PET/CT-Tomographie mit neuem PET-Detektormaterial für ultraschnelle Bildgebung in der klinischen Onkologie T. Beyer 1, 2, Y. Y. Yau 3, S. Kaepplinger 4, T. Bruckbauer 5 1 Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie, Universitätsklinik Essen, Deutschland Abteilung für Nuklearmedizin, Universitätsklinik Essen, Deutschland 3 Hong Kong Baptist Hospital, Hong Kong 4 Siemens AG, Medical Solutions, PET Group, Erlangen, Deutschland 5 CPS Innovations, Inc., Knoxville, USA 2 Schlüsselwörter • LSO • PET/CT • Onkologie PET- und PET/CT-Bildgebung Die Computertomographie war in den letzten beiden Jahrzehnten die Methode der Wahl für Diagnose und Staging bei Krebspatienten. In den letzten Jahren fand auch die PET-Bildgebung Eingang in die klinische Onkologie. Im Gegensatz zur CT, bei der es sich um eine anatomische Bildgebungstechnik handelt, ermöglicht PET die Visualisierung und Quantifizierung metabolischer Aktivitäten in vivo. Krebs wird durch funktionelle Abweichungen charakterisiert, die in vielen Fällen morphologischen Veränderungen vorangehen. PET sollte daher in der Lage sein, frühe Hinweise auf Karzinome zu geben, noch bevor diese mit CT sichtbar sind. Zur bildgebenden klinischen Diagnose von Krebs mittels PET wird derzeit 18 F-Fluordeoxyglukose (FDG), ein radioaktiv markiertes Derivat der Glukose, am häufigsten verwendet. Krebszellen sind hypermetabolisch und weisen einen erhöhten Glukoseverbrauch auf [1]. Da FDG sich in den Anfangsphasen des Glukosemetabolismus genauso wie die nichtmarkierte natürliche Glukose verhält, können mit Hilfe von PET die Glukoseverteilung in vivo bestimmt und damit Tumoraktivitäten festgestellt werden. Maligne Gewebe können in der Regel als „hot spots“, also Gewebebereiche mit einer höheren Tracer-Konzentration als das umgebende gesunde Gewebe, visualisiert werden. Mechanismen dieser Art wurden in der Literatur, beispielsweise in [2], diskutiert. Bei der PET-Bildgebung werden je nach der Aufgabenstellung verschiedene radioaktive Tracer verwendet. Abb. 1 illustriert ein allgemeines Problem bei der PET-Bildgebung mit verschiedenen Tracers, nämlich die unzureichende Qualität der anatomischen Einzelheiten in PET-Bildern. Diese mangelnde Information über anatomische Details lässt sich durch komplementäre morphologische Informationen, beispielsweise aus CT- oder MRT-Aufnahmen, kompensieren. Ein Hindernis bei einer solchen retrospektiven Bildabgleichung stellt jedoch die präzise Registrierung beider Datensätze dar. Es existieren zwar eine Reihe von Software-Algorithmen zur gegenseitigen Abgleichung von PET-Bildern einerseits und CT- oder MRT-Bildern andererseits; diese Techniken lassen sich jedoch nicht mit der in einem klinischen Umfeld mit hohem Patientendurchsatz erforderlichen Präzision automatisieren. Daneben bedingen Registrierungsalgorithmen in vielen Abb. 1 Beispiele von PET-Studien, die mit (a) FDG (einem Glukose-Analog) und (b) 68Ga-DOTATOC (freundlicherweise überlassen von Dr. M. Hofmann, Universität Hannover, Deutschland) akquiriert wurden. Das in (c) als anatomische Referenz gezeigte koronale CT-Bild unterstreicht den Mangel anatomischer Details in normalen PET-Bildern. a b c electromedica 70 (2002) Heft 2 167 Entwicklung anspruchsvoller Bildgebungslösungen Fällen auch künstliche Markierungspunkte oder intrinsische Orientierungspunkte (die in PET-Bildern mit ihren hochspezifischen Tracern nicht sichtbar sind) sowie unter Umständen hochkomplexe nichtlineare Transformationen. Um dieser erforderlichen intrinsischen Abgleichung zwischen funktionellen und anatomischen Informationen Rechnung zu tragen, wurden kombinierte PET/CT-Tomographen entwickelt [3]. Wir haben vor kurzem das Design eines solchen kommerziell erhältlichen PET/CT-Tomographen [4] und erste Erfahrungen mit diesem Gerät beschrieben [5]. Mit einem kombinierten PET/CT-Tomographen lassen sich in einer einzigen Untersuchung in kürzest möglicher Zeit komplementäre PET- und CT-Bilder erfassen, so dass sich der Patient nicht separaten CT- und PET-Untersuchungen unterziehen muss. Mit Hilfe einer 3D-Akquisition lässt sich die für die PET-Bildgebung erforderliche Zeit im Vergleich zum 2D-Mode stark verkürzen, wo das gemessene Signal über mehrere zwischen die Ringe des PET-Detektors eingeschobene Septen intrinsisch limitiert ist. Der in dieser Veröffentlichung und in [4] beschriebene PET/CT-Tomograph verwendet ausschließlich 3D-Emissionsakquisitionsmuster, und liefert über hoch entwickelte 3D-Streukorrektur und iterative Bildrekonstruktion quantitative PET-Bilder hoher Qualität. Ein wichtiger Aspekt beim Design des PET/CT-Tomographen besteht darin, dass die Septen zur Applikation von 3D-Akquisitionsschemata entfernt werden können. Die Öffnung der PET-Gantry lässt sich daher auf den Tunneldurchmesser des CT mit 70 cm aufweiten, so dass Lagerungshilfen für die Strahlentherapie bequem in der Gantry verwendet werden können. Mit Hilfe vor kurzem entwickelter und validierter Algorithmen können die CT-Bilder zur Abschwächungskorrektur der Emissionsdaten verwendet werden. Dies vermeidet zeitaufwändige PET-Transmissionsscans, und die Gesamtuntersuchungszeit wird auf ca. 30 Minuten einschließlich eines 1-minütigen CT-Transmissionsscans verringert (im Vergleich zu 10-20 Minuten für einen PET-Standardtransmissionsscan). Kürzere Scanzeiten mit Hilfe schnellerer Kristalle Jedoch kann selbst eine Untersuchungszeit von 30 Minuten unzumutbar für Patienten sein, die unter primären und sekundären Komplikationen ihrer Krebserkrankung leiden. Die Technologie von PET-Detektoren hat sich jedoch in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. Ursprünglich war Thallium-dotiertes NaI das Detektormaterial der Wahl in der nuklearmedizinischen Bildgebung. NaI ist ein von Hofstadter im Jahre 1949 entdeckter Szintillationskristall. Er wird auf Grund seiner ausgezeichneten Eigenschaften zur Detektion niedrigenergetischer Photonen bis heute in Gammakameras eingesetzt (Tabelle 1). NaI kann jedoch hochenergetische Photonen (wie zum Beispiel die in PET verwendeten 511 keV-Annihilations- 168 electromedica 70 (2002) Heft 2 PARAMETER NaI BGO LSO Dichte [g/mL] Ordnungszahl [Zeff] Mittlerer freier Weg [cm] Hygroskopisch Robust 3,67 50 2,88 Ja Nein 7,13 73 1,05 Nein Ja 7,4 65 1,16 Nein Ja Tabelle 1 Physikalische Eigenschaften (bei 511 keV) der in der Nuklearmedizin verwendeten Szintillationsdetektormaterialien. Abb. 2 Rohmaterialien für LSO, LSO-Einkristallkörper mit Segmenten und doppelschichtiger LSO-Detektoranordnung. PARAMETER NaI BGO LSO Zerfallszeit [ns] Spitzenemissionswellenlänge [nm] Lichtleistung relativ zu NaI Energieauflösung bei 511 keV 230 410 300 480 40 420 1 0,15 0,75 7,8% 10,1% 10% Tabelle 2 Szintillationseigenschaften der in PET verwendeten Szintillationsdetektormaterialien. photonen) nur unzureichend abbremsen, und gegen Ende der 80er-Jahre entwickelte sich daher ein anderer Szintillator (BGO) zum Detektormaterial der Wahl für PET-Tomographen. Seit dieser Zeit dominiert BGO den Markt für PET-Bildgebungsdetektoren, obgleich es eine deutlich geringere Lichtleistung als NaI aufweist. BGO hat jedoch eine doppelt so hohe Dichte und eine höhere effektive Ordnungszahl (Zeff), die zur effizienten Detektion von 511 keV-Photonen erforderlich ist. Bei der PET-Bildgebung werden die Eigenschaften eines Detektors im Wesentlichen vom Bremsvermögen, der Lichtleistung und der Zerfallszeit bestimmt. Abb. 3 FDG-PET-Ganzkörperbild (akquiriert auf biograph-LSO) eines mit einer Gesamtemissionszeit von 25 Minuten (oben) und 10 Minuten (unten) gescannten Patienten. Die Emissionsdaten wurden mit Vor kurzem wurde nun mit Cer-dotiertem Lutetiumoxyorthosilikat (LSO) [6] ein neues Szintillationsmaterial entdeckt (Abb. 2), das in verschiedener Hinsicht sowohl NaI als auch BGO bei der Einzelphotonendetektion und der Positronenbildgebung überlegen ist (Tabelle 2). LSO weist sehr schnelle Szintillationszeiten auf (40 ns). Mit dem schnellen Lichtzerfall sind die Detektortotzeiten signifikant kürzer und die Zählraten liegen daher deutlich höher. Hohe Zählratenleistung ist bei der klinischen PET-Bildgebung äußerst wichtig, um einen möglichst hohen Anteil der injizierten Aktivität nutzen zu können und die Emissionsscanzeiten bei akzeptabler Bildqualität so kurz wie möglich zu halten. Abb. 3 zeigt vergleichsweise zwei PET-Bilder eines Patienten, der einmal 25 Minuten lang und ein zweites Mal 10 Minuten lang vom Hals bis zum Oberschenkel gescannt wurde. Die Bilder sind von vergleichbarer Qualität und legen den Schluss nahe, dass zur Verbesserung des Patientenkomforts kürzere Scanzeiten verwendet werden können. Die höhere zeitliche Auflösung des LSO-Detektors ermöglicht ebenfalls ein schmaleres Koinzidenz-Zeitfenster und daher eine geringere Anzahl zufälliger (d. h. zum Rauschen beitragender) Koinzidenzen. Zusammen mit der im Vergleich zu anderen hochdichten Szintillatoren ausgezeichneten Lichtleistung ist der LSO-Detektor daher der schnellste für die PET-Tomographie heute verfügbare Detektor. PET/CT-Bildgebung mit schnellerem PET-Detektor Vor kurzem wurde die PET/CT-Produktlinie von Siemens Medical Solutions durch einen LSO-basierten PET/CT-Tomograph, den biograph-LSO erweitert (hergestellt von CPS Innovations, Knoxville, USA, und ver- Hilfe der verfügbaren CT-Transmissionsbilder auf Abschwächung korrigiert. Die Bilder sind von vergleichbarer Qualität und wurden freundlicherweise von Johannes Czernin (MD) von UCLA zur Verfügung gestellt. Modalität Parameter biograph-LSO PET LSO 6,35 x 6,5 x 25 3,4 15,5 50 UFC (keramisch) 1 oder 2 800 80, 120, 140 CT Detektormaterial Kristallgröße [mm3] Bildebenenauflösung [mm] Axiales Bildfeld [cm] Spitzenzählrate [kcps], NEMA-2000 Detektormaterial Anzahl Ringe Kürzeste Rotationszeit [ms] Röhrenspannung [kVp] Tabelle 3 Schlüsselparameter zum biographTM-LSO. ZEIT [min] PROTOKOLL Patientenvorbereitung Blutzuckerspiegel bestimmen FDG injizieren (370-450 MBq) Patient trinkt 4-6 Gläser orales Kontrastmittel (bariumbasiert oder Gastrografin) Untersuchung 0 Patient auf Tisch positionieren und i.v.-Verabreichung des Kontrastmittels vorbereiten 5 CT-Topogramm und Definition des PET/CT-Scanbereichs 7 Kontrastmittel i.v. injizieren u. CT-Scan starten 9 PET-Ganzkörperscan starten (1- 3 Min./Bettp. mit 5 Bettpositionen) < 25 Patient steigt vom Tisch 30 Bilder überprüfen Tabelle 4 Klinisches PET/CT-Bildgebungsprotokoll zum biograph-LSO am HKBH. Eine einzelne Bett- position als Teil eines Ganzkörperprotokolls entspricht ca. 12 cm axialem Bildgebungsbereich. electromedica 70 (2002) Heft 2 169 Entwicklung anspruchsvoller Bildgebungslösungen kürzer. Das Gerät bietet daher einen deutlich höheren Patientenkomfort und zeigt viel weniger durch unfreiwillige Bewegungen verursachte Artefakte. Klinische Diagnose und Staging werden durch die Möglichkeit zur Ansicht der intrinsisch registrierten PET- und CT-Bilder, sowohl nebeneinander als auch fusioniert, unter Verwendung der syngo ® 1 Software-Plattform erleichtert [7]. Die folgenden drei klinischen Beispiele unterstreichen die Qualität der PET-Bilder des biograph-LSO mit seinen kürzeren Emissionszeiten und Gesamtscanzeiten zur Erhöhung des Patientenkomforts. Tabelle 4 zeigt das klinische Protokoll zu diesen Fallstudien. Variiert wird lediglich die injizierte Aktivität und die Emissionsscanzeit. Die PET-Bilder wurden routinemäßig mit Hilfe der verfügbaren CT-Transmissionsbilder für Abschwächung korrigiert und iterativ auf eine finale Bildauflösung von ca. 8-10 mm rekonstruiert. Abb. 4 PET-Ganzkörperbild (koronal und sagittal) eines Patienten mit Nasopharyngealkarzinom nach Rekurrenz mit multiplen Metastasen. Die Gesamtscanzeit einschließlich CT betrug 17 Minuten bei fünf Bettpositionen. Abb. 4 zeigt einen 51 Jahre alten Patienten mit Nasopharyngealkarzinom. Der Patient wog 65 kg. Das kombinierte Scanning begann 1 Stunde nach Injektion von 507 MBq FDG. Die Emissionsscanzeit betrug 3 Minuten pro Bettposition mit insgesamt fünf Bettpositionen. Wie die Abbildung zeigt, hat sich der Tumor stark im rechten Hals und Skelettsystem ausgebreitet. trieben von Siemens Medical Solutions Nuclear Medicine Group, Hoffman Estates, USA). Tabelle 3 enthält eine Auflistung der Parameter zu diesem Tomographen. Entsprechend dem hier beschriebenen Protokoll wurde ein 63 Jahre alter Patient mit Bronchialkarzinom auf einem biograph-LSO gescannt. Abb. 5 zeigt die CT-, PET-, und fusionierten Bilder. Dem Patienten wurden 520 MBq injiziert und der Scan begann 90 Minuten nach der Injektion. Die Emissionsscanzeit betrug 3 Minuten pro Bettposition mit insgesamt fünf Bettpositionen. Der weltweit erste biograph-LSO wurde im Frühjahr 2002 im Hong Kong Baptist Hospital (HKBH) installiert. Innerhalb einer Woche nach Beginn der Installation war der biograph-LSO in den klinischen Betrieb integriert und der erste Patient konnte gescannt werden. Seitdem wurden am HKBH mehr als 300 Patienten mit dem Gerät untersucht. Tabelle 4 zeigt ein typisches klinisches Protokoll. Patientenvorbereitung und eigentliches klinisches Verfahren unterscheiden sich nicht vom Vorgehen beim biograph-BGO, das in [4] und [5] beschrieben ist, die Gesamtscanzeit ist beim biograph-LSO jedoch viel Ein 57 Jahre alter Patient wurde mit Verdacht auf rezidivierendes Rektalkarzinom untersucht. In dem in Abb. 6 (a) gezeigten fusionierten PET/CT-Bild ist neben einer mittelgroßen Lebermetastase auch das fokale Rezidiv im posterioren Rektum zu sehen. Dem Patienten 1 syngo ist eine Marke von Siemens AG Abb. 5 Koronales CT- (a), PET- (b) und fusioniertes PET/CT-Bild (c) eines Patienten mit Bronchialkarzinom. Die kleine Läsion ist im oberen Mediastinum (Pfeile) zu sehen. Die Gesamtscanzeit betrug 17 Minuten. a 170 electromedica 70 (2002) Heft 2 b c Abb. 6 Klinisches Beispiel eines rezidivierenden Rektalkarzinoms. Das fusionierte PET/CT-Bild (a) zeigt das fokale Rezidiv (Pfeil) und Lebermetastasen. Das koronale PET-Bild zeigt eine Lebermetastase. Die Gesamtscanzeit betrug 17 Minuten bei 6 Bettpositionen. Ein zweiter Emissionsscan wurde mit einer Emissionsscanzeit von 1 Minute pro Bettposition (c) über dem vom Pfeil in (b) angezeigten axialen Bereich akquiriert. a b c wurden 407 MBq FDG injiziert, und eine Stunde nach der Injektion begann der Emissionsscan mit 2,5 Minuten pro Bettposition. Die Gesamtscanzeit über sechs Bettpositionen betrug einschließlich CT 17 Minuten. Nach Abschluss der PET/CT-Ganzkörperstudie wurde ein separater Scan mit 2 Bettpositionen über der Leber akquiriert. Die Emissionsscanzeit dieser zusätzlichen Untersuchung betrug 1 Minute pro Bettposition. Abb. 6 (c) zeigt das korrigierte PET-Bild für die gleiche Ansicht wie in Abb. 6 (b). Die kürzere Scanzeit (Faktor 2,5) führt offensichtlich zu einem stärker verrauschten Bild, es ist jedoch klinisch verwertbar und weist im Vergleich zur ursprünglichen Untersuchung keine klinisch relevanten Diskrepanzen auf. Wir verkürzten bei mehreren Patienten die Emissionsscanzeiten auf 2 Minuten oder weniger pro Bettposition. Durch Vergleich mit den normalen Emissionsakquisitionszeiten von 3 bis 4 Minuten pro Bettposition konnten wir die Effizienz dieser ultrakurzen Scanzeiten validieren. Die Abb. 7 und 8 zeigen zwei Beispiele zum wiederholten PET-Scanning mit kürzeren Scanzeiten. Bei einem Patienten wurde der Halsbereich einmal mit 3 Minuten (a) und einmal mit 1,5 Minuten (b) pro Bettposition abgebildet. Die angewandte Abschwächungskorrektur beruht auf den verfügbaren CT-Bildern. Ähnlich den in Abb. 6b und c beschriebenen Beispielen führen die langen und kurzen Emissionsscanzeiten auch hier zu Bildern vergleichbarer klinischer Qualität. In Abb. 8 wird die Qualität der PET-Bilder von einem 64 Jahre alten Patienten mit Nasopharyngealkarzinom mit normalen und ultrakurzen Emissionsscanzeiten miteinander verglichen. Der Patient wurde zunächst entsprechend dem Standardprotokoll für die PET/CT-Bildgebung und einer Emissionsscanzeit von 2,5 Minuten pro Bettposition gescannt. Auf Grund der starken Ausbreitung der Krankheit wurden Thorax und Leber anschließend separat mit einem zweiten Emissionsscan von 1 Minute a Abb. 7 Beispiel einer Kopf-Halsstudie mit dem biograph-LSO mit einer Emissionsscanzeit von 3 Minuten pro Bettposition (a) und 1,5 Minuten pro Bettposition (b) 1 Stunde nach Injektion von 444 MBq FDG. a Abb. 8 Beispiel einer Thorax- und Abdomenstudie auf dem biograph-LSO mit einer Emissionsscanzeit von 2,5 Minuten pro Bettposition (a) und 1 Minute pro Bettposition (b) 1 Stunde nach Injektion von 480 MBq FDG. Klar zu sehen ist die Tumorausbreitung im Mediastinum und der rechten Leber. b Die kürzere Emissionsscanzeit führt zwar zu stärker verrauschten Bildern, die Bildqualität ist jedoch insgesamt klinisch akzeptabel. b Das mit ultrakurzer Emissionszeit erfasste Bild (b) ist stärker verrauscht als das mit dem Standardprotokoll erhaltene PET-Standardbild. Die klinische Information ist in beiden Bildern jedoch von vergleichbarer Qualität. electromedica 70 (2002) Heft 2 171 Entwicklung anspruchsvoller Bildgebungslösungen pro Bettposition (b) erfasst. Der ultrakurze Scan ergab stärker verrauschte Bilder, die jedoch die gleiche Ausbreitung der Krankheit einschließlich des nichtgleichförmigen Uptake im Mediastinum anzeigen. Trotz der unterschiedlich starken Verrauschtheit sind beide Bilder für die klinische Diagnose geeignet. Die Zukunft der schnellen und ultraschnellen PET/CT-Bildgebung Die aus dem Hong Kong Baptist Hospital stammenden klinischen Beispiele unterstreichen die mit dem biograph-LSO und regulären bzw. modifizierten klinischen Protokollen erhaltene Bildqualität. Durch Ausnutzung der ausgezeichneten Szintillationseigenschaften des LSO-Detektormaterials für die PET lassen sich routinemäßig Emissionsscanzeiten von ca. 2 - 3 Minuten erzielen, auch wenn sich die Patienten stark im Gewicht und den injizierten Aktivitäten unterscheiden. Die Gesamtscanzeiten einschließlich der klinischen CT-Untersuchung übersteigen selten 20 Minuten bei einem von Hals bis Oberschenkel reichenden Ganzkörperscan. Die meisten Patienten können daher die ganze Zeit mit über den Kopf angehobenen Armen auf dem Untersuchungstisch verbleiben. Da die Arme auf diese Weise aus dem Bildfeld des PET/CT-Tomographen herausgehalten werden, verbessert sich die PET-Bildqualität, und die CT-basierte Abschwächungskorrektur bleibt von den Strahlungsaufhärtungsartefakten in den CT-Bildern unbeeinträchtigt. Der biograph-LSO ist ein bei Onkologiepatienten vielseitig einsetzbares diagnostisches Bildgebungsgerät, da es einen klinischen CT-Scan auch mit intravenöser und/oder oraler Applikation von Kontrastmitteln durchführen kann. Auf Basis unserer ersten Qualitätsvergleiche von PET-Bildern bei unterschiedlichen Emissionsscanzeiten kommen wir zu dem Schluss, dass für die meisten Patienten in einem von hohem Durchsatz geprägten klinischen Umfeld Emissionsscanzeiten von 2 bis 3 Minuten empfohlen werden können. Ultrakurze Scanzeiten von 1-1,5 Minuten pro Bettposition können zum Scannen instabiler oder unruhiger Patienten, zum Beispiel Patienten mit schwerem Trauma oder Klaustrophobie, verwendet werden. Auch die pädiatrische Onkologie wird von den mit dem biograph-LSO möglichen ultrakurzen Scanzeiten profitieren. Die PET/CT-Tomographie wird sich sicherlich um die neue LSO-Detektortechnologie herum weiterentwickeln. PET-Bildgebung unter Verwendung großer LSO-basierter Paneldetektoren mit Abdeckung eines axialen Bildfelds von 50 cm in einer Bettposition ist bereits möglich. Die ersten Ergebnisse mit dieser Prototypentechnik unterstreichen die Durchführbarkeit von Ganzkörperscans mit Scanzeiten von lediglich 10 oder sogar nur 5 Minuten [8]. Die Kombination mit einem dem Stand der Technik entsprechenden CT würde die PET/CT-Bildgebung voll in die CT-Domäne bringen. Die Zukunft der ultraschnellen kombinierten Bildgebung hat begonnen. 172 electromedica 70 (2002) Heft 2 Literatur [1] Warburg O. The metabolism of tumors. 1931, New York: Smith. [2] Wienhard K. Measurement of glucose consumption using [18F]fluorodeoxyglucose. Methods, 2002; 27(3): 218. [3] Beyer T, Townsend D, and T. Blodgett. Dual-modality PET/CT tomography for clinical oncology. The Quarterly Journal of Nuclear Medicine, 2002; 46(1): 24-34. [4] Beyer T, et al. Der biograph: Ein kombinierter PET-CT-Tomograph der Premiumklasse für die klinische Onkologie. electromedica, 2001; 69(2): 126-132. [5] Freudenberg LS, et al. Erste klinische Erfahrungen mit einem kombinierten PET/CT-Tomographen an der Universität Essen. electromedica, 2002; 70(1): 68-73. [6] Melcher CL. Lutetium orthosilicate single crystal scintillator detector, in US Patent No 4,958,080 (1990) and 5,025,151 (1991). 1990: USA. [7] Reichert T. und Herget M, syngo – Der neue Standard für Bildbetrachtungs- und Workstation-Software. electromedica, 1999; 67(2): 68-71. [8] Nahmias C, et al. PET tomograph designed for five minute routine whole body studies. The Journal of Nuclear Medicine, 2002: 43(6). Abkürzungen BGO CT MRT PET = Wismutgermanat = Computertomographie = Magnetresonanztomographie = Positronenemissionstomographie Danksagung Wir danken Frau Joey Cheng und Herrn Johnson Chong für die Datenakquisition, Frau Elke Hinzmann für die Ausarbeitung des Manuskripts und Dr. Stefan Müller für hilfreiche Diskussionen. Frau Yat Yin Yau (MD) ist Direktor der biograph-LSO Installation am Hong Kong Baptist Hospital. Anschrift Thomas Beyer, PhD Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie Universitätsklinik Essen Hufelandstr. 55 D-45127 Essen, Deutschland Tel.: + 49-(0)201 723 1528 Fax: + 49-(0)201 959 7756 e-mail: [email protected]