VWL I: Teil D - Hochschule Bochum

Werbung
VWL I: Teil D
D. Marktgleichgewicht
1. Das Modell der vollständigen Konkurrenz
2. Marktformen
2.1 Angebotsmonopol
2.2 heterogenes Polypol
2.3 Angebotsoligopol
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
1
WS 2006/07
D. Marktgleichgewicht
Modell der vollständigen
Konkurrenz
Bisher haben wir entwickelt, wie sich Angebot und Nachfrage auf Güter-, Arbeitsund Kapitalmärkten verhalten. Nun sollen jeweils Angebot und Nachfrage zusammen gefügt werden, um zu sehen, welche Ergebnisse der Koordinationsmechanismus Markt hervorbringt.
Grundlage unserer Betrachtung soll zunächst ein Markt sein, auf dem „vollständige
Konkurrenz“ herrscht. Dieser ist gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:
• Am Markt für das betrachtete Gut gibt es sehr viele Anbieter und Nachfrager,
die alle nur einen verschwindend geringen Anteil am Gesamtangebot bzw. der
Gesamtnachfrage ausmachen („atomistische Marktstruktur“)
• Die am Markt angebotenen Güter sind im Urteil der Nachfrager alle völlig gleich
(homogenes Güterangebot) und es gibt auch keine Präferenzen für bestimmte
Anbieter/Nachfrager räumlicher oder persönlicher Art.
• Anbieter und Nachfrager sind vollständig über Preise und Qualitäten der Güter
informiert (vollständige Markttransparenz).
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
2
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Gütermarktgleichgewicht bei
vollständiger Konkurrenz
p
[€/Stk.]
A
p*
Nur die Nachfrager erhalten das
Gut, die bereit und in der Lage
sind, den Preis p* zu bezahlen.
N
x*=y*
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
Das Gütermarktgleichgewicht ergibt
sich im Schnittpunkt von Angebotsund Nachfragekurve, bei dem die
Gleichgewichtsmenge x*= y* zum
Gleichgewichtspreis p* umgesetzt
wird.
x, y
[Stk.]
3
Ebenso kommen nur diejenigen
Anbieter zum Zuge, die zum
Preis p* zum Angebot bereit
sind.
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Bewegungen zum
Marktgleichgewicht (1)
p
[€/Stk.]
(1) Marktgleichgewicht liege bei
p*= 30 und x*=y*= 20 [Tsd. Stk.].
Angebotsüberschuss
A
40
30
15
Häder
20
(2) Bei einem Preis von 40 fragen die
Nachfrager nur 15 nach, während
die Anbieter 35 anbieten wollen
(= Angebotsüberschuss i.H.v. 20).
(3) Anbieter werden, um nicht auf den
Produkten sitzen zu bleiben,
bereit sein, zu p < 40 anzubieten,
N
andere ihre (zu teure) Produktion
einstellen. Gleichzeitig nimmt mit
geringerem Preis die Nachfrage
35
x, y
zu. Letztlich wird Marktgleich[1.000 Stk.] gewicht erreicht.
VWL I: Mikroökonomische Theorie
4
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Bewegungen zum
Marktgleichgewicht (2)
(1) Marktgleichgewicht liege bei
p*= 30 und x*=y*= 20 [Tsd. Stk.].
p
[€/Stk.]
A
30
20
10
20
25
Nachfrageüberschuss
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
(2) Bei einem Preis von 20 bieten die
Unternehmen nur 10 an, während
die Haushalte 25 kaufen wollen
(= Nachfrageüberschuss von 15).
(3) Nachfrager, die bei p = 20 nicht
zum Zuge kommen, werden bereit
sein, zu höherem Preis zu kaufen.
N
Dies führt dazu, dass U‘gen ihr
Angebot ausdehnen, während
sich Nachfrager mit geringerer
Zahlungsbereitschaft zurück
x, y
[1.000 Stk.] ziehen. Letztlich wird wieder das
Marktgleichgewicht erreicht.
5
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Kritik am Modell vollständiger
Konkurrenz
In den meisten Märkten dürften mehr oder minder starke Abweichungen von
dem „Idealmodell“ vollständige Konkurrenz gegeben sein; z.B.:
• Unternehmen und Haushalte können oft Einfluss auf den Preis nehmen und
sind damit keine reinen Mengenanpasser.
• Die Güter sind selten gleichartig, sondern haben unterschiedliche Eigenschaften
und Qualitäten („heterogene Güter“).
• Anbieter und/oder Nachfrager haben persönliche, sachliche oder räumliche
Präferenzen.
• Nachfrager sind nur eingeschränkt, unvollständig oder sogar falsch über
Preise und Qualitäten von Gütern informiert.
aber:
Modell vollständiger Konkurrenz zeigt, wie Märkte funktionieren.
Als „idealer Markt“ liefert es Norm- oder Vergleichsgrundlage, um
Marktergebnisse bei anderen Marktformen zu beurteilen.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
6
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Konsumenten- und
Produzentenrente (1)
Konsumenten- und Produzentenrente sind ein Maß zur Bestimmung des durch
das Angebot und die Nachfrage an einem Markt erzielten Wohlstands für die
Gesellschaft.
Konsumentenrente
… ist der Betrag, um den die marginale Zahlungsbereitschaft der Nachfrager den Preis p am Markt für alle
umgesetzten Mengen übertrifft.
Produzentenrente
… ist der Betrag, um den der Erlös der Anbieter ihre
Grenzkosten für alle am Markt umgesetzten Mengen
übertrifft.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
7
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Konsumenten- und
Produzentenrente (2)
p
B
Konsumentenrente: Fläche des
Dreiecks p* C B.
A
p*
Produzentenrente: Fläche des
Dreiecks p* 0 C.
C
N
0
x*=y*
x, y
Die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente erreicht im Marktgleichgewicht ihr
Maximum. Bei Mengen x < x* bliebe ein Teil zusätzlicher Rente unausgeschöpft. Bei
Mengen x > x* würde mit jeder Mengeneinheit über x* ein Minus an Rente erzeugt.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
8
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Übungsaufgabe
Die Nachfrage nach Fernsehern lasse sich durch die gesamtwirtschaftliche
Nachfragefunktion x = 10000 – 5 · p beschreiben. Die
gesamtwirtschaftliche Angebotsfunktion lautet y = 45 · p.
(1) Ermitteln Sie das Marktgleichgewicht und stellen Sie dieses graphisch
dar.
(2) Wie hoch ist der Marktumsatz im Marktgleichgewicht.
(3) Bestimmen Sie die Konsumenten- und die Produzentenrente im
Marktgleichgewicht.
(4) Wie hoch sind Konsumenten- und Produzentenrente bei einem
Marktpreis von p1 = 600 bzw. p2 = 100.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
9
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Marktgleichgewicht und Zeit
In der Realität dürfte ein Marktgleichgewicht nur selten erreicht werden und
dann nur von kurzer Dauer sein,
• weil es der Zeit bedarf, um auf realen Märkten bestehende Nachfrage- oder
Angebotsüberschüsse abzubauen,
• weil sich in der Zwischenzeit Datenänderungen ergeben können, die zu
Verschiebungen von Angebots-/Nachfragekurve führen, noch bevor das
durch die alten Gegebenheiten determinierte Gleichgewicht verwirklicht ist.
Typisch für Marktsteuerung sind also nicht Anpassungsprozesse an jeweils
für lange Zeit gleich bleibende Gleichgewichtszustände. Vielmehr ändern sich
die tendenziell angesteuerten Gleichgewichtswerte laufend.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
10
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Veränderungen des
Marktgleichgewichts (1)
Verschiebungen der Nachfragekurve
p
• Rechtsverschiebung der Nachfragekurve (N0 zu N1) führt zu höherer GGMenge und höherem GG-Preis.
A
N2
N0
N1
• Linksverschiebung der Nachfragekurve (N0 zu N2) führt zu geringerer GGMenge und geringerem GG-Preis.
x, y
GG = Gleichgewicht
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
11
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Veränderungen des
Marktgleichgewichts (2)
Verschiebungen der Angebotskurve
A1
p
A0
A1
N
• Rechtsverschiebung der Angebotskurve (A0 zu A1) führt zu höherer GGMenge und niedrigerem GG-Preis.
• Linksverschiebung der Angebotskurve (A0 zu A2) führt zu geringerer GGMenge und höherem GG-Preis.
x, y
GG = Gleichgewicht
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
12
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Veränderungen des
Marktgleichgewichts (3)
Besteuerung von Angebot oder Nachfrage
A1
p
s
Erhebung einer Mengensteuer i.H.v. s [€/ME].
A0
s
p**
p*
p***
N1
x** x*
N0
x, y
• Wird die Steuer bei den U´gen erhoben, so
verschiebt sich A0 um s nach oben zu A1.
Die neue GG-Menge ist geringer (x**), der
neue GG-Preis höher (p**). Der Nettopreis
nach Steuerabführung beträgt p***= p**- s
und liegt unter dem alten GG-Preis (p*).
• Wird die Steuer bei den Nachfragern
erhoben, so sinkt N0 um s nach unten zu N1.
Die neue GG-Menge ist wieder x**, der GGPreis liegt bei p***. Zudem müssen die HH´e
den Steuerbetrag s · x an den Staat abführen.
GG = Gleichgewicht
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
13
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Übungsaufgabe
Die gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion nach Zigarettenpackungen (in Tsd.
Stk.) laute x = 1.000.000 – 100.000 · p. Die Zigarettenindustrie ist bereit, gemäß
folgender Angebotsfunktion Zigaretten am Markt anzubieten: y = 150.000 · p.
(1) Bestimmen Sie das Marktgleichgewicht und stellen Sie dieses graphisch dar.
(2) Der Staat beschließt, auf Zigaretten eine Steuer zu erheben. Diese soll 1 € je
Packung betragen. Die Steuer wird bei den Anbietern erhoben. Welche Folgen
hat die Steuererhebung auf Gleichgewichtsmenge und Gleichgewichtspreis?
Welches Steueraufkommen wird erzielt?
(3) Welche Wirkungen hat die Steuererhebung auf die Konsumenten- und
Produzentenrente?
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
14
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Veränderungen des
Marktgleichgewichts (4)
Staatlich festgesetzter Höchstpreis
p
s
• Mit Festsetzung eines Höchstpreises pH
wird die Angebotsseite zur „kurzen
Marktseite“, d.h. Anbieter sind nur bereit y‘
anzubieten, während Nachfrager x‘ zum
Preis pH nachfragen.
A
p*
N1
pH
N0
y‘
Häder
x‘
x, y
VWL I: Mikroökonomische Theorie
• Tendenz zur Ausbildung eines Schwarzmarktes mit p > pH.
Subventionierung der Nachfrage
• Um x‘ zu befriedigen, könnte der Staat
Zuschüsse an die Nachfrager i.H.v. s
zahlen, so dass sich N0 nach N1 verschiebt.
15
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Veränderungen des
Marktgleichgewichts (4)
Staatlich festgesetzter Mindestpreis
p
• Mit Festsetzung eines Mindestpreises pM
wird die Nachfrageseite zur „kurzen
Marktseite“, d.h. Haushalte sind nur bereit x‘
nachzufragen, während U‘gen y‘ zum
Preis pH anbieten wollen.
A
pM
p*
N1
N0
x‘
Häder
y‘
x, y
VWL I: Mikroökonomische Theorie
• ebenfalls Tendenz zur Ausbildung eines
Schwarzmarktes mit p < pM.
Subventionierung des Angebots
• Mindestpreis z.T. verbunden mit staatlicher Abnahmegarantie zu pM, d.h. Staat
entfaltet Nachfrage i.H.v. y‘- x‘; N0 verschiebt
sich zu N1.
16
WS 2006/07
D.1 Das Modell der
vollständigen Konkurrenz
Marktformen (1)
Bisher standen Märkte mit vollständiger Konkurrenz im Mittelpunkt der
Betrachtung. In der Realität weichen Märkte jedoch meist von den Annahmen
vollständiger Konkurrenz (atomistische Marktstruktur, homogene Güter,
vollständige Markttransparenz) ab. Nach der Anzahl der Marktteilnehmer
werden nach v. Stackelberg folgende Marktformen unterschieden:
Nachfrager
viele (atomistisch)
wenige
(oligopolistisch)
einer
(monopsonistisch)
viele (atomistisch)
bilaterales
Polypol
Nachfrageoligopol
Nachfragemonopol
(Monopson)
wenige
(oligopolistisch)
Angebotsoligopol
bilaterales
Oligopol
beschränktes
Nachfragemonopol
einer
(monopolistisch)
Angebotsmonopol
beschränktes
Angebotsmonopol
bilaterales
Monopol
Anbieter
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
17
WS 2006/07
D.2 Marktformen
Marktformen (2)
Das Marktformenschema nach v. Stackelberg kann um die Fälle vollständiger
bzw. unvollständiger Markttransparenz und das Vorliegen bzw. Nichtbestehen von
Präferenzen erweitert werden. Bestehen keine Präferenzen und vollständige
Markttransparenz, so liegt ein vollkommener Markt vor, in anderen Fällen ein
unvollkommener Markt. Folgende Marktformen können unterschieden werden:
Marktvollkommenheit
vollkommener
Markt
unvollkommener
Markt
ein
reines Monopol
monopolistische
Preisdifferenzierung
wenige
homogenes
Oligopol
heterogenes
Oligopol
viele
vollständige
Konkurrenz
heterogenes
Polypol
Zahl der Anbieter
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
18
WS 2006/07
D.2 Marktformen
(homogenes) Angebotsmonopol
Der Markt für ein homogenes Angebotsmonopol ist wie folgt gekennzeichnet:
• ein Anbieter, viele Nachfrager
• es gibt keine Präferenzen des Anbieters für bestimmte Nachfrager
• Anbieter und Nachfrager haben vollständige Markttransparenz derart, dass
der Angebotsmonopolist die Nachfrage nach dem von ihm angebotenen
Gut kennt und die Nachfrager vollständige Preisinformation haben.
Nachfrager passen sich mit ihrer Nachfragemenge an den Marktpreis an
(„Mengenanpasser“), während der Monopolist als einziger Anbieter den Preis
des Gutes selbst bestimmen kann („Preissetzer“).
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
19
WS 2006/07
D.2.1 Angebotsmonopol
Preissetzung durch
Angebotsmonopolisten (1)
Wie in der Unternehmenstheorie ausgeführt, maximiert ein Anbieter seinen
Gewinn bei der Angebotsmenge, bei der gilt:
E‘(y) = K‘(y)
(Annahme: typischer Kostenverlauf)
Allerdings muss der Angebotsmonopolist sich nicht an einen vom Markt
gegebenen Preis anpassen (E‘(y) = gegebener Marktpreis p), sondern kann als
Preissetzer den Preis des Gutes und die damit verbundene Absatzmenge
selbst bestimmen:
• Der Monopolist kennt die gesamte Marktnachfrage nach dem betrachteten Gut.
Diese sei durch eine lineare Nachfragefunktion beschrieben, die als PreisAbsatz-Funktion folgendes Aussehen habe:
p = a – b·y
• Seine Erlösfunktion lautet dann:
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
E (y) = p · y = (a – b·y) · y = a·y - b·y2
20
WS 2006/07
D.2.1 Angebotsmonopol
Preissetzung durch
Angebotsmonopolisten (2)
• Der Grenzerlös ergibt sich dann als:
GK
Preis-Absatz-Funktion
p
E‘
• Einfügen der Preis-Absatz-Funktion mit
Prohibitivpreis a und Sättigungsmenge a/b.
GK
a
E‘(y) = a - 2·b·y
• Einzeichnen der Grenzerlöskurve E‘(y).
• Einzeichnen der Grenzkostenkurve GK.
(Annahme: typischer Kostenverlauf)
pM
• Das Gewinnmaximum liegt bei E‘ = K‘, so
dass der Monopolist den Monopolpreis
pM erhebt und die Menge yM absetzt.
yM
Häder
a/2·b
E‘(y)
a/b
y
VWL I: Mikroökonomische Theorie
21
WS 2006/07
D.2.1 Angebotsmonopol
Preissetzung durch
Angebotsmonopolisten (3)
Eigenschaften des Monopolangebotes:
p
E‘
a
• Im Gewinnmaximum des Monopolisten wird
eine geringere Menge (yM < y1) zu einem
höheren Preis (pM > p1) angeboten als bei
Mengenanpassung.
Preis-Absatz-Funktion
GK
pM
p1
• Der Gewinn des Monopolisten beträgt
(pM – c) · yM und ist höher als bei
Mengenanpassung.
DTK
c
yM y1 a/2·b
E‘(y)
Häder
a/b
y
VWL I: Mikroökonomische Theorie
22
WS 2006/07
D.2.1 Angebotsmonopol
Übungsaufgabe
Ein innovativer Unternehmer hat ein extrem wärmeundurchlässiges Glas auf den
Markt gebracht und besitzt hierfür ein Monopol. Die Nachfragefunktion für das
Glas lautet y = 500 - 2·p. Der Unternehmer produziert mit der Kostenfunktion
K = 1000 + 0,75·y2.
(1) Wie lauten Preis-Absatz-Funktion, Erlös- und Grenzerlösfunktion?
(2) Welche gewinnmaximale Menge wird der Unternehmer bei welchem Preis
anbieten? Welchen Umsatz und welchen Gewinn macht er?
(3) Welche Menge würde bei welchem Preis angeboten, wenn der
Unternehmer sich als „Mengenanpasser“ verhalten würde?
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
23
WS 2006/07
D.2.1 Angebotsmonopol
Lösung
ad (1): Die PAF lautet p = 250 – 0,5y; E = p·y = 250y – 0,5y2 ; E‘ = 250 – y.
ad (2): E‘ = K‘: 250 – y = 1,5y; ergo: yM =100 und pM = 200. Der Umsatz beträgt
somit 20.000 GE und der Gewinn ist G = 20.000 – 1000 – 0,75· 1002 =
11.500 GE.
ad (3): PAF = K’; somit: 250 – 0,5y = 1,5y, so dass y = 125 und p = 187,5.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
24
WS 2006/07
D.2.1 Angebotsmonopol
Monopolistische
Angebotskonkurrenz (1)
Die Marktbeschreibung im heterogenen Polypol lautet:
• atomistische Marktstruktur auf Angebots- und Nachfrageseite.
• Nachfrager bevorzugen die Güter bestimmter Anbieter.
• Es besteht Markttransparenz derart, dass ein betrachteter Anbieter die
Nachfrage nach dem von ihm angebotenen Gut kennt. Die Nachfrager
haben vollständige oder nur unvollständige Preisinformation.
Nachfrager agieren als Mengenanpasser, während die Anbieter wegen der
Präferenzen der Nachfrager und ggf. nur unvollständiger Preisinformation
gewisse Preissetzungsspielräume besitzen.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
25
WS 2006/07
D.2.2 heterogenes Polypol
Monopolistische
Angebotskonkurrenz (2)
Graphisch lässt sich der Sachverhalt monopolistischer Angebotskonkurrenz
durch eine zweifach geknickte Preis-Absatz-Funktion darstellen:
• Einzeichnen einer doppelt geknickten
Preis-Absatz-Funktion
p
• Mit Überschreiten des oberen Preises
po verliert der Anbieter sehr viel Absatz
(Bereich I), mit Unterschreiten des
Preises pu nimmt seine Absatzmenge
erheblich zu (Bereich III).
po
pu
Bereich I
Bereich II
• Dazwischen (Bereich II) besitzt der
Anbieter einen Bereich, in dem er wie ein
Monopolist den Preis setzen kann.
Bereich III
y
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
26
WS 2006/07
D.2.2 heterogenes Polypol
(homogenes/heterogenes)
Angebotsoligopol (1)
Marktbeschreibung im homogenen bzw. heterogenen Angebotsoligopol:
• wenige Anbieter, viele Nachfrager
• Im homogenen Markt gibt es keine Präferenzen und keine Produktdifferenzierung, im heterogenen Markt gibt es sie.
• Es besteht Markttransparenz in der Weise, dass der Angebotsoligopolist nicht
nur über seine Absatzsituation, sondern auch über Zahl und Absatzsituation
der anderen Oligopolisten Bescheid weiß. Die Nachfrager haben vollständige
oder unvollständige Preisinformation.
Nachfrager agieren als Mengenanpasser. Je vollkommener der Markt ist,
desto größer ist die Abhängigkeit zwischen den Oligopolisten. Bestehen
hingegen Präferenzen und starke Preisintransparenz, so besitzen die
Oligopolisten zunehmende monopolistische Spielräume.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
27
WS 2006/07
D.2.3 Angebotsoligopol
(homogenes/heterogenes)
Angebotsoligopol (2)
Absatzsituation eines Oligopolisten könnte man mit der bereits bekannten
zweifach geknickten Preis-Absatz-Funktion (PAF) darstellen. Außerhalb des
Monopolbereichs treten dann zu den Kundenreaktionen auch noch die
Reaktionen der Wettbewerber hinzu.
Mit einer einfach geknickten PAF versuchte Paul Sweezy die in
oligopolistischen Märkten oft zu beobachtende Preisstarrheit zu erklären:
p, E‘
GK
po
B
GK1 GK2
• Oligopolist realisiert Preis-Mengen-Kombination in B; er
geht davon aus, dass Wettbewerber auf Preissenkungen
ebenfalls mit Preissenkungen reagieren, so dass PAF in
B nach unten abknickt.
• Grenzerlöskurve (E‘) hat wegen Knick der PAF eine
Sprungstelle;
y
E‘
Häder
• Gilt nun etwa GK1, so lässt sich E‘=GK-Bedingung nicht
formulieren. Anbieter bleibt bei Gewinn maximalem
Preis po , auch bei technischem Fortschritt (z.B. GK2).
VWL I: Mikroökonomische Theorie
28
WS 2006/07
D.2.3 Angebotsoligopol
(homogenes/heterogenes)
Angebotsoligopol (3)
Die Ungewissheit über die Reaktionen von Wettbewerbern ist oft Ursache für
eine angespannte Situation auf oligopolistisch strukturierten Märkten:
• Erwartet ein Oligopolist bei Preissenkungen Gegenmaßnahmen, die zu
Verdrängungswettbewerb etc.. führen können, so wird auf die Anwendung
dieses Wettbewerbsparameters eher verzichtet. Der Wettbewerb wird dann
häufig über andere Aktionsparameter (Produktdifferenzierung, Service,
Kostenführerschaft, Innovationen) geführt.
• Andererseits können Oligopolisten sich auch gleich verhalten und bspw.
Preiserhöhungen im Gleichschritt vollziehen.
• Je enger ein Oligopol ist, desto größer ist die Gefahr wettbewerbsbeschränkender Absprachen (Kartelle).
Die Beurteilung des Oligopols als Marktform ist nicht eindeutig, sondern von
der konkreten Situation abhängig.
Häder
VWL I: Mikroökonomische Theorie
29
WS 2006/07
D.2.3 Angebotsoligopol
Herunterladen