PET/CT-Tomographie mit neuem PET

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PET/CT-Tomographie mit
neuem PET-Detektormaterial für ultraschnelle
Bildgebung in der klinischen Onkologie
T. Beyer 1, 2, Y. Y. Yau 3, S. Kaepplinger 4, T. Bruckbauer 5
1
Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie, Universitätsklinik Essen, Deutschland
Abteilung für Nuklearmedizin, Universitätsklinik Essen, Deutschland
3
Hong Kong Baptist Hospital, Hong Kong
4
Siemens AG, Medical Solutions, PET Group, Erlangen, Deutschland
5
CPS Innovations, Inc., Knoxville, USA
2
Schlüsselwörter
• LSO • PET/CT • Onkologie
PET- und PET/CT-Bildgebung
Die Computertomographie war in den letzten beiden
Jahrzehnten die Methode der Wahl für Diagnose und
Staging bei Krebspatienten. In den letzten Jahren fand
auch die PET-Bildgebung Eingang in die klinische
Onkologie. Im Gegensatz zur CT, bei der es sich um eine
anatomische Bildgebungstechnik handelt, ermöglicht PET
die Visualisierung und Quantifizierung metabolischer
Aktivitäten in vivo. Krebs wird durch funktionelle Abweichungen charakterisiert, die in vielen Fällen morphologischen Veränderungen vorangehen. PET sollte daher
in der Lage sein, frühe Hinweise auf Karzinome zu geben,
noch bevor diese mit CT sichtbar sind. Zur bildgebenden
klinischen Diagnose von Krebs mittels PET wird derzeit
18
F-Fluordeoxyglukose (FDG), ein radioaktiv markiertes
Derivat der Glukose, am häufigsten verwendet. Krebszellen sind hypermetabolisch und weisen einen erhöhten
Glukoseverbrauch auf [1]. Da FDG sich in den Anfangsphasen des Glukosemetabolismus genauso wie die
nichtmarkierte natürliche Glukose verhält, können mit
Hilfe von PET die Glukoseverteilung in vivo bestimmt
und damit Tumoraktivitäten festgestellt werden. Maligne
Gewebe können in der Regel als „hot spots“, also Gewebebereiche mit einer höheren Tracer-Konzentration
als das umgebende gesunde Gewebe, visualisiert werden.
Mechanismen dieser Art wurden in der Literatur, beispielsweise in [2], diskutiert. Bei der PET-Bildgebung
werden je nach der Aufgabenstellung verschiedene
radioaktive Tracer verwendet. Abb. 1 illustriert ein allgemeines Problem bei der PET-Bildgebung mit verschiedenen Tracers, nämlich die unzureichende Qualität der
anatomischen Einzelheiten in PET-Bildern. Diese mangelnde Information über anatomische Details lässt sich
durch komplementäre morphologische Informationen,
beispielsweise aus CT- oder MRT-Aufnahmen, kompensieren. Ein Hindernis bei einer solchen retrospektiven
Bildabgleichung stellt jedoch die präzise Registrierung
beider Datensätze dar. Es existieren zwar eine Reihe von
Software-Algorithmen zur gegenseitigen Abgleichung
von PET-Bildern einerseits und CT- oder MRT-Bildern
andererseits; diese Techniken lassen sich jedoch nicht
mit der in einem klinischen Umfeld mit hohem Patientendurchsatz erforderlichen Präzision automatisieren.
Daneben bedingen Registrierungsalgorithmen in vielen
Abb. 1
Beispiele von PET-Studien,
die mit (a) FDG
(einem Glukose-Analog)
und (b) 68Ga-DOTATOC
(freundlicherweise überlassen
von Dr. M. Hofmann,
Universität Hannover,
Deutschland) akquiriert wurden.
Das in (c) als anatomische
Referenz gezeigte koronale
CT-Bild unterstreicht den
Mangel anatomischer Details
in normalen PET-Bildern.
a
b
c
electromedica 70 (2002) Heft 2
167
Entwicklung anspruchsvoller Bildgebungslösungen
Fällen auch künstliche Markierungspunkte oder intrinsische Orientierungspunkte (die in PET-Bildern mit ihren
hochspezifischen Tracern nicht sichtbar sind) sowie unter
Umständen hochkomplexe nichtlineare Transformationen. Um dieser erforderlichen intrinsischen Abgleichung
zwischen funktionellen und anatomischen Informationen
Rechnung zu tragen, wurden kombinierte PET/CT-Tomographen entwickelt [3]. Wir haben vor kurzem das Design
eines solchen kommerziell erhältlichen PET/CT-Tomographen [4] und erste Erfahrungen mit diesem Gerät
beschrieben [5].
Mit einem kombinierten PET/CT-Tomographen lassen
sich in einer einzigen Untersuchung in kürzest möglicher
Zeit komplementäre PET- und CT-Bilder erfassen, so dass
sich der Patient nicht separaten CT- und PET-Untersuchungen unterziehen muss. Mit Hilfe einer 3D-Akquisition
lässt sich die für die PET-Bildgebung erforderliche Zeit
im Vergleich zum 2D-Mode stark verkürzen, wo das
gemessene Signal über mehrere zwischen die Ringe
des PET-Detektors eingeschobene Septen intrinsisch
limitiert ist. Der in dieser Veröffentlichung und in [4]
beschriebene PET/CT-Tomograph verwendet ausschließlich 3D-Emissionsakquisitionsmuster, und liefert über
hoch entwickelte 3D-Streukorrektur und iterative Bildrekonstruktion quantitative PET-Bilder hoher Qualität.
Ein wichtiger Aspekt beim Design des PET/CT-Tomographen besteht darin, dass die Septen zur Applikation
von 3D-Akquisitionsschemata entfernt werden können.
Die Öffnung der PET-Gantry lässt sich daher auf den
Tunneldurchmesser des CT mit 70 cm aufweiten, so dass
Lagerungshilfen für die Strahlentherapie bequem in der
Gantry verwendet werden können.
Mit Hilfe vor kurzem entwickelter und validierter
Algorithmen können die CT-Bilder zur Abschwächungskorrektur der Emissionsdaten verwendet werden. Dies
vermeidet zeitaufwändige PET-Transmissionsscans, und
die Gesamtuntersuchungszeit wird auf ca. 30 Minuten
einschließlich eines 1-minütigen CT-Transmissionsscans
verringert (im Vergleich zu 10-20 Minuten für einen
PET-Standardtransmissionsscan).
Kürzere Scanzeiten mit Hilfe schnellerer Kristalle
Jedoch kann selbst eine Untersuchungszeit von 30
Minuten unzumutbar für Patienten sein, die unter primären und sekundären Komplikationen ihrer Krebserkrankung leiden. Die Technologie von PET-Detektoren
hat sich jedoch in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. Ursprünglich war Thallium-dotiertes NaI das
Detektormaterial der Wahl in der nuklearmedizinischen
Bildgebung. NaI ist ein von Hofstadter im Jahre 1949
entdeckter Szintillationskristall. Er wird auf Grund
seiner ausgezeichneten Eigenschaften zur Detektion
niedrigenergetischer Photonen bis heute in Gammakameras eingesetzt (Tabelle 1).
NaI kann jedoch hochenergetische Photonen (wie zum
Beispiel die in PET verwendeten 511 keV-Annihilations-
168
electromedica 70 (2002) Heft 2
PARAMETER
NaI
BGO
LSO
Dichte [g/mL]
Ordnungszahl [Zeff]
Mittlerer freier Weg [cm]
Hygroskopisch
Robust
3,67
50
2,88
Ja
Nein
7,13
73
1,05
Nein
Ja
7,4
65
1,16
Nein
Ja
Tabelle 1
Physikalische Eigenschaften
(bei 511 keV) der in der
Nuklearmedizin verwendeten
Szintillationsdetektormaterialien.
Abb. 2
Rohmaterialien für LSO,
LSO-Einkristallkörper mit
Segmenten und doppelschichtiger
LSO-Detektoranordnung.
PARAMETER
NaI
BGO
LSO
Zerfallszeit [ns]
Spitzenemissionswellenlänge [nm]
Lichtleistung relativ
zu NaI
Energieauflösung
bei 511 keV
230
410
300
480
40
420
1
0,15
0,75
7,8%
10,1%
10%
Tabelle 2
Szintillationseigenschaften
der in PET verwendeten
Szintillationsdetektormaterialien.
photonen) nur unzureichend abbremsen, und gegen
Ende der 80er-Jahre entwickelte sich daher ein anderer
Szintillator (BGO) zum Detektormaterial der Wahl für
PET-Tomographen. Seit dieser Zeit dominiert BGO
den Markt für PET-Bildgebungsdetektoren, obgleich es
eine deutlich geringere Lichtleistung als NaI aufweist.
BGO hat jedoch eine doppelt so hohe Dichte und eine
höhere effektive Ordnungszahl (Zeff), die zur effizienten
Detektion von 511 keV-Photonen erforderlich ist. Bei
der PET-Bildgebung werden die Eigenschaften eines
Detektors im Wesentlichen vom Bremsvermögen, der
Lichtleistung und der Zerfallszeit bestimmt.
Abb. 3
FDG-PET-Ganzkörperbild (akquiriert auf biograph-LSO) eines
mit einer Gesamtemissionszeit von
25 Minuten (oben) und 10 Minuten (unten) gescannten Patienten.
Die Emissionsdaten wurden mit
Vor kurzem wurde nun mit Cer-dotiertem Lutetiumoxyorthosilikat (LSO) [6] ein neues Szintillationsmaterial
entdeckt (Abb. 2), das in verschiedener Hinsicht sowohl
NaI als auch BGO bei der Einzelphotonendetektion und
der Positronenbildgebung überlegen ist (Tabelle 2).
LSO weist sehr schnelle Szintillationszeiten auf (40 ns).
Mit dem schnellen Lichtzerfall sind die Detektortotzeiten
signifikant kürzer und die Zählraten liegen daher deutlich höher. Hohe Zählratenleistung ist bei der klinischen
PET-Bildgebung äußerst wichtig, um einen möglichst
hohen Anteil der injizierten Aktivität nutzen zu können
und die Emissionsscanzeiten bei akzeptabler Bildqualität so kurz wie möglich zu halten. Abb. 3 zeigt vergleichsweise zwei PET-Bilder eines Patienten, der einmal 25
Minuten lang und ein zweites Mal 10 Minuten lang vom
Hals bis zum Oberschenkel gescannt wurde. Die Bilder
sind von vergleichbarer Qualität und legen den Schluss
nahe, dass zur Verbesserung des Patientenkomforts
kürzere Scanzeiten verwendet werden können.
Die höhere zeitliche Auflösung des LSO-Detektors
ermöglicht ebenfalls ein schmaleres Koinzidenz-Zeitfenster und daher eine geringere Anzahl zufälliger (d. h.
zum Rauschen beitragender) Koinzidenzen. Zusammen
mit der im Vergleich zu anderen hochdichten Szintillatoren ausgezeichneten Lichtleistung ist der LSO-Detektor
daher der schnellste für die PET-Tomographie heute
verfügbare Detektor.
PET/CT-Bildgebung mit schnellerem PET-Detektor
Vor kurzem wurde die PET/CT-Produktlinie von
Siemens Medical Solutions durch einen LSO-basierten
PET/CT-Tomograph, den biograph-LSO erweitert (hergestellt von CPS Innovations, Knoxville, USA, und ver-
Hilfe der verfügbaren CT-Transmissionsbilder auf Abschwächung korrigiert. Die Bilder sind
von vergleichbarer Qualität und
wurden freundlicherweise von
Johannes Czernin (MD) von
UCLA zur Verfügung gestellt.
Modalität Parameter
biograph-LSO
PET
LSO
6,35 x 6,5 x 25
3,4
15,5
50
UFC (keramisch)
1 oder 2
800
80, 120, 140
CT
Detektormaterial
Kristallgröße [mm3]
Bildebenenauflösung [mm]
Axiales Bildfeld [cm]
Spitzenzählrate [kcps], NEMA-2000
Detektormaterial
Anzahl Ringe
Kürzeste Rotationszeit [ms]
Röhrenspannung [kVp]
Tabelle 3
Schlüsselparameter zum
biographTM-LSO.
ZEIT [min]
PROTOKOLL
Patientenvorbereitung Blutzuckerspiegel bestimmen
FDG injizieren (370-450 MBq)
Patient trinkt 4-6 Gläser orales Kontrastmittel (bariumbasiert oder Gastrografin)
Untersuchung
0
Patient auf Tisch positionieren und i.v.-Verabreichung des Kontrastmittels vorbereiten
5
CT-Topogramm und Definition
des PET/CT-Scanbereichs
7
Kontrastmittel i.v. injizieren u. CT-Scan starten
9
PET-Ganzkörperscan starten
(1- 3 Min./Bettp. mit 5 Bettpositionen)
< 25
Patient steigt vom Tisch
30
Bilder überprüfen
Tabelle 4
Klinisches PET/CT-Bildgebungsprotokoll zum biograph-LSO
am HKBH. Eine einzelne Bett-
position als Teil eines Ganzkörperprotokolls entspricht ca. 12 cm
axialem Bildgebungsbereich.
electromedica 70 (2002) Heft 2
169
Entwicklung anspruchsvoller Bildgebungslösungen
kürzer. Das Gerät bietet daher einen deutlich höheren
Patientenkomfort und zeigt viel weniger durch unfreiwillige Bewegungen verursachte Artefakte. Klinische
Diagnose und Staging werden durch die Möglichkeit zur
Ansicht der intrinsisch registrierten PET- und CT-Bilder,
sowohl nebeneinander als auch fusioniert, unter Verwendung der syngo ® 1 Software-Plattform erleichtert [7].
Die folgenden drei klinischen Beispiele unterstreichen
die Qualität der PET-Bilder des biograph-LSO mit seinen kürzeren Emissionszeiten und Gesamtscanzeiten
zur Erhöhung des Patientenkomforts. Tabelle 4 zeigt das
klinische Protokoll zu diesen Fallstudien. Variiert wird
lediglich die injizierte Aktivität und die Emissionsscanzeit. Die PET-Bilder wurden routinemäßig mit Hilfe der
verfügbaren CT-Transmissionsbilder für Abschwächung
korrigiert und iterativ auf eine finale Bildauflösung von
ca. 8-10 mm rekonstruiert.
Abb. 4
PET-Ganzkörperbild (koronal
und sagittal) eines Patienten
mit Nasopharyngealkarzinom
nach Rekurrenz mit multiplen
Metastasen. Die Gesamtscanzeit
einschließlich CT betrug 17
Minuten bei fünf Bettpositionen.
Abb. 4 zeigt einen 51 Jahre alten Patienten mit Nasopharyngealkarzinom. Der Patient wog 65 kg. Das kombinierte Scanning begann 1 Stunde nach Injektion von
507 MBq FDG. Die Emissionsscanzeit betrug 3 Minuten
pro Bettposition mit insgesamt fünf Bettpositionen. Wie
die Abbildung zeigt, hat sich der Tumor stark im rechten
Hals und Skelettsystem ausgebreitet.
trieben von Siemens Medical Solutions Nuclear Medicine
Group, Hoffman Estates, USA). Tabelle 3 enthält eine
Auflistung der Parameter zu diesem Tomographen.
Entsprechend dem hier beschriebenen Protokoll wurde
ein 63 Jahre alter Patient mit Bronchialkarzinom auf
einem biograph-LSO gescannt. Abb. 5 zeigt die CT-,
PET-, und fusionierten Bilder. Dem Patienten wurden
520 MBq injiziert und der Scan begann 90 Minuten nach
der Injektion. Die Emissionsscanzeit betrug 3 Minuten pro
Bettposition mit insgesamt fünf Bettpositionen.
Der weltweit erste biograph-LSO wurde im Frühjahr
2002 im Hong Kong Baptist Hospital (HKBH) installiert.
Innerhalb einer Woche nach Beginn der Installation war
der biograph-LSO in den klinischen Betrieb integriert
und der erste Patient konnte gescannt werden. Seitdem
wurden am HKBH mehr als 300 Patienten mit dem Gerät
untersucht. Tabelle 4 zeigt ein typisches klinisches Protokoll.
Patientenvorbereitung und eigentliches klinisches Verfahren unterscheiden sich nicht vom Vorgehen beim
biograph-BGO, das in [4] und [5] beschrieben ist, die
Gesamtscanzeit ist beim biograph-LSO jedoch viel
Ein 57 Jahre alter Patient wurde mit Verdacht auf
rezidivierendes Rektalkarzinom untersucht. In dem in
Abb. 6 (a) gezeigten fusionierten PET/CT-Bild ist neben
einer mittelgroßen Lebermetastase auch das fokale Rezidiv im posterioren Rektum zu sehen. Dem Patienten
1
syngo ist eine Marke von Siemens AG
Abb. 5
Koronales CT- (a), PET- (b)
und fusioniertes PET/CT-Bild (c)
eines Patienten mit Bronchialkarzinom. Die kleine Läsion ist
im oberen Mediastinum (Pfeile)
zu sehen. Die Gesamtscanzeit
betrug 17 Minuten.
a
170
electromedica 70 (2002) Heft 2
b
c
Abb. 6
Klinisches Beispiel eines rezidivierenden Rektalkarzinoms.
Das fusionierte PET/CT-Bild
(a) zeigt das fokale Rezidiv
(Pfeil) und Lebermetastasen.
Das koronale PET-Bild zeigt eine
Lebermetastase. Die Gesamtscanzeit betrug 17 Minuten bei
6 Bettpositionen.
Ein zweiter Emissionsscan wurde
mit einer Emissionsscanzeit von
1 Minute pro Bettposition (c)
über dem vom Pfeil in (b) angezeigten axialen Bereich akquiriert.
a
b
c
wurden 407 MBq FDG injiziert, und eine Stunde nach
der Injektion begann der Emissionsscan mit 2,5 Minuten
pro Bettposition. Die Gesamtscanzeit über sechs Bettpositionen betrug einschließlich CT 17 Minuten.
Nach Abschluss der PET/CT-Ganzkörperstudie wurde
ein separater Scan mit 2 Bettpositionen über der Leber
akquiriert. Die Emissionsscanzeit dieser zusätzlichen
Untersuchung betrug 1 Minute pro Bettposition. Abb. 6 (c)
zeigt das korrigierte PET-Bild für die gleiche Ansicht
wie in Abb. 6 (b). Die kürzere Scanzeit (Faktor 2,5) führt
offensichtlich zu einem stärker verrauschten Bild, es ist
jedoch klinisch verwertbar und weist im Vergleich zur
ursprünglichen Untersuchung keine klinisch relevanten
Diskrepanzen auf.
Wir verkürzten bei mehreren Patienten die Emissionsscanzeiten auf 2 Minuten oder weniger pro Bettposition.
Durch Vergleich mit den normalen Emissionsakquisitionszeiten von 3 bis 4 Minuten pro Bettposition konnten wir
die Effizienz dieser ultrakurzen Scanzeiten validieren.
Die Abb. 7 und 8 zeigen zwei Beispiele zum wiederholten
PET-Scanning mit kürzeren Scanzeiten. Bei einem Patienten wurde der Halsbereich einmal mit 3 Minuten (a) und
einmal mit 1,5 Minuten (b) pro Bettposition abgebildet.
Die angewandte Abschwächungskorrektur beruht auf den
verfügbaren CT-Bildern. Ähnlich den in Abb. 6b und c
beschriebenen Beispielen führen die langen und kurzen
Emissionsscanzeiten auch hier zu Bildern vergleichbarer
klinischer Qualität.
In Abb. 8 wird die Qualität der PET-Bilder von einem
64 Jahre alten Patienten mit Nasopharyngealkarzinom
mit normalen und ultrakurzen Emissionsscanzeiten miteinander verglichen. Der Patient wurde zunächst entsprechend dem Standardprotokoll für die PET/CT-Bildgebung und einer Emissionsscanzeit von 2,5 Minuten pro
Bettposition gescannt. Auf Grund der starken Ausbreitung
der Krankheit wurden Thorax und Leber anschließend
separat mit einem zweiten Emissionsscan von 1 Minute
a
Abb. 7
Beispiel einer Kopf-Halsstudie
mit dem biograph-LSO mit
einer Emissionsscanzeit von
3 Minuten pro Bettposition (a)
und 1,5 Minuten pro Bettposition (b) 1 Stunde nach Injektion von 444 MBq FDG.
a
Abb. 8
Beispiel einer Thorax- und
Abdomenstudie auf dem
biograph-LSO mit einer Emissionsscanzeit von 2,5 Minuten
pro Bettposition (a) und 1 Minute
pro Bettposition (b) 1 Stunde
nach Injektion von 480 MBq FDG.
Klar zu sehen ist die Tumorausbreitung im Mediastinum und der
rechten Leber.
b
Die kürzere Emissionsscanzeit
führt zwar zu stärker verrauschten Bildern, die Bildqualität
ist jedoch insgesamt klinisch
akzeptabel.
b
Das mit ultrakurzer Emissionszeit erfasste Bild (b) ist stärker
verrauscht als das mit dem
Standardprotokoll erhaltene
PET-Standardbild. Die klinische
Information ist in beiden
Bildern jedoch von vergleichbarer Qualität.
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Entwicklung anspruchsvoller Bildgebungslösungen
pro Bettposition (b) erfasst. Der ultrakurze Scan ergab
stärker verrauschte Bilder, die jedoch die gleiche Ausbreitung der Krankheit einschließlich des nichtgleichförmigen Uptake im Mediastinum anzeigen. Trotz der
unterschiedlich starken Verrauschtheit sind beide Bilder
für die klinische Diagnose geeignet.
Die Zukunft der schnellen und ultraschnellen
PET/CT-Bildgebung
Die aus dem Hong Kong Baptist Hospital stammenden klinischen Beispiele unterstreichen die mit dem
biograph-LSO und regulären bzw. modifizierten klinischen Protokollen erhaltene Bildqualität. Durch Ausnutzung der ausgezeichneten Szintillationseigenschaften
des LSO-Detektormaterials für die PET lassen sich
routinemäßig Emissionsscanzeiten von ca. 2 - 3 Minuten
erzielen, auch wenn sich die Patienten stark im Gewicht
und den injizierten Aktivitäten unterscheiden. Die Gesamtscanzeiten einschließlich der klinischen CT-Untersuchung übersteigen selten 20 Minuten bei einem von Hals
bis Oberschenkel reichenden Ganzkörperscan. Die meisten Patienten können daher die ganze Zeit mit über den
Kopf angehobenen Armen auf dem Untersuchungstisch
verbleiben. Da die Arme auf diese Weise aus dem Bildfeld des PET/CT-Tomographen herausgehalten werden,
verbessert sich die PET-Bildqualität, und die CT-basierte
Abschwächungskorrektur bleibt von den Strahlungsaufhärtungsartefakten in den CT-Bildern unbeeinträchtigt.
Der biograph-LSO ist ein bei Onkologiepatienten
vielseitig einsetzbares diagnostisches Bildgebungsgerät,
da es einen klinischen CT-Scan auch mit intravenöser
und/oder oraler Applikation von Kontrastmitteln durchführen kann. Auf Basis unserer ersten Qualitätsvergleiche
von PET-Bildern bei unterschiedlichen Emissionsscanzeiten kommen wir zu dem Schluss, dass für die meisten
Patienten in einem von hohem Durchsatz geprägten klinischen Umfeld Emissionsscanzeiten von 2 bis 3 Minuten empfohlen werden können. Ultrakurze Scanzeiten
von 1-1,5 Minuten pro Bettposition können zum Scannen instabiler oder unruhiger Patienten, zum Beispiel
Patienten mit schwerem Trauma oder Klaustrophobie,
verwendet werden. Auch die pädiatrische Onkologie
wird von den mit dem biograph-LSO möglichen ultrakurzen Scanzeiten profitieren.
Die PET/CT-Tomographie wird sich sicherlich um
die neue LSO-Detektortechnologie herum weiterentwickeln. PET-Bildgebung unter Verwendung großer
LSO-basierter Paneldetektoren mit Abdeckung eines
axialen Bildfelds von 50 cm in einer Bettposition ist
bereits möglich. Die ersten Ergebnisse mit dieser Prototypentechnik unterstreichen die Durchführbarkeit von
Ganzkörperscans mit Scanzeiten von lediglich 10 oder
sogar nur 5 Minuten [8]. Die Kombination mit einem
dem Stand der Technik entsprechenden CT würde die
PET/CT-Bildgebung voll in die CT-Domäne bringen. Die
Zukunft der ultraschnellen kombinierten Bildgebung hat
begonnen.
172
electromedica 70 (2002) Heft 2
Literatur
[1] Warburg O. The metabolism of tumors. 1931, New York: Smith.
[2] Wienhard K. Measurement of glucose consumption using
[18F]fluorodeoxyglucose. Methods, 2002; 27(3): 218.
[3] Beyer T, Townsend D, and T. Blodgett. Dual-modality PET/CT
tomography for clinical oncology. The Quarterly Journal of Nuclear
Medicine, 2002; 46(1): 24-34.
[4] Beyer T, et al. Der biograph: Ein kombinierter PET-CT-Tomograph
der Premiumklasse für die klinische Onkologie. electromedica, 2001;
69(2): 126-132.
[5] Freudenberg LS, et al. Erste klinische Erfahrungen mit einem
kombinierten PET/CT-Tomographen an der Universität Essen. electromedica, 2002; 70(1): 68-73.
[6] Melcher CL. Lutetium orthosilicate single crystal scintillator
detector, in US Patent No 4,958,080 (1990) and 5,025,151 (1991).
1990: USA.
[7] Reichert T. und Herget M, syngo – Der neue Standard für Bildbetrachtungs- und Workstation-Software. electromedica, 1999; 67(2):
68-71.
[8] Nahmias C, et al. PET tomograph designed for five minute routine whole body studies. The Journal of Nuclear Medicine, 2002: 43(6).
Abkürzungen
BGO
CT
MRT
PET
= Wismutgermanat
= Computertomographie
= Magnetresonanztomographie
= Positronenemissionstomographie
Danksagung
Wir danken Frau Joey Cheng und Herrn Johnson Chong für die Datenakquisition, Frau Elke Hinzmann für die Ausarbeitung des Manuskripts
und Dr. Stefan Müller für hilfreiche Diskussionen. Frau Yat Yin Yau (MD)
ist Direktor der biograph-LSO Installation am Hong Kong Baptist
Hospital.
Anschrift
Thomas Beyer, PhD
Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie
Universitätsklinik Essen
Hufelandstr. 55
D-45127 Essen, Deutschland
Tel.: + 49-(0)201 723 1528
Fax: + 49-(0)201 959 7756
e-mail: [email protected]
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