt 0, woraus folgt, daß die Lösung ϕ nichtkonstant ist. Somit existiert eine Integralkurve c : R → M durch p = c(0). Sei nun t ∈ [0, b]. Nach dem Beweis von (6.14) existiert ein paralleles Vektorfeld Z entlang c([0, t]) mit Z(0) = Φ−1 t Yc(t) . Mit Z(s) = n X ki (s) i=1 ∂ ∂xj Yc(s) = c(s) n X gi (s) i=1 ∂ ∂xj folgt Z(t) = Φt (Z(0)) = Yc(t) , da Z parallel entlang c ist und wir bekommen nach Gleichung (♦) kl0 (s) + n X x̃0i (s)kj (s)Γlij (c(s)) = 0. i,j=1 Nach dem Zwischenwertsatz gibt es ein ξ ∈ (0, t) mit kl (t) = kl (0) + tkl0 (ξ). Damit die l-te Komponente von 1 1 −1 Φt Yc(t) − Yp = (Z(0) − Yp ) t t c(s) 64 Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung gerade 1 1 (kl (0) − gl (0)) = (kl (t) − tkl0 (ξ) − gl (0)) t t n X 1 = x̃0i (ξ)kj (ξ)Γlij (c(ξ)) + (gl (t) − gl (0)) . t i,j=1 Für t → 0 wird nach (♦) die rechte Seite dieser Gleichung wegen f˜i (t) = x̃0i (t) gl0 (0) + n X f˜i (0)kj (0)Γlij (c(0)) = ul (p). i,j=1 Dies beweist nach (♥) die Gleichung. (6.17) Kovariante Ableitung eines Tensorfeldes. Seien p, q zwei Punkte einer glatten Mannigfaltigkeit M und sei c : [a, b] → M eine einfache Kurve zwischen p und q. Sei Φc die Parallelverschiebung entlang von p nach q längs c. Für einen Cotangentialvektor γ ∈ T∗p M definieren wir Φt γ ∈ T∗q M durch Φt γ : Tq M → R : D 7→ γ(Φ−1 t D). Für einen Tensor T ∈ Tsr (M ) definieren wir Φt T ∈ Tsr (M ) durch Φt Tp :T∗q M × . . . × T∗q M × Tq M × . . . × Tq M → R −1 r −1 −1 1 (γ 1 , . . . , γ r , D1 , . . . , Ds ) 7→ Tp (Φ−1 t γ , . . . , Φt γ , Φt D1 , . . . , Φt Ds ). Für X ∈ Vec (M ) mit Xp 6= 0 setzen wir 1 −1 Φt Tc(s) − Tp . t→0 t (∇X T )p := lim Ist Xp = 0, so setzen wir (∇X T )p := 0, vergleiche hierzu (6.6). Für eine Abbildung f ∈ C ∞ (M ) setzen wir überdies (∇X f )p := lim t−1 (f (c(t)) − f (0)) , t→0 falls Xp 6= 0 und (∇X f )p := 0 sonst. Damit gilt ∇X f = Xf. Die Abbildungen ∇X : Tsr (M ) → Tsr (M ) sind R-linear und lassen sich auf kanonische Weise zu einer R-linearen Abbildung ∇X : T(M ) → T(M ) zusammensetzen (beachte, daß die Tensoralgebra T(M ) eine direkte Summe der Räume Tsr (M ) ist). Kapitel 6: Affiner Zusammenhang und kovariante Ableitung 65 (6.18) Lemma. Die Abbildung ∇X hat die folgenden Eigenschaften: (a) ∇X ist eine Derivation der Tensoralgebra T(M ). (b) ∇X erhält den Typ der Tensoren. (c) ∇X kommutiert mit allen Kontraktionen. Beweis. (a) Seien X, Y ∈ T(M ) Tensoren vom Typ (r, s) bzw. (k, l). Sei Z ∈ Vec (M ) und p ∈ M . Sei zunächst Zp 6= 0 und sei c : [−1, 1] → M eine Integralkurve von Z mit c(0) = p ∈ M . Es sei {Φt | t ∈ [−1, 1]} die Parallelverschiebung entlang c. Für γ 1 , . . . , γ r+k ∈ T(M ) und D1 , . . . , Ds+1 ∈ T 1 (M ) setze 1 r f : [−1, 1] → R : t 7→ Φ−1 t Xc(t) (γ , . . . , γ , D1 , . . . , Ds ) und r+1 g : [−1, 1] → R : t 7→ Φ−1 , . . . , γ r+s , Ds+1 , . . . , Dr+s ), t Yc(t) (γ wobei wir der Einfachheit halber anstelle von (γ i )c(t) und (Dj )c(t) wieder γ i und Dj schreiben. Dann ist −1 1 −1 1 Φ−1 t (X ⊗ Y )c(t) (γ , . . . , Ds+l ) = (X ⊗ Y )p (Φt γ , . . . , Φt Ds+l ) −1 −1 r+1 1 = Xp (Φ−1 , . . . , Φ−1 t γ , . . . , Φt Ds ) · Yp (Φt γ t Ds+l ) −1 1 r+1 = Φ−1 , . . . , Dr+s ) t Xc(t) (γ , . . . , Ds ) · Φt Yc(t) (γ = f (t)g(t) und wir erhalten nach der Produktformel für Ableitungen ∇Z (X ⊗ Y )p (γ 1 , . . . , γ r+k , D1 , . . . , Ds+l ) 1 1 r+k = lim (Φ−1 , D1 , . . . , Ds+l ) t (X ⊗ Y )c(t) − (X ⊗ Y )p )(γ , . . . , γ t→0 t 1 = lim (f (t)g(t) − f (0)g(0)) t→0 t = (f g)0 (0) = f 0 (0)g(0) + f (0)g 0 (0) 1 1 = lim (f (t) − f (0)) g(0) + f (0) lim (g(t) − g(0)) t→0 t t→0 t = (∇Z (X))p (γ 1 , . . . , γ r , D1 , . . . , Ds )Yp (γ r+1 , . . . , γ r+s , Ds+1 , . . . , Dr+s ) + Xp (γ 1 , . . . , γ r , D1 , . . . , Ds (∇Z (Y ))p (γ r+1 , . . . , γ r+s , Ds+1 , . . . , Dr+s ) = (∇Z (X))p ⊗ Yp + Xp ⊗ (∇Z (Y ))p (γ 1 , . . . , γ r+k , D1 , . . . , Ds+l ). Dies beweist ∇Z (X ⊗ Y ) = ∇Z (X) ⊗ Y + X ⊗ ∇Z (Y ), d.h. ∇Z ist eine Derivation der Tensoralgebra T(M ). Teil (b) folgt sofort aus der Konstruktion von ∇X . Teil (c) ist eine Übungsaufgabe. 66 Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform KAPITEL 7 Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform Sei M ⊆ Rn+1 eine reguläre mit einer Parametrisierung F : U ⊆ Rn → M . Hyperfläche ∂F Nach (3.12) ist Bp := eine Basis des Tangentialraumes Tp M für alle ∂xi p i=1,...,n p ∈ U . Sei ν : F (U ) → Sn eine Gauß-Abbildung und sei ν̃ = ν ◦ F . Wir erinnern, daß gij bzw. hij die Koeffizienten der zur ersten bzw. der zweiten Fundamentalform gehörigen Matrix G bzw. H sind. Desweiteren sei G−1 = g ij . (7.1) Lemma. Es gelten die folgenden Ableitungsregeln: n X ∂2F ∂F = Γkij · − hij · ν (a) ∂xi ∂xj ∂xk k=1 n 1 X kl ∂ ∂ ∂ k g gjl + gil − gij ist. wobei Γij = 2 ∂xi ∂xj ∂xl (b) ∂ ν̃ = ∂xi n X k=1 n X hik k=1 l=1 g kl ∂F ∂xl Beweis. Da Bp ∪ {ν̃(p)} eine Basis von Tp Rn+1 bildet, gibt es reelle Funktionen Γkij und aij mit n X ∂2F ∂F = Γkij · − aij · ν̃. ∂xi ∂xj ∂xk k=1 Nach den Weingartengleichungen (5.7) gilt hij = − 2 ∂ F , ν̃ ∂xi ∂xj * =− n X Γkij · k=1 ∂F , ν̃ ∂xk + − aij hν̃, ν̃i = −aij . Außerdem bekommen wir aus der gleichen Rechnung Γijl = ∂ 2 F ∂F , ∂xi ∂xj ∂xl = n X k=1 gkl Γkij . Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform 67 Damit erhalten wir 2 ∂ ∂ ∂F ∂F ∂ F ∂F ∂F ∂ 2 F gil = , = , + , ∂xj ∂xj ∂xi ∂xl ∂xj ∂xi ∂xl ∂xi ∂xj ∂xl n n X X k = gkl Γij + gki Γkjl = Γijl + Γjli . k=1 k=1 Analog ist ∂ gjl = Γilj + Γijl ∂xi ∂ gij = Γjli + Γilj ∂xl und und wir bekommen n X ∂ ∂ ∂ gjl + gil − gij = 2Γijl = 2 gkl Γkij . ∂xi ∂xj ∂xl k=1 Dies beweist Teil (a). Seien wieder bij und c1 , . . . , cn reelle Funktion auf U mit n X ∂ ∂F ν̃ = bik + ci ν. ∂xi ∂xk k=1 Dann ist 0= ∂ ν̃, ν̃ ∂xi = n X bik k=1 und hij = hji = ∂ ∂F ν̃, ∂xi ∂xj d.h. es ist H = BG mit B = n (bij )i,j=1 , = ∂F , ν̃ ∂xk n X k=1 + ci hν̃, ν̃i = 0 + ci = ci bik ∂F ∂F , ∂xk ∂xj also B = HG−1 . = n X bik gkj , k=1 Bemerkung. (1) Die Koeffizienten Γkij und Γijk hängen nur von der ersten Fundamentalform ab und werden als Christoffel-Symbole erster bzw. zweiter Art bezeichnet. (2) Im Falle n = 1 reduzieren sich die obigen Gleichungen zu den Frenetschen Ableitungsregeln für eine Kurve im R2 , vgl. (1.16). (7.2) Normaldarstellung der Metrik. Für p ∈ M kann eine Parametrisierung F : U → M von M um p immer so gewählt werden, daß gij (p) = δij und ∂x∂ k gij (p) = 0 für alle i, j ist: Schreibe dazu M in einer Umgebung von p als Graph einer Funktion u mit u(0) = p und Du(0) = 0. Dann ist gij (u(x)) = δij + Di u(x)Dj u(x) 68 Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform und damit sowohl gij (p) = δij als auch ∂ gij (p) = Dk Di u(0) · Dj u(0) + Di u(0) · Dk Dj u(0) = 0. ∂xk Die Abbildung F (x) := (x, u(x)) für alle x ∈ U ist dann die gesuchte Parametrisierung. Insbesondere verschwinden bzgl. F alle Christoffel-Symbole Γkij und Γijk in p und die Ableitung der Tangentialvektoren in p hat ausschließlich eine Normalkomponente. (7.3) Satz. Bezüglich der Normaldarstellung der Metrik gelten die folgenden Gleichungen im Punkt p: n n n ∂ m X l m X l m X ∂ m Γij − Γik + Γij Γlk − Γik Γlj = (hij hkl − hik hjl ) g lm (Gauß) (a) ∂xk ∂xj l=1 (b) ∂ hij − ∂xk n X l=1 Γlij hlk = ∂ hik − ∂xj l=1 n X l=1 Γlik hlj (Codazzi-Mainardi) l=1 Beweis. Differenzieren der Ableitungsgleichungen aus (7.1) liefert n n X ∂Γlij ∂F X ∂3F ∂2F ∂hij ∂ ν̃ = · + Γlij · − · ν̃ − hij · ∂xk ∂xi ∂xj ∂xk ∂xl ∂xk ∂xl ∂xk ∂xk = l=1 n X ∂Γlij l=1 ∂xk · l=1 n X ∂F ∂F + Γlij Γm kl ∂xl ∂xm l,m=1 − n X n Γlij hkl ν̃ − l=1 X ∂hij ∂F · ν̃ − hij hkl g lm . ∂xk ∂xm l,m=1 Nach (7.2) ist gij (p) = δij (p) und wir erhalten damit in p ∂3F ∂F , ∂xk ∂xj ∂xi ∂xm n n l=1 l=1 ∂ m X l m X = Γij + Γij Γlk − hij hkl g lm . ∂xk Nach dem Vertauschungssatz von Schwarz ist ∂3F ∂3F = , ∂xk ∂xj ∂xi ∂xj ∂xk ∂xi d.h. wir haben ebenso ∂3F ∂F , ∂xj ∂xk ∂xi ∂xm n n l=1 l=1 ∂ m X l m X = Γ + Γlk Γlj − hik hjl g lm , ∂xj ik woraus die Gauß-Gleichung folgt. Die Codazzi-Meinardi-Gleichung wird analog bewiesen durch Ausrechnen von ∂3F ,ν . ∂xk ∂xj ∂xi Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform 69 Aus dem letzten Satz folgt, daß die Koeffizienten gij und hij der ersten und zweiten Fundamentalform nicht beliebig vorgegeben werden können, so daß sich eine Fläche aus diesen Daten konstruieren ließe. Die beiden untenstehenden Gleichungen werden auch Integrabilitätsbedingungen genannt. Andererseits sind die oben genannten Gleichungen auch die einzigen Bedingungen, die für eine Fläche erfüllt sein müssen. Es gilt nämlich der folgende Satz. (7.4) Satz. Sei U ⊆ Rn offen und einfach zusammenhängend. Für alle x ∈ U seien symmetrische Bilinearformen G(x) = (gij (x))ij und H(x) = (hij (x))ij gegeben, wobei G positiv definit ist auf U und die Abbildungen gij , hij : U → R glatt sind. Erfüllen die Koeffizienten gij und hij die Integrabilitätsbedingungen, so existiert eine reguläre Fläche M ⊆ Rn+1 und eine globale Parametrisierung F : U → M , deren erste und zweite Fundamentalform durch G bzw. H gegeben ist. Je zwei solche Flächen unterscheiden sich durch eine Bewegung des Rn+1 . Beweis. Betrachte die Ableitungsgleichungen als ein System partieller Differentialgleichun∂F gen in den n + 1 Variablen ei = ∂x und ν. Die Integrabilitätsbedingungen für dieses i DGL-System entsperchen genau den Integrabilitätsbedingungen aus Satz (7.3), siehe etwa Kamke, Differentialgleichungen reeller Funktionen, Kapitel IX. Somit gibt es genau eine Lösung e1 , . . . , en , ν mit hei (0), ej (0)i = gij (0), hei , νi = 0 und hν, νi = 1. Damit ist n Z x X F : U → M : X 7→ ei (x)dxi + a i=1 0 eine Parametrisierung der gesuchten Fläche M . Man rechnet nun leicht nach, daß diese Fläche G und H als erste bzw. als zweite Fundamentalform besitzen. Dies ist klar im Punkt 0 nach Konstruktion. Da die Fundamentalformen von M aber das gleiche Anfangswertproblem erfüllen wie G und H und die Lösung eindeutig ist, gilt die Übereinstimmung in allen Punkten von U . Die Eindeutigkeit der Fläche bis auf eine Bewegung wird wie im Fall von Kurven, siehe Satz (1.19), bewiesen. (7.5) Satz. Sei M n ⊆ Rn+1 eine zusammenhängende reguläre Fläche. Für die Hauptkrümmungen gelte λ1 (p) = . . . = λn (p) = λ(p) für alle p ∈ M . Ist n ≥ 2, so ist λ konstant und M ist entweder eine Ebene (und dann ist λ ≡ 0) oder M ist in einer Sphäre vom Radius |λ|−1 enthalten. Beweis. Für die mittlere Krümmung H gilt H(p) = nλ(p) für alle p ∈ M . Sei p ∈ M fest. Wir wählen nach (7.2) eine Parametrisierung F : U → M um p, für die gij (p) = δij und Γkij (p) = 0 gilt. Nach den Codazzi-Meinardi-Gleichungen ist dann in p ∂ ∂ hij = hjk . ∂xk ∂xi 70 Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform Damit folgt nach (7.2) in p n n n X ∂ X ∂ X ∂ ∂ ∂ ∂ 1 ∂ λi = hii = hik = hkk = λ= H. H= ∂xk ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x n ∂x k k i k k k i=1 i=1 i=1 Wegen n ≥ 2 folgt hieraus für alle k = 1, . . . , n ∂ H(p) = 0, ∂xk d.h. es ist DH(p) = 0. Da p ∈ M beliebig war und M zusammenhängend ist, ist H auf M konstant c. Nach (5.10) ist damit hij = cgij . Für c = 0 ist M eine Hyperebene nach (5.12). Andernfalls betrachte die Abbildung 1 a : U → Rn+1 : x 7→ F (x) − ν(x). c Dann ist nach (7.1) auf U n n ∂ ∂F 1XX ∂F a= − hkl g lm ∂xk ∂xk c ∂xm m=1 l=1 n X ∂F 1 − = ∂xk c n X cgkl g lm l=1 m=1 ∂F ∂xm ∂F ∂F − GG−1 ∂xk ∂xk = 0, = d.h. a ist konstant auf U . Damit ist 1 F (x) = a + ν(x), c und M ist damit in einer Sphäre vom Radius c−1 enthalten. (7.6) Satz. Sei p = F (x) ∈ M mit K(p) 6= 0. Für n ∈ N sei Kn die Kugel um x mit Radius n1 . Sei Mn = F (Kn ) und Ln = ν̃(Kn ). Seien An und Bn die Flächeninhalte von Ln und Mn . Dann ist An K(p) = lim . n→∞ Bn Beweis. Es ist Z Bn = Z dµ = Mn p det G(F (x))dx. Kn Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform Setzen wir aij := 71 ∂ ν̃ ∂ ν̃ , ∂xi ∂xj , so ist für A(x) = (aij (x)) ebenso Z Z An = Ln Nun ist ∂ ν̃ ∂ ν̃ , ∂xi ∂xj * = = = p dµ = det A(x)dx. Kn n X hik k=1 n X n X l=1 n n k=1 l=1 X ∂F X ∂F g kl , hjk g kl ∂xl ∂xl + hik g kl glr g rs hjs k,l,r,s=1 n X hik g kl hlj . k,l=1 Pn ∂F Ist X = k=1 fk ∂x in der Normaldarstellung der Metrik eine Hauptkrümmungsrichtung k in q zur Hauptkrümmung λ, so gilt nach Bemerkung (5.10) n X i,j=1 n X hij fi fj = λ gij fi fj . i,j=1 Damit ist AX = λ2 GX in p und es folgt det A(p) = det G(p)H(p)2 = K(p)2 det G(p). Aus der Stetigkeit der Abbildung K in p folgt nun die Behauptung. (7.7) Definition. Für jeden Punkt p ∈ M n setzen wir m m Rijk (p) = Rijk = n n l=1 l=1 ∂ m ∂ m X l m X l m Γij − Γ + Γij Γlk − Γik Γlj ∂xk ∂xj ik und Riljk (p) = Riljk = n X m glm Rijk . m=1 Wir nennen n {Riljk }i,l,j,k=1 den Riemannschen Krümmungstensor von M an der Stelle p. Bemerkung. Der Riemannsche Krümmungstensor hängt nach Definition von den gij und deren ersten und zweiten Ableitungen ab. Der Riemannsche Krümmungstensor beschreibt also den Anteil der Krümmung, der nur von der Metrik g abhängt. Mit Hilfe der Gaußn Gleichungen läßt sich jedoch {Riljk }i,l,j,k=1 durch die zweite Fundamentalform allein via Rijkl = hik hjl − hil hjk bestimmen. 72 Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform (7.8) Theorema Egregium (C.F. Gauß). Sei M 2 ⊆ R3 eine reguläre Fläche. Dann hängt die Gauß-Krümmung K nur von der ersten Fundamentalform und deren ersten und zweiten Ableitungen ab. Sie ist gegeben durch K(p) = R1212 . det(gij (p)) Beweis. Wähle eine Parametrisierung F wie im Beweis von (7.5). Dann ist Rijkl = hik hjl − hil hjk und es folgt dann Rijkl = −Rjikl = −Rijlk = Rklij und Rijkl + Rjkil + Rkijl = 0. Damit sind die einzigen nicht verschwindenden Terme R1212 = R2121 = −R1221 = −R2112 und es gilt nach (5.10) R1212 = h11 h22 − h12 h21 = det(hij ) = K · det(gij ). Bemerkung. Bezüglich der Normaldarstellung der Metrik ist Rijkl = 0 außer für Rijij = λi λj , falls i 6= j. Die Werte σij = Rijij heißen Schnittkrümmungen von M in p. Für n-Flächen mit n ≥ 2 ist die Gauß-Kronecker-Krümmung keine Invariante der inneren Geometrie, wohl aber die Schnittkrümmungen. (7.9) Satz. Sei M n ⊆ Rn+1 eine reguläre Fläche. Sei p ∈ M . Die Fläche M ist genau dann im Punkt p lokal isometrisch zu Rn (dies wird lokal flach in p genannt), falls für eine Parametrisierung F : U → M um p alle Komponenten des Riemannschen Krümmungstensors in einer Umgebung von p verschwinden. Beweis. Es ist zu zeigen, daß M in p genau dann lokal flach ist, wenn es eine Parametrisierung E : V → M um p gibt, bzgl. der gij (q) = δij für alle q ∈ E(V ) gilt. Gibt es eine solche Parametrisierung, so ist diese natürlich eine lokale Isometrie zwischen Rn und M . Sei umgekehrt F : U → M eine beliebige Parametrisierung um pEfür die der Riemannsche D ∂F ∂F Krümmungstensor verschwindet und sei gij (q) = ∂xi (q), ∂xj (q) . Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform 73 (1) Eine Parametrisierung E : V → M um p ist genau dann eine lokale Isometrie, wenn ∂Y ∂Y ∂Y ∂Y DE , DE = , ∂xi ∂xj ∂xi ∂xj −1 auf D U fürEalle i, j gilt, wobei Y := E ◦ F ist. Da die linke Seite obiger Gleichung gerade ∂F ∂F = gij ist, ist diese Bedingung äquivalent zu ∂xi , ∂xj n X ∂yk gij (u) = k=1 Setzen wir X= ∂yi ∂xj ∂xi (u) ∂yk (u). ∂xj und G = (gij )i,j , i,j so ist obige Bedingung gleichwertig zu G = At A bzw. zu AG−1 At = E, also zu δij = n X g kl (u) k,l=1 ∂yi ∂yj (u) (u) ∂xk ∂xl (∗) für alle u ∈ U und alle i, j. (2) Das Differentialgleichungssystem n X ∂hj = Γijk hi ∂xk i=1 besitzt genau dann eine Lösung (h1 , . . . , hn ) zu beliebig vorgegebenen Anfangsbedingunm gen (h1 (0), . . . , hn (0)), wenn die Integrabilitätsbedingung Rijk (x) = 0 für alle x ∈ U erfüllt ist (vgl. (7.1) und (7.3)). Dies ist äquivalent zum Verschwinden des Riemannschen Krümmungstensors auf U . Ist also {e1 , . . . , en } eine Orthonormalbasis von T0 Rn , so gibt m es für jedes m ∈ {1, . . . , n} Lösungen (hm 1 , . . . , hn ) obigen DGL-Systems mit m (hm 1 (0), . . . , hn (0)) = em . (3) Betrachte das DGL-System hj = ∂y . ∂xj Dieses hat genau dann eine Lösung y = (y1 , . . . , yn ), wenn ∂hj ∂hk = ∂xk ∂xj 74 Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform für alle j, k gilt, siehe etwa Spivak, I.7-15. Wegen Γijk = Γikj ist diese Bedingung erfüllt. Damit gilt auf U n X ∂ 2 yi ∂yi = Γm jk ∂xj ∂xk ∂xm m=1 i ∂y mit Y ∗ = ( ∂x (0))ij = (e1 , . . . , en ). Insbesondere ist die Matrix Y ∗ regulär und (y1 , . . . , yn ) j ist daher ein Koordinatensystem um 0. (4) Wir zeigen, daß y = (y1 , . . . , yn ) die Gleichung (∗) auf U erfüllt. Dies gilt nach Wahl von y im Punkt 0. Somit genügt es nachzuweisen, daß alle partiellen Ableitungen der rechten Seite von (∗) auf U verschwinden. Wie im Beweis von (7.1) zeigt man n X ∂g ij il j lj i =− g Γlm + g Γlm . ∂xm l=1 Dies ergibt n n n n 2 X X X ∂ X kl ∂yi ∂yj ∂g kl ∂yi ∂yj ∂yj ∂yi ∂ 2 yj kl ∂ yi g = + g + g kl ∂xm ∂xk ∂xl ∂xm ∂xk ∂xl ∂xk ∂xm ∂xl ∂xk ∂xl xm k,l=1 k,l=1 = n X k,l=1 = ∂g kl ∂yi ∂yj + ∂xm ∂xk ∂xl n X ∂yi ∂yj ∂xk ∂xl k,l=1 n X k,l=1 g kl k,l=1 n X Γrkm r=0 n n X k,l=1 n X kl ∂yi ∂yj + g ∂xr ∂xl k,l=1 ! Γrlm r=0 ∂yi ∂yj ∂xk ∂xr ∂g kl X rl k + g Γrm + g kr Γlrm ∂xm r=1 =0 nach der ersten Gleichung von (4). Damit ist die Behauptung bewiesen. (7.10) Beispiele. (a) Die n-Sphäre vom Radius r hat alle Hauptkrümmungen konstant r−1 , d.h. es ist Rijij = r−2 für i 6= j. Deshalb ist die n-Sphäre nicht lokal isometrisch zum Rn . (b) Für den Zylinder Zn−m,m = Sn−m × Rm ist n λi λj falls 1 ≤ i, j ≤ n − m, i 6= j Rijij = 0 sonst. Damit ist der Zylinder Zn−m,m nur für n − m = 1 lokal isometrisch zum Rn . (7.11) Definition. Sei p ∈ M n und sei (e1 , . . . , en ) eine Basis von Tp M . Dann wird durch n X Ric : (X, Y ) 7→ Rij fi gi i,j=1 Kapitel 7: Flächen Teil III, Struktur der zweiten Fundamentalform eine Bilinearform auf Tp M definiert, wobei X = Rij = n X Pn i=1 fi ei , Y = Pn i=1 gi ei 75 und g lk Riljk l,k=1 ist. Diese Bilinearform wird die Ricci-Krümmung vom M in p genannt. Die Spur der Ricci-Krümmung heißt skalare Krümmung. 76 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor KAPITEL 8 Exponentialabbildung und Krümmungstensor Das vor (6.15) angebene System gewöhnlicher Differentialgleichungen x̃00k (t) + n X x̃0i (t)x̃0j (t)Γkij (c(t)) = 0 i,j=1 läßt sich umschreiben zu x0i = zi zk0 =− n X Γkij (x1 , . . . , xn )zi zj (♣) i,j=1 Wir betrachten dieses System auf dem Würfel W = {(x1 , . . . , xn ) | |xi | < c}, wobei wir annehmen, daß W im Bild h(U ) einer Karte h : U → Rn liegt und h(p) = 0 gelte. Aus der Theorie gewöhnlicher Differentialgleichungen (siehe etwa [13], p. 64) wissen wir dann: Es gibt Konstanten b ∈ (0, c) und M > 0, sowie eindeutig bestimmte glatte Abbildungen ϕi : [−2b, 2b] × [−b, b]2n → R : (t, u1 , . . . , un , v1 , . . . , vn ) 7→ ϕi (t, u1 , . . . , un , v1 , . . . , vn ), so daß für alle (u1 , . . . , un , v1 , . . . , vn ) ∈ [−b, b]2n die Abbildungen xi (t) = ϕi (t, u1 , . . . , un , v1 , . . . , vn ) zi (t) = D1 ϕi (t, u1 , . . . , un , v1 , . . . , vn ) das System (♣) lösen, |xi (t)| < 21 , |zi (t)| < M gilt, und die Anfangswerte xi (0) = ui und zi (0) = vi erfüllt sind. Dabei bezeichnen Di die partielle Ableitung nach dem i-ten Argument. Setzen wir ψi : [−2b, 2b] × [−b, b]n → R : (t, v1 , . . . , vn ) 7→ ϕi (t, 0, . . . , 0, v1 , . . . , vn ), so gilt ψ(0, v1 , . . . , vn ) = 0 D1 ψi (0, v1 , . . . , vn ) = vi . Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 77 Sei nun X ∈ Tp M \ {0}. Die maximale Geodäte cX mit cX (0) = p und (cX )0 (0) = X existiert und ist eindeutig nach (6.15). Der Tangentialvektor X läßt sich nach (2.16) schreiben als n X ∂ X= ai ∂xi p i=1 mit ai ∈ R. Wir betrachten nun speziell die Anfangswertbedingung (x1 , . . . , xn , z1 , . . . , zn ) = (0, . . . , 0, a1 , . . . , an ). Für s ∈ R ist die Kurve dX : t 7→ s · cX (t) ebenfalls eine maximale Geodäte mit dX (0) = p und (dX )0 (0) = sX. Andererseits ist auch d˜X : t 7→ cX (st) eine maximale Geodäte mit d˜X (0) = p und (d˜X )0 (0) = s · (cX )0 (0) = sX. Aus der Eindeutigkeit der Geodäten folgt damit cX (st) = csX (t) für alle s, t ∈ R. Aus der Eindeutigkeit der Abbildungen ϕi folgt somit ψi (st, a1 , . . . , an ) = ψi (t, sa1 , . . . , san ) für alle s ∈ (−1, 1), t ∈ [−2, 2b] und ai ∈ [−b, b]. Damit folgt aus obiger Gleichung durch Differentiation nach s t · D1 ψi (st, a1 , . . . , an ) = t2 · D12 ψi (st, a1 , . . . , an ) = n X aj · Dj+1 ψi (t, sa1 , . . . , san ) j=1 n X aj ak · Dj+1 Dk+1 ψi (t, sa1 , . . . , san ). j,k=1 Nach der Taylorschen Formel ist 1 ψi (b, a1 , . . . , an ) = ψi (0, a1 , . . . , an ) + D1 ψi (0, a1 , . . . , an )b + D21 ψi (ξ, a1 , . . . , an )b2 2 für ein ξ ∈ [0, b]. Obige Gleichung für die zweite Ableitung eingesetzt ergibt n 1 X ξ ξ aj ak · Dj+1 Dk+1 ψi (b, a1 , . . . , an ). ψi (b, a1 , . . . , an ) = 0 + ai b + 2 b b j,k=1 Somit besitzt die Abbildung Ψ : [−b, b]n → R : (v1 , . . . , vn ) 7→ (ψ1 (b, v1 , . . . , vn ), . . . , ψn (b, v1 , . . . , vn )) im Ursprung die Jacobi-Matrix DΨ(0) = bEn , 78 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor wobei En die Einheits-n × n-Matrix ist. Insbesondere ist die Jacobi-Matrix im Ursprung regulär und nach dem Satz über die Umkehrfunktion ist Ψ ein lokaler Diffeomorphismus um 0. Nun ist Ψ die Abbildung X 7→ cX (b), dargestellt in den lokalen Koordinaten (x1 , . . . , xn ), da die Abbildungen ψi gerade die Lösungen von Gleichung (♣) sind. Wegen cbX (1) = cX (b) haben wir also den folgenden Satz bewiesen. (8.1) Satz. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit mit einem affinen Zusammenhang ∇ und sei p ∈ M . Dann gibt es eine offene Umgebung V von 0 in Tp M , so daß die Abbildung expp : V → M : X 7→ cX (1) ein Diffeomorphismus zwischen V und expp (V ) ist. Die Abbildung exp = expp wird die Exponentialabbildung im Punkt p genannt. Die Geodäten durch p haben die Form t 7→ exp(tX) für X ∈ Vec (M ). (8.2) Definition. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit mit affinem Zusammenhang ∇. Sei p ∈ M . Eine Umgebung N0 des Ursprungs in Tp M heißt normal, falls die Exponentialabbildung exp = expp : N0 → Np = exp(N0 ) ein Diffeomorphismus auf eine offene Umgebung Np von p ist und N0 sternförmig ist, d.h. es ist tX ∈ N0 ist für alle X ∈ N0 und alle t ∈ [0, 1]. Die Umgebung Np heißt eine normale Umgebung von p. Ist (X1 , . . . , Xn ) eine Basis von Tp M , so heißt die Umkehrabbildung logp : Np → N0 ⊆ Rn : expp (a1 X1 + . . . + an Xn ) → (a1 , . . . , an ) von exp = expp ein Normalkoordinatensystem in p. Da die ε-Kugeln eine Basis der euklidischen Topologie des Rn bilden, folgt aus (8.1) sofort, daß jeder Punkt p ein Normalkoordinatensystem besitzt. Es gilt sogar der folgende Satz. Für einen Beweis siehe etwa Helgason, [8], p. 34-35. (8.3) Definition. Eine Umgebung U von p heißt konvex, falls zu je zwei Punkten q1 , q2 aus U eine Geodäte zwischen q1 und q2 gibt, die ganz in U enthalten ist. Die Umgebung U heißt einfach, wenn es zu je zwei Punkten q1 , q2 ∈ U höchstens eine Geodäte gibt, die q1 und q2 verbindet. (8.4) Satz. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit mit affinem Zusammenhang ∇. Dann besitzt jeder Punkt p ∈ M eine normale Umgebung Np , welche eine normale Umgebung für jede ihrer Punkte ist. Insbesondere ist Np einfach und konvex. Sei p ∈ M und X ∈ Tp M . Wie in Kapitel 6 gezeigt, gilt für eine Geodäte c : [a, b] → M mit c(a) = p in lokalen Koordinaten (x1 , . . . , xn ) die Beziehung x̃00k (t) + n X i,j=1 x̃0i (t)x̃0j (t)Γkij (c(t)) = 0. Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 79 Da nach dem Beweis von (6.14) die Lösung ϕ(b) dieser Gleichung lediglich von c(a), c0 (a) und vom Endpunkt c(b) (differenzierbar) abhängt, ist die Abbildung Φ∗ : q 7→ Φpq X glatt, wobei Φpq die Parallelverschiebung von p nach q ist. Betrachtet man die Abbildung Φ∗ auf einer normalen, einfachen, konvexen Umgebung Np , so ist Φ∗ auf der ganzen Menge Np definiert und dort wohldefiniert. (8.5) Definition. Sei p ∈ M , X ∈ Tp M , und sei Np eine normale, einfache, konvexe Umgebung von p. Dann heißt das durch Xp∗ := Φpq X definierte glatte Vektorfeld auf Np das durch X bestimmte Parallelfeld. Als nächstes wollen wir untersuchen, welche Verbindungen zwischen einer Riemannschen Metrik und einem affinen Zusammenhang auf einer glatten Mannigfaltigkeit bestehen können. (8.6) Definition. Sei M eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Riemann-Metrik g. Ein affiner Zusammenhang ∇ auf M heißt ein Riemannscher Zusammenhang oder auch kompatibel zur Riemannschen Metrik g, falls zu jeder regulären Kurve c : [a, b] → M und zu je zwei parallelen Vektorfeldern X und Y entlang c das Skalarprodukt gc(t) (X(t), Y (t)) für alle t ∈ [a, b] konstant ist. Bemerkung. Durch die Skalarprodukte gp werden die Tangentialräume Tp M zu euklidischen Vektorräumen. Nach (6.14) induziert jede Kurve c : [a, b] → M mit p = c(a) und q = c(b) einen Vektorraum-Isomorphismus Φc : Tp M → Tq M . Ist der affine Zusammenhang kompatibel zur Riemannschen Metrik g, so ist Φc sogar eine orthogonale lineare Abbildung. (8.7) Satz. Sei M eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Riemannscher Metrik g. Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (a) Der affine Zusammenhang ∇ auf M ist ein Riemannscher Zusammenhang. (b) Für jede reguläre Kurve c und Vektorfelder V, W entlang c ist d hV, W i = dt DV ,W dt DW + V, . dt (c) Für alle X, Y, Z ∈ Vec (M ) ist Zg(X, Y ) = g(∇Z (X), Y ) + g(X, ∇Z (Y )). (d) Für alle Z ∈ Vec (M ) ist ∇Z g = 0. Die Gleichung (c) wird die Ricci-Identität genannt. 80 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor Beweis. (c) ⇐⇒ (d) : Für X, Y, Z ∈ Vec (M ) gilt nach (6.18) ∇Z (X ⊗ Y ⊗ g) = ∇Z (X ⊗ Y ) ⊗ g + (X ⊗ Y ) ⊗ ∇Z (g) = (∇Z (X) ⊗ Y ) ⊗ g + (X ⊗ ∇Z (Y )) ⊗ g + (X ⊗ Y ) ⊗ ∇Z (g). Kontrahieren wir obige Gleichung, so bekommen wir ∇Z (g(X, Y )) = Zg(X, Y ) = g(∇Z (X), Y ) + g(X, ∇Z (Y )) + (∇Z (g))(X, Y ), woraus die Äquivalenz von (c) und (d) folgt. (c) =⇒ (b) : Sei c : [−1, 1] → M eine reguläre Kurve mit c(0) = p. Sei Zc das Geschwindigkeitsvektorfeld von c und sei Z ∈ Vec (M ) eine Fortsetzung von Zc . Seien V, W Vektorfelder entlang c mit Fortsetzungen X, Y ∈ Vec (M ). Dann ist d d hV, W i (s) = (g(V (s), W (s))) = ∇Zc (s) (g(Xc(s) , Yc(s) )) = Zc(s) (g(Xc(s) , Yc(s) )) dt dt = g(∇Zc (s) X, Yc(s) ) + g(Xc(s) , ∇Zc (s) Y ) DV DW =g (s), W (s) + g V (s), (s) , dt dt woraus (b) folgt. (b) =⇒ (a) : Sei c : [a, b] → M eine reguläre Kurve und seien V, W parallele Vektorfelder entlang c. Dann ist DW DV =0= , dt dt und es folgt aus (b) d hV, W i = dt DV ,W dt DW + V, = 0 + 0 = 0. dt Also ist g(V (s), W (s)) auf [a, b] konstant, d.h. ∇ ist kompatibel zur Riemannschen Metrik g. (a) =⇒ (c) : Sei Np eine normale Umgebung von p und (X1 , . . . , Xn ) eine Basis von Tp M . Wir wählen die durch (X1 , . . . , Xn ) bestimmten Parallelfelder X1∗ , . . . , Xn∗ auf Np . Auf Np können wir X, Y ∈ Vec (M ) darstellen als X= n X i=1 fi Xi∗ und Y = n X gi Xi∗ i=1 mit fi , gi ∈ C ∞ (Np ). Seien ci : Ui → M Geodäten durch p mit c0i (0) = Xi , siehe (6.15). Nach Definition ist ci eine Integralkurve des Geschwindigkeitsvektorfeldes Xci . Durch die Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 81 Gleichung ∇Xci V = 0 ist ein Vektorfeld V durch Vp auf ci eindeutig bestimmt. Da ci eine Geodäte ist, haben wir ∇Xci Xci = 0. Andererseits ist für alle i, j ∇Xcj (Xi∗ )p 1 −1 ∗ 1 ∗ Φt (Xi )cj (t) − (Xi )p = lim (Xi − Xi ) = 0. = lim t→0 t t→0 t Wegen (Xi∗ )p = Xi = c0i (0) = Xci (0) ist daher aufgrund der Eindeutigkeit c0i (t) = Xci (t) = (Xi∗ )ci (t) , d.h. ci ist auch eine Integralkurve von Xi∗ . Nach (6.16) und der Definition von Xi∗ ist somit 1 −1 ∗ 1 ∇Xj∗ (Xi∗ )p = lim Φt (Xi )cj (t) − (Xi∗ )p = lim (Xi )p − (Xi )p = 0, t→0 t t→0 t also ist ∇Z (Xi∗ )p = 0 für alle Z ∈ Vec (M ) wegen Axiom (AZ1). Da nach Voraussetzung gp ((Xi∗ )p , (Xj∗ )p ) = gij konstant ist auf Np , haben wir nach (4.23) Zp (g(X, Y )) = n X Zp (fi gj )gij i,j=1 ∇Z (X)p = n X ! fi ∇Z (Xi∗ ) + ∇Z (fi )Xi∗ i=1 gp (∇Z (X), Y ) = n X = p n X (Zfi )(p)Xi i=1 Z(fi )(p)gj (p)gij . i,j=1 Da Zp eine Derivation von C ∞ (p) ist. folgt (c). (8.8) Definition. Ein affiner Zusammenhang auf einer glatten Mannigfaltigkeit M heißt symmetrisch oder torsionsfrei, wenn [X, Y ] := XY − Y X = ∇X (Y ) − ∇Y (X) für alle X, Y ∈ Vec (M ) gilt. Dabei heißt [X, Y ] die Lie-Klammer oder die Lie-Ableitung von X und Y und XY ist definiert durch f 7→ X(Y f ). Ein symmetrischer Riemannscher Zusammenhang auf einer Riemannschen Mannigfaltigkeit M wird ein Levi-Civita-Zusammenhang genannt. Bemerkung. Auf einer Koordinatenumgebung U ist ein affiner Zusammenhang ∇ durch die Christoffel-Symbole Γkij eindeutig bestimmt. Auf U setzen wir ∇i := ∇ ∂ ∂xi . Ist ∇ symmetrisch, so ist nach dem Vertauschungssatz von Schwarz ∂ ∂ ∂ ∂ ∂2f ∂2f ∇i − ∇j = , = − = 0. ∂xj ∂xi ∂xi ∂xj ∂xi ∂xj ∂xj ∂xi 82 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor Andererseits ist nach (6.5) X n ∂ ∂ ∂ ∇i − ∇j = Γkij − Γkji , ∂xj ∂xi ∂xk k=1 und damit folgt Γkij = Γkji für alle i, j, k. Dies rechtfertigt die Bezeichnung symmetrisch. Der kanonische Zusammenhang des Rn aus (6.1) ist symmetrisch. Dies wurde in den Aufg. 54 und 55 gezeigt. (8.9) Satz. Sei M eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Riemannscher Metrik g. Dann gibt es stets einen eindeutig bestimmten zu g kompatiblen Levi-Civita-Zusammenhang ∇ auf M . ˜ zu g kompatible Levi-CivitaBeweis. Wir zeigen zuerst die Eindeutigkeit. Seien ∇ und ∇ Zusammenhänge. Dann gilt nach (8.7) und (8.8) für alle X, Y, Z ∈ Vec (M ) Zg(X, Y ) = g(∇Z (X), Y ) + g(X, ∇Z (Y )) = g(∇X (Z), Y ) + g([Z, X], Y ) + g(X, ∇Z (Y )). Zyklisches Vertauschen der Vektorfelder X, Y, Z liefert zwei weitere Gleichungen. Aus den so gewonnenen drei Gleichungen bekommen wir nach Elimination von ∇X und ∇Y 2g(X, ∇Z (Y )) = Zg(X, Y ) + Y g(X, Z) − Xg(Y, Z) + g(Z, [X, Y ]) + g(Y, [X, Z]) − g(X, [Y, Z]). (♠) ˜ Sei p ∈ M und sei (X1 , . . . , Xn ) eine OrDie gleiche Relation gilt natürlich auch für ∇. Pn thonormalbasis von Tp M bzgl. des Skalarproduktes h , ip . Dann ist für Y = i=1 ai Xi ∈ Vec (M ) hXi , Y ip = ai , d.h. durch Kenntnis von hXi , Y ip für alle i ∈ {1, . . . , n} läßt sich Y zurückgewinnen. ˜ Umgekehrt Da die rechte Seite von (♠) nur von X, Y, Z abhängt, folgt damit ∇ = ∇. wird ∇Z durch die Gleichung (♠) definiert und man erhält die Eigenschaften Zg(X, Y ) = g(∇Z (X), Y ) + g(X, ∇Z (Y )) sowie [X, Y ] = ∇X (Y ) − ∇Y (X) zurück. Durch elementare (aber langwierige) Rechnung zeigt man überdies, daß das so definierte ∇ ein affiner Zusammenhang auf M darstellt. (8.10) Satz. Sei (M, g) eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit kompatiblem Levi-CivitaZusammenhang ∇. Sei p ∈ M und sei h = (x1 , . . . , xn ) ein Normalkoordinatensystem um p bzgl. eine Orthonormalbasis (X1 , . . . , Xn ) von Tp M . Dann gilt Γkij (p) = 0 für alle i, j, k. Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 83 Deshalb ist nach (♥) aus (6.5) n X ∂fk ∂ ∇ ∂ (Y )p = (p) · ∂xi ∂xk ∂xk p k=1 Pn für Y = k=1 fk ∂x∂ k , d.h. die Koeffizienten der kovarianten Ableitung im Punkt p sind gerade die Koordinatenableitungen von fk nach ∂x∂ k in p. Beweis. Die erste Gleichung folgt sofort aus der Tatsache, daß (X1 , . . . , Xn ) eine Orthonormalbasis von Tp M ist. Nach (8.1) haben die Geodäten durch p die Form t 7→ exp(tX) für X ∈ Vec (M ) \ {0}, d.h. in Normalkoordinaten h = (x1 , . . . , xn ) um p sind die Geodäten gerade die eindimensionalen Untervektorräume geschnitten mit N0 . Ist c : (a, b) → M also eine Geodäte durch p, so ist bzgl. h c0 (t) = (a1 , . . . , an ) und c00 (t) = 0. Also ist nach der Geodätengleichung n X Γkij (c(t))ai aj = 0. i,j=1 Insbesondere gilt in p = c(0) für beliebige a1 , . . . , an ∈ R n X Γkij (p)ai aj = 0. i,j=1 Für ai = 1 und aj = 0 für i 6= j folgt daraus Γkii (p) = 0 für alle i, k. Für ai = aj = 1 und sonst al = 0 folgt 0 = Γkii (p) + Γkjj (p) + Γkij (p) + Γkji (p) = 2Γkij (p). Damit verschwinden alle Christoffel-Symbole in p. (8.11) Vertauschung kovarianter Ableitungen. Sei (M, g) eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit kompatiblem Levi-Civita-Zusammenhang ∇. Wir setzen wieder ∇i := ∇ ∂ ∂xi auf einer Koordinatenumgebung U von M . Für eine Funktion f ∈ C ∞ (M ) ist nach der letzten Bemerkung ∂f ∂2f ∂2f ∇i ∇j (f ) = ∇i = = = ∇j ∇i (f ), ∂xj ∂xi ∂xj ∂xj ∂xi 84 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor d.h. die zweiten kovarianten Ableitungen einer Funktion sind symmetrisch. Sei nun X ∈ Vec (M ) mit n X ∂ X= fi ∂xi i=1 auf U . Dann gilt nach (♥) von Kapitel 6 ∇j (X) = n X ujk k=1 n ∂ ∂xk mit l=1 und ∇i ∂ ∂xk ∂fk X = + fl Γkjl ∂xj ujk = n X Γlik l=1 ∂ . ∂xk Nun ist ∇i ∂ ujk ∂xk = = n X k=1 n X ujk ∇i ujk k=1 n X ∂ujk ∂ + ∂xi ∂xk ! ∂ujk ∂ ∂ + ∂xl ∂xi ∂xk ! ∂ ∂xk Γlik l=1 . Aus n X k=1 ujk n X l=1 n n n n X X X X ∂ ∂ j l l Γik = uk Γik = ∂xl ∂xl k=1 l=1 k=1 l=1 n X ∂fl + fm Γljm ∂xj m=1 ! ! Γkil ∂ ∂xk und n X ∂ujk ∂fk = + ∂xi ∂xj ∂xi l=1 ∂Γkjl ∂fl k Γjl + fl ∂xi ∂xi ! folgt für die k-te Komponente von ∇i ∇j (X) − ∇j ∇i (X) die Relation n ∂ujk X j k + ul Γil ∂xi ! n ∂uik X i k + ul Γjl ∂xj − l=1 ! l=1 = = n X l=1 n X := fl fl l=1 n X l=1 ∂Γkjl ∂Γk − il ∂xi ∂xj ! + n X ! fm Γljm Γkil − Γlim Γkjl m=1 n X ∂Γkjl ∂Γkil k m k − + Γm jl Γim − Γil Γjm ∂xi ∂xj m=1 k fl Rlij . ! Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 85 Die letzte Gleichheit/Definition wird durch (7.7) angeregt. Somit wäre eine Möglichkeit, einen Krümmungstensor in Analogie zu (7.7) zu definieren, die folgende: Mit R(X, Y ) := ∇X ∇Y − ∇Y ∇X sei R : T1 (M ) × T 1 (M ) × T 1 (M ) × T 1 (M ) → C ∞ (M ) : (ω, X, Y, Z) 7→ ω(R(X, Y )Z) der Riemannsche Krümmungs”tensor”. Ist das so definierte R auch ein Tensor, d.h. eine Multilinearform? Dies ist klar für die Argumente ω, X und Y nach (AZ1). Wie sieht es für Z aus? In Z ist R zumindest additiv. Aber es gilt für f ∈ C ∞ (M ) R(X, Y )(f Z) = ∇X ∇Y (f Z) − ∇Y ∇X (f Z) = ∇X (f ∇Y (Z) + (Y f )Z) − ∇Y (f ∇X (Z) + (Xf )Z) = f (∇X ∇Y (Z)) + (Xf )∇Y (Z) + (Y f )∇X (Z) + X(Y f )Z − f (∇Y ∇X (Z)) − (Y f )∇X (Z) − (Xf )∇Y (Z) − Y (Xf )Z = f (R(X, Y )Z) + ([X, Y ]f )Z, d.h. das so definierte R ist nicht linear in Z. Deshalb muß der letzte Term korrigiert werden. Wegen ∇[X,Y ] (f Z) = f ∇[X,Y ] (Z) + ([X, Y ]f )Z definieren wir also: (8.12) Definition. Sei M eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Levi-Civita-Zusammenhang ∇. Für X, Y ∈ Vec (M ) setze R(X, Y ) = ∇X ∇Y − ∇Y ∇X − ∇[X,Y ] . Die C ∞ (M )-lineare Abbildung R : T1 (M ) × T 1 (M ) × T 1 (M ) × T 1 (M ) → C ∞ (M ) : (ω, X, Y, Z) 7→ ω(R(X, Y )Z) heißt das Krümmungstensorfeld von M . Dies ist also ein Tensor der Stufe (1,3). Bemerkung. (a) Der Krümmungstensor R mißt also den Grad der Symmetrie der zweiten ∂ kovarianten Ableitung, denn es ist wegen [ ∂x , ∂ ]=0 i ∂xj R( ∂ ∂ , ) = ∇i ∇j − ∇j ∇i . ∂xi ∂xj 86 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor (b) Der kanonische affine Zusammenhang auf Rn ist ein Levi-Civita-Zusammenhang von Rn bzgl. der gewöhnlichen Riemannschen Metrik. Nach (7.9) ist der zugehörige Riemannsche Krümmungstensor identisch Null. (8.13) Lemma. Sei (M, g) eine Riemannsche Mannigflatigkeit. Für den Krümmungstensor R gelten die folgenden Aussagen: (a) (b) (c) (b) R(X, Y ) = −R(Y, X) R(X, Y )Z + R(Y, Z)X + R(Z, X)Y = 0 g(R(X, Y )Z, W ) = −g(R(X, Y )W, Z) g(R(X, Y )Z, W ) = g(R(Z, W )X, Y ) für alle W, X, Y, Z ∈ Vec (M ). Beweis. (a) Folgt sofort aus [X, Y ] = −[Y, X]. ∂ (b) Wegen [ ∂x , ∂ ] = 0 genügt es aufgrund der Trilinearität von (X, Y, Z) 7→ R(X, Y )Z, i ∂xj die Relation für Vektorfelder X, Y, Z mit [X, Y ] = [Y, Z] = [X, Z] = 0 nachzuweisen. Dann ist ∇X ∇Y (Z) − ∇Y ∇X (Z) + ∇Y ∇Z (X) − ∇Z ∇Y (X) + ∇Z ∇X (Y ) − ∇X ∇Z (Y ) = 0 zu prüfen. Da ∇ symmetrisch ist, gilt ∇Y (Z) − ∇Z (Y ) = [Y, Z] = 0 und entsprechend für die anderen Kombinationen. Dies beweist obige Gleichung. (c) Wie in (a) können wir wieder [X, Y ] = 0 annehmen. Es genügt, die Relation g(R(X, Y )Z, Z) = 0 nachzuweisen. Wir haben g(R(X, Y )Z, Z) = g(∇X ∇Y (Z), Z) − g(∇Y ∇X (Z), Z). Aus der Gleichung (8.7)(c) und der Symmetrie von ∇ folgt Xg(Z, Z) = 2g(∇X (Z), Z) und erneute Anwendung von (8.7)(c) liefert Y Xg(Z, Z) = 2 (g(∇Y ∇X (Z), Z) + g(∇X (Z), ∇Y (Z))) . Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 87 Wegen [X, Y ] = 0 ist die linke Seite obiger Gleichung symmetrisch in X und Y . Da der rechte Term der rechten Seite ebenfalls in X und Y symmetrisch ist, gilt dasselbe auch für den mittleren Term. Dies liefert die Behauptung. (d) Folgt durch Anwenden von (a), (b) und (c). Als nächstes soll die geometrische Bedeutung der Lie-Klammer untersucht werden. Dazu benötigen wir das folgende Lemma, dessen Beweis etwa in Lang, Analysis II, 126–138 zu finden ist. (8.14) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit, sei X ∈ Vec (M ) und sei p ∈ M . Dann gibt es ein ε > 0, eine offene Umgebung U von p, sowie eine Familie Φ = {ϕt }|t|<ε von Diffeomorphismen ϕt : U → ϕt (U ) ⊆ M , für die gilt: (a) Die Abbildung Φ : (−ε, ε) × M → M : (t, q) 7→ ϕt (q) ist glatt. (b) Für alle s, t ∈ (−ε, ε) mit s + t ∈ (−ε, ε) und für alle q ∈ U mit ϕt (q) ∈ U gilt ϕs+t (q) = ϕs (ϕt (q)). (c) Für alle q ∈ U ist die Kurve cq : (−ε, ε) → M : t 7→ ϕt (q) eine Integralkurve von X mit cq (0) = q. Die Familie Φ heißt die von X erzeugte (lokale) Einparametergruppe. (8.15) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und sei f : M → M eine glatte bijektive Abbildung. Sei X ∈ Vec (M ) mit Φ als die von X erzeugte Einparametergruppe. Es ist Tf (X) = X genau dann, wenn ϕt ◦ f = f ◦ ϕt für alle t ∈ (−ε, ε) gilt. Beweis. Für g ∈ C ∞ (M ) ist nach Eigenschaft (c) (Tf X)p (g) = Tf −1 (p) Xf −1 (p) (g) = Xf −1 (p) (g ◦ f ) = (g ◦ f ◦ cf −1 (p) )0 (0) 1 = lim (g ◦ f ◦ cf −1 (p) (t) − g ◦ f (f −1 (p))) t→0 t 1 = lim (g ◦ f ◦ ϕt ◦ f −1 (p) − g(p)). t→0 t Nun ist f ◦ ϕt ◦ f −1 = ϕt genau dann, wenn 1 (Tf X)p (g) = lim (g(ϕt (p)) − g(p)) = Xp (g) t→0 t für alle g ∈ C ∞ (M ) gilt. Dies beweist das Lemma. 88 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor (8.16) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und seien X, Y ∈ Vec (M ) mit Φ und Ψ als die von X bzw. von Y erzeugten Einparametergruppen. Dann ist für alle p ∈ M 1 (Yp − (Tϕt Y )p ) . t→0 t [X, Y ]p = lim Beweis. Die Abbildungen aus Φ seien auf (−ε, ε) definiert. Für f ∈ C ∞ (M ) und U wie in (8.14) setze h : (−ε, ε) × U → M : (t, p) 7→ f (ϕt (p)) − f (p), sowie Z g : (−ε, ε) × U → M : (t, p) 7→ 0 Dann ist 1 ∂ h(st, p)ds. ∂s ∂h (0, p) = Xp f ∂t und Z h(t, p) = h(1 · t, p) − h(0, p) = 1 t 0 ∂ h(st, p)ds = tg(t, p), ∂s woraus mittels Produktableitung Xp f = ∂h (0, p) = g(0, p) ∂t folgt. Wir erhalten somit wegen ϕ−1 t = ϕ−t (Tϕt Y )p (f ) = Tϕ−t (p) ϕt Yϕ−t (p) (f ) = Yϕ−t (p) (f ◦ ϕt ) = Yϕ−t (p) (f + tg(t, .)). Insgesamt bekommen wir [X, Y ]p (f ) = Xp (Y f ) − Yp (Xf ) 1 = lim ((Y f ) ◦ ϕt (p) − (Y f )(p)) − (Y g(0, .))p t→0 t 1 = lim ((Y f )(p) − (Y f ) ◦ ϕ−t (p)) − lim (Y g(t, .))ϕ−t (p) t→0 t t→0 1 = lim (Y f )(p) − (Y f ) ◦ ϕ−t (p) − t(Y g(t, .))ϕ−t (p) t→0 t 1 = lim (Yp − (Tϕt Y )p ) . t→0 t Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 89 (8.17) Lemma. Sei M eine glatte Mannigfaltigkeit und seien X, Y ∈ Vec (M ) mit Φ und Ψ als die von X bzw. von Y erzeugten Einparametergruppen. Es ist [X, Y ] = 0 genau dann, wenn ϕt ◦ ψs = ψs ◦ ϕt für alle s, t gilt. Beweis. Vertauschen ϕt und ψs für alle s, t, so ist Tϕt Y = Y nach (8.15) und es folgt [X, Y ] = 0 nach der Darstellung der Lieklammer aus (8.16). Sei umgekehrt [X, Y ] = 0 und p ∈ M . Betrachte die Kurve c : (−ε, ε) → Tp M : t 7→ (Tϕt Y )p . Wegen 1 c0p (s) = lim (c(s + t) − c(s)) t→0 t 1 = lim ((Tϕs+t Y )p − (Tϕs Y )p ) t→0 t 1 = lim (Tϕ−s (p) ϕs (Tϕt Y )ϕ−s (p) − Tϕ−s (p) ϕs Yϕ−s (p) ) t→0 t 1 = Tϕ−s (p) ϕs lim ((Tϕt Y )ϕ−s (p) − Yϕ−s (p) t→0 t = Tϕ−s (p) ϕs (0) = 0, wobei die letzte Gleichung wieder aus (8.16) folgt, gilt cp (s) = cp (0) für alle s. Also ist Tϕt Y = Y , da p ∈ M beliebig war. Nach (8.15) folgt nun die Behauptung. (8.18) Satz. Sei M n eine glatte Mannigfaltigkeit und p ∈ M . Seien X1 , . . . , Xn ∈ Vec (M ) in einer Umgebung W von p linear unabhängig. Genau dann gilt [Xi , Xj ] = 0 für alle i, j, ∂ auf U gibt. wenn es eine Karte (h, U ) um p mit Xi = ∂x i Beweis. Wir können annehmen, daß die Umgebung W von p bereits in einer Koordinatenumgebung mit Koordinaten k = (y1 , .. . , yn ) liegt und die Xi auf k(W ) definiert sind. ∂ Dort können wir außerdem (Xi )0 = ∂y annehmen. Sei Φi = ϕit die von Xi erzeugte i 0 lokale Einparametergruppe. Setze j(u1 , . . . , un ) := ϕ1u1 (ϕ2u2 (. . . (ϕnun (0, . . . , 0) . . .). Dann ist j(v1 + u1 , u2 , . . . , un ) = ϕ1v1 (j(u1 , . . . , un )) und für u = (u1 , . . . , un ) ∈ k(W ) und f ∈ C ∞ (k(W )) gilt T0 j ∂ ∂y1 ∂ (f ) = (f ◦ j) ∂y1 u u 1 = lim (f (j(u1 + t, u2 , . . . , un )) − f (j(u))) t→0 t 1 = lim f (ϕ1t (j(u1 , u2 , . . . , un ))) − f (j(u)) t→0 t = (X1 f )j(u) . 90 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor Setzen wir h = (x1 , . . . , xn ) = j −1 , so folgt aus der eben erhaltenen Gleichung X1 = ∂ . ∂x1 Da nach Voraussetzung und (8.17) die Reihenfolge der Abbildungen ϕit in der Definition von j keine Rolle spielt, folgt ebenso für alle i Xi = ∂ . ∂xi Die Umkehrung ist klar. (8.19) Satz. Sei (M, g) eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Levi-Civita-Zusammenhang ∇ und Riemannschem Krümmungstensor R. Sei p ∈ M . Die Mannigfaltigkeit M ist genau dann im Punkt p lokal isometrisch zu Rn , falls R auf einer Umgebung von p verschwindet. Beweis. Sei p ∈ M und sei (h, Np ) ein normales Koordinatensystem um p mit log = (y1 , . . . , yn ), so daß der Riemannsche Krümmungstensor auf Np verschwindet. Im folgenden werden wir stets auf N0 = log(Np ) argumentieren. Sei Φcpq der zum Zusammenhang ∇ gehörige Paralleltransport auf N0 längs einer Kurve c von p = c(a) nach q = c(b). Setze wieder ∇i := ∇ ∂ . Sei D ∈ T0 Rn . ∂yi (1) Es gibt ein Vektorfeld X ∈ Vec (N0 ) mit ∇i X = 0 und X0 = D. Auf der Kurve c1 : U1 → N0 : t 7→ (t, 0, . . . , 0) setzen wir Xq := Φc0q1 D. Dann ist X parallel entlang c1 mit X0 = D. Für t1 ∈ U1 fest sei ct21 : U2t1 → N0 : t 7→ (t1 , t, 0, . . . , 0). Auf t1 c ct21 definieren wir wieder Xq := Φ0q2 . Dann ist X parallel zu allen Kurven ct21 , d.h. es ist ∇2 (X) = 0 auf V2 = {(t1 , . . . , tn ) ∈ N0 | t3 = . . . = tn = 0}. Wegen ∇2 ∇1 (X) − ∇1 ∇2 (X) = R( ∂ ∂ , )X = 0 ∂y1 ∂y2 auf V2 , folgt daher ∇2 ∇1 (X) = 0 auf V2 , d.h. ∇1 (X) ist parallel entlang der Kurven ct21 . Wegen ∇1 (X)(t1 ,0,...,0) = 0 folgt daher ∇1 (X) = 0 auf V2 . Durch Iteration dieses Verfahrens erhält man schließlich ein Vektorfeld X auf N0 mit ∇i X = 0 und X0 = D. (2) Nach (1) und (AZ1) ist also ∇Z X = 0 für jedes Vektorfeld Z ∈ Vec (N0 ). Wähle nun eine Orthonormalbasis (D1 , . . . , Dn ) in T0 M bzgl. g0 . Nach (1) gibt es Vektorfelder X1 , . . . , Xn auf N0 mit ∇Z Xi = 0 für alle Z ∈ Vec (N0 ) und (Xi )0 = Di . Sei U ⊆ N0 Kapitel 8: Exponentialabbildung und Krümmungstensor 91 eine Umgebung von p, so daß die Vektorfelder Xi auf U linear unabhängig sind. Da ∇ symmetrisch ist, haben wir [Xi , Xj ] = ∇Xi Xj − ∇Xj Xi = 0. Nach (8.18) gibt es also ein Koordinatensystem (h, V ) um p mit h = (x1 , . . . , xn ) und ∂ Xi = ∂x . Nach Konstruktion sind die Vektorfelder Xi orthonormal im Punkt 0. Da die Xi i parallel entlang jeder Kurve sind und der Paralleltransport eine ortogonale Abbildung ist, sind die Vektorfelder Xi auf ganz V orthonormal, d.h. h ist eine Isometrie. Die Umkehrung folgt nach der zweiten Bemerkung nach (8.12). 92 Literatur Literatur [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] Berger, M., Geometry I, II, Berlin: Springer 1987 Bishop, R.L., Crittenden, J., Geometry of Manifolds, New York-London 1964 Blaschke, W., Leichtweiß, K., Elementare Differentialgeometrie, Berlin: Springer 1973 Bröcker, T., Jänich, K., Einführung in die Differentialtopologie, Berlin: Springer 1973 Chavel, I., Riemannian Geometry: A modern Introduction, Cambridge University Press 1993 do Carmo, M., Differentialgeometrie von Kurven und Flächen, Stuttgart: Vieweg ??? 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